JAHRESBERICHT [2007] - Wirtschaftskammer Österreich
JAHRESBERICHT [2007] - Wirtschaftskammer Österreich
JAHRESBERICHT [2007] - Wirtschaftskammer Österreich
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
NEUE WEGE IN DER KRISENBEVORRATUNG<br />
31<br />
Die Entwicklung des inländischen Mineralölmarktes<br />
war in den letzten Jahren von mehreren Faktoren geprägt,<br />
deren Auswirkungen auf die Krisenbevorratung<br />
von Erdöl und Erdölprodukten eine teilweise Neuausrichtung<br />
des bestehenden inländischen Bevorratungssystems<br />
erforderten. Als dominante Faktoren sind<br />
der Tanktourismus, die Substitution von Fahrbenzinen<br />
durch Dieselkraftstoff sowie der verpflichtende Anteil<br />
von Biokraftstoffen, gemessen am gesamten jährlichen<br />
Verbrauch an fossilen Kraftstoffen, hervorzuheben.<br />
Deren Effekte auf die Krisenbevorratung zu bewältigen<br />
war die Herausforderung der letzten Jahre, wobei zwei<br />
Aspekte im Vordergrund standen. Einerseits war den<br />
Anforderungen aufgrund der völker- bzw. europarechtlichen<br />
Verpflichtungen <strong>Österreich</strong>s aus dem Internationalen<br />
Energieprogramm (IEP) bzw. der EU-Bevorratungsrichtlinie<br />
(EU-RL) Rechnung zu tragen, andererseits<br />
stand auch der Grundsatz der Wirtschaftlichkeit im<br />
Fokus. Beiden Forderungen zu entsprechen ist durch<br />
die Novellen 2006 und 2008 zum Erdöl-Bevorratungsund<br />
Meldegesetz (EBMG) eindrucksvoll gelungen.<br />
Von den erwähnten Faktoren kommt dem Tanktourismus<br />
nach <strong>Österreich</strong> eine besondere Rolle zu. Allein<br />
daraus resultiert nach Einschätzung der Erdöllager<br />
Gesellschaft (ELG) eine Vorratspflicht von 350.000 t.<br />
Als weiterer Faktor ist der verpflichtende Anteil an<br />
Biokraftstoffen hervorzuheben, zumal es durch die hohe<br />
Importabhängigkeit bei den Rohstoffen zur direkten<br />
Erzeugung von Biokraftstoffen zur Erfüllung der EU-RL<br />
erforderlich war, die Importe an Rohstoffen und Biokraftstoffen<br />
ebenfalls der Vorratspflicht zu unterziehen.<br />
Einen starken Effekt auf die Krisenbevorratung hatte<br />
aber auch der ständig gestiegene Verbrauch an Dieselkraftstoff.<br />
Dies verlangte eine Neuausrichtung der gehaltenen<br />
Pflichtnotstandsreserven (PNR).<br />
einer Krise werden weiterhin nur fossile Kohlenwasserstoffe<br />
gehalten. Eine Ausnahme bilden lediglich jene<br />
Krisenbestände an Biokraftstoffen, die gemeinsam mit<br />
operativen Beständen gehalten werden und bei denen<br />
ein permanenter Lagerumschlag gewährleistet ist.<br />
Diesem Umstand wird zukünftig Rechnung getragen<br />
und die Lagerung von Biokraftstoffen, ob in geblendetem<br />
oder reinem Zustand, vermieden, wo neben dem<br />
Verfehlen des Bevorratungsziels auch ein wirtschaftlicher<br />
Schaden droht. Den entsprechenden Freiraum<br />
hiezu bieten das EBMG durch seine Substitutionsbestimmungen<br />
als auch das Energielenkungsgesetz.<br />
Hohe Anforderungen an das nationale Bevorratungssystem<br />
stellt auch die Substitution von Fahrbenzinen<br />
durch Dieselkraftstoff. Die daraus resultierende Konsequenz<br />
zeigt sich in einer Änderung in der Zusammensetzung<br />
der PNR und verlangt eine Neuausrichtung<br />
der Vorratsbestände. ELG ist im besonderen Maße<br />
davon betroffen und gefordert, im Sinne einer verbrauchsorientierten<br />
PNR-Haltung den Anteil der Mitteldestillate<br />
an den gesamten PNR weiter zu erhöhen.<br />
Ein zukunftsorientierter Schritt zur Optimierung von<br />
Risiken im Bevorratungsgeschäft ist die im ersten<br />
Halbjahr 2008 in Kraft getretene Novelle des EBMG.<br />
So gewährleistet die nunmehr ermöglichte Haltung von<br />
Pflichtnotstandsreserven im Ölhafen Triest die nachhaltige<br />
Deckung der an einen mit Bundeshaftung ausgestatteten<br />
Lagerhalter – ein solcher ist ELG – übertragenen<br />
Vorratspflichten. Die Bestimmungen sichern<br />
den raschen Zugriff auf die in Triest gelagerten Rohölbestände<br />
und zeichnen sich durch eine hohe Flexibilität<br />
aus, da kurzfristig auf Schwankungen des Mineralölverbrauchs<br />
und der Vorratspflicht reagiert werden kann.<br />
<strong>JAHRESBERICHT</strong> [<strong>2007</strong>]<br />
So sind nunmehr seit 1. April <strong>2007</strong> auch die Importe<br />
von Rohstoffen zur direkten Erzeugung von Biokraftstoffen<br />
und von reinen Biokraftstoffen der Vorratspflicht<br />
zu unterziehen. Hiezu ist anzumerken, dass die Bedarfsdeckung<br />
bei den Biobenzinen durch die Inlandsproduktion<br />
gewährleistet ist, nicht jedoch bei Biodiesel.<br />
Zu lösen waren ferner auch die bei einer langfristigen<br />
Lagerung von Biokraftstoffen oder fossilem Diesel mit<br />
Biokraftstoffanteilen anfallenden Qualitätsprobleme. Zur<br />
Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit im Falle<br />
Besonderes Augenmerk ist im Hinblick auf mögliche<br />
volkswirtschaftliche Auswirkungen auf die im Frühjahr<br />
2008 seitens der EU in Überlegung stehende Änderung<br />
der Bevorratungsrichtlinie zu legen, die bei Umsetzung<br />
des vorliegenden Positionspapiers zu einer<br />
dramatischen Erhöhung der Bevorratungskosten führen<br />
würde. Die ELG hat in Abstimmung mit den betroffenen<br />
Wirtschaftskreisen, dem FVMI und dem BMWA<br />
die vorhandenen Bedenken dargelegt.<br />
Gastbeitrag von Mag. Peter Annawitt/ELG