Peter Dittmer Schalten und Walten (Die Amme)

Als Vorsprung bleibt dem Apparat die Macht-
attitüde durch seine Herrschaft über den einzigen
Real-, den Milchvorgang. Damit sich Handlung
vollzieht, muss hier der Mensch seinen maschi-
nellen Akteur günstig stimmen. Aber doch
eigenartig – der erwünschte Vorgang ist in seinem
Wesen eigentlich unstatthaft und irregulär, eine
offensichtliche Zumutung für das Grundbe-
dürfnis nach Sauberkeit und der Versammlung
aller Materie am jeweils ihr zustehenden Platz.
Verplemperung, Dreck, die Vermeidung scheint
in den Wunsch implementiert.
Die Amme selbst praktiziert, im Grundtenor
banaler Sprachfiguren und regressiver Hinwen-
dung zu offensiver Banalität, ein bodenloses
Sprechen, derangiert die gebräuchliche Ökono-
mie des Sprechakts, produziert Aufklärung
durch antiaufklärerisches Getue, widerspricht.
Es sind die geläufigen Taktiken der Dämlichkeit,
deren frontales Auftauchen im exponierten
Automaten melancholische Verwirrung stiftet.
Forcierte Themen: Milch, Gott, Welt, Affen,
Darwinismus natürlich, der Apparat selbst und
die generelle Sichtbarkeit.
Nach den vergangenen Jahren der Entwicklung
scheinen Neubewertung und Neuorientierung
der Amme notwendig. – Die Ordnung ist
durcheinander, die Kunsthaftigkeit des
Vorhabens hat sich in fortschreitender
Ammenhaftigkeit verflüchtigt. War der
ursprüngliche Ansatz nicht literarisch, handelte
er aber doch schon vom Pech mit der Sprache
selbst. Mit der gewachsenen Qualität dann bil-
dete sich eine pseudoreale Textlandschaft - und
spaziert man jetzt, hat es unter Umständen lite-
rarisches Format. Aber es liegt wenig Segen auf
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Misanthropie/ Hochlautung vs.
Funktionsscheu/Leimrute
Eine Simulation komplexer Misanthropie, ausge-
führt in einer computergestützten, sprachbe-
gabten Verweigerungsmaschinerie, die einem
lapidaren, aber als künstlerisch deklarierten
(schönen) Vorgang vorgelagert ist, um dessen
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der Literaturvermutung.
Einordnungen darüber hinaus schlagen fehl und
orientieren sich eher an den wechselnden Inten-
tionen des menschlichen Gegenübers. Die
Amme bleibt weiterhin ein Bastard zwischen
einer der möglichen Theorien zum künstlich
generierten Ausdruck und seiner (schamlosen)
Praxis selbst.
Spiel (obwohl spielerischer Umgang nahelie-
gend), Kompendium (obwohl die unverfrorene
Verhandlung von Weltwissen ein Thema der
Amme ist), Drama(obwohl mit schwarzen und
weissen Helden manipuliert wird), Poesiemasch-
ine (obwohl durchaus mit einem eigenwilligen
Gesang begabt), Theorieobjekt (tja, viel zu un-
seriös empirisch).
Pappenkamerad: Ein quasi-dramatischer Sprech-
akt, mit quasi-philosophischem Hintergrund,
pseudo-emotionalen Verfärbungen und der-
gleichen Quasi mehr; quasi Wald wo schallt.
Vortäuschung, Lüge, Massverfälschung.
Ungenagelte Schimäre.
„Leider hat es noch nicht Ammen genug, um
die Ammen-Haftigkeit in einer Ammen-Klasse
zu verorten (ortsunflüchtig zu vernageln).“
Vollzug zwar einerseits grundsätzlich technisch
zu ermöglichen, aber letztlich und zugunsten
erleichterter Kunstlosigkeit im Regelfall doch zu
verhindern. Barriere.
Die Amme insgesamt: eine raumgreifende und
durch komplexe Verkabelung auf reichlich
potentielle Funktionalität deutende maschinelle
Anordnung. In ihrem Zentrum: eine Vitrine, in