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Download - Freud Lacan Gesellschaft - Psychoanalytische ...

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Bei der Ernährung mit der Flasche und später mit dem Löffel<br />

sieht man die zubereitete Nahrungsmenge und den übriggelassenen<br />

Rest. So ist man überzeugt, daß man den Zweck des eigenen<br />

Tuns erfüllt hat: hie Hunger, da Speise samt Speisewerkzeug: Flasche<br />

oder Löffel und vor allem: Aktion des Erwachsenen, Hinnahme<br />

der Aktion durch das Kind. Beim Stillen irritiert es die Erwachsenen<br />

manchmal sehr, daß sie in nur so geringem Maß eingreifen<br />

können in das, was sich der Säugling da allein verschafft.<br />

Es wäre also richtiger, ein aktivisches Wort an die Stelle<br />

des »Säuglings« zu setzen und auch den passivischen Akzent der<br />

Fütterung in Richtung auf das Futtern zu verschieben, anzuerkennen,<br />

daß der Säugling mächtig, potent, omnipotent sein kann.<br />

Eine Babybeobachtung<br />

In den Begriffen der Psychoanalyse ist das Stillen ein sexueller<br />

Akt des Kindes, in den die Mutter eingeschlossen ist. Die<br />

beim Saugen erlebte Befriedigung ist die primäre Sexualbefriedigung,<br />

das erfüllte Begehren zusammen mit dem erfüllten Bedürfnis.<br />

Es war nicht einmal <strong>Freud</strong>, der das entdeckt hat. Als er 1905<br />

in seinem Text Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie die infantile<br />

Sexualität beschrieb, hat er die 26 Jahre ältere Veröffentlichung<br />

eines Kinderarztes über das »Wonnesaugen« zur Stützung seiner<br />

Darstellung herangezogen s . Das heißt, daß unbefangene Beobachter<br />

es schon vor ihm wußten und auch heute leicht feststellen können.<br />

Die Psychoanalytiker haben es allerdings systematisch weiter erforscht.<br />

Ich habe für das Folgende eine Babybeobachtung von Wera<br />

Schmidt ausgewählt. Wera Schmidt war russische Reformpädagogin<br />

und Psychoanalytikerin. 1924 beschrieb sie zum ersten Mal die<br />

Bedeutung des Brustsaugens und Fingerlutschens /Ur die psychische<br />

Entwicklung des Kindd. Daraus lese ich jetzt einige Zitate,<br />

die Ihnen etwas vom Geschehen beim Stillen vor Augen bringen<br />

können: Sättigung, Aggression, Lust, Unlust, Sexualität.<br />

Das beobachtete Baby war em unge<br />

Beobachtung geschah täghc ur<br />

. J mit Namen Alik, die<br />

. h d eh die Mutter von der Geburt an<br />

en und Fingerlutiiber<br />

mehrere Jahre. Bezogen auf das B=!<br />

sehen sind die ersten acht Monate des Km<br />

besonderem Interesse.<br />

Wirft sich dann buchsUtbltc . h au ifmich ' m hd aus<br />

.<br />

:za fiest Nac em er e.<br />

. ·<br />

diesem Text von<br />

»41111 ( 3. Tag). Zum Essen legt Alik den Kopf zuruck und<br />

dte Brustwarze wte mtt ngen<br />

·<br />

hat, schlummert er ein. Ich wecke ihn. Er legt stc<br />

7<br />

Und stUrzt sich wieder auf die Warze. «<br />

Die Vehemenz dieses Vorgangs wrr u<br />

.nkJ der Brust und hLJlt<br />

in wenig gesaugt<br />

. h wiederum zurUck<br />

. d ··ber die gegebene Be­<br />

SChreibung hinaus noch deu tl. tc h e r wenn man stc . h ein Neugebore-<br />

•<br />

.<br />

. w<br />

Kö r in kemster et · se beherrschen<br />

.<br />

n<br />

allem der Kopf, das<br />

d h"nlegt or<br />

nes vorstellt, daß semen rpe<br />

t<br />

kann: wenn man es hinlegt, bleibt es solrulge v<br />

man es aufnimmt und an ers 1 •<br />

SChwerste am Baby, braue t<br />

h dabei unbedmgt s u<br />

uch ein Neugeborees<br />

aber darum geht, die Brust zu finden, kann a<br />

nes seinen Kopf steuern.<br />

. dieser Position, bts<br />

. t""tzende Hilfe. Wenn<br />

»281111 (27. Tag). Gestern und h u: b gann Alik die Brust<br />

Wiederum anders zu saugen. Er packt mc<br />

d d<br />

:ehr mit den Kiefern<br />

. . d üppen un er Zunge . Letztere spielt<br />

Wte frUher, sondern mtt en<br />

.<br />

Jetzt im Saugprozeß eme ·<br />

W IC · Jt(ge Ro e<br />

1<br />

ll (A nerkung in der Fußno-<br />

. d hat keines in den erte:<br />

Unter den von mir beobachteten K :: ;<br />

rnaggressiv gezeigt (die<br />

sten Lebenstagen sich in demselb <br />

n<br />

kannibalischen Triebe offenbart) W ie . 1 · <br />

m<br />

Al": n Gegenteil, ich konnte<br />

bens beobachten, die<br />

ein Madchen in den ersten Tagen semesd d" Mutter mußte nicht<br />

.<br />

mcht saugte, sondern 1e ru ·<br />

Wenig Anstrengungen mac e,<br />

h um es zum<br />

Nachdem AlikfUnf bis acht Mmuten ge<br />

die Brustwarze zu kauen. Man merkt,<br />

d" B st leckte, un le<br />

Saugen zu bringen. · ··<br />

sau gt hat, beginnt er etnfach<br />

daß er bereits satt ist, Milch<br />

.<br />

mcht mehr saugt, trotz d em diese noc re.<br />

·<br />

. V: nagen erel .<br />

. d macht le1c te<br />

Lippen. «'<br />

sondern sich einfach em erg<br />

mu offenen Augen un<br />

h ichlieh vorhanden ist,<br />

b "tet Er scltlttft nicht, ltegt<br />

. h Saugbewegungen mit den<br />

.<br />

)<br />

48<br />

49

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