Hitler und die Deutschen – ein symbiotisches Verhältnis? I ...

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4 Wesen seiner Macht; zur Erklärung dieser Macht müsse man, so Kershaw, „in erster Linie auf die anderen und nicht auf Hitler selbst schauen“. Diese Perspektive scheint mir für die Fragestellung des heutigen Abends die fruchtbarere zu sein, wenngleich - dies ist mehrfach kritisch zu Kershaws Hitler-Biographie angemerkt worden - der britische Autor selbst diese Blickrichtung nicht immer durchhält und in einer Biographie wohl auch nicht durchhalten kann. III. Adolf Hitler war zu Beginn seiner politischen Aktivität, darin stimmen Kershaw und Fest überein, ein sozial Gescheiterter im Dunstkreis des rechten Milieus, beherrscht von Ressentiments gegen jene, die seines Erachtens für das eigene Elend und das der Nation verantwortlich waren. Nach dem Ersten Weltkrieg stieg er schnell auf - vom deprimierten Sonderling zum Unikum mit einer „großen Goschn“ zunächst, dann zum Hauptredner der Münchner Propagandaabteilung der Reichwehr, schließlich zum gefeierten Bierkelleragitator. Dort wurde er als der direkte Ausdruck der Empfindungen der Massen wahrgenommen, als von politischen Kompromissen und Intrigen unbefleckte Stimme der Entrechteten. Der Redner Hitlers orientierte sich am Beifall. Das, was am lautesten bejubelt wurde, verkündete er am heftigsten. Er sagt nichts anderes als die übrigen deutsch-völkischen Radikalen, aber er sagt es besonders ungezügelt. Am meisten tobten die Leute, wenn er gegen die Juden hetzte. Also sprach er mehr und mehr und bald fast nur noch über die Juden. Er funktionierte wie ein Empfänger und Verstärker der von ihm erspürten Erwartungen. Je länger er so auftrat, desto mehr hielt er
5 das unablässig Propagierte für seine eigene Überzeugung. Es war der anschwellende Beifall, der ihn allmählich glauben machte, er selbst sei nicht lediglich der „Trommler“ für einen kommenden Führer, sondern dieser angekündigte „Führer“ höchstpersönlich. Was Hitler mit seiner Anhänger- und Zuhörerschaft aus dem deutschvölkischen Lager verband, war wohl nicht eine präzise politische Überzeugung als ein Gefühl: das Trauma der Erniedrigung, des Betrugs und der nationalen Katastrophe, markiert durch die Kriegsniederlage von 1918, die Novemberrevolution, den Versailler Frieden, durch Räterepublik und Rote Ruhrarmee, parlamentarische Demokratie und die Machtbeteiligung der vor 1914 als „vaterlandslose Gesellen“ stigmatisierten Sozialdemokraten. Je unverständlicher der Absturz Deutschlands schien, desto heftiger wucherten Verschwörungstheorien und Antisemitismus: Danach trugen die feindlichen Mächte und anonyme internationale Kräfte, als deren Symbol die Juden figurierten, an allem Schuld. Hitlers Versprechen lautete: Wiederaufstieg zu alter nationaler Größe, ja mehr noch, zu nie gekannter Größe. Dass er dabei keine Risiken abwägte, sondern Vabanque spielte, blieb sein Erfolgsrezept über die Jahre, als Parteiführer wie als Diktator, in der Innen- wie in der Außenpolitik. Das machte ihn für andere, die Rücksichten nahmen und Risiken einschätzten, so unberechenbar. IV. Es war ein seltsames Regime, das sich 1933 etablierte, mit einem Diktator an der Spitze, der Reden hielt oder faulenzte, nicht aber systematisch regierte. Das Regime funktionierte gleichwohl, und Hitlers Nimbus schien immer strahlender. Zu sehen ist dies vor dem Hinter-
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Seite 9 und 10: 9 gleich zum wohl populärsten nati
Seite 11 und 12: 11 Folge. Als der „Führer“ sic
Seite 13 und 14: 13 Gleichwohl blieb es, sieht man v
Seite 15 und 16: 15 neuter Weltkrieg werde zur Verni
Seite 17 und 18: 17 samt der besonderen Feindschaft
Seite 19 und 20: 19 außerdem Karrierismus, Verrohun
Seite 21 und 22: 21 Vielzahl der sich ansonsten befe

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