Editorial - Öffentlicher Gesundheitsdienst
Editorial - Öffentlicher Gesundheitsdienst
Editorial - Öffentlicher Gesundheitsdienst
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- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg<br />
Redaktion:<br />
Abt.1 Umweltbezogener Gesundheitsschutz,<br />
Umwelthygiene, Toxikologie<br />
H.Jaroni<br />
R.Schulz<br />
M.Schwenk<br />
Wiederholdstr.15<br />
70174 Stuttgart<br />
Tel.: 0711-1849-312<br />
Fax: 0711-1849-369<br />
Druck:<br />
W.Köngeter, Hausdruckerei<br />
Anmerkung in eigener Sache:<br />
Das UmedInfo erscheint in unregelmäßigen Abständen mit Berichten zu aktuellen umweltmedizinischen<br />
Fragestellungen. Die im UmedInfo wiedergegebenen namentlich gekennzeichneten Beiträge müssen<br />
nicht mit der Auffassung des Landesgesundheitsamtes übereinstimmen. Verantwortlich für den Inhalt<br />
sind die Autoren. Herausgeber und Redaktion übernehmen keine Gewähr, insbesondere für die Richtigkeit,<br />
Genauigkeit und Vollständigkeit der Angaben, sowie die Beachtung privater dritter Rechte.<br />
Einzelne Beiträge, zu denen uns die Referenten nur Folien zur Verfügung stellen konnten, haben wir mit<br />
einführenden und erläuternden Texten unter Hinweis der Quellen ergänzt.<br />
- 1 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
- 2 -
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
<strong>Editorial</strong><br />
Dr. H.Jaroni, Prof. M.Schwenk<br />
5<br />
Mobilfunk-Technik und Informationspolitik der Betreiber<br />
Dipl.Ing. Helmut Müller<br />
7<br />
Informationszentrum Mobilfunk (IZM)<br />
Pressemitteilung, Berlin, 07. Juni 2001<br />
13<br />
Telekommunikationsrechtliche Grundlagen<br />
Standortbescheinigung, Elektromagnetische Verträglichkeit zur Umwelt<br />
Dipl. lng. Wolfgang Hotz<br />
14<br />
Beteiligung der Städte und Gemeinden<br />
beim Ausbau der Mobilfunknetze<br />
R. Specht<br />
16<br />
Mobilfunk und Immissionsschutz<br />
Dr. Udo Weese<br />
20<br />
Vorsorge aus der Sicht des BfS<br />
Dr. Olaf Schulz<br />
25<br />
Biologische Wirkungen der hochfrequenten Felder<br />
des Mobilfunks<br />
Dr. Jutta Brix<br />
30<br />
Grenzwerte und Vorsorgemaßnahmen zum Schutz der Bevölkerung<br />
vor elektromagnetischen Feldern<br />
Empfehlung der Strahlenschutzkommission (Auszug)<br />
38<br />
Epidemiologie nicht-ionisierender<br />
elektromagnetischer Felder - eine Übersicht<br />
Dr. Joachim Schüz, Prof. Jörg Michaelis<br />
54<br />
Autorenverzeichnis 68<br />
Anhang 69<br />
Glossar 71<br />
- 3 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
- 4 -
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
<strong>Editorial</strong><br />
Schon einmal war die Strahlung Schwerpunkt-Thema<br />
im Landesgesundheitsamt. Damals standen<br />
Befürchtungen der Bevölkerung vor möglichen<br />
Gesundheitsgefährdungen vor allem durch ionisierende,<br />
radioaktive Strahlung im Umfeld von Kernkraftwerken<br />
und die Auswirkungen nicht-ionisierender<br />
Strahlung im Umfeld von Hochspannungsleitungen<br />
im Vordergrund. In der vorliegenden Ausgabe<br />
Umed Info 14 greifen wir erneut das Thema<br />
Strahlung auf. Diesmal dreht sich alles um den<br />
Mobilfunk, der seit den 90er Jahren durch die<br />
schnelle Entwicklung dieser Technologie verbunden<br />
mit einem rasanten Aufbau des Mobilfunknetzes in<br />
den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion über<br />
mögliche schädliche Wirkungen auf die menschliche<br />
Gesundheit gerückt ist. Dies wird von zahlreiche<br />
Anfragen an die toxikologische Beratungsstelle<br />
des Landesgesundheitsamtes begleitet.<br />
Zur Zeit gibt es in Deutschland über 50 Millionen<br />
Handy-Nutzer. Zur Versorgung des nahezu lückenlosen<br />
Mobilfunknetzes sind dafür ca. 40.000 Mobilfunkbasisstationen<br />
installiert. Mit der Einführung des<br />
UMTS (universal mobile telecommunications<br />
system) wird sich die Zahl der Basisstationen weiter<br />
erhöhen.<br />
Es ist Aufgabe des Landesgesundheitsamtes als<br />
Leitstelle des Öffentlichen <strong>Gesundheitsdienst</strong>es in<br />
Baden-Württemberg die Entwicklungen dieser neuen<br />
Technologie aufmerksam zu verfolgen und die<br />
aktuellen wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu<br />
diesem Thema unter gesundheitlichen Aspekten zu<br />
bewerten.<br />
Dabei sind aus Sicht des Landesgesundheitsamtes<br />
beim heutigen Stand der Technik und Einhaltung<br />
der Grenzwerte entsprechend der 26.BImSchV<br />
weder gesundheitsschädliche Wirkungen durch<br />
Mobilfunksender noch durch die Verwendung handelsüblicher<br />
Mobiltelefone zu erwarten. Hinweise<br />
auf biologische Wirkungen machen aber nicht nur<br />
weitere Forschung auf diesem Gebiet notwendig<br />
sondern rechtfertigen auch Vorsorgemaßnahmen.<br />
In diesem Zusammenhang wurden in mehreren<br />
Pressemitteilungen unter dem Aspekt des vorbeugenden<br />
Gesundheitsschutzes vom Sozialministerium<br />
in Baden-Württemberg konkrete Maßnahmen<br />
genannt.<br />
So sollte durch vorausschauende Planung vermieden<br />
werden, dass Kindergärten und Schulen im<br />
Hauptsendestrahl von Mobilfunkanlagen liegen.<br />
Beim Kauf eines Handies sollte der zugehörige<br />
SAR-Wert bekannt sein. Dadurch wird dem Käufer<br />
die Möglichkeit gegeben, Geräte mit geringer<br />
Strahlenbelastung auszuwählen. Kinder und Jugendliche<br />
sollten Dauertelefonate einschränken.<br />
Um die Möglichkeiten sinnvoller Vorsorgemaßnahmen<br />
vor Ort zu diskutieren und potentielle Risiken<br />
zu erläutern, abzuschätzen und zu minimieren, sollte<br />
aus unserer Sicht eine verbesserte Kommunikation<br />
zwischen Bürgern, politischen Entscheidungsträgern,<br />
Betreiberfirmen und den zuständigen Fachbehörden,<br />
insbesondere Gesundheitsamt und Gewerbeaufsichtsamt<br />
angestrebt werden. Der Dialog<br />
mit allen Beteiligten muss schon in der Planungsphase<br />
gesucht und gepflegt werden. Hier sind vor<br />
allem die politischen Entscheidungsträger und die<br />
Netzbetreiber gefordert.<br />
Der vorliegende Band fasst die Beiträge der Fortbildungsveranstaltung<br />
„Mobilfunk“ für den ÖGD vom<br />
Oktober 2001 zusammen und trägt hoffentlich dazu<br />
bei, die oft sehr emotional geführten Diskussionen<br />
mit Bürgern und Bürgerinitiativen auf eine sachlichfachliche<br />
Ebene zurückzuführen.<br />
H.Jaroni, M.Schwenk<br />
- 5 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
- 6 -
Mobilfunktechnik<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
Mobilfunk-Technik und Informationspolitik<br />
der Betreiber<br />
Dipl.Ing.Helmut Müller<br />
Mannesmann-Mobilfunk GmbH<br />
Zahlen und Fakten Deutschlands<br />
Anzahl GSM-Netze:___________________________4<br />
Anzahl UMTS-Netze:__________________________6<br />
Standortzahlen (Ende 2000):____________________ca. 40.000<br />
Immer mehr Menschen telefonieren mobil. Mit<br />
über 50 Millionen hat die Anzahl der Handy-<br />
Nutzer im Jahre 2001 die Zahl der Festnetz-<br />
Nutzer überschritten. Mobilfunk kann aber ohne<br />
ein leistungsfähiges Netz nicht funktionieren.<br />
Dabei richtet sich die notwendige Anzahl von<br />
Basisstationen nach der Anzahl der benötigten<br />
Verbindungen. Technisch werden die Versorgungsbereiche<br />
einem Wabenmuster vergleichbar<br />
in einzelne Funkzellen untergliedert. Jede<br />
Funkzelle wird durch jeweils eine Basisstation<br />
funktechnisch versorgt. Die Größe der Zellen<br />
variiert je nach Funk-verkehrsauf-kommen und<br />
topographischen<br />
Bedingungen - zwischen<br />
300 Metern<br />
und einigen Kilometern.<br />
In Ballungsgebieten<br />
werden<br />
vor allem sogenannte<br />
Kleinzellen-<br />
bzw. Mikrozellennetze<br />
aufgebaut.<br />
Neben einer<br />
optimalen Versorgung<br />
der Kunden<br />
hat diese Netzstruktur<br />
wegen des<br />
geringen Abstandes<br />
zwischen Antenne<br />
und Handy den Vorteil, dass sie mit immer<br />
weniger Sendeleistung auskommt.<br />
Heute betragen die Sendeleistungen von Mobilfunkantennen<br />
in Wohngebieten nur wenige Watt<br />
pro Funkkanal im Vergleich zu einem Rundfunksender,<br />
der mit Leistungen von mehr als 10.000<br />
Watt betrieben wird. Auch für die Handies gilt:<br />
Je kürzer der Abstand zur Basisstation, desto<br />
geringer die erforderliche Sendeleistung. Von<br />
der möglichen maximal 2 Watt Sendeleistung<br />
eines D-Netz-Handys (1 Watt E-Netz-Handy)<br />
müssen in Kleinzellennetzen im Durchschnitt nur<br />
ca. 1/10 der Sendeleistung erbracht werden.<br />
Eine Weiterentwicklung der bestehenden sog.<br />
GSM-Technik ist die UMTS-Technik, die vor allem<br />
eine verbesserte und wesentlich schnellere<br />
Übertragung von Daten ermöglicht. Diese<br />
Technologie erfordert allerdings ein vollständig<br />
neues Sende- und Empfangsnetz mit<br />
einer geschätzten doppelten bis vierfachen<br />
Anzahl der bisher existierenden ca. 40.000<br />
Basisstationen. Um UMTS optimal nutzen zu<br />
können, muß ein sehr regelmäßiges Funknetz<br />
aufgebaut werden, d.h. die Basisstationen<br />
müssen gleichmäßig im Versorgungsgebiet<br />
verteilt werden. Damit rückt nicht<br />
nur der Netzausbau sondern auch der Ortsbild-<br />
und Landschaftsschutz und vor allem<br />
die Sorge um<br />
eine gesundheitliche<br />
Beeinträchtigung<br />
immer<br />
mehr in den<br />
Blickpunkt<br />
der Öffentlichkeit.<br />
Um<br />
der zunehmenden<br />
Unsicherheit<br />
in<br />
der Bevölkerung<br />
und der<br />
mangelnden<br />
Akzeptanz<br />
der mobilen<br />
Kommunikation entgegenzuwirken, haben<br />
die Betreiberfirmen ein Informationszentrum<br />
Mobilfunk mit Sitz in Berlin gegründet (IZM).<br />
Damit will man dem wachsenden Bedürfnis<br />
der Bevölkerung nach umfassenden Informationen<br />
über diese neue Technologie entgegenkommen<br />
und u.a. die gesundheitlichen<br />
Auswirkungen elektromagnetischer Felder<br />
thematisieren.<br />
Die folgenden Folien informieren über Planung,<br />
Leistungsfähigkeit und Technik der<br />
Systeme.<br />
Teilnehmerzahlen (Ende 2000):_________________ ca. 50 Millionen<br />
Arbeitsplätze (Ende 2000)______________________ca. 110.000<br />
Umsatzzahlen (1999):_________________________26,5 Milliarden DM<br />
- 7 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Mobilfunktechnik<br />
Planungsprozess<br />
Grundversorgung,<br />
Kapazitätserfordernisse,<br />
Kundenanfragen<br />
Netzplanung:<br />
Funknetz / Festnetz-<br />
Planung<br />
Akquisition:<br />
Gespräche mit<br />
Eigentümer/Gemeinde/<br />
Stadt<br />
Akquisition:<br />
Voranfrage:<br />
Gemeinde, Denkmalschutz-,<br />
Naturschutzbehörde, ...<br />
Eigentümer:<br />
Standortvertrag<br />
Bauabteilung:<br />
Bauplanung<br />
RegTP:<br />
Standortbescheinigung<br />
Bauabteilung:<br />
Beantragung<br />
Standortbescheinigung<br />
Bauabteilung:<br />
Prüfung gemäß Baugesetz,<br />
ggf. Bauantrag<br />
Baugenehmigung<br />
Bauabteilung:<br />
Standortrealisierung<br />
Anzeige gemäß 26. BImSchV<br />
bei<br />
„Zuständiger Behörde“<br />
Netzbetrieb:<br />
Inbetriebnahme<br />
Ende<br />
- 8 -
Mobilfunktechnik<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
Baugenehmigung<br />
Naturschutzbehörde,<br />
bzw.<br />
Umweltbehörde<br />
Denkmalschutzbehörde<br />
Forstbehörde,<br />
bzw.<br />
Umweltbehörde<br />
Landkreis*:<br />
Baugenehmigung<br />
Stadtplanung<br />
Stadtentwicklung<br />
Flugaufsicht<br />
Gemeinde<br />
* Fachabteilungen Bauplanung, Baurecht<br />
Standortbescheinigung<br />
Netzbetreiber<br />
für Antrag notwendig:<br />
Standortposition<br />
Antennenkonfiguration<br />
Sendeleistungen<br />
Grenzwerte nach<br />
26. BImSchV<br />
RegTP<br />
Berechnung des<br />
Sicherheitsabstandes<br />
Standortbescheinigung<br />
- 9 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Mobilfunktechnik<br />
- 10 -
Mobilfunktechnik<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
- 11 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Mobilfunktechnik<br />
Warum ein neues Mobilfunksystem ?<br />
UMTS<br />
UMTS-Dienste<br />
Telekommunikation (Telefon, Bildtelefon, Fax, Datenübertragung)<br />
Dienstleistungen (z.B. Einkauf per Handy, virtuelles Rathaus)<br />
Multimedia (Verbindung von Bild, Text, Ton und Video)<br />
Unterhaltung (z.B. Videoübertragung, Videospiele)<br />
Dauer einer Bildübertragung<br />
Informationsdienste (z.B. Fahrplanauskunft, Veranstaltungstipps)<br />
UMTS (Universales mobiles Telekommunikations-System) in Verbindung<br />
mit intelligenter Informationstechnik eröffnet neue Wege für die Zukunft.<br />
für 72 Kilobyte:<br />
GSM: 1 Minute<br />
GPRS: 5 Sekunden<br />
UMTS: 0,3 Sekunden<br />
UMTS in Zahlen<br />
n UMTS wird nach Bedarf ausgebaut<br />
n Lizenzauflage:<br />
n 25% der Bevölkerung bis 2003 (40 Städte)<br />
n 50% der Bevölkerung bis 2005 (450 Städte)<br />
(zum Vergleich: GSM ca. 98% der Bevölkerung )<br />
n UMTS-Erstausbau in Städten > 100.000 EW<br />
n In Städten ist eine GSM-Struktur mit Standort-<br />
Abständen zwischen 500 m und 2 km vorhanden<br />
n UMTS muss regional flächendeckend ohne<br />
Netzlücken errichtet werden, um die gewünschte<br />
Funktionalität zu gewährleisten Ausbaustand Ende 2003<br />
- 12 -
Mobilfunktechnik<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
Informationszentrum Mobilfunk (IZM)<br />
Pressemitteilung, Berlin, 07. Juni 2001<br />
Brancheninitiative will Akzeptanz der mobilen<br />
Kommunikation fördern<br />
Die Mobilfunkbetreiber E-Plus, Group 3 G,<br />
MobilCom, T-Mobil, VIAG Interkom, Mannesmann<br />
Mobilfunk und der Bündelfunknetzbetreiber<br />
Dolphin Telecom gründen in Berlin<br />
das Informationszentrum Mobilfunk (IZM). Die<br />
neue Brancheninitiative ist Ansprechpartner<br />
und Schnittstelle für alle Fragen der mobilen<br />
Kommunikation.<br />
Damit will das IZM dem wachsenden Bedürfnis<br />
der Bevölkerung nach umfassenden Informationen<br />
aus der Welt des Mobilfunks entgegenkommen.<br />
Angesichts neuer technologischer<br />
Standards wie UMTS und TETRA rükken<br />
verstärkt sensible Themen wie Netzausbau,<br />
Gesundheit, Ortsbild- und Landschaftsschutz<br />
in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Als<br />
Dienstleister wird das IZM Kunden, interessierten<br />
Bürgern und Bürgerinnen, Medienvertretern<br />
und öffentlichen Institutionen ein<br />
großes Informationsangebot zu diesen und<br />
anderen Themen aus dem Bereich Mobilfunk<br />
anbieten. „Wir möchten das Gespräch zwischen<br />
den beteiligten Gruppen fördern und<br />
intensivieren“, erläutert Immo von Fallois, Geschäftsführer<br />
IZM. „Wir verstehen uns auch als<br />
Schnittstelle zwischen den Diskussionspartnern.<br />
Dafür werden wir Expertenhearings,<br />
Diskussionsplattformen und Workshops nutzen.“<br />
Das IZM will dabei den wirtschaftlichen<br />
und gesellschaftlichen Nutzen der neuen technologischen<br />
Standards UMTS und TETRA<br />
aufzeigen sowie die gesundheitlichen Auswirkungen<br />
elektromagnetischer Felder thematisieren.<br />
Der neue Verein mit Sitz in Berlin versteht<br />
sich als Ansprechpartner für grundsätzliche,<br />
netzbetreiberübergreifende Fragen rund<br />
um die mobile Kommunikation. Die betreiberspezifische<br />
Kommunikation bleibt Aufgabe der<br />
jeweiligen Mitgliedsunternehmen.<br />
Kontakt<br />
IZM e.V. (i.G.)<br />
Immo von Fallois Regus Lindencorso<br />
Unter den Linden 21<br />
10117 Berlin<br />
+49 (0) 30-2092-4189<br />
+49 (0) 30-2092-4200<br />
immo.vonfallois@izmnet.de<br />
Links:<br />
http://www.izmnet.de<br />
Ihre Ansprechpartner<br />
T-Mobile Deutschland GmbH Philipp Kornstädt Tel.: (0 711) 30033-105<br />
EMVU-/ Kommunikationsbeauftragter Fax: (0 711) 30033-109<br />
philipp.kornstaedt@t-mobil.de<br />
Vodafone D2 GmbH Marcus Staschenuk Tel.: (07 11) 13 96-33 57<br />
Mobilfunk und Umwelt Fax: (07 11) 13 96-33 97<br />
marcus.staschenuk@vodafone.com<br />
E-Plus Mobilfunk GmbH Hilmar Möhlmann Tel.: (0 89) 4 27 77-5 37<br />
EMVU-Referent Fax: (0 89) 4 27 77-2 09<br />
hilmar.moehlmann@eplus.de<br />
O2 (Germany) GmbH & Co. OHG Dietmar Schröder Tel.: (07 11) 72 65-6 00<br />
Planungsbüroleiter Fax: (07 11) 72 65-6 90<br />
dietmar.schroeder@o2.com<br />
MobilCom Multimedia GmbH Wolfgang Kampe Tel.: (07 11) 9 07 75-140<br />
Beauftragter für EMVU Fax: (07 11) 9 07 75-109<br />
wolfgang.kampe@mobilcom.de<br />
Group 3G UMTS GmbH Ulrike Kaut Tel.: (0 89) 856 34-41 10<br />
Manager Network Rollout Region South Fax: (0 89) 32 46 22 63<br />
ulrike.kaut@g3g.quam.com<br />
- 13 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Telekommunikationsrechtliche Grundlagen<br />
Telekommunikationsrechtliche Grundlagen -<br />
Standortbescheinigung<br />
Elektromagnetische Verträglichkeit zur Umwelt<br />
Dipl.- lng. Wolfgang Hotz<br />
Referat für Technische Fragen der Regulierung und Standardisierung im Bereich EMVU<br />
Reg TP Dienststelle Mainz<br />
Chronologie des Standortverfahrens<br />
1992 BMPT-Amtsblattverfügung Nr. 95192<br />
1994 Ergänzung durch BMPT-Vfg. Nr. 77194<br />
1997 BMPT-Amtsblattverfügung Nr. 306197<br />
2001 geplanteVerordnung:“Verordnung über<br />
die Begrenzung elektromagnetischer<br />
Felder“ (BEMFV)<br />
Gesetz über Funkanlagen und Telekommunikationsendeinrichtungen<br />
(FTEG)<br />
Die Bundesregierung wird ermächtigt, durch<br />
Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates<br />
nähere Regelungen zur Gewährleistung<br />
des Schutzes von Personen in den durch<br />
den Betrieb von Funkanlagen und Radaranlagen<br />
entstehenden elektromagnetischen Feldern<br />
zu treffen.<br />
Arbeitsschutzrechtliche Regelungen bleiben<br />
hiervon unberührt.<br />
Standortverfahren<br />
· Transparenz<br />
· Begrenzung der Feldstärken einer ortsfesten<br />
Funkanlage<br />
· Einbeziehung von relevanten Feldstärken<br />
von umliegenden ortsfesten Funkanlagen<br />
· Festlegung eines Sicherheitsabstandes für<br />
jede Sendeantenne<br />
· Festlegung eines gesamten Sicherheitsabstandes<br />
Seit dem 1. Juli 1992 werden neu installierte<br />
ortsfeste Funkanlagen hinsichtlich des Schutzes<br />
von Personen in elektromagnetischen<br />
Feldern bundesweit einheitlich von der Reg TP<br />
(und ehemals durch das BAPT) überprüft<br />
(Standortverfahren).<br />
Sowohl gewerbliche als auch nicht gewerbliche<br />
ortsfeste Funkanlagen unterliegen dem<br />
Standortverfahren, sofern diese eine äquivalente<br />
isotrope Strahlungsleistung von 10 Watt<br />
und mehr aufweisen.<br />
Zum Beispiel: Betriebsfunk, Datenfunk, Mobilfunk,<br />
Polizeifunk, Rettungsfunk, Rundfunk<br />
(UKW, MW, LW, KW, TV)<br />
Rechnerische Festlegung des Sicherheitsabstandes:<br />
Die Festlegung des Sicherheitsabstandes erfolgt<br />
unter der Annahme der maximalen Anlagenauslastung.<br />
Alle technischen Parameter<br />
werden zu Ungunsten des Antragstellers angenommen.<br />
Die von der Reg TP rechnerisch<br />
festgelegten Sicherheitsabstände haben deshalb<br />
zusätzliche Sicherheitsreserven.<br />
Messtechnische Festlegung des Sicherheitsabstandes:<br />
Messtechnisch festgelegte Sicherheitsabstände<br />
berücksichtigen die tatsächlichen Feldstärken<br />
und sind im Vergleich zu einem rechnerisch<br />
festgelegten Sicherheitsabstand geringer.<br />
Aus diesem Grund werden rechnerisch festgelegte<br />
Sicherheitsabstände immer bei einer<br />
zusätzlichen Feldstärkemessung bestätigt.<br />
Das Standortverfahren ist verkoppelt mit:<br />
· Dem Baugenehmigungsverfahren<br />
· Der Anzeige nach § 7, 26. BImSchV<br />
Anzeige nach § 7 der 26. BImSchV<br />
Die Standortbescheinigung ist Grundlage für<br />
die immissionsschutzrechtliche Nachweispflicht<br />
(26. BImSchV).<br />
Der Betreiber einer ortsfesten Funkanlage mit<br />
einer äquivalenten isotropen Strahlungsleistung<br />
von 10 Watt und mehr hat zwei Wochen<br />
vor der Inbetriebnahme oder einer wesentlichen<br />
Änderung seine Anlage bei der zuständigen<br />
Landesbehörde anzuzeigen.<br />
Dieser Anzeige ist die von der Regulierungsbehörde<br />
nach telekommunikationsrechtlichen<br />
Vorschriften erteilte Standortbescheinigung<br />
- 14 -
Telekommunikationsrechtliche Grundlagen<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
beizufügen.<br />
Standortüberprüfungen<br />
Die Reg TP überprüft unregelmäßig und ohne<br />
Vorankündigung Standorte, für die bereits eine<br />
Standortbescheinigung erteilt wurde. Die Überprüfung<br />
wird bundesweit einheitlich durchgeführt.<br />
Überprüft werden die Antragsdaten des<br />
Betreibers, die der Betreiber im Rahmen des<br />
Antragsverfahrens der Reg TP vorgelegt hat.<br />
Bundesweite EMVU-Messaktionen wurden<br />
durchgeführt:<br />
· 1992, 1996/97 und 1999/2000<br />
· Aufnahme der Feldstärken im Frequenzbereich<br />
von 9 kHz bis 2,9 GHz. Die Auswertung<br />
der Feldstärken ergab an keinem<br />
Messort eine Überschreitung der<br />
Personenschutzgrenzwerte.<br />
(Anwendung im Frequenzbereich von 50<br />
kHz bis 50 MHz)<br />
Die Regulierungsbehörde nimmt weder eine<br />
fachliche Bewertung der Grenzwerte noch eine<br />
Kommentierung der Arbeiten von Grenzwertkritikern<br />
vor.<br />
Diese Aufgabe wird von der deutschen Strahlenschutzkommission<br />
(SSK) als beratendem<br />
Gremium des Bundesministeriums für Umwelt,<br />
Naturschutz und Reaktorsicherheit wahrgenommen.<br />
Weitere Informationen zum Thema „Elektromagnetische<br />
Verträglichkeit zur Umwelt“<br />
(EMVU) finden Sie auf den Internetseiten der<br />
Reg TP unter<br />
http://www.regtp.de<br />
Grenzwerte<br />
Personenschutzgrenzwerte<br />
· Frequenzbereich 3 kHz bis 10 MHz =><br />
ICNIRP-Empfehlungen<br />
· Frequenzbereich 10 MHz bis 300 GHz =><br />
26. BImSchV<br />
Herzschrittmachergrenzwerte<br />
· DIN VDE 0848 Teil 2 (10/91)<br />
Nutzung der Mobilfunkstandorte durch mehrere Funkdienste<br />
9%<br />
4% 3% 64% Standorte mit einem Funkdienst<br />
20% Standorte mit zwei Funkdiensten<br />
9% Standorte mit drei Funkdiensten<br />
4% Standorte mit vier Funkdiensten<br />
3% Standorte mit fünf oder mehr Funkdiensten<br />
20%<br />
64%<br />
- 15 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Beteiligung der Städte und Gemeinden<br />
Beteiligung der Städte und Gemeinden beim Ausbau<br />
der Mobilfunknetze<br />
R. Specht<br />
Städtetag Baden-Württemberg, Stuttgart<br />
„Mobilfunk und Kommunen“ ist ein aktuelles<br />
Thema, ein vielschichtiges und vielseitiges<br />
Problemfeld, aber auch ein emotional besetztes<br />
Thema.<br />
Man muss sich schon fragen, warum der Mobilfunk<br />
ein Thema für Kommunen ist. Haben wir<br />
doch in diesem vielstimmigen Themen-Konzert,<br />
wenn wir an die tatsächlichen Zuständigkeiten<br />
der Kommunen in diesem Bereich denken,<br />
nicht die erste Geige zu spielen.<br />
In gesetzgeberischer Hinsicht, z.B. bei der Lizenzvergabe,<br />
ist in erster Linie der Bund der<br />
Handelnde und hat sich auch die lukrativen<br />
Lizenz-Erlöse bei UMTS gesichert (bei uns<br />
kommen dann die Verluste beim durch Abschreibungen<br />
verminderten Aufkommen der<br />
Gewerbesteuer an). Unter marktwirtschaftlichen<br />
Aspekten sind vorrangig die Netzbetreiber<br />
der Telekommunikationswirtschaft<br />
gefragt und maßgebende Akteure.<br />
Zuständigkeit der Kommunen<br />
Bei der konkreten Umsetzung allerdings zeigt<br />
sich die kommunale Betroffenheit dann doch<br />
wieder sehr stark, weil sich fast alles auf „unserem<br />
Terrain“ abspielt: Der Aufbau der Netze<br />
mit Sende- und Empfangsanlagen, Netztechnik,<br />
Verstärker usw. Neben der genehmigungsrechtlichen<br />
Praxis – soweit sie überhaupt erforderlich<br />
ist – finden sich die Kommunen konfrontiert<br />
mit Ansprüchen ihrer Bürger aus<br />
gestaltungsrechtlichen und ästhetischen<br />
Aspekten aber auch deren Ruf nach kommunaler<br />
Mit-Verantwortung für einen auch von uns<br />
gewünschten vorsorgenden Gesundheitsschutz.<br />
Im übrigen sind wir von der kommunalen Seite<br />
die „erste Adresse“ von Bürgerprotesten,<br />
Bürgerinitiativen usw., die ihre Bedenken direkt<br />
vor Ort, also von uns und durch uns, berücksichtigt<br />
wissen wollen. Auf fehlende Zuständigkeiten<br />
kann sich da keine Kommune<br />
zurückziehen.<br />
Aus Ihrer Nähe zur kommunalen Praxis wissen<br />
Sie alle – die einzelnen Referenten haben<br />
dies verdeutlicht – wie gering im Augenblick<br />
die realen Einflussmöglichkeiten, aufgrund der<br />
rechtlichen Zuständigkeiten, bei den Städten<br />
und Gemeinden sind. Trotzdem müssen wir<br />
uns mit den weitreichenden und nicht einfach<br />
zu durchschauenden und zu bewertenden<br />
technischen und gesundheitlichen Argumenten<br />
