Hitler und die Deutschen – ein symbiotisches Verhältnis? I ...

16
kann als deren „ideologischer Motor“ (Hans Mommsen) bezeichnet
werden, bei der konkreten Durchsetzung des massenhaften Mordens
war er aber nur ein Faktor unter mehreren. Folgende wesentliche
Kennzeichen der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik seien
hier zusätzlich genannt:
• Als grundlegende Determinanten Diktatur und Krieg. Der imperialistische
und rassistische Eroberungskrieg des Deutschen Reiches in
Osteuropa richtete sich auf eine umfassende Vernichtung des Feindes,
auf Zerstörung und Tod in extremster Form.
• Als mentale Disposition eine völkisch-rassistische Sicht gesellschaftlicher
Fragen, die nicht allein in den Weltanschauungseliten
des Regimes verankert war und die vermittels solcher Termini wie
„Endziel“ und „Endlösung“ den Weg zur systematischen Tötung
ebnete. Der völkische Rassismus stellte hierfür einen Diskurs zur
Verfügung, der das herkömmliche projektive Abwehrverhalten
nicht nur gegen die Juden, sondern auch gegen Gruppen wie die
‚Zigeuner’ in ein relativ geschlossenes Gesellschaftsbild überführte.
In dieser Vorstellungswelt figurierten nicht Individuen oder eine
universale Menschheit, sondern „Völker“ als Träger der Geschichte.
Die „Erbsubstanz“ des durch „Auslese“ zu fördernden
„deutschen Volkes“ galt dabei im Innern als auch durch äußere Einflüsse
von Gruppen und Personen gefährdet, die man als „minderwertig“
stigmatisierte. Diese Biologisierung des Gesellschaftlichen,
der zufolge sich mit der „rassischen Reinheit“ auch die Leistungsfähigkeit
des deutschen Volkes zur Unüberwindbarkeit steigern
werde, wurde zum Kern des nationalsozialistischen Projektes. Mit-