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Nanofasern und Nanoröhrchen - Max-Planck-Institut für ...

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POLYMERFASERN<br />

| NANOTECHNOLOGIE<br />

Benetzung poröser Template [15-17]<br />

Eine wichtige Erweiterung des bis dato <strong>für</strong> die Präparation<br />

von <strong>Nanoröhrchen</strong> zur Verfügung stehenden Methodenspektrums<br />

ist die Kombination der Templat-Methode mit<br />

einem universellen physikalischen Phänomen: Benetzung.<br />

Bestehen die Wände der Templatporen aus einem Material,<br />

das eine hohe Oberflächenenergie aufweist, so benetzen<br />

alle Flüssigkeiten, die eine niedrigere Oberflächenenergie<br />

besitzen, die Porenwand vollständig (Abbildung 17). Im<br />

Falle niedrigviskoser Flüssigkeiten wie Wasser findet sehr<br />

schnell eine komplette Befüllung des Porenvolumens statt.<br />

Etwas anderes beobachtet man, wenn die Flüssigkeit Polymere<br />

enthält, wenn es sich bei ihr also um eine Polymerschmelze<br />

oder -lösung handelt. Dann bildet sich sehr schnell<br />

auf den Porenwänden zunächst ein wenige Nanometer bis<br />

wenige zehn Nanometer dünner Film, eine anschließende<br />

komplette schnelle Befüllung erfolgt nicht. Das Polymer<br />

wird nach der Benetzung der Porenwände zur Erstarrung<br />

gebracht, etwa indem man es abkühlt, oder indem man ein<br />

Lösungsmittel verdampfen lässt. Dabei verglast das Polymer,<br />

oder es wird durch Kristallisation fest. Das Ergebnis sind Polymer-<strong>Nanoröhrchen</strong><br />

in den Poren der Templatstruktur.<br />

Der Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> die schnelle Ausbildung des Filmes auf<br />

den Porenwänden sind die starken Adhäsionskräfte, die<br />

zwischen Flüssigkeit <strong>und</strong> Wand wirken. Diese werden sozusagen<br />

neutralisiert, <strong>und</strong> das Befüllen des restlichen Porenvolumens<br />

erfolgt aufgr<strong>und</strong> des Wachstums von Instabilitäten<br />

im Film wesentlich langsamer.<br />

Diese Methode ist so universell, dass sie sich auf alle Polymere<br />

anwenden lässt, die irgendwie, sei es durch Lösen<br />

oder Schmelzen, in Form einer Flüssigkeit verarbeitet werden<br />

können. Abbildung 18 zeigt beispielsweise rasterelektronenmikroskopische<br />

Aufnahmen von Polystyrol-<strong>Nanoröhrchen</strong>.<br />

Erstmals konnten auch <strong>Nanoröhrchen</strong> aus Hochleistungspolymeren<br />

wie Polyetheretherketon, <strong>und</strong> vor allem<br />

Polytetrafluorethylen (PTFE, Teflon ® ) hergestellt werden,<br />

die sich durch eine herausragende chemische Resistenz <strong>und</strong><br />

eine außergewöhnliche Hitzebeständigkeit auszeichnen.<br />

PTFE mit ultrahohem Molekulargewicht (10 6 –10 7 g/mol)<br />

besitzt eine so hohe Schmelzeviskosität, dass es im Gegensatz<br />

zu den meisten anderen Polymeren nicht viskos fließt.<br />

PTFE-Formteile werden daher produziert, indem man<br />

kleine PTFE-Kügelchen zusammensintern lässt. Presst man<br />

PTFE auf ein auf etwa 400° erhitztes Templat, kommen die<br />

PTFE-Ketten allerdings so nahe an dessen Oberfläche, dass<br />

die den Benetzungsprozess treibenden intermolekularen<br />

Kräfte zwischen Oberfläche <strong>und</strong> PTFE-Ketten wirksam werden,<br />

<strong>und</strong> die PTFE-Ketten sich in die Poren hinein bewegen.<br />

Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Benetzung<br />

der Porenwand aufgr<strong>und</strong> von Oberflächendiffusion <strong>und</strong><br />

nicht aufgr<strong>und</strong> eines viskosen Fließprozesses erfolgt. Viskoses<br />

Fließen kann jedoch den Transport der Polymermoleküle<br />

in die Nähe der Templatoberfläche begünstigen.<br />

Die Polymermoleküle kriechen zunächst wie Schnecken<br />

in die Poren. Dabei liegen sie meist flach auf der Porenwand.<br />

Da das flüssige Reservoir, aus dem sie stammen, in<br />

erster Näherung als unendlich, die zu benetzende Porenoberfläche<br />

als endlich betrachtet werden kann, finden Relaxationsprozesse<br />

statt. Die Moleküle nehmen dann eine<br />

entropisch <strong>und</strong> enthalpisch günstigere Konformation ein.<br />

Röntgenbeugungsuntersuchungen an in den Templaten orientierten<br />

<strong>Nanoröhrchen</strong> aus Polyvinylidenfluorid [17] ergaben,<br />

dass die Struktur der Röhrchenwände erheblich von<br />

den Herstellungsparametern abhängt: Benetzt man mit<br />

Schmelzen, sind die Wände in hohem Maße kristallin, benetzt<br />

man hingegen mit bestimmten Lösungen dieses Polymers,<br />

sind die Wände der erhaltenen <strong>Nanoröhrchen</strong> praktisch<br />

amorph.<br />

<strong>Nanoröhrchen</strong> mit komplexer Morphologie<br />

Die Templatbenetzung ermöglicht die Herstellung von<br />

<strong>Nanoröhrchen</strong> mit speziellen Eigenschaften oder einem<br />

komplexem Aufbau. Beispiele sind Röhrchen aus ferroelektrischen<br />

Oxiden wie Bleizirkonattitanat (PZT) (PbZr 0.52<br />

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