sowie den daraus folgenden Möglichkeiten<br />
für unsere Bürger auseinandersetzen, alle<br />
Aspekte von der Wirtschaftsförderung bis zum<br />
Gesundheitsschutz sach- und fachgerecht abwägen<br />
und zu einer möglichst „friedlichen“ und<br />
gemeinsam tragbaren Lösung vor Ort kommen.<br />
Das bisherige Regelungs- und Genehmigungsverfahren<br />
hat vielfach dazu geführt, dass<br />
die Kommunen über Standortentschei-dungen<br />
seitens der Netzbetreiber sehr spät und damit<br />
vielfach zu spät – z.B. erst nach Abschluss von<br />
Mietverträgen – informiert worden sind. Eine<br />
Mitwirkung der Kommunen – so diese es bisher<br />
überhaupt wollten – im Standortentscheidungsverfahren<br />
oder auch bei der<br />
Prüfung alternativer Standorte kam dann nicht<br />
mehr in Betracht.<br />
Kooperation mit den Netzbetreibern<br />
Informationen über bestehende und künftige<br />
Mobilfunknetze, über neue Sendeanlagen usw.<br />
waren deshalb Kernpunkte für eine Vereinbarung<br />
mit den Netzbetreibern. Alle Mobilfunknetzbetreiber<br />
sind in ihrem eigenen Interesse<br />
an Kooperation und nicht an Konfrontation interessiert,<br />
müssen sie doch die eng gezurrten<br />
Bedingungen der erfolgten teuren Lizenzvergabe<br />
umsetzen. Nachdem bestehendes und<br />
auch noch künftig reichlich vorhandenes<br />
Konfliktpotential am ehesten durch Kooperation<br />
gelöst werden kann, ziehen wir nach wie<br />
- 16 -
Beteiligung der Städte und Gemeinden<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
vor die Form der freiwilligen Vereinbarung einer<br />
gesetzlichen oder Verordnungs-Lösung<br />
vor.<br />
Vereinbarung über den Informationsaustausch<br />
und die Beteiligung der Kommunen<br />
beim Ausbau der Mobilfunknetze<br />
Diese Vereinbarung wurde am 09. Juli 2001<br />
zwischen den 3 kommunalen Spitzenverbänden<br />
(Deutscher Städtetag, Deutscher Landkreistag,<br />
Deutscher Städte- und Gemeindebund)<br />
sowie den 6 Mobilfunknetzbetreibern<br />
abgeschlossen. Darin verpflichten sich die<br />
Netzbetreiber, die Städte und Gemeinden frühzeitig<br />
und umfassend über beabsichtigte<br />
Standorte zu informieren und gegebenenfalls<br />
auch alternative Standorte zu akzeptieren.<br />
Außerdem haben sie eine möglichst optimale<br />
Nutzung bereits vorhandener Antennenstandorte<br />
zugesagt. Aus der Sicht der Kommunen<br />
ist damit ein klar nachvollziehbares<br />
Beteiligungsverfahren eröffnet, das entscheidend<br />
dazu beitragen kann, beim weiteren Ausbau<br />
der Mobilfunktechnik in Deutschland einvernehmliche<br />
Lösungen herbeizuführen.<br />
Die erste Phase der Umsetzung der Vereinbarung<br />
ist im Oktober 2001 angelaufen. Sie<br />
kann nicht schlagartig und gleichzeitig in allen<br />
Städten und Gemeinden erfolgen, deshalb<br />
werden die in der Vereinbarung getroffenen<br />
Maßnahmen in einem „laufenden Prozess“<br />
stattfinden. Alle 6 Netzbetreiber haben allerdings<br />
signalisiert, dass sie sich auch schon in<br />
dem jetzigen Übergangsstadium um einvernehmliche<br />
Standortentscheidungen mit den<br />
Kommunen bemühen werden. Ein wichtiger<br />
Punkt ist dabei der Aufbau der Informationsdatenbank<br />
bei der Regulierungsbehörde für<br />
Telekommunikation und Post (RegTP).<br />
Informationen vor Ort sind für die Kommunen<br />
sehr wichtig. Die Kommunalen Landesverbände<br />
haben deshalb die Erwartung an ÖGD und<br />
Gewerbeaufsichtsämter, dass sie bei kommunalen<br />
Informationsveranstaltungen zur Umsetzung<br />
der Vereinbarung in den Städten und<br />
Gemeinden als „neutrale“ Sachverständige<br />
mitwirken, wenn dies die Oberbürgermeister<br />
oder Bürgermeister wünschen.<br />
Wortlaut der freiwilligen Vereinbarung:<br />
Präambel<br />
Der Mobilfunk hat in den vergangenen Jahren<br />
in Deutschland ein rasantes Wachstum erfahren.<br />
Er hat sich zu einem der wichtigsten Teilbereiche<br />
der Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
entwickelt.<br />
Die kommunalen Spitzenverbände und die<br />
Mobilfunknetzbetreiber sind sich einig in der<br />
Auffassung, dass eine leistungsfähige Mobilfunk-Netzinfrastruktur<br />
ein wesentlicher Faktor<br />
für die wirtschaftliche Entwicklung in den Städten,<br />
Kreisen und Gemeinden ist. Sie wollen<br />
gemeinsam dazu beitragen, einen gesundheitsverträglichen,<br />
wettbewerbsgerechten und<br />
raschen Ausbau der Mobilfunktechnik in<br />
Deutschland und insbesondere den Aufbau der<br />
UMTS Technik möglichst flächendeckend voranzutreiben.<br />
Mobilfunknetzbetreiber und kommunale Spitzenverbände<br />
halten es für erforderlich die Forschung<br />
auf dem Gebiet der elektromagnetischen<br />
Felder zu intensivieren, um die Grenzwerte<br />
fortlaufend zu prüfen und damit auch<br />
zukünftig den Gesundheitsschutz im Sinne der<br />
Vorsorge sicherzustellen.<br />
Bei der zukünftigen Planung von Standorten<br />
für Mobilfunkanlagen werden von den kommunalen<br />
Spitzenverbänden und den Mobilfunknetzbetreibern<br />
einvernehmliche Lösungen<br />
angestrebt; dabei sind die kommunalen Belange<br />
ebenso zu berücksichtigen, wie den Belangen<br />
der Mobilfunknetzbetreiber Rechnung<br />
zu tragen ist.<br />
Die Mobilfunknetzbetreiber und die kommunalen<br />
Spitzenverbände wollen der in Teilen der<br />
Bevölkerung entstandenen Besorgnis um<br />
mögliche Auswirkungen auf die Gesundheit<br />
sowie ortsbildgestaltende Belange Rechnung<br />
tragen. Durch eine umfassende Information<br />
der Kommunen und ihrer Bürgerinnen und<br />
Bürger sowie durch eine enge Kooperation und<br />
offene Kommunikation mit der jeweiligen kommunalen<br />
Gebietskörperschaft sollen die örtlichen<br />
Belange Berücksichtigung finden, um<br />
einen möglichst konfliktfreien Infrastrukturausbau<br />
zu ermöglichen.<br />
- 17 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Beteiligung der Städte und Gemeinden<br />
Die Mobilfunknetzbetreiber und die kommunalen<br />
Spitzenverbände wollen mit dem Abschluss<br />
dieser Vereinbarung einen bundeseinheitlichen<br />
Rahmen schaffen, der eine Einbindung der<br />
Kommunen beim Aufbau der Netzinfrastruktur<br />
sicherstellt und damit zugleich eine Verbesserung<br />
der Akzeptanz durch die Kommunen und<br />
ihrer Bevölkerung erreicht.<br />
Wortlaut der Regelungen<br />
Hierzu werden folgende Regelungen vereinbart:<br />
1. Informationen über die bestehenden<br />
und zukünftigen Mobilfunknetze<br />
1.1. Mobilfunknetzbetreiber und kommunale<br />
Spitzenverbände sehen die Bereitstellung<br />
der aktuellen Standortdaten<br />
über die ortsfesten Sendeanlagen<br />
im Bereich der jeweiligen Kommune<br />
unter Beachtung der rechtlichen<br />
Vorschriften als wichtige Information<br />
für die Kommunen an. Da diese Daten<br />
vollständig und aktuell bei der<br />
Regulierungsbehörde für Telekommunikation<br />
und Post (RegTP) vorhanden<br />
sind, setzen sich beide Seiten für eine<br />
Lösung in Zusammenarbeit mit der<br />
RegTP und unter Rückgriff auf die<br />
RegTP-Daten ein. Sollte dies nicht<br />
möglich sein, verpflichten sich die<br />
Mobilfunknetzbetreiber in Absprache<br />
mit den kommunalen Spitzenverbänden<br />
eine RegTP-unabhängige Lösung<br />
bereitzustellen.<br />
1.2. Mobilfunknetzbetreiber und kommunale<br />
Spitzenverbände stimmen darin<br />
überein, dass ein regelmäßiger Austausch<br />
über den Ausbau- und<br />
Planungsstand der Netzinfrastruktur<br />
auf regionaler Ebene als Maßnahme<br />
zur frühzeitigen Einbeziehung der<br />
Kommunen notwendig ist. Jeder<br />
Mobilfunknetzbetreiber wird deshalb<br />
den Kommunen regelmäßige und am<br />
Informationsbedarf orientierte Gespräche<br />
zum aktuellen Ausbau- und<br />
Planungsstand anbieten. In Absprache<br />
können diese Gespräche, z. B. auf<br />
regionaler Ebene in Abstimmung mit<br />
den betroffenen kommunalen Gebietskörperschaften<br />
erfolgen.<br />
1.3. Mobilfunknetzbetreiber und kommunale<br />
Spitzenverbände befürworten einen<br />
direkten und schnellen Informationsaustausch<br />
auf der Fachebene.<br />
Jeder Mobilfunknetzbetreiber benennt<br />
hierfür gegenüber den Kommunen einen<br />
zuständigen Ansprechpartner, der<br />
für Fragen zur Mobilfunktechnik und<br />
für konkrete Fragen zu Standorten des<br />
Mobilfunknetzbetreibers im Bereich<br />
der Kommune zur Verfügung steht.<br />
Ansprechpartner auf Seiten der Kommune<br />
ist der jeweilige Hauptverwaltungsbeamte,<br />
soweit nicht eine<br />
bestimmte Dienststelle benannt wird.<br />
2. Vorgehensweise beim Bau neuer Sendeanlagen<br />
2.1. Die Mobilfunknetzbetreiber bieten den<br />
Kommunen an, sie über ihre Pläne für<br />
den Bau neuer Senderanlagen zu informieren.<br />
Der Zeitpunkt für diese Information<br />
ist so zu wählen, dass der<br />
Kommune ein angemessener Zeitraum<br />
zur Stellungnahme verbleibt und<br />
die endgültige Standortentscheidung<br />
noch offen ist.<br />
2.2. Die Kommune kann ihrerseits Standortvorschläge<br />
für neue Sendeanlagen<br />
unterbreiten; die Mobilfunknetzbetreiber<br />
sagen zu, diese Vorschläge<br />
bzw. Hinweise der Kommune zu<br />
Standorten vorrangig und ergebnisoffen<br />
zu prüfen. Stellen die Betreiber<br />
die funktechnische Eignung und wirtschaftliche<br />
Realisierbarkeit dieser<br />
Standorte fest, sagen die Betreiber zu,<br />
diese vorrangig zu verwirklichen.<br />
Wenn die Standortvorstellungen der<br />
Kommune aus funktechnischen oder<br />
wirtschaftlichen Gründen nicht zu realisieren<br />
sind, ist das der Kommune zu<br />
begründen und bei Vorliegen entsprechender<br />
Möglichkeiten ein weiterer<br />
konkreter Einigungsversuch zu unternehmen.<br />
Beide Seiten gehen davon<br />
aus, dass das gesamte Abstimmungs-<br />
- 18 -
Beteiligung der Städte und Gemeinden<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
verfahren für einen konkreten Standort<br />
innerhalb von 8 Wochen abgeschlossen<br />
wird.<br />
2.3. Die Mobilfunknetzbetreiber und die<br />
kommunalen Spitzenverbände streben<br />
an, dass die Standortentscheidungen<br />
einvernehmlich erfolgen und<br />
dass auch bei umstrittenen Standorten<br />
die Belange und Interessen beider<br />
Seiten möglichst weitgehend berücksichtigt<br />
werden.<br />
2.4. Die Mobilfunknetzbetreiber werden die<br />
Kommunen vor Inbetriebnahme über<br />
den bevorstehenden Sendebeginn informieren.<br />
Diese Information erfolgt<br />
zusätzlich zur Anzeigepflicht gegenüber<br />
der zuständigen Behörde gemäß<br />
26. BImSchV.<br />
2.5. Die Mobilfunknetzbetreiber streben<br />
aufgrund der großen Anzahl von Antennenstandorten<br />
- zur Wahrung städtebaulicher<br />
Belange – die möglichst<br />
optimale Nutzung von vorhandenen<br />
und zukünftigen Antennenstandorte<br />
an.<br />
3. Allgemeine Maßnahmen<br />
3.1. Die Mobilfunknetzbetreiber bieten an,<br />
in Zusammenarbeit mit den kommunalen<br />
Spitzenverbänden auf Länderebene<br />
übergreifende Informationsveranstaltungen<br />
zu Fragen des Mobilfunks<br />
in den einzelnen Bundesländern<br />
durchzuführen.<br />
3.3. Entsprechend ihrer Möglichkeiten nutzen<br />
die kommunalen Spitzenverbände<br />
ihre verbandsinternen Kommunikationsmöglichkeiten,<br />
um eine verbesserte<br />
Information der Kommunen<br />
über alle in Zusammenhang mit der<br />
Mobilfunkentwicklung relevanten Fragestellungen<br />
zu erreichen.<br />
3.4. In Anbetracht der wirtschaftlichen Bedeutung<br />
der Mobilfunkinfrastruktur -<br />
auch für die Kommunen - erscheint die<br />
Bereitstellung kommunaler Liegenschaften<br />
zur Installation neuer Sendeanlagen<br />
folgerichtig. Die Spitzenverbände<br />
empfehlen daher die Bereitstellung<br />
kommunaler Liegenschaften auf<br />
Grundlage von mit ihnen abgestimmten<br />
Rahmenverträgen zu prüfen.<br />
Die kommunalen Spitzenverbände und die<br />
Mobilfunknetzbetreiber schließen diese Vereinbarung<br />
in dem Bewusstsein, dass ein partnerschaftliches<br />
Zusammenwirken und eine<br />
Konfliktminimierung beim Ausbau der Mobilfunknetze<br />
für alle Beteiligten vorteilhaft ist.<br />
Mobilfunknetzbetreiber und kommunale Spitzenverbände<br />
sprechen sich dafür aus, dass<br />
zur Berücksichtigung der regionalen und jeweils<br />
landesspezifischen Gegebenheiten ggfs.<br />
ergänzende Vereinbarungen zum gemeinsamen<br />
Vorgehen auf Landesebene entwickelt<br />
werden.<br />
Die Beteiligten gehen davon aus, dass<br />
Informations- und Beteiligungsmaßnahmen<br />
seitens der Betreiber ab dem 4. Quartal 2001<br />
umgesetzt werden.<br />
3.2. Die Mobilfunknetzbetreiber werden<br />
gemeinsam mit dem Informationszentrum<br />
Mobilfunk (IZM) geeignete Informationsmaterialien<br />
zu den Aspekten<br />
der mobilen Kommunikation zur Verfügung<br />
stellen. Dabei soll in Zusammenarbeit<br />
zwischen dem IZM und den<br />
kommunalen Spitzenverbänden Material<br />
entwickelt werden, das besonders<br />
auf den Informationsbedarf der Kommunen<br />
zugeschnitten ist.<br />
- 19 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Mobilfunk und Immissionsschutz<br />
Mobilfunk und Immissionsschutz<br />
Dr. Udo Weese<br />
Ministerium für Umwelt und Verkehr, Referat<br />
Immissionsschutz<br />
Kernerplatz 9, 70182 Stuttgart<br />
Mit der Zunahme der Nutzer von Handys ist<br />
der Ausbau der Netze von Mobilfunkbasisstationen<br />
verbunden. Hierbei sind, um den<br />
Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen<br />
und somit auch vor Gesundheitsgefahren sicherzustellen,<br />
die einschlägigen Anforderungen<br />
des Bundes-Immissionsschutzgesetzes<br />
(BImSchG) und der 26. Verordnung zur Durchführung<br />
des Bundes-Immissionsschutzgesetzes<br />
(Verordnung über elektromagnetische<br />
Felder - 26. BImSchV) einzuhalten.<br />
Die Frage möglicher gesundheitlicher Beeinträchtigungen<br />
durch den Mobilfunk wird insbesondere<br />
im Zusammenhang mit der Errichtung<br />
von Mobilfunksendeanlagen immer wieder<br />
diskutiert. Dieser Beitrag beinhaltet daher<br />
nach einem kurzen Abriss der immissionsschutzrechtlichen<br />
Regelungen eine ausführliche<br />
Stellungnahme zu der aktuellen Diskussion<br />
der Grenzwerte und der Haltung des Ministeriums<br />
für Umwelt und Verkehr zu dieser<br />
Thematik.<br />
Immissionsschutzrechtliche Regelungen<br />
Für Hochfrequenzanlagen wie z. B. Mobilfunksendeanlagen<br />
werden in § 2 der Verordnung<br />
über elektromagnetische Felder (26.<br />
BImSchV) Immissionsgrenzwerte für die elektrische<br />
und magnetische Feldstärke festgelegt.<br />
Die Grenzwerte dienen dem Schutz vor schädlichen<br />
Umwelteinwirkungen, somit auch vor<br />
Gesundheitsgefahren, soweit sie bisher bekannt<br />
sind. Sie gelten an Orten, die zum nicht<br />
nur vorübergehenden Aufenthalt von Menschen<br />
bestimmt sind. Sie müssen bei höchster<br />
betrieblicher Anlagenauslastung und unter<br />
Berücksichtigung der Immissionen von<br />
anderen ortsfesten Sendefunkanlagen eingehalten<br />
werden.<br />
Die Immissionsgrenzwerte stimmen mit den<br />
Empfehlungen der Internationalen Kommission<br />
für den Schutz vor nichtionisierenden Strahlen<br />
(ICNIRP) überein. Die ICNIRP-Empfehlungen<br />
werden u.a. auch von der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) und der Deutschen<br />
Strahlenschutzkommission (SSK) mitgetragen.<br />
Sie sind außerdem Grundlage der „Empfehlung<br />
des Rates vom 12. Juli 1999 zur Begrenzung<br />
der Exposition der Bevölkerung gegenüber<br />
elektromagnetischen Feldern (0 Hz – 300<br />
GHz)“ (1999/519/EG).<br />
Der Betreiber einer Mobilfunkbasisstation hat<br />
diese nach § 7 der 26. BImSchV der zuständigen<br />
Behörde – in Baden-Württemberg dem<br />
zuständigen Staatlichen Gewerbeaufsichtsamt<br />
- mindestens zwei Wochen vor der Inbetriebnahme<br />
oder einer wesentlichen Änderung anzuzeigen.<br />
Diese Anzeige erfolgt unabhängig<br />
von einer baurechtlichen Genehmigungspflicht<br />
der Sendeanlage. Der Anzeige ist die von der<br />
Regulierungsbehörde für Telekommunikation<br />
und Post (RegTP) nach telekommunikationsrechtlichen<br />
Vorschriften zu erstellende<br />
Standortsbescheinigung beizufügen.<br />
Die Standortbescheinigung wird nur erteilt,<br />
wenn die Einhaltung der Grenzwerte der<br />
26. BImSchV sichergestellt ist. In der Standortbescheinigung<br />
werden Sicherheitsabstände<br />
festgelegt, innerhalb derer ein nicht nur vorübergehender<br />
Aufenthalt von Menschen ausgeschlossen<br />
sein muss und außerhalb derer<br />
die Grenzwerte der 26. BImSchV sicher unterschritten<br />
werden. Dabei werden alle am<br />
Standort befindlichen Sendefunkanlagen und<br />
die am Standort durch umliegende Sendefunkanlagen<br />
bereits vorhandenen elektromagnetischen<br />
Felder mit berücksichtigt.<br />
Auf der Grundlage der erwähnten Anzeigen<br />
überwachen die Staatlichen Gewerbeaufsichtsämter<br />
die Einhaltung der Anforderung<br />
der Immissionsgrenzwerte der 26. BImSchV.<br />
Die Betreiberangaben, die für die Standortbescheinigung<br />
gemacht wurden, werden von<br />
- 20 -
Mobilfunk und Immissionsschutz<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
der Reg TP stichprobenartig vor Ort überprüft.<br />
Zu der aktuellen Diskussion der geltenden<br />
Grenzwerte<br />
Wie bei allen umweltrelevanten Themen ist<br />
auch beim Mobilfunk immer wieder zu überprüfen,<br />
ob der Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen<br />
und vor Gesundheitsgefahren<br />
ausreichend gewährleistet ist. Soweit hierbei<br />
Handlungsbedarf erkennbar werden sollte,<br />
müssten die einschlägigen Rechtsnormen geändert<br />
werden. Im Falle des Bundes-<br />
Immissionsschutzgesetzes wie auch der 26.<br />
BImSchV ist dies Aufgabe der Bundesregierung.<br />
Der Kern der Diskussion beim Mobilfunk ist<br />
die Frage der Bewertung möglicher gesundheitlicher<br />
Beeinträchtigungen aufgrund der<br />
sogenannten athermischen Effekte der vom<br />
Mobilfunk ausgehenden elektromagnetischen<br />
Felder.<br />
Die Untersuchungen über mögliche Auswirkungen<br />
elektromagnetischer Felder sind zahlreich<br />
und vielfältig. Hinzu kommt, dass in der Wissenschaft<br />
unterschiedliche Schlussfolgerungen<br />
hinsichtlich möglicher gesundheitlicher<br />
Risiken von elektromagnetischen Feldern<br />
gezogen werden. Dies liegt zum einen<br />
an der besonderen Gewichtung einzelner Forschungsergebnisse<br />
und zum anderen an der<br />
Bewertung von Effekten, deren gesundheitliche<br />
Relevanz unklar ist. Auch sind die Auffassungen,<br />
was noch als begründeter Verdacht<br />
auf eine nicht auszuschließende gesundheitliche<br />
Wirkung zählt und was bloße Spekulation<br />
ist, sehr unterschiedlich.<br />
Angesichts dessen ist es unerlässlich, mögliche<br />
Gesundheitsrisiken durch den Mobilfunk<br />
anhand der Gesamtheit aller Studien nach wissenschaftlichen<br />
Kriterien zu beurteilen. Die<br />
Hervorhebung von Einzelergebnissen oder<br />
auch eine spezifische Auswahl von Studien<br />
sind für eine objektive Bewertung nicht geeignet.<br />
Das Ministerium für Umwelt und Verkehr greift<br />
in dieser durch unterschiedliche Einschätzungen<br />
gekennzeichneten Situation auf die Aussagen<br />
und Beurteilungen international anerkannter<br />
Fachgremien zurück. Diese sind z. B.<br />
die Internationale Kommission für den Schutz<br />
vor nichtionisierenden Strahlen (ICNIRP), die<br />
Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder<br />
auch die Deutsche Strahlenschutzkommission<br />
(SSK).<br />
Zusammenfassend ergibt sich danach folgender<br />
Sachverhalt:<br />
Die biologische Wirkung hochfrequenter elektromagnetischer<br />
Felder besteht vor allem in<br />
ihren thermischen Effekten, also der Zuführung<br />
von Wärme. Starke hochfrequente elektromagnetische<br />
Felder können Erwärmungen des<br />
Körpers bis hin zu Verbrennungen verursachen.<br />
Solche schädigenden thermischen Effekte<br />
sind bei Einhaltung der Immissionsgrenzwerte<br />
der 26. BImSchV, die auf den<br />
Empfehlungen der ICNIRP und der SSK beruhen,<br />
ausgeschlossen. Durch diese Grenzwerte<br />
wird die Erwärmung von Körpergewebe<br />
durch elektromagnetische Felder auf ein Maß<br />
beschränkt, das durch die Wärmeregulation<br />
des Körpers ausgeglichen werden kann. Das<br />
gilt auch für den Fall, dass man über einen<br />
langen Zeitraum einem hochfrequenten elektromagnetischen<br />
Feld ausgesetzt ist.<br />
Ob darüber hinaus athermische Effekte auftreten,<br />
die gesundheitlich relevant sind, konnte<br />
die Wissenschaft bislang nicht eindeutig klären.<br />
“Athermisch” heißt, dass die Energiemengen<br />
der einwirkenden elektromagnetischen<br />
Felder unter denen liegen, die zu einer<br />
messbaren Erwärmung des Gewebes führen.<br />
Gepulste elektromagnetische Felder, wie sie<br />
insbesondere beim Mobilfunkbetrieb auftreten,<br />
beurteilt die Strahlenschutzkommission wie<br />
folgt: „Zur Beurteilung der Exposition mit<br />
gepulsten elektromagnetischen Feldern liegen<br />
nur begrenzt Ergebnisse vor. Gepulste hochfrequente<br />
Felder ausreichender Intensität können<br />
zu speziellen Effekten, wie z. B. dem<br />
Mikrowellenhörphänomen, führen. Andere<br />
Befunde, wie z. B. Schädigungen der Netzhaut,<br />
konnten bislang nicht bestätigt werden.<br />
Eine große Zahl von Untersuchungen über die<br />
biologischen Auswirkungen von amplitudenmodulierten<br />
elektromagnetischen Feldern,<br />
- 21 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Mobilfunk und Immissionsschutz<br />
meistens bei niedrigen Expositionswerten<br />
durchgeführt, haben widersprüchliche Ergebnisse<br />
erbracht. Gesundheitlich relevante athermische<br />
Wirkungen gepulster oder amplitudenmodulierter<br />
elektromagnetischer Felder sind<br />
derzeit nicht belegt.“ (Aus “Schutz der Bevölkerung<br />
bei Expositionen durch elektromagnetischen<br />
Feldern (bis 300 GHz)”, Bericht der<br />
Strahlenschutzkommission, Heft 23, 1999, S.<br />
35).<br />
Insgesamt ist nach Auffassung der internationalen<br />
und nationalen Expertengremien eine<br />
gesundheitliche Gefährdung oder Beeinträchtigung<br />
durch athermische Effekte nicht ausreichend<br />
nachgewiesen, um in die Festsetzung<br />
von Grenzwerten einbezogen zu werden.<br />
Die T-Mobil, Darmstadt, hat aufgrund der teilweise<br />
sehr unterschiedlichen Bewertung wissenschaftlicher<br />
Ergebnisse im Jahr 2000 ein<br />
Projekt gestartet, um Möglichkeiten für eine<br />
sachliche und faktenbezogene Auseinandersetzung<br />
mit Forschungsergebnissen zu finden.<br />
Als ersten Teilschritt des Projektes wurden vier<br />
Institute mit unterschiedlichem Erfahrungshorizont<br />
beauftragt, die einschlägige wissenschaftliche<br />
Literatur zu sichten und anhand von<br />
ca. 100 relevanten Arbeiten, den Erkenntnisstand<br />
zu möglichen gesundheitlichen Auswirkungen<br />
des Mobilfunks darzulegen und zu<br />
bewerten. Die häufig zitierte Studie des<br />
ECOLOG-Institut für sozial-ökologische Forschung<br />
und Bildung gGmbH, Hannover, welche<br />
von den ICNIRP-Empfehlungen abweichende<br />
Grenzwerte empfiehlt, ist eine dieser<br />
vier Studien. Als zweiten Teilschritt sollen diese<br />
vier Gutachten von einer Expertengruppe<br />
unter Moderation der Programmgruppe<br />
Mensch, Umwelt und Technik (MUT) am Forschungszentrum<br />
Jülich ausgewertet und mit<br />
den im ersten Teilschritt beauftragten Instituten<br />
diskutiert werden. Einzelheiten des Projektes<br />
einschließlich der vier Gutachten des<br />
ersten Teilschritts sind im Internet unter der<br />
Adresse http://www.emf-risiko.de/projekte/<br />
pro_emf.html zu finden. Dort wird u.a. ausgeführt:<br />
„Diese Gutachten weisen folgende Gemeinsamkeiten<br />
und Unterschiede auf:<br />
• Keines der Gutachten kommt zu dem<br />
Schluss, dass es wissenschaftliche Nachweise<br />
für Risiken unterhalb der derzeit<br />
gültigen Grenzwerte gibt.<br />
• Unterschiede finden sich jedoch im Hinblick<br />
auf die Bewertung, im welchen Umfang<br />
gesicherte Erkenntnisse vorliegen.<br />
• Die Gutachten unterscheiden sich auch in<br />
Bezug darauf, ob und in welchem Ausmaß<br />
Vorsorgemaßnahmen für den Gesundheitsschutz<br />
für notwendig erachtet werden.<br />
Es kommt nun darauf an, einen fairen und<br />
fachlich kompetenten Diskussionsprozess zu<br />
führen.“<br />
In einer ersten Analyse wurden die für die<br />
Gutachten jeweils herangezogene Datenbasis<br />
verglichen. Es zeigte sich, dass von den Gutachtern<br />
in beträchtlichem Maße unterschiedliche<br />
wissenschaftliche Arbeiten herangezogen<br />
