10.11.2013 Aufrufe

Editorial - Öffentlicher Gesundheitsdienst

Editorial - Öffentlicher Gesundheitsdienst

Editorial - Öffentlicher Gesundheitsdienst

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg<br />

Redaktion:<br />

Abt.1 Umweltbezogener Gesundheitsschutz,<br />

Umwelthygiene, Toxikologie<br />

H.Jaroni<br />

R.Schulz<br />

M.Schwenk<br />

Wiederholdstr.15<br />

70174 Stuttgart<br />

Tel.: 0711-1849-312<br />

Fax: 0711-1849-369<br />

Druck:<br />

W.Köngeter, Hausdruckerei<br />

Anmerkung in eigener Sache:<br />

Das UmedInfo erscheint in unregelmäßigen Abständen mit Berichten zu aktuellen umweltmedizinischen<br />

Fragestellungen. Die im UmedInfo wiedergegebenen namentlich gekennzeichneten Beiträge müssen<br />

nicht mit der Auffassung des Landesgesundheitsamtes übereinstimmen. Verantwortlich für den Inhalt<br />

sind die Autoren. Herausgeber und Redaktion übernehmen keine Gewähr, insbesondere für die Richtigkeit,<br />

Genauigkeit und Vollständigkeit der Angaben, sowie die Beachtung privater dritter Rechte.<br />

Einzelne Beiträge, zu denen uns die Referenten nur Folien zur Verfügung stellen konnten, haben wir mit<br />

einführenden und erläuternden Texten unter Hinweis der Quellen ergänzt.<br />

- 1 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

- 2 -


- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Editorial</strong><br />

Dr. H.Jaroni, Prof. M.Schwenk<br />

5<br />

Mobilfunk-Technik und Informationspolitik der Betreiber<br />

Dipl.Ing. Helmut Müller<br />

7<br />

Informationszentrum Mobilfunk (IZM)<br />

Pressemitteilung, Berlin, 07. Juni 2001<br />

13<br />

Telekommunikationsrechtliche Grundlagen<br />

Standortbescheinigung, Elektromagnetische Verträglichkeit zur Umwelt<br />

Dipl. lng. Wolfgang Hotz<br />

14<br />

Beteiligung der Städte und Gemeinden<br />

beim Ausbau der Mobilfunknetze<br />

R. Specht<br />

16<br />

Mobilfunk und Immissionsschutz<br />

Dr. Udo Weese<br />

20<br />

Vorsorge aus der Sicht des BfS<br />

Dr. Olaf Schulz<br />

25<br />

Biologische Wirkungen der hochfrequenten Felder<br />

des Mobilfunks<br />

Dr. Jutta Brix<br />

30<br />

Grenzwerte und Vorsorgemaßnahmen zum Schutz der Bevölkerung<br />

vor elektromagnetischen Feldern<br />

Empfehlung der Strahlenschutzkommission (Auszug)<br />

38<br />

Epidemiologie nicht-ionisierender<br />

elektromagnetischer Felder - eine Übersicht<br />

Dr. Joachim Schüz, Prof. Jörg Michaelis<br />

54<br />

Autorenverzeichnis 68<br />

Anhang 69<br />

Glossar 71<br />

- 3 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

- 4 -


- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

<strong>Editorial</strong><br />

Schon einmal war die Strahlung Schwerpunkt-Thema<br />

im Landesgesundheitsamt. Damals standen<br />

Befürchtungen der Bevölkerung vor möglichen<br />

Gesundheitsgefährdungen vor allem durch ionisierende,<br />

radioaktive Strahlung im Umfeld von Kernkraftwerken<br />

und die Auswirkungen nicht-ionisierender<br />

Strahlung im Umfeld von Hochspannungsleitungen<br />

im Vordergrund. In der vorliegenden Ausgabe<br />

Umed Info 14 greifen wir erneut das Thema<br />

Strahlung auf. Diesmal dreht sich alles um den<br />

Mobilfunk, der seit den 90er Jahren durch die<br />

schnelle Entwicklung dieser Technologie verbunden<br />

mit einem rasanten Aufbau des Mobilfunknetzes in<br />

den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion über<br />

mögliche schädliche Wirkungen auf die menschliche<br />

Gesundheit gerückt ist. Dies wird von zahlreiche<br />

Anfragen an die toxikologische Beratungsstelle<br />

des Landesgesundheitsamtes begleitet.<br />

Zur Zeit gibt es in Deutschland über 50 Millionen<br />

Handy-Nutzer. Zur Versorgung des nahezu lückenlosen<br />

Mobilfunknetzes sind dafür ca. 40.000 Mobilfunkbasisstationen<br />

installiert. Mit der Einführung des<br />

UMTS (universal mobile telecommunications<br />

system) wird sich die Zahl der Basisstationen weiter<br />

erhöhen.<br />

Es ist Aufgabe des Landesgesundheitsamtes als<br />

Leitstelle des Öffentlichen <strong>Gesundheitsdienst</strong>es in<br />

Baden-Württemberg die Entwicklungen dieser neuen<br />

Technologie aufmerksam zu verfolgen und die<br />

aktuellen wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu<br />

diesem Thema unter gesundheitlichen Aspekten zu<br />

bewerten.<br />

Dabei sind aus Sicht des Landesgesundheitsamtes<br />

beim heutigen Stand der Technik und Einhaltung<br />

der Grenzwerte entsprechend der 26.BImSchV<br />

weder gesundheitsschädliche Wirkungen durch<br />

Mobilfunksender noch durch die Verwendung handelsüblicher<br />

Mobiltelefone zu erwarten. Hinweise<br />

auf biologische Wirkungen machen aber nicht nur<br />

weitere Forschung auf diesem Gebiet notwendig<br />

sondern rechtfertigen auch Vorsorgemaßnahmen.<br />

In diesem Zusammenhang wurden in mehreren<br />

Pressemitteilungen unter dem Aspekt des vorbeugenden<br />

Gesundheitsschutzes vom Sozialministerium<br />

in Baden-Württemberg konkrete Maßnahmen<br />

genannt.<br />

So sollte durch vorausschauende Planung vermieden<br />

werden, dass Kindergärten und Schulen im<br />

Hauptsendestrahl von Mobilfunkanlagen liegen.<br />

Beim Kauf eines Handies sollte der zugehörige<br />

SAR-Wert bekannt sein. Dadurch wird dem Käufer<br />

die Möglichkeit gegeben, Geräte mit geringer<br />

Strahlenbelastung auszuwählen. Kinder und Jugendliche<br />

sollten Dauertelefonate einschränken.<br />

Um die Möglichkeiten sinnvoller Vorsorgemaßnahmen<br />

vor Ort zu diskutieren und potentielle Risiken<br />

zu erläutern, abzuschätzen und zu minimieren, sollte<br />

aus unserer Sicht eine verbesserte Kommunikation<br />

zwischen Bürgern, politischen Entscheidungsträgern,<br />

Betreiberfirmen und den zuständigen Fachbehörden,<br />

insbesondere Gesundheitsamt und Gewerbeaufsichtsamt<br />

angestrebt werden. Der Dialog<br />

mit allen Beteiligten muss schon in der Planungsphase<br />

gesucht und gepflegt werden. Hier sind vor<br />

allem die politischen Entscheidungsträger und die<br />

Netzbetreiber gefordert.<br />

Der vorliegende Band fasst die Beiträge der Fortbildungsveranstaltung<br />

„Mobilfunk“ für den ÖGD vom<br />

Oktober 2001 zusammen und trägt hoffentlich dazu<br />

bei, die oft sehr emotional geführten Diskussionen<br />

mit Bürgern und Bürgerinitiativen auf eine sachlichfachliche<br />

Ebene zurückzuführen.<br />

H.Jaroni, M.Schwenk<br />

- 5 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

- 6 -


Mobilfunktechnik<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

Mobilfunk-Technik und Informationspolitik<br />

der Betreiber<br />

Dipl.Ing.Helmut Müller<br />

Mannesmann-Mobilfunk GmbH<br />

Zahlen und Fakten Deutschlands<br />

Anzahl GSM-Netze:___________________________4<br />

Anzahl UMTS-Netze:__________________________6<br />

Standortzahlen (Ende 2000):____________________ca. 40.000<br />

Immer mehr Menschen telefonieren mobil. Mit<br />

über 50 Millionen hat die Anzahl der Handy-<br />

Nutzer im Jahre 2001 die Zahl der Festnetz-<br />

Nutzer überschritten. Mobilfunk kann aber ohne<br />

ein leistungsfähiges Netz nicht funktionieren.<br />

Dabei richtet sich die notwendige Anzahl von<br />

Basisstationen nach der Anzahl der benötigten<br />

Verbindungen. Technisch werden die Versorgungsbereiche<br />

einem Wabenmuster vergleichbar<br />

in einzelne Funkzellen untergliedert. Jede<br />

Funkzelle wird durch jeweils eine Basisstation<br />

funktechnisch versorgt. Die Größe der Zellen<br />

variiert je nach Funk-verkehrsauf-kommen und<br />

topographischen<br />

Bedingungen - zwischen<br />

300 Metern<br />

und einigen Kilometern.<br />

In Ballungsgebieten<br />

werden<br />

vor allem sogenannte<br />

Kleinzellen-<br />

bzw. Mikrozellennetze<br />

aufgebaut.<br />

Neben einer<br />

optimalen Versorgung<br />

der Kunden<br />

hat diese Netzstruktur<br />

wegen des<br />

geringen Abstandes<br />

zwischen Antenne<br />

und Handy den Vorteil, dass sie mit immer<br />

weniger Sendeleistung auskommt.<br />

Heute betragen die Sendeleistungen von Mobilfunkantennen<br />

in Wohngebieten nur wenige Watt<br />

pro Funkkanal im Vergleich zu einem Rundfunksender,<br />

der mit Leistungen von mehr als 10.000<br />

Watt betrieben wird. Auch für die Handies gilt:<br />

Je kürzer der Abstand zur Basisstation, desto<br />

geringer die erforderliche Sendeleistung. Von<br />

der möglichen maximal 2 Watt Sendeleistung<br />

eines D-Netz-Handys (1 Watt E-Netz-Handy)<br />

müssen in Kleinzellennetzen im Durchschnitt nur<br />

ca. 1/10 der Sendeleistung erbracht werden.<br />

Eine Weiterentwicklung der bestehenden sog.<br />

GSM-Technik ist die UMTS-Technik, die vor allem<br />

eine verbesserte und wesentlich schnellere<br />

Übertragung von Daten ermöglicht. Diese<br />

Technologie erfordert allerdings ein vollständig<br />

neues Sende- und Empfangsnetz mit<br />

einer geschätzten doppelten bis vierfachen<br />

Anzahl der bisher existierenden ca. 40.000<br />

Basisstationen. Um UMTS optimal nutzen zu<br />

können, muß ein sehr regelmäßiges Funknetz<br />

aufgebaut werden, d.h. die Basisstationen<br />

müssen gleichmäßig im Versorgungsgebiet<br />

verteilt werden. Damit rückt nicht<br />

nur der Netzausbau sondern auch der Ortsbild-<br />

und Landschaftsschutz und vor allem<br />

die Sorge um<br />

eine gesundheitliche<br />

Beeinträchtigung<br />

immer<br />

mehr in den<br />

Blickpunkt<br />

der Öffentlichkeit.<br />

Um<br />

der zunehmenden<br />

Unsicherheit<br />

in<br />

der Bevölkerung<br />

und der<br />

mangelnden<br />

Akzeptanz<br />

der mobilen<br />

Kommunikation entgegenzuwirken, haben<br />

die Betreiberfirmen ein Informationszentrum<br />

Mobilfunk mit Sitz in Berlin gegründet (IZM).<br />

Damit will man dem wachsenden Bedürfnis<br />

der Bevölkerung nach umfassenden Informationen<br />

über diese neue Technologie entgegenkommen<br />

und u.a. die gesundheitlichen<br />

Auswirkungen elektromagnetischer Felder<br />

thematisieren.<br />

Die folgenden Folien informieren über Planung,<br />

Leistungsfähigkeit und Technik der<br />

Systeme.<br />

Teilnehmerzahlen (Ende 2000):_________________ ca. 50 Millionen<br />

Arbeitsplätze (Ende 2000)______________________ca. 110.000<br />

Umsatzzahlen (1999):_________________________26,5 Milliarden DM<br />

- 7 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Mobilfunktechnik<br />

Planungsprozess<br />

Grundversorgung,<br />

Kapazitätserfordernisse,<br />

Kundenanfragen<br />

Netzplanung:<br />

Funknetz / Festnetz-<br />

Planung<br />

Akquisition:<br />

Gespräche mit<br />

Eigentümer/Gemeinde/<br />

Stadt<br />

Akquisition:<br />

Voranfrage:<br />

Gemeinde, Denkmalschutz-,<br />

Naturschutzbehörde, ...<br />

Eigentümer:<br />

Standortvertrag<br />

Bauabteilung:<br />

Bauplanung<br />

RegTP:<br />

Standortbescheinigung<br />

Bauabteilung:<br />

Beantragung<br />

Standortbescheinigung<br />

Bauabteilung:<br />

Prüfung gemäß Baugesetz,<br />

ggf. Bauantrag<br />

Baugenehmigung<br />

Bauabteilung:<br />

Standortrealisierung<br />

Anzeige gemäß 26. BImSchV<br />

bei<br />

„Zuständiger Behörde“<br />

Netzbetrieb:<br />

Inbetriebnahme<br />

Ende<br />

- 8 -


Mobilfunktechnik<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

Baugenehmigung<br />

Naturschutzbehörde,<br />

bzw.<br />

Umweltbehörde<br />

Denkmalschutzbehörde<br />

Forstbehörde,<br />

bzw.<br />

Umweltbehörde<br />

Landkreis*:<br />

Baugenehmigung<br />

Stadtplanung<br />

Stadtentwicklung<br />

Flugaufsicht<br />

Gemeinde<br />

* Fachabteilungen Bauplanung, Baurecht<br />

Standortbescheinigung<br />

Netzbetreiber<br />

für Antrag notwendig:<br />

Standortposition<br />

Antennenkonfiguration<br />

Sendeleistungen<br />

Grenzwerte nach<br />

26. BImSchV<br />

RegTP<br />

Berechnung des<br />

Sicherheitsabstandes<br />

Standortbescheinigung<br />

- 9 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Mobilfunktechnik<br />

- 10 -


Mobilfunktechnik<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

- 11 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Mobilfunktechnik<br />

Warum ein neues Mobilfunksystem ?<br />

UMTS<br />

UMTS-Dienste<br />

Telekommunikation (Telefon, Bildtelefon, Fax, Datenübertragung)<br />

Dienstleistungen (z.B. Einkauf per Handy, virtuelles Rathaus)<br />

Multimedia (Verbindung von Bild, Text, Ton und Video)<br />

Unterhaltung (z.B. Videoübertragung, Videospiele)<br />

Dauer einer Bildübertragung<br />

Informationsdienste (z.B. Fahrplanauskunft, Veranstaltungstipps)<br />

UMTS (Universales mobiles Telekommunikations-System) in Verbindung<br />

mit intelligenter Informationstechnik eröffnet neue Wege für die Zukunft.<br />

für 72 Kilobyte:<br />

GSM: 1 Minute<br />

GPRS: 5 Sekunden<br />

UMTS: 0,3 Sekunden<br />

UMTS in Zahlen<br />

n UMTS wird nach Bedarf ausgebaut<br />

n Lizenzauflage:<br />

n 25% der Bevölkerung bis 2003 (40 Städte)<br />

n 50% der Bevölkerung bis 2005 (450 Städte)<br />

(zum Vergleich: GSM ca. 98% der Bevölkerung )<br />

n UMTS-Erstausbau in Städten > 100.000 EW<br />

n In Städten ist eine GSM-Struktur mit Standort-<br />

Abständen zwischen 500 m und 2 km vorhanden<br />

n UMTS muss regional flächendeckend ohne<br />

Netzlücken errichtet werden, um die gewünschte<br />

Funktionalität zu gewährleisten Ausbaustand Ende 2003<br />

- 12 -


Mobilfunktechnik<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

Informationszentrum Mobilfunk (IZM)<br />

Pressemitteilung, Berlin, 07. Juni 2001<br />

Brancheninitiative will Akzeptanz der mobilen<br />

Kommunikation fördern<br />

Die Mobilfunkbetreiber E-Plus, Group 3 G,<br />

MobilCom, T-Mobil, VIAG Interkom, Mannesmann<br />

Mobilfunk und der Bündelfunknetzbetreiber<br />

Dolphin Telecom gründen in Berlin<br />

das Informationszentrum Mobilfunk (IZM). Die<br />

neue Brancheninitiative ist Ansprechpartner<br />

und Schnittstelle für alle Fragen der mobilen<br />

Kommunikation.<br />

Damit will das IZM dem wachsenden Bedürfnis<br />

der Bevölkerung nach umfassenden Informationen<br />

aus der Welt des Mobilfunks entgegenkommen.<br />

Angesichts neuer technologischer<br />

Standards wie UMTS und TETRA rükken<br />

verstärkt sensible Themen wie Netzausbau,<br />

Gesundheit, Ortsbild- und Landschaftsschutz<br />

in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Als<br />

Dienstleister wird das IZM Kunden, interessierten<br />

Bürgern und Bürgerinnen, Medienvertretern<br />

und öffentlichen Institutionen ein<br />

großes Informationsangebot zu diesen und<br />

anderen Themen aus dem Bereich Mobilfunk<br />

anbieten. „Wir möchten das Gespräch zwischen<br />

den beteiligten Gruppen fördern und<br />

intensivieren“, erläutert Immo von Fallois, Geschäftsführer<br />

IZM. „Wir verstehen uns auch als<br />

Schnittstelle zwischen den Diskussionspartnern.<br />

Dafür werden wir Expertenhearings,<br />

Diskussionsplattformen und Workshops nutzen.“<br />

Das IZM will dabei den wirtschaftlichen<br />

und gesellschaftlichen Nutzen der neuen technologischen<br />

Standards UMTS und TETRA<br />

aufzeigen sowie die gesundheitlichen Auswirkungen<br />

elektromagnetischer Felder thematisieren.<br />

Der neue Verein mit Sitz in Berlin versteht<br />

sich als Ansprechpartner für grundsätzliche,<br />

netzbetreiberübergreifende Fragen rund<br />

um die mobile Kommunikation. Die betreiberspezifische<br />

Kommunikation bleibt Aufgabe der<br />

jeweiligen Mitgliedsunternehmen.<br />

Kontakt<br />

IZM e.V. (i.G.)<br />

Immo von Fallois Regus Lindencorso<br />

Unter den Linden 21<br />

10117 Berlin<br />

+49 (0) 30-2092-4189<br />

+49 (0) 30-2092-4200<br />

immo.vonfallois@izmnet.de<br />

Links:<br />

http://www.izmnet.de<br />

Ihre Ansprechpartner<br />

T-Mobile Deutschland GmbH Philipp Kornstädt Tel.: (0 711) 30033-105<br />

EMVU-/ Kommunikationsbeauftragter Fax: (0 711) 30033-109<br />

philipp.kornstaedt@t-mobil.de<br />

Vodafone D2 GmbH Marcus Staschenuk Tel.: (07 11) 13 96-33 57<br />

Mobilfunk und Umwelt Fax: (07 11) 13 96-33 97<br />

marcus.staschenuk@vodafone.com<br />

E-Plus Mobilfunk GmbH Hilmar Möhlmann Tel.: (0 89) 4 27 77-5 37<br />

EMVU-Referent Fax: (0 89) 4 27 77-2 09<br />

hilmar.moehlmann@eplus.de<br />

O2 (Germany) GmbH & Co. OHG Dietmar Schröder Tel.: (07 11) 72 65-6 00<br />

Planungsbüroleiter Fax: (07 11) 72 65-6 90<br />

dietmar.schroeder@o2.com<br />

MobilCom Multimedia GmbH Wolfgang Kampe Tel.: (07 11) 9 07 75-140<br />

Beauftragter für EMVU Fax: (07 11) 9 07 75-109<br />

wolfgang.kampe@mobilcom.de<br />

Group 3G UMTS GmbH Ulrike Kaut Tel.: (0 89) 856 34-41 10<br />

Manager Network Rollout Region South Fax: (0 89) 32 46 22 63<br />

ulrike.kaut@g3g.quam.com<br />

- 13 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Telekommunikationsrechtliche Grundlagen<br />

Telekommunikationsrechtliche Grundlagen -<br />

Standortbescheinigung<br />

Elektromagnetische Verträglichkeit zur Umwelt<br />

Dipl.- lng. Wolfgang Hotz<br />

Referat für Technische Fragen der Regulierung und Standardisierung im Bereich EMVU<br />

Reg TP Dienststelle Mainz<br />

Chronologie des Standortverfahrens<br />

1992 BMPT-Amtsblattverfügung Nr. 95192<br />

1994 Ergänzung durch BMPT-Vfg. Nr. 77194<br />

1997 BMPT-Amtsblattverfügung Nr. 306197<br />

2001 geplanteVerordnung:“Verordnung über<br />

die Begrenzung elektromagnetischer<br />

Felder“ (BEMFV)<br />

Gesetz über Funkanlagen und Telekommunikationsendeinrichtungen<br />

(FTEG)<br />

Die Bundesregierung wird ermächtigt, durch<br />

Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates<br />

nähere Regelungen zur Gewährleistung<br />

des Schutzes von Personen in den durch<br />

den Betrieb von Funkanlagen und Radaranlagen<br />

entstehenden elektromagnetischen Feldern<br />

zu treffen.<br />

Arbeitsschutzrechtliche Regelungen bleiben<br />

hiervon unberührt.<br />

Standortverfahren<br />

· Transparenz<br />

· Begrenzung der Feldstärken einer ortsfesten<br />

Funkanlage<br />

· Einbeziehung von relevanten Feldstärken<br />

von umliegenden ortsfesten Funkanlagen<br />

· Festlegung eines Sicherheitsabstandes für<br />

jede Sendeantenne<br />

· Festlegung eines gesamten Sicherheitsabstandes<br />

Seit dem 1. Juli 1992 werden neu installierte<br />

ortsfeste Funkanlagen hinsichtlich des Schutzes<br />

von Personen in elektromagnetischen<br />

Feldern bundesweit einheitlich von der Reg TP<br />

(und ehemals durch das BAPT) überprüft<br />

(Standortverfahren).<br />

Sowohl gewerbliche als auch nicht gewerbliche<br />

ortsfeste Funkanlagen unterliegen dem<br />

Standortverfahren, sofern diese eine äquivalente<br />

isotrope Strahlungsleistung von 10 Watt<br />

und mehr aufweisen.<br />

Zum Beispiel: Betriebsfunk, Datenfunk, Mobilfunk,<br />

Polizeifunk, Rettungsfunk, Rundfunk<br />

(UKW, MW, LW, KW, TV)<br />

Rechnerische Festlegung des Sicherheitsabstandes:<br />

Die Festlegung des Sicherheitsabstandes erfolgt<br />

unter der Annahme der maximalen Anlagenauslastung.<br />

Alle technischen Parameter<br />

werden zu Ungunsten des Antragstellers angenommen.<br />

Die von der Reg TP rechnerisch<br />

festgelegten Sicherheitsabstände haben deshalb<br />

zusätzliche Sicherheitsreserven.<br />

Messtechnische Festlegung des Sicherheitsabstandes:<br />

Messtechnisch festgelegte Sicherheitsabstände<br />

berücksichtigen die tatsächlichen Feldstärken<br />

und sind im Vergleich zu einem rechnerisch<br />

festgelegten Sicherheitsabstand geringer.<br />

Aus diesem Grund werden rechnerisch festgelegte<br />

Sicherheitsabstände immer bei einer<br />

zusätzlichen Feldstärkemessung bestätigt.<br />

Das Standortverfahren ist verkoppelt mit:<br />

· Dem Baugenehmigungsverfahren<br />

· Der Anzeige nach § 7, 26. BImSchV<br />

Anzeige nach § 7 der 26. BImSchV<br />

Die Standortbescheinigung ist Grundlage für<br />

die immissionsschutzrechtliche Nachweispflicht<br />

(26. BImSchV).<br />

Der Betreiber einer ortsfesten Funkanlage mit<br />

einer äquivalenten isotropen Strahlungsleistung<br />

von 10 Watt und mehr hat zwei Wochen<br />

vor der Inbetriebnahme oder einer wesentlichen<br />

Änderung seine Anlage bei der zuständigen<br />

Landesbehörde anzuzeigen.<br />

Dieser Anzeige ist die von der Regulierungsbehörde<br />

nach telekommunikationsrechtlichen<br />

Vorschriften erteilte Standortbescheinigung<br />

- 14 -


Telekommunikationsrechtliche Grundlagen<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

beizufügen.<br />

Standortüberprüfungen<br />

Die Reg TP überprüft unregelmäßig und ohne<br />

Vorankündigung Standorte, für die bereits eine<br />

Standortbescheinigung erteilt wurde. Die Überprüfung<br />

wird bundesweit einheitlich durchgeführt.<br />

Überprüft werden die Antragsdaten des<br />

Betreibers, die der Betreiber im Rahmen des<br />

Antragsverfahrens der Reg TP vorgelegt hat.<br />

Bundesweite EMVU-Messaktionen wurden<br />

durchgeführt:<br />

· 1992, 1996/97 und 1999/2000<br />

· Aufnahme der Feldstärken im Frequenzbereich<br />

von 9 kHz bis 2,9 GHz. Die Auswertung<br />

der Feldstärken ergab an keinem<br />

Messort eine Überschreitung der<br />

Personenschutzgrenzwerte.<br />

(Anwendung im Frequenzbereich von 50<br />

kHz bis 50 MHz)<br />

Die Regulierungsbehörde nimmt weder eine<br />

fachliche Bewertung der Grenzwerte noch eine<br />

Kommentierung der Arbeiten von Grenzwertkritikern<br />

vor.<br />

Diese Aufgabe wird von der deutschen Strahlenschutzkommission<br />

(SSK) als beratendem<br />

Gremium des Bundesministeriums für Umwelt,<br />

Naturschutz und Reaktorsicherheit wahrgenommen.<br />

Weitere Informationen zum Thema „Elektromagnetische<br />

Verträglichkeit zur Umwelt“<br />

(EMVU) finden Sie auf den Internetseiten der<br />

Reg TP unter<br />

http://www.regtp.de<br />

Grenzwerte<br />

Personenschutzgrenzwerte<br />

· Frequenzbereich 3 kHz bis 10 MHz =><br />

ICNIRP-Empfehlungen<br />

· Frequenzbereich 10 MHz bis 300 GHz =><br />

26. BImSchV<br />

Herzschrittmachergrenzwerte<br />

· DIN VDE 0848 Teil 2 (10/91)<br />

Nutzung der Mobilfunkstandorte durch mehrere Funkdienste<br />

9%<br />

4% 3% 64% Standorte mit einem Funkdienst<br />

20% Standorte mit zwei Funkdiensten<br />

9% Standorte mit drei Funkdiensten<br />

4% Standorte mit vier Funkdiensten<br />

3% Standorte mit fünf oder mehr Funkdiensten<br />

20%<br />

64%<br />

- 15 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Beteiligung der Städte und Gemeinden<br />

