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GERSTEL Aktuell Nr. 42 - Gerstel GmbH & Co.KG

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Kundenzeitschrift der <strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong> · Eberhard-<strong>Gerstel</strong>-Platz 1 · 45473 Mülheim an der Ruhr · Telefon + 49 2 08 - 7 65 03-0 · gerstel@gerstel.de<br />

ISSN 1618 - 5900<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>42</strong> März 2010<br />

Trinkwasseranalytik<br />

Auf den<br />

Geruch<br />

gekommen<br />

Aroma- und Duftstoffanalyse<br />

Überdimensional gut<br />

Forensische Toxikologie<br />

Tödlicher Kaffeegenuss<br />

Auf Droge?<br />

Effiziente Matrixabtrennung<br />

für die LC-MS/MS-Analytik<br />

Metabolit-Profiling<br />

Spargelzeit


Jubiläum: 25 Jahre Innovation in der GC-Kaltaufgabe<br />

Nummer eins unter<br />

den PTV-Injektoren<br />

Die<br />

Gaschromatographie, 1940 von den Briten Martin und<br />

Synge ent-<br />

wickelt, ist eines der wichtigsten Instrumente zur Bestimmung flüchtiger<br />

Verbin-<br />

dungen (VOC/SVOC). Die Einführung der temperaturprogrammier-<br />

baren Probenaufgabe mit einem PTV-Injektor (Programmed<br />

Tempera-<br />

ture Vaporizer) Anfang der 1980er-Jahre führte zu<br />

einer Steigerung der<br />

Sensitivität und Präzision. Das von <strong>GERSTEL</strong><br />

entwickelte und pa-<br />

tentierte KaltAufgabeSystem (KAS) setzt von Anfang<br />

an Maßstäbe: Es hilft, die Nachweisgrenze signifikant zu senken und sowohl<br />

leichtflüchtige als auch schwerflüchtige Verbindungen diskriminierungsfrei<br />

auf die GC-Säule zu überführen und zu analysieren. Das KAS ist der weltweit am häufigsten<br />

eingesetzte PTV-Universalinjektor mit patentiertem septumfreiem Aufgabekopf.<br />

Mit Einführung des GC 5890 Anfang<br />

der 1980er-Jahre setzte sich Agilent<br />

Technologies, damals unter dem Namen<br />

Hewlett Packard firmierend, an die Weltspitze<br />

der GC-Hersteller. Der 5890 war<br />

der erste GC, der für den Einsatz von<br />

Fused-Silica-Kapillarsäulen ausgelegt<br />

worden war, einen Säulentypus, der die<br />

Gaschromatographie regelrecht revolutionierte:<br />

Dank des haarfeinen Säulendurchmessers<br />

sowie der variablen Säulenlänge<br />

ließ sich die Trennleistung steigern,<br />

zudem ermöglichte die Kapillar-<br />

GC signifikant kürzere Zykluszeiten.<br />

Um schließlich noch die Reproduzierbarkeit<br />

der Kapillar-GC-Analyse zu<br />

verbessern, entwickelte Agilent Technologies<br />

die elektronische Druckkontrolle<br />

(EPC), mit der sich ein konstanter<br />

Trägergasfluss auch bei sich ändern-<br />

den Temperaturen, das heißt im Verlauf<br />

eines aktivierten Temperaturprogramms,<br />

gewährleisten ließ. Der 5890 war der<br />

erste GC, bei dem Druck und Flussrate<br />

nicht mehr von Hand eingestellt werden<br />

mussten. Ein Meilenstein, war es doch<br />

fortan möglich, Methoden und Analysenergebnisse<br />

über Laborgrenzen hinweg<br />

zu übertragen.<br />

Die neuen, leistungsfähigeren Kapillarsäulen<br />

jedoch ließen sich nicht ohne<br />

Weiteres in bestehende GC-Systeme<br />

integrieren. Hierfür bedurfte es zunächst<br />

einer adäquaten Verbindungstechnik wie<br />

der GRAPHPACK-Verbindungstechnik,<br />

mit der sich <strong>GERSTEL</strong> weltweit<br />

einen Namen gemacht hat, sowie verbesserter<br />

Injektoren.<br />

Blick zurück: Die GC-Anwender<br />

hatten Anfang der 1980er-Jahre mit einer<br />

speziellen Herausforderung zu kämpfen,<br />

die unmittelbar mit dem Injektor beziehungsweise<br />

der Probenaufgabe in Verbindung<br />

stand: Die Injektion der meist<br />

kalten Probe erfolgte stets unmittelbar<br />

in den heißen Injektor, was man durchaus<br />

als suboptimal bezeichnen kann. Der<br />

Grund ist physikalischer Natur: Die hohe<br />

Eingangstemperatur des Injektors hatte<br />

zur Folge, dass die Probe schlagartig und<br />

unkontrolliert verdampfte. Eine präzise<br />

Analyse der flüchtigen Komponenten<br />

war eher schwierig, weil sich thermolabile<br />

Analyten spontan zersetzten und<br />

Hochsieder von Diskriminierung betroffen<br />

waren.<br />

Nachdem sich die Entwicklungsabteilungen<br />

vieler Unternehmen vergeblich<br />

um eine technische Innovation bemüht<br />

hatten, präsentierte <strong>GERSTEL</strong> 1984<br />

LEO kontra Ionensuppression<br />

Massenspektren unter optimalen Bedingungen aufzeichnen<br />

erfekte LC-Trennung, kombiniert mit hochef-<br />

Ionisierung und den bestmöglichen<br />

Pfizienter<br />

MS-Nachweisgrenzen – mit dem <strong>GERSTEL</strong>-LC/MS-<br />

EffluentOptimizer (LEO) verbinden Sie das Beste<br />

aus beiden Welten.<br />

Auch in der HPLC/MS zählt, was hinten<br />

herauskommt, und zwar buchstäblich. Bei<br />

Wahl und Einstellung des/der Eluenten geht<br />

der Applikateur einen Kompromiss zugunsten<br />

der Trennung ein. Der Effluent verfügt<br />

daher meist über ein mehr oder weniger großes<br />

Optimierungspotenzial, das sich ab sofort<br />

nutzen lässt und die massenselektive Detektion<br />

spürbar verbessert. In Zusammenarbeit<br />

mit der TeLA <strong>GmbH</strong>, einem auf die HPLC/MS-<br />

Analyse spezialisierten Auftragslabor aus Bremerhaven,<br />

hat <strong>GERSTEL</strong> ein Modul entwickelt,<br />

mit dem sich Zusammensetzung und Eigenschaft<br />

des Effluenten vor Eintritt in das MS<br />

in einem weiten Spektrum optimieren lässt:<br />

Der <strong>GERSTEL</strong>-LC/MS-EffluentOptimizer<br />

(LEO) wird mit wenigen Handgriffen zwischen<br />

die Transferleitung von HPLC und MS<br />

geschaltet. LEO ermöglicht es, weitere Flüssigkeiten<br />

und Reagenzien in den Effluenten<br />

zu dosieren, etwa um dessen pH-Wert oder<br />

seinen Salzgehalt zu verändern und so Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen, welche die<br />

Ionisierung der Analyten im MS fördern und<br />

begünstigen. Der LEO ermöglicht ferner eine<br />

Nachsäulenderivatisierung sowie die Dosierung<br />

des Effluenten in das MS im Splitmodus.<br />

Die praktische Handhabung ist dabei vergleichsweise<br />

einfach: Nach seiner Installation<br />

lässt sich LEO per Mausklick ansteuern und<br />

sein ganzes Potenzial in der Methodenentwicklung<br />

wie in der Routineanalytik voll und<br />

ganz nutzen. Einfach per Mausklick!<br />

2 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – März 2010


Inhalt<br />

25 Jahre KAS<br />

Nummer eins unter den<br />

PTV-Injektoren 2<br />

der Fachwelt das KaltAufgabeSystem<br />

(KAS) als Lösung für eine der damals<br />

größten Herausforderungen in der GC:<br />

Mit dem KAS lässt sich die Probe kalt<br />

und damit schonend und diskriminierungsfrei<br />

aufgeben. Die zu analysierenden<br />

Verbindungen werden durch ein<br />

frei wählbares Temperaturprogramm<br />

im Injektor aufgeheizt und verdampft.<br />

Die Analyten lassen sich sauber chromatographieren<br />

und mit scharfen Signalen<br />

detektieren.<br />

Das KAS ermöglicht sogar die Überführung<br />

thermolabiler Substanzen, und<br />

es lässt dem Anwender die Wahl, gasförmige<br />

Proben anzureichern (Cryotrap-Anreicherungssystem)<br />

sowie statt<br />

weniger Mikroliter auch große Mengen<br />

Probe aufzugeben: Das Lösemittel<br />

wird im KAS, sozusagen in einer Vortrennung,<br />

einfach ausgeblendet, was zur<br />

Folge hat, dass sich die Komponenten<br />

lösemittelreduziert anreichern lassen,<br />

womit wiederum die Nachweisgrenze<br />

gesenkt und die Empfindlichkeit der<br />

Messung erhöht wird.<br />

Universelles Injektionssystem<br />

Das KAS ist auch heute noch das weltweit<br />

erfolgreichste, universell einsetzbare<br />

PTV-Injektionssystem für alle Aufgabetechniken<br />

in der GC: Split, Splitlos,<br />

On<strong>Co</strong>lumn und LargeVolume (bis 1000<br />

µL). Dieses Eigenschaftsprofil ermöglicht<br />

es dem Anwender, das GERS-<br />

TEL-KaltAufgabeSystem (KAS) seinen<br />

individuellen Erfordernissen anzupassen<br />

und es entsprechend einzusetzen.<br />

Ist keine Maximalkühlung von<br />

-180°C erforderlich, lässt sich das KAS<br />

kosteneffizient mit einer Kryostatenoder<br />

einer Peltierkühlung betreiben.<br />

Ähnlich flexibel agiert der Anwender<br />

im oberen Temperaturbereich: Mit dem<br />

KAS senkt Nachweisgrenzen:<br />

NRW-Umweltminister<br />

Klaus Matthiesen<br />

(l.) und Handwerkskammer-Präsident<br />

Gerd<br />

Wieneke überreichen<br />

Eberhard <strong>Gerstel</strong> (M.) für<br />

dessen bahnbrechende<br />

Erfindung 1989 den<br />

Umweltschutzpreis der<br />

Handwerkskammer NRW.<br />

KAS 6 steht ihm eine Systemvariante zur<br />

Verfügung, die eine Temperatur von 650<br />

°C erreicht und sogar eine effiziente und<br />

reproduzierbare automatisierte Pyrolyse<br />

direkt im GC-Injektor gestattet.<br />

Welche Variante der Anwender auch<br />

nutzt: Das KAS zeichnet sich durch sein<br />

patentiertes Heizleitersystem und seine<br />

effiziente Liner-Geometrie aus. Seine<br />

Konzeption erlaubt erstklassige Resultate<br />

und erklärt die bislang unerreichte<br />

Marktstellung. Die Temperatur im Verdampfungsraum<br />

des KAS wird über die<br />

gesamte Strecke des KAS-Ofens gleichmäßig<br />

erhöht. Die Verdampfung der einzelnen<br />

Komponenten verläuft kontrolliert<br />

sowie frei von Schwankungen und<br />

Diskriminierung. Dank des SeptumfreienAufgabeKopfes<br />

(SFK), über den das<br />

KAS verfügt, treten Probleme mit Septumpartikeln<br />

oder dem bekannten Septumbluten<br />

gar nicht erst auf.<br />

Das bietet Ihnen das KAS<br />

• Verbesserte Quantifizierung dank kontrollierter<br />

Verdampfung und diskriminierungsfreier<br />

Überführung der Analyten<br />

auf die Trennsäule.<br />

• Bessere Nachweisgrenzen, Identifikation<br />

und Quantifizierung durch schärfere<br />

Signale und Large-Volume-Injektion<br />

(LVI).<br />

• Niedrigeres Grundrauschen, kein Septumbluten,<br />

verbesserte Nachweisgrenzen<br />

dank des patentierten Septumfreien<br />

AufgabeKopfes (SFK).<br />

• Bestmögliche Überführung und Wiederfindung<br />

thermolabiler Analyten aufgrund<br />

des patentierten Heizsystems<br />

sowie frei programmierbarer Heizraten.<br />

• Sichere Analyse matrixhaltiger Proben<br />

durch automatisierten KAS-Liner-Wechsel<br />

mit dem <strong>GERSTEL</strong>-AutomatedLiner-<br />

EXchange (ALEX).<br />

Aroma- und Duftstoffanalyse<br />

Überdimensional gut 4<br />

Trinkwasseranalytik<br />

Geruchsverursacher direkt am<br />

Wasserhahn anreichern 6<br />

Metabolit-Profiling I<br />

Spargelzeit 10<br />

Verbraucherschutz<br />

Cyanid: Gefahr im Verzug 12<br />

Forensische Toxikologie<br />

Tödlicher Kaffeegenuss 14<br />

Arznei- und Lebensmittelsicherheit<br />

Verpackung: Illegale<br />

Auswanderung 15<br />

Metabolit-Profiling II<br />

Aminosäuren vollständig<br />

automatisiert analysieren 18<br />

Automatisierte Probenvorbereitung<br />

Auf Droge?<br />

Effiziente Matrixabtrennung<br />

für die LC-MS/MS-Analytik 20<br />

News 2<br />

Ausblick 24<br />

Impressum 3<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong><br />

Eberhard-<strong>Gerstel</strong>-Platz 1<br />

45473 Mülheim an der Ruhr<br />

Konzeption, Text, Redaktion<br />

Guido Deußing Redaktionsbüro<br />

Science<strong>Co</strong>mmunication<br />

Uhlandstraße 16<br />

41464 Neuss<br />

guido.deussing@t-online.de<br />

Übersetzungen<br />

Kaj Petersen<br />

kaj_petersen@gerstel.de<br />

Wissenschaftlicher Beirat<br />

Dr. Eike Kleine-Benne<br />

eike_kleine-benne@gerstel.de<br />

Dr. Oliver Lerch<br />

oliver_lerch@gerstel.de<br />

Dr. Malte Reimold<br />

malte_reimold@gerstel.de<br />

Leserservice<br />

Andrea Hamm<br />

aktuell@gerstel.com<br />

Grafische Umsetzung<br />

Paura Design, Hagen, Germany<br />

www.paura.de<br />

ISSN 1618-5900 · 03 / 2010<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – März 2010 3


Aroma- und Duftstoffanalyse<br />

Überdimensional gut<br />

Gaschromatographie-Experten schätzen schlanke Peaks und eine<br />

saubere Trennung. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen sie sich,<br />

je nach Komplexität der Probe, insbesondere in Bezug auf die<br />

Art und Weise der Probenvorbereitung einiges einfallen lassen.<br />

Sollten Signale doch einmal überlappen, besteht auch dann kein<br />

Grund zur Besorgnis, schließlich gibt es die multidimensionale<br />

Chromatographie, derer man sich bedienen kann. Klingt einfach,<br />

ist es aber nicht, weil man dafür bislang für eine maximale<br />

chromatographische Auflösung ein zweites GC-System<br />

benötigte. Nun nicht mehr: Mit dem patentierten „Selectable 1D/2D-GC/MS-<br />

System“ führt der Anwender Routineanalytik und multidimensionale Trennung auf ein und demselben<br />