wurden. Dies sagt nichts über die<br />
Qualität der einzelnen Gutachten aus, macht<br />
aber deutlich, dass es offensichtlich keine einheitlich<br />
verwendeten Kriterien für die Auswahl<br />
dieser Arbeiten gibt.<br />
Die besondere Bedeutung der vier von T-Mobil<br />
beauftragten Gutachten – und damit auch<br />
der ECOLOG-Studie – liegt vor allem in dem<br />
Versuch, die verschiedenen Ansätze der Gutachter<br />
für die gewählte fachliche Grundlage<br />
und die darauf aufbauende Bewertung aufzuzeigen<br />
und zu diskutieren. Der zweite Teilschritt<br />
des Vorhabens ist daher geeignet, zu einer<br />
Versachlichung der Diskussion beizutragen.<br />
Da die Frage möglicher gesundheitlicher Beeinträchtigungen<br />
insbesondere durch den<br />
Mobilfunk weite Bevölkerungskreise betrifft,<br />
wird die wissenschaftliche Literatur laufend<br />
durch interdisziplinär besetzte nationale und<br />
internationale Expertengremien bewertet.<br />
So legte im Mai 2000 eine britische Expertengruppe,<br />
die “Independent Expert Group on<br />
Mobile Phones”, die Ergebnisse ihrer Arbeit<br />
vor. Sie kommt darin zu dem Schluss, dass<br />
sich in der Gesamtschau gegenwärtig aus dem<br />
Mobilfunk ein Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung<br />
nicht belegen lässt. Gleichwohl gibt es<br />
nach Auffassung der Expertengruppe vorläufige<br />
wissenschaftliche Hinweise darauf, dass<br />
- 22 -
Mobilfunk und Immissionsschutz<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
die Exposition gegenüber der Strahlung aus<br />
dem Mobilfunk subtile biologische Effekte verursachen<br />
könnte. Dies bedeute nicht zwangsläufig<br />
eine Beeinflussung der Gesundheit, andererseits<br />
könnten gesundheitlich nachteilige<br />
Effekte auch nicht völlig ausgeschlossen werden.<br />
Aus diesem Grund empfiehlt die Expertengruppe<br />
beim Umgang mit der Mobilfunktechnik<br />
Aspekte der Vorsorge zu berücksichtigen,<br />
bis detailliertere und wissenschaftlich<br />
belastbare Informationen verfügbar seien.<br />
So wird beispielsweise auch empfohlen, dass<br />
die Grenzwertempfehlungen der Internationalen<br />
Kommission für den Schutz vor nichtionisierenden<br />
Strahlen (ICNIRP) in Großbritannien<br />
übernommen werden sollten. In Großbritannien<br />
bleiben - anders als in Deutschland -<br />
die Grenzwerte bisher etwa um den Faktor fünf<br />
hinter dem Schutzniveau der ICNIRP-Empfehlungen<br />
zurück. Die Arbeit der britischen Expertengruppe<br />
einschließlich des vollständigen<br />
Abschlussberichts kann im Internet unter der<br />
Adresse http://www.iegmp.org.uk/ eingesehen<br />
werden.<br />
Erst im September 2001 legte die deutsche<br />
Strahlenschutzkommission (SSK) ihre Empfehlung<br />
„Grenzwerte und Vorsorgemaßnahmen<br />
zum Schutz der Bevölkerung vor elektromagnetischen<br />
Feldern“ vor. Sie überprüfte den<br />
aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />
zu Gesundheitsbeeinträchtigungen<br />
durch statische und niederfrequente elektrische<br />
und magnetische sowie hochfrequente<br />
elektromagnetische Felder auf den Menschen.<br />
Beurteilt wurde, ob neue wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />
und Risiken durch die Exposition mit<br />
elektromagnetischen Feldern vorliegen, die<br />
über die wissenschaftlichen Erkenntnisse hinausgehen,<br />
die den Grenzwertempfehlungen<br />
der ICNIRP von 1998 zugrunde lagen. Ausdrücklich<br />
wurde auch geprüft, inwieweit die wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse Vorsorgemaßnahmen<br />
nahe legen.<br />
Gesundheitsbeeinträchtigungen keine neuen<br />
wissenschaftlichen Hinweise vorliegen, die das<br />
Schutzkonzept der ICNIRP bzw. der EU-Ratsempfehlung<br />
und damit die bestehenden Grenzwerte<br />
in Frage stellen.<br />
Weiter stellt die SSK fest, dass sich auch unter<br />
Berücksichtigung des Umfangs und des<br />
Ausmaßes der Verdachtsmomente ein über die<br />
bisher bekannten gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />
hinausgehendes zusätzliches<br />
Risiko nicht angeben lässt. Sie sieht daher<br />
auch keinen Anlass, unterhalb von den wissenschaftlich<br />
begründeten Grenzwerten zusätzliche<br />
Vorsorgewerte zu empfehlen. Die<br />
SSK weist darauf hin, dass unter dem Gesichtspunkt<br />
des vorsorgenden Gesundheitsschutzes<br />
– entgegen der öffentlichen Besorgnis,<br />
die vor allem ortsfeste Anlagen betrifft –<br />
die Immissionen insbesondere durch die elektromagnetischen<br />
Felder aus Geräten z. B.<br />
Endgeräten der mobilen Telekommunikation<br />
zu betrachten sind, weil es hier am ehesten zu<br />
einer hohen Exposition eines Nutzers kommen<br />
kann. Empfehlungen werden vor allem im Sinne<br />
einer Minimierung von Expositionen durch<br />
elektromagnetische Felder im Rahmen der<br />
technischen und wirtschaftlich sinnvollen Möglichkeiten<br />
ausgesprochen. Weitere Empfehlungen<br />
betreffen die verstärkte Information der<br />
Öffentlichkeit und Anregungen für weitere Forschungsarbeiten,<br />
die sich aus den Verdachtsbzw.<br />
Hinweismomenten ergeben.<br />
Das Ministerium für Umwelt und Verkehr begrüßt<br />
die klaren und wissenschaftlich fundierten<br />
Empfehlungen der Strahlenschutzkommission<br />
(SSK). Sie sieht in den Empfehlungen<br />
der SSK einen wertvollen Beitrag zur Versachlichung<br />
der Diskussion.<br />
Stuttgart, im September 2001<br />
Dr. Udo Weese<br />
Die SSK unterscheidet in ihrer Empfehlung<br />
vom September 2001 zwischen den Kategorien<br />
wissenschaftlicher Nachweis, wissenschaftlich<br />
begründeter Verdacht und wissenschaftlicher<br />
Hinweis. Sie kommt darin zu dem<br />
Schluss, dass im Hinblick auf nachgewiesene<br />
- 23 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Quelle:<br />
Berichte der Landesanstalt für Umweltschutz Nr.20<br />
„Elektrische und magnetische Felder im Alltag“<br />
1.Auflage 1997, Seite 6 Abb.2.1<br />
- 24 -
Vorsorge aus der Sicht des BfS<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
Vorsorge aus der Sicht des BfS<br />
Dr.Olaf Schulz<br />
Bundesamt für Strahlenschutz, Institut für Strahlenhygiene<br />
Inhalt<br />
• Bewertung des wissenschaftlichen Kenntnisstandes<br />
• Nachweis; Grenzwerte der 26. BImSchV<br />
• Hinweis, Verdacht; Vorsorge<br />
• Empfehlungen zur Vorsorge<br />
• Zusammenfassung<br />
Bewertung des wissenschaftlichen Kenntnisstandes<br />
Grundlage:<br />
Wissenschaftlich dokumentierte und verfügbare Daten<br />
(Subjektive Erfahrungswerte: wichtig als Ausgangspunkt für<br />
Forschung).<br />
Bewertung:<br />
• Gesamtheit der Daten (möglichst umfassend)<br />
• Bewertung erfordert Fachwissen aus Biologie, Physik, etc.<br />
interdisziplinär besetzte Gremien notwendig<br />
u.a. Royal Society of Canada, 1999<br />
IEGMP („Stewart-Report“), 2000<br />
Strahlenschutzkommission, 09.2001<br />
- 25 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Vorsorge aus der Sicht des BfS<br />
Nachweis<br />
• eines biologischen Effekts<br />
• einer Gesundheitsbeeinträchtigung<br />
• mehrere Untersuchungen<br />
• unabhängig bestätigt (reproduzierbar)<br />
• wissenschaftliches Gesamtbild stützt das Vorliegen<br />
eines kausalen Zusammenhanges<br />
Nachgewiesene gesundheitliche Wirkungen ab bestimmten<br />
Schwellenintensitäten: Folge von Temperaturerhöhungen<br />
26. BImSchV / Empfehlung des Rates der EU (1999/519/EG):<br />
Grenzwerte schließen die bislang wissenschaftlich<br />
nachgewiesenen, gesundheitlichen Risiken aus.<br />
Hinweis, Verdacht<br />
• auf einen biologischen Effekt<br />
• auf eine Gesundheitsbeeinträchtigung<br />
Verdacht:<br />
Hinweis:<br />
- mehrere Untersuchungen<br />
- unabhängig bestätigt<br />
- durch das wissenschaftliche<br />
Gesamtbild nicht ausreichend<br />
gestützt<br />
- einzelne Untersuchungen<br />
- nicht unabhängig bestätigt<br />
- durch das wissenschaftliche<br />
Gesamtbild nicht gestützt<br />
SSK, 2001: Unterhalb der Grenzwerte kein Verdacht aber Hinweise auf<br />
gesundheitliche Risiken.<br />
- 26 -
Vorsorge aus der Sicht des BfS<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
Biologische Wirkungen<br />
... bei Intensitäten, die bei der Verwendung von Mobilfunktelefonen<br />
auftreten können:<br />
Hinweise auf Veränderungen des Schlaf EEGs, von ereigniskorrelierten<br />
EEGs und im Rahmen kognitiver Tests u.a.<br />
Wissenschaftliche Ergebnisse deuten auf bisher nicht erklärbare<br />
Wirkungszusammenhänge hin.<br />
Die Möglichkeit bisher nicht nachgewiesener Risiken besteht.<br />
Diese sind angesichts des bisherigen wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisstandes wahrscheinlich gering, können aber<br />
Millionen von Menschen betreffen.<br />
Vorsorge<br />
Vorsorge („Verringerung möglicher Risiken“)<br />
- Hinweise aus einzelnen Studien & Biologische Wirkungen (Handys).<br />
- Berichte aus der Bevölkerung<br />
Notwendigkeit von Vorsorge - v.a. hinsichtlich der Exposition<br />
durch Handys<br />
Basisstationen:<br />
• Zusätzliche Felder,<br />
• Radio- und Fernsehsender:<br />
gleiche Größenordnung,<br />
• Keine qualitativ anderen<br />
Wirkungen nachgewiesen.<br />
Mobilfunktelefone:<br />
• Nutzer relativ hohen Feldern<br />
ausgesetzt,<br />
• Feldquelle direkt am Kopf<br />
= neue Situation.<br />
- 27 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Vorsorge aus der Sicht des BfS<br />
Empfehlungen zur Vorsorge<br />
Möglichst geringe Exposition der Bevölkerung<br />
- Kriterium bei Planung und Auswahl von Standorten<br />
sowie bei der Netzplanung.<br />
- Besondere Berücksichtigung von Schulen, Kindergärten, etc.<br />
Information der Bevölkerung<br />
- Sachliche und neutrale Information zum wissenschaftlichen<br />
Kenntnisstand.<br />
- Information/Beteiligung vor Errichtung von Basisstationen.<br />
- Informationen zu Handys und<br />
zum vorsichtigen Umgang mit Handys (http://www.bfs.de)<br />
Fortführung und Intensivierung der Forschung<br />
Forschungsprogramm bis 2005<br />
Zusammenfassung<br />
Bewertung der wissenschaftlichen Kenntnisstandes durch<br />
interdisziplinäre, fachlich kompetente Gremien.<br />
Keine Gefährdung durch die Felder von Basisstationen nachgewiesen<br />
aber wissenschaftliche Hinweise und Berichte aus der Bevölkerung.<br />
Möglichkeit bisher nicht nachgewiesener Risiken besteht; diese<br />
sind wahrscheinlich gering betreffen aber Millionen von Menschen.<br />
Vorsorge notwendig - Handys!<br />
• Möglichst geringe Exposition der Bevölkerung<br />
• Information der Bevölkerung<br />
• Fortführung und Intensivierung der Forschung<br />
- 28 -
Vorsorge aus der Sicht des BfS<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
Die Intensität der hochfrequenten elektromagnetischen<br />
Felder im Alltag nimmt durch den<br />
rasanten flächendeckenden Ausbau neuer<br />
Funksysteme zu. Damit gewinnen auch Strahlenschutzmaßnahmen<br />
immer mehr an Bedeutung.<br />
Das Bundesamt für Strahlenschutz<br />
(BfS) befasst sich seit Beginn der Entwicklung<br />
intensiv mit diesem Thema. 1997 wurden in<br />
Deutschland Grenzwerte für ortsfeste Funksendeanlagen<br />
in der „Verordnung über elektromagnetische<br />
Felder“ auf der Grundlage des<br />
Bundesimmissionsschutzgesetzes (26.<br />
BlmSchV) rechtlich verankert.<br />
Die Grenzwerte greifen Empfehlungen der „Internationalen<br />
Kommission zum Schutz vor<br />
nichtionisierender Strahlung“ (ICNIRP) und der<br />
Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf. Auch<br />
die Europäische Union stützte 1999 ihre Ratsempfehlung<br />
auf die internationalen Empfehlungen<br />
(1999/519/EC). Zur Zeit gibt es bei Einhaltung<br />
der Grenzwerte keine wissenschaftlichen<br />
Beweise für gesundheitsschädliche Wirkungen.<br />
In einigen wissenschaftlichen Publikationen<br />
gibt es allerdings Hinweise auf biologische Wirkungen,<br />
die den Gedanken der Vorsorge nahe<br />
legen. Nach allem, was bisher bekannt ist, ist<br />
ein eventuell vorhandenes gesundheitliches<br />
Risiko zwar gering, könnte jedoch durch den<br />
flächendeckenden Einsatz neuer Funktechnik<br />
viele Menschen betreffen. Das BfS setzt sich<br />
aus diesem Grund für Maßnahmen ein, die<br />
eine Reduzierung eines möglichen Risikos bewirken<br />
können. Geeignet sind Maßnahmen zur<br />
Verringerung der Intensität oder zur Verkürzung<br />
der Dauer der Exposition. Auch weitere<br />
Forschung und umfassende Information zum<br />
Thema dienen der Vorsorge. Dort, wo sich viele<br />
Menschen dauerhaft aufhalten, insbesondere<br />
in Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern und<br />
ähnlichen Einrichtungen, soll die Einwirkung<br />
durch hochfrequente elektromagnetische Felder<br />
(„Exposition“) möglichst gering sein. Entscheidend<br />
ist dafür nicht allein der Standort einer<br />
Funksendeanlage, sondern die tatsäch<br />
liche Intensität der Strahlung („Exposition“) für<br />
die Menschen.<br />
Individuelle Vorsorge<br />
Die elektromagnetischen Felder, die beim Telefonieren<br />
mit dem Handy auftreten, sind im<br />
Allgemeinen sehr viel stärker als die Felder,<br />
denen man z.B. durch benachbarte Mobilfunk-<br />
Basisstationen ausgesetzt ist. Daher hält es<br />
das BfS für wichtig, die Felder, denen die Nutzer<br />
von Handys ausgesetzt sind, möglichst<br />
gering zu halten. Ganz besonders gilt dies für<br />
Kinder und Jugendliche, die sich noch in der<br />
Entwicklung befinden und gesundheitlich empfindlicher<br />
reagieren.<br />
Die persönliche Strahlenbelastung lässt sich<br />
oft einfach und wirkungsvoll verringern, ohne<br />
auf die Vorteile eines Handys verzichten zu<br />
müssen. Konkrete Vorsorge kann im Einzelnen<br />
bedeuten:<br />
· In Situationen, in denen genauso gut mit<br />
einem Festnetz wie mit einem Handy telefoniert<br />
werden kann, sollte das Festnetz<br />
genutzt werden.<br />
· die Dauer der Exposition verringern, also<br />
beispielsweise Telefonate per Handys kurz<br />
halten. Nicht benötigte Handys können ausgeschaltet<br />
werden.<br />
· Abstand halten: Wenn beim mobilen Telefonieren<br />
Head-Sets benutzt werden, verringert<br />
sich wegen des größeren Abstandes<br />
zwischen Kopf und Antenne der SAR-<br />
Wert, und damit die Exposition, deutlich.<br />
Ähnliches gilt beim Versenden von Short-<br />
Messages (SMS).<br />
· Möglichst nicht bei schlechtem Empfang telefonieren:<br />
Die Leistung, mit der das Handy<br />
sendet, richtet sich nach der Güte der Verbindung<br />
zur nächsten Basisstation. Autokarosserien<br />
verschlechtern z.B. die Verbindung<br />
für Handys ohne Außenantenne, die<br />
Handys senden deshalb mit einer höheren<br />
Leistung.<br />
· SAR-Werte der Handys beachten: Handys<br />
verwenden, bei denen der Kopf möglichst<br />
geringen Feldern ausgesetzt ist, Maßstab<br />
dafür ist der SAR-Wert von 2 W/kg, der so<br />
weit wie möglich unterschritten werden<br />
sollte.<br />
Eine entsprechende Kennzeichnung der Geräte<br />
ist von der Industrie geplant.<br />
Anmerkung der Redaktion:<br />
Der Text wurde der Broschüre „Strahlenthemen“<br />
des Bundesamtes für Strahlenschutz vom November<br />
2001 mit dem Titel „Mobilfunk und Sendetürme“<br />
entnommen.<br />
- 29 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Biologische Wirkungen<br />
Biologische Wirkungen der hochfrequenten Felder<br />
des Mobilfunks<br />
Dr.Jutta Brix<br />
Institut für Strahlenhygiene, Bundesamt für Strahlenschutz<br />
Frequenz f (Hz)<br />
elektrische Feldstärke E (V/m)<br />
magnetische Feldstärke H (A/m)<br />
ELEKTROMAGNETISCHE WELLEN<br />
Nahfeld<br />
Fernfeld<br />
Hochfrequenz 30 kHz-300 GHz<br />
Quelle HF- Feld exponierte Lebewesen<br />
elektrische Feldstärke E (V/m)<br />
Frequenz f (Hz) magnetische Feldstärke H (A/m) spezifische Absorptionsrate SAR (W/kg)<br />
Leistung (W) Leistungsflussdichte S (W/m 2 ) Stromdichte J (A/m²)<br />
Verwendete Begriffe und ihre Einheiten<br />
- 30 -
.<br />
Biologische Wirkungen<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
SAR<br />
[W/kg]<br />
1<br />
0,1<br />
Affe 0,3 W/kg bei 300 MHz<br />
Mensch<br />
0,2 W/kg bei 70 MHz<br />
Maus 2 W/kg bei 2450 MHz<br />
0,01<br />
Mensch 0,03 W/kg bei 2450 MHz<br />
0,001<br />
Leistungsflussdichte: 10 W/m 2<br />
10 100 1000 10 000<br />
Frequenz<br />
[MHz]<br />
Körpergröße bestimmt SAR<br />
Wechselwirkungsmechanismen von HF-Feldern<br />
Primärmechanismus<br />
⇒ Kraftwirkungen auf Ladungsträger, Atome und Moleküle<br />
Sekundärmechanismen<br />
⇒ Bewegung von Ionen, Atomen und Molekülen<br />
- Ladungsverschiebungen --> elektrische Felder<br />
(Reizwirkung bis 10 MHz)<br />
- Reibungsvorgänge --> Wärme<br />
Alle Vorgänge erfordern Schwellenwerte für die Auslösung von Reaktionen<br />
Wechselwirkungsmechanismen<br />
- 31 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Biologische Wirkungen<br />
Wirkungskaskade<br />
Physikalische Einwirkung<br />
Kraftwirkung auf Ladung<br />
Effekt<br />
z.B. Temperaturerhöhung<br />
Biologische Wirkung<br />
z.B. Thermoregulation<br />
Gesundheitliche Beeinträchtigung<br />
z.B. Hitzestress<br />
Wirkungskaskade<br />
Risikobewertung<br />
Berücksichtigt sind<br />
thermische Effekte<br />
gepulste HF-Felder<br />
Reizwirkung<br />
Verbrennungen und Schock<br />
(hohe Kontaktströme)<br />
Wärmewirkungskonzept<br />
Spezifische Absorptionsrate (SAR)<br />
Ruhe<br />
Bewegung<br />
Grundumsatz 80 W 400 W<br />
Körpermasse 80 kg 80 kg<br />
resultierende GK-SAR 1 W/kg 5 W/kg<br />
Basisgrenzwerte<br />
berufsbedingte Exposition<br />
Bevölkerung<br />
GK - SAR < 0,4 W/kg<br />
TK - SAR < 100 mW/10g (10W/kg<br />
GK - SAR < 0,08 W/kg<br />
TK - SAR < 20 mW/10g (2 W/kg)<br />
Ganzkörper (GK) - und Teilkörper (TK) - Basisgrenzwerte<br />
- 32 -
Biologische Wirkungen<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
Wirkungen niederfrequent modulierter Hochfrequenzfelder<br />
Bevölkerung Probanden / Tiere isolierte Zellen<br />
Zusammentreffen vieler Faktoren<br />
Hinweise auf Zusammenhänge<br />
Exposition und Erkrankungen<br />
Randbedingungen<br />
Untersuchungsziel<br />
weitgehend kontrollierte Bedingungen<br />
Erstellen biophysikalischer Wirkungsmodelle<br />
Erstellen einer Dosis-Wirkungsbeziehung<br />
• retrospektive Expositionsdaten unzureichend<br />
• Kontrollgruppen ohne Exposition<br />
• Trennung anderer Ursachen schwierig<br />
Probleme<br />
• Experimente mit untypischen und hohen Expositionen<br />
• Übertragbarkeit auf den Menschen<br />
• Adaptions- und Regulationsmöglichkeiten bei Organismen<br />
Wirkungen niederfrequent modulierter Hochfrequenzfelder<br />
Probanden Tiere isolierte Zellen<br />
Expositionen deutlich oberhalb 0,08 W/kg<br />
• Hirnstromaktivität<br />
(EEG-α-Band)<br />
• langsame Potentiale<br />
• Kognition (Reaktionszeiten)<br />
• Wahrnehmungen<br />
• Innenohr<br />
• Lymphominzidenz<br />
(Eµ-pim1 Maus)<br />
• Tumore, Hirntumore<br />
• neuronale Aktivität<br />
• Verhalten<br />
• Blut-Hirn-Schranke<br />
• Kalziumpermeabilität<br />
• neuronale Aktivität<br />
• Hemmung zytotoxischer<br />
Aktivität von Lymphozyten<br />
• Enzymaktivität (ODC)<br />
• DNA-Strangbrüche<br />
→ Ergebnisse widersprüchlich, Fehlen der Wirkungsmechanismen<br />
- 33 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Biologische Wirkungen<br />
In vitro krebsrelevante Untersuchungen<br />
DNA-Strangbrüche: Comet Assay<br />
2,45 GHz:<br />
Lai, Singh (´95;´96) 1,2 W/kg Effekt<br />
Malyapa et al. (´97a) 0,7 & 1,9 W/kg kein Effekt<br />
Vijayalaxmi et al. (´00) 2,1 W/kg kein Effekt<br />
835 MHz:<br />
Malyapa et al. (´97b) 0,6 W/kg kein Effekt<br />
Phillips et al. (´98) 2,4 & 24 mW/kg DNA-Brüche<br />
aber auch verbesserte DNA-Reparatur<br />
In vitro krebsrelevante Untersuchungen<br />
In vitro krebsrelevante Untersuchungen<br />
Expositionen fast immer deutlich über 0,08 W/kg, bis zu 6,5 W/kg<br />
Krebsrelevante Proteine<br />
z.B. ODC, Hitzestressproteine, Tumorsuppressor-Proteine<br />
Genexpression (verschiedene Onkogene, c-jun, c-fos)<br />
Chromosomenaberration, Mikrokernbildung, Schwesterchromatidaustausch<br />
(SCE)<br />
Einzelne unbestätigte Ergebnisse, uneinheitliches Bild<br />
In vitro krebsrelevante Untersuchungen<br />
- 34 -
Biologische Wirkungen<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
Tiermodelle zur Tumorpromotion<br />
- Imaida et al. 1998 (chemisch induzierter Leberkrebs)<br />
- Chagnaud et al. 1999 (Benzol induzierte Tumore)<br />
- Adey et al. 1999 (chemisch induzierte Hirntumore)<br />
- Hihashikubo et al. 1999 (9L Gliosarcoma)<br />
==> kein promovierender Effekt<br />
Repacholi et al. 1997 (Lymphome, genmanipulierte Mäuse)<br />
==> Inzidenzerhöhung<br />
Intensitäten oberhalb der Grenzwerte für Sendeanlagen,<br />
oder im Bereich von Mobiltelefonen<br />
Tiermodelle zur Tumorpromotion<br />
Blut-Hirn-Schranke: erhöhte Albuminkonzentration im Gehirn<br />
Rattenmodell:<br />
Fritze et al. (´97):<br />
Fig.1: Schematic drawing of a capillary with<br />
astrocytes<br />
Ratte: Salford, Persson, Brun (´94, ´97)<br />
SAR 0,0004 – 0,008<br />
W/kg<br />
0,02 –0,08<br />
W/kg<br />
0,11-0,95<br />
W/kg<br />
1,7 – 8,3<br />
W/kg<br />
915 MHz Tiere p
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Biologische Wirkungen<br />
auf der Oberfläche eines inhomogenen<br />
Modells des menschlichen Kopfes<br />
innerhalb eines SAM-Phantoms<br />
(specific antropomorphic mannequin)<br />
SAR-Verteilung bei Verwendung eines Mobiltelefons<br />
Quelle: IMST, Dr. Achim Bahr (2001)<br />
Einzelfallbeschreibung in den USA<br />
und Schadensersatzklage<br />
epidemiologische Studien:<br />
- Hardell et al. 1999<br />
- Muscat et al. 2000<br />
- Inskip et al. 2000<br />
- Johansen et al. 2001<br />
==> kein erhöhtes Tumorrisiko<br />
aber: kurzer Beobachtungszeitraum,<br />
fehlende Dosimetrie<br />
Foto: MAX<br />
==> multinationale IARC Handystudie<br />
Handynutzung und Hirntumore<br />
- 36 -
Biologische Wirkungen<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
Multizentrische Studie der WHO/IARC<br />
Mobiltelefon und Tumoren im Kopf-Nacken-Bereich<br />
13 Länder: Unterschiedliche Systeme, analoge wie digitale Mobilfunksysteme<br />
Ziel: Teilnahme von mehr als 6000 Patienten und 6000 Kontrollen<br />
Interviewstudie mit abgestimmten Fragebögen zur Handy-Nutzung<br />
BMU / BfS: Untersuchungen an einem größeren Kollektiv soll Aussagen<br />
für deutsche Verhältnisse ermöglichen, nur GSM, 1 Patient und<br />
2 Kontrollen<br />
Laufzeit bis 2004<br />
WHO-Handy-Studie<br />
Anmerkung der Redaktion:<br />
Die wissenschaftliche Basis der Folien von Frau Dr.Brix war die Empfehlung der Strahlenschutzkommission<br />
„Grenzwerte und Vorsorgemaßnahmen zum Schutz der Bevölkerng vor elektromagnetischen<br />
Feldern“, die in der 173.Sitzung der Strahlenschutzkommission am 04.Juli 2001<br />
verabschiedet wurde.<br />
Auszüge aus der SSK-Empfehlung, deren Texte die vorliegenden Abbildungen ergänzen, finden<br />
Sie auf den folgenden Seiten.<br />
- 37 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Strahlenschutzkommission<br />
Grenzwerte und Vorsorgemaßnahmen zum Schutz<br />
der Bevölkerung vor elektromagnetischen Feldern<br />
Empfehlung der Strahlenschutzkommission<br />
Verabschiedet in der 173. Sitzung der Strahlenschutzkommission am 04. Juli 2001<br />
Auszüge zum Thema „Hochfrequente elektromagnetische<br />
Felder“<br />
Original und Literaturverzeichnis siehe<br />
www.SSK.de, Publikationen 2001<br />
Einführung<br />
In der Öffentlichkeit kam die Risiko-Diskussion<br />
im Zusammenhang mit elektromagnetischen<br />
Feldern in den 80er Jahren mit der Einführung<br />
von Mikrowellenherden im Haushalt<br />
und der zunehmenden Verwendung von Bildschirmgeräten<br />
im Büro auf. Seit Ende der 80er<br />
Jahre hat die öffentliche Diskussion der Frage<br />
möglicher Gesundheitsbeeinträchtigungen<br />
durch nieder- und hochfrequente Felder zugenommen.<br />
Ab den 90er Jahren sind Mobilfunksendemasten<br />
und Handys in den Mittelpunkt<br />
der Diskussion gerückt, die sich durch<br />
die geplante Einführung der UMTS-Technologie<br />
noch deutlich verstärkt hat.<br />
Die Strahlenschutzkommission (SSK) ist vom<br />
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz<br />
und Reaktorsicherheit gebeten worden, in Vorbereitung<br />
der Novellierung der 26. Verordnung<br />
zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes<br />
(Verordnung über elektromagnetische<br />
Felder - 26. BImSchV) [1] den aktuellen<br />
Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />
zu Gesundheitsbeeinträchtigungen durch<br />
statische und niederfrequente elektrische und<br />
magnetische sowie hochfrequente elektromagnetische<br />