Beteiligung der Städte und Gemeinden beim Ausbau<br />

der Mobilfunknetze<br />

R. Specht<br />

Städtetag Baden-Württemberg, Stuttgart<br />

„Mobilfunk und Kommunen“ ist ein aktuelles<br />

Thema, ein vielschichtiges und vielseitiges<br />

Problemfeld, aber auch ein emotional besetztes<br />

Thema.<br />

Man muss sich schon fragen, warum der Mobilfunk<br />

ein Thema für Kommunen ist. Haben wir<br />

doch in diesem vielstimmigen Themen-Konzert,<br />

wenn wir an die tatsächlichen Zuständigkeiten<br />

der Kommunen in diesem Bereich denken,<br />

nicht die erste Geige zu spielen.<br />

In gesetzgeberischer Hinsicht, z.B. bei der Lizenzvergabe,<br />

ist in erster Linie der Bund der<br />

Handelnde und hat sich auch die lukrativen<br />

Lizenz-Erlöse bei UMTS gesichert (bei uns<br />

kommen dann die Verluste beim durch Abschreibungen<br />

verminderten Aufkommen der<br />

Gewerbesteuer an). Unter marktwirtschaftlichen<br />

Aspekten sind vorrangig die Netzbetreiber<br />

der Telekommunikationswirtschaft<br />

gefragt und maßgebende Akteure.<br />

Zuständigkeit der Kommunen<br />

Bei der konkreten Umsetzung allerdings zeigt<br />

sich die kommunale Betroffenheit dann doch<br />

wieder sehr stark, weil sich fast alles auf „unserem<br />

Terrain“ abspielt: Der Aufbau der Netze<br />

mit Sende- und Empfangsanlagen, Netztechnik,<br />

Verstärker usw. Neben der genehmigungsrechtlichen<br />

Praxis – soweit sie überhaupt erforderlich<br />

ist – finden sich die Kommunen konfrontiert<br />

mit Ansprüchen ihrer Bürger aus<br />

gestaltungsrechtlichen und ästhetischen<br />

Aspekten aber auch deren Ruf nach kommunaler<br />

Mit-Verantwortung für einen auch von uns<br />

gewünschten vorsorgenden Gesundheitsschutz.<br />

Im übrigen sind wir von der kommunalen Seite<br />

die „erste Adresse“ von Bürgerprotesten,<br />

Bürgerinitiativen usw., die ihre Bedenken direkt<br />

vor Ort, also von uns und durch uns, berücksichtigt<br />

wissen wollen. Auf fehlende Zuständigkeiten<br />

kann sich da keine Kommune<br />

zurückziehen.<br />

Aus Ihrer Nähe zur kommunalen Praxis wissen<br />

Sie alle – die einzelnen Referenten haben<br />

dies verdeutlicht – wie gering im Augenblick<br />

die realen Einflussmöglichkeiten, aufgrund der<br />

rechtlichen Zuständigkeiten, bei den Städten<br />

und Gemeinden sind. Trotzdem müssen wir<br />

uns mit den weitreichenden und nicht einfach<br />

zu durchschauenden und zu bewertenden<br />

technischen und gesundheitlichen Argumenten<br />

sowie den daraus folgenden Möglichkeiten<br />

für unsere Bürger auseinandersetzen, alle<br />

Aspekte von der Wirtschaftsförderung bis zum<br />

Gesundheitsschutz sach- und fachgerecht abwägen<br />

und zu einer möglichst „friedlichen“ und<br />

gemeinsam tragbaren Lösung vor Ort kommen.<br />

Das bisherige Regelungs- und Genehmigungsverfahren<br />

hat vielfach dazu geführt, dass<br />

die Kommunen über Standortentschei-dungen<br />

seitens der Netzbetreiber sehr spät und damit<br />

vielfach zu spät – z.B. erst nach Abschluss von<br />

Mietverträgen – informiert worden sind. Eine<br />

Mitwirkung der Kommunen – so diese es bisher<br />

überhaupt wollten – im Standortentscheidungsverfahren<br />

oder auch bei der<br />

Prüfung alternativer Standorte kam dann nicht<br />

mehr in Betracht.<br />

Kooperation mit den Netzbetreibern<br />

Informationen über bestehende und künftige<br />

Mobilfunknetze, über neue Sendeanlagen usw.<br />

waren deshalb Kernpunkte für eine Vereinbarung<br />

mit den Netzbetreibern. Alle Mobilfunknetzbetreiber<br />

sind in ihrem eigenen Interesse<br />

an Kooperation und nicht an Konfrontation interessiert,<br />

müssen sie doch die eng gezurrten<br />

Bedingungen der erfolgten teuren Lizenzvergabe<br />

umsetzen. Nachdem bestehendes und<br />

auch noch künftig reichlich vorhandenes<br />

Konfliktpotential am ehesten durch Kooperation<br />

gelöst werden kann, ziehen wir nach wie<br />

- 16 -


Beteiligung der Städte und Gemeinden<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

vor die Form der freiwilligen Vereinbarung einer<br />

gesetzlichen oder Verordnungs-Lösung<br />

vor.<br />

Vereinbarung über den Informationsaustausch<br />

und die Beteiligung der Kommunen<br />

beim Ausbau der Mobilfunknetze<br />

Diese Vereinbarung wurde am 09. Juli 2001<br />

zwischen den 3 kommunalen Spitzenverbänden<br />

(Deutscher Städtetag, Deutscher Landkreistag,<br />

Deutscher Städte- und Gemeindebund)<br />

sowie den 6 Mobilfunknetzbetreibern<br />

abgeschlossen. Darin verpflichten sich die<br />

Netzbetreiber, die Städte und Gemeinden frühzeitig<br />

und umfassend über beabsichtigte<br />

Standorte zu informieren und gegebenenfalls<br />

auch alternative Standorte zu akzeptieren.<br />

Außerdem haben sie eine möglichst optimale<br />

Nutzung bereits vorhandener Antennenstandorte<br />

zugesagt. Aus der Sicht der Kommunen<br />

ist damit ein klar nachvollziehbares<br />

Beteiligungsverfahren eröffnet, das entscheidend<br />

dazu beitragen kann, beim weiteren Ausbau<br />

der Mobilfunktechnik in Deutschland einvernehmliche<br />

Lösungen herbeizuführen.<br />

Die erste Phase der Umsetzung der Vereinbarung<br />

ist im Oktober 2001 angelaufen. Sie<br />

kann nicht schlagartig und gleichzeitig in allen<br />

Städten und Gemeinden erfolgen, deshalb<br />

werden die in der Vereinbarung getroffenen<br />

Maßnahmen in einem „laufenden Prozess“<br />

stattfinden. Alle 6 Netzbetreiber haben allerdings<br />

signalisiert, dass sie sich auch schon in<br />

dem jetzigen Übergangsstadium um einvernehmliche<br />

Standortentscheidungen mit den<br />

Kommunen bemühen werden. Ein wichtiger<br />

Punkt ist dabei der Aufbau der Informationsdatenbank<br />

bei der Regulierungsbehörde für<br />

Telekommunikation und Post (RegTP).<br />

Informationen vor Ort sind für die Kommunen<br />

sehr wichtig. Die Kommunalen Landesverbände<br />

haben deshalb die Erwartung an ÖGD und<br />

Gewerbeaufsichtsämter, dass sie bei kommunalen<br />

Informationsveranstaltungen zur Umsetzung<br />

der Vereinbarung in den Städten und<br />

Gemeinden als „neutrale“ Sachverständige<br />

mitwirken, wenn dies die Oberbürgermeister<br />

oder Bürgermeister wünschen.<br />

Wortlaut der freiwilligen Vereinbarung:<br />

Präambel<br />

Der Mobilfunk hat in den vergangenen Jahren<br />

in Deutschland ein rasantes Wachstum erfahren.<br />

Er hat sich zu einem der wichtigsten Teilbereiche<br />

der Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

entwickelt.<br />

Die kommunalen Spitzenverbände und die<br />

Mobilfunknetzbetreiber sind sich einig in der<br />

Auffassung, dass eine leistungsfähige Mobilfunk-Netzinfrastruktur<br />

ein wesentlicher Faktor<br />

für die wirtschaftliche Entwicklung in den Städten,<br />

Kreisen und Gemeinden ist. Sie wollen<br />

gemeinsam dazu beitragen, einen gesundheitsverträglichen,<br />

wettbewerbsgerechten und<br />

raschen Ausbau der Mobilfunktechnik in<br />

Deutschland und insbesondere den Aufbau der<br />

UMTS Technik möglichst flächendeckend voranzutreiben.<br />

Mobilfunknetzbetreiber und kommunale Spitzenverbände<br />

halten es für erforderlich die Forschung<br />

auf dem Gebiet der elektromagnetischen<br />

Felder zu intensivieren, um die Grenzwerte<br />

fortlaufend zu prüfen und damit auch<br />

zukünftig den Gesundheitsschutz im Sinne der<br />

Vorsorge sicherzustellen.<br />

Bei der zukünftigen Planung von Standorten<br />

für Mobilfunkanlagen werden von den kommunalen<br />

Spitzenverbänden und den Mobilfunknetzbetreibern<br />

einvernehmliche Lösungen<br />

angestrebt; dabei sind die kommunalen Belange<br />

ebenso zu berücksichtigen, wie den Belangen<br />

der Mobilfunknetzbetreiber Rechnung<br />

zu tragen ist.<br />

Die Mobilfunknetzbetreiber und die kommunalen<br />

Spitzenverbände wollen der in Teilen der<br />

Bevölkerung entstandenen Besorgnis um<br />

mögliche Auswirkungen auf die Gesundheit<br />

sowie ortsbildgestaltende Belange Rechnung<br />

tragen. Durch eine umfassende Information<br />

der Kommunen und ihrer Bürgerinnen und<br />

Bürger sowie durch eine enge Kooperation und<br />

offene Kommunikation mit der jeweiligen kommunalen<br />

Gebietskörperschaft sollen die örtlichen<br />

Belange Berücksichtigung finden, um<br />

einen möglichst konfliktfreien Infrastrukturausbau<br />

zu ermöglichen.<br />

- 17 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Beteiligung der Städte und Gemeinden<br />

Die Mobilfunknetzbetreiber und die kommunalen<br />

Spitzenverbände wollen mit dem Abschluss<br />

dieser Vereinbarung einen bundeseinheitlichen<br />

Rahmen schaffen, der eine Einbindung der<br />

Kommunen beim Aufbau der Netzinfrastruktur<br />

sicherstellt und damit zugleich eine Verbesserung<br />

der Akzeptanz durch die Kommunen und<br />

ihrer Bevölkerung erreicht.<br />

Wortlaut der Regelungen<br />

Hierzu werden folgende Regelungen vereinbart:<br />

1. Informationen über die bestehenden<br />

und zukünftigen Mobilfunknetze<br />

1.1. Mobilfunknetzbetreiber und kommunale<br />

Spitzenverbände sehen die Bereitstellung<br />

der aktuellen Standortdaten<br />

über die ortsfesten Sendeanlagen<br />

im Bereich der jeweiligen Kommune<br />

unter Beachtung der rechtlichen<br />

Vorschriften als wichtige Information<br />

für die Kommunen an. Da diese Daten<br />

vollständig und aktuell bei der<br />

Regulierungsbehörde für Telekommunikation<br />

und Post (RegTP) vorhanden<br />

sind, setzen sich beide Seiten für eine<br />

Lösung in Zusammenarbeit mit der<br />

RegTP und unter Rückgriff auf die<br />

RegTP-Daten ein. Sollte dies nicht<br />

möglich sein, verpflichten sich die<br />

Mobilfunknetzbetreiber in Absprache<br />

mit den kommunalen Spitzenverbänden<br />

eine RegTP-unabhängige Lösung<br />

bereitzustellen.<br />

1.2. Mobilfunknetzbetreiber und kommunale<br />

Spitzenverbände stimmen darin<br />

überein, dass ein regelmäßiger Austausch<br />

über den Ausbau- und<br />

Planungsstand der Netzinfrastruktur<br />

auf regionaler Ebene als Maßnahme<br />

zur frühzeitigen Einbeziehung der<br />

Kommunen notwendig ist. Jeder<br />

Mobilfunknetzbetreiber wird deshalb<br />

den Kommunen regelmäßige und am<br />

Informationsbedarf orientierte Gespräche<br />

zum aktuellen Ausbau- und<br />

Planungsstand anbieten. In Absprache<br />

können diese Gespräche, z. B. auf<br />

regionaler Ebene in Abstimmung mit<br />

den betroffenen kommunalen Gebietskörperschaften<br />

erfolgen.<br />

1.3. Mobilfunknetzbetreiber und kommunale<br />

Spitzenverbände befürworten einen<br />

direkten und schnellen Informationsaustausch<br />

auf der Fachebene.<br />

Jeder Mobilfunknetzbetreiber benennt<br />

hierfür gegenüber den Kommunen einen<br />

zuständigen Ansprechpartner, der<br />

für Fragen zur Mobilfunktechnik und<br />

für konkrete Fragen zu Standorten des<br />

Mobilfunknetzbetreibers im Bereich<br />

der Kommune zur Verfügung steht.<br />

Ansprechpartner auf Seiten der Kommune<br />

ist der jeweilige Hauptverwaltungsbeamte,<br />

soweit nicht eine<br />

bestimmte Dienststelle benannt wird.<br />

2. Vorgehensweise beim Bau neuer Sendeanlagen<br />

2.1. Die Mobilfunknetzbetreiber bieten den<br />

Kommunen an, sie über ihre Pläne für<br />

den Bau neuer Senderanlagen zu informieren.<br />

Der Zeitpunkt für diese Information<br />

ist so zu wählen, dass der<br />

Kommune ein angemessener Zeitraum<br />

zur Stellungnahme verbleibt und<br />

die endgültige Standortentscheidung<br />

noch offen ist.<br />

2.2. Die Kommune kann ihrerseits Standortvorschläge<br />

für neue Sendeanlagen<br />

unterbreiten; die Mobilfunknetzbetreiber<br />

sagen zu, diese Vorschläge<br />

bzw. Hinweise der Kommune zu<br />

Standorten vorrangig und ergebnisoffen<br />

zu prüfen. Stellen die Betreiber<br />

die funktechnische Eignung und wirtschaftliche<br />

Realisierbarkeit dieser<br />

Standorte fest, sagen die Betreiber zu,<br />

diese vorrangig zu verwirklichen.<br />

Wenn die Standortvorstellungen der<br />

Kommune aus funktechnischen oder<br />

wirtschaftlichen Gründen nicht zu realisieren<br />

sind, ist das der Kommune zu<br />

begründen und bei Vorliegen entsprechender<br />

Möglichkeiten ein weiterer<br />

konkreter Einigungsversuch zu unternehmen.<br />

Beide Seiten gehen davon<br />

aus, dass das gesamte Abstimmungs-<br />

- 18 -


Beteiligung der Städte und Gemeinden<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

verfahren für einen konkreten Standort<br />

innerhalb von 8 Wochen abgeschlossen<br />

wird.<br />

2.3. Die Mobilfunknetzbetreiber und die<br />

kommunalen Spitzenverbände streben<br />

an, dass die Standortentscheidungen<br />

einvernehmlich erfolgen und<br />

dass auch bei umstrittenen Standorten<br />

die Belange und Interessen beider<br />

Seiten möglichst weitgehend berücksichtigt<br />

werden.<br />

2.4. Die Mobilfunknetzbetreiber werden die<br />

Kommunen vor Inbetriebnahme über<br />

den bevorstehenden Sendebeginn informieren.<br />

Diese Information erfolgt<br />

zusätzlich zur Anzeigepflicht gegenüber<br />

der zuständigen Behörde gemäß<br />

26. BImSchV.<br />

2.5. Die Mobilfunknetzbetreiber streben<br />

aufgrund der großen Anzahl von Antennenstandorten<br />

- zur Wahrung städtebaulicher<br />

Belange – die möglichst<br />

optimale Nutzung von vorhandenen<br />

und zukünftigen Antennenstandorte<br />

an.<br />

3. Allgemeine Maßnahmen<br />

3.1. Die Mobilfunknetzbetreiber bieten an,<br />

in Zusammenarbeit mit den kommunalen<br />

Spitzenverbänden auf Länderebene<br />

übergreifende Informationsveranstaltungen<br />

zu Fragen des Mobilfunks<br />

in den einzelnen Bundesländern<br />

durchzuführen.<br />

3.3. Entsprechend ihrer Möglichkeiten nutzen<br />

die kommunalen Spitzenverbände<br />

ihre verbandsinternen Kommunikationsmöglichkeiten,<br />

um eine verbesserte<br />

Information der Kommunen<br />

über alle in Zusammenhang mit der<br />

Mobilfunkentwicklung relevanten Fragestellungen<br />

zu erreichen.<br />

3.4. In Anbetracht der wirtschaftlichen Bedeutung<br />

der Mobilfunkinfrastruktur -<br />

auch für die Kommunen - erscheint die<br />

Bereitstellung kommunaler Liegenschaften<br />

zur Installation neuer Sendeanlagen<br />

folgerichtig. Die Spitzenverbände<br />

empfehlen daher die Bereitstellung<br />

kommunaler Liegenschaften auf<br />

Grundlage von mit ihnen abgestimmten<br />

Rahmenverträgen zu prüfen.<br />

Die kommunalen Spitzenverbände und die<br />

Mobilfunknetzbetreiber schließen diese Vereinbarung<br />

in dem Bewusstsein, dass ein partnerschaftliches<br />

Zusammenwirken und eine<br />

Konfliktminimierung beim Ausbau der Mobilfunknetze<br />

für alle Beteiligten vorteilhaft ist.<br />

Mobilfunknetzbetreiber und kommunale Spitzenverbände<br />

sprechen sich dafür aus, dass<br />

zur Berücksichtigung der regionalen und jeweils<br />

landesspezifischen Gegebenheiten ggfs.<br />

ergänzende Vereinbarungen zum gemeinsamen<br />

Vorgehen auf Landesebene entwickelt<br />

werden.<br />

Die Beteiligten gehen davon aus, dass<br />

Informations- und Beteiligungsmaßnahmen<br />

seitens der Betreiber ab dem 4. Quartal 2001<br />

umgesetzt werden.<br />

3.2. Die Mobilfunknetzbetreiber werden<br />

gemeinsam mit dem Informationszentrum<br />

Mobilfunk (IZM) geeignete Informationsmaterialien<br />

zu den Aspekten<br />

der mobilen Kommunikation zur Verfügung<br />

stellen. Dabei soll in Zusammenarbeit<br />

zwischen dem IZM und den<br />

kommunalen Spitzenverbänden Material<br />

entwickelt werden, das besonders<br />

auf den Informationsbedarf der Kommunen<br />

zugeschnitten ist.<br />

- 19 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Mobilfunk und Immissionsschutz<br />

Mobilfunk und Immissionsschutz<br />

Dr. Udo Weese<br />

Ministerium für Umwelt und Verkehr, Referat<br />

Immissionsschutz<br />

Kernerplatz 9, 70182 Stuttgart<br />

Mit der Zunahme der Nutzer von Handys ist<br />

der Ausbau der Netze von Mobilfunkbasisstationen<br />

verbunden. Hierbei sind, um den<br />

Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen<br />

und somit auch vor Gesundheitsgefahren sicherzustellen,<br />

die einschlägigen Anforderungen<br />

des Bundes-Immissionsschutzgesetzes<br />

(BImSchG) und der 26. Verordnung zur Durchführung<br />

des Bundes-Immissionsschutzgesetzes<br />

(Verordnung über elektromagnetische<br />

Felder - 26. BImSchV) einzuhalten.<br />

Die Frage möglicher gesundheitlicher Beeinträchtigungen<br />

durch den Mobilfunk wird insbesondere<br />

im Zusammenhang mit der Errichtung<br />

von Mobilfunksendeanlagen immer wieder<br />

diskutiert. Dieser Beitrag beinhaltet daher<br />

nach einem kurzen Abriss der immissionsschutzrechtlichen<br />

Regelungen eine ausführliche<br />

Stellungnahme zu der aktuellen Diskussion<br />

der Grenzwerte und der Haltung des Ministeriums<br />

für Umwelt und Verkehr zu dieser<br />

Thematik.<br />

Immissionsschutzrechtliche Regelungen<br />

Für Hochfrequenzanlagen wie z. B. Mobilfunksendeanlagen<br />

werden in § 2 der Verordnung<br />

über elektromagnetische Felder (26.<br />

BImSchV) Immissionsgrenzwerte für die elektrische<br />

und magnetische Feldstärke festgelegt.<br />

Die Grenzwerte dienen dem Schutz vor schädlichen<br />

Umwelteinwirkungen, somit auch vor<br />

Gesundheitsgefahren, soweit sie bisher bekannt<br />

sind. Sie gelten an Orten, die zum nicht<br />

nur vorübergehenden Aufenthalt von Menschen<br />

bestimmt sind. Sie müssen bei höchster<br />

betrieblicher Anlagenauslastung und unter<br />

Berücksichtigung der Immissionen von<br />

anderen ortsfesten Sendefunkanlagen eingehalten<br />

werden.<br />

Die Immissionsgrenzwerte stimmen mit den<br />

Empfehlungen der Internationalen Kommission<br />

für den Schutz vor nichtionisierenden Strahlen<br />

(ICNIRP) überein. Die ICNIRP-Empfehlungen<br />

werden u.a. auch von der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) und der Deutschen<br />

Strahlenschutzkommission (SSK) mitgetragen.<br />

Sie sind außerdem Grundlage der „Empfehlung<br />

des Rates vom 12. Juli 1999 zur Begrenzung<br />

der Exposition der Bevölkerung gegenüber<br />

elektromagnetischen Feldern (0 Hz – 300<br />

GHz)“ (1999/519/EG).<br />

Der Betreiber einer Mobilfunkbasisstation hat<br />

diese nach § 7 der 26. BImSchV der zuständigen<br />

Behörde – in Baden-Württemberg dem<br />

zuständigen Staatlichen Gewerbeaufsichtsamt<br />

- mindestens zwei Wochen vor der Inbetriebnahme<br />

oder einer wesentlichen Änderung anzuzeigen.<br />

Diese Anzeige erfolgt unabhängig<br />

von einer baurechtlichen Genehmigungspflicht<br />

der Sendeanlage. Der Anzeige ist die von der<br />

Regulierungsbehörde für Telekommunikation<br />

und Post (RegTP) nach telekommunikationsrechtlichen<br />

Vorschriften zu erstellende<br />

Standortsbescheinigung beizufügen.<br />

Die Standortbescheinigung wird nur erteilt,<br />

wenn die Einhaltung der Grenzwerte der<br />

26. BImSchV sichergestellt ist. In der Standortbescheinigung<br />

werden Sicherheitsabstände<br />

festgelegt, innerhalb derer ein nicht nur vorübergehender<br />

Aufenthalt von Menschen ausgeschlossen<br />

sein muss und außerhalb derer<br />

die Grenzwerte der 26. BImSchV sicher unterschritten<br />

werden. Dabei werden alle am<br />

Standort befindlichen Sendefunkanlagen und<br />

die am Standort durch umliegende Sendefunkanlagen<br />

bereits vorhandenen elektromagnetischen<br />

Felder mit berücksichtigt.<br />

Auf der Grundlage der erwähnten Anzeigen<br />

überwachen die Staatlichen Gewerbeaufsichtsämter<br />

die Einhaltung der Anforderung<br />

der Immissionsgrenzwerte der 26. BImSchV.<br />

Die Betreiberangaben, die für die Standortbescheinigung<br />

gemacht wurden, werden von<br />

- 20 -


Mobilfunk und Immissionsschutz<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

der Reg TP stichprobenartig vor Ort überprüft.<br />

Zu der aktuellen Diskussion der geltenden<br />

Grenzwerte<br />

Wie bei allen umweltrelevanten Themen ist<br />

auch beim Mobilfunk immer wieder zu überprüfen,<br />

ob der Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen<br />

und vor Gesundheitsgefahren<br />

ausreichend gewährleistet ist. Soweit hierbei<br />

Handlungsbedarf erkennbar werden sollte,<br />

müssten die einschlägigen Rechtsnormen geändert<br />

werden. Im Falle des Bundes-<br />

Immissionsschutzgesetzes wie auch der 26.<br />

BImSchV ist dies Aufgabe der Bundesregierung.<br />

Der Kern der Diskussion beim Mobilfunk ist<br />

die Frage der Bewertung möglicher gesundheitlicher<br />

Beeinträchtigungen aufgrund der<br />

sogenannten athermischen Effekte der vom<br />

Mobilfunk ausgehenden elektromagnetischen<br />

Felder.<br />

Die Untersuchungen über mögliche Auswirkungen<br />

elektromagnetischer Felder sind zahlreich<br />

und vielfältig. Hinzu kommt, dass in der Wissenschaft<br />

unterschiedliche Schlussfolgerungen<br />

hinsichtlich möglicher gesundheitlicher<br />

Risiken von elektromagnetischen Feldern<br />

gezogen werden. Dies liegt zum einen<br />

an der besonderen Gewichtung einzelner Forschungsergebnisse<br />

und zum anderen an der<br />

Bewertung von Effekten, deren gesundheitliche<br />

Relevanz unklar ist. Auch sind die Auffassungen,<br />

was noch als begründeter Verdacht<br />

auf eine nicht auszuschließende gesundheitliche<br />

Wirkung zählt und was bloße Spekulation<br />

ist, sehr unterschiedlich.<br />

Angesichts dessen ist es unerlässlich, mögliche<br />

Gesundheitsrisiken durch den Mobilfunk<br />

anhand der Gesamtheit aller Studien nach wissenschaftlichen<br />

Kriterien zu beurteilen. Die<br />

Hervorhebung von Einzelergebnissen oder<br />

auch eine spezifische Auswahl von Studien<br />

sind für eine objektive Bewertung nicht geeignet.<br />

Das Ministerium für Umwelt und Verkehr greift<br />

in dieser durch unterschiedliche Einschätzungen<br />

gekennzeichneten Situation auf die Aussagen<br />

und Beurteilungen international anerkannter<br />

Fachgremien zurück. Diese sind z. B.<br />

die Internationale Kommission für den Schutz<br />

vor nichtionisierenden Strahlen (ICNIRP), die<br />

Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder<br />

auch die Deutsche Strahlenschutzkommission<br />

(SSK).<br />

Zusammenfassend ergibt sich danach folgender<br />

Sachverhalt:<br />

Die biologische Wirkung hochfrequenter elektromagnetischer<br />

Felder besteht vor allem in<br />

ihren thermischen Effekten, also der Zuführung<br />

von Wärme. Starke hochfrequente elektromagnetische<br />

Felder können Erwärmungen des<br />

Körpers bis hin zu Verbrennungen verursachen.<br />

Solche schädigenden thermischen Effekte<br />

sind bei Einhaltung der Immissionsgrenzwerte<br />

der 26. BImSchV, die auf den<br />

Empfehlungen der ICNIRP und der SSK beruhen,<br />

ausgeschlossen. Durch diese Grenzwerte<br />

wird die Erwärmung von Körpergewebe<br />

durch elektromagnetische Felder auf ein Maß<br />

beschränkt, das durch die Wärmeregulation<br />

des Körpers ausgeglichen werden kann. Das<br />

gilt auch für den Fall, dass man über einen<br />

langen Zeitraum einem hochfrequenten elektromagnetischen<br />

Feld ausgesetzt ist.<br />

Ob darüber hinaus athermische Effekte auftreten,<br />

die gesundheitlich relevant sind, konnte<br />

die Wissenschaft bislang nicht eindeutig klären.<br />

“Athermisch” heißt, dass die Energiemengen<br />

der einwirkenden elektromagnetischen<br />

Felder unter denen liegen, die zu einer<br />

messbaren Erwärmung des Gewebes führen.<br />

Gepulste elektromagnetische Felder, wie sie<br />

insbesondere beim Mobilfunkbetrieb auftreten,<br />

beurteilt die Strahlenschutzkommission wie<br />

folgt: „Zur Beurteilung der Exposition mit<br />

gepulsten elektromagnetischen Feldern liegen<br />

nur begrenzt Ergebnisse vor. Gepulste hochfrequente<br />

Felder ausreichender Intensität können<br />

zu speziellen Effekten, wie z. B. dem<br />

Mikrowellenhörphänomen, führen. Andere<br />

Befunde, wie z. B. Schädigungen der Netzhaut,<br />

konnten bislang nicht bestätigt werden.<br />

Eine große Zahl von Untersuchungen über die<br />

biologischen Auswirkungen von amplitudenmodulierten<br />

elektromagnetischen Feldern,<br />

- 21 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Mobilfunk und Immissionsschutz<br />

meistens bei niedrigen Expositionswerten<br />

durchgeführt, haben widersprüchliche Ergebnisse<br />

erbracht. Gesundheitlich relevante athermische<br />

Wirkungen gepulster oder amplitudenmodulierter<br />

elektromagnetischer Felder sind<br />

derzeit nicht belegt.“ (Aus “Schutz der Bevölkerung<br />

bei Expositionen durch elektromagnetischen<br />

Feldern (bis 300 GHz)”, Bericht der<br />

Strahlenschutzkommission, Heft 23, 1999, S.<br />

35).<br />

Insgesamt ist nach Auffassung der internationalen<br />

und nationalen Expertengremien eine<br />

gesundheitliche Gefährdung oder Beeinträchtigung<br />

durch athermische Effekte nicht ausreichend<br />

nachgewiesen, um in die Festsetzung<br />

von Grenzwerten einbezogen zu werden.<br />

Die T-Mobil, Darmstadt, hat aufgrund der teilweise<br />

sehr unterschiedlichen Bewertung wissenschaftlicher<br />

Ergebnisse im Jahr 2000 ein<br />

Projekt gestartet, um Möglichkeiten für eine<br />

sachliche und faktenbezogene Auseinandersetzung<br />

mit Forschungsergebnissen zu finden.<br />

Als ersten Teilschritt des Projektes wurden vier<br />

Institute mit unterschiedlichem Erfahrungshorizont<br />

beauftragt, die einschlägige wissenschaftliche<br />

Literatur zu sichten und anhand von<br />

ca. 100 relevanten Arbeiten, den Erkenntnisstand<br />

zu möglichen gesundheitlichen Auswirkungen<br />

des Mobilfunks darzulegen und zu<br />

bewerten. Die häufig zitierte Studie des<br />

ECOLOG-Institut für sozial-ökologische Forschung<br />

und Bildung gGmbH, Hannover, welche<br />

von den ICNIRP-Empfehlungen abweichende<br />

Grenzwerte empfiehlt, ist eine dieser<br />

vier Studien. Als zweiten Teilschritt sollen diese<br />

vier Gutachten von einer Expertengruppe<br />

unter Moderation der Programmgruppe<br />

Mensch, Umwelt und Technik (MUT) am Forschungszentrum<br />

Jülich ausgewertet und mit<br />

den im ersten Teilschritt beauftragten Instituten<br />

diskutiert werden. Einzelheiten des Projektes<br />

einschließlich der vier Gutachten des<br />

ersten Teilschritts sind im Internet unter der<br />

Adresse http://www.emf-risiko.de/projekte/<br />

pro_emf.html zu finden. Dort wird u.a. ausgeführt:<br />

„Diese Gutachten weisen folgende Gemeinsamkeiten<br />

und Unterschiede auf:<br />

• Keines der Gutachten kommt zu dem<br />

Schluss, dass es wissenschaftliche Nachweise<br />

für Risiken unterhalb der derzeit<br />

gültigen Grenzwerte gibt.<br />

• Unterschiede finden sich jedoch im Hinblick<br />

auf die Bewertung, im welchen Umfang<br />

gesicherte Erkenntnisse vorliegen.<br />

• Die Gutachten unterscheiden sich auch in<br />

Bezug darauf, ob und in welchem Ausmaß<br />

Vorsorgemaßnahmen für den Gesundheitsschutz<br />

für notwendig erachtet werden.<br />

Es kommt nun darauf an, einen fairen und<br />

fachlich kompetenten Diskussionsprozess zu<br />

führen.“<br />

In einer ersten Analyse wurden die für die<br />

Gutachten jeweils herangezogene Datenbasis<br />

verglichen. Es zeigte sich, dass von den Gutachtern<br />

in beträchtlichem Maße unterschiedliche<br />

wissenschaftliche Arbeiten herangezogen<br />

wurden. Dies sagt nichts über die<br />

Qualität der einzelnen Gutachten aus, macht<br />

aber deutlich, dass es offensichtlich keine einheitlich<br />

verwendeten Kriterien für die Auswahl<br />

dieser Arbeiten gibt.<br />

Die besondere Bedeutung der vier von T-Mobil<br />

beauftragten Gutachten – und damit auch<br />

der ECOLOG-Studie – liegt vor allem in dem<br />

Versuch, die verschiedenen Ansätze der Gutachter<br />

für die gewählte fachliche Grundlage<br />

und die darauf aufbauende Bewertung aufzuzeigen<br />

und zu diskutieren. Der zweite Teilschritt<br />

des Vorhabens ist daher geeignet, zu einer<br />

Versachlichung der Diskussion beizutragen.<br />

Da die Frage möglicher gesundheitlicher Beeinträchtigungen<br />

insbesondere durch den<br />

Mobilfunk weite Bevölkerungskreise betrifft,<br />

wird die wissenschaftliche Literatur laufend<br />

durch interdisziplinär besetzte nationale und<br />

internationale Expertengremien bewertet.<br />

So legte im Mai 2000 eine britische Expertengruppe,<br />

die “Independent Expert Group on<br />

Mobile Phones”, die Ergebnisse ihrer Arbeit<br />

vor. Sie kommt darin zu dem Schluss, dass<br />

sich in der Gesamtschau gegenwärtig aus dem<br />

Mobilfunk ein Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung<br />

nicht belegen lässt. Gleichwohl gibt es<br />

nach Auffassung der Expertengruppe vorläufige<br />

wissenschaftliche Hinweise darauf, dass<br />

- 22 -


Mobilfunk und Immissionsschutz<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

