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Zeitschrift des Titanic- Verein Schweiz

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man nun ein paar Details genauer<br />

sehen, die dem Zuschauer sonst<br />

verborgen bleiben. So zum Beispiel<br />

die Vorrichtung für den Teewagen,<br />

der später den Passagieren im Speisesaal<br />

der Ersten Klasse eindeutig<br />

anzeigt, dass irgendetwas nicht in<br />

Ordnung ist. «All das ist schon sehr<br />

Geheimnisvoll!» Ebenso wurde uns<br />

die als «Chinesische Präzisionsuhr»<br />

vorgestellte Wanduhr erklärt, die<br />

jeder von uns aus dem grossen<br />

Treppenhaus kennt. Hier hatte die<br />

Uhr nicht nur die Aufgabe, die genaue<br />

Bordzeit anzuzeigen, sondern<br />

auch durch künstlerische Freiheit<br />

als Kalender zu dienen So wusste<br />

das Publikum immer, welcher Tag<br />

gerade an Bord war. Ob der Mann,<br />

der sie die ganze Zeit von Hand<br />

bediente und sogar in der Pause<br />

hinter der Uhr stand, wirklich aus<br />

dem asiatischen Raum kam, konnte<br />

ich leider nicht sehen.<br />

Die schon bekannte Dampfpfeife<br />

gab wieder mehrmals das Signal,<br />

und das Drama ging weiter. Jetzt,<br />

wo der Ozeanriese an mehreren<br />

Stellen unter der Wasseroberfläche<br />

aufgerissen war und zu sinken<br />

drohte, kam wieder die Technik ins<br />

Spiel. Wie in Hamburg war eine<br />

bewegliche Reling eingebaut worden,<br />

die sich aus ihrer vertikalen<br />

Achsel mit Hilfe von Motoren kippen<br />

lässt. Dadurch wurde der Eindruck<br />

erweckt, dass das Schiff mit<br />

zunehmender Schlagseite nun langsam<br />

seinem Ende entgegen ging.<br />

Und noch was ist mit aufgefallen.<br />

Das Rauschen <strong>des</strong> Flusses Elbe, der<br />

unweit vom Schauplatz vorbei<br />

führt, liess nun wirklich den Eindruck<br />

von hereinbrechendem Wasser<br />

erahnen. Aber ob das so geplant<br />

war?<br />

Jetzt wurde es an Bord sehr dramatisch.<br />

Schnell war die rauschende<br />

Party in der Dritten Klasse vergessen,<br />

bei der das Publikum fast von<br />

den Stühlen gerissen wurde, um<br />

mitzutanzen. Der Ragtime an Deck<br />

war ebenso verklungen. Niemanden<br />

war mehr zum Tanzen zu bewegen.<br />

Statt<strong>des</strong>sen rissen echte Raketen<br />

die Betrachter dieses Schauspiels<br />

aus ihren Träumen und liessen sie<br />

erschrocken zusammen zucken. Die<br />

Passagiere auf dem Schiff wurden<br />

unsanft aus dem Schlaf gerissen.<br />

Nun standen sie verärgert im grossen<br />

Saal herum, bis der Teewagen<br />

langsam mit klirrendem Geschirr<br />

durch den Raum rollte und Klarheit<br />

über das Schicksal <strong>des</strong> Schiffes verschaffte.<br />

Während<strong>des</strong>sen suchten<br />

die Passagiere der Dritte Klasse einen<br />

Weg nach oben. Der Ansturm<br />

auf die Boote begann, Familien und<br />

Liebespaare wurden auseinander<br />

gerissen, der Funker versuchte<br />

verzweifelt, Hilfe zu holen. Dann<br />

waren alle Rettungsboote von Bord,<br />

aber mehr als zwei Drittel der<br />

Passagiere konnten nicht mit ihnen<br />

vom sinkendem Schiff. Jetzt wurde<br />

Allen klar: Der Untergang der TITANIC<br />

setzte nicht nur einem technischen<br />

Traum, sondern auch dem Leben,<br />

der Liebe, und den Hoffnungen<br />

vieler Menschen an Bord ein tragisches<br />

Ende. Und so sehen sich die<br />

Geretteten in Gedanken mit den<br />

Toten vereint am Pier von Southampton<br />

wieder und denken betroffen<br />

an ihre grossen Träume zurück,<br />

die so katastrophal gescheitert sind.<br />

Manchem Schauspieler stehen dabei<br />

Tränen in den Augen.<br />

Mit donnerndem Applaus wurde<br />

diese Premiere bedacht. Ebenso mit<br />

Standing Ovations. Und das zu<br />

Recht! Am Ende standen ALLE Mitwirkenden<br />

auf der Bühne und<br />

konnten Stolz auf ihr Werk sein.<br />

Alles hat perfekt geklappt. Trotz der<br />

schnellen Szenenwechsel im Stück<br />

hat jeder sein Handwerk verstanden.<br />

Es gab teilweise bis zu sechs<br />

Noch hat die TITANIC kaum Schlagseite - doch die Rettungsweste kündigt die<br />

Katastrophe schon an.<br />

(Hans-Ludwig Böhme)<br />

TITANIC-Post Nr. 65, September 2008 41

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