Felder 1) auf den Menschen zu überprüfen.<br />
Dabei war zu beurteilen, ob neue wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse zu gesundheitlichen<br />
Beeinträchtigungen und Risiken durch die<br />
Exposition mit elektromagnetischen Feldern<br />
vorliegen, die über die wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />
hinausgehen, die den Grenzwertempfehlungen<br />
der Internationalen Kommission<br />
für den Schutz vor nichtionisierender Strahlung<br />
(ICNIRP) zugrunde lagen. Dabei sollte<br />
ausdrücklich auch geprüft werden, inwieweit<br />
die wissenschaftlichen Erkenntnisse Vorsorgemaßnahmen<br />
nahe legen.<br />
Analysen zur Frage der Gesundheitsbeeinträchtigung<br />
durch elektromagnetische Felder<br />
sind von der SSK 1998 [2] sowie von ICNIRP<br />
[5], die auch die Basis der EU-Ratsempfehlung<br />
[3] waren, durchgeführt worden. Dabei stand<br />
die Erkennung von nachweisbaren biologischen<br />
Reaktionen und die Bewertung ihrer gesundheitlichen<br />
Wirkungen im Vordergrund. Ziel<br />
der vorliegenden Empfehlung der<br />
Strahlenschutzkommission ist es, auch den<br />
Aspekt der Vorsorge mit in die Bewertung einzubeziehen.<br />
Die vorliegende Bewertung konzentriert<br />
sich auf die wissenschaftlichen Publikationen,<br />
die ab 1998 veröffentlicht wurden.<br />
Im Bereich der hochfrequenten elektromagnetischen<br />
Felder sind dabei sowohl Erkenntnisse<br />
zu den thermisch bedingten Reaktionen als<br />
auch zu den Reaktionen bei Expositionen<br />
durch Felder, die nur zu vernachlässigbaren<br />
Temperaturerhöhungen führen, betrachtet<br />
worden 2) .<br />
1)<br />
Im Folgenden kurz als elektromagnetische Felder<br />
(Abkürzung EMF) bezeichnet.<br />
2)<br />
Dies war - entgegen der in einigen Veröffentlichungen<br />
vertretenen Auffassung - auch in der bisherigen<br />
Arbeit der Kommission der Fall. Für die früheren<br />
Empfehlungen waren aber letztlich die thermisch<br />
bedingten Reaktionen entscheidend, weil sie bei<br />
geringeren Feldstärken eintreten als nachgewiesene<br />
athermische Reaktionen. Der zum Teil in der öffentlichen<br />
Diskussion erhobene Vorwurf, die bisherigen<br />
Empfehlungen schützen die Bevölkerung lediglich vor<br />
thermischen Reaktionen, trifft deshalb nicht zu.<br />
- 38 -
Strahlenschutzkommission<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
Kapitel 3 enthält eine zusammenfassende Bewertung<br />
der neueren wissenschaftlichen Literatur.<br />
Der Bewertung vorangestellt sind die<br />
wichtigsten Themen/Fragen, die in der öffentlichen<br />
Diskussion stehen. Kapitel 4 beinhaltet<br />
Empfehlungen zum Schutz vor nachgewiesenen<br />
Gesundheitsbeeinträchtigungen sowie<br />
Empfehlungen zur Vorsorge. Der Anhang umfasst<br />
eine Zusammenfassung wissenschaftlich<br />
nachgewiesener Reaktionen und Gesundheitsbeeinträchtigungen<br />
durch nieder- und<br />
hochfrequente Felder (Kap. A 1), ausführliche<br />
Begründungen der zusammenfassenden Bewertung<br />
in Kapitel 3, sowie eine Zusammenstellung<br />
der Grenzwerte.<br />
Literatur<br />
[1] Verordnung über elektromagnetische<br />
Felder - 26. BImSchV - 26. Verordnung zur<br />
Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes,<br />
BGBl. Teil I, Nr. 66, 20. Dezember<br />
1996.<br />
[2] Strahlenschutzkommission: Schutz der<br />
Bevölkerung bei Exposition durch elektromagnetische<br />
Felder (bis 300 GHz), Empfehlung der<br />
Strahlenschutzkommission, Berichte der SSK,<br />
Heft 23, Urban & Fischer, München 1999.<br />
[3] Empfehlung (1999/519/EG) des Rates vom<br />
12. Juli 1999 zur Begrenzung der Exposition der<br />
Bevölkerung gegenüber elektromagnetischen<br />
Feldern (0 Hz bis 300 GHz).<br />
[4] Mitteilung der Kommission der Europäischen<br />
Gemeinschaften: Die Anwendbarkeit des<br />
Vorsorgeprinzips, Brüssel 02. Februar 2000.<br />
[5] International Commission on Non-Ionizing<br />
Radiation Protection: Guidelines for limiting<br />
exposure to time-varying electric, magnetic, and<br />
electromagnetic fields (up to 300 GHz), Health<br />
Physics 1998 74 (4), 494-522.<br />
Erläuterung zentraler Begriffe und Methodik<br />
der Bewertung<br />
Elektrische, magnetische und elektromagnetische<br />
Felder können unter bestimmten Umständen<br />
zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen,<br />
bis hin zu Schädigungen, führen. Die<br />
Abfolge der Ereignisse, die schließlich eine gesundheitliche<br />
Beeinträchtigung hervorrufen<br />
kann, wird im Folgenden mit den Begriffen physikalische<br />
Einwirkung, Effekt und biologische<br />
Reaktion beschrieben. Dies ist unabhängig<br />
davon, ob Effekte einer kurzzeitigen oder einer<br />
andauernden (chronischen) Exposition<br />
bzw. Effekte, die unmittelbar (akut) oder erst<br />
nach einer gewissen Verzögerung auftreten,<br />
betrachtet werden.<br />
Die wesentliche physikalische Einwirkung elektrischer,<br />
magnetischer bzw. elektromagnetischer<br />
Felder auf den Körper äußert sich in<br />
Kräften, die auf elektrische Ladungen ausgeübt<br />
werden. Hierdurch werden Ströme im Körper<br />
erzeugt, die u.a. bei hohen Frequenzen<br />
zu Temperaturerhöhungen führen können.<br />
Die physikalische Einwirkung von elektromagnetischen<br />
Feldern kann - muss jedoch nicht<br />
- zu messtechnisch nachweisbaren physikalischen<br />
Effekten führen, z.B. in Form einer Temperaturerhöhung<br />
oder einer Veränderung der<br />
elektrischen Spannung über einer Zellmembran.<br />
Effekte stellen sich ohne aktives Zutun<br />
des Körpers ein.<br />
Effekte können - müssen jedoch nicht - eine<br />
aktive biologische Reaktion des Körpers hervorrufen.<br />
Hierzu gehört z.B. die Auslösung<br />
thermoregulatorischer Vorgänge.<br />
Biologische Reaktionen können - müssen jedoch<br />
nicht - zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />
führen. Sie liegen immer dann vor,<br />
wenn eine Beeinträchtigung der körperlichen<br />
Unversehrtheit, der Leistungsfähigkeit oder<br />
des Wohlbefindens erfolgt. Eine gesundheitliche<br />
Beeinträchtigung setzt eine biologische<br />
Reaktion voraus, der ein Effekt infolge einer<br />
physikalischen Einwirkung vorausgeht.<br />
Für die vorliegende Bewertung ist von zentraler<br />
Bedeutung, dass der Körper in vielfäl-<br />
- 39 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Strahlenschutzkommission<br />
tiger Art und Weise auf Einflüsse von außen<br />
reagieren kann, ohne dass dies stets gesundheitlich<br />
relevant sein muss. Es lassen<br />
sich daher durchaus Effekte oder Reaktionen<br />
beobachten, die keine Gesundheitsbeeinträchtigungen<br />
zur Folge haben.<br />
Bei der Bewertung von wissenschaftlichen<br />
Untersuchungen muss geprüft werden, ob es<br />
sich um gesundheitliche Beeinträchtigungen<br />
oder um biologische Reaktionen handelt, die<br />
nach dem bisherigen Wissen in keinem Zusammenhang<br />
zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />
stehen.<br />
In Bezug auf die Qualität wissenschaftlicher<br />
Arbeiten orientiert sich die SSK an den anerkannten<br />
Qualitätsstandards für wissenschaftliche<br />
Forschung. Erforderlich ist dabei die Erfüllung<br />
von Mindestanforderungen an Objektivität,<br />
Kausalität und Reproduzierbarkeit. Ein<br />
wichtiger Anhaltspunkt für die Güte eines Forschungsberichtes<br />
ist es bereits, ob die Arbeit<br />
in einer anerkannten Fachzeitschrift publiziert<br />
wurde, die einem Begutachtungsverfahren<br />
durch andere Wissenschaftler (peer-review)<br />
unterliegt. In diesem Zusammenhang weist die<br />
SSK darauf hin, dass Erfahrungsberichte wie<br />
z.B. Fallberichte über Erfahrungen mit Patienten,<br />
von ihrer Art häufig nicht geeignet sind,<br />
einen ursächlichen Zusammenhang festzustellen,<br />
weil sie den Mindestanforderungen an Objektivität<br />
und Reproduzierbarkeit nicht genügen.<br />
Darüber hinaus sind viele Erfahrungsberichte<br />
nicht ausreichend dokumentiert und oft<br />
von subjektiven Eindrücken geprägt. Sie können<br />
jedoch Anlass sein, wissenschaftliche Forschung<br />
durchzuführen.<br />
Die SSK unterscheidet zwischen den im Folgenden<br />
dargestellten Definitionen der Kategorien<br />
wissenschaftlicher Nachweis, wissenschaftlich<br />
begründeter Verdacht und wissenschaftlicher<br />
Hinweis:<br />
Wissenschaftlich nachgewiesen ist ein Zusammenhang<br />
zwischen einer Gesundheitsbeeinträchtigung<br />
und elektromagnetischen<br />
Feldern, wenn wissenschaftliche Studien voneinander<br />
unabhängiger Forschungsgruppen<br />
diesen Zusammenhang reproduzierbar zeigen<br />
und das wissenschaftliche Gesamtbild das Vorliegen<br />
eines kausalen Zusammenhangs stützt.<br />
Ein wissenschaftlich begründeter Verdacht<br />
auf einen Zusammenhang zwischen einer<br />
Gesundheitsbeeinträchtigung und elektromagnetischen<br />
Feldern liegt vor, wenn die Ergebnisse<br />
bestätigter wissenschaftlicher Untersuchungen<br />
einen Zusammenhang zeigen, aber<br />
die Gesamtheit der wissenschaftlichen Untersuchungen<br />
das Vorliegen eines kausalen Zusammenhangs<br />
nicht ausreichend stützt. Das<br />
Ausmaß des wissenschaftlichen Verdachts<br />
richtet sich nach der Anzahl und der Konsistenz<br />
der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeiten.<br />
Wissenschaftliche Hinweise liegen vor, wenn<br />
einzelne Untersuchungen, die auf einen Zusammenhang<br />
zwischen einer Gesundheitsbeeinträchtigung<br />
und elektromagnetischen<br />
Feldern hinweisen, nicht durch voneinander<br />
unabhängige Untersuchungen bestätigt sind<br />
und durch das wissenschaftliche Gesamtbild<br />
nicht gestützt werden.<br />
Die Strahlenschutzkommission ist sich<br />
bewusst, dass die Beurteilung des Wissensstandes<br />
auch subjektive Wertungen einschließt.<br />
Zur Berücksichtigung des Meinungsspektrums<br />
hat sie auch Fachgespräche geführt.<br />
Da nie ein vollständiger Konsens unter<br />
Wissenschaftlern erreichbar ist, wurde das<br />
Urteil anerkannter Expertengremien, die sich<br />
dem wissenschaftlichen Diskurs gestellt haben,<br />
besonders hoch gewertet.<br />
Auszug aus Anhang:<br />
A 1 Wissenschaftlich nachgewiesene Reaktionen<br />
und Gesundheitsbeeinträchtigungen<br />
Hochfrequente elektromagnetische<br />
Felder (100 kHz-300 GHz)<br />
Die Absorption von Energie aus elektromagnetischen<br />
Feldern mit Frequenzen ab 100 kHz<br />
kann zu einer nicht unerheblichen Erwärmung<br />
von Körpergewebe führen. Die Daten weisen<br />
darauf hin, dass es zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />
kommt, wenn die Temperaturerhöhung<br />
des ganzen Körpers oder von Körperteilen<br />
1°C überschreitet.<br />
Aus gesicherten Versuchsdaten geht hervor,<br />
- 40 -
Strahlenschutzkommission<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
dass die Exposition ruhender Menschen durch<br />
hochfrequente EMF zu einer Erhöhung der<br />
Körpertemperatur von weniger als 1°C bis zum<br />
Erreichen des thermoregulatorischen Gleichgewichts<br />
führt, wenn die Ganzkörper-SAR<br />
unter 4 W/kg liegt. Bei einer Exposition durch<br />
stärkere Felder, die SAR-Werte von über 4 W/<br />
kg erzeugen, kann die wärmeregulierende<br />
Fähigkeit des Körpers überfordert werden und<br />
eine schädliche Gewebeerwärmung die Folge<br />
sein. Viele Laborversuche an Nagetieren<br />
und Primaten haben eine große Spannweite<br />
von Gewebeschädigungen gezeigt, die von<br />
einer Teil- oder einer Ganzkörpererwärmung<br />
um mehr als 1°C - 2°C herrührten. Die Empfindlichkeit<br />
verschiedener Gewebearten bezüglich<br />
einer thermischen Schädigung ist sehr<br />
unterschiedlich, aber die Schwelle für Schädigungen<br />
liegt selbst bei den empfindlichsten<br />
Geweben unter normalen Umweltbedingungen<br />
über 4 W/kg.<br />
Eine Exposition durch gepulste EMF ausreichender<br />
Intensität, wie sie bei leistungsstarken<br />
Radargeräten auftreten kann, führt zu<br />
bestimmten vorhersehbaren Reaktionen, wie<br />
das Mikrowellenhörphänomen und verschiedene<br />
Verhaltensreaktionen. Das Hörphänomen<br />
ist als akustothermischer Effekt heute<br />
verstanden. Ursache ist eine kurzzeitige<br />
(Mikrosekunden andauernde) Erwärmung im<br />
Kopf um wenige millionstel Grad, die zu einer<br />
Druckwelle führt, die vom Hörorgan wahrgenommen<br />
wird [Cho 85]. Die Reaktion erfordert<br />
mindestens einen Wert an zugeführter Energie<br />
von etwa 20 mJ/kg innerhalb eines Pulses,<br />
während die mittleren Leistungsflussdichten<br />
in der Regel im nichtthermisch<br />
wirksamen Bereich liegen. 4)<br />
Eine große Zahl von Untersuchungen über die<br />
biologischen Reaktionen von amplitudenmodulierten<br />
(AM) EMF (einschließlich der Signalformen,<br />
wie sie beim GSM 5) -System des Mobilfunks<br />
verwendet werden), die meistens bei<br />
niedrigen Expositionswerten, wie sie bei der<br />
Benutzung von Handys auftreten, durchgeführt<br />
wurden, zeigt keine konsistenten Ergebnisse.<br />
Sorgfältige Analysen dieser Untersuchungen<br />
(bis 1998) zeigen, dass die Effekte und Reaktionen<br />
von AM-Feldern je nach Expositionsparametern,<br />
Art der involvierten Zellen<br />
und Gewebe und den untersuchten biologischen<br />
Endpunkten sehr unterschiedlich ausfallen.<br />
Insgesamt wird daraus der Schluss gezogen,<br />
dass die Reaktionen bei Exposition biologischer<br />
Systeme mit nichtthermisch wirkenden,<br />
amplitudenmodulierten EMF gering und<br />
sehr schwer mit Gesundheitsbeeinträchtigungen<br />
in Verbindung zu bringen sind.<br />
Es gibt keine überzeugenden Belege für Frequenz-<br />
und Leistungsdichtefenster in der Reaktion<br />
auf diese Felder [ICN 98].<br />
Dies ist in Übereinstimmung mit dem aktuellen<br />
Kenntnisstand über biophysikalische<br />
Wirkungsmechanismen, wonach für Frequenzen<br />
des Mobilfunks die Schwellenwerte für die<br />
bekannten nichtthermischen Mechanismen<br />
(z.B. Membraneffekte oder Kraftwirkungen auf<br />
Zellen oder Molekülstrukturen) weit oberhalb<br />
der Schwellenwerte für thermische Reaktionen<br />
liegen. Daher sind für Frequenzen oberhalb<br />
von etwa 10 MHz für die Grenzwertfindung<br />
thermische Reaktionen als gesundheitlich relevante<br />
Reaktionen mit den geringsten<br />
Schwellenwerten entscheidend.<br />
Hochfrequente elektromagnetische Felder<br />
dringen - abhängig von der Frequenz - unterschiedlich<br />
weit in biologisches Gewebe ein. Für<br />
Frequenzen des Mobilfunks sind dies wenige<br />
Zentimeter. Beim Gebrauch des Mobiltelefons<br />
direkt am Kopf erfolgt die Exposition im Nahfeldbereich,<br />
die im Kopf absorbierte Hochfrequenzenergie<br />
wird innerhalb eines kleinen<br />
Volumens in Wärme umgesetzt, die ihrerseits<br />
durch die Wärmeleitung und Blutzirkulation abgeleitet<br />
wird. Um lokale Übererwärmungen zu<br />
vermeiden, ist es erforderlich, die absorbierte<br />
Energie über kleine lokale Volumina zu betrachten.<br />
Untersuchungen haben ergeben,<br />
dass ein lokaler Wärmeeintrag von 20 W/kg,<br />
gemittelt über 10 g Gewebemasse, eine Temperaturerhöhung<br />
von weniger als 1°C verursacht.<br />
4)<br />
Diese Reaktionen treten bei Feldern des Mobilfunks nicht auf, da diese Schwellenwerte nicht erreicht werden.<br />
5)<br />
GSM: Global System for Mobile Communications<br />
- 41 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Strahlenschutzkommission<br />
Indirekte Reaktionen bei Exposition<br />
durch hochfrequente elektromagnetische<br />
Felder<br />
Bei Frequenzen von 100 kHz-110 MHz (die<br />
Obergrenze des FM-Rundfunkbandes)<br />
schwanken die Schwellenwerte des Kontaktstroms<br />
für biologische Reaktionen von der bloßen<br />
Wahrnehmung bis hin zu starken Schmerzen<br />
in Abhängigkeit von der Feldfrequenz nicht<br />
wesentlich. Die mittleren Schwellenwerte für<br />
die Wahrnehmung liegen bei Personen unterschiedlicher<br />
Größe bei 25 mA - 40 mA und die<br />
für Schmerzen bei annähernd 30 mA - 55 mA;<br />
oberhalb von 50 mA kann es zu schweren Verbrennungen<br />
der Gewebeteile kommen, die mit<br />
einem großen metallischen Leiter im Feld in<br />
Kontakt geraten.<br />
Störbeeinflussung von elektronischen<br />
Körperhilfen und Implantaten<br />
Kopplungen elektromagnetischer Felder an<br />
vom Menschen getragenen medizinischen Geräten<br />
(z.B. Herzschrittmacher, Insulinpumpen,<br />
Nervenstimulatoren u.a.) können zu einer Störbeeinflussung<br />
führen, die gesundheitliche Beeinträchtigungen<br />
zur Folge haben können. Die<br />
Implantatträger sind entsprechend zu informieren;<br />
ggf. sind starke Felder zu kennzeichnen.<br />
Auszug aus<br />
3 Zusammenfassende Bewertung des<br />
aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstandes<br />
Im Folgenden werden die Ergebnisse von Forschungsarbeiten<br />
betrachtet, für die eine nachvollziehbare<br />
und wissenschaftlichen Kriterien<br />
entsprechende Dokumentation zur Verfügung<br />
steht, die eine Bewertung im Rahmen der Zielsetzung<br />
dieser Empfehlung ermöglicht. In den<br />
meisten Fällen sind dies Untersuchungen, die<br />
in wissenschaftlichen Fachzeitschriften publiziert<br />
wurden. Die Darstellung konzentriert sich<br />
auf die wissenschaftlichen Publikationen, die<br />
seit Verabschiedung der SSK-Empfehlung [2]<br />
vom Dezember 1998 veröffentlicht wurden.<br />
Ausführlichere Darstellungen finden sich im<br />
Anhang Kap. A 2 und A 3.<br />
3.3 Hochfrequente elektromagnetische<br />
Felder<br />
Der Bereich der hochfrequenten elektromagnetischen<br />
Felder umfasst die Frequenzen von<br />
100 kHz-300 GHz. Die Absorption von Energie<br />
aus elektromagnetischen Feldern mit diesen<br />
Frequenzen kann zu einer Erwärmung<br />
führen. Bei zu starken Temperaturerhöhungen<br />
kommt es zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen.<br />
Eine Zusammenfassung der wissenschaftlich<br />
nachgewiesenen Reaktionen und<br />
Gesundheitsbeeinträchtigungen durch hochfrequente<br />
elektromagnetische Felder befindet<br />
sich im Anhang, Kap. A 1.2.<br />
In der öffentlichen Diskussion stehen vor allem<br />
biologische Reaktionen und gesundheitliche<br />
Beeinträchtigungen durch chronische<br />
Expositionen mit niedrigen (nichtthermischen)<br />
Leistungsflussdichten und Feldstärken im Vordergrund.<br />
So wird z.B. die Hypothese diskutiert, dass den<br />
niederfrequent modulierten Feldern des Mobilfunks<br />
eine besondere Relevanz für Reaktionen<br />
des Biosystems zukomme und hier insbesondere<br />
der Zeitfaktor der Immission zu berücksichtigen<br />
sei. Dabei wird angeführt, dass<br />
es insbesondere im Bereich von Basisstationen<br />
des Mobilfunks nicht unmittelbar zu einer Reaktion<br />
kommt, sondern erst nach einiger Zeit<br />
und zwar individuell verschieden nach Tagen<br />
bis Monaten. Mögliche Reaktionen seien:<br />
Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen,<br />
Kopfschmerz, Arrythmien und Tinnitus. Als<br />
Beleg für diese Beeinträchtigungen wird auf<br />
Berichte der Erfahrungsmedizin verwiesen.<br />
Weiter wird diskutiert, dass auch kurzzeitige<br />
Immissionen mit Intensitäten, wie sie von einem<br />
Mobilfunkgerät ausgehen, die Durchlässigkeit<br />
der Blut-Hirn-Schranke erhöhen könnten.<br />
Dabei würden hirnschädigende Substanzen<br />
in das Gehirn eintreten und im weiteren<br />
Verlauf Krankheiten entstehen können.<br />
Es wird auch die Frage untersucht, ob die bei<br />
der Nutzung des Mobiltelefons auftretenden<br />
elektromagnetischen Felder die intellektuelle<br />
Informationsverarbeitung (kognitive Leistung)<br />
beeinflussen.<br />
Nachfolgend werden die wissenschaftlichen<br />
Ergebnisse unter dem Gesichtspunkt der Vorsorge<br />
bewertet. Die Bewertung konzentriert<br />
- 42 -
Strahlenschutzkommission<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
sich insbesondere auf die Frequenzen, die<br />
technisch genutzt werden (z.B. durch die Mobilfunktechnologie)<br />
und damit für die Bevölkerung<br />
von Bedeutung sind. Neben den wenigen<br />
Untersuchungen am Menschen sind auch<br />
Zell- und Tierstudien berücksichtigt. Für die gesundheitliche<br />
Bewertung werden in diesem<br />
Zusammenhang zwei unterschiedliche, international<br />
akzeptierte Basisgrenzwerte betrachtet:<br />
der SAR 3) -Wert 0,08 W/kg für den Ganzkörper,<br />
aus dem der gesetzlich gültige Grenzwert<br />
in der 26. BImSchV abgeleitet wurde, und<br />
der SAR-Wert von 2 W/kg, gemittelt über 10<br />
g, den die SSK für die Teilkörperexposition<br />
empfohlen hat. Er ist z.B. für die Beurteilung<br />
der Exposition des Kopfes bei der Nutzung<br />
eines Mobiltelefons entscheidend.<br />
3)<br />
SAR: Spezifische Absorptionsrate in W/kg<br />
Interaktionen hochfrequenter elektromagnetischer<br />
Felder mit Molekülen und<br />
Membranen<br />
Untersuchungen an zellulären Strukturen, z.B.<br />
an Zellmembranen oder Flüssen biologisch bedeutender<br />
Ionen wie Kalzium, dienen zur Aufklärung<br />
von Wirkungsmechanismen, besonders<br />
unter dem Aspekt von biologischen Reaktionen<br />
niederfrequent amplitudenmodulierter<br />
Hochfrequenzfelder bei nichtthermisch wirkenden<br />
Intensitäten. Die wenigen Untersuchungen<br />
unterstützen nicht die Hypothesen,<br />
dass bei niedrigen Feldstärken Reaktionen, die<br />
eine Relevanz für die Gesundheit des Menschen<br />
haben könnten, auftreten. Eindeutige<br />
biologische Reaktionen konnten gezeigt werden,<br />
wenn die Absorptionsrate um Größenordnungen<br />
über dem Grenzwert lag und bekannte<br />
Mechanismen wie z.B. thermisch bedingte<br />
Reaktionen vorlagen. Die Gesamtheit an<br />
Versuchsergebnissen spricht nicht für einen<br />
wissenschaftlich begründeten Verdacht.<br />
Untersuchungen zum Einfluss<br />
hochfrequenter elektromagnetischer<br />
Felder auf Menschen und Tiere<br />
Studien an Probanden schließen nicht aus,<br />
dass bei Einhaltung des Basisgrenzwertes von<br />
2 W/kg für die Teilkörperexposition, das<br />
menschliche Gehirn in seinen physiologischen<br />
Reaktionen beeinflusst werden kann. Während<br />
das spontane Elektroenzephalogramm eines<br />
Menschen, oder reizkorrelierte Hirnpotentiale<br />
nicht durch das hochfrequente Feld beeinflusst<br />
wurden, zeigten sich in komplexeren Aufgaben<br />
zur Informationsverarbeitung in verschiedenen<br />
Studien Veränderungen verschiedener<br />
Reaktionszeiten bei Aufmerksamkeitstests, die<br />
jedoch noch bestätigt werden müssen. Die<br />
Daten geben keine Hinweise auf gesundheitliche<br />
Beeinträchtigungen, die bei der Nutzung<br />
von Mobiltelefonen auftreten können. Die Änderungen<br />
werden mit einer lokalen und geringfügigen<br />
Erwärmung und besseren Durchblutung<br />
erklärt, wobei der zugrunde liegende Wirkungsmechanismus<br />
nicht bekannt ist. Die Autoren<br />
weisen deutlich darauf hin, dass die gefundenen<br />
Veränderungen im Bereich der normalen<br />
biologischen Schwankungen enthalten<br />
sind und keine gesundheitliche Relevanz aufzeigten.<br />
Die Ergebnisse sind jedoch als wissenschaftliche<br />
Hinweise einzustufen, die weitere<br />
Forschungsarbeiten erfordern.<br />
Untersuchungen mit Tieren erlauben Expositionsfeldstärken,<br />
die im Alltag nicht auftreten.<br />
Die wenigen Verhaltensexperimente, die<br />
mit unterschiedlichen Feldstärken und Tierspezies<br />
durchgeführt wurden, sind kaum miteinander<br />
vergleichbar und ihre Ergebnisse sind<br />
inkonsistent. Zum Teil können die beschriebenen<br />
Änderungen auf thermische Einflüsse zurückgeführt<br />
werden.<br />
Untersuchungen zu Permeabilitätsänderungen<br />
der Blut-Hirn-Schranke gegenüber Albumin<br />
zeigen keine Übereinstimmung und sind als<br />
unbestätigte Hinweise zu werten. In der Mehrzahl<br />
zeigen die Versuchsergebnisse aber, dass<br />
bei Feldstärken, die bei Nutzung von Mobiltelefonen<br />
auftreten, die Schrankenfunktion gewährleistet<br />
bleibt. Das bedeutet, dass bei den<br />
um Größenordnungen niedrigeren individuellen<br />
Immissionen durch Basisstationen keine<br />
Beeinträchtigung der Funktion der Blut-Hirn-<br />
Schranke zu erwarten ist. Da die Schrankenfunktion<br />
jedoch thermisch beeinflussbar ist,<br />
sollte zur Absicherung des Teilkörper-SAR-<br />
Wertes die thermische Abhängigkeit der Permeabilität<br />
weiter untersucht werden.<br />
Parameter des Blutes, des Immunsystems<br />
- 43 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Strahlenschutzkommission<br />
oder bestimmte Hormone wurden ebenfalls in<br />
den letzten Jahren unter Einfluss hochfrequenter<br />
Felder, z.T. auch beim Menschen,<br />
