1 Extraktion Die heute vielfach angewandte Trennung durch ...
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<strong>Extraktion</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>heute</strong> <strong>vielfach</strong> <strong>angewandte</strong> <strong>Trennung</strong> <strong>durch</strong> <strong>Extraktion</strong> basiert auf der<br />
unterschiedlichen Löslichkeit bestimmter Verbindungen in zwei nicht (od. begrenzt)<br />
mischbaren Lösungsmittel. (Das Lösungsmittesystem besteht praktisch aus einer<br />
polaren und einer apolaren Phase.) Bei diskontinuierlicher Arbeitsweise (Flüssig-<br />
Flüssig-<strong>Extraktion</strong>) spricht man auch vom Ausschütteln. Als <strong>Extraktion</strong>smittel können<br />
z.B. Ether, Chloroform. Essigester, Petrolether, aber auch alle anderen organischen<br />
Lösungsmittel verwendet werden. Zur praktischen Ausführung wird die zu<br />
extrahierende Lösung mit dem <strong>Extraktion</strong>smittel im Scheidetrichter gut<br />
<strong>durch</strong>geschüttet. Nach der Entmischung beider Phasen werden diese getrennt<br />
abgelassen. Kann sich ein Stoff zwischen zwei nicht miteinander mischbaren<br />
Lösungsmitteln entsprechend seiner unterschiedlichen Löslichkeit in beiden<br />
Lösungsmitteln verteilen, so führt diese Verteilung zu einem Gleichgewicht. Den sog.<br />
„Ausschüttelungsverfahren“ liegt in theoretischer Hinsicht das Nerstsche<br />
Verteilungsgesetz zugrunde.<br />
Dabei bedeutet C die Gleichgewichts-Konzentration des Stoffes in den Phasen A und<br />
B. <strong>Die</strong> Gleichgewichtskonstante K heißt Verteilungskoeffizient. Sie drückt die<br />
unterschiedliche Löslichkeit des Stoffes in den beiden Lösungsmitteln aus und ist von<br />
der Temperatur abhängig. Ist ein Stoff im <strong>Extraktion</strong>smittel wesentlich besser löslich<br />
als in der Ausgangs-Lösungsmittel (K ist wesentlich größer als 1) so ist eine<br />
<strong>Extraktion</strong> für eine praktisch verlustfreie Ausschüttelung des gelösten Stoffes<br />
ausreichend. Bei Substanzen mit Verteilungskoeffizient von K kleiner 100 reicht eine<br />
<strong>Extraktion</strong> nicht mehr aus. In diesen Fällen muss die <strong>Extraktion</strong> mit frischem<br />
Lösungsmittel mehrmals wiederholt werden.<br />
Arbeitstechnik der <strong>Extraktion</strong><br />
Zum Ausschütteln benutzt man einen kugel-, kegel-, oder zylinderförmigen<br />
Scheidetrichter oder Schütteltrichter (Abb. 1). <strong>Die</strong> auszuschüttelnde, meist wässrige<br />
Lösung wird im Scheidetrichter mit 1/5 bis 1/3 ihres Volumens mit <strong>Extraktion</strong>smittel
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Abb. 1<br />
Scheidetrichter<br />
versetzt, so dass das Gefäß höchstens zu 2/3 gefüllt ist. Nach Verschließen des<br />
Schüttelgefäßes wird unter Festhalten des Stopfens und des Hahnkükens zunächst<br />
vorsichtig geschüttelt. (Vorsicht: Beim Schütteln kann das Hahnküken sich lockern!)<br />
Während des Schüttelns entsteht meist ein Überdruck, der <strong>durch</strong> kurzzeitiges Öffnen<br />
des Hahnkükens bei nach oben gerichtetem Ansatzrohr abzulassen ist. <strong>Die</strong>s wird<br />
solange wiederholt, bis nach mehrmaligem Schütteln kein Überdruck mehr<br />
vorhanden ist. Nun wird ein bis zwei Minuten lang kräftig geschüttelt. Nachdem sich<br />
beide Phasen entmischt haben, wird die Unterphase <strong>durch</strong> den Auslauf abgelassen.<br />
(Stopfen dabei öffnen, sonst wird ein Unterdruck im Schneidetricher erzeugt!). Das<br />
Ziel der <strong>Extraktion</strong> ist es, die Substanz möglichst quantitativ aus der wässrigen<br />
Phase herauszulösen. Beim einmaligen Ausschütteln kann im günstigsten Fall<br />
