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BRUNEGGER LUPE BRUNEGGER LUPE - Gemeinde Brunegg

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2<br />

EDITORIAL<br />

<strong>BRUNEGGER</strong> <strong>LUPE</strong><br />

Wir Schweizer sind recht stolz auf unsere direkte Demokratie<br />

HEINZ BRUN<br />

GEMEINDEAMMANN<br />

olitik ist ein schmutziges Geschäft»<br />

«Psagen viele und meinen damit, dass<br />

sie damit nichts zu tun haben wollen. Nun<br />

kann man sich zwar aus der aktiven Betätigung<br />

in der Politik heraushalten, aber in der<br />

passiven Form sind wir alle den Auswirkungen<br />

der Politik unterworfen. Man kann<br />

entweder versuchen, den Lebensraum in<br />

<strong>Gemeinde</strong>, Staat oder Bund mitzugestalten<br />

oder man lässt sich einfach treiben und<br />

überlässt die Politik denen, die sich offenbar<br />

dazu berufen fühlen. Wir Schweizer sind<br />

recht stolz auf unsere direkte Demokratie,<br />

dank der wir bei wichtigen und manchmal<br />

auch nicht ganz so wichtigen Dingen mitentscheiden<br />

können. Ein Entscheid von<br />

grösster Tragweite ohne Volksbefragung,<br />

wie z.B. die deutsche Wiedervereinigung,<br />

ist für den helvetischen Bürger schlicht<br />

unvorstellbar. Als Folge eines allfälligen<br />

EU-Beitritts ist die Befürchtung verbreitet,<br />

die direkte Demokratie würde auf der<br />

Strecke bleiben. Man sollte also meinen, ein<br />

so hehres Gut werde auch entsprechend geschätzt.<br />

Die Praxis hierzulande sieht deutlich<br />

weniger glänzend aus, wenn selbst bei<br />

entscheidenden Themen regelmässig weniger<br />

als die Hälfte sich bemühen, einen<br />

Stimmzettel auszufüllen. <strong>Brunegg</strong> bildet<br />

hier keine Ausnahme. Wir zeigen überdurchschnittlich<br />

viel Initiative im sozialen<br />

Bereich innerhalb unserer Gemarkungen.<br />

Andererseits sind wir bei kantonalen und<br />

nationalen Geschäften meistens am<br />

Schwanz des (Stimmbeteiligungs)-Feldes.<br />

Da hilft die Möglichkeit der brieflichen<br />

Stimmabgabe herzlich wenig.<br />

Nun, ich kann mich auch nicht mit allen<br />

Neuerungen in der Bundespolitik anfreunden.<br />

Zwar weiss ich, dass im 19. Jahrhundert<br />

auch bei uns ein hemdsärmeliger<br />

Umgangston zwischen politischen Kontrahenten<br />

geherrscht hat. Seither haben sich<br />

die Sitten doch um Einiges zivilisiert. In den<br />

letzten Jahren ist das Klima rauer, ist es<br />

Mode geworden, den Gegner lächerlich zu<br />

machen oder unter der Gürtellinie zu treffen<br />

(das können ohne weiteres auch mal<br />

«Parteifreunde» sein). Sicher schadet es<br />

nicht, an und für sich trockene Themen<br />

etwas lebendiger anzugehen. Der Anstand<br />

darf aber nicht auf der Strecke bleiben.<br />

Im politisch rauen 19. Jahrhundert wurden<br />

nicht nur «Nettigkeiten» mündlich und in<br />

den Medien verbreitet, erinnern wir uns,<br />

dass die moderne Schweiz als Bundesstaat<br />

erst nach einem Bürgerkrieg, dem Sonderbundskrieg<br />

von 1847 entstanden ist. Die<br />

schweizerische Demokratie, so wie wir sie<br />

heute verstehen, ist beileibe nicht schon<br />

über 700 Jahre alt. So erhielten die Einwohner<br />

des heutigen Kantons Aargau erst<br />

1803 das Wahlrecht, vorher waren sie Untertanen<br />

gewesen. Es hat aber auch im<br />

wilden 19. Jahrhundert schon besonnene<br />

Stimmen gegeben. Ausgerechnet ein Offizier,<br />

der Oberbefehlshaber der eidgenössischen<br />

Truppen, General Henri Dufour, hat<br />

ein staatspolitisches Verständnis demonstriert,<br />

das im krassem Gegensatz zu<br />

manchen damaligen Politikern stand und<br />

nebenbei gesagt, auch im Europa der 1990-<br />

er Jahre anlässlich der Balkankriege total<br />

gefehlt hat. Als Illustration ein Auszug aus<br />

dem Tagesbefehl General Dufours vom 5.<br />

November 1847: «Soldaten! Ihr müsst aus<br />

diesem Kampfe nicht nur siegreich, sondern<br />

auch vorwurfsfrei hervorgehen; man muss<br />

von Euch sagen können: Sie haben tapfer<br />

gekämpft, wo es nottat, aber sie haben sich<br />

menschlich und grossmütig gezeigt».<br />

Dufour hat bedacht, dass nach Bürgerkriegen,<br />

ein Zusammenleben wieder möglich<br />

sein muss.<br />

Henri Dufour, war ja nicht nur Offizier,<br />

sondern Ingenieur und ist auch noch heute<br />

bekannt als Schöpfer der ersten topographischen<br />

Karte der Schweiz, die nach fachmännischem<br />

Urteil zur damaligen Zeit eine Spitzenleistung<br />

darstellte. Der kartographisch<br />

höchste Punkt unseres Landes heisst denn<br />

auch ihm zu Ehren Dufourspitze. Nur wenige<br />

wissen, dass er sich auch als Politiker<br />

auf der Ebene von Stadt und Kanton Genf,<br />

wie als National- und Ständerat betätigt hat.<br />

Auch auf diesem Gebiet hat er sich hervorgetan<br />

als besonnener, rational denkender<br />

Mensch, der sich nie dazu herabgelassen<br />

hat, anders Denkende persönlich anzugreifen<br />

trotz allen Fallen der Parteipolitik. Er<br />

seufzt denn auch am Ende seines Lebens:<br />

«Bei all diesen Reibereien und gegensätzlichen,<br />

hartnäckig verfochtenen Forderungen<br />

führe ich derzeit das Dasein eines Galeerensträflings.»<br />

Er fühlte sich nur glücklich,<br />

wenn Eintracht in einer Kommission oder<br />

im Nationalrat herrschte, wenn die Parteien<br />

seinen Schiedsspruch annehmen. Er trägt in<br />

sich die zwingende Vorstellung von der<br />

unerlässlichen Einheit des Landes.<br />

Fazit: Wir lernen aus der Geschichte, dass<br />

grosse Gestalten auch ohne persönliche Angriffe<br />

Erfolge erzielen.

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