Gerät durch – ohne Umbau des Systems, einfach per Mausklick. Die interessanten Chromatogramm-<br />

Bereiche lassen sich darüber hinaus anreichern, trennen und mit exakt denselben Detektoren sensitiv<br />

bestimmen.<br />

Lebensmittelanalytik ist alles andere<br />

als trivial: Die zu untersuchende Probenmatrix<br />

ist komplex und erfordert in<br />

der Regel eine Schar unterschiedlicher,<br />

teils aufwändiger Probenvorbereitungsschritte,<br />

die idealerweise automatisiert<br />

verlaufen, um ein hinreichendes Maß an<br />

Effizienz, Sicherheit und Reproduzierbarkeit<br />

zu gewährleisten. Das aber ist<br />

noch lange kein Garant für zufriedenstellende<br />

Resultate, denn eine Überlagerung<br />

von Signalen lässt sich dadurch<br />

nicht verhindern. Sollte eine Überlappung<br />

offenkundig sein oder dem olfaktorischen<br />

Detektor ein Geruch entströmen,<br />

ohne dass im Chromatogramm ein<br />

Signal zu erkennen ist, müssen Anwender<br />

in die Trickkiste greifen. In diesem Fall<br />

kann die multidimensionale Gaschromatographie<br />

(GC) das Mittel der Wahl sein,<br />

um klar zu sehen.<br />

Attraktive Alternative zu<br />

gängigen Systemen<br />

Bislang erforderte die multidimensionale<br />

GC den Einsatz zweier miteinander<br />

gekoppelter Gaschromatographen. Aufgrund<br />

der hohen Anschaffungskosten und<br />

geringen Auslastung handelt es sich hierbei<br />

in den wenigsten Fällen um eine wirklich<br />

rentable Lösung. Die aber offeriert GERS-<br />

TEL nun seinen Kunden: Mit dem patentierten<br />

„Selectable 1D/2D-GC/MS“ präsentiert<br />

das Unternehmen der Fachwelt ein<br />

Analysensystem, mit dem sich nach Bedarf<br />

sowohl die ein- als auch die zweidimensionale<br />

Trennung (1D/2D) auf einem einzigen<br />

Gerät realisieren lässt; der Wechsel<br />

zwischen der ersten und zweiten Dimension<br />

erfolgt einfach per Mausklick.<br />

Die Funktionsweise lässt sich vereinfacht<br />

wie folgt beschreiben: Sobald die eindimensionale<br />

GC/MS-Messung einen<br />

rätselhaften Bereich offenkundig macht,<br />

lässt sich das interessante Intervall im<br />

zweiten GC-Lauf aus dem Chromatogramm<br />

schneiden (Heart-cut) und unmit-<br />

Anwendungsbeispiel: SBSE (<strong>GERSTEL</strong>-Twister) und die 2D-GC-O/MS-Analyse von Aromastoffen in Bier<br />

1D-GC-O/MS-Analyse<br />

Das GC-O/MS-System (für parallele olfaktorische und<br />

MS-Detektion) eignet sich dafür, auch in einem komplexen<br />

Chromatogramm leicht die geruchsintensiven Bereiche herauszufinden.<br />

Hapert es indes an der Auflösung der Peaks, fällt<br />

es schwer, die Geruchsverursacher zu identifizieren. Allerdings<br />

lässt sich der interessante Chromatogrammteil heraustrennen<br />

und als „Heart-cut“ auf eine zweite Trennsäule anderer Polarität<br />

zur weiteren Untersuchung überführen (2D-GC).<br />

„Heart-cutting“ und „Backflushing“<br />

Das System lässt sich im Handumdrehen auf die zweidimensionale<br />

Gaschromatographie, verbunden mit der olfaktorischen<br />

und massenselektiven Detektion (2D-GC-O/MS), erweitern –<br />

ohne zusätzliche Hardware oder Wechsel und Einbau neuer<br />

Trennsäulen. Nach dem „Heart-cutting“ wird die überschüssige<br />

Probenmenge aus der ersten Säule (1D) herausgespült (Backflush).<br />

Zur weiteren Anreicherung der interessanten Analyten<br />

steht eine Kühlfalle (CryoTrapSystem, CTS) zur Verfügung.<br />

Sowohl im 1D- als<br />

auch im 2D-Modus<br />

des Systems ist eine<br />

simultane Bestimmung<br />

mittels massenselektivem<br />

Detektor (MSD)<br />

und <strong>GERSTEL</strong>-OlfactoryDetectionPort<br />

(ODP)<br />

möglich.<br />

4 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – März 2010


telbar auf eine zweite, im selben GC installierte<br />

Kapillarsäule zur weiteren Auftrennung<br />

überführen; beide Säulen befinden<br />

sich an demselben GC, lassen sich<br />

aber dank der Low-Thermal-Mass-Technologie<br />

(LTM) unabhängig voneinander<br />

heizen. Weder der GC-Lauf wird dabei<br />

unterbrochen noch die Aufzeichnung<br />

des Chromatogramms. Die Vermessung<br />

des auf der zweiten Säule aufgetrennten<br />

Heart-cuts erfolgt in Minutenschnelle<br />

auf demselben Detektor beziehungsweise<br />

denselben Detektoren: MSD, olfaktorischer<br />

Detektor, PFPD usw. unmittelbar<br />

im Anschluss an die 1D-Trennung. Das<br />

fragliche Intervall lässt sich zudem, etwa<br />

aufgrund einer ungenügenden Sensitivität<br />

der Messung, im Verlauf beliebig vieler<br />

Injektionen auf einer zwischengeschalteten<br />

Kühlfalle (<strong>GERSTEL</strong>-CryoTrap-<br />

System, CTS) sammeln und anreichern.<br />

Wird die zweite Dimension schließlich<br />

aktiviert, ist mit hinreichend verwertbaren<br />

qualitativen und quantitativen Analysenergebnissen<br />

zu rechnen.<br />

Bislang wurde der Selectable<br />

1D/2D-GC/MS insbesondere in der<br />

Lebensmittel- und Aromaanalytik<br />

mit Erfolg eingesetzt. Das patentierte<br />

System gewährleistet aufgrund einer<br />

intelligenten Verknüpfung zweier unterschiedlich<br />

polarer Kapillarsäulen auf<br />

einem GC-System eine effiziente multidimensinale<br />

Chromatographie mit hoher<br />

Trennleistung bei gleichzeitig geringen<br />

Anschaffungskosten. Ferner lassen<br />

sich die Analyten des Heart-cuts nach<br />

der 2D-Trennung auf ein und demselben<br />

Detektor vermessen wie die Analysen<br />

nach der 1D-Trennung; die Detektion<br />

kann auf Wunsch auf mehreren Detektoren<br />

wie MSD, ODP, FID oder PFPD<br />

zeitgleich erfolgen. Steuern lässt sich das<br />

kompakte, leistungsfähige <strong>GERSTEL</strong>-<br />

Selectable 1D/2D-<br />

GC-Olfactrometry-<br />

(O)/MS-System<br />

1D-GC-O/MS-Analyse<br />

Bei der 1D-GC-O/MS-Analyse<br />

kommt eine so genannte Low-<br />

Thermal-Mass-GC-Säule (LTM-GC)<br />

zum Einsatz. Zeitgleich wird eine<br />

weitere LTM-GC-Säule 2, die sich<br />

in ihrer Polarität von Säule 1 unterscheidet,<br />

mit Trägergas gespült.<br />

Heart-cutting<br />

Der vom Anwender auf der<br />

LTM-GC-Säule 1 ausgewählte<br />

Signalbereich wird auf die LTM-GC-<br />

Säule 2 übertragen. Die Signale<br />

werden an der Spitze von Säule 2<br />

konzentriert, je nach Flüchtigkeit<br />

der Verbindungen mit oder ohne<br />

Cryofokussierung.<br />

2D-GC-O/MS-Analyse<br />

Nachdem der ausgesuchte Teil des<br />

1D-Chromatogramms „herausgeschnitten“<br />

(Heart-cutting) und am<br />

Kopf der zweiten Säule aufkonzentriert<br />

wurde, wird der andere Teil<br />

der Probe zurück- und aus dem<br />

System gespült (back flushed).<br />

Wenige Minuten nach dem Heartcut<br />

startet das Temperaturprogramm<br />

der zweiten LTM-GC-Säule.<br />

Selectable 1D/2D-GC/MS-System wie<br />

im Übrigen alle <strong>GERSTEL</strong>-Geräte<br />

und -Systeme einfach und komfortabel<br />

per Mausklick.<br />

For Weitere more Informationen<br />

information<br />

www.gerstel.com,<br />

www.gerstel.de, gerstel@gerstel.de<br />

e-mail: gerstel@gerstel.com<br />

2D-GC-O/MS-Analyse<br />

Die interessanten Peaks wurden erfolgreich isoliert und<br />

nach ihrer Trennung auf der zweiten Säule (2D) mittels<br />

ODP erfolgreich detektiert. Resultat ist ein wohldefiniertes<br />

Massenspektrum, das klare Aussagen zulässt.<br />

Datenbank-Recherche<br />

Mithilfe einer Wiley-Datenbank wurde das auf der<br />

2D-Säule aufgezeichnete Signal als b-Damascenon<br />

identifiziert.<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – März 2010 5


Die Zufriedenheit steht ihnen ins Gesicht geschrieben: Mit ihrer<br />

Erfindung des „Advanced Relevant Investigation Sampler for Taste<br />

& Odor at Tap“, ARISTOT genannt, haben Thomas Thouvenot, David<br />

Benanou und Christophe Tondelier (v. l.) von Veolia Environnement in<br />

Frankreich die echte passive Probennahme von Geruchsverursachern<br />

unmittelbar am Wasserhahn erst möglich gemacht.<br />

6 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – März 2010


Trinkwasseranalytik<br />

Auf den Geruch gekommen:<br />

Off-Flavors am Wasserhahn anreichern<br />

Ein Team französischer Wissenschaftler um David Benanou hat auf Basis der lösemittelfreien Stir Bar<br />

Sorptive Extraction (SBSE) einen neuartigen Passivsammler entwickelt und patentieren lassen, mit dem<br />

sich Geruchsverursacher im Trinkwasser unmittelbar am Wasserhahn unter Alltagsbedingungen anreichern<br />

lassen. Thermische Extraktion, Identifikation und Qualifikation der passiv angereicherten Off-Flavor-<br />

Verbindungen erfolgen automatisiert mittels Thermodesorptions-GC/MS unter Einsatz des <strong>GERSTEL</strong>-<br />

