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01.01 00 HEFT #5 - Schauspiel Hannover

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02.03<br />

Liebe Zuschauer,<br />

wenn Spaßmacher und Spitzbuben die Bühnenbretter verlassen und ihr Glück in der weiten Welt suchen, wird es<br />

schwer für uns Theaterleute: Welcher erfundene Marinelli oder Mephisto, muss man sich zum Beispiel fragen,<br />

nimmt es mit der realen Lobby auf, die ihren verantwortungslosen Umgang mit hochgiftigen und radioaktiven Abfällen<br />

im Endlager Asse gerade so eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat und uns nun mit Engelsmiene von der<br />

Unbedenklichkeit deutscher Kernenergie zu überzeugen versucht? Welcher Schwank, welche Posse, muss man sich<br />

fragen, kann mit der parlamentarischen Anfrage (Verschwendung von Steuergeldern!) konkurrieren, die im niedersächsischen<br />

Landtag unser erfolgreiches Theaterprojekt »Republik Freies Wendland – Reaktiviert« in Misskredit zu<br />

bringen versucht?<br />

Um unserem Unterhaltungsanspruch gerecht zu werden, bleibt uns in solchem Umfeld geradezu nichts anderes<br />

übrig, als die schwersten Geschütze bildungsbürgerlichen Selbstverständnisses in Stellung zu bringen: Friedrich<br />

Schiller! Unser Theater, Deine moralische Anstalt! Schillers alter und eigentlich auch altbekannter Text »Die Schaubühne<br />

als moralische Anstalt betrachtet« hat uns in seinem Idealismus und seiner Emphase so begeistert, dass wir<br />

ihm gleich unser ganzes Heft <strong>#5</strong> gewidmet haben und ihn – leicht gekürzt – hier präsentieren (Seiten 4 und 5).<br />

Intendant Lars-Ole Walburg und der Sozialphilosoph Oskar Negt, Gastgeber unserer Gesprächsreihe »Weltausstellung<br />

Prinzenstraße«, unterhalten sich über das Verhältnis von Moral und Ethik, Politik und Theater und versuchen<br />

die Bedeutung des schillerschen Textes für ein heutiges Theaterverständnis auszuloten (Seiten 8 bis 11).<br />

Mirko Borscht, Regisseur von »komA«, bescheinigt dem Theater eine eher rauschhafte denn moralisch bildende<br />

Wirkung und zeigt sich doch im Interview zu seinem neuen Projekt »Kristus – Monster of Münster« über den Führer<br />

der Münsteraner Wiedertäuferbewegung Jan von Leyden als geradezu eingefleischter Moralist...<br />

In seiner Laudatio zum Kulturpreis der Evangelisch-lutherischen Landeskirche bescheinigt Jurysprecher und Superintendent<br />

i. R. Hans Werner Dannowski unserer Produktion »Moschee DE«, bei dem schwierigen Thema der Integration<br />

des Islam in Deutschland »Denkanstöße zu vermitteln, ohne sich selbst in allzu billigen Lösungsangeboten<br />

zu versuchen« (Seiten 6 und 7). Viel mehr hätte wohl auch Schiller nicht gewollt ...<br />

Christian Tschirner<br />

Dramaturg und Regisseur<br />

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Moralische Anstalt – was fällt Ihnen dazu ein?<br />

Wir haben <strong>Hannover</strong>aner im Theater und auf der Straße gefragt, was sie sich spontan unter einer »Moralischen<br />

Anstalt« vorstellen. Die Antworten fielen naturgemäß unterschiedlich aus – mal erheiternd, mal fantasievoll, mal<br />

verständnislos. Sie ziehen sich als Fußleiste durch das gesamte Heft und werden Sie bei der Lektüre begleiten.<br />

Die Redaktion

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