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Konzeptionelle Rahmung der Studie<br />
2. Konzeptionelle Rahmung der Studie<br />
2.1. Wissenschaftlich-fachliche Diskurse im Bereich<br />
der beruflichen Weiterbildung von Menschen mit<br />
Migrationshintergrund<br />
Themenfelder wie die Partizipation von Migrant/innen an der Berufsbildung, (interkulturelle)<br />
Lernprozesse und die Bedeutung der beruflichen Bildung für die Inklusion<br />
in den Arbeitsmarkt werden sowohl in der Berufsbildungs- als auch Migrationsforschung<br />
seit längerer Zeit bearbeitet (vgl. Granato et al. 2011: 13). Mit<br />
der sich abzeichnenden dauerhaften Niederlassung der sog. „Gastarbeiter/innen“<br />
und ihrer Familien in der Bundesrepublik in den 1970er Jahren wurde der Fokus<br />
erstmalig auf die schulische und berufliche Bildung von Zuwander/innen gerichtet<br />
und insbesondere in der (sozial-)pädagogischen Forschung der Zweitspracherwerb<br />
thematisiert. Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre distanzierten sich einschlägige<br />
Autor/innen zunehmend von einer defizit- und am Individuum orientierten<br />
Erklärung der Schlechterstellung von Migrant/innen in der beruflichen Bildung<br />
(ebd.: 13ff.); 7 mittlerweile zieht man eher ein Wechselspiel verschiedener Einflussfaktoren<br />
individueller, struktureller, rechtlicher und institutioneller Art in Betracht<br />
(vgl. Boos-Nünning 2005: 9ff.). Zur Erklärung der beruflichen Schlechterstellung<br />
von Migrant/innen führen einige Autor/innen u. a. das im Verhältnis zur Mehrheitsbevölkerung<br />
geringere Schulbildungsniveau, andere berufliche Suchstrategien<br />
sowie den Einfluss des Zuzugsalters nach Deutschland an (vgl. Schweigard-Kahn<br />
2011: 114; Gutschow 2005: 86). Das in vielen Fällen niedrige schulische Bildungsniveau,<br />
das aus der „strukturelle[n] Schlechterstellung“ (Bommes et al. 2006: 4) im<br />
deutschen Bildungssystem mit überproportional häufigem Hauptschulbesuch resultiert,<br />
reduziert dann die Chancen auf einen perspektivreichen Ausbildungs- und<br />
Arbeitsplatz merklich (vgl. ebd.). Hinzu kommen institutionelle Rahmenbedingungen<br />
wie der Umgang mit ausländischen Bildungsabschlüssen und eine strukturelle<br />
Diskriminierung von Migrant/innen, beispielsweise in Form von Einstellungs- und<br />
Rekrutierungsstrategien betreffender Betriebe, die den hohen Anteil an An- und<br />
Ungelernten bei der Bevölkerung mit Migrationshintergrund noch befördern (vgl.<br />
Beicht, Granato 2011: 46). Die Nicht-Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse<br />
und die damit oft einhergehende Entwertung des Abschlusses und berufliche<br />
Dequalifizierung von Einwander/innen begünstigt zusätzlich die Aufnahme eines<br />
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Speziell jugendliche Migrant/innen finden in geringerem Maße als Jugendliche ohne Zuwanderungsgeschichte<br />
selbst bei gleichen schulischen Leistungen einen Einstieg in die betriebliche,<br />
duale und die außerbetriebliche Ausbildung und nach absolvierter Ausbildung einen<br />
Eintritt in den Arbeitsmarkt (vgl. Beicht, Granato 2011: 51f.; Schweigard-Kahn 2011: 114;<br />
Granato 2005: 74).<br />
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