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PDF Katalog - Koller Auktionen

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Möbel, Pendulen, Bronzen, Spiegel,<br />

Tapisserien und Dekorative Kunst<br />

Auktion: Donnerstag, 29. März 2012<br />

Vorbesichtigung: 17. bis 25. März 2012<br />

10.00 Uhr <strong>Katalog</strong>nummern 1001-1129<br />

14.00 Uhr <strong>Katalog</strong>nummern 1130-1255<br />

16.00 Uhr <strong>Katalog</strong>nummern 1256-1353<br />

Aus schweizerischen und europäischen Privatsammlungen:<br />

• Die feine Münchner Prunk-Kommode<br />

• Die seltene Bronzefigur von G. Fortini<br />

• Das elegante Lack-Damenbureau aus einer venezianischen Werkstatt<br />

• Die prunkvolle römische Kommode<br />

• Der seltene Genueser Prunk-Deckenleuchter mit „cristal de roche”<br />

• Die museale Kommode von A.J. Oppenordt<br />

• Das elegante Ameublement von L.C. Carpentier<br />

• Die feinen Tapisserien nach Vorlagen von F. Boucher<br />

• Die hochbedeutende Athénienne „aux femmes ailées” aus einer Pariser Meisterwerkstatt<br />

• Die prunkvollen Guéridons „aux lions ailés” nach Vorlagen von G. Moglia<br />

• Das seltene Paar Prunk-Schränke „aux cygnes” von F.H.G. Jacob-Desmalter<br />

• Der elegante Sekretär „aux sphinges” von F.H.G. Jacob-Desmalter<br />

• Feine Möbel und Einrichtungsgegenstände aus Pariser Meisterwerkstätten des 19. Jahrhunderts<br />

Bearbeitung: Luca Raschèr, Anna von Mirbach-Harff, Giordana Schmid,<br />

Jennifer Greenland, Silvana Ghidoli<br />

Zusätzliche Informationen und Abbildungen auf unserer Website: www.kollerauktionen.ch<br />

English translation is available on our website: www.kollerauctions.com


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1001<br />

Auktion:<br />

Donnerstag, 29. März 2012, 10.00 Uhr<br />

<strong>Katalog</strong>nr. 1001 - 1129<br />

1001<br />

GEFASSTE ANUBIS-FIGUR, Ägypten, wohl Deir-el-Medina, 6./4.<br />

Jh. v. Chr.<br />

Gefasstes Holz. Liegender Anubis mit Halsband. Auf rechteckigem<br />

Kunststoffsockel. L 21 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Ehemals Sammlung E.L., Zürich.<br />

- Dr. R.R. Bigler, Asian and Egyptian Art, Rüschlikon.<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

Anubis ist ein allgemein anerkannter Totengott des Alten Ägypten. Er<br />

wird als liegender, meist schwarzer Schakal oder als Mensch mit Schakalkopf<br />

dargestellt. Die Caniden - Hunde, Wölfe und Schakale - galten als<br />

Seelenführer, welche die Verstorbenen in das Land der Toten begleiten.<br />

Anubis’ Funktion als Totengott hängt mit dem Charakter seines Tieres<br />

zusammen. Die Ägypter beobachteten, dass sich oft Hunde, Füchse und<br />

Schakale an Begräbnisstätten zu schaffen machten und an den Gräbern<br />

scharrten, die am Rande der Wüste lagen. Ihr Treiben war natürlich für<br />

die Toten schädlich und störte die Ruhe der Verstorbenen - vielleicht<br />

wählte man genau deshalb dieses Tier als Begleiter der Toten und erhoffte<br />

sich dadurch eine Besänftigung und fürsorglichere Aktivitäten.<br />

Anubis’ Hauptkultort war das Gebiet der Stadt Kynopolis, die Nekropolen<br />

Abydos und Sakkara. In alten Pyramidentexten wird seine Funktion<br />

beim Totengericht beschrieben: Anubis überwachte die Einbalsamierung;<br />

bei Osiris vollzog er das Ritual der Mundöffnung, das der Beseelung des<br />

Toten diente sowie zur Befähigung, alle körperlichen Funktionen mit gottgleichen<br />

Wirkungskräften zu gebrauchen. Anubis zählte die Herzen, und<br />

mit Thot zusammen trat er als „Vorlesepriester“ auf, der die Toten reinigte<br />

und schön herrichtete. Man versuchte, sich mit Anubis gut zu stellen, um<br />

auf dem Thron im Jenseits Platz nehmen zu dürfen.<br />

CHF 4 000.– / 7 000.–<br />

(€ 3 300.– / 5 800.–)<br />

1002<br />

MESOPOTAMISCHES GEFÄSS, Westiran, Periode Godin III, spätes<br />

3. Jh. v. Chr.<br />

Bräunlicher Ton. Gefäss mit scharf geknickter Schulter und rundem,<br />

abgesetztem Boden; zwischen Hals und Schulter horizontale Rippen bzw.<br />

durch Rippen betonte Schulter; braune Bemalung aus Linienbündel am<br />

Hals und auf der Schulter; am Schulterfeld umlaufend langschnäbelige<br />

Wasservögel mit fein gestricheltem Gefieder; dazwischen Dreiecksmuster<br />

bzw. schräg „gefiederte“ Linienbündel. H 58 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Seit den 1950er Jahren in der Sammlung Erlenmeyer.<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 2 000.– / 3 000.–<br />

(€ 1 700.– / 2 500.–)<br />

| 2


1002


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1003<br />

1003*<br />

KLEINES KABINETT, Barock, Vizagapatam um 1700.<br />

Amarant, Palisander und Ebenholz teils ebonisiert und eingelegt mit<br />

feinen Elfenbeinfilets und Zierfries. Rechteckiger Korpus auf Kugelfüssen.<br />

Architektonisch gegliederte Front mit Zentralschublade zwischen<br />

2 Schubladen, flankiert von je 1 herausziehbaren Säule mit Geheimfach<br />

und 3 Schubladen. Elfenbeinknöpfe. 79x25x45 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 9 000.– / 14 000.–<br />

(€ 7 500.– / 11 700.–)<br />

1004<br />

MARMORKOPF EINES IMPERATOREN, römisch, wohl 1. Jh. n. Chr.<br />

Weisser Marmor. Montiert auf grauem Granitsockel. Reste einer späteren<br />

Bemalung. Bestossungen. H Kopf 24 cm, mit Sockel 46 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Schweiz.<br />

CHF 1 500.– / 2 500.–<br />

(€ 1 300.– / 2 100.–)<br />

1005<br />

BEMALTE TERRACOTTA-VASE, korinthisch, 6. Jh. v. Chr.<br />

Terracotta bemalt mit 3 Registern; Greife, Löwen, Hirsche, Sphingen,<br />

Steinböcke, Rind, Sau, Vogel und stilisierte Blumen. Balusterförmiger<br />

Gefässkörper mit ausladender Lippe und Doppelhenkel, auf Rundfuss.<br />

Restaurationen. H 29 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Schweiz.<br />

CHF 4 000.– / 7 000.–<br />

(€ 3 300.– / 5 800.–)<br />

1004<br />

| 4


1005 | 5


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1006<br />

1006*<br />

SCHREIBKOMMODE, Frühbarock, Italien, 17./18. Jh.<br />

Nussbaum profiliert. Rechteckiger Korpus mit vorstehendem, aufklappbarem<br />

Blatt auf mehrfach profiliertem Sockel. Front mit abklappbarer Kopfschublade<br />

über 3 Schubladen. Inneneinteilung mit 3 grossen, nebeneinander<br />

liegenden Schubladen unter 3 entsprechenden, schmalen Schubladen.<br />

Bronzebeschläge und -hänger. 165x65x(offen 76)x105 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />

CHF 5 500.– / 9 500.–<br />

(€ 4 600.– / 7 900.–)<br />

1007<br />

KABINETT AUF STAND, sog. „vargueno“, Barock, wohl Portugal, 17. Jh.<br />

Palisander. Rechteckiger Korpus mit geradem, vorkragendem Kranz auf<br />

wellig ausgeschnittener, durchbrochener Zarge mit gedrehten, durch<br />

Umlaufsteg verbundenen Balusterbeinen auf gequetschten Kugelfüssen.<br />

Front mit 11 unterschiedlich grossen Schubladen. Bronzebeschläge und<br />

-traggriffe. Etwas zu überholen. 113x48x148cm.<br />

CHF 4 000.– / 7 000.–<br />

(€ 3 300.– / 5 800.–)<br />

1008*<br />

PORTIERE MIT WAPPEN, Renaissance, Spanien, 17. Jh.<br />

Zentrales, vierteiliges Wappen unter Federbuschhelm, umgeben von<br />

Blattvoluten, Kartuschen und stilisierten Blumen. Wappen der ARNERO<br />

in Nordspanien, SAAVEDRA von Galizien, CALDERON DE LA<br />

BARCA, der VILLANUEAVA DELLA BARCA und der BARRUEZO<br />

von Kastilien. Feine Blumen- und Blätter-bordüre. H 255 cm, B 235 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

1007<br />

CHF 10 000.– / 15 000.–<br />

(€ 8 300.– / 12 500.–)<br />

| 6


1008


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1009<br />

1009<br />

REFEKTORIUMSTISCH, Barock, Spanien, 17./18. Jh.<br />

Nussbaum profiliert. Rechteckiges Blatt auf durchbrochenen, durch<br />

geschweiften Eisensteg verbundenen Volutenstützen. 159x84x82 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 4 000.– / 7 000.–<br />

(€ 3 300.– / 5 800.–)<br />

1010*<br />

BETBANK, Renaissance, Mittelitalien um 1650.<br />

Nussbaum profiliert. Rechteckiger Korpus mit leicht vorstehendem,<br />

aufklappbarem Blatt auf schräggestellter, aufklappbarer Kniestütze mit<br />

bogenförmig ausgeschnittenem Sockel. Die Front der Armstütze fein<br />

beschnitzt, auf gedrehten Säulen. Ergänzungen. 78x58x98 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />

CHF 1 500.– / 2 500.–<br />

(€ 1 300.– / 2 100.–)<br />

1011*<br />

FOLGE VON 3 STICKEREIEN, Renaissance, Belgien um 1600.<br />

3 unterschiedliche Darstellungen von Wasserschlössern, umgeben von<br />

Bäumen, Feldern, Schiffen, Personen bei der Ernte und Verlustierungen,<br />

Hunden und Schafen. Auf alte Holzplatte montiert. Verso mit Zeitungspapier<br />

aus den 1870er Jahren beklebt. Unter Glas und gerahmt. Schuber<br />

fehlen. Stickerei 26x19 cm, Rahmen 45x38 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Ehemals Sammlung der Grafen Geldern-Egmond, Deutschland.<br />

- Aus deutschem Besitz.<br />

Die Familie Egmond-Geldern stammt von Reiner (Reynalt) von Geldern<br />

(1460-1522) ab, Statthalter von Geldern. Er war Sohn von Adolf von<br />

Egmond, Herzog von Geldern. Der Familie gehörte von 1503-1779 Arcen.<br />

Die Stadt zählte damals zum Herzogtum Limburg in den Niederlanden.<br />

Das Geschlecht schloss sich den Ritterschaften von Geldern und Jülich<br />

an. Im ausgehenden 17. Jahrhundert wurde die Familie in den Freiherrenstand<br />

und 1790 in den Reichsgrafenstand erhoben. Das Familienwappen<br />

ist auf einer der Stickerein zu sehen.<br />

Lit.: C.A. Starke Verlag, Genealogisches Handbuch des Adels, Limburg<br />

an der Lahn 1978; IV, S. 66.<br />

1010<br />

CHF 3 000.– / 5 000.–<br />

(€ 2 500.– / 4 200.–)<br />

| 8


1011 (Folge von 3)<br />

| 9


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1012<br />

1012<br />

GROSSER AUSZUGSTISCH, Barock, Wallis, 18. Jh.<br />

Nussbaum und diverse Fruchthölzer profiliert sowie fein eingelegt mit<br />

Löwenfigur, stilisierter Sonne und Zierfries. Rechteckiges, ausziehbares<br />

Blatt auf gerader Zarge mit durch H-Steg verbundenen Balusterbeinen<br />

auf gequetschten Kugelfüssen. Feine Eisenbeschläge. Ergänzungen.<br />

197x(ausgezogen 357)x91,5x81,5 cm.<br />

Provenienz: Zürcher Privatbesitz.<br />

CHF 5 000.– / 9 000.–<br />

(€ 4 200.– / 7 500.–)<br />

1013*<br />

KLEINE MARMITE, Frühbarock, wohl deutsch, 17. Jh.<br />

Bronze und Eisen. Kugeliger Kessel mit gedrehtem Henkel und 3 Beinen<br />

mit stilisierten Tatzen. H 18,5 cm. D 14 cm.<br />

CHF 100.– / 150.–<br />

(€ 100.– / 100.–)<br />

1014*<br />

GEOGRAPHISCHE UND ASTRONOMISCHE GLOBUSUHR,<br />

Barock, der Globus bez. und dat. DIE ERDE VON J.G. GEISSLER<br />

1796, die Räderwerkplatine grav. und dat. ZITTAU 1807, die Halterung<br />

grav. GEISSLER ZITTAU, deutsch, 18./19. Jh.<br />

Nussbaum profiliert. Oktogonales Gehäuse mit späterem Vitrinenaufsatz<br />

auf mehrfach profiliertem Sockel. Emailzifferblatt mit arabischen Stundenund<br />

Minutenzahlen. Ankerwerk mit Ein-Tages-Gehwerk. Feiner, drehbarer<br />

Globus auf Messingring in 24 Stunden mit fein gravierten astrologischen<br />

Angaben, Tierkreiszeichen und Äquitorialeinteilung. Bronzebeschläge.<br />

31x31x35 cm.<br />

Provenienz: Aus einer Wiener Sammlung.<br />

Feine und seltene astronomische Globusuhr von hoher Qualität.<br />

1013<br />

CHF 30 000.– / 50 000.–<br />

(€ 25 000.– / 41 700.–)<br />

| 10


| 1014 11


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1016<br />

1015*<br />

STANDUHR, Barock, deutsch, 18. Jh.<br />

Nussbaum, Kirsche und heimische Fruchthölzer reich eingelegt mit<br />

Blumen, Blättern, Kartuschen und Zierfries. Rechteckiges Gehäuse mit<br />

geradem, gekehltem Kranz auf gewulsteter Sockelleiste und gequetschten<br />

Kugelfüssen. Versilberter Bronzezifferring mit römischen Stundenzahlen.<br />

Ankerwerk mit 1/2-Stundenschlag auf 2 Glocken. Messingbeschläge.<br />

H 254 cm.<br />

CHF 5 000.– / 7 000.–<br />

(€ 4 200.– / 5 800.–)<br />

1016*<br />

SPIEGEL, Barock, deutsch um 1680.<br />

Nussbaum und -wurzelmaser profiliert und gefriest. Rechteckiger, mehrfach<br />

profilierter und gewulsteter Rahmen mit feinem Wellenmuster.<br />

Geschliffenes Spiegelglas. H 61 cm, 53 cm.<br />

CHF 2 500.– / 4 500.–<br />

(€ 2 100.– / 3 800.–)<br />

1017*<br />

AUFSFATZSEKRETÄR, sog. „bureau à gradin“, Barock, wohl Lüttich<br />

um 1720.<br />

Birkenmaser profiliert und teils ebonisiert. Rechteckiger Korpus mit geradem,<br />

gekehltem Kranz auf gerader Zarge mit durch geschweiften Kreuzsteg<br />

verbundenen Balusterbeinen auf gequetschten Kugelfüssen. Front mit<br />

abklappbarer Kopfschublade vor Schreibfach, über eingezogenem Zentralfach<br />

und je 2 seitlichen Schubladen. Inneneinteilung mit 3 nebeneinander<br />

liegenden Schubladen. Zurückgesetzter, doppeltüriger Aufsatz mit profilierter<br />

Schlagleiste. Inneneinteilung mit grosser Zentraltüre, umrahmt von<br />

14 Schubladen. Teils verspiegelte Inneneinteilung mit grossem Fach.<br />

Geheimfach. Bronzebeschläge und -hänger. Etwas zu überholen. Verso<br />

mit altem Besitzerhinweis. 112,5x74x(offen 95)x155,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Der Überlieferung nach ehemals Besitz der Familie Fugger, Augsburg.<br />

- Familie Wittelsbach, Deutschland, von obigen übernommen.<br />

1015<br />

CHF 20 000.– / 30 000.–<br />

(€ 16 700.– / 25 000.–)<br />

| 12


| 1017 13


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1018<br />

1018*<br />

BEMALTER SPIEGEL MIT HINTERGLASMALEREI, Barock,<br />

wohl Niederlande um 1760.<br />

Rechteckiger, mit adligen Personen, Gebäuden und Kartuschen auf<br />

grünem Grund bemalter Rahmen, der Aufsatz mit Jagdszene. Fehlstellen,<br />

zu reparieren. H 82 cm. B 57 cm.<br />

Provenienz: Aus einer deutschen Sammlung.<br />

Ein Spiegel mit ähnlicher Malerei ist abgebildet in: G. Child, World<br />

Mirrors 1650-1900, London 1990; S. 227 (Abb. 469).<br />

CHF 5 000.– / 9 000.–<br />

(€ 4 200.– / 7 500.–)<br />

1019<br />

1019<br />

KONSOLE „AUX SYMBOLES DE LA MOISSON“, Louis XV,<br />

deutsch, 18. Jh.<br />

Holz durchbrochen sowie reich beschnitzt mit Rechen, Sichel, Ährenbündel,<br />

Trauben, Rocaillen, Blumen, Blättern, Voluten und Kartuschen<br />

sowie vergoldet. Geschweifte, trapezförmige und profilierte, rot/weisse<br />

Marmorplatte auf durchbrochener Zarge mit durch Kartuschensteg verbundenen<br />

Doppel-Volutenstützen. 85x46x80 cm.<br />

CHF 5 000.– / 9 000.–<br />

(€ 4 200.– / 7 500.–)<br />

1020<br />

SALONTISCH, Louis XV, wohl von J. AEBERSOLD (Johannes<br />

Aebersold, 1737-1812), Bern um 1770.<br />

Birke, Birne und heimische Fruchthölzer gefriest sowie fein eingelegt mit<br />

Rautenmuster, Filets und Zierfries. Rechteckiges, randprofiliertes und vorstehendes<br />

Blatt auf bogenförmig ausgeschnittener Zarge mit hohen,<br />

geschweiften Beinen. Front mit 1 Schublade. Holzknopf. 85x60x70 cm.<br />

J. Aebersold stammte aus einer Schreinerfamilie, die eine Werkstatt in der<br />

heutigen Speichergasse in Bern führte. Über Äbersolds Ausbildungszeit und<br />

seinen Lehrmeister ist nichts bekannt. Quellenmässig belegt ist ein Aufenthalt<br />

1767 in Paris; von dort aus ersuchte er das Bernische Handelsdirektorium<br />

um eine Bewilligung, sich mit 2 Gesellen als Schreinermeister in Bern niederlassen<br />

zu dürfen. Trotz des negativen Bescheides begann Äbersold 1770<br />

in Bern seine Tätigkeit als Möbelhersteller; 2 Jahre später reichte er ein<br />

neues Gesuch ein. Nach Abklärungen durch den Kleinen Rat, der vom<br />

Handwerksdirektorium wegen der Bewilligung angefragt worden war, erhielt<br />

Äbersold im März 1776 die Erlaubnis, in Bern als Schreinermeister mit<br />

2 Gesellen zu arbeiten. Drei Jahre später wurde Äbersold von der Schreiner-<br />

Meisterschaft als Beisitz-Meister vorgeschlagen, als Meisterwerk fertigte er<br />

ein Bureau. Im Januar 1780 wurde er in die Schreiner-Meisterschaft aufgenommen.<br />

Zu diesem Zeitpunkt wurde Äbersold sehr produktiv und schuf<br />

u.a. Kommoden, Toiletten, Schreibtische, Nachttische, Cabarets und kleine<br />

Schränke, belegt durch Eintragungen in privaten Rechnungsbüchern.<br />

1020<br />

CHF 2 000.– / 3 000.–<br />

(€ 1 700.– / 2 500.–)<br />

| 14


1021<br />

1021*<br />

MITTELTISCH, Barock, deutsch, 18. Jh.<br />

Nussbaum, Kirsche und heimische Fruchthölzer gefriest sowie mit Figur,<br />

Bandelwerk und Zierfries eingelegt. Rechteckiges Blatt auf gerader Zarge<br />

mit durch Kreuzsteg verbundenen Säulenbeinen auf gequetschten<br />

Kugelfüssen. Ergänzungen. 100x81x77 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Der Überlieferung nach Besitz von C.F. Meyer (Schweizer Schriftsteller,<br />

1799-1840).<br />

- Besitz der alten Zürcher Patrizierfamilier Ziegler im „Haus zum Grossen<br />

Pelikan“ an der Pelikanstrasse.<br />

- Privatsammlung, München.<br />

Conrad Ferdinand Meyer war ein bedeutender Schweizer Dichter und<br />

Romancier des 19. Jahrhunderts. 1864 veröffentlichte Meyer anonym sein<br />

erstes Gedichtband; fünf Jahre später zog er mit seiner Schwester nach<br />

Küsnacht am Zürichsee. Der deutsch-französische Krieg brachte Meyer in<br />

eine verzwickte Lage, da er sich beiden Ländern verbunden fühlte. Nach<br />

dem Sieg von Deutschland befasste er sich überwiegend mit deutscher<br />

Literatur. Mit dem Gedichtzyklus „Huttens letzte Tage“ von 1872 feierte<br />

Meyer seinen ersten Grosserfolg. Danach erschienen jährlich historische<br />

Novellen und Romane; die „Deutsche Rundschau“ veröffentlichte die Aufnahme<br />

„Der Heilige“ durch den renommierten Herausgeber Julius Rodenberg,<br />

wodurch im deutschsprachigen Raum Meyers Bekanntheitsgrad erheblich<br />

wuchs. 1880 wurde Meyer mit dem Ehrendoktor ausgezeichnet.<br />

CHF 4 000.– / 7 000.–<br />

(€ 3 300.– / 5 800.–)<br />

1022*<br />

1 PAAR GROSSE BLAKER, Barock, Schweden, 17. Jh.<br />

Getriebenes Messing. Achteckige Wandplatte mit „Pic“-Aufsatz und<br />

2 geschweiften Lichtarmen mit vasenförmigen Tüllen und runden<br />

Tropftellern. 52x87 cm.<br />

Provenienz: Deutscher Privatbesitz.<br />

CHF 1 000.– / 1 500.–<br />

(€ 800.– / 1 300.–)<br />

1022 (1 Paar)<br />

| 15


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1023<br />

1023*<br />

KOMMODE, Louis XV, Schweden um 1760.<br />

Esche, Zwetschge und teils getönte Fruchthölzer eingelegt mit Filets und<br />

Stern. Stark bombierter, trapezförmiger Korpus mit vorstehendem Blatt<br />

und markanten Eckstollen auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />

geschweiften Beinen. In der Mitte stark gebauchte Front mit 3<br />

Schubladen. Bronzebeschläge und -sabots. 101x55x77 cm.<br />

CHF 2 500.– / 3 500.–<br />

(€ 2 100.– / 2 900.–)<br />

1024*<br />

KLEINE SCHREIBKOMMODE, Louis XV, Schweden um 1760.<br />

Nussbaum und diverse Fruchthölzer gefriest sowie mit Rautenmarketerie,<br />

Reserven und Filets eingelegt. Geschweifter, trapezförmiger Korpus mit<br />

vorstehenden vorderen Eckstollen auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />

geschweiften Beinen. Front mit schräger, aufklappbarer Schreibplatte über<br />

3 in der Mitte gebauchten Schubladen. Inneneinteilung mit 6 nebeneinander<br />

liegenden Schubladen auf 2 Reihen unter 3 Fächern. Vergoldete<br />

Bronzebeschläge und -sabots. 75x42x(offen 77)x95 cm.<br />

CHF 6 000.– / 10 000.–<br />

(€ 5 000.– / 8 300.–)<br />

1025*<br />

PRUNK-AUFSATZSCHREIBKOMMODE, Barock, Wien um 1760/70.<br />

Nussbaum und heimische Fruchthölzer gefriest sowie fein eingelegt mit<br />

Rautenmuster, Bandelwerk und Zierfries, teils beschnitzt mit feinen<br />

Voluten und korinthischen Kapitellen sowie vergoldet. Rechteckiger<br />

Korpus mit gekehltem, vorkragendem und jochförmig abschliessendem<br />

Kranz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit kurzen, geschweiften Beinen.<br />

Architektonisch gegliederte, geschweifte Front mit breiter Zentralschublade<br />

über grosser Beinaussparung mit Fussbank, flankiert von je 6<br />

Schubladen auf 3 Reihen. Aufklappbare, zentrale Schreibplatte zwischen<br />

2 kleineren Schreibplatten, seitlich je 2 übereinander liegende Schubladen.<br />

Inneneinteilung des zentralen Schreibfachs mit 2 grossen Fächern,<br />

seitlich je 3 Schubladen. Inneneinteilung der seitlichen Schreibfächer mit<br />

je 2 grossen Fächern. Zurückgesetzter Aufsatz mit markanter, gewulsteter<br />

Mittelleiste, flankiert von je 2 nebeneinander liegenden Türen und abschliessenden<br />

Eckpilastern. Innen mit beigem Stoff bezogen. Feine, mattund<br />

glanzvergoldete Bronzebeschläge und -applikationen. 296x90x(offen<br />

130)x256 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Erworben am 14.11.1960 bei Fornach, Wien.<br />

- Sammlung Kremayr, Wien.<br />

- Aus österreichischem Privatbesitz.<br />

Feines und imposantes Möbel von bestechender Qualität.<br />

CHF 28 000.– / 48 000.–<br />

(€ 23 300.– / 40 000.–)<br />

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1025<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1026<br />

1026<br />

SPIELTISCH „A FLEURS“, Louis XV, wohl Bern um 1760.<br />

Nussbaum, Kirsche, Wurzelmaser und teils getönte Fruchthölzer gefriest<br />

sowie fein eingelegt mit Spielfeld, Blumen, Blättern, Filets und Zierfries.<br />

Rechteckiges, vorstehendes, randgefasstes und abnehmbares, verso mit<br />

grünem Filz bezogenes Blatt mit abgerundeten Ecken auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit hohen, geschweiften Beinen. In der vertieften<br />

Zarge „Backgammon“-Spielfeld. 104x61x77 cm.<br />

CHF 2 500.– / 4 500.–<br />

(€ 2 100.– / 3 800.–)<br />

1027*<br />

MODELLKOMMODE, Barock, süddeutsch, 18. Jh.<br />

Nussbaum, -wurzelmaser und Fruchthölzer eingelegt mit feinen Filets und<br />

Reserven. Rechteckiger Korpus mit profiliertem Blatt und leicht geschweifter<br />

Front mit 3 Schubladen, auf profiliertem Sockel mit runden Füssen.<br />

Knöpfe und Schlüsselschilder aus Messing. 45x29x41 cm.<br />

CHF 1 500.– / 2 500.–<br />

(€ 1 300.– / 2 100.–)<br />

1028<br />

GROSSES ECKBUFFET, Barock, sign. und dat. FERDINAND<br />

ULLERICH 1769, Zürich.<br />

Nussbaum und heimische Fruchthölzer gefriest sowie fein eingelegt mit<br />

Rautenmuster, Diamantspitz und Filets. Geschweifter, eingezogener<br />

Korpus mit geradem, gekehltem Kranz auf gekehlter, profilierter Sockelleiste.<br />

Front mit 3 Zentralschubladen zwischen 2 Türen. Mittelteil mit<br />

grossem Zentralfach zwischen je 4 Schubladen. Entsprechend gestalteter<br />

Aufsatz mit 4 nebeneinander liegenden Türen. Vergoldete Bronzebeschläge<br />

und -hänger. 250x ca. 95x210 cm.<br />

Die Seltenheit des Buffets beruht auf der Tatsache, dass es signiert und<br />

datiert ist. Es ist erst das zweite Möbel von Ullerich, das zweifelsfrei identifiziert<br />

werden konnte; das andere ist eine Kommode, die bei Schuler<br />

Zürich am 7.12.2009 (<strong>Katalog</strong>nr. 101) verkauft wurde - das Blatt und die<br />

Seiten weisen die identische Marketerie auf. Über Ullerich finden sich<br />

keine Angaben, man kann aber davon ausgehen, dass er den typisch zürcherischen<br />

Barockstil in meisterhafter Weise ausführte.<br />

1027<br />

CHF 25 000.– / 45 000.–<br />

(€ 20 800.– / 37 500.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1029<br />

1029*<br />

KOMMODE, spätes Louis XV, Potsdam, 19. Jh.<br />

Nussbaum, Wurzelmaser und heimische Fruchthölzer gefriest sowie mit<br />

feinem Rautenmuster und Filets eingelegt. Geschweifter, trapezförmiger<br />

Korpus mit markanten Volutenstollen auf wellig ausgeschnittener Zarge<br />

mit geschweiften Beinen. In der Mitte leicht gebauchte Front mit 2<br />

Schubladen. Ersetzte Bronzebeschläge. Profilierte, spätere, reparierte<br />

„Rosso di Verona“-Platte. 146x68x84cm.<br />

CHF 12 000.– / 18 000.–<br />

(€ 10 000.– / 15 000.–)<br />

1030*<br />

STOCKUHR, Barock, das Zifferblatt sign. LEOPOLD KÖRNER<br />

WIENN (Leopold I Körner, 1726-1807), Wien um 1760.<br />

Birne ebonisiert sowie teils geschnitzt und vergoldet. Rechteckiges, dreiseitig<br />

verglastes Gehäuse mit gewulstetem Kranz mit Traghenkel und Eckzapfen<br />

auf gekehlter Sockelleiste mit Ball- und Klauenfüssen. Fein graviertes<br />

Bronzezifferblatt mit arabischen Minuten- und römischen Stundenzahlen,<br />

Datum. Kleines Pendelsichtfenster. 2 Einstellungen für Repetition<br />

und Schlagwerk. 3 Zeiger. Feines Spindelwerk mit 4/4- Stundenschlag auf<br />

2 Glocken. Gehäuse etwas zu überholen. 30x17x48 cm.<br />

CHF 1 000.– / 1 500.–<br />

(€ 800.– / 1 300.–)<br />

1031*<br />

SPIEGEL, Barock, deutsch, 18. Jh.<br />

Holz beschnitzt mit Kartuschen, Blumen und Blättern sowie vergoldet.<br />

Geschweifter, rechteckiger Rahmen mit Kartuschenaufsatz. H 90 cm, B 64 cm.<br />

CHF 3 000.– / 5 000.–<br />

(€ 2 500.– / 4 200.–)<br />

1032<br />

PRUNK-SCHREIBKOMMODE MIT VITRINENAUFSATZ, Barock,<br />

Zürich/Winterthur um 1770/75.<br />

Nussbaum und Fruchthölzer fein beschnitzt mit Blättern und Zierfries<br />

sowie fein eingelegt mit Rautenmuster, Filets und Zierfries. Geschweifter,<br />

bombierter Korpus mit mehrfach profiliertem, gewulstetem und jochförmig<br />

abschliessendem Kranz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit eingerollten<br />

Volutenfüssen. Schräges, aufklappbares Blatt über gebauchtem<br />

Kommodenunterteil mit 3 Schubladen. Inneneinteilung mit grossem<br />

Zentralfach unter 3 Schubladen auf 2 Reihen, flankiert von je 3 unterschiedlich<br />

grossen Schubladen. Die Schubladen inwendig mit „Kattun“-<br />

Papier, der Vitrinenaufsatz mit blauem Papier. Zurückgesetzter, zweitüriger<br />

Vitrinenaufsatz mit feiner, gewulsteter und geschweifter Versprossung;<br />

die Schubladen inwendig mit „Kattun“-Papier, der Aufsatz mit gelbem<br />

Damast. Feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -hänger.<br />

197x77x(offen 98)x257 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

Hochbedeutende, sehr seltene Schreibkommode; sie besticht nicht nur<br />

durch eine hervorragende Qualität, sondern auch durch die markante,<br />

bombierte Ausformung, die an skandinavische Prunkmöbel des 18. Jahrhunderts<br />

erinnert. Die feine und auffällige Schnitzerei der Zarge sowie das<br />

eigenwillige Furnierbild mit dem Rautenmuster jedoch weist auf Zürcher<br />

und Winterthurer Möbel der 1770/75er Jahre hin (siehe hierzu auch<br />

<strong>Katalog</strong>nr. 1028 mit identischem Furnierbild)<br />

Eine Miniaturkommode mit nahezu identischer Zargenschnitzerei, heute<br />

in Zürcher Privatbesitz, ist abgebildet in: T. Boller / W. Dubno, Zürcher<br />

Möbel - Das 18. Jahrhundert, Zürich 2004; S. 276 (Abb. 152). Die Kommode<br />

wird zu Recht dem Umkreis von Hans Konrad Hofmann (1734-<br />

1808) zugeschrieben, der beschrieben wird in: ibid, S. 90.<br />

CHF 40 000.– / 70 000.–<br />

(€ 33 300.– / 58 300.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1033 (offen)<br />

1033*<br />

SCHREIBKOMMODE „A LA MATHÄUS FUNK“, Louis XV, Zürich<br />

um 1770/75.<br />

Nussbaum und -wurzelmaser sowie heimische Fruchthölzer gefriest und<br />

ausserordentlich fein eingelegt mit Blumen, Blättern, Rautenmuster und<br />

Zierfries. Allseitig bombierter, geschweifter, trapezförmiger Korpus auf ausgeschnittener<br />

Zarge mit geschweiften Beinen. Front mit schräger, abklappbarer<br />

Schreibplatte über 2 markant gebauchten Schubladen. Inneneinteilung mit<br />

grossem Zentralfach unter 4 schmalen Schubladen auf 2 Reihen mit Zentralverriegelung<br />

und 4 herausziehbaren Fächern vor 2 Geheimschubladen, flankiert<br />

von je 4 stufenförmig angeordneten Schubladen, die untersten mit<br />

Geheimfach, die Seiten reich verziert mit Blattvoluten. Vergoldete Bronzebeschläge<br />

und -sabots. Alle Schubladen innen mit altem Kleisterpapier<br />

beklebt. 140x80x(offen 117)x112 cm.<br />

Feines, qualitativ hochwertiges Möbel von bestechender Qualität und<br />

Eleganz, die von der Ebenistenkunst von M. Funk beeinflusst wird - man<br />

beachte die Formgebung, Marketerie und Proportion -, jedoch auch eine starke,<br />

eigenständige Weiterentwicklung und Adaptation aufweist.<br />

Mit ausführlichem Gutachten von Dr. T. Lörtscher, Bern 2009, in dem<br />

Folgendes festgehalten wird:<br />

„Die untersuchte Schreibkommode ist ein herausragendes Beispiel schweizerischer<br />

Möbelkunst der Übergangszeit zwischen Louis XV und Louis XVI<br />

bzw. zwischen Rokoko und Frühklassizismus. Mit Traversen, vorkragenden<br />

Schubladenfronten und einer nach aussen abfallend gestürzten Schürzenfurnierung<br />

gehört sie einer heterogenen und lokal breiter gestreuten Gruppe<br />

von Kommoden an. Das Möbel bereichert den Typus mit zweischübigen<br />

Kommodenteil und Schrägklappenaufsatz durch teilweise mehrfache und<br />

ungewöhnlich ausgeprägte Bauchungen, die mit Ausnahme der Schreibklappe<br />

und der oberen Ablagefläche alle äusseren Sichtflächen wölben. Die Konstruktion<br />

und die Materialpalette lassen keine klare lokale Zuweisung erkennen.<br />

Hingegen weisen architektonische Eigentümlichkeiten, insbesondere<br />

aber mehrere für Bern ungewöhnliche Gestaltungselemente deutlich auf<br />

Zürich hin, das im 18. Jahrhundert wie Bern eines der wichtigsten deutschschweizerischen<br />

Möbelzentren bildete. Die zahlreichen Merkmale der<br />

Schreibkommode bieten zunächst nebeneinander betrachtet hinsichtlich des<br />

Entstehungsortes ein widersprüchliches Bild. Dies ist deshalb so, weil es eine<br />

Auftragsarbeit mit aussergewöhnlichen Ansprüchen stellt, die den Ebenisten<br />

alle künstlerischen Register ziehen liess. Die gestellten Ansprüche konnten<br />

nur ein Ebenistenatelier erfüllen, das technisch gerüstet war und künstlerisch<br />

einen weiten Horizont besass. Das Möbel reflektiert die vielfältigen Beziehungen,<br />

die zwischen den grossen Schweizer Möbelzentren des späten<br />

18. Jahrhunderts, namentlich zwischen Bern und Zürich, gepflegt wurden.<br />

Dieser Austausch drückte sich bei der Rezeption von vorbildlichen, beim<br />

Käufer-publikum beliebten Formtypen und dem Import bzw. Export von<br />

modischen Halbfabrikaten, wie Bronzebeschlägen, attraktiven Marmorsorten<br />

und Kaschierpapieren aus. Das vorliegende Möbel macht zum einen klar, dass<br />

hier Bern mit dem Formtyp sicherlich den künstlerisch wesentlichen Beitrag<br />

lieferte. Offensichtlich inspirierte Bern Zürich in dieser Übergangszeit zwischen<br />

Spätbarock und Klassizismus mit seinen eleganten Kommodenformen,<br />

die das Funk’sche Vorbild weiterentwickelten. Begabte und kommerziell denkende<br />

Zürcher Ebenisten nahmen das Vorbild auf und variierten es mehr oder<br />

weniger. Bei der vorliegenden Schreibkommode wird die Anlehnung durch<br />

die Verwendung der typisch bernischen Beschläge unterstrichen. Deutlich<br />

wird hier zudem, in welcher Weise ein hervorragender Meister das zurückhaltende<br />

bernische Grundvokabular eigenständig zu variieren und mit zusätzlichen<br />

lokaltypischen Gestaltungselementen zu bereichern wusste und gleichzeitig<br />

bewährte Werkstatteigenheiten weiterpflegte. Weiteren Aufschluss über<br />

die Entstehungsumstände des Möbels würden Angaben zur Provenienz<br />

bieten. In diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen, dass auch die<br />

Angehö-rigen der führenden Auftraggeberschicht bei der Städte teilweise<br />

enge familiäre, persönliche und geschäftliche Beziehungen unterhielten.“<br />

CHF 70 000.– / 120 000.–<br />

(€ 58 300.– / 100 000.–)<br />

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1033<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1034<br />

1034<br />

KONSOLE, Louis XV, von J.F. FUNK (Johann Friedrich Funk,<br />

1706-1775), Bern um 1760.<br />

Holz durchbrochen und fein beschnitzt mit Blumen, Blättern und Zierfries<br />

sowie vergoldet. Geschweifte, profilierte und reparierte „Marbre d’Oberhasli“-Platte<br />

auf durchbrochener, wellig ausgeschnittener Zarge mit durch<br />

Blumensteg verbundenen Volutenstützen. Mit alter Inventaretikette.<br />

107x45x82 cm.<br />

J.F. Funk entstammte einer berühmten Berner Kunsthandwerker-Familie<br />

und war der Bruder des bedeutenden Ebenisten Mathäus Funk. Über die<br />

Kindheit und Jugend ist nur wenig bekannt. Anfang der 1720er Jahre wurde<br />

J.F. Funk von seinem Vater in eine Bildhauer-Lehre geschickt. Wo genau er<br />

die Ausbildung absolvierte, weiss man nicht, sicher ist nur, dass er während<br />

seiner Gesellenzeit u.a. in Genf tätig war - ein Vertrag aus dem Jahr 1730<br />

belegt seine Arbeit am Landhaus Lullin und erwähnt ihn als „Jean Friedrich<br />

Founk sculpteur“. Ende 1731 richtete er eine Werkstatt in Bern ein, wo er<br />

bald als wohlerfahrener Bildhauer bekannt war. Ein Jahr später erhielt er<br />

von der „Burgerkammer“ die Erlaubnis, in Bern Wohnsitz zu nehmen,<br />

womit die Voraussetzungen erfüllt waren, Aufträge zu erhalten. Nach dem<br />

„Roten Löwen“, dem Hauszeichen der Zunft zu Mittellöwen, folgte ein<br />

hochbedeutender Auftrag des Rates von Bern, nämlich die Schaffung eines<br />

neuen Thrones für das Haupt der Republik im Rathaus. In der Zeit zwischen<br />

1740 und 1750 war J.F. Funk besonders produktiv; es gelang ihm, als<br />

Bildschnitzer und Spiegelhändler zur württembergischen Spiegelfabrik in<br />

Stuttgart, einer fürstlichen Institution, so gute Kontakte zu knüpfen, dass er<br />

1742 das Monopol für den Verkauf von Glas und Spiegelglas für die<br />

Schweiz erhielt. Von grosser künstlerischer Bedeutung für J.F. Funk und<br />

seine Werkstatt war der Aufenthalt des berühmten Bildhauers und<br />

Stukkateurs Johann August Nahl, der von 1746 bis 1755 in Bern tätig war.<br />

Sein Einfluss auf das Funk-Atelier ist unverkennbar. Die zahlreichen Werke,<br />

die im folgenden Vierteljahrhundert entstanden und weit über Bern hinaus<br />

bekannt und beliebt waren, bezeugen die grosse Bedeutung des Betriebes.<br />

CHF 3 000.– / 4 000.–<br />

(€ 2 500.– / 3 300.–)<br />

1035*<br />

CHARAKTERKOPF, nach F.X. MESSERSCHMIDT (Franz Xaver<br />

Messerschmidt, 1736 Pressburg 1783), deutsch, 19. Jh.<br />

Heller Stein. Büste eines Mannes mit faltigem Gesicht und welligem<br />

Haar. H 42 cm.<br />

Franz Xaver Messerschmidt war einer der faszinierendsten Bildhauer der<br />

Aufklärung. Bevor er in der Wiener Akademie studierte, war er zwischen<br />

1746-1752 bei seinem Onkel, dem münchner Hofbildhauer Johann Baptist<br />

Straub, in der Lehre gewesen und anschliessend bei seinem Verwandten<br />

Philipp Jakob Straub in Graz. Darauf folgte ein Studienaufenthalt in Rom,<br />

wo Messerschmidt die antiken Werke studierte. Schon zu Beginn seiner<br />

Schaffenszeit wurde er von der Kaiserin Maria-Theresia sehr geschätzt; sie<br />

und andere zahlreiche Gelehrte beauftragten ihn mit Portraits, allerdings<br />

scheiterte seine anfangs vielversprechende Karriere aufgrund einer Intrige.<br />

Die für Messerschmidt in Aussicht gestellte Professur für Bildhauerei an<br />

der Wiener Akademie wurde ihm verwehrt, und für die erhoffte Hofbildhauerstelle<br />

in München wurde er ebenfalls abgelehnt. Messerschmidt zog<br />

sich zu seinem Bruder nach Pressburg zurück, wo er sich ausschliesslich<br />

der Schaffung von „Charakter-Köpfen“ widmete. Aus dieser Zeit stammt<br />

die bedeutende Serie von 52 als Selbstporträts gestalteten Charakterköpfen.<br />

Messerschmidt versuchte, sein Interesse für kunsttheoretische<br />

Debatten mit naturwissenschaftlichen Zusammenhängen in seinen<br />

Bildnissen auszudrücken. Die Faszination für physiognomische Zustände<br />

und Affekte spiegeln sich in seinem Studium des menschlichen „Mienenspiels“<br />

von lachenden, weinenden, wütenden und schreienden Grimassen<br />

wieder. Sie erscheinen dem Betrachter naturalistisch und irreal, als begeisternd<br />

und erschreckend gleichzeitig.<br />

Lit.: Ausstellungskatalog Liebighaus, Die phantastischen Köpfe des Franz<br />

Xaver Messerschmidt. Skulpturensammlung, Frankfurt am Main, 15.<br />

November 2006 bis 11. März 2007.<br />

CHF 3 000.– / 5 000.–<br />

(€ 2 500.– / 4 200.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1036 (Detail)<br />

1036*<br />

PRUNK-KOMMODE, Louis XV, München um 1730.<br />

Nussbaum, Wurzelmaser und diverse Fruchthölzer ausserordentlich fein<br />

eingelegt mit Zinnfilets, Diamantspitzen, Kartuschen und Zierfries sowie<br />

teils durchbrochen und teils sehr fein beschnitzt mit Kartuschen, Blättern<br />

und Zierfries sowie teils vergoldet. Geschweifter, trapezförmiger Korpus<br />

mit markant vorstehenden Eckstollen auf durchbrochener, wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit geschweiften Beinen. In der Mitte gebauchte Front<br />

mit 2 Schubladen. Vergoldete Bronzebeschläge und -hänger. Mehrfach<br />

profilierte „Rosso di Verona“-Platte. 140x56x81 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Der Überlieferung nach ehemals Sammlung Erzherzog Franz Salvator,<br />

Gemahl der jüngsten Tochter von Kaiser Franz Joseph.<br />

- Sammlung von Camare, Deutschland.<br />

- Privatbesitz, München.<br />

In der Grundstruktur analoge, jedoch weniger prunkvolle und ausgearbeitete<br />

Kommoden sind abgebildet in: B. Langer, Die deutschen Möbel des<br />

16.–18. Jahrhunderts, München 1996; S. 160-170 (Nr. 36 und 37) sowie<br />

S. 294-298 (Nr. 83 und 84).<br />

Die bayrische Hofkunst unter Kurfürst Max Emanuel und seinem Nachfolger<br />

Carl Albrecht war recht eigenständig. Das Münchner Rokoko orientierte<br />

sich während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts v.a. an Pariser<br />

Hofmöbeln. Daher ist es nicht erstaunlich, dass zahlreiche Prunkmöbel der<br />

bedeutendsten französischen Ebenisten jener Zeit - wie z.B. C. Cressent,<br />

A. Gaudreaux, B. Van Risenburgh, P. Migeon und P.F. Carel - heute noch<br />

in der Münchner Residenz stehen. Mit Vorlagen und Zeichnungen vom<br />

Wallonen F. de Cuvilliés (1695-1768), der bereits ab 1716 für das Münchner<br />

Baubüro tätig war, erlebte die Metropole eine künstlerische Blütezeit. Die<br />

in dieser Epoche gefertigten Möbel, ursprünglich als Teile einer gesamten<br />

Raumausstattung konzipiert, zeichnen sich durch grosszügige, elegante<br />

Formgebung, ausserordentlich kräftige, naturalistische Schnitzerei und<br />

durch akkurate Bemalung aus.<br />

Lit.: B. Langer / G. Hager / H. Ottomeyer, Die Möbel der Residenz<br />

München, München 1996.<br />

CHF 60 000.– / 100 000.–<br />

(€ 50 000.– / 83 300.–)<br />

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1036<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1037 (Detail)<br />

1037<br />

GEFASSTE PRUNK-KONSOLE „A FLEURS“, Louis XV, wohl nach<br />

Entwürfen von J.C. HOPPENHAUPT (Johann Christian Hoppenhaupt,<br />

1719-1785), aus der Werkstatt von J.G. SCHLEUNIG (Johann Georg<br />

Schleunig, geb. 1715) oder J. SCHNEGG (Johann Schnegg, 1724-1785),<br />

Potsdam um 1750.<br />

Linde durchbrochen und ausserordentlich fein beschnitzt mit Muscheln,<br />

Kartuschen, Blumen, Blättern und Zierfries sowie vergoldet und teils<br />

polychrom gefasst. Geschweifte, mehrfach profilierte und trapezförmige<br />

„Villefranche de Conflent“-Platte auf wellig ausgeschnittener, durchbrochener<br />

Zarge mit markanten, durch Muschelsteg verbundenen Volutenstützen.<br />

160x69x85 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

Hochbedeutende Konsole von bestechender Qualität, welche die innovative<br />

und eigenständige Formensprache des Potsdamer Rokoko in exemplarischer<br />

Weise aufzeigt. Eine sehr ähnliche Konsole ist abgebildet in: G.<br />

Ehret, Deutsche Möbel des 18. Jahrhunderts, Barock - Rokoko - Klassizismus,<br />

München 1986; S. 36f. (Abb. Tafel IIIa). Darin wird festgehalten,<br />

dass ähnliche Konsolentische von J.C. Hoppenhaupt für das Neue Palais<br />

in Potsdam gefertigt wurden und die ausserordentlich feinen Ausführungen,<br />

dem französischen Einfluss folgend, in ihrer kräftigen und naturalistischen<br />

Darstellung typisch für das friderizianische Rokoko sind.<br />

Johann Christian Hoppenhaupt war zusammen mit seinem Bruder Johann<br />

Michael als Dekorationsbildhauer für Friedrich II. von Preussen tätig und<br />

wurde 1746 Nachfolger von Johann August Nahl als „Directeur des ornements“<br />

an Friedrichs Hof. Er gilt als Hauptmeister des späteren friderizianischen<br />

Rokoko.<br />

J.G. Schleunig arbeitete als Bildhauer und Dekorateur und ist ab ca. 1741<br />

in Bayreuth nachweisbar. Ab 1756 war er an der Kunstakademie als Bildhauer<br />

und Formengiesser tätig und zudem an der dekorativen Ausstattung<br />

der Bayreuther Eremitage und des Neuen Schlosses beteiligt. 1763 zog<br />

Schleunig nach Potsdam.<br />

J. Schnegg war Bildhauer und Elfenbeinschnitzer und übernahm 1749 die<br />

Werkstatt von J.G. Ziegler. Ab 1756 arbeitete Schnegg als Hofbildhauer<br />

und Lehrer an der Bayreuther Kunstakademie, 1761-1769 für Friedrich den<br />

Grossen in Berlin.<br />

Mit der grossen Bautätigkeit in Kurbrandenburg während der letzten Jahre<br />

des 17. Jahrhunderts - 1694 Ausbau des Stadtschlosses Potsdam, 1695<br />

Beginn des Schlossbaues in Charlottenburg, 1703 Bau des Schlosses Monbijou<br />

in Berlin - wurde auf dem Gebiet der lokalen Möbelherstellung ein<br />

neues, wesentliches Kapitel eröffnet, zu dem anfänglich die Architekten<br />

die eigentlichen stilistischen Vorlagen lieferten. Die neu errichteten Paläste<br />

brauchten zahlreiche Einrichtungsgegenstände, wodurch das einheimische<br />

Möbelhandwerk während des gesamten 18. Jahrhunderts einen<br />

Aufschwung erlebte. Die Lackmöbel, die frühesten dieser Art im Deutschen<br />

Reich, entstanden in den Jahren um 1700; eingelegte Möbel wie<br />

Tische, Kommoden, Sekretäre usw. blieben bis Ende des 18. Jahrhunderts<br />

„en vogue“. Die qualitativ herausragenden Schreibmöbel orientierten sich<br />

anfänglich stark an englischen und russischen Vorbildern, fanden aber<br />

während der ersten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts zu einer sehr eigenwilligen<br />