ThermalDesorptionSystem (TDS).<br />

Der klassische Vorführeffekt: Seit<br />

geraumer Zeit schmeckt oder riecht<br />

das Leitungswasser medizinisch-chlorig,<br />

chemisch, muffig-modrig oder erdig, doch<br />

kaum wird eine Probe gezogen, um den<br />

Sachverhalt näher zu untersuchen, lässt<br />

sich weder ein schlechter Geruch noch<br />

ein Fehlgeschmack feststellen. Ausweg<br />

aus diesem Dilemma bietet nur die auf<br />

Dauer ausgerichtete, echte passive Probennahme.<br />

Die war bislang unmöglich<br />

– in Ermangelung geeigneter Techniken.<br />

Für Abhilfe sorgen David Benanou,<br />

Christophe Tondelier und Thomas<br />

Thouvenot von der Veolia Environnement<br />

in Paris; das Unternehmen zählt zu<br />

den größten Wasserversorgern weltweit.<br />

Im Journal of Chromatography A, 1216<br />

(2009) 2854-2859 berichten die Forscher,<br />

wie sie auf Basis der Stir Bar Sorptive<br />

Extraction (SBSE) einen patentierten<br />

Passivsammler entwickelt haben, mit<br />

dem sich Geruchsverursacher (Off-Flavor-Verbindungen)<br />

unmittelbar am Wasserhahn<br />

des Verbrauchers anreichern lassen.<br />

Identifizierung und Quantifizierung<br />

der extrahierten Verbindungen erfolgen<br />

anschließend vollständig automatisiert<br />

mittels Thermodesorptions- Gaschromatographie<br />

und massenselektiver Detektion<br />

(TD-GC/MS).<br />

Fehlgeruch und Fehlgeschmack<br />

auf der Spur<br />

Gustatorische Parameter wie Geschmack<br />

und Geruch spielen für Trinkwasserversorger<br />

eine wichtige Rolle.<br />

„Der Verbraucher bewertet die organoleptische<br />

(sensorische) Qualität seines<br />

Trinkwassers unmittelbar während der<br />

Verkostung, und ein schlechter Geruch<br />

oder Geschmack wird irrtümlicherweise<br />

mit gesundheitlichen Gefahren in Verbindung<br />

gebracht“, nennt David Benanou<br />

den Grund. Trinkwasserfirmen<br />

sind daher bemüht, die Quellen von<br />

beeinträchtigenden Geruchs- oder Geschmacksverbindungen<br />

zu identifizieren<br />

und Maßnahmen zu ergreifen beziehungsweise<br />

Empfehlungen auszusprechen,<br />

mit denen sie sich abstellen lassen.<br />

Die Belastung des Trinkwassers mit<br />

Off-Flavor-Verbindungen, zu denen<br />

unter anderen Geosmin, 2-Methylisoborneol<br />

oder 2,4,6-Trichloranisol zählen,<br />

lässt sich nicht per se auf eine Ursache<br />

zurückführen. Sie können natürlicherweise<br />

unmittelbar der Quelle<br />

entstammen, aus der das Rohwasser<br />

geschöpft und zu Trinkwasser weiterverarbeitet<br />

wird. Denkbar und möglich<br />

sind Eintragungen über Kontamination<br />

durch Algen, Abwässer und Leckagen.<br />

Belastungen entstehen jedoch ebenso<br />

durch mikrobielle Aktivität im weitverzweigten<br />

Wasserverteilungsnetz wie un-<br />

ARISTOT-Zylinder: In die Bohrungen werden die <strong>GERSTEL</strong>-<br />

Twister eingelassen und der Raum wird mittels<br />

Drehverschluss, der über eine für Wasserauslasse<br />

typische Düse verfügt, gedeckelt.<br />

Der Wasserhahn lässt sich unter Anschluss<br />

eines ARISTOT-Systems in gewohnter<br />

Weise ohne jede Einschränkung nutzen.<br />

mittelbar in der überschaubaren Hausinstallation.<br />

„In den meisten Fällen genügt bereits<br />

eine Konzentration der gelösten<br />

Bestandteile im Sub-Nanogramm-pro-<br />

Liter-Bereich (ng/L = ppt), um Geruchs-<br />

und Geschmacksrezeptoren zu<br />

malträtieren“, konstatiert Christophe<br />

Tondelier. Dieser Sachverhalt mache<br />

die Identifizierung und Quantifizierung<br />

der Off-Flavor-Verbindung jedoch diffizil:<br />

„In der Regel stoßen konventionelle<br />

Methoden und Verfahren schnell<br />

an ihre Nachweisgrenzen“, weiß der<br />

Wasserexperte. Etabliert habe sich zur<br />

Analyse von Off-Flavor-Verbindungen<br />

insbesondere die Kapillargaschromatographie,<br />

was mit der flüchtigen Natur<br />

der Analyten zusammenhänge,<br />

in<br />

Verbindung mit der<br />

massenselektive<br />

(MSD) sowie der sensorischen<br />

Bewertung mittels eines olfaktorischen<br />

Detektors wie dem<br />

Ofactory<br />

Detection-<br />

Port<br />

(ODP)<br />

ARISTOT,<br />

montiert an<br />

einem<br />

Wasserhahn.<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – März 2010 7


Klein, aber oho: der <strong>GERSTEL</strong>-Twister für<br />

die Stir Bar Sorptive Extraction (SBSE).<br />

von <strong>GERSTEL</strong>: „Die GC verfügt über<br />

eine hohe Trennleistung; MSD und<br />

ODP verfügen über die erforderliche<br />

Empfindlichkeit“, sagt David Benanou.<br />

Auf Art und Effizienz der<br />

Anreicherung kommt es an<br />

Vor der Analyse sind jedoch Probenvorbereitungstechniken<br />

unabdingbar, um<br />

der Off-Flavor-Verbindungen habhaft<br />

zu werden: Sie müssen angereichert und<br />

aufkonzentriert werden, um hinreichend<br />

genau bestimmt werden zu können.<br />

Als gängig und in der Anwendung<br />

weit verbreitet erweist sich die so<br />

genannte Closed-Loop-Stripping-Analysis<br />

(CLSA), bei der die Extraktion der<br />

Analyten unter Einsatz von Aktivkohle<br />

oder ähnlichen Adsorbentien in einem<br />

zirkulierenden Gasstrom erfolgt. Üblich<br />

ist auch die Headspace-SPME: Eine mit<br />

Sorbensmaterial beschichtete Faser wird<br />

mittels einer Spritze in den Dampfraum<br />

des Vials oberhalb der Probe eingeführt.<br />

Unter Einfluss von Wärme treten die<br />

flüchtigen Verbindungen in die Gasphase<br />

über und reichern sich auf der Faser an.<br />

In einem geeigneten Injektor erfolgt die<br />

thermische Extraktion und die Analyten<br />

lassen sich mittels GC/MS bestimmen.<br />

Zunehmend zum Mittel der Wahl<br />

zwecks Anreicherung organischer Verbindungen<br />

aus wässrigen Matrices hat<br />

sich in den zurückliegenden Jahren die<br />

Stir Bar Sorptive Extraction (SBSE)<br />

entwickelt. Bei der SBSE kommt der so<br />

genannte <strong>GERSTEL</strong>-Twister zum Einsatz,<br />

dessen Handhabung denkbar einfach<br />

ist und ohne aufwändige manuelle<br />

Probenvorbereitungsschritte und organische<br />

Lösemittel auskommt.<br />

Beim Twister handelt es sich, vereinfacht<br />

gesagt, um ein Rührstäbchen für<br />

Magnetrührer, das mit Polydimethylsiloxan<br />

(PDMS) als Sorptionsmedium<br />

ummantelt ist. Klassischerweise reichern<br />

sich die organischen Inhaltsstoffe<br />

aktiv im PDMS-Mantel an, sobald der<br />

Twister die wässrige Probe durchmischt.<br />

Das Rührstäbchen wird entnommen, trockengetupft,<br />

manuell oder automatisiert<br />

in der <strong>GERSTEL</strong>-ThermalDesorption-<br />

Unit (TDU) oder dem ThermalDesorptionSystem<br />

(<strong>GERSTEL</strong>-TDS) thermisch<br />

desorbiert, von wo aus die Analyten temperaturprogrammiert<br />

auf die Säule des<br />

GCs überführt werden.<br />

„Wie die Erfahrung zeigt, erweist<br />

sich die SBSE als attraktive Alternative<br />

zu den konventionellen Strippingmethoden<br />

und zur SPME“, sagt Christophe<br />

Tondelier. Die SBSE arbeite mit<br />

der gleichen PDMS-Phase wie die<br />

SPME-Fasern, allerdings verfüge der<br />

Twister aufgrund des größeren PDMS-<br />

Volumens über eine höhere Sorptionskapazität:<br />

Der Anreicherungsfaktor ist größer,<br />

was sich positiv auf die Quantifizierung<br />

vor allem stärker polarer Verbindungen<br />

auswirkt. „Die SBSE ist eine unvergleichlich<br />

effektive Technik, um organische<br />

Verbindungen aus wässrigen Matrices<br />

zu extrahieren und anzureichern und<br />

sie anschließend sicher und zuverlässig zu<br />

bestimmen“, betont der Wissenschaftler.<br />

Echter Passivsammler zur<br />

Leitungswasserbeprobung<br />

Während für das Veolia-Team aus der<br />

Forschungs- und Entwicklungsabteilung<br />

Einigkeit über die Extraktionsund<br />

Analysentechnik bestand, erwies<br />

sich die Entwicklung eines echten passiven<br />

Probennehmers im vorliegenden<br />

Fall als regelrechte Denksportaufgabe:<br />

Die optische Anmutung sollte ansprechend<br />

sein und sich unauffällig in Bad<br />

und Küche integrieren lassen. Wichtiger<br />

aber sei die Frage gewesen, wie sich der<br />

Passivsammler am Wasserhahn in den<br />

Wasserweg schalten ließ, also zeitlich<br />

befristet als neuer Wasseraustritt dienen<br />

konnte, ohne die üblichen Durchflussbedingungen<br />

sowie die gewohnte<br />

Mehrere Rührstäbchen wurden nach der Multischussmethode<br />

analysiert; die Ergebnisse wurden verglichen<br />

mit der klassischen Methode, die im Desorbieren<br />

eines einzelnen Rührstäbchens besteht. Die Rührstäbchen<br />

wurden mit 2,4,6-TCA zu 2 ng/L beladen. Die<br />

2,4,6-TCA-Peakflächen wurden als Funktion der Zahl der<br />

Rührstäbchen geplottet. Die Regressionsgerade passte<br />

hervorragend, mit einem Korrelationskoeffizienten<br />

nahe 1. Dies zeige, sagt David Benanou, dass sich die<br />

Multischussmethode verwenden lässt, um mehr als ein<br />

Rührstäbchen in einem einzelnen Lauf zu analysieren<br />

und so die Sensitivität zu erhöhen.<br />

Die Anwendbarkeit von ARISTOT wurde mit einer Probe aus dem Wasserhahn gezeigt, die<br />

(kontinuierlich) mit einer Mischung aus Halogenanisolen zu 200 pg/L versetzt wurde. Die<br />

Probenahme erfolgte über 15 min, für die Thermodesorption wurden zwei Rührstäbchen verwendet.<br />

Die Aufzeichnung des Chromatogramms erfolgte im SIM-Modus. Erreichen lassen sich<br />

Detektionslimits im niedrigen ppq-Bereich (pg/L).<br />

8 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – März 2010


Handhabung der Wasserentnahme zu<br />

beeinträchtigen oder gar zu verfälschen.<br />

Mutter Natur lieferte schließlich<br />

die Vorlage für den patentierten Passivsammler<br />

ARISTOT (Advanced Relevant<br />

Investigation Sampler for Taste & Odor<br />

at Tap). Inspiriert durch die Blütenblätter<br />

von Gänseblümchen wurden in einen 40<br />

Millimeter langen Zylinder aus inertem<br />

Stahl (um Kontaminationen oder Reaktionen<br />

der Wasserinhaltsstoffe mit dem<br />

verwendeten Material zu unterbinden)<br />

sieben Bohrungen von 3 mm Durchmesser<br />

und 30 mm Länge vorgenommen,<br />

die letztlich die Twister beinhalten<br />

sollten. „Bei genauer Betrachtung der<br />

kaschierten Details gleicht ARISTOT<br />

dem Zylinder eines Trommelrevolvers,<br />

nur dass darin keine Patronen stecken,<br />

sondern sieben mit PDMS ummantelte<br />

<strong>GERSTEL</strong>-Twister als Extraktionsmedium,<br />

die durch ein Sieb in der Düse an<br />

Ort und Stelle gehalten werden“, sagt<br />

der Strömungsexperte Thomas Thouvenot<br />

und fügt an, dass sieben Positionen<br />

gewählt wurden, um beste Durchflussbedingungen<br />

zu schaffen und die<br />

Austauschfläche zwischen Wasser und<br />

PDMS zu optimieren.<br />

ARISTOT auf dem Prüfstand:<br />

Nur Versuch macht klug<br />

Jede Innovation ist nur so gut, wie sie sich<br />

in der Praxis bewährt. Ob und inwieweit<br />

sich der neue Passivsammler als alltagstauglich<br />

erweist, musste zunächst in<br />

kleinem Maßstab überprüft werden. Die<br />

Wissenschaftler entwickelten eine Pilotanlage,<br />

mit der sich die Gewohnheiten<br />

der Verbraucher, die auf Grundlage eines<br />

Fragebogens ermittelt wurden, simulieren<br />

ließen. Ferner wurde mittels <strong>Co</strong>mputermodellen<br />

eine Mischkammer konstruiert,<br />

die eine optimale hydrodynamische<br />

Vermischung des Kranwassers mit einer<br />

definierten Menge einer Mischung relevanter<br />

Off-Flavor-Komponenten zuließ.<br />

Um die einfache<br />

Handhabung des<br />

ARISTOT-Systems<br />

zu demonstrieren,<br />

hat Veolia einen<br />

Animationsfilm in<br />

englischer Sprache<br />

erstellt, in dem<br />

„Professor Benanou“<br />

mithilfe eines kleinen<br />

Assistenten den<br />

Einsatz sowie die<br />

Funktionsweise des<br />

<strong>GERSTEL</strong>-Twisters in<br />

der Wasseranalytik<br />

erklärt. Link zum<br />

Film über www.<br />

gerstel.de.<br />

Laut Umfrage unter Verbrauchern strömt<br />

kaltes Wasser täglich rund 15 Minuten<br />

mit einer durchschnittlichen Flussrate<br />

von 2 L/min aus dem Hahn. „Zur Optimierung<br />

der Flussprofile innerhalb des<br />

ARISTOT-Samplers wurden hydrodynamische<br />

Modelle angewandt, um einen<br />

schnellen Austausch zwischen Wasser<br />

und PDMS-Phase zu erhalten“, berichtet<br />

Thomas Thouvenot, Strömungsexperte<br />

und Mitglied im Wissenschaftsteam.<br />

Darüber hinaus sei darauf geachtet<br />

worden, dass nach Öffnen und Schließen<br />

des Wasserhahns die Bohrungen, in<br />

denen die Twister-Rührstäbchen stecken,<br />

mit rund 18 mL Wasser gefüllt blieben,<br />

um die PDMS-Phase vor Kontaminationen<br />

aus der Luft zu schützen.<br />

Die technischen Details<br />

Die Wissenschaftler simulierten an<br />

ihrer Pilotanlage im Labor das Wasserverbrauchsverhalten<br />

und versetzten den<br />

Wasserstrom bei Entnahme mit einer<br />

ethanolischen Standardlösung von Off-<br />

Flavor-Verbindungen (200 pg/L). Sie<br />

enthielt unter anderem:<br />

• 2,4,6-Trichloranisol (2,4,6-TCA),<br />

• 2,4,6-Tribromanisol (2,4,6-TBA),<br />

• deuteriertes 2,4,6-Trichloranisol<br />

(2,4,6-TCA-d5) als internen Standard,<br />

• 2,4-Dichlor-6-Bromanisol<br />

(2,4-DC-6-BA),<br />

• 2,6-Dichlor-4-Bromanisol<br />

(2,6-DC-4-BA),<br />

• 2-Chlor-4,6-Dibromanisol<br />

(2-C-4,6-DBA) und<br />

• 4-Chlor-2,6-Dibromanisol<br />

(4-C-2,6-DBA).<br />

Zur Analyse verwendet wurde<br />

ein GC 6890 mit MSD 5975 (Agilent<br />

Technologies) in Verbindung mit<br />

dem <strong>GERSTEL</strong>-ThermalDesorption-<br />

System (TDS), Autosampler (GERS-<br />

TEL-TDSA) und KaltAufgabeSystem<br />

(<strong>GERSTEL</strong>-KAS). Für die Extraktionsschritte<br />

wurden 20 mm Twister mit 1 mm<br />

Schichtdicke (<strong>GERSTEL</strong>) verwendet.<br />

Diese Rührstäbchen wurden splitlos<br />

desorbiert: 30 °C (0,8 min), 60 °C/min,<br />

250 °C (8 min). Die desorbierten Analyten<br />

wurden im KAS bei -50 °C cryofokussiert.<br />

Anschließend wurde das KAS mit<br />

12 °C/s auf 300 °C (2 min) hochgeheizt<br />

und die Analyten wurden splitlos auf die<br />

Säule transferiert.<br />

Das Trägergas Helium wurde mit<br />

einem konstanten Fluss von 1,5 mL/min<br />

durch das System geführt.<br />

GC-Säule: HP5-MS-Kapillarsäule<br />

von 30 m Länge x 0,25 mm ID x 0,25<br />

µm Filmdicke.<br />

Temperaturprogramm GC-Ofen: 50<br />

°C (2 min) mit 10 °C/min auf 200 °C,<br />

dann mit 25 °C/min auf 300 °C (7 min).<br />

Die Detektion erfolgte im SIM/<br />

Scan-Modus: Der SIM-Modus wurde<br />

für die Quantifizierung verwendet, der<br />

Scan-Modus für die Bestätigung.<br />

Detektionslimits im unteren<br />

ppq-Bereich realisieren<br />

„Um die Sensitivität der Messung zu<br />

erhöhen, haben wir zunächst einmal zwei<br />

Rührstäbchen gleichzeitig in einem einzelnen<br />

Desorptionsröhrchen desorbiert<br />

und analysiert“, berichtet David Benanou.<br />

Unter Einhaltung der ermittelten<br />

optimalen Bedingungen (Flussrate<br />

des Wassers aus dem Wasserhahn 2 L/<br />

min, kaltes Wasser, große Rührstäbchen<br />

– 2 cm lang x 1 mm Dicke der PDMS-<br />

Schicht – und Anreicherungszeit bis zu<br />

120 min) ließen sich in puncto Sensitivität,<br />

Wiederfindung und Reproduzierbarkeit<br />

überaus zufriedenstellende Resultate<br />

erzielen. „Wenn wir alle eingesetzten<br />

Twister-Rührstäbchen nacheinander<br />

thermisch extrahieren, die Analyten<br />

jeweils im KaltAufgabeSystem (KAS)<br />

croyofokussieren und anreichern und<br />

sie erst dann geballt auf die Säule geben,<br />

erreichen wir Detektionslimits bis dicht<br />

zum niedrigen ppq-Bereich (pg/L). Sensitiver<br />

geht’s nicht mehr“, freut sich David<br />

Benanou.<br />

Weitere Informationen<br />

David Benanou und Christophe Tondelier,<br />

Water Research Center, Analytical<br />

Research Department, Veolia Environnement,<br />

Chemin de la Digue, BP 76,<br />

78603 Maisons-Laffitte, Frankreich, Tel.<br />

+33 1 34 93 3103, Fax +33 1 34 93 31 10,<br />

E-Mail: christophe.tondelier@veolia.com.<br />

Sie können Ihre Anfrage auch direkt an<br />

aktuell@gerstel.de richten.<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – März 2010 9