die Exposition gegenüber der Strahlung aus<br />

dem Mobilfunk subtile biologische Effekte verursachen<br />

könnte. Dies bedeute nicht zwangsläufig<br />

eine Beeinflussung der Gesundheit, andererseits<br />

könnten gesundheitlich nachteilige<br />

Effekte auch nicht völlig ausgeschlossen werden.<br />

Aus diesem Grund empfiehlt die Expertengruppe<br />

beim Umgang mit der Mobilfunktechnik<br />

Aspekte der Vorsorge zu berücksichtigen,<br />

bis detailliertere und wissenschaftlich<br />

belastbare Informationen verfügbar seien.<br />

So wird beispielsweise auch empfohlen, dass<br />

die Grenzwertempfehlungen der Internationalen<br />

Kommission für den Schutz vor nichtionisierenden<br />

Strahlen (ICNIRP) in Großbritannien<br />

übernommen werden sollten. In Großbritannien<br />

bleiben - anders als in Deutschland -<br />

die Grenzwerte bisher etwa um den Faktor fünf<br />

hinter dem Schutzniveau der ICNIRP-Empfehlungen<br />

zurück. Die Arbeit der britischen Expertengruppe<br />

einschließlich des vollständigen<br />

Abschlussberichts kann im Internet unter der<br />

Adresse http://www.iegmp.org.uk/ eingesehen<br />

werden.<br />

Erst im September 2001 legte die deutsche<br />

Strahlenschutzkommission (SSK) ihre Empfehlung<br />

„Grenzwerte und Vorsorgemaßnahmen<br />

zum Schutz der Bevölkerung vor elektromagnetischen<br />

Feldern“ vor. Sie überprüfte den<br />

aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />

zu Gesundheitsbeeinträchtigungen<br />

durch statische und niederfrequente elektrische<br />

und magnetische sowie hochfrequente<br />

elektromagnetische Felder auf den Menschen.<br />

Beurteilt wurde, ob neue wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />

und Risiken durch die Exposition mit<br />

elektromagnetischen Feldern vorliegen, die<br />

über die wissenschaftlichen Erkenntnisse hinausgehen,<br />

die den Grenzwertempfehlungen<br />

der ICNIRP von 1998 zugrunde lagen. Ausdrücklich<br />

wurde auch geprüft, inwieweit die wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse Vorsorgemaßnahmen<br />

nahe legen.<br />

Gesundheitsbeeinträchtigungen keine neuen<br />

wissenschaftlichen Hinweise vorliegen, die das<br />

Schutzkonzept der ICNIRP bzw. der EU-Ratsempfehlung<br />

und damit die bestehenden Grenzwerte<br />

in Frage stellen.<br />

Weiter stellt die SSK fest, dass sich auch unter<br />

Berücksichtigung des Umfangs und des<br />

Ausmaßes der Verdachtsmomente ein über die<br />

bisher bekannten gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />

hinausgehendes zusätzliches<br />

Risiko nicht angeben lässt. Sie sieht daher<br />

auch keinen Anlass, unterhalb von den wissenschaftlich<br />

begründeten Grenzwerten zusätzliche<br />

Vorsorgewerte zu empfehlen. Die<br />

SSK weist darauf hin, dass unter dem Gesichtspunkt<br />

des vorsorgenden Gesundheitsschutzes<br />

– entgegen der öffentlichen Besorgnis,<br />

die vor allem ortsfeste Anlagen betrifft –<br />

die Immissionen insbesondere durch die elektromagnetischen<br />

Felder aus Geräten z. B.<br />

Endgeräten der mobilen Telekommunikation<br />

zu betrachten sind, weil es hier am ehesten zu<br />

einer hohen Exposition eines Nutzers kommen<br />

kann. Empfehlungen werden vor allem im Sinne<br />

einer Minimierung von Expositionen durch<br />

elektromagnetische Felder im Rahmen der<br />

technischen und wirtschaftlich sinnvollen Möglichkeiten<br />

ausgesprochen. Weitere Empfehlungen<br />

betreffen die verstärkte Information der<br />

Öffentlichkeit und Anregungen für weitere Forschungsarbeiten,<br />

die sich aus den Verdachtsbzw.<br />

Hinweismomenten ergeben.<br />

Das Ministerium für Umwelt und Verkehr begrüßt<br />

die klaren und wissenschaftlich fundierten<br />

Empfehlungen der Strahlenschutzkommission<br />

(SSK). Sie sieht in den Empfehlungen<br />

der SSK einen wertvollen Beitrag zur Versachlichung<br />

der Diskussion.<br />

Stuttgart, im September 2001<br />

Dr. Udo Weese<br />

Die SSK unterscheidet in ihrer Empfehlung<br />

vom September 2001 zwischen den Kategorien<br />

wissenschaftlicher Nachweis, wissenschaftlich<br />

begründeter Verdacht und wissenschaftlicher<br />

Hinweis. Sie kommt darin zu dem<br />

Schluss, dass im Hinblick auf nachgewiesene<br />

- 23 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Quelle:<br />

Berichte der Landesanstalt für Umweltschutz Nr.20<br />

„Elektrische und magnetische Felder im Alltag“<br />

1.Auflage 1997, Seite 6 Abb.2.1<br />

- 24 -


Vorsorge aus der Sicht des BfS<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

Vorsorge aus der Sicht des BfS<br />

Dr.Olaf Schulz<br />

Bundesamt für Strahlenschutz, Institut für Strahlenhygiene<br />

Inhalt<br />

• Bewertung des wissenschaftlichen Kenntnisstandes<br />

• Nachweis; Grenzwerte der 26. BImSchV<br />

• Hinweis, Verdacht; Vorsorge<br />

• Empfehlungen zur Vorsorge<br />

• Zusammenfassung<br />

Bewertung des wissenschaftlichen Kenntnisstandes<br />

Grundlage:<br />

Wissenschaftlich dokumentierte und verfügbare Daten<br />

(Subjektive Erfahrungswerte: wichtig als Ausgangspunkt für<br />

Forschung).<br />

Bewertung:<br />

• Gesamtheit der Daten (möglichst umfassend)<br />

• Bewertung erfordert Fachwissen aus Biologie, Physik, etc.<br />

interdisziplinär besetzte Gremien notwendig<br />

u.a. Royal Society of Canada, 1999<br />

IEGMP („Stewart-Report“), 2000<br />

Strahlenschutzkommission, 09.2001<br />

- 25 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Vorsorge aus der Sicht des BfS<br />

Nachweis<br />

• eines biologischen Effekts<br />

• einer Gesundheitsbeeinträchtigung<br />

• mehrere Untersuchungen<br />

• unabhängig bestätigt (reproduzierbar)<br />

• wissenschaftliches Gesamtbild stützt das Vorliegen<br />

eines kausalen Zusammenhanges<br />

Nachgewiesene gesundheitliche Wirkungen ab bestimmten<br />

Schwellenintensitäten: Folge von Temperaturerhöhungen<br />

26. BImSchV / Empfehlung des Rates der EU (1999/519/EG):<br />

Grenzwerte schließen die bislang wissenschaftlich<br />

nachgewiesenen, gesundheitlichen Risiken aus.<br />

Hinweis, Verdacht<br />

• auf einen biologischen Effekt<br />

• auf eine Gesundheitsbeeinträchtigung<br />

Verdacht:<br />

Hinweis:<br />

- mehrere Untersuchungen<br />

- unabhängig bestätigt<br />

- durch das wissenschaftliche<br />

Gesamtbild nicht ausreichend<br />

gestützt<br />

- einzelne Untersuchungen<br />

- nicht unabhängig bestätigt<br />

- durch das wissenschaftliche<br />

Gesamtbild nicht gestützt<br />

SSK, 2001: Unterhalb der Grenzwerte kein Verdacht aber Hinweise auf<br />

gesundheitliche Risiken.<br />

- 26 -


Vorsorge aus der Sicht des BfS<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

Biologische Wirkungen<br />

... bei Intensitäten, die bei der Verwendung von Mobilfunktelefonen<br />

auftreten können:<br />

Hinweise auf Veränderungen des Schlaf EEGs, von ereigniskorrelierten<br />

EEGs und im Rahmen kognitiver Tests u.a.<br />

Wissenschaftliche Ergebnisse deuten auf bisher nicht erklärbare<br />

Wirkungszusammenhänge hin.<br />

Die Möglichkeit bisher nicht nachgewiesener Risiken besteht.<br />

Diese sind angesichts des bisherigen wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisstandes wahrscheinlich gering, können aber<br />

Millionen von Menschen betreffen.<br />

Vorsorge<br />

Vorsorge („Verringerung möglicher Risiken“)<br />

- Hinweise aus einzelnen Studien & Biologische Wirkungen (Handys).<br />

- Berichte aus der Bevölkerung<br />

Notwendigkeit von Vorsorge - v.a. hinsichtlich der Exposition<br />

durch Handys<br />

Basisstationen:<br />

• Zusätzliche Felder,<br />

• Radio- und Fernsehsender:<br />

gleiche Größenordnung,<br />

• Keine qualitativ anderen<br />

Wirkungen nachgewiesen.<br />

Mobilfunktelefone:<br />

• Nutzer relativ hohen Feldern<br />

ausgesetzt,<br />

• Feldquelle direkt am Kopf<br />

= neue Situation.<br />

- 27 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Vorsorge aus der Sicht des BfS<br />

Empfehlungen zur Vorsorge<br />

Möglichst geringe Exposition der Bevölkerung<br />

- Kriterium bei Planung und Auswahl von Standorten<br />

sowie bei der Netzplanung.<br />

- Besondere Berücksichtigung von Schulen, Kindergärten, etc.<br />

Information der Bevölkerung<br />

- Sachliche und neutrale Information zum wissenschaftlichen<br />

Kenntnisstand.<br />

- Information/Beteiligung vor Errichtung von Basisstationen.<br />

- Informationen zu Handys und<br />

zum vorsichtigen Umgang mit Handys (http://www.bfs.de)<br />

Fortführung und Intensivierung der Forschung<br />

Forschungsprogramm bis 2005<br />

Zusammenfassung<br />

Bewertung der wissenschaftlichen Kenntnisstandes durch<br />

interdisziplinäre, fachlich kompetente Gremien.<br />

Keine Gefährdung durch die Felder von Basisstationen nachgewiesen<br />

aber wissenschaftliche Hinweise und Berichte aus der Bevölkerung.<br />

Möglichkeit bisher nicht nachgewiesener Risiken besteht; diese<br />

sind wahrscheinlich gering betreffen aber Millionen von Menschen.<br />

Vorsorge notwendig - Handys!<br />

• Möglichst geringe Exposition der Bevölkerung<br />

• Information der Bevölkerung<br />

• Fortführung und Intensivierung der Forschung<br />

- 28 -


Vorsorge aus der Sicht des BfS<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

Die Intensität der hochfrequenten elektromagnetischen<br />

Felder im Alltag nimmt durch den<br />

rasanten flächendeckenden Ausbau neuer<br />

Funksysteme zu. Damit gewinnen auch Strahlenschutzmaßnahmen<br />

immer mehr an Bedeutung.<br />

Das Bundesamt für Strahlenschutz<br />

(BfS) befasst sich seit Beginn der Entwicklung<br />

intensiv mit diesem Thema. 1997 wurden in<br />

Deutschland Grenzwerte für ortsfeste Funksendeanlagen<br />

in der „Verordnung über elektromagnetische<br />

Felder“ auf der Grundlage des<br />

Bundesimmissionsschutzgesetzes (26.<br />

BlmSchV) rechtlich verankert.<br />

Die Grenzwerte greifen Empfehlungen der „Internationalen<br />

Kommission zum Schutz vor<br />

nichtionisierender Strahlung“ (ICNIRP) und der<br />

Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf. Auch<br />

die Europäische Union stützte 1999 ihre Ratsempfehlung<br />

auf die internationalen Empfehlungen<br />

(1999/519/EC). Zur Zeit gibt es bei Einhaltung<br />

der Grenzwerte keine wissenschaftlichen<br />

Beweise für gesundheitsschädliche Wirkungen.<br />

In einigen wissenschaftlichen Publikationen<br />

gibt es allerdings Hinweise auf biologische Wirkungen,<br />

die den Gedanken der Vorsorge nahe<br />

legen. Nach allem, was bisher bekannt ist, ist<br />

ein eventuell vorhandenes gesundheitliches<br />

Risiko zwar gering, könnte jedoch durch den<br />

flächendeckenden Einsatz neuer Funktechnik<br />

viele Menschen betreffen. Das BfS setzt sich<br />

aus diesem Grund für Maßnahmen ein, die<br />

eine Reduzierung eines möglichen Risikos bewirken<br />

können. Geeignet sind Maßnahmen zur<br />

Verringerung der Intensität oder zur Verkürzung<br />

der Dauer der Exposition. Auch weitere<br />

Forschung und umfassende Information zum<br />

Thema dienen der Vorsorge. Dort, wo sich viele<br />

Menschen dauerhaft aufhalten, insbesondere<br />

in Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern und<br />

ähnlichen Einrichtungen, soll die Einwirkung<br />

durch hochfrequente elektromagnetische Felder<br />

(„Exposition“) möglichst gering sein. Entscheidend<br />

ist dafür nicht allein der Standort einer<br />

Funksendeanlage, sondern die tatsäch<br />

liche Intensität der Strahlung („Exposition“) für<br />

die Menschen.<br />

Individuelle Vorsorge<br />

Die elektromagnetischen Felder, die beim Telefonieren<br />

mit dem Handy auftreten, sind im<br />

Allgemeinen sehr viel stärker als die Felder,<br />

denen man z.B. durch benachbarte Mobilfunk-<br />

Basisstationen ausgesetzt ist. Daher hält es<br />

das BfS für wichtig, die Felder, denen die Nutzer<br />

von Handys ausgesetzt sind, möglichst<br />

gering zu halten. Ganz besonders gilt dies für<br />

Kinder und Jugendliche, die sich noch in der<br />

Entwicklung befinden und gesundheitlich empfindlicher<br />

reagieren.<br />

Die persönliche Strahlenbelastung lässt sich<br />

oft einfach und wirkungsvoll verringern, ohne<br />

auf die Vorteile eines Handys verzichten zu<br />

müssen. Konkrete Vorsorge kann im Einzelnen<br />

bedeuten:<br />

· In Situationen, in denen genauso gut mit<br />

einem Festnetz wie mit einem Handy telefoniert<br />

werden kann, sollte das Festnetz<br />

genutzt werden.<br />

· die Dauer der Exposition verringern, also<br />

beispielsweise Telefonate per Handys kurz<br />

halten. Nicht benötigte Handys können ausgeschaltet<br />

werden.<br />

· Abstand halten: Wenn beim mobilen Telefonieren<br />

Head-Sets benutzt werden, verringert<br />

sich wegen des größeren Abstandes<br />

zwischen Kopf und Antenne der SAR-<br />

Wert, und damit die Exposition, deutlich.<br />

Ähnliches gilt beim Versenden von Short-<br />

Messages (SMS).<br />

· Möglichst nicht bei schlechtem Empfang telefonieren:<br />

Die Leistung, mit der das Handy<br />

sendet, richtet sich nach der Güte der Verbindung<br />

zur nächsten Basisstation. Autokarosserien<br />

verschlechtern z.B. die Verbindung<br />

für Handys ohne Außenantenne, die<br />

Handys senden deshalb mit einer höheren<br />

Leistung.<br />

· SAR-Werte der Handys beachten: Handys<br />

verwenden, bei denen der Kopf möglichst<br />

geringen Feldern ausgesetzt ist, Maßstab<br />

dafür ist der SAR-Wert von 2 W/kg, der so<br />

weit wie möglich unterschritten werden<br />

sollte.<br />

Eine entsprechende Kennzeichnung der Geräte<br />

ist von der Industrie geplant.<br />

Anmerkung der Redaktion:<br />

Der Text wurde der Broschüre „Strahlenthemen“<br />

des Bundesamtes für Strahlenschutz vom November<br />

2001 mit dem Titel „Mobilfunk und Sendetürme“<br />

entnommen.<br />

- 29 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Biologische Wirkungen<br />

Biologische Wirkungen der hochfrequenten Felder<br />

des Mobilfunks<br />

Dr.Jutta Brix<br />

Institut für Strahlenhygiene, Bundesamt für Strahlenschutz<br />

Frequenz f (Hz)<br />

elektrische Feldstärke E (V/m)<br />

magnetische Feldstärke H (A/m)<br />

ELEKTROMAGNETISCHE WELLEN<br />

Nahfeld<br />

Fernfeld<br />

Hochfrequenz 30 kHz-300 GHz<br />

Quelle HF- Feld exponierte Lebewesen<br />

elektrische Feldstärke E (V/m)<br />

Frequenz f (Hz) magnetische Feldstärke H (A/m) spezifische Absorptionsrate SAR (W/kg)<br />

Leistung (W) Leistungsflussdichte S (W/m 2 ) Stromdichte J (A/m²)<br />

Verwendete Begriffe und ihre Einheiten<br />

- 30 -


.<br />

Biologische Wirkungen<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

SAR<br />

[W/kg]<br />

1<br />

0,1<br />

Affe 0,3 W/kg bei 300 MHz<br />

Mensch<br />

0,2 W/kg bei 70 MHz<br />

Maus 2 W/kg bei 2450 MHz<br />

0,01<br />

Mensch 0,03 W/kg bei 2450 MHz<br />

0,001<br />

Leistungsflussdichte: 10 W/m 2<br />

10 100 1000 10 000<br />

Frequenz<br />

[MHz]<br />

Körpergröße bestimmt SAR<br />

Wechselwirkungsmechanismen von HF-Feldern<br />

Primärmechanismus<br />

⇒ Kraftwirkungen auf Ladungsträger, Atome und Moleküle<br />

Sekundärmechanismen<br />

⇒ Bewegung von Ionen, Atomen und Molekülen<br />

- Ladungsverschiebungen --> elektrische Felder<br />

(Reizwirkung bis 10 MHz)<br />

- Reibungsvorgänge --> Wärme<br />

Alle Vorgänge erfordern Schwellenwerte für die Auslösung von Reaktionen<br />

Wechselwirkungsmechanismen<br />

- 31 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Biologische Wirkungen<br />

Wirkungskaskade<br />

Physikalische Einwirkung<br />

Kraftwirkung auf Ladung<br />

Effekt<br />

z.B. Temperaturerhöhung<br />

Biologische Wirkung<br />

z.B. Thermoregulation<br />

Gesundheitliche Beeinträchtigung<br />

z.B. Hitzestress<br />

Wirkungskaskade<br />

Risikobewertung<br />

Berücksichtigt sind<br />

thermische Effekte<br />

gepulste HF-Felder<br />

Reizwirkung<br />

Verbrennungen und Schock<br />

(hohe Kontaktströme)<br />

Wärmewirkungskonzept<br />

Spezifische Absorptionsrate (SAR)<br />

Ruhe<br />

Bewegung<br />

Grundumsatz 80 W 400 W<br />

Körpermasse 80 kg 80 kg<br />

resultierende GK-SAR 1 W/kg 5 W/kg<br />

Basisgrenzwerte<br />

berufsbedingte Exposition<br />

Bevölkerung<br />

GK - SAR < 0,4 W/kg<br />

TK - SAR < 100 mW/10g (10W/kg<br />

GK - SAR < 0,08 W/kg<br />

TK - SAR < 20 mW/10g (2 W/kg)<br />

Ganzkörper (GK) - und Teilkörper (TK) - Basisgrenzwerte<br />

- 32 -


Biologische Wirkungen<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

Wirkungen niederfrequent modulierter Hochfrequenzfelder<br />

Bevölkerung Probanden / Tiere isolierte Zellen<br />

Zusammentreffen vieler Faktoren<br />

Hinweise auf Zusammenhänge<br />

Exposition und Erkrankungen<br />

Randbedingungen<br />

Untersuchungsziel<br />

weitgehend kontrollierte Bedingungen<br />

Erstellen biophysikalischer Wirkungsmodelle<br />

Erstellen einer Dosis-Wirkungsbeziehung<br />

• retrospektive Expositionsdaten unzureichend<br />

• Kontrollgruppen ohne Exposition<br />

• Trennung anderer Ursachen schwierig<br />

Probleme<br />

• Experimente mit untypischen und hohen Expositionen<br />

• Übertragbarkeit auf den Menschen<br />

• Adaptions- und Regulationsmöglichkeiten bei Organismen<br />

Wirkungen niederfrequent modulierter Hochfrequenzfelder<br />

Probanden Tiere isolierte Zellen<br />

Expositionen deutlich oberhalb 0,08 W/kg<br />

• Hirnstromaktivität<br />

(EEG-α-Band)<br />

• langsame Potentiale<br />

• Kognition (Reaktionszeiten)<br />

• Wahrnehmungen<br />

• Innenohr<br />

• Lymphominzidenz<br />

(Eµ-pim1 Maus)<br />

• Tumore, Hirntumore<br />

• neuronale Aktivität<br />

• Verhalten<br />

• Blut-Hirn-Schranke<br />

• Kalziumpermeabilität<br />

• neuronale Aktivität<br />

• Hemmung zytotoxischer<br />

Aktivität von Lymphozyten<br />

• Enzymaktivität (ODC)<br />

• DNA-Strangbrüche<br />

→ Ergebnisse widersprüchlich, Fehlen der Wirkungsmechanismen<br />

- 33 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Biologische Wirkungen<br />

In vitro krebsrelevante Untersuchungen<br />

DNA-Strangbrüche: Comet Assay<br />

2,45 GHz:<br />

Lai, Singh (´95;´96) 1,2 W/kg Effekt<br />

Malyapa et al. (´97a) 0,7 & 1,9 W/kg kein Effekt<br />

Vijayalaxmi et al. (´00) 2,1 W/kg kein Effekt<br />

835 MHz:<br />

Malyapa et al. (´97b) 0,6 W/kg kein Effekt<br />

Phillips et al. (´98) 2,4 & 24 mW/kg DNA-Brüche<br />

aber auch verbesserte DNA-Reparatur<br />

In vitro krebsrelevante Untersuchungen<br />

In vitro krebsrelevante Untersuchungen<br />

Expositionen fast immer deutlich über 0,08 W/kg, bis zu 6,5 W/kg<br />

Krebsrelevante Proteine<br />

z.B. ODC, Hitzestressproteine, Tumorsuppressor-Proteine<br />

Genexpression (verschiedene Onkogene, c-jun, c-fos)<br />

Chromosomenaberration, Mikrokernbildung, Schwesterchromatidaustausch<br />

(SCE)<br />

Einzelne unbestätigte Ergebnisse, uneinheitliches Bild<br />

In vitro krebsrelevante Untersuchungen<br />

- 34 -


Biologische Wirkungen<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

Tiermodelle zur Tumorpromotion<br />

- Imaida et al. 1998 (chemisch induzierter Leberkrebs)<br />

- Chagnaud et al. 1999 (Benzol induzierte Tumore)<br />

- Adey et al. 1999 (chemisch induzierte Hirntumore)<br />

- Hihashikubo et al. 1999 (9L Gliosarcoma)<br />

==> kein promovierender Effekt<br />

Repacholi et al. 1997 (Lymphome, genmanipulierte Mäuse)<br />

==> Inzidenzerhöhung<br />

Intensitäten oberhalb der Grenzwerte für Sendeanlagen,<br />

oder im Bereich von Mobiltelefonen<br />

Tiermodelle zur Tumorpromotion<br />

Blut-Hirn-Schranke: erhöhte Albuminkonzentration im Gehirn<br />

Rattenmodell:<br />

Fritze et al. (´97):<br />

Fig.1: Schematic drawing of a capillary with<br />

astrocytes<br />

Ratte: Salford, Persson, Brun (´94, ´97)<br />

SAR 0,0004 – 0,008<br />

W/kg<br />

0,02 –0,08<br />

W/kg<br />

0,11-0,95<br />

W/kg<br />

1,7 – 8,3<br />

W/kg<br />

915 MHz Tiere p


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Biologische Wirkungen<br />

auf der Oberfläche eines inhomogenen<br />

Modells des menschlichen Kopfes<br />

innerhalb eines SAM-Phantoms<br />

(specific antropomorphic mannequin)<br />

SAR-Verteilung bei Verwendung eines Mobiltelefons<br />

Quelle: IMST, Dr. Achim Bahr (2001)<br />

Einzelfallbeschreibung in den USA<br />

und Schadensersatzklage<br />

epidemiologische Studien:<br />

- Hardell et al. 1999<br />

- Muscat et al. 2000<br />

- Inskip et al. 2000<br />

- Johansen et al. 2001<br />

==> kein erhöhtes Tumorrisiko<br />

aber: kurzer Beobachtungszeitraum,<br />

fehlende Dosimetrie<br />

Foto: MAX<br />

==> multinationale IARC Handystudie<br />

Handynutzung und Hirntumore<br />

- 36 -


Biologische Wirkungen<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

Multizentrische Studie der WHO/IARC<br />

Mobiltelefon und Tumoren im Kopf-Nacken-Bereich<br />

13 Länder: Unterschiedliche Systeme, analoge wie digitale Mobilfunksysteme<br />

Ziel: Teilnahme von mehr als 6000 Patienten und 6000 Kontrollen<br />

Interviewstudie mit abgestimmten Fragebögen zur Handy-Nutzung<br />

BMU / BfS: Untersuchungen an einem größeren Kollektiv soll Aussagen<br />

für deutsche Verhältnisse ermöglichen, nur GSM, 1 Patient und<br />

2 Kontrollen<br />

Laufzeit bis 2004<br />

WHO-Handy-Studie<br />

Anmerkung der Redaktion:<br />

Die wissenschaftliche Basis der Folien von Frau Dr.Brix war die Empfehlung der Strahlenschutzkommission<br />

„Grenzwerte und Vorsorgemaßnahmen zum Schutz der Bevölkerng vor elektromagnetischen<br />

Feldern“, die in der 173.Sitzung der Strahlenschutzkommission am 04.Juli 2001<br />

verabschiedet wurde.<br />

Auszüge aus der SSK-Empfehlung, deren Texte die vorliegenden Abbildungen ergänzen, finden<br />

Sie auf den folgenden Seiten.<br />

- 37 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Strahlenschutzkommission<br />

Grenzwerte und Vorsorgemaßnahmen zum Schutz<br />

der Bevölkerung vor elektromagnetischen Feldern<br />

Empfehlung der Strahlenschutzkommission<br />

Verabschiedet in der 173. Sitzung der Strahlenschutzkommission am 04. Juli 2001<br />

Auszüge zum Thema „Hochfrequente elektromagnetische<br />

Felder“<br />

Original und Literaturverzeichnis siehe<br />

www.SSK.de, Publikationen 2001<br />

Einführung<br />

In der Öffentlichkeit kam die Risiko-Diskussion<br />

im Zusammenhang mit elektromagnetischen<br />

Feldern in den 80er Jahren mit der Einführung<br />

von Mikrowellenherden im Haushalt<br />

und der zunehmenden Verwendung von Bildschirmgeräten<br />

im Büro auf. Seit Ende der 80er<br />

Jahre hat die öffentliche Diskussion der Frage<br />

möglicher Gesundheitsbeeinträchtigungen<br />

durch nieder- und hochfrequente Felder zugenommen.<br />

Ab den 90er Jahren sind Mobilfunksendemasten<br />

und Handys in den Mittelpunkt<br />

der Diskussion gerückt, die sich durch<br />

die geplante Einführung der UMTS-Technologie<br />

noch deutlich verstärkt hat.<br />

Die Strahlenschutzkommission (SSK) ist vom<br />

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz<br />

und Reaktorsicherheit gebeten worden, in Vorbereitung<br />

der Novellierung der 26. Verordnung<br />

zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes<br />

(Verordnung über elektromagnetische<br />

Felder - 26. BImSchV) [1] den aktuellen<br />

Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />

zu Gesundheitsbeeinträchtigungen durch<br />

statische und niederfrequente elektrische und<br />

magnetische sowie hochfrequente elektromagnetische<br />

Felder 1) auf den Menschen zu überprüfen.<br />

Dabei war zu beurteilen, ob neue wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse zu gesundheitlichen<br />

