Anlegerschutz- und Funktionsverbesserungsgesetz ... - Norton Rose

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

Anlageberatung und Produktvertrieb vor einer gesetzlichen Neuordnung Besonders kritisch muss man die Regelung in Bezug auf „einfache Bankkaufleute“ sehen, die über keinen weiteren formalen Befähigungsnachweis verfügen. Diese sollen zukünftig formal nur noch befähigt sein, zur Anlage in Investmentfonds zu beraten. Dabei sind Investmentfonds (hierunter fallen auch Hedgefonds) weder risikolos noch per se wenig komplex, und es macht überhaupt keinen Sinn, wenn ein Berater mit 20 Jahren Berufserfahrung zwar nicht länger zur Anlage in Bundesschuldverschreibungen beraten, wohl aber dem Kunden einen afrikanischen Minenfonds verkaufen darf. Hinweis an den Projektleiter: Jedenfalls soweit die Zahl der Anlageberater in Ihrem Unternehmen überschaubar ist, empfiehlt es sich, hinsichtlich der Qualifikation keine offene Flanke zu haben. Alle Berater sollten einen (ggf. intranet-basierten) Test absolvieren, in dem sie ihre Kenntnisse in dem obigen Fächerkanon nachweisen. Nur so können Sie sicherstellen, dass unabhängig von formalen Berufsbefähigungen der Berater – revisionsfest belegt – über die erforderliche Sachkunde verfügt. Der Umstand, dass ein Mitarbeiter in der Anlageberatung eingesetzt wird, muss der BaFin elektronisch angezeigt werden. Allerdings besteht für Mitarbeiter, die zum Zeitpunkt des Inkrafttretens bereits in der Anlageberatung beschäftigt sind, eine Übergangsfrist für die Anzeige von mindestens 6 Monaten, je nach Übergangsregelung auch länger. Hinweis an den Projektleiter: Diese „Gnadenfrist“ sollte gegebenenfalls für eine Qualifizierungsoffensive genutzt werden. Der Vertriebsbeauftragte Neben dem Compliance-Beauftragten wird es für den Bereich des Vertriebs zukünftig auch so genannte „Vertriebsbeauftragte“ geben, d. h. Personen, die „mit der Ausgestaltung, Umsetzung oder Überwachung von Vertriebsvorgaben im Sinne des § 33 Absatz 1 Satz 2 Nummer 3a“ beauftragt sind. Auch diese müssen sachkundig und zuverlässig sein. Da die Begriffe „Ausgestaltung“, „Umsetzung“ und „Überwachung“ ausgesprochen vielschichtig sind, gibt es in jedem mittelgroßen Wertpapierdienstleistungsunternehmen zahlreiche Vertriebsbeauftragte. Dies zeigt auch die Gesetzesbegründung: 14 Norton Rose LLP Oktober 2010
Auswirkungen des Anlegerschutz- und Funktionsverbesserungsgesetze „In Abhängigkeit von der Größe, Organisations- oder Hierarchiestruktur eines Unternehmens können dies beispielsweise Filialleiter, regionale oder zentrale Vertriebsverantwortliche sein. Diesen Personen kommen in unterschiedlicher Gestalt und Unmittelbarkeit Einwirkungsmöglichkeiten auf die Prozesse der Anlageberatung zu. Aufgrund der vielgestaltigen Erscheinungsformen sind alle Personen, die auf den verschiedenen betrieblichen Ebenen oder in den Organisationseinheiten Vertriebsvorgaben aufstellen, umsetzen oder deren Einhaltung überwachen, anzuzeigen.“ Hinweis an den Projektleiter: Ihre erste (Sysiphos-)Aufgabe wird es daher in diesem Zusammenhang sein, alle in Ihrem Betrieb tätigen Vertriebsbeauftragten zu identifizieren. Da das Unterbleiben einer Anzeige eine bußgeldbewehrte Ordnungswidrigkeit darstellt, empfiehlt es sich, ggf. einen großzügigen Maßstab anzulegen. Es versteht sich von selbst, dass diejenigen, die als Vertriebsbeauftrage tätig sind, mindestens so qualifiziert sein müssen, wie die von Ihnen (ggf. mittelbar) überwachten Berater. Daher sind auch hier dieselben praktischen Fragen hinsichtlich der Qualifikation zu beantworten, wie bei den Anlageberatern. Insoweit die Vertriebsbeauftragten auf den unterschiedlichen Ebenen darin involviert sind, Vertriebsvorgaben auszugestalten, umzusetzen und zu überwachen, richtet sich der gesetzgeberische Befehl, Interessenkonflikte zu vermeiden, unmittelbar an die Vertriebsbeauftragten. Tun sie dies nicht, so riskieren sie ein Berufsverbot von bis zu 2 Jahren! Hinweis an den Projektleiter: Aus diesem Grund empfiehlt es sich, die unterschiedlichen Vertriebsbeauftragten frühzeitig einzubinden, wenn es um die Neuordnung des Vertriebs im Rahmen von konfliktfreien Vertriebsvorgaben geht. Ein selbstbewusster Filialleiter könnte sich ansonsten Vorgaben der Unternehmensleitung mit dem Argument entgegen stellen, der Ausschluss von Interessenkonflikten sei nicht gewährleistet. Norton Rose LLP Oktober 2010 15
Seite 1 und 2: Anlageberatung und Produktvertrieb
Seite 3 und 4: Auswirkungen des Anlegerschutz- und
Seite 13: Auswirkungen des Anlegerschutz- und

Anlegerschutz- und Funktionsverbesserungsgesetz ... - Norton Rose

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?