Metabolit-Profiling I<br />

Spargelzeit<br />

Bereits wenige Minuten nach dem Verzehr wird der Konsument auf<br />

olfaktorische Weise daran erinnert, dass er Spargel gegessen hat.<br />

Applikationsexperten von LECO sind den Ursachen des spargeltypischen<br />

Uringeruchs nachgegangen: mittels <strong>GERSTEL</strong>-Twister (SBSE), ein- und<br />

zweidimensionaler Gaschromatographie (GCxGC) sowie unter<br />

Einsatz eines Flugzeitmassenspektrometers<br />

(Time-Of-Flight Mass Spectrometer, TOFMS).<br />

Es dauert nur zehn bis 15 Minuten, bis<br />

der Verzehr ruchbar wird. Auch der<br />

Nachbar am Urinal merkt sofort mit seiner<br />

Nase: Die Spargelsaison hat begonnen.<br />

Nach einigem Rätselraten sind<br />

sich Wissenschaftler heute über den für<br />

Spargel typischen Uringeruch einig. Er<br />

lässt sich, wie Experimente zeigen, auf<br />

die im Spargel enthaltene Asparagusinsäure<br />

zurückführen, die im Organismus<br />

zu geruchsintensiven Schwefelverbindungen<br />

verstoffwechselt wird: zunächst<br />

zu S-Methylthioester, dann weiter zu<br />

Methanthiol, Dimethylsulfid, Dimethyldisulfid,<br />

Dimethylsulfon und schließlich<br />

zu Dimethylsulfoxid. Bei Testpersonen,<br />

die zwar keinen Spargel, dafür aber Asparagusinsäuren<br />

zu sich nahmen, stellte sich<br />

innerhalb kürzester Zeit genau der für<br />

Spargel typische Uringeruch ein.<br />

Zur Aufklärung des Sachverhalts<br />

bedurfte es einer Analyse des Stoffwechsels<br />

und der resultierenden Metaboliten:<br />

Überlagerung der mit der eindimensionalen GC<br />

aufgezeichneten Signale der infrage kommenden<br />

Metaboliten der Asparagusinsäure im Urin vor<br />

dem Spargelverzehr (blau) und danach (rot): Aceton<br />

(A), Essigsäureethylester (B), 4-Heptanon (C),<br />

5-Methyl-2-(1-methylethyl)-cyclohexanon (D) und<br />

1-(1,5-Dimethyl-4-hexenyl)-4-methylbenzol.<br />

„Traditionell werden die Proben (hier<br />

Urin) für die Dauer von rund 48 Stunden<br />

unter Einfluss von Wärme flüssig extrahiert,<br />

woraufhin man die Extrakte gasoder<br />

flüssigchromatographisch (GC/LC)<br />

auftrennt und die Analyten massenselektiv<br />

(MS) bestimmt“, schreibt Pete Stevens<br />

von LECO. Während sich die GC/MS<br />

beziehungsweise LC/MS vergleichsweise<br />

unkompliziert gestaltet, handelt es sich<br />

bei der Flüssigextraktion um ein sehr aufwändiges<br />

Prozedere, das obendrein häufig<br />

den Einsatz potenziell gesundheitsund<br />

umweltschädlicher Lösemittel erfordert.<br />

„Unser Ziel war es“, beschreibt der<br />

Applikationsexperte, „den Einsatz giftiger<br />

Lösemittel sowie die Extraktionsdauer<br />

nachhaltig zu reduzieren. Beides<br />

gelang uns mit der Stir Bar Sorptive Extraction<br />

(SBSE).“<br />

Technische Details: Durchgeführt<br />

wird die SBSE mit dem patentierten<br />

<strong>GERSTEL</strong>-Twister, einem mit Polydi-<br />

Kein Unterschied: Signal von S-Methyl-2-<br />

propenthioat, gemessen in realen Proben<br />

und verglichen mit der Spektrendatenbank.<br />

methylsiloxan (PDMS) als Sorptionsmedium<br />

ummantelten Rührstäbchen<br />

für Magnetrührer, das die Stoffwechselprodukte<br />

extrahiert, während es die<br />

Probe durchmischt. SBSE und thermische<br />

Extraktion der Twister erfolgten<br />

automatisiert unter Einsatz des GERS-<br />

TEL-MultiPurposeSamplers (MPS)<br />

und der <strong>GERSTEL</strong>-ThermalDesorptionUnit<br />

(TDU). Trennung und Analyse<br />

erfolgten mit einem LECO Pegasus 4D<br />

GCxGC-TOFMS-System. Für die einbzw.<br />

zweidimensionale GC wird ein GC<br />

6890 von Agilent Technologies zusätzlich<br />

mit einem Low-Thermal-Mass-<br />

Modul (LTM) ausgestattet, einem Säulenofen,<br />

der schnelle Heiz- und Kühlraten<br />

ermöglicht.<br />

Die eindimensionale Trennung wird<br />

auf einer unpolaren Säule (10,0 m x 0,18<br />

mm ID x 0,20 µm df Rtx-5) vorgenommen,<br />

die sich im LTM befindet<br />

und durch den GC-Ofen mit<br />

dem Injektor verbunden ist.<br />

Die Säule für die zweidimensionale<br />

Trennung, im GC-<br />

Ofen untergebracht, ist<br />

sehr kurz und von mittlerer<br />

Polarität (1,00 m x 0,10<br />

mm ID X 0,10 µm df DB-17<br />

ms). Zwischen beiden Säulen<br />

befindet sich ein LECO<br />

Dual-jet Thermal Modulator,<br />

der dazu dient, kontinuierlich<br />

das Eluat der ersten Säule zu<br />

trappen und in definierten Portionen<br />

auf die zweite Säule zu<br />

geben. Die zweidimensionale<br />

Trennung ermöglicht eine bessere<br />

Peak-Kapazität sowie eine<br />

höhere Auflösung der Signale.<br />

Breit eluierende Peaks der ersten<br />

Dimension werden im Modulator<br />

fokussiert und als scharfe<br />

Banden in der zweiten Dimension<br />

getrennt; die Peaks sind<br />

somit von schärferer Qualität<br />

und verfügen über ein besseres<br />

Signal-Rausch-Verhält-<br />

10 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – März 2010


nis. Die Detektion erfolgte mit einem<br />

LECO Pegasus IV Time-of-Flight<br />

Mass Spectrometer (TOFMS), das für<br />

die GCxGC-Chromatgraphie sehr gut<br />

geeignet ist: „Für die schnelle Trennung<br />

auf der zweiten Säule wird ein Detektor<br />

benötigt, der sich durch eine schnelle<br />

Datenaufnahme auszeichnet“, sagt Dr.<br />

Eike Kleine-Benne von <strong>GERSTEL</strong>. Mit<br />

500 Spektren pro Sekunde sei das Pegasus<br />

IV TOFMS bestens geeignet für die vorliegende<br />

Anwendung. Hinzu komme das<br />

TOF-Prinzip, das darauf basiert, für jedes<br />

Spektrum alle Ionen in der Ionenquelle<br />

simultan zu nutzen. Somit entspricht<br />

jeder Scan dem im jeweiligen Moment<br />

vermessenen Säuleneluat. „Diese Eigenschaften,<br />

gepaart mit einer hohen Spektrenrate,<br />

und die simultane Erfassung<br />

der Ionen erlauben zudem eine mathematische<br />

Trennung co-eluierender<br />

Substanzen, Stichwort:<br />

Deconvolution, da sich<br />

schon geringste Unterschiede<br />

der Retentionszeiten<br />

in den MS-Spektren<br />

widerspiegeln“, bemerkt Dr.<br />

Kleine-Benne. Für die eindimensionale<br />

Analyse wurde<br />

der Modulator ausgeschaltet<br />

und die GC-Ofentemperatur<br />

isotherm mit konstant 280 °C<br />

gefahren.<br />

Probenvorbereitung: Um<br />

den Stoffwechsel der Asparagusinsäure<br />

untersuchen zu können,<br />

bat man Testpersonen um<br />

die Abgabe von Urinproben:<br />

jeweils 250 mL vor und etwa<br />

90 bis 120 min nach dem Spargelverzehr.<br />

Die Proben wurden<br />

unverzüglich in 250-mL-<br />

Zweidimensionale<br />

Aufzeichnung<br />

der Messung der<br />

Urinproben vor<br />

und nach dem<br />

Spargelkonsum.<br />

Die relevanten<br />

Komponenten<br />

finden sich nicht in<br />

der Prä-Urinprobe<br />

(A), wohl aber in<br />

der Probe, die nach<br />

dem Verzehr von<br />

Asparagus genommen<br />

wurde (B).<br />

Glasflaschen überführt, die jeweils ein<br />

Twister-Rührstäbchen (10 mm x 0,5<br />

mm) enthielten. Die Extraktion der<br />

Analyten erfolgte, während der Twister<br />

die Probe mit 800 Umdrehungen pro<br />

Minute (UpM) durchmischte; eine Derivatisierung<br />

der Analyten erfolgte nicht,<br />

wie Pete Stevens schreibt. Die Handhabung<br />

des Twisters ist denkbar einfach:<br />

Nach Abschluss der Extraktion werden<br />

die Rührstäbchen mit einer Pinzette<br />

der Probe entnommen, mit destilliertem<br />

Wasser abgespült, mit einem<br />

Tuch trockengetupft und in ein TDU-<br />

Röhrchen für die anschließende automatisierte<br />

thermische Desorption überführt.<br />

Die ausgeheizten Analyten werden<br />

im KaltAufgabeSystem (KAS) cryofokussiert,<br />

um sie anschließend temperaturprogrammiert<br />

punktförmig und diskriminierungsfrei<br />

auf die Trennsäule zu<br />

überführen. Im vorliegenden Fall wurde<br />

die TDU im Splitless-Modus betrieben.<br />

Die Starttemperatur betrug 30 °C und<br />

wurde für die Dauer von 120 Sekunden<br />

gehalten. Anschließend ging es mit<br />

700 °C/min auf eine Endtemperatur<br />

von 280 °C, die ihrerseits für die Dauer<br />

von zwei Minuten gehalten wurde. Die<br />

Cryofokussierung der Analyten im KAS<br />

erfolgte bei -120 °C; von dort ging es mit<br />

12 °C/min auf 280 °C, diese Temperatur<br />

wurde für zwei Minuten gehalten.<br />

Die Resultate der Messung bestätigten<br />

alle Vermutung: „Während sich in den<br />

Urinproben, die vor dem Spargelkonsum<br />

genommen wurden (Prä-Spargelurinproben),<br />

keinerlei verdächtige schwefelhaltige<br />

Metaboliten der Asparagusinsäure<br />

befanden, enthielten die Post-Spargelurinproben<br />

jede Menge davon“, bringt es<br />

Pete Stevens auf den Punkt (s. Abbildung<br />

links). Deutliche Signale lieferten: Aceton<br />

(A), Essigsäureethylester (B), 4-Heptanon<br />

(C), 5-Methyl-2-(1-methylethyl)-<br />

cyclohexanon (D) und 1-(1,5-Dimethyl-<br />

4-hexenyl)-4-methylbenzol. Ferner fanden<br />

sich auch Spuren von S-Methylpropenthioat<br />

und 1,4-bis-(Methylthion)-<br />

butan, nicht aber im Prä-Spargelurin.<br />

Ein ähnliches Bild lieferte die GCxGC-<br />

TOFMS-Analyse. Die Retentionszeit<br />

für S-Methyl-2-propenthioat lag in der<br />

ersten Dimension bei 205 Sekunden, in<br />

der zweiten Dimension bei 1,7 Sekunden.<br />

Pete Stevens: „Mit unserem SBSE-<br />

MPS-GCxGC-TOFMS-System konnten<br />

wir die Bestimmung von Stoffwechselprodukten<br />

in Urin deutlich verbessern:<br />

Die Gesamtanalysenzeit wurde verkürzt,<br />

die herkömmlicherweise aufwändige<br />

und komplexe Probenaufbereitung<br />

effizient vereinfacht, erleichtert und verkürzt.“<br />

Dank der Automatisierung der<br />

im Gesamtsystem integrierten GERS-<br />

TEL-Module, MPS, TDS und KAS, ließ<br />

sich die manuelle Arbeit zugunsten einer<br />

höheren Effizienz und Reproduzierbarkeit<br />

der Messergebnisse auf ein absolutes<br />

Minimum reduzieren. Das GCxGC-<br />

TOFMS wiederum erbrachte eine bessere<br />

Auflösung der Messsignale und eine<br />

gute Trennung der co-eluierenden Peaks.<br />

Die verbleibende <strong>Co</strong>-Elution wiederum<br />

ließ sich mittels „True Signal Deconvolution“<br />

auflösen – dank der hohen<br />

Geschwindigkeit, mit der das LECO-<br />

Pegasus-TOFMS<br />

Gesamtspektren<br />

aufzeichnet.<br />

Detaillierte Informationen<br />

Pete Stevens, LECO <strong>Co</strong>rporation,<br />

Saint Joseph, Michigan, USA,<br />

info@leco.com, www.leco.com<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – März 2010 11


Verbraucherschutz<br />

Gefahr im Verzug<br />

Cyanide gehören zu den Chemikalien, die mit besonderer Vorsicht zu behandeln sind. Allein der Kontakt<br />

mit Wasser kann aus ihnen das Atemgift Blausäure (Cyanwasserstoff, HCN) freisetzen. Ungeachtet dessen<br />

finden Cyanide breite Anwendung, unter anderem in der Metallurgie und Kunststoffherstellung. Grund<br />

ist ihre Fähigkeit, mit vielen organischen Stoffen Verbindungen einzugehen und mit Metallionen stabile<br />

Komplexe zu bilden. Cyanide finden sich infolge ihres Einsatzes auch als problematische Umweltfracht in<br />

industriellen Abwässern. Über Leckagen, etwa in der Gold- und Silbergewinnung, können sie in die Umwelt, in<br />

Oberflächen- und Grundwässer gelangen und unsere wichtigsten Trinkwasserspeicher belasten. Zum Schutz<br />

der Verbraucher und gemäß gültiger Normen und Vorschriften ist Trinkwasser auf Cyanid zu untersuchen. Die<br />

Bestimmung mittels Headspace-(HS)-GC/MS gewährleistet die Einhaltung gebotener Grenzwerte und sorgt<br />

bei geeigneter Automatisierung der Probenvorbereitung für den raschen Erhalt reproduzierbarer Messwerte.<br />