Beeinträchtigungen und Risiken durch die<br />

Exposition mit elektromagnetischen Feldern<br />

vorliegen, die über die wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />

hinausgehen, die den Grenzwertempfehlungen<br />

der Internationalen Kommission<br />

für den Schutz vor nichtionisierender Strahlung<br />

(ICNIRP) zugrunde lagen. Dabei sollte<br />

ausdrücklich auch geprüft werden, inwieweit<br />

die wissenschaftlichen Erkenntnisse Vorsorgemaßnahmen<br />

nahe legen.<br />

Analysen zur Frage der Gesundheitsbeeinträchtigung<br />

durch elektromagnetische Felder<br />

sind von der SSK 1998 [2] sowie von ICNIRP<br />

[5], die auch die Basis der EU-Ratsempfehlung<br />

[3] waren, durchgeführt worden. Dabei stand<br />

die Erkennung von nachweisbaren biologischen<br />

Reaktionen und die Bewertung ihrer gesundheitlichen<br />

Wirkungen im Vordergrund. Ziel<br />

der vorliegenden Empfehlung der<br />

Strahlenschutzkommission ist es, auch den<br />

Aspekt der Vorsorge mit in die Bewertung einzubeziehen.<br />

Die vorliegende Bewertung konzentriert<br />

sich auf die wissenschaftlichen Publikationen,<br />

die ab 1998 veröffentlicht wurden.<br />

Im Bereich der hochfrequenten elektromagnetischen<br />

Felder sind dabei sowohl Erkenntnisse<br />

zu den thermisch bedingten Reaktionen als<br />

auch zu den Reaktionen bei Expositionen<br />

durch Felder, die nur zu vernachlässigbaren<br />

Temperaturerhöhungen führen, betrachtet<br />

worden 2) .<br />

1)<br />

Im Folgenden kurz als elektromagnetische Felder<br />

(Abkürzung EMF) bezeichnet.<br />

2)<br />

Dies war - entgegen der in einigen Veröffentlichungen<br />

vertretenen Auffassung - auch in der bisherigen<br />

Arbeit der Kommission der Fall. Für die früheren<br />

Empfehlungen waren aber letztlich die thermisch<br />

bedingten Reaktionen entscheidend, weil sie bei<br />

geringeren Feldstärken eintreten als nachgewiesene<br />

athermische Reaktionen. Der zum Teil in der öffentlichen<br />

Diskussion erhobene Vorwurf, die bisherigen<br />

Empfehlungen schützen die Bevölkerung lediglich vor<br />

thermischen Reaktionen, trifft deshalb nicht zu.<br />

- 38 -


Strahlenschutzkommission<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

Kapitel 3 enthält eine zusammenfassende Bewertung<br />

der neueren wissenschaftlichen Literatur.<br />

Der Bewertung vorangestellt sind die<br />

wichtigsten Themen/Fragen, die in der öffentlichen<br />

Diskussion stehen. Kapitel 4 beinhaltet<br />

Empfehlungen zum Schutz vor nachgewiesenen<br />

Gesundheitsbeeinträchtigungen sowie<br />

Empfehlungen zur Vorsorge. Der Anhang umfasst<br />

eine Zusammenfassung wissenschaftlich<br />

nachgewiesener Reaktionen und Gesundheitsbeeinträchtigungen<br />

durch nieder- und<br />

hochfrequente Felder (Kap. A 1), ausführliche<br />

Begründungen der zusammenfassenden Bewertung<br />

in Kapitel 3, sowie eine Zusammenstellung<br />

der Grenzwerte.<br />

Literatur<br />

[1] Verordnung über elektromagnetische<br />

Felder - 26. BImSchV - 26. Verordnung zur<br />

Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes,<br />

BGBl. Teil I, Nr. 66, 20. Dezember<br />

1996.<br />

[2] Strahlenschutzkommission: Schutz der<br />

Bevölkerung bei Exposition durch elektromagnetische<br />

Felder (bis 300 GHz), Empfehlung der<br />

Strahlenschutzkommission, Berichte der SSK,<br />

Heft 23, Urban & Fischer, München 1999.<br />

[3] Empfehlung (1999/519/EG) des Rates vom<br />

12. Juli 1999 zur Begrenzung der Exposition der<br />

Bevölkerung gegenüber elektromagnetischen<br />

Feldern (0 Hz bis 300 GHz).<br />

[4] Mitteilung der Kommission der Europäischen<br />

Gemeinschaften: Die Anwendbarkeit des<br />

Vorsorgeprinzips, Brüssel 02. Februar 2000.<br />

[5] International Commission on Non-Ionizing<br />

Radiation Protection: Guidelines for limiting<br />

exposure to time-varying electric, magnetic, and<br />

electromagnetic fields (up to 300 GHz), Health<br />

Physics 1998 74 (4), 494-522.<br />

Erläuterung zentraler Begriffe und Methodik<br />

der Bewertung<br />

Elektrische, magnetische und elektromagnetische<br />

Felder können unter bestimmten Umständen<br />

zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen,<br />

bis hin zu Schädigungen, führen. Die<br />

Abfolge der Ereignisse, die schließlich eine gesundheitliche<br />

Beeinträchtigung hervorrufen<br />

kann, wird im Folgenden mit den Begriffen physikalische<br />

Einwirkung, Effekt und biologische<br />

Reaktion beschrieben. Dies ist unabhängig<br />

davon, ob Effekte einer kurzzeitigen oder einer<br />

andauernden (chronischen) Exposition<br />

bzw. Effekte, die unmittelbar (akut) oder erst<br />

nach einer gewissen Verzögerung auftreten,<br />

betrachtet werden.<br />

Die wesentliche physikalische Einwirkung elektrischer,<br />

magnetischer bzw. elektromagnetischer<br />

Felder auf den Körper äußert sich in<br />

Kräften, die auf elektrische Ladungen ausgeübt<br />

werden. Hierdurch werden Ströme im Körper<br />

erzeugt, die u.a. bei hohen Frequenzen<br />

zu Temperaturerhöhungen führen können.<br />

Die physikalische Einwirkung von elektromagnetischen<br />

Feldern kann - muss jedoch nicht<br />

- zu messtechnisch nachweisbaren physikalischen<br />

Effekten führen, z.B. in Form einer Temperaturerhöhung<br />

oder einer Veränderung der<br />

elektrischen Spannung über einer Zellmembran.<br />

Effekte stellen sich ohne aktives Zutun<br />

des Körpers ein.<br />

Effekte können - müssen jedoch nicht - eine<br />

aktive biologische Reaktion des Körpers hervorrufen.<br />

Hierzu gehört z.B. die Auslösung<br />

thermoregulatorischer Vorgänge.<br />

Biologische Reaktionen können - müssen jedoch<br />

nicht - zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />

führen. Sie liegen immer dann vor,<br />

wenn eine Beeinträchtigung der körperlichen<br />

Unversehrtheit, der Leistungsfähigkeit oder<br />

des Wohlbefindens erfolgt. Eine gesundheitliche<br />

Beeinträchtigung setzt eine biologische<br />

Reaktion voraus, der ein Effekt infolge einer<br />

physikalischen Einwirkung vorausgeht.<br />

Für die vorliegende Bewertung ist von zentraler<br />

Bedeutung, dass der Körper in vielfäl-<br />

- 39 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Strahlenschutzkommission<br />

tiger Art und Weise auf Einflüsse von außen<br />

reagieren kann, ohne dass dies stets gesundheitlich<br />

relevant sein muss. Es lassen<br />

sich daher durchaus Effekte oder Reaktionen<br />

beobachten, die keine Gesundheitsbeeinträchtigungen<br />

zur Folge haben.<br />

Bei der Bewertung von wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen muss geprüft werden, ob es<br />

sich um gesundheitliche Beeinträchtigungen<br />

oder um biologische Reaktionen handelt, die<br />

nach dem bisherigen Wissen in keinem Zusammenhang<br />

zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />

stehen.<br />

In Bezug auf die Qualität wissenschaftlicher<br />

Arbeiten orientiert sich die SSK an den anerkannten<br />

Qualitätsstandards für wissenschaftliche<br />

Forschung. Erforderlich ist dabei die Erfüllung<br />

von Mindestanforderungen an Objektivität,<br />

Kausalität und Reproduzierbarkeit. Ein<br />

wichtiger Anhaltspunkt für die Güte eines Forschungsberichtes<br />

ist es bereits, ob die Arbeit<br />

in einer anerkannten Fachzeitschrift publiziert<br />

wurde, die einem Begutachtungsverfahren<br />

durch andere Wissenschaftler (peer-review)<br />

unterliegt. In diesem Zusammenhang weist die<br />

SSK darauf hin, dass Erfahrungsberichte wie<br />

z.B. Fallberichte über Erfahrungen mit Patienten,<br />

von ihrer Art häufig nicht geeignet sind,<br />

einen ursächlichen Zusammenhang festzustellen,<br />

weil sie den Mindestanforderungen an Objektivität<br />

und Reproduzierbarkeit nicht genügen.<br />

Darüber hinaus sind viele Erfahrungsberichte<br />

nicht ausreichend dokumentiert und oft<br />

von subjektiven Eindrücken geprägt. Sie können<br />

jedoch Anlass sein, wissenschaftliche Forschung<br />

durchzuführen.<br />

Die SSK unterscheidet zwischen den im Folgenden<br />

dargestellten Definitionen der Kategorien<br />

wissenschaftlicher Nachweis, wissenschaftlich<br />

begründeter Verdacht und wissenschaftlicher<br />

Hinweis:<br />

Wissenschaftlich nachgewiesen ist ein Zusammenhang<br />

zwischen einer Gesundheitsbeeinträchtigung<br />

und elektromagnetischen<br />

Feldern, wenn wissenschaftliche Studien voneinander<br />

unabhängiger Forschungsgruppen<br />

diesen Zusammenhang reproduzierbar zeigen<br />

und das wissenschaftliche Gesamtbild das Vorliegen<br />

eines kausalen Zusammenhangs stützt.<br />

Ein wissenschaftlich begründeter Verdacht<br />

auf einen Zusammenhang zwischen einer<br />

Gesundheitsbeeinträchtigung und elektromagnetischen<br />

Feldern liegt vor, wenn die Ergebnisse<br />

bestätigter wissenschaftlicher Untersuchungen<br />

einen Zusammenhang zeigen, aber<br />

die Gesamtheit der wissenschaftlichen Untersuchungen<br />

das Vorliegen eines kausalen Zusammenhangs<br />

nicht ausreichend stützt. Das<br />

Ausmaß des wissenschaftlichen Verdachts<br />

richtet sich nach der Anzahl und der Konsistenz<br />

der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeiten.<br />

Wissenschaftliche Hinweise liegen vor, wenn<br />

einzelne Untersuchungen, die auf einen Zusammenhang<br />

zwischen einer Gesundheitsbeeinträchtigung<br />

und elektromagnetischen<br />

Feldern hinweisen, nicht durch voneinander<br />

unabhängige Untersuchungen bestätigt sind<br />

und durch das wissenschaftliche Gesamtbild<br />

nicht gestützt werden.<br />

Die Strahlenschutzkommission ist sich<br />

bewusst, dass die Beurteilung des Wissensstandes<br />

auch subjektive Wertungen einschließt.<br />

Zur Berücksichtigung des Meinungsspektrums<br />

hat sie auch Fachgespräche geführt.<br />

Da nie ein vollständiger Konsens unter<br />

Wissenschaftlern erreichbar ist, wurde das<br />

Urteil anerkannter Expertengremien, die sich<br />

dem wissenschaftlichen Diskurs gestellt haben,<br />

besonders hoch gewertet.<br />

Auszug aus Anhang:<br />

A 1 Wissenschaftlich nachgewiesene Reaktionen<br />

und Gesundheitsbeeinträchtigungen<br />

Hochfrequente elektromagnetische<br />

Felder (100 kHz-300 GHz)<br />

Die Absorption von Energie aus elektromagnetischen<br />

Feldern mit Frequenzen ab 100 kHz<br />

kann zu einer nicht unerheblichen Erwärmung<br />

von Körpergewebe führen. Die Daten weisen<br />

darauf hin, dass es zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />

kommt, wenn die Temperaturerhöhung<br />

des ganzen Körpers oder von Körperteilen<br />

1°C überschreitet.<br />

Aus gesicherten Versuchsdaten geht hervor,<br />

- 40 -


Strahlenschutzkommission<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

dass die Exposition ruhender Menschen durch<br />

hochfrequente EMF zu einer Erhöhung der<br />

Körpertemperatur von weniger als 1°C bis zum<br />

Erreichen des thermoregulatorischen Gleichgewichts<br />

führt, wenn die Ganzkörper-SAR<br />

unter 4 W/kg liegt. Bei einer Exposition durch<br />

stärkere Felder, die SAR-Werte von über 4 W/<br />

kg erzeugen, kann die wärmeregulierende<br />

Fähigkeit des Körpers überfordert werden und<br />

eine schädliche Gewebeerwärmung die Folge<br />

sein. Viele Laborversuche an Nagetieren<br />

und Primaten haben eine große Spannweite<br />

von Gewebeschädigungen gezeigt, die von<br />

einer Teil- oder einer Ganzkörpererwärmung<br />

um mehr als 1°C - 2°C herrührten. Die Empfindlichkeit<br />

verschiedener Gewebearten bezüglich<br />

einer thermischen Schädigung ist sehr<br />

unterschiedlich, aber die Schwelle für Schädigungen<br />

liegt selbst bei den empfindlichsten<br />

Geweben unter normalen Umweltbedingungen<br />

über 4 W/kg.<br />

Eine Exposition durch gepulste EMF ausreichender<br />

Intensität, wie sie bei leistungsstarken<br />

Radargeräten auftreten kann, führt zu<br />

bestimmten vorhersehbaren Reaktionen, wie<br />

das Mikrowellenhörphänomen und verschiedene<br />

Verhaltensreaktionen. Das Hörphänomen<br />

ist als akustothermischer Effekt heute<br />

verstanden. Ursache ist eine kurzzeitige<br />

(Mikrosekunden andauernde) Erwärmung im<br />

Kopf um wenige millionstel Grad, die zu einer<br />

Druckwelle führt, die vom Hörorgan wahrgenommen<br />

wird [Cho 85]. Die Reaktion erfordert<br />

mindestens einen Wert an zugeführter Energie<br />

von etwa 20 mJ/kg innerhalb eines Pulses,<br />

während die mittleren Leistungsflussdichten<br />

in der Regel im nichtthermisch<br />

wirksamen Bereich liegen. 4)<br />

Eine große Zahl von Untersuchungen über die<br />

biologischen Reaktionen von amplitudenmodulierten<br />

(AM) EMF (einschließlich der Signalformen,<br />

wie sie beim GSM 5) -System des Mobilfunks<br />

verwendet werden), die meistens bei<br />

niedrigen Expositionswerten, wie sie bei der<br />

Benutzung von Handys auftreten, durchgeführt<br />

wurden, zeigt keine konsistenten Ergebnisse.<br />

Sorgfältige Analysen dieser Untersuchungen<br />

(bis 1998) zeigen, dass die Effekte und Reaktionen<br />

von AM-Feldern je nach Expositionsparametern,<br />

Art der involvierten Zellen<br />

und Gewebe und den untersuchten biologischen<br />

Endpunkten sehr unterschiedlich ausfallen.<br />

Insgesamt wird daraus der Schluss gezogen,<br />

dass die Reaktionen bei Exposition biologischer<br />

Systeme mit nichtthermisch wirkenden,<br />

amplitudenmodulierten EMF gering und<br />

sehr schwer mit Gesundheitsbeeinträchtigungen<br />

in Verbindung zu bringen sind.<br />

Es gibt keine überzeugenden Belege für Frequenz-<br />

und Leistungsdichtefenster in der Reaktion<br />

auf diese Felder [ICN 98].<br />

Dies ist in Übereinstimmung mit dem aktuellen<br />

Kenntnisstand über biophysikalische<br />

Wirkungsmechanismen, wonach für Frequenzen<br />

des Mobilfunks die Schwellenwerte für die<br />

bekannten nichtthermischen Mechanismen<br />

(z.B. Membraneffekte oder Kraftwirkungen auf<br />

Zellen oder Molekülstrukturen) weit oberhalb<br />

der Schwellenwerte für thermische Reaktionen<br />

liegen. Daher sind für Frequenzen oberhalb<br />

von etwa 10 MHz für die Grenzwertfindung<br />

thermische Reaktionen als gesundheitlich relevante<br />

Reaktionen mit den geringsten<br />

Schwellenwerten entscheidend.<br />

Hochfrequente elektromagnetische Felder<br />

dringen - abhängig von der Frequenz - unterschiedlich<br />

weit in biologisches Gewebe ein. Für<br />

Frequenzen des Mobilfunks sind dies wenige<br />

Zentimeter. Beim Gebrauch des Mobiltelefons<br />

direkt am Kopf erfolgt die Exposition im Nahfeldbereich,<br />

die im Kopf absorbierte Hochfrequenzenergie<br />

wird innerhalb eines kleinen<br />

Volumens in Wärme umgesetzt, die ihrerseits<br />

durch die Wärmeleitung und Blutzirkulation abgeleitet<br />

wird. Um lokale Übererwärmungen zu<br />

vermeiden, ist es erforderlich, die absorbierte<br />

Energie über kleine lokale Volumina zu betrachten.<br />

Untersuchungen haben ergeben,<br />

dass ein lokaler Wärmeeintrag von 20 W/kg,<br />

gemittelt über 10 g Gewebemasse, eine Temperaturerhöhung<br />

von weniger als 1°C verursacht.<br />

4)<br />

Diese Reaktionen treten bei Feldern des Mobilfunks nicht auf, da diese Schwellenwerte nicht erreicht werden.<br />

5)<br />

GSM: Global System for Mobile Communications<br />

- 41 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Strahlenschutzkommission<br />

Indirekte Reaktionen bei Exposition<br />

durch hochfrequente elektromagnetische<br />

Felder<br />

Bei Frequenzen von 100 kHz-110 MHz (die<br />

Obergrenze des FM-Rundfunkbandes)<br />

schwanken die Schwellenwerte des Kontaktstroms<br />

für biologische Reaktionen von der bloßen<br />

Wahrnehmung bis hin zu starken Schmerzen<br />

in Abhängigkeit von der Feldfrequenz nicht<br />

wesentlich. Die mittleren Schwellenwerte für<br />

die Wahrnehmung liegen bei Personen unterschiedlicher<br />

Größe bei 25 mA - 40 mA und die<br />

für Schmerzen bei annähernd 30 mA - 55 mA;<br />

oberhalb von 50 mA kann es zu schweren Verbrennungen<br />

der Gewebeteile kommen, die mit<br />

einem großen metallischen Leiter im Feld in<br />

Kontakt geraten.<br />

Störbeeinflussung von elektronischen<br />

Körperhilfen und Implantaten<br />

Kopplungen elektromagnetischer Felder an<br />

vom Menschen getragenen medizinischen Geräten<br />

(z.B. Herzschrittmacher, Insulinpumpen,<br />

Nervenstimulatoren u.a.) können zu einer Störbeeinflussung<br />

führen, die gesundheitliche Beeinträchtigungen<br />

zur Folge haben können. Die<br />

Implantatträger sind entsprechend zu informieren;<br />

ggf. sind starke Felder zu kennzeichnen.<br />

Auszug aus<br />

3 Zusammenfassende Bewertung des<br />

aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstandes<br />

Im Folgenden werden die Ergebnisse von Forschungsarbeiten<br />

betrachtet, für die eine nachvollziehbare<br />

und wissenschaftlichen Kriterien<br />

entsprechende Dokumentation zur Verfügung<br />

steht, die eine Bewertung im Rahmen der Zielsetzung<br />

dieser Empfehlung ermöglicht. In den<br />

meisten Fällen sind dies Untersuchungen, die<br />

in wissenschaftlichen Fachzeitschriften publiziert<br />

wurden. Die Darstellung konzentriert sich<br />

auf die wissenschaftlichen Publikationen, die<br />

seit Verabschiedung der SSK-Empfehlung [2]<br />

vom Dezember 1998 veröffentlicht wurden.<br />

Ausführlichere Darstellungen finden sich im<br />

Anhang Kap. A 2 und A 3.<br />

3.3 Hochfrequente elektromagnetische<br />

Felder<br />

Der Bereich der hochfrequenten elektromagnetischen<br />

Felder umfasst die Frequenzen von<br />

100 kHz-300 GHz. Die Absorption von Energie<br />

aus elektromagnetischen Feldern mit diesen<br />

Frequenzen kann zu einer Erwärmung<br />

führen. Bei zu starken Temperaturerhöhungen<br />

kommt es zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen.<br />

Eine Zusammenfassung der wissenschaftlich<br />

nachgewiesenen Reaktionen und<br />

Gesundheitsbeeinträchtigungen durch hochfrequente<br />

elektromagnetische Felder befindet<br />

sich im Anhang, Kap. A 1.2.<br />

In der öffentlichen Diskussion stehen vor allem<br />

biologische Reaktionen und gesundheitliche<br />

Beeinträchtigungen durch chronische<br />

Expositionen mit niedrigen (nichtthermischen)<br />

Leistungsflussdichten und Feldstärken im Vordergrund.<br />

So wird z.B. die Hypothese diskutiert, dass den<br />

niederfrequent modulierten Feldern des Mobilfunks<br />

eine besondere Relevanz für Reaktionen<br />

des Biosystems zukomme und hier insbesondere<br />

der Zeitfaktor der Immission zu berücksichtigen<br />

sei. Dabei wird angeführt, dass<br />

es insbesondere im Bereich von Basisstationen<br />

des Mobilfunks nicht unmittelbar zu einer Reaktion<br />

kommt, sondern erst nach einiger Zeit<br />

und zwar individuell verschieden nach Tagen<br />

bis Monaten. Mögliche Reaktionen seien:<br />

Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen,<br />

Kopfschmerz, Arrythmien und Tinnitus. Als<br />

Beleg für diese Beeinträchtigungen wird auf<br />

Berichte der Erfahrungsmedizin verwiesen.<br />

Weiter wird diskutiert, dass auch kurzzeitige<br />

Immissionen mit Intensitäten, wie sie von einem<br />

Mobilfunkgerät ausgehen, die Durchlässigkeit<br />

der Blut-Hirn-Schranke erhöhen könnten.<br />

Dabei würden hirnschädigende Substanzen<br />

in das Gehirn eintreten und im weiteren<br />

Verlauf Krankheiten entstehen können.<br />

Es wird auch die Frage untersucht, ob die bei<br />

der Nutzung des Mobiltelefons auftretenden<br />

elektromagnetischen Felder die intellektuelle<br />

Informationsverarbeitung (kognitive Leistung)<br />

beeinflussen.<br />

Nachfolgend werden die wissenschaftlichen<br />

Ergebnisse unter dem Gesichtspunkt der Vorsorge<br />

bewertet. Die Bewertung konzentriert<br />

- 42 -


Strahlenschutzkommission<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

sich insbesondere auf die Frequenzen, die<br />

technisch genutzt werden (z.B. durch die Mobilfunktechnologie)<br />

und damit für die Bevölkerung<br />

von Bedeutung sind. Neben den wenigen<br />

Untersuchungen am Menschen sind auch<br />

Zell- und Tierstudien berücksichtigt. Für die gesundheitliche<br />

Bewertung werden in diesem<br />

Zusammenhang zwei unterschiedliche, international<br />

akzeptierte Basisgrenzwerte betrachtet:<br />

der SAR 3) -Wert 0,08 W/kg für den Ganzkörper,<br />

aus dem der gesetzlich gültige Grenzwert<br />

in der 26. BImSchV abgeleitet wurde, und<br />

der SAR-Wert von 2 W/kg, gemittelt über 10<br />

g, den die SSK für die Teilkörperexposition<br />

empfohlen hat. Er ist z.B. für die Beurteilung<br />

der Exposition des Kopfes bei der Nutzung<br />

eines Mobiltelefons entscheidend.<br />

3)<br />

SAR: Spezifische Absorptionsrate in W/kg<br />

Interaktionen hochfrequenter elektromagnetischer<br />

Felder mit Molekülen und<br />

Membranen<br />

Untersuchungen an zellulären Strukturen, z.B.<br />

an Zellmembranen oder Flüssen biologisch bedeutender<br />

Ionen wie Kalzium, dienen zur Aufklärung<br />

von Wirkungsmechanismen, besonders<br />

unter dem Aspekt von biologischen Reaktionen<br />

niederfrequent amplitudenmodulierter<br />

Hochfrequenzfelder bei nichtthermisch wirkenden<br />

Intensitäten. Die wenigen Untersuchungen<br />

unterstützen nicht die Hypothesen,<br />

dass bei niedrigen Feldstärken Reaktionen, die<br />

eine Relevanz für die Gesundheit des Menschen<br />

haben könnten, auftreten. Eindeutige<br />

biologische Reaktionen konnten gezeigt werden,<br />

wenn die Absorptionsrate um Größenordnungen<br />

über dem Grenzwert lag und bekannte<br />

Mechanismen wie z.B. thermisch bedingte<br />

Reaktionen vorlagen. Die Gesamtheit an<br />

Versuchsergebnissen spricht nicht für einen<br />

wissenschaftlich begründeten Verdacht.<br />

Untersuchungen zum Einfluss<br />

hochfrequenter elektromagnetischer<br />

Felder auf Menschen und Tiere<br />

Studien an Probanden schließen nicht aus,<br />

dass bei Einhaltung des Basisgrenzwertes von<br />

2 W/kg für die Teilkörperexposition, das<br />

menschliche Gehirn in seinen physiologischen<br />

Reaktionen beeinflusst werden kann. Während<br />

das spontane Elektroenzephalogramm eines<br />

Menschen, oder reizkorrelierte Hirnpotentiale<br />

nicht durch das hochfrequente Feld beeinflusst<br />

wurden, zeigten sich in komplexeren Aufgaben<br />

zur Informationsverarbeitung in verschiedenen<br />

Studien Veränderungen verschiedener<br />

Reaktionszeiten bei Aufmerksamkeitstests, die<br />

jedoch noch bestätigt werden müssen. Die<br />

Daten geben keine Hinweise auf gesundheitliche<br />

Beeinträchtigungen, die bei der Nutzung<br />

von Mobiltelefonen auftreten können. Die Änderungen<br />

werden mit einer lokalen und geringfügigen<br />

Erwärmung und besseren Durchblutung<br />

erklärt, wobei der zugrunde liegende Wirkungsmechanismus<br />

nicht bekannt ist. Die Autoren<br />

weisen deutlich darauf hin, dass die gefundenen<br />

Veränderungen im Bereich der normalen<br />

biologischen Schwankungen enthalten<br />

sind und keine gesundheitliche Relevanz aufzeigten.<br />

Die Ergebnisse sind jedoch als wissenschaftliche<br />

Hinweise einzustufen, die weitere<br />

Forschungsarbeiten erfordern.<br />

Untersuchungen mit Tieren erlauben Expositionsfeldstärken,<br />

die im Alltag nicht auftreten.<br />

Die wenigen Verhaltensexperimente, die<br />

mit unterschiedlichen Feldstärken und Tierspezies<br />

durchgeführt wurden, sind kaum miteinander<br />

vergleichbar und ihre Ergebnisse sind<br />

inkonsistent. Zum Teil können die beschriebenen<br />

Änderungen auf thermische Einflüsse zurückgeführt<br />

werden.<br />

Untersuchungen zu Permeabilitätsänderungen<br />

der Blut-Hirn-Schranke gegenüber Albumin<br />

zeigen keine Übereinstimmung und sind als<br />

unbestätigte Hinweise zu werten. In der Mehrzahl<br />

zeigen die Versuchsergebnisse aber, dass<br />

bei Feldstärken, die bei Nutzung von Mobiltelefonen<br />

auftreten, die Schrankenfunktion gewährleistet<br />

bleibt. Das bedeutet, dass bei den<br />

um Größenordnungen niedrigeren individuellen<br />

Immissionen durch Basisstationen keine<br />

Beeinträchtigung der Funktion der Blut-Hirn-<br />

Schranke zu erwarten ist. Da die Schrankenfunktion<br />

jedoch thermisch beeinflussbar ist,<br />

sollte zur Absicherung des Teilkörper-SAR-<br />

Wertes die thermische Abhängigkeit der Permeabilität<br />

weiter untersucht werden.<br />

Parameter des Blutes, des Immunsystems<br />

- 43 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Strahlenschutzkommission<br />