Formgebung: starke, gewagte Bombierung des Kommodenunterteils,<br />

fein gefriestes Palisander- und Wurzelmaserfurnier, bewusst<br />

kontrastierender Aufsatz mit klassizistischen Elementen und ausserordentlich<br />

reiche Bronzebeschläge.<br />

Während der Regentenzeit von Friedrich dem Grossen von 1740 bis 1786<br />

erlebte das höfische Kunsthandwerk eine Sternstunde; die bedeutendsten<br />

Architekten, Ebenisten und Bildhauer des friderizianischen Rokoko waren<br />

G.W. von Knobelsdorff, J.A. Nahl und die Gebrüder Hoppenhaupt und<br />

Spindler.<br />

Im ausgehenden 18. Jahrhundert war Berlin eine der wichtigsten deutschen<br />

Metropolen der Möbelkunst. Die klassizistischen Stilmerkmale wie<br />

z.B. der sogenannte „Zopfstil“ wurden durch J.G. Fiedlers Prunkmöbel<br />

und seine Ernennung zum „Königlichen Hoftischler“ salonfähig. Typisch<br />

für diese Zeit war auch die „anglophile“ Verarbeitung, das heisst der<br />

Gebrauch von hochwertigem Mahagoni und die Zurückhaltung bei der<br />

Verwendung von Bronzezierat.<br />

Lit.: G. Ehret, Deutsche Möbel des 18. Jahrhunderts - Barock, Rokoko,<br />

Klassizismus, München 1986. H. Kreisel, Die Kunst des deutschen<br />

Möbels - Spätbarock und Rokoko, München 1970; II, S. 20-39 (Angaben<br />

zur Entwicklung des Berliner Möbels). H. Schmitz, Deutsche Möbel des<br />

Barock und Rokoko, Stuttgart 1923.<br />

CHF 45 000.– / 75 000.–<br />

(€ 37 500.– / 62 500.–)<br />

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1037<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1038 (Seitenansicht) 1038 (Seitenansicht)<br />

1038*<br />

BEMALTES KABINETT AUF STAND, Barock, Picardie, 17. Jh.<br />

Holz profiliert und ausserordentlich fein bemalt; 4 grosse Panneaux mit<br />

Szenen aus dem Alten und Neuen Testament, die Schublade und der<br />

Steg mit Putti-Darstellungen „en grisaille“. Rechteckiger Korpus mit<br />

gekehltem, bogenförmig abschliessendem Kranz auf gerader Zarge mit<br />

durch geschweiften Kreuzsteg verbundenen Balusterbeinen auf Kugelfüssen.<br />

Zweitürige Front mit gewulsteter Schlagleiste über breiter Zargenschublade.<br />

Inneneinteilung mit 9 unterschiedlich grossen Schubladen auf<br />

3 Reihen unter 3 grossen Fächern. Bronzebeschläge und -knöpfe.<br />

120x51x213 cm.<br />

Feines Möbel von hoher Qualität.<br />

Mit Zertifikat von Georges L. Chardonnier, Genf 1985.<br />

1038 (Detail)<br />

CHF 30 000.– / 50 000.–<br />

(€ 25 000.– / 41 700.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1039<br />

1039*<br />

KONSOLEN-MITTELTISCH „AUX BUSTES DE FEMME“,<br />

Barock, Rom um 1750.<br />

Holz durchbrochen und ausserordentlich fein beschnitzt mit weiblichen<br />

Büsten, Maskaronen, Kartuschen und Zierfries sowie vergoldet. Rechteckige,<br />

profilierte und reparierte „Rouge Royal“-Platte auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit markanten, durch geschweiften Kreuzsteg verbundenen<br />

Volutenstützen mit Bocksfüssen. 118x77x94 cm.<br />

CHF 6 000.– / 10 000.–<br />

(€ 5 000.– / 8 300.–)<br />

1040*<br />

GEFASSTER FAUTEUIL, Louis XV, Venedig, 18./19. Jh.<br />

Holz durchbrochen und reich beschnitzt mit Blumen, Blättern und<br />

Zierfries sowie polychrom gefasst; auf grünem Fond bunte Blumen und<br />

Blätter. Hufförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />

Beinen. Leicht eingezogene, jochförmig abschliessende Rückenlehne<br />

mit durchbrochenem Baluster und ausladenden Armlehnen auf geschweiften<br />

-stützen. Grüner Seidenbezug mit Putten, Blättern und Zierfries.<br />

63x51x48x94.<br />

CHF 4 000.– / 7 000.–<br />

(€ 3 300.– / 5 800.–)<br />

1041*<br />

BANQUETTE, Louis XV, Venedig um 1750.<br />

Holz moulüriert und profiliert sowie fein bemalt mit Blumen und Blättern<br />

sowie vergoldet. Geschweifter, rechteckiger Sitz auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit geschweiften Beinen. Geschweifte, eingerollte Armlehnen. Roter<br />

Seidenbezug. Sitz- und Stützkissen. Ergänzungen. 220x50x55x82 cm.<br />

1040<br />

CHF 18 000.– / 28 000.–<br />

(€ 15 000.– / 23 300.–)<br />

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1041<br />

| 33


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1042<br />

1042*<br />

1 PAAR LACK-KOMMODEN, Louis XV und später, Genua.<br />

Holz allseitig gelackt; auf hellgrünem Fond feine, bunte Blumen, Blätter,<br />

Kartuschen und Zierfries. Markant geschweifter, trapezförmiger Korpus<br />

mit vorstehenden vorderen Eckstollen auf wellig ausgeschnittener Zarge<br />

mit geschweiften Beinen. Leicht gebauchte Front mit 2 Schubladen ohne<br />

Traverse. Vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Mehrfach profilierte,<br />

grau/braun gesprenkelte Marmorplatte. 124x60x88 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Feines Paar von hoher Qualität.<br />

Eine sehr ähnliche Kommode aus der Sammlung I. Bossi ist abgebildet in:<br />

G. Mazzariol, Mobili italiani del seicento e del settecento, Mailand 1964;<br />

S. 58.<br />

Genua war im 18. Jahrhundert eine wirtschaftlich und kulturell aufstrebende<br />

Stadt, wo noble Familien wie Doria, Brignoni und Sale ihren<br />

Reichtum durch prunkvolle Bauten manifestierten und ihre Paläste mit<br />

teuerstem Mobiliar einrichten liessen. Als wesentlich erwies sich der<br />

Kontakt zu Frankreich. 1684 wurde die Stadt von Louis XIV erobert,<br />

was den „stile genovese“ prägte, da sich nach dem Edikt von Nantes<br />

1685 viele französische, protestantische Ebenisten in der ligurischen<br />

Hauptstadt niederliessen. Die Werke der „bancalari“ - so wurden die<br />

Genoveser Tischler genannt - zeichneten sich durch die französisch beeinflusste<br />

Formensprache, perfekte Konstruktion und Liebe zum Detail aus;<br />

auch nicht sichtbare Teile der Möbel wurden akkurat ausgearbeitet und<br />

gepflegt. 1751 wurde die Accademia Ligustria gegründet, wo die bedeutendsten<br />

Ebenisten, wie zum Beispiel A. Ratti und A. Tagliafichi, ihr<br />

Handwerk lernten. Als Meisterarbeiten wurden Kommoden und „ribalte“<br />

gefordert, die durch die ausserordentlich elegante Formgebung und das<br />

feine Furnier „a motivo di fiore quadrilobato“ charakterisiert waren.<br />

CHF 75 000.– / 125 000.–<br />

(€ 62 500.– / 104 200.–)<br />

1043*<br />

PRUNK-DECKENLEUCHTER MIT „CRISTAL DE ROCHE“,<br />

Louis XV, Genua um 1760.<br />

Bronze und Holz profiliert und vergoldet sowie ausserordentlich feiner,<br />

teils geschliffener Glas- und Kristallbehang. Geschweiftes Gestell mit<br />

Zentralschaft und 12 markant geschweiften Lichtarmen mit grossen<br />

Tropftellern und vasenförmigen Tüllen und ringförmige, feine Blütenlichtkrone.<br />

D 125 cm, H 160 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Wie bei Möbeln sind auch bei Deckenleuchtern bedeutende regionale<br />

Unterschiede in Material, Formgebung und Ausarbeitung zu erkennen.<br />

Die Künstler in Murano (Venedig) benutzten für ihre Arbeit vor allem<br />

mundgeblasenes Glas, die Turiner schufen ihre Leuchter meist aus<br />

Bergkristall. Der hier angebotene Deckenleuchter mit Kristallbehang und<br />

stilisierten, geschliffenen Glasblumen hingegen ist typisch für die ligurische<br />

Region.<br />

Ein ähnlicher Leuchter befindet sich im „Salone“ des Palazzo Spinola in<br />

Genua, ein weiterer gehörte zu den Sammlungen von A. Dandois in Paris.<br />

Der „cristal de roche“ ist eine Quarzart mit aussergewöhnlich hohem<br />

Härtegrad und einer Lichtrefraktion, die mit jener eines Diamanten vergleichbar<br />

ist. Bereits im 17. Jahrhundert wurde Bergkristall in kleinen<br />

Mengen verarbeitet und zu horrenden Preisen gehandelt. Dies zwang die<br />

Kunsthandwerker dazu, Bergkristall zu imitieren, wobei allerdings<br />

Reinheit und Lichtbrechung natürlich nicht kopiert werden konnten.<br />

Anfang des 17. Jahrhunderts begann man, Einzelteile aus Bergkristall für<br />

Lichtquellen - vor allem für Kronleuchter - zu verwenden. Im 18. Jahrhundert<br />

wurden neue Vorkommen in Zentraleuropa entdeckt, was das<br />

Abbauen und Behauen grösserer Blöcke und das Schneiden neuer<br />

Formen ermöglichte.<br />

CHF 200 000.– / 300 000.–<br />

(€ 166 700.– / 250 000.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1044<br />

1044*<br />

FOLGE VON 4 GROSSEN FAUTEUILS „A LA REINE“, Louis XV,<br />

Rom um 1760.<br />

Holz reich beschnitzt mit Kartuschen, Blättern und Zierfries sowie mit<br />

Resten einer alten Vergoldung. Geschweifter, trapezförmiger Sitz „à chassis“<br />

auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Flache,<br />

jochförmig abschliessende Rückenlehne mit ausladenden Armlehnen auf<br />

geschweiften -stützen. Defekter hellgelber Stoffbezug. Zu restaurieren.<br />

62x50x48x88 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Der Überlieferung nach einst Besitz des Comte Alfred Emilien de<br />

Nieuwerkerke (1811-1892), und Teil der Einrichtung der Villa von<br />

Gattaiola in Lucca.<br />

- Durch Erbschaft in der Sammlung von Prinzessin Olga Cantacuzène<br />

(1843-1929) und der italienischen Adelsfamilie Altieri.<br />

- Römischer Privatbesitz.<br />

Feine Folge von hoher Qualität.<br />

A.E. de Nieuwerkerke war ursprünglich niederländischer Herkunft und<br />

während der Regierungszeit von Kaiser Napoleon III. Kavallerieoffizier<br />

der französischen Armee. 1834 reiste er nach Italien und besuchte zahlreiche<br />

Museen, was die Faszination und das Interesse an antiken Skulpturen<br />

weckte. Nieuwerkerke beschloss, bei Carlo Marochetti eine Bildhauer-<br />

Ausbildung zu beginnen. Zwischen 1842 und 1861 nahm er regelmässig an<br />

den Ausstellungen des Pariser „Salon“ teil und schuf vor allem Reiterstatuen,<br />

Denkmäler und Büsten. Zusammen mit dem Comte de Chambord<br />

reiste Nieuwerkerke 1845 ein weiteres Mal nach Italien, wo er<br />

Mathilde Bonaparte kennenlernte, die Cousine von Napoleon III. Es entstand<br />

eine über zwanzig Jahre andauernde Beziehung, die Nieuwerkerkes<br />

sozialen Aufstieg und die Karriere in der kaiserlichen Verwaltung begünstigte.<br />

Ein Chronist beschrieb die Verbindung Mathildes zu Nieuwerkerke<br />

wie folgt: „Sie verbirgt ihre Verbindung in keinem Umstand. Sie spricht<br />

über Nieuwerkerke, wie eine Frau über ihren Ehemann sprechen würde.<br />

Jeder weiss, dass sie im selben Haus leben.“ Da Nieuwerkerke aber nach<br />

wie vor mit Marie Técla de Monttessuy verheiratet war, stiess diese<br />

Verbindung am Hof auf grosse Ablehnung. Mathilde, die selbst künstlerischen<br />

Interessen nachging, etablierte jedoch schon bald nach dem<br />

Regierungsbeginns von Napoleon III. ihr Haus zu einem Mittelpunkt der<br />

Pariser Gesellschaft und übte zusammen mit Nieuwerkerke am Kaiserhof<br />

in kulturpolitischen Angelegenheiten erheblichen Einfluss aus. Obwohl<br />

die Beziehung zu Mathilde Bonaparte bis 1869 andauerte, trat bereits 1861<br />

eine weitere Frau in Nieuwerkerkes Leben - Prinzessin Olga Cantacuzène.<br />

1848 wurde Nieuwerkerke zum Direktor der staatlichen Mussen ernannt.<br />

In den folgenden Jahren etablierte er Soiréen mit Künstlern, Politikern<br />

und Adligen, eröffnete neun Säle mit französischen Skulpturen, verband<br />

den Louvre mit den Tuilerien und erwarb mit Unterstützung des Kaisers<br />

zahlreiche Kunstwerke. Nebst zahlreichen römischen Antiken kamen<br />

auch über 600 Gemälde in den Besitz des französischen Staates. Nieuwerkerke<br />

widmete sich auch den Museen im Château de Luxembourg und im<br />

Schloss Versailles; mit seiner Hilfe entstanden auch das Musée Napoléon<br />

III in Amiens sowie das Musée des Antiquités Nationales in Saint-<br />

Germain-en-Laye.<br />

CHF 18 000.– / 28 000.–<br />

(€ 15 000.– / 23 300.–)<br />

1045*<br />

PRUNK-DECKENLEUCHTER MIT „CRISTAL DE ROCHE“,<br />

Louis XV, Genua, 19. Jh.<br />

Bronze und Holz profiliert und vergoldet sowie ausserordentlich feiner,<br />

teils geschliffener Glas- und Kristallbehang. Geschweiftes Gestell mit<br />

Zentralschaft und 12 geschweiften Lichtarmen mit grossen Tropftellern<br />

und vasenförmigen Tüllen. Feine, ringförmige Blütenlichtkrone. D 90 cm.<br />

H 125 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Eleganter Deckenleuchter von bestechender Qualität.<br />

Für Angaben zu „cristal de roche“ siehe Fussnote der <strong>Katalog</strong>nr. 1043.<br />

CHF 20 000.– / 30 000.–<br />

(€ 16 700.– / 25 000.–)<br />

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1045


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1046<br />

1046*<br />

FORTINI, G. (Giovacchino Fortini, Settignano 1670-1736 Florenz),<br />

Italien um 1700.<br />

„Cupido addormentato“. Patinierte und vergoldete Bronze. Liegender<br />

Cupido auf profiliertem Ovalsockel. L 57 cm, H 32 cm. Mit profiliertem,<br />

ebonsiertem Holzsockel.<br />

Provenienz: Aus einer italienischen Sammlung.<br />

Hochbedeutende Bronze von bestechender Qualität; sie ist abgebildet<br />

und beschrieben in: S. Bellesi / M. Visonà, Giovacchino Fortini -<br />

Scultura, architettura, decorazione e committenza a Firenze al tempo degli<br />

ultimi Medici; I, S.31 und II, S.16-118.<br />

Partielle Übersetzung aus dem Buch von Sandro Bellesi:<br />

Das Werk, geführt mit tadelloser Technik und beachtlicher darstellerischer<br />

Sensibilität, stellt den schlafenden Cupido dar, ein allegorisches<br />

Thema, das auf die ruhende Liebe oder schlummernde Liebe anspielt.<br />

Die Züge eines Kindes in zartem Alter, zeigen den Sohn der Venus auf<br />

einer felsigen Erhebung bequem liegend, bedeckt mit einem weichen, mit<br />

zufälliger Eleganz drapierten Tuch. Die eine Hand des Kindes liegt beim<br />

Pfeilköcher unter dem Haupt des Jungen, die andere Hand den Bogen<br />

haltend. Die Bronzefigur, Frucht eines raffinierten kulturellen Geflechts,<br />

erweist sich als interessante Variante einer Marmorfigur des Ende<br />

14. Jahrhunderts, welche zuletzt Michelangelo Buonarroti (A. Parrochi,<br />

1992, S.8-21) zugeschrieben wurde. Im Vergleich zum Modell aus Marmor<br />

zeigt diese Komposition, die fast analog in der Struktur bleibt, jedoch eine<br />

darstellerische Originalität des Motivs, im auf dem Boden gelegten<br />

Pfeilbogen und in der morphologischen Eigenart des Kopfes der Figur,<br />

welche durch die typisch markanten und charakteristischen Züge und der<br />

zart geführten Haarlockenpracht definiert ist. Diese Bronze widerspiegelt<br />

das profunde Kulturwissen und ist in perfekter Konformität der stilistischen<br />

Sprache aus der Florentinischen Matrix des 16./17. Jahrhundert.<br />

Die Bronze kann sich, nebst dem Modell von Michelangelo, mit vielen<br />

Puttidarstellungen der bedeutendsten Meister jener Zeit messen.<br />

Paradigmatisch erscheinen die Vergleiche mit Werken wie z.B. die<br />

Terracottafigur des „Gesù Bambino addormentato sulla roccia“ von<br />

Giovan Battista Foggini der Sammlung Chigi Saracini von Siena (G.<br />

Gentilizi, in collezione Chigi Saracini, 1989, II, S.250-252) oder die kleine<br />

Bronzefigur „San Giovannino con l’agnello“ von Giuseppe Piamontini im<br />

Museum of Art, Cleveland. Während des Römischen Barocks findet das<br />

Werk Analogien zur Marmorfigur des Christkindes welches auf dem<br />

Kreuz schläft, realisiert um 1635-36 von Alessandro Algardi und heute<br />

aufbewahrt in einer Privatsammlung (J. Montagu, 1985, II, S.36). Die stilistischen<br />

Eigenschaften dieser Bronze,des weiteren sehr geschätzt wegen<br />

der exzellenten Schmelztechnik und der Verwendung von zwei verschiedenen<br />

Goldpatinas, erlauben aufgrund wohlangebrachter Vergleiche, dass<br />

das Werk dem Original-<strong>Katalog</strong> des Giovacchino Fortini, Künstler des<br />

1. Ranges im Kreis der Florentinischen Bildhauer des Spät-Barocks, zuzuschreiben<br />

ist. Die Zuweisung der Skulptur dem <strong>Katalog</strong> des Giovacchino<br />

Fortini findet zudem Bestätigung, noch mehr als in der anatomisch modellierten<br />

Figur, in der besonderen Erkennung des Gesichts des schlafenden<br />

Puttos, das man fast übereinander legen kann auf das eines Marmor-<br />

Engels, der im oberen Teil des Altare Albergotti in San Pier Piccolo von<br />

Arezzo steht. Diese Engel sind ebenfalls vom Künstler ausgeführt worden,<br />

wie aus den Unterlagen von 1712 ersichtlich ist (M. Visonà, in S.Bellesi -<br />

M.Visonà, op.cit.) Aufgrund der engen typologischen und lexikalischen<br />

Affinität zwischen den beiden Figuren ist es zuweilen möglich, die<br />

Herstellung des „Cupido addormentato“ in die 1. Hälfte des Jahres 1720<br />

einzureihen.<br />

Gioacchino (oder Giovacchino) Fortini wurde 1670 in Settignano geboren.<br />

Er stammte aus einer renommierten Steinmetz Familie und wurde bereits<br />

in jungen Jahren zur bildenden Kunst erzogen. Als einer der bedeutendsten<br />

toskanischen Bildhauer des 18. Jahrhundert widmete er sich nebst seiner<br />

Tätigkeit als Bildhauer auch dem Kupferstechen von Medaillen und<br />

der Architektur in seiner toskanischen Heimat. Sein wichtigstes Werk<br />

waren die Dekorations- und Skulpturarbeiten am „Complesso di San<br />

Firenze“ wo er das Innere der Chiesa dei Filippini, nach dem Tod des Pier<br />

Francesco Silvani, beendete. Ebenfalls zu seinen Arbeiten gehörte die<br />

Gestaltung des Gartens in der Villa La Quiete in Florenz, darin die<br />

Skulpturen der „La Samaritana al pozzo“ und eine „Grotta“, die er zusammen<br />

mit seinem Bruder Benedetto Fortini anfertigte, seinerseits Maler, der<br />

mit teils architektonischem Blickwinkel auch einige Säle der Villa dekorierte.<br />

Dass Gioacchino auch die Theaterkunst liebte beweist, dass er im<br />

Palazzo der Familie Fortini ein kleines Bühnentheater einrichtete, wo<br />

Komödien des Giovan Battista Fagiuoli aufgeführt wurden. Dieser widmete<br />

ihm den Prolog seiner „Burletta rusticale“ wo der Poet schreibt; „.... Ich<br />

wurde eingeladen zu einer Commedia, welche stattfand in den Räumen<br />

des Fortini“ (aus Giovan Battista Fagiuoli, Le Commedie). Gioacchino<br />

Fortini starb 1736 in Florenz.<br />

CHF 60 000.– / 90 000.–<br />

(€ 50 000.– / 75 000.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1047 (Detail) 1047 (Detail)<br />

1047*<br />

LACK-DAMENBUREAU MIT ABNEHMBAREM AUFSATZ, Louis<br />

XV, Venedig um 1760.<br />

Holz ausserordentlich fein beschnitzt mit Kartuschen und Blättern sowie<br />

fein gelackt; auf azurblauem Fond bunte Blumen, Blätter, Ranken und Zierfries.<br />

Allseitig bombierter Korpus mit vorstehenden Eckstollen auf wellig<br />

ausgeschnittener Zarge mit hohen, geschweiften Beinen. Abnehmbarer,<br />

abgeschrägter Aufsatz über 2 Schubladen mit Drehmechanismus. Aufklappbares,<br />

innen mit Spiegel belegtes Blatt. Ebenfalls bemalte und beschnitzte<br />

Inneneinteilung mit Zentralfach zwischen 2 kleineren Fächern über Schubladen.<br />

Zum Freistellen. Restaurationen. 67x43x(offen 62)x96 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Hochbedeutendes Damenbureau von bestechender Qualität.<br />

Die Seltenheit des hier angebotenen Möbels liegt nicht nur in der sehr<br />

gewagten Formgebung, die sich an Lacksekretären aus den Werkstätten<br />

von B. Van Risenburgh und J. Dubois orientiert, sondern auch im abnehmbaren<br />

Aufsatz, der einen zusätzlichen Verwendungszweck ermöglicht.<br />

Durch die straffe Einteilung des Zunftswesens war eine grosse Produktion<br />

auf hohem Niveau möglich, sie verunmöglicht jedoch die Identifizierung<br />

der Objekte bzw. deren Zuschreibung an ein bestimmtes Atelier oder<br />

einen Künstler. Die eigentliche Spezialität der Kunsthandwerker von<br />

Venedig waren die als einmalig zu bezeichnenden „intagli“ - wohl auch<br />

bedingt durch die hochwertige, berühmte Schiffsproduktion mit reichen<br />

Schnitzereien -, fein lackierte und geschnitzte Möbel, ausserordentlich<br />

originelle und eigenständige Formen- und Dekorationssprache und eine<br />

qualitativ hochwertige Ausführung.<br />

Lit.: M. Griffo, Il mobile del seicento - Italia, Novara 1985; S. 33-43 (allg.<br />

Angaben zur Entwicklung des venezianischen Möbels im 17./18. Jh.).<br />

CHF 90 000.– / 140 000.–<br />

(€ 75 000.– / 116 700.–)<br />

1048*<br />

KOMMODE, Louis XV, wohl Norditalien um 1760.<br />

Palisander und Rosenholz gefriest sowie mit Reserven und Filets eingelegt.<br />

Geschweifter, trapezförmiger Korpus mit vorstehendem Blatt und<br />

vorstehenden vorderen Eckstollen auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />

geschweiften Beinen. In der Mitte gebauchte Front mit 2 Schubladen.<br />

Bronzebeschläge. 98x48x80 cm.<br />

1048<br />

CHF 9 000.– / 14 000.–<br />

(€ 7 500.– / 11 700.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1049<br />

1049*<br />

1 PAAR DECKELVASEN, Louis XV, Venedig, 18. Jh.<br />

„Cartapesta“ bemalt im „goût chinois“; auf schwarzem Fond asiatische<br />

Kampfszenen in Grau- und Goldtönen. Balusterförmige Vase mit Deckel,<br />

Pinienzapfenknauf und Rundfuss. Fehlstellen. H 57 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Die „Cartapesta“ oder „Pappmaché“ stammt ursprünglich wohl aus dem<br />

orientalischen Raum und ist in Europa seit dem 15. Jahrhundert bekannt.<br />

Anfangs wurden hauptsächlich Reliefs, Krippenfiguren und Ähnliches aus<br />

Pappmaché gefertigt, später folgten auch Puppen und Dekorationsobjekte.<br />

Im Schloss und in der Stadtkirche Ludwigslust z.B. sind zahlreiche Innenund<br />

Aussendekorationen aus Pappmaché zu finden; in Mexiko und<br />

Lateinamerika wird seit Langem Pappmaché zur Herstellung der Piñatas<br />

benutzt.<br />

Das hier angebotene Vasenpaar ist eine direkte Nachahmung der chinesischen<br />

Porzellanvasen des 18. Jahrhunderts; ihre Zeichnungen sind den originalen<br />

japanischen Arita-Porzellanen nachempfunden. Im Piemont entwickelte<br />

sich die Begeisterung für die Art Porzellan in der 2 Hälfte des<br />

18. Jahrhunderts; die Einrichtungen ganzer Königspaläste wurden mit diesen<br />

orientalischen Motiven dekoriert. Der Seltenheitswert und der hohe<br />

Preis der importierten chinesischen Vasen bewegten einheimische Künstler<br />

dazu, das Dekor nachzuahmen und die Vasen in preisgünstigem Pappmaché<br />

zu fertigen. Möglicherweise wurden die italienischen<br />

Nachahmungen hoch oben im Regal eines Raumes ausgestellt, um nicht<br />

sofort als Imitation einer Porzellanvase erkannt zu werden.<br />

CHF 9 000.– / 14 000.–<br />

(€ 7 500.– / 11 700.–)<br />

1050*<br />

FOLGE VON 12 LACK-FAUTEUILS, Louis XV, Venedig um 1760.<br />

Holz profiliert und allseitig gelackt; teils asiatisierende Figuren, Fabelwesen,<br />

Tiere, Fabelwesen, mythologische Gestalten, Gebäude und<br />

Pflanzen. Geschweifter, trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit<br />

geschweiften, durch bewegten H-Steg verbundenen Beinen. Flache,<br />

jochförmig abschliessende Rückenlehne mit markantem Baluster und<br />

ausladenden Armlehnen auf geschweiften -stützen. Teils mit beigem<br />

Sitzkissen. Fassung unterschiedlich, zum Teil abgerieben und ergänzt.<br />

70x52x44x110 cm.<br />

Die stark englisch beeinflusste Formgebung findet sich sowohl in der genuesischen<br />

als auch in der venezianischen Ebenisterie. Ein vergleichbarer<br />

genuesischer Stuhl aus der Sammlung I. Bossi ist abgebildet in: G. Mazzariol,<br />

Mobili italiani del seicento e settecento, Mailand 1964; S. 120 (Abb.<br />

C). Das venezianische Gegenstück ist abgebildet in: ibid., S. 123 (Abb. F).<br />

Es ist vor allem der Dekor „à chinoiserie“, der auf den venezianischen<br />

Raum hinweist; in der Genueser Ebenisterie ist diese Art Bemalung selten<br />

zu finden.<br />

CHF 90 000.– / 140 000.–<br />

(€ 75 000.– / 116 700.–)<br />

1051<br />

HOCKER „EN PLIANT“, Louis XV, wohl Norditalien, 18./19. Jh.<br />

Nussbaum reich beschnitzt mit Kartuschen und Zierfries. Rechteckiger<br />

Faltsitz auf geschweiften X-Stützen mit Volutenstrebe. Hellbeiger<br />

Seidenveloursbezug mit Blumen und Blättern. 57x40x63 cm.<br />

CHF 800.– / 1 200.–<br />

(€ 700.– / 1 000.–)<br />

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1050<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1053 (Detail)<br />

1052*<br />

BRONZEFIGUR EINER HEILIGEN, Barock, wohl Norditalien um 1720.<br />

Brünierte Bronze. Stehende Frau mit Kopftuch und langem Gewand, in<br />

der rechten Hand einen Kelch haltend, in der linken wohl einst ein Kreuz.<br />

Fehlstellen. H 33 cm.<br />

CHF 1 000.– / 1 500.–<br />

(€ 800.– / 1 300.–)<br />

1053*<br />

PRUNK-KOMMODE, Louis XV, Rom um 1760.<br />

Palisander und Veilchenholz gefriest sowie ausserordentlich fein eingelegt<br />

mit Rautenmuster, Filets und Zierfries. Markant geschweifter, trapezförmiger<br />

Korpus mit vorstehenden Eckstollen auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit hohen, geschweiften Beinen. In der Mitte gebauchte Front mit<br />

2 Schubladen ohne Traverse. Ausserordentlich reiche, matt- und glanzvergoldete<br />

Bronzebeschläge und -sabots. Profilierte, fein eingelegte Jaspisund<br />

„Vert de Mer“-Platte. Fehlstellen. 130x60x90 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Hochbedeutende Kommode von bestechender Qualität.<br />

Eine nahezu identische Kommode ist abgebildet in: G. Sonnante et al.,<br />

Da Canaletto a Tiepolo, Pittura veneziana del Settecento, mobili e porcellane<br />

della collezzione Teruzzi, Ausstellungskatalog, Mailand 3.10.2008-<br />

11.1.2009; S. 179 (Abb. 127). Ein weiteres Paar Kommoden ist Teil der<br />

Sammlungen des Quirinal in Rom und abgebildet in: A. Gonzalez-<br />

Palacios, Il patrimonio artistico del Quirinale - I mobili italiani, Mailand<br />

1997; S. 74f. (Abb. 20).<br />

Nach einem letzten Sieg von Papst Innozenz VI über Louis XIV, der<br />

versucht hatte, einen „gallischen Klerus“ über der päpstlichen Herrschaft<br />

durchzusetzen, endete im 18. Jahrhundert die politische Dominanz der<br />

„potenza papale“; dies auch auf kulturellem Gebiet, wo es vor allem der<br />

Architekt und Bildhauer G.L. Bernini war, der seinen „barocco sentuoso“<br />

in ganz Europa mit Erfolg propagierte. Gleichzeitig war die Übernahme<br />

des graziler wirkenden Rokoko nur in Ausnahmefällen in prunkvollen<br />

Bauten und Kunstwerken erkennbar. So blieb Rom eine Hochburg des<br />

von „grandezza“ geprägten „barocco“, der sich vor allem auch in der<br />

Möbelproduktion manifestierte: grosszügige Formen und Proportionen,<br />

ausserordentlich kräftige Schnitzerei, enormer Reichtum der dekorativen<br />

Elemente.<br />

Im Gegensatz zu anderen bedeutenden kulturellen Zentren Italiens wie<br />

Genua, Mailand, Venedig, Florenz oder Neapel blieb in Rom der barocke<br />

Einfluss auf die klassizistischen Strömungen stark, so dass die Werke der<br />

Stadt von einer ausserordentlich kräftigen, monumentalen Formensprache<br />

geprägt waren. Die letzten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts, die neoklassizistische<br />

Architektur, Ausgrabungsfunde, Entwürfe ausländischer<br />

Zeichner wie R. Adam beeinflussten die lokalen Kunsthandwerker, die<br />

diese Einflüsse adaptierten und weiterentwickelten. Die Entwürfe und<br />

Zeichnungen von G.B. Piranesi waren die Basis der römischen Arbeiten,<br />

die sich durch schier grenzenlose Vielfalt auszeichneten: Maskaronen „alla<br />

greca“, geflügelte Karyatiden, Sphingen, Füllhörner, Kartuschen.<br />

Lit.: E. Cozzi, Il mobile del ottocento - Italia, Novara 1985; S. 68-71<br />

(mit Abb. eines von G.B. Piranesi entworfenen Gueridons). A. Disertori /<br />

A.M. Necchi-Disertori, Il mobile del settecento - Italia, Novara 1985;<br />

S. 67-71 (kulturhist. Angaben zur Entwicklung Roms). A. Gonzales-<br />

Palacios, Fasto Romano - Ausstellungskatalog des Palazzo Sacchetti,<br />

Verona (1991).<br />

CHF 140 000.– / 180 000.–<br />

(€ 116 700.– / 150 000.–)<br />

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1053<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1054<br />

1054*<br />

1 PAAR GROSSE APPLIKEN, Barock, Norditalien um 1740.<br />

Holz reich beschnitzt mit Blattwerk und Zierfries sowie vergoldet.<br />

Geschweifte, durchbrochene Wandplatte mit Zentraltülle und 3 eingerollten,<br />

unterschiedlich hohen Lichtarmen mit blätterförmigen Tropftellern<br />

und blütenförmigen Tüllen. Bestossungen. H 100 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 22 000.– / 28 000.–<br />

(€ 18 300.– / 23 300.–)<br />

1055<br />

1 PAAR MARMOR-KONSOLEN, spätes Louis XV, wohl Rom, 18./19. Jh.<br />

„Vert de Mer“, „Giallo di Siena“ und „Carrara“-Marmor. Bogenförmig<br />

geschweiftes, randprofiliertes Blatt auf geschweiftem Säulenpostament.<br />

1 Blatt repariert. Fehlstellen. 91x45x82 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 12 000.– / 22 000.–<br />

(€ 10 000.– / 18 300.–)<br />

1056*<br />

TONDO-RELIEF, Barock, Rom, 17. Jh.<br />

Weisser Marmor. Christus mit der Dornenkrone. In fein geschnitztem,<br />

vergoldetem Rahmen. D 26 cm, mit Rahmen 50 cm.<br />

Provenienz: Aus einer italienischen Sammlung.<br />

Feines Relief von bestechender Qualität.<br />

1055 (1 Paar)<br />

CHF 25 000.– / 45 000.–<br />

(€ 20 800.– / 37 500.–)<br />

| 46


1056


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1057<br />

1057*<br />

SCHILDPATT-SCHATULLE, Louis XIV/Régence, Paris um 1700.<br />

Rotes Schildpatt und diverse Edelhölzer eingelegt mit Filets und Reserven. Rechteckiger, bastionsförmiger<br />

und auch inwendig markettierter Korpus mit Eckstollen und Klappdeckel, auf 6<br />

Füssen in Form von liegenden Löwen. Innen mit Spiegel und 4 unterschiedlich grossen Fächern,<br />

der Boden eingelegt mit grosser Rosette. Vergoldete Beschläge und Applikationen in Form von<br />

Putti, Voluten, Kartuschen und Palmetten. Ergänzungen. 51x39x19 cm.<br />

CHF 15 000.– / 25 000.–<br />

(€ 12 500.– / 20 800.–)<br />

1058*<br />

PORTE-TORCHERE, spätes Louis XIV, Paris, wohl 19. Jh.<br />

Eisen getrieben, teils grün gefasst und vergoldet. Sechskantiger, sich nach unten verjüngender<br />

und mit Palmetten, Voluten und Akanthusblättern beschmückter Schaft mit rundem Blatt und<br />

geschweiftem Dreisockel mit Blumen, Lorbeerkränzen, Blättern und Maschen, auf grossen<br />

Huffüssen und geschweiftem, profiliertem „Griotte Uni“-Sockel. H 180 cm.<br />

CHF 6 000.– / 10 000.–<br />

(€ 5 000.– / 8 300.–)<br />

1059*<br />

BOULLE-PENDULE mit Sockel, Régence, das Werk sign. AMIRAULD A PARIS,<br />

Frankreich um 1730/40.<br />

Ebonisiertes Holz, braunes Schildpatt und fein graviertes Messing in „première partie“;<br />

Blumen, Blätter und Zierfries. Geschweiftes Gehäuse mit Kartuschenaufsatz auf sich nach<br />

unten verjüngendem Sockel mit frei stehenden Volutenstützen. Fein profiliertes Bronzezifferblatt<br />

mit 24 Emailkartuschen für arabische Minuten- und römische Stundenzahlen.<br />

Spindelwerk mit 1/2- Stundenschlag auf Glocke. Feine, vergoldete Bronzebeschläge und<br />

-applikationen. 75x21x114 cm.<br />

1058<br />

CHF 12 000.– / 18 000.–<br />

(€ 10 000.– / 15 000.–)<br />

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| 1059 49


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1059A (Blatt)<br />

1059A*<br />

GROSSE TOILETTENSCHATULLE MIT<br />

PERLMUTTEINLAGEN “LA TOILETTE DE VENUS”, Louis XIV,<br />

aus einer Pariser Meisterwerkstatt, um 1700.<br />

Braunes Schildpatt ausserordentlich fein eingelegt mit graviertem Perlmutt;<br />

zentrale Reserve mit “La Toilette de Venus”, Blumen, Blättern, Putten und<br />

Zierfries. Rechteckiger Korpus mit vorstehendem, profiliertem und gewulstetem<br />

Deckel auf entsprechendem Sockel. Inwendig ebonisiert. Kleine<br />

Fehlstellen. 86x55x16 cm.<br />

Provenienz:<br />

- A. Dandois, Paris.<br />

- Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Hochbedeutende, als “Rarissima” zu bezeichnende Schatulle von bestechender<br />

Qualität.<br />

Eine kleinere, aber in der Grundstruktur sehr ähnliche Schatulle wurde in<br />

unserer Juni-Auktion 2008 (<strong>Katalog</strong>nr. 1069) verkauft.<br />

Reich verzierte Schatullen mit Perlmutt und Schildpatt fanden zu der Zeit<br />

um 1700 hohen Anklang und galten als modische und exotische Produkte.<br />

Der Künstler hat sich bei der Ausführung von Werken aus Flandern inspirieren<br />

lassen. Als Vorbild diente sicherlich auch die Marketeriearbeit und<br />

Ornamentzeichnungen von dem aus Holland stammenden Pierre Gole,<br />

der zwischen 1660 und 1670 für Louis XIV tätig war und diese Technik<br />

zur Vollendung führte.<br />

“La toilette de Venus” ist ein sehr beliebtes und oft gezeigtes Bildthema.<br />

Hier wird Venus sitzend dargestellt, umgeben von den drei Grazien<br />

Euphrosyne, Thalia und Aglaia sowie von zahlreichen Putti und ihrem<br />

Sohn Amor mit seinem Köcher und Pfeil. Wie üblich in dieser Szene<br />

betrachtet Sie ihre Schönheit in einem Spiegel.<br />

Venus war die Göttin der Liebe und Schönheit. Nach den Sagen von<br />

Homer war sie Tochter des Jupiter und der Dione, nach einer anderen<br />

Version die “Tochter” des Uranos, aus dessen von Kronos ins Meer geworfenen<br />

Geschlechtsorganen die Göttin entstand. Eine dritte Sage erzählt,<br />

Venus sei aus einer Muschel geboren und dem Schaum des Meeres entstiegen.<br />

Als Venus das Land betrat, wurde sie von Zephyros zunächst<br />

nach Kythereia, dann an die Küste von Zypern gebracht, wo die Horen<br />

sie schmückten, bevor sie den Unsterblichen vorgestellt wurde. Nachdem<br />

sie im Olymp aufgenommen war, wurde sie Jupiters Adoptivtochter.<br />

Venus war die Gattin des Vulcanus, hatte allerdings, wie die meisten<br />

Götter aus der römischen und griechischen Mythologie, zahlreiche<br />

Affären mit anderen - unsterblichen und sterblichen - Männern. Dadurch<br />

hatte Venus auch viele Kinder; dem Kriegsgott Ares gebar sie den<br />

Liebesgott Amor.<br />

CHF 80 000.– / 120 000.–<br />

(€ 66 200.– / 100 000.–)<br />

1059A (Detail)<br />

| 50


1059A<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1060 (Detail)<br />

1060*<br />

PRUNK-KOMMODE „AUX TETES DE BELIER“, Régence,<br />

von A.J. OPPENORDT (Alexandre Jean Oppenordt, 1639-1715),<br />

Paris um 1700/10.<br />

Veilchenholz gefriest sowie eingelegt mit Reserven und Zierfries.<br />

Geschweifter, rechteckiger Korpus mit vorstehenden, abgeschrägten<br />

Eckstollen auf gerader Zarge mit Volutenfüssen. Leicht gebauchte Front<br />

mit 3 Schubladen. Ausserordentlich reiche, matt- und glanzvergoldete<br />

Bronzebeschläge und -applikationen in Form von Widderköpfen, weiblichen<br />

Figuren, Blattwerk und Zierfries. Profilierte „Campan Mélangé“<br />

-Platte. 122,5x63,5x84,5 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Hochbedeutende Kommode von bestechender Qualität.<br />

Eine modellogleiche Kommode mit Boulle-Marketerie und identischen<br />

Bronzen wurde in unserer März-Auktion 2011 (<strong>Katalog</strong>nr. 1045) verkauft.<br />

Eine weitere Kommode mit vergleichbarem Furnier wurde 2011 in Paris<br />

verkauft.<br />

Der grosse Bronzemaskaron unserer Kommode findet sich in identischer<br />

Weise an einer G.M. Oppenordt zugeschriebenen Kommode, die sich<br />

heute in der Wallace Collection in London befindet und abgebildet ist in:<br />

F.J.B. Watson, Wallace Collection, London 1956; Abb. F 405.<br />

Eckbronzen mit den Widderköpfen sind auf einer A.J. Oppenordt zugeschriebenen<br />

Tuschezeichnung abgebildet. Sie ist heute in den<br />

Sammlungen des Kupferstich-Kabinetts in Dresden (Inventarnr. Inv. C<br />

6724) und illustriert in: J.N. Ronfort, André Charles Boulle - Ein neuer<br />

Stil für Europa, Paris 2009 (S. 357). Kommoden mit nahezu identischer<br />

oder ähnlicher Grundstruktur sind ebenfalls mehrere bekannt. Eine<br />

befand sich in den Sammlungen des Baron von Hoom van Vlooswyck<br />

und wurde am 22.11.1809 verkauft (<strong>Katalog</strong>nr. 588). Eine weitere<br />

Kommode wurde bei Christie’s London am 13.6.1991 verkauft (<strong>Katalog</strong>nr.<br />

88). Eine dritte Kommode mit Marketerie in „première-partie“ und<br />

ursprünglich aus Sammlung von Baron Gustav de Rothschild, wurde bei<br />

Christie’s London am 8.12.1994 verkauft (<strong>Katalog</strong>nr. 545).<br />

A.J. Oppenordt war ein berühmter Kunsttischler während der<br />

Regierungszeit des „Sonnenkönigs“ Louis XIV und schuf viele Möbel mit<br />

Boulle-Marketerie, einer Dekorationstechnik, die sein Zeitgenosse und<br />

Berufskollege André Charles Boulle entwickelt hatte. Für Schloss<br />

Versailles schuf Oppenordt insgesamt zwölf Möbelstücke; berühmt sind<br />

vor allem die beiden Medaillenschränke aus Ebenholz und Messing, die<br />

heute noch im „Salon de l’Abondance“ stehen. Der Fussboden der „Petite<br />

Galerie“ stammt ebenfalls von Oppenordt.<br />

CHF 240 000.– / 360 000.–<br />

(€ 200 000.– / 300 000.–)<br />

| 52


1060


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1061<br />

1061*<br />

1 PAAR GROSSE FAUTEUILS „A LA REINE“, Régence, Paris um<br />

1720/40.<br />

Nussbaum fein beschnitzt mit Muscheln und Zierfries. Trapezförmiger Sitz<br />

auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Flache, jochförmig<br />

abschliessende Rückenlehne mit ausladenden Armlehnen auf geschweiften<br />

-stützen. Rot/beige gestreifter Stoffbezug. 69x60x46x112 cm.<br />

CHF 16 000.– / 26 000.–<br />

(€ 13 300.– / 21 700.–)<br />

1062<br />

KLEINER SPIEGEL, Régence, Paris um 1720.<br />

Vergoldetes Holz. Rechteckiger, mit Blumen und Blättern verzierter, verspiegelter<br />

Doppelrahmen. Altes Spiegelglas. Etwas zu restaurieren. 37x42 cm.<br />

CHF 900.– / 1 400.–<br />

(€ 800.– / 1 200.–)<br />

1062<br />

1063<br />

BOULLE-PENDULE mit Sockel, Régence, das Zifferblatt und Werk<br />

sign. N. CHES DUTERTRE A PARIS (Nicolas Charles Dutertre,<br />

Meister 1739), Paris um 1720.<br />

Ebonisiertes Holz, dunkles Schildpatt und graviertes Messing. Geschweiftes<br />

Gehäuse mit Kartuschenaufsatz und Volutenfüssen, auf sich verjüngendem<br />

Sockel. Reliefiertes Zifferblatt mit 24 Emailkartuschen für römische Stundenund<br />

arabische Minutenzahlen. Feines Werk mit 1/2-Stundenschlag auf<br />

Glocke. Vergoldete Beschläge und Applikationen. Marketerie teils überarbeitet.<br />

45x22,5x115 cm.<br />

CHF 9 000.– / 14 000.–<br />

(€ 7 500.– / 11 700.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

(Maria Callas)<br />

1064*<br />

KOMMODE „AUX BUSTES DE FEMME“ DER MARIA CALLAS,<br />

Régence, von N. GERARD (Noël Gérard, vor 1690-1736), Paris um 1720.<br />

Königsholz gefriest und ausserordentlich fein eingelegt mit Rosetten,<br />

Diamantspitz und Zierfries. Allseitig bombierter Korpus mit vorstehendem,<br />

in profiliertem Bronzestab gefasstem Blatt und vorstehenden Eckstollen<br />

auf jochförmig ausgeschnittener Zarge mit Volutenfüssen. Leicht<br />

gebauchte Front mit 5 Schubladen. Ausserordentlich feine, matt- und<br />

glanzvergoldete Bronzebeschläge und -applikationen in Form von Frauenbüsten,<br />

Blättern und Zierfries. Restaurationen. 130x71x84 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Geschenk von Aristoteles Onassis an Maria Callas, Paris.<br />

- Auktion Boisgirard, Paris, 14.6.1978 (<strong>Katalog</strong>nr. 128).<br />

- Sammlung Métro, Paris.<br />

- Aus einer amerikanischen Sammlung.<br />

Die hier angebotene Kommode ist abgebildet in: J. Miller, Furniture,<br />

London 2005; S. 77.<br />

Eine fast identische Kommode befindet sich in den Sammlungen Métrot et<br />

Vigoureux in Frankreich. Eine in Formgebung und Bronzezierat identische<br />

Kommode mit Boulle-Marketerie war Besitz von Robert Goret und wurde<br />

am 13.10.1966 bei Park-Bernot verkauft (<strong>Katalog</strong>nr. 500). Diese wurde später<br />

bei Sotheby’s New York am 24.10.2003 (<strong>Katalog</strong>nr. 23) verkauft, wobei<br />

der Zustand der Marketerie stark restaurierungsbedürftig war.<br />

1064 (Detail)<br />

„La Callas“, wie man die Operndiva Maria Callas nannte, wurde am<br />

2. Dezember 1923 in New York als Tochter einer griechischen Einwandererfamilie<br />

geboren. 1936, nach der Scheidung der Eltern, kehrte sie mit ihrer<br />

Mutter nach Griechenland zurück, wo sie ein Gesangstudium am Konservatorium<br />

absolvierte. Mit nur 15 Jahren vollzog sie ihr Gesangdebüt in einer<br />

Athener Aufführung der „Cavalleria Rusticana“. Durch zahlreiche Konzerte<br />

an den bedeutendsten Häusern der internationalen Opernkultur entwickelte<br />

sich Callas in den folgenden Jahren zu einer der anerkanntesten Sopranistinnen<br />

der Welt. Sie starb am 16. September 1977 in Paris an Herzversagen.<br />

Der vor 1690 geborene Noël war Sohn von Nicolas Gérard und Marguerite<br />

Montigny. Nach Nicolas’ Tod heiratete seine Witwe Louis Dubois und gebar<br />

ihm 1694 einen Sohn, Jacques Dubois, der ebenfalls ein berühmter Ebenist<br />

wurde. N. Gérard ging bei François Clabaux in der Rue du Faubourg-Saint-<br />

Antoine in die Lehre und wurde nicht nur Kunstschreiner, sondern auch einer<br />

der grössten „marchands-merciers“ von Paris. Zu seinen Kunden zählten der<br />

Ex-König von Polen, Stanislaus Leszczynski, der Comte de Clermont und<br />

Gerichtspräsidenten des Pariser Parlamentes wie Gabriel Bernard des Rieux<br />

und Molé. Er belieferte den Comte de Watteville, den Chevalier d’Erlac,<br />

Oberst der Schweizergarde, den Generalpächter der Steuern Le Riche de la<br />

Popelinière, den Duc de Bauffremont, den Prince de Carignan, den<br />

Verteidiger am Parlament Lenormand, den Comte de Comecourt usw.<br />

CHF 50 000.– / 90 000.–<br />

(€ 41 700.– / 75 000.–)<br />

| 56


1064<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1065<br />

1065<br />

GROSSE KOMMODE „EN ARBALETE“, Régence/Louis XV und<br />

später, Paris.<br />

Veilchenholz gefriest sowie fein eingelegt mit Rautenmuster und Zierfries.<br />

Geschweifter, trapezförmiger Korpus mit vorstehenden, vorderen Eckstollen<br />

auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen.<br />

Geschweifte Front „en arbalète“ mit 2 Schubladen ohne Traverse. Reiche,<br />

ersetzte Bronzebeschläge und -sabots. Profilierte „Sarancolin“-Platte.<br />

164x57x84 cm.<br />

CHF 6 000.– / 10 000.–<br />

(€ 5 000.– / 8 300.–)<br />

1066*<br />

FAUTEUIL „A LA REINE“, Régence, wohl Frankreich, 18. Jh.<br />

Eiche mouluriert und fein beschnitzt mit Blumen, Blättern und Zierfries.<br />

Geschweifter, trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />

geschweiften Beinen. Flache, jochförmig abschliessende Rückenlehne mit<br />

gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen. Polychromer „Petits<br />