(K>100) eine fast vollständige <strong>Extraktion</strong> erreicht werden. Ist die Löslichkeit des zu<br />
extrahierenden Stoffes in den beiden Lösungsmittel relativ gut (K
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wiederholt ausschütteln. (Bei gut wasserlöslichen Substanzen muss das<br />
Ausschütteln unter Umständen vielen Male wiederholt werden.)<br />
Feststoffextraktion: Perforation (Feststoff-Flüssigkeit-<strong>Extraktion</strong>)<br />
Mit der Methode werden Substanzen aus fein verteilten (gemahlten) Festsoffen<br />
gewonnen.<br />
Abb. 2<br />
Soxleth-Extraktor
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Für das Extrahieren von Substanzen aus Festoffen verwendet man<br />
zweckmäßigerweise automatisch arbeitende Apparaturen. Solche bestehen aus<br />
einem Kolben, einem <strong>Extraktion</strong>saufsatz und einem Rückflußkühler. Das im Kolben<br />
befindliche Lösungsmittel wird zum Sieden gebracht, die Dämpfe steigen zum<br />
Rückflußkühler hoch, werden dort kondensiert, das Kondensat tropft auf das in einer<br />
<strong>Extraktion</strong>shülse befindliche <strong>Extraktion</strong>sgut. Der Soxleth-Extraktor besitzt ein seitlich<br />
angebrachtes Heberrohr, das die <strong>Extraktion</strong>slösung jeweils erst in den Kolben<br />
zurückführt, sobald der Flüssigkeitsstand im <strong>Extraktion</strong>sraum das obere Heberknie<br />
erreicht hat. Dabei reichert sich die abzutrennende Komponente im Lösungsmittel<br />
an. (Voraussetzung für die Anwendung des Soxleth-Extraktors ist, dass das<br />
<strong>Extraktion</strong>sgut ein höheres spezifisches Gewicht als das Lösungsmittel aufweist.)<br />
Umkristallisieren<br />
Beim Kristallisieren benutzt man zur Darstellung bestimmter Präparate die<br />
Eigenschaft, dass sie meistens bei Hitze besser löslich sind als in der Kälte. Beim<br />
Abkühlen tritt Kristallisation ein. Je langsamer abgekühlt wird, umso besser sind die<br />
Kristalle ausgebildet.<br />
Zur Reinigung von Substanzen ist häufig ein Umkristallisieren erforderlich. Hierzu<br />
wird eine heiß gesättigte Lösung des Rohproduktes in einem geeigneten<br />
Lösungsmittel hergestellt, aus der beim Abkühlen die Substanz in größerer Reinheit<br />
wieder auskristallisiert. Voraussetzung ist, dass die Verunreinigungen eine größere<br />
Löslichkeit als die zu reinigende Substanz besitzen und in der erkalteten Lösung<br />
(„Mutterlauge“) gelöst bleiben.<br />
<strong>Die</strong> Verunreinigungen bleiben entweder in der Mutterlauge gelöst oder sie sind in der<br />
Siedehitze unlöslich, so dass sie vor dem Auskristallisieren abfiltert werden können.<br />
Vor der Umkristallisierung sollten nach Möglichkeit chemische Eigenschaften,<br />
Polarität, Löslichkeit, (bzw. Schmelzpunkt und Zersetzungspunkt) der zu reinigenden<br />
Substanz und der Verunreinigung bekannt sein. <strong>Die</strong>s ermöglicht die Wahl des<br />
Lösemittels. Damit das Auskristallisieren beginnen kann, muss die Lösung<br />
übergesättigt sein. Bei diesem Vorgang bilden sich unzählige mikroskopisch kleine
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Kristalle (Kristallisationskeime) die anschließend wachsen. <strong>Die</strong> Geschwindigkeit des<br />
Vorgangs hängt von dem Lösemittel und die Geschwindigkeit der Abkühlung ab.<br />
Den vorgelegten Stoff gibt man mit relativ wenig destilliertem Wasser (man darf keine<br />
zu dünne Lösung verwenden!) in ein Becherglas. Dann erhitzt man das Gemenge bis<br />
zum Sieden.<br />
Nach dem Lösen erfolgt die Entfernung der nichtlöslichen Verunreinigungen (noch in<br />
warmer Lösung!). <strong>Die</strong> festen Verunreinigungen und die nicht aufgelösten Teilchen<br />
können aus der heißen Lösung abfiltriert werden. Mit der Verwendung eines<br />