oder bestimmte Hormone wurden ebenfalls in<br />

den letzten Jahren unter Einfluss hochfrequenter<br />

Felder, z.T. auch beim Menschen,<br />

untersucht. Mobilfunkrelevante Expositionen<br />

bei Feldstärken oberhalb der Grenzwerte bewirkten<br />

keine Änderung im blutbildenden System<br />

bei Tieren. Einzelexperimente mit Frequenzen,<br />

die deutlich höher waren, gaben Hinweise<br />

auf Reaktionen, die z.T. mit einer Temperaturerhöhung<br />

erklärbar sind.<br />

Die Untersuchungen bei Mensch und Tier sprechen<br />

gegen einen Einfluss der hochfrequenten<br />

Felder auf die Konzentration des Hormons<br />

Melatonin bei Feldstärken unterhalb der Grenzwerte<br />

zum Schutz der Bevölkerung.<br />

Die Untersuchungen zu genetischen Schäden<br />

durch hochfrequente Felder sind kaum untereinander<br />

vergleichbar, weil unterschiedliche<br />

Expositionsparameter wie Frequenz, Modulation<br />

und Feldstärke verwendet wurden. Die Ergebnisse<br />

mit Feldstärken deutlich oberhalb der<br />

Grenzwerte sind nicht einheitlich. Es ist festzuhalten,<br />

dass Untersuchungen in Feldern, die<br />

durch den Mobilfunk (kontinuierliche, amplituden-<br />

und frequenzmodulierte Felder) entstehen,<br />

keinen Hinweis auf ein genotoxisches<br />

Potential ergaben.<br />

Untersuchungen zur Tumorbildung in Hochfrequenzfeldern<br />

sind nicht zahlreich und haben<br />

keinen wissenschaftlichen Hinweis auf<br />

einen entsprechenden Zusammenhang eines<br />

Feldeinflusses ergeben. Die Untersuchungen<br />

zu Krebs, ausgelöst durch kanzerogene Substanzen<br />

oder Implantation von Krebszellen<br />

haben keine neuen Hinweise gegeben, dass<br />

hochfrequente elektromagnetische Felder die<br />

Entstehung oder die Promotion von Tumoren<br />

negativ beeinflussen. Eine Einzelstudie, die<br />

eine erhöhte Lymphominzidenz bei genmanipulierten<br />

Mäusen zeigte, wird als wissenschaftlicher<br />

Hinweis auf mögliche Reaktionen<br />

gewertet. Derzeit werden Wiederholungsstudien<br />

durchgeführt.<br />

Epidemiologische Studien<br />

Epidemiologische Studien, die einen Zusammenhang<br />

zwischen bestimmten Erkrankungen<br />

und der Exposition durch Sendeanlagen oder<br />

durch Mobiltelefone untersuchten, sind nicht<br />

zahlreich. Die vorhandenen Studien haben<br />

keine statistisch nachweisbare Assoziation<br />

zwischen Krebs im Kopfbereich und Nutzung<br />

eines Mobiltelefons gezeigt.<br />

Die Studien weisen insgesamt dosimetrische<br />

Mängel auf. Ohne relevante Angaben zur<br />

Exposition ist die Aussagekraft der Studien<br />

jedoch gering. Es ist kein Mechanismus bekannt,<br />

wie die Felder der Mobiltelefone eine<br />

Krebserkrankung beeinflussen könnten. Aus<br />

den derzeitigen Erkenntnissen lassen sich<br />

weder ein wissenschaftlich begründeter Verdacht<br />

noch Hinweise auf einen negativen<br />

Einfluss auf die Gesundheit ableiten.<br />

Auszug aus<br />

A 3 A 1 Bewertung wissenschaftlicher<br />

Studien hochfrequenter elektromagnetischer<br />

Felder seit 1998<br />

Die neueren Studien beziehen sich aus Aktualitätsgründen<br />

hauptsächlich auf Felder der<br />

Mobilfunkkommunikation, wie sie z.B. auch von<br />

einer britischen Expertengruppe zu Mobilfunk<br />

[IEG 00] bewertet wurden. Im Gegensatz zu<br />

den niederfrequenten Feldern sind für<br />

hochfrequente Felder epidemiologische Studien<br />

mit Expositionen durch die relativ junge<br />

Mobilfunktechnologie kaum oder beruflich bedingter<br />

Expositionen ebenfalls nicht zahlreich<br />

vorhanden. Die betrachteten Arbeiten sind von<br />

Untersuchungen an Zellen bis hin zum Menschen<br />

steigend geordnet.<br />

Elektroenzephalogramm beim Menschen<br />

Ein möglicher direkter Einfluss von hochfrequenten<br />

elektromagnetischen Feldern auf das<br />

menschliche Gehirn kann mit Registrierungen<br />

der elektrischen Hirnaktivität untersucht werden.<br />

Es muss jedoch hervorgehoben werden,<br />

dass nur akute neuronale Reaktionen gemessen<br />

werden können und eine Aussage zu gesundheitlichen<br />

Beeinträchtigungen daraus<br />

nicht abgeleitet werden kann. Da die Variabilität<br />

im Ruhe-EEG (im wachen Zustand, Augen<br />

geschlossen) zwischen einzelnen Personen,<br />

- 44 -


Strahlenschutzkommission<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

sowie auch beim Einzelnen selbst sehr hoch<br />

ist, wurden auch reizkorrelierte, gemittelte Hirnpotentiale,<br />

die zur Darstellung der funktionellen<br />

Integrität des neuronalen Systems dienen,<br />

untersucht.<br />

Erste Experimente von v. Klitzing [Kli 95] zeigten<br />

einen Einfluss gepulster Hochfrequenzfelder<br />

(kein GSM-Signal) auf das sogenannte<br />

Alpha-Frequenzband des spontanen EEG. Von<br />

mehreren Gruppen wurden diese Experimente,<br />

auch mit erweitertem Versuchsprotokoll,<br />

wiederholt. Reiser et al. [Rei 95] fanden unter<br />

Exposition mit GSM-Signalen, dass die Energie<br />

der Hirnaktivität im Frequenzband Beta1<br />

verändert war. Hietanen et al. [Hie 00] fanden<br />

bei der Analyse ihrer Daten nur bei einem von<br />

19 Probanden eine Energieveränderung, jedoch<br />

in einem anderen Frequenzband. Das<br />

Ergebnis, das nicht als abnormale Veränderung<br />

im EEG anzusehen war, wurde von der<br />

Arbeitsgruppe als statistischer Zufall gewertet.<br />

Keinen Einfluss auf das Ruhe-EEG haben Studien<br />

von Röschke und Mann [Rös 97], Splitter<br />

et al. [Spl 97] und Krafzcyk [Kra 98] gezeigt.<br />

In diesen Wiederholungsstudien wurden weitere<br />

Parameter, wie die Vigilanz (Wachheit),<br />

durch visuelle oder akustische Stimulation ausgelöste<br />

(evozierte) Potentiale und Latenzzeiten<br />

untersucht. Diese Parameter, die Rückschlüsse<br />

auf die Integrität neuronaler Prozesse<br />

zulassen, wurden durch die Exposition nicht<br />

beeinflusst.<br />

Einen abschwächenden Effekt elektromagnetischer<br />

Felder von GSM-Handys auf die Bereitschaftspotentiale<br />

bei komplexeren visuell-motorischen<br />

Aufgaben beschreiben Freude et al.<br />

[Fre 98; Fre 00]. Die Autoren sehen in den gefundenen<br />

Reaktionen keine gesundheitliche<br />

Relevanz. Urban et al. [Urb 98] untersuchten<br />

mit vergleichbaren Expositionsparametern einen<br />

möglichen Einfluss auf die visuell<br />

evozierten Potentiale. Die Amplituden und die<br />

Latenzen wurden durch das Feld nicht verändert.<br />

Die EEG-Frequenzbänder während eines<br />

auditorischen Tests (auditory memory task)<br />

zeigten unter GSM-Exposition durch Handys<br />

in einem von vier Frequenzbereichen eine veränderte<br />

Energieamplitude [Kra 00]. Diese Studie,<br />

die nur mit 16 Probanden durchgeführt<br />

wurde, bedarf einer Bestätigung.<br />

Mann et al. [Man 98] und Wagner et al. [Wag<br />

98] untersuchten einen möglichen Einfluss der<br />

Mobilfunkfelder auf das Schlaf-EEG. Von denselben<br />

Autoren konnte ein Einfluss der Felder<br />

auf den Schlaf mit verschiedenen Expositionsquellen<br />

und damit Feldverteilungen und<br />

Intensitäten nicht reproduziert werden. Borbely<br />

et al. [Bor 99] exponierten Probanden 8 Stunden<br />

lang mit einem Pseudo-GSM-Signal in einem<br />

15 Minuten an/aus-Zyklus. Sie fanden<br />

Veränderungen in den typischen Phasen im<br />

Schlaf-EEG, die auf eine verbesserte Schlafqualität<br />

(bei einer Teilkörper-SAR von 1 W/kg)<br />

hinweisen. Anzumerken ist, dass die hier verwendeten<br />

Feldexpositionen denen eines<br />

Handys entsprechen und weder mit den Feldintensitäten<br />

noch den Intensitäten der Exposition<br />

durch Basisstationen vergleichbar sind.<br />

Es kann zusammengefasst werden, dass die<br />

bisherigen Studien nicht im Ergebnis übereinstimmen,<br />

aber dennoch Hinweise auf<br />

expositionsbedingte Änderungen neurophysiologischer<br />

Prozesse geben. Insgesamt sprechen<br />

die Experimente zu Ruhe-EEGs eher<br />

gegen eine Beeinflussung der spontanen Hirnaktivität.<br />

Die beschriebenen Veränderungen<br />

bei den komplexeren evozierten Potentialen<br />

sind im Einzelnen noch nicht wiederholt und<br />

bestätigt. Daher sind weitere Untersuchungen<br />

notwendig.<br />

Schlaf<br />

In diesem Zusammenhang werden oft die<br />

Abschlussberichte der „Schwarzenburg-Studie“<br />

erwähnt. Mit mehreren Versuchsansätzen<br />

wurde die Bevölkerung in Schwarzenburg<br />

(Schweiz), die seit Jahrzehnten z.B. über<br />

Schlafstörungen als Folge eines Kurzwellensenders<br />

klagte, untersucht [Alt 95]. Wiederholt<br />

konnte in Querschnittsstudien in der gleichen<br />

Population gezeigt werden, dass Durchschlafstörungen<br />

in Bevölkerungsgruppen, die<br />

näher an dem Sender wohnten, häufiger auftraten<br />

als in Bevölkerungsgruppen im Umland.<br />

Diese räumliche Assoziation lässt sich auch in<br />

kurzen Zeitreihen bestätigen. Die Aussagekraft<br />

dieser Studie ist geringer als die der o.g. kontrollierten<br />

Laborexperimente, da die Studie<br />

- 45 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Strahlenschutzkommission<br />

nicht doppelblind durchgeführt wurde und die<br />

Befindlichkeitsstörungen nur anhand einer<br />

Fragebogenaktion erfasst wurden. Es existieren<br />

keine individuell korrelierten Messungen,<br />

was zu einer Missklassifizierung, einer Überoder<br />

Unterschätzung der effektiven Exposition,<br />

führen könnte. Deshalb sind die o.g. Ergebnisse<br />

der Einzelstudie allenfalls als unbestätigte<br />

Hinweise einzustufen. Zur Abklärung, ob<br />

es Schlafstörungen durch hochfrequente Felder<br />

gibt, sind kontrollierte, doppelblind durchgeführte<br />

Schlafexperimente geeigneter, um<br />

zwischen physischen und psychischen Ursachen<br />

der Störung unterscheiden zu können.<br />

Kognitive Funktionen beim Menschen<br />

Ziel dieser Studien ist es, einen vermuteten<br />

Einfluss elektromagnetischer Felder auf kognitive<br />

Funktionen zu untersuchen. Mit Verhaltensexperimenten<br />

kann ein Feldeinfluss auf<br />

die aktive intellektuelle Informationsverarbeitung<br />

(kognitive Leistung) untersucht werden.<br />

Preece et al. [Pre 99] haben eine Studie durchgeführt,<br />

bei der sowohl ein analog als auch<br />

ein digital arbeitendes Mobiltelefon verwendet<br />

wurden. Das Versuchsdesign enthielt eine<br />

Reihe verschiedener Parameter, z.B. die Reaktionszeit.<br />

Bei Benutzung des analogen Telefons<br />

konnte eine Verkürzung der Reaktionszeit<br />

bei Aufmerksamkeitstests deutlicher gefunden<br />

werden, als bei digitalen Telefonen. Die<br />

Autoren stellten die Hypothese auf, dass diese<br />

verkürzte Reaktionszeit durch eine lokale<br />

Erwärmung, mit der daraus folgenden verbesserten<br />

Durchblutung der funktionsrelevanten<br />

Hirnareale im Schläfenbereich, zustande gekommen<br />

sein kann. Für die Hypothese, dass<br />

die Reaktion auf einer Verbesserung der<br />

Kognition durch die Produktion von<br />

Stressproteinen beruht, fehlen experimentelle<br />

Hinweise.<br />

Koivisto et al. [Koi 00a; Koi 00b] untersuchten<br />

ebenfalls in kognitiven Tests verschiedene Reaktionszeiten<br />

unter Nutzung eines GSM-Telefons<br />

mit Maximalleistung. In diesen Tests stellten<br />

sich verschiedene statistisch signifikante<br />

Assoziationen bei den Reaktionszeitanalysen<br />

heraus. Koivisto et al. führten die Reaktionen<br />

ebenfalls auf eine lokale thermische Beeinflussung<br />

zurück. Wegen unterschiedlichen Versuchsdesigns<br />

und unterschiedlicher Detailergebnisse<br />

stellt die Arbeit keine Bestätigung<br />

der Ergebnisse von Preece et al. dar.<br />

Die Vielzahl an untersuchten, unterschiedlichen<br />

Reaktionszeittypen, die bei Exposition<br />

zum Teil verkürzt, aber andere auch verlängert<br />

waren, lässt keine eindeutige Bewertung<br />

zu, gibt aber Hinweise auf eine mögliche Beeinflussung<br />

von physiologischen Prozessen.<br />

Es ist weitere Forschung notwendig, um zu<br />

klären, ob bei der Nutzung von Handys die<br />

Leistungsfähigkeit des Gehirns beeinflusst<br />

wird.<br />

Blut-Hirn-Schranke bei Ratten<br />

Die Blut-Hirn-Schranke schützt u.a. das Gehirn<br />

vor unkontrollierter Aufnahme von Substanzen.<br />

Es ist bekannt, dass bei Überwärmung<br />

des Gehirns die Blut-Hirn-Schrankenfunktion<br />

nicht mehr gewährleistet ist. Diese<br />

Überwärmung kann mit Handys nicht erreicht<br />

werden. Ob gepulste hochfrequente elektromagnetische<br />

Felder, wie sie vom Mobiltelefon<br />

ausgesendet werden, dennoch die Integrität<br />

der Schranke beeinflussen, ist noch nicht beantwortet.<br />

Derzeit existieren einzelne Studien,<br />

z.B. von der Gruppe um Salford und Persson<br />

[Sal 94; Per 97] die eine erhöhte Durchlässigkeit<br />

für das Protein Albumin bei sehr geringen<br />

SAR-Werten, deutlich unterhalb der von<br />

ICNIRP empfohlenen Basisgrenzwerte, beschrieben<br />

haben. Die Ergebnisse bei den unterschiedlichen<br />

Expositionsparametern, d.h.<br />

verschiedene Feldintensitäten und Pulsfrequenzen,<br />

sind nicht konsistent und deuten<br />

auf keine Intensitäts-Wirkungsbeziehung hin.<br />

Die Studie von Fritze et al. [Fri 97] zeigte, dass<br />

bei Intensitäten wie sie bei der Nutzung von<br />

Mobiltelefonen auftreten, keine Änderungen<br />

der Albuminkonzentrationen im Gehirn feststellbar<br />

waren. Ebenfalls keine Änderung der<br />

Schrankenfunktion gegen Albumin zeigten<br />

Tsurita et. al [Tsu 00] bei Ratten, die 2 oder 4<br />

Wochen lang eine Stunde täglich mit 1439 MHz<br />

(TDMA 6) ), 2 W/kg, exponiert wurden.<br />

6)<br />

TDMA: Time Division Multiple Access<br />

Schirmacher et al. [Schi 00] sahen an einem<br />

in vitro Blut-Hirn-Schrankenmodell eine Per-<br />

- 46 -


Strahlenschutzkommission<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

meabilitätsänderung für Saccharose bei 1,8<br />

GHz (0,3 W/kg). Da es sich um ein künstliches<br />

Modell handelte, sollte diese Einzelstudie<br />

unabhängig im Tierversuch wiederholt werden.<br />

In weiteren Experimenten sollten bekannte, für<br />

das Gehirn toxische Substanzen auf ihr<br />

Permeabilitätsverhalten unter Feldeinwirkung<br />

untersucht werden.<br />

Es kann zusammengefasst werden, dass die<br />

Ergebnisse zu einer expositionsbedingten<br />

Permeabilitätsänderung der Blut-Hirn-Schranke<br />

kein konsistentes Bild ergeben und lediglich<br />

als Hinweise zu werten sind. Die offenen<br />

Fragen erfordern in Zukunft vorsorglich weitere<br />

Untersuchungen zu dieser Thematik.<br />

Untersuchungen zu krebsrelevanten<br />

Proteinen, Krebsentstehung und -<br />

promotion<br />

Die Energie der hochfrequenten elektromagnetischen<br />

Felder ist zu gering, um über DNA-<br />

Strangbrüche direkt Krebs zu initiieren. Die<br />

hochfrequenten elektromagnetischen Felder<br />

verfügen damit über kein direktes genotoxisches<br />

oder mutagenes Potential. Sie können<br />

daher allenfalls auf die Krebspromotion<br />

oder Krebsprogression einwirken.<br />

Auf zellulärer Ebene wurde der Einfluss hochfrequenter<br />

Felder auf das Verhalten des krebsrelevanten<br />

Enzyms Ornithindecarboxylase<br />

(ODC) untersucht. Untersuchungen an Zellkulturen<br />

haben gezeigt, dass durch modulierte<br />

Hochfrequenzfelder ([Lit 93]: 915 MHz, 50<br />

Hz-60 Hz Modulation; [Pen 97]: 835 MHz, 6<br />

Hz-600 Hz Modulation) die Aktivität der ODC<br />

bis auf das Doppelte ansteigt. Dieser Anstieg<br />

war jedoch nur möglich, wenn die Modulationsfrequenzen<br />

zwischen 50 Hz und 60 Hz lagen.<br />

Die SAR betrug in beiden Studien 2,5 W/<br />

kg. Bei der Bewertung der Studien ist zu berücksichtigen,<br />

dass das Enzym jedoch für die<br />

Tumorpromotion erst relevant ist, wenn die<br />

Aktivität bis zum 500-fachen der normalen<br />

Aktivität in den Geweben gesteigert ist.<br />

Eine weitere Hypothese zur Rolle der elektromagnetischen<br />

Felder im Hinblick auf den Verlauf<br />

von Krebserkrankungen kann ein Feldeinfluss<br />

auf die Genexpression und damit die Bildung<br />

von Proteinen, wie z.B. Hitzestressproteine<br />

sein. Während bei genetisch veränderten<br />

Nematoden eine Veränderung in der<br />

Produktion der Hitzestressproteine, die die<br />

Zellen vor Stress oder Schädigung schützen<br />

sollen, gefunden wurde [deP 00; Dan 98],<br />

konnten Fritze et al. [Fri 97] im Gehirn von<br />

Ratten keine Reaktion auf die Bildung von<br />

Hitzestressproteinen finden (900 MHz gepulst<br />

GSM, SAR im Gehirn 0,03 W/kg oder 1,5 W/<br />

kg; kontinuierliche Felder 7,5 W/kg). Das Tumor-Suppressor-Protein<br />

TP53, das von Zellen<br />

nach negativen Umwelteinflüssen gebildet<br />

wird, wurde von Li et al. [Li 99] in Bindegewebszellen<br />

unter Exposition mit kontinuierlichen<br />

837 MHz-Feldern untersucht. Bei SAR-<br />

Werten von 0,9 W/kg und 9 W/kg zeigte sich<br />

kein Unterschied im Proteingehalt im Vergleich<br />

zu den Kontrollzellen.<br />

Zahlreicher sind in vitro und in vivo Untersuchungen<br />

zu Genexpressionen. Die verwendeten<br />

unterschiedlichen Expositionsparameter<br />

bezüglich der Frequenzen, Modulationen und<br />

Intensitäten, verhindern jedoch den Vergleich<br />

der Ergebnisse. Die Mehrzahl der Tierexperimente<br />

wurde bei spezifischen Absorptionsraten<br />

durchgeführt, die oberhalb der<br />

zulässigen Grenzwerte liegen. Zur Bewertung<br />

kommt erschwerend dazu, dass in Zellversuchen<br />

die Expression untersuchter Protoonkogene,<br />

z.B. c-jun oder c-fos, in einer Untersuchung<br />

leicht gestiegen oder nicht verändert<br />

wurden und in einer anderen Untersuchung<br />

genau das umgekehrte Verhalten beobachtet<br />

wurde [Iva 97; Gos 99].<br />

Aufsehen erregten die Studien von Lai und<br />

Singh [Lai 95, Lai 96], die mit der Comet-<br />

Assay-Methode nach Exposition mit 2,45 GHz<br />

(1,2 W/kg) DNA-Einzelstrangbrüche in Hirnzellen<br />

nachweisen konnten. Diese Ergebnisse<br />

wurden jedoch von Malyapa et al. [Mal 97a]<br />

(SAR 0,7 W/kg und 1,9 W/kg) nicht bestätigt.<br />

Vijayalaxmi et al. [Vij 00] stellten ebenfalls mit<br />

dem Comet-Assay keinen Einfluss der Felder<br />

(2,45 GHz; 2,1 W/kg) auf das Strangbruchverhalten<br />

der DNA von Lymphozyten fest. In<br />

vergleichbaren Experimenten, die mit modulierten<br />

Mobilfunkfeldern bei 836 MHz (SAR 0,6<br />

W/kg) durchgeführt wurden, konnten keine<br />

DNA-Einzelstrangbrüche dokumentiert werden<br />

[Mal 97b]. Die Resultate des Comet Assays<br />

- 47 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Strahlenschutzkommission<br />

mit Lymphoblastoiden [Phi 98], zeigten widersprüchliche<br />

Ergebnisse. Die Zellen wurden mit<br />

zwei verschiedenen Mobilfunksystemen bei<br />

zwei nicht thermischen Intensitätsbereichen<br />

(2,4 mW/kg und 24 mW/kg) exponiert. Von den<br />

vier Kombinationen zeigte sich nur bei einer<br />

(24 mW/kg; iDEN() eine signifikante erhöhte<br />

Rate an DNA-Brüchen, bei den anderen drei<br />

jedoch eine signifikant gesunkene DNA-Bruchrate<br />

im Vergleich zu den Kontrollen. Der gewählte<br />

methodische Ansatz ist äußerst fehleranfällig<br />

und lässt deshalb keine eindeutige<br />

Bewertung zu.<br />

Verschiedene Untersuchungsmethoden zur<br />

Genotoxizität, wie z.B. Chromosomenaberrationen,<br />

Mikrokernbildung und Schwesterchromatidaustausch<br />

(SCE) haben keinen eindeutigen<br />

Beweis ergeben, dass hochfrequente<br />

elektromagnetische Felder unterhalb der<br />

Grenzwerte genotoxisch wirksam sind.<br />

Vijayalaxmi et al. [Vij 01] exponierten 24 Stunden<br />

lang menschliche Lymphozyten in vitro bei<br />

835 MHz (FDMA 8) ) mit SAR-Werten zwischen<br />

4,4 W/kg oder 5,0 W/kg und fanden keine signifikanten<br />

Unterschiede bei der Induktion von<br />

Chromosomenaberrationen oder Mikrokernen<br />

im Vergleich zu den scheinexponierten<br />

Zellproben. Maes et al. [Mae 00] untersuchten<br />

Chromosomenaberrationen und SCE bei humanen<br />

Lymphozyten, die in vitro mit Feldern<br />

einer Frequenz von 455,7 MHz und einer SAR<br />

von 6,5 W/kg exponiert wurden. Es zeigte sich<br />

kein signifikanter Unterschied zu den Kontrollen.<br />

8)<br />

FDMA: Frequency Division Multiple Access<br />

Es kann zusammenfassend festgestellt werden,<br />

dass die Untersuchungen zu krebsrelevanten<br />

Proteinen, Krebsentstehung und<br />

Krebspromotion ein sehr uneinheitliches Bild<br />

liefern. Inwieweit die einzelnen und nicht reproduzierten<br />

Hinweise eine Bedeutung für gesundheitliche<br />

Beeinflussungen haben, muss<br />

durch weitere Forschung geklärt werden.<br />

Spontane und initiierte Tumorbildung<br />

Die ersten Tierstudien zur Bildung spontaner<br />

Tumoren bei chronischer Exposition wurden<br />

bereits in der 70er und 80er Jahren durchgeführt.<br />

Aufgrund der unzureichenden Dosimetrie<br />

und der schwachen Histopathologie sind<br />

diese Studien wissenschaftlich nicht aussagekräftig.<br />

Ratten, die 25 Monate lang mit<br />

gepulsten Mikrowellen (2,45 GHz) schwacher<br />

Intensität (zwischen 0,15 W/kg und 0,4 W/kg)<br />

exponiert wurden, zeigten häufiger bösartige,<br />

unterschiedliche Primärtumoren als die Kontrolltiere.<br />

Da jedoch die Überlebensrate gegenüber<br />

den Kontrolltieren unverändert war, ist die<br />

Aussage spekulativ, dass die statistische Signifikanz<br />

einen biologischen Einfluss wiedergibt.<br />

Bei gutartigen Tumoren war kein Unterschied<br />

zu finden [Cho 92]. Studien von Toler<br />

[Tol 97] bzw. Frei [Fre 98] konnten bei<br />

Expositionen mit gepulsten 435 MHz- bzw. 2,45<br />

GHz-Feldern keine Reaktion auf die<br />

Brustkrebsentwicklung sehen.<br />

Ob hochfrequente elektromagnetische Felder<br />

mit genotoxischen Stoffen synergistisch interagieren<br />

und vorzeitig zu Krebs führen können,<br />

ist Gegenstand zahlreicher Studien. Eine Überhitzung<br />

kann ebenfalls die Kanzerogenität von<br />

Substanzen erhöhen. Deshalb ist die Dosimetrie<br />

bei den Untersuchungen ein wichtiger<br />

Punkt, um abschätzen zu können, ob eine<br />

übermäßige lokale Erwärmung auftrat.<br />

Auch neuere Experimente zur Tumorpromotion<br />

im Frequenzbereich, der für den Mobilfunk<br />

üblich ist, konnten keine tumorpromovierende<br />

Reaktion finden [Ima 98a; Ima 98b; Cha 99].<br />

Die Studie von Adey et al. [Ade 99] zeigte ebenfalls<br />

keine promovierende Reaktion der<br />

hochfrequenten Felder. Es deutete sich sogar<br />

an, dass gepulste Felder eher eine<br />

tumorinhibierende Reaktion bei chemisch induzierten<br />

Hirntumoren bei Ratten zur Folge<br />

hatten, die Felder analoger Funksysteme dagegen<br />

nicht. Diese Tendenz war jedoch statistisch<br />

nicht signifikant. Für eine statistisch abgesicherte<br />

Aussage zu der in der Studie beobachteten<br />

Tumorinhibierung würden mehr Daten<br />

benötigt. Hihashikubo et al. [Hih 99] verwendete<br />

ebenfalls ein Tiermodell für Hirntumoren<br />

(9L Gliosarcoma). Kontinuierliche<br />

(835,62 MHz) und frequenzmodulierte (847,74<br />

MHz) Felder, die eine SAR im Rattenhirn von<br />

0,75 +/-0,25 W/kg erzeugten, bewirkten keine<br />

signifikanten Unterschiede zu den scheinexponierten<br />

Tieren.<br />

Studien mit genmanipulierten Mäusen unterscheiden<br />

sich im Tiermodell von den o.g. Stu-<br />

- 48 -


Strahlenschutzkommission<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

dien zur Krebspromotion. Repacholi et al. [Rep<br />

97] exponierten genetisch veränderte Mäuse,<br />

die prädisponiert sind, Lymphome zu entwikkeln<br />

mit GSM-Feldern (0,01 W/kg-4,2 W/kg).<br />

Auch wenn noch nicht bekannt ist, ob und in<br />

welcher Weise die Daten von genmanipulierten<br />

Mäusen auf den Menschen übertragbar sind,<br />

erhält man doch aus derartigen Experimenten<br />

Hinweise auf mögliche Reaktionen. Die Studie<br />

weist allerdings dosimetrische Ungenauigkeiten<br />

und histologische Unvollständigkeiten<br />

auf. Den Hinweisen wird in Wiederholungsstudien<br />

mit genetisch veränderten Mäusen<br />

nachgegangen.<br />

Weitere Studien zur Tumorentwicklung sollten<br />

durchgeführt werden.<br />

Epidemiologische Studien<br />

Epidemiologische Studien, die einen Zusammenhang<br />

zwischen bestimmten Erkrankungen<br />

und der Exposition mit hochfrequenten elektromagnetischen<br />

Feldern untersuchten, sind<br />

nicht zahlreich und weisen alle dosimetrische<br />

Mängel auf. Die Aussagekraft der Studien ist<br />

daher gering.<br />

Personen, die am Arbeitsplatz hochfrequenten<br />

Feldern ausgesetzt gewesen sein könnten,<br />

wurden in einer epidemiologischen Studie<br />

nach ihrer Berufsbezeichnung in vier Expositionsklassen<br />

eingeteilt und über den Zeitraum<br />

von 20 Jahren auf Hirntumoren und Lymphome<br />

bzw. Leukämie hin untersucht. In der Kohortenstudie<br />

zeigte sich keine Assoziation zwischen<br />

den untersuchten Krebsarten und der beruflich<br />

bedingten Exposition [Mor 00].<br />

In einer Fallkontrollstudie befragten Hardell et<br />

al. [Har 99] Patienten mit Hirntumoren. Es zeigte<br />

sich kein erhöhtes Risiko, allgemein an Hirntumoren<br />

zu erkranken, sondern lediglich ein<br />

erhöhtes, allerdings statistisch nicht signifikantes<br />

Risiko für Tumoren (temporaler und<br />

occipitaler Lobus) auf der Kopfseite, an der<br />

nach Angabe der Personen am meisten telefoniert<br />

wurde. Dieses erhöhte Risiko wurde jedoch<br />

nur für das schwedische analoge Mobilfunksystem<br />

gefunden. Da sich bei der Analyse<br />

aller Fälle kein statistisch signifikanter Zusammenhang<br />

zeigte, kann sich diese Assoziation<br />

auch zufällig ergeben haben.<br />

In einer Studie zu Hirntumoren und GSM-<br />

Handys von Muscat et al. [Mus 00] wurde die<br />

mittlere Dauer der Handy-Nutzung mit 2,8 Jahren<br />

für die Erkrankten und 2,7 Jahren für die<br />

Kontrollgruppe errechnet. Für diesen Zeitraum<br />

wurde keine statistisch signifikante Assoziation<br />

zum Auftreten von Hirntumoren allgemein<br />

gefunden. Hirntumoren zeigten sich häufiger<br />

auf der Seite, die auch beim Telefonieren benutzt<br />

wurde, was sich aber nicht als statistisch<br />

signifikant abgesichert herausstellte. Betrachtet<br />

man die Tumoren im temporalen und<br />

occipitalen Lobus (Schläfen- und Hinterkopfbereich),<br />

so zeigte sich die Tendenz, dass diese<br />

häufiger auf der gegenüberliegenden Kopfhälfte<br />

auftraten. Auch dieses Ergebnis ist jedoch<br />

nicht statistisch signifikant. Im Gegensatz<br />

zur Studie von Hardell et al. lagen die<br />

Risikoschätzer (relatives Risiko im Vergleich<br />

zur Kontrollgruppe) unterhalb der Zahl 1 - mit<br />

Ausnahme des seltenen Neuroepithelioms<br />

(OR 9) 2,1; 95%-Konfidenzintervall 0,9 bis 4,7).<br />

6)<br />

OR: Odds Ratio<br />

Ein größeres Personenkollektiv (782 Fälle, 799<br />

Kontrollen) stand Inskip et al. [Ins 01] für eine<br />

Interviewstudie zur Verfügung. Das relative<br />

Risiko für Hirntumoren betrug 1,0 (95%-<br />

Konfidenzintervall 0,6 bis 1,5) wenn das Telefon<br />

mehr als 100 Stunden benutzt wurde, d.h.<br />

es zeigte sich keine statistische Assoziation.<br />

Ebenfalls keine Erhöhung der Tumorerkrankung<br />

zeigte sich, wenn das Telefon 60<br />

Minuten oder mehr pro Tag, oder regelmäßig<br />

über 5 Jahre benutzt wurde. Eine erhöhte<br />

Tumorhäufigkeit bezogen auf die beim Telefonieren<br />

bevorzugte Kopfseite wurde nicht festgestellt.<br />

2001 wurden die Ergebnisse der nationalen<br />

dänischen Kohortenstudie veröffentlicht [Joh<br />

01]. 420 095 Nutzer von digitalen wie analogen<br />

Mobiltelefonen wurden für die Studie berücksichtigt.<br />

Mit Hilfe des dänischen Krebsregisters<br />

konnten 3391 Krebsfälle in die statistische<br />

Auswertung einbezogen werden. Die<br />

standardisierte Inzidenzrate (SIR) war bei<br />

Krebs des Gehirns oder Nervensystems<br />

(SIR=0,95, 95%-Konfidenzintervall 0,81-1,12),<br />

- 49 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Strahlenschutzkommission<br />