Points“-Bezug mit Blumen, Maschen und dekorativem Nagelbeschlag.<br />

66x51x48x97,5 cm.<br />

CHF 1 500.– / 2 500.–<br />

(€ 1 300.– / 2 100.–)<br />

1067<br />

RECAMIERE, Régence, Paris um 1720.<br />

Eiche fein beschnitzt mit Mustern, Blättern, Kartuschen und Zierfries.<br />

Geschweifter, rechteckiger Sitz mit links ausladender und ganz überpolsteter<br />

sowie eingerollter Stütze auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />

geschweiften Beinen. Grauer Stoffbezug mit Blumen und Blättern.<br />

255x70x47x74 cm.<br />

1066<br />

CHF 3 000.– / 5 000.–<br />

(€ 2 500.– / 4 200.–)<br />

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1067<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1068<br />

1068*<br />

1 PAAR FAUTEUILS „A LA REINE“, späte Régence, Paris, 18./19. Jh.<br />

Buche und Kirsche fein beschnitzt mit Muscheln, Kartuschen und Zierfries.<br />

Trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />

Beinen. Flache, jochförmig abschliessende Rückenlehne mit ausladenden<br />

Armlehnen auf geschweiften -stützen. Jonc-Geflecht. Braunes Ledersitzkissen.<br />

58x43x48x84 cm.<br />

CHF 1 500.– / 2 500.–<br />

(€ 1 300.– / 2 100.–)<br />

1069<br />

1 PAAR HÄNGEKONSOLEN „AUX TETES D’AIGLE“, späte<br />

Régence, Paris, 19. Jh.<br />

Holz durchbrochen und beschnitzt mit Adlerköpfen, Blätern und Zierfries<br />

sowie vergoldet. Gekehltes, vorstehendes Blatt auf markanten Volutenstützen<br />

mit durchbrochener Wandplatte. Bestossungen. 34x16x47 cm.<br />

CHF 2 500.– / 4 500.–<br />

(€ 2 100.– / 3 800.–)<br />

1070<br />

FOLGE VON 4 STÜHLEN „A LA REINE“, Régence, Paris,18./19. Jh.<br />

Buche mouluriert und reich beschnitzt mit Blumen, Blättern und Kartuschen<br />

sowie mit Resten einer Fassung. Geschweifter, trapezförmiger Sitz „à<br />

chassis“ auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Flache,<br />

jochförmig abschliessende Rückenlehne. Unterschiedlicher, gebrauchter<br />

„Petit Points“-Bezug mit Blumen und Blättern. 54x49x45x92 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Château d’Allaman, Pays de Vaud, Schweiz.<br />

- Durch Erbfolge im heutigen Schweizer Privatbesitz.<br />

1069 (1 Paar)<br />

CHF 2 500.– / 4 500.–<br />

(€ 2 100.– / 3 800.–)<br />

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1070<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1071 1072<br />

1071<br />

SPIEGEL, Louis XV, wohl Paris, 18. Jh.<br />

Holz durchbrochen und fein beschnitzt mit Blättern, Kartuschen und<br />

Zierfries sowie vergoldet. Leicht geschweifter, rechteckiger und gekehlter<br />

Rahmen mit feinem Kartuschen- und Blätteraufsatz. B 62 cm, H 108 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Schweiz.<br />

CHF 3 500.– / 5 500.–<br />

(€ 2 900.– / 4 600.–)<br />

1072<br />

GRÜNE HORNPENDULE mit Sockel, Louis XV, das Werk sign.<br />

GILLE L’AINE A PARIS (Pierre II. Gilles-Quentain, Meister 1746),<br />

Paris um 1750.<br />

Ebonisiertes Holz, grünes Horn und vergoldete Bronze. Geschweiftes<br />

Gehäuse mit Putto-Aufsatz und Volutenfüssen mit Löwenköpfchen, auf<br />

sich verjüngendem Sockel. Reliefiertes Messingzifferblatt mit blauen römischen<br />

Stunden- und schwarzen arabischen Minutenzahlen auf 24 Emailskartuschen.<br />

2 gebläute Zeiger. Feines Werk mit 1/2-Stundenschlag auf<br />

Glocke. Vergoldete Beschläge und Applikationen. Etwas zu restaurieren.<br />

36x18x98 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

P. II Gille erhielt seine Meisterwürde durch „privilège de l’Hôpital de la<br />

Trinité“. Seine Spezialität, die Kombination von Bronze-Uhrgehäusen mit<br />

Porzellanfiguren und Blüten, führte zur Zusammenarbeit mit den wichtigsten<br />

„bronziers“ seiner Zeit, wie zum Beispiel mit J.P. Latz, N.J. Marchand,<br />

J.J. de Saint-Germain oder die Osmonds. Zu seinen Kunden zählten<br />

August II von Sachsen, der Graf von Brühl und der Prince de Condé.<br />

1073<br />

CHF 9 000.– / 14 000.–<br />

(€ 7 500.– / 11 700.–)<br />

| 62


1074<br />

1073<br />

FAUTEUIL „A LA REINE“, Louis XV, Paris um 1760.<br />

Buche mouluriert sowie fein beschnitzt mit Blumen, Blättern und<br />

Zierfries. Geschweifter, trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit geschweiften Beinen. Flache, bogenförmig abschliessende<br />

Rückenlehne mit ausladenden Armlehnen auf geschweiften -stützen.<br />

Grüner Seidenveloursbezug mit Blumen und Blättern und dekorativem<br />

Nagelbeschlag. 64,5x59x41x101 cm.<br />

CHF 2 400.– / 3 800.–<br />

(€ 2 000.– / 3 200.–)<br />

1074<br />

TAPISSERIE, Louis XV, Manufacture d’Aubusson, Frankreich um 1760.<br />

Darstellung eines reitenden Edelmannes in idealisierter Waldlandschaft.<br />

Feine Blumen- und Blätterbordüre mit exotischen Vögeln. H 285 cm,<br />

B 225 cm.<br />

Feine Tapisserie in gutem Erhaltungszustand.<br />

CHF 9 000.– / 14 000.–<br />

(€ 7 500.– / 11 700.–)<br />

| 63


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1075<br />

1075*<br />

BUREAU-PLAT, Louis XV, sign. J.C. ELLAUME (Jean-Charles<br />

Ellaume, Meister 1754), Paris um 1750.<br />

Rosenholz und Palisander gefriest sowie mit breiten Filets eingelegt.<br />

Rechteckiges, mit braunem, goldgepresstem Leder bezogenes und in profilierten<br />

Messingstab gefasstes Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge in<br />

„contour à l’arbalète“ mit hohen, geschweiften Beinen. Front mit 3 nebeneinander<br />

liegenden Schubladen. Gleiche, jedoch blinde Einteilung auf der<br />

Rückseite. Reiche, vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Furnier etwas<br />

zu restaurieren. 160x81x78 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Deutscher Adelsbesitz.<br />

- Auktion <strong>Koller</strong> Zürich, 14.11.1991 (<strong>Katalog</strong>nr. 1046).<br />

- Aus einer deutschen Sammlung.<br />

- Auktion <strong>Koller</strong> Zürich, 27.3.2003 (<strong>Katalog</strong>nr. 1124).<br />

- Aus einer römischen Sammlung.<br />

Hochbedeutendes Bureau-Plat von bestechender Eleganz, das in exemplarischer<br />

Weise die qualitativ hochwertige Produktion des talentierten<br />

Ebenisten offenbart.<br />

J.C. Ellaume führte eine Werkstatt in der Rue Traversière in Paris; seine<br />

Werke zeichneten sich vor allem durch bestechende Eleganz und hohe<br />

Qualität aus. J. Nicolay beschreibt und rühmt die Bureau-Plats von J.C.<br />

Ellaume mit folgenden Worten: „Ses bureaux ont toujours une ligne harmonieuse<br />

et d’excellents proportions. Ils sont le plus souvent marquetés en<br />

bois de rose... Les bronzes sont toujours élégants et sobres et assurent discrètement<br />

une ornementation distinguée. En somme, Ellaume a été un<br />

excellent ébéniste qui manifeste une science parfaite de son art.“ in: L’art<br />

et la manière des maîtres ébénistes français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I,<br />

S. 114.<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.<br />

295-298 (biogr. Angaben).<br />

1076<br />

CHF 35 000.– / 55 000.–<br />

(€ 29 200.– / 45 800.–)<br />

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1077<br />

1076*<br />

BERGERE, Louis XV, Lyon um 1760.<br />

Nussbaum mouluriert sowie beschnitzt mit Blumen und Blättern.<br />

Hufförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />

Beinen. Markant eingezogene, bogenförmig abschliessende Rückenlehne,<br />

direkt in die gepolsterten Armlehnen übergehend. Gelber Seidenbezug<br />

mit Blumenmuster. 75x57x46x110 cm.<br />

CHF 5 000.– / 9 000.–<br />

(€ 4 200.– / 7 500.–)<br />

1077<br />

TRUMEAU-SPIEGEL, Louis XV, Paris um 1760.<br />

Holz fein beschnitzt mit Kartuschen, Blumen, Blättern, Maschen, Vase<br />

und Zierfries sowie beige gefasst und teils vergoldet. Rechteckiger, mehrfach<br />

profilierter Rahmen. Der Fronton mit feiner Malerei in der Art von F.<br />

Boucher. H 171 cm, B 127 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 8 000.– / 12 000.–<br />

(€ 6 700.– / 10 000.–)<br />

| 65


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1078 (Detail)<br />

1078*<br />

TAPISSERIE „L’ENLEVEMENT D’EUROPE“, Louis XV, aus der<br />

Folge der „Amours des Dieux“, nach zeichnerischen Vorlagen von J.B.M.<br />

PIERRE (Jean-Baptiste Marie Pierre, 1714-1789), Manufacture Royale<br />

des Gobelins, Frankreich um 1760.<br />

Darstellung der auf dem Stier sitzenden Europa, umgeben von weiblichen<br />

Figuren, in idealisierter Parklandschaft mit Burg im Hintergrund.<br />

H 311 cm, B 303 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />

Mit ausführlichem Gutachten von Prof. G. Delmarcel, Februar 2012.<br />

Obwohl sie keine Bordüre besitzt, kann die hier angebotene Tapisserie mit<br />

Sicherheit der Manufacture des Gobelins zugeschrieben werden, die das<br />

Motiv zur gleichen Zeit verwendete - und somit in harter Konkurrenz -<br />

wie die Manufacture de Beauvais. Seit den späten 1750er Jahren schuf<br />

man mehrere Versionen dieses Themas, unter anderem für Tapisserien,<br />

die der Marquise de Pompadour, dem Duc de Vrillière und der Comtesse<br />

du Barry geliefert wurden. Etwa 1900 befanden sich drei Tapisserien mit<br />

diesem Motiv im Besitz von Edmond de Rothschild.<br />

Die Zeichnung, die bei der Herstellung der hier angebotenen Tapisserie<br />

als Vorlage diente, befindet sich heute in den Sammlungen des Metropolitan<br />

Museum in New York.<br />

CHF 35 000.– / 55 000.–<br />

(€ 29 200.– / 45 800.–)<br />

1079<br />

BEMALTE PENDULE mit Sockel, Louis XV, Neuenburg um 1760.<br />

Holz bemalt mit verschiedenen Tieren und bunten Blumen auf rotem<br />

Grund, vergoldete Bronze und Messing. Geschweiftes, dreiseitig verglastes<br />

und auch inwendig bemaltes Gehäuse mit Vogelaufsatz und kurzen<br />

Volutenfüssen, auf sich verjüngendem Sockel. Emailzifferblatt mit römischen<br />

Stunden- und arabischen Minutenzahlen. 2 feine, vergoldete und<br />

gravierte Zeiger. Ankerwerk mit 4/4-Stundenschlag auf 2 Glocken.<br />

54x23x126 cm.<br />

1079<br />

CHF 5 000.– / 9 000.–<br />

(€ 4 200.– / 7 500.–)<br />

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1078<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1080<br />

1080<br />

FOLGE VON 3 GEFASSTEN FAUTEUILS „EN CABRIOLET“,<br />

Louis XV, Paris um 1760.<br />

Hufförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />

Beinen. Eingezogene, bogenförmig abschliessende Rückenlehne mit ausladenden<br />

Armlehnen auf geschweiften -stützen. Jonc-Geflecht. Buntes<br />

Seidensitzkissen mit Blumen und Blättern. 57x50x59x93,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Château d’Allaman, Pays de Vaud, Schweiz.<br />

- Durch Erbfolge im heutigen Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 800.– / 1 200.–<br />

(€ 700.– / 1 000.–)<br />

1081<br />

GUERIDON „A FLEURS“, spätes Louis XV, mit Signatur D. GENTY<br />

(Denis Genty, Meister 1786), Paris, Ende 19. Jh.<br />

Rosenholz und Palisander ausserordentlich fein eingelegt in „bois de<br />

bout“; Blumen, Blätter, Bandelwerk und Zierfries. Geschweiftes, rechteckiges,<br />

vorstehendes und in Messingstab gefasstes Blatt auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit geschweiften Beinen. Front mit 1 Schublade.<br />

Bronzebeschläge und -sabots. Zum Freistellen. 53x36x73 cm.<br />

CHF 2 500.– / 4 500.–<br />

(€ 2 100.– / 3 800.–)<br />

1082<br />

FAUTEUIL „EN CABRIOLET“, spätes Louis XV, Frankreich, 18./19. Jh.<br />

Nussbaum mouluriert sowie beschnitzt mit Blumen, Blättern und<br />

Zierfries. Hufförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />

geschweiften Beinen. Eingezogene, bogenförmig abschliessende<br />

Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen.<br />

Polychromer Seidenbezug mit Blumen und Blättern. Dekorativer<br />

Nagelbeschlag. 63x51x47x95 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 300.– / 500.–<br />

(€ 250.– / 400.–)<br />

1081<br />

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1083<br />

1083<br />

DAMENBUREAU „A FLEURS“, Louis XV und später, mit Signatur<br />

LARDIN (André Antoine Lardin, Meister 1750), Innungsstempel, Paris.<br />

Rosenholz und Palisander gefriest sowie ausserordentlich fein eingelegt in<br />

„bois de bout“; Blumen, Blätter, Bandelwerk, Rautenmuster und Zierfries.<br />

Allseitig bombierter Korpus auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />

geschweiften Beinen. Schräge, aufklappbare und innen mit violettem,<br />

goldgepresstem Leder bezogene Schreibplatte über Beinaussparung mit je<br />

1 seitlichen Schublade, die rechte zweigeteilt. Inneneinteilung mit 6<br />

geschweiften Schubladen auf 2 Reihen unter grossem Fach. Geheimfach.<br />

Vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Zum Freistellen. Etwas zu überholen.<br />

86x44x(offen78)x88 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

- Auktion Stuker, Bern, 21.11.1956 (<strong>Katalog</strong>nr. 44).<br />

- Zürcher Privatbesitz.<br />

Feines Möbel von hoher Qualität, das sich an Meisterstücken von J.<br />

Dubois und B. Van Risenburgh orientiert.<br />

Ein nahezu identisches Damenbureau ist abgebildet in G. Janneau, Le<br />

mobilier français - Le meuble d’ébenisterie, Lüttich o.J.; S.82 (Abb.88).<br />

A.A. Lardin war ein exzellenter Möbelhersteller und für seine meisterhafte<br />

Verarbeitung von ganz speziellem Rosenholz bekannt, das auch heute<br />

noch, nach über 200 Jahren, eine bemerkenswerte Farbfrische aufweist.<br />

Lardins Werkstatt befand sich erst in der Rue de Charenton im „Bois de<br />

Boulogne“, ab 1770 in der Rue Saint-Nicolas, und fertigte Möbel für illustre<br />

Privatkunden und Händler.<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.<br />

477-481(biogr. Angaben). D. Ledoux-Lebard, Le mobilier français du<br />

XIXe siècle, Paris 1989; S. 403 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la<br />

manière des maîtres ébénistes français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I,<br />

S. 254 (biogr. Angaben).<br />

CHF 6 000.– / 10 000.–<br />

(€ 5 000.– / 8 400.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1084<br />

1084*<br />

LACK-KOMMODE, Louis XV, sign. F. RUBESTUCK (François<br />

Rübestück, Meister 1766), Paris um 1760.<br />

Holz allseitig gelackt im „goût japonais“; auf schwarzem Fond idealisierte<br />

Park- und Pagodenlandschaft in 2 Goldtönen. Geschweifter, trapezförmiger<br />

Korpus mit vorstehenden, vorderen Eckstollen auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit geschweiften Beinen. In der Mitte leicht gebauchte Front<br />

mit 2 Schubladen ohne Traverse. Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete<br />

Bronzebeschläge und -sabots. Profilierte „Sarrancolin“-Platte.<br />

110x52x85 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Ehemals J. Perrin, Paris.<br />

- Privatbesitz, München.<br />

- Auktion <strong>Koller</strong> Zürich, 3.10.2001 (<strong>Katalog</strong>nr. 1119).<br />

- Aus italienischem Besitz.<br />

- Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />

Feine Kommode von hoher Qualität, an welcher die exquisite<br />

Handwerkskunst des F. Rübestück in exemplarischer Weise zur<br />

Geltung kommt.<br />

Mehrere, sehr ähnliche Lack-Kommoden mit teils identischen Bronzebeschlägen<br />

und eigener Formensprache sind bekannt: Eine wurde bei<br />

Christie’s New York am 21.4.1979 (<strong>Katalog</strong>nr. 168), eine weitere in Paris<br />

bei Drouot am 4.6.1982 (<strong>Katalog</strong>nr. 54), eine dritte ebda., am 19.6.1987<br />

(<strong>Katalog</strong>nr. 104), eine weitere in Versailles am 8.11.1987 (<strong>Katalog</strong>nr. 109)<br />

sowie eine letzte bei Christie’s Monaco am 17.6.2000 (<strong>Katalog</strong>nr. 137) verkauft.<br />

CHF 80 000.– / 140 000.–<br />

(€ 66 700.– / 116 700.–)<br />

1085<br />

AMEUBLEMENT, Louis XV, sign. L.C. CARPENTIER (Louis<br />

Charles Carpentier, Meister 1752), Paris um 1760.<br />

Bestehend aus 1 zweiplätzigen Canape „corbeille“ und 6 grossen Fauteuils<br />

„en cabriolet“. Buche mouluriert und profiliert sowie vergoldet. Hufförmiger<br />

Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen.<br />

Flache bzw. eingezogene und bogenförmig abschliessende Rückenlehne<br />

mit gepolsterten Armlehnen auf geschweiften Stützen. Goldgelber<br />

Seidenbezug mit Chinoiserie-Bezügen. Das Canapé mit Sitzkissen.<br />

Canapé 158x67x48x93 cm. Fauteuils 59,5x48x43x86,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- M. Ségoura, Paris.<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

L.C. Carpentier führte bis 1779 ein Atelier „à l’enseigne du Gros<br />

Chapelet“ in der Rue de Cléry, war berühmt für Stühle und Betten und<br />

verheiratet mit einer gewissen Marie-Catherine Bardouillet. Er absolvierte<br />

eine 6-jährige Lehre bei Louis Cresson und wurde danach dessen „compagnon“.<br />

Carpentiers Karriere war kurz, aber brillant. Obwohl er 1752 die<br />

Meisterwürde erhielt, durfte er seine Werke erst ab 1760 signieren, nachdem<br />

er alle Schulden bei der Gilde bezahlt hatte. Die Berufskollegen<br />

schätzten Carpentier sehr, was die Ernennung zum „juré de la Communauté<br />

des maîtres-menuisiers“ 1765 beweist. Zu seiner Kundschaft gehörte<br />

nicht nur die „grande noblesse“ wie die Princes de Condé und de Conti,<br />

der Comte d’Artois, die Ducs d’Aumont, de Luxembourg und d’Orléans,<br />

die Duchesses de Villeroy und Mazarin, die Marquise de Brunoy und der<br />

Kardinal de la Rochefoucauld, sondern auch „fermiers-généraux“,<br />

Bankiers und bedeutende Personen mit Macht und Einfluss wie Michel<br />

Bouvet, Rolin d’Ivy und Landry de Freneuse.<br />

CHF 36 000.– / 56 000.–<br />

(€ 30 000.– / 46 700.–)<br />

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| 71<br />

1085


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1086<br />

1086<br />

LACK-KOMBINATIONSTISCH, sog. „table à la glissière“, Louis XV<br />

und später, mit Sign. J.P. LATZ (Jean-Pierre Latz, Meister ca. 1740),<br />

Innungsstempel, Paris.<br />

Holz allseitig gelackt im „goût chinois“; auf schwarzem Fond bunte<br />

Figurenstaffage in idealisierter Parklandschaft. Markant geschweiftes,<br />

rechteckiges, mit bordeauxrotem, goldgepresstem Leder bezogenes und in<br />

profiliertem Bronzestab gefasstes, schiebbares Blatt auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit geschweiften Beinen. Herausziehbare, mit Rosenholz und<br />

Palisander eingelegte Schublade mit aufklappbarem Zentralfach, flankiert<br />

von je 1 kleineren, aufklappbarem Fach. Reiche, teils ersetzte Bronzebeschläge.<br />

86x50x79 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

Für Angaben zu J.P. Latz siehe Fussnote der <strong>Katalog</strong>nr. 1118.<br />

CHF 15 000.– / 25 000.–<br />

(€ 12 500.– / 20 800.–)<br />

1087<br />

1 PAAR KLEINE BERGEREN, Louis XV, Paris um 1760.<br />

Buche mouluriert und fein beschnitzt mit Blumen, Blättern und Zierfries.<br />

Hufförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen.<br />

Markant eingezogene, bogenförmig abschliessende Rückenlehne mit gepolsterten<br />

Armlehnen auf geschweiften -stützen. Goldgelber Seidenbezug mit<br />

bunten Blumen und Blättern. Sitzkissen. 59x45x50x88 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Basel.<br />

CHF 3 000.– / 5 000.–<br />

(€ 2 500.– / 4 200.–)<br />

1088<br />

VERDURE, Louis XV, Frankreich, 18. Jh.<br />

Darstellung einer idealisierten Parklandschaft mit Papagei und Gebäuden<br />

im Hintergrund. H 201 cm, B 210 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 3 000.– / 5 000.–<br />

(€ 2 500.– / 4 200.–)<br />

1089*<br />

1 PAAR GROSSE PORZELLAN-KARAFFEN MIT<br />

BRONZEMONTUR, Louis XV, das Porzellan aus der Manufaktur Meissen,<br />

die Bronze Paris, 18./19. Jh.<br />

Porzellan mit feinen, applizierten und polychrom bemalten Blumen und<br />

Blättern sowie matt- und glanzvergoldete Bronze. Birnenförmiger Gefässkörper<br />

mit geschweiftem Ausguss und mit Blättern beschmücktem Volutenhenkel<br />

auf durchbrochenem Volutensockel. Restaurationen. H 63 cm.<br />

Ausserordentlich seltenes Paar von bestechender Qualität.<br />

Nach der Erfindung des Hartporzellans wurde 1710 die Meissen-Manufaktur<br />

gegründet, als „Königlich-Polnische und Kurfürstlich-Sächsische Porzellan-<br />

Manufaktur“. Die Leitung der Manufaktur oblag bis 1731 mehreren vom<br />

König selbst eingesetzten, in Dresden ansässigen Kommissionen. Johann<br />

Melchior Steinbrück, erster Inspektor der Manufaktur, schlug 1722 die<br />

„Gekreuzten Schwerter“ als Emblem des Meissener Porzellans vor, womit die<br />

Geschichte eines der weltweit ältesten und bekanntesten Markenzeichen<br />

begann. 1733 wurde J. J. Kändler zum Modellmeister der Manufaktur ernannt<br />

und durch seine Figuren und Serviceformen im Stil des Spätbarock und<br />

Rokoko zum Begründer der europäischen Porzellanplastik.<br />

In den Jahren um 1740/50 wurden erstmals Porzellan-Objekte mit Einrichtungsgegenständen<br />

kombiniert. Der Reiz lag darin, die nahezu „unzerstörbaren“<br />

Bronzen mit fragilen, bemalten Porzellanelementen zu verbinden und<br />

durch diesen Kontrast eine neue Dekorationssprache zu finden. Augenfälligstes<br />

Merkmal dieser Pendulen, Cartelle und Girandolen war die hochwertige<br />

Qualität und ausserordentliche Eleganz. Für diese Entwicklung waren<br />

die „marchands-merciers“ P. Hébert, F. Poirier, L. Daguerre und P. Lazare-<br />

Duvaux verantwortlich - sie kauften Porzellanfiguren in Manu-fakturen,<br />

brachten sie den „bronziers“ und liessen daraus nach eigenen Angaben oder<br />

den Vorstellungen ihrer Kundschaft neue Prunkobjekte herstellen. Der<br />

Vielfalt schienen keine Grenzen gesetzt - an einer einzelnen Pendule können<br />

sich Meissner Figuren und Blumen von Vincennes oder Chantilly befinden,<br />

als Motive dienten galante Szenen, Personen aus der Commedia dell’Arte,<br />

Bauern, Jäger, orientalische und chinesische Edelleute sowie Tiere. Die<br />

Kombination dieser Elemente und Sujets verliehen den prunkvollen Pendulen<br />

die für das Rokoko so typische Leichtigkeit und Eleganz.<br />

CHF 80 000.– / 120 000.–<br />

(€ 66 700.– / 100 000.–)<br />

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| 1089 73


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1090 (Detail)<br />

1090*<br />

PRUNK-PENDULE MIT PORZELLANGRUPPE, spätes Louis XV,<br />

das Zifferblatt sign. MOLLARD A L’ORIENT, die Porzellangruppe<br />

Sachsen, 2. Hälfte 19. Jh., die Blumen aus der Manufacture de Vincennes,<br />

18./19. Jh., die Bronze Paris, 19. Jh.<br />

Bemaltes Porzellan und vergoldete Bronze. 2 Nereiden und kleiner Bub<br />

beim „Tritonenfang“ auf Felsen mit allerlei Tieren, dahinter Säulengang<br />

und blühender Baum, der das runde Werkgehäuse trägt, auf geschweiftem<br />

Sockel mit kleiner Palme, Muschel und Voluten. Emailzifferblatt mit arabischen<br />

Stunden- und Minutenzahlen. Pariser Werk mit 1/2-Stundenschlag<br />

auf Glocke. Sonnenpendel. 58x30x61 cm.<br />

Die Figurengruppe mit den Nereiden beim Fischen wurde nach einem<br />

Modell aus der Meissener Manufaktur gefertigt. Die Entstehungszeit des<br />

Modells, das „Tritonenfang“ oder „Fang des Triton“ genannt wurde, liegt<br />

wohl in den 1760er Jahren - Genaueres ist leider nicht bekannt. Das Motiv<br />

war im 19. Jahrhundert äusserst beliebt und wurde in vielen Grössen und<br />

Varianten umgesetzt.<br />

CHF 35 000.– / 55 000.–<br />

(€ 29 200.– / 45 800.–)<br />

1091<br />

FAUTEUIL „A LA REINE“, Louis XV, sign. N. BLANCHARD<br />

(Nicolas Blanchard, Meister 1738), Paris um 1760.<br />

Buche mouluriert sowie fein beschnitzt mit Blumen, Blättern und Zierfries.<br />

Geschweifter, trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />

geschweiften Beinen. Flache, bogenförmig abschliessende Rückenlehne mit<br />

gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen. Polychromer Stoffbezug<br />

mit dekorativem Nagelbeschlag. 64x59x45x95 cm.<br />

1091<br />

CHF 2 400.– / 3 800.–<br />

(€ 2 000.– / 3 200.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1092<br />

1092*<br />

1 PAAR FAUTEUILS „A LA REINE“, Louis XV, Paris um 1760.<br />

Buche mouluriert und fein beschnitzt mit Blumen, Blättern und Zierfries. Geschweifter, trapezförmiger<br />

Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Flache, jochförmig<br />

abschliessende Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen. Bunter<br />

Seidenbezug mit Blumen und Blättern, die Rückenlehne mit Jonc-Geflecht. Leicht unterschiedlich.<br />

64x54x50x95 cm.<br />

Provenienz: Privatsammlung, Deutschland.<br />

CHF 5 000.– / 9 000.–<br />

(€ 4 200.– / 7 500.–)<br />

1093*<br />

KLEINER SEKRETÄR „A FLEURS“, Louis XV, in der Art von L. BOUDIN (Léonard<br />

Boudin, Meister 1761), Paris um 1765.<br />

Rosenholz, Palisander und teils getönte Edelhölzer gefriest sowie allseitig ausserordentlich fein<br />

eingelegt mit Blumenbouquet im Korb, Maschen, Filets und Zierfries. Rechteckiger Korpus mit<br />

in Bronzestab gefasstem, vorstehendem Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften,<br />

durch Zwischentablar verbundenen Beinen. Front mit abklappbarer, innen mit grünem, goldgepresstem<br />

Leder bezogener Schreibplatte über Schublade. Inneneinteilung mit 2 grossen Fächern<br />

über 2 nebeneinander liegenden Schubladen. Vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Zum<br />

Freistellen. 45x35x99 cm.<br />

Provenienz: Aus einer französischen Sammlung.<br />

CHF 35 000.– / 55 000.–<br />

(€ 29 200.– / 45 800.–)<br />

1094*<br />

1 PAAR GIRANDOLEN „AUX FAUNES“, spätes Louis XV, Paris, 19. Jh.<br />

Vergoldete und brünierte Bronze. An Fels gelehnte Faunin bzw. Faun, je 2 füllhornartige Schäfte<br />

mit blätterförmigen Tropftellern und blütenförmigen Tüllen tragend, auf durchbrochenem<br />

Volutensockel. H 36 cm.<br />

1093 (Seitenansicht)<br />

CHF 3 000.– / 5 000.–<br />

(€ 2 500.– / 4 200.–)<br />

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| 1093 77


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1095 (Detail)<br />

1095<br />

PRUNK-KONSOLE „AUX CARTOUCHES“, Louis XV, aus einer<br />

Pariser Meisterwerkstatt, nach Vorlagen von J.A. MEISSONNIER (Juste<br />

Aurèle Meissonnier, Turin 1693-1750 Paris) oder P. CONTANT D’IVRY<br />

(Pierre Contant d’Ivry, 1698 Paris 1777), um 1730/40.<br />

Holz ausserordentlich reich durchbrochen und beschnitzt mit Kartuschen,<br />

Blumen, Blätterranken, Rocaillen und Zierfries sowie vergoldet. Markant<br />

geschweifte, mehrfach profilierte „Brêche d’Hautmont“-Platte auf wellig<br />

ausgeschnittener, durchbrochener Zarge mit durch geschweiften, reich<br />

durchbrochenen Steg verbundenen Doppelvolutenstützen. Restaurationen<br />

und Ergänzungen. 245x96x99 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Ehemals Sammlung des Château des Rotoirs, Frankreich.<br />

- Schweizer Privatsammlung.<br />

Hochbedeutende, als „Rarissima“ zu bezeichnende Konsole von bestechener<br />

Qualität und Eleganz.<br />

Eine sehr ähnliche, jedoch weniger imposante Prunk-Konsole nach Vorlagen<br />

von P. Contant d’Ivry ist Teil der Sammlungen des Getty Museums<br />

in Malibu (Inventarnr. 91.DA.21). Weitere ähnliche, jedoch ebenfalls<br />

weniger prunkvolle Konsolen sind abgebildet in: B. Pallot, L’art du siège<br />

au XVIIIe siècle en France, Tours 1987; S. 152-156.<br />

Die ausserordentlich reiche und phantasievolle Schnitzerei, die in dieser<br />

Qualität ihresgleichen sucht, offenbart die herausragende Handwerkskunst<br />

eines „sculpteurs“ von Pariser Herkunft. Es ist davon auszugehen,<br />

dass die hier angebotene Konsole das Werk von N. Hertaut ist, offenbart<br />

sie doch den ihn charakterisierenden Geschmack „à la rocaille“ der Jahre<br />

um 1740. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde die hier angebotene<br />

Konsole ursprünglich in einem grösseren Kontext entworfen und für eine<br />

gesamte Raumgebung mit einer Boiserie konzipiert. Die zeichnerischen<br />

Vorlagen hierzu finden sich bei N. Pinau, beispielsweise in der „Décoration<br />

du Petit Hôtel de Villars“ (heute in der Sammlung des Musée des<br />

Arts Décoratifs in Paris) sowie dessen Entwurf für Konsolen (ebenfalls in<br />

den Sammlungen des Musée des Arts Décoratifs). Als weitere zeichnerische<br />

Vorlagen müssen die Arbeit von J.A. Meissonnier der 1730er Jahren<br />

erwähnt werden, welche dieser als „Dessinateur de la Chambre et Cabinet<br />

du Roi“ fertigte und den hier anzutreffenden, sehr „sinnlichen“ „style<br />

rococo“ neu definierte. Schliesslich ist der Einfluss von Contant d’Ivry mit<br />

seiner reichen Opulenz erkennbar, welche oft als zeichnerische Vorlagen<br />

von Konsolen und Sitzmöbleln von N. Heurtaut dienten; es sei hier auf<br />

das Mobiliar vom Palast von Baron de Bernstorff in Kopenhagen hingewiesen,<br />

wo nahezu alle Möbel während der Zusammenarbeit von Contant<br />

d’Ivry und N. Heurtaut entstanden.<br />

J.A. Meissonnier war als Ornamentzeichner, Maler, Bildhauer, Architekt,<br />

Dekorateur und Goldschmied in Paris tätig. In der Tradition der Borromini-Schule<br />

aufgewachsen, reiste er bereits als sehr junger Mann nach<br />

Frankreich, wo er sich rasch einen bedeutenden Ruf als Goldschmied<br />

erwarb. 1724 erhielt er das Brevet als „orfèvre du Roi“, 1726 als „dessinateur<br />

de la chambre et du cabinet du Roi“. Meissonnier gab der von<br />

Lepautre und Daniel Marot begründeten dekorativen Kunstrichtung eine<br />

neue, fantastisch-bizarre, kapriziöse Wendung und schuf zwischen 1720<br />

und 1750 jenen extremen Rocaille-Stil, dessen originellste Formen in der<br />

Ornamentik Verwendung fanden. Das Werk dieses Meisters umfasst<br />

Vorlagen für alle möglichen Dinge des täglichen Gebrauches - Leuchter,<br />

Schreibzeuge, Weinkühler, Lichtscheren, Degen, Stockgriffe u.v.m. - bis<br />

zu ganzen Wand- und Zimmerdekorationen und stellt ein wahres kunstgewerbliches<br />

Arsenal dar. Er entwarf Möbel und Saloneinrichtungen für den<br />

Pariser Hof, den König von Portugal, die Königin von Spanien, die Fürstin<br />

Czartoryski und den polnischen Kron-Grossmarschall Bielinski. Meissonniers<br />

Arbeiten sind fast nur noch als Nachstiche erhalten geblieben.<br />

Pierre Contant d’Ivry (geb. 1698) war Architekt und Dekorateur und<br />

wurde bereits 1728 Mitglied der „Académie royale d’architecture“ und im<br />

selben Jahr „Architecte du Roi“. Zu seinen bekanntesten Werken gehören<br />

das Abbaye de Panthemont (1745-56), die Treppe des Palais Royal, der<br />

Saal, wo der Finanzrat tagte und der Saal des Tribunals. Zu Contats<br />

berühmtesten Kunden zählten Charles de Rohan, Prince de Soubise, der<br />

Baron Andreas Peter Bernstorff und Louis Philippe, Duc d’Orléans.<br />

Lit.: B.G.B. Pallot, L’art du siège au XVIII siècle en France, Tours 1987;<br />

S. 150-169 (biogr. Angaben). P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe<br />

siècle, Paris 1989; S. 400f. (biogr. Angaben).<br />

CHF 400 000.– / 700 000.–<br />

(€ 333 300.– / 583 300.–)<br />

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1095<br />

Ausklapper<br />

1095 (Detail)<br />

1202<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1096 (Detail)<br />

1096*<br />

TAPISSERIE „L’ENLEVEMENT D’EUROPE“, Louis XV, aus der<br />

Folge der „Amours des Dieux“, nach zeichnerischen Vorlagen von<br />

F. BOUCHER (François Boucher, 1703-1770), Manufacture de Beauvais,<br />

Frankreich um 1753/60.<br />

Darstellung der auf dem Stier sitzenden Europa, umgeben von weiblichen<br />

Figuren, in idealisierter Parklandschaft. Feine Bordüre mit geometrischem<br />

Muster. H 309 cm, B 303 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />

Mit ausführlichem Gutachten von Prof. G. Delmarcel, Februar 2012.<br />

Lit.: E.A. Standen, European Post-Medieval Tapestries and Related<br />

Hangings in The Metorpolitan Muiseum of Art, New York 1985; II, S.<br />

536-539. Ibid, S. 328-348. J. Badin, La Manufacture Royale de Beauvais,<br />

Paris 1985. Ausstellungskatalog François Boucher 1703-1770, New York,<br />

Detroit, Paris 1986-1987, S. 238-240 (Nr. 54).<br />

CHF 35 000.– / 55 000.–<br />

(€ 29 200.– / 45 800.–)<br />

1097*<br />

BEMALTE PENDULE mit Sockel, Louis XV, Paris um 1760.<br />

Holz allseitig gefasst; auf rotem Fond bunte Blumen, Blätter und Zierfries.<br />

Geschweiftes Gehäuse mit Kartuschenaufsatz auf sich nach unten verjüngendem<br />

Sockel. Vertieftes Zifferblatt mit arabischen Minuten- und römischen<br />

Stundenzahlen. Ankerwerk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke.<br />

Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und<br />

-applikationen. 55x32x145 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, München.<br />

CHF 20 000.– / 30 000.–<br />

(€ 16 700.– / 25 000.–)<br />

1097<br />

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1096<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1098<br />

1098*<br />

FOLGE VON 4 PRUNK-APPLIKEN, Louis XV, aus einer Pariser<br />

Meisterwerkstatt, um 1760.<br />

Matt- und glanzvergoldete Bronze. Geschweifte Wandplatte mit 3 unterschiedlich<br />

hohen Lichtarmen mit blütenförmigen Tüllen und blätterförmigen<br />

Tropftellern. Elektrifiziert. H 61 cm.<br />

Provenienz: Aus einer englischen Sammlung.<br />

Feine Folge von bestechender Qualität.<br />

CHF 50 000.– / 90 000.–<br />

(€ 41 700.– / 75 000.–)<br />

1099<br />

1 PAAR KERZENSTÖCKE, Louis XV, Paris um 1760.<br />

Vergoldete Bronze. Balusterschaft mit vasenförmiger Tülle und geschweiftem<br />

Rundfuss. H 29 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Château d’Allaman, Pays de Vaud, Schweiz.<br />

- Durch Erbfolge im heutigen Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 1 200.– / 1 800.–<br />

(€ 1 000.– / 1 500.–)<br />

1100*<br />

KOMBINATIONSTISCH „A FLEURS“, sog. „table à glissière“, Louis<br />

XV, wohl von P. ROUSSEL (Pierre Roussel, Meister 1745), Paris um 1760.<br />

Rosenholz, Palisander und teils getönte Edelhölzer ausserordentlich fein eingelegt<br />

mit Blumen, Maschen, Zapfen, Kartuschen, Filets und Zierfries.<br />

Markant geschweiftes, rechteckiges, randprofiliertes und schiebbares Blatt auf<br />

wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Front mit 1 Schublade<br />

mit 1 kleinen, lederbezogenen, aufklappbaren Schreibfläche, seitlich je<br />

2 Klappdeckel über Fach. Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete<br />

Bronzebeschläge und -hänger. Zum Freistellen. 72x43x72 cm.<br />

Provenienz: Aus einer französischen Sammlung.<br />

CHF 20 000.– / 30 000.–<br />

(€ 16 700.– / 25 000.–)<br />

1099 (1 Paar)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1101<br />

1101*<br />

1 PAAR FAUTEUILS „A LA REINE“, Louis XV, Paris um 1760.<br />

Buche mouluriert und beschnitzt mit Zierfries. Trapezförmiger, geschweifter<br />

Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Volutenbeinen.<br />

Flache, jochförmig abschliessende Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen<br />

auf geschweiften -stützen. Beiger Seidenbezug mit bunten Blumen<br />

und Blättern. 62x54x44x89,5 cm.<br />

Provenienz: Aus einer römischen Sammlung.<br />

CHF 3 000.– / 5 000.–<br />

(€ 2 500.– / 4 200.–)<br />

1102<br />

ECRITOIRE MIT LACKMALEREI, PORZELLANFIGUR UND<br />

KLEINER UHR, Louis XV und später, Paris, 18./19. Jh.<br />

Vergoldete Bronze, buntes Porzellan aus Sachsen und Vincennes, Messing<br />

sowie Lackmalerei in Rot und Gold auf schwarzem Grund. Geschweiftes,<br />

mit Blumenranken verziertes Blatt auf kleinen Volutenfüssen, mit sitzendem<br />

Mann mit Korb sowie mit kleiner, von Blütenzweigen umgebener<br />

Uhr und 2 runden Gefässen. Emailzifferblatt mit römischen Stundenzahlen.<br />

Taschenuhrwerk. Etwas zu überholen. 38x28x28 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

CHF 2 000.– / 3 000.–<br />

(€ 1 700.– / 2 500.–)<br />

1103*<br />

BONHEUR DU JOUR, Louis XV, von C. TOPINO (Charles Topino,<br />

Meister 1773), Paris um 1780.<br />

Rosenholz und teils getönte Edelhölzer gefriest sowie ausserordentlich<br />

fein eingelegt mit Büchern, Schreibfedern, Briefen, Malpinsel, Blumenbouquets<br />

in Vasen, Küchenutensilien, Reserven, Filets und Zierfries.<br />

Geschweiftes, rechteckiges, randgefasstes und leicht vorstehendes Blatt<br />

auf wellig ausgeschnittener Zarge mit durch entsprechendes Zwischentablar<br />

verbundenen, geschweiften Beinen. Front mit 1 Schublade mit aufklappbarer,<br />

mit grünem Leder bezogener Schreibplatte und 2 Fächern,<br />

1 Mulde für Schreibzeug und 2 Gefässen für Löschsand und Tinte.<br />

Zurück-gesetzter Aufsatz mit grossem Zentralfach über Schublade, seitlich<br />

je 1 Türe vor 2 Fächern und 1 kleinen, per Geheimknopf zu öffnenden<br />

Schub-lade. Fein geschweifte Abschlussgalerie. Matt- und glanzvergoldete<br />

Bronzebeschläge und -sabots. Zum Freistellen. 107x40x74 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

CHF 50 000.– / 90 000.–<br />

(€ 41 700.– / 75 000.–)<br />

1102<br />

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1103


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1104<br />

1104<br />

FOLGE VON 4 GROSSEN STÜHLEN „A LA REINE“, Louis XV,<br />

sign. NOGARET A LYON (Pierre Nogaret, Meister 1745),<br />

Lyon um 1760.<br />

Nussbaum reich beschnitzt mit Kartuschen, Blumen, Blättern und Zierfries.<br />

Geschweifter, trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge<br />

mit geschweiften Beinen. Flache, jochförmig abschliessende Rückenlehne.<br />

Weisser Seidenbezug mit Blumen und Blättern. 62x50x50x98 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Richard Redding, Zürich.<br />

- Privatbesitz, Schweiz.<br />

Feine Folge von bestechender Qualität mit der für Nogaret typischen,<br />

kräftigen Schnitzerei.<br />

P. Nogaret ist einer der wichtigsten Sitzmöbelhersteller, die nicht in Paris<br />

tätig waren. Er wurde in Paris geboren, verbrachte dort seine Lehrzeit<br />

und ging 1743 nach Lyon, wo er wenig später zusammen mit François<br />

Girard ein Atelier führte. Kurze Zeit darauf eröffnete er eine eigene<br />

Werkstatt; seine Sitzmöbel fanden rasch höchste Anerkennung. Seine<br />

Arbeiten waren gekennzeichnet durch eine innovative Formensprache,<br />

hohe Qualität und markante Blattwerk-Schnitzerei und standen jenen aus<br />

der französischen Metropole in nichts nach.<br />

CHF 16 000.– / 26 000.–<br />

(€ 13 300.– / 21 700.–)<br />

1106*<br />

KOMMODE, Louis XV, sign. P. ROUSSEL (Pierre Roussel, Meister<br />

1745), Paris um 1760.<br />

Rosenholz und Palisander gefriest sowie „en papillon“ und mit Rautenmuster,<br />

Voluten und Zierfries eingelegt. Geschweifter, trapezförmiger<br />

Korpus mit vorstehenden vorderen Eckstollen auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit geschweiften Beinen. In der Mitte gebauchte Front mit 2<br />

Schubladen ohne Traverse. Feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge<br />

und -sabots. Profilierte „Sarrancolin“-Platte. 129,5x65x90 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Elegante Kommode von bestechender Qualität.<br />

P. Roussel gehört zu den wesentlichsten Ebenisten des 18. Jahrhunderts.<br />

Seine Hauptwerke sind vor allem Möbel im „goût Louis XV“, sein wichtigstes<br />

Markenzeichen ist die ausserordentlich feine, mit teils getönten<br />

Edelhölzern gefertigte Blumenmarketerie, für die er von Zeitgenossen im<br />

„Almanach de Vray Mérite“ als „l’un des premiers ébénistes de Paris“<br />

gerühmt wurde. Sein Atelier befand sich in der Rue de Charenton und<br />

erhielt zahlreiche Aufträge vom Pariser Hochadel. P. Roussel lieferte unter<br />

anderem dem Prince de Condé exquisites Mobiliar für den Palais Bourbon<br />

und das Château de Chantilly. Er hinterliess ein umfangreiches Werk, das<br />

von grosser Phantasie und hoher Qualität gekennzeichnet war.<br />

CHF 48 000.– / 78 000.–<br />

(€ 40 000.– / 65 000.–)<br />

1105*<br />

FOLGE VON 6 ÄHNLICHEN FAUTEUILS „A LA REINE“,<br />

Louis XV, Frankreich um 1760.<br />

Buche mouluriert sowie beschnitzt mit Blumen, Blättern und Zierfries.<br />

Geschweifter, trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />

geschweiften Beinen. Flache, jochförmig abschliessende Rückenlehne mit<br />

geschweiften Armlehnen und -stützen. Jonc-Geflecht. Beiges<br />

Stoffsitzkissen mit Blumen und Blättern. Ca. 60x50x49x92 cm.<br />

CHF 6 000.– / 10 000.–<br />

(€ 5 000.– / 8 300.–)<br />

1107*<br />

1 PAAR KLEINE BERGEREN, Louis XV, Paris, 18. Jh.<br />

Buche mouluriert sowie beschnitzt mit Blumen und Blättern. Hufförmiger<br />

Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Eingezogene,<br />

bogenförmig abschliessende Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen<br />

auf geschweiften -stützen. Heller Seidenbezug mit bunten Blumen<br />

und Blättern. Sitzkissen. 60x45x40x88 cm.<br />

Feines Paar in sehr gutem Erhaltungszustand.<br />

CHF 12 000.– / 18 000.–<br />

(€ 10 000.– / 15 000.–)<br />

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1106


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1108<br />

1108*<br />

1 PAAR DECKENLEUCHTER MIT „CRISTAL DE ROCHE“,<br />

spätes Louis XV, Paris, 19. Jh.<br />

Bronze, Messing und teils geschliffener Kristallbehang. Korbförmiges<br />

Gestell mit 10 geschweiften Lichtarmen mit runden Tropftellern und vasenförmigen<br />

Tüllen. Feine Lichtkrone. Elektrifiziert. D 74 cm, H 125 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 70 000.– / 120 000.–<br />

(€ 58 300.– / 100 000.–)<br />

1109*<br />

KLEINE KOMMODE, Transition, Paris, 18. Jh.<br />

Rosenholz und Palisander gefriest sowie mit Reserven und Filets eingelegt.<br />

Prismierter Korpus auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />

Beinen. Front mit 2 Schubladen. Bronzebeschläge und -sabots.<br />

Profilierte, grau/beige gesprenkelte Marmorplatte. 61x32x87 cm.<br />

CHF 8 000.– / 14 000.–<br />

(€ 6 700.– / 11 700.–)<br />

1110*<br />

FOLGE VON 3 FAUTEUILS „EN CABRIOLET“, Louis XV,<br />

Paris um 1760.<br />

Buche mouluriert. Hufförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />

geschweiften Beinen. Eingezogene, bogenförmig abschliessende Rückenlehne<br />

mit gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen. Gebrauchter,<br />

blauer Veloursbezug. 67x45x46x88 cm.<br />

CHF 1 500.– / 2 500.–<br />

(€ 1 300.– / 2 100.–)<br />

1109<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1111<br />

1111<br />

1 PAAR BRONZEHUNDE MIT SOCKEL, spätes Louis XV, nach<br />

Vorlagen von P. CAFFIERI (Philippe Caffiéri, 1714-1774), Paris, 18./19. Jh.<br />

Vergoldete und brünierte Bronze. 2 sitzende Hunde, der eine mit offenem<br />

Maul, der andere sich am Hals kratzend, auf rechteckigen Sockeln mit<br />

Putti-Reliefs. Einst als Kaminböcke montiert. 22x12x35 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

P. Caffiéri war Sohn des berühmten Bildhauers und Bronzegiessers<br />

Jacques Caffiéri (1678-1755), wohnte und arbeitete bis zu seinem Tod in<br />

der Rue des Princesses. Er nahm regen Anteil an den Arbeiten, mit denen<br />

sein Vater in den königlichen Schlössern betraut war, und wirkte bei der<br />

Herstellung von Einrichtungsgegenständen für Versailles, Fontainebleau,<br />

Choisy, Marly, Muette und Compiègne mit; erst nach Jacques Tod beziehen<br />

sich die in den Staatsrechnungen unter dem Namen Caffiéri aufgeführten<br />

Werke allein auf ihn. Die Zahlungen des Hofes dauerten noch<br />

länger als zu Zeiten seines Vaters, daher sah sich Philippe nach anderen<br />

Aufträgen um. 1760 stellte er für den Hauptaltar der Kirche Notre-Dame<br />

ein Kruzifix mit 6 Leuchtern und 2 Fackelgestelle her. Das Domkapitels<br />

war mit seiner Arbeit zufrieden und bestellte 6 weitere Leuchter für<br />

Kapellen. Man betraute ihn auch mit Restaurierungsarbeiten für die<br />

Pariser Kathedrale, die Gegenstände aus dieser Zeit sind allerdings während<br />

der Französischen Revolution verschwunden.<br />

In zahlreichen <strong>Katalog</strong>en des 18. Jahrhunderts wird der Name Philippe<br />

Caffiéri häufig erwähnt. Er stellte auch Bronzen für Möbeldekorationen<br />

her und arbeitete hierfür öfters mit dem Ebenisten J.F. Oeben (Meister<br />

1761) zusammen. Leider ist keines von diesen gemeinsam gefertigten<br />

Stücken bis in die heutige Zeit erhalten geblieben. Er fertigte zudem<br />

Schränke, Schreibtische, Leuchter, Papierpressen, Sekretäre, Cartonniers,<br />

vor allem aber Arm- und Wandleuchter sowie Kaminverzierungen und<br />

war Mitglied der „Académie de St. Luc“. Als die Zünfte 1776 abgeschafft<br />

wurden, stand P. Caffiéri an der Spitze der „corporation des bronziers“.<br />

Lit.: Thieme/Becker, Leipzig 1999; 2/3, S. 352f. (biogr. Angaben).<br />

CHF 14 500.– / 24 500.–<br />

(€ 12 100.– / 20 400.–)<br />

1112*<br />

1 PAAR GROSSE FAUTEUILS „A LA REINE“, Louis XV, sign.<br />

L. CRESSON (Louis Cresson, Meister 1738), Paris um 1760.<br />

Buche mouluriert und fein beschnitzt mit Blumen, Blättern und Zierfries<br />

sowie vergoldet. Geschweifter, trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit geschweiften Beinen. Flache, jochförmig abschliessende<br />

Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen.<br />

Bordeauxroter Seidenbezug mit bunten Blumen und Blättern.<br />

70x50x45x95 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Feines Paar von bestechender Qualität.<br />

Louis I. Cresson war in der Rue de Cléry „à l’enseigne de l’Image de<br />

Saint-Louis“ tätig. Er belieferte unter anderem den Prince de Condé, den<br />

Duc d’Orléans und den Duc de Bourgogne. Mit viel Sorgfalt stellte er<br />

elegante Sitzmöbel in verschiedensten Versionen her, stets im „style Louis<br />

XV“: Fauteuils, Bergèren, Stühle, Canapés, Chaffeusen, Duchessen etc.<br />

Einige Modelle verzierte er mit Motiven aus der Régence, die meisten<br />

Arbeiten jedoch schuf er im traditionellen Louis-XV-Stil und versah sie<br />

mit Blumen-, Blätter- und Mouluren-Schnitzereien.<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 208<br />

(biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes français<br />

du XVIII siècle, Paris 1976; I, S. 36 (biogr. Angaben).<br />

CHF 28 000.– / 48 000.–<br />

(€ 23 300.– / 40 000.–)<br />

1113*<br />

1 PAAR APPLIKEN, Régence/Louis XV, Paris, 18. Jh.<br />

Matt- und glanzvergoldete Bronze. Durchbrochene, blätterförmige<br />

Wandplatte mit 2 geschweiften, unterschiedlich hohen Lichtarmen mit<br />

blätterförmigen Tropftellern und vasenförmigen Tüllen. H 47 cm.<br />

CHF 4 000.– / 7 000.–<br />

(€ 3 300.– / 5 800.–)<br />

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1112<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1114<br />

1114<br />

KOMMODE „A LA GRECQUE“, Transition, sign. L. BOUDIN<br />

(Léonard Boudin, Meister 1761), Innungsstempel, Paris um 1775.<br />

Rosenholz und Palisander gefriest sowie mit Reserven und Filets eingelegt.<br />

Prismierter Korpus auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />

Beinen. In der Mitte leicht vorstehende Front mit 3 Schubladen, die unteren<br />

ohne Traverse, die oberste dreigeteilt. Vergoldete, ersetzte Bronzebeschläge<br />

und -sabots. Profilierte „St. Anne“-Platte. 130x64x89 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Ehemals Arts & Décors, Zürich.<br />

- Westschweizer Privatbesitz.<br />

Feine Kommode von hoher Qaulität.<br />

L. Boudin führte sein Atelier in der Rue Traversière in Paris, wo er<br />

anfangs für den berühmten P. Migeon arbeitete. Die Quellen weisen vor<br />

allem auf Kommoden und Schminkmöbel mit Blumenmarketerie und<br />

Lackpanneaux hin. Der ab ca. 1760 immer grösser werdende Kundenkreis<br />

führte zu einer Steigerung des Auftragsvolumens, das Boudin nur in<br />

Zusammenarbeit mit bedeutenden „confrères“ bewältigen konnte, wie<br />

zum Beispiel mit C. Topino, P. Denizot, P. Evald oder F. Gilbert. Dadurch<br />

wurden die Möbel oft mit zwei oder gar keinen Signaturen versehen.<br />

Einige unsignierte Stücke erlauben dennoch eine Zuschreibung an<br />

L. Boudin: Perfekte Verarbeitung, die Ausgewogenheit der Proportionen,<br />

ausserordentlich feine Bronzebeschläge und -sabots und zeitlose Eleganz<br />

sind Markenzeichen dieses berühmten Ebenisten. Auch die meisterhafte<br />

Verbindung der reich eingelegten Front mit bewusst zurückhaltend marketierten<br />

Seiten findet sich mehrfach im Werk von L. Boudin.<br />

CHF 20 000.– / 30 000.–<br />

(€ 16 700.– / 25 000.–)<br />

1115<br />

FAUTEUIL „EN CABRIOLET“, Louis XV, Frankreich um 1760.<br />

Nussbaum mouluriert sowie beschnitzt mit Blumen, Blättern und Zierfries.<br />

Hufförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />

Beinen. Leicht eingezogene, bogenförmig abschliessende Rückenlehne mit<br />

gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen. Hellblauer Veloursbezug<br />

mit dekorativem Nagelbeschlag. 64x51x43x90 cm.<br />

Provenienz: Zürcher Privatbesitz.<br />

CHF 800.– / 1 200.–<br />

(€ 700.– / 1 000.–)<br />

1116*<br />

BONHEUR DU JOUR „AUX INSTRUMENTS DE MUSIQUE“,<br />

Louis XV, mit Signatur N. PETIT (Nicolas Petit, Meister 1761), Paris um<br />

1765.<br />

Rosenholz, Palisander und teils getönte Edelhölzer gefriest sowie ausserordentlich<br />

fein eingelegt mit Musikinstrumenten, Blumenvasen, Draperien,<br />

Feder, Vasen, Filets und Zierfries. Rechteckiger Korpus mit randprofiliertem,<br />

leicht vorstehendem Blatt auf bogenförmig ausgeschnittener Zarge<br />

mit geschweiften, durch Zwischentablar verbundenen Beinen. Abklappbare,<br />

innen mit grünem, goldgepresstem Leder bezogene Schreibplatte<br />

über Schublade. Inneneinteilung mit grossem Zentralfach, flankiert von je<br />

2 Schubladen unter grossem Fach. Vergoldete Bronzebeschläge und<br />

-sabots. In fein durchbrochener Messinggalerie gefasste „Carrara“-Platte.<br />

Zum Freistellen. 54x38x(offen 62)x110 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 20 000.– / 30 000.–<br />

(€ 16 700.– / 25 000.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1117<br />

1117*<br />

KLEINES BUREAU-PLAT, spätes Louis XV, Paris, frühes 19. Jh.<br />

Mahagoni fein eingelegt mit Filets. Geschweiftes, rechteckiges, mit<br />

schwarzem, goldgepresstem Leder bezogenes und in Messingstab gefasstes<br />

Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge in „contour à l’arbalète“ mit<br />

geschweiften Beinen. Front mit breiter Zentralschublade, flankiert von je<br />

1 Schublade. Matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -sabots in<br />

Form von Blattvoluten und Blumengirlanden. 102x59x75 cm.<br />

CHF 16 000.– / 24 000.–<br />

(€ 13 300.– / 20 000.–)<br />

1118*<br />

KOMMODE, Louis XV, sign. I.P. LATZ (Jean-Pierre Latz, Meister<br />

1740), Innungsstempel, Paris um 1760.<br />

Rosenholz, Palisander und diverse Edelhölzer gefriest sowie fein eingelegt<br />

mit Rautenmuster, Diamantspitz, Kartuschen, Filets und Zierfries.<br />

Geschweifter, leicht trapezförmiger Korpus mit vorstehenden vorderen<br />

Eckstollen auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. In<br />

der Mitte gebauchte Front mit 2 Schubladen ohne Traverse. Vergoldete<br />

Bronzebeschläge und -sabots. Profilierte, grau/rosa gesprenkelte<br />

Marmorplatte. 130x65x86 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

Feine Kommode von hoher Qualität.<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989;<br />

S. 482-489 (biogr. Angaben). A. Pradère, Die Kunst des französischen<br />

Möbels, München o.J.; S. 153-161 (biogr. Angaben).<br />

CHF 40 000.– / 60 000.–<br />

(€ 33 300.– / 50 000.–)<br />

1118 (Seitenansicht)<br />

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1118<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1119<br />

1119*<br />

1 PAAR TAPISSERIE-FAUTEUILS „EN CABRIOLET“, Louis XV,<br />

sign. H. AMAND (Henri Amand, Meister 1749), Paris um 1760.<br />

Buche mouluriert sowie beschnitzt mit Blumen, Blättern und Zierfries.<br />

Hufförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />

Beinen. Eingezogene, bogenförmig abschliessende Rückenlehne mit<br />

gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen. Feiner Tapisseriebezug<br />

mit bunten Blumen und Blättern. 64x48x45x89 cm.<br />

Provenienz: Aus einer schwedischen Privatsammlung.<br />

H. Amands Werkstatt befand sich in der Rue de Lappe, später in der Rue<br />

de Charenton. Nach seinem Tod 1757 führte die Witwe das Atelier bis<br />

1768 weiter. Der grosse Erfolg dieses Ebenisten lag insbesondere in der<br />

Herstellung von klassischen Sitzmöbeln der Louis-XV-Epoche in hervorragender<br />

Qualität und eleganten Proportionen.<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989;<br />

S. 24/25 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres<br />

ébénistes français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 15 (biogr. Angaben).<br />

CHF 3 000.– / 5 000.–<br />

(€ 2 500.– / 4 200.–)<br />

1120*<br />

KOMMODE, Louis XV, sign. MONDON (François Mondon, Meister<br />

1730er Jahre), Paris um 1735.<br />

Veilchenholz gefriest und mit Reserven eingelegt. Geschweifter, rechteckiger<br />

Korpus mit vorstehenden vorderen Eckstollen auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit kurzen, geschweiften Beinen. In der Mitte leicht<br />

gebauchte Front mit 3 messingtraversierten Schubladen, die oberste zweigeteilt.<br />

Feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -sabots.<br />

Profilierte „Fleur de Pêche“-Platte. 127x60x84 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

F. Mondon führte sein Atelier in der Rue du Faubourg-Saint-Antoine in<br />

Paris. Seine Spezialität waren Kommoden „en tombeau“ mit markanter<br />

Schweifung und Formgebung, die sich, vor allem in der Verwendung des<br />

Bronzezierrats, stark an den Modellen des ausgehenden 17. Jahrhunderts<br />

orientierten.<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989;<br />

S. 583-586 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres<br />

ébénistes français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 333 (biogr. Angaben).<br />

CHF 24 000.– / 36 000.–<br />

(€ 20 000.– / 30 000.–)<br />

| 96


1120<br />

| 97


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1121<br />

1121<br />

KOMMODE, Transition, sign. J.C. ELLAUME, (Jean-Charles Ellaume,<br />

Meister 1754), Innungstempel, Paris um 1775.<br />

Rosenholz und Palisander gefriest sowie eingelegt mit Reserven, Filets<br />

und Zierfries. Rechteckiger Korpus mit abgerundeten, vorstehenden<br />

Eckstollen auf wellig ausgeschnittener Zarge mit kurzen, geschweiften<br />

Beinen. In der Mitte leicht vorstehende Front mit 3 Schubladen, die<br />

oberste dreigeteilt. Vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Profilierte<br />

grau/rosa gesprenkelte Marmorplatte. 134x61x90 cm.<br />

CHF 5 000.– / 9 000.–<br />

(€ 4 200.– / 7 500.–)<br />

1122*<br />

BERGERE „A LA REINE“, Louis XV, Paris um 1760.<br />

Buche mouluriert sowie beschnitzt mit Blumen, Blättern und Zierfries.<br />

Hufförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />

Beinen. Flache, bogenförmig abschliessende Rückenlehne mit gepolsterten<br />

Armlehnen auf geschweiften -stützen. Gelber Seidenbezug mit bunten<br />

Blumen und Blättern. Sitzkissen. 70x50x49x102 cm.<br />

CHF 6 000.– / 9 000.–<br />

(€ 5 000.– / 7 500.–)<br />

1123*<br />

KLEINE BIBLIOTHEKSVITRINE, Louis XV, sign. SAUNIER<br />

(Charles Saunier, Meister 1737), Paris um 1735/40.<br />

Veilchenholz und Palisander gefriest sowie mit feinen Reserven eingelegt.<br />

Rechteckiger Korpus mit vorstehendem, in Messingstab gefasstem Blatt<br />

und abgerundeten, kannelierten Eckstollen auf bogenförmig ausgeschnittener<br />

Zarge. Zweitürige Front mit kannelierter, gewulsteter Schlagleiste.<br />

Vergoldete Bronzebeschläge. 85x35x115 cm.<br />

CHF 15 000.– / 25 000.–<br />

(€ 12 500.– / 20 800.–)<br />

1122<br />

| 98


| 1123 99


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1124 1126<br />

1124*<br />

FAUTEUIL „A LA REINE“, Louis XV, Frankreich, 18. Jh.<br />

Buche mouluriert und fein beschnitzt mit Blumen, Blättern und Zierfries.<br />

Geschweifter, trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />

geschweiften Beinen. Flache, jochförmig abschliessende Rückenlehne mit<br />

gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen. Polychromer „Petits<br />

Points“-Bezug mit Blumen, Maschen und dekorativem Nagelbeschlag.<br />

63x54x45x95,5 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Österreich.<br />

CHF 1 200.– / 2 000.–<br />

(€ 1 000.– / 1 700.–)<br />

1125*<br />

FAUTEUIL „A LA REINE“, Louis XV, Frankreich, 18. Jh.<br />

Buche mouluriert und fein beschnitzt mit Blumen, Blättern und Zierfries.<br />

Geschweifter, trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />

geschweiften Beinen. Flache, jochförmig abschliessende Rückenlehne mit<br />

gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen. Polychromer „Petits<br />

Points“-Bezug mit Blumen, Maschen und dekorativem Nagelbeschlag.<br />

1 Bein repariert. 63x54x45x97 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Österreich.<br />

CHF 1 200.– / 2 000.–<br />

(€ 1 000.– / 1 700.–)<br />

1127<br />

1126*<br />

KLEINES GUERIDON, Louis XV, wohl Grenoble, 18. Jh.<br />

Nussbaum und Fruchthölzer profiliert sowie eingelegt mit Filets und<br />

Zierfries. Rechteckiger Korpus mit vorstehendem, randprofiliertem Blatt auf<br />

wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Front mit<br />

5 Schubladen, Bronzebeschläge und -sabots. Zum Freistellen. 45x30x71 cm.<br />

Provenienz: Aus einer französischen Sammlung.<br />

CHF 2 500.– / 4 500.–<br />

(€ 2 100.– / 3 800.–)<br />

| 100


1128<br />

1127<br />

KONSOLE, Louis XV, Paris um 1760.<br />

Holz durchbrochen und fein beschnitzt mit Kartuschen, Blumen und<br />

Blättern sowie vergoldet. Geschweifte, trapezförmige und profilierte, spätere<br />

„Griotte“-Platte auf durchbrochener, wellig ausgeschnittener Zarge<br />

mit durch Blättersteg verbundenen Volutenstützen. Vergoldung teils<br />

bestossen. 112x59x91 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 2 500.– / 3 500.–<br />

(€ 2 100.– / 2 900.–)<br />

1128*<br />

KOMMODE „A FLEURS“, spätes Louis XV, Frankreich, 19. Jh.<br />

Nussbaum und Fruchthölzer fein eingelegt mit Blumen, Blättern und<br />

Zierfries. Rechteckiger Korpus auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />

geschweiften Beinen. Front mit 2 Schubladen. Bronzebeschläge, -hänger<br />

und -sabots. Profilierte „Gris St. Anne“-Platte. 90x48x84 cm.<br />

CHF 3 000.– / 5 000.–<br />

(€ 2 500.– / 4 200.–)<br />

1129*<br />

BERGERE, Louis XV, Paris um 1760.<br />

Nussbaum mouluriert sowie fein beschnitzt mit Blumen, Blättern und<br />

Zierfries. Hufförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />

Beinen. Stark eingezogene Rückenlehne, direkt in die gepolsterten<br />

Armlehnen auf geschweiften -stützen übergehend. Beige/grauer<br />

Stoffbezug mit geometrischem Muster. Sitzkissen. 80x50x44x100 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

1129<br />

CHF 6 000.– / 9 000.–<br />

(€ 5 000.– / 7 500.–)<br />

| 101


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1130<br />

Auktion:<br />

Donnerstag, 29. März 2012, 14.00 Uhr<br />

<strong>Katalog</strong>nr. 1130 - 1255<br />

1130<br />

1 PAAR MARQUISEN, Louis XVI, Paris, 18./19. Jh.<br />

Buche kanneliert sowie fein beschnitzt mit Palmetten, Mäanderband,<br />

Perlstab, Rosetten und Zierfries sowie vergoldet. Trapezförmiger Sitz auf<br />

gerader Zarge mit kannelierten Säulenbeinen. Flache Rückenlehne mit<br />

gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen. Hellblauer bzw. grüner<br />

Veloursbezug. Sitzkissen. Vergoldung teils bestossen. 77x56x49x96 cm.<br />

CHF 2 000.– / 3 000.–<br />

(€ 1 700.– / 2 500.–)<br />

1131*<br />

1 PAAR KERZENSTÖCKE, spätes Louis XVI, Paris, 19. Jh.<br />

Vergoldete, fein reliefierte Bronze und Messing. Sich verjüngender, runder<br />

Schaft mit vasenförmiger Tülle und rundem Tropfteller, auf mehrfach<br />

profiliertem, gekehltem Rundfuss. H 24,5 cm.<br />

CHF 1 000.– / 1 500.–<br />

(€ 800.– / 1 300.–)<br />

1132*<br />

VASE ALS TISCHLAMPE, spätes Louis XVI, das Porzellan China,<br />

18. Jh., die Bronze später.<br />

Porzellan mit „Famille rose“-Dekor, vergoldete Bronze und Messing. Mit<br />

Blütenzweigen, Vögeln und Schmetterlingen bemalte Balustervase mit<br />

Kuppeldeckel, Traubenknauf und schmalem Lichtträger mit Flammenabschluss,<br />

auf Dreifuss mit grossen Tatzen. Beiger Stofflichtschirm.<br />

Elektrifiziert. H 97 cm.<br />

1131 (1 Paar)<br />

CHF 1 000.– / 1 500.–<br />

(€ 800.– / 1 300.–)<br />

| 102


1133<br />

1133<br />

1 PAAR FAUTEUILS „A LA REINE“, spätes Louis XVI, Paris, 19. Jh.<br />

Buche kanneliert sowie fein beschnitzt mit Palmetten, Mäanderband,<br />

Perlstab, Rosetten und Zierfries sowie vergoldet. Trapezförmiger Sitz auf<br />

gerader Zarge mit kannelierten Säulenbeinen. Flache Rückenlehne mit<br />

gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen. Gebrauchter, altrosa<br />

Seidenvelours-Bezug mit geometrischem Muster. Vergoldung teils bestossen.<br />

61x55x49x95 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Château d’Allaman, Pays de Vaud, Schweiz.<br />

- Durch Erbfolge im heutigen Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 1 000.– / 1 500.–<br />

(€ 800.– / 1 300.–)<br />

1134*<br />

1 PAAR KERZENSTÖCKE, Louis XVI, Paris, 18./19.<br />

Vergoldete Bronze. Runder, sich verjüngender Schaft mit vasenförmiger<br />

Tülle und grossem, gekehltem Rundfuss. H 28 cm.<br />

Provenienz: Aus europäischem Privatbesitz.<br />

CHF 2 000.– / 3 000.–<br />

(€ 1 700.– / 2 500.–)<br />

1135*<br />

KLEINE ANRICHTE/DESSERTE, Louis XVI, Paris um 1800.<br />

Mahagoni kanneliert. Rechteckiger Korpus mit abgerundeten Ecken auf<br />

gerader Zarge und durch entsprechendes Zwischentablar verbundenen,<br />

kannelierten Säulenbeinen auf hohen, stilisierten Kreiselfüssen. Front mit<br />

1 Schublade. Messingzierstäbe. In profilierter Messinggalerie gefasste<br />

„Carrara“-Platte. 80x38x91 cm.<br />

CHF 5 500.– / 8 500.–<br />

(€ 4 600.– / 7 100.–)<br />

1134 (1 Paar)<br />

| 103


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1136<br />

1136<br />

1 PAAR GEFASSTE FAUTEUILS „A LA REINE“, Louis XVI,<br />

Paris um 1780.<br />

Buche beschnitzt mit Blättern, Rosetten und Zierfries sowie hellbeige<br />

gefasst. Geschweifter, trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge und kannelierten<br />

Säulenbeinen. Flache Medaillon-Rückenlehne mit gepolsterten<br />

Armlehnen auf geschweiften -stützen. Blau/beige gestreifter Damastbezug<br />

mit Parkdarstellungen. Fassung bestossen. 58x47x43x93 cm.<br />

CHF 2 000.– / 3 000.–<br />

(€ 1 700.– / 2 500.–)<br />

1137*<br />

OVALES GUERIDON, Louis XVI, Frankreich um 1800.<br />

Veilchenholz gefriest sowie eingelegt mit Diamantspitzen, Reserven und<br />

Zierfries. In durchbrochene Messinggalerie gefasste „Giallo di Siena“<br />

-Platte auf gerader Zarge mit durch Zwischentablar verbundenen sich<br />

nach unten verjüngenden Vierkantbeinen. Bronzeknöpfe und -sabots.<br />

49x35x78 cm.<br />

CHF 2 500.– / 4 500.–<br />

(€ 2 100.– / 3 800.–)<br />

1138<br />

ZYLINDERBUREAU MIT AUFSATZ, Louis XVI, Paris um 1780.<br />

Mahagoni kanneliert und profiliert. Rechteckiger Korpus mit geradem,<br />

gekehltem Kranz auf gerader Zarge mit kannelierten Säulenbeinen. Heraufziehbarer<br />

Zylinder und mit grünem, goldgepresstem Leder bezogenes<br />

Blatt über Zentralschublade, seitlich je 2 Schubladen, die rechte 1 grosse<br />

bildend. Inneneinteilung mit 3 nebeneinander liegenden Schubladen unter<br />

2 grossen Fächern. Zweitüriger Aufsatz mit Lamellenverschluss über 3<br />

nebeneinander liegenden Schubladen. Bronzebeschläge und -knöpfe.<br />

114x65x(offen 84)x168 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

1137<br />

CHF 8 000.– / 14 000.–<br />

(€ 6 700.– / 11 700.–)<br />

| 104


| 1138 105


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1139 1140<br />

1139<br />

GROSSER SPIEGEL, Louis XVI, Paris um 1800.<br />

Holz fein beschnitzt mit Palmetten, Perlstab und Zierfries sowie vergoldet.<br />

Rechteckiger, fein profilierter Rahmen. Zweigeteiltes Spiegelglas.<br />

H 146,5 cm. B 98 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 3 000.– / 5 000.–<br />

(€ 2 500.– / 4 200.–)<br />

1140*<br />

RUNDER SALONTISCH, Louis XVI, Paris um 1780.<br />

Mahagoni profiliert. Abklappbare, in durchbrochene Messinggalerie<br />

gefasste „Carrara“ -Platte auf profiliertem Säulenschaft mit 3 geschweiften<br />

Beinen. D 65 cm, H 70 cm.<br />

Provenienz: Aus einer römischen Sammlung.<br />

CHF 2 000.– / 3 000.–<br />

(€ 1 700.– / 2 500.–)<br />

1141<br />

BRONZEFIGUR DER VENUS, spätes Louis XVI, wohl Frankreich, 19. Jh.<br />

Brünierte Bronze. Stehende Venus mit geflochtenem, hochgestecktem<br />

Haar und Tuch, in der linken Hand einen Hummer haltend, zu ihren<br />

Füssen ein Delphin. Wohl einst mit Sockel. H 53 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 1 500.– / 2 500.–<br />

(€ 1 300.– / 2 100.–)<br />

1141<br />

| 106


1142 1143<br />

1142*<br />

RUNDES GUERIDON, Louis XVI, Paris um 1785.<br />

Mahagoni kanneliert und profiliert. In durchbrochene Bronzegalerie<br />

gefasste „Gris St. Anne“-Platte auf kanneliertem Säulenschaft mit<br />

4 markant geschweiften Volutenbeinen auf Rollen. D 70 cm, H 72 cm.<br />

Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung.<br />

CHF 5 000.– / 9 000.–<br />

(€ 4 200.– / 7 500.–)<br />

1143<br />

SPIEGEL, Louis XVI, Paris um 1800.<br />

Holz profiliert und fein beschnitzt mit Perlstab sowie vergoldet.<br />

Rechteckiger, profilierter und mit Blättern beschmückter Rahmen.<br />

H 105 cm. B 79 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 1 600.– / 2 600.–<br />

(€ 1 300.– / 2 200.–)<br />

1144*<br />

1 PAAR PRUNK-APPLIKEN, Louis XVI, Paris um 1780.<br />

Matt- und glanzvergoldete Bronze. Schmale Wandplatte mit Blumen- und<br />

Maschenaufsatz und knospenförmigem Abschluss sowie 3 geschweiften,<br />

unterschiedlich hohen Lichtarmen mit vasenförmigen Tüllen und runden<br />

Tropftellern. Elektrifiziert. H 50 cm.<br />

Provenienz: Aus einer französischen Sammlung.<br />

CHF 10 000.– / 15 000.–<br />

(€ 8 300.– / 12 500.–)<br />

1144 (1 Paar)<br />

| 107


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1145<br />

1145<br />

DESSERTE „EN SECRETAIRE“, Louis XVI, sign. F. SCHEY (Fidelis<br />

Schey, Meister 1777), Paris um 1780.<br />

Mahagoni kanneliert. Rechteckiger Korpus mit gerader Zarge auf kannelierten,<br />

durch Zwischentablar verbundenen Säulenbeinen mit Kreiselfüssen.<br />

Front mit 2 Schubladen, die obere abklappbar und mit grünem,<br />

goldgepresstem Leder bezogen. Inneneinteilung mit Zentralfach, flankiert<br />

von je 1 Schublade. Vergoldete Bronzebeschläge, -hänger und -sabots. In<br />

durchbrochener Messinggalerie gefasste, weiss/grau gesprenkelte Marmorplatte.<br />

130x47x(offen 70)x93 cm.<br />

CHF 9 000.– / 14 000.–<br />

(€ 7 500.– / 11 700.–)<br />

1146*<br />

1 PAAR CASSOLETTES, Louis XVI, Paris um 1780.<br />

Heller Marmor und vergoldete Bronze. Eiförmiger, mit Maskaronen und<br />

Kettchen verzierter Gefässkörper mit drehbarem, als Tülle verwendbarem<br />

Deckel mit Traubenknauf, auf 3 schmalen, geschweiften Beinen mit<br />

Huffüssen, auf rundem, flachem Sockel. H 25 cm.<br />

CHF 2 000.– / 3 000.–<br />

(€ 1 700.– / 2 500.–)<br />

1147*<br />

1 PAAR GROSSE APPLIKEN, Louis XVI, aus einer Pariser Meisterwerkstatt,<br />

um 1775/80.<br />

Matt- und glanzvergoldete Bronze. Mit Blättern beschmückte Wandplatte<br />

mit markantem Vasen- und Fackelaufsatz, 3 geschweiften Lichtarmen mit<br />

breiten Tropftellern und vasenförmigen Tüllen. H 58 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

1146<br />

CHF 28 000.– / 48 000.–<br />

(€ 23 300.– / 40 000.–)<br />

| 108


1147 (1 | Paar) 109


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1148<br />

1148<br />

1 PAAR FAUTEUILS „EN CABRIOLET“, Louis XVI, Paris, sign.<br />

BRIZARD (Sulpice Brizard 1735-1798), Paris um 1780.<br />

Buche beschnitzt mit Rosetten, Palmetten und Zierfries sowie vergoldet.<br />

Hufförmiger Sitz auf gerader Zarge mit kannelierten Säulenbeinen.<br />

Eingezogene Medaillon-Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf<br />

geschweiften -stützen. 1 Fauteuil mit rosafarbenem, gemustertem<br />

Stoffbezug, der andere mit grünem Veloursbezug. 65x51x46x96 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Château d’Allaman, Pays de Vaud, Schweiz.<br />

- Durch Erbfolge im heutigen Schweizer Privatbesitz.<br />

Nach seiner Heirat mit Marie-Geneviève Meunier, Tochter eines<br />

Sitzmöbelherstellers, erhielt S. Brizard als Schwiegersohn eines Meisters<br />

die „maîtrise“ und eröffnete 1765 in der Rue de Cléry einen Verkaufsraum.<br />

Der Überlieferung nach soll er zu Beginn der Regentschaft von Louis XVI<br />

für den Königshof gearbeitet haben. Von S. Brizard sind einige Sitzmöbel<br />

der Louis-XV-Epoche bekannt, darunter eines, das heute Bestand des<br />

„Musée des Arts Décoratifs“ in Paris ist. Seine Hauptwerke fertigte er<br />

während der Louis-XVI-Epoche, raffiniert gearbeitete Modelle mit perfekten<br />

Proportionen und feinen Schnitzereien.<br />

CHF 2 000.– / 3 000.–<br />

(€ 1 700.– / 2 500.–)<br />

1149*<br />

RUNDES GUERIDON, Louis XVI, Paris um 1775.<br />

Mahagoni kanneliert. Rundes, in durchbrochene Messinggalerie gefasstes,<br />

grau/weiss gesprenkeltes und abklappbares Marmorblatt auf Säulenschaft<br />

mit geschweiftem Dreifuss. D 59 cm, H 72 cm.<br />

CHF 3 500.– / 5 500.–<br />

(€ 2 900.– / 4 600.–)<br />

1150<br />

KÖNIGLICHER SPIELTISCH, Louis XVI, mit Inventarmarke des<br />

PALAIS DES TUILERIES und num. N732, sowie 30224, Paris um 1780.<br />

Mahagoni kanneliert. Rechteckiges, aufklappbares und innen mit grünem<br />

Filz bezogenes Blatt auf gerader, ausziehbarer Zarge mit kannelierten<br />

Säulenbeinen. Vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Etwas zu überholen.<br />

85x43x(offen 86)x73 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Palais des Tuileries, Frankreich.<br />

- Privatsammlung, Schweiz.<br />

Das Palais des Tuileries in Paris war das frühere Stadtschloss der französischen<br />

Herrscher, ungefähr 500 Meter vom Louvre entfernt. Katharina von<br />

Medici (1519-1589, verheiratet mit König Henri II) initiierte 1564 den Bau<br />

des Palastes nach Plänen von Philibert Delorme, an der Stelle einer früheren<br />

Ziegelei (frz. „la tuilerie“). Nach dem dem Tod Katharinas wurde das<br />

Schloss zunächst nicht fertiggestellt. Erst Henri IV (König von Frankreich<br />

1589-1610) fasste den Plan, den grossen Louvre mit den Tuilerien durch<br />

den Bau von zwei Galerien im Norden und Süden zu verbinden. Dieses<br />

Vorhaben, genannt „Grand Dessein“, liess durch die Verbindung der beiden<br />

Paläste ein einziges, riesiges Schloss entstehen, das von den jeweiligen<br />

Herrschern als „Stadtresidenz“ bewohnt wurde.<br />

CHF 3 000.– / 5 000.–<br />

(€ 2 500.– / 4 200.–)<br />

1151<br />

SPIEGEL, Louis XVI, Paris um 1800.<br />

Holz profiliert und fein beschnitzt mit Perlstab sowie vergoldet.<br />

Rechteckiger, profilierter und gekehlter Rahmen. H 84 cm, B 67 cm.<br />

CHF 2 400.– / 3 800.–<br />

(€ 2 000.– / 3 200.–)<br />

| 110


1150<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1152<br />

1152*<br />

FOLGE VON 5 STÜHLEN „A LA REINE“, Louis XVI, Paris,<br />

Ende 18. Jh.<br />

Buche kanneliert sowie beschnitzt mit Blumen, Blättern und Zierfries.<br />

Trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit kannelierten Säulenbeinen.<br />

Flache, jochförmig abschliessende Rückenlehne. Teils defektes Jonc-<br />

Geflecht. 50x41x42x81 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />

CHF 1 500.– / 2 500.–<br />

(€ 1 300.– / 2 100.–)<br />

1153*<br />

1 PAAR KERZENSTÖCKE, Directoire, Paris um 1800.<br />

Vergoldete bzw. brünierte Bronze und schwarzer Marmor. Runder, sich<br />

verjüngender Schaft mit vasenförmiger Tülle auf gekehltem Rundsockel<br />

mit 4 kleinen Füssen. Beschläge und Applikationen in Form von Lanzettblättern,<br />

Ketten und Perlstab. H 24 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 2 000.– / 3 000.–<br />

(€ 1 700.– / 2 500.–)<br />

1154<br />

OVALER AUSZUGSTISCH, spätes Louis XVI, Paris, 19. Jh.<br />

Mahagoni kanneliert. Leicht vorstehendes Blatt auf gerader Zarge mit<br />

kannelierten Säulenbeinen auf Rollen. Reiche, vergoldete Bronzebeschläge<br />

und -applikationen. Etwas zu überholen. Dazu 1 Auszugstablar<br />

à 47 cm. 140x126x76 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 6 000.– / 10 000.–<br />

(€ 5 000.– / 8 400.–)<br />

1153<br />

| 112


1154<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1155<br />

1155*<br />

GEFASSTES CANAPE „A COLONNES“, Louis XVI, sign. C. SENE<br />

(Claude II Séné, Meister 1769), Paris um 1775/80.<br />

Buche kanneliert und ausserordentlich fein beschnitzt mit Rosetten,<br />

Palmetten, Mäanderband, Perlstab und Zierfries sowie weiss gefasst.<br />

Leicht trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit kannelierten Zwiebelbeinen.<br />

Flache Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf frei stehenden<br />

Säulen. Blau/weiss gestreifter Seidenbezug. Sitzkissen.<br />

180x54x47x112 cm.<br />

Claude II Sené, genannt „Le Jeune“, entstammte einer bedeutenden<br />

Dynastie von Sitzmöbelherstellern und belieferte nebst dem „Garde-<br />

Meuble de la Couronne“ eine Vielzahl von Privatkunden. Seine Werke<br />

wurden durch perfekte Ausführung, hohe Eleganz und eine sehr feine<br />

Schnitzerei gekennzeichnet.<br />

CHF 15 000.– / 25 000.–<br />

(€ 12 500.– / 20 800.–)<br />

1156*<br />

1 PAAR KINDERFAUTEUILS „A LA REINE“, spätes Louis XVI,<br />

nach Modellen von G. JACOB (Georges Jacob, Meister 1765), Paris, 19. Jh.<br />

Holz kanneliert und fein beschnitzt mit Lyra, Rosetten, Mäanderband,<br />

Perlstab und Zierfries sowie mit Resten der alten Vergoldung. Abgerundeter,<br />

trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit kannelierten Säulenbeinen.<br />

Flache Rückenlehne „en châpeau de gendarme“ mit feinem Lyrabaluster<br />

und gepolsterten Armlehnen auf Zwiebelstützen. Gebrauchter Tapisseriebezug<br />

des 18. Jh. mit dekorativem Nagelbeschlag. 45x46x36x79,5 cm.<br />

CHF 8 000.– / 14 000.–<br />

(€ 6 700.– / 11 700.–)<br />

1157*<br />

KAMINPENDULE „AU GRAND VASE“, Louis XVI, Paris um 1800.<br />

Weisser Marmor, vergoldete Bronze und blaues Glas. Rechteckiges,<br />

gestuftes Gehäuse mit grossem Vasenaufsatz auf Rechtecksockel mit viereckigen<br />

Füssen. Emailzifferblatt mit arabischen Minuten- und römischen<br />

Stundenzahlen. Ankerwerk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Ausserordentlich<br />

feine Bronzebeschläge in Form von Löwenköpfen, Medaillons,<br />

Palmetten, Girlanden, Trauben und Zierfries. 21x21x50 cm.<br />

1156<br />

CHF 13 000.– / 20 000.–<br />

(€ 10 800.– / 16 700.–)<br />

| 114


| 1157


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1158<br />

1158<br />

1 PAAR KAMINBÖCKE „AUX VASES“, Louis XVI, Paris um 1780.<br />

Vergoldete Bronze und Eisen. Stegförmiges Gestell mit 3 unterschiedlichen<br />

Vasen, die grösste mit Girlande und Säulenpostament.<br />

B 43 cm, L 50 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Westschweiz.<br />

CHF 5 000.– / 9 000.–<br />

(€ 4 200.– / 7 500.–)<br />

1159*<br />

1 PAAR GIRANDOLEN „AUX TULIPES“, Louis XVI, Paris, 18./19. Jh.<br />

Vergoldete Bronze und Bergkristall. Balusterförmiger Schaft mit kleinen<br />

Henkeln, 3 tulpenförmigen Lichtarmen und Rundfuss, auf mehrfach profilierter,<br />

gestufter Quaderplatte. H 45 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 10 000.– / 15 000.–<br />

(€ 8 300.– / 12 500.–)<br />

1160*<br />

1 PAAR GEFASSTE FAUTEUILS „A LA REINE“, Louis XVI, von<br />

A.P. DUPAIN (Adrien Pierre Dupain, Meister 1772), Paris um 1780.<br />

Buche kanneliert und beschnitzt mit Rosetten und Zierfries sowie hellgrün<br />

gefasst. Trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit kannelierten<br />

Säulenbeinen. Flache Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf<br />

geschweiften -stützen. Gelber Stoffbezug. 61x49x46x97 cm.<br />

Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung.<br />

CHF 9 000.– / 14 000.–<br />

(€ 7 500.– / 11 700.–)<br />

1159<br />

| 116


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1160


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1161 (Detail)<br />

1161*<br />

FREISCHWINGER SKELETT-LYRAPENDULE, Louis XVI, der<br />

Zifferring sign. FILON A PARIS (Claude Charles François Filon, Meister<br />

1782), verso sign. vom Emailleur COTEAU (Jean Coteau, Genf 1740-<br />

1801 Paris), Paris um 1786/90.<br />

Blaues Sèvres-Porzellan, sog. „beau bleu“, sowie matt- und glanzvergoldete<br />

Bronze. Lyraförmiges Porzellangehäuse mit Apollo-Maskaron-<br />

Abschluss auf profiliertem Ovalsockel mit Perlstab und gequetschten<br />

Kugelfüssen. Fein bemalter Zifferring mit arabischen Minuten- und<br />

Stundenzahlen sowie Datum und Sekunde. 4 feine, durchbrochene und<br />

teils vergoldete Zeiger. Skelettiertes, frei schwingendes und mit 2760<br />

nummeriertes Werk mit Stiften-/Scherenhemmung und Schlossscheiben-<br />

Schlagwerk mit Stunden- und 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Im Werk<br />

zusätzliche Revisions-Bezeichnungen N 1809 / BRUN OBRE 1812 /<br />

N-NAZE MAI 1819 und 11-5-88. Ausserordentlich feine, matt- und<br />

glanzvergoldete Bronzebeschläge und -applikationen. Mit feinem<br />

Glassturz. 27x14x61 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Hochbedeutende Pendule von musealer Qualität, deren zusätzliche<br />

Besonderheit vor allem durch das frei schwingende Skelettwerk evident<br />

wird. Modellogleiche Pendulen wurden in unserer November-Auktion<br />

1995 (<strong>Katalog</strong>nr. 4012) und Dezember-Auktion 2006 (<strong>Katalog</strong>nr. 1184)<br />

verkauft.<br />

Die ersten beiden Lyren in Sèvres-Porzellan, welche als Uhren konzipiert<br />

waren, sind im „Registre des ventes de la Manufacure“ auf den 4.1.1786<br />

datiert (Sèvres, M.N.C. ArchVy10, fo 13r). Ihre Farbe wurde „beau bleu“<br />

genannt. In der Liste werden sie gleich nach den verschiedenen Käufen<br />

von Louis XVI im Dezember 1785 aufgeführt, die dieser an den jährlich<br />

stattfindenden Verkaufsausstellungen der Manufaktur in Versailles tätigte.<br />

Als Käufer der Lyren kommt - entgegen anderer Behauptungen - nicht<br />

der König in Frage, sondern ein nicht erwähnter „marchand-mercier“.<br />

In den gleichen Registern werden Zahlungen (ibid., Vy10, datiert auf den<br />

30.1.1786), der Witwe Courieult erwähnt, Gattin des am 16.1.1786 verstorbenen<br />

Uhrmachers Gabriel. In dessen am 13.2.1786 erstelltem Inventar<br />

wird „une boîte de lyre en porcelaine bleu avec son cadran et ses bronzes<br />

sans être dorés, prisée deux cent quarante livres“ (Paris, A.M. Min., Cen.<br />

CXIII. 564) aufgeführt - damit kann nur die Lyra in „beau bleu“ aus dem<br />

oben erwähnten Kauf gemeint sein. Die Witwe Courieult kaufte 1786<br />

eine zweite, 1787 5 weitere und 1788 noch eine Pendule (Sèvres, M.N.C.<br />

Arch., Vy10). Drei weitere Pendulen wurden vor dem Sturz der<br />

Monarchie anderen Personen verkauft; wovon eine als bar zahlend notiert,<br />

jedoch nicht namentlich erwähnt ist (ibid., Vy10 und 11). In den<br />

Verkaufsregistern von 1795 und 1796 sind 12 an den Uhrmacher Kinable<br />

verkaufte Lyren „à fond bleu, rose, bleu céleste et vert“ notiert. 1798<br />

erwarb der Citoyen Cardineaux eine; weitere werden 1806 erwähnt, 7<br />

Lyren „à fond bleu“, ebenfalls von Kinable gekauft. Zusammenfassend<br />

kann festgehalten werden, dass im Zeitraum zwischen 1785 und 1806 nur<br />

31 Porzellan-Lyren verschiedener Farbgebung verkauft wurden, davon<br />

gingen 8 an die Witwe Courieult und 19 an Kinable, alle stammen aus<br />

dem Directoire und Empire.<br />

Mehrere Lyra-Pendulen von Kinable befinden sich in den Sammlungen<br />

des Victoria und Albert Museum in London (Inventarnr. 1004-1882), der<br />

Königlichen Sammlungen von England und der Walters Art Gallery in<br />

Baltimore (Inventarnr. 58.232). Wie bereits dargelegt, hielt die Beliebtheit<br />

der Lyra-Pendulen auch während und nach der Revolution an. Es ist<br />

wahrscheinlich, dass eine Pariser Manufaktur ähnliche Modelle herstellte;<br />

jenes der Fondation Ephrussi de Rothschild in Saint-Jean-Cap-Ferrat - mit<br />

Werk von J. Bréant und rosa Porzellan ist das wohl prächtigste Beispiel.<br />

J. Coteau erhielt den Titel „maître peintre-émailleur“ an der Académie de<br />

Saint-Luc in Genf. In den späten 1760er Jahren zog er nach Paris, wo er in<br />

der Rue Poupée sein Atelier installierte. Bald hatte er sich einen Namen<br />

als herausragender Emailmaler gemacht und fertigte die wohl bedeutendsten<br />

und akkuratesten Zifferblätter seiner Zeit. Er entwickelte ein neues<br />

Verfahren, das es ihm ermöglichte, mit Goldlegierungen auf Porzellanfond<br />

zu malen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass er auch für die königliche<br />

Manufacture de Sèvres arbeitete.<br />

Lit.: H.L. Tardy, Dictionnaire des horlogers français, Paris 1972; S. 227<br />

(biogr. Angaben zu Filon). J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf<br />

1995; S. 103 und 342 (Abb. zweier Skelettpendulen mit Zifferblättern von<br />

Coteau).Thieme/Becker, Leipzig 1999; 7/8, S. 551 (biogr. Angaben zu<br />

Coteau).<br />

CHF 80 000.– / 140 000.–<br />

(€ 66 700.– / 116 700.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1162<br />

1162*<br />

1 PAAR GEFASSTE BERGEREN, Louis XVI, in der Art von<br />

G. JACOB (Georges Jacob, Meister 1765), Paris um 1775.<br />

Buche kanneliert und fein beschnitzt mit Rosetten, Perlstab und Zierfries<br />

sowie beige gefasst. Trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit kannelierten<br />

Säulenbeinen. Flache Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf<br />

geschweiften -stützen. Gestreifter, polychromer Seidenbezug mit Blumen<br />

und Blättern. 64x60x45x82 cm.<br />

Feines Paar von hoher Qualität.<br />

CHF 20 000.– / 30 000.–<br />

(€ 16 700.– / 25 000.–)<br />

1163*<br />

1 PAAR KERZENSTÖCKE „AUX TETES DE GRIFFON“, Louis<br />

XVI, Paris, 18./ 19. Jh.<br />

Weisser Marmor und vergoldete Bronze. Kegelförmiger Schaft mit 1 schmalen<br />

Lichtarm mit zylindrischer Tülle und rundem Tropfteller, umgeben von<br />

Blumen, auf 3 schmalen Stützen mit Greifenköpfen und -klauen, durch<br />

feine Ketten verbunden, auf abgekantetem Dreisockel mit Perlstab und<br />

zentralem, gedrehtem Schaft. H 37 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 6 000.– / 10 000.–<br />

(€ 5 000.– / 8 300.–)<br />

1164*<br />

1 PAAR PRUNK-GIRANDOLEN „A L’ANTIQUE“, Louis XVI,<br />

aus einer Pariser Meisterwerkstatt, um 1800/20.<br />

Matt- und glanzvergoldete bzw. brünierte Bronze und „Villefranche de<br />

Conflent“-Marmor. Stehende junge Frau in faltenreichem Gewand, einen<br />

gedrehten, füllhornartigen Schaft mit Zentraltülle und 3 eingerollten<br />

Lichtarmen tragend, auf Zylindersockel mit Quaderplatte. H 90 cm.<br />

1163<br />

CHF 48 000.– / 68 000.–<br />

(€ 40 000.– / 56 700.–)<br />

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1165<br />

1165<br />

FOLGE VON 4 GROSSEN GEFASSTEN FAUTEUILS „EN<br />

CABRIOLET“, Louis XVI, sign. G. IACOB (Georges Jacob, Meister<br />

1765), Paris um 1770.<br />

Buche kanneliert und reich beschnitzt mit Girlanden, Perlstab, Rosetten,<br />

Zierfries sowie weiss /hellblau gefasst. Geschweifter, hufförmiger Sitz auf<br />

gerader Zarge mit kannelierten Säulenbeinen „à cannelures torses“. Stark<br />

eingezogene Rückenlehne „en chapeau de gendarme“ mit gepolsterten<br />

Armlehnen auf geschweiften -stützen. Teils defekter hellgrauer Seidenbezug.<br />

60x53x45x95 cm.<br />

Provenienz:<br />

- La Vielle Fontaine, Lausanne.<br />

- Westschweizer Privatbesitz.<br />

G. Jacob ist der Begründer der wohl bedeutendsten Dynastie von Sitzmöbelherstellern<br />

des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Im Alter von 16<br />

Jahren ging er nach Paris, wo er bei J.B. Lerouge einen „apprentissage“ als<br />

„menuisier“ absolvierte. Während dieser Lehrzeit knüpfte er Kontakt zu<br />

L. Delanois, G. Boucault und P. Forget. Nach der Gründung seiner eigenen<br />

Werkstatt in der Rue Meslée gelang G. Jacob der grosse Durchbruch;<br />

er belieferte den gesamten Hochadel der französischen Metropole. Ab<br />

1777 fertigte er mit J.B. Sené, teils in Zusammenarbeit, teils in erbitterter<br />

Konkurrenz, Mobiliar für die Schlösser von Versailles, Petit Trianon,<br />

Fontainebleau, Saint-Cloud, Rambouillet usw. Nach erheblichen finanziellen<br />

Schwierigkeiten während der Revolution - viele von G. Jacobs<br />

Kunden waren verurteilt worden oder im Exil - gelang es ihm, vor allem<br />

mit Hilfe seines Freundes J.L. David, bedeutende Aufträge der neuen<br />

Regierungsmitglieder zu erhalten. 1803, nachdem er sich für 7 Jahre aus<br />

dem Geschäft zurückgezogen und die Werkstatt seinen beiden Söhnen<br />

überschrieben hatte, nahm G. Jacob zusammen mit F.H.G. Jacob-Desmalter<br />

die Leitung des Unternehmens wieder in die eigene Hand. Diese<br />

Zusammenarbeit und die Position als privilegierter Lieferant Napoleons<br />

und dessen Entourage ermöglichte ihm einen Ausbau der Werkstatt zu<br />

einer „entreprise“ mit über 350 Angestellten.<br />

CHF 35 000.– / 55 000.–<br />

(€ 29 200.– / 45 800.–)<br />

1166*<br />

FOLGE VON 6 GEFASSTEN PANEELEN, Louis XVI, Paris um 1780.<br />

Holz ausserordentlich fein beschnitzt mit „trophés d’armes, de l’art et du<br />

travail“, Blumen, Blättern und Zierfries sowie hellgrau gefasst.<br />

Rechteckform. H 57 cm, B 157 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Seltene Folge von grosser Eleganz, gefertigt für eine grosse Boiserie.<br />

CHF 36 000.– / 56 000.–<br />

(€ 30 000.– / 46 700.–)<br />

1167<br />

FAUTEUIL „EN CABRIOLET“, spätes Louis XVI, Frankreich, 19. Jh.<br />

Buche kanneliert sowie beschnitzt mit Rosetten und Zierfries. Hufförmiger<br />

Sitz auf gerader Zarge mit kannelierten Säulenbeinen. Eingezogene<br />

Medaillon-Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf<br />

geschweiften -stützen. Altrosa Veloursbezug mit dekorativem Nagelbeschlag.<br />

58x48x41x87,5 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 800.– / 1 200.–<br />

(€ 700.– / 1 000.–)<br />

1168*<br />

1 PAAR KERZENSTÖCKE, spätes Louis XVI, Paris, 19. Jh.<br />

Vergoldete Bronze. Kannelierter Säulenschaft mit vasenförmiger Tülle auf<br />

profiliertem, mit Blättern beschmücktem Rundsockel. H 29 cm.<br />

Privatsammlung, Deutschland.<br />

CHF 500.– / 900.–<br />

(€ 400.– / 800.–)<br />

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1166 (Folge von 6)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1169<br />