Adsorptionsmittels (Aktivkohle, Silikagel, Aluminiumoxid) können teilweise auch die<br />
gelösten Verunreinigungen entfernt werden. (<strong>Die</strong> zu reinigende Substanz wird von<br />
dem Adsorptionsmittel nicht oder nur in kleinen Mengen adsorbiert.) Das<br />
Adsorptionsmittel wird dann aus der warmen Lösung <strong>durch</strong> Filtration entfernt.<br />
Danach kann man das Auskristallisieren <strong>durch</strong> Abkühlen der Lösung beginnen<br />
lassen. Wenn man die warme Lösung langsam abkühlen lässt, wachsen wenige aber<br />
große Kristalle, beim schnellen Abkühlen (z.B. im Kühlschrank) mehrere, aber<br />
kleinere Kristalle, weil dann in der Lösung mehr Kristallkeime entstehen. Wenn das<br />
Material auch nach Abkühlen nicht kristallisiert, eine übersättigte Lösung sich bildet,<br />
können die Keime in Formen von kleinen Kristallen von außen in die Lösung<br />
gegeben werden („Keimung“) oder das Auskristallisieren <strong>durch</strong> Reiben an der<br />
Innenwand des Kolbens (mit einem Glasstab) angeregt werden.<br />
Bei einer anderen Art von Umkristallisieren verwendet man Lösungsmittel-Gemische.<br />
Der Stoff wird zuerst in dem Lösemittel gelöst, in dem der Stoff eine gute Löslichkeit<br />
hat, dann wird ein anderes Lösemittel, in dem der Stoff sich nur schwer löst,<br />
zugefügt. Der Stoff hat in diesem Lösemittelgemisch eine kleinere Löslichkeit, und<br />
die Lösung wird übersättigt (übersaturiert). <strong>Die</strong> Fällung (Präzipitation) des Stoffes<br />
führt allerdings oft zu verunreinigten Produkten.<br />
<strong>Die</strong> Reinheit der erzeugten Kristalle kann z.B. mit der Bestimmung des<br />
Schmelzpunktes bestimmt werden.<br />
Herstellung und Umkristallisieren von Acetanilid<br />
Durchführung<br />
In ein Becherglas gibt man 0,5 cm 3 destilliertes Wasser, 15-20 Tropfen Anilin (giftig!)<br />
und 15 Tropfen Essigsäureanhydrid (ätzend!). Der Kolben muss geschüttelt werden.
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Wenn die Reaktion nicht beginnt, soll man die Wand des Kolbens mit dem Glasstab<br />
reiben. Hat sich das kristalline Produkt gebildet, der feste Stoff sich abgekühlt, soll es<br />
mit 20 cm 3 Wasser versetzt werden. Dann soll man die Lösung erwärmen<br />
(Bunsenbrenner und Drahtnetz verwenden!). Wenn sich nicht alle Kristalle auflösen,<br />
kann man noch weitere kleine Portionen Wasser zugeben. Vorsicht: <strong>Die</strong><br />
verunreinigten Kristalle schmelzen leicht, und die geschmolzenen Tropfen lösen sich<br />
nur langsam!<br />
Nun erhitzt man das Gemenge bis zum Sieden. Nachdem sich der Stoff in der<br />
siedenden Flüssigkeit gelöst hat, wird eine Spatelspitze Aktivkohle hinzugeben. Man<br />
sollte darauf achten, dass die Aktivkohle zu der heißen, aber nicht mehr siedenden<br />
Lösung zugegeben wird. (Durch die große Porosität der Aktivkohle könnte es zu<br />
einem heftigen Schäumen kommen.) Dann muss die Flüssigkeit über einem,<br />
zweckmäßigerweise mit warmem Wasser vorgewärmten, Faltenfilter sofort filtriert<br />
werden, damit der gelöste Stoff sich nicht in dem Trichter abkühlt und ausfällt. Das<br />
Filtrat wird abgekühlt. Nachdem das Filtrat sich auskristallisiert hat, können die<br />
Kristalle vorsichtig dekantiert werden. (Beim Dekantieren lässt man den Niederschlag<br />
sich absetzen und gießt vorsichtig die klare Flüssigkeit ab.) <strong>Die</strong> noch nicht ganz<br />
saubere Kristalle werden nochmals aus 10-15 cm 3 Wasser umkristallisiert und von<br />
der Mutterlauge <strong>durch</strong> Filtrieren getrennt. <strong>Die</strong> Kristalle werden samt Filterpapier unter<br />
einer Infrarotlampe bis zur Gewichtskonstanz getrocknet.