Kapitel vier – Textanalyse der Apokalypse und deren Aussage
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Bezugsherstellung über die Gnosis. Sie verweist hier auf Ulrich H.J. Körtner <strong>und</strong> Rudolf Bultmann, die<br />
einen ähnlichen Bezug sehen. 71<br />
Nach <strong>der</strong> Zusammenstellung <strong>der</strong> Kennzeichen <strong>der</strong> Apokalyptik untersucht die Autorin die Wandlung<br />
apokalyptischer Inhalte im Lauf <strong>der</strong> europäischen Geschichte. Dabei legt sie Elemente <strong>der</strong> Apokalyptik<br />
im säkularisierten Denken fest. Zu diesen Elementen gehören die apokalyptische Figur, die<br />
Transformation durch Zerstörung bedingt <strong>und</strong> die Katastrophe als Enthüllung. 72 Sie geht dabei davon<br />
aus, dass in <strong>der</strong> gegenwärtigen westlichen Gesellschaftsordnung die Zukunft nicht mehr als von<br />
Göttern, son<strong>der</strong>n als von Menschen determiniert betrachtet wird. 73 Die Zukunft ist damit in erster<br />
Instanz offen <strong>und</strong> wird stückweise durch menschliches Handeln festgelegt. Dabei ist eine Katastrophe<br />
nicht vorhergesehen <strong>und</strong> muss daher Symptom einer krisenhaften Gegenwart sein. Der enthüllende<br />
Charakter <strong>der</strong> Katastrophe liegt in <strong>der</strong> Aufdeckung <strong>der</strong> falschen Entwicklung. 74<br />
Als Abschluss des theoretischen Teils stellt die Kulturwissenschaftlerin einen Bezug zwischen <strong>der</strong><br />
Apokalyptik <strong>und</strong> den Massenmedien her. Sie begibt sich auf die Suche nach Mustern <strong>der</strong><br />
Berichterstattung <strong>und</strong> <strong>der</strong> kulturellen Verarbeitung von Ereignissen. Zuerst bringt sie zu diesem Zweck<br />
gr<strong>und</strong>sätzliche Regeln <strong>der</strong> Entstehung <strong>und</strong> Variation von Bedeutungen ein. Sie zieht dabei erneut<br />
Ecos Semiotik heran. Die Theorie <strong>der</strong> Zeichenerzeugung des Autors geht von einem Modell aus, das<br />
Signifikant, also das Bezeichnende, Signifikat, das Bezeichnete <strong>und</strong> einen Code <strong>der</strong> Zuordnung<br />
enthält. Erst <strong>der</strong> Code macht die Signifikation, die Bezeichnung <strong>und</strong> damit das Verstehen möglich, da<br />
er das Bedeutungssystem ist, das die Beziehung zwischen anwesenden <strong>und</strong> abwesenden Einheiten<br />
herstellt.<br />
Ein Beispiel aus dem Zusammenhang <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit ist <strong>der</strong> Begriff Religion. Die Wandlung<br />
des Bezugs von Religion als ein Wort für Christentum hin zu Religion als ein Wort für Glaubensformen<br />
stellt eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bedeutung <strong>und</strong> damit eine Verschiebung <strong>der</strong> Codierung dar. An diesem<br />
Beispiel zeigt sich, dass eine gemeinsame Codierung elementar für die Kommunikation ist. Die<br />
Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Codierung ging in diesem Fall von <strong>der</strong> Wissenschaft aus, ist aber gr<strong>und</strong>sätzlich ein<br />
sozialer Akt, <strong>der</strong> in allen sprachlichen Bereichen möglich ist. 75<br />
Eco bringt zur weiteren Erklärung <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung von Bedeutungen die Begriffe Denotation <strong>und</strong><br />
Konnotation ein. Dabei ist die Denotation die primäre Bedeutung eines Signifikats <strong>und</strong> die Konnotation<br />
umfasst alle weiteren Bedeutungen. So hat <strong>der</strong> hier untersuchte Begriff <strong>Apokalypse</strong> die Denotation<br />
‚literarische Gattung, für die die Beschreibung des Untergangs <strong>der</strong> bekannten <strong>und</strong> des Aufsteigens<br />
einer neuen Welt konstitutiv ist‘. Als mögliche Konnotationen hat sie ‚symbolreicher Text‘,<br />
‚Weltuntergang‘, ‚Gewalt‘ <strong>und</strong> ‚Offenbarung des Johannes‘. Das von Tanja Busse eingebrachte<br />
Beispiel macht den Bezug zur Än<strong>der</strong>ung von Bedeutungen noch deutlicher. Sie benennt das Signifikat<br />
Pferd, das vor <strong>der</strong> Erfindung des Autos hauptsächlich die Konnotation ‚Transportmittel‘ gehabt habe.<br />
Mit <strong>der</strong> Durchsetzungen des Autos als Allgemeingut, habe sich diese Konnotation dann zu ‚Freizeit<strong>und</strong><br />
Sporttier‘ gewandelt.<br />
71<br />
BULTMANN, Rudolf: Neues Testament <strong>und</strong> Mythologie. Das Problem <strong>der</strong> Entmythologisierung <strong>der</strong><br />
neutestamentlichen Verkündigung. 1985, S. 28f. <strong>und</strong> KÖRTNER, Ulrich H.J.: Weltangst <strong>und</strong> Weltende. Eine<br />
theologische Interpretation <strong>der</strong> Apokalyptik. 1988, S. 53.<br />
72<br />
Vgl. BUSSE, Tanja, a.a.O., S. 79f.<br />
73<br />
Vgl. ebd., S. 80.<br />
74<br />
Vgl. ebd., S. 80.<br />
75<br />
Vgl. zu diesem Abschnitt ECO, Umberto, a.a.O., S. 76 u. 204.<br />
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