1169<br />

1 PAAR MARMORFIGUREN, spätes Louis XVI, Frankreich, 18./19. Jh.<br />

„Marbre statuaire“ und hellbraun/rot gefleckter Marmor. Auf zotteligem<br />

Ziegenbock sitzender Bacchus-Knabe bzw. auf Stier sitzendes Mädchen,<br />

auf gestuftem, profiliertem Postament. Kleine Fehlstellen. 44x18x55 cm,<br />

40x18x51 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz..<br />

Feines Paar von bestechender Qualität.<br />

CHF 24 000.– / 38 000.–<br />

(€ 20 000.– / 31 700.–)<br />

1170<br />

BEMALTE PEDALHARFE MIT EINFACHER RÜCKUNG, Louis<br />

XVI, sign. HOLTZMAN P. A PARIS (Godefroi Holtzman, tätig 1780-<br />

1794), Paris, Ende 18. Jh.<br />

Kirsche profiliert und fein beschnitzt mit Muscheln, Girlanden und<br />

Blättern sowie polychrom gefasst; auf braunem Fond bunte Musikinstrumente,<br />

Blumenkörbe, Kränze und Maschen. Kannelierter Säulenschaft<br />

mit blätterbeschmücktem Kapitell, markant geschweifter Saitenhalterung<br />

und bombiertem Klangkörper mit verkröpftem Sockel. 7 Pedale.<br />

Zu restaurieren. H 164 cm.<br />

Provenienz: Privatsammlung, Westschweiz.<br />

Eine nahezu identische Harfe, signiert „Holtzman Paris“, wurde bei<br />

Bonhams am 23. Juni 2009 (Lot 76W) verkauft. Eine weitere Harfe, signiert<br />

„Nadermann à Paris“, wurde in unserer Dezember-Auktion 2007<br />

(<strong>Katalog</strong>nr. 1198) verkauft. Eine sehr ähnliche Harfe befindet sich in den<br />

Sammlungen des Musée de Mairie in Paris, eine weitere im Museo<br />

Nazionale degli Strumenti Musicali in Rom.<br />

Lit.: M. Staehelin / K.P. Brenner, Die Nadermann-Harfe, in: Orbis musicalis<br />

14 (1998), Göttingen; S. 81-84.<br />

1170<br />

CHF 2 000.– / 3 000.–<br />

(€ 1 700.– / 2 500.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1171<br />

1171*<br />

1 PAAR GROSSE GEFASSTE FAUTEUILS „A LA REINE“, Louis<br />

XVI, sign. J.B. BOULARD (Jean-Baptiste Boulard, Meister 1755),<br />

Paris um 1770.<br />

Buche kanneliert und beschnitzt mit Rosetten und Zierfries sowie hellblau/weiss<br />

gefasst. Geschweifter, trapezförmiger Sitz mit gerader Zarge<br />

auf kannelierten Säulenbeinen. Flache, bogenförmig abschliessende<br />

Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen.<br />

Hellblau/beige gestreifter Seidenbezug mit Maschen, Blumen und<br />

Blättern. 70x50x49x100 cm.<br />

J.B. Boulard führte sein Atelier in der Rue de Cléry in Paris und war ab<br />

1770 nahezu ausschliesslich im „Service du Garde-Meuble de la Couronne“<br />

tätig. Unter der Führung des Bildhauers J. Hauré, der alle<br />

Anschaffungen des „Garde-Meuble“ leitete, fertigte J.B. Boulard, der sich<br />

bereits in den 1760er Jahren mit der Herstellung exquisiter Sitzmöbel<br />

einen grossen Namen gemacht hatte, seine wohl bedeutendsten Stücke.<br />

Er lieferte 1785 für das Château de Compiègne ein elegantes Himmelbett<br />

(heute im Petit Trianon), 6 Fauteuils „à la reine“, 1 Paar Bergèren und<br />

einen Kaminschirm (heute im Gulbenkian Museum in Lissabon). Im gleichen<br />

Jahr fertigte er 36 Stühle „à la reine“ für den „Salon des Jeux“ in<br />

Versailles. Ein Jahr später lieferte er weitere 36 Stühle „à la reine“ für den<br />

„Salon des Jeux“ in Fontainebleau (einzelne Stücke sind heute im Musée<br />

du Louvre in Paris, im Metropolitan Museum in New York und in der<br />

Wallace Collection in London). Die Vielzahl der Aufträge brachte es mit<br />

sich, dass J.B. Boulard mit den bedeutendsten „menuisiers“ seiner Zeit<br />

zusammenarbeitete, wie z.B. mit F. Guérin, den Foliots oder N. Heurtaut.<br />

J.B. Boulards kreative Imagination schien grenzenlos; von ihm sind ausserordentlich<br />

viele, verschiedenartige Modelle bekannt, denen allen die perfekte<br />

Ausführung und hohe Qualität eigen sind. Nach seinem Tod führte<br />

die Witwe Boulard das florierende Atelier weiter und belieferte bis 1792<br />

den französischen Hof. Später fertigte das Atelier auch Stücke im Auftrag<br />

der „Cour Impériale“. Boulards Sohn Michel-Jacques leitete die Werkstatt<br />

bis 1823 und gebrauchte den Stempel seines Vaters weiter.<br />

CHF 5 000.– / 9 000.–<br />

(€ 4 200.– / 7 500.–)<br />

1172*<br />

TERRACOTTA-GRUPPE, spätes Louis XVI, nach Vorlagen von<br />

F. BOUCHER (François Boucher, 1703-1770), Frankreich, 19. Jh.<br />

2 asiatische Frauen mit kleinem Knaben, der mit 2 Hühnern spielt. Auf<br />

ovalem, profiliertem Holzsockel mit vergoldeten Beschlägen. H 52 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Eine modellogleiche Gruppe wurde in unserer Juni-Auktion 2009<br />

(<strong>Katalog</strong>nr. 1192) verkauft.<br />

F. Boucher erhielt den ersten Zeichenunterricht von seinem Vater, der ein<br />

Pariser Stickmusterzeichner und Kupferstecher war. Später absolvierte<br />

Boucher eine Lehre beim berühmten François Le Moyne, dem Schöpfer<br />

des meisterhaften Deckenschmuckes im Schloss von Versailles. Danach<br />

trat Boucher als Gehilfe in die Werkstatt des Kupferstechers Jean-Franc<br />

Cars ein, wo er allerdings nur Kopfleisten für Druckschriften und Kartuschen<br />

mit Sinnbildern fertigte. 1721 schuf er seine ersten Originalentwürfe<br />

für die „Histoire de France“ von Daniel, darauf folgten Radierungen nach<br />

Watteau, der den jungen Künstler wohl am stärksten beeinflusste. Nach<br />

mehreren Studienaufenthalten in Rom und Venedig kehrte Boucher nach<br />

Paris zurück, wo er bald zu Ruhm und Wohlstand kam, da es ihm gelungen<br />

war, berühmte Persönlichkeiten aus der Finanz-, Mode- und Musikwelt<br />

als Kunden zu gewinnen. Ab 1731 kletterte Boucher die Karriereleiter<br />

der Pariser Akademie hoch, wurde „agréé“, Mitglied, „adjoint professeur“,<br />

Professor, „adjoint à recteur“ und schliesslich 1761 zum Rektor, 1765 gar<br />

zum Direktor der Akademie ernannt. 1734 wurde Boucher von seinem<br />

Freund Odry an die Manufacture de Beauvais gerufen, wo er viele Entwürfe<br />

für Tapisserien schuf. Mit Vorliebe zeichnete er Vorlagen wie „La<br />

bonne aventure“, „La fontaine d’amour“, „Amynthe et Sylvie“, rein ornamentalische<br />

Designs und chinesische Motive. 1765 wurde Boucher zum<br />

„peintre du Roi“ ernannt und musste die Leitung der Gobelin-Manufaktur<br />

abtreten. Eines von Bouchers berühmtesten Modellen für seine Malerei<br />

war Madame de Pompadour, die Mätresse von König Louis XV.<br />

CHF 20 000.– / 30 000.–<br />

(€ 16 700.– / 25 000.–)<br />

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1172<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1173<br />

1173<br />

1 PAAR DEMILUNE-MARMORKONSOLEN, spätes Louis XVI,<br />

Paris, 18./19. Jh.<br />

Weiss/grau geäderter Marmor ausserordentlich fein gearbeitet mit Blättern<br />

und Zierfries. Randprofiliertes Blatt auf markanter Volutenstütze.<br />

81x40,5x95 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 22 000.– / 38 000.–<br />

(€ 18 300.– / 31 700.–)<br />

1174*<br />

SKELETTPENDULE MIT MONDPHASE UND ORGELWERK,<br />

Louis XVI, das Zifferblatt sign. GUIBET A PARIS, Paris um 1800.<br />

Weisser Marmor, rotes Schildpatt, vergoldete Bronze sowie Rosenholz<br />

und Palisander. Portalförmiges Gehäuse mit Abschlusszapfen, auf<br />

Bastionssockel mit stilisierten Kreiselfüssen und markantem Orgelgehäuse<br />

mit Balustrade und Eckzapfen, auf Bastionssockel mit gequetschten<br />

Kugelfüssen. Emailzifferring mit arabischen Minuten- und römischen<br />

Stundenzahlen sowie Sekunde. 3 feine, durchbrochene und teils vergoldete<br />

Zeiger. Darüber ausserordentlich fein emailierte Mondphase in der Art<br />

von J. Coteau. Skelettiertes Federzugwerk mit Stiften-/Scherenhemmung<br />

mit Stunden und 1/2-Stundenschlag auf Glocke, beim Stundenschlag und<br />

auf Anfrage das Orgelwerk mit Blasebalg, Walze und 14 Zinnpfeifen<br />

sowie 7 Melodien auslösend. Auslösung des Orgelwerks erfolgt etwa<br />

2 Minuten vor dem Stundenschlag. Ausserordentlich feine, matt- und<br />

glanzvergoldete Bronzebeschläge und -applikationen. 41x23x87 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Die grosse Eleganz dieser Pendulen zeichnet sich nicht nur durch die feingliedrige<br />

Struktur aus, sondern vor allem auch durch das Gewähren eines<br />

Einblickes in die Werkmechanik. Ein typisches Merkmal für die Zeit der<br />

Aufklärung, wo das Interesse an der Technik besonders geweckt wurde.<br />

1174 (Detail)<br />

CHF 80 000.– / 140 000.–<br />

(€ 66 700.– / 116 700.–)<br />

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1175 (Detail)<br />

1175*<br />

GROSSE ATHENIENNE „AUX FEMMES AILEES“, Louis XVI, aus<br />

einer Pariser Meisterwerkstatt, um 1780.<br />

Matt- und glanzvergoldete sowie brünierte Bronze. Fein durchbrochene,<br />

randprofilierte Deckelschale mit Pinienzapfenknauf auf 3 durch Ringe und<br />

Zentralsäule mit Schlange verbundenen Vierkantstützen und Dreisockel<br />

mit gequetschten Kugelfüssen. D 43 cm, H 115 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Laut Familienüberlieferung aus dem Besitz von Maréchal Louis<br />

Aléxandre Berthier, Frankreich.<br />

- Aus einer deutschen Sammlung.<br />

Hochbedeutende Athénienne von perfekter Qualität und Eleganz.<br />

Louis-Alexandre Berthier, Fürst und Herzog von Neuchâtel und Valengin,<br />

Fürst von Wagram sowie Marschall von Frankreich, war im militärischen<br />

Dienst unter Ludwig XVI tätig. Während der Revolution wurde er zum<br />

Chef des Generalsstabs ernannt und stand im Dienst Lafayettes,<br />

Luckners, Custines und schliesslich Napoleons. Nach dessen Niederlage<br />

1814 erlangte Berthier die Gunst Ludwig XVIII. Dieser beförderte ihn<br />

zum Pair von Frankreich und Hauptmann der Garde de la Porte. Als<br />

Napoleon von der Insel Elba zurückkehrte, folgte Berthier Ludwig XVIII<br />

nach Gent. Als er jedoch beim König wegen eines geheimgehhaltenden<br />

Briefes von Napoleon in Ungnade fiel, zog er sich nach Bamberg zurück.<br />

1815 stürzte er aus dem 2. Stock des Kaiserappartements der ehemaligen<br />

fürstbischöflichen Residenz. Ob es sich bei seinem Tod um einen Unfall,<br />

Selbstmord oder Mord handelte, bleibt bis heute unklar.<br />

Als Vorlagen für die neoklassizistischen Athéniennes gelten die antiken<br />

Dreifüssen, welche bei den Ausgrabungen in Pompeji und Herculaneum<br />

zutage kamen. Der Bankier, Kunsthändler und Kupferstecher J.H. Eberts<br />

veröffentlichte in den 1770er Jahren in seinem „Monument du Costume“<br />

eine Athénienne; sie wurde 1773 in der Wochenschrift „Avantcoureur“ als<br />

Kupferstich weiter publiziert und verbreitet. Der Stich ist abgebildet in:<br />

D.O. Kisluc Grosheide / W. Koeppe / W. Rieder, European Furniture in<br />

the Metropolitan Museum of Art, New York 1996; S. 166. Diese neue,<br />

exotische Formensprache war sehr beliebt; viele Pariser Kunsthandwerker<br />

stellten Athéniennes in unterschiedlichen Grössen und Variationen her.<br />

Ein meisterhaftes Beispiel für diese Art Möbel ist das Paar Athénienne,<br />

das aus der Sammlung C. Wrightsman stammt und sich heute im<br />

Metropolitan Museum of Art in New York befindet. Es ist abgebildet in:<br />

F.J.B. Watson, The Wrightsman Collection, New York 1966; I, S. 106.<br />

Ein weiteres Paar ist abgebildet in: ibid., Le meuble Louis XVI, Paris<br />

1963; S. 226.<br />

Die hier angebotene Athénienne stellt eine innovative Weiterentwicklung<br />

dar. Die antike Ikonographie wird mit der aktuellen Formensprache des<br />

„style Louis XVI“ kombiniert und so etwas Neues erschaffen. Die<br />

Bedeutung unserer Athénienne liegt vor allem auch darin, dass sie als<br />

Vorlage für viele der Zierobjekte des Directoire und Empire diente, wie<br />

zum Beispiel für das Paar, das bei Couturier-Nicolay am 29.3.1977<br />

(<strong>Katalog</strong>nr. 43) in Paris verkauft wurde.<br />

Eine Zuschreibung an eine Pariser Werkstatt ist aufgrund fehlender<br />

Dokumente nicht möglich, die herausragende Qualität und Zieselierung<br />

weist allerdings auf die bedeutendsten „bronziers“ der Epoche hin: P.P.<br />

Thomire, F. Rémond und J.B. Héricourt.<br />

CHF 120 000.– / 180 000.–<br />

(€ 100 000.– / 150 000.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1176<br />

1176*<br />

KONSOLE-DESSERTE, Louis XVI, Paris um 1780/90.<br />

Mahagoni kanneliert. Rechteckige, in durchbrochene Bronzegalerie<br />

gefasste „Carrara“ -Platte auf gerader Zarge mit durch Zwischentablar<br />

verbundenen Säulenbeinen auf Kreiselfüssen. Front mit 1 Schublade.<br />

Bronze- und Messingbeschläge. 112x41x85 cm.<br />

Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung.<br />

CHF 5 000.– / 9 000.–<br />

(€ 4 200.– / 7 500.–)<br />

1177*<br />

SKELETTPENDULE MIT KALENDER, Louis XVI, das Zifferblatt<br />

sign. LAURENT A PARIS, die Emailmalerei J. COTEAU (Jean Coteau,<br />

Genf 1740-1801 Paris) zuzuschreiben, Paris um 1785/95.<br />

Matt- und glanzvergoldete Bronze, fein bemaltes Email und schwarzer<br />

Marmor. Rundes, skelettiertes Werkgehäuse mit Aufsatz in Form einer<br />

Deckelvase und bogenförmigen Beinen, auf rechteckigem Sockel mit<br />

grossen Kreiselfüssen. Fein bemalter Emailzifferring mit römischen<br />

Stundenzahlen und arabischen Monatstagen sowie 4 Zeigern, darüber<br />

kleiner Ring mit französischen Wochentagen und Planetensymbolen.<br />

Feines Ankerwerk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Feine, vergoldete<br />

Bronzebeschläge und -applikationen in Form von Palmetten, Zierfriesen<br />

und Perlstab. 22x12x45 cm.<br />

Prachtvolle Pendule von bestechender Qualität.<br />

Laurent war stellvertretendes Mitglied der Jury, die 1794 massgeblich an<br />

den Entscheiden um das neue Zeitsystem beteiligt war. Er verwendete vor<br />

allem Zifferblätter von Coteau. Werke von ihm befinden sich im Pariser<br />

Musée Carnavalet.<br />

CHF 55 000.– / 85 000.–<br />

(€ 45 800.– / 70 800.–)<br />

1177 (Detail)<br />

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1178<br />

1178*<br />

GROSSES BUREAU-PLAT, sog. „bureau ministre“, Louis XVI, J.F.<br />

LELEU (Jean-François Leleu, Meister 1764) zuzuschreiben,<br />

Paris um 1790.<br />

Mahagoni profiliert und mit feinen Messingfilets eingelegt. Rechteckiges,<br />

mit grünem, goldgepresstem Leder bezogenes und in profilierten<br />

Bronzestab gefasstes Blatt auf gerader Zarge mit sich nach unten verjüngenden<br />

Vierkantbeinen. Front mit 3 nebeneinander liegenden<br />

Schubladen. Gleiche, jedoch blinde Einteilung auf der Rückseite. Seitlich<br />

je 1 mit entsprechendem Leder bezogenes Auszugstablar. Vergoldete<br />

Bronzebeschläge und -sabots. 195x96x75 cm.<br />

J.F. Leleu gehörte zu den talentiertesten Ebenisten seiner Zeit. Wie viele<br />

seiner Berufskollegen verbrachte er die Lehrzeit in der Rue du Faubourg-<br />

Saint-Antoine in Paris. Später trat er als „compagnon“ in das Unternehmen<br />

des berühmten Jean-François Oeben ein, dessen Werkstatt sich im<br />

„Arsenal“ befand. Hier traf er auf Jean-Henri Riesener, mit dem er sich auf<br />

beruflicher Ebene sehr gut verstand, weit weniger gut allerdings auf der persönlichen.<br />

Nach Oebens Tod bemühten sich beide intensiv um dessen<br />

Nachfolge als „Ebéniste du Roi“. Riesener übernahm schliesslich die<br />

Führung der Werkstatt, beendete den berühmten Louis- XV-Schreibtisch,<br />

der von Oeben entworfen und begonnen worden war, wurde Lieferant des<br />

Königshofes und heiratete Oebens Witwe Françoise Marguerite<br />

Vandercruse. Ausgeschlossen und abgewiesen ersuchte Leleu um die<br />

Meisterwürde und eröffnete sein eigenes Atelier. Sein Ruf als talentierter<br />

Ebenist verbreitete sich rasch; Leleu erhielt Aufträge von der Comtesse du<br />

Barry und vom Prince de Condé, der sein bester Kunde wurde. Auch für<br />

den Palais Bourbon und für die Schlösser Chantilly und Saint-Maur stellte<br />

er Möbel her. 1780 holte Leleu seinen Schwiegersohn Charles-Antoine<br />

Stadler als Teilhaber in die Werkstatt. Fünf Jahre später wurden die beiden<br />

im Archiv des königlichen „Garde-Meuble“ erwähnt, als sie einen Spieltisch<br />

lieferten. Vermutlich war dies das einzige Mal, dass Leleu für den Königshof<br />

gearbeitet hatte. Um 1792 überliess Jean-François Leleu das Unternehmen<br />

seinem „associé“ Stadler und zog sich aus dem Berufsleben zurück.<br />

1179<br />

GROSSE PRUNK-PENDULE MIT ORGELWERK, Louis XVI, das<br />

Zifferblatt bez. A PARIS, Frankreich um 1790.<br />

Mahagoni profiliert. Obeliskenförmiges Gehäuse mit markantem Kugelabschluss<br />

auf Rechtecksockel mit gequetschten Kugelfüssen. Emailzifferblatt<br />

mit arabischen Minuten- und römischen Stundenzahlen. Ankerwerk<br />

mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Beim Stundenschlag und auf Anfrage<br />

das Musikwerk mit grosser Holzwalze und 35 Zinnpfeifen auslösend.<br />

Reiche Bronze- und Messingbeschläge. Zu revidieren. 55x27x114 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Schweiz.<br />

Hochbedeutende und sehr seltene Pendule von bestechender Qualität.<br />

Die Form des Obelisks - ein Symbol der Ewigkeit - und der Pyramide<br />

diente im ausgehenden 18. Jahrhundert oft als Pendulengehäuse und war<br />

sehr beliebt. Vom Uhrmacher J.B. Thery sind zwei solcher Obeliskenuhren<br />

bekannt; eine ist abgebildet in: Egyptomania; L’Egypte dans l’art<br />

occidental 1730-1930, Paris 1994; S. 137 (Abb. 61). Eine weitere vergleichbare<br />

Uhr mit Mahagonigehäuse wurde von A. Dandois in den 1990er<br />

Jahren angeboten. Die Tatsache, dass die hier angebotene Prunkpendule<br />

ein Orgelwerk besitzt, macht aus ihr ein historisch seltenes Objekt.<br />

CHF 30 000.– / 50 000.–<br />

(€ 25 000.– / 41 700.–)<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.<br />

505-520 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes<br />

français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 274f. (biogr. Angaben).<br />

A. Pradère, Die Kunst des französischen Möbels, München o.J.;<br />

S. 333-341 (biogr. Angaben).<br />

CHF 38 000.– / 58 000.–<br />

(€ 31 700.– / 48 300.–)<br />

1179 (Detail)<br />

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1179<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1180 (Detail)<br />

1180<br />

PRUNK-SEKRETÄR MIT „VERRE EGLOMISE“, Louis XVI, B.<br />

MOLITOR (Bernard Molitor, Meister 1787) zuzuschreiben, die<br />

Glasmalerei sign. und bez. DEGAULT PINXIT, Paris um 1790.<br />

Mahagoni gefriest und fein beschnitzt mit Sphingen sowie ausserordentlich<br />

feines „verre églomisé“, bemalt mit weiblicher Büste in Medaillon,<br />

Blumenvasen, Girlanden, Voluten, Maschen und Zierfries. Rechteckiger<br />

Korpus mit kannelierten Eckstollen auf gerader Zarge mit hohen<br />

Kreiselfüssen. Front mit abklappbarer, innen mit schwarzem, goldgepressten<br />

Leder bezogener Schreibplatte über Doppeltür vor 3 übereinander liegenden<br />

Schubladen. Inneneinteilung mit 6 Schubladen auf 3 Reihen unter<br />

grossem Fach. Zurückgesetzter Aufsatz mit Doppeltür vor 2 Fächern. In<br />

durchbrochene Messinggalerie gefasste Carrara-Platte. Restaurationen<br />

und Ergänzungen. 80x41x(offen 75)x173 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

Hochbedeutender Sekretär von bestechender Qualität.<br />

B. Molitor war einer der talentiertesten Ebenisten des ausgehenden 18.<br />

und frühen 19. Jahrhunderts. Er kam aus einfachen Verhältnissen in<br />

Luxemburg und liess sich in den 1770er Jahren in Paris nieder, wo er wahrscheinlich<br />

in den Werkstätten von J.H. Riesener tätig war, dessen Einfluss<br />

im frühen Werk von B. Molitor ersichtlich ist. Nachdem man ihm die<br />

Meisterwürde verliehen hatte, erhielt er verschiedene Aufträge zur<br />

Herstellung von Möbeln für den französischen Hof. Man denke an das<br />

Parkett, das er für das Boudoir der Königin Marie-Antoinette im Schloss<br />

Fontainebleau lieferte, an die herausragenden, reich mit Kupferrosetten<br />

eingelegten Flügeltüren und an die zahlreichen Möbel, die er für das<br />

Schloss Saint-Cloud fertigte. Die beeindruckende Qualität seiner Werke<br />

und die ständige Suche nach neuen, innovativen Formen sorgten für einen<br />

grossen Erfolg seines Ateliers. Während der Zeit des Ancien Régime, der<br />

Französischen Revolution, des Directoire, Empire und Restauration gehörte<br />

die jeweils führende Schicht zu Molitors Kundschaft. Gemeinsam mit<br />

G. Jacob (Georges Jacob, 1739-1814) gilt er als „Vorbereiter einer neuen<br />

Möbelgeneration“. Bereits ab 1790 versah er seine Arbeiten mit den<br />

typisch empirischen Bronzeapplikationen, deren Charme „très XVIIIe<br />

siècle“ er sehr gekonnt hervorhob. Diese Möbel wurden von seiner<br />

Privatkundschaft, den Familien Polignac, Carman und Vaudemont, vom<br />

Marquis de La Fayette, Herzog de Fitz-James, Baron de Stael-Holstein<br />

(Botschafter von Schweden) und vom Umkreis der Königin Marie-<br />

Antoinette gerühmt. Im Gegensatz zu den meisten seiner Berufskollegen<br />

starb B. Molitor 1833 als sehr wohlhabender Mann.<br />

„Verre églomisé“ ist die französische Bezeichnung für eine spezielle Art<br />

der Hinterglasmalerei mit Lackfarben. Eine Vorform des Eglomisierens<br />

war bereits in der Spätantike bekannt. Der Begriff „églomisé“ wurde vom<br />

Namen des Pariser Kunsthändlers und Rahmenerzeugers J.B. Glomi (gest.<br />

1786) abgeleitet, der die Technik vor allem anwandte, um Rahmen von<br />

Bildern und Spiegeln zu verzieren. In großem Umfang wurde das<br />

Eglomisieren im 19. Jahrhundert betrieben, um Schilder herzustellen.<br />

Von dieser Technik kennt man drei verschiedene Arten:<br />

1. das Hintermalen von Glas mit Lacken, wobei die Ornamente und<br />

Darstellungen im Lack ausgespart oder ausgekratzt werden. Die freien<br />

Stellen unterlegt man dann mit spiegelnder glatter oder zerknitterter<br />

Gold- bzw. Silberfolie. Schriftzüge werden im Allgemeinen nicht ausgespart,<br />

sondern freigekratzt. Bei Glasbechern erfolgt der Schutz der<br />

Verzierungen gewöhnlich durch ein eingesetztes zweites Glas. Rahmen<br />

mit Glaseinsätzen haben die Rückwand des Rahmens als Schutz.<br />

2. Silhouettierte Darstellungen aus Gold- oder Silberfolie werden auf die<br />

Rückseite eines Glases aufgebracht und das Umfeld lackiert. Für die<br />

Binnenzeichnungen auf den Folien werden Radiernadeln verwendet.<br />

3. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden häufig bereits vorher<br />

bemalte Folien an der Rückseite eines Glases aufgebracht. Das Aussehen<br />

entspricht dem einer Eglomise-Malerei. Die Herstellung ist aber einfacher,<br />

weil nicht in Hinterglasmalerei gearbeitet werden muss, sondern wie bei<br />

einer herkömmlichen Malerei vorgegangen werden kann.<br />

CHF 60 000.– / 100 000.–<br />

(€ 50 000.– / 83 300.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1181<br />

1181*<br />

ZYLINDER-BUREAU, Louis XVI, in der Art von J.F. LEULEU<br />

(Jean-François Leleu, Meister 1764), Frankreich um 1790.<br />

Mahagoni kanneliert und geflammt. Rechteckiger Korpus auf bogenförmig<br />

ausgeschnittener Zarge mit kannelierten Säulenbeinen auf markanten<br />

Kreiselfüssen. Heraufziehbarer Zylinder und herausziehbare, mit grünem,<br />

goldgepresstem Leder bezogene Schreibplatte über breiter Zentralschublade,<br />

flankiert von je 2 Schubladen. Inneneinteilung mit 3 nebeneinander<br />

liegenden Schubladen unter 3 entsprechenden Fächern. Seitlich je 1 entsprechend<br />

bezogenes Auszugstablar. Schmaler Aufsatz mit 3 nebeneinander<br />

liegenden Schubladen. In profilierter Bronzegalerie gefasste „Carrara“-<br />

Platte. Bronzebeschläge. Zum Freistellen. 145x72x(offen 110)x128 cm.<br />

CHF 15 000.– / 25 000.–<br />

(€ 12 500.– / 20 800.–)<br />

1182*<br />

LAMPE BOUILLOTTE, spätes Louis XVI, Paris, 19. Jh.<br />

Versilberte Bronze und bemaltes Blech. Kurzer, säulenförmiger Schaft mit<br />

3 in der Höhe verstellbaren Lichtarmen mit vasenförmigen Tüllen und<br />

runden Tropftellern, auf schalenförmigem Rundfuss. In der Höhe verstellbarer,<br />

schwarz gefasster Lichtschirm. H 68 cm.<br />

CHF 800.– / 1 400.–<br />

(€ 700.– / 1 200.–)<br />

1183*<br />

1 PAAR KLEINE PORZELLAN-KERZENSTÖCKE MIT<br />

BRONZEMONTUR, spätes Louis XVI, Paris um 1800.<br />

Mit Kornblumen bemaltes, weisses Porzellan und vergoldete Bronze.<br />

Zylindrischer Schaft mit Vasenaufsatz und rundem Tropfteller, auf profiliertem<br />

Rundfuss. H 22,5 cm.<br />

1182<br />

CHF 2 000.– / 3 000.–<br />

(€ 1 700.– / 2 500.–)<br />

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1184<br />

1184*<br />

1 PAAR GEFASSTE BERGEREN, Louis XVI, Paris um 1780.<br />

Buche kanneliert und beschnitzt mit Palmetten, Rosetten, Mäanderband<br />

und Zierfries sowie grau gefasst. Hufförmiger Sitz auf gerader Zarge mit<br />

kannelierten Säulenbeinen. Eingezogene, bogenförmig abschliessende<br />

Rückenlehne, direkt in die gepolsterten Armlehnen auf geschweiften<br />

Stützen übergehend. Gebrauchter, beiger Seidenbezug mit bunten<br />

Blumen und Blättern. Sitzkissen. 69x59x47x95 cm.<br />

CHF 4 000.– / 7 000.–<br />

(€ 3 300.– / 5 800.–)<br />

1185<br />

TABLE BOUILLOTTE, Louis XVI, Frankreich, 18./19. Jh.<br />

Nussbaum, Birke und heimische Fruchthölzer gefriest sowie mit Reserven<br />

eingelegt. Runde, vorstehende und in durchbrochener Messinggalerie<br />

gefasste „Gris St. Anne“-Platte auf gerader Zarge mit sich nach unten verjüngenden<br />

Vierkantbeinen. In der Zarge je 2 Schubladen und Auszugstablare.<br />

Messingknöpfe. D 78 cm, H 76 cm.<br />

CHF 1 200.– / 1 800.–<br />

(€ 1 000.– / 1 500.–)<br />

1186*<br />

1 PAAR STÜHLE, Louis XVI, deutsch um 1800.<br />

Nussbaum und Kirsche kanneliert sowie beschnitzt mit Girlande, Rosetten<br />

und Zierfries. Abgerundeter, trapezförmiger Sitz „à chassis“ auf durchbrochener<br />

Zarge mit vorderen Säulen- und hinteren Säbelbeinen. Leicht eingezogene,<br />

bogenförmig abschliessende Rückenlehne mit durchbrochenem<br />

Baluster. Gebrauchter, grüner Veloursbezug. 44x43x45x89 cm.<br />

1185<br />

CHF 800.– / 1 200.–<br />

(€ 700.– / 1 000.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1187<br />

1187<br />

SALONTISCH, Louis XVI, wohl von C. HOPFENGÄRNTER<br />

(Christoph Hopfengärtner, 1758-1843), Bern um 1800.<br />

Birke, -wurzelmaser und heimische Fruchthölzer gefriest sowie mit<br />

Medaillons, Filets und Zierfries eingelegt. Rechteckiges, vorstehendes<br />

Blatt mit abgerundeten Ecken auf gerader Zarge mit kannelierten Säulenbeinen.<br />

Front mit 1 Schublade. 89x63x72 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Schweiz.<br />

CHF 1 000.– / 1 500.–<br />

(€ 800.– / 1 300.–)<br />

1188*<br />

ENCOIGNURE, Louis XVI, wohl Berlin um 1800.<br />

Rosenholz, Palisander und diverse, teils getönte Edelhölzer gefriest sowie<br />

fein eingelegt mit Deckelvase, Mäanderband, Rosetten, Blättern, Filets<br />

und Zierfries. Dreieckiger Korpus mit vorstehendem Blatt auf gekehlter,<br />

gerader Zarge mit sich nach unten verjüngenden Vierkantbeinen.<br />

Gebauchte Front mit 1 Türe. 89x59x85,5 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

CHF 4 500.– / 7 000.–<br />

(€ 3 800.– / 5 800.–)<br />

1188<br />

1189*<br />

DECKENLEUCHTER, Directoire, wohl Baltikum um 1800.<br />

Bronze sowie Glas- und Kristallbehang. Rechteckige Lichtebene mit<br />

8 geschweiften Lichtarmen mit breiten Tropftellern und vasenförmigen<br />

Tüllen, darüber korbförmiges Gestell mit reich behangener Lichtkrone.<br />

Elektrifiziert. D ca. 65 cm, H ca. 90 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

CHF 3 000.– / 4 000.–<br />

(€ 2 500.– / 3 300.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1190<br />

1190*<br />

1 PAAR KLEINE PORPHYR-ZIERVASEN „AUX TETES DE<br />

BELIER“, spätes Louis XVI, wohl Schweden um 1800.<br />

Porpyhr, diverse Marmor- und Granitarten sowie vergoldete Bronze.<br />

Urnenförmiger Gefässkörper mit gewulstetem Deckel, seitlichen Widderköpfchen<br />

und Rundfuss, auf gestuftem, quaderförmigem Postament.<br />

Kleine Bestossungen. H 21 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 10 000.– / 15 000.–<br />

(€ 8 300.– / 12 500.–)<br />

1191<br />

KLEINER NACHTTISCH, spätes Louis XVI, deutsch, 19. Jh.<br />

Mahagoni kanneliert. Rechteckiger Korpus mit leicht vorstehendem Blatt<br />

auf gerader Zarge mit kannelierten Säulenbeinen. Front mit Schublade<br />

über Fach mit Lamellenverschluss. Vergoldete Bronzebeschläge und<br />

-sabots. Weiss/grau gesprenkelte Marmorplatte. 57,5x41,5x83 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 2 500.– / 4 500.–<br />

(€ 2 100.– / 3 800.–)<br />

1191<br />

1192*<br />

1 PAAR PORTE-TORCHEREN „AUX PATTES DE LION“, Louis<br />

XVI, Baltikum um 1800.<br />

Holz fein beschnitzt mit Tatzen, Rosetten und Zierfries sowie vergoldet<br />

und teils ebonisiert. Runde, randprofilierte Platte auf eingezogenem<br />

Dreieckschaft mit profiliertem Dreisockel auf Tatzenfüssen. H 107 cm.<br />

Feines Paar von hoher Qualität.<br />

CHF 18 000.– / 26 000.–<br />

(€ 15 000.– / 21 700.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1193<br />

1193<br />

MIKROMOSAIK-PLATTE, spätes Louis XVI, Rom, 19. Jh.<br />

Darstellung einer Mutter mit Kind vor einer antiken Tempelruine, im<br />

Hintergrund Gebäude und Berge. Bestossungen. B 32,5 cm. H 26,5 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

Im Gegensatz zum Florentiner Mosaik - den „Pietre dure“ - wird bei<br />

Mikro- oder Glasmosaik die Darstellung durch gleichmässig kleine<br />

Farbglas-Teilchen erreicht, einem Bildpunkt-Raster vergleichbar. Rom,<br />

Venedig und zum Teil auch Florenz waren die Zentren dieses Kunsthandwerks,<br />

wobei die römischen Mikromosaike die wohl vollendetsten waren.<br />

CHF 2 000.– / 3 000.–<br />

(€ 1 700.– / 2 500.–)<br />

1194*<br />

1 PAAR SÄULENPOSTAMENTE „AUX TETES DE BELIER“,<br />

Louis XVI-Stil, wohl Piemont.<br />

Holz kanneliert sowie fein beschnitzt mit Widderköpfen, Girlanden und<br />

Zierfries, hellgrün gefasst und teils vergoldet. Rundes, randprofiliertes und<br />

leicht vorstehendes Blatt auf kanneliertem Säulenschaft mit palmettenbeschmücktem<br />

Ring auf Quaderplatte. Bestossungen. D 46 cm, H 96 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />

CHF 1 500.– / 2 500.–<br />

(€ 1 300.– / 2 100.–)<br />

1194 (1 Paar)<br />

| 144


1195<br />

1195*<br />

LACK-KOMMODE, Louis XVI, G.M. BONZANIGO (Giuseppe Maria<br />

Bonzanigo, 1745 Turin 1820) zuzuschreiben, Piemont um 1785.<br />

Holz kanneliert sowie fein beschnitzt mit Blattwerk, Perlstab und Zierfries<br />

sowie grün/rot gelackt. Rechteckiger Korpus mit vorstehenden Eckstollen<br />

auf gerader Zarge mit kannelierten Säulenbeinen. Front mit 2 Schubladen.<br />

Feine, profilierte Platte „en faux marbre Vert de Mer“. Fassung restauriert.<br />

110x57x100 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Hochbedeutende Kommode von bestechender Qualität; eine sehr ähnliche<br />

Kommode wurde bei Sotheby’s London am 11.5.200 (<strong>Katalog</strong>nr. 50)<br />

verkauft.<br />

G.M. Bonzanigo ist der bedeutendste Ebenist des Piemont im ausgehenden<br />

18. Jahrhundert. Die Qualität seiner Werke - teilweise bezeichnet<br />

als „microscultura“ - verhalf ihm zu grösstem Ansehen und sicherte ihm<br />

das Patronat der königlichen Familie zur Wahl als Mitglied der Accademia<br />

San Luca 1774, und 1787 zur Berufung als offizieller königlicher Hofebenist.<br />

Sein Atelier führte eine Vielzahl von bedeutenden Aufträgen<br />

aus, wobei er, gemäss neusten Forschungen, gleich mehrere bedeutende<br />

Kunsttischler für sich arbeiten liess. Anders als die französischen Meister,<br />

welche ihre Arbeiten per Dekret seit 1743 zu signieren hatten, ist das<br />

Werk von G.M. Bonzanigo, der als der „französischste italienische<br />

Ebenist“ zu bezeichnen ist, nicht signiert und daher nicht leicht zu<br />

identifizieren.<br />

CHF 35 000.– / 55 000.–<br />

(€ 29 200.– / 45 800.–)<br />

1195 (Seitenansicht)<br />

| 145


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1196<br />

1196*<br />

1 PAAR VASEN, Louis XVI, wohl Rom, 18./19. Jh.<br />

„Marbre statuaire“. Balustervase mit markant ausladender, fein profilierter<br />

Lippe und konischem Rundfuss, auf Quaderplatte. Bestossungen. H 60 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 15 000.– / 25 000.–<br />

(€ 12 500.– / 20 800.–)<br />

1197*<br />

RUNDER NÄHTISCH „AUX TETES DE BELIER“, Directoire, wohl<br />

Lucca um 1800.<br />

Mahagoni beschnitzt mit Widderköpfen und -hufen sowie teils<br />

vergoldet. Leicht vorstehendes, aufklappbares Blatt auf gerader Zarge<br />

mit 3 geschweiften, durch Zwischentablar verbundenen Beinen mit<br />

Bocksfüssen. Etwas zu überholen. D 55 cm, H 80 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Eine Jardinière mit identischen Widderköpfen ist abgebildet in: E. Colle,<br />

Il mobile impero in Italia, Mailand 1988; S. 36. Ein rundes Guéridon mit<br />

identischen Widderköpfen ist abgebildet in: M.Cera, Il mobile italiano,<br />

Mailand 1988; S.178 (Abb.295).<br />

CHF 8 500.– / 12 500.–<br />

(€ 7 100.– / 10 400.–)<br />

1198<br />

1 PAAR SPIEGEL, Louis XVI, wohl Norditalien um 1770.<br />

Holz durchbrochen und ausserordentlich fein beschnitzt mit Blumen,<br />

Blättern, Kartuschen, Perlstab und Zierfries sowie vergoldet. Rechteckiger,<br />

profilierter Rahmen mit markant durchbrochenem Blumenaufsatz.<br />

Etwas zu überholen. H 154 cm, B 70 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

1197<br />

CHF 16 000.– / 24 000.–<br />

(€ 13 300.– / 20 000.–)<br />

| 146


| 1198 147


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1199<br />

1199*<br />

SPIELTISCH, Louis XVI, Norditalien um 1800.<br />

Rosenholz, Palisander und teils getönte Fruchthölzer reich eingelegt mit Stadtvedute,<br />

Rosetten, Palmetten, Blättern, Mäanderband und Zierfries. Rechteckiges, vorstehendes,<br />

drehbares, aufklappbares und innen mit grünem Filz bezogenes Blatt auf gerader Zarge mit<br />

sich nach unten verjüngenden Vierkantbeinen. 82x41x(offen 82)x49 cm.<br />

CHF 3 000.– / 5 000.–<br />

(€ 2 500.– / 4 200.–)<br />

1200*<br />

1 PAAR GROSSE APPLIKEN „AUX TETES DE SATYRE“, Louis XVI, wohl Toscana<br />

um 1800.<br />

Holz beschnitzt mit Satyrkopf, Girlanden, Palmetten und Zierfries sowie ebonisiert und teils<br />

vergoldet. Volutenförmige Wandplatte mit Satyrkopf, Vase und Fackel sowie 2 eingerollten<br />

Tragarmen mit je 3 Messing-Lichtarmen mit runden Tropftellern und vasenförmigen Tüllen.<br />

Bestossungen. H 120 cm.<br />

CHF 16 000.– / 24 000.–<br />

(€ 13 300.– / 20 000.–)<br />

1201*<br />

BUREAU-PLAT, Louis XVI, Lombardei um 1790.<br />

Rosenholz, Palisander und diverse Fruchthölzer gefriest sowie ausserordentlich fein eingelegt<br />

mit Mäanderband, Rosetten, Palmetten, Filets und Zierfries. Rechteckiges, mit stark<br />

gebrauchtem, grünem Leder bezogenes und vorstehendes Blatt mit abgerundeten Ecken<br />

auf gerader Zarge mit kannelierten Säulenbeinen. Front mit Beinaussparung unter grosser<br />

Schublade, flankiert von je 2 Schubladen. Vergoldete Bronzebeschläge und -sabots.<br />

Zum Freistellen. 120x68x80 cm.<br />

1200 (1 Paar)<br />

CHF 28 000.– / 38 000.–<br />

(€ 23 300.– / 31 700.–)<br />

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1201<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1202<br />

1202<br />

GROSSE FUSSSCHALE, sog. „Tazza“, spätes Empire, Rom, 19. Jh.<br />

„Vert de Mer“-Marmor. Runde, flache Schale mit 3 Maskaronen und<br />

konischem Rundfuss, auf Quadersockel. Kleine Bestossungen.<br />

D 54 cm, H 38 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 8 000.– / 12 000.–<br />

(€ 6 700.– / 10 000.–)<br />

1203<br />

KORBDECKENLEUCHTER, Empire, Paris um 1810/30.<br />

Matt- und glanzvergoldete Bronze sowie teils geschliffener Glas- und<br />

Kristallbehang. Feiner Lichtring mit 8 vasenförmigen Tüllen und<br />

Lorbeerkränzen mit reicher, palmettenbeschmückter Lichtkrone.<br />

Elektrifiziert. Etwas zu überholen. D 70 cm, H 125 cm.<br />

Provenienz: Westschweizer Privatsammlung.<br />

CHF 5 000.– / 9 000.–<br />

(€ 4 200.– / 7 500.–)<br />

1204*<br />

FOLGE VON 4 TABOURETS „AUX TETES DE CYGNE“,<br />

Empire, wohl Neapel um 1810.<br />

Holz fein beschnitzt mit Schwanenköpfen, Rosetten, Palmetten und<br />

Zierfries sowie beige gefasst und teils vergoldet. Rechteckiger Sitz auf<br />

gerader Zarge mit durch Balustersteg verbundenen, geschweiften<br />

Kreuzbeinen. Weisser Lederbezug mit dekorativem Nagelbeschlag.<br />

72x52x45x61 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 22 000.– / 28 000.–<br />

(€ 18 300.– / 23 300.–)<br />

1203<br />

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1204<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1205<br />

1205<br />

GEFASSTES AMEUBLEMENT, Empire, Paris um 1810.<br />

Bestehend aus 1 Paar Bergèren und 5 Fauteuils. Holz beschnitzt mit<br />

Palmetten, Sternen und Zierfries sowie hellgrün gefasst und teils vergoldet.<br />

Trapezförmiger Sitz auf gerade Zarge mit vorderen Vierkant- und<br />

hinteren Säbelbeinen. Flache Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen<br />

auf Quaderstützen. Gebrauchter, grüner bzw. beiger Stoffbezug. Zu restaurieren.<br />

Bèrgeren 61x45x95 cm. Fauteuils 56x49x42x98 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 12 000.– / 22 000.–<br />

(€ 10 000.– / 18 300.–)<br />

1206*<br />

1 PAAR RUNDE GUERIDONS „AUX LIONS AILES“, Empire, wohl<br />

nach Vorlagen von D. MOGLIA (Domenico Moglia, ca. 1780-1863),<br />

Lombardei um 1810/30.<br />

Holz ausserordentlich fein beschnitzt mit geflügelten Löwen, Tatzen,<br />

Rosetten, Palmetten und Zierfries. In Ring gefasste „Carrara“-Platte auf<br />

gerader Zarge mit 3 markanten Stützen auf profiliertem, eingezogenem<br />

und ersetztem Dreisockel „en faux marbre“. D 80 cm, H 100 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Hochbedeutendes Paar von bestechender Qualität.<br />

Eine Jardinière aus den Sammlungen der Beni Ambientali e Architettonici<br />

della Lombardia mit nahezu identischen geflügelten Löwenstützen ist<br />

abgebildet in: E. Colle, Il mobilie impero in Italia, Mailand 1998; S. 258<br />

und 263. Siehe auch S. 16f. (biogr. Angaben) und 229 (Entwurfszeichnungen).<br />

Ein ähnliches Paar Guéridons wurde bei Sotheby’s<br />

London, 12.12.2001 (<strong>Katalog</strong>nr. 179) verkauft.<br />

CHF 60 000.– / 90 000.–<br />

(€ 50 000.– / 75 000.–)<br />

1207*<br />

KAMINPENDULE „AUX GRIFFONS“, Empire, das Zifferblatt sign.<br />

SIMON A PARIS (wohl Isaac Simon, tätig ca. 1805-1820), um 1800.<br />

Matt- und glanzvergoldete sowie brünierte Bronze. Postamentförmiges<br />

Gehäuse mit Vasenaufsatz und seitlichen Greifen, auf gestuftem Rechtecksockel<br />

mit Tatzenfüssen. Emailzifferblatt mit arabischen Minuten- und<br />

römischen Stundenzahlen. Pariser Werk mit 1/2-Stundenschlag auf<br />

Glocke. Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge<br />

und -applikationen. 38x15x40 cm.<br />

Provenienz: Aus einer römischen Sammlung.<br />

Lit.: H.L. Tardy, Dictionnaire des horlogers français, Paris; S. 595<br />

(biogr. Angaben).<br />

CHF 2 000.– / 3 000.–<br />

(€ 1 700.– / 2 500.–)<br />

1206 (Detail)<br />

| 152


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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1208 (Blatt)<br />

1208*<br />

PRUNK-MITTELTISCH „AUX CYGNES“, Empire, Toscana,<br />

wohl Lucca um 1810.<br />

Holz reich beschnitzt mit Schwänen, Tatzen, Palmetten, Blättern, geometrischen<br />

Motiven und Zierfries sowie vergoldet. Rechteckige, ausserordentlich<br />

fein mit geometrischen Motiven eingelegte Marmorplatte auf<br />

gerader Zarge mit feinen Schwanenstützen. Vergoldung teils abgerieben.<br />

118x70x85 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Hochbedeutender Mitteltisch von bestechender Qualität.<br />

Ein Arbeitstisch aus den Sammlungen des Palazzo Pitti in Florenz besitzt<br />

die nahezu identischen Schwanenstützen und ist abgebildet in: E. Colle,<br />

I mobili di Palazzo Pitti, Il secondo periodo lorenese 1800-1846, Florenz<br />

2000; S. 162 (Abb. 80).<br />

CHF 80 000.– / 120 000.–<br />

(€ 66 700.– / 100 000.–)<br />

1209<br />

KLEINE SCHALE MIT AMORFIGUR, Empire, Paris um 1810.<br />

Vergoldete und brünierte Bronze sowie Messing. Stehender kleiner Amor,<br />

eine Fussschale an 2 Ketten tragend, über grösserer, runder Schale mit<br />

Schwanenstützen, auf eingezogenem Dreisockel mit Rundfüssen. H 18 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 800.– / 1 400.–<br />

(€ 700.– / 1 200.–)<br />

1210*<br />

KLEINER KERZENSTOCK, sog. Nachtlicht, Empire, Paris, 19. Jh.<br />

Vergoldete Bronze. Vasenförmige Tülle auf stilisierter Muschel mit kleinem<br />

Henkel in Form eines Fisches. B 12, 5 cm. H 6 cm.<br />

Provenienz: Aus europäischem Privatbesitz.<br />

1209<br />

CHF 600.– / 1 000.–<br />

(€ 500.– / 800.–)<br />

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1208<br />

| 155


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1211<br />

1211*<br />

BETT „AUX TETES DE LION“, Directoire/Empire, Paris um 1800.<br />

Mahagoni fein beschnitzt mit Löwenköpfen und -tatzen, Akanthusblättern, Monogrammen,<br />

Maschen und Zierfries. Gleich hohes, ausladendes Kopf- und Fussteil mit barkenförmigen<br />

Quersprossen. Aussenmasse 144x230x117 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 2 500.– / 4 500.–<br />

(€ 2 100.– / 3 800.–)<br />

1212*<br />

1 PAAR GUERIDONS „AUX SPHINGES“, Empire, wohl Sizilien um 1800/10.<br />

Mahagoni vollplastisch geschnitzt. Randprofiliertes Blatt auf gerader Zarge mit markanten<br />

Sphingenstützen auf profiliertem, trapezförmigem Sockel. Vergoldete Rosettenapplikationen.<br />

H 120 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Eine Konsole mit nahezu identischen Sphingenstützen aus den Sammlungen des Museo Mandralisca<br />

in Cefalù ist abgebildet in: E. Colle, Il mobile impero in Italia, Mailand 1998; S. 72.<br />

CHF 12 000.– / 18 000.–<br />

(€ 10 000.– / 15 000.–)<br />

1213*<br />

KONSOLE MIT SPIEGEL „AUX EGYPTIENNES“, Empire, Toscana um 1810.<br />

Mahagoni fein beschnitzt mit Sphingen und weiblichen Figuren sowie teils vergoldet und ebonisiert.<br />

Markant trapezförmige „Carrara“-Platte auf gerader Zarge mit hohen Karyatidenstützen<br />

mit Tatzenfüssen. Spiegel mit fein profiliertem Rahmen, 2 zweiarmigen Girandolen sowie<br />

Sphingen- und Reiteraufsatz. Bestossungen und Fehlstellen. 142x64x270 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

1212<br />

CHF 28 000.– / 38 000.–<br />

(€ 23 300.– / 31 700.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1214<br />

1214*<br />

KONSOLE „AUX LIONS“, Empire, wohl Toscana um 1810/30.<br />

Mahagoni fein beschnitzt mit Löwenköpfen und -tatzen sowie teils ebonisiert.<br />

