Anlegerschutz- und Funktionsverbesserungsgesetz ... - Norton Rose

Anlageberatung und Produktvertrieb vor einer gesetzlichen Neuordnung
Hinweis an den Projektleiter:
Für die Frage, wie dieser Konflikt aufgelöst werden kann, gibt es kein
Patentrezept. Es darf aber unterstellt werden, dass sich die BaFin – vor
dem Hintergrund der strengen Auslegung durch CESR – nicht mit einer
bloßen „Feigenblatt-Lösung“ zufrieden gibt.
Einige wenige Unternehmen werden Ihr Heil in der vollständigen
Umstellung auf Honorarberatung sehen.
Andere Unternehmen – speziell im gehobenen Privatkundensegment –
werden Beratungsmandate auf Verwaltungsmandate umstellen (wobei dies
streng genommen den Konflikt nur auf eine andere Ebene verlagert).
Erwägen könnte man, dem Kunden verschiedene Modelle zur Auswahl
zu stellen, und wenn er sich – nach Erhalt vollständig transparenter
Informationen über das Für und Wider der einzelnen Lösungen – für das
traditionelle Modell entscheidet, dann geschieht ihm kein Unrecht, und
der Konflikt ist aufgelöst.
In jedem Fall gilt es, hier im Zusammenwirkung mit der Geschäftsleitung
und der Compliance-Abteilung schnell eine Lösung zu finden – denn eine
Übergangsfrist bezüglich dieser bloßen gesetzgeberischen Klarstellung
gibt es nicht.
Sie müssen im Rahmen des Projekts u. a. auch folgende Fragen
beantworten und einer Lösung zuführen:
• Was umfasst die „Beeinträchtigung von Kundeninteressen“ konkret?
• Muss die Bank sich mit allen Assetklassen beschäftigen und begründen,
warum diese vertrieben werden sollen? Wenn ja, Welche Aspekte muss
die Bank im Einzelnen prüfen?
• Wie sind von Beratern selbst erstellte Empfehlungslisten zu werten?
Abschnitt 3 – Registrierung von Anlageberatern und
Vertriebsbeauftragten; Neuerungen im Beschwerdemanagement
Ein Schwerpunkt des Gesetzesentwurfs liegt darin, die ausreichende
Qualifikation und Zuverlässigkeit der Anlageberater sicher zu stellen.
Bei den unvoreingenommenen Empfehlungen, die im Rahmen einer
Anlageberatung gegeben werden müssen, kommt dem Mitarbeiter, der
diese Wertpapierdienstleistung gegenüber dem Kunden erbringt, eine
Schlüsselposition zu, so der Gesetzgeber. Ferner will man der Aufsicht die
Möglichkeit geben, bei Feststellung von Missständen Konsequenzen gegen
die verantwortlichen Personen zu ergreifen. Neben einer Registrierung von
Anlageberatern und sogenannten Vertriebsbeauftragten soll dieses Ziel auch
durch eine Anzeigepflicht bei Kundenbeschwerden gefördert werden.
12 Norton Rose LLP Oktober 2010