untersucht. Mobilfunkrelevante Expositionen<br />
bei Feldstärken oberhalb der Grenzwerte bewirkten<br />
keine Änderung im blutbildenden System<br />
bei Tieren. Einzelexperimente mit Frequenzen,<br />
die deutlich höher waren, gaben Hinweise<br />
auf Reaktionen, die z.T. mit einer Temperaturerhöhung<br />
erklärbar sind.<br />
Die Untersuchungen bei Mensch und Tier sprechen<br />
gegen einen Einfluss der hochfrequenten<br />
Felder auf die Konzentration des Hormons<br />
Melatonin bei Feldstärken unterhalb der Grenzwerte<br />
zum Schutz der Bevölkerung.<br />
Die Untersuchungen zu genetischen Schäden<br />
durch hochfrequente Felder sind kaum untereinander<br />
vergleichbar, weil unterschiedliche<br />
Expositionsparameter wie Frequenz, Modulation<br />
und Feldstärke verwendet wurden. Die Ergebnisse<br />
mit Feldstärken deutlich oberhalb der<br />
Grenzwerte sind nicht einheitlich. Es ist festzuhalten,<br />
dass Untersuchungen in Feldern, die<br />
durch den Mobilfunk (kontinuierliche, amplituden-<br />
und frequenzmodulierte Felder) entstehen,<br />
keinen Hinweis auf ein genotoxisches<br />
Potential ergaben.<br />
Untersuchungen zur Tumorbildung in Hochfrequenzfeldern<br />
sind nicht zahlreich und haben<br />
keinen wissenschaftlichen Hinweis auf<br />
einen entsprechenden Zusammenhang eines<br />
Feldeinflusses ergeben. Die Untersuchungen<br />
zu Krebs, ausgelöst durch kanzerogene Substanzen<br />
oder Implantation von Krebszellen<br />
haben keine neuen Hinweise gegeben, dass<br />
hochfrequente elektromagnetische Felder die<br />
Entstehung oder die Promotion von Tumoren<br />
negativ beeinflussen. Eine Einzelstudie, die<br />
eine erhöhte Lymphominzidenz bei genmanipulierten<br />
Mäusen zeigte, wird als wissenschaftlicher<br />
Hinweis auf mögliche Reaktionen<br />
gewertet. Derzeit werden Wiederholungsstudien<br />
durchgeführt.<br />
Epidemiologische Studien<br />
Epidemiologische Studien, die einen Zusammenhang<br />
zwischen bestimmten Erkrankungen<br />
und der Exposition durch Sendeanlagen oder<br />
durch Mobiltelefone untersuchten, sind nicht<br />
zahlreich. Die vorhandenen Studien haben<br />
keine statistisch nachweisbare Assoziation<br />
zwischen Krebs im Kopfbereich und Nutzung<br />
eines Mobiltelefons gezeigt.<br />
Die Studien weisen insgesamt dosimetrische<br />
Mängel auf. Ohne relevante Angaben zur<br />
Exposition ist die Aussagekraft der Studien<br />
jedoch gering. Es ist kein Mechanismus bekannt,<br />
wie die Felder der Mobiltelefone eine<br />
Krebserkrankung beeinflussen könnten. Aus<br />
den derzeitigen Erkenntnissen lassen sich<br />
weder ein wissenschaftlich begründeter Verdacht<br />
noch Hinweise auf einen negativen<br />
Einfluss auf die Gesundheit ableiten.<br />
Auszug aus<br />
A 3 A 1 Bewertung wissenschaftlicher<br />
Studien hochfrequenter elektromagnetischer<br />
Felder seit 1998<br />
Die neueren Studien beziehen sich aus Aktualitätsgründen<br />
hauptsächlich auf Felder der<br />
Mobilfunkkommunikation, wie sie z.B. auch von<br />
einer britischen Expertengruppe zu Mobilfunk<br />
[IEG 00] bewertet wurden. Im Gegensatz zu<br />
den niederfrequenten Feldern sind für<br />
hochfrequente Felder epidemiologische Studien<br />
mit Expositionen durch die relativ junge<br />
Mobilfunktechnologie kaum oder beruflich bedingter<br />
Expositionen ebenfalls nicht zahlreich<br />
vorhanden. Die betrachteten Arbeiten sind von<br />
Untersuchungen an Zellen bis hin zum Menschen<br />
steigend geordnet.<br />
Elektroenzephalogramm beim Menschen<br />
Ein möglicher direkter Einfluss von hochfrequenten<br />
elektromagnetischen Feldern auf das<br />
menschliche Gehirn kann mit Registrierungen<br />
der elektrischen Hirnaktivität untersucht werden.<br />
Es muss jedoch hervorgehoben werden,<br />
dass nur akute neuronale Reaktionen gemessen<br />
werden können und eine Aussage zu gesundheitlichen<br />
Beeinträchtigungen daraus<br />
nicht abgeleitet werden kann. Da die Variabilität<br />
im Ruhe-EEG (im wachen Zustand, Augen<br />
geschlossen) zwischen einzelnen Personen,<br />
- 44 -
Strahlenschutzkommission<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
sowie auch beim Einzelnen selbst sehr hoch<br />
ist, wurden auch reizkorrelierte, gemittelte Hirnpotentiale,<br />
die zur Darstellung der funktionellen<br />
Integrität des neuronalen Systems dienen,<br />
untersucht.<br />
Erste Experimente von v. Klitzing [Kli 95] zeigten<br />
einen Einfluss gepulster Hochfrequenzfelder<br />
(kein GSM-Signal) auf das sogenannte<br />
Alpha-Frequenzband des spontanen EEG. Von<br />
mehreren Gruppen wurden diese Experimente,<br />
auch mit erweitertem Versuchsprotokoll,<br />
wiederholt. Reiser et al. [Rei 95] fanden unter<br />
Exposition mit GSM-Signalen, dass die Energie<br />
der Hirnaktivität im Frequenzband Beta1<br />
verändert war. Hietanen et al. [Hie 00] fanden<br />
bei der Analyse ihrer Daten nur bei einem von<br />
19 Probanden eine Energieveränderung, jedoch<br />
in einem anderen Frequenzband. Das<br />
Ergebnis, das nicht als abnormale Veränderung<br />
im EEG anzusehen war, wurde von der<br />
Arbeitsgruppe als statistischer Zufall gewertet.<br />
Keinen Einfluss auf das Ruhe-EEG haben Studien<br />
von Röschke und Mann [Rös 97], Splitter<br />
et al. [Spl 97] und Krafzcyk [Kra 98] gezeigt.<br />
In diesen Wiederholungsstudien wurden weitere<br />
Parameter, wie die Vigilanz (Wachheit),<br />
durch visuelle oder akustische Stimulation ausgelöste<br />
(evozierte) Potentiale und Latenzzeiten<br />
untersucht. Diese Parameter, die Rückschlüsse<br />
auf die Integrität neuronaler Prozesse<br />
zulassen, wurden durch die Exposition nicht<br />
beeinflusst.<br />
Einen abschwächenden Effekt elektromagnetischer<br />
Felder von GSM-Handys auf die Bereitschaftspotentiale<br />
bei komplexeren visuell-motorischen<br />
Aufgaben beschreiben Freude et al.<br />
[Fre 98; Fre 00]. Die Autoren sehen in den gefundenen<br />
Reaktionen keine gesundheitliche<br />
Relevanz. Urban et al. [Urb 98] untersuchten<br />
mit vergleichbaren Expositionsparametern einen<br />
möglichen Einfluss auf die visuell<br />
evozierten Potentiale. Die Amplituden und die<br />
Latenzen wurden durch das Feld nicht verändert.<br />
Die EEG-Frequenzbänder während eines<br />
auditorischen Tests (auditory memory task)<br />
zeigten unter GSM-Exposition durch Handys<br />
in einem von vier Frequenzbereichen eine veränderte<br />
Energieamplitude [Kra 00]. Diese Studie,<br />
die nur mit 16 Probanden durchgeführt<br />
wurde, bedarf einer Bestätigung.<br />
Mann et al. [Man 98] und Wagner et al. [Wag<br />
98] untersuchten einen möglichen Einfluss der<br />
Mobilfunkfelder auf das Schlaf-EEG. Von denselben<br />
Autoren konnte ein Einfluss der Felder<br />
auf den Schlaf mit verschiedenen Expositionsquellen<br />
und damit Feldverteilungen und<br />
Intensitäten nicht reproduziert werden. Borbely<br />
et al. [Bor 99] exponierten Probanden 8 Stunden<br />
lang mit einem Pseudo-GSM-Signal in einem<br />
15 Minuten an/aus-Zyklus. Sie fanden<br />
Veränderungen in den typischen Phasen im<br />
Schlaf-EEG, die auf eine verbesserte Schlafqualität<br />
(bei einer Teilkörper-SAR von 1 W/kg)<br />
hinweisen. Anzumerken ist, dass die hier verwendeten<br />
Feldexpositionen denen eines<br />
Handys entsprechen und weder mit den Feldintensitäten<br />
noch den Intensitäten der Exposition<br />
durch Basisstationen vergleichbar sind.<br />
Es kann zusammengefasst werden, dass die<br />
bisherigen Studien nicht im Ergebnis übereinstimmen,<br />
aber dennoch Hinweise auf<br />
expositionsbedingte Änderungen neurophysiologischer<br />
Prozesse geben. Insgesamt sprechen<br />
die Experimente zu Ruhe-EEGs eher<br />
gegen eine Beeinflussung der spontanen Hirnaktivität.<br />
Die beschriebenen Veränderungen<br />
bei den komplexeren evozierten Potentialen<br />
sind im Einzelnen noch nicht wiederholt und<br />
bestätigt. Daher sind weitere Untersuchungen<br />
notwendig.<br />
Schlaf<br />
In diesem Zusammenhang werden oft die<br />
Abschlussberichte der „Schwarzenburg-Studie“<br />
erwähnt. Mit mehreren Versuchsansätzen<br />
wurde die Bevölkerung in Schwarzenburg<br />
(Schweiz), die seit Jahrzehnten z.B. über<br />
Schlafstörungen als Folge eines Kurzwellensenders<br />
klagte, untersucht [Alt 95]. Wiederholt<br />
konnte in Querschnittsstudien in der gleichen<br />
Population gezeigt werden, dass Durchschlafstörungen<br />
in Bevölkerungsgruppen, die<br />
näher an dem Sender wohnten, häufiger auftraten<br />
als in Bevölkerungsgruppen im Umland.<br />
Diese räumliche Assoziation lässt sich auch in<br />
kurzen Zeitreihen bestätigen. Die Aussagekraft<br />
dieser Studie ist geringer als die der o.g. kontrollierten<br />
Laborexperimente, da die Studie<br />
- 45 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Strahlenschutzkommission<br />
nicht doppelblind durchgeführt wurde und die<br />
Befindlichkeitsstörungen nur anhand einer<br />
Fragebogenaktion erfasst wurden. Es existieren<br />
keine individuell korrelierten Messungen,<br />
was zu einer Missklassifizierung, einer Überoder<br />
Unterschätzung der effektiven Exposition,<br />
führen könnte. Deshalb sind die o.g. Ergebnisse<br />
der Einzelstudie allenfalls als unbestätigte<br />
Hinweise einzustufen. Zur Abklärung, ob<br />
es Schlafstörungen durch hochfrequente Felder<br />
gibt, sind kontrollierte, doppelblind durchgeführte<br />
Schlafexperimente geeigneter, um<br />
zwischen physischen und psychischen Ursachen<br />
der Störung unterscheiden zu können.<br />
Kognitive Funktionen beim Menschen<br />
Ziel dieser Studien ist es, einen vermuteten<br />
Einfluss elektromagnetischer Felder auf kognitive<br />
Funktionen zu untersuchen. Mit Verhaltensexperimenten<br />
kann ein Feldeinfluss auf<br />
die aktive intellektuelle Informationsverarbeitung<br />
(kognitive Leistung) untersucht werden.<br />
Preece et al. [Pre 99] haben eine Studie durchgeführt,<br />
bei der sowohl ein analog als auch<br />
ein digital arbeitendes Mobiltelefon verwendet<br />
wurden. Das Versuchsdesign enthielt eine<br />
Reihe verschiedener Parameter, z.B. die Reaktionszeit.<br />
Bei Benutzung des analogen Telefons<br />
konnte eine Verkürzung der Reaktionszeit<br />
bei Aufmerksamkeitstests deutlicher gefunden<br />
werden, als bei digitalen Telefonen. Die<br />
Autoren stellten die Hypothese auf, dass diese<br />
verkürzte Reaktionszeit durch eine lokale<br />
Erwärmung, mit der daraus folgenden verbesserten<br />
Durchblutung der funktionsrelevanten<br />
Hirnareale im Schläfenbereich, zustande gekommen<br />
sein kann. Für die Hypothese, dass<br />
die Reaktion auf einer Verbesserung der<br />
Kognition durch die Produktion von<br />
Stressproteinen beruht, fehlen experimentelle<br />
Hinweise.<br />
Koivisto et al. [Koi 00a; Koi 00b] untersuchten<br />
ebenfalls in kognitiven Tests verschiedene Reaktionszeiten<br />
unter Nutzung eines GSM-Telefons<br />
mit Maximalleistung. In diesen Tests stellten<br />
sich verschiedene statistisch signifikante<br />
Assoziationen bei den Reaktionszeitanalysen<br />
heraus. Koivisto et al. führten die Reaktionen<br />
ebenfalls auf eine lokale thermische Beeinflussung<br />
zurück. Wegen unterschiedlichen Versuchsdesigns<br />
und unterschiedlicher Detailergebnisse<br />
stellt die Arbeit keine Bestätigung<br />
der Ergebnisse von Preece et al. dar.<br />
Die Vielzahl an untersuchten, unterschiedlichen<br />
Reaktionszeittypen, die bei Exposition<br />
zum Teil verkürzt, aber andere auch verlängert<br />
waren, lässt keine eindeutige Bewertung<br />
zu, gibt aber Hinweise auf eine mögliche Beeinflussung<br />
von physiologischen Prozessen.<br />
Es ist weitere Forschung notwendig, um zu<br />
klären, ob bei der Nutzung von Handys die<br />
Leistungsfähigkeit des Gehirns beeinflusst<br />
wird.<br />
Blut-Hirn-Schranke bei Ratten<br />
Die Blut-Hirn-Schranke schützt u.a. das Gehirn<br />
vor unkontrollierter Aufnahme von Substanzen.<br />
Es ist bekannt, dass bei Überwärmung<br />
des Gehirns die Blut-Hirn-Schrankenfunktion<br />
nicht mehr gewährleistet ist. Diese<br />
Überwärmung kann mit Handys nicht erreicht<br />
werden. Ob gepulste hochfrequente elektromagnetische<br />
Felder, wie sie vom Mobiltelefon<br />
ausgesendet werden, dennoch die Integrität<br />
der Schranke beeinflussen, ist noch nicht beantwortet.<br />
Derzeit existieren einzelne Studien,<br />
z.B. von der Gruppe um Salford und Persson<br />
[Sal 94; Per 97] die eine erhöhte Durchlässigkeit<br />
für das Protein Albumin bei sehr geringen<br />
SAR-Werten, deutlich unterhalb der von<br />
ICNIRP empfohlenen Basisgrenzwerte, beschrieben<br />
haben. Die Ergebnisse bei den unterschiedlichen<br />
Expositionsparametern, d.h.<br />
verschiedene Feldintensitäten und Pulsfrequenzen,<br />
sind nicht konsistent und deuten<br />
auf keine Intensitäts-Wirkungsbeziehung hin.<br />
Die Studie von Fritze et al. [Fri 97] zeigte, dass<br />
bei Intensitäten wie sie bei der Nutzung von<br />
Mobiltelefonen auftreten, keine Änderungen<br />
der Albuminkonzentrationen im Gehirn feststellbar<br />
waren. Ebenfalls keine Änderung der<br />
Schrankenfunktion gegen Albumin zeigten<br />
Tsurita et. al [Tsu 00] bei Ratten, die 2 oder 4<br />
Wochen lang eine Stunde täglich mit 1439 MHz<br />
(TDMA 6) ), 2 W/kg, exponiert wurden.<br />
6)<br />
TDMA: Time Division Multiple Access<br />
Schirmacher et al. [Schi 00] sahen an einem<br />
in vitro Blut-Hirn-Schrankenmodell eine Per-<br />
- 46 -
Strahlenschutzkommission<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
meabilitätsänderung für Saccharose bei 1,8<br />
GHz (0,3 W/kg). Da es sich um ein künstliches<br />
Modell handelte, sollte diese Einzelstudie<br />
unabhängig im Tierversuch wiederholt werden.<br />
In weiteren Experimenten sollten bekannte, für<br />
das Gehirn toxische Substanzen auf ihr<br />
Permeabilitätsverhalten unter Feldeinwirkung<br />
untersucht werden.<br />
Es kann zusammengefasst werden, dass die<br />
Ergebnisse zu einer expositionsbedingten<br />
Permeabilitätsänderung der Blut-Hirn-Schranke<br />
kein konsistentes Bild ergeben und lediglich<br />
als Hinweise zu werten sind. Die offenen<br />
Fragen erfordern in Zukunft vorsorglich weitere<br />
Untersuchungen zu dieser Thematik.<br />
Untersuchungen zu krebsrelevanten<br />
Proteinen, Krebsentstehung und -<br />
promotion<br />
Die Energie der hochfrequenten elektromagnetischen<br />
Felder ist zu gering, um über DNA-<br />
Strangbrüche direkt Krebs zu initiieren. Die<br />
hochfrequenten elektromagnetischen Felder<br />
verfügen damit über kein direktes genotoxisches<br />
oder mutagenes Potential. Sie können<br />
daher allenfalls auf die Krebspromotion<br />
oder Krebsprogression einwirken.<br />
Auf zellulärer Ebene wurde der Einfluss hochfrequenter<br />
Felder auf das Verhalten des krebsrelevanten<br />
Enzyms Ornithindecarboxylase<br />
(ODC) untersucht. Untersuchungen an Zellkulturen<br />
haben gezeigt, dass durch modulierte<br />
Hochfrequenzfelder ([Lit 93]: 915 MHz, 50<br />
Hz-60 Hz Modulation; [Pen 97]: 835 MHz, 6<br />
Hz-600 Hz Modulation) die Aktivität der ODC<br />
bis auf das Doppelte ansteigt. Dieser Anstieg<br />
war jedoch nur möglich, wenn die Modulationsfrequenzen<br />
zwischen 50 Hz und 60 Hz lagen.<br />
Die SAR betrug in beiden Studien 2,5 W/<br />
kg. Bei der Bewertung der Studien ist zu berücksichtigen,<br />
dass das Enzym jedoch für die<br />
Tumorpromotion erst relevant ist, wenn die<br />
Aktivität bis zum 500-fachen der normalen<br />
Aktivität in den Geweben gesteigert ist.<br />
Eine weitere Hypothese zur Rolle der elektromagnetischen<br />
Felder im Hinblick auf den Verlauf<br />
von Krebserkrankungen kann ein Feldeinfluss<br />
auf die Genexpression und damit die Bildung<br />
von Proteinen, wie z.B. Hitzestressproteine<br />
sein. Während bei genetisch veränderten<br />
Nematoden eine Veränderung in der<br />
Produktion der Hitzestressproteine, die die<br />
Zellen vor Stress oder Schädigung schützen<br />
sollen, gefunden wurde [deP 00; Dan 98],<br />
konnten Fritze et al. [Fri 97] im Gehirn von<br />
Ratten keine Reaktion auf die Bildung von<br />
Hitzestressproteinen finden (900 MHz gepulst<br />
GSM, SAR im Gehirn 0,03 W/kg oder 1,5 W/<br />
kg; kontinuierliche Felder 7,5 W/kg). Das Tumor-Suppressor-Protein<br />
TP53, das von Zellen<br />
nach negativen Umwelteinflüssen gebildet<br />
wird, wurde von Li et al. [Li 99] in Bindegewebszellen<br />
unter Exposition mit kontinuierlichen<br />
837 MHz-Feldern untersucht. Bei SAR-<br />
Werten von 0,9 W/kg und 9 W/kg zeigte sich<br />
kein Unterschied im Proteingehalt im Vergleich<br />
zu den Kontrollzellen.<br />
Zahlreicher sind in vitro und in vivo Untersuchungen<br />
zu Genexpressionen. Die verwendeten<br />
unterschiedlichen Expositionsparameter<br />
bezüglich der Frequenzen, Modulationen und<br />
Intensitäten, verhindern jedoch den Vergleich<br />
der Ergebnisse. Die Mehrzahl der Tierexperimente<br />
wurde bei spezifischen Absorptionsraten<br />
durchgeführt, die oberhalb der<br />
zulässigen Grenzwerte liegen. Zur Bewertung<br />
kommt erschwerend dazu, dass in Zellversuchen<br />
die Expression untersuchter Protoonkogene,<br />
z.B. c-jun oder c-fos, in einer Untersuchung<br />
leicht gestiegen oder nicht verändert<br />
wurden und in einer anderen Untersuchung<br />
genau das umgekehrte Verhalten beobachtet<br />
wurde [Iva 97; Gos 99].<br />
Aufsehen erregten die Studien von Lai und<br />
Singh [Lai 95, Lai 96], die mit der Comet-<br />
Assay-Methode nach Exposition mit 2,45 GHz<br />
(1,2 W/kg) DNA-Einzelstrangbrüche in Hirnzellen<br />
nachweisen konnten. Diese Ergebnisse<br />
wurden jedoch von Malyapa et al. [Mal 97a]<br />
(SAR 0,7 W/kg und 1,9 W/kg) nicht bestätigt.<br />
Vijayalaxmi et al. [Vij 00] stellten ebenfalls mit<br />
dem Comet-Assay keinen Einfluss der Felder<br />
(2,45 GHz; 2,1 W/kg) auf das Strangbruchverhalten<br />
der DNA von Lymphozyten fest. In<br />
vergleichbaren Experimenten, die mit modulierten<br />
Mobilfunkfeldern bei 836 MHz (SAR 0,6<br />
W/kg) durchgeführt wurden, konnten keine<br />
DNA-Einzelstrangbrüche dokumentiert werden<br />
[Mal 97b]. Die Resultate des Comet Assays<br />
- 47 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Strahlenschutzkommission<br />
mit Lymphoblastoiden [Phi 98], zeigten widersprüchliche<br />
Ergebnisse. Die Zellen wurden mit<br />
zwei verschiedenen Mobilfunksystemen bei<br />
zwei nicht thermischen Intensitätsbereichen<br />
(2,4 mW/kg und 24 mW/kg) exponiert. Von den<br />
vier Kombinationen zeigte sich nur bei einer<br />
(24 mW/kg; iDEN() eine signifikante erhöhte<br />
Rate an DNA-Brüchen, bei den anderen drei<br />
jedoch eine signifikant gesunkene DNA-Bruchrate<br />
im Vergleich zu den Kontrollen. Der gewählte<br />
methodische Ansatz ist äußerst fehleranfällig<br />
und lässt deshalb keine eindeutige<br />
Bewertung zu.<br />
Verschiedene Untersuchungsmethoden zur<br />
Genotoxizität, wie z.B. Chromosomenaberrationen,<br />
Mikrokernbildung und Schwesterchromatidaustausch<br />
(SCE) haben keinen eindeutigen<br />
Beweis ergeben, dass hochfrequente<br />
elektromagnetische Felder unterhalb der<br />
Grenzwerte genotoxisch wirksam sind.<br />
Vijayalaxmi et al. [Vij 01] exponierten 24 Stunden<br />
lang menschliche Lymphozyten in vitro bei<br />
835 MHz (FDMA 8) ) mit SAR-Werten zwischen<br />
4,4 W/kg oder 5,0 W/kg und fanden keine signifikanten<br />
Unterschiede bei der Induktion von<br />
Chromosomenaberrationen oder Mikrokernen<br />
im Vergleich zu den scheinexponierten<br />
Zellproben. Maes et al. [Mae 00] untersuchten<br />
Chromosomenaberrationen und SCE bei humanen<br />
Lymphozyten, die in vitro mit Feldern<br />
einer Frequenz von 455,7 MHz und einer SAR<br />
von 6,5 W/kg exponiert wurden. Es zeigte sich<br />
kein signifikanter Unterschied zu den Kontrollen.<br />
8)<br />
FDMA: Frequency Division Multiple Access<br />
Es kann zusammenfassend festgestellt werden,<br />
dass die Untersuchungen zu krebsrelevanten<br />
Proteinen, Krebsentstehung und<br />
Krebspromotion ein sehr uneinheitliches Bild<br />
liefern. Inwieweit die einzelnen und nicht reproduzierten<br />
Hinweise eine Bedeutung für gesundheitliche<br />
Beeinflussungen haben, muss<br />
durch weitere Forschung geklärt werden.<br />
Spontane und initiierte Tumorbildung<br />
Die ersten Tierstudien zur Bildung spontaner<br />
Tumoren bei chronischer Exposition wurden<br />
bereits in der 70er und 80er Jahren durchgeführt.<br />
Aufgrund der unzureichenden Dosimetrie<br />
und der schwachen Histopathologie sind<br />
diese Studien wissenschaftlich nicht aussagekräftig.<br />
Ratten, die 25 Monate lang mit<br />
gepulsten Mikrowellen (2,45 GHz) schwacher<br />
Intensität (zwischen 0,15 W/kg und 0,4 W/kg)<br />
exponiert wurden, zeigten häufiger bösartige,<br />
unterschiedliche Primärtumoren als die Kontrolltiere.<br />
Da jedoch die Überlebensrate gegenüber<br />
den Kontrolltieren unverändert war, ist die<br />
Aussage spekulativ, dass die statistische Signifikanz<br />
einen biologischen Einfluss wiedergibt.<br />
Bei gutartigen Tumoren war kein Unterschied<br />
zu finden [Cho 92]. Studien von Toler<br />
[Tol 97] bzw. Frei [Fre 98] konnten bei<br />
Expositionen mit gepulsten 435 MHz- bzw. 2,45<br />
GHz-Feldern keine Reaktion auf die<br />
Brustkrebsentwicklung sehen.<br />
Ob hochfrequente elektromagnetische Felder<br />
mit genotoxischen Stoffen synergistisch interagieren<br />
und vorzeitig zu Krebs führen können,<br />
ist Gegenstand zahlreicher Studien. Eine Überhitzung<br />
kann ebenfalls die Kanzerogenität von<br />
Substanzen erhöhen. Deshalb ist die Dosimetrie<br />
bei den Untersuchungen ein wichtiger<br />
Punkt, um abschätzen zu können, ob eine<br />
übermäßige lokale Erwärmung auftrat.<br />
Auch neuere Experimente zur Tumorpromotion<br />
im Frequenzbereich, der für den Mobilfunk<br />
üblich ist, konnten keine tumorpromovierende<br />
Reaktion finden [Ima 98a; Ima 98b; Cha 99].<br />
Die Studie von Adey et al. [Ade 99] zeigte ebenfalls<br />
keine promovierende Reaktion der<br />
hochfrequenten Felder. Es deutete sich sogar<br />
an, dass gepulste Felder eher eine<br />
tumorinhibierende Reaktion bei chemisch induzierten<br />
Hirntumoren bei Ratten zur Folge<br />
hatten, die Felder analoger Funksysteme dagegen<br />
nicht. Diese Tendenz war jedoch statistisch<br />
nicht signifikant. Für eine statistisch abgesicherte<br />
Aussage zu der in der Studie beobachteten<br />
Tumorinhibierung würden mehr Daten<br />
benötigt. Hihashikubo et al. [Hih 99] verwendete<br />
ebenfalls ein Tiermodell für Hirntumoren<br />
(9L Gliosarcoma). Kontinuierliche<br />
(835,62 MHz) und frequenzmodulierte (847,74<br />
MHz) Felder, die eine SAR im Rattenhirn von<br />
0,75 +/-0,25 W/kg erzeugten, bewirkten keine<br />
signifikanten Unterschiede zu den scheinexponierten<br />
Tieren.<br />
Studien mit genmanipulierten Mäusen unterscheiden<br />
sich im Tiermodell von den o.g. Stu-<br />
- 48 -
Strahlenschutzkommission<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
dien zur Krebspromotion. Repacholi et al. [Rep<br />
97] exponierten genetisch veränderte Mäuse,<br />
die prädisponiert sind, Lymphome zu entwikkeln<br />
mit GSM-Feldern (0,01 W/kg-4,2 W/kg).<br />
Auch wenn noch nicht bekannt ist, ob und in<br />
welcher Weise die Daten von genmanipulierten<br />
Mäusen auf den Menschen übertragbar sind,<br />
erhält man doch aus derartigen Experimenten<br />
Hinweise auf mögliche Reaktionen. Die Studie<br />
weist allerdings dosimetrische Ungenauigkeiten<br />
und histologische Unvollständigkeiten<br />
auf. Den Hinweisen wird in Wiederholungsstudien<br />
mit genetisch veränderten Mäusen<br />
nachgegangen.<br />
Weitere Studien zur Tumorentwicklung sollten<br />
durchgeführt werden.<br />
Epidemiologische Studien<br />
Epidemiologische Studien, die einen Zusammenhang<br />
zwischen bestimmten Erkrankungen<br />
und der Exposition mit hochfrequenten elektromagnetischen<br />
Feldern untersuchten, sind<br />
nicht zahlreich und weisen alle dosimetrische<br />
Mängel auf. Die Aussagekraft der Studien ist<br />
daher gering.<br />
Personen, die am Arbeitsplatz hochfrequenten<br />
Feldern ausgesetzt gewesen sein könnten,<br />
wurden in einer epidemiologischen Studie<br />
nach ihrer Berufsbezeichnung in vier Expositionsklassen<br />
eingeteilt und über den Zeitraum<br />
von 20 Jahren auf Hirntumoren und Lymphome<br />
bzw. Leukämie hin untersucht. In der Kohortenstudie<br />
zeigte sich keine Assoziation zwischen<br />
den untersuchten Krebsarten und der beruflich<br />
bedingten Exposition [Mor 00].<br />
In einer Fallkontrollstudie befragten Hardell et<br />