Rechteckige, eingefasste und vertiefte, weiss/grau gesprenkelte<br />

Marmorplatte auf gerader Zarge mit vorderen Löwen- und hinteren<br />

Vierkantstützen auf jochförmig eingezogener Sockelplatte. Front mit<br />

1 Schublade. Bronzebeschläge und -hänger. 123x60x85 cm.<br />

Provenienz: Aus europäischem Privatbesitz.<br />

CHF 4 000.– / 7 000.–<br />

(€ 3 300.– / 5 800.–)<br />

1215*<br />

KLEINE ANRICHTE „AUX GRIFFONS“, Empire, Toscana um, wohl<br />

Siena um 1810/30.<br />

Mahagoni profiliert sowie beschnitzt mit Greifen und teils vergoldet. Prismiertes<br />

Blatt mit vertiefter „Carrara“-Platte auf ovoidem Korpus mit frei<br />

stehenden, ebonisierten Eckpilastern auf Rechtecksockel mit markanten<br />

Füssen in Form von kauernden Greifen. Front mit Doppeltüre. Etwas zu<br />

überholen. 90x46x80 cm.<br />

Die seltene Ausformung mit dem eiförmigen Korpus und den frei stehenden<br />

Eckpilastern findet sich in analoger Weise an Möbeln von Sieneser Ebenisten<br />

nach Vorlagen von A. Fantastici. Sie sind abgebildet in: S. Chiarugi,<br />

Botteghe di Mobilieri in Toscana, Florenz 1994; I, S. 180 (Abb. 224).<br />

CHF 15 000.– / 25 000.–<br />

(€ 12 500.– / 20 800.–)<br />

1216*<br />

ARBEITSTISCH „AUX LYRES“, Empire, Toscana, wohl Lucca um<br />

1810/20.<br />

Mahagoni profiliert und fein beschnitzt mit Lyren und Tatzen sowie teils<br />

vergoldet. Rechteckiges, aufklappbares, innen mit Spiegel belegtes und<br />

vorstehendes Blatt auf gerader Zarge mit markanten Lyrabeinen auf<br />

Tatzenfüssen mit Fussstütze. Front mit je 3 Eckschubladen, seitlich 1<br />

weitere kleine Schublade. Innenteilung mit grossem Zentralfach, flankiert<br />

von diversen Fächern und Schubladen. Vergoldete Bronzebeschläge.<br />

Zum Freistellen. Etwas zu überholen. 60x35x85 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Ein etwas kleinerer Arbeitstisch aus der Villa Medicea in Poggio a Caiano<br />

mit nahezu identischen Lyrastützen ist abgebildet in: E. Colle, Il mobile<br />

impero in Italia, Mailand 1998; S. 21 (Abb. 71).<br />

1215<br />

CHF 20 000.– / 30 000.–<br />

(€ 16 700.– / 25 000.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1217<br />

1217*<br />

GEFASSTES FELDBETT, Empire, Paris um 1810/20.<br />

Eisen grün gefasst und teils vergoldet. Gleich hohes Kopf- und Fussteil<br />

mit Eckzapfen und markanter Rosette auf Säulenbeinen. L ca. 195 cm,<br />

H 120 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

CHF 6 000.– / 9 000.–<br />

(€ 5 000.– / 7 500.–)<br />

1218*<br />

1 PAAR FAUTEUILS „AUX FAISCEAUX ROMAINS“, Empire,<br />

Paris um 1810.<br />

Mahagoni fein profiliert und eingelegt mit Musikinstrumenten, Palmetten,<br />

„fasces“, Rosetten, Sternen und Zierfries. Trapezförmiger Sitz auf gerader<br />

Zarge mit Vierkantbeinen. Flache Rückenlehne mit ausladenden Armlehnen<br />

auf Vierkantstützen. Grüner Stoffbezug mit modernem Muster.<br />

57,5x49x43x89,5 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 2 500.– / 4 500.–<br />

(€ 2 100.– / 3 800.–)<br />

1219*<br />

1 PAAR GONDOLEN-STÜHLE, Empire, Paris um 1805.<br />

Mahagoni reich beschnitzt mit Lyra, Blumen, Blättern, Rosetten, Sternen<br />

und Zierfries. Hufförmiger Sitz auf gerader Zarge mit Säbelbeinen. Eingezogene<br />

Rückenlehne. Grüner Stoffbezug mit modernem Muster.<br />

49x38x44x80 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 1 500.– / 2 500.–<br />

(€ 1 300.– / 2 100.–)<br />

1220*<br />

1 PAAR UHREN „NAPOLEON A CHEVAL“, 1 mit Carillon, Empire,<br />

Toscana um 1810/20.<br />

Holz vollplastisch geschnitzt und vergoldet. Auf Hengst reitender Napoleon<br />

auf profiliertem Rechtecksockel mit Kugelfüssen. Emailzifferblatt mit<br />

römischen Stundenzahlen. Pariser Werk mit 1/2-Stundenschlag auf<br />

Glocke. Der Carillon beim Stundenschlag sowie auf Anfrage ausgelöst.<br />

Zu restaurieren. Fehlstellen. 53x10x56 cm.<br />

1218 (1 Paar)<br />

CHF 8 000.– / 14 000.–<br />

(€ 6 700.– / 11 700.–)<br />

| 160


1220 (1 | Paar) 161


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1221<br />

1221*<br />

1 PAAR GEFASSTE FAUTEUILS, Directoire, N. PARMENTIER<br />

(Nicolas Parmentier, Meister 1768) zuzuschreiben, Lyon um 1800.<br />

Buche ausserordentlich fein beschnitzt mit Rosetten, Tatzen und Zierfries<br />

sowie weiss gefasst. Trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit vorderen<br />

Tatzen- und hinteren Säbelbeinen. Leicht eingerollte Rückenlehne mit<br />

gepolsterten Armlehnen auf fein kannelierten Zwiebelstützen. Hellgrauer<br />

Lederbezug mit dekorativem Nagelbeschlag. 56x45x45x90 cm.<br />

CHF 6 000.– / 10 000.–<br />

(€ 5 000.– / 8 300.–)<br />

1222*<br />

1 PAAR ZIERVASEN, sog. „Medici-Vasen“, Empire, Paris, 19. Jh.<br />

Vergoldete und brünierte Bronze sowie Messing. Kratervasenförmiger<br />

Gefässkörper mit 2 kleinen Henkeln, in Bacchus-Maskaronen endend,<br />

sowie ausladender Lippe und konischem, kanneliertem Rundfuss, auf<br />

gestuftem, rechteckigem Postament. Applikationen in Form von tanzenden<br />

Frauen, Traubenranken, Akanthusblättern und Kränzen. H 61 cm.<br />

CHF 15 000.– / 25 000.–<br />

(€ 12 500.– / 20 800.–)<br />

1223*<br />

KONSOLE „AUX CARIATIDES“, Empire, Paris um 1810.<br />

Mahagoni reich beschnitzt mit weiblichen Büsten sowie ebonisiert und<br />

teils vergoldet. Rechteckige, vorstehende, schwarz/grau gesprenkelte<br />

Marmorplatte auf gerader Zarge mit vorderen Karyatiden- und hinteren<br />

Vierkantstützen auf Sockelplatte mit profilierten Quaderfüssen.<br />

Bronzebeschläge. 79x35x89,5 cm.<br />

1222<br />

CHF 5 000.– / 9 000.–<br />

(€ 4 200.– / 7 500.–)<br />

| 162


| 1223 163


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1223A<br />

1223A*<br />

1 PAAR MARMOR-DECKELVASEN MIT BRONZEMONTUR,<br />

Empire, wohl Russland, 19. Jh.<br />

Matt- und glanzvergoldete Bronze sowie roter, rosa und grüner Marmor.<br />

Zylindrischer Korpus mit bogenförmigem Deckel und Pinienzapfenknauf,<br />

auf profiliertem Rundfuss mit Rechteckpostament und gequetschten<br />

Kugelfüssen. Die Wandung mit Reliefdarstellung tanzender Nymphen<br />

und Amoren. H 46,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Auktion Christie’s New York, 21.5.2003 (<strong>Katalog</strong>nr. 13).<br />

- Privatsammlung, Monte Carlo.<br />

Ein vergleichbares Paar befindet sich im „Pilaster Room“ des Pawlosk<br />

Palastes und ist abgebildet in: A. Kuchumov, Pavlosk Palace and Park,<br />

1975 (Abb. 201). Ein weiteres Paar wurde vom Händler Guillaume Culot<br />

an Kaiser Paul I. geliefert und steht heute in der Hermitage. Ein drittes<br />

Paar wurde von Yves Mikaeloff bei Christie’s New York am 21.5.1997<br />

(<strong>Katalog</strong>nr. 412.) verkauft, und ein weiteres Paar bei Christie’s London am<br />

2.12.1998 (<strong>Katalog</strong>nr. 91).<br />

CHF 12 000.– / 20 000.–<br />

(€ 10 000.– / 16 700.–)<br />

1223B*<br />

KLEINER SEKRETÄR „AUX SPHINGES“, spätes Directoire/Consulat,<br />

aus einer Pariser Meisterwerkstatt, 19. Jh.<br />

Mahagoni geflammt, teils beschnitzt mit Sphingen und patiniert sowie teils<br />

vergoldet. Rechteckiger Korpus mit gestuftem, bogenförmig abschliessen-<br />

dem Kranz auf gerader Zarge mit vorderen Sphingen- und hinteren Vierkantstützen<br />

mit verspiegelter Rückwand, auf eingezogener Sockelplatte.<br />

Abklappbares, innen mit grünem, goldgepresstem Leder bezogenes Blatt.<br />

Architektonisch gegliederte Inneneinteilung mit 6 kleinen Schubladen auf<br />

2 Reihen unter grossen, spitzbogenförmig abschliessenden Fächern mit feinen<br />

Pilastern. Geheimfächer. Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete<br />

Bronzebeschläge und -applikationen in Form des Wagen führenden<br />

Apollo, mythologischen Figuren, Rosetten, Palmetten und Zierfries.<br />

70x36,5x81x128 cm.<br />

Provenienz:<br />

- J. Renoncourt, Paris.<br />

- Privatsammlung, Monte Carlo.<br />

Feiner Sekretär von bestechender Qualität.<br />

Das Gegenstück des hier angebotenen Sekretärs befindet sich in den<br />

Sammlungen von Malmaison und ist abgebildet in: P. Arizzoli-Clémentel<br />

/ J.P. Samoyault, Le mobilier de Versailles - Chefs-d’oeuvre du XIXe siècle,<br />

Dijon 2009; S. 88f. Ein weiteres, ähnliches Möbel ist eine „table de<br />

toilette“, die noch heute im Schloss Fontainebleau steht (Inventarnr.<br />

F 214C) und identische Stützen aufweist. Diese beiden Möbel wurde vom<br />

Ebenisten A. Maigret in den 1820er Jahren verkauft. Eine sichere<br />

Zuschreibung für diese drei Möbel ist nicht möglich, da sich im Werk der<br />

Jacob-Dynastie kein analoges Möbel finden lässt. Lediglich die Spitzbogen<br />

und Pilaster des Innenlebens weisen markante Ähnlichkeiten mit<br />

einem Guéridon von P. Marcion auf.<br />

CHF 40 000.– / 70 000.–<br />

(€ 33 000.– / 57 900.–)<br />

| 164


| 1223B 165


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1224<br />

1224*<br />

PRUNK-KAMINPENDULE „LE CHAR DE DIANE“, Empire, das<br />

Zifferblatt bez. INT ET FAIT PAR DEVERBERIE ET COMPAGNIE<br />

A PARIS (Jean-Simon Deverberie, gest. 1824), Paris um 1810.<br />

Matt- und glanzvergoldete Bronze. Sitzende Diana im Wagen, von Rehen<br />

gezogen und von Amor gelenkt, dahinter ein Jagdhund, auf rechteckigem<br />

Posament mit Puttorelief und Tatzenfüssen. Im Wagenrad Emailzifferring<br />

mit arabischen Stunden- und Minutenzahlen. Werk mit<br />

1/2-Stundenschlag auf Glocke. 56x16x45 cm.<br />

Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung.<br />

Feine Pendule von bestechender Qualität.<br />

Ende des 18. Jahrhunderts gründete J.S. Deverberie mit J.G. Hertzog die<br />

Firma „Deverberie et Compagnie, Manufacturiers d’Horlogerie et de<br />

Bronze doré“ und integrierte damit, wie viele andere „bronziers“, eine<br />

Uhrmacherwerkstatt in seinen Betrieb. 1803 geriet er in finanzielle<br />

Schwierigkeiten, konnte aber mit seinen Gläubigern - unter anderem der<br />

Vergolder J.L. Foubert, Roger l’Ainé, Roger le Jeune, J.B. Trémet, J.C.<br />

Herouard, N. Paris, die Witwe Dartois, der „marchand de ressorts“ G.<br />

Mouginot l’Ainé, der „marbrier“ P.J. Gilles und die Uhrmacher Lemoine,<br />

Sandoz, Dubuc l’Ainé, Dubuc le Jeune, Mathieu und Marc Croutte -<br />

einen Vertrag über Rückzahlung in Raten aushandeln.<br />

Am 22.1.1799 liess J.S. Deverberie aus Gründen des Modellschutzes die<br />

Zeichnungen verschiedener Modelle in der „Bibliothèque Nationale“<br />

registrieren, wie zum Beispiel „Couple enlacé“, „Indien et Indienne“,<br />

„L’ Amerique“, „L’ Afrique“ und „Négrillon Porteur“. Weitere<br />

Zeichnungen sind in der „Bibliothèque d’Art et d’Archéologie“ in Paris.<br />

J.S. Deverberie gilt als der wichtigste Erfinder der sogenannten „pendules<br />

aux nègres“, die sich im Empire grösster Beliebtheit erfreuten und für die<br />

er auch passende Girandolen schuf. Neben diesen Modellen schuf er solche<br />

mit dem Motiv der Leda und von Herkules und dem Löwen, eine<br />

teilweise emaillierte Skelettuhr und eine vasenförmige Pendule mit beidseitig<br />

fixierten Zifferblättern, die in der Mitte eines Tisches platziert werden<br />

konnte. Das einzige noch erhaltene Exemplar hiervon befindet sich<br />

im Musée Marmottan in Paris.<br />

Lit.: Archiv J.N.R.–J.D.A. Paris (biogr. Angaben).<br />

CHF 40 000.– / 70 000.–<br />

(€ 33 300.– / 58 300.–)<br />

1225*<br />

KLEINER SEKRETÄR „AUX SPHINGES“, Empire, mit Signatur<br />

JACOB FRERES RUE MESLEE (die Zusammenarbeit von Georges II<br />

Jacob und FranÇois Honoré Georges Jacob-Desmalter 1796-1803), Paris<br />

um 1800/05.<br />

Mahagoni und Edelhölzer gefriest sowie eingelegt mit Reserven und<br />

Zierfries. Rechteckiger Korpus mit geradem, vorstehendem Kranz auf<br />

gerader Zarge mit durch Zwischensteg verbundenen, vorderen Sphingenund<br />

hinteren Vierkantbeinen auf stilisierten Kreiselfüssen. Abklappbare,<br />

innen mit grünem, goldgepresstem Leder bezogene Schreibplatte zwischen<br />

2 Schubladen. Inneneinteilung mit grosser Zentralschublade, flankiert<br />

von je 3 Schubladen unter 3 nebeneinander liegenden Bogenfächern<br />

mit 4 Karyatiden. Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete<br />

Bronzebeschläge und -applikationen in Form von Karyatiden, Rosetten,<br />

Palmetten und Zierfries. „Carrara“-Platte. Restaurationen.<br />

85x51,5x(offen 70)x128,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Erworben 1977 an einer Auktion im Drouot, Paris.<br />

- Privatbesitz, Frankreich.<br />

Hochbedeutender Sekretär von bestechender Qualität.<br />

CHF 90 000.– / 140 000.–<br />

(€ 75 000.– / 116 700.–)<br />

| 166


| 1225 167


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1225A (Detail)<br />

1225A*<br />

SERRE-PAPIERS, Empire, von M.G. BIENNAIS (Martin Guillaume<br />

Biennais, Lacochère 1764-1843 Paris), Paris um 1810.<br />

Mahagoni geflammt. Schildförmiger, elegant geschweifter und kleeblattförmig<br />

abschliessender Korpus auf bogenförmig ausgeschnittenen Beinen mit Bronze-<br />

Tatzenfüssen auf Rollen. Feine Bronzeapplikationen und -sabots.<br />

53x44x57 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Ehemals Sammlung Guilbert, Frankreich.<br />

- Auktion Christie’s Paris, 24.6.2003 (<strong>Katalog</strong>nr. 348.).<br />

- Privatsammlung, Monte Carlo.<br />

Hochbedeutendes Kleinmöbel von ausserordentlicher Qualität und Eleganz.<br />

Es sind nur zwei weitere Serre-Papiers von M.G. Biennais bekannt, beide<br />

gefertigt für den Kaiserlichen Hof. Für eine nahezu identische Beschreibung<br />

findet sich in den „Commandes Officielles“ des Hofes Folgendes: „Pour S.M.<br />

l’Impératrice, service du Grand Chambellan, 16 aout 1810: un serre-papier en<br />

bois de racine, forme de bouclier antique par ses deux extrémités, avec tiroirs,<br />

porté par quatre pieds ornés de sabots avec feuilles d’eau et fleurons, palmes<br />

et couronnes dans les pendentifs. Quatre lionnes antiques ciselées ronde-bosse<br />

supportant ledit serre-papiers, lequel est orné pas ses extrémités de couronnes<br />

le laurier, aigles, foudres et abeilles, patères et armes, le tout ciselé en relief.<br />

Ledit fermand à clef, laquelle est damasquinée en or et ciselée avec le chiffre<br />

de Sa Majesté, 4800 F.“ Dieser Serre-Papiers wurde am 3.6.1991 bei<br />

Sotheby’s Zürich verkauft (<strong>Katalog</strong>nr. 328.). In der Malmaison findet sich von<br />

Biennais ein in der Form identisches, aber schlichteres und in Mahagoni gearbeitetes<br />

Möbel, mit dem Wappen der Kaiserin Josephine und später im Besitz<br />

der Königin Hortense, das mit dem unsrigen nahezu identisch ist.<br />

In den 1770er Jahren ging M.G. Biennais nach Paris, wo er sich - wahrscheinlich<br />

bei seinem Cousin A.F. Cheron - zum „tabletier“ ausbilden liess. Ab 1788<br />

arbeitete er selbständig als „maître tabletier“, konnte sein Atelier markant vergrössern<br />

und trug mit innovativen und äusserst originellen Kleinmöbeln von<br />

herausragender Qualität dazu bei, dass die Signatur „Au Singe violet“ in der<br />

französischen Hauptstadt zum Begriff wurde. Die freundschaftliche<br />

Verbindung und ein finanzieller Kredit für den damals noch jungen General<br />

Bonaparte waren weitere Elemente des beeindruckenden Aufstieges. Er lieferte<br />

für den späteren Konsul und Kaiser eine Vielzahl von Möbeln „à complications“.<br />

Der hohen Qualität entsprechend, waren die Werke von Biennais<br />

sehr teuer, so dass selbst der dem Prunk nicht abgeneigte Napoleon 1810 eine<br />

„table à plusieurs jeux“ in Auftrag gab, welche in die jeweilige Residenz transportiert<br />

wurde, die der Kaiser gerade bewohnte - es wurden nicht, wie sonst<br />

üblich, mehrere Exemplare des gleichen Möbels bestellt, da dies schlicht zu<br />

teuer war.<br />

Im Empire, den enormen Erfolg seiner Produktion und die fast ausschliesslich<br />

kaiserlich-königlichen Aufträge manifestierend, bezeichnete sich Biennais als<br />

„orfèvre de leurs Majestés Impériales et Royales, de Leurs Majestés le Roi de<br />

Hollande et de Westphalie.“ Er lieferte 1805 verschiedene Mahagoni-Möbel<br />

für Fontainebleau - darunter Konsolen „aux chimères“ -, 1806 einen „écritoire<br />

en racine“ für Laeken, 1807 verschiedene Tric-Trac-Tische für Rambouillet,<br />

für den „Service de Sa Sainteté“ in den Tuilerien verschiedene Tische und<br />

Kleinmöbel „à complications“, für „S.M. L’Impératrice“ einen „écritoire“, verschiedene<br />

„nécessaires“ und einen „serre-papiers... en forme de bouclier<br />

antique“, der die damals horrende Summe von 4800 Francs kostete.<br />

CHF 40 000.– / 70 000.–<br />

(€ 33 300.– / 58 300.–)<br />

| 168


1225A<br />

| 169


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1226<br />

1226*<br />

1 PAAR ARMLEHNSTÜHLE, Empire, wohl von F.H.G. JACOB-<br />

DESMALTER (François Honoré Georges Jacob-Desmalter, 1770-1841),<br />

Paris um 1810.<br />

Mahagoni profiliert. Rechteckiger Sitz auf gerader Zarge mit stilisierten<br />

Balusterbeinen. Flache Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf<br />

Balusterstützen. Hellbeiger Seidenbezug. Ausserordentlich reiche, mattund<br />

glanzvergoldete, teils ergänzte Bronzebeschläge und -applikationen.<br />

Fehlstellen. 60x48x44x93 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />

CHF 8 000.– / 14 000.–<br />

(€ 6 700.– / 11 700.–)<br />

1227<br />

1 PAAR KERZENSTÖCKE „A L’ANGE“, Empire/Restauration, J.G.<br />

DANNINGER (Johann Georg Danninger, tätig ab ca. 1790) zuzuschreiben,<br />

Wien um 1810/20.<br />

Vergoldete und brünierte Bronze. Kniender weiblicher Engel vor säulenförmigem<br />

Schaft mit blumenartiger Tülle, auf Bastionspostament mit<br />

Tatzenfüssen. 22x14x46 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Westschweiz.<br />

Eine modellogleiche Bronze mit 4 Lichtarmen ist abgebildet in:<br />

H. Ottomeyer / P. Pröschel, Vergoldete Bronze - Die Bronzearbeiten des<br />

Spätbarock und Klassizismus, München 1986; I., S. 409 (Abb. 5.20.5).<br />

Johann Georg Danninger begründete zu Beginn des 19. Jahrhunderts die<br />

Wiener Bronzeindustrie. 1794 gründete er die „k. k. priv. Bronzewaren-<br />

Fabrik“, schuf unter anderem Objekte für das Interieur des Wiener Hofes,<br />

wie zum Beispiel vier Billard-Leuchter für das Billard-Zimmer, ein grosser<br />

Lüster aus Bronze und zwei Kandelaber für das Spiegelzimmer der<br />

Kaiserin; ausserdem restaurierte er das Arbeitskabinett des Kaisers.<br />

1227 (Detail)<br />

CHF 15 000.– / 25 000.–<br />

(€ 12 500.– / 20 800.–)<br />

| 170


| 1227 171


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1227A<br />

1227A*<br />

1 PAAR GIRANDOLEN „AUX SPHINGES“, Empire, nach zeichnerischen<br />

Vorlagen von C. PERCIER (Charles Percier, 1764-1838), aus einer<br />

Pariser Meisterwerkstatt, um 1810.<br />

Matt- und glanzvergoldete Bronze. Runde, flache Schale mit godroniertem<br />

Rand und 9 füllhornartigen Lichtarmen mit blütenförmigen Tüllen<br />

auf dreikantigem Schaft mit korinthischem Kapitell, getragen von 3<br />

Sphingen, auf profiliertem, eingezogenem Dreisockel. Reiche, ausserordentlich<br />

feine Beschläge und -applikationen. D 42 cm. H 60 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Ehemals Sammlung des italienischen Königs Umberto II.<br />

- Europäischer Privatbesitz.<br />

- Auktion Christie’s London, 12.12.2004 (<strong>Katalog</strong>nr. 45).<br />

- Privatsammlung, Monte Carlo.<br />

Ein modellogleiches Brûle Parfum aus der Richard Redding Collection<br />

wurde bei <strong>Koller</strong> Zürich am 8.12.2011 (<strong>Katalog</strong>nr. 1091) angeboten. Ein<br />

weiteres, sehr ähnliches Paar mit vergoldeter Bronze, jedoch ohne<br />

Kerzenzweige, befindet sich im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe<br />

und ist abgebildet in: H. Ottomeyer / P. Pröschel, Vergoldete Bronzen -<br />

Die Bronzearbeiten des Spätbarock und Klassizismus, München 1986; I,<br />

S. 362 (Abb. 5.12.1). Ein weiteres Paar steht im Schloss Pillnitz in Dresden<br />

und ist abgebildet in: G. Haase und G. Reinheckel, Kunsthandwerk des<br />

18. und 19. Jahrhunderts, Schloss Pillnitz, Dresden 1978; S. 157 (Abb.<br />

E.26). Bei Sotheby’s London wurde am 16.12.1998 (<strong>Katalog</strong>nr. 223) ein<br />

vergleichbares Paar mit Korb und 6 Lichtarmen veräussert.<br />

Umberto II. von Italien, mit vollem Namen Umberto II. Nicola Tomaso<br />

Giovanni von Savoyen (1904-1983), Sohn von König Vittorio Emanuele<br />

III. von Italien und Elena von Montenegro, war für nur 33 Tage der letzte<br />

König Italiens, deshalb auch „Re di Maggio“ genannt. Nach dem Ende<br />

der Monarchie ging Umberto nach Portugal ins Exil, wo er 37 Jahre lebte.<br />

1227A (Detail)<br />

CHF 140 000.– / 240 000.–<br />

(€ 116 700.– / 200 000.–)<br />

| 172


1227A (Detail) | 173


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1228<br />

1228<br />

1 PAAR KONSOLEN, Empire, Paris um 1810.<br />

Mahagoni geflammt. Rechteckige, leicht vorstehende „Bleu Turquin“-<br />

Platte auf gerader Zarge mit durch Zwischentablar verbundenen vorderen<br />

Säulen- und hinteren Vierkantbeinen auf eingezogener Sockelplatte. Front<br />

mit 1 Schublade. Feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und<br />

-applikationen. 82x39x82 cm.<br />

CHF 12 000.– / 20 000.–<br />

(€ 10 000.– / 16 700.–)<br />

1229*<br />

KAMINPENDULE, Empire, das Zifferblatt sign. GERARD A PARIS<br />

(tätig Rue du Coq Saint-Honoré, 1806-1830), Paris um 1810/15.<br />

Mahagoni „moucheté“ gefriest. Stelenförmiges Gehäuse mit geradem, vorstehendem<br />

Kranz auf Rechtecksockel mit Palmetten. Architektonisch<br />

gegliederte Front mit feinen Eckpilastern. Emailzifferblatt mit arabischen<br />

Minuten- und römischen Stundenzahlen sowie Datum. 3 Zeiger. Pariser<br />

Werk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Feine, matt- und glanzvergoldete<br />

Bronzebeschläge und -applikationen. 26x17,5x41x5 cm.<br />

CHF 5 000.– / 9 000.–<br />

(€ 4 200.– / 7 500.–)<br />

1230*<br />

SEKRETÄR „A ABATTANT“, Empire/Restauration, wohl Baltikum<br />

um 1820/40.<br />

Mahagoni geflammt. Rechteckiger Korpus mit geradem, vorkragendem<br />

Kranz auf gerader Zarge mit geschweiften Beinen. Abklappbare, innen<br />

mit schwarzem, goldgepresstem Leder bezogene Schreibplatte zwischen<br />

Kopfschublade und Doppeltüre, flankiert von je 1 frei stehenden Säule.<br />

Inneneinteilung mit 7 kleinen Zentralschubladen mit Drehmechanismus,<br />

flankiert von je 1 Pilaster und 1 grossem Fach über 2 Schubladen zwischen<br />

3 nebeneinander liegenden Schubladen und Zentralschublade zwischen<br />

Auszugsfächern vor Geheimschublade. Reiche, vergoldete Bronzebeschläge<br />

und Applikationen. Ergänzungen. 110x54x(offen 88)x162 cm.<br />

1229<br />

CHF 6 000.– / 10 000.–<br />

(€ 5 000.– / 8 300.–)<br />

| 174


| 1230 175


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1231<br />

1231*<br />

ANRICHTE, sog. „commode à porte avec tiroirs à l’anglaise“, Empire,<br />

aus einer Pariser Meisterwerkstatt, um 1810/20.<br />

Mahagoni gefriest. Rechteckiger Korpus auf profiliertem Sockel. Front<br />

mit Doppeltüre, flankiert von je 1 frei stehenden Säule, die vorstehende<br />

Kopfschublade tragend. Inneneinteilung mit 3 Schubladen ohne Traverse.<br />

Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und<br />

-applikationen. „Portor“-Platte. 139x51x95 cm.<br />

CHF 18 000.– / 28 000.–<br />

(€ 15 000.– / 23 300.–)<br />

1232*<br />

KOMBINATIONSMÖBEL, sog. „meuble de garde-robe“, Empire, sign.<br />

CHAPUIS (Jean-Joseph Chapuis, 1765 Brüssel 1864), Paris um 1810.<br />

Mahagoni mit feinen Ebenholzfilets. Rechteckiger Korpus mit vorstehenden<br />

Eckpilastern auf rechteckiger Sockelplatte. Front mit 5 unterschiedlich<br />

grossen Schubladen, teils blind und per Knopfdruck zu öffnen, seitliche<br />

Fächer offenbarend. Schwarz/grau gesprenkelte, profilierte und<br />

schiebbare Marmorplatte, das Heraufziehen des schwenkbaren Spiegels<br />

ermöglichend. Vergoldeter Bronzetraggriff. 57x49x115 cm.<br />

J.J. Chapuis war der bedeutendste Brüsseler Ebenist und übte seine Tätigkeit<br />

bis ins hohe Alter aus. Er fertigte eine Vielzahl von hochwertigen<br />

Möbeln für die lokale Nobilität und das Schloss Laeken. Das kurz vor seinem<br />

Tod erstellte Inventar enthält drei Sekretäre, darunter zwei in Mahagoni<br />

mit Einlegearbeiten und einer für die Aufbewahrung seiner Medaillen.<br />

1806 wurde er zusammen mit anderen Experten vom Schloss<br />

Laeken gerufen, um das in Paris erworbene Mobiliar zu begutachten,<br />

wobei deren Schätzungen weit unter dem in Paris festgelegten Preis lagen.<br />

Auf einer notariell beglaubigten Urkunde brachte Chapuis seinen Stempel<br />

an, damit seine zahlreich vorgefundenen Werke nicht mit jenen des<br />

Pariser Ebenisten Claude Chapuis verwechselt werden konnten. Seine<br />

Werke bestechen durch hohe Eleganz und die für Chapuis charakteristischen<br />

Einlegearbeiten in Kupfer und Ebenholz.<br />

1232 (geschlossen)<br />

CHF 24 000.– / 36 000.–<br />

(€ 20 000.– / 30 000.–)<br />

| 176


| 1232 177


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1233<br />

1233*<br />

LIT „EN BATEAU“, Empire, sign. JACOB D.R. MESLEE<br />

(Zusammenarbeit von Georges Jacob und FranÇois Honoré Georges<br />

Jacob-Desmalter 1803-1813), Paris um 1805/10.<br />

Mahagoni geflammt. Gleich hohes, ausladendes Kopf- und Fussteil mit<br />

leicht geschweiftem Längsteil auf Bogenfüssen. Ausserordentlich reiche,<br />

matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -applikationen in Form<br />

von Widderköpfen, Maschen, Blättern, Vasen, Rosetten und Zierfries.<br />

138,5x193x118 cm.<br />

G. Jacob ist der Begründer der wohl bedeutendsten Dynastie von Sitzmöbel-Herstellern<br />

des ausgehenden 18. Jahrhunderts. 1803, nachdem er<br />

sich für 7 Jahre aus dem Geschäft zurückgezogen und die Werkstatt seinen<br />

beiden Söhnen überschrieben hatte, nahm G. Jacob zusammen mit<br />

F.H.G. Jacob-Desmalter die Leitung des Unternehmens wieder in die<br />

eigene Hand. Diese Zusammenarbeit und die Position als privilegierter<br />

Lieferant Napoleons und dessen Entourage ermöglichten ihm den Ausbau<br />

der Werkstatt zu einer äusserst erfolgreichen Entreprise mit über 300<br />

Angestellten.<br />

CHF 15 000.– / 25 000.–<br />

(€ 12 500.– / 20 800.–)<br />

1234<br />

1234*<br />

KLEINER BEISTELLTISCH „AUX CARIATIDES“, Empire, in der<br />

Art von F.H.G. JACOB-DESMALTER (François Honoré Georges<br />

Jacob-Desmalter, 1770-1841), Paris um 1810.<br />

Mahagoni profiliert und beschnitzt mit Karyatiden und Zierfries sowie<br />

teils ebonisiert. Rechteckiges, vorstehendes Blatt mit frei stehenden<br />

Ecksäulen auf gerader Zarge mit Karyatidenstützen auf Rollen. Front mit<br />

1 Schublade, seitlich 1 Auszugstablar über Fach mit Gitterversprossung.<br />

Feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -applikationen.<br />

Etwas zu überholen. 60x40x80 cm.<br />

CHF 23 000.– / 28 000.–<br />

(€ 19 200.– / 23 300.–)<br />

| 178


1235*<br />

ATHENIENNE „A L’ANTIQUE“, Empire, aus einer Pariser Meisterwerkstatt, das Porzellan aus der Manufacture de Nast, um 1810.<br />

Mahagoni geflammt und feines Porzellan mit Goldmalerei; mythologische Figuren in Streitwagen, Blätter und Zierfries. In feinen Ring gefasste Schale<br />

auf gerader Zarge mit durch Zwischentablar aus „Gris St. Anne“-Marmor verbundenen Vierkantbeinen auf eingezogenem Dreisockel. Die Kanne mit<br />

balusterförmigem Gefässkörper, ausladender Lippe und eingerolltem Henkel auf profiliertem Rundfuss. Ausserordentlich reiche, matt- und glanzvergoldete<br />

Bronzebeschläge und -applikationen. Schale mit Reparaturen. D 37,5 cm. H 89 cm.<br />

Provenienz: Privatsammlung, Frankreich.<br />

Feine Athénienne von bestechender Qualität, die wohl aus der Werkstatt von M.G. Biennais stammt. Siehe hierzu auch die Fussnoten der <strong>Katalog</strong>nr.<br />

1175 und 1240.<br />

CHF 35 000.– / 55 000.–<br />

(€ 29 200.– / 45 800.–)<br />

| 179


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1236<br />

1236*<br />

KOMMODE, Empire, wohl von B. MOLITOR (Bernard Molitor,<br />

Meister 1787), die Bronzen monogr. PC (wohl Pietro Corsini, tätig in der<br />

Toscana um 1800/30), Paris um 1815/30.<br />

Kubamahagoni geflammt. Rechteckiger Korpus mit wenig vorstehendem<br />

Blatt auf gerader Zarge mit gequetschten Kugelfüssen. Front mit 3<br />

Schubladen unter vorstehender Kopfschublade, flankiert von je 1 frei stehenden<br />

Ecksäule. Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete<br />

Bronzebeschläge, -hänger und -applikationen in Form von korinthischen<br />

Kapitellen, Palmetten, Blättern und Zierfries. Profilierte „Bleu Turquin“-<br />

Platte. 129x61x92,5 cm.<br />

Provenienz: Aus einer deutschen Sammlung.<br />

Passend zu <strong>Katalog</strong>nr. 1237.<br />

CHF 9 000.– / 14 000.–<br />

(€ 7 500.– / 11 700.–)<br />

1237*<br />

SEKRETÄR „A ABATTANT“, Empire/Restauration, wohl von B.<br />

MOLITOR (Bernard Molitor, Meister 1787), die Bronzen monogr. PC<br />

(wohl Pietro Corsini, tätig in der Toscana um 1800/30), Paris um 1815/30.<br />

Kubamahagoni geflammt. Rechteckiger Korpus mit leicht vorstehendem<br />

Kranz auf gerader Zarge mit gequetschten Kugelfüssen. Unterteil inwendig<br />

mit 3 Schubladen. Front mit abklappbarer, innen mit grünem, goldgepresstem<br />

Leder bezogener Schreibplatte zwischen leicht vorstehender<br />

Kopfschublade und Doppeltüre mit Fach, flankiert von je 1 vorstehenden<br />

Ecksäule. Architektonisch gegliederte Inneneinteilung mit Zentraltüre vor<br />

3 Schubladen zwischen grossem Fach und Schublade, seitlich je 2 frei stehende<br />

Säulen vor Fach und Schublade über 2 Schubladen. Geheimfach.<br />

Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und<br />

-applikationen in Form von korinthischen Kapitellen, Blättern, Palmetten<br />

und Zierfries. „Bleu Turquin“-Platte. 96x72x(offen 88)x145 cm.<br />

Provenienz: Aus einer deutschen Sammlung.<br />

Passend zu <strong>Katalog</strong>nr. 1236.<br />

CHF 14 000.– / 18 000.–<br />

(€ 11 700.– / 15 000.–)<br />

1238*<br />

FAUTEUIL, Empire, Paris um 1810.<br />

Mahagoni fein beschnitzt mit Palmetten, Blättern und Zierfries.<br />

Trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit vorderen Säulen- und hinteren<br />

Säbelbeinen. Flache Rückenlehne mit direkt in die Stützen übergehenden<br />

Armlehnen. Hellgrüner Seidenbezug mit Rosetten und Zierfries.<br />

58x45x45x90 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 1 500.– / 2 500.–<br />

(€ 1 300.– / 2 100.–)<br />

| 180


| 1237 181


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1239<br />

1239<br />

KAMINPENDULE „L’AMOUR SORTANT DU CASQUE“, Empire/<br />

Restauration, das Zifferblatt sign. SIMON A PARIS, Paris um 1815/25.<br />

Vergoldete und patinierte Bronze. Auf einem Bett vor grossem Helm mit<br />

Federbusch sitzender Amor mit Pfeil und Bogen, auf rechteckigem Sockel<br />

mit runden Füssen. Emailzifferblatt mit römischen Stunden- und arabischen<br />

Minutenzahlen. Pariser Werk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke.<br />

34x14x34 cm.<br />

CHF 5 000.– / 9 000.–<br />

(€ 4 200.– / 7 500.–)<br />

1240*<br />

TISCHPSYCHE, sog. „barbière“, Empire, in der Art von M.G.<br />

BIENNAIS (Martin Guillaume Biennais, Lacochère 1764-1843 Paris),<br />

Paris, 19. Jh.<br />

Mahagoni und Wurzelmaser gefriest. Rechteckiges, in Bronzestab gefasstes<br />

Blatt auf gerader Zarge mit feinen Tatzenfüssen. Front mit 1<br />

Schublade. Zurückgesetzter, oktogonaler und beweglicher Spiegel, getragen<br />

von je 1 Karyatide mit Lichtarm in Form eines Füllhorns. Vergoldete<br />

Bronzebeschläge und -applikationen. 38x30x49,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Ehemals Sammlung Castille, Frankreich.<br />

- Privatbesitz, Frankreich.<br />

Feine Tischpsyche von bestechender Qualität; eine modellogleiche Tischpsyche<br />

ist abgebildet in: D. Ledoux-Lebard, Le mobilier français du XIXe<br />

siècle, Paris 1989; S. 87.<br />

1240 (Detail)<br />

CHF 18 000.– / 28 000.–<br />

(€ 15 000.– / 23 300.–)<br />

| 182


| 1240 183


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1241<br />

1241*<br />

RUNDER SALONTISCH „AUX CYGNES“, Restauration,<br />

Paris um 1830.<br />

Mahagoni fein beschnitzt mit Schwänen und Zierfries. Randprofilierte und<br />

wenig vorstehende, schwarz/grau gesprenkelte Marmorplatte auf gerader<br />

Zarge mit eingezogenem Dreifuss auf Rollen. D 97 cm. H 47,5 cm.<br />

CHF 2 500.– / 4 500.–<br />

(€ 2 100.– / 3 800.–)<br />

1242<br />

LIKÖRSET „AU ZEPHYR“, Empire/Restauration, Paris um 1815/30.<br />

Vergoldete Bronze und geschliffenes Glas. Rundes, verspiegeltes Tablett<br />

auf 3 Füssen in Form von Fischköpfen. Zentrale kleine Zephyr-Figur auf<br />

gedrehtem Schaft mit Blumenkranz und 3 Ringen als Halterung für die<br />

Glasflaschen. Mit 6 kleinen Likörgläsern. D 35 cm.<br />

CHF 1 000.– / 1 500.–<br />

(€ 800.– / 1 300.–)<br />

1243*<br />

BERGERE, Restauration, Paris um 1830.<br />

Mahagoni profiliert. Trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit vorderen<br />

Voluten- und hinteren Säbelbeinen. Leicht eingezogene Rückenlehne mit<br />

ausladenden Armlehnen auf eingerollten -stützen. Bordeauxroter<br />

Seidenveloursbezug mit dekorativem Nagelbeschlag. Sitzkissen.<br />

63x56x43x90 cm.<br />

CHF 3 000.– / 5 000.–<br />

(€ 2 500.– / 4 200.–)<br />

1242<br />

| 184


1244<br />

1244*<br />

1 PAAR KLEINE PRUNK-SCHRÄNKE „AUX CYGNES“, sog. „meubles<br />

en paire“, 1 als Sekretär, Restauration, mit Signatur IACOB (François<br />

Honoré Georges Jacob-Desmalter, 1770-1841), Paris um 1820/22.<br />

Mahagoni geflammt und beschnitzt mit Schwänen, Lorbeerkranz, Öllampe<br />

und Zierfries sowie inwendig mit Birke- und Ebenholzfilets eingelegt.<br />

Rechteckiger Korpus mit abgerundeten, profilierten und kannelierten<br />

Ecksäulen, sog. „colonnettes en palmiers“, auf profiliertem Schwanensockel<br />

mit Geheimfach. Front mit 1 Türe, der Sekretär eine solche vortäuschend und<br />

mit abklappbarer, innen mit goldgepresstem, braunem Leder bezogener<br />

Schreibplatte über Doppeltüre. Inneneinteilung mit 2 grossen Fächern über 2<br />

nebeneinander liegenden Schubladenreihen. Bronzeknöpfe. Profilierte, weiss/<br />

grau geäderte Marmorplatte. Fehlstellen. 92.5x45x(offen 72)x142cm<br />

Provenienz:<br />

- Grognot & Joinel, Paris.<br />

- Sammlung M. Bissey, Paris.<br />

- Auktion M. Binoche & Godeau, 6.11.1991 (<strong>Katalog</strong>nr. 38).<br />

- Galerie Gismondi, Paris.<br />

- Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />

Seltenes, hochbedeutendes Paar von bestechender Qualität; sein Reiz besteht<br />

vor allem im kompletten Verzicht auf die während des Empire so typischen<br />

Bronzebeschläge. Es offenbart zudem sehr schön Desmalters eigenständige<br />

Auseinandersetzung und Weiterentwicklung der „familientraditionellen“<br />

Möbelherstellung und belegt die Zusammenarbeit mit den Entwerfern C.<br />

Percier und P. Fontaine. In ihrem Standartwerk „Receuil de décorations intérieurs<br />

comprenant tout ce qui a rapport à l’ameublement“ publizierten sie<br />

zahlreiche Elemente, die an dem hier angebotenen Paar zu finden sind.<br />

Als zweiter Sohn des berühmten Georges Jacob (Meister 1765) lernte F.H.G.<br />

Jacob-Desmalter die Handwerkskunst im Atelier seines Vaters. Dem<br />

Nachnamen fügte er „Desmalter“ zu, eine Anlehnung an sein Herkunftsland<br />

„Les Malterres“. Als die „association“ mit seinem Bruder George II durch<br />

dessen plötzlicher Tod ein abruptes Ende fand, begann F.H.G. Jacob-<br />

Desmalter eine neue Zusammenarbeit mit seinem Vater und erhielt den Titel<br />

„menuisier-ébéniste fabricant de meubles et bronzes LL.MMII. et RR“.<br />

Während der gesamten napoleonischen Herrschaft belieferten sie als „fournisseurs<br />

principals“ die kaiserlichen Paläste. Die Jahre um 1800 waren geprägt<br />

von der schier grenzenlosen Imagination und Produktion sowie von der engen<br />

Beziehung zum kaiserlichen Hof, die ihm die wichtigsten Aufträge einbrachte.<br />

Das florierende Unternehmen beschäftigte zeitweise bis 600 Arbeiter und<br />

fertigte in diesen Jahren Möbel im Wert von über 10 Millionen Francs, was in<br />

der damaligen Zeit eine ungeheure Summe war. Es war jedoch nicht nur die<br />

Menge, sondern vor allem auch die bereits von den Zeitgenossen hochgelobte<br />

„diversité“ ihrer Produktion, die den Ruhm der Familie Jacob begründete. D.<br />

Ledoux-Lebard schreibt: „...depuis les meubles en bois peint vert antique en<br />

passant par les meubles incrustés d’ébène, d’étain, de nacre, les meubles<br />

d’acajou ornés de bronzes, les meubles en bois indigènes, jusqu’aux meubles<br />

ornés de plaques de porcelaine ou de faience de Wedgewood, aux meubles en<br />

chêne, aux copies de meubles de Boulle, sans compter les fournitures plus<br />

ordinaires en bois noirci, en poirier, chêne, hêtre ou noyer...“ in: Le mobilier<br />

français du XIXe siècle, Paris 1989; S. 270.<br />

Die Abhängigkeit von kaiserlichen Aufträgen - zu Beginn eine sehr lukrative<br />

und prestigeträchtige Angelegenheit - erwies sich nach 1810 als verhängnisvoll.<br />

Den Niederlagen Napoleons auf den Schlachtfeldern Europas folgte eine<br />

Finanznot der Staatskasse, die das Erteilen von Aufträgen zur Herstellung<br />

von Luxusmöbeln stoppte. 1813 musste das Unternehmen „faillite“ erklären.<br />

Dem finanziellen Desaster zum Trotz ist F.H.G. Jacob-Desmalter als der wohl<br />

wichtigste Ebenist der Empire-Zeit zu bezeichnen, der in Zusammenarbeit<br />

mit den wesentlichsten „bronziers“ seiner Zeit (P.P. Thomire, E. Lignereux,<br />

F. Rémond) die Meisterwerke kaiserlichen Mobiliars fertigte.<br />

CHF 60 000.– / 100 000.–<br />

(€ 50 000.– / 83 300.–)<br />

| 185


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1245 1246<br />

1245*<br />

1 PAAR ZIERKANNEN „AUX FEMMES AILEES“, spätes Empire,<br />

Paris, 19. Jh.<br />

Vergoldete und brünierte Bronze. Ovaler Vasenkörper mit eingezogenem<br />

Hals und ausladender Lippe, grossem Henkel in Form einer Nike-<br />

Halbfigur und konischem Rundfuss, auf profilierter Quaderplatte. Feine<br />

Beschläge und Applikationen in Form von Putti-Köpfchen, Frauenfiguren,<br />

Fabelwesen, Schlangen, Palmetten, Blättern und Maskaronen. H 62 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Ein modellogleiches Paar aus der Richard Redding Collection wurde in<br />

unserer Dezember-Auktion 2011 (<strong>Katalog</strong>nr. 1116) verkauft.<br />

CHF 12 000.– / 18 000.–<br />

(€ 10 000.– / 15 000.–)<br />

1246*<br />

KAMINPENDULE, Empire, das Zifferblatt sign. GASTON JOLLY A<br />

PARIS (Gaston Jolly, Meister 1784), Paris um 1810/20.<br />

Vergoldete und brünierte Bronze. Vor Himmelsglobus an einem Tisch sitzende<br />

junge Frau mit Buch in der Hand, auf rechteckigem Uhrgehäuse<br />

auf Rechteckpostament mit 2 Portrait-Nischen und Scheibenfüssen.<br />

Emailzifferblatt mit römischen Stunden- und arabischen Minutenzahlen.<br />

Pariser Werk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Vergoldete Beschläge<br />

und Applikationen. 32x15x51,5 cm.<br />

CHF 8 000.– / 14 000.–<br />

(€ 6 700.– / 11 700.–)<br />

1247<br />

1 PAAR BRONZEHUNDE, Empire, Paris, 19. Jh.<br />

Vergoldete Bronze. 2 unterschiedliche, liegende Hunde, einst wohl mit<br />

Sockel. L 18 bzw. 21 cm.<br />

CHF 3 200.– / 4 800.–<br />

(€ 2 700.– / 4 000.–)<br />

1247<br />

1248*<br />

REISEUHR MIT WECKER, Restauration, das Zifferblatt sign.<br />

COURVOISIER & COMP (gegr. von Louis Courvoisier, La Chaux-de-<br />

Fonds 1758-1832 Paris), Frankreich um 1820/40.<br />

Vergoldete, reliefierte Bronze und Messing. Rechteckiges, mit Blumen,<br />

Kartuschen, Blättern und Palmetten verziertes Gehäuse mit feinem<br />

Traghenkel und Tatzenfüssen. Emailzifferblatt mit arabischen<br />

Stundenzalen. 3 gebläute Zeiger. Ankerwerk mit 4/4-Stundenschlag auf<br />

2 Glocken. Repetition auf Anfrage. Mit 2 alten Etiketten „Collection E.<br />

Imbert, Milan“. 15x11x22 cm.<br />

CHF 8 000.– / 14 000.–<br />

(€ 6 700.– / 11 700.–)<br />

| 186


| 1248 187


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1249<br />

1249*<br />

RUNDER SALONTISCH „AUX PATTES DE LION“, Biedermeier,<br />

Wien um 1815/30.<br />

Mahagoni profiliert und teils vergoldet. Vorstehendes Blatt auf 3 eingerollten,<br />

mit Delphinen beschmückten Volutenstützen auf eingezogenem<br />

Sockel mit Tatzenfüssen. D 100 cm, H 80 cm.<br />

CHF 4 500.– / 7 500.–<br />

(€ 3 800.– / 6 300.–)<br />

1250*<br />

SEKRETÄR MIT AUFSATZ, Biedermeier, wohl Baltikum, um 1820.<br />

Mahagoni, Birke, Wurzelmaser und heimische Fruchthölzer gefriest.<br />

Rechteckiger Korpus mit gestuftem, vorkragendem Kranz mit seitlichen<br />

Abschlusskugeln auf gerader Zarge mit profilierten Vierkantfüssen.<br />

Abklappbare Schreibplatte zwischen Kopfschublade und 2 unterschiedlich<br />

grossen Schubladen. Inneneinteilung mit Zentraltüre über 3 nebeneinander<br />

liegenden Schubladen, flankiert von je 1 grossem Fach über Schublade<br />

unter breiter Schublade. Leicht zurückgesetzter Aufsatz mit fein reliefierter<br />

