Die Spiele des Lebens - Wer kämpft, hat schon verloren
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Josef Kirschner – DIE SPIELE DES LEBENS - <strong>Wer</strong> <strong>kämpft</strong>, <strong>hat</strong> <strong>schon</strong> <strong>verloren</strong><br />
Wie es scheint, ist in vielen von uns ein archaischer Drang, Macht über andere auszuüben. Ein<br />
Kreislauf, in dem wir Opfer und Täter sind und in dem es immer nur um das Eine geht: Sich selbst<br />
erhöhen, indem wir andere erniedrigen.<br />
Aber damit nicht genug: Jede Unterdrückung löst offensichtlich auch das Bedürfnis aus, die<br />
Erniedrigung zu kompensieren, indem wir andere unterdrücken. Auf diese Weise versuchen wir, ein<br />
Gleichgewicht in der Opfer-Täter-Situation herzustellen.<br />
Solange dieser Kreislauf »Ich werde erniedrigt und erniedrige andere, um mich meinerseits wieder zu<br />
erhöhen« erhalten bleibt, ist die Chancengleichheit gegeben, die das Macht-Spiel vom Macht-Kampf<br />
unterscheidet.<br />
Der Kampf um Macht beginnt spätestens mit der Entscheidung: »Ich will allein herrschen und mich<br />
niemandem unterwerfen.« <strong>Die</strong>se Zielsetzung erfordert das Dogma: »<strong>Wer</strong> nicht für mich ist, ist gegen<br />
mich und muss mit allen Mitteln daran gehindert werden, meine Macht zu gefährden.«<br />
Wie leicht zu verstehen ist, bedeutet diese Absicht das Ende <strong>des</strong> Spiels, <strong>des</strong>sen Voraussetzung es ja<br />
ist, dass jeder Verlierer immer wieder eine Chance <strong>hat</strong>, die Niederlage durch einen eigenen Sieg<br />
aufzuarbeiten.<br />
<strong>Die</strong>ser Sieg kann, aber er muss nicht unbedingt darin bestehen, am Unterdrücker Rache zu nehmen.<br />
Es genügt <strong>schon</strong>, einen schwächeren Gegner zu besiegen, um das eigene Selbstwertgefühl wieder<br />
ins Lot zu bringen. Oder, wie es Fußballtrainer gelegentlich in Fernseh-Interviews begründen: » Nach<br />
der Niederlage gegen X <strong>hat</strong> der Sieg gegen Y meiner Mannschaft wieder neues Selbstvertrauen<br />
gegeben.«<br />
Wenn hier also von Macht als Spiel die Rede ist, sollten wir diese Zusammenhänge im Auge<br />
behalten. Ein Spiel ist demnach nur dann ein Spiel, wenn die Chance gewahrt bleibt, uns durch einen<br />
eigenen Sieg nach einer Niederlage zu rehabilitieren. Das Wesen <strong>des</strong> Macht-Kampfes wieder besteht<br />
darin, den Gegner spielunfähig zu machen. Wenn möglich für immer.<br />
So gesehen, ergibt sich die Frage: Worin besteht denn nun eigentlich das, was wir unter Macht<br />
verstehen? Einerseits gilt die mittelalterliche Formel: »Kommt die Macht, dann fällt das Recht in<br />
Acht.« Das heißt, Diktatur als uneingeschränkte Machtausübung setzt je<strong>des</strong> Recht außer Kraft, das<br />
nicht vom Machthaber ausgeht. Andererseits versteigen wir uns gelegentlich auch zu Behauptungen<br />
wie: »Ich werde alles für Dich tun, was in meiner Macht steht. «<br />
Wie Sie sehen, verhält es sich mit dem Macht-Begriff nicht viel anders als mit der Manipulation. jeder<br />
verwendet ihn so, wie es seinen Absichten nützt.<br />
Welche Regeln gelten also für das Macht-Spiel, und wie können wir sie zu unserem Vorteil<br />
einsetzen? Hier sind einige Antworten:<br />
1. Betrachten Sie jede Macht, die Sie ausüben, oder die andere über Sie ausüben, niemals als<br />
etwas, das sich nicht <strong>schon</strong> beim nächsten Spiel ändern könnte. Das setzt allerdings voraus, dass Sie<br />
sich durch nichts dazu verleiten lassen, das Macht-Spiel zum Kampf werden zu lassen.<br />
2. Wenn Sie sich der Macht eines Anderen unterwerfen, ohne über den nächsten Spielzug<br />
nachzudenken, der Sie aus der Erniedrigung wieder zu neuem Selbstvertrauen führt, dürfen Sie sich<br />
nicht wundern, wenn Sie damit den Gegner ermutigen, Sie noch mehr zu unterdrücken.<br />
3. Jeder ist nur so mächtig, wie andere daran glauben, dass er es ist. Wenn Sie sich diesem Glauben<br />
nicht kritiklos unterwerfen, sondern die Schwächen <strong>des</strong> Gegners hinter seiner gezeigten Stärke<br />
entdecken, sind Sie ihm einen Spielzug voraus.<br />
4. Wenn Sie einmal die Macht errungen haben, liegt es an Ihnen, sich daran zu klammern oder ein<br />
Spiel daraus zu machen. Wenn Sie sich daran klammern, werden Sie garantiert eines Tages vom<br />
Thron gestürzt. Wenn Sie bereit sind, um die Macht weiter zu spielen, haben Sie nach jedem Absturz<br />
eine neue Chance. Der Gegner allerdings auch.<br />
5. Je größer die Macht ist, die Sie besitzen, umso größer ist auch die Gefahr, nicht nur von einem<br />
stärkeren Gegner, sondern auch von der eigenen Eitelkeit besiegt zu werden.<br />
3 Wie man eine Strategie entwickelt, gegen die jede Macht machtlos wird<br />
Wenn es um Macht und Machtausübung geht, sollten Sie nicht in den Fehler verfallen, dieses<br />
Problem allein den »Großen und Mächtigen« zuzuordnen. Machtkämpfe und Machtspiele - das kann<br />
gar nicht eindringlich genug betont werden - sind Bestandteile unseres Alltags:<br />
‣ Eltern spielen mit ihren Kindern. Und umgekehrt.<br />
‣ Der Staat und alle, die sich dahinter verbergen, üben Macht auf den einzelnen Bürger aus.<br />
‣ Ganz zu schweigen von dem Machtanspruch, den eine Kirche an ihre Anhänger stellt, wenn<br />
sie fordert: »Es gibt nur unseren einen Gott. An keinen anderen darfst du glauben.«<br />
‣ <strong>Wer</strong> immer seine Interessen mit Argumenten durchzusetzen versucht, wie: » Das Recht ist<br />
auf meiner Seite. Das rechtfertigt jede Gewalt« oder »Ich habe immer Recht, du bist im<br />
Unrecht«, verfolgt kein anderes Ziel, als den Gegner seiner Macht zu unterwerfen.<br />
Gleichgültig, ob die Macht mit Autorität, Geld oder Gewalt ausgeübt wird.<br />
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