al. [Har 99] Patienten mit Hirntumoren. Es zeigte<br />
sich kein erhöhtes Risiko, allgemein an Hirntumoren<br />
zu erkranken, sondern lediglich ein<br />
erhöhtes, allerdings statistisch nicht signifikantes<br />
Risiko für Tumoren (temporaler und<br />
occipitaler Lobus) auf der Kopfseite, an der<br />
nach Angabe der Personen am meisten telefoniert<br />
wurde. Dieses erhöhte Risiko wurde jedoch<br />
nur für das schwedische analoge Mobilfunksystem<br />
gefunden. Da sich bei der Analyse<br />
aller Fälle kein statistisch signifikanter Zusammenhang<br />
zeigte, kann sich diese Assoziation<br />
auch zufällig ergeben haben.<br />
In einer Studie zu Hirntumoren und GSM-<br />
Handys von Muscat et al. [Mus 00] wurde die<br />
mittlere Dauer der Handy-Nutzung mit 2,8 Jahren<br />
für die Erkrankten und 2,7 Jahren für die<br />
Kontrollgruppe errechnet. Für diesen Zeitraum<br />
wurde keine statistisch signifikante Assoziation<br />
zum Auftreten von Hirntumoren allgemein<br />
gefunden. Hirntumoren zeigten sich häufiger<br />
auf der Seite, die auch beim Telefonieren benutzt<br />
wurde, was sich aber nicht als statistisch<br />
signifikant abgesichert herausstellte. Betrachtet<br />
man die Tumoren im temporalen und<br />
occipitalen Lobus (Schläfen- und Hinterkopfbereich),<br />
so zeigte sich die Tendenz, dass diese<br />
häufiger auf der gegenüberliegenden Kopfhälfte<br />
auftraten. Auch dieses Ergebnis ist jedoch<br />
nicht statistisch signifikant. Im Gegensatz<br />
zur Studie von Hardell et al. lagen die<br />
Risikoschätzer (relatives Risiko im Vergleich<br />
zur Kontrollgruppe) unterhalb der Zahl 1 - mit<br />
Ausnahme des seltenen Neuroepithelioms<br />
(OR 9) 2,1; 95%-Konfidenzintervall 0,9 bis 4,7).<br />
6)<br />
OR: Odds Ratio<br />
Ein größeres Personenkollektiv (782 Fälle, 799<br />
Kontrollen) stand Inskip et al. [Ins 01] für eine<br />
Interviewstudie zur Verfügung. Das relative<br />
Risiko für Hirntumoren betrug 1,0 (95%-<br />
Konfidenzintervall 0,6 bis 1,5) wenn das Telefon<br />
mehr als 100 Stunden benutzt wurde, d.h.<br />
es zeigte sich keine statistische Assoziation.<br />
Ebenfalls keine Erhöhung der Tumorerkrankung<br />
zeigte sich, wenn das Telefon 60<br />
Minuten oder mehr pro Tag, oder regelmäßig<br />
über 5 Jahre benutzt wurde. Eine erhöhte<br />
Tumorhäufigkeit bezogen auf die beim Telefonieren<br />
bevorzugte Kopfseite wurde nicht festgestellt.<br />
2001 wurden die Ergebnisse der nationalen<br />
dänischen Kohortenstudie veröffentlicht [Joh<br />
01]. 420 095 Nutzer von digitalen wie analogen<br />
Mobiltelefonen wurden für die Studie berücksichtigt.<br />
Mit Hilfe des dänischen Krebsregisters<br />
konnten 3391 Krebsfälle in die statistische<br />
Auswertung einbezogen werden. Die<br />
standardisierte Inzidenzrate (SIR) war bei<br />
Krebs des Gehirns oder Nervensystems<br />
(SIR=0,95, 95%-Konfidenzintervall 0,81-1,12),<br />
- 49 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Strahlenschutzkommission<br />
der Speicheldrüse (SIR=0,72, 95%-<br />
Konfidenzintervall 0,29-1,49) oder Leukämie<br />
(SIR=0,97, 95%-Konfidenzintervall 0,78-1,21)<br />
kleiner als 1,0. Damit besteht kein statistisch<br />
signifikanter Zusammenhang, dass das mobile<br />
Telefonieren Krebserkrankungen im Halsund<br />
Kopfbereich erhöht.<br />
Die krankenhausbasierende Fall-Kontroll-Studie<br />
von Stang et al. [Sta 01] zeigte ein statistisch<br />
signifikantes erhöhtes Risiko an einem<br />
Uveal Melanom zu erkranken, wenn eine berufsbedingte<br />
Exposition durch Funkgeräte<br />
(OR=3,0, 95%-Konfidenzintervall 1,4-6,3) und<br />
Mobiltelefone (OR=4,2, 95%-Konfidenzintervall<br />
1,2-14,5) vorlag. Die bevölkerungsbasierende<br />
Studie zeigte keine vergleichbaren<br />
Assoziationen zu den hochfrequenten elektromagnetischen<br />
Feldern. Die Aussagekraft dieser<br />
Studie ist jedoch aufgrund der extrem kleinen<br />
Fallzahl gering. Eine deutliche Schwäche<br />
der Studie ist die Dosimetrie bezüglich der<br />
Frequenzbereiche und Sendeleistungen der<br />
Funksprechgeräte sowie der Expositionsdauer.<br />
Andere berufsbedingte Einflüsse wurden nicht<br />
abgeschätzt.<br />
Es ist bis jetzt kein Mechanismus bekannt, wie<br />
hochfrequente Felder das Risiko zu Hirntumorerkrankungen<br />
beeinflussen könnten. Zusammengefasst<br />
kann festgestellt werden, dass die<br />
o.g. Studien keinen Hinweis geben, dass der<br />
Gebrauch von Mobiltelefonen zu einer Erhöhung<br />
an Hirntumoren führt. Es muss dabei angemerkt<br />
werden, dass das grundsätzliche Problem<br />
der Expositionsabschätzung in den Studien<br />
nicht gelöst werden konnte. Auch sind die<br />
Beobachtungszeiträume noch viel zu kurz, um<br />
eine Beeinflussung vollständig ausschließen<br />
zu können.<br />
Genauere Hinweise können von einer multinationalen<br />
Studie der WHO erwartet werden,<br />
die einen Zusammenhang von Tumoren im<br />
Kopf-Hals-Bereich und Mobiltelefonnutzung<br />
untersucht. Dabei werden verschiedene Nationen<br />
mit unterschiedlichen Funksystemen<br />
und ein großes Kollektiv einbezogen. Die Ergebnisse<br />
werden voraussichtlich nicht vor 2004<br />
vorliegen. Die Interviewstudie kann jedoch<br />
auch die generellen Unsicherheiten zu den<br />
dosimetrischen Angaben nicht lösen.<br />
Anhang A 4<br />
Grenzwerte<br />
Auszüge aus der Empfehlung der Strahlenschutzkommission<br />
„Schutz der Bevölkerung bei Exposition<br />
durch elektromagnetische Felder (bis 300<br />
GHz)“<br />
und der<br />
ICNIRP-“Guidelines for Limiting Exposure<br />
to Time-Varying Electric, Magnetic, and<br />
Electromagnetic Fields (up to 300 GHz)“,<br />
veröffentlicht in: Berichte der Strahlenschutzkommission,<br />
Heft 23 (1999):<br />
Für die Begrenzung der Exposition durch elektromagnetische<br />
Felder muss zwischen Basisgrenzwerten<br />
und abgeleiteten Grenzwerten<br />
(Referenzwerten) unterschieden werden.<br />
- Basisgrenzwerte<br />
Grenzwerte der Exposition durch elektromagnetische<br />
Felder, die auf gesicherten Schwellenwerten<br />
der unmittelbar im Gewebe wirksamen<br />
physikalischen Einflussgrößen unter Berücksichtigung<br />
von Sicherheitsfaktoren beruhen,<br />
werden als „Basisgrenzwerte“ bezeichnet.<br />
Je nach den Frequenzen der Felder sind<br />
die wirksamen physikalischen Größen die elektrische<br />
Feldstärke bzw. die zugehörige Stromdichte<br />
und die spezifische Energieabsorptionsrate<br />
im Gewebe. Jedoch können bei exponierten<br />
Personen nur die Feldstärken bzw. die<br />
Leistungsflussdichte in Luft, außerhalb des<br />
Körpers, ohne weiteres gemessen werden.<br />
- Abgeleitete Grenzwerte<br />
Da die Verfahren zur Überprüfung der Einhaltung<br />
der Basisgrenzwerte zu aufwendig sind,<br />
werden zur Expositionsbeurteilung „abgeleitete<br />
Grenzwerte“ eingeführt. Zu ihrer Formulierung<br />
werden unmittelbar messbare Größen verwendet,<br />
die in der Umgebung des Menschen ermittelt<br />
werden können. Einige abgeleitete<br />
Grenzwerte sind aus den entsprechenden<br />
Basisgrenzwerten unter Nutzung von Mess-<br />
- 50 -
Strahlenschutzkommission<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
verfahren und/oder Berechnungsverfahren<br />
hergeleitet worden, wobei häufig ungünstige<br />
Expositionsbedingungen („worst case“) angenommen<br />
werden, die zu einer konservativen<br />
Abschätzung führen. Andere beziehen sich auf<br />
die Wahrnehmung und auf schädliche indirekte<br />
Wirkungen der Exposition durch elektromagnetische<br />
Felder.<br />
Die abgeleiteten Größen sind: elektrische Feldstärke,<br />
magnetische Flussdichte und Leistungsflussdichte<br />
außerhalb des Körpers sowie<br />
die im Körper fließenden Ströme.<br />
Die Einhaltung des abgeleiteten Grenzwerts<br />
bedeutet in jedem Falle die Einhaltung des entsprechenden<br />
Basisgrenzwerts. Übersteigt der<br />
gemessene oder berechnete Wert den abgeleiteten<br />
Grenzwert, so folgt daraus nicht unbedingt,<br />
dass auch der Basisgrenzwert überschritten<br />
wird. Allerdings ist es immer dann,<br />
wenn ein abgeleiteter Grenzwert überschritten<br />
wird, erforderlich, die Übereinstimmung mit<br />
dem relevanten Basisgrenzwert zu prüfen und<br />
festzustellen, ob zusätzliche Schutzmaßnahmen<br />
erforderlich sind.<br />
Störungen von oder Wirkungen auf medizinische<br />
Geräte, wie Metallprothesen, Herzschrittmacher,<br />
Defibrillatoren und Cochlea-Implantate,<br />
nicht unbedingt aus. Störungen von Herzschrittmachern<br />
können bei Werten auftreten,<br />
die unterhalb der abgeleiteten Grenzwerte liegen.<br />
Festlegungen hierzu sind nicht Gegenstand<br />
dieser Empfehlungen.<br />
Die Begrenzungen gelten ferner nicht für die<br />
medizinische Anwendung elektrischer, magnetischer<br />
oder elektromagnetischer Felder.<br />
Neben einer ausführlichen Dokumentation<br />
über die Basisgrenzwerte sowie die abgeleiteten<br />
Grenzwerte kontinuierlicher Sinusfelder<br />
enthält die Empfehlung noch Begrenzungen<br />
für eine gepulste Exposition durch hochfrequente<br />
elektromagnetische Felder, abgeleitete<br />
Grenzwerte für Kontaktströme, die bei Berührung<br />
leitfähiger Objekte unter Feldeinfluss<br />
auftreten können, sowie Hinweise für die<br />
Risikobewertung bei gleichzeitiger Exposition<br />
durch Felder mit verschiedenen Frequenzen.<br />
Die Grenzwertempfehlungen beziehen sich<br />
nicht direkt auf Vorschriften für die Begrenzung<br />
der Emission technischer Geräte. Sie behandeln<br />
auch keine Techniken, wie Methoden zur<br />
Messung oder Berechnung physikalischer Größen,<br />
die elektromagnetische Felder charakterisieren;<br />
eingehende Beschreibungen<br />
messtechnischer Ausrüstungen und Messverfahren<br />
zur genauen Bestimmung solcher<br />
physikalischer Größen findet man in technischen<br />
Normen.<br />
Die vorliegenden Grenzwertempfehlungen betreffen<br />
nicht die elektromagnetische Verträglichkeit<br />
von Geräten. Deren Einhaltung schließt<br />
- 51 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Strahlenschutzkommission<br />
Tabelle 3<br />
Basisgrenzwerte für die Exposition der Bevölkerung durch zeitlich veränderliche elektrische<br />
und magnetische Felder bei Frequenzen bis zu 10 GHz bzw. zwischen 10 und 300 GHz<br />
Frequenzbereich Stromdichte für<br />
0- 10 GHz a) Kopf und Rumpf<br />
(mA/m 2 )<br />
(Effektivwerte)<br />
Durchschnittliche<br />
Ganzkörper-SAR<br />
(W/kg)<br />
Lokale SAR<br />
(Kopf und<br />
Rumpf)<br />
(W/kg)<br />
Lokale SAR<br />
(Gliedmaßen)<br />
(W/kg)<br />
bis 1 Hz 8 - - -<br />
1 - 4 Hz 8/f - - -<br />
4 Hz - 1 kHz 2 - - -<br />
1 - 100 kHz f/500 - - -<br />
100 kHz<br />
-10 MHz<br />
10 MHz<br />
-10 GHz<br />
f/500 0,08 2 4<br />
- 0,08 2 4<br />
Frequenzbereich<br />
10 - 300 GHz b) Leistungsflussdichte (W/m 2 )<br />
10<br />
a) Anmerkungen:<br />
1. f ist die Frequenz in Hertz.<br />
2. Aufgrund der elektrischen Inhomogenität des menschlichen Körpers sollten die Stromdichten über einen Querschnitt<br />
von 1 cm 2 senkrecht zur Stromrichtung gemittelt werden.<br />
3. Für Frequenzen bis 100 kHz können die Spitzenwerte für die Stromdichten erhalten werden, indem der Effektivwert<br />
mit √2 (∼1,414) multipliziert wird. Für Pulse der Dauer t p sollte die auf die Basisgrenzwerte anzuwendende<br />
Frequenz über f =1/(2 t p ) ermittelt werden.<br />
4. Für Frequenzen bis 100 kHz und für gepulste Magnetfelder können die mit den Pulsen verbundenen maximalen<br />
Stromdichten aus den Anstiegs- und Abfallzeiten sowie der maximalen Änderungsrate der magnetischen Flussdichte<br />
berechnet werden. Die induzierte Stromdichte lässt sich dann mit den entsprechenden Basisgrenzwerten<br />
vergleichen.<br />
5. Sämtliche SAR-Werte sind über beliebige 6-Minuten-Zeitintervalle zu mitteln.<br />
6. Die zu mittelnde Gewebemasse für lokale SAR-Werte beträgt 10 g eines beliebigen zusammenhängenden Körpergewebes;<br />
die so ermittelten SAR-Maximalwerte sollten für die Expositionsermittlung verwendet werden.<br />
7. Für Pulse der Dauer t p sollte die auf die Basisgrenzwerte anzuwendende Frequenz über f = 1/(2 t p ) ermittelt werden.<br />
Darüber hinaus wird für den Frequenzbereich von 3 bis 10 GHz und für die lokale Exposition des Kopfes ein<br />
zusätzlicher Basisgrenzwert empfohlen, um durch thermoelastische Expansion bedingte Höreffekte einzuschränken<br />
oder zu vermeiden. Danach sollte die SA bei gepulsten Expositionen 10 mJ/kg bei Beschäftigten und 2 mJ/kg<br />
für die Normalbevölkerung nicht überschreiten, gemittelt über je 10 g Gewebe.<br />
8. Die Basisgrenzwerte für die Stromdichte sollen akute Wirkungen im zentralnervösen Gewebe in Kopf und<br />
Rumpf vermeiden. In anderen Körpergeweben können bei entsprechender Exposition höhere Stromdichtewerte<br />
auftreten.<br />
_____________________<br />
b)<br />
Anmerkungen:<br />
1. Leistungsflussdichten sind über eine beliebige Teilfläche von 20 cm 2 der exponierten Fläche und über einen 68/<br />
f 1,05 -minütigen Zeitraum (wobei f in GHz anzugeben ist) zu mitteln, um die mit steigender Frequenz geringer<br />
werdenden Eindringtiefen auszugleichen.<br />
2. Räumliche Maximal-Leistungsflussdichten, gemittelt über 1 cm 2 , sollten das 20-fache der obigen Werte nicht<br />
überschreiten.<br />
- 52 -
Strahlenschutzkommission<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
Tabelle 4<br />
Referenzwerte für die Exposition der Bevölkerung durch zeitlich veränderliche elektrische<br />
und magnetische Felder (ungestörte Effektivwerte) a<br />
Frequenzbereich<br />
Elektrische<br />
Feldstärke<br />
(V m -1 )<br />
Magnetische<br />
Feldstärke<br />
(A m -1 )<br />
B-Feld<br />
(µT)<br />
Äquivalente<br />
Leistungsdichte<br />
bei<br />
ebenen Wellen<br />
S eq<br />
(W m -2 )<br />
bis 1 Hz — 3,2 x 10 4 4 x 10 4 —<br />
1-8 Hz 10 000 3,2 x 10 4 /ƒ 2 4 x 10 4 /ƒ 2 —<br />
8-25 Hz 10 000 4000/ƒ 5000/ƒ —<br />
0,025-0,8 kHz 250/ƒ 4/ƒ 5/ƒ —<br />
0,8-3 kHz 250/ƒ 5 6,25 —<br />
3-150 kHz 87 5 6,25 —<br />
0,15-1 MHz 87 0,73/ƒ 0,92/ƒ —<br />
1-10 MHz 87/ƒ 1/2 0,73/ƒ 0,92/ƒ —<br />
10-400 MHz 28 0,073 0,092 2<br />
400-2000 MHz 1,375ƒ 1/2 0,0037ƒ 1/2 0,0046ƒ 1/2 ƒ/200<br />
2-300 GHz 61 0,16 0,20 10<br />
a Anmerkungen:<br />
1. ƒ wie in der Frequenzbereichs-Spalte wiedergegeben.<br />
2. Vorausgesetzt, dass die Basisgrenzwerte nicht überschritten werden und schädliche indirekte<br />
Wirkungen ausgeschlossen werden können, dürfen die Werte für die Feldstärke überschritten<br />
werden.<br />
3. Für Frequenzen zwischen 100 kHz und 10 GHz sind S eq , E 2 , H 2 und B 2 über einen beliebigen<br />
6-Minuten-Zeitraum zu mitteln.<br />
4. Für Spitzenwerte bei Frequenzen bis 100 kHz siehe Tabelle 4, Anmerkung 3.<br />
5. Für Spitzenwerte bei Frequenzen über 100 kHz siehe Abbildung 1 und 2. Zwischen 100 kHz<br />
und 10 MHz werden die Spitzenwerte der Feldstärken durch Interpolation zwischen dem 1,5-<br />
fachen Spitzenwert bei 100 kHz und dem 32-fachen Spitzenwert bei 10 MHz erhalten. Für<br />
Frequenzen über 10 MHz wird vorgeschlagen, dass der Spitzenwert der äquivalenten Leistungsdichte<br />
ebener Wellen, gemittelt über die Pulsdauer, das 1000-fache der S eq -<br />
Grenzwerte nicht überschreitet, bzw. dass die Feldstärke das 32-fache der in der Tabelle angegebenen<br />
Feldstärken-Expositionswerte nicht überschreitet.<br />
6. Für Frequenzen über 10 GHz sind S eq , E 2 , H 2 und B 2 über einen beliebigen 68/ƒ 1,05 -Minuten-<br />
Zeitraum zu mitteln (ƒ in GHz).<br />
7. Für Frequenzen < 1 Hz sind keine E-Feld-Werte angegeben, da es sich effektiv um statische<br />
elektrische Felder handelt. Bei den meisten Menschen wird die störende Wahrnehmung<br />
elektrischer Oberflächenladungen bei Feldstärken unter 25 kV m -1 nicht auftreten. Funkenentladungen,<br />
die Stress oder Belästigungen verursachen, sollten vermieden werden.<br />
- 53 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Epidemiologie<br />
Epidemiologie nicht-ionisierender<br />
elektromagnetischer Felder - eine Übersicht<br />
Joachim Schüz, Jörg Michaelis<br />
Institut für Medizinische Statistik und Dokumentation<br />
der Universität Mainz, Langenbeckstr. 1, D-55101 Mainz<br />
Zusammenfassung:<br />
Gesundheitsschädigungen nicht-ionisierender<br />
elektromagnetischer Felder werden seit Jahrzehnten<br />
unter wissenschaftlichen Experten<br />
sowie in der Politik und Öffentlichkeit sehr kontrovers<br />
diskutiert. Bestehende Grenzwerte<br />
schützen vor bestätigten Effekten. Dennoch<br />
wird intensiv danach geforscht, ob elektromagnetische<br />
Felder auch unterhalb dieser Grenzwerte<br />
Krankheiten verursachen oder fördern<br />
können. Aus der experimentellen Forschung<br />
haben sich wenige konsistente Hinweise auf<br />
Schädigungen von Organismen ergeben. Hinweise<br />
auf statistische Assoziationen zwischen<br />
Belastungen durch nicht-ionisierende Strahlung<br />
und verschiedenen Erkrankungen haben<br />
sich hingegen immer wieder in epidemiologischen<br />
Studien gezeigt. Auch hier ist eine zusammenfassende<br />
Interpretation sehr schwierig,<br />
weil in den meisten Fällen die Reproduzierbarkeit<br />
von Ergebnissen fehlt, die methodischen<br />
Möglichkeiten begrenzt sind und es bislang<br />
kein Modell gibt, mit dem die beobachteten<br />
statistischen Zusammenhänge ursächlich<br />
erklärt werden können. Neuere Studien weisen<br />
vor allem auf einen Zusammenhang zwischen<br />
Leukämien im Kindesalter und Magnetfeldern<br />
der Energieversorgung über 0,4 µT hin,<br />
ein Effekt auf Bevölkerungsebene wäre aber<br />
eher klein. Eine Erklärung für diese Assoziation<br />
ist unbekannt. Studien zu anderen Krankheitsbildern<br />
wie Brustkrebs, Hirntumoren, der<br />
Alzheimer-Krankheit oder Myokardinfarkten<br />
und zu anderen Expositionen mit nicht-ionisierender<br />
Strahlung z.B. im beruflichen Umfeld,<br />
durch Sendetürme oder bei der Nutzung der<br />
so genannten Handys sind in ihrer Aussagekraft<br />
eingeschränkt.<br />
1 Einleitung<br />
Gesundheitsschädigende Effekte durch nichtionisierende<br />
elektromagnetischen Felder werden<br />
seit Jahrzehnten unter wissenschaftlichen<br />
Experten sowie in der Öffentlichkeit sehr kontrovers<br />
diskutiert. Diese Felder werden als<br />
Ursache einer Reihe sehr unterschiedlicher<br />
Erkrankungen und Symptome in Betracht gezogen.<br />
Gleichzeitig sind elektromagnetische<br />
Felder des gesamten Frequenzspektrums weit<br />
verbreitet und betreffen die verschiedenen Lebensbereiche.<br />
Die Bereiche der nicht-ionisierenden elektromagnetischen<br />
Felder, deren Effekte in epidemiologischen<br />
Studien untersucht wurden, lassen<br />
sich grob in drei Klassen unterteilen:<br />
1. Umweltbedingte Expositionen, die durch<br />
die Energieversorgung (bei 50/60 Hz) oder<br />
die Funkkommunikation (Radiowellen, z.B.<br />
TV, Radio, Mobilfunk) ubiquitär sind und<br />
denen die breite Öffentlichkeit mit unterschiedlicher,<br />
aber vorwiegend sehr niedriger<br />
Intensität permanent ausgesetzt ist;<br />
2. Expositionen am Arbeitsplatz, die meist von<br />
etwas höherer Intensität, aber zeitlich begrenzt<br />
sind, und<br />
3. Die individuelle Exposition durch die Verwendung<br />
elektromagnetischer Felder ausstrahlender<br />
Geräte im alltäglichen Bereich.<br />
Trotz des breiten Krankheitsspektrums und der<br />
Verschiedenheit der Feldquellen gibt es bei den<br />
epidemiologischen Studien auf dem Gebiet der<br />
elektromagnetischen Felder viele Gemeinsamkeiten:<br />
Eine genaue Dosimetrie ist sehr<br />
schwierig, da jede Person nicht-ionisierenden<br />
elektromagnetischen Feldern mit unterschiedlicher<br />
Dauer und Intensität ausgesetzt ist,<br />
sodass vorwiegend Schätzungen dafür existieren,<br />
welche Personen mehr als über das normale<br />
Maß hinaus belastet sind. Die Beschrei-<br />
- 54 -
Epidemiologie<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
bung der Exposition ist auch deshalb schwierig,<br />
weil nicht bekannt ist, welche Feldcharakteristika<br />
für einen Effekt relevant sein<br />
könnten. Erschwerend kommt hinzu, dass die<br />
meisten in den Studien betrachteten Erkrankungen<br />
relativ selten sind. Die in einer prospektiven<br />
Studie zu untersuchende Population<br />
muss deshalb sehr groß sein und die Studie<br />
wird damit sehr aufwendig und teuer.<br />
Neben der schwierigen Expositionsbeschreibung<br />
besteht für epidemiologische Studien<br />
auch das gemeinsame Problem, dass ihre<br />
Aussagekraft durch das Fehlen von Erkenntnissen<br />
über mögliche Wirkungsmechanismen<br />
eingeschränkt wird. Sowohl für Krebserkrankungen<br />
wie auch neurodegenerative Erkrankungen<br />
oder Herzkreislauferkrankungen sind<br />
allenfalls Hypothesen formuliert. Ein kausaler<br />
Zusammenhang energiearmer elektromagnetischer<br />
Felder in Intensitätsbereichen, in denen<br />
Personen Feldern ausgesetzt sind, und<br />
die weit unterhalb der bestehenden Grenzwerte<br />
liegen (ICNIRP 1998), ist für keine einzige<br />
Gesundheitsschädigung nachgewiesen.<br />
Der Aufbau dieses Übersichtsartikels ist wie<br />
folgt: In Kapitel 2 werden die unterschiedlichen<br />
Verfahren skizziert, die in der Epidemiologie<br />
bei der „Messung“ der Exposition mit nicht-ionisierender<br />
Strahlung zum Einsatz kommen.<br />
Kapitel 3 beschreibt den aktuellen Stand der<br />
Forschung, unterteilt nach unterschiedlichen<br />
Bereichen aus dem Spektrum elektromagnetischer<br />
Felder und nach verschiedenen Krankheitsbildern.<br />
In Kapitel 4 und 5 schließlich wird<br />
der Stand der Forschung in einer gemeinsamen<br />
Bewertung zusammengefasst. Eine detailliertere<br />
Darstellung und Diskussion der Studien<br />
findet sich im „Handbuch der Umweltmedizin“<br />
(Schüz und Michaelis 2001).<br />
2 Expositionserfassung<br />
Auf dem Gebiet der Wirkungen niederfrequenter<br />
Magnetfelder steht besonders die<br />
Exposition durch Felder von Freileitungen im<br />
Vordergrund. Dies spiegelt sich auch darin<br />
wider, dass drei der sechs Expositionsmaße<br />
ausschließlich Freileitungen als Expositionsquelle<br />
betrachten. Ad hoc durchführbar ist eine<br />
Klassifizierung der Exposition auf der Basis der<br />
Distanz einer Wohnung zur nächsten Hochspannungsleitung.<br />
Diese erlaubt aber nur eine<br />
unzureichende Aussage über die tatsächlich<br />
vorhandene Feldstärke, die nicht nur von der<br />
Distanz, sondern vor allem auch von der Stromlast<br />
der Leitung abhängig ist. In neueren Studien<br />
findet das Distanzmaß deshalb keine<br />
Verwendung mehr.<br />
Eine Verfeinerung des Distanzmaßes ist das<br />
in den USA entwickelte Wire Code-Schema,<br />
das neben der Distanz der Freileitung zur<br />
Wohnung auch Leitungscharakteristika berücksichtigt<br />
(Wertheimer und Leeper 1979). In<br />
skandinavischen Studien wurde ein Verfahren<br />
zur Schätzung der magnetischen Feldstärke<br />
entwickelt, das neben der Distanz der Freileitung<br />
zum Haus auch Masthöhe, Spannungsebene<br />
und vor allem die tatsächliche Stromlast<br />
berücksichtigt (Feychting und Ahlborn<br />
1993). Sofern adäquate Daten bei den<br />
Energieversorgern vorliegen, ermöglicht dieses<br />
Expositionsmaß auch historische<br />
Expositionsschätzungen, was dem retrospektiven<br />
Charakter von Fallkontrollstudien entgegenkommt.<br />
Demgegenüber können die verschiedenen<br />
Verfahren der Magnetfeldmessung nur die<br />
aktuelle Intensität des Magnetfeldes aufzeichnen.<br />
Zwar zeigten Reihenuntersuchungen über<br />
längere Zeiträume hinweg eine hohe zeitliche<br />
Stabilität insbesondere höherer durchschnittlicher<br />
Magnetfeldstärken, im Einzelfall kann es<br />
trotzdem zur Fehleinschätzung einer früheren<br />
Belastung kommen. Vorteil der Messverfahren<br />
ist, dass sie Feldstärken unabhängig von Feldquellen<br />
erfassen. Sie sind in Regionen zu bevorzugen,<br />
in denen Magnetfelder zu einem<br />
großen Teil durch andere Feldquellen als nur<br />
Freileitungen erzeugt werden, wie dies z.B. in<br />
Deutschland der Fall ist.<br />
Messungen über längere Zeiträume sind kurzzeitigen<br />
Messungen vorzuziehen. Obwohl<br />
deutlich aufwendiger, sind sie viel aussagekräftiger<br />
und weniger fehlerbehaftet. Bei Kurzzeitmessungen<br />
kann es zu Beeinflussungen<br />
durch atypische kurzzeitige Änderungen der<br />
Magnetfeldstärke kommen. Direkt am Körper<br />
zu tragende Personendosimeter hingegen sind<br />
- 55 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Epidemiologie<br />
stationären Messungen (z.B. in Bettnähe) nicht<br />
unbedingt vorzuziehen. Zwar zeichnen sie eine<br />
