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Arbeitsbelastung - Lehrerinnen und Lehrer Bern LEBE

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dossier schulpraxis<br />

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zugenommen. Selektionsentscheide der Schule werden oft angefochten. Es<br />

gibt Fälle, wo Eltern eines nicht beförderten Schülers die Lehrperson mit einem<br />

Verfahren belasten. Die betroffene Lehrkraft hat möglicherweise juristische<br />

Unterstützung vom Berufsverband. Für ein mentales Coaching oder psychologische<br />

Entlastung fehlen der Schule häufig die Fachleute.<br />

Reformen <strong>und</strong> Veränderungen<br />

Viele befragte <strong>Lehrer</strong>Innen klagten über die vielen Reformen, die in immer<br />

kürzeren Abständen ihren gewohnten Schulalltag verändern. «Ganz allgemein<br />

wünschen sich die Lehrpersonen eine Reduktion sowohl des Tempos als auch<br />

der Menge an Reformen» (Thurgauer Studie; Kap. 3.4.4.). Reformen sind zweifellos<br />

notwendig. Offenbar gibt es aber Bereiche, wo der Reformeifer an den<br />

Bedürfnissen der Betroffenen vorbei zielt. Ein Teil der Befragten gab zudem<br />

an, das Ziel vieler Reformen nicht zu verstehen.<br />

3.1.4. Fazit<br />

Natürlich erleben alle <strong>Lehrer</strong>Innen die unterschiedlichen Belastungen individuell<br />

anders. Übereinstimmend wurden aber in allen Untersuchungen folgende<br />

Faktoren genannt:<br />

• Verhalten schwieriger SchülerInnen<br />

• grosse Klassen, hohe Schülerzahlen an der Schule<br />

• Pensenumfang, Verwaltungsaufwand<br />

Dabei wurden die drei wichtigsten Belastungsquellen wie folgt differenziert:<br />

• Am stärksten fühlen sich <strong>Lehrer</strong>Innen der Realschule belastet;<br />

• «ausserunterrichtliches» (Erwartungen der Eltern <strong>und</strong> Gesellschaft)<br />

belastet stärker als «innerunterrichtliches» (Erwartungen der Schüler-<br />

Innen, wachsende Stoffmenge);<br />

• grösste Belastung im Unterricht ist negatives Verhalten der SchülerInnen.<br />

Psychische <strong>und</strong> psychosoziale Beschwerden<br />

werden im Rahmen des Arbeitsschutzes noch<br />

nicht anerkannt. Rechtliche Folgen haben<br />

sie erst, wenn eine – vorübergehende oder<br />

endgültige – Krankschreibung erfolgt.<br />

3.2. Wie sich die Belastungen auswirken<br />

Die ges<strong>und</strong>heitlichen Beschwerden <strong>und</strong> Beeinträchtigungen, die <strong>Lehrer</strong>Innen<br />

aufgr<strong>und</strong> der dargestellten Belastungen beklagen, sind sehr<br />

vielfältig. Wie Uwe Schaarschmidt in seinen Untersuchungen zeigt, signalisieren<br />

die befragten r<strong>und</strong> 8000 deutsche Lehrkräfte eine ganze Fülle<br />

von Beschwerden, die zwar nicht jeden gleichermassen treffen, die aber<br />

gleichwohl nicht wenigen Lehrpersonen an die Substanz gehen. Folgende<br />

Hauptbeschwerden kristallisieren sich heraus (Schaarschmidt, 2004, S.<br />

53): Abgespanntheit, Übermüdung; Schmerzen im Nacken, Schultern<br />

<strong>und</strong> Rücken; Vergesslichkeit, Lustlosigkeit <strong>und</strong> Überforderungserleben<br />

bis hin zu Nervosität; Konzentrationsschwäche, Stimmungsschwankungen,<br />

Grübelei; Durchschlafprobleme <strong>und</strong> Zerstreutheit; depressive Verstimmung,<br />

Depression. Interessant ist, dass die Höhe der Beschwerden bei Frauen in allen<br />

Punkten über denen der Männer liegt. Frauen haben in Schaarschmidts Studie<br />

mit den skizzierten Belastungsfaktoren offenbar besonders zu kämpfen.<br />

Alle diesem Dossier zugr<strong>und</strong>e liegenden Studien aus der Schweiz <strong>und</strong> aus<br />

Deutschland lassen den Schluss zu, dass r<strong>und</strong> 60% der deutschen <strong>und</strong> r<strong>und</strong><br />

die Hälfte der schweizerischen Lehrkräfte mit erheblichen ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Problemen belastet sind. Psychische <strong>und</strong> psychosoziale Beschwerden stehen<br />

L E H R E R I N N E N U N D L E H R E R B E R N<br />

E n s e i g n a n t e s e t e n s e i g n a n t s B e r n E

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