Sekunden nach der Aufnahme von<br />

nur 120 bis 250 Milligramm Kaliumcyanid<br />

(KCN) oder Natriumcyanid<br />

(NaCN) befällt das Opfer namenloses<br />

Entsetzen: Das Atmen fällt schwer,<br />

wird plötzlich unmöglich und nach etwa<br />

einer Minute bricht es unter Krämpfen<br />

bewusstlos zusammen. Auch sofort eingeleitete<br />

geeignete medizinische Maßnahmen<br />

ändern selten etwas an der Prognose:<br />

Der Patient stirbt meist in Minutenschnelle<br />

an den Folgen einer akuten<br />

Atemlähmung.<br />

KCN („Zyankali“) und NaCN sind<br />

Salze des Cyanwasserstoffs (HCN), dessen<br />

Trivialname „Blausäure“ allgemein<br />

geläufiger sein dürfte. HCN gehört zu<br />

den stärksten und am schnellsten wirkenden<br />

Giften. Die letale Dosis liegt<br />

nach oraler oder inhalativer Aufnahme<br />

bei einem bis zwei Milligramm pro Kilogramm<br />

Körpergewicht.<br />

Reine Blausäure (HCN) ist eine farblose,<br />

sehr leicht flüchtige Flüssigkeit (Siedepunkt:<br />

26 °C), deren Bittermandelgeruch<br />

charakteristisch ist. Aber „nicht<br />

alle Menschen sind genetisch bedingt<br />

in der Lage, diesen Geruch wahrzunehmen;<br />

darüber hinaus werden bei hohen<br />

HCN-Konzentrationen die Geruchsnerven<br />

schon nach kurzer Zeit betäubt“,<br />

weiß Professor Thomas Daldrup, der Leiter<br />

der forensischen Toxikologie am Institut<br />

für Rechtsmedizin der Universität<br />

Düsseldorf.<br />

Die toxische Wirkung der Blausäure<br />

beruht insbesondere auf der Reaktionsfreudigkeit<br />

des Cyanid-Anions (CN - ):<br />

Es bildet, von einigen Ausnahmen einmal<br />

abgesehen, mit Gold, Silber und<br />

den meisten Metallen stabile Komplexe.<br />

Das gilt natürlich auch für das dreiwertige<br />

Eisen, das für den Sauerstofftransport<br />

im menschlichen Organismus wichtig<br />

ist. Konsequenz: Die Zellatmung wird<br />

unterbunden; der mit dem Blut herbeigeschaffte<br />

Sauerstoff kann nicht verwertet<br />

werden. Diesen Prozess, der letzten<br />

Endes zum Tod des Organismus führt,<br />

wird als „inneres Ersticken“ bezeichnet.<br />

Bis zu einem gewissen Grad lässt<br />

er sich durch geeignete therapeutische<br />

Gegenmaßnahmen umkehren. Darüber<br />

hinaus ist der Mensch in der Lage,<br />

kleine Dosen Cyanid in der Leber enzymatisch<br />

abzubauen und die resultierenden<br />

Stoffwechselprodukte über den Urin<br />

auszuscheiden. „Der Grund, warum wir<br />

ohne Sorge Äpfel und Birnen mit Stumpf<br />

und Stiel verzehren können, obgleich aus<br />

deren Kernen in geringen Mengen Blausäure<br />

freigesetzt werden kann“, schildert<br />

Professor Daldrup. Auch Bittermandeln,<br />

Erbsen und Bohnen enthalten<br />

so genannte cyanogene Glycoside,<br />

aus denen sich durch enzymatische oder<br />

chemische Hydrolyse Blausäure entwickeln<br />

kann.<br />

Giftigkeit hängt<br />

von der Verbindung ab<br />

Apropos: Nicht alle Cyanid-Verbindungen<br />

sind per se giftig, wie etwas das<br />

Kaliumhexacyanidoferrat(II). Die auch<br />

als gelbes Blutlaugensalz bezeichnete<br />

Chemikalie stellt einen stabilen Komplex<br />

dar, aus dem kein Cyanid freigesetzt<br />

wird; sie wird in der Lebensmittelindustrie<br />

als Trennmittel und Stabilisator<br />

eingesetzt und ist in der Europäi-<br />

12 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – März 2010


schen Union (EU) als Lebensmittelzusatzstoff<br />

(E536) für die Verwendung in<br />

Kochsalz und Kochsalzersatz zugelassen.<br />

Kaliumhexacyanidoferrat(III) wiederum<br />

spielt in der Synthesechemie und<br />

in der chemischen Analytik eine besondere<br />

Rolle; das als rotes Blutlaugensalz<br />

bezeichnete Additiv wird auch in der Färberei<br />

verwendet sowie als Härtemittel für<br />

Stahl. Bei unsachgemäßem Umgang aber,<br />

etwa unter großer Hitze oder Säureeinwirkung,<br />

kann sich aus beiden Blutlaugensalzen<br />

giftige Blausäure (HCN) entwickeln,<br />

geben Toxikologen zu bedenken.<br />

Als problematisch und höchst gefährlich<br />

erweisen sich die sehr leichtlöslichen<br />

Alkali- und Erdalkalicyanide, die bei der<br />

Gewinnung von Rohsilber und Gold im<br />

großen Stil eingesetzt werden. Im Verlauf<br />

der „Cyanid-Laugerei“ lassen sich<br />

die Edelmetalle aus dem meist zerriebenen<br />

Silbererz beziehungsweise goldhaltigem<br />

Sand als Cyanid-Komplex extrahieren.<br />

Obgleich im Kreislauf gefahren,<br />

gelangen Rückstände der hochgiftigen<br />

Lauge in die Umwelt und kontaminieren<br />

Böden, Oberflächen- und Grundwasser.<br />

Welche Folgen eine solche Belastung<br />

der Umwelt im schlimmsten Fall nach<br />

sich ziehen kann, wurde unter anderem<br />

im Januar 2000 offensichtlich, als Tauwetter<br />

und heftige Regenfälle Auffangbecken<br />

für Cyanid-Lauge des Gold- und<br />

Silberbergwerks Baia Mare in Rumänien<br />

beschädigten: Geschätzte 100.000<br />

Kubikmeter giftigster Abwässer flossen<br />

in den Fluss Theiß und töteten darin<br />

alles Leben bis zur Donaumündung. „Die<br />

schwerste europäische Umweltkatastrophe<br />

seit Tschernobyl“, urteilte die Presse.<br />

Cyanidnachweis wichtig für die<br />

Bestimmung der Wasserqualität<br />

Vergiftete Gewässer kommen irgendwann<br />

wieder ins Gleichgewicht, Mutter<br />

Natur sei Dank. Cyanide lassen sich nämlich<br />

im Verlauf einer Oxidationsreaktion<br />

zu Stickstoff und Kohlenstoffdioxid<br />

abbauen und unschädlich machen. Dieser<br />

Prozess verläuft im Labor unter Einsatz<br />

von Natriumhypochlorit (NaOCl)<br />

oder Wasserstoffperoxid (H 2 O 2 ) zeitlich<br />

beschleunigt; ohne Einfluss des Menschen<br />

dauert es etwas länger. Dennoch<br />

gilt es, kein Risiko einzugehen. Bereits<br />

geringe Mengen Cyanide, werden sie mit<br />

der Nahrung oder dem Trinkwasser aufgenommen,<br />

sind<br />

in der Lage, die<br />

Gesundheit des<br />

Menschen zu<br />

beeinträchtigen.<br />

Die United States<br />

Environmental<br />

Protection<br />

Agency (EPA)<br />

hat daher Grenzwerte<br />

(Maximum<br />

<strong>Co</strong>ntaminant<br />

Level,<br />

MCL) definiert,<br />

die nicht überschritten<br />

werden<br />

dürfen. Die<br />

MCL für Cyanide liegt hiernach bei 0,2<br />

Milligramm pro Liter beziehungsweise<br />

bei 200 ppb. Gemäß der TrinkW2001<br />

liegt die Maximalbelastung bei 0,5 mg/L.<br />

Werden die Werte überschritten, ist der<br />

Wasserversorger gehalten, Maßnahmen<br />

zum Schutz der Verbraucher zu treffen.<br />

HS-GC/MS als Methode der Wahl<br />

Zum Nachweis löslicher Cyanidsalze<br />

in Trink- und Quellwasser hat die EPA<br />

kürzlich eine vom H&E Testing Laboratory<br />

im US-Bundesstaat Maine entwickelte<br />

Methode auf Basis der Headspace-<br />

Gaschromatographie in Verbindung mit<br />

der massenselektiven Detektion (HS-<br />

GC/MS) zur Referenzmethode (ME<br />

355.01) von Cyaniden in Trinkwasser<br />

erkoren. „Die Methode lässt sich auf alle<br />

Formen von Cyaniden anwenden, die im<br />

sauren Milieu leicht HCN freisetzen“,<br />

schreibt Dr. Jim Eaten vom H&S-Testing<br />

Laboratory in der Methodenvorschrift.<br />

Die ME355.01 basiert auf einer vom<br />

PrepBuilder-Sequenz beim<br />

Cyanidnachweis: Per<br />

Mausklick lassen sich alle<br />

erforderlichen Schritte aus<br />

einer Liste von Möglichkeiten<br />

schnell, einfach<br />

und sicher zusammenstellen.<br />

US-amerikanischen Center of Disease<br />

<strong>Co</strong>ntrol and Prevention (CDC) für den<br />

Nachweis von Cyaniden in Blut präferierten<br />

Methode, die für die Anwendung<br />

in der Trinkwasser- und Umweltanalytik<br />

modifiziert wurde. Um sich rasch ein<br />

Bild von der tatsächlichen Kontamination<br />

des Trinkwassers durch Cyanide zu<br />

GC/MS-Analyse von Blausäure in Wasser<br />

gemäß der EPA-Methode ME 355.01. Der<br />

Massenscan erfolgte bei m/z = 26, 27 und 29<br />

(interner Standard).<br />

machen und umgehend geeignete Maßnahmen<br />

zum Schutz der Konsumenten<br />

ergreifen zu können, wird folgende Vorgehensweise<br />

von der EPA präferiert:<br />

Die Proben werden in 40-mL-Braunglasvials<br />

gesammelt, durch Zugabe von<br />

1 mL einer 1 N NaOH haltbar gemacht<br />

und bis zur Analyse bei 4 °C in dunkler<br />

Umgebung gelagert. Sollte sich die Probe<br />

nach Zugabe einer o-Tolidin-Lösung<br />

gelb färben, ist die Probe zu verwerfen,<br />

was unabhängig davon spätestens nach<br />

sieben Tagen zu erfolgen hat. Um eine<br />

rasche und sichere Analyse zu gewährleisten,<br />

sollte ein geeigneter Autosampler<br />

zur Probenvorbereitung zum Einsatz<br />

kommen. Als ideal erweist sich die Dual-<br />

Rail-Variante des MultiPurposeSamplers<br />

(MPS-PrepStation), die spezifisch in<br />

der Methode genannt wird. Kraft zweier<br />

unabhängig in alle Raumrichtungen agierender<br />

Roboterarme ermöglicht der MPS<br />

dem Anwender, sowohl eine Flüssigspritze<br />

einzusetzen, etwa für die Dosierung<br />

von Reagenzien einschließlich des<br />

internen Standards, als auch zeitgleich die<br />

Probennahme im Headspace. Beim GC/<br />

MS-System handelt es sich um eine handelsübliche<br />

Gerätekombination.<br />

Probenvorbereitung: Von den zu<br />

analysierenden Proben wird je 1 mL in<br />

ein 10-mL-Headspacevial pipettiert,<br />

das anschließend in Reih und Glied von<br />

Hand auf den Probenteller der PrepStation<br />

platziert wird. Alle weiteren Schritte<br />

verlaufen voll automatisiert und dank<br />

der <strong>GERSTEL</strong>-MAESTRO-Software<br />

komfortabel gesteuert. Alle erforderli-<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – März 2010 13


