PDF Katalog - Koller Auktionen
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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />
1042<br />
1042*<br />
1 PAAR LACK-KOMMODEN, Louis XV und später, Genua.<br />
Holz allseitig gelackt; auf hellgrünem Fond feine, bunte Blumen, Blätter,<br />
Kartuschen und Zierfries. Markant geschweifter, trapezförmiger Korpus<br />
mit vorstehenden vorderen Eckstollen auf wellig ausgeschnittener Zarge<br />
mit geschweiften Beinen. Leicht gebauchte Front mit 2 Schubladen ohne<br />
Traverse. Vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Mehrfach profilierte,<br />
grau/braun gesprenkelte Marmorplatte. 124x60x88 cm.<br />
Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />
Feines Paar von hoher Qualität.<br />
Eine sehr ähnliche Kommode aus der Sammlung I. Bossi ist abgebildet in:<br />
G. Mazzariol, Mobili italiani del seicento e del settecento, Mailand 1964;<br />
S. 58.<br />
Genua war im 18. Jahrhundert eine wirtschaftlich und kulturell aufstrebende<br />
Stadt, wo noble Familien wie Doria, Brignoni und Sale ihren<br />
Reichtum durch prunkvolle Bauten manifestierten und ihre Paläste mit<br />
teuerstem Mobiliar einrichten liessen. Als wesentlich erwies sich der<br />
Kontakt zu Frankreich. 1684 wurde die Stadt von Louis XIV erobert,<br />
was den „stile genovese“ prägte, da sich nach dem Edikt von Nantes<br />
1685 viele französische, protestantische Ebenisten in der ligurischen<br />
Hauptstadt niederliessen. Die Werke der „bancalari“ - so wurden die<br />
Genoveser Tischler genannt - zeichneten sich durch die französisch beeinflusste<br />
Formensprache, perfekte Konstruktion und Liebe zum Detail aus;<br />
auch nicht sichtbare Teile der Möbel wurden akkurat ausgearbeitet und<br />
gepflegt. 1751 wurde die Accademia Ligustria gegründet, wo die bedeutendsten<br />
Ebenisten, wie zum Beispiel A. Ratti und A. Tagliafichi, ihr<br />
Handwerk lernten. Als Meisterarbeiten wurden Kommoden und „ribalte“<br />
gefordert, die durch die ausserordentlich elegante Formgebung und das<br />
feine Furnier „a motivo di fiore quadrilobato“ charakterisiert waren.<br />
CHF 75 000.– / 125 000.–<br />
(€ 62 500.– / 104 200.–)<br />
1043*<br />
PRUNK-DECKENLEUCHTER MIT „CRISTAL DE ROCHE“,<br />
Louis XV, Genua um 1760.<br />
Bronze und Holz profiliert und vergoldet sowie ausserordentlich feiner,<br />
teils geschliffener Glas- und Kristallbehang. Geschweiftes Gestell mit<br />
Zentralschaft und 12 markant geschweiften Lichtarmen mit grossen<br />
Tropftellern und vasenförmigen Tüllen und ringförmige, feine Blütenlichtkrone.<br />
D 125 cm, H 160 cm.<br />
Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />
Wie bei Möbeln sind auch bei Deckenleuchtern bedeutende regionale<br />
Unterschiede in Material, Formgebung und Ausarbeitung zu erkennen.<br />
Die Künstler in Murano (Venedig) benutzten für ihre Arbeit vor allem<br />
mundgeblasenes Glas, die Turiner schufen ihre Leuchter meist aus<br />
Bergkristall. Der hier angebotene Deckenleuchter mit Kristallbehang und<br />
stilisierten, geschliffenen Glasblumen hingegen ist typisch für die ligurische<br />
Region.<br />
Ein ähnlicher Leuchter befindet sich im „Salone“ des Palazzo Spinola in<br />
Genua, ein weiterer gehörte zu den Sammlungen von A. Dandois in Paris.<br />
Der „cristal de roche“ ist eine Quarzart mit aussergewöhnlich hohem<br />
Härtegrad und einer Lichtrefraktion, die mit jener eines Diamanten vergleichbar<br />
ist. Bereits im 17. Jahrhundert wurde Bergkristall in kleinen<br />
Mengen verarbeitet und zu horrenden Preisen gehandelt. Dies zwang die<br />
Kunsthandwerker dazu, Bergkristall zu imitieren, wobei allerdings<br />
Reinheit und Lichtbrechung natürlich nicht kopiert werden konnten.<br />
Anfang des 17. Jahrhunderts begann man, Einzelteile aus Bergkristall für<br />
Lichtquellen - vor allem für Kronleuchter - zu verwenden. Im 18. Jahrhundert<br />
wurden neue Vorkommen in Zentraleuropa entdeckt, was das<br />
Abbauen und Behauen grösserer Blöcke und das Schneiden neuer<br />
Formen ermöglichte.<br />
CHF 200 000.– / 300 000.–<br />
(€ 166 700.– / 250 000.–)<br />
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