Zentraltüre zwischen 2 Medaillons mit Darstellung des Orpheus und<br />

der Eurydike. Messingbeschläge mit Schwanenmotiv. 111x51x (offen 89)<br />

x199 cm.<br />

CHF 6 000.– / 10 000.–<br />

(€ 5 000.– / 8 300.–)<br />

1251*<br />

DECKENLEUCHTER „AUX ANGELOTS“, Empire/Biedermeier,<br />

deutsch um 1810/20.<br />

Holz fein beschnitzt mit Putten, Pinienzapfen, Blättern und Zierfries<br />

sowie vergoldet und teils bemalt mit bunten Blumen und Blättern.<br />

Schalenförmige Lichterebene mit 4 Putten, je 2 geschweifte Lichtarme<br />

mit breiten Tropftellern und vasenförmigen Tüllen tragend, durch feine<br />

Ketten mit der blätterbeschmückten Lichtkrone verbunden. Elektrifiziert.<br />

Bestossungen. D 86 cm, H 110 cm.<br />

1250<br />

CHF 12 000.– / 18 000.–<br />

(€ 10 000.– / 15 000.–)<br />

| 188


| 1251 189


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1252 1253<br />

1252*<br />

1 PAAR KERZENSTÖCKE, Restauration, Paris, 19. Jh.<br />

Vergoldete, reliefierte Bronze und Messing. Runder, kannelierter<br />

Säulenschaft mit blumenbesetzter Tülle und grossem, mit<br />

Akanthusblättern verziertem Rundfuss. H 29,5 cm.<br />

Provenienz: Privatsammlung, Deutschland.<br />

CHF 1 000.– / 1 500.–<br />

(€ 800.– / 1 300.–)<br />

1253<br />

REISEUHR MIT WECKER, Restauration, das Zifferblatt sign. A.H.<br />

RODANET 36 VIVIENNE PARIS (Auguste Hilaire Rodanet, geb.<br />

1837), Frankreich um 1870.<br />

Bronze, Messing und geschliffenes Glas. Bambusartiges, vierseitig verglastes<br />

Gehäuse mit Traghenkel und Werk-Sichtfenster. Emailzifferblatt mit<br />

römischen Stunden- und arabischen Minutenzahlen, darunter kleinere<br />

Weckerscheibe. Gebläute Zeiger. Ankerwerk mit Schlag auf Tonfeder. In<br />

originaler, gebrauchter Lederschatulle mit Sichtfenster (Schiebedeckel<br />

fehlt), violettem Samt und Fächern für Schlüssel. Riemen gerissen. Uhr<br />

9x8,5x15,5 cm. Schatulle 12x12x16,5 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

Rodanet war Uhrmacher, Händler und Vertreter von Patek Philippe in<br />

Frankreich. 1858 - bereits im Alter von 21 Jahren - gewann er eine<br />

Silbermedaille für einen Chronometer. Ab 1870 befand sich sein Atelier in<br />

der Rue Vivienne 36. Rodanet war ausserdem Fachbuchautor<br />

(„L’horlogerie astronomique et civile - ses usages - ses progrès - son enseignement<br />

à Paris“, 1903), Bürgermeister (2. Arrondissement von Paris,<br />

1904 bis 1907), Präsident der Pariser „Ecole d’Horlogerie“ und Ritter der<br />

Ehrenlegion.<br />

CHF 3 000.– / 5 000.–<br />

(€ 2 500.– / 4 200.–)<br />

1254<br />

BUREAU-FAUTEUIL, Regency, England, 19. Jh.<br />

Mahagoni profiliert sowie beschnitzt mit Voluten und stilisierter Lyra.<br />

Geschweifter, trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit vorderen<br />

Baluster- und hinteren Säbelbeinen auf Rollen. Hufförmige, ausladende<br />

und ganz überpolsterte, direkt in die Armlehnen übergehende<br />

Rückenlehne. Hellbrauner, kapitonnierter Lederbezug mit dekorativem<br />

Nagelbeschlag. 73x56x44x77 cm.<br />

CHF 1 000.– / 1 500.–<br />

(€ 800.– / 1 300.–)<br />

1255*<br />

KAMINPENDULE MIT PORZELLANFRONT, Restauration, das<br />

Zifferblatt und Werk sign. RAINGO FRERES A PARIS (gegr. 1813), die<br />

Plakette aus der MANUFACTURE CHAMPROUX ALLIER,<br />

Frankreich um 1820/40.<br />

Vergoldete Bronze, Messing und ausserordentlich fein bemaltes Porzellan.<br />

Rechteckiges Werkgehäuse mit profiliertem Sockel auf Winkelfüssen; die<br />

Front mit ländlicher Szenerie. Auf Blattvoluten ruhendes, rundes<br />

Zifferblatt mit römischen Stundenzahlen. 2 gebläute Zeiger. Messingwerk<br />

mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Zu revidieren. 22x12,5x42 cm.<br />

Nachdem 1820 das Pariser Porzellan-Unternehmen Dagoty-Honoré aufgelöst<br />

worden war, übernahm Edouard Honoré das Ladengeschäft am<br />

Boulevard Poissonnière und die Manufaktur in Montparnasse. Vier Jahre<br />

später transferierte Honoré die Porzellanfabrikation nach Champroux; in<br />

Paris führte er nur die Ateliers für Malerei und Dekorationen weiter. In<br />

den folgenden Jahren konnte er die Produktionskosten senken und erhielt<br />

zahlreiche Aufträge aus dem Ausland. Honorés Belegschaft bestand aus<br />

über 200 Handwerkern in Paris und Champroux sowie etwa zwanzig bis<br />

sechzig weiteren Mitarbeiten ausserhalb.<br />

CHF 8 000.– / 12 000.–<br />

(€ 6 700.– / 10 000.–)<br />

| 190


| 1255 191


19./20. Jahrhundert und Dekoration<br />

| 193


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1256 1257<br />

Auktion:<br />

Donnerstag, 29. März 2012, 16.00 Uhr<br />

<strong>Katalog</strong>nr. 1256 - 1353<br />

1256<br />

BRONZEGRUPPE „RAUB DER SABINERIN“ AUF POSTAMENT,<br />

Renaissance-Stil, nach GIANBOLOGNA (Giovanni di Bologna, Douai<br />

1529-1608 Florenz), wohl Italien, Ende 19. Jh.<br />

Patinierte Bronze und hellgrüner Onyx. Stehender bärtiger Mann, eine<br />

sich sträubende junge Frau packend, zu seinen Füssen ein kniender Mann.<br />

Auf mehrfach profiliertem, hohem Postament. Mit Plakette „Prosa Jotsa -<br />

A su presidente D. Juan Obgregon Toledo Junio 1972“. H Figur 78 cm,<br />

Postament 80 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

Stetig wuchs die junge Stadt Rom, die Romulus 753 gegründet hatte. Bald<br />

jedoch wurde es offenbar, dass es dem Staate an Frauen fehlte. Und wie<br />

sollte eine Stadt überleben, der es an Nachkommen mangelte? So schickte<br />

Romulus Gesandte in die Nachbarstädte mit der Bitte um Bündnis und<br />

Eheschliessungen zwischen ihnen. Doch wohin die Gesandten auch<br />

kamen, sie wurden unverrichteter Dinge wieder fortgeschickt. Da kam<br />

Romulus auf die Idee, ein Fest zu Ehren des Gottes Neptun auszurichten<br />

die Nachbarvölker dazu einzuladen. Begierig, die neue Stadt zu sehen,<br />

strömten die Menschen herbei. Besonders die Sabiner kamen in grosser<br />

Zahl mit ihren Familien. Dann begannen die Spiele, und alles drängte sich<br />

um den Kampfplatz. Auf ein Zeichen von Romulus bemächtigten sich die<br />

jungen Römer der sabinischen Jungfrauen und schleppten sie fort. Dies<br />

geschah alles so schnell und überraschend, dass niemand Widerstand leisten<br />

konnte. Der König versicherte ihnen, dass sie ordnungsgemäss verheiratet<br />

würden und in den Genuss aller Güter und Rechte kämen. So<br />

besänftigt fügten sich die Sabinerinnen nicht unwillig in ihr Schicksal. Die<br />

Familien der Geraubten jedoch rüsteten sich zum Krieg gegen Rom. Bald<br />

befanden sich die beiden Heere in erbittertem Kampf. Plötzlich stürzten<br />

sich die Sabinerinnen zwischen die Soldaten, um dem Morden ein Ende<br />

zu machen. Flehend redeten sie auf beide Parteien ein. Ihre Worte fanden<br />

Gehör bei den Römern und Sabinern. Sie beendeten den Krieg, versöhnten<br />

sich und schlossen ein Friedensbündnis.<br />

Lit.: C. Avery / D. Radcliffe, Giambologna - Sculptor zo the Medici,<br />

London 1979.<br />

CHF 2 500.– / 4 500.–<br />

(€ 2 100.– / 3 800.–)<br />

1257<br />

REITERSTANDBILD DES CONDOTTIERE COLLEONI,<br />

Renaissance-Stil, nach einem Modell von A. DEL VERROCCHIO<br />

(Andrea del Verrocchio, Florenz 1435-1488 Venedig), wohl Italien.<br />

Bronze und Alabaster. Auf Hengst reitender Colleoni (1400-1475) in<br />

Rüstung, auf gestuftem, rechteckigem Postament. Fehlstellen.<br />

L 40,5 cm. H 59 cm.<br />

Andrea del Verrocchio wurde 1435 als Sohn eines Ziegelbrenners in<br />

Florenz geboren. Er lernte bei einem Goldschmied das plastische Gestalten<br />

und den Umgang mit der Gusstechnik und interessierte sich für Malerei,<br />

Plastik und Bauplastik. Er betrieb intensive Studien in Anatomie, Mathematik<br />

und Optik, analysierte zeichnerisch den menschlichen Körper und<br />

verfolgte die präzise Modellierung in Malerei und Plastik. Zu seinen erhaltenen<br />

Werken gehört die Davidfigur aus Bronze, die sich im Bargello in<br />

Florenz befindet. Am 30.7.1479 beschloss die „Signoria“ von Venedig, dem<br />

„Condottiere“ Colleoni ein Reiterstandbild zu errichten und beauftragte A.<br />

del Verrocchio mit der Herstellung eines Modells. 1481 wurde ein Wachsmodell<br />

des Denkmals ausgestellt, im selben Jahr erwirkte der ferraresische<br />

Gesandte in Florenz für Verrocchios Tonmodell des Pferdes freies Geleit.<br />

Lit.: F. Negri-Arnoldi, Storia dell’Arte, Mailand 1985; S. 672<br />

(mit Abb. des Reiterstandbildes in Venedig).<br />

CHF 2 500.– / 4 500.–<br />

(€ 2 100.– / 3 800.–)<br />

1258*<br />

1 PAAR TERRACOTTA-VASEN, sog. „cratere a volute“, im apulischem<br />

Stil des 3./4. Jh. v. Chr.<br />

Terracotta bemalt; die Schauseiten mit mythologischen Szenen, Figurenstaffage<br />

und Zierfries. Amphorenförmiger Gefässkörper mit Vogelköpfen<br />

und eingerollten Henkeln mit Maskaronen, auf profiliertem Rundfuss.<br />

Restaurationen. Mit Monogramm G. H 90 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 18 000.– / 28 000.–<br />

(€ 15 000.– / 23 300.–)<br />

| 194


| 1258 195


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1259 (Blatt)<br />

1259<br />

MITTELTISCH „A FLEURS“ MIT „PIETRA DURA“- PLATTE,<br />

Renaissance-Stil, Rom.<br />

„Vert de Mer“, „Brocatello Siciliano“, „Giallo di Siena“, „Rosso di Verona“<br />

und andere Marmorarten sowie Lapislazuli ausserordentlich fein eingelegt<br />

mit Blumen, Blättern, Kartuschen, Filets und Zierfries. Rechteckiges, profiliertes<br />

Blatt auf 2 Marmor-Volutenstützen. 203x105x76 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

Ende des 16. Jahrhunderts liess der Herzog Francesco de’ Medici die<br />

bedeutendsten Steinschneider seiner Zeit, die ursprünglich in Rom und<br />

Mailand tätig waren, in Florenz verpflichten. Im Erdgeschoss der Uffizien<br />

wurden sie und andere Kunsthandwerker zu einer straff organisierten<br />

„officina“ zusammengeschlossen. Die rigide Struktur des Produktionswesens,<br />

kombiniert mit den innovativsten und kreativsten Entwerfern<br />

und Künstlern, führte zu einer bis anhin nicht erreichten Hochblüte.<br />

Im Bemühen, die Bildkunst nachzuahmen, entstanden Platten für<br />

Prunktische und Kabinette von höchster Qualität. Im Laufe des<br />

18. Jahrhunderts fertigten arrivierte Maler wie G. Zocchi spezielle<br />

Vorlagen für die Florentiner Werkstätte und trugen so zum immensen<br />

Erfolg dieser Werke bei - man denke an die Platten in den Wiener<br />

Palästen und an die 4 grossen Bildplatten des Bernsteinzimmers im<br />

Katharinenpalast.<br />

CHF 24 000.– / 38 000.–<br />

(€ 20 000.– / 31 700.–)<br />

1260 (1 Paar)<br />

1260*<br />

1 PAAR BRONZEGRUPPEN „A LA MARLY“, Régence-Stil, nach<br />

den Modellen von G. COUSTOU (Guillaume Coustou, 1677-1746),<br />

Frankreich.<br />

Patinierte Bronze. 2 sich aufbäumende Hengste, von jungen Männern am<br />

Zügel geführt. L ca. 28 cm.<br />

Provenienz: Aus einer englischen Sammlung.<br />

Dekoratives Paar nach Coustous berühmten „chevaux de Marly“, die einst<br />

im königlichen Schlosspark von Marly-le-Roi standen, ursprünglich für<br />

das Tor des Stallungshofes von König Louis XIV geschaffen worden<br />

waren und sich heute im Musée du Louvre befinden.<br />

CHF 3 000.– / 5 000.–<br />

(€ 2 500.– / 4 200.–)<br />

| 196


1259<br />

| 197


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1261 (Blatt)<br />

1261<br />

SALONTISCH MIT „PIETRA DURA“-PLATTE, Louis XIV-Stil,<br />

Rom.<br />

„Vert de Mer“ „Brocatello Siciliano“, „Giallo di Siena“, „Rosso di Verona“<br />

und andere Marmorarten fein eingelegt mit geometrischen Motiven,<br />

Kartuschen und Zierfries. Mehrfach profiliertes, bastionsförmiges Blatt auf<br />

Eisengestell mit 8 sich nach unten verjüngenden Vierkantbeinen auf<br />

Kugelfüssen. Bronzebeschläge. 180x91x44 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

Für Angaben zu Pietra Dura siehe Fussnote der <strong>Katalog</strong>nr. 1259.<br />

CHF 22 000.– / 38 000.–<br />

(€ 18 300.– / 31 700.–)<br />

1262*<br />

SÄULENPOSTAMENT, Louis XVI-Stil, Rom.<br />

„Giallo di Siena“, „Rosso di Verona“,“Vert de Mer“ und andere<br />

Marmorarten. Mehrpassig ausgeschnittenes, leicht vorstehendes Blatt auf<br />

entsprechendem Schaft mit profiliertem Rundfuss und Quaderplatte.<br />

Bestossungen. H 130 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />

CHF 3 500.– / 5 500.–<br />

(€ 2 900.– / 4 600.–)<br />

1263*<br />

1 PAAR APPLIKEN, Louis XV-Stil, Paris.<br />

Bronze vergoldet. Geschweifte Wandplatte mit 2 markant geschweiften,<br />

ungleich hoch angesetzten Lichtarmen mit blätterförmigen Tropftellern<br />

und blütenförmigen Tüllen. H 50 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />

CHF 1 500.– / 2 500.–<br />

(€ 1 300.– / 2 100.–)<br />

1262<br />

| 198


1261<br />

| 199


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1264<br />

1264*<br />

VERDURE, spätes Louis XV, Manufacture d’Aubusson, Frankreich, 19. Jh.<br />

Darstellung einer idealisierten Waldlandschaft mit Jagdhund, Rebhuhn,<br />

Brunnen und Gebäuden im Hintergrund. Feine Bordüre mit geometrischen<br />

Motiven. H 184,5 cm. B 245 cm.<br />

CHF 6 000.– / 9 000.–<br />

(€ 5 000.– / 7 500.–)<br />

1265<br />

KORBDECKENLEUCHTER MIT „CRISTAL DE ROCHE“, spätes<br />

Louis XV, Paris, 19 Jh.<br />

Bronze vergoldet sowie teils geschliffener Glas- und Kristallbehang.<br />

Korbförmiges Gestell mit 6 geschweiften Lichtarmen mit blätterförmigen<br />

Tropftellern und vasenförmigen Tüllen sowie feiner Lichtkrone.<br />

Elektrifiziert. H 95 cm, B 74 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 8 000.– / 12 000.–<br />

(€ 6 700.– / 10 000.–)<br />

1266*<br />

1 PAAR APPLIKEN, spätes Louis XV, Frankreich, 19. Jh.<br />

Vergoldete Bronze. Blattförmige Wandplatte mit 3 geschweiften, unterschiedlich<br />

hoch angesetzten Licharmen mit blätterförmigen Tropftellern<br />

und blütenförmigen Tüllen. Elektrifiziert. H 52 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

1265<br />

CHF 2 000.– / 3 000.–<br />

(€ 1 700.– / 2 500.–)<br />

| 200


1267<br />

1267*<br />

TIEFE BIBLIOTHEK, Napoléon III, sign. SORMANI PARIS (Paul<br />

Sormani, geb. 1817), Paris, 19. Jh.<br />

Veilchenholz und Palisander gefriest sowie fein eingelegt mit Diamantspitzen<br />

und Reserven. Rechteckiger Korpus mit gekehltem, vorstehendem<br />

Blatt und abgerundeten vorderen Eckstollen auf profiliertem Sockel. Front<br />

mit breitem Zentralfach mit 3 Tablaren, flankiert von je 1 schmalen Fach<br />

mit 3 Tablaren. Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete Applikationen.<br />

Profilierte „Brèche d’Alep“-Platte. 245x40x135 cm.<br />

1268*<br />

1 PAAR KERZENSTÖCKE, Louis XV-Stil, Paris, 19. Jh.<br />

Vergoldete, reich reliefierte Bronze. Balusterförmiger Schaft mit geschweiftem<br />

Tropfteller auf mehrpassig geschweiftem Rundfuss. H 26 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />

CHF 2 000.– / 3 000.–<br />

(€ 1 700.– / 2 500.–)<br />

P. Sormani, dessen Firma während mehr als 90 Jahren mit grossem Erfolg<br />

Luxusmöbel von höchster Qualität produzierte, gehört zu den wichtigsten<br />

Ebenisten des 19. Jahrhunderts. Die Möbel aus den Jahren 1860/80 gelten<br />

als die qualitätvollsten der Werkstatt Sormani. Der <strong>Katalog</strong> der<br />

Weltausstellung von 1867 lobt Sormanis Arbeit mit folgenden Worten:<br />

„Toute sa production révèle une qualité d’exécution de tout premier<br />

ordre.“ Sormani nahm an zahlreichen Weltausstellungen in Paris und<br />

London teil und gewann mehrere Medaillen. Seine Werkstatt fertigte vor<br />

allem Möbel im Stil Louis XV und Louis XVI, entwickelte jedoch sehr<br />

bald einen eigenen Stil.<br />

Das Unternehmen etablierte sich 1847 in Paris, zwischen 1867 und 1877<br />

befand es sich in der Rue Charlot. Nach Paul Sormanis Tod ca. 1877<br />

übernahmen seine Witwe und sein Sohn Paul Charles Sormani die<br />

Werkstatt und liessen die Arbeiten mit „V(eu)ve Sormani & Fils“ signieren.<br />

Nach dem ersten Weltkrieg 1914-1918 schloss sich die Firma Sormani<br />

mit Thiebaux zusammen und zog in den Boulevard Hausmann um, wo sie<br />

bis 1934 tätig war. Die Signatur „Sormani Paris, 134 Boulevard Hausmann“<br />

findet sich meist auf einem Schloss eingraviert.<br />

CHF 14 000.– / 18 000.–<br />

(€ 11 700.– / 15 000.–)<br />

1268 (1 Paar)<br />

| 201


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1269<br />

1269<br />

FOLGE VON 10 GEFASSTEN STÜHLEN „A LA REINE“, Louis<br />

XV-Stil, Paris.<br />

Buche moulüriert sowie fein beschnitzt mit Blumen, Blättern und Zierfries<br />

sowie eierschalenfarben gefasst. Geschweifter, trapezförmiger Sitz auf wellig<br />

ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Flache, jochförmig<br />

abschliessende Rückenlehne. Jonc-Geflecht. Sitzkissen. 49x43x47x92 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 4 000.– / 7 000.–<br />

(€ 3 300.– / 5 800.–)<br />

1270<br />

LATERNE, spätes Louis XV, Paris, 19. Jh.<br />

Bronze sowie teils geschliffener Glas- und Kristallbehang. Geschweiftes,<br />

zylindrisches Gestell mit Zentralschaft und 3 geschweiften Lichtarmen<br />

und zylindrischen Tüllen sowie geschweiften Aufsatz. Elektrifiziert.<br />

D 54 cm. H 83 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 5 000.– / 9 000.–<br />

(€ 4 200.– / 7 500.–)<br />

1271*<br />

1 PAAR HALBSCHRÄNKE, Louis XV-Stil, in der Art von<br />

H. DASSON (Henry Dasson, 1825-1896), Paris um 1900.<br />

Rosenholz und Palisander gefriest sowie mit Diamantspitzen, Reserven<br />

und Zierfries eingelegt. Rechteckiger Korpus mit eingezogenem Kranz<br />

und abgerundeten Ecken auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />

Beinen. Front mit je 2 Türen mit Lamellenverschluss vor unterschiedlich<br />

geordneten Schubladen und Fächern. 1 Halbschrank mit Kopfschublade.<br />

Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge<br />

und -sabots. 72x40x145 cm.<br />

Feines Paar von hoher Qualität.<br />

1270<br />

CHF 20 000.– / 30 000.–<br />

(€ 16 700.– / 25 000.–)<br />

| 202


| 1271 203


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1272<br />

1272*<br />

1 PAAR TIEFE, GEFASSTE SALONTISCHE, Régence-Stil, Frankreich.<br />

Holz fein beschnitzt mit Muscheln, Blättern und Zierfries sowie beige und<br />

golden gefasst. Rechteckiges, vorstehendes und randprofiliertes Blatt auf wellig<br />

ausgeschnittener Zarge mit 8 geschweiften Beinen. 184x60,5x44,5 cm.<br />

Provenienz: Aus einer englischen Sammlung.<br />

CHF 3 000.– / 5 000.–<br />

(€ 2 500.– / 4 200.–)<br />

1273*<br />

1 PAAR PRUNK-GIRANDOLEN, Louis XV-Stil, sign. RAINGO<br />

FRERES (gegr. 1813), Frankreich, 19. Jh.<br />

Vergoldete Bronze. Balusterschaft mit 4 Lichtarmen mit vasenförmigen<br />

Tüllen und blätterförmigen Tropftellern, auf geschweiftem Rundfuss.<br />

Elektrifiziert. H 61 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Das Unternehmen Raingo Frères wurde 1813 in Paris gegründet und hatte<br />

seinen Sitz in der Rue de Touraine. Zu Beginn ihrer Tätigkeit waren die<br />

vier Raingo-Brüder vor allem als Uhrmacher bekannt; in den 1840er<br />

Jahren erweiterten sie ihre <strong>Katalog</strong>e mit allerlei Kunstgegenständen und<br />

Bronzeobjekten. 1860 lieferten sie Möbel-Beschläge für das Kaiserpaar<br />

Napoleon III und Eugenie.<br />

CHF 9 000.– / 14 000.–<br />

(€ 7 500.– / 11 700.–)<br />

1274*<br />

1 PAAR PORZELLAN-ZIERVASEN „AUX DRAGONS“ MIT<br />

BRONZEMONTUR, Louis XV-Stil, das Porzellan Meissen, die Bronze<br />

Paris, 19. Jh.<br />

Grün glasiertes Porzellan und vergoldete Bronze. Balustervase mit 2 kleinen<br />

seitlichen Drachen, geschweiftem Abschluss und durchbrochenem<br />

Volutensockel. H 33,5 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Für Angaben zu Meissen siehe Fussnote der <strong>Katalog</strong>nr. 1089.<br />

1273 (1 Paar)<br />

CHF 9 000.– / 14 000.–<br />

(€ 7 500.– / 11 700.–)<br />

| 204


1274<br />

| 205


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1275<br />

1275*<br />

KAMINUMRANDUNG „AU BUSTE DE FEMME“, Régence-Stil,<br />

wohl Neapel, 19. Jh.<br />

„Carrara“-Marmor. Geschweiftes, mehrfach profiliertes und vorstehendes<br />

Blatt auf markant ausgeschnittener Zarge mit zentralem Portrait-<br />

Medaillon und Volutenstützen auf profilierten Postamenten.<br />

Bestossungen. 175x55x115 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 8 000.– / 14 000.–<br />

(€ 6 700.– / 11 700.–)<br />

1276<br />

LATERNE MIT PORZELLANBLUMEN, Louis XV-Stil, Paris, die<br />

Blumen wohl aus der Manufacture de Vincennes, Ende 19. Jh.<br />

Vergoldete Bronze und buntes Porzellan. Zylindrisches Gestell mit blumenbeschmücktem<br />

Zentralschaft mit drei geschweiften Lichtarmen, blütenförmigen<br />

Tüllen und geschweiftem Blätterabschluss. Elektrifiziert.<br />

D 35 cm. H 70 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 2 400.– / 3 800.–<br />

(€ 2 000.– / 3 200.–)<br />

1277<br />

1 PAAR VASEN MIT BRONZEMONTUR, spätes Louis XV, das<br />

Porzellan Delft, 18. Jh., die Bronze deutsch, 19. Jh.<br />

Weisses Porzellan mit dunkelblauer Malerei, vergoldete Bronze und<br />

Messing. Balusterförmige, gekantete Vase mit hohem Hals und durchbrochenem<br />

Sockel mit Fratzen und kleinen Volutenfüssen. H 49 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

1276<br />

CHF 2 800.– / 4 800.–<br />

(€ 2 300.– / 4 000.–)<br />

| 206


1278<br />

1278*<br />

KAMINUMRANDUNG, Louis XV-Stil, wohl England um 1880/1900.<br />

„Griotte Rouge“-Marmor. Geschweiftes, trapezförmiges und randprofiliertes<br />

Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge mit fein profilierten Stützen auf<br />

Sockelstützen. 180x36x94 cm.<br />

Provenienz: Aus einer deutschen Sammlung.<br />

CHF 5 000.– / 9 000.–<br />

(€ 4 200.– / 7 500.–)<br />

1279<br />

KLEINE LATERNE, Louis XV-Stil, Paris.<br />

Bronze. Geschweiftes Gestell mit zentralem Lichtarm sowie geschweiftem<br />

Voluten- und Blätterabschluss. Elektrifiziert. D 30 cm. H 60 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 800.– / 1 400.–<br />

(€ 700.– / 1 200.–)<br />

1280*<br />

1 PAAR KERZENSTÖCKE, Louis XV-Stil, Paris, 19. Jh.<br />

Vergoldete Bronze. Balusterförmiger, kannelierter Schaft mit blütenförmiger<br />

Tülle auf profiliertem Rundfuss. H 25,5 cm.<br />

Provenienz: Privatsammlung, Deutschland.<br />

CHF 400.– / 700.–<br />

(€ 300.– / 600.–)<br />

1279<br />

| 207


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1281<br />

1281*<br />

JARDINIERE MIT BRONZEMONTUR, Louis XV-Stil, das Porzellan<br />

Imari, die Bronze Paris, 19. Jh.<br />

Vergoldete Bronze und fein bemaltes Porzellan; Schmetterlinge, Blumen,<br />

Blätter und Zierfries. Sich nach unten verjüngender Gefässkörper mit<br />

randprofilierter, durchbrochener Lippe mit Traghenkel auf profiliertem<br />

Rundfuss mit feinem Volutensockel. D 38 cm, H 35 cm.<br />

CHF 12 000.– / 18 000.–<br />

(€ 10 000.– / 15 000.–)<br />

1282*<br />

PRUNK-PENDULE „AUX AMOURS“, Louis XV-Stil, Paris um 1870.<br />

Vergoldete Bronze. Geschweiftes, mit grosser Rocaille und Voluten verziertes<br />

Gehäuse auf Volutenfüssen mit 2 sitzenden Kindern mit Girlande.<br />

Reliefiertes Zifferblatt mit 12 Emailkartuschen mit blauen römischen<br />

Stundenzahlen. Pariser Werk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Auf<br />

geschweifter, dunkelroter Marmorplatte. Uhr 64x21x59 cm. Platte<br />

68x26x4 cm.<br />

CHF 10 000.– / 15 000.–<br />

(€ 8 300.– / 12 500.–)<br />

1282<br />

1283*<br />

1 PAAR LATERNEN, Louis XV-Stil, Paris.<br />

Matt- und glanzvergoldete Bronze. Oktogonaler, allseitig verglaster<br />

Lichtkörper mit kronenförmigem Abschluss. Elektrifiziert. H ca. 90 cm.<br />

CHF 25 000.– / 45 000.–<br />

(€ 20 800.– / 37 500.–)<br />

| 208


| 1283 209


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1284<br />

1284*<br />

SALONTISCH „AUX PATTES DE LION“ MIT<br />

AMETHYST-PLATTE, Empire-Stil, Russland.<br />

Amethyst und vergoldete Bronze. Rechteckige<br />

Platte auf gerader Zarge mit sich nach unten verjüngenden<br />

Vierkantbeinen mit Tatzenfüssen.<br />

180x80x42 cm.<br />

CHF 24 000.– / 36 000.–<br />

(€ 20 000.– / 30 000.–)<br />

1285*<br />

1 PAAR KLEINE LAPISLAZULI-<br />

DECKELVASEN MIT BRONZEMONTUR,<br />

Louis XVI-Stil, wohl Russland.<br />

Lapislazuli, vergoldete Bronze und Messing.<br />

Gekehlte Balustervase mit knospenförmigem Knauf<br />

und konischem Rundfuss, auf gestuftem<br />

Quadersockel. Kleine Bestossungen am Deckel. H<br />

24 cm.<br />

CHF 2 000.– / 3 000.–<br />

(€ 1 700.– / 2 500.–)<br />

1285<br />

1286*<br />

1 PAAR KOMMODEN „A PORTES“, Napoléon<br />

III, nach Vorlagen zu M. CARLIN (Martin Carlin,<br />

Meister 1766) und Modellen von P. SORMANI<br />

(Paul Sormani, geb. 1817), Paris um 1880.<br />

Mahagoni „moucheté“. Rechteckiger Korpus mit vorstehenden,<br />

vorderen Ecksäulen auf gerader Zarge mit<br />

Kreiselfüssen. Front mit Doppeltüre.<br />

Ausserordentlich, reiche matt- und glanzvergoldete<br />

Bronzebeschläge und -applikationen in Form von<br />

kannelierten Säulen, Girlanden, Mäanderband,<br />

Blättern und Zierfries. Profilierte „Carrara“-Platte.<br />

118x49x113 cm.<br />

CHF 80 000.– / 140 000.–<br />

(€ 66 700.– / 116 700.–)<br />

| 210


1286<br />

| 211


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1287<br />

1287<br />

BUREAU-PLAT, Louis XVI-Stil, nach Vorlagen von J.H. RIESENER, (Jean-Henri Riesener,<br />

Meister 1768), Paris, 19. Jh.<br />

Mahagoni profiliert. Rechteckiges, mit bordeauxrotem Leder bezogenes und in Messingstab gefasstes<br />

Blatt auf gerader Zarge auf sich nach unten verjüngenden Vierkantbeinen. Front mit 3 nebeneinander<br />

liegenden Schubladen. Gleiche, jedoch blinde Einteilung auf der Rückseite. Vergoldete<br />

Bronzebeschläge und -sabots. 145x72x78 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 2 500.– / 4 500.–<br />

(€ 2 100.– / 3 800.–)<br />

1288<br />

1 PAAR MARMORSÄULEN, Louis XVI-Stil, wohl Frankreich.<br />

Grau/beige gesprenkelter und weisser Marmor. Rechteckiges, randprofiliertes Blatt auf Säulenschaft<br />

mit profiliertem Rundfuss und Sockelplatte. H 113,5 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 4 800.– / 7 800.–<br />

(€ 4 000.– / 6 500.–)<br />

1289*<br />

MARMORBÜSTE EINER ADLIGEN, Louis XVI-Stil, in der Art von L.S. BOIZOT (Louis-<br />

Simon Boizot, 1743-1809), Paris, 19. Jh.<br />

„Marbre statuaire“ und „Brocatello Siciliano“. Büste mit gewelltem Haar und feinem Kleid, auf<br />

profiliertem Sockel mit Rundfuss. H 78 cm.<br />

L.S. Boizot wurde 1778 nach einem Aufenthalt in Italien in die „Ecole royale des élèves protégés“<br />

aufgenommen. In den Jahren danach schuf er zahlreiche Büsten von „Grands Hommes de France“,<br />

wie zum Beispiel von Louis XVI, oder von wichtigen Persönlichkeiten wie Joseph II, dessen Portrait<br />

L.S. Boizot anlässlich eines Staatsbesuches anfertigte. Er schuf ebenfalls eine Büste der Köngin<br />

Marie-Antoinette, die der hier abgebildeten Kaktalognummer als Vorlage diente. Seine eigentliche<br />

Spezialität waren allerdings Kleinplastiken, was seine Tätigkeit als Vorsteher der Modellierabteilung<br />

der Manufacture de Sèvres erklärt. 1793 wurde L.S. Boizot zum Revisor der Kunstobjekte im<br />

Antikensaal des Louvre ernannt.<br />

1288 (1 Paar)<br />

CHF 5 000.– / 9 000.–<br />

(€ 4 200.– / 7 500.–)<br />

| 212


| 1289 213


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1290<br />

1290*<br />

1 PAAR BEISTELLTISCHE, Louis XVI-Stil, nach Vorlagen von A.<br />

WEISWEILER (Adam Weisweiler, Meister 1778), Paris.<br />

Matt- und glanzvergoldete Bronze sowie Mahagoni. Rechteckige, rot/grau<br />

gesprenkelte Granitplatte auf gerader Zarge mit durch Balustersteg verbundenen,<br />

geschweiften X-Beinen. 78x53,5x77 cm.<br />

Ein nahezu identischer Tisch wurde in unserer September-Auktion 1999<br />

(<strong>Katalog</strong>nr. 1685) verkauft.<br />

CHF 16 000.– / 26 000.–<br />

(€ 13 300.– / 21 700.–)<br />

1291<br />

RUNDES GUERIDON, Louis XVI-Stil, sign. P. SORMANI PARIS<br />

(Paul Sormani, geb. 1817), Paris, Ende 19. Jh.<br />

Mahagoni kanneliert und gefriest. In Messingring gefasste „Brocatello<br />

Siciliano“-Platte auf gerader Zarge mit durch einzgezogenen Steg verbundenen,<br />

kannelierten Säulenbeinen. Feine, vergoldete Bronzebeschläge und<br />

-applikationen in Form von Blumengirlanden, Musikinstrumenten,<br />

Maschen, Perlstab und Zierfries. D 41 cm, H 74 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Château d’Allaman, Pays de Vaud, Schweiz.<br />

- durch Erbfolge an heutige Besitzer, Schweizer Privatsammlung.<br />

Feines Guéridon von hoher Qualität.<br />

Für Angaben zu P. Sormani siehe Fussnote der <strong>Katalog</strong>nr. 1267.<br />

CHF 4 000.– / 7 000.–<br />

(€ 3 300.– / 5 800.–)<br />

1292*<br />

1 PAAR PRUNK-APPLIKEN „AUX CARQUOIS“, Louis XVI-Stil,<br />

nach Vorlagen von P.F. FEUCHERE (Pierre François Feuchère, 1737-<br />

1823), Paris.<br />

Vergoldete Bronze. Köcherförmige Wandplatte mit grosser Masche und<br />

3 geschweiften Lichtarmen mit runden Tropftellern und blütenförmigen<br />

Tüllen. H 76 cm.<br />

1291<br />

CHF 25 000.– / 45 000.–<br />

(€ 20 800.– / 37 500.–)<br />

| 214


1292 (1 | Paar) 215


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1293<br />

1293*<br />

1 PAAR MARMOR-ZIERVASEN MIT BRONZEMONTUR „AUX<br />

TETES DE BOUC“, Louis XVI-Stil, Paris.<br />

„Fleur de Pêche“-Marmor und vergoldete Bronze. Eiförmiger Gefässkörper<br />

mit kurzem, durchbrochenem Hals und Rundfuss, auf eingezogener<br />

Quaderplatte. H 34 cm.<br />

CHF 8 000.– / 12 000.–<br />

(€ 6 700.– / 10 000.–)<br />

1294*<br />

1 PAAR RUNDE GUERIDONS „A LA WEISWEILER“, Louis XVI-<br />

Stil, Paris.<br />

„Brocatello Siciliano“ und vergoldete Bronze. In profiliertem Bronzering<br />

gefasste Platte auf gerader Zarge mit 3 durch eingezogenes Zwischentablar<br />

verbundenen, bambusartigen Doppelstützen auf kurzen, geschweiften<br />

Beinen. Bronzesabots. D 38 cm, H 76 cm.<br />

CHF 2 500.– / 4 500.–<br />

(€ 2 100.– / 3 800.–)<br />

1295*<br />

KLEINES BUREAU-PLAT, Louis XVI-Stil, sign. und dat. HENRY<br />

DASSON 1884 (Henry Dasson, 1825-1896), Paris.<br />

Rosenholz, Palisander und diverse Edelhölzer gefriest sowie ausserordentlich<br />

fein eingelegt mit Rautenmuster, Filets und Zierfries. Leicht trapezförmiges,<br />

vorstehendes und in durchbrochener Bronzegalerie gefasstes<br />

Blatt auf gerader Zarge mit sich nach unten verjüngenden Vierkantbeinen.<br />

Front mit per Knopfdruck zu öffnender Schublade. Ausserordentlich reiche,<br />

matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge, -hänger und -sabots.<br />

Glasplatte. 67x48x72 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

1294 (1 Paar)<br />

CHF 18 000.– / 28 000.–<br />

(€ 15 000.– / 23 300.–)<br />

| 216


| 1295 217


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1296 1297<br />

1296*<br />

KAMINPENDULE, Directoire-Stil, das Zifferblatt sign. ARMINGAUD<br />

LNE A PARIS, Paris, 19. Jh.<br />

Weisser Marmor sowie vergoldete und brünierte Bronze. Vasenförmiges<br />

Gehäuse mit Blumenaufsatz und seitlichen Frauenbüsten, auf 4 feinen<br />

Stützen mit Huffüssen, auf gestuftem Rundsockel mit gequetschten<br />

Kugelfüssen. In fein reliefierter Lünette gefasstes Emailzifferblatt mit<br />

römischen Stunden- und arabischen Minutenzahlen. 2 Zeiger. Ankerwerk<br />

mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Sonnenpendel. H 60 cm.<br />

CHF 2 000.– / 3 000.–<br />

(€ 1 700.– / 2 500.–)<br />

1297<br />

1 PAAR ZIERDECKELVASEN „AUX SPHINGES“ MIT<br />

BRONZEMONTUR, Louis XVI-Stil, sign. F. BARBEDIENNE PARIS<br />

(Ferdinand Barbedienne, 1810-1892), Frankreich um 1840/50.<br />

Grauer Marmor, vergoldete Bronze und Messing. Urnenförmige Vase mit<br />

kurzem, eingezogenem Hals und durchbrochenem Deckel mit Palmetten-<br />

Aufsatz, auf Rundfuss mit gekehltem Quadersockel. H 49 cm.<br />

CHF 4 000.– / 7 000.–<br />

(€ 3 300.– / 5 800.–)<br />

1298*<br />

DECKENLEUCHTER, Louis XVI-Stil, Paris, 19. Jh.<br />

Bronze sowie teils geschliffener Glas- und Kristallbehang. Korbförmiges<br />

Gestell mit Zentralbalusterschaft und 12 markant geschweiften Lichtarmen,<br />

teils mit Glas-Tropftellern und zylindrischen Tüllen. Feine Lichtkrone mit<br />

reichem Kristallbehang. Elektrifiziert. H ca. 130 cm. D 70 cm.<br />

CHF 3 000.– / 5 000.–<br />

(€ 2 500.– / 4 200.–)<br />

1299*<br />

PRUNK-MITTELTISCH „A LA WEISWEILER“, Louis XVI-Stil, die<br />

Bronzen teils monogr. GG (wohl Guillaume Grohé, 1808-1885), Paris, Ende<br />

19. Jh.<br />

Mahagoni und Bronze. Rechteckige, vorstehende und in profilierten<br />

Bronzestab gefasste „Fleur de Pêche“-Platte auf gerader, durchbrochener<br />

Zarge mit durch geschweiften Kreuzsteg verbundenen Karyatidenstützen auf<br />

Kreiselfüssen. Feine Bronzebeschläge. Etwas zu überholen. 128x75x77 cm.<br />

Dieses Möbel entstand nach dem Modell von Adam Weisweiler. Das<br />

Original befindet sich heute im Louvre. Es wurde 1784 für Marie-<br />

Antoinettes Kabinett im Château de Saint Cloud gefertigt. Im<br />

19. Jahrhundert wurde der Tisch von der Kaiserin Eugènie bei einer<br />

Auktion ersteigert und in ihrem Salon Bleu in den Tuilerien aufgestellt.<br />

CHF 60 000.– / 90 000.–<br />

(€ 50 000.– / 75 000.–)<br />

1300*<br />

1 PAAR KERZENSTÖCKE, Louis XVI-Stil, Napoléon III, sign.<br />

H. PICARD (Henri Picard, tätig 1831-1864) und numm. 826 LL00,<br />

Paris, Ende 19. Jh.<br />

Vergoldete Bronze. Kannelierter Säulenschaft mit vasenfömiger Tülle auf<br />

profiliertem, mit Blättern beschmücktem Rundfuss. H 27 cm.<br />

Der Giesser und Vergolder H. Picard war für seine hervorragenden<br />

Dekorationen und Tischelemente berühmt; er belieferte u.a. den Hof von<br />

Kaiser Napoleon III. Seine Arbeiten findet man heute auch im Musée du<br />

Louvre in Paris.<br />

CHF 2 500.– / 4 500.–<br />

(€ 2 100.– / 3 800.–)<br />

| 218


1299<br />

| 219


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1301<br />

1301<br />

SALONTISCH MIT „PIETRA DURA“-PLATTE, Louis XVI-Stil,<br />

Rom.<br />

„Vert de Mer“ „Brocatello Siciliano“, „Giallo di Siena“, „Rosso di Verona“<br />

und andere Marmorarten sowie Lapislazuli ausserordentlich fein eingelegt<br />

mit geometrischen Motiven, Medaillons, Filets und Zierfries. Rechteckiges<br />

Blatt auf Eisengestell mit durch geschweiften X-Steg verbundenen Vierkantbeinen.<br />

Wenige Bestossungen. 140x76,5x46 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

Für Angaben zu „Pietra Dura“ siehe Fussnote der <strong>Katalog</strong>nr. 1259.<br />

CHF 12 000.– / 22 000.–<br />

(€ 10 000.– / 18 300.–)<br />

1302*<br />

1 PAAR PRUNK-GIRANDOLEN, Louis XV-Stil, Frankreich, 19. Jh.<br />

Flussspat und vergoldete Bronze. Vasenförmiger Schaft mit 5 blumenförmigen<br />

Lichtarmen auf Quaderplatte. Feine Beschläge und Applikationen<br />

in Form von Girlanden, Maschen, Lorbeerkranz und Palmetten. 1 Tülle<br />

fehlt. H 62 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 20 000.– / 30 000.–<br />

(€ 16 700.– / 25 000.–)<br />

1303*<br />

PRUNK-SPIEGEL, Marokko um 1900.<br />

Hartholz, Palisander, Perlmutt und Bein ausserordentlich fein eingelegt<br />

mit geometrischen Motiven. Rechteckiger, teils durchbrochener und<br />

mehrfach profilierter Rahmen mit vorstehenden Ecken. Geschliffenes<br />

Spiegelglas. H 168 cm. B 133 cm.<br />

Provenienz: Privatsammlung, USA.<br />

CHF 3 000.– / 5 000.–<br />

(€ 2 500.– / 4 200.–)<br />

1301 (Blatt)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1304 1305<br />

1304*<br />

1 PAAR BRULE-PARFUMS „AUX PETITS FAUNES“, Louis<br />

XV-Stil, Frankreich, 19. Jh.<br />

Onyx, vergoldete Bronze und Messing. Kugeliger Gefässkörper mit<br />

durchbrochenem Hals, Beerenknauf und zentralem, gedrehtem Schaft,<br />

um den sich eine Schlange windet, auf 3 schmalen Stützen mit Trauben<br />

fressenden Steinbockköpfen und Huffüssen, dazwischen 3 kleine, sitzende<br />

Faune, auf runder Platte mit Kreiselfüssen, auf profiliertem, gekehltem<br />

Rundfuss. H 32 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 12 000.– / 18 000.–<br />

(€ 10 000.– / 15 000.–)<br />

1305*<br />

POSTAMENT, Louis XVI-Stil, wohl Italien.<br />

„Portor“- und „Griotte Rouge“-Marmor. Rechteckiges, profiliertes und<br />

vorstehendes Blatt auf sich nach unten verjüngendem Vierkantschaft mit<br />

profilierter Sockelplatte. 34x30x110 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />

CHF 2 400.– / 3 600.–<br />

(€ 2 000.– / 3 000.–)<br />

1306*<br />

1 PAAR PRUNK-DECKELVASEN, Louis XV-Stil, sign. F. LINKE<br />

(François Linke, 1855-1946), Paris um 1890.<br />

Vergoldete Bronze. Urnenförmige, mit Maskaronen, Blattvoluten und<br />

Palmetten verzierte Vase mit fein gedrehtem Knauf und Rundfuss. H 42 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

F. Linke wurde in Pankraz (Böhmen) als zweites von elf Kindern eines<br />

Steinmetzes geboren und gilt als der bedeutendste Pariser Kunsttischler<br />

des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. 1868 begann er<br />

im Alter von 13 Jahren eine vierjährige Lehre als Möbeltischler, danach<br />

arbeitete er bis 1874 als Gehilfe in Prag und zweieinhalb Jahre in Wien,<br />

wo er in einer Werkstatt tätig war, die der Innung angehörte. Durch die<br />

Wiener Innung erhielt Linke die Einschreibung als Geselle. 1875 kehrte er<br />

nach Böhmen zurück, wurde vom Militärdienst freigestellt, wanderte nach<br />

Dresden, über Weimar nach Hessen bis nach Mainz. Ende des Jahres verliess<br />

Linke Deutschland und reiste nach Paris, wo er sich vermutlich in der<br />

Werkstatt des aus Deutschland stammenden Ebenisten Joseph Emmanuel<br />

Zwiener anstellen liess. Ab 1877 arbeitete Linke wieder bei seinem alten<br />

Lehrmeister Franz Neumann in Reichenberg und fertigte dort im Alter<br />

von nur 22 Jahren sein Meisterstück. Gegen Ende des Jahres kehrte Linke<br />

nach Paris zurück; seine Räumlichkeiten befanden sich im traditionsreichen<br />

Ebenisten-Viertel Faubourg Saint-Antoine und an der vornehmen<br />

Place Vendôme.<br />

CHF 25 000.– / 45 000.–<br />

(€ 20 800.– / 37 500.–)<br />

1306 (Detail)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1307<br />

1307<br />

1 PAAR KAMINBÖCKE, Louis XVI-Stil, Paris.<br />

Vergoldete Bronze und Eisen. Durchbrochene Galerie mit Akanthusdekor<br />

auf 2 Säulenstützen mit Deckelvase und Pinienzapfen. Vierkantiger<br />

Doppelsteg. B 32 cm, L 47,5 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 2 400.– / 3 800.–<br />

(€ 2 000.– / 3 200.–)<br />

1308*<br />

1 PAAR APPLIKEN, Louis XVI-Stil, wohl Italien.<br />

Holz durchbrochen und beschnitzt mit Kartuschen, Blättern und Zierfries<br />

sowie goldgefasst. Mit Masche beschmückte Wandplatte mit 3 geschweiften<br />

Lichtarmen mit grossen Tropftellern und vasenförmigen Tüllen.<br />

Elektrifiziert. Reparaturen. H 115 cm.<br />

Provenienz: Aus einer englischen Sammlung.<br />

CHF 2 500.– / 4 500.–<br />

(€ 2 100.– / 3 800.–)<br />

1309*<br />

1 PAAR GEFASSTE ECK-KONSOLEN „AU MASCARON“, Louis<br />

XVI-Stil, Norditalien.<br />

Holz beschnitzt mit Maskaron, Blättern und Zierfries. Mehrpassige, dreieckige,<br />

vorstehende Platte en „faux marbre“ auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit geschweiften, durch Zwischentablar verbundenen -stützen mit<br />

kannelierten Säulenbeinen. 56x32x97,5 cm.<br />

Provenienz: Aus einer englischen Sammlung.<br />

CHF 2 000.– / 3 000.–<br />

(€ 1 700.– / 2 500.–)<br />

1310<br />

KLEINE TISCHVITRINE, Louis XVI-Stil, Frankreich.<br />

Holz kanneliert sowie fein beschnitzt mit Rosetten, Mäanderband,<br />

Perlstab und Zierfries sowie vergoldet. Rechteckiges, vertieftes Blatt auf<br />

gerader Zarge mit kannelierten Säulenbeinen. 75x45x45 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 1 200.– / 2 000.–<br />

(€ 1 000.– / 1 700.–)<br />

1308 (1 Paar)<br />

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1311<br />

1311*<br />

FOLGE VON 3 LAMPES BOUILLOTTES, Louis XVI-Stil, Paris.<br />

Bronze, Messing und bemaltes Blech. Balusterschaft mit 3 geschweiften Lichtarmen,<br />

schalenförmigem Rundfuss und rotem Lichtschirm. Elektrifiziert. Leicht unterschiedlich.<br />

H 78 cm.<br />

CHF 2 500.– / 4 500.–<br />

(€ 2 100.– / 3 800.–)<br />

1312<br />

KLEINE KONSOLE, Louis XVI-Stil, Paris, Ende 19. Jh.<br />

Bronze vergoldet. Profilierte „Griotte Rouge“-Platte auf gerader, durchbrochener Zarge<br />

mit blätterbeschmückter Volutenstütze. 45x35x83 cm.<br />

CHF 1 800.– / 2 800.–<br />

(€ 1 500.– / 2 300.–)<br />

1313*<br />

1 PAAR GIRANDOLEN „AUX PETITS FAUNES MUSICIENS“, Louis XVI-Stil,<br />

Frankreich, 19. Jh.<br />

Vergoldete und brünierte Bronze sowie „Griotte Rouge“-Marmor. 2 kleine, musizierende<br />