Forensische Toxikologie<br />

Tödlicher Kaffeegenuss<br />

Professor Daldrup diskutiert mit einer Mitarbeiterin<br />

den Fall des „Cappuccino-Mörders“.<br />

„Der Cappuccino schmeckt aber faulig.“<br />

Christa G. hatte nur einen Schluck genommen,<br />

schon verzog sie angewidert ihr Gesicht.<br />

Guido W., Leiter eines Galvanik-Betriebes im<br />

westfälischen Lüdenscheid, zeigte sich verwundert,<br />

war der Kaffee doch von ihm zubereitet<br />

und seiner Stellvertreterin serviert worden.<br />

Den Weg zur Toilette schaffte Christa G.<br />

gerade noch, dann brach sie nach Luft schnappend<br />

unter Krämpfen bewusstlos zusammen.<br />

Guido W. rief den Notarzt ...<br />

Für die Ärzte im Krankenhaus in Lüdenscheid<br />

wiesen die Symptome auf eine akute<br />

Vergiftung hin, wie sie Jahr für Jahr schätzungsweise<br />

an die 200.000mal hierzulande ärztlich<br />

behandelt werden muss. Manchmal ist es ein<br />

Wettlauf gegen die Zeit. In rund 5000 Fällen<br />

kommt leider jede Hilfe zu spät.<br />

Christa G. befand sich in Lebensgefahr. Im<br />

Nu waren Blut- und Urinproben von ihr auf<br />

dem Weg zum Institut für Rechtsmedizin der<br />

Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität. Die<br />

dortige forensische Toxikologie, eine Unterabteilung<br />

der Rechtsmedizin, ist spezialisiert<br />

auf den Nachweis von Giftstoffen in Körperflüssigkeiten.<br />

Professor Thomas Daldrup, Leiter<br />

der Toxikologie, nutzt dazu verschiedene<br />

Verfahren.<br />

Erste Indizien für die Anwesenheit toxischer<br />

Stoffe wie Rückstände von Arzneimitteln, Drogen<br />

oder Giftstoffen liefern immunchemische<br />

Tests. Hat der Test ein solches Ergebnis, erhält der<br />

behandelnde Arzt in der Klinik bereits binnen kurzer<br />

Zeit einen ersten Anhaltspunkt für eine Vergiftung<br />

und somit wertvolle Hinweise für die Therapie<br />

des Patienten.<br />

Um detaillierte Aussagen über Art und<br />

Menge einer im Blut beziehungsweise im Urin<br />

enthaltenen verdächtigen Substanz machen zu<br />

können, müssen Toxikologen auf adäquate Trennverfahren<br />

wie die Gaschromatographie in Verbindung<br />

mit einer massenselektiven Detektion (GC/<br />

MS) zurückgreifen.<br />

Christa G. hatte weder Drogen noch Medikamente<br />

konsumiert. Das ergab die chemische<br />

Analyse. Jedoch fanden sich in Blut und Mageninhalt<br />

der 28-Jährigen erhebliche Mengen Cyanid,<br />

das mit der Magensäure zu dem Atem- und Nervengift<br />

Blausäure reagiert. Christa G. erlitt hierdurch<br />

einen irreversiblen Hirnschaden, an dem<br />

sie vier Tage später verstarb.<br />

„Unnatürliche Todesursache.“ Der Wortlaut<br />

der finalen Diagnose, die Mediziner bei<br />

Christa G. vornahmen, rief Polizei und Staatsanwaltschaft<br />

auf den Plan. Es galt herauszufinden,<br />

wie das tödliche Gift in den Körper der<br />

28-Jährigen gelangen konnte.<br />

Zwar hantierte die Laborantin an ihrem<br />

Arbeitsplatz mit Cyanidsalzen; sie werden dort<br />

eingesetzt, um Metalloberflächen zu vergolden.<br />

Gegen einen Unfall oder gar einen Selbstmord<br />

sprach aber der Wirkmechanismus des<br />

Gifts: „Hätte Christa G. Cyanidsalze aus suizidalem<br />

Motiv eingenommen oder sie zufälligerweise<br />

verschluckt, hätte sie es zur morgendlichen<br />

Kaffeerunde gar nicht erst schaffen<br />

können“, gibt Professor Daldrup zu bedenken.<br />

Die Ermittlungen liefen auf Hochtouren.<br />

Alle denkbaren Szenarien wurden theoretisch<br />

durchgespielt und in alle Richtungen wurde<br />

recherchiert. Vier Monate nach dem Gifttod<br />

der jungen Frau meinte die Kriminalpolizei<br />

schließlich, im Cappuccino das <strong>Co</strong>rpus Delicti<br />

ausfindig gemacht zu haben – und in Guido<br />

W., den Leiter des Galvanikbetriebs, jemanden<br />

des Mordes Verdächtigen.<br />

War es möglich, dass Christa G. das tödliche<br />

Gift mit dem Cappuccino in heimtückischer<br />

Weise verabreicht worden war? Professor<br />

Daldrup wurde beauftragt, eben diesen<br />

Sachverhalt unter die Lupe zu nehmen. Der<br />

Forensiker prüfte die Löslichkeit von Cyanidsalz<br />

in Cappuccino. Mit dem Ergebnis: „Der<br />

Verdächtige hätte dem Heißgetränk unbemerkt<br />

eine tödliche Menge des Gifts beimischen<br />

können, nicht einmal die Schaumkrone<br />

wäre dadurch verschwunden“, versichert der<br />

Wissenschaftler.<br />

Gegen Guido W. sprach zudem, dass er den<br />

Cappuccino, das einzige Beweismittel, unverzüglich<br />

entsorgt hatte; der Becher blieb unauffindbar.<br />

Schließlich stieß die Polizei auch auf ein mögliches<br />

Mordmotiv: Guido W. hatte im Betrieb Gold<br />

im Wert von umgerechnet rund 5000 Euro unterschlagen.<br />

Der Betriebsleiter hatte allen Grund<br />

anzunehmen, dass ihm seine Stellvertreterin<br />

Christa G. auf die Schliche gekommen war und<br />

ihn anzeigen wollte. Um das Delikt zu vertuschen,<br />

tötete Guido W. die 28-Jährige heimtückisch.<br />

Es kam zur Anklage vor dem Schwurgericht in<br />

Hagen. Guido W. beteuerte seine Unschuld, das<br />

Gericht aber sah ihn als des Mordes überführt an,<br />

sprach ihn auf Indizien basierend schuldig und<br />

verurteilte ihn zu lebenslanger Haft.<br />

chen Parameter lassen sich per Mausklick<br />

aus einer Liste grundlegender Arbeitsschritte<br />

zusammenstellen; der Anwender<br />

benötigt nur eine Sequenztabelle<br />

und steuert doch das ganze System, also<br />

MPS, GC und MS. Aufgrund der PrepAhead-Funktion<br />

lassen sich Probenvorbereitung<br />

und GC/MS-Analyse derart zeitlich<br />

verschachteln, sodass alle Proben just<br />

in time auf die GC-Säule gegeben werden<br />

können, sobald der vorangegangene<br />

Lauf beendet ist.<br />

Der MPS gibt 50 µL einer wässrigen<br />

K 13 C 15 N-Lösung als internen Standard<br />

zur Probe, ferner 200 µL Ascorbinsäure<br />

und 200 µL Phosphorsäure, um<br />

HCN freizusetzen. Es folgt eine vierminütige<br />

Temperierung des Vials auf<br />

60 °C, bevor die Analyten, aus dem Headspace<br />

gezogen, im KaltAufgabeSystem<br />

(KAS) des GCs bei -10 °C cryofokussiert<br />

werden. Nach etwa 1,5 Minuten wird<br />

das KAS temperaturprogrammiert auf<br />

220 °C aufgeheizt und die Analyten werden<br />

auf die GC-Säule überführt. Anschließend<br />

erfolgt die Analyse auf einem handelsüblichen<br />

GC/MS-System, wobei<br />

folgende Bedingungen einzuhalten sind:<br />

GC-Säule:<br />

Trägergas:<br />

GC-Ofen:<br />

MS-Modus:<br />

Massen:<br />

PLOT-Q-Säule von Agilent,<br />

Teil #19091P-Q04 oder<br />

Äquivalent<br />

Helium (1,1 mL/min),<br />

konstanter Fluss<br />

110 °C (0 min) – 4 °C/<br />

min –130 °C (0 min) –<br />

99 °C/min – 250 °C<br />

(1,79 min)<br />

Selected Ion Monitoring<br />

(SIM)<br />

m/z = 29 (interner<br />

Standard), 27 und 26<br />

Eine Bemerkung zum Schluss: Die<br />

Methode ME 355.01 wurde laut H&L<br />

Testing Laboratory von drei unabhängigen<br />

Laboratorien getestet und auf verschiedene,<br />

mit unterschiedlichen Mengen<br />

an Cyanid (50 und 200 ppb) versetzte<br />

Proben (Reagenzwasser, Wasser<br />

mit hoher Salzkonzentration, Trinkwasser<br />

mit hohem TOC-Gehalt) angewandt.<br />

„Alle drei Laboratorien berichteten<br />

von Ergebnissen, die innerhalb der<br />

Anforderungen lagen und damit die<br />

mustergültige Eignung der Methode<br />

bestätigen“, freut sich Dr. Jim Eaton.<br />

Weitere Informationen<br />

Jim Eaton Ph.D., H&E Testing Laboratory,<br />

221 State Street, Augusta, Maine 04333,<br />

USA. E-Mail: sales@gerstelus.com.<br />

Sie können sich auch direkt an aktuell@<br />

gerstel.de wenden.<br />

14 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – März 2010


Pharma- und Lebensmittelsicherheit<br />

Illegale Auswanderung<br />

Zum Schutz der Verbraucher muss sichergestellt sein, dass keine schädlichen Verbindungen aus<br />

Verpackungsmaterialien in Lebens- oder Arzneimittel migrieren können. Routinemäßige Migrationsstudien<br />

genügen im Bereich der Lebensmittelverpackung nicht, um die gebotenen Sicherheitsstandards einzuhalten.<br />

Auch die Barriere-Eigenschaft der Primärverpackungen ist experimentell zu überprüfen und sicherzustellen.<br />

An Arzneimittelverpackungen müssen „Extractables & Leachables“-Studien durchgeführt werden. Als<br />

effiziente und sensitive Screening-Methode für Lebens- und Arzneimittelverpackungen erweist sich die<br />

Thermodesorption, gekoppelt mit der GC/MS-Analyse.<br />

ei allen Vorzügen, die moderne Verpackungen<br />

und Verpackungsmateri-<br />

B<br />

alien im Hinblick auf Hygiene, Schutz,<br />

Sicherheit und Deklaration aufweisen<br />

oder durch Modifikation und Aufdruck<br />

erhalten: Ihre Verwendung ist nicht ohne<br />

Risiko. Die zur Herstellung eingesetzten<br />

Lösemittel, Additive und Farbpigmente<br />

sowie gegebenenfalls enthaltene<br />

chemische oder mikrobiologische Verunreinigungen<br />

können nämlich das verpackte<br />

Gut kontaminieren. Um Verbraucher<br />

beziehungsweise Patienten vor der<br />

Aufnahme schädlicher Migrationsrückstände<br />

zu bewahren, sind Lebens- und<br />

Arzneimittelverpackungen dezidiert auf<br />

potenzielle Risiken hin zu untersuchen.<br />

Lebensmittelverpackungen: Migrationsstudien<br />

sollen zeigen, ob die in oder<br />

auf der Verpackung enthaltenen Chemikalien<br />

wie Plastikadditive, Pigmente,<br />

Drucklösemittel oder Bindersysteme an<br />

Ort und Stelle bleiben oder ob sie in das<br />

Lebensmittel übergehen. Durchgeführt<br />

werden die Studien in der Regel mit drei<br />

Simulanzien unter Standardbedingungen<br />

(z. B. 10 Tage bei 40 °C). Zum Einsatz<br />

kommen: wässrige Essigsäure, eine wässrige<br />

alkoholische Lösung und Speiseöl.<br />

Analysiert wird die Zielverbindung im<br />

Simulanz während beziehungsweise nach<br />

der Inkubationszeit. Die Ergebnisse dienen<br />

dazu, spezifische Migrationsgrenzwerte<br />

(specific migration levels, SML)<br />

für die Zielsubstanz zu definieren. Mittels<br />

der SML werden die Zielverbindungen<br />

für den getesteten Kunststoff beziehungsweise<br />

das jeweilige Applikationsszenario<br />

allgemein zugelassen. Zugelassene<br />

beziehungsweise akzeptable Limits<br />

für SLM sind in den Behördenrichtlinien<br />

(siehe Kasten Seite 16) definiert.<br />

Arzneimittelverpackungen: Im Rahmen<br />

von so genannten „Extractables &<br />

Leachables“-Studien (E&L-Studien)<br />

soll gezeigt werden, ob eine Pharmaverpackung<br />

sicher ist beziehungsweise ob<br />

das enthaltene Arzneimittel mit migrierenden<br />

Chemikalien belastet wird. Die<br />

erforderlichen Tests werden in zwei Stufen<br />

durchgeführt:<br />

1. „Extractables“-Studie: Ein „Worst<br />

case“-Szenario wird simuliert, wobei die<br />

Verpackung unbeschädigt mit Lösemitteln<br />

unterschiedlicher Polarität und bei<br />

erhöhter Temperatur extrahiert wird. Die<br />

resultierenden Extrakte werden umfangreich<br />

analytisch charakterisiert, um einen<br />

möglichst vollständigen Überblick über<br />

alle potenziellen Verbindungen zu erhalten,<br />

die das Pharmazeutikum kontaminieren<br />

könnten.<br />

2. „Leachables“-Studie: Nach toxikologischer<br />

Auswertung der „Extractables“-<br />

Studie werden als kritisch eingestufte<br />

Substanzen im echten Pharmazeutikum<br />

(meist aus Stabilitätsprüfung) mit validierten<br />

Methoden analysiert.<br />

Am Rande bemerkt: Es existieren<br />

keine weltweit gültigen Grenzwerte für<br />

„extrahierbare“ Substanzen; jede E&L-<br />

Studie besitzt individuelle Züge und hat<br />

zum Ziel, potenziell risikobehaftete Verbindungen<br />

im jeweils vorliegenden Fall zu<br />

identifizieren und genau zu untersuchen.<br />

Die ganze analytische<br />

Klaviatur spielen<br />

Die Durchführung von Migrationstests<br />

und E&L-Studien erfolgt zum Teil auf<br />

Grundlage gültiger Normen und Regelwerke.<br />

Sie gleichen einem analytischen<br />

Potpourri unter Einsatz einer Vielzahl<br />

unterschiedlichster Verfahren und<br />

Methoden, die sich letztlich auch einsetzen<br />

lassen, um Verpackungssysteme,<br />

gleich welcher Art, zu optimieren.<br />

Die analytische Ouvertüre kommt<br />

der Thermodesorptions-GC/MS (TDS-<br />

GC/MS) zu. Sie eignet sich wie kaum<br />

ein anderes Verfahren zur effizienten und<br />

lösemittelfreien Extraktion leicht- und<br />

mittelflüchtiger Verbindungen aus Verpackungsmaterialien.<br />

Potenzielle Analyten<br />

sind Oligomere aus Polyolefinen,<br />

Antioxidanzien und deren Abbauprodukte,<br />

Plastikadditive, Lösemittel aus<br />

Druckfarben, Weichmacher, Monomere<br />

aus Bindersystemen, Verunreinigungen<br />

aus Pigmenten, Photoinitiatoren, unzählige<br />

Verbindungen und Verbindungsklassen<br />

aus recycliertem Karton wie Diisopropylnaphthalin-Isomere,<br />

Phthalate<br />

oder Kohlenwasserstoffe. Dem Screening<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – März 2010 15


