Zeitschrift des Titanic- Verein Schweiz
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15613. «Sie können sich nicht auf<br />
eine Zeit festlegen?» - «Leider nein,<br />
ich habe es versucht, aber ich kann<br />
es nicht.»<br />
Stewar<strong>des</strong>s Annie Robinson spricht bei der Rückkehr in Portsmouth mit Steward<br />
James Witter.<br />
(Sammlung bä C904aa)<br />
war, grob geschätzt, etwa fünf vor<br />
zwölf…»<br />
Diese Aussagen sowie weitere hier<br />
nicht wiedergegebene belegen,<br />
dass eindeutig vor Mitternacht<br />
ernsthafte Schritte unternommen<br />
wurden, um die Boote bereit zu<br />
machen. Die Befehle um die totale<br />
Evakuation vorzubereiten waren<br />
gegeben.<br />
Bruce Ismay sagte, er ging auf die<br />
Brücke, innerhalb von zehn Minuten<br />
nach der Kollision, und traf<br />
dort auf Kapitän Smith. Der Kapitän<br />
war besorgt, dass der Zwischenfall<br />
ernst war. Das bedeutete,<br />
alle notwendigen Vorbereitungen<br />
zu treffen.<br />
Offizier Joseph Boxhall wurde<br />
gefragt:<br />
15610. «Haben Sie gehört, dass der<br />
Kapitän zu jemandem sagte, dass<br />
das Schiff verloren sei?» - «Der Kapitän<br />
äusserte sich mir gegenüber<br />
in die Richtung am frühen Abend,<br />
nachdem der Befehl erteilt wurde,<br />
die Boote bereit zu machen. Ich<br />
stiess auf ihn, als ich ihm etwas<br />
rapportierte. Ich sagte: ‹Ist es wirklich<br />
ernst?› Er sagte: ‹Mr. Andrews<br />
gibt ihr noch 60 bis 90 Minuten.›<br />
Offensichtlich war Mr. Andrews<br />
auch unten gewesen.»<br />
15611. «Können Sie uns sagen, wie<br />
lange nach der Kollision der Kapitän<br />
Ihnen das gesagt hat?» - «Nein,<br />
ich habe nicht die geringste Vorstellung.»<br />
15612. «Haben sie nicht tatsächlich<br />
in Amerika ausgesagt, dass es<br />
etwa zwanzig Minuten nach der<br />
Kollision war?» - «Nein, ich glaube<br />
nicht.»<br />
Gehen wir davon aus, dass diese<br />
Unterhaltung um Mitternacht stattgefunden<br />
hat; das erscheint realistisch<br />
im Licht von Hemmings<br />
Aussage der frühen Warnung von<br />
Andrews sowie den Begegnungen<br />
von Weikman und Robinson mit<br />
dem Kapitän. Um Mitternacht erfährt<br />
Smith also, dass ihm noch<br />
60-90 Minuten verbleiben. Somit<br />
weiss Smith, dass ihm noch etwa<br />
eine Stunde bleibt, um die Boote<br />
ins Wasser zu bringen. Er kann<br />
nicht wissen, dass seine TITANIC<br />
beim Untergang noch «herumtrödeln»<br />
wird. Smith konnte auch<br />
nicht wissen, ob vielleicht die<br />
Schätzung von Andrews gar zu<br />
optimistisch war, und in Wahrheit<br />
weniger als eine Stunde bleibt.<br />
Gehen wir davon aus, dass man<br />
der TITANIC noch eine Stunde gab,<br />
dann muss Kapitän Smiths höchste<br />
Priorität gewesen sein, in der<br />
Zeit möglichst rasch möglichst<br />
viele Boote zu Wasser zu lassen,<br />
egal wie gut oder schlecht gefüllt.<br />
Es handelt sich um eine Notsituation;<br />
das erste Boot erst um<br />
0.45h im Wasser, scheint viel zu<br />
spät, nämlich 65 Minuten nach<br />
der Kollision. Smith konnte nicht<br />
wissen, dass sich sein Schiff länger<br />
halten würde. Warum aber<br />
akzeptieren wir dann 0.45h als<br />
Uhrzeit für das erste Boot?<br />
Wir dürfen nicht vergessen, dass<br />
in keinem Zeitungsbericht und bei<br />
keiner Untersuchung sich je je-<br />
44<br />
TITANIC-Post Nr. 65, September 2008