05.11.2013 Aufrufe

PDF Katalog - Koller Auktionen

PDF Katalog - Koller Auktionen

PDF Katalog - Koller Auktionen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1095 (Detail)<br />

1095<br />

PRUNK-KONSOLE „AUX CARTOUCHES“, Louis XV, aus einer<br />

Pariser Meisterwerkstatt, nach Vorlagen von J.A. MEISSONNIER (Juste<br />

Aurèle Meissonnier, Turin 1693-1750 Paris) oder P. CONTANT D’IVRY<br />

(Pierre Contant d’Ivry, 1698 Paris 1777), um 1730/40.<br />

Holz ausserordentlich reich durchbrochen und beschnitzt mit Kartuschen,<br />

Blumen, Blätterranken, Rocaillen und Zierfries sowie vergoldet. Markant<br />

geschweifte, mehrfach profilierte „Brêche d’Hautmont“-Platte auf wellig<br />

ausgeschnittener, durchbrochener Zarge mit durch geschweiften, reich<br />

durchbrochenen Steg verbundenen Doppelvolutenstützen. Restaurationen<br />

und Ergänzungen. 245x96x99 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Ehemals Sammlung des Château des Rotoirs, Frankreich.<br />

- Schweizer Privatsammlung.<br />

Hochbedeutende, als „Rarissima“ zu bezeichnende Konsole von bestechener<br />

Qualität und Eleganz.<br />

Eine sehr ähnliche, jedoch weniger imposante Prunk-Konsole nach Vorlagen<br />

von P. Contant d’Ivry ist Teil der Sammlungen des Getty Museums<br />

in Malibu (Inventarnr. 91.DA.21). Weitere ähnliche, jedoch ebenfalls<br />

weniger prunkvolle Konsolen sind abgebildet in: B. Pallot, L’art du siège<br />

au XVIIIe siècle en France, Tours 1987; S. 152-156.<br />

Die ausserordentlich reiche und phantasievolle Schnitzerei, die in dieser<br />

Qualität ihresgleichen sucht, offenbart die herausragende Handwerkskunst<br />

eines „sculpteurs“ von Pariser Herkunft. Es ist davon auszugehen,<br />

dass die hier angebotene Konsole das Werk von N. Hertaut ist, offenbart<br />

sie doch den ihn charakterisierenden Geschmack „à la rocaille“ der Jahre<br />

um 1740. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde die hier angebotene<br />

Konsole ursprünglich in einem grösseren Kontext entworfen und für eine<br />

gesamte Raumgebung mit einer Boiserie konzipiert. Die zeichnerischen<br />

Vorlagen hierzu finden sich bei N. Pinau, beispielsweise in der „Décoration<br />

du Petit Hôtel de Villars“ (heute in der Sammlung des Musée des<br />

Arts Décoratifs in Paris) sowie dessen Entwurf für Konsolen (ebenfalls in<br />

den Sammlungen des Musée des Arts Décoratifs). Als weitere zeichnerische<br />

Vorlagen müssen die Arbeit von J.A. Meissonnier der 1730er Jahren<br />

erwähnt werden, welche dieser als „Dessinateur de la Chambre et Cabinet<br />

du Roi“ fertigte und den hier anzutreffenden, sehr „sinnlichen“ „style<br />

rococo“ neu definierte. Schliesslich ist der Einfluss von Contant d’Ivry mit<br />

seiner reichen Opulenz erkennbar, welche oft als zeichnerische Vorlagen<br />

von Konsolen und Sitzmöbleln von N. Heurtaut dienten; es sei hier auf<br />

das Mobiliar vom Palast von Baron de Bernstorff in Kopenhagen hingewiesen,<br />

wo nahezu alle Möbel während der Zusammenarbeit von Contant<br />

d’Ivry und N. Heurtaut entstanden.<br />

J.A. Meissonnier war als Ornamentzeichner, Maler, Bildhauer, Architekt,<br />

Dekorateur und Goldschmied in Paris tätig. In der Tradition der Borromini-Schule<br />

aufgewachsen, reiste er bereits als sehr junger Mann nach<br />

Frankreich, wo er sich rasch einen bedeutenden Ruf als Goldschmied<br />

erwarb. 1724 erhielt er das Brevet als „orfèvre du Roi“, 1726 als „dessinateur<br />

de la chambre et du cabinet du Roi“. Meissonnier gab der von<br />

Lepautre und Daniel Marot begründeten dekorativen Kunstrichtung eine<br />

neue, fantastisch-bizarre, kapriziöse Wendung und schuf zwischen 1720<br />

und 1750 jenen extremen Rocaille-Stil, dessen originellste Formen in der<br />

Ornamentik Verwendung fanden. Das Werk dieses Meisters umfasst<br />

Vorlagen für alle möglichen Dinge des täglichen Gebrauches - Leuchter,<br />

Schreibzeuge, Weinkühler, Lichtscheren, Degen, Stockgriffe u.v.m. - bis<br />

zu ganzen Wand- und Zimmerdekorationen und stellt ein wahres kunstgewerbliches<br />

Arsenal dar. Er entwarf Möbel und Saloneinrichtungen für den<br />

Pariser Hof, den König von Portugal, die Königin von Spanien, die Fürstin<br />

Czartoryski und den polnischen Kron-Grossmarschall Bielinski. Meissonniers<br />

Arbeiten sind fast nur noch als Nachstiche erhalten geblieben.<br />

Pierre Contant d’Ivry (geb. 1698) war Architekt und Dekorateur und<br />

wurde bereits 1728 Mitglied der „Académie royale d’architecture“ und im<br />

selben Jahr „Architecte du Roi“. Zu seinen bekanntesten Werken gehören<br />

das Abbaye de Panthemont (1745-56), die Treppe des Palais Royal, der<br />

Saal, wo der Finanzrat tagte und der Saal des Tribunals. Zu Contats<br />

berühmtesten Kunden zählten Charles de Rohan, Prince de Soubise, der<br />

Baron Andreas Peter Bernstorff und Louis Philippe, Duc d’Orléans.<br />

Lit.: B.G.B. Pallot, L’art du siège au XVIII siècle en France, Tours 1987;<br />

S. 150-169 (biogr. Angaben). P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe<br />

siècle, Paris 1989; S. 400f. (biogr. Angaben).<br />

CHF 400 000.– / 700 000.–<br />

(€ 333 300.– / 583 300.–)<br />

| 78

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!