PDF Katalog - Koller Auktionen
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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />
1175 (Detail)<br />
1175*<br />
GROSSE ATHENIENNE „AUX FEMMES AILEES“, Louis XVI, aus<br />
einer Pariser Meisterwerkstatt, um 1780.<br />
Matt- und glanzvergoldete sowie brünierte Bronze. Fein durchbrochene,<br />
randprofilierte Deckelschale mit Pinienzapfenknauf auf 3 durch Ringe und<br />
Zentralsäule mit Schlange verbundenen Vierkantstützen und Dreisockel<br />
mit gequetschten Kugelfüssen. D 43 cm, H 115 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Laut Familienüberlieferung aus dem Besitz von Maréchal Louis<br />
Aléxandre Berthier, Frankreich.<br />
- Aus einer deutschen Sammlung.<br />
Hochbedeutende Athénienne von perfekter Qualität und Eleganz.<br />
Louis-Alexandre Berthier, Fürst und Herzog von Neuchâtel und Valengin,<br />
Fürst von Wagram sowie Marschall von Frankreich, war im militärischen<br />
Dienst unter Ludwig XVI tätig. Während der Revolution wurde er zum<br />
Chef des Generalsstabs ernannt und stand im Dienst Lafayettes,<br />
Luckners, Custines und schliesslich Napoleons. Nach dessen Niederlage<br />
1814 erlangte Berthier die Gunst Ludwig XVIII. Dieser beförderte ihn<br />
zum Pair von Frankreich und Hauptmann der Garde de la Porte. Als<br />
Napoleon von der Insel Elba zurückkehrte, folgte Berthier Ludwig XVIII<br />
nach Gent. Als er jedoch beim König wegen eines geheimgehhaltenden<br />
Briefes von Napoleon in Ungnade fiel, zog er sich nach Bamberg zurück.<br />
1815 stürzte er aus dem 2. Stock des Kaiserappartements der ehemaligen<br />
fürstbischöflichen Residenz. Ob es sich bei seinem Tod um einen Unfall,<br />
Selbstmord oder Mord handelte, bleibt bis heute unklar.<br />
Als Vorlagen für die neoklassizistischen Athéniennes gelten die antiken<br />
Dreifüssen, welche bei den Ausgrabungen in Pompeji und Herculaneum<br />
zutage kamen. Der Bankier, Kunsthändler und Kupferstecher J.H. Eberts<br />
veröffentlichte in den 1770er Jahren in seinem „Monument du Costume“<br />
eine Athénienne; sie wurde 1773 in der Wochenschrift „Avantcoureur“ als<br />
Kupferstich weiter publiziert und verbreitet. Der Stich ist abgebildet in:<br />
D.O. Kisluc Grosheide / W. Koeppe / W. Rieder, European Furniture in<br />
the Metropolitan Museum of Art, New York 1996; S. 166. Diese neue,<br />
exotische Formensprache war sehr beliebt; viele Pariser Kunsthandwerker<br />
stellten Athéniennes in unterschiedlichen Grössen und Variationen her.<br />
Ein meisterhaftes Beispiel für diese Art Möbel ist das Paar Athénienne,<br />
das aus der Sammlung C. Wrightsman stammt und sich heute im<br />
Metropolitan Museum of Art in New York befindet. Es ist abgebildet in:<br />
F.J.B. Watson, The Wrightsman Collection, New York 1966; I, S. 106.<br />
Ein weiteres Paar ist abgebildet in: ibid., Le meuble Louis XVI, Paris<br />
1963; S. 226.<br />
Die hier angebotene Athénienne stellt eine innovative Weiterentwicklung<br />
dar. Die antike Ikonographie wird mit der aktuellen Formensprache des<br />
„style Louis XVI“ kombiniert und so etwas Neues erschaffen. Die<br />
Bedeutung unserer Athénienne liegt vor allem auch darin, dass sie als<br />
Vorlage für viele der Zierobjekte des Directoire und Empire diente, wie<br />
zum Beispiel für das Paar, das bei Couturier-Nicolay am 29.3.1977<br />
(<strong>Katalog</strong>nr. 43) in Paris verkauft wurde.<br />
Eine Zuschreibung an eine Pariser Werkstatt ist aufgrund fehlender<br />
Dokumente nicht möglich, die herausragende Qualität und Zieselierung<br />
weist allerdings auf die bedeutendsten „bronziers“ der Epoche hin: P.P.<br />
Thomire, F. Rémond und J.B. Héricourt.<br />
CHF 120 000.– / 180 000.–<br />
(€ 100 000.– / 150 000.–)<br />
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