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Die Spiele des Lebens - Wer kämpft, hat schon verloren

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Josef Kirschner – DIE SPIELE DES LEBENS - <strong>Wer</strong> <strong>kämpft</strong>, <strong>hat</strong> <strong>schon</strong> <strong>verloren</strong><br />

Grundsätzlich kann gesagt werden, dass die Angst zu den wesentlichen Bestandteilen unseres<br />

Denkens und Handelns gehört. Wir alle haben Angst, und das ein ganzes Leben lang. Wir können<br />

davon ausgehen, dass die meisten Reichen und Mächtigen, die Wissenden und Starken zu vielen<br />

ihrer bewunderten Taten aus keinem anderen Motiv getrieben werden als der Angst, nicht anerkannt<br />

zu werden.<br />

Wenn wir es genau betrachten, muss die Angst der Reichen, Mächtigen, Helden und bejubelten Stars<br />

um ein Vielfaches größer sein, ihr Spiel zu verlieren, als die Angst eines <strong>Spiele</strong>rs, der von der<br />

Entscheidung ausgeht: »Woran ich mich nicht klammere, das kann ich auch nicht verlieren.«<br />

Der <strong>Spiele</strong>r, der wahre <strong>Spiele</strong>r, ist sich seiner eigenen Angst bewusst und macht sie genauso zum<br />

Bestandteil seines Spiels, wie er die Angst eines Gegners nützt. Oder, um es anders auszudrücken:<br />

Er kennt die Regeln, das innere Spiel mit den eigenen Ängsten zu gewinnen, damit der Gegner sie<br />

nicht zu seinem Vorteil nützen kann.<br />

3 <strong>Die</strong> gebräuchlichsten Methoden, Ihnen Angst zu machen, und wie Sie den Spieß<br />

umdrehen können<br />

<strong>Die</strong> zwei grundlegenden Erfordernisse im Spiel mit der Angst sind also: Dem Gegner Angst machen,<br />

während man sich selbst vor Angst-Angriffen schützt. In beiden Fällen ist es wichtig, mit den<br />

Angst-Mechanismen vertraut zu sein.<br />

Vermutlich gibt es drei Kategorien von Ängsten:<br />

‣ <strong>Die</strong> Urängste, als nützliche Warner wenn Gefahr in Verzug ist.<br />

‣ <strong>Die</strong> anerzogenen Ängste, mit denen unsere Erzieher und Verführer uns von Kindheit an zu<br />

Gehorsam und Unterordnung programmieren.<br />

‣ <strong>Die</strong> selbst gestrickten Ängste, die wir als Entschuldigung für unsere Unfähigkeit benützen,<br />

wenn wir Problemen lieber aus dem Weg gehen, statt sie zu lösen.<br />

<strong>Die</strong> Urängste haben unsere Vorfahren einst zur Flucht auf die Bäume getrieben, um auf dem Boden<br />

nicht von stärkeren Gegnern erlegt zu werden.<br />

Es kann auch heute nicht schaden, wenn wir auf diese archaischen Instinkte zurückgreifen. <strong>Die</strong><br />

Gefahren haben in den vergangenen Jahrtausenden andere Formen angenommen, aber sie haben<br />

sich keinesfalls verringert.<br />

<strong>Die</strong> anerzogenen Ängste sind das Ergebnis durchdachter Erziehungs-Strategien, wie sie <strong>schon</strong> vor<br />

200 Jahren von den Erfindern der viel gerühmten Pädagogik beschrieben wurden. Zu ihnen gehörte<br />

neben dem berühmten Jean-Jacques Rousseau vor allem ein Engländer namens John Locke.<br />

Der Schweizer Psychologe Franz Renggli beschrieb vor einigen Jahren die pädagogischen<br />

Anleitungen Lockes folgendermaßen:<br />

»<strong>Die</strong> Grundlage der ganzen Erziehung besteht nach Locke darin, aus dem Kind ein vernünftiges<br />

Wesen zu machen und seine Tugenden zu stärken. <strong>Die</strong> Grundlage aller Tugenden, so Locke, ist die<br />

Fähigkeit, sich die Befriedigung eigener Wünsche zu versagen. <strong>Die</strong>s ist nur durch frühzeitiges<br />

Einüben möglich. Schon in der Wiege muss das Kind lernen, dass es nicht erhält, was ihm gefällt,<br />

sondern nur das, was wir, die Erzieher, für richtig erachten. Mit diesem Training kann nach Ansicht<br />

<strong>des</strong> Pädagogen Locke gar nicht früh genug, also <strong>schon</strong> in der Wiege begonnen werden.«<br />

Wörtlich schrieb der Engländer in einem Buch mit dem Titel: »Einige Gedanken über die Erziehung«:<br />

»<strong>Die</strong> Kinder müssen lernen, ihre Neigungen und Wünsche einzudämmen und zu ersticken, sobald sie<br />

aufsteigen. Dann werden sie später am leichtesten unterdrückt. Geschieht dies nicht, erwacht unsere<br />

Begierde zum Leben, Wünsche werden zu Forderungen, und es fehlt nur noch ein kleiner Schritt: Sie<br />

müssen erfüllt werden. Abschlägige Antworten aber erhält ein Mensch immer am besten von sich<br />

selbst. Deswegen müssen die launischen Wünsche eines Kin<strong>des</strong> am besten zum Schweigen<br />

gebracht werden, ehe es sprechen lernt.«<br />

»Entweder«, schreibt Locke dann noch, »wir brechen dem Kind von Beginn an das Rückgrat, oder<br />

aber wir als Erzieher sind gebrochene Menschen.«<br />

Sicherlich werden Sie jetzt einwenden, alles das sei längst vergangen und vergessen, wir modernen<br />

Menschen könnten über solche Ideen nur noch lachen. Können wir das wirklich?<br />

Vielleicht müssen Kinder heute weniger Angst davor haben, dass »ihr Rückgrat gebrochen« wird.<br />

Aber die Angst, etwas falsch zu machen und dafür bestraft zu werden, ist keineswegs geringer. Oder<br />

die Angst, nicht fernsehen zu dürfen.<br />

Nichts <strong>hat</strong> sich auch daran geändert, dass es auf der einen Seite die Erzieher und auf der anderen<br />

jene Masse der ihrer selbst nicht sicheren Menschen gibt, denen alles das eindringlich beigebracht<br />

werden muss, was Locke die »Tugenden« nennt.<br />

Der Schlüssel zum Mechanismus <strong>des</strong> Angstmachens ist die Autorität. <strong>Wer</strong> imstande ist, sich Autorität<br />

anzueignen, erwirbt den Status <strong>des</strong> Erziehers, der bestimmt, was falsch und richtig, gut und böse,<br />

schön und hässlich ist. Er legt die Tugenden fest und wacht darüber, dass sie eingehalten werden.<br />

Um seine Autorität zu erhalten, benützt der Erzieher Bedrohung und Angst als Instrumente, seine<br />

Opfer gefügig zu machen. Das ist das Spiel mit der Angst, und wie es funktioniert.<br />

12<br />

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