individuelle Exposition im Alltag am genauesten<br />
auf, da sie immer dort das Magnetfeld<br />
messen, wo sich der Proband gerade befindet,<br />
in Fallkontrollstudien können sie aber dann<br />
zu Fehleinschätzungen einer früheren Belastung<br />
führen, wenn der Proband aufgrund einer<br />
Erkrankung oder altersabhängig seinen<br />
Tagesablauf verändert hat.<br />
In den berufsepidemiologischen Studien wurden<br />
viele Expositionserhebungen auf Basis<br />
von vorhandenen Aufzeichnungen über Berufsbezeichnungen<br />
(so genannte job titles)<br />
durchgeführt. Dies ist mit wenig Aufwand möglich,<br />
da der Studienteilnehmer selbst nicht kontaktiert<br />
werden muss. Die Validität der Berufsbezeichnung<br />
ist allerdings je nach Art der verwendeten<br />
Quelle häufig unsicher. Auch ist kritisch<br />
anzumerken, dass bei Berufsbezeichnungen<br />
eine Berufsgruppe in ihrer Gesamtheit als<br />
exponiert oder nicht exponiert bewertet werden<br />
muss, auch wenn innerhalb der Berufsgruppe<br />
die tatsächliche Exposition möglicherweise<br />
sehr heterogen ist. Eine Verfeinerung<br />
der Schätzung über die Berufsbezeichnung<br />
sind sogenannte Job-Exposure-Matrizen, insbesondere<br />
wenn sie unter Zuhilfenahme von<br />
Messergebnissen an typischen Arbeitsplätzen<br />
erstellt wurden. Für Work Areas kann eine<br />
Kategorisierung der Expositions-gruppen noch<br />
detaillierter erfolgen, allerdings setzen sie eine<br />
detaillierte Tätigkeitsbeschreibung der Studienteilnehmer<br />
voraus, die dann in der Regel wieder<br />
nur in persönlichen Befragungen gewonnen<br />
werden kann.<br />
Bei epidemiologischen Studien im Umkreis von<br />
Radio- oder Fernsehsendern handelt es sich<br />
bisher ausnahmslos um ökologische Studien.<br />
Im Gegensatz zum Distanzmaß im niederfrequenten<br />
Bereich, für das die Distanz eines einzelnen<br />
Hauses zur nächsten Hochspannungsleitung<br />
erhoben wurde, beruhen diese Studien<br />
auf der Distanz eines klein-räumigen Gebietes<br />
zur Feldquelle. Hierbei wird für alle Häuser<br />
dieses Gebietes die gleiche Expositionsstärke<br />
angenommen. Grund ist, dass bei ökologischen<br />
Studien das Verhältnis von tatsächlich<br />
beobachteten Erkrankungsfällen zu erwarteten<br />
Erkrankungsfällen eine Rolle spielt. Die<br />
erwarteten Erkrankungsfälle lassen sich allerdings<br />
nur für räumliche Einheiten gewinnen,<br />
für die demographische Daten zur Alters- und<br />
Geschlechtsverteilung der Bewohner vorliegen.<br />
Wie detailliert die räumliche Auswertung<br />
erfolgen kann, hängt von der Studienregion ab.<br />
Die Exposition gegenüber elektrischen Geräten<br />
wird über Befragungen der Studienteilnehmer<br />
erhoben (z.B. bei Studien zur Benutzung<br />
von Heizdecken). Meist fehlt eine<br />
Quantifizierung der Exposition. Bei den Mobilfunk-Frequenzen<br />
stellt sich aktuell die Frage<br />
der gesundheitsschädigenden Wirkungen<br />
durch die Nutzung der so genannten Handys.<br />
Auch hier scheint bei der Quantifizierung der<br />
Exposition die Befragung das Mittel der Wahl.<br />
Verfügbare Informationen wie Rechnungsbelege<br />
können allenfalls zur Validierung herangezogen<br />
werden. Rechnungen geben in<br />
Deutschland nur Auskunft über ausgehende<br />
Gespräche und sind somit kein gutes Maß für<br />
eine gesamte Handy-Nutzung. Zudem ist der<br />
Rechnungsbetrag allein ungeeignet, um Auskunft<br />
über die Häufigkeit und Dauer von Telefonaten<br />
zu geben. Das größte Problem bei Befragungen<br />
ist das Erinnerungsvermögen der<br />
Studienteilnehmer. Dies ist besonders kritisch,<br />
wenn es für erkrankte und nicht erkrankte<br />
Personen unterschiedlich ist, weil dies Einfluss<br />
auf das Studienergebnis haben kann.<br />
3 Ergebnisse<br />
3.1 Umweltbedingte Exposition im<br />
Niederfrequenzbereich<br />
Krebs bei Kindern<br />
Eine mögliche Assoziation zwischen Magnetfeldern<br />
und Leukämien im Kindesalter wird<br />
weltweit seit mehr als 20 Jahren sehr intensiv<br />
erforscht. Auslöser war eine 1979 publizierte,<br />
in Denver durchgeführte Fallkontrollstudie<br />
(Wertheimer und Leeper 1979), bei der in der<br />
Nähe von Hochspannungsleitungen lebende<br />
Kinder ein fast dreifach erhöhtes Risiko hatten,<br />
an einer Leukämie zu sterben. Die seitdem<br />
zahlreich erschienenen epidemiologischen<br />
Studien zu diesem Thema variierten<br />
stark bezüglich Qualität, Größe und Aussage.<br />
In jüngster Zeit wurden große Studien mit<br />
- 56 -
Epidemiologie<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
Magnetfeldmessungen über 24 Stunden oder<br />
mehr in den USA (Linet et al. 1997), Kanada<br />
(McBride er al. 1999), Großbritannien (UKCCSI<br />
1999) und Deutschland (Schüz et al. 2001)<br />
durchgeführt. Zusammen mit den vier skandinavischen<br />
Studien (Feychting und Ahlbom<br />
1993, Olsen er al. 1993, Verkasalo et al. 1993,<br />
Tynes und Haldorsen 1997), die eine individuelle<br />
Magnetfeldbelastung über historische<br />
Auslastungsdaten von Freileitungen errechneten,<br />
geben diese Studien einen Hinweis auf<br />
eine Assoziation von Leukämien im Kindesalter<br />
mit durchschnittlichen Magnetfeldexpositionen<br />
über 0,4 µT (etwa zweifache Risikoerhöhung)<br />
(Ahlbom et al. 2000), aber nicht<br />
darunter. Ein in früheren Studien beobachtetes<br />
Paradoxon, dass die Assoziation von Magnetfeldern<br />
und Leukämien eher auf der Existenz<br />
von Hochspannungsleitungen als einer<br />
tatsächlichen Magnetfeldbelastung zu beruhen<br />
schien, wurde durch jüngere Studien mit verbesserter<br />
Messmethodik nicht bestätigt und<br />
zeigt sich auch nicht in neueren Meta-Analysen<br />
(Ahlbom et al. 2000, Green-land et al.<br />
2000).<br />
Eine Anfang 2001 abgeschlossene deutsche<br />
Studie korrespondiert sehr gut mit den internationalen<br />
Erkenntnissen.<br />
Diese umfasst Messungen für 514 Fälle und<br />
1301 Kontrollen (Schüz et al. 2001). Magnetfelder<br />
über 0,2 µT kamen nur in 1,4% aller<br />
Wohnungen vor, Magnetfelder über 0,4 µT gar<br />
nur in 0,2% (Schüz et al. 2000). Hochspannungsleitungen<br />
(123-420 kV) waren nur in einem<br />
Drittel dieser Haushalte die Magnetfeld<br />
verursachende Quelle; andere Feldquellen<br />
waren im Niederspannungsbereich (380 V) zu<br />
finden (Dachständer, Erdkabel, Straßenbeleuchtungen)<br />
oder auf innerhäusliche Quellen<br />
zurückzuführen (veraltete Elektroinstallationen,<br />
Steigleitungen in Mehrfamilienhäusern). Die<br />
Nähe einer Wohnung zu einer Hochspannungsleitung<br />
war alleine kein Indiz für eine<br />
überdurchschnittliche Magnetfeld-exposition<br />
und in keiner Wohnung, die weiter als 50 m<br />
von einer Hochspannungsleitung entfernt war,<br />
wurde ein von dieser Freileitung ausgehendes<br />
Magnetfeld über 0,2 µT gemessen. Die Studie<br />
gab ebenfalls keinen deutlichen Hinweis,<br />
dass Magnetfelder über 0,2 µT mit dem Auftreten<br />
der Leukämien assoziiert waren. Allerdings<br />
zeigte sich auf der Basis weniger exportierter<br />
Kinder ein höheres Leukämierisiko bei<br />
Magnetfeldern über 0,4 µT. Eine stärkere Assoziation<br />
zeigte sich, wenn nur die Exposition<br />
während der Nacht betrachtet wurde. Diese<br />
Beobachtung deckt sich mit Studienergebnissen<br />
der früheren deutschen Studie (Michaelis<br />
et al. 1998) und der amerikanischen Studie<br />
(Auvinen et al. 2000).<br />
Eine Kausalität beweist die in den epidemiologischen<br />
Studien beobachtete Assoziation indes<br />
nicht. Ein Zufallseffekt oder eine Erklärung<br />
über eine Risikoüberschätzung in den Studien<br />
durch methodische Defizite scheint unwahrscheinlich.<br />
Ebenso wurde kein Faktor gefunden,<br />
der mit einer Magnetfeldexposition korreliert<br />
und gleichzeitig ein bedeutender Risikofaktor<br />
für Leukämien ist und somit eine Assoziation<br />
vortäuschen könnte (Confoun-ding).<br />
Schädigende Wirkungen magnetischer Felder<br />
im multifaktoriellen Zusammenspiel oder nur<br />
bei vorliegender Prädisposition des Kindes sind<br />
Hypothesen, für die ebenfalls keine Belege<br />
existieren.<br />
Epidemiologische Studien zu anderen Krebserkrankungen<br />
im Kindesalter zeigen keinen<br />
Hinweis auf eine Assoziation mit einer Exposition<br />
durch elektromagnetische Felder. Ein<br />
Review von neun Studien zu Magnetfeldexposition<br />
und Hirntumoren im Kindesalter<br />
ergab insgesamt keinen Hinweis auf eine Assoziation<br />
(Kheifets et al. 1999). Dies bestätigt<br />
auch die jüngste britische Studie (UKCCSI<br />
1999).<br />
Vor allen Dingen in amerikanischen Studien<br />
wurden durch Befragung der Eltern auch Angaben<br />
zur Nutzung elektrischer Geräte gewonnen.<br />
Am häufigsten wurde die Frage nach der<br />
Benutzung elektrischer Heizdecken ausgewertet.<br />
Die Ergebnisse präsentieren sich jedoch<br />
recht inkonsistent. In der größten amerikanischen<br />
Studie zu diesem Thema (Hatch et al.<br />
1998) wurde eine Vielzahl elektrischer Geräte<br />
abgefragt, darunter auch einige wenige, die<br />
keine substanzielle Magnetfeldbelastung verursachten<br />
und als Kontroll-parameter zur Analyse<br />
des Antwortverhaltens herangezogen<br />
wurden. Ein fast dreifach erhöhtes Erkrankungsrisiko<br />
zeigte sich mit der Nutzung von<br />
- 57 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Epidemiologie<br />
elektrischen Heizdecken durch das Kind. Ferner<br />
zeigte sich auch ein auffällig erhöhtes Risiko<br />
bei einer Heizdeckennutzung der Mutter<br />
während der Schwangerschaft. Auch bei<br />
Videospielen, Haarfönen und Stereoanlagen<br />
mit Kopfhörern wurde von einem erhöhten<br />
Leukämierisiko berichtet. Interessanterweise<br />
waren die Kontrollparameter nicht mit der Erkrankung<br />
assoziiert. Eine Einschränkung der<br />
Ergebnisse sind jedoch die fehlenden Dosis-<br />
Wirkungs-Beziehungen: so zeigte sich z.B. ein<br />
Effekt eher bei Müttern, die Heizdecken seltener<br />
verwendeten, als bei Müttern, die eine elektrische<br />
Heizdecke kontinuierlich nutzten.<br />
Krebs bei Erwachsenen<br />
Bisher wurden nur wenige Studien zum Zusammenhang<br />
zwischen Krebserkrankungen im<br />
Erwachsenenalter und umweltbedingter<br />
Magnetfeldexposition durchgeführt. Im Vergleich<br />
zu den Studien für Krebserkrankungen<br />
im Kindesalter ist hier die Expositionserfassung<br />
noch komplizierter, nicht zuletzt<br />
aufgrund der längeren Expositionszeiträume<br />
oder auch Latenzzeiten. So sind Erwachsene<br />
häufiger als Kinder einer außerhäuslichen<br />
Exposition ausgesetzt, besonders am Arbeitsplatz,<br />
sodass eine Beschränkung auf eine<br />
häusliche Exposition zu einer Fehleinschätzung<br />
der individuellen Exposition führen kann.<br />
Eine Bewertung ist nur im Kontext der berufsepidemiologischen<br />
Studien möglich (s.u.).<br />
In den epidemiologischen Studien zu Brustkrebs<br />
bei Frauen wurden die Ergebnisse separat<br />
für prä- und postmenopausal diagnostizierte<br />
Tumoren präsentiert. Gemäß der<br />
Melatoninhypothese von Stevens (1987) wäre<br />
für prämenopausale Frauen ein höheres<br />
Krebsrisiko zu erwarten. Die Ergebnisse sind<br />
jedoch auch für Brustkrebs bislang größtenteils<br />
negativ. Eine Interpretation der Studienergebnisse<br />
ist insofern schwierig, weil keine<br />
weiteren potenziellen Risikofaktoren für Brustkrebs<br />
berücksichtigt wurden. In einer neuen<br />
schwedischen Studie wurde eine berufliche<br />
und umweltbedingte Exposition gemeinsam<br />
betrachtet (Forssen et al. 2000). Tendenziell<br />
wurde das höchste Erkrankungsrisiko für beruflich<br />
und häuslich exportierte Frauen unter<br />
50 Jahren beschrieben; dieses Ergebnis beruhte<br />
aber auf lediglich vier exportierten Fällen<br />
und einer exportierten Kontrolle.<br />
Andere Erkrankungen als Krebs<br />
Ergebnisse zu andere Erkrankungen als Krebs<br />
waren fast ausschließlich Bestandteil von<br />
berufsepidemiologischen Studien (s.u.). Bei<br />
Studien zu schädigenden Wirkungen auf den<br />
Fötus oder den Verlauf der Schwangerschaft<br />
ergaben sich vereinzelt auffällige Ergebnisse.<br />
In einer amerikanischen Studie war die Nutzung<br />
elektrischer Heizdecken mit der Häufigkeit<br />
von Fehlgeburten oder der Häufigkeit kindlicher<br />
Missbildungen assoziiert (Wertheimer<br />
und Leeper 1986). Die Studienpopulation wurde<br />
jedoch über Geburtsanzeigen identifiziert<br />
und es wurden nur telefonisch erreichbare<br />
Familien berücksichtigt, sodass die Repräsentativität<br />
der Studie angezweifelt werden muss.<br />
Ferner ist nicht auszuschließen, dass auch<br />
einige Schwangerschaftsabbrüche fälschlicherweise<br />
als Fehlgeburten gezählt wurden.<br />
In einer finnischen Studie (Juutilainen et al.<br />
1993) war das Risiko einer Fehlgeburt in der<br />
Frühschwangerschaft bei Magnetfeldexposition<br />
etwa fünffach erhöht. Zwei weitere amerikanische<br />
Studien berichteten von keinen Assoziationen<br />
zwischen Missbildungen bei Kindern<br />
bzw. vermindertem Wachstum oder geringerem<br />
Geburtsgewicht mit der Nutzung<br />
elektrischer Heizdecken während der Schwangerschaft<br />
oder bei umweltbedingter Exposition.<br />
3.2 Umweltbedingte Exposition im<br />
Hochfrequenzbereich<br />
Krebserkrankungen im Umkreis von Sendetürmen<br />
Bisher wurden drei ökologische Studien im<br />
Umkreis von Sendeanlagen durchgeführt, deren<br />
beobachtete Population groß genug war,<br />
um eine mögliche Inzidenzerhöhung von<br />
Krebserkrankungen überhaupt feststellen zu<br />
können. Diese Studien fanden in der Umgebung<br />
von Sendetürmen auf Oahu, Hawaii<br />
(Maskarinec et al. 1994), in Australien (North<br />
Sydney) (Hocking et al. 1996) und in Großbritannien<br />
(Sutton Coldfield) (Dolk et al. 1997a)<br />
statt. Bei allen drei Studien ergaben sich Hin-<br />
- 58 -
Epidemiologie<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
weise auf ein häufigeres Auftreten von Leukämieerkrankungen<br />
im Nahbereich der Sender.<br />
Bei einer zweiten Überprüfung der Daten<br />
ergaben sich jedoch bei allen drei Studien Befunde,<br />
die die ursprünglich publizierten Ergebnisse<br />
in Frage stellten.<br />
Bei der Hawaii-Studie beschränkte sich die<br />
erhöhte Leukämie-Inzidenz bei Kindern auf<br />
einen dreijährigen Zeitraum innerhalb einer<br />
elfjährigen Studienperiode von 1979 bis 1990.<br />
Eine Fallkontrollstudie in der Region brachte<br />
keine zusätzlichen Erkenntnisse. In Großbritannien,<br />
wo die Studie um den Sutton Coldfield<br />
Transmitter (erhöhte Leukämie-Inzidenz für<br />
alle Altersgruppen zusammengefasst) nach<br />
identischer Methodik auf zwanzig weitere<br />
Senderstandorte ausgedehnt wurde, konnten<br />
die auffälligen Befunde der ersten Studie nicht<br />
reproduziert werden (Dolk et al. 1997b). In<br />
North Sydney war die verzeichnete Häufung<br />
von Leukämiefällen bei Kindern nur in einem<br />
von drei an den Sender angrenzenden Stadtteilen<br />
beobachtet worden. Dort war sie während<br />
jenem Zeitraum am auffälligsten, als die<br />
Sender noch nicht über 24 Stunden sendeten<br />
und die stärkste Antenne noch nicht in Betrieb<br />
war.<br />
Trotz der teilweise auffälligen Häufungen von<br />
Leukämieerkrankungen bieten die wenigen<br />
epidemiologischen Studien kaum Evidenz für<br />
eine Assoziation zwischen Krebserkrankungen<br />
und der Exposition durch elektromagnetische<br />
Felder von Sendeeinrichtungen. Limitierungen<br />
der Studien sind die meist kleinen Fallzahlen,<br />
die grobe Schätzung der Expo-sition über die<br />
Entfernung des Wohnortes zur Sendeanlage<br />
und der ökologische Studienansatz, der nur<br />
Bevölkerungsgruppen, nicht aber Expositionserhebungen<br />
bei Individuen einbezieht. Für eine<br />
abschließende Bewertung ist die bisherige<br />
wissenschaftliche Grundlage nicht ausreichend.<br />
Gesundheitsschädigende Wirkungen im<br />
Umkreis von Mobilfunk-Basisstationen<br />
Derzeit gibt es keine epidemiologischen Studien<br />
zu gesundheitsschädigenden Wirkungen<br />
durch von Mobilfunk-Basisstationen emittierten<br />
Radiowellen. In Einzelfällen wurden vorwiegend<br />
Schlafstörungen, Kopfschmerzen,<br />
Stress, Konzentrationsmängel und Müdigkeit<br />
als von Basisstationen verursachte Symptome<br />
beschrieben. Ängste in der Bevölkerung<br />
wurden auch bezüglich der Entstehung von<br />
Krebserkrankungen artikuliert. Messungen in<br />
Großbritannien und Deutschland zeigen, dass<br />
zur Untersuchung dieser Fragestellung in epidemiologischen<br />
Studien derzeit kein geeignetes<br />
Expositionsmaß verfügbar ist (Schüz und<br />
Mann 2000). Die Distanz der Basisstation zur<br />
Wohnung erlaubt keinen Rückschluss auf die<br />
tatsächliche Feldbelastung. Da die Feldintensität<br />
auch von der Auslastung der Basisstation<br />
abhängt, sind selbst Messungen nur<br />
bedingt aussagekräftig. Sie erlauben zwar eine<br />
Expositionsabschätzung für Untersuchungen<br />
zu Befindlichkeitsstörungen, da hier die momentane<br />
Feldbelastung entscheidend ist, sind<br />
für retrospektive Studien aber nicht geeignet,<br />
da sich aufgrund des schnell entwickelnden<br />
Mobilfunkmarktes die Situation stetig verändert.<br />
Messungen im gesamten Hochfrequenzbereich<br />
haben gezeigt, dass Felder von Mobilfunk-Basisstationen<br />
zwar einen relevanten<br />
Anteil an der Gesamtex-position haben, aber<br />
nicht isoliert betrachtet werden können. Selbst<br />
in der Nähe von Mobilfunk-Basisstationen können<br />
Signale von anderen Sendern (TV, Radio,<br />
Betriebsfunk) oder Radareinrichtungen<br />
stärker sein als die von den Basisstationen<br />
emittierten Radiowellen.<br />
Aufgrund der sehr niedrigen Feldintensitäten<br />
im Umkreis von Mobilfunk-Basisstationen erscheinen<br />
bedeutende gesundheitliche Risiken<br />
unwahrscheinlich. Befindlichkeitsstörungen, ob<br />
als direkter oder indirekter Effekt, sind nicht<br />
auszuschließen. Systematische Untersuchungen<br />
gibt es derzeit nicht.<br />
3.3 Exposition durch nicht-ionisierende<br />
Strahlung in Beruf und Hobby<br />
Gesundheitsschädigende Wirkungen von<br />
Mobiltelefonen<br />
Eine von der WHO koordinierte internationale<br />
Fallkontrollstudie in 13 Ländern soll bis 2003<br />
klären, ob die Nutzung von Mobiltelefonen das<br />
Risiko erhöht, an einem Hirntumor, einem<br />
Parotistumor oder einer Leukämie zu erkran-<br />
- 59 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Epidemiologie<br />
ken. In die Studie werden mehr als 7000 Patienten<br />
mit einem Hirntumor aufgenommen,<br />
sodass selbst der Nachweis eines vermutlich<br />
höchstens kleinen Risikos möglich ist. Das<br />
deutsche Studiengebiet der internationalen<br />
Studie umfasst die Regionen um Bielefeld,<br />
Mainz/Wiesbaden, Mannheim/Ludwigshafen<br />
und Heidelberg.<br />
Bisherige kleinere Fallkontrollstudien haben<br />
keine Hinweise auf ein erhöhtes Hirntumorrisiko<br />
gegeben. Die Aussagekraft aller drei Studien<br />
(s.u.) ist jedoch eingeschränkt, da die<br />
Fallzahlen zum Nachweis kleiner Risiken nicht<br />
ausreichend groß waren, die Latenzzeiten<br />
zwischen dem Beginn einer Handy-Nutzung<br />
und der Tumordiagnose recht kurz waren und<br />
die Studien vor allem Rückschlüsse auf die<br />
analoge Technik erlauben. In der schwedischen<br />
Studie zeigte sich, dass Tumoren häufiger<br />
an derjenigen Kopfseite auftraten, an die<br />
die Patienten vorwiegend ihr Handy hielten<br />
(Hatdell et al. 1999). Eine Bestätigung dieser<br />
Beobachtung in den anderen Studien erfolgte<br />
jedoch nicht. Die schwedische Studie steht in<br />
der Kritik, eine große Anzahl von Patienten im<br />
Studiengebiet nicht eingeschlossen zu haben.<br />
Die Autoren der beiden amerikanische Studien<br />
(Muscat et al. 2000, Inskip er al. 2001) beobachteten<br />
keine Assoziation zwischen der<br />
Dauer und Häufigkeit der Handy-Nutzung und<br />
dem Auftreten von Hirntumoren. Die Studien<br />
sind jedoch nur dazu geeignet, ein erhöhtes<br />
Hirntumorrisiko nach wenigen Jahren moderater<br />
Handy-Nutzung auszuschließen. Eine<br />
dänische Kohortenstudie, die alle Handy-Nutzer<br />
des Landes im Zeitraum 1982 bis 1995<br />
einschloss, bestätigt die Ergebnisse der amerikanischen<br />
Studien (Johansen et al. 2001).<br />
Insgesamt wurden in der Kohorte weniger<br />
Krebsfälle als erwartet beobachtet und auch<br />
unter den besonders im Blickpunkt stehenden<br />
Tumordiagnosen (Hirntumoren, Parotistumoren<br />
und Leukämien) traten nicht mehr<br />
Krebsfälle auf, als man erwarten musste.<br />
Eine jüngere deutsche Studie fand für Nutzer<br />
von Mobiltelefonen und andere Funkkommunikations-Einrichtungen<br />
ein drei- bis vierfach<br />
erhöhtes Risiko, an einem Uvealmelanom zu<br />
erkranken (Stang er al. 2001). Die Exposition<br />
durch Nutzung von Funkgeräten wurde von<br />
den Autoren über die Berufshistorie geschätzt.<br />
Eine schwedisch-norwegische Studie an<br />
11.000 Handy-Nutzern ergab für das Auftreten<br />
verschiedener Symptome wie Müdigkeit,<br />
Kopfschmerzen oder Wärmeempfindungen<br />
geringe Unterschiede bei Nutzern analoger<br />
und digitaler Geräte. Bei beiden Gerätetypen<br />
zeigte sich jedoch ein klarer Trend zu einer<br />
Zunahme der Symptome mit der Nutzungshäufigkeit<br />
und der Nutzungsdauer. Dieser ist<br />
jedoch nicht unbedingt auf die Strahlung der<br />
Geräte zurückzuführen, da auch Stress im<br />
Beruf oder andere Faktoren einen Einfluss<br />
haben könnten.<br />
Die wenigen Studien zur Handy-Nutzung und<br />
dem Auftreten von Verkehrsunfällen zeigen<br />
eine gute Übereinstimmung der Ergebnisse.<br />
Demnach erhöht die Nutzung eines Mobiltelefons<br />
im fahrenden Auto nicht nur das Unfallrisiko<br />
und auch Sterberisiko durch einen<br />
Unfall, sondern dieses Risiko ist auch noch<br />
unabhängig davon, ob das Mobiltelefon im<br />
Auto mit einer Freisprecheinrichtung (handsfree)<br />
oder nicht (handheld) betrieben wird.<br />
Weiterhin decken sich die Erkenntnisse der<br />
epidemiologischen Studien mit in Fahrsimulatoren<br />
oder auf Teststrecken gewonnenen<br />
Ergebnissen, die bei einer Mobiltelefon-<br />
Nutzung im fahrenden Fahrzeug längere<br />
Bremswege, längere Reaktionszeiten und eine<br />
schlechtere Adaption an außergewöhnliche<br />
Fahrsituationen zeigten.<br />
Weitere Studien sind nötig, um zu klären, ob<br />
die langfristige Benutzung von Mobiltelefonen<br />
mit gesundheitlichen Nachteilen verbunden ist.<br />
Die wenigen bisherigen Studien lassen vermuten,<br />
dass, wenn ein Krebsrisiko besteht, dieses<br />
eher klein ist. Als gesichert wird angesehen,<br />
dass die Benutzung von Mobiltelefonen<br />
während der Autofahrt das Kollisionsrisiko<br />
deutlich erhöht.<br />
Berufsepidemiologische Untersuchungen<br />
zu Krebserkrankungen<br />
Für eine 1997 publizierte Übersichtsarbeit zu<br />
berufsbedingter Exposition mit elektromagnetischen<br />
Feldern und dem Auftreten von Leukämien<br />
recherchierten Kheifets et al. (1997) 70<br />
- 60 -
Epidemiologie<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
Arbeiten, von denen sie 38 in eine formale<br />
Meta-Analyse aufnahmen (Studien ohne peerreview<br />
oder ausreichende Quantifizierung der<br />
Exposition oder Risikoschätzer wurden ausgeschlossen,<br />
zu einer Studie gehörende Publikationen<br />
zusammengefasst). Das Hauptergebnis<br />
zeigte ein relatives Risiko von 1,2<br />
(Konfidenzintervall: 1,1-1,3). Die Heterogenität<br />
der aufgenommenen Studien war dabei<br />
sehr groß. Aus dieser Meta-Analyse ergibt sich<br />
kein bedeutender Unterschied für akute<br />
myeloische Leukämien (AML) und chronisch<br />
lymphatische Leukämien (CLL).<br />
Mit Vorbehalt ist eine polnische Kohortenstudie<br />
mit radarexponiertem Militärpersonal zu bewerten<br />
(Szmigielski 1996). Zwar wurde ein 6faches<br />
Leukämierisiko publiziert, allerdings wurde<br />
weder die Zusammensetzung der Kohorte<br />
noch die Methode der Expositions-erfassung<br />
preisgegeben.<br />
Studien zu Hirntumoren wurden ebenfalls in<br />
einer Meta-Analyse zusammengefasst<br />
(Kheifets et al. 1995). Von den 29 in der Analyse<br />
berücksichtigten Studien berichteten 22<br />
einen Risikoschätzer oberhalb Eins, sieben<br />
Studien fanden keine Risikoerhöhung. Für alle<br />
beruflich Exponierten zusammen ergab sich<br />
ein relatives Risiko von 1,2 (Konfidenzintervall:<br />
1,1-1,3). Risikoberechnungen nach verschiedenen<br />
Studientypen stellten Blettner und<br />