Faune, der eine mit Triangel, der andere mit Tambourin, vor 2 astförmigen Lichtarmen<br />

mit knospenförmigen Tüllen und runden Tropftellern, auf Zylindersockel mit<br />

gestuftem Quadersockel auf Kreiselfüssen. Beschläge und Applikationen in Form von<br />

Girlanden, Rosetten und Kränzen. H 43 cm.<br />

1312<br />

CHF 13 000.– / 18 000.–<br />

(€ 10 800.– / 15 000.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1314<br />

1314*<br />

1 PAAR GIRANDOLEN „AU PETIT FAUNE ET PETITE<br />

BACCHANTE“, Louis XVI-Stil, nach Modellen von CLODION<br />

(Claude Michel, 1731-1765), Paris, 19. Jh.<br />

Vergoldete Bronze und weisser Marmor. Laufender kleiner Faun mit<br />

Efeukranz bzw. sitzende kleine Bacchantin mit Weinkranz, mit je 3 zweigförmigen<br />

Lichtarmen mit vasenförmigen Tüllen und runden Tropftellern,<br />

auf Rundsockel. H 43 cm.<br />

CHF 2 000.– / 3 000.–<br />

(€ 1 700.– / 2 500.–)<br />

1315*<br />

RUNDES GUERIDON MIT PORPHYR-PLATTE, Louis XVI-Stil,<br />

Paris.<br />

Mahagoni profiliert. In feinem Bronzering gefasstes Blatt auf hexagonalem<br />

Schaft mit 3 markant geschweiften Bronze-Volutenfüssen auf Rollen.<br />

D 45 cm, H 72 cm.<br />

CHF 4 800.– / 7 800.–<br />

(€ 4 000.– / 6 500.–)<br />

1316*<br />

1 PAAR VASENGIRANDOLEN „A FLEURS“, Louis XVI-Stil, 1 sign.<br />

TAHAN FR PARIS, Paris um 1880.<br />

Weisser Marmor und vergoldete Bronze. Schaft in Form einer Vase mit reichem<br />

Blumenstrauss mit 4 blütenförmigen Tüllen, auf geschweifter, gekehlter<br />

Quaderplatte. Reiche Beschläge und Applikationen in Form von Bacchus-<br />

Köpfen, Girlanden, Palmetten, Lorbeerkranz und Perlstab. H 51 cm.<br />

1315<br />

CHF 9 000.– / 14 000.–<br />

(€ 7 500.– / 11 700.–)<br />

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1317 (Detail) 1317 (Detail)<br />

1317*<br />

ANRICHTE, Louis XVI-Stil, C.G. DIEHL (Charles Guillaume Diehl,<br />

1811-1885) zuzuschreiben, Paris um 1880.<br />

Ebenholz und teils ebonisierte Birne ausserordentlich fein eingelegt mit Vase,<br />

geflügelten Löwen, Blumen, Blättern und Zierfries. Trapezförmiger Korpus<br />

auf profiliertem Sockel mit Bogenfüssen. Front mit 1 Türe. Ausserordentlich<br />

feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -applikationen in<br />

Form von Löwenköpfen, Maskaron, Palmetten, Blättern und Zierfries. In<br />

feinem Bronzestab gefasste „Portor“-Platte. 118x47x118 cm.<br />

Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung.<br />

Feine Anrichte von bestechender Qualität mit der für C.G. Diehl charakteristischen<br />

Formensprache und markantem Bronzezierrat.<br />

C.G. Diehl entstammte einer Ebenistendynastie aus Steinback und liess<br />

sich anfangs der 1840er Jahre in Paris nieder, wo er bald darauf ein florierendes<br />

Atelier führte, das zeitweise 600 Arbeiter beschäftigte. Seine Spezialität<br />

waren Möbel mit ausserordentlich feiner Boulle-Marketerie, die<br />

aufgrund der pompösen Bronzebeschläge bedeutende Luxusmöbel der<br />

Napoléon-III-Epoche darstellten. Er stellte regelmässig an den wichtigsten<br />

europäischen Messen aus, wo er verschiedene Medaillen erhielt. Sein<br />

eigentliches Meisterwerk war der imposante „médailler de style mérovignien“,<br />

den er an der „Exposition Universelle“ 1887 präsentierte. Er erzielte<br />

damit einen dermassen grossen Erfolg, dass er für sich eine Zweitanfertigung<br />

in Auftrag gab. Der eine Schrank ist heute Bestand der Sammlungen<br />

des Musée d’Orsay in Paris, der andere ziert eine bedeutende amerikanische<br />

Sammlung. Beide sind mit versilberten Bronzebeschlägen verziert,<br />

weisen Einlegearbeiten aus verschiedenen Edelhölzern auf und manifestieren<br />

durch die Ikonografie der historisierenden Elemente bereits die<br />

Formen- und Dekorationssprache des späten 19. Jahrhunderts.<br />

Lit.: D. Ledoux-Lebard, Le mobilier français du XIXe siècle, Paris 1989;<br />

S. 165-167 (biogr. Angaben). C. Payne, 19th Century European Furniture,<br />

Suffolk 1981; S. 35 (biogr. Angaben).<br />

CHF 50 000.– / 90 000.–<br />

(€ 41 700.– / 75 000.–)<br />

1318<br />

1 PAAR RUNDE GUERIDONS „AUX PATTES DE LION“, Louis<br />

XVI-Stil, Paris, 19. Jh.<br />

Bronze, teils brüniert. In fein profiliertem Bronzering gefasste, schwarz/<br />

grau gesprenkelte Marmorplatte auf 3 durch Gitterversprossung verbundenen<br />

Vierkantbeinen mit Tatzenfüssen. D 41 cm. H 70,5cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

1318<br />

CHF 4 000.– / 7 000.–<br />

(€ 3 300.– / 5 800.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1319<br />

1319<br />

AMEUBLEMENT „AUX GRIFFONS“, Empire-Stil, J.E. ZWIENER<br />

(Joseph Emmanuel Zwiener, geb. 1849) zuzuschreiben, Paris, Ende 19. Jh.<br />

Bestehend aus 1 zweiplätzigen Canapé und 1 Paar Fauteuils. Mahagoni<br />

profiliert. Leicht trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit vorderen<br />

Tatzen- und hinteren Säbelbeinen. Leicht eingezogene Rückenlehne mit<br />

gepolsterten Armlehnen auf Greifenstützen aus Bronze. Vergoldete<br />

Bronzebeschläge. Hellgrüner Veloursbezug. Canapé 139x61x44x93 cm,<br />

Fauteuils 65x44x44x91 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Der Überlieferung nach ehemals Besitz von Prinzessin Mathilde, Paris.<br />

- Sammlung E. von Wyttenbach-von Stürler, Basel.<br />

Das hier angebotene Ameublement mit den markanten Bronzegreifen<br />

erinnert an ein Paar Bergèren, welche von E. Zwiener signiert und bei<br />

Camard Paris am 15.12.2010 (<strong>Katalog</strong>nr. 247) verkauft wurden.<br />

Joseph Emmanuel Zwiener wurde 1849 in Deutschland geboren und lebte<br />

1880 bis 1895 in der Rue de la Roquette 12 in Paris. Seine Werkstatt produzierte<br />

eine grosse Anzahl allerfeinster Möbel und kopierte jeden Stil<br />

von Boulle bis Louis XVI. Er schuf Louis-XVI-Möbel in seiner ganz eigenen<br />

Stil-Interpretation und kopierte Stücke wichtiger öffentlicher<br />

Sammlungen in Frankreich.<br />

CHF 4 000.– / 7 000.–<br />

(€ 3 300.– / 5 800.–)<br />

1320<br />

FOLGE VON 4 STÜHLEN „AUX PATTES DE LION“, Empire-Stil,<br />

J.E. ZWIENER (Joseph Emmanuel Zwiener, geb. 1849) zuzuschreiben,<br />

Paris, Ende 19. Jh.<br />

Mahagoni profiliert. Leicht trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit vorderen<br />

Tatzen- und hinteren Säbelbeinen. Leicht eingezogene<br />

Rückenlehne. Vergoldete Bronzebeschläge. Hellgrüner Veloursbezug.<br />

45x42x46x87 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Der Überlieferung nach ehemals Besitz von Prinzessin Mathilde, Paris.<br />

- Sammlung E. von Wyttenbach-von Stürler, Basel.<br />

CHF 1 500.– / 2 500.–<br />

(€ 1 300.– / 2 100.–)<br />

1321<br />

RUNDER SALONTISCH „AUX PATTES DE LION“, Empire-Stil,<br />

Frankreich, Ende 19. Jh.<br />

Mahagoni und Wurzelmaser teils vergoldet. Leicht vorstehende<br />

„Carrara“-Platte auf gerader Zarge mit Säulenschaft und eingezogenem<br />

Dreisockel auf Tatzenfüssen. D 97 cm, H 72 cm.<br />

Provenienz: Sammlung E. von Wyttenbach-von Stürler, Basel.<br />

CHF 800.– / 1 400.–<br />

(€ 700.– / 1 200.–)<br />

1322<br />

ZYLINDERBUREAU „AUX SPHINGES“, Empire-Stil, nach Vorlagen<br />

von F.H.G. JACOB-DESMALTER (François Honoré Georges Jacob-<br />

Desmalter, 1770-1841), Paris, Ende 19. Jh.<br />

Mahagoni geflammt. Rechteckiger Korpus auf bogenförmig ausgeschnittener<br />

Zarge und mit Sphingen beschmückten Vierkantbeinen. Heraufziehbarer<br />

Zylinder und herausnehmbare, mit schwarzem, goldgepresstem<br />

Leder bezogene Schreibplatte über breiter Zentralschublade, flankiert von<br />

je 2 Schubladen. Inneneinteilung mit 6 Schubladen auf 2 Reihen unter 3<br />

nebeneinander liegenden Fächern. Schmaler Aufsatz mit 3 nebeneinander<br />

liegenden Schubladen. Ausserordentlich reiche, vergoldete Bronzebeschläge<br />

mit Portraits von Kaiser Napoleon und Josephine, Viktorien,<br />

Greifen, Schwänen, Fratzen, Rosetten, Palmetten und Zierfries. „Bleu<br />

Turquin“-Platte. 133x65x(offen 88)x121 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Der Überlieferung nach ehemals Besitz von Prinzessin Mathilde, Paris.<br />

- Sammlung E. von Wyttenbach-von Stürler, Basel.<br />

Mathilde Létizia Wilhelmine Bonaparte (geb. 27.5.1820 in Triest, gest.<br />

2. Januar 1904 in Paris) war die Tochter von Napoleons jüngstem Bruder<br />

Jérôme Bonaparte und dessen zweiter Ehefrau Katharina von Württemberg.<br />

Im November 1840 heiratete sie in Florenz den russischen Prinzen<br />

Anatole Demidoff di San Donato, ein Sohn des Grafen Nikolai Nikititsch<br />

Demidow und der Baroness Elisabeth Alexandrowna Stroganoff. Sie widmete<br />

sich der Malerei und führte ab ca. 1850 in ihrem Pariser „Hôtel particulier“<br />

einen künstlerischen und literarischen Salon. Während und nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg war Mathilde ein bekanntes Mitglied des aristokratischen<br />

Kunst- und Literaturkreises in Paris.<br />

CHF 8 000.– / 14 000.–<br />

(€ 6 700.– / 11 700.–)<br />

| 232


1322<br />

1323*<br />

1 PAAR KLEINE GIRANDOLEN „AUX AMOURS“, Empire-Stil,<br />

Paris, 19. Jh.<br />

Vergoldete und brünierte Bronze. Kleiner stehender Amor mit 2 geschweiften<br />

Lichtarmen mit blütenförmigen Tropftellern, auf Postamentsockel.<br />

H 42 cm.<br />

Provenienz: Privatsammlung, Deutschland.<br />

CHF 800.– / 1 400.–<br />

(€ 700.– / 1 200.–)<br />

1324*<br />

KERZENSTOCK „AUX PATTES DE LION“, Empire-Stil, Paris.<br />

Vergoldete und patinierte Bronze. Kannelierter Säulenschaft mit korinthischem<br />

Kapitell auf markanten Löwentatzen und eingezogenem Dreisockel.<br />

Elektrifiziert. H 45 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />

CHF 1 000.– / 1 500.–<br />

(€ 800.– / 1 300.–)<br />

1325*<br />

1 PAAR POSTAMENTE, Empire-Stil, Paris.<br />

Mahagoni profiliert. Rechteckiges, mehrfach profiliertes und vorstehendes<br />

Blatt auf Quaderschaft mit gestuftem Sockel. Vergoldete Bronzebeschläge.<br />

41x39x108 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 900.– / 1 400.–<br />

(€ 800.– / 1 200.–)<br />

1325<br />

| 233


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1326<br />

1326*<br />

MUSIKDOSE MIT VOGELAUTOMAT, Louis XVI-Stil, in der Art von<br />

JAQUET-DROZ (Pierre Jaquet-Droz, 1721-1790), Genf, Ende 19. Jh.<br />

Messing, vergoldete Bronze und fein bemaltes Email; idealisierte<br />

Parklsandschaft mit See, Blumen, Blätter und geometrische Motive.<br />

Rechteckiger Korpus mit leicht vorstehendem Blatt, aufklappbarem<br />

Medaillon und gewulstetem Sockel. Auf Knopfdruck öffnet sich das<br />

Medaillon, und ein beweglicher Vogel zwitschert eine Melodie. 12x7x6 cm.<br />

CHF 9 000.– / 14 000.–<br />

(€ 7 500.– / 11 700.–)<br />

1327<br />

1 PAAR APPLIKEN „AU NEGRE“, Empire-Stil, Frankreich.<br />

Vergoldete und brünierte Bronze. Wandplatte in Form eines halbplastischen<br />

Kopfes mit Federkrone und 3 geschweiften Lichtarmen mit vasenförmigen<br />

Tüllen und runden Tropftellern. Elektrifiziert. H 26 cm.<br />

Ein modellogleiches Paar wurde bei <strong>Koller</strong> Genf am 17.11.2002 (<strong>Katalog</strong>nr.<br />

1070) verkauft, ein weiteres bei <strong>Koller</strong> Zürich am 23.6.2011 (<strong>Katalog</strong>nr.<br />

1318). Ein drittes Paar wurde bei Sotheby’s New York am 24.11.1988<br />

(<strong>Katalog</strong>nr. 159) verkauft.<br />

CHF 3 200.– / 4 800.–<br />

(€ 2 700.– / 4 000.–)<br />

1328<br />

1 PAAR GROSSE APPLIKEN, Empire-Stil, Frankreich.<br />

Matt- und glanzvergoldete sowie patinierte Bronze. Füllhornartige<br />

Wandplatte mit geflügelter Karyatidenstütze und grossem Korb mit<br />

1 Zentralschaft und 4 geschweiften Licharmen mit breiten Tropftellern<br />

und vasenförmigen Tüllen. H 52 cm.<br />

1227 (1 Paar)<br />

CHF 5 600.– / 9 600.–<br />

(€ 4 700.– / 8 000.–)<br />

| 234


1228 (1 | Paar) 235


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1329<br />

1329*<br />

FOLGE VON 4 GROSSEN MALACHITVASEN, Louis XVI-Stil,<br />

wohl Russland, Ende 19. Jh.<br />

Amphorenförmiger Gefässkörper mit schmalem Hals und ausladender<br />

Lippe auf profiliertem Rundfuss mit Quaderplatte. H 77 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Frankreich.<br />

Modellogleiche Vasen sind Teil der Sammlungen des Grand Trianon, im<br />

Salon des Malchites.<br />

Lit. D. Ledoux-Lebard, Le Grand Trianon, Paris 1975; S. 112.<br />

CHF 18 000.– / 28 000.–<br />

(€ 15 000.– / 23 300.–)<br />

1330*<br />

RUNDES GUERIDON MIT MALACHIT-PLATTE, Louis XVI-Stil,<br />

Russland, 19. Jh.<br />

Malachit sowie matt- und glanzvergoldete Bronze. Vorstehendes Blatt auf<br />

kanneliertem Zentralschaft mit 3 eingerollten Volutenstützen auf<br />

Tatzenfüssen. D 61 cm, H 81 cm.<br />

Provenienz: Aus einer Berliner Sammlung.<br />

CHF 6 000.– / 9 000.–<br />

(€ 5 000.– / 7 500.–)<br />

1331*<br />

MALACHITPENDULE, Napoléon III, das Werk mit Marke CONRAD<br />

FELSING KÖNLIGL. HOFUHRMACHER BERLIN (gegr. 1820 von<br />

Johann Conrad Felsing/Völtzing), Berlin um 1880/90.<br />

Malachit und vergoldete, reich reliefierte und ziselierte Bronze.<br />

Postamentförmiges Gehäuse mit auf Säulenruinen sitzender Bub mit lockigem<br />

Haar, Zirkel und Schreibtafel, auf eingerollten Volutenfüssen. In<br />

Rosettenkranz gefasstes Emailzifferblatt mit römischen Stunden- und arabischen<br />

Minutenzahlen. Feines Messingwerk mit 1/2-Stundenschlag auf<br />

Glocke. Pendel mit Schlagjustierung. Reiche Beschläge und Applikationen<br />

in Form von Voluten, Blättern und Blumen. 28x16x58 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

Der deutsche Uhrmacher Johann Conrad Völtzing wurde im Schwarzwald<br />

geboren; hier stellte die Familie Völtzing seit 1733 Uhren her. 1820 siedelte<br />

er nach Berlin um und änderte seinen Namen in „Felsing“. Kurz darauf<br />

gründete er die Firma Conrad Felsing. 1847 wurde Conrad Mitglied der<br />

Innung und 1850 Altmeister. Felsing verstarb 1870; über sein Unternehmen<br />

wurde 1950 in einem Artikel eines Berliner Programmheftes<br />

Folgendes geschrieben:<br />

„Im Biedermeierbratenrock mit grauem Zylinder ging der wohlbestallte<br />

Uhrmachermeister Felsing früh am Morgen immer zu seinem Laden Unter<br />

den Linden. Es war anno 1820, als er sich hier selbständig machte. Das<br />

Geschäft blühte auf, und er wurde Hofuhrmacher, zu damaliger Zeit der<br />

Inbegriff menschlicher Hochleistung. Nach einem wackeren und arbeitsreichen<br />

Dasein kam der Sohn an die Reihe, der Enkel und die Urenkelin,<br />

die bildschöne Frau von Losch, geborene Felsing, Mutter von Marlene<br />

Dietrich, die heute noch Mitbesitzerin des Geschäftes ist. Bis zu den<br />

Bombenattacken konnte man hier die herrlichste Uhrensammlung bewundern.<br />

Es waren formschöne Standuhren bis zur Nürnberger Kartoffel. (...).<br />

Und wenn man sich zufällig bei voller Stunde im Laden befindet, kann<br />

man den lauten Pulsschlag unserer Zeit vernehmen. (...)“<br />

CHF 35 000.– / 55 000.–<br />

(€ 29 000.– / 45 000.–)<br />

| 236


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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1332<br />

1332*<br />

1 PAAR KAMINBÖCKE „AUX AMOURS STRANGULANT DES<br />

CHIMERES“, Louis XV-Stil, nach G.H. CHAUMONT (Gilbert<br />

Honoré Chaumont, 1790-1868), Paris um 1860/80.<br />

Vergoldete und brünierte Bronze. Auf Volutengestell sitzender Putto,<br />

einen Greif würgend. L 68 cm. H 41 cm.<br />

Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung.<br />

Chaumont fertigte 1838 für König Louis Philippe den Entwurf, der bei<br />

der Herstellung der hier angebotenen Kaminböcke als Vorlage diente.<br />

Heute noch befinden sich vergleichbare Kaminböcke im „Salon de<br />

Famille“ im Grand Trianon. Ein modellogleiches Paar wurde bei Sotheby’s<br />

New York, 15.04.2011 (<strong>Katalog</strong>nr. 367) verkauft.<br />

Lit.: Thieme/Becker, Leipzig 1999; 5/6, S. 437 (biogr. Angaben).<br />

CHF 10 000.– / 15 000.–<br />

(€ 8 300.– / 12 500.–)<br />

1333*<br />

HENKELSCHALE, Historismus, in der Art von F. BARBEDIENNE<br />

(Ferdinand Barbedienne, Saint-Martin de Fresney 1810-1892 Paris), wohl<br />

Frankreich, Ende 19. Jh.<br />

Bronze, Messing und roter Marmor. Runder Gefässkörper mit ausladender<br />

Lippe, verschlungenen Doppelhenkeln und konischem, kanneliertem<br />

Rundfuss, auf Quaderplatte. Die Wandung mit halbplastischen Köpfen<br />

mythologischer Figuren, Löwenfell und Akanthusblättern.<br />

D 18 cm, H 22 cm.<br />

Provenienz: Französischer Privatbesitz.<br />

Als Vorlage für die hier angebotene Vase diente wohl die sog. „Warwick<br />

Vase“, die während einer Ausgrabung in der Nähe der Hadrians-Villa in<br />

Tivoli gefunden worden war. Sir Willian Hamilton finanzierte die<br />

Restaurierung in der Hoffnung, die Vase dem neu erbauten British<br />

Museum verkaufen zu können. Das Museum konnte sich das Stück allerdings<br />

nicht leisten und verfügte zudem nicht über ausreichend Platz für<br />

die Ausstellung dieser sehr grossen Vase. Hamilton gab die Vase schliesslich<br />

seinem Neffen, dem Earl of Warwick, der sie auf einer Rasenfläche<br />

im Warwick Castle platzierte.<br />

1334<br />

1 PAAR GIRANDOLEN „AUX CYGNES“, Empire-Stil, sign. F.<br />

BARBEDIENNE PARIS (Ferdinand Barbedienne, Saint-Martin de<br />

Fresney 1810-1892 Paris), Paris um 1890.<br />

Vergoldete, reich reliefierte Bronze. Balusterschaft mit zentraler Palmette<br />

und Flammenabschluss sowie 3 schwanenförmigen Lichtarmen mit vasenförmigen<br />

Tüllen und profiliertem Rundfuss. H 51 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Genf.<br />

F. Barbedienne, Sohn eines bescheidenen Landwirts, stellte mit Erfolg<br />

Tapeten her, bevor er sich 1838 dem Mechaniker Achille Collas (1795-<br />

1859) anschloss, der ein Verfahren zur Herstellung kleinerer Bronzeobjekte<br />

erfunden hatte. Im Jahr darauf gründete Barbedienne eine Giesserei, die<br />

bald eine der bedeutendsten des 19. Jahrhunderts wurde. Sie schuf Nachfertigungen<br />

der meisten bekannten Statuen, die sich in den europäischen<br />

Museen befanden, in kleineren Ausführungen, womit sie sich leicht in<br />

moderne Einrichtungen integrieren liessen. Barbedienne arbeitete zudem<br />

für berühmte Bildhauer wie Clésinger, Carrier-Belleuse und Guillemin.<br />

Barbedienne und sein Unternehmen waren bei Kritikern und Kundschaft<br />

gleichermassen hochangesehen und wurden mehrfach ausgezeichnet; an<br />

der Exposition Universelle 1878 wurde Barbedienne als „prince de<br />

l’Industrie et roi du bronze“ betitelt.<br />

CHF 3 000.– / 5 000.–<br />

(€ 2 500.– / 4 200.–)<br />

1335<br />

KAMINPENDULE „AU SPHINGE“, Empire-Stil, Paris um 1870/90.<br />

Schwarzer Marmor, brünierte Bronze und Onyx. Auf tempelförmigem<br />

Gehäuse liegender Sphinx, seitlich 2 geflügelte Löwen, auf profiliertem<br />

Rechtecksockel. Emailzifferring mit römischen Stundenzahlen.<br />

Ankerwerk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. 52x16x61 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Eine modellogleiche Pendule ist abgebildet in: P. Kjellberg, La pendule<br />

française du Moyen Age à nos jours, Paris 1997; S. 470 (Abb. D).<br />

CHF 1 000.– / 1 500.–<br />

(€ 800.– / 1 300.–)<br />

CHF 800.– / 1 200.–<br />

(€ 700.– / 1 000.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1336 (Detail)<br />

1336*<br />

PRUNK-HENKELVASE MIT „EMAIL CLOISONNE“, Napoléon III,<br />

von der MAISON MARNYHAC, nach Vorlagen von E. LIEVRE<br />

(Edouard Lièvre, 1828-1886), Paris um 1880.<br />

Vergoldete Bronze und feines Email Cloisonné im „goût chinois“; auf<br />

blau/grünem Fond bunte Blumen, Blätter und Zierfries. Balustervase mit<br />

durchbrochener, profilierter Lippe und feinen Henkeln auf fein durchbrochenem<br />

Ring mit geschweiften Beinen. H 116 cm.<br />

Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung.<br />

Hochbedeutende Vase von bestechender Qualität.<br />

C. de Marnyhac etablierte sich zwischen 1866 und 1868 in Paris. Ab 1869<br />

war seine Firma als „Marnyhac (Charles de) et Cie, sculpteur en tous genres,<br />

bronzes artistiques de Paris, avenue Wagram 42, et rue Royale 9“<br />

bekannt. Im gleichen Jahr transferierte Marnyhac seinen Laden in die Rue<br />

de la Paix 1. 1870 erwähnte ihn der „Almanach du Commerce“; unter der<br />

Rubrik „Sculpteurs-statuaires“ wurde geschrieben: „Marnyhac, sculptures<br />

d’après nature et oeuvres d’art, architecture, statues, statuettes, bustes,<br />

médaillons, bas-reliefs, exécutés par M. Clésinger, Officier de la Légion<br />

d’Honneur, et les premiers artistes sculpteurs de Paris, exécutions en<br />

marbre, pierres, bronze, terre cuite, albâtre, etc., atelier, fonderie et administration,<br />

avenue de Wagram 42; exposition et magasins rue de la Paix 1“.<br />

Unter „Fondeurs en cuivre“ stand: „Marnyhac, fonderie de cuivre, bronzes<br />

d’arts et d’ornements en orfèvrerie, avenue Wagram 42.“ Unter „Bronzes<br />

et objets d’art“: „Marnyhac, fondeur, éditeur des oeuvres du sculpteur<br />

Clésinger, Officier de la Légion d’Honneur et des premiers artistes modernes;<br />

bronzes d’art et d’ameublement, modèles uniques; atelier de sculpture,<br />

de bronze, fonderie et administration, aven. de Wagram 42, magasins<br />

de vente, rue de la Paix.“ 1878 gewann Marnyhac die Goldmedaille der<br />

Exposition Universelle in Paris. 2 Jahre später schrieb G. Servant im<br />

„Rapport sur les bronzes d’art, fontes d’art diverses, métaux repoussés“:<br />

„A la tête des industriels les plus distingués, nous devons placer M. de<br />

Marnyhac qui a créé en quelques années une fabrique de première ordre.<br />

(...) Nous devons constater que tous ces bronzes sont ciselés avec le plus<br />

grand soin et de la façon la plus large. Le jury a reconnu le mérite incontestable<br />

de cet exposant en le plaçant à la tête des médailles d’or.“<br />

1879 wurde das Verkaufsgeschäft in die Avenue de l’Opéra 26 verlegt, die<br />

Ateliers in die Rue Sainte Anne 12. In den 1890er Jahren zog sich C. de<br />

Marnyhac aus dem Berufsleben zurück.<br />

Edouard Lièvre zählte den bevorzugten Künstlern und Handwerkern von<br />

Kaiserin Eugénie. Nach seiner Ausbildung in der Werkstatt des Malers<br />

Thomas Couture wandte er sich Möbelherstellung zu; seine Werke sind<br />

geprägt vom Eklektizismus, dem typischen Stil des 2. Empire. Lièvre<br />

arbeitete mit Künstlern zusammen, die seine Modelle und Vorlagen - im<br />

Stil der Renaissance, des Louis XVI und des Orients - mit grossem Talent<br />

umsetzten. In den 1860er Jahren verschrieb sich Lièvre einer neuen, grossen<br />

künstlerischen Bewegung: dem „Japonisme“. Er machte aus den „westlich“<br />

orientierten Salons Orte des „imaginären und dekorativen Orients“<br />

und liess seine Luxusmöbel mit entsprechenden Bronzen, Keramikobjekten<br />

und Stoffen kombinieren. Bald verbreitete sich der neue exotische<br />

Stil in den Häusern der wohlhabenden Elite. Nach Lièvres Tod<br />

wurde ein Grossteil seiner Modelle, Zeichnungen und Entwürfe vom<br />

Atelier „L’Escalier de Cristal“ gekauft; das berühmte Pariser Haus erwarb<br />

sich so das Recht, die Vorlagen von Lièvre unter ihrem eigenen Namen zu<br />

benutzen.<br />

CHF 50 000.– / 90 000.–<br />

(€ 41 700.– / 75 000.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1337<br />

1337*<br />

MITTELTISCH „A FLEURS“, Napoléon III, Paris um 1870.<br />

Rosenholz, Palisander und teils getönte Edelhölzer ausserordentlich fein<br />

eingelegt mit Blumen, Blättern, Fabelwesen, Filets und Zierfries.<br />

Geschweiftes, bastionsförmiges, vorstehendes und in profiliertem Bronzestab<br />

gefasstes Blatt auf geschweifter Zarge mit hohen, markant geschweiften<br />

Beinen. Front mit 1 Schublade. Ausserordentlich reiche, vergoldete<br />

Bronzebeschläge und -sabots in Form von Maskaronen-Medaillons,<br />

Kartuschen und Zierfries. 152x93x78,5 cm.<br />

Provenienz: Aus einer englischen Sammlung.<br />

Zwei nahezu identische Mitteltische wurden in unserer März-Auktion<br />

2011 (<strong>Katalog</strong>nr. 1324 und 1327) verkauft.<br />

CHF 15 000.– / 25 000.–<br />

(€ 12 500.– / 20 800.–)<br />

1338*<br />

EISEN-DECKENLEUCHTER, Barock-Stil, Frankreich, Ende 19. Jh.<br />

Eisen getrieben. Zentralschaft beschmückt mit Blättern und Voluten<br />

sowie mit 12 Lichtarmen mit breiten Tropftellern, zylindrischen Tüllen<br />

und feinen Glasclochen. Elektrifiziert. H ca. 170 cm. D ca. 90 cm.<br />

CHF 5 000.– / 9 000.–<br />

(€ 4 200.– / 7 500.–)<br />

1339*<br />

1 PAAR EISENFIGUREN „AUX ENFANTS“, Napoleon III, der<br />

FONDERIE VAL D’OSNE zuzuschreiben, um 1860/80.<br />

Patinierter Eisenguss. 2 leicht unterschiedliche Knaben mit Tuch und geschweiftem,<br />

gedrehtem Schaft, auf Rundsockel. Elektrifiziert. H ca. 119 cm.<br />

Provenienz: Aus einer englischen Sammlung.<br />

1337 (Blatt)<br />

CHF 30 000.– / 50 000.–<br />

(€ 25 000.– / 41 700.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

of Antoine-Louis Barye, catalogo della mostra di Baltimora, The Waters<br />

Art Museum, a cura di E.R.Johnston, S.Kelly, Munich-London-New<br />

York 2006), apprezzato non solo dal collezionismo europeo ma anche da<br />

quello americano.<br />

I due modelli della Paix e della Guerre furono tradotti in grande come si è<br />

detto per i gruppi scultorei del Louvre, oggi gravemente mutili e danneggiati,<br />

asportati dalla collocazione originaria e collocati a terra (pubblicati in<br />

Sculpture Française II - Renaissance et temps modernes, Musée du<br />

Louvre, Département des Sculptures, sous la direction de Jean-René<br />

Gaborit, vol. II, Paris 1998, p.94, dove la l’Ordre è pubblicato erroneamente<br />

come La Guerra mentre quest’ultima si trova al posto della Pace,<br />

non riprodotte dunque), mentre pi ù tardi i gruppi dell’Ordre e della Force<br />

furono i soli della serie a essere collocati insieme alle repliche di altre celebri<br />

invenzioni dell’artista in un monumento onorario dedicato allo scultore<br />

dei suoi collezionisti americani - i fondi furono raccolti in una grande mostra<br />

a New York dedicata all’artista tra il 1889 e il 1890 - eretto nel 1894<br />

sull’Ile Saint-Louis, tra l’antico domicilio dell’artista e il Jardin des plantes,<br />

e andato in parte distrutto durante la Seconda guerra mondiale.<br />

Di tutti i quattro i gruppi esiste una versione in gesso patinata a bronzo e<br />

conservata, in deposito dal Louvre, al Musée d’Orsay. Quei gessi, passati<br />

alla vendita dell’atelier dell’artista nel 1876, furono acquisiti da Ferdinand<br />

Barbedienne per la fusione postuma di repliche in bronzo. Due delle rare<br />

serie complete a grandezza naturale realizzate dalla sua fonderia si trovano<br />

a Reims (Musée des Beaux Arts) e Baltimora (Walters Art Gallery) mentre<br />

più comuni sono altre fusioni di dimensione ridotta tirate fino a<br />

Novecento inoltrato.“<br />

1340 (Detail)<br />

1340*<br />

BARYE, A.L. (Antoine Louis Barye, 1796 Paris 1875), Paris 1854.<br />

„La Guerre“ und „La Paix“. Gips. Auf Pferd sitzender Kriegsgott mit<br />

Horn blasendem Kind, auf profiliertem Rundsockel, bzw. auf Stier sitzender<br />

Hirte mit Flöte spielendem Kind, auf profiliertem Rundsockel.<br />

Bestossungen und Reparaturen. 76x69x105 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Mit Gutachten von Prof. Stefano Grandesso, Neapel, 6.11.2003.<br />

Hochbedeutendes Paar, das als Modell für die monumentalen Gruppen<br />

diente, die Barye zusammen mit „La Force“ und „L’Ordre“ während der<br />

Regierungszeit von Napoleon III. im Auftrag des Architekten Hector<br />

Lefuel als Aussendekorationen des „Pavillon Richelieu“ im neuen Palais<br />

du Louvre schuf (1855). Die vier Gruppen gelten als „chefs d’oeuvres“ des<br />

Bildhauers; sie zeigen, dass sich Bayre bei Weitem nicht nur auf die<br />

Darstellung von Tieren verstand, sondern auch zu meisterhaften<br />

Leistungen in der Personen-Darstellung und Aussendekoration fähig war.<br />

Im erwähnten Gutachten wird Folgendes festgehalten:<br />

„I due gessi sono i modelli per le proporzioni, eseguiti a un terzo delle<br />

misure finali, di due dei quattro gruppi colossali in pietra calcarea eseguiti<br />

tra il 1854 e il 1856 da Antoine Louis Barye, insieme ad altri elementi<br />

decorativi, per ornamento dell’allora erigenda nuova ala Denon del Louvre<br />

e collocati sulla facciata prospiciente la Cour Napoléon. Condividono con<br />

gli altri due gruppi dell’Ordre e della Force l’iconografia di un eroe maschile,<br />

dall’anatomia erculea, sedente accanto a un più naturalistico fanciullo,<br />

che completa insieme ad animali allegorici giacenti il significato delle singole<br />

statue, nella Guerre il cavallo, impiegato in battaglia, nella Paix il<br />

bove, simbolo di prosperità.<br />

La figura dell’eroe in riposo, dalla morfologia anatomica classicista e semplificata,<br />

maestosa e adeguata alla destinazione monumentale, corrispondeva<br />

ad altre opere di ispirazione antica eseguite da Barye a partire dal<br />

decennio precedente, in bronzo e in piccole dimensioni, ma dalla valenza<br />

tuttavia egualmente monumentale, come il Teseo che uccide il minotauro.<br />

Era un filone dell’attività della maturità dello scultore che fu tra i protagonisti<br />

delle correnti figurative del romanticismo francese e il principale animalista<br />

del suo tempo (sull’ artista almeno: M. Poletti, A. Richarme,<br />

Barye. Catalogue raisonné des sculptures, Parigi 2000 ; Untamed. The art<br />

A.L. Barye wurde am 24. September 1795 in Paris geboren. Mit 14 Jahren<br />

begann er eine Lehre bei einem gewissen Fourier, Metallgraveur, welcher<br />

Zubehör für Militärkleidung lieferte. Zugleich arbeite er für den wohl<br />

bedeutendsten Goldschmied und Entwerfer, M.G. Biennais. 1815 wurde<br />

er zur Armee gerufen und nach seiner Entlassung 1816 kam er als Schüler<br />

ins Atelier des Bildhauer François Joseph Bosio, wo er künstlerisches<br />

Modellieren lernte. Mit dessen Empfehlung nahm ihn ein Jahr später der<br />

Maler Antoine-Jean Gros in sein Atelier auf. Von 1823-1831 arbeitete<br />

Barye mit dem Goldschmied Jacques Henri Fauconnier, für welchen er<br />

Modelle von kleinen Tieren als Tischdekorationen herstellte. Bei ihm<br />

lernte er die Guss- und Schmiedetechnik, die ihm später für seine eigenen<br />

Werke zu Gute kommt. Während diesen Jahren begann Barye mit seinen<br />

Tierstudien; er verbrachte seine Freizeit meistens im Jardin des Plantes,<br />

wo er dank eines befreundeten alten Aufsehers, reichlich Zeit mit dem<br />

Studieren der lebenden Tiere verbrachte. Die Ecole des beaux-arts besitzt<br />

aussergewöhnliche Zeichnungen (Reproduktionen von Mai 1972 durch die<br />

Zeitschrift Connaissance des Arts) auf welchen Barye die Masse der einzelnen<br />

Tiere vervielfacht hatte und durch die Details beinahe zu wissenschaftliche<br />

Zeichnungen wurden. Im Jahre1831stellte Barye ein besonderes<br />

Werk der Öffentlichkeit vor: ein Tiger, der ein Krokodil zerreisst. Er<br />

begründete mit dieser Skulptur definitiv seinen Ruf als Tierbildner. Die<br />

Jury des Salon erteilte diesem Werk zwar nur den zweiten Rang, aber der<br />

Erfolg beim Publikum war erheblich. Barye bemühte sich während 13<br />

Jahren bei der Academie damit seine Tierskulpturen als ebenbürtige<br />

Kunstwerke angesehen werden, bis er endlich die konservative Haltung<br />

der Jury überzeugen konnte und aufgenommen wurde. 1848 wurde er zum<br />

Jury-Mitglied des Salon promoviert und einige Jahre später zum<br />

„Professeur de dessin zoologique“ im Muséum d’histoire naturelle nominiert.<br />

Sein Triumph kam an der Weltausstellung 1855: er präsentierte ein<br />

einziges Werk den „Jaguar dévorant un lièvre“ in der Sparte „Beaux-Arts“<br />

und eine grosse Anzahl diverser Skulpturen aller Grössen in der Sparte<br />

„Produits de l’industrie“. Er erhielt die „Grande Médaille d’honneur et la<br />

croix d’officier de la Légion d’honneur“. 1873 verkaufte Barye einem<br />

Amerikaner aus Baltimore, William Thomson Walters, je ein Exemplar<br />

aus Bronze seiner Werke, insgesamt 120 Stücke, für die Corcoran Gallery<br />

in Washington. Sein Name wurde somit immer berühmter in Übersee und<br />

grosse Sammler und Museen kauften seine Skulpturen, u.A. das Metropolitan<br />

Museum in New York, das Museum in Philadelphia und Cambridge/Massachusetts.<br />

Nach seinem Tod im Juni 1875 organisierte die<br />

Ecole des beaux-arts eine Ausstellung. Der Verkauf seines Ateliers fand<br />

vom 7. bis 12. Juni 1876 statt und sie beinhaltete 220 Bronzen, einige<br />

davon unveröffentlichte Werke, dazu noch weitere 150 Modelle in Bronze.<br />

CHF 35 000.– / 45 000.–<br />

(€ 29 200.– / 37 500.–)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1341<br />

1341*<br />

MAISON, R. (Rudolf Maison, Regensburg 1854-1904 München),<br />

Deutschland um 1900.<br />

Bronze. Auf Hengst reitender Picador, dem Stier die Lanze in die Flanke<br />

stossend, auf rechteckiger Platte. Sign. RUD. MAISON. L 73 cm, H 40 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

CHF 4 500.– / 6 500.–<br />

(€ 3 800.– / 5 400.–)<br />

1342*<br />

DROUOT, E. (Edouard Drouot, 1859-1945), Frankreich um 1900.<br />

„La Semeuse“. Patinierte Bronze und roter Marmor. Stehende junge Frau bei<br />

der Aussaat, auf rundem, gekehltem Sockel. Sign. DROUOT. Mit Plakette<br />

„La Semeuse par E. Drouot, Exp.on des Beaux Arts Paris“ und Marke<br />

„Syndicat des Fabr.ts de Bronzes, Unis France, Marque reservée“. H 67 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, München.<br />

E. Drouot war ein Pariser Bildhauer und debütierte 1889 im „Salon“ der<br />

Société d’Art française mit der Gipsstatue „Printemps“. Er schuf Statuen<br />

in Gips, Marmor und Bronze, vor allem allegorische und Genrefiguren,<br />

und eine Anzahl von Portraitbüsten in Terracotta.<br />

Lit.: Thieme/Becker, Leipzig 1999; 9/10, S. 584 (biogr. Angaben).<br />

CHF 4 000.– / 6 000.–<br />

(€ 3 300.– / 5 000.–)<br />

1343*<br />

1 PAAR PRUNK-GIRANDOLEN „AUX ENFANTS“, Louis XV-Stil,<br />

Paris.<br />

Vergoldete bzw. teils brünierte Bronze. 2 Kinder, 1 grosses Füllhorn mit<br />

Zentralblüte und 4 geschweiften Lichtarmen mit blätterförmigen Tüllen auf<br />

gekehltem Bastionssockel tragend. Glasclochen. Elektrifiziert. H 158 cm.<br />

Provenienz: Aus einer englischen Sammlung.<br />

1342<br />

CHF 30 000.– / 50 000.–<br />

(€ 25 000.– / 41 700.–)<br />

| 246


1343 (1 | Paar) 247


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1344 1345<br />

1344<br />

GROSSE BÜSTE EINES MANNES, nach einem Modell von F. RUDE<br />

(François Rude, 1784-1855), Paris, 20. Jh.<br />

Eisenguss. Bärtiger Mann mit wehendem Haar. Auf Rundsockel. H 60 cm.<br />

Der französische Bildhauer François Rude war zu Beginn seiner beruflichen<br />

Laufbahn als Schmied tätig, liess sich aber ab 1807 an der Ecole<br />

nationale supérieure des beaux-arts zum Bildhauer ausbilden. Bereits 1812<br />

gewann er den „Prix de Rome“. Nach dem Ende des Empire zog Rude für<br />

die nächsten zwölf Jahre nach Brüssel, wo er mit Dekorationen für verschiedene<br />

königliche Schlösser beschäftigt war. Nach seiner Rückkehr<br />

nach Frankreich 1827 schuf er „Le pécheur napolitain jouant avec une tortue“,<br />

der ihn weitherum bekannt machte. Zu Rudes Hauptwerken gehören<br />

ausserdem Skulpturen von Merkur (1827) und Jeanne d’Arc (1852),<br />

ein Relief mit dem „Auszug der Freiwilligen“ am Arc de Triomphe (1792),<br />

eine gewaltige Gipsfigur des auferstehenden Napoleon (1784/85) und das<br />

Denkmal für Michel Ney (errichtet 1853).<br />

CHF 2 000.– / 3 000.–<br />

(€ 1 700.– / 2 500.–)<br />

1345<br />

PUTNAM, J.D. (Jack D. Putnam, geb. 1925), USA, dat. 1977.<br />

Brünierte Bronze und polierter, schwarzer Stein. Stehende Säbelantilope,<br />

auf ovalem Sockel. Sign., numm. und dat. JACK D. PUTNAM 1977,<br />

21/25. H 48 cm, L 37 cm.<br />

CHF 1 000.– / 1 500.–<br />

(€ 800.– / 1 300.–)<br />

1346*<br />

1 PAAR MEDICI-VASEN, Empire-Stil, Paris, Ende 19. Jh.<br />

Schwarz/grüner und dunkelgrüner Marmor. Kratervase mit 2 kleinen<br />

Henkeln, jeweils in 2 bärtigen Männerköpfen endend, ausladender Lippe<br />

und kanneliertem, konischem Fuss, auf gestuftem Sockel mit Maskaron.<br />

Die Wandung reliefert mit mythologischen Personen. H 51 cm.<br />

1346 (1 Paar)<br />

CHF 12 000.– / 18 000.–<br />

(€ 10 000.– / 15 000.–)<br />

| 248


1347<br />

1347*<br />

REISEKABINETT, deutsch, Ende 19. Jh.<br />

Holz fein eingelegt mit profiliertem und bemaltem Leder; Blumen, Blätter<br />

und geometrische Motive. Rechteckiger Korpus mit aufklappbarem<br />

Deckel auf profiliertem Sockel. Front mit 3 grossen Schubladen unter<br />

2 zweigeteilten Schubladenreihen. Feine Messingbeschläge und -traghenkel.<br />

Fehlstellen. 60x35x42 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Ehemals Besitz von Kaiser Wilhelm II., Berlin.<br />

- Erworben 1918 und seither in Privatbesitz, Deutschland.<br />

1348*<br />

VASTAGH, G. (György Vastagh d.J., 1868-1946), Ungarn, 20. Jh.<br />

Bronze. Stehender Löwe auf Felssockel. Sign. VASTAGH GYORGY.<br />

L 48 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Belgien.<br />

CHF 4 000.– / 7 000.–<br />

(€ 3 300.– / 5 800.–)<br />

Kaiser Wilhelm II, mit vollem Namen Friedrich Wilhelm Viktor Albert<br />

von Preussen (Berlin 27. Januar 1859 - 4. Juni 1941 Doorn), Sohn von<br />

Friedrich III und Enkel von Kaiser Wilhelm I, war der letzte deutsche<br />

Kaiser und König von Preussen (1888-1918). Während seiner Amtszeit<br />

bemühte er sich, Deutschland als Weltmacht zu etablieren. Durch den<br />

Bau einer deutschen Flotte, die mit der britischen Navy konkurrieren sollte,<br />

und seiner Kolonialpolitik wollte Wilhelm Deutschland als wichtige<br />

politische Grösse zeigen. Nach der Ermordung von Kronprinz Franz<br />

Ferdinand 1914 und der darauf folgenden Julikrise sicherte Wilhelm<br />

Österreich-Ungarn seine Unterstützung zu. Kurz danach brach der Erste<br />

Weltkrieg aus. Während diesen schwierigen Zeiten verlor Wilhelm zunehmend<br />

an Macht, Respekt und Unterstützung und überliess die Heeresleitung<br />

Hindenburg und Ludendorff. Schliesslich verkündete Reichskanzler<br />

Prinz Max von Baden im November 1918 Wilhelms Abdankung<br />

als deutscher Kaiser und König von Preussen. Wilhelm erhielt Asyl in den<br />

Niederlanden, die ihn dank Königin Wilhelmina nicht den Entente-<br />

Mächten auslieferten. Er starb 1941 in Doorn.<br />

CHF 3 500.– / 5 500.–<br />

(€ 2 900.– / 4 600.–)<br />

1348<br />

| 249


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1349<br />

1349<br />

FOLGE VON 3 MARMORFIGUREN, Historismus, Italien um 1900.<br />

Weisser Marmor. Stehende Frauenfiguren in faltenreichen Gewändern auf<br />

Rechtecksockel. Bestossungen. H ca. 102 cm.<br />

CHF 3 000.– / 5 000.–<br />

(€ 2 500.– / 4 200.–)<br />

1350*<br />

1 PAAR GEFASSTE AMPHOREN AUF SOCKEL, Empire-Stil, nach<br />

Vorbildern aus der Antike, Paris.<br />

Gusseisen weiss gefasst und weinfarbener Granit. Gebauchtes Gefäss in<br />

mit eingezogenem Hals, ausladender Lippe und 2 Henkeln mit Löwenköpfen.<br />

Die Wandung mit Medaillons und 2 Medusen, die Postamente<br />

mit Fratzen und Palmetten. D 60 cm, H 192 cm.<br />

CHF 12 000.– / 18 000.–<br />

(€ 10 000.– / 15 000.–)<br />

1351*<br />

GOSSIN, L. (Louis Gossin, 1846-1928), Frankreich, 20. Jh.<br />

Brünierte Bronze und schwarzer, weiss geäderter Marmor. Auf Wolken<br />

sitzender Chronos mit grossen Flügeln, Sense und Sanduhr, auf profilierter<br />

Quaderplatte. Sign. GOSSIN. H 63 cm.<br />

Der französische Bildhauer Louis Gossin führte mit seinem Bruder<br />

Etienne eine Manufaktur für Terracotta-Statuetten, schuf eher konventionelle<br />

Figuren und war Mitglied in der „Societé des artistes français“. Er<br />

stellte regelmässig am Pariser Salon aus und wurde mehrfach ausgezeichnet.<br />

Gossins Werke findet man heute u.a. im Museum zu Toulouse.<br />

1350<br />

CHF 3 000.– / 5 000.–<br />

(€ 2 500.– / 4 200.–)<br />

| 250


1351 1352<br />

1352<br />

KLEINE REISEUHR, Historismus, das Zifferblatt sign.<br />

PAUL BUHRE ST. PETERSBURG (tätig ab 1815),<br />

Russland, 19. Jh.<br />

Bronze, Messing und geschliffenes Glas. Rechteckiges,<br />

vierseitig verglastes Gehäuse mit feinem Traghenkel, ovalem<br />

Werk-Sichtfenster und ausgeschnittenem Sockel.<br />

Zifferblatt mit römischen Stundenzahlen. Ankerwerk. In<br />

originaler, gebrauchter Lederschatulle mit Riemen,<br />

Rautenmuster, Schiebefenster, violettem Samt und Fächern<br />

für Schlüssel. Uhr 5x4,5x7 cm. Schatulle 7x6x9 cm.<br />

Der Zarenhoflieferant Paul Buhre, der aus einer der wichtigsten<br />

Uhrenhändler-Familien Russlands stammte, übernahm<br />

1815 das Uhrengeschäft seines Vaters in St.<br />

Petersburg und richtete weitere Läden in Moskau ein. Die<br />

Buhre importierten die Uhren hauptsächlich aus der<br />

Schweiz. Etwa 1880 gründete Paul Buhre in Le Locle eine<br />

Fabrik, deren Leitung der Schweizer Uhrmacher Paul<br />

Othenin-Girard übernahm. Mit der Oktoberrevolution<br />

1917 brach der russische Markt zusammen.<br />

CHF 2 000.– / 3 000.–<br />

(€ 1 700.– / 2 500.–)<br />

1353*<br />

BRUNNENMASKE, deutsch, bez. GUSS V. CH. LENZ<br />

NÜRNBERG, Nürnberg um 1900.<br />

Bronze. Männergesicht mit schmalen Augen, kleinem<br />

Schnauz, Kinnbärtchen und Kopftuch. Auf Spanplatte montiert.<br />

H Maske 58 cm. Platte 65x70 cm.<br />

CHF 3 000.– / 5 000.–<br />

(€ 2 500.– / 4 200.–)<br />

1353<br />

| 251

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