der Speicheldrüse (SIR=0,72, 95%-<br />

Konfidenzintervall 0,29-1,49) oder Leukämie<br />

(SIR=0,97, 95%-Konfidenzintervall 0,78-1,21)<br />

kleiner als 1,0. Damit besteht kein statistisch<br />

signifikanter Zusammenhang, dass das mobile<br />

Telefonieren Krebserkrankungen im Halsund<br />

Kopfbereich erhöht.<br />

Die krankenhausbasierende Fall-Kontroll-Studie<br />

von Stang et al. [Sta 01] zeigte ein statistisch<br />

signifikantes erhöhtes Risiko an einem<br />

Uveal Melanom zu erkranken, wenn eine berufsbedingte<br />

Exposition durch Funkgeräte<br />

(OR=3,0, 95%-Konfidenzintervall 1,4-6,3) und<br />

Mobiltelefone (OR=4,2, 95%-Konfidenzintervall<br />

1,2-14,5) vorlag. Die bevölkerungsbasierende<br />

Studie zeigte keine vergleichbaren<br />

Assoziationen zu den hochfrequenten elektromagnetischen<br />

Feldern. Die Aussagekraft dieser<br />

Studie ist jedoch aufgrund der extrem kleinen<br />

Fallzahl gering. Eine deutliche Schwäche<br />

der Studie ist die Dosimetrie bezüglich der<br />

Frequenzbereiche und Sendeleistungen der<br />

Funksprechgeräte sowie der Expositionsdauer.<br />

Andere berufsbedingte Einflüsse wurden nicht<br />

abgeschätzt.<br />

Es ist bis jetzt kein Mechanismus bekannt, wie<br />

hochfrequente Felder das Risiko zu Hirntumorerkrankungen<br />

beeinflussen könnten. Zusammengefasst<br />

kann festgestellt werden, dass die<br />

o.g. Studien keinen Hinweis geben, dass der<br />

Gebrauch von Mobiltelefonen zu einer Erhöhung<br />

an Hirntumoren führt. Es muss dabei angemerkt<br />

werden, dass das grundsätzliche Problem<br />

der Expositionsabschätzung in den Studien<br />

nicht gelöst werden konnte. Auch sind die<br />

Beobachtungszeiträume noch viel zu kurz, um<br />

eine Beeinflussung vollständig ausschließen<br />

zu können.<br />

Genauere Hinweise können von einer multinationalen<br />

Studie der WHO erwartet werden,<br />

die einen Zusammenhang von Tumoren im<br />

Kopf-Hals-Bereich und Mobiltelefonnutzung<br />

untersucht. Dabei werden verschiedene Nationen<br />

mit unterschiedlichen Funksystemen<br />

und ein großes Kollektiv einbezogen. Die Ergebnisse<br />

werden voraussichtlich nicht vor 2004<br />

vorliegen. Die Interviewstudie kann jedoch<br />

auch die generellen Unsicherheiten zu den<br />

dosimetrischen Angaben nicht lösen.<br />

Anhang A 4<br />

Grenzwerte<br />

Auszüge aus der Empfehlung der Strahlenschutzkommission<br />

„Schutz der Bevölkerung bei Exposition<br />

durch elektromagnetische Felder (bis 300<br />

GHz)“<br />

und der<br />

ICNIRP-“Guidelines for Limiting Exposure<br />

to Time-Varying Electric, Magnetic, and<br />

Electromagnetic Fields (up to 300 GHz)“,<br />

veröffentlicht in: Berichte der Strahlenschutzkommission,<br />

Heft 23 (1999):<br />

Für die Begrenzung der Exposition durch elektromagnetische<br />

Felder muss zwischen Basisgrenzwerten<br />

und abgeleiteten Grenzwerten<br />

(Referenzwerten) unterschieden werden.<br />

- Basisgrenzwerte<br />

Grenzwerte der Exposition durch elektromagnetische<br />

Felder, die auf gesicherten Schwellenwerten<br />

der unmittelbar im Gewebe wirksamen<br />

physikalischen Einflussgrößen unter Berücksichtigung<br />

von Sicherheitsfaktoren beruhen,<br />

werden als „Basisgrenzwerte“ bezeichnet.<br />

Je nach den Frequenzen der Felder sind<br />

die wirksamen physikalischen Größen die elektrische<br />

Feldstärke bzw. die zugehörige Stromdichte<br />

und die spezifische Energieabsorptionsrate<br />

im Gewebe. Jedoch können bei exponierten<br />

Personen nur die Feldstärken bzw. die<br />

Leistungsflussdichte in Luft, außerhalb des<br />

Körpers, ohne weiteres gemessen werden.<br />

- Abgeleitete Grenzwerte<br />

Da die Verfahren zur Überprüfung der Einhaltung<br />

der Basisgrenzwerte zu aufwendig sind,<br />

werden zur Expositionsbeurteilung „abgeleitete<br />

Grenzwerte“ eingeführt. Zu ihrer Formulierung<br />

werden unmittelbar messbare Größen verwendet,<br />

die in der Umgebung des Menschen ermittelt<br />

werden können. Einige abgeleitete<br />

Grenzwerte sind aus den entsprechenden<br />

Basisgrenzwerten unter Nutzung von Mess-<br />

- 50 -


Strahlenschutzkommission<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

verfahren und/oder Berechnungsverfahren<br />

hergeleitet worden, wobei häufig ungünstige<br />

Expositionsbedingungen („worst case“) angenommen<br />

werden, die zu einer konservativen<br />

Abschätzung führen. Andere beziehen sich auf<br />

die Wahrnehmung und auf schädliche indirekte<br />

Wirkungen der Exposition durch elektromagnetische<br />

Felder.<br />

Die abgeleiteten Größen sind: elektrische Feldstärke,<br />

magnetische Flussdichte und Leistungsflussdichte<br />

außerhalb des Körpers sowie<br />

die im Körper fließenden Ströme.<br />

Die Einhaltung des abgeleiteten Grenzwerts<br />

bedeutet in jedem Falle die Einhaltung des entsprechenden<br />

Basisgrenzwerts. Übersteigt der<br />

gemessene oder berechnete Wert den abgeleiteten<br />

Grenzwert, so folgt daraus nicht unbedingt,<br />

dass auch der Basisgrenzwert überschritten<br />

wird. Allerdings ist es immer dann,<br />

wenn ein abgeleiteter Grenzwert überschritten<br />

wird, erforderlich, die Übereinstimmung mit<br />

dem relevanten Basisgrenzwert zu prüfen und<br />

festzustellen, ob zusätzliche Schutzmaßnahmen<br />

erforderlich sind.<br />

Störungen von oder Wirkungen auf medizinische<br />

Geräte, wie Metallprothesen, Herzschrittmacher,<br />

Defibrillatoren und Cochlea-Implantate,<br />

nicht unbedingt aus. Störungen von Herzschrittmachern<br />

können bei Werten auftreten,<br />

die unterhalb der abgeleiteten Grenzwerte liegen.<br />

Festlegungen hierzu sind nicht Gegenstand<br />

dieser Empfehlungen.<br />

Die Begrenzungen gelten ferner nicht für die<br />

medizinische Anwendung elektrischer, magnetischer<br />

oder elektromagnetischer Felder.<br />

Neben einer ausführlichen Dokumentation<br />

über die Basisgrenzwerte sowie die abgeleiteten<br />

Grenzwerte kontinuierlicher Sinusfelder<br />

enthält die Empfehlung noch Begrenzungen<br />

für eine gepulste Exposition durch hochfrequente<br />

elektromagnetische Felder, abgeleitete<br />

Grenzwerte für Kontaktströme, die bei Berührung<br />

leitfähiger Objekte unter Feldeinfluss<br />

auftreten können, sowie Hinweise für die<br />

Risikobewertung bei gleichzeitiger Exposition<br />

durch Felder mit verschiedenen Frequenzen.<br />

Die Grenzwertempfehlungen beziehen sich<br />

nicht direkt auf Vorschriften für die Begrenzung<br />

der Emission technischer Geräte. Sie behandeln<br />

auch keine Techniken, wie Methoden zur<br />

Messung oder Berechnung physikalischer Größen,<br />

die elektromagnetische Felder charakterisieren;<br />

eingehende Beschreibungen<br />

messtechnischer Ausrüstungen und Messverfahren<br />

zur genauen Bestimmung solcher<br />

physikalischer Größen findet man in technischen<br />

Normen.<br />

Die vorliegenden Grenzwertempfehlungen betreffen<br />

nicht die elektromagnetische Verträglichkeit<br />

von Geräten. Deren Einhaltung schließt<br />

- 51 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Strahlenschutzkommission<br />

Tabelle 3<br />

Basisgrenzwerte für die Exposition der Bevölkerung durch zeitlich veränderliche elektrische<br />

und magnetische Felder bei Frequenzen bis zu 10 GHz bzw. zwischen 10 und 300 GHz<br />

Frequenzbereich Stromdichte für<br />

0- 10 GHz a) Kopf und Rumpf<br />

(mA/m 2 )<br />

(Effektivwerte)<br />

Durchschnittliche<br />

Ganzkörper-SAR<br />

(W/kg)<br />

Lokale SAR<br />

(Kopf und<br />

Rumpf)<br />

(W/kg)<br />

Lokale SAR<br />

(Gliedmaßen)<br />

(W/kg)<br />

bis 1 Hz 8 - - -<br />

1 - 4 Hz 8/f - - -<br />

4 Hz - 1 kHz 2 - - -<br />

1 - 100 kHz f/500 - - -<br />

100 kHz<br />

-10 MHz<br />

10 MHz<br />

-10 GHz<br />

f/500 0,08 2 4<br />

- 0,08 2 4<br />

Frequenzbereich<br />

10 - 300 GHz b) Leistungsflussdichte (W/m 2 )<br />

10<br />

a) Anmerkungen:<br />

1. f ist die Frequenz in Hertz.<br />

2. Aufgrund der elektrischen Inhomogenität des menschlichen Körpers sollten die Stromdichten über einen Querschnitt<br />

von 1 cm 2 senkrecht zur Stromrichtung gemittelt werden.<br />

3. Für Frequenzen bis 100 kHz können die Spitzenwerte für die Stromdichten erhalten werden, indem der Effektivwert<br />

mit √2 (∼1,414) multipliziert wird. Für Pulse der Dauer t p sollte die auf die Basisgrenzwerte anzuwendende<br />

Frequenz über f =1/(2 t p ) ermittelt werden.<br />

4. Für Frequenzen bis 100 kHz und für gepulste Magnetfelder können die mit den Pulsen verbundenen maximalen<br />

Stromdichten aus den Anstiegs- und Abfallzeiten sowie der maximalen Änderungsrate der magnetischen Flussdichte<br />

berechnet werden. Die induzierte Stromdichte lässt sich dann mit den entsprechenden Basisgrenzwerten<br />

vergleichen.<br />

5. Sämtliche SAR-Werte sind über beliebige 6-Minuten-Zeitintervalle zu mitteln.<br />

6. Die zu mittelnde Gewebemasse für lokale SAR-Werte beträgt 10 g eines beliebigen zusammenhängenden Körpergewebes;<br />

die so ermittelten SAR-Maximalwerte sollten für die Expositionsermittlung verwendet werden.<br />

7. Für Pulse der Dauer t p sollte die auf die Basisgrenzwerte anzuwendende Frequenz über f = 1/(2 t p ) ermittelt werden.<br />

Darüber hinaus wird für den Frequenzbereich von 3 bis 10 GHz und für die lokale Exposition des Kopfes ein<br />

zusätzlicher Basisgrenzwert empfohlen, um durch thermoelastische Expansion bedingte Höreffekte einzuschränken<br />

oder zu vermeiden. Danach sollte die SA bei gepulsten Expositionen 10 mJ/kg bei Beschäftigten und 2 mJ/kg<br />

für die Normalbevölkerung nicht überschreiten, gemittelt über je 10 g Gewebe.<br />

8. Die Basisgrenzwerte für die Stromdichte sollen akute Wirkungen im zentralnervösen Gewebe in Kopf und<br />

Rumpf vermeiden. In anderen Körpergeweben können bei entsprechender Exposition höhere Stromdichtewerte<br />

auftreten.<br />

_____________________<br />

b)<br />

Anmerkungen:<br />

1. Leistungsflussdichten sind über eine beliebige Teilfläche von 20 cm 2 der exponierten Fläche und über einen 68/<br />

f 1,05 -minütigen Zeitraum (wobei f in GHz anzugeben ist) zu mitteln, um die mit steigender Frequenz geringer<br />

werdenden Eindringtiefen auszugleichen.<br />

2. Räumliche Maximal-Leistungsflussdichten, gemittelt über 1 cm 2 , sollten das 20-fache der obigen Werte nicht<br />

überschreiten.<br />

- 52 -


Strahlenschutzkommission<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

Tabelle 4<br />

Referenzwerte für die Exposition der Bevölkerung durch zeitlich veränderliche elektrische<br />

und magnetische Felder (ungestörte Effektivwerte) a<br />

Frequenzbereich<br />

Elektrische<br />

Feldstärke<br />

(V m -1 )<br />

Magnetische<br />

Feldstärke<br />

(A m -1 )<br />

B-Feld<br />

(µT)<br />

Äquivalente<br />

Leistungsdichte<br />

bei<br />

ebenen Wellen<br />

S eq<br />

(W m -2 )<br />

bis 1 Hz — 3,2 x 10 4 4 x 10 4 —<br />

1-8 Hz 10 000 3,2 x 10 4 /ƒ 2 4 x 10 4 /ƒ 2 —<br />

8-25 Hz 10 000 4000/ƒ 5000/ƒ —<br />

0,025-0,8 kHz 250/ƒ 4/ƒ 5/ƒ —<br />

0,8-3 kHz 250/ƒ 5 6,25 —<br />

3-150 kHz 87 5 6,25 —<br />

0,15-1 MHz 87 0,73/ƒ 0,92/ƒ —<br />

1-10 MHz 87/ƒ 1/2 0,73/ƒ 0,92/ƒ —<br />

10-400 MHz 28 0,073 0,092 2<br />

400-2000 MHz 1,375ƒ 1/2 0,0037ƒ 1/2 0,0046ƒ 1/2 ƒ/200<br />

2-300 GHz 61 0,16 0,20 10<br />

a Anmerkungen:<br />

1. ƒ wie in der Frequenzbereichs-Spalte wiedergegeben.<br />

2. Vorausgesetzt, dass die Basisgrenzwerte nicht überschritten werden und schädliche indirekte<br />

Wirkungen ausgeschlossen werden können, dürfen die Werte für die Feldstärke überschritten<br />

werden.<br />

3. Für Frequenzen zwischen 100 kHz und 10 GHz sind S eq , E 2 , H 2 und B 2 über einen beliebigen<br />

6-Minuten-Zeitraum zu mitteln.<br />

4. Für Spitzenwerte bei Frequenzen bis 100 kHz siehe Tabelle 4, Anmerkung 3.<br />

5. Für Spitzenwerte bei Frequenzen über 100 kHz siehe Abbildung 1 und 2. Zwischen 100 kHz<br />

und 10 MHz werden die Spitzenwerte der Feldstärken durch Interpolation zwischen dem 1,5-<br />

fachen Spitzenwert bei 100 kHz und dem 32-fachen Spitzenwert bei 10 MHz erhalten. Für<br />

Frequenzen über 10 MHz wird vorgeschlagen, dass der Spitzenwert der äquivalenten Leistungsdichte<br />

ebener Wellen, gemittelt über die Pulsdauer, das 1000-fache der S eq -<br />

Grenzwerte nicht überschreitet, bzw. dass die Feldstärke das 32-fache der in der Tabelle angegebenen<br />

Feldstärken-Expositionswerte nicht überschreitet.<br />

6. Für Frequenzen über 10 GHz sind S eq , E 2 , H 2 und B 2 über einen beliebigen 68/ƒ 1,05 -Minuten-<br />

Zeitraum zu mitteln (ƒ in GHz).<br />

7. Für Frequenzen < 1 Hz sind keine E-Feld-Werte angegeben, da es sich effektiv um statische<br />

elektrische Felder handelt. Bei den meisten Menschen wird die störende Wahrnehmung<br />

elektrischer Oberflächenladungen bei Feldstärken unter 25 kV m -1 nicht auftreten. Funkenentladungen,<br />