mit der TDS-GC/MS schließen sich bei<br />

Bedarf weitere Analysen an, zum Beispiel<br />

GC/MS, Headspace-GC/MS, LC-UV-<br />

MS, Elementaranalyse, TOC usw.<br />

Fall I: Migration aus<br />

Lebensmittelverpackungen<br />

Ein Lebensmittel wird in neun unterschiedlichen<br />

Kunststoff-Primärverpackungen,<br />

darunter Polyolefin-Folien,<br />

laminierte Mehrfoliensysteme oder<br />

metallisierte Folien, gelagert. Diese befinden<br />

sich wiederum in einer Sekundärverpackung<br />

aus recycliertem Karton.<br />

Um einen Eindruck von der Migrationskinetik<br />

im Verpackungssystem zu bekommen,<br />

wird das Lebensmittel mittels TDS-<br />

GC/MS nach unterschiedlichen Lagerungszeiten<br />

auf Markersubstanzen aus<br />

dem recyclierten Karton, im vorliegenden<br />

Fall Diisopropylnaphthalin-Isomere<br />

(DIPN), untersucht. Ziel ist es, die Primärverpackung<br />

mit den besten Barriere-<br />

Eigenschaften ausfindig zu machen.<br />

Vorgehensweise: Das Lebensmittel<br />

wird homogenisiert, in Mengen zwischen<br />

50 und 100 mg in das Thermodesorptionsrohr<br />

des TDS überführt und bei Temperaturen<br />

zwischen 150 und 200 °C im<br />

Inertgasstrom thermisch extrahiert. Die<br />

flüchtigen Analyten werden auf einem<br />

geeigneten Adsorbens (z. B. Tenax) in<br />

der Cryo-Falle (KAS) bei -50 °C getrappt<br />

und anschließend durch programmiertes<br />

Erhitzen in das GC überführt. Detektion<br />

und Quantifizierung der Analyten erfolgen<br />

mit einem Massenspektrometer im<br />

SIM-Modus.<br />

Resultat: Bei der Analyse sämtlicher<br />

verpackter Lebensmittel wurde festgestellt,<br />

dass sich die DIPN-Konzentration<br />

über die Zeit im Vergleich zum<br />

unverpackten Lebensmittel erhöht. Mit<br />

anderen Worten: Kein polymeres Primärverpackungsmaterial<br />

stellte eine<br />

hundertprozentige Migrationsbarriere<br />

dar. Dennoch wiesen die Primärverpackungen<br />

unterschiedliche, teils sehr gute<br />

Barriere-Eigenschaften auf. Tendenziell<br />

waren einfache Polyolefin-Systeme sehr<br />

viel schlechtere Barrieren als etwa komplexe<br />

Laminate oder metallisierte Folien.<br />

Fall II: Migration aus laminierten<br />

Arzneimittelverpackungen<br />

Durchgeführt wurde eine „Extractables“-<br />

Studie an einer laminierten Mehrkomponentenverpackung,<br />

bestehend aus folgenden<br />

Einzelkomponenten: flexibler Beutel,<br />

Dichtungssystem, Verschluss, Kathetersystem<br />

etc. Beim Verpackungsinhalt handelte<br />

es sich um eine flüssiges, lipophiles<br />

Arzneimittel. Die Strategie lag darin, mittels<br />

TDS-GC/MS zunächst die Einzelkomponenten<br />

zu untersuchen, anschließend<br />

das Gesamtsystem mit einem unpolaren<br />

Lösemittel zu füllen, bei erhöhter<br />

Temperatur („Worst case“-Szenario) zu<br />

lagern und den resultierenden Extrakt<br />

zu analysieren. Darin konnten letztlich<br />

mehrere Komponenten identifiziert und<br />

quantifiziert werden.<br />

Eine Komponente mit hoher Konzentration<br />

(>100 ppm) konnte jedoch<br />

nicht identifiziert werden. Der Vergleich<br />

des Extrakt-Chromatogramms mit<br />

dem der Einzelkomponenten enthüllte<br />

schließlich den Ursprung: das laminierte<br />

Polymerteil. Das Massenspektrum der<br />

unbekannten Komponente deutete auf<br />

die Verbindungsklasse „Phthalate“ hin,<br />

da ein intensives Fragment bei m/z = 149<br />

zu beobachten war. Es ließ sich allerdings<br />

kein kommerzielles Phthalat finden, das<br />

chromatographisch und massenspektrometrisch<br />

mit der unbekannten Verbindung<br />

übereinstimmte.<br />

Das Molekulargewicht der unbekannten<br />

Verbindung wurde mittels<br />

CI-MS ermittelt und mittels hochauflösender<br />

EI-MS die Summenformel<br />

bestimmt. Ebenso ließ sich das Fragment<br />

(m/z = 149) eindeutig der Summenformel<br />

C 8 H 5 O 3 + zuordnen, also einem typischen<br />

Phthalat-Fragment. Die TDS-GC/MS-<br />

Analyse der einzelnen Polymerteile und<br />

Klebstoffe zeigte schließlich, dass die<br />

Verbindung aus einer Klebstoffkomponente<br />

stammte. Laut Hersteller des Klebers<br />

handelte es sich hierbei um ein Polyesterdiol,<br />

aufgebaut aus Phthalsäure- und<br />

Dioleinheiten, was Rückschlüsse auf die<br />

postulierte Struktur lieferte (niedermolekulares<br />

Abbauprodukt des Polyesterdiols).<br />

Die Verbindung wurde bei „Ciba<br />

Expert Services“ synthetisiert, gereinigt,<br />

strukturell charakterisiert ( 1 H- und 13 C-<br />

NMR), qualifiziert und als Referenz mittels<br />

GC/MS analysiert. Resultat: gleiche<br />

GC-Retentionszeit und gleiches Massenspektrum<br />

wie die unbekannte Verbindung.<br />

Eine toxikologische Bewertung der<br />

Verbindung lieferte zudem eine Spezifikation<br />

der zumutbaren Tagesdosis. Mithilfe<br />

der synthetisierten Referenz sowie<br />

durch Einsatz spezifischer und sensitiver<br />

Analytik (LC/MS) konnte die Verbindung<br />

in der pharmazeutischen Formulierung,<br />

die im Verpackungssystem gelagert<br />

wurde, detektiert werden, allerdings<br />

unterhalb der Spezifikation. Fazit dieser<br />

Studie: Durch Anwendung der TDS-<br />

GC/MS auf Einzelkomponenten einer<br />

Pharmaverpackung konnte eine hochkonzentrierte<br />

„Extractables“-Verbindung<br />

im Extrakt der Gesamtverpackung<br />

schnell und einfach zugeordnet werden.<br />

Analytisches und chemisches Expertenwissen<br />

dienten der strukturellen Aufklärung<br />

der Verbindung. In weiteren<br />

„Leachables“-Studien muss nun gezeigt<br />

werden, dass die Verbindung auch nach<br />

längerer Lagerzeit nicht in die Stabilitätsproben<br />

der pharmazeutischen Formulierung<br />

aus der Verpackung in nennenswerter<br />

Konzentration migriert.<br />

Fall III: Migration aus bedruckten<br />

Arzneimittelverpackungen<br />

Im Fokus einer weiteren „Extractables“-<br />

Studie stand eine bedruckte Arzneimittelverpackung<br />

auf Polymerbasis, die ein<br />

flüssig-wässriges Pharmakon beinhaltete.<br />

Die Strategie der Studie glich jener im<br />

Fall II (laminierte Verpackung): TDS-<br />

GC/MS-Screening des bedruckten und<br />

unbedruckten Polymers, anschließend<br />

Befüllen des Gesamtsystems mit pola-<br />

Richtlinien für „Extractables & Leachables“-Studien an Arzneimittelverpackungen<br />

• EU-Pharmacopeia Chapter 3, incl. Supplement 5.1, 5.2 & 5.3<br />

• USP e.g. for elastomers, for polymer characterisation<br />

• FDA Guidance for Industry: <strong>Co</strong>ntainer Closure Systems for Packing Human Drugs and<br />

Biologics<br />

• FDA Guidance for Industry: Metered Dose Inhaler (MDI) and Dry Powder Inhaler (DPI)<br />

Drug Products<br />

• FDA Guidance for Industry: Nasal Spray and Inhalation Solution, Suspension and Spray<br />

Drug Products<br />

• EMEA CPMP/QWP/4359/03, Guideline on Immediate Packing Materials<br />

• EMEA CPMP/QWP/2845/00, Note for Guidance for Metered Dose Inhalation Products<br />

Packing Materials<br />

• EMEA CPMP/QWP/158/96, Note for Guidance on Dry Powder Inhaler<br />

Richtlinien für Migrationsstudien an Lebensmittelverpackungen<br />

• FDA-Guideline: „Preparation of Premarket Submissions for Food <strong>Co</strong>ntact Substances:<br />

Chemistry Recommendations“ (December 2007)<br />

• EU-Directive 82/711/EEC (including amendments)<br />

• EU-Directive 85/572/EEC<br />

• EU-Directive 2002/72/EC<br />

16 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – März 2010


em Lösemittel, Lagerung bei erhöhter Temperatur<br />

(„Worst case“-Szenario) und Analyse des Extrakts<br />

mit unterschiedlichen Methoden.<br />

Neben typischen „Extractables“-Verbindungen<br />

aus polymeren Systemen (Oligomere, Plastikadditive)<br />

konnten im bedruckten Polymer Bestandteile<br />

der Druckformulierung wie Lösemittelrückstände<br />

und Abbauprodukte des Photoinitiators – eines Triarylsulfonium-Salzes<br />

– gefunden werden. Dabei<br />

handelte es sich u. a. um das kanzerogene Benzol.<br />

Im Extrakt des bedruckten Polymers wurde gezielt<br />

mittels HS-GC/MS nach Benzol gesucht, wobei die<br />

Quantifizierung im ppm-Bereich erfolgte.<br />

In einer sich anschließenden „Leachables“-Studie<br />

wurde die HS-GC/MS-Methode nach den so<br />

genannten ICH-Richtlinien („International <strong>Co</strong>nference<br />

on Harmonisation of Technical Requirements<br />

for Registration of Pharmaceuticals for Human Use“)<br />

validiert. In Stabilitätsproben der pharmazeutischen<br />

Formulierung (gelagert in der bedruckten Verpackung)<br />

wurde Benzol im Bereich von 1 ppb quantifiziert.<br />

Das Vorhandensein dieser kanzerogenen Substanz<br />

erfordert eine Risikoabschätzung: Während<br />

die Aufnahme einer pharmazeutischen Formulierung<br />

von etwa 1 mL (typisch für Fertigspritzen) pro<br />

Tag (entspricht 1 ng Benzol) ein vergleichsweise vernachlässigbares<br />

Risiko für Patienten darstellt, erweist<br />

sich die Aufnahme von einem Liter einer pharmazeutischen<br />

Formulierung, wie es etwa bei Infusionen<br />

erfolgt und was der Aufnahme von rund 1 µg<br />

Benzol entspricht, als unzumutbares Risiko für den<br />

Patienten.<br />

Mit anderen Worten: Mittels TDS-GC/MS ließ<br />

sich in einer polymeren Verpackung Benzol einfach<br />

identifizieren. Im Extrakt der bedruckten Verpackung<br />

wurde diese kritische Verbindung dann gezielt<br />

gesucht – und gefunden. Die Verbindung konnte so<br />

auch in der pharmazeutischen Formulierung quantifiziert<br />

werden.<br />

Zusammenfassung und Diskussion<br />

Aus Gründen des Verbraucherschutzes muss dafür<br />

Sorge getragen werden, dass Materialien, die man<br />

für die Verpackung von Lebensmitteln und Pharmaka<br />

einsetzt, möglichst frei sind von schädlichen<br />

Verbindungen, die in das verpackte Gut migrieren<br />

können. Dies lässt sich im Bereich der Lebensmittelverpackung<br />

nicht alleine mit routinemäßigen Migrationsstudien<br />

bewerkstelligen. Vielmehr braucht es<br />

umfangreiche Studien, um die Barriere-Eigenschaften<br />

der Primärverpackungen gezielt zu verbessern.<br />

Beim Testen von Lebensmittel- und Arzneimittelverpackungen<br />

müssen unterschiedlichste analytische<br />

Methoden angewendet werden. Einen perfekten<br />

methodischen Einstieg in eine Studie zur Verpackungsanalyse<br />

liefert die TDS-GC/MS. Denn eine<br />

Chemikalie, die extrahierbar und migrationsfähig ist,<br />

lässt sich häufig auch thermodesorbieren. Besondere<br />

Kennzeichen solcher Verbindungen: niedriges Molekulargewicht,<br />

niedrige Polarität, und hoher Diffusionskoeffizient.<br />

Das TDS-Screening gibt einen erstklassigen<br />

Überblick über eine potenzielle Kontamination.<br />

Autoren<br />

Dr. Michael Jahn, Dr. Armin Hauk, Ciba Expert Services,<br />

CH-4002 Basel, Tel. +41 (0)61 6364117 bzw.<br />

+41 (0)61 6362904, E-Mail: michael.jahn@<br />

ciba.com und armin.hauk@ciba.com.<br />

Mit der TDS-GC/<br />

MS aufgezeichnetes<br />

Chromatogramm<br />

gleicher<br />

Mengen recyclierten<br />

(A) und<br />

„frischen“ (B)<br />

Kartons: Recycling<br />

hat Vorteile,<br />

birgt aber auch<br />

Risiken durch<br />

eine potenziell<br />

hohe Schadstoffbelastung.<br />

TDS-GC/MS<br />

Chromatogramme<br />

einiger<br />

Einzelteile der<br />

Mehrkomponenten-Pharmaverpackung<br />

sowie<br />

eines organischen<br />

Extrakts.<br />

Die markierte<br />

Verbindung (*)<br />

konnte nicht ad<br />

hoc identifiziert<br />

werden.<br />

EI-Massenspektrum<br />

der<br />

unbekannten<br />

Verbindung im<br />

laminierten<br />

Verpackungssystem:<br />

Das<br />

Massenspektrum<br />

deutete auf die<br />

Verbindungsklasse<br />

„Phthalate“ hin,<br />

da ein intensives<br />

Fragment bei m/z<br />

= 149 zu beobachten<br />

war.<br />

TDS-GC/MS-<br />

Chromatogramm<br />

eines Teils der<br />

bedruckten und<br />

– zum Vergleich<br />

– unbedruckten<br />

polymeren Pharmaverpackung.<br />

1: Benzol, 2:<br />

Diphenylsulfid.<br />

HS-GC/MS-<br />

Chromatogramme<br />

(SIM-Modus) der<br />

pharmazeutischen<br />

Formulierung,<br />

gelagert mal in<br />

bedruckter, mal<br />

in unbedruckter<br />

polymerer Pharmaverpackung.<br />

Die detektierte<br />

Verbindung ist<br />

Benzol.<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – März 2010 17


Metabolit-Profiling II<br />

Aminosäuren vollständig<br />

automatisiert analysieren<br />

Mitte des letzten Jahrhunderts kamen Wissenschaftler auf die naheliegende Idee, durch Bestimmung<br />

der Aminosäurenkonzentration Stoffwechselerkrankungen zu diagnostizieren – schließlich sind<br />

Aminosäuren an vielen wichtigen Stoffwechselvorgängen beteiligt. Die Gaschromatographie,<br />

verbunden mit der Massenspektrometrie (GC/MS), bietet ideale Voraussetzungen zur quantitativen<br />

Bestimmung von Aminosäuren in biologischen Matrices. Wie effizient die Analytik ist, hängt von ihrem<br />

