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Empowerment aus der People of Color-Perspektive - ECAR ...

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„Im Kreis sitzend haben wir uns gegenseitig zugehört und währenddessen mitgeweint, uns umarmt<br />

und unseren Schmerz geteilt. Es war befreiend, zu reden und gleichzeitig stärkend, zuzuhören, das Teilen<br />

und Erkennen von Rassismus, von an<strong>der</strong>en Diskriminierungsformen und Handlungsstrategien und<br />

-möglichkeiten. Das Reden in <strong>der</strong> Gruppe über Rassismuserfahrungen hat viel Schmerz und Tränen<br />

<strong>aus</strong>gelöst. Schön war es, dies gemeinsam in einem sicheren Raum nur für Women <strong>of</strong> <strong>Color</strong> erleben zu<br />

können (...). Das Erzählen von Frauen untereinan<strong>der</strong> hat eine eigene Stärke und Dynamik.<br />

Schön war die Erfahrung, sich nicht rechtfertigen o<strong>der</strong> erklären zu müssen. Es waren Menschen anwesend,<br />

die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, somit war kein Hintergrundwissen notwendig. Es<br />

war schön, nicht die eigenen Rassismuserfahrungen Angehörigen <strong>der</strong> weißen Mehrheitsgesellschaft<br />

„beweisen“ zu müssen.“ 32<br />

Im Anschluss an die Biographiearbeit wurden die verschiedenen Definitionen und Verständnisse von<br />

Rassismus, <strong>People</strong> <strong>of</strong> <strong>Color</strong>­Sein, weiße Deutsche, geschützte Räume und <strong>der</strong> <strong>Empowerment</strong>­Ansatz<br />

kritisch hinterfragt.<br />

Danach folgte <strong>der</strong> zweite Teil <strong>der</strong> Biographiearbeit, in dem das Phasenmodell vorgestellt und aufbauend<br />

auf <strong>der</strong> Lebenslinienübung eine weitere Übung durchgeführt wurde. Das Phasenmodell ist<br />

ein analytisches Identitätskonzept, mit dem versucht wird, vereinfachend und schemenhaft in fünf<br />

aufeinan<strong>der</strong> aufbauenden Phasen die identitären Aushandlungprozesse am Beispiel von Schwarzen<br />

Menschen zu beschreiben: 1. Weiß­orientierte Phase 2. Konfrontationsphase 3. Integrationsphase/Desintegrationsphase/Eintauchen<br />

– Auftauchen 4. Integrationsphase 5. Selbstbestimmung/konkretes<br />

Handeln. Das Phasenmodell beschreibt einen konflikthaften Identitäts<strong>aus</strong>handlungsprozess<br />

bei Schwarzen Menschen, <strong>der</strong> auch übertragbar ist auf alle <strong>People</strong> <strong>of</strong> <strong>Color</strong>, die in ihrem Alltag<br />

mit Rassismus konfrontiert sind. Zu verstehen ist das Phasenmodell nicht als eine zwangsläufige und<br />

gesetzmäßige geradlinige Entwicklung. Vielmehr sollen damit Tendenzen von Identitätsprozessen mit<br />

Vorwärts­ und Rückwärtsschritten bei Schwarzen Menschen bzw. <strong>People</strong> <strong>of</strong> <strong>Color</strong> veranschaulicht und<br />

in die eigene Situiertheit reflektiert werden. Im Grunde beschreibt es den Weg von <strong>der</strong> Fremd­ zur<br />

Selbstzuschreibung, von <strong>der</strong> Fremd­ zur Selbstbestimmung, von <strong>der</strong> Ohnmacht zur Selbstbemächtigung<br />

(<strong>Empowerment</strong>) bzw. Selbstbefreiung bis hin zum solidarischen <strong>Empowerment</strong> im Sinne <strong>der</strong><br />

kollektiven Befreiung von rassifizierenden und unterdrückerischen Strukturen.<br />

<strong>Empowerment</strong>-Workshops im Rahmen des <strong>ECAR</strong>-Projekts<br />

In <strong>der</strong> Abschlussrunde beschrieben die Teilnehmer_innen den Workshop als einen geschützten<br />

Raum, <strong>der</strong> von „auf sich und an<strong>der</strong>e Acht geben“ und „Befreiung durch Weinen und Lachen“ geprägt<br />

war. Gewünscht hätten sie sich aufbauend auf dem ersten einen zweiten Workshop, da dieser erste<br />

als zu kurz empfunden wurde, um in die Tiefe zu gehen. Doch es blieb nicht bei dieser Wunschäußerung.<br />

Statt zu warten, bis ihre Wünsche erfüllt sind, wurden die Teilnehmer_innen selbst initiativ und<br />

organisierten nach dem Workshop autonom ihre ersten Treffen in geschützten Räumen. Sie wollten<br />

ihre geknüpften Kontakte halten, <strong>aus</strong>bauen, sich weiter gegenseitig stärken und vernetzen. Dieses<br />

Ergebnis ist ein wesentliches Indiz dafür, dass <strong>der</strong> <strong>Empowerment</strong>­Workshop erfolgreich war und ein<br />

wichtiges Ziel erreicht hat, und zwar, <strong>People</strong> <strong>of</strong> <strong>Color</strong> zusammenzubringen und Impulse für Selbst­<br />

<strong>Empowerment</strong>­Prozesse mit Dominoeffekt zu geben.<br />

4.3.2 <strong>Empowerment</strong>-Workshop für <strong>People</strong> <strong>of</strong> <strong>Color</strong><br />

“<strong>Empowerment</strong> – ein Prozess ohne klare Grenze o<strong>der</strong> ein Ende” 33<br />

Die Beson<strong>der</strong>heit dieses <strong>Empowerment</strong>­Workshops ergab sich dar<strong>aus</strong>, dass er alle Personen mit<br />

Rassismuserfahrungen als Zielgruppe ansprach und dadurch zwar in Bezug auf die Weiße Mehrheitsgesellschaft<br />

einen geschützten, zugleich aber auch einen heterogenen Raum von und für <strong>People</strong> <strong>of</strong><br />

<strong>Color</strong> schafft. In diesem Raum konnten daher alle <strong>People</strong> <strong>of</strong> <strong>Color</strong> mit ihren diversen Biographien,<br />

Identitäts­ und Herkunftsbezügen und somit Rassismuserfahrungen teilnehmen. Der geschützte<br />

32 Ebd. El: S. 1f.<br />

33 Bello, Bettina: Dokumentation des <strong>Empowerment</strong>­Workshops für <strong>People</strong> <strong>of</strong> <strong>Color</strong>.<br />

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