die Stress oder Belästigungen verursachen, sollten vermieden werden.<br />

- 53 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Epidemiologie<br />

Epidemiologie nicht-ionisierender<br />

elektromagnetischer Felder - eine Übersicht<br />

Joachim Schüz, Jörg Michaelis<br />

Institut für Medizinische Statistik und Dokumentation<br />

der Universität Mainz, Langenbeckstr. 1, D-55101 Mainz<br />

Zusammenfassung:<br />

Gesundheitsschädigungen nicht-ionisierender<br />

elektromagnetischer Felder werden seit Jahrzehnten<br />

unter wissenschaftlichen Experten<br />

sowie in der Politik und Öffentlichkeit sehr kontrovers<br />

diskutiert. Bestehende Grenzwerte<br />

schützen vor bestätigten Effekten. Dennoch<br />

wird intensiv danach geforscht, ob elektromagnetische<br />

Felder auch unterhalb dieser Grenzwerte<br />

Krankheiten verursachen oder fördern<br />

können. Aus der experimentellen Forschung<br />

haben sich wenige konsistente Hinweise auf<br />

Schädigungen von Organismen ergeben. Hinweise<br />

auf statistische Assoziationen zwischen<br />

Belastungen durch nicht-ionisierende Strahlung<br />

und verschiedenen Erkrankungen haben<br />

sich hingegen immer wieder in epidemiologischen<br />

Studien gezeigt. Auch hier ist eine zusammenfassende<br />

Interpretation sehr schwierig,<br />

weil in den meisten Fällen die Reproduzierbarkeit<br />

von Ergebnissen fehlt, die methodischen<br />

Möglichkeiten begrenzt sind und es bislang<br />

kein Modell gibt, mit dem die beobachteten<br />

statistischen Zusammenhänge ursächlich<br />

erklärt werden können. Neuere Studien weisen<br />

vor allem auf einen Zusammenhang zwischen<br />

Leukämien im Kindesalter und Magnetfeldern<br />

der Energieversorgung über 0,4 µT hin,<br />

ein Effekt auf Bevölkerungsebene wäre aber<br />

eher klein. Eine Erklärung für diese Assoziation<br />

ist unbekannt. Studien zu anderen Krankheitsbildern<br />

wie Brustkrebs, Hirntumoren, der<br />

Alzheimer-Krankheit oder Myokardinfarkten<br />

und zu anderen Expositionen mit nicht-ionisierender<br />

Strahlung z.B. im beruflichen Umfeld,<br />

durch Sendetürme oder bei der Nutzung der<br />

so genannten Handys sind in ihrer Aussagekraft<br />

eingeschränkt.<br />

1 Einleitung<br />

Gesundheitsschädigende Effekte durch nichtionisierende<br />

elektromagnetischen Felder werden<br />

seit Jahrzehnten unter wissenschaftlichen<br />

Experten sowie in der Öffentlichkeit sehr kontrovers<br />

diskutiert. Diese Felder werden als<br />

Ursache einer Reihe sehr unterschiedlicher<br />

Erkrankungen und Symptome in Betracht gezogen.<br />

Gleichzeitig sind elektromagnetische<br />

Felder des gesamten Frequenzspektrums weit<br />

verbreitet und betreffen die verschiedenen Lebensbereiche.<br />

Die Bereiche der nicht-ionisierenden elektromagnetischen<br />

Felder, deren Effekte in epidemiologischen<br />

Studien untersucht wurden, lassen<br />

sich grob in drei Klassen unterteilen:<br />

1. Umweltbedingte Expositionen, die durch<br />

die Energieversorgung (bei 50/60 Hz) oder<br />

die Funkkommunikation (Radiowellen, z.B.<br />

TV, Radio, Mobilfunk) ubiquitär sind und<br />

denen die breite Öffentlichkeit mit unterschiedlicher,<br />

aber vorwiegend sehr niedriger<br />

Intensität permanent ausgesetzt ist;<br />

2. Expositionen am Arbeitsplatz, die meist von<br />

etwas höherer Intensität, aber zeitlich begrenzt<br />

sind, und<br />

3. Die individuelle Exposition durch die Verwendung<br />

elektromagnetischer Felder ausstrahlender<br />

Geräte im alltäglichen Bereich.<br />

Trotz des breiten Krankheitsspektrums und der<br />

Verschiedenheit der Feldquellen gibt es bei den<br />

epidemiologischen Studien auf dem Gebiet der<br />

elektromagnetischen Felder viele Gemeinsamkeiten:<br />

Eine genaue Dosimetrie ist sehr<br />

schwierig, da jede Person nicht-ionisierenden<br />

elektromagnetischen Feldern mit unterschiedlicher<br />

Dauer und Intensität ausgesetzt ist,<br />

sodass vorwiegend Schätzungen dafür existieren,<br />

welche Personen mehr als über das normale<br />

Maß hinaus belastet sind. Die Beschrei-<br />

- 54 -


Epidemiologie<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

bung der Exposition ist auch deshalb schwierig,<br />

weil nicht bekannt ist, welche Feldcharakteristika<br />

für einen Effekt relevant sein<br />

könnten. Erschwerend kommt hinzu, dass die<br />

meisten in den Studien betrachteten Erkrankungen<br />

relativ selten sind. Die in einer prospektiven<br />

Studie zu untersuchende Population<br />

muss deshalb sehr groß sein und die Studie<br />

wird damit sehr aufwendig und teuer.<br />

Neben der schwierigen Expositionsbeschreibung<br />

besteht für epidemiologische Studien<br />

auch das gemeinsame Problem, dass ihre<br />

Aussagekraft durch das Fehlen von Erkenntnissen<br />

über mögliche Wirkungsmechanismen<br />

eingeschränkt wird. Sowohl für Krebserkrankungen<br />

wie auch neurodegenerative Erkrankungen<br />

oder Herzkreislauferkrankungen sind<br />

allenfalls Hypothesen formuliert. Ein kausaler<br />

Zusammenhang energiearmer elektromagnetischer<br />

Felder in Intensitätsbereichen, in denen<br />

Personen Feldern ausgesetzt sind, und<br />

die weit unterhalb der bestehenden Grenzwerte<br />

liegen (ICNIRP 1998), ist für keine einzige<br />

Gesundheitsschädigung nachgewiesen.<br />

Der Aufbau dieses Übersichtsartikels ist wie<br />

folgt: In Kapitel 2 werden die unterschiedlichen<br />

Verfahren skizziert, die in der Epidemiologie<br />

bei der „Messung“ der Exposition mit nicht-ionisierender<br />

Strahlung zum Einsatz kommen.<br />

Kapitel 3 beschreibt den aktuellen Stand der<br />

Forschung, unterteilt nach unterschiedlichen<br />

Bereichen aus dem Spektrum elektromagnetischer<br />

Felder und nach verschiedenen Krankheitsbildern.<br />

In Kapitel 4 und 5 schließlich wird<br />

der Stand der Forschung in einer gemeinsamen<br />

Bewertung zusammengefasst. Eine detailliertere<br />

Darstellung und Diskussion der Studien<br />

findet sich im „Handbuch der Umweltmedizin“<br />

(Schüz und Michaelis 2001).<br />

2 Expositionserfassung<br />

Auf dem Gebiet der Wirkungen niederfrequenter<br />

Magnetfelder steht besonders die<br />

Exposition durch Felder von Freileitungen im<br />

Vordergrund. Dies spiegelt sich auch darin<br />

wider, dass drei der sechs Expositionsmaße<br />

ausschließlich Freileitungen als Expositionsquelle<br />

betrachten. Ad hoc durchführbar ist eine<br />

Klassifizierung der Exposition auf der Basis der<br />

Distanz einer Wohnung zur nächsten Hochspannungsleitung.<br />

Diese erlaubt aber nur eine<br />

unzureichende Aussage über die tatsächlich<br />

vorhandene Feldstärke, die nicht nur von der<br />

Distanz, sondern vor allem auch von der Stromlast<br />

der Leitung abhängig ist. In neueren Studien<br />

findet das Distanzmaß deshalb keine<br />

Verwendung mehr.<br />

Eine Verfeinerung des Distanzmaßes ist das<br />

in den USA entwickelte Wire Code-Schema,<br />

das neben der Distanz der Freileitung zur<br />

Wohnung auch Leitungscharakteristika berücksichtigt<br />

(Wertheimer und Leeper 1979). In<br />

skandinavischen Studien wurde ein Verfahren<br />

zur Schätzung der magnetischen Feldstärke<br />

entwickelt, das neben der Distanz der Freileitung<br />

zum Haus auch Masthöhe, Spannungsebene<br />

und vor allem die tatsächliche Stromlast<br />

berücksichtigt (Feychting und Ahlborn<br />

1993). Sofern adäquate Daten bei den<br />

Energieversorgern vorliegen, ermöglicht dieses<br />

Expositionsmaß auch historische<br />

Expositionsschätzungen, was dem retrospektiven<br />

Charakter von Fallkontrollstudien entgegenkommt.<br />

Demgegenüber können die verschiedenen<br />

Verfahren der Magnetfeldmessung nur die<br />

aktuelle Intensität des Magnetfeldes aufzeichnen.<br />

Zwar zeigten Reihenuntersuchungen über<br />

längere Zeiträume hinweg eine hohe zeitliche<br />

Stabilität insbesondere höherer durchschnittlicher<br />

Magnetfeldstärken, im Einzelfall kann es<br />

trotzdem zur Fehleinschätzung einer früheren<br />

Belastung kommen. Vorteil der Messverfahren<br />

ist, dass sie Feldstärken unabhängig von Feldquellen<br />

erfassen. Sie sind in Regionen zu bevorzugen,<br />

in denen Magnetfelder zu einem<br />

großen Teil durch andere Feldquellen als nur<br />

Freileitungen erzeugt werden, wie dies z.B. in<br />

Deutschland der Fall ist.<br />

Messungen über längere Zeiträume sind kurzzeitigen<br />

Messungen vorzuziehen. Obwohl<br />

deutlich aufwendiger, sind sie viel aussagekräftiger<br />

und weniger fehlerbehaftet. Bei Kurzzeitmessungen<br />

kann es zu Beeinflussungen<br />

durch atypische kurzzeitige Änderungen der<br />

Magnetfeldstärke kommen. Direkt am Körper<br />

zu tragende Personendosimeter hingegen sind<br />

- 55 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Epidemiologie<br />

stationären Messungen (z.B. in Bettnähe) nicht<br />

unbedingt vorzuziehen. Zwar zeichnen sie eine<br />

individuelle Exposition im Alltag am genauesten<br />

auf, da sie immer dort das Magnetfeld<br />

messen, wo sich der Proband gerade befindet,<br />

in Fallkontrollstudien können sie aber dann<br />

zu Fehleinschätzungen einer früheren Belastung<br />

führen, wenn der Proband aufgrund einer<br />

Erkrankung oder altersabhängig seinen<br />

Tagesablauf verändert hat.<br />

In den berufsepidemiologischen Studien wurden<br />

viele Expositionserhebungen auf Basis<br />

von vorhandenen Aufzeichnungen über Berufsbezeichnungen<br />

(so genannte job titles)<br />

durchgeführt. Dies ist mit wenig Aufwand möglich,<br />

da der Studienteilnehmer selbst nicht kontaktiert<br />

werden muss. Die Validität der Berufsbezeichnung<br />

ist allerdings je nach Art der verwendeten<br />

Quelle häufig unsicher. Auch ist kritisch<br />

anzumerken, dass bei Berufsbezeichnungen<br />

eine Berufsgruppe in ihrer Gesamtheit als<br />

exponiert oder nicht exponiert bewertet werden<br />

muss, auch wenn innerhalb der Berufsgruppe<br />

die tatsächliche Exposition möglicherweise<br />

sehr heterogen ist. Eine Verfeinerung<br />

der Schätzung über die Berufsbezeichnung<br />

sind sogenannte Job-Exposure-Matrizen, insbesondere<br />

wenn sie unter Zuhilfenahme von<br />

Messergebnissen an typischen Arbeitsplätzen<br />

erstellt wurden. Für Work Areas kann eine<br />

Kategorisierung der Expositions-gruppen noch<br />

detaillierter erfolgen, allerdings setzen sie eine<br />

detaillierte Tätigkeitsbeschreibung der Studienteilnehmer<br />

voraus, die dann in der Regel wieder<br />

nur in persönlichen Befragungen gewonnen<br />

werden kann.<br />

Bei epidemiologischen Studien im Umkreis von<br />

Radio- oder Fernsehsendern handelt es sich<br />

bisher ausnahmslos um ökologische Studien.<br />

Im Gegensatz zum Distanzmaß im niederfrequenten<br />

Bereich, für das die Distanz eines einzelnen<br />

Hauses zur nächsten Hochspannungsleitung<br />

erhoben wurde, beruhen diese Studien<br />

auf der Distanz eines klein-räumigen Gebietes<br />

zur Feldquelle. Hierbei wird für alle Häuser<br />

dieses Gebietes die gleiche Expositionsstärke<br />

angenommen. Grund ist, dass bei ökologischen<br />

Studien das Verhältnis von tatsächlich<br />

beobachteten Erkrankungsfällen zu erwarteten<br />

Erkrankungsfällen eine Rolle spielt. Die<br />

erwarteten Erkrankungsfälle lassen sich allerdings<br />

nur für räumliche Einheiten gewinnen,<br />

für die demographische Daten zur Alters- und<br />

Geschlechtsverteilung der Bewohner vorliegen.<br />

Wie detailliert die räumliche Auswertung<br />

erfolgen kann, hängt von der Studienregion ab.<br />

Die Exposition gegenüber elektrischen Geräten<br />

wird über Befragungen der Studienteilnehmer<br />

erhoben (z.B. bei Studien zur Benutzung<br />

von Heizdecken). Meist fehlt eine<br />

Quantifizierung der Exposition. Bei den Mobilfunk-Frequenzen<br />

stellt sich aktuell die Frage<br />

der gesundheitsschädigenden Wirkungen<br />

durch die Nutzung der so genannten Handys.<br />

Auch hier scheint bei der Quantifizierung der<br />

Exposition die Befragung das Mittel der Wahl.<br />

Verfügbare Informationen wie Rechnungsbelege<br />

können allenfalls zur Validierung herangezogen<br />

werden. Rechnungen geben in<br />

Deutschland nur Auskunft über ausgehende<br />

Gespräche und sind somit kein gutes Maß für<br />

eine gesamte Handy-Nutzung. Zudem ist der<br />

Rechnungsbetrag allein ungeeignet, um Auskunft<br />

über die Häufigkeit und Dauer von Telefonaten<br />

zu geben. Das größte Problem bei Befragungen<br />

ist das Erinnerungsvermögen der<br />

Studienteilnehmer. Dies ist besonders kritisch,<br />

wenn es für erkrankte und nicht erkrankte<br />

Personen unterschiedlich ist, weil dies Einfluss<br />

auf das Studienergebnis haben kann.<br />

3 Ergebnisse<br />

3.1 Umweltbedingte Exposition im<br />

Niederfrequenzbereich<br />

Krebs bei Kindern<br />

Eine mögliche Assoziation zwischen Magnetfeldern<br />

und Leukämien im Kindesalter wird<br />

weltweit seit mehr als 20 Jahren sehr intensiv<br />

erforscht. Auslöser war eine 1979 publizierte,<br />

in Denver durchgeführte Fallkontrollstudie<br />

(Wertheimer und Leeper 1979), bei der in der<br />

Nähe von Hochspannungsleitungen lebende<br />

Kinder ein fast dreifach erhöhtes Risiko hatten,<br />

an einer Leukämie zu sterben. Die seitdem<br />

zahlreich erschienenen epidemiologischen<br />

Studien zu diesem Thema variierten<br />

stark bezüglich Qualität, Größe und Aussage.<br />

In jüngster Zeit wurden große Studien mit<br />

- 56 -


Epidemiologie<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

Magnetfeldmessungen über 24 Stunden oder<br />

mehr in den USA (Linet et al. 1997), Kanada<br />

(McBride er al. 1999), Großbritannien (UKCCSI<br />

1999) und Deutschland (Schüz et al. 2001)<br />

durchgeführt. Zusammen mit den vier skandinavischen<br />

Studien (Feychting und Ahlbom<br />

1993, Olsen er al. 1993, Verkasalo et al. 1993,<br />

Tynes und Haldorsen 1997), die eine individuelle<br />

Magnetfeldbelastung über historische<br />

Auslastungsdaten von Freileitungen errechneten,<br />

geben diese Studien einen Hinweis auf<br />

eine Assoziation von Leukämien im Kindesalter<br />

mit durchschnittlichen Magnetfeldexpositionen<br />

über 0,4 µT (etwa zweifache Risikoerhöhung)<br />

(Ahlbom et al. 2000), aber nicht<br />

darunter. Ein in früheren Studien beobachtetes<br />

Paradoxon, dass die Assoziation von Magnetfeldern<br />

und Leukämien eher auf der Existenz<br />

von Hochspannungsleitungen als einer<br />

tatsächlichen Magnetfeldbelastung zu beruhen<br />

schien, wurde durch jüngere Studien mit verbesserter<br />

Messmethodik nicht bestätigt und<br />

zeigt sich auch nicht in neueren Meta-Analysen<br />

(Ahlbom et al. 2000, Green-land et al.<br />

2000).<br />

Eine Anfang 2001 abgeschlossene deutsche<br />

Studie korrespondiert sehr gut mit den internationalen<br />

Erkenntnissen.<br />

Diese umfasst Messungen für 514 Fälle und<br />

1301 Kontrollen (Schüz et al. 2001). Magnetfelder<br />

über 0,2 µT kamen nur in 1,4% aller<br />

Wohnungen vor, Magnetfelder über 0,4 µT gar<br />

nur in 0,2% (Schüz et al. 2000). Hochspannungsleitungen<br />

(123-420 kV) waren nur in einem<br />

Drittel dieser Haushalte die Magnetfeld<br />

verursachende Quelle; andere Feldquellen<br />

waren im Niederspannungsbereich (380 V) zu<br />

finden (Dachständer, Erdkabel, Straßenbeleuchtungen)<br />

oder auf innerhäusliche Quellen<br />

zurückzuführen (veraltete Elektroinstallationen,<br />

Steigleitungen in Mehrfamilienhäusern). Die<br />

Nähe einer Wohnung zu einer Hochspannungsleitung<br />

war alleine kein Indiz für eine<br />

überdurchschnittliche Magnetfeld-exposition<br />

und in keiner Wohnung, die weiter als 50 m<br />

von einer Hochspannungsleitung entfernt war,<br />

wurde ein von dieser Freileitung ausgehendes<br />

Magnetfeld über 0,2 µT gemessen. Die Studie<br />

gab ebenfalls keinen deutlichen Hinweis,<br />

dass Magnetfelder über 0,2 µT mit dem Auftreten<br />

der Leukämien assoziiert waren. Allerdings<br />

zeigte sich auf der Basis weniger exportierter<br />

Kinder ein höheres Leukämierisiko bei<br />

Magnetfeldern über 0,4 µT. Eine stärkere Assoziation<br />

zeigte sich, wenn nur die Exposition<br />

während der Nacht betrachtet wurde. Diese<br />

Beobachtung deckt sich mit Studienergebnissen<br />

der früheren deutschen Studie (Michaelis<br />

et al. 1998) und der amerikanischen Studie<br />

(Auvinen et al. 2000).<br />

Eine Kausalität beweist die in den epidemiologischen<br />

Studien beobachtete Assoziation indes<br />

nicht. Ein Zufallseffekt oder eine Erklärung<br />

über eine Risikoüberschätzung in den Studien<br />

durch methodische Defizite scheint unwahrscheinlich.<br />

Ebenso wurde kein Faktor gefunden,<br />

der mit einer Magnetfeldexposition korreliert<br />

und gleichzeitig ein bedeutender Risikofaktor<br />

für Leukämien ist und somit eine Assoziation<br />

vortäuschen könnte (Confoun-ding).<br />

Schädigende Wirkungen magnetischer Felder<br />

im multifaktoriellen Zusammenspiel oder nur<br />

bei vorliegender Prädisposition des Kindes sind<br />

Hypothesen, für die ebenfalls keine Belege<br />

existieren.<br />

Epidemiologische Studien zu anderen Krebserkrankungen<br />

im Kindesalter zeigen keinen<br />

Hinweis auf eine Assoziation mit einer Exposition<br />

durch elektromagnetische Felder. Ein<br />

Review von neun Studien zu Magnetfeldexposition<br />

und Hirntumoren im Kindesalter<br />

ergab insgesamt keinen Hinweis auf eine Assoziation<br />

(Kheifets et al. 1999). Dies bestätigt<br />

auch die jüngste britische Studie (UKCCSI<br />

1999).<br />

Vor allen Dingen in amerikanischen Studien<br />

wurden durch Befragung der Eltern auch Angaben<br />

zur Nutzung elektrischer Geräte gewonnen.<br />

Am häufigsten wurde die Frage nach der<br />

Benutzung elektrischer Heizdecken ausgewertet.<br />

Die Ergebnisse präsentieren sich jedoch<br />

recht inkonsistent. In der größten amerikanischen<br />

Studie zu diesem Thema (Hatch et al.<br />

1998) wurde eine Vielzahl elektrischer Geräte<br />

abgefragt, darunter auch einige wenige, die<br />

keine substanzielle Magnetfeldbelastung verursachten<br />

und als Kontroll-parameter zur Analyse<br />

des Antwortverhaltens herangezogen<br />

wurden. Ein fast dreifach erhöhtes Erkrankungsrisiko<br />

zeigte sich mit der Nutzung von<br />

- 57 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Epidemiologie<br />

elektrischen Heizdecken durch das Kind. Ferner<br />

zeigte sich auch ein auffällig erhöhtes Risiko<br />

bei einer Heizdeckennutzung der Mutter<br />

während der Schwangerschaft. Auch bei<br />

Videospielen, Haarfönen und Stereoanlagen<br />

mit Kopfhörern wurde von einem erhöhten<br />

Leukämierisiko berichtet. Interessanterweise<br />

waren die Kontrollparameter nicht mit der Erkrankung<br />

assoziiert. Eine Einschränkung der<br />

Ergebnisse sind jedoch die fehlenden Dosis-<br />

Wirkungs-Beziehungen: so zeigte sich z.B. ein<br />

Effekt eher bei Müttern, die Heizdecken seltener<br />

verwendeten, als bei Müttern, die eine elektrische<br />

Heizdecke kontinuierlich nutzten.<br />

Krebs bei Erwachsenen<br />

Bisher wurden nur wenige Studien zum Zusammenhang<br />

zwischen Krebserkrankungen im<br />

Erwachsenenalter und umweltbedingter<br />

Magnetfeldexposition durchgeführt. Im Vergleich<br />

zu den Studien für Krebserkrankungen<br />

im Kindesalter ist hier die Expositionserfassung<br />

noch komplizierter, nicht zuletzt<br />

aufgrund der längeren Expositionszeiträume<br />

oder auch Latenzzeiten. So sind Erwachsene<br />

häufiger als Kinder einer außerhäuslichen<br />

Exposition ausgesetzt, besonders am Arbeitsplatz,<br />

sodass eine Beschränkung auf eine<br />

häusliche Exposition zu einer Fehleinschätzung<br />

der individuellen Exposition führen kann.<br />

Eine Bewertung ist nur im Kontext der berufsepidemiologischen<br />

Studien möglich (s.u.).<br />

In den epidemiologischen Studien zu Brustkrebs<br />

bei Frauen wurden die Ergebnisse separat<br />

für prä- und postmenopausal diagnostizierte<br />

Tumoren präsentiert. Gemäß der<br />

Melatoninhypothese von Stevens (1987) wäre<br />

für prämenopausale Frauen ein höheres<br />

Krebsrisiko zu erwarten. Die Ergebnisse sind<br />

jedoch auch für Brustkrebs bislang größtenteils<br />

negativ. Eine Interpretation der Studienergebnisse<br />

ist insofern schwierig, weil keine<br />

weiteren potenziellen Risikofaktoren für Brustkrebs<br />

berücksichtigt wurden. In einer neuen<br />

schwedischen Studie wurde eine berufliche<br />

und umweltbedingte Exposition gemeinsam<br />

betrachtet (Forssen et al. 2000). Tendenziell<br />

wurde das höchste Erkrankungsrisiko für beruflich<br />

und häuslich exportierte Frauen unter<br />

50 Jahren beschrieben; dieses Ergebnis beruhte<br />

aber auf lediglich vier exportierten Fällen<br />

und einer exportierten Kontrolle.<br />

Andere Erkrankungen als Krebs<br />

Ergebnisse zu andere Erkrankungen als Krebs<br />

waren fast ausschließlich Bestandteil von<br />

berufsepidemiologischen Studien (s.u.). Bei<br />

Studien zu schädigenden Wirkungen auf den<br />

Fötus oder den Verlauf der Schwangerschaft<br />

ergaben sich vereinzelt auffällige Ergebnisse.<br />

In einer amerikanischen Studie war die Nutzung<br />

elektrischer Heizdecken mit der Häufigkeit<br />

von Fehlgeburten oder der Häufigkeit kindlicher<br />

Missbildungen assoziiert (Wertheimer<br />

und Leeper 1986). Die Studienpopulation wurde<br />

jedoch über Geburtsanzeigen identifiziert<br />

und es wurden nur telefonisch erreichbare<br />

Familien berücksichtigt, sodass die Repräsentativität<br />

der Studie angezweifelt werden muss.<br />

Ferner ist nicht auszuschließen, dass auch<br />

einige Schwangerschaftsabbrüche fälschlicherweise<br />

als Fehlgeburten gezählt wurden.<br />

In einer finnischen Studie (Juutilainen et al.<br />

1993) war das Risiko einer Fehlgeburt in der<br />

Frühschwangerschaft bei Magnetfeldexposition<br />

etwa fünffach erhöht. Zwei weitere amerikanische<br />

Studien berichteten von keinen Assoziationen<br />

zwischen Missbildungen bei Kindern<br />

bzw. vermindertem Wachstum oder geringerem<br />

Geburtsgewicht mit der Nutzung<br />

elektrischer Heizdecken während der Schwangerschaft<br />

oder bei umweltbedingter Exposition.<br />

3.2 Umweltbedingte Exposition im<br />

Hochfrequenzbereich<br />

Krebserkrankungen im Umkreis von Sendetürmen<br />

Bisher wurden drei ökologische Studien im<br />

Umkreis von Sendeanlagen durchgeführt, deren<br />

beobachtete Population groß genug war,<br />

um eine mögliche Inzidenzerhöhung von<br />

Krebserkrankungen überhaupt feststellen zu<br />

können. Diese Studien fanden in der Umgebung<br />

von Sendetürmen auf Oahu, Hawaii<br />

(Maskarinec et al. 1994), in Australien (North<br />

Sydney) (Hocking et al. 1996) und in Großbritannien<br />

(Sutton Coldfield) (Dolk et al. 1997a)<br />

statt. Bei allen drei Studien ergaben sich Hin-<br />

- 58 -


Epidemiologie<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

weise auf ein häufigeres Auftreten von Leukämieerkrankungen<br />

im Nahbereich der Sender.<br />

Bei einer zweiten Überprüfung der Daten<br />

ergaben sich jedoch bei allen drei Studien Befunde,<br />

die die ursprünglich publizierten Ergebnisse<br />

in Frage stellten.<br />

Bei der Hawaii-Studie beschränkte sich die<br />

erhöhte Leukämie-Inzidenz bei Kindern auf<br />

einen dreijährigen Zeitraum innerhalb einer<br />

elfjährigen Studienperiode von 1979 bis 1990.<br />

Eine Fallkontrollstudie in der Region brachte<br />

keine zusätzlichen Erkenntnisse. In Großbritannien,<br />

wo die Studie um den Sutton Coldfield<br />

Transmitter (erhöhte Leukämie-Inzidenz für<br />

alle Altersgruppen zusammengefasst) nach<br />

identischer Methodik auf zwanzig weitere<br />

Senderstandorte ausgedehnt wurde, konnten<br />

die auffälligen Befunde der ersten Studie nicht<br />

reproduziert werden (Dolk et al. 1997b). In<br />

North Sydney war die verzeichnete Häufung<br />

von Leukämiefällen bei Kindern nur in einem<br />

von drei an den Sender angrenzenden Stadtteilen<br />

beobachtet worden. Dort war sie während<br />

jenem Zeitraum am auffälligsten, als die<br />

Sender noch nicht über 24 Stunden sendeten<br />

und die stärkste Antenne noch nicht in Betrieb<br />

war.<br />

Trotz der teilweise auffälligen Häufungen von<br />

Leukämieerkrankungen bieten die wenigen<br />

epidemiologischen Studien kaum Evidenz für<br />

eine Assoziation zwischen Krebserkrankungen<br />

und der Exposition durch elektromagnetische<br />

Felder von Sendeeinrichtungen. Limitierungen<br />

der Studien sind die meist kleinen Fallzahlen,<br />

die grobe Schätzung der Expo-sition über die<br />

Entfernung des Wohnortes zur Sendeanlage<br />

und der ökologische Studienansatz, der nur<br />

Bevölkerungsgruppen, nicht aber Expositionserhebungen<br />

bei Individuen einbezieht. Für eine<br />

abschließende Bewertung ist die bisherige<br />

wissenschaftliche Grundlage nicht ausreichend.<br />

Gesundheitsschädigende Wirkungen im<br />

Umkreis von Mobilfunk-Basisstationen<br />

Derzeit gibt es keine epidemiologischen Studien<br />

zu gesundheitsschädigenden Wirkungen<br />

durch von Mobilfunk-Basisstationen emittierten<br />

Radiowellen. In Einzelfällen wurden vorwiegend<br />

Schlafstörungen, Kopfschmerzen,<br />

Stress, Konzentrationsmängel und Müdigkeit<br />

als von Basisstationen verursachte Symptome<br />

beschrieben. Ängste in der Bevölkerung<br />

wurden auch bezüglich der Entstehung von<br />

Krebserkrankungen artikuliert. Messungen in<br />

Großbritannien und Deutschland zeigen, dass<br />

zur Untersuchung dieser Fragestellung in epidemiologischen<br />

Studien derzeit kein geeignetes<br />

Expositionsmaß verfügbar ist (Schüz und<br />

Mann 2000). Die Distanz der Basisstation zur<br />

Wohnung erlaubt keinen Rückschluss auf die<br />

tatsächliche Feldbelastung. Da die Feldintensität<br />

auch von der Auslastung der Basisstation<br />

abhängt, sind selbst Messungen nur<br />

bedingt aussagekräftig. Sie erlauben zwar eine<br />

Expositionsabschätzung für Untersuchungen<br />

zu Befindlichkeitsstörungen, da hier die momentane<br />

Feldbelastung entscheidend ist, sind<br />

für retrospektive Studien aber nicht geeignet,<br />

da sich aufgrund des schnell entwickelnden<br />

Mobilfunkmarktes die Situation stetig verändert.<br />

Messungen im gesamten Hochfrequenzbereich<br />

haben gezeigt, dass Felder von Mobilfunk-Basisstationen<br />

zwar einen relevanten<br />

Anteil an der Gesamtex-position haben, aber<br />

nicht isoliert betrachtet werden können. Selbst<br />

in der Nähe von Mobilfunk-Basisstationen können<br />

Signale von anderen Sendern (TV, Radio,<br />

Betriebsfunk) oder Radareinrichtungen<br />

stärker sein als die von den Basisstationen<br />

emittierten Radiowellen.<br />

Aufgrund der sehr niedrigen Feldintensitäten<br />

im Umkreis von Mobilfunk-Basisstationen erscheinen<br />

bedeutende gesundheitliche Risiken<br />

unwahrscheinlich. Befindlichkeitsstörungen, ob<br />

als direkter oder indirekter Effekt, sind nicht<br />

auszuschließen. Systematische Untersuchungen<br />

gibt es derzeit nicht.<br />

3.3 Exposition durch nicht-ionisierende<br />

Strahlung in Beruf und Hobby<br />

Gesundheitsschädigende Wirkungen von<br />

Mobiltelefonen<br />

Eine von der WHO koordinierte internationale<br />

Fallkontrollstudie in 13 Ländern soll bis 2003<br />

klären, ob die Nutzung von Mobiltelefonen das<br />

Risiko erhöht, an einem Hirntumor, einem<br />

Parotistumor oder einer Leukämie zu erkran-<br />

- 59 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Epidemiologie<br />

ken. In die Studie werden mehr als 7000 Patienten<br />

mit einem Hirntumor aufgenommen,<br />

sodass selbst der Nachweis eines vermutlich<br />

höchstens kleinen Risikos möglich ist. Das<br />

deutsche Studiengebiet der internationalen<br />

Studie umfasst die Regionen um Bielefeld,<br />

Mainz/Wiesbaden, Mannheim/Ludwigshafen<br />

und Heidelberg.<br />

Bisherige kleinere Fallkontrollstudien haben<br />

keine Hinweise auf ein erhöhtes Hirntumorrisiko<br />

gegeben. Die Aussagekraft aller drei Studien<br />

(s.u.) ist jedoch eingeschränkt, da die<br />

Fallzahlen zum Nachweis kleiner Risiken nicht<br />

ausreichend groß waren, die Latenzzeiten<br />

zwischen dem Beginn einer Handy-Nutzung<br />

und der Tumordiagnose recht kurz waren und<br />

die Studien vor allem Rückschlüsse auf die<br />

analoge Technik erlauben. In der schwedischen<br />

Studie zeigte sich, dass Tumoren häufiger<br />

an derjenigen Kopfseite auftraten, an die<br />

die Patienten vorwiegend ihr Handy hielten<br />

(Hatdell et al. 1999). Eine Bestätigung dieser<br />

Beobachtung in den anderen Studien erfolgte<br />

jedoch nicht. Die schwedische Studie steht in<br />

der Kritik, eine große Anzahl von Patienten im<br />

Studiengebiet nicht eingeschlossen zu haben.<br />

Die Autoren der beiden amerikanische Studien<br />

(Muscat et al. 2000, Inskip er al. 2001) beobachteten<br />

keine Assoziation zwischen der<br />

Dauer und Häufigkeit der Handy-Nutzung und<br />

dem Auftreten von Hirntumoren. Die Studien<br />

sind jedoch nur dazu geeignet, ein erhöhtes<br />

Hirntumorrisiko nach wenigen Jahren moderater<br />

Handy-Nutzung auszuschließen. Eine<br />

dänische Kohortenstudie, die alle Handy-Nutzer<br />

des Landes im Zeitraum 1982 bis 1995<br />

einschloss, bestätigt die Ergebnisse der amerikanischen<br />

Studien (Johansen et al. 2001).<br />

Insgesamt wurden in der Kohorte weniger<br />

Krebsfälle als erwartet beobachtet und auch<br />

unter den besonders im Blickpunkt stehenden<br />

Tumordiagnosen (Hirntumoren, Parotistumoren<br />

und Leukämien) traten nicht mehr<br />

Krebsfälle auf, als man erwarten musste.<br />

Eine jüngere deutsche Studie fand für Nutzer<br />

von Mobiltelefonen und andere Funkkommunikations-Einrichtungen<br />

ein drei- bis vierfach<br />

erhöhtes Risiko, an einem Uvealmelanom zu<br />

erkranken (Stang er al. 2001). Die Exposition<br />

durch Nutzung von Funkgeräten wurde von<br />

den Autoren über die Berufshistorie geschätzt.<br />

Eine schwedisch-norwegische Studie an<br />

11.000 Handy-Nutzern ergab für das Auftreten<br />

verschiedener Symptome wie Müdigkeit,<br />

Kopfschmerzen oder Wärmeempfindungen<br />

geringe Unterschiede bei Nutzern analoger<br />

und digitaler Geräte. Bei beiden Gerätetypen<br />

zeigte sich jedoch ein klarer Trend zu einer<br />

Zunahme der Symptome mit der Nutzungshäufigkeit<br />

und der Nutzungsdauer. Dieser ist<br />

jedoch nicht unbedingt auf die Strahlung der<br />

Geräte zurückzuführen, da auch Stress im<br />

Beruf oder andere Faktoren einen Einfluss<br />

haben könnten.<br />

Die wenigen Studien zur Handy-Nutzung und<br />

dem Auftreten von Verkehrsunfällen zeigen<br />

eine gute Übereinstimmung der Ergebnisse.<br />

Demnach erhöht die Nutzung eines Mobiltelefons<br />

im fahrenden Auto nicht nur das Unfallrisiko<br />

und auch Sterberisiko durch einen<br />

Unfall, sondern dieses Risiko ist auch noch<br />

unabhängig davon, ob das Mobiltelefon im<br />

Auto mit einer Freisprecheinrichtung (handsfree)<br />

oder nicht (handheld) betrieben wird.<br />

Weiterhin decken sich die Erkenntnisse der<br />

epidemiologischen Studien mit in Fahrsimulatoren<br />

oder auf Teststrecken gewonnenen<br />

Ergebnissen, die bei einer Mobiltelefon-<br />

Nutzung im fahrenden Fahrzeug längere<br />

Bremswege, längere Reaktionszeiten und eine<br />

schlechtere Adaption an außergewöhnliche<br />

Fahrsituationen zeigten.<br />

Weitere Studien sind nötig, um zu klären, ob<br />

die langfristige Benutzung von Mobiltelefonen<br />

mit gesundheitlichen Nachteilen verbunden ist.<br />

Die wenigen bisherigen Studien lassen vermuten,<br />

dass, wenn ein Krebsrisiko besteht, dieses<br />

eher klein ist. Als gesichert wird angesehen,<br />

dass die Benutzung von Mobiltelefonen<br />

während der Autofahrt das Kollisionsrisiko<br />

deutlich erhöht.<br />

Berufsepidemiologische Untersuchungen<br />

zu Krebserkrankungen<br />

Für eine 1997 publizierte Übersichtsarbeit zu<br />

berufsbedingter Exposition mit elektromagnetischen<br />

Feldern und dem Auftreten von Leukämien<br />

recherchierten Kheifets et al. (1997) 70<br />

- 60 -


Epidemiologie<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

Arbeiten, von denen sie 38 in eine formale<br />

Meta-Analyse aufnahmen (Studien ohne peerreview<br />

oder ausreichende Quantifizierung der<br />

Exposition oder Risikoschätzer wurden ausgeschlossen,<br />

zu einer Studie gehörende Publikationen<br />

zusammengefasst). Das Hauptergebnis<br />

zeigte ein relatives Risiko von 1,2<br />

(Konfidenzintervall: 1,1-1,3). Die Heterogenität<br />

der aufgenommenen Studien war dabei<br />

sehr groß. Aus dieser Meta-Analyse ergibt sich<br />

kein bedeutender Unterschied für akute<br />

myeloische Leukämien (AML) und chronisch<br />

lymphatische Leukämien (CLL).<br />

Mit Vorbehalt ist eine polnische Kohortenstudie<br />

mit radarexponiertem Militärpersonal zu bewerten<br />

(Szmigielski 1996). Zwar wurde ein 6faches<br />

Leukämierisiko publiziert, allerdings wurde<br />

weder die Zusammensetzung der Kohorte<br />

noch die Methode der Expositions-erfassung<br />

preisgegeben.<br />

Studien zu Hirntumoren wurden ebenfalls in<br />

einer Meta-Analyse zusammengefasst<br />

(Kheifets et al. 1995). Von den 29 in der Analyse<br />

berücksichtigten Studien berichteten 22<br />

einen Risikoschätzer oberhalb Eins, sieben<br />

Studien fanden keine Risikoerhöhung. Für alle<br />