Schlehofer (1999) in ihrer Meta-Analyse als<br />
Ergänzung dar. Hierbei zeigte sich, dass das<br />
relative Risiko für die qualitativ aussagekräftigsteren<br />
Studientypen deutlich kleiner war<br />
als für die eher explorativen Studien. Eine jüngere<br />
Kohortenstudie mit Motorola-Mitarbeitern<br />
(Morgan er al. 2000) fand für Hirntumoren ein<br />
erniedrigtes Risiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung<br />
und keinen Effekt beim Vergleich<br />
der höher exportierten Mitarbeiter mit den weniger<br />
exportierten Mitarbeitern.<br />
Bisher gibt es nur wenige Studien, die das<br />
Brustkrebsrisiko bei Frauen bei beruflicher<br />
Exposition im Bereich der nicht-ionisierenden<br />
Strahlung untersucht haben. Studien basierend<br />
auf Todesbescheinigungen (USA, England)<br />
oder Krebsregisterdaten (Schweden, Dänemark)<br />
ergaben erheblich variierende Ergebnisse.<br />
In einer großen amerikanischen<br />
Fallkontrollstudie wurde ein relatives Risiko von<br />
1,4 (Konfidenzintervall: 1,0-2,1) für die höchste<br />
Expositionsklasse beobachtet (Coogan et<br />
al. 1996). Eine norwegische Studie mit einer<br />
Kohorte aus Telecom-Mitarbeiterinnen fand für<br />
Telefon- und Radioopera-teurinnen ein statistisch<br />
auffällig erhöhtes Brustkrebsrisiko von<br />
1,5; dieses basierte auf 50 Fällen in einer eingebetteten<br />
Fallkontroll-studie (Tynes et al.<br />
1996).<br />
Zu anderen Krebserkrankungen gibt es meist<br />
nur Fallberichte, ad hoc-Auswertungen von<br />
Sekundärdaten oder Einzelstudien. So wurde<br />
z.B. von einem Cluster von sechs Hodentumorfällen<br />
unter Polizisten berichtet, die mit Hand-<br />
Radargeräten bei der Geschwindigkeitsmessung<br />
arbeiteten. Bei vielen anderen Krebserkrankungen<br />
ist besonders kritisch zu sehen,<br />
dass nur wenige andere potenzielle Risikofaktoren<br />
berücksichtigt wurden. So sind z.B. die<br />
Auswertungen zum Lungenkrebs, die nicht den<br />
Raucherstatus des Studienteilnehmers berücksichtigten,<br />
von geringer Relevanz. Zu Krebsformen<br />
wie Lymphomen, Myelomen und Melanomen<br />
(insbesondere dem Uvealmelanom)<br />
ist die bisherige Datenlage unzureichend.<br />
Wurde in berufsepidemiologischen Studien das<br />
elektromagnetische Feld gemessen oder eine<br />
Abschätzung des Feldes über die Berufsangabe<br />
gemacht, dann bezog sich das im<br />
Niederfrequenzbereich meist ausschließlich<br />
auf die magnetische Feldkomponente. In einer<br />
kanadischen Studie mit Mitarbeitern von<br />
Ontario Hydro fand man jetzt ein erhöhtes<br />
Erkrankungsrisiko für Leukämien und Non-<br />
Hodgkin-Lymphome bei Arbeitern, die einem<br />
höheren elektrischen Feld ausgesetzt waren<br />
(Villeneuve er al. 2000). Eine Wiederholung<br />
der Studie nach gleichem Design, aber in einer<br />
anderen Studienpopulation ist angezeigt.<br />
Insgesamt sind die Ergebnisse der bisherigen<br />
epidemiologischen Studien wenig konsistent,<br />
sodass eine abschließende Bewertung des<br />
Zusammenhangs zwischen der Exposition mit<br />
elektromagnetischen Feldern im beruflichen<br />
Umfeld und Krebserkrankungen nicht möglich<br />
ist. Es fehlen insbesondere große, qualitativ<br />
gute Studien mit genauerer Expositionsbeschreibung.<br />
Auch für das Brustkrebsrisiko lässt<br />
- 61 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Epidemiologie<br />
die geringe Anzahl von Studien noch keine eindeutige<br />
Interpretation zu. Allerdings sind die<br />
auffälligen Ergebnisse der gut durchgeführten<br />
Studien zu beachten und zudem wurde für einen<br />
Zusammenhang zwischen elektromagnetischen<br />
Feldern und Brustkrebs eine (derzeit<br />
unbestätigte) biologische Hypothese formuliert<br />
(Melatonin-Hypothese).<br />
Berufsepidemiologische Untersuchungen<br />
zu anderen Erkrankungen als Krebs<br />
Gesundheitsschädigende Wirkungen auf den<br />
Fötus oder Einflüsse auf den Verlauf der<br />
Schwangerschaft wurden insbesondere mit<br />
einer Exposition der Mutter durch von<br />
Computerbildschirmen emittierten elektromagnetischen<br />
Feldern in Verbindung gebracht.<br />
Diese unterscheiden sich von Expositionen an<br />
anderen Arbeitsplätzen durch die Wellenform<br />
(sägezahnförmige statt sinusförmige Wellen)<br />
und das vergleichsweise weite Frequenzspektrum<br />
(3 Hz bis 30 kHz). Die Intensität der<br />
Belastung durch Bildschirmstrahlung ist<br />
modellabhängig und deshalb in epidemiologischen<br />
Studien schwer zu erfassen. Durch die<br />
Einführung der strahlungsarmen Computerbildschirme<br />
wurde die Exposition allgemein<br />
stark reduziert und dürfte heute bei adäquatem<br />
Abstand zwischen Bildschirm und<br />
Nutzer nur minimal sein.<br />
Die Assoziation zwischen der Alzheimer-Erkrankung<br />
und einer beruflichen Magnetfeldexposition<br />
wurde in fünf relevanten Studien<br />
betrachtet. Die Ergebnisse sind jedoch aufgrund<br />
methodischer Limitierungen kritisch zu<br />
prüfen. Erwähnenswert bei den neurodegenerativen<br />
Erkrankungen ist eine dänische<br />
Studie (Johansen 2000), bei der eine Kohorte<br />
von 32 000 Mitarbeitern aus Unternehmen der<br />
Elektroindustrie mit dem dänischen nationalen<br />
Patientenregister abgeglichen wurden.<br />
Während für die Alzheimer-Erkrankung, die<br />
Parkinson-Erkrankung und multiple Sklerose<br />
keine relevanten Risikoerhöhungen beobachtet<br />
wurden, war das Risiko für amyotrophische<br />
Lateralsklerose (ALS) statistisch auffällig erhöht.<br />
Eine Hypothese für einen ursächlichen<br />
Zusammenhang ist, dass die Zerstörung motorischer<br />
Neuronen durch elektrische Schocks<br />
möglicherweise zur Entstehung von ALS beitragen<br />
könnte, und der Autor der dänischen<br />
Studie verweist darauf, dass ein Tod durch<br />
elektrische Schocks in der Gruppe der am<br />
höchsten Exponierten ebenfalls statistisch<br />
auffällig häufiger auftrat. Dies könnte darauf<br />
hindeuten, dass Arbeiter in der Elektroindustrie,<br />
die elektrische Schocks erhalten und diese<br />
überleben, ein höheres ALS-Erkrankungsrisiko<br />
tragen.<br />
In einer amerikanischen Fallkontrollstudie zeigte<br />
sich für einige Berufe in der Elektroindustrie<br />
ein erhöhtes Suizidrisiko (van Wijngaarden et<br />
al. 2000), das für Verstorbene unter 50 Jahren<br />
besonders ausgeprägt war und mit länger<br />
dauernder Exposition zunahm. Die Autoren<br />
spekulieren darüber, dass eine Reduktion der<br />
Melatoninproduktion zu depressiven Zuständen<br />
und letztlich dem Selbstmord geführt haben<br />
könnte. Bestätigt ist die Hypothese jedoch<br />
nicht. Suizid als Todesursache war auch Bestandteil<br />
einer kanadischen und einer dänischen<br />
Kohortenstudie (Baris et al. 1996a,<br />
Johansen 2000), die die Ergebnisse der amerikanischen<br />
Studie aber nicht stützen.<br />
In einer kanadischen Studie wurde für Kreislauferkrankungen<br />
eine niedrigere Mortalität als<br />
erwartet beobachtet, allerdings wurde ein weites<br />
Krankheitsspektrum zu einer einzigen<br />
Beobachtungsgröße zusammengefasst und es<br />
wurden keine differenzierten Risiken berechnet<br />
(Baris et al. 1996b). Savitz et al. (1999)<br />
hingegen unterschieden in ihrer Mortalitätsstudie<br />
in fünf amerikanischen Unternehmen<br />
Todesfälle durch Arrythmien, durch akuten<br />
Myokardinfarkt, durch Arteriosklerose und<br />
durch chronische Herzkrankheiten und stellten<br />
a priori die Hypothese auf, dass nur für die<br />
beiden erstgenannten Zielkrankheiten eine<br />
Assoziation zu vermuten sei. Zwar wurden tatsächlich<br />
für arrhythmiebedingte Todesfälle und<br />
akute Myokardinfarkte für die Gruppe der am<br />
höchsten Exponierten (> 4,3 µT) statistisch<br />
auffällig höhere Sterberisiken beobachtet, die<br />
erhöhten Risiken wurden aber nur für Expositionen<br />
von fünf bis 20 Jahren vor dem Versterben<br />
beobachtet, während für Expositionen<br />
im fünfjährigen Zeitraum vor dem Tod die<br />
Sterberisiken statistisch auffällig erniedrigt<br />
waren.<br />
- 62 -
Epidemiologie<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
Viele der Studien zu einer berufsbedingten<br />
Exposition mit elektromagnetischen Feldern<br />
haben einen explorativen Charakter und sind<br />
wegen erheblichen Unterschieden in der Methodik<br />
nur bedingt vergleichbar. Zwar zeigten<br />
einige Studien Einzelhinweise auf verschiedene<br />
Effekte, diese konnten aber nicht reproduziert<br />
werden. Zum Teil ist die Aussagekraft der<br />
Studien erheblich beschränkt, sowohl was die<br />
Beschreibung der Exposition als auch die Definition<br />
der betrachteten Erkrankung angeht.<br />
Die Ergebnisse für ALS sind insbesondere seit<br />
der jüngsten dänischen Studie ernst zu nehmen,<br />
auch weil für die Assoziation dieser Erkrankung<br />
mit einer beruflichen Expo-sition eine<br />
prüfbare Hypothese aufgestellt wurde. Weiterer<br />
Forschungsbedarf besteht auch für die<br />
Alzheimer-Erkrankung und andere Formen der<br />
Demenz sowie das Auftreten von Depressionen<br />
und die Häufigkeit von Suiziden.<br />
4.1 Stärke der Assoziation<br />
Ein Überblick über das gesamte betrachtete<br />
Krankheitsspektrum zeigt, dass, wenn Effekte<br />
berichtet wurden, die Erkrankungen in der<br />
Regel schwach mit elektromagnetischen Feldern<br />
assoziiert waren. Nur selten wurden in<br />
Studien Risiken von 2 oder größer beobachtet;<br />
allerdings ist einschränkend zu bemerken,<br />
dass für seltene Expositionen (z.B. oberhalb 1<br />
µT bei 50/60 Hz) die Ergebnisse aufgrund der<br />
geringen Anzahl Exponierter sehr unscharf<br />
sind.<br />
Aus der Stärke der Assoziation lässt sich zusammen<br />
mit der Häufigkeit der Erkrankung<br />
und dem Anteil höher exponierter Personen<br />
der Effekt des vermuteten Zusammenhangs<br />
auf Bevölkerungsniveau abschätzen. Bei umweltbedingten<br />
Belastungen und den meisten<br />
Berufsgruppen dreht es sich meist um seltene<br />
Expositionen, sodass insgesamt auch unter<br />
der Annahme, es bestünde ein kausaler Zusammenhang<br />
zwischen der Exposition mit<br />
nicht-ionisierender Strahlung und einer Erkrankung,<br />
relativ wenige Personen betroffen wären.<br />
Unter der Annahme, das Leu-kämierisiko<br />
für Kinder läge bei einer Magnet-feldbelastung<br />
über 0,4 µT kausal bei 2, wären in Deutschland<br />
bei etwa 620 Leukämie-Erkrankungen bei<br />
Kindern insgesamt pro Jahr etwa drei bis fünf<br />
Leukämiefälle einer Magnet-feldexposition<br />
zuzuschreiben. Anders würde sich das allerdings<br />
im Bereich des Mobilfunks darstellen.<br />
Hier vermutet man für eine relativ seltene Erkrankung<br />
wie Hirntumoren ein, wenn überhaupt<br />
vorhandenes, dann höchstens kleines<br />
Erkrankungsrisiko von deutlich unterhalb 1,5.<br />
Durch die hohe Verbreitung von Mobiltelefonen<br />
(in manchen Altersgruppen schon über 50%)<br />
wäre dann aber dennoch ein messbarer, bedeutsamer<br />
Effekt auf Bevöl-kerungsebene zu<br />
erwarten.<br />
4.2 Konsistenz der Assoziation<br />
Vor allem die fehlende Konsistenz der Ergebnisse<br />
der epidemiologischen Studien in praktisch<br />
allen Bereichen der Forschung auf dem<br />
Gebiet elektromagnetischer Felder ist der<br />
Schwachpunkt bei der Bewertung der Ergebnisse.<br />
Teilweise variieren die Ergebnisse selbst<br />
innerhalb einer Studie, je nachdem, welches<br />
Expositionsmaß der Auswertung zugrunde<br />
gelegt wird. In vielen Bereichen überwiegen<br />
jedoch noch qualitativ kritisch zu beurteilende<br />
Studien, die mit sehr unspezifischer Expositionserfassung<br />
arbeiteten und fehlerbehaftete<br />
Sekundärdaten nutzten. Besonders die verbesserte<br />
Expositionserfassung und die Zusammenarbeit<br />
in multizentrischen Studien<br />
nach einheitlichen Studienprotokollen bringen<br />
die Hoffnung mit sich, dass neuere Studien<br />
vergleichbarere Resultate erzielen.<br />
Dass das Erkrankungsrisiko mit der Dauer<br />
oder Intensität der Exposition in irgendeiner<br />
Form zunimmt (im Sinne einer Dosis-<br />
Wirkungs-Beziehung), wurde nur in wenigen<br />
Ausnahmefällen beobachtet. Ganz im Gegenteil:<br />
Häufig war das Erkrankungsrisiko für die<br />
mittleren Expositionskategorien größer als für<br />
die am höchsten Exponierten. Für Leukämien<br />
im Kindesalter könnte sich durch die jüngeren<br />
Studien ein Trend insofern abzeichnen, als<br />
dass Expositionen über 0,4 µT stärker mit der<br />
Erkrankung assoziiert waren als Expo-sitionen<br />
in den Bereichen zwischen 0,1 und 0,4 µT.<br />
4.3 Einflüsse, die zu einer Risikoüberschätzung<br />
führen könnten<br />
Es gibt Faktoren, die eine Risikoerhöhung vortäuschen<br />
können. Ein wichtiger Punkt ist die<br />
- 63 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Epidemiologie<br />
Repräsentativität der Studienpopulation als<br />
Stichprobe aus einer definierten Grundgesamtheit.<br />
Kommt es bei der Stichprobenziehung<br />
zu Verzerrungen, spricht man von einem<br />
Selektionsbias. Selbst wenn Vergleichspersonen<br />
über eine geeignete Zufallsauswahl<br />
gewonnen werden, ist Selektionsbias<br />
ein Problem. Der Grund dafür ist, dass meist<br />
nicht alle potenziellen Studienteilnehmer an der<br />
Studie teilnehmen und es auf diesem Weg zu<br />
einer systematischen Selektion kommen kann.<br />
Gerade bei aufwendigen oder unangenehmen<br />
Expositionserfassungen kommt es zu einer<br />
nicht zu vernachlässigenden Anzahl von<br />
Teilnahmeverweigerern. Oft besteht die Tendenz,<br />
dass in der Gruppe der Kontrollpersonen<br />
diejenigen aus höheren Einkommensklassen<br />
teilnahmebereiter sind als Personen<br />
aus niedrigeren Einkommensklassen.<br />
Es kann dann zu einer Unausgewogenheit in<br />
der Studienpopulation bezüglich derjenigen<br />
Faktoren kommen, die mit dem sozioökonomischen<br />
Status der Teilnehmer korreliert sind.<br />
Untersuchungen zum Selektionsbias führten<br />
zu der Schlussfolgerung, dass eine Überschätzung<br />
der beobachteten Risiken nicht auszuschließen<br />
ist, es aber unwahrscheinlich erscheint,<br />
dass eine Selektion als einzige Erklärung<br />
aller Zusammenhänge aus epidemiologischen<br />
Studien ausreichend ist. Dennoch:<br />
gerade in kleineren Studien, wo sich eine auf<br />
weniger Personen beruhende Selektion stärker<br />
bemerkbar macht, wurden meist die höchsten<br />
relativen Risiken beschrieben.<br />
Auch das so genannte Confounding spielt in<br />
epidemiologischen Studien häufig eine Rolle;<br />
zu einer Risikoüberschätzung durch Confounding<br />
kann es kommen, wenn ein Faktor,<br />
der mit der betrachteten Exposition positiv assoziiert<br />
ist, gleichzeitig ein Risikofaktor der in<br />
der Studie untersuchten Zielerkrankung ist. Zu<br />
den am häufigsten betrachteten Erkrankungen<br />
jedoch, z.B. Leukämien, Hirntumoren oder<br />
neurodegenerativen Erkrankungen, sind nur<br />
wenige Risikofaktoren bekannt. Es ist daher<br />
schwierig, potenzielle Einflussgrößen in den<br />
Studien zu berücksichtigen, und ein Confounding<br />
ist, obwohl unwahrscheinlich, nicht auszuschließen.<br />
Publication Bias eine Rolle. Er bewirkt, dass<br />
bei Zusammenfassungen publizierter Studien<br />
ein Effekt tendenziell überschätzt wird, wenn<br />
auffällige Ergebnisse häufiger publiziert wurden<br />
als unauffällige Ergebnisse. Gerade in jüngerer<br />
Zeit ist dies bei einem umstrittenen Thema<br />
wie den elektromagnetischen Feldern praktisch<br />
ausgeschlossen. Doch noch in den 80er<br />
Jahren wurden einige sehr explorative berufsepidemiologische<br />
Studien als wissenschaftliche<br />
Kurzberichte veröffentlicht, bei denen eine<br />
Ergebnisselektion stattgefunden haben könnte.<br />
5 Zusammenfassung<br />
In Kasten 1 sind die möglichen Auswirkungen<br />
infolge einer Exposition durch nicht-ionisierende<br />
Strahlung strukturiert zusammengefasst.<br />
Die Bewertung der Evidenz wird hierbei ausschließlich<br />
mit den Ergebnissen aus den epidemiologischen<br />
Studien vorgenommen. Wie<br />
bereits einleitend erwähnt, ist bisher kein biologischer<br />
Wirkungsmechanismus bekannt, der<br />
irgendeine gesundheitsschädigende Wirkung<br />
elektromagnetischer Felder unterhalb der bestehenden<br />
Grenzwerte (ICNIRP 1998) erklärt.<br />
Jede weitere Studie kann ihren Beitrag dazu<br />
leisten, durch Bestätigung oder Ablehnung<br />
vorangegangener Beobachtungen die immer<br />
noch vielen Unklarheiten zur Thematik zu beseitigen.<br />
Eine Neubewertung der epidemiologischen<br />
Arbeiten muss auch erfolgen, wenn<br />
Fortschritte bei der experimentellen Forschung<br />
neue Hypothesen für Wirkungsmechanismen<br />
ergeben.<br />
Bei zusammengefassten Auswertungen, also<br />
Meta-Analysen oder Reviews, spielt der<br />
- 64 -
Epidemiologie<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
Kasten 1:<br />
Strukturierte Zusammenfassung der epidemiologischen<br />
Evidenz<br />
(EMF = elektromagnetisches Feld)<br />
Faktoren mit konsistenter Assoziation<br />
- Erhöhung des Unfallrisikos bei Nutzung von<br />
Mobiltelefonen während der Autofahrt<br />
Faktoren mit eingeschränkt konsistenter<br />
Assoziation<br />
- Leukämien bei Kindern bei häuslicher niederfrequenter<br />
Magnetfeldexposition<br />
Faktoren mit vereinzelten Hinweisen<br />
auf eine Assoziation<br />
- Amyotrophische Lateralsklerose (ALS),<br />
Alzheimer-Erkrankung bei EMF-Exposition am<br />
Arbeitsplatz<br />
- Leukämie bei Erwachsenen bei EMF-<br />
Exposition am Arbeitsplatz<br />
- Brustkrebs bei EMF-Exposition am Arbeitsplatz<br />
- Hirntumoren bei EMF-Exposition am Arbeitsplatz<br />
- Leukämien im Umkreis von Sendeanlagen für<br />
TV, Radio und Kommunikation<br />
Faktoren mit inkonsistenter/fehlender<br />
Assoziation<br />
- andere Krebserkrankungen<br />
- andere neurodegenerative Erkrankungen<br />
- Auswirkungen auf den Fötus oder den Verlauf<br />
einer Schwangerschaft<br />
- Arteriosklerose und chronische Herzkrankheiten<br />
- Suizid und Depressionen<br />
Faktoren, für die bisher nur wenige<br />
Ergebnisse vorliegen und erhöhter<br />
Forschungsbedarf besteht<br />
- Gesundheitsschädigende Effekte bei der<br />
Nutzung von Mobiltelefonen<br />
- Auftreten von Befindlichkeitsstörungen im<br />
Umkreis von Mobilfunk-Basisstationen<br />
- Akuter Myokardinfarkt bei EMF-Exposition am<br />
Arbeitsplatz<br />
- Gesundheitsschädigende Wirkungen durch<br />
niederfrequente elektrische Felder<br />
- Elektrische Hypersensitivität<br />
Fazit<br />
Aus der experimentellen Forschung gibt es<br />
kaum Hinweise auf gesundheitsschädigende<br />
Wirkungen elektromagnetischer Felder unterhalb<br />
der bestehenden Grenzwerte. Aber auch<br />
oberhalb der Grenzwerte konnten nur vereinzelt<br />
biologische Effekte provoziert werden, die<br />
zudem meist kurzzeitiger Natur sind und kaum<br />
zu einer dauerhaften Schädigung des Organismus<br />
führen können. Epidemiologische Studien<br />
hingegen ergaben wiederholt Einzelhinweise<br />
auf Assoziationen zwischen der Exposition<br />
durch nicht-ionisierende Strahlung unterhalb<br />
der bestehenden Grenzwerte und verschiedenen<br />
Krankheitsbildern. Von ganz wenigen<br />
Ausnahmen abgesehen, fehlt den Studien<br />
jedoch die Konsistenz und es konnten<br />
keine Dosis-Wirkungs-Beziehungen gezeigt<br />
werden. Viele Studien weisen erhebliche methodische<br />
Mängel auf. Diese reichen von einer<br />
nur rudimentären Expositionsbeschreibung<br />
über die klare Definition einer Studienpopulation<br />
bis hin zur Provokation von Zufallsbefunden<br />
durch Vielfachauswertungen. Während<br />
Studien mit detaillierter Expositionserhebung<br />
oft unter niedrigen Teilnahmeraten<br />
leiden und somit die Repräsentativität der Studie<br />
hinterfragt werden muss, sind Studien basierend<br />
auf dem Abgleich existierender Datenbasen<br />
zu Erkrankungen und Expositio-nen, die<br />
keinen Kontakt zum Studienteilne-hmer selbst<br />
benötigen, meist unscharf und schwer interpretierbar.<br />
Da es keinen plausiblen biologischen<br />
Wirkungsmechanismus für eine durch<br />
nicht-ionisierende Strahlung verursachte Erkrankung<br />
gibt, gibt es auch keine Erklärung<br />
für die aus den epidemiologischen Studien<br />
berichteten Zusammenhänge.<br />
Vor allem bei Leukämien im Kindesalter zeigt<br />
die Zusammenfassung der bisherigen Studien<br />
relativ konsistente Hinweise auf eine Risikoerhöhung<br />
bei einer dauerhaften Expo-sition<br />
gegenüber häuslichen niederfrequenten magnetischen<br />
Feldern. So lange keine plausible<br />
Erklärung für diese Beobachtung gefunden<br />
wurde, ist es aber problematisch, einen kausalen<br />
Zusammenhang zu unterstellen.<br />
- 65 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Epidemiologie<br />
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- 66 -
Epidemiologie<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
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Bioelectromagnetics 7,13-22<br />
Anmerkung der Redaktion:<br />
Der hier abgedruckte Beitrag von Schuez und Michaelis wurde mit freundlicher Genehmigung der Autoren<br />
und der ecomed-Verlagsgesellschaft der Zeitschrift Umweltmedizinische Forschung und Praxis 6 (2),<br />
Seiten 67 - 76 (2001) entnommen. Herr Dr.Schuez hat im Landesgesundheitsamt zu diesem Thema auf<br />
der Fortbildungsveranstaltung „Nichtionisierende Strahlung“ am 21.Juli 1999 referiert.<br />
- 67 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Autorenverzeichnis<br />
Frau Dr.Jutta Brix<br />
Institut für Strahlenhygiene<br />
Bundesamt für Strahlenschutz<br />
Ingolstädter Landstr.1<br />
85764 Oberschleißheim<br />
Herr Dipl.Ing.Wolfgang Hotz<br />
Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post<br />
Canisiusstr.21<br />
55122 Mainz<br />
Herr Dipl.Ing.Helmut Müller<br />
Mannesmann-Mobilfunk GmbH<br />
Niederlassung Süd-West<br />
Ingersheimer Str.10<br />
70499 Stuttgart<br />
Herr Dr.Joachim Schüz<br />
Institut für Medizinische Statistik und Dokumentation<br />
der Universität Mainz<br />
Langenbeckstr.1<br />
55101 Mainz<br />
Herr Dr.Schulz<br />
Institut für Strahlenhygiene<br />
Bundesamt für Strahlenschutz<br />
Ingolstädter Landstr.1<br />
85764 Oberschleißheim<br />
Herr Rainer Specht<br />
Städtetag Baden-Württemberg<br />
Postfach 10 43 61<br />
70038 Stuttgart<br />
Herr Dr.Udo Weese<br />
Ministerium für Umwelt und Verkehr Bad.-Württ.<br />
Kernerplatz 9<br />
70182 Stuttgart<br />
- 68 -
Anhang<br />
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
- 69 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
Anhang<br />
- 70 -
- Mobilfunk - Umed Info 14<br />
Glossar<br />
BAPT<br />
BEMFV<br />
BfS<br />
BImSchV<br />
BMPT<br />
DKFZ<br />
ECOLOG<br />
EMVU<br />
FTEG<br />
GPRS<br />
GSM<br />
ICNIRP<br />
IZM<br />
LBO<br />
MUT<br />
NIEHS<br />
ÖGD<br />
RegTP<br />
SAR<br />
SMS<br />
SSK<br />
TETRA<br />
UMTS<br />
VGH<br />
WHO<br />
Bundesamt für Post und Telekommunikation, heute => RegTP<br />
Verordnung über die Begrenzung elektromagnetischer Felder<br />
Bundesamt für Strahlenschutz<br />
Bundesimmissionsschutz-Verordnung<br />
Bundesministerium für Post und Telekommunikation<br />
Deutsches Krebsforschungszentrum<br />
Institut für sozial-ökologische Forschung und Bildung GmbH<br />
mit Sitz in Hannover<br />
Elektromagnetische Verträglichkeit zur Umwelt<br />
Gesetz über Funkanlagen und Telekommunikationseinrichtungen<br />
Global Packet Radio Services<br />
Global System for Mobile Communication<br />
International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection<br />
Informationszentrum Mobilfunk,<br />
Verein der Mobilfunkbetreiber mit Sitz in Berlin<br />
Landesbauordnung<br />
Programmgruppe Mensch, Umwelt und Technik<br />
am Forschungszentrum Jülich<br />
National Institute of Environmental Health Sciences<br />
<strong>Öffentlicher</strong> <strong>Gesundheitsdienst</strong><br />
Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post<br />
Rechtsnachfolger der => BAPT seit 1998<br />
Spezifische Absorptionsrate in W/kg; die pro kg Körpergewicht<br />
absorbierte Energie in Watt<br />
Short Messages Standard<br />
Strahlenschutz-Kommission; Beratergremium der Bundesregierung<br />
Terrestrial trunked radio; digitaler Standard, der durch das europäische<br />
Institut für Standards in der Nachrichtentechnik definiert wird<br />
Universal mobile telecommunications system<br />
Verwaltungsgerichtshof<br />
World Health Organisation;<br />
Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen<br />
- 71 -
Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />
- 72 -