beruflich Exponierten zusammen ergab sich<br />

ein relatives Risiko von 1,2 (Konfidenzintervall:<br />

1,1-1,3). Risikoberechnungen nach verschiedenen<br />

Studientypen stellten Blettner und<br />

Schlehofer (1999) in ihrer Meta-Analyse als<br />

Ergänzung dar. Hierbei zeigte sich, dass das<br />

relative Risiko für die qualitativ aussagekräftigsteren<br />

Studientypen deutlich kleiner war<br />

als für die eher explorativen Studien. Eine jüngere<br />

Kohortenstudie mit Motorola-Mitarbeitern<br />

(Morgan er al. 2000) fand für Hirntumoren ein<br />

erniedrigtes Risiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung<br />

und keinen Effekt beim Vergleich<br />

der höher exportierten Mitarbeiter mit den weniger<br />

exportierten Mitarbeitern.<br />

Bisher gibt es nur wenige Studien, die das<br />

Brustkrebsrisiko bei Frauen bei beruflicher<br />

Exposition im Bereich der nicht-ionisierenden<br />

Strahlung untersucht haben. Studien basierend<br />

auf Todesbescheinigungen (USA, England)<br />

oder Krebsregisterdaten (Schweden, Dänemark)<br />

ergaben erheblich variierende Ergebnisse.<br />

In einer großen amerikanischen<br />

Fallkontrollstudie wurde ein relatives Risiko von<br />

1,4 (Konfidenzintervall: 1,0-2,1) für die höchste<br />

Expositionsklasse beobachtet (Coogan et<br />

al. 1996). Eine norwegische Studie mit einer<br />

Kohorte aus Telecom-Mitarbeiterinnen fand für<br />

Telefon- und Radioopera-teurinnen ein statistisch<br />

auffällig erhöhtes Brustkrebsrisiko von<br />

1,5; dieses basierte auf 50 Fällen in einer eingebetteten<br />

Fallkontroll-studie (Tynes et al.<br />

1996).<br />

Zu anderen Krebserkrankungen gibt es meist<br />

nur Fallberichte, ad hoc-Auswertungen von<br />

Sekundärdaten oder Einzelstudien. So wurde<br />

z.B. von einem Cluster von sechs Hodentumorfällen<br />

unter Polizisten berichtet, die mit Hand-<br />

Radargeräten bei der Geschwindigkeitsmessung<br />

arbeiteten. Bei vielen anderen Krebserkrankungen<br />

ist besonders kritisch zu sehen,<br />

dass nur wenige andere potenzielle Risikofaktoren<br />

berücksichtigt wurden. So sind z.B. die<br />

Auswertungen zum Lungenkrebs, die nicht den<br />

Raucherstatus des Studienteilnehmers berücksichtigten,<br />

von geringer Relevanz. Zu Krebsformen<br />

wie Lymphomen, Myelomen und Melanomen<br />

(insbesondere dem Uvealmelanom)<br />

ist die bisherige Datenlage unzureichend.<br />

Wurde in berufsepidemiologischen Studien das<br />

elektromagnetische Feld gemessen oder eine<br />

Abschätzung des Feldes über die Berufsangabe<br />

gemacht, dann bezog sich das im<br />

Niederfrequenzbereich meist ausschließlich<br />

auf die magnetische Feldkomponente. In einer<br />

kanadischen Studie mit Mitarbeitern von<br />

Ontario Hydro fand man jetzt ein erhöhtes<br />

Erkrankungsrisiko für Leukämien und Non-<br />

Hodgkin-Lymphome bei Arbeitern, die einem<br />

höheren elektrischen Feld ausgesetzt waren<br />

(Villeneuve er al. 2000). Eine Wiederholung<br />

der Studie nach gleichem Design, aber in einer<br />

anderen Studienpopulation ist angezeigt.<br />

Insgesamt sind die Ergebnisse der bisherigen<br />

epidemiologischen Studien wenig konsistent,<br />

sodass eine abschließende Bewertung des<br />

Zusammenhangs zwischen der Exposition mit<br />

elektromagnetischen Feldern im beruflichen<br />

Umfeld und Krebserkrankungen nicht möglich<br />

ist. Es fehlen insbesondere große, qualitativ<br />

gute Studien mit genauerer Expositionsbeschreibung.<br />

Auch für das Brustkrebsrisiko lässt<br />

- 61 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Epidemiologie<br />

die geringe Anzahl von Studien noch keine eindeutige<br />

Interpretation zu. Allerdings sind die<br />

auffälligen Ergebnisse der gut durchgeführten<br />

Studien zu beachten und zudem wurde für einen<br />

Zusammenhang zwischen elektromagnetischen<br />

Feldern und Brustkrebs eine (derzeit<br />

unbestätigte) biologische Hypothese formuliert<br />

(Melatonin-Hypothese).<br />

Berufsepidemiologische Untersuchungen<br />

zu anderen Erkrankungen als Krebs<br />

Gesundheitsschädigende Wirkungen auf den<br />

Fötus oder Einflüsse auf den Verlauf der<br />

Schwangerschaft wurden insbesondere mit<br />

einer Exposition der Mutter durch von<br />

Computerbildschirmen emittierten elektromagnetischen<br />

Feldern in Verbindung gebracht.<br />

Diese unterscheiden sich von Expositionen an<br />

anderen Arbeitsplätzen durch die Wellenform<br />

(sägezahnförmige statt sinusförmige Wellen)<br />

und das vergleichsweise weite Frequenzspektrum<br />

(3 Hz bis 30 kHz). Die Intensität der<br />

Belastung durch Bildschirmstrahlung ist<br />

modellabhängig und deshalb in epidemiologischen<br />

Studien schwer zu erfassen. Durch die<br />

Einführung der strahlungsarmen Computerbildschirme<br />

wurde die Exposition allgemein<br />

stark reduziert und dürfte heute bei adäquatem<br />

Abstand zwischen Bildschirm und<br />

Nutzer nur minimal sein.<br />

Die Assoziation zwischen der Alzheimer-Erkrankung<br />

und einer beruflichen Magnetfeldexposition<br />

wurde in fünf relevanten Studien<br />

betrachtet. Die Ergebnisse sind jedoch aufgrund<br />

methodischer Limitierungen kritisch zu<br />

prüfen. Erwähnenswert bei den neurodegenerativen<br />

Erkrankungen ist eine dänische<br />

Studie (Johansen 2000), bei der eine Kohorte<br />

von 32 000 Mitarbeitern aus Unternehmen der<br />

Elektroindustrie mit dem dänischen nationalen<br />

Patientenregister abgeglichen wurden.<br />

Während für die Alzheimer-Erkrankung, die<br />

Parkinson-Erkrankung und multiple Sklerose<br />

keine relevanten Risikoerhöhungen beobachtet<br />

wurden, war das Risiko für amyotrophische<br />

Lateralsklerose (ALS) statistisch auffällig erhöht.<br />

Eine Hypothese für einen ursächlichen<br />

Zusammenhang ist, dass die Zerstörung motorischer<br />

Neuronen durch elektrische Schocks<br />

möglicherweise zur Entstehung von ALS beitragen<br />

könnte, und der Autor der dänischen<br />

Studie verweist darauf, dass ein Tod durch<br />

elektrische Schocks in der Gruppe der am<br />

höchsten Exponierten ebenfalls statistisch<br />

auffällig häufiger auftrat. Dies könnte darauf<br />

hindeuten, dass Arbeiter in der Elektroindustrie,<br />

die elektrische Schocks erhalten und diese<br />

überleben, ein höheres ALS-Erkrankungsrisiko<br />

tragen.<br />

In einer amerikanischen Fallkontrollstudie zeigte<br />

sich für einige Berufe in der Elektroindustrie<br />

ein erhöhtes Suizidrisiko (van Wijngaarden et<br />

al. 2000), das für Verstorbene unter 50 Jahren<br />

besonders ausgeprägt war und mit länger<br />

dauernder Exposition zunahm. Die Autoren<br />

spekulieren darüber, dass eine Reduktion der<br />

Melatoninproduktion zu depressiven Zuständen<br />

und letztlich dem Selbstmord geführt haben<br />

könnte. Bestätigt ist die Hypothese jedoch<br />

nicht. Suizid als Todesursache war auch Bestandteil<br />

einer kanadischen und einer dänischen<br />

Kohortenstudie (Baris et al. 1996a,<br />

Johansen 2000), die die Ergebnisse der amerikanischen<br />

Studie aber nicht stützen.<br />

In einer kanadischen Studie wurde für Kreislauferkrankungen<br />

eine niedrigere Mortalität als<br />

erwartet beobachtet, allerdings wurde ein weites<br />

Krankheitsspektrum zu einer einzigen<br />

Beobachtungsgröße zusammengefasst und es<br />

wurden keine differenzierten Risiken berechnet<br />

(Baris et al. 1996b). Savitz et al. (1999)<br />

hingegen unterschieden in ihrer Mortalitätsstudie<br />

in fünf amerikanischen Unternehmen<br />

Todesfälle durch Arrythmien, durch akuten<br />

Myokardinfarkt, durch Arteriosklerose und<br />

durch chronische Herzkrankheiten und stellten<br />

a priori die Hypothese auf, dass nur für die<br />

beiden erstgenannten Zielkrankheiten eine<br />

Assoziation zu vermuten sei. Zwar wurden tatsächlich<br />

für arrhythmiebedingte Todesfälle und<br />

akute Myokardinfarkte für die Gruppe der am<br />

höchsten Exponierten (> 4,3 µT) statistisch<br />

auffällig höhere Sterberisiken beobachtet, die<br />

erhöhten Risiken wurden aber nur für Expositionen<br />

von fünf bis 20 Jahren vor dem Versterben<br />

beobachtet, während für Expositionen<br />

im fünfjährigen Zeitraum vor dem Tod die<br />

Sterberisiken statistisch auffällig erniedrigt<br />

waren.<br />

- 62 -


Epidemiologie<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

Viele der Studien zu einer berufsbedingten<br />

Exposition mit elektromagnetischen Feldern<br />

haben einen explorativen Charakter und sind<br />

wegen erheblichen Unterschieden in der Methodik<br />

nur bedingt vergleichbar. Zwar zeigten<br />

einige Studien Einzelhinweise auf verschiedene<br />

Effekte, diese konnten aber nicht reproduziert<br />

werden. Zum Teil ist die Aussagekraft der<br />

Studien erheblich beschränkt, sowohl was die<br />

Beschreibung der Exposition als auch die Definition<br />

der betrachteten Erkrankung angeht.<br />

Die Ergebnisse für ALS sind insbesondere seit<br />

der jüngsten dänischen Studie ernst zu nehmen,<br />

auch weil für die Assoziation dieser Erkrankung<br />

mit einer beruflichen Expo-sition eine<br />

prüfbare Hypothese aufgestellt wurde. Weiterer<br />

Forschungsbedarf besteht auch für die<br />

Alzheimer-Erkrankung und andere Formen der<br />

Demenz sowie das Auftreten von Depressionen<br />

und die Häufigkeit von Suiziden.<br />

4.1 Stärke der Assoziation<br />

Ein Überblick über das gesamte betrachtete<br />

Krankheitsspektrum zeigt, dass, wenn Effekte<br />

berichtet wurden, die Erkrankungen in der<br />

Regel schwach mit elektromagnetischen Feldern<br />

assoziiert waren. Nur selten wurden in<br />

Studien Risiken von 2 oder größer beobachtet;<br />

allerdings ist einschränkend zu bemerken,<br />

dass für seltene Expositionen (z.B. oberhalb 1<br />

µT bei 50/60 Hz) die Ergebnisse aufgrund der<br />

geringen Anzahl Exponierter sehr unscharf<br />

sind.<br />

Aus der Stärke der Assoziation lässt sich zusammen<br />

mit der Häufigkeit der Erkrankung<br />

und dem Anteil höher exponierter Personen<br />

der Effekt des vermuteten Zusammenhangs<br />

auf Bevölkerungsniveau abschätzen. Bei umweltbedingten<br />

Belastungen und den meisten<br />

Berufsgruppen dreht es sich meist um seltene<br />

Expositionen, sodass insgesamt auch unter<br />

der Annahme, es bestünde ein kausaler Zusammenhang<br />

zwischen der Exposition mit<br />

nicht-ionisierender Strahlung und einer Erkrankung,<br />

relativ wenige Personen betroffen wären.<br />

Unter der Annahme, das Leu-kämierisiko<br />

für Kinder läge bei einer Magnet-feldbelastung<br />

über 0,4 µT kausal bei 2, wären in Deutschland<br />

bei etwa 620 Leukämie-Erkrankungen bei<br />

Kindern insgesamt pro Jahr etwa drei bis fünf<br />

Leukämiefälle einer Magnet-feldexposition<br />

zuzuschreiben. Anders würde sich das allerdings<br />

im Bereich des Mobilfunks darstellen.<br />

Hier vermutet man für eine relativ seltene Erkrankung<br />

wie Hirntumoren ein, wenn überhaupt<br />

vorhandenes, dann höchstens kleines<br />

Erkrankungsrisiko von deutlich unterhalb 1,5.<br />

Durch die hohe Verbreitung von Mobiltelefonen<br />

(in manchen Altersgruppen schon über 50%)<br />

wäre dann aber dennoch ein messbarer, bedeutsamer<br />

Effekt auf Bevöl-kerungsebene zu<br />

erwarten.<br />

4.2 Konsistenz der Assoziation<br />

Vor allem die fehlende Konsistenz der Ergebnisse<br />

der epidemiologischen Studien in praktisch<br />

allen Bereichen der Forschung auf dem<br />

Gebiet elektromagnetischer Felder ist der<br />

Schwachpunkt bei der Bewertung der Ergebnisse.<br />

Teilweise variieren die Ergebnisse selbst<br />

innerhalb einer Studie, je nachdem, welches<br />

Expositionsmaß der Auswertung zugrunde<br />

gelegt wird. In vielen Bereichen überwiegen<br />

jedoch noch qualitativ kritisch zu beurteilende<br />

Studien, die mit sehr unspezifischer Expositionserfassung<br />

arbeiteten und fehlerbehaftete<br />

Sekundärdaten nutzten. Besonders die verbesserte<br />

Expositionserfassung und die Zusammenarbeit<br />

in multizentrischen Studien<br />

nach einheitlichen Studienprotokollen bringen<br />

die Hoffnung mit sich, dass neuere Studien<br />

vergleichbarere Resultate erzielen.<br />

Dass das Erkrankungsrisiko mit der Dauer<br />

oder Intensität der Exposition in irgendeiner<br />

Form zunimmt (im Sinne einer Dosis-<br />

Wirkungs-Beziehung), wurde nur in wenigen<br />

Ausnahmefällen beobachtet. Ganz im Gegenteil:<br />

Häufig war das Erkrankungsrisiko für die<br />

mittleren Expositionskategorien größer als für<br />

die am höchsten Exponierten. Für Leukämien<br />

im Kindesalter könnte sich durch die jüngeren<br />

Studien ein Trend insofern abzeichnen, als<br />

dass Expositionen über 0,4 µT stärker mit der<br />

Erkrankung assoziiert waren als Expo-sitionen<br />

in den Bereichen zwischen 0,1 und 0,4 µT.<br />

4.3 Einflüsse, die zu einer Risikoüberschätzung<br />

führen könnten<br />

Es gibt Faktoren, die eine Risikoerhöhung vortäuschen<br />

können. Ein wichtiger Punkt ist die<br />

- 63 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Epidemiologie<br />

Repräsentativität der Studienpopulation als<br />

Stichprobe aus einer definierten Grundgesamtheit.<br />

Kommt es bei der Stichprobenziehung<br />

zu Verzerrungen, spricht man von einem<br />

Selektionsbias. Selbst wenn Vergleichspersonen<br />

über eine geeignete Zufallsauswahl<br />

gewonnen werden, ist Selektionsbias<br />

ein Problem. Der Grund dafür ist, dass meist<br />

nicht alle potenziellen Studienteilnehmer an der<br />

Studie teilnehmen und es auf diesem Weg zu<br />

einer systematischen Selektion kommen kann.<br />

Gerade bei aufwendigen oder unangenehmen<br />

Expositionserfassungen kommt es zu einer<br />

nicht zu vernachlässigenden Anzahl von<br />

Teilnahmeverweigerern. Oft besteht die Tendenz,<br />

dass in der Gruppe der Kontrollpersonen<br />

diejenigen aus höheren Einkommensklassen<br />

teilnahmebereiter sind als Personen<br />

aus niedrigeren Einkommensklassen.<br />

Es kann dann zu einer Unausgewogenheit in<br />

der Studienpopulation bezüglich derjenigen<br />

Faktoren kommen, die mit dem sozioökonomischen<br />

Status der Teilnehmer korreliert sind.<br />

Untersuchungen zum Selektionsbias führten<br />

zu der Schlussfolgerung, dass eine Überschätzung<br />

der beobachteten Risiken nicht auszuschließen<br />

ist, es aber unwahrscheinlich erscheint,<br />

dass eine Selektion als einzige Erklärung<br />

aller Zusammenhänge aus epidemiologischen<br />

Studien ausreichend ist. Dennoch:<br />

gerade in kleineren Studien, wo sich eine auf<br />

weniger Personen beruhende Selektion stärker<br />

bemerkbar macht, wurden meist die höchsten<br />

relativen Risiken beschrieben.<br />

Auch das so genannte Confounding spielt in<br />

epidemiologischen Studien häufig eine Rolle;<br />

zu einer Risikoüberschätzung durch Confounding<br />

kann es kommen, wenn ein Faktor,<br />

der mit der betrachteten Exposition positiv assoziiert<br />

ist, gleichzeitig ein Risikofaktor der in<br />

der Studie untersuchten Zielerkrankung ist. Zu<br />

den am häufigsten betrachteten Erkrankungen<br />

jedoch, z.B. Leukämien, Hirntumoren oder<br />

neurodegenerativen Erkrankungen, sind nur<br />

wenige Risikofaktoren bekannt. Es ist daher<br />

schwierig, potenzielle Einflussgrößen in den<br />

Studien zu berücksichtigen, und ein Confounding<br />

ist, obwohl unwahrscheinlich, nicht auszuschließen.<br />

Publication Bias eine Rolle. Er bewirkt, dass<br />

bei Zusammenfassungen publizierter Studien<br />

ein Effekt tendenziell überschätzt wird, wenn<br />

auffällige Ergebnisse häufiger publiziert wurden<br />

als unauffällige Ergebnisse. Gerade in jüngerer<br />

Zeit ist dies bei einem umstrittenen Thema<br />

wie den elektromagnetischen Feldern praktisch<br />

ausgeschlossen. Doch noch in den 80er<br />

Jahren wurden einige sehr explorative berufsepidemiologische<br />

Studien als wissenschaftliche<br />

Kurzberichte veröffentlicht, bei denen eine<br />

Ergebnisselektion stattgefunden haben könnte.<br />

5 Zusammenfassung<br />

In Kasten 1 sind die möglichen Auswirkungen<br />

infolge einer Exposition durch nicht-ionisierende<br />

Strahlung strukturiert zusammengefasst.<br />

Die Bewertung der Evidenz wird hierbei ausschließlich<br />

mit den Ergebnissen aus den epidemiologischen<br />

Studien vorgenommen. Wie<br />

bereits einleitend erwähnt, ist bisher kein biologischer<br />

Wirkungsmechanismus bekannt, der<br />

irgendeine gesundheitsschädigende Wirkung<br />

elektromagnetischer Felder unterhalb der bestehenden<br />

Grenzwerte (ICNIRP 1998) erklärt.<br />

Jede weitere Studie kann ihren Beitrag dazu<br />

leisten, durch Bestätigung oder Ablehnung<br />

vorangegangener Beobachtungen die immer<br />

noch vielen Unklarheiten zur Thematik zu beseitigen.<br />

Eine Neubewertung der epidemiologischen<br />

Arbeiten muss auch erfolgen, wenn<br />

Fortschritte bei der experimentellen Forschung<br />

neue Hypothesen für Wirkungsmechanismen<br />

ergeben.<br />

Bei zusammengefassten Auswertungen, also<br />

Meta-Analysen oder Reviews, spielt der<br />

- 64 -


Epidemiologie<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

Kasten 1:<br />

Strukturierte Zusammenfassung der epidemiologischen<br />

Evidenz<br />

(EMF = elektromagnetisches Feld)<br />

Faktoren mit konsistenter Assoziation<br />

- Erhöhung des Unfallrisikos bei Nutzung von<br />

Mobiltelefonen während der Autofahrt<br />

Faktoren mit eingeschränkt konsistenter<br />

Assoziation<br />

- Leukämien bei Kindern bei häuslicher niederfrequenter<br />

Magnetfeldexposition<br />

Faktoren mit vereinzelten Hinweisen<br />

auf eine Assoziation<br />

- Amyotrophische Lateralsklerose (ALS),<br />

Alzheimer-Erkrankung bei EMF-Exposition am<br />

Arbeitsplatz<br />

- Leukämie bei Erwachsenen bei EMF-<br />

Exposition am Arbeitsplatz<br />

- Brustkrebs bei EMF-Exposition am Arbeitsplatz<br />

- Hirntumoren bei EMF-Exposition am Arbeitsplatz<br />

- Leukämien im Umkreis von Sendeanlagen für<br />

TV, Radio und Kommunikation<br />

Faktoren mit inkonsistenter/fehlender<br />

Assoziation<br />

- andere Krebserkrankungen<br />

- andere neurodegenerative Erkrankungen<br />

- Auswirkungen auf den Fötus oder den Verlauf<br />

einer Schwangerschaft<br />

- Arteriosklerose und chronische Herzkrankheiten<br />

- Suizid und Depressionen<br />

Faktoren, für die bisher nur wenige<br />

Ergebnisse vorliegen und erhöhter<br />

Forschungsbedarf besteht<br />

- Gesundheitsschädigende Effekte bei der<br />

Nutzung von Mobiltelefonen<br />

- Auftreten von Befindlichkeitsstörungen im<br />

Umkreis von Mobilfunk-Basisstationen<br />

- Akuter Myokardinfarkt bei EMF-Exposition am<br />

Arbeitsplatz<br />

- Gesundheitsschädigende Wirkungen durch<br />

niederfrequente elektrische Felder<br />

- Elektrische Hypersensitivität<br />

Fazit<br />

Aus der experimentellen Forschung gibt es<br />

kaum Hinweise auf gesundheitsschädigende<br />

Wirkungen elektromagnetischer Felder unterhalb<br />

der bestehenden Grenzwerte. Aber auch<br />

oberhalb der Grenzwerte konnten nur vereinzelt<br />

biologische Effekte provoziert werden, die<br />

zudem meist kurzzeitiger Natur sind und kaum<br />

zu einer dauerhaften Schädigung des Organismus<br />

führen können. Epidemiologische Studien<br />

hingegen ergaben wiederholt Einzelhinweise<br />

auf Assoziationen zwischen der Exposition<br />

durch nicht-ionisierende Strahlung unterhalb<br />

der bestehenden Grenzwerte und verschiedenen<br />

Krankheitsbildern. Von ganz wenigen<br />

Ausnahmen abgesehen, fehlt den Studien<br />

jedoch die Konsistenz und es konnten<br />

keine Dosis-Wirkungs-Beziehungen gezeigt<br />

werden. Viele Studien weisen erhebliche methodische<br />

Mängel auf. Diese reichen von einer<br />

nur rudimentären Expositionsbeschreibung<br />

über die klare Definition einer Studienpopulation<br />

bis hin zur Provokation von Zufallsbefunden<br />

durch Vielfachauswertungen. Während<br />

Studien mit detaillierter Expositionserhebung<br />

oft unter niedrigen Teilnahmeraten<br />

leiden und somit die Repräsentativität der Studie<br />

hinterfragt werden muss, sind Studien basierend<br />

auf dem Abgleich existierender Datenbasen<br />

zu Erkrankungen und Expositio-nen, die<br />

keinen Kontakt zum Studienteilne-hmer selbst<br />

benötigen, meist unscharf und schwer interpretierbar.<br />

Da es keinen plausiblen biologischen<br />

Wirkungsmechanismus für eine durch<br />

nicht-ionisierende Strahlung verursachte Erkrankung<br />

gibt, gibt es auch keine Erklärung<br />

für die aus den epidemiologischen Studien<br />

berichteten Zusammenhänge.<br />

Vor allem bei Leukämien im Kindesalter zeigt<br />

die Zusammenfassung der bisherigen Studien<br />

relativ konsistente Hinweise auf eine Risikoerhöhung<br />

bei einer dauerhaften Expo-sition<br />

gegenüber häuslichen niederfrequenten magnetischen<br />

Feldern. So lange keine plausible<br />

Erklärung für diese Beobachtung gefunden<br />

wurde, ist es aber problematisch, einen kausalen<br />

Zusammenhang zu unterstellen.<br />

- 65 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Epidemiologie<br />

6 Literatur<br />

Ahlbom A, Day N, Feychting M et al. (2000): A pooled<br />

analysis of magnetic fields and childhood leukemia.<br />

Br J Cancer 83, 692-698<br />

Auvinen A, Linet MS, Hatch EE et al. (2000):<br />

Extremely low frequency magnetic fields and<br />

childhood acute lymphoblastic leukemia: an<br />

exploratory analysis of alternative exposure metrics.<br />

Am J Epidemiol 152, 20-31<br />

Baris D, Armstrong BG, Deadman J, et al. (1996a): A<br />

case cohort study of suicide in relation to exposure to<br />

electric and magnetic fields among electrical utility<br />

workers.<br />

Occup Environ Med 53, 17-24<br />

Baris D, Armstrong BG, Deadman J, et al. (1996b): A<br />

mortality study of electrical utility workers in Qebec.<br />

Occup Environ Med 53,25-31<br />

Blettner M, Schlehofer B (1999): Gibt es ein erhöhtes<br />

Risiko für Leukämien, Hirntumoren oder Brustkrebs<br />

nach Exposition gegenüber Hochfrequenzstrahlung?<br />

Med Klin 94, 150-158<br />

Coogan PF, Clapp RW, Newcomb PA et al. (1996):<br />

Occupational exposure to 60-hertz magnetic fields and<br />

risk of breast cancer in women.<br />

Epidemiology 7,459-464<br />

Dolk H, Shaddick G, Walls P et al. (1997a): Cancer<br />

incidence near radio and television transmitters in<br />

Great Britain. I. Sutton Coldfield transmitter.<br />

Am J Epidemiol 145, 1-9<br />

Dolk H, Elliott P, Shaddick G et al. (1997b) Cancer<br />

incidence near radio and television transmitters in<br />

Great Britain. II. All high power transmitters.<br />

Am J Epidemiol 145, 10-17<br />

Feychting M, Ahlbom A (1993): Magnetic fields and<br />

cancer in children residing near Swedish high-voltage<br />

power lines.<br />

Am J Epidemiol 138,467-481<br />

Forssen UM, Feychting M, Rutqvist LE et al. (2000):<br />

Occupational and residential magnetic field exposure<br />

and breast cancer in females.<br />

Epidemiology 11, 24-29<br />

Greentand S, Sheppard AR, Kaune WT et al. (2000): A<br />

pooled analysis of magnetic fields, wire codes and<br />

childhood leukemia.<br />

Epidemiology 11, 624-634<br />

Hardell L, Nasman A, Pahlson A et al. (1999): Use of<br />

cellular telephones and the risk for brain tumours: A<br />

case-control study.<br />

Int J Oncol 15, 113-116<br />

Hatch EE, Linet MS, Kleinerman RA et al. (1 998):<br />

Association between childhood acute lymphoblastic<br />

leukemia and use of electrical appliances during<br />

pregnancy and childhood.<br />

Epidemiology 9,234245<br />

Hocking B, GordonjR, Grain HL et al. (1996): Cancer<br />

incidence and mortality and proximity to TV towers.<br />

Med J Aust 165, 601-605<br />

ICNIRP (International Commission on Non-lonizing<br />

Radiation Protection) (1 998): Guidelines for limiting<br />

exposure to time-varying electric, magnetic and<br />

electromagnetic fields (up to 300 GHz).<br />

Health Phys 74, 494-504<br />

Inskip PD, Tarone RE, Hatch EE et al. (2001): Cellulartelephone<br />

use and brain tumors.<br />

N Engl J Med 344, 79-86<br />

Johansen C (2000): Exposure to electromagnetic<br />

fields and risk of central nervous system disease in<br />

utility workers.<br />

Epidemiology 11, 539-43<br />

Johansen C, Boice JD, McLaughlin JK, Olsen JH<br />

(2001): Cellular telephones and cancer - a nationwide<br />

cohort study in Denmark.<br />

J Natl Cancer Inst 93, 203-207<br />

Juutilainen J, Matilainen P, Saarikoski S et al. (1993):<br />

Early pregnancy loss and exposure to 5OHz magnetic<br />

fields.<br />

Bioelectromagnetics 14, 229-236<br />

Kheifets LI, Afifi AA, Buffler PA et al. (1995):<br />

Occupational electric and magnetic field exposure and<br />

brain cancer: a meta-analysis.<br />

J Occup Environ Med 37,1327-1341<br />

Kheifets LI, Afifi AA, Buffler PA et al. (1997):<br />

Occupational electric and magnetic field exposure and<br />

leukemia.<br />

A meta-analysis.<br />

J Occup Environ Med 39, 1074-1091<br />

Kheifets LI, Sussman SS, Preston-Martin S (1 999):<br />

Childhood brain tumors and residential<br />

electromagnetic fields.<br />

Rev Environ Contam Toxicol 159, 111-129<br />

Linet MS,Hatch EE, Kleinerman RA et al. (1997)<br />

Residential exposure to magnetic fields and acute<br />

lymphoblastic leukemia in children.<br />

N Engl J Med 337,1-7<br />

Maskarinec G, Cooper J, Swygert, L (1994):<br />

Investigation of increased incidence in childhood<br />

leukemia near radio towers in Hawaii: preliminary<br />

observations.<br />

J Environ Pathol Toxicol Oncol 13, 33-37<br />

McBride ML, Gallagher RP, Theriault G et al. (1999):<br />

Power-frequency electric and magnetic fields and risk<br />

of childhood leukemia in Canada.<br />

Am J Epidemiol 149, 831-42<br />

Michaelis J, Schüz J, Meinert R et al. (1998):<br />

Combined risk estimates for two German populationbased<br />

case-control studies on residential magnetic<br />

fields and childhood acute leukemia.<br />

Epidemiology 9, 92-94<br />

Morgan RW, Kelsh MA, Zhao K et al. (2000):<br />

Radiofrequency exposure and mortality from cancer of<br />

the brain and lymphatic hematopoitic systems.<br />

Epidemiology 1 1, 1 1 8-124<br />

Muscat JE, Malkin MG, Thompson S et al. (2000):<br />

Handheld cellular telephone use and risk of brain<br />

cancer.<br />

- 66 -


Epidemiologie<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

JAMA 284: 3001-3007<br />

Olsen H, Nielsen A, Schulgen G (1993): Residence<br />

near high voltage facilities and risk of cancer in<br />

children.<br />

BMJ 307, 891-895<br />

Savitz DA, Liao D, Sastre A et al. (1999): Magnetic<br />

field exposure and cardiovascular disease mortality<br />

among electric utility workers.<br />

Am J Epidemiol 149, 135-142<br />

Schüz J, Grigat JP, Brinkmann K, Michaelis, J (2001):<br />

Residential magnetic fields as a risk factor for<br />

childhood acute leukaemia: results from a German<br />

population-based case-control study.<br />

Int J Cancer 91, 728-735<br />

Schüz J, Grigat JP, Störmer B et al. (2000): Extremelylow-frequency<br />

magnetic fields in residences in<br />

Germany: distribution of measurements, comparison<br />

of two methods for assessing exposure, and predictors<br />

for the occurrence of magnetic fields above<br />

background level.<br />

Radiat Environ Biophys 39, 233-240<br />

Schüz J, Mann S (2000): A discussion of potential<br />

exposure metrics for use in epidemiological studies on<br />

human exposure to radiowaves from mobile phone<br />

base stations.<br />

J Exp Anal Env Epidemiol 10, 600-605<br />

Schüz J, Michaelis J (2001): Nichtionisierende elektromagnetische<br />

Felder - Epidemiologie. In: Wichmann<br />

HE, Schlipköter HW, Fülgraff G, Eds. Handbuch der<br />

Umweltmedizin. 21. Ergänzungslieferung. ecomed<br />

Verlag, Landsberg<br />

Stang A, Anastassiou G, Ahrens W et al. (2001): The<br />

possible role of radiofrequency radiation in the<br />

development of uveal melanoma.<br />

Epidemiol 12, 7-12<br />

Stevens RG (1987): Electric power use and breast<br />

cancer- a hypothesis.<br />

Am J Epidemiol 125, 556-561<br />

Szmigielski S (1996): Cancer morbidity in subjects<br />

occupationally exposed to high frequency<br />

(radiofrequency and microwave) electromagnetic<br />

radiation.<br />

Sci Total Environ 180, 9-17<br />

Tynes T, Haldorsen T (1997): Electromagnetic fields<br />

and cancer in children residing near Norwegian highvoltage<br />

power lines.<br />

Am J Epidemiol 145, 219-226<br />

Tynes T, Hannevik M, Andersen A, et al. (1996):<br />

Incidence of breast cancer in Norwegian female radio<br />

and telegraph operators.<br />

Cancer Causes Control 7,197-204<br />

UKCCSI (UK Childhood Cancer Study Investigators)<br />

(1999): Exposure to power-frequency magnetic fields<br />

and the risk of childhood cancer.<br />

Lancet 354, 1925-1931<br />

van Wijngaarden E, Savitz DA, Kleckner RC et al.<br />

(2000): Exposure to electromagnetic fields and suicide<br />

among electric utility workers: a nested case-control<br />

study.<br />

Occup Environ Med 57, 258263<br />

Verkasalo PK, Pukkala E, Hongisto MY et al. (1 993):<br />

Risk of cancer in Finnish children living close to power<br />

lines.<br />

BMJ 307, 895-899<br />

Villeneuve Pj, Agnew D, Miller AB et al. (2000):<br />

Leukemia in electric utility workers: the evaluation of<br />

alternative indices of exposure to 60 Hz electric and<br />

magnetic fields.<br />

Am J Ind Med 37, 607-617<br />

Wertheimer N, Leeper E (1979): Electrical wiring<br />

configurations and childhood cancer.<br />

Am J Epidemiol 109, 273-284<br />

Wertheimer N, Leeper E (1 986): Possible effects of<br />

electric blankets and heated waterbeds on fetal<br />

development.<br />

Bioelectromagnetics 7,13-22<br />

Anmerkung der Redaktion:<br />

Der hier abgedruckte Beitrag von Schuez und Michaelis wurde mit freundlicher Genehmigung der Autoren<br />

und der ecomed-Verlagsgesellschaft der Zeitschrift Umweltmedizinische Forschung und Praxis 6 (2),<br />

Seiten 67 - 76 (2001) entnommen. Herr Dr.Schuez hat im Landesgesundheitsamt zu diesem Thema auf<br />

der Fortbildungsveranstaltung „Nichtionisierende Strahlung“ am 21.Juli 1999 referiert.<br />

- 67 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Autorenverzeichnis<br />

Frau Dr.Jutta Brix<br />

Institut für Strahlenhygiene<br />

Bundesamt für Strahlenschutz<br />

Ingolstädter Landstr.1<br />

85764 Oberschleißheim<br />

Herr Dipl.Ing.Wolfgang Hotz<br />

Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post<br />

Canisiusstr.21<br />

55122 Mainz<br />

Herr Dipl.Ing.Helmut Müller<br />

Mannesmann-Mobilfunk GmbH<br />

Niederlassung Süd-West<br />

Ingersheimer Str.10<br />

70499 Stuttgart<br />

Herr Dr.Joachim Schüz<br />

Institut für Medizinische Statistik und Dokumentation<br />

der Universität Mainz<br />

Langenbeckstr.1<br />

55101 Mainz<br />

Herr Dr.Schulz<br />

Institut für Strahlenhygiene<br />

Bundesamt für Strahlenschutz<br />

Ingolstädter Landstr.1<br />

85764 Oberschleißheim<br />

Herr Rainer Specht<br />

Städtetag Baden-Württemberg<br />

Postfach 10 43 61<br />

70038 Stuttgart<br />

Herr Dr.Udo Weese<br />

Ministerium für Umwelt und Verkehr Bad.-Württ.<br />

Kernerplatz 9<br />

70182 Stuttgart<br />

- 68 -


Anhang<br />

- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

- 69 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

Anhang<br />

- 70 -


- Mobilfunk - Umed Info 14<br />

Glossar<br />

BAPT<br />

BEMFV<br />

BfS<br />

BImSchV<br />

BMPT<br />

DKFZ<br />

ECOLOG<br />

EMVU<br />

FTEG<br />

GPRS<br />

GSM<br />

ICNIRP<br />

IZM<br />

LBO<br />

MUT<br />

NIEHS<br />

ÖGD<br />

RegTP<br />

SAR<br />

SMS<br />

SSK<br />

TETRA<br />

UMTS<br />

VGH<br />

WHO<br />

Bundesamt für Post und Telekommunikation, heute => RegTP<br />

Verordnung über die Begrenzung elektromagnetischer Felder<br />

Bundesamt für Strahlenschutz<br />

Bundesimmissionsschutz-Verordnung<br />

Bundesministerium für Post und Telekommunikation<br />

Deutsches Krebsforschungszentrum<br />

Institut für sozial-ökologische Forschung und Bildung GmbH<br />

mit Sitz in Hannover<br />

Elektromagnetische Verträglichkeit zur Umwelt<br />

Gesetz über Funkanlagen und Telekommunikationseinrichtungen<br />

Global Packet Radio Services<br />

Global System for Mobile Communication<br />

International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection<br />

Informationszentrum Mobilfunk,<br />

Verein der Mobilfunkbetreiber mit Sitz in Berlin<br />

Landesbauordnung<br />

Programmgruppe Mensch, Umwelt und Technik<br />

am Forschungszentrum Jülich<br />

National Institute of Environmental Health Sciences<br />

<strong>Öffentlicher</strong> <strong>Gesundheitsdienst</strong><br />

Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post<br />

Rechtsnachfolger der => BAPT seit 1998<br />

Spezifische Absorptionsrate in W/kg; die pro kg Körpergewicht<br />

absorbierte Energie in Watt<br />

Short Messages Standard<br />

Strahlenschutz-Kommission; Beratergremium der Bundesregierung<br />

Terrestrial trunked radio; digitaler Standard, der durch das europäische<br />

Institut für Standards in der Nachrichtentechnik definiert wird<br />

Universal mobile telecommunications system<br />

Verwaltungsgerichtshof<br />

World Health Organisation;<br />

Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen<br />

- 71 -


Umed Info 14 - Mobilfunk -<br />

- 72 -

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!