Automatisierungsgrad ab.<br />

Aufbau der <strong>GERSTEL</strong>-MultiPurpose-<br />

Sampler-PrepStation<br />

minosäuren sind für Mensch und<br />

A Tier gleichermaßen wichtig, können<br />

jedoch nur in begrenztem Umfang<br />

vom Organismus produziert werden.<br />

Eine Reihe Aminosäuren, namentlich die<br />

essenziellen, müssen wir mit der Nahrung<br />

aufnehmen. Aminosäuren sind die<br />

Bausteine der Proteine und erfüllen eine<br />

Vielzahl wichtiger Funktionen im Organismus.<br />

Die Aminosäure Tyrosin etwa<br />

wird zu Katecholamin umgewandelt, also<br />

in ein Hormon, das anregend und stabilisierend<br />

auf das Herz-Kreislauf-System<br />

wirkt. Glutamat wiederum dient als Neurotransmitter,<br />

das heißt, es überträgt neuronale<br />

Signale.<br />

Aufgrund ihrer Einbindung in viele<br />

Stoffwechselvorgänge lassen sich Aminosäuren<br />

als wichtige Marker u. a. für<br />

angeborene Stoffwechselerkrankungen<br />

verwenden. Zu den bekanntesten gehört<br />

die Phenylketonurie (PKU): Der Organismus<br />

ist hierbei nicht in der Lage, Phenylalanin<br />

abzubauen; die Aminosäure reichert<br />

sich im Körper an und beeinträchtigt<br />

die geistige Entwicklung des Menschen.<br />

Diagnostizieren lässt sich die PKU<br />

über die Bestimmung der erhöhten Phenylalanin-Konzentration.<br />

Aus praktischen<br />

Gesichtspunkten werden Aminosäuren<br />

insbesondere in Körperflüssigkeiten<br />

wie Blutplasma und Urin bestimmt.<br />

Zur Bestimmung von Aminosäuren<br />

in biologischen Proben kommen häufig<br />

kommerzielle Aminosäurenanalysatoren<br />

zum Einsatz; ihr Funktionsprinzip<br />

basiert auf der Kationenaustausch-Chromatographie<br />

mit Nachsäulenderivatisierung<br />

und UV-Detektion. Nachteil dieser<br />

Methode ist ihr enorm hoher Zeitaufwand.<br />

Als attraktive, weil effiziente Alternative<br />

empfiehlt sich die Gaschromatographie<br />

mit massenselektiver Detektion<br />

(GC/MS), wobei die Aminosäuren mittels<br />

Chlorameisensäurepropylester in<br />

flüchtige und damit GC-gängige Derivate<br />

umgesetzt werden.<br />

„Damit die Methode für einen hohen<br />

Probendurchsatz geeignet ist, haben wir<br />

die Probenvorbereitung vollständig automatisiert“,<br />

sagt Dr. Katja Dettmer, Projektleiterin<br />

Metabolomics am Institut<br />

für funktionelle Genomik von Prof. Dr.<br />

Peter Öfner an der Universität Regensburg.<br />

Alle relevanten Schritte, angefangen<br />

bei der Zugabe des internen Standards<br />

(IS) über die Derivatisierung bis hin<br />

zur Probenaufgabe in das GC/MS-System,<br />

erfolgen mit der <strong>GERSTEL</strong>-MPS-<br />

PrepStation vollständig automatisiert.<br />

Dr. Dettmer: „Durch die Automatisierung<br />

konnten wir den manuellen Arbeitsaufwand<br />

minimieren und gleichzeitig die<br />

Reproduzierbarkeit verbessern.“<br />

Die MPS-PrepStation verfügt über<br />

zwei voneinander unabhängig arbeitende<br />

Roboterarme. Während einer im vorliegenden<br />

Fall für die Addition der Derivatisierungsreagenzien<br />

mit einer Flüssigspritze<br />

im mL-Maßstab ausgestattet<br />

ist, erfolgt die Zugabe des internen<br />

Standards (IS) sowie die Probenaufgabe<br />

der notwendig kleinen Probenmenge<br />

mittels des zweiten Arms, der mit einer<br />

µL-Flüssigspritze ausgestattet ist.<br />

Neben diesem Hardware-spezifischen<br />

Aspekt bietet die zugrunde liegende<br />

komfortable Softwaresteuerung<br />

(<strong>GERSTEL</strong>-MAESTRO-Software)<br />

den Vorteil einer intuitiven Bedienoberfläche,<br />

bei der sich die erforderlichen Probenvorbereitungsschritte<br />

bequem aus<br />

einer übersichtlichen Tabelle per Mausklick<br />

zusammenstellen und dank Prep-<br />

Ahead-Funktion mit der GC/MS-Analyse<br />

zeitlich verschachteln lassen.<br />

Und so gingen die Wissenschaftler<br />

vor: Die biologische Probe, etwa Blut<br />

18 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – März 2010


oder Urin, wird in ein Glasrollrandfläschchen<br />

(Vial) dosiert und mit einem magnetischen<br />

Deckel luftdicht verschlossen.<br />

Die Vials werden anschließend in den<br />

gekühlten Probenhalter der MPS-Prep-<br />

Station gestellt. Alle weiteren Schritte<br />

erfolgen automatisiert, dank magnetischer<br />

Verschlusskappen einschließlich<br />

Transport der Vials zum Schüttler, der<br />

die Probe auf Wunsch rührt und schüttelt<br />

sowie erwärmt und abkühlt. Zur<br />

Analyse werden je nach Probenmatrix<br />

20 bis 50 µL Probe eingesetzt. Folgende<br />

Schritte werden von der MPS-Prep-<br />

Station voll automatisiert durchgeführt:<br />

1. Zugabe des internen Standards (Mix<br />

von 19 13 C und 15 N markierten Aminosäuren<br />

und zwei deuterierten Verbindungen).<br />

2. Verdünnungsschritt.<br />

3. Zugabe einer Natriumhydroxid-<br />

Lösung, einer Picolin-Lösung, die als<br />

Katalysator fungiert, sowie des Derivatisierungsreagenz<br />

Chlorameisensäurepropylester.<br />

4. Mischen der Probe im Schüttler<br />

und 5. Extraktion der gebildeten Derivate<br />

mit einem organischen Lösemittel,<br />

namentlich Isooktan, „das mit der wässrigen<br />

Probe im Zweiphasensystem die<br />

obere Phase bildet“, erklärt Dr. Dettmer.<br />

Mit einer 10-µL-Spritze werden aus<br />

der oberen Phase 2,5 µL entnommen<br />

und direkt in den Gaschromatographen<br />

injiziert. Die Trennung erfolgt auf einer<br />

ZB-AAA-Säule (Phenomenex Inc.).<br />

Verwendet wurde ein Agilent GC 6890,<br />

ausgestattet mit dem <strong>GERSTEL</strong>-Kalt-<br />

AufgabeSystem (KAS) als PTV-lnjektor.<br />

Die Detektion erfolgte mit einem Agilent<br />

MSD 5975 parallel im Scan- und SIM-<br />

Modus, wobei für jede Aminosäure zwei<br />

charakteristische Massenfragmente aufgenommen<br />

wurden.<br />

Dettmer und Kollegen bestimmten<br />

mit ihrer MPS-KAS-GC/MS-<br />

Methode 33 Aminosäuren und<br />

Dipeptide quantitativ: Alanin, Sarcosin,<br />

Glycin, α-Aminobuttersäure,<br />

Valin, β-Aminoisobuttersäure, Leucin,<br />

Allo-Isoleucin, Isoleucin, Threonin,<br />

Serin, Prolin, Asparagin, Thiaprolin,<br />

Aspartat, Methionin, Hippursäure,<br />

Hydroxyprolin, Glutamat,<br />

Phenylalanin, α-Aminoadipinsäure,<br />

α-Aminopimelinsäure, Glutamin,<br />

Ornithin, Glycyl-Prolin, Lysin, Histidin,<br />

Hydroxylysin, Tyrosin, Prolin-Hydroxyprolin,<br />

Tryptophan, Cystathionin<br />

und Cystin. Die Quantifizierung erfolgte<br />

über Kalibrierkurven unter Einsatz einer<br />

Reihe interner Standards, bestehend aus<br />

einem Mix von 13 C- und 15 N-markiertem<br />

Alanin, Glycin, Valin, Leucin, Isoleucin,<br />

Threonin, Serin, Prolin, Asparagin,<br />

Aspartat, Methionin, Glutamat,<br />

Phenylalanin, Glutamin, Lysin, Histidin,<br />

Tyrosin, Tryptophan, Cystin sowie<br />

[D 5 ]-Hippursäure und [2,5,5-D 3 ]-α-<br />

Aminoadipinsäure.<br />

„Die Aminosäuren, für die kein interner<br />

Standard zur Verfügung stand, wurden<br />

mit der isotopenmarkierten Aminosäure<br />

korrigiert, die am nächsten eluierte“,<br />

erklärt Dr. Dettmer. Durch die Verwendung<br />

stabiler isotopenmarkierter Aminosäuren<br />

als internem Standard wurde<br />

eine deutliche Verbesserung von Reproduzierbarkeit<br />

und Korrelationskoeffizient<br />

der Kalibrierung erzielt. „Die GC<br />

der 33 Aminosäuren dauert weniger als<br />

zehn Minuten, ist also deutlich schneller<br />

als auf herkömmliche Weise“, freut sich<br />

die Wissenschaftlerin.<br />

Für die meisten Aminosäuren wurde<br />

in einem Bereich von 0,3-2000 µM kalibriert,<br />

bei Einsatz von 50 µL biologischer<br />

Flüssigkeit. Der Bereich der Nachweisgrenzen<br />

(Limit of Detection, LoD) lag<br />

zwischen 0,03 µM für die Aminosäuren<br />

Alanin, Glycin oder Tryptophan und 12<br />

µM für Glutamin und Prolin-Hydroxyprolin;<br />

die unterste Quantifizierungsgrenze<br />

(Limit of Quantification, LOQ)<br />

lag zwischen 0,3 und 30 µM.<br />

Die Methode wurde laut Dr. Dettmer<br />

auf verschiedene biologische Proben<br />

erfolgreich angewendet und die Reproduzierbarkeit<br />

bestimmt. Untersucht wurde<br />

Harn von Menschen und Mäusen sowie<br />

Plasma, wobei jeweils eine zehnfache<br />

Bestimmung durchgeführt und die relative<br />

Standardabweichung (RSD) berechnet<br />

wurde. Sie lag zwischen 2,0 und 8,8<br />

Prozent für menschlichen Harn, zwischen<br />

0,9 und 8,3 Prozent für menschliches<br />

Plasma und zwischen 1,3 und 9,1<br />

Prozent für Mäuseharn.<br />

„Mit unserer Methode lassen sich<br />

biologische Proben wie Urin, Zellkulturen,<br />

Zellextrakte und Plasma mühelos<br />

und sicher analysieren“, bestätigt<br />

Dr. Dettmer. Eine Anwendung ist die<br />

Bestimmung der Aminosäurenkonzentration<br />

in Körperflüssigkeiten zwecks Diagnose<br />

der bereits erwähnten angeborenen<br />

Stoffwechselstörungen. Neben der<br />

klinischen Diagnostik spielt die Bestimmung<br />

von Aminosäuren in der Lebensmittelanalytik<br />

eine besondere Rolle, da<br />

die essenziellen Aminosäuren bekanntermaßen<br />

unter normalen Umständen ausschließlich<br />

mit der Nahrung dem Organismus<br />

zugeführt werden können.<br />

Wie die Praxis zeige, bestätigt Dr.<br />

Katja Dettmer, ließe sich die MPS-KAS-<br />

GC/MS-Methode auch auf die Analyse<br />

von Aminosäuren in Lebensmitteln wie<br />

Milch, Bier und Saft anwenden. Um die<br />

Anwendbarkeit ihrer Methode in der<br />

Lebensmittelanalytik zu demonstrieren,<br />

haben sie und ihre Kollegen exemplarisch<br />

Apfelsaft, Bier und Sojasoße untersucht.<br />

Am Rande bemerkt: Sojasoße ist eine asiatische<br />

Würzsauce, bestehend aus Wasser,<br />

Sojabohnen, Getreide und Salz. Wie<br />

die Analyse zeigt, schildert die Wissenschaftlerin,<br />

enthält Sojasoße viele Aminosäuren<br />

in zum Teil überragend großen<br />

Mengen, wobei Glutamat mit 47,73<br />

mM dominiert. Die Hauptaminosäuren<br />

in Apfelsaft sind Alanin, Prolin, Asparagin,<br />

Aspartat und Glutamat, wobei Asparagin<br />

mit einer Konzentration von 3,16<br />

µM heraussticht.<br />

Im Bier machen die Aminosäuren<br />

Alanin mit 1,13 mM und Prolin mit<br />

3,56 mM die Hauptkomponenten aus.<br />

„Die Resultate zeigen deutlich“, fasst<br />

Dr. Katja Dettmer zusammen, „dass<br />

sich unsere automatisierte MPS-KAS-<br />

GC/MS-Methode hervorragend zum<br />

Nachweis von Aminosäuren in biologischen<br />

Matrices eignet, sei es in Blut und<br />

Urin oder auch in Lebensmitteln.“<br />

Chromatogramm einer<br />

Vollmilchprobe. Aminosäuren,<br />

die einen<br />

Isotopen-markierten<br />

Standard haben, sind<br />

in der Abbildung rot<br />

markiert.<br />

Weitere Informationen<br />

Dr. Katja Dettmer,<br />

Universität<br />

Regensburg,<br />

Institut für Funktionelle<br />

Genomik,<br />

Josef-Engert-Str. 9,<br />

D-93053<br />

Regensburg,<br />

Tel. +49 (0) 941 943 5015,<br />

E-Mail: katja.dettmer@klinik.uniregensburg.de.<br />

Sie können Ihre Anfrage auch direkt<br />

an aktuell@gerstel.de richten.<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – März 2010 19


Automatisierte Probenvorbereitung<br />

Auf Droge?<br />

Umfassende Harnanalyse auf Drogenkonsum und Medikamentenmissbrauch mittels automatisierter<br />

dispersiver Festphasenextraktion (Disposable Pipette Extraction, DPX) und HPLC-MS/MS<br />

mit „Dynamic Multiple Reaction Monitoring“ (MRM).<br />

Groß im Einsatz: Der <strong>GERSTEL</strong>-MultiPurpose-<br />

Sampler (MPS2XL) mit DPX-Option.<br />

Um biologische Proben auf Rückstände<br />

von Drogen und Medikamenten<br />

wie Benzodiazepinen zu untersuchen,<br />

ist es notwendig, die Probe so<br />

vorzubereiten, dass weder Matrixeffekte<br />

noch Ionensuppression auftreten können.<br />

Die Festphasenextraktion (SPE) ist im<br />

Allgemeinen die bevorzugte Technik zur<br />

Matrixabtrennung; in der hier beschriebenen<br />

Untersuchung wurde zur Extraktion<br />

die automatisierte, so genannte Disposable<br />

Pipette Extraction (DPX) verwendet.<br />

DPX ist eine schnelle dispersive<br />

Festphasenextraktionstechnik unter Verwendung<br />

lose in einer Einwegpipettenspitze<br />

liegender Sorbentien. Die Probe<br />

wird in die Spitze gesaugt und aktiv mit<br />

dem Sorbens vermischt. Die Vorteile<br />

der DPX-Technologie bestehen hauptsächlich<br />

darin, dass die Extraktion sehr<br />

schnell vonstattengeht, wenig Lösungsmittel<br />

verbraucht wird und der gesamte<br />

Prozess voll automatisiert werden kann,<br />

einschließlich der Probenaufgabe ins<br />

chromatographische System. Der MPS-<br />

Autosampler von <strong>GERSTEL</strong> erledigt<br />

DPX-Extraktionen in etwa fünf Minuten<br />

unter Einsatz verschiedenartiger Sorbentien:<br />

Reversed Phase (DPX-RP), Kationentauscher<br />

(DPX-CX), schwache Anionentauscher<br />

(DPX-WAX) oder Festphasen<br />

zur Aufreinigung so genannter<br />

QuEChERS-Extrakte.<br />

Zur Bestimmung von Wirkstoffen<br />

und deren Metaboliten aus Arzneimittelrückständen<br />

sind GC/MS oder HPLC-<br />

MS/MS im Allgemeinen die bevorzugten<br />

Techniken. Der Vorteil bei der LC-MS/<br />

MS ist, dass sich eine Derivatisierung der<br />

Analyten erübrigt, sodass die Probenvorbereitung<br />

vereinfacht wird und weniger<br />

Zeit raubt. Hinzu kommt, dass die hocheffiziente<br />

Ionisierung, kombiniert mit der<br />

Tandem-Massenspektrometrie, zu höherer<br />

Sensitivität und Selektivität führt.<br />

Im Mittelpunkt dieser Untersuchung<br />

stand die automatisierte Extraktion geringer<br />

Probenvolumina für die LC-MS/MS,<br />

um für einen hohen Analysendurchsatz<br />

zu sorgen („one sample at a time“). Die<br />

Gesamtdauer der Analyse konnte ver-<br />

Vorbehandlung der Urinproben<br />

• 260 μL Urin in ein sauberes Reagenzglas<br />

(12 x 75 mm) pipettieren.<br />

• 250 μL einer 1,0 M HCl in das Röhrchen<br />

pipettieren und für einige Sekunden<br />

vortexen.<br />

• 250 μL Acetonitril in das Reagenzglas<br />

pipettieren und für einige Sekunden<br />

vortexen.<br />

• Probe mit einem 2-in-1-Spritzenfilter<br />

von Agilent filtern und das Filtrat in<br />

einem sauberen Reagenzglas (12 x 75<br />

mm) sammeln.<br />

• Gefilterte Urinprobe auf dem GERS-<br />

TEL-MultiPurposeSampler (MPS XL)<br />

mit DPX-Option platzieren.<br />

Vorbehandlung der Vollblutproben<br />

• 200 μL Vollblut in ein sauberes Reagenzglas<br />

(12 x 75 mm) pipettieren.<br />

• 800 µL Acetonitril in das Röhrchen<br />

geben und für einige Sekunden vortexen.<br />

• Für zehn Minuten zentrifugieren und<br />

den Überstand in ein sauberes Röhrchen<br />

(12 x 75 mm) überführen.<br />

• Die Probe auf dem <strong>GERSTEL</strong>-Multi-<br />

PurposeSampler (MPS XL) mit DPX-<br />

Option platzieren.<br />

kürzt beziehungsweise die Produktivität<br />

erhöht werden, weil sich Probenvorbereitung<br />

und Analyse der vorherigen Probe<br />

miteinander zeitlich verschachteln ließen.<br />

20 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – März 2010


Der DPX-Prozess<br />

0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5<br />

0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5<br />

0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5<br />

0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5<br />

0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5<br />

0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5<br />

Sofern erforderlich, lässt sich das Sorbens in der<br />

Pipette mit einem Lösemittel vor der Extraktion<br />

konditionieren. Sämtliche Schritte der DPX verlaufen<br />

auf dem MPS-Autosampler automatisiert:<br />

1<br />

Die Probe wird aus der Vorlage in die Pipettenspitze<br />

gezogen, ohne mit der Nadel der<br />

Mikroliterspritze in Berührung zu kommen.<br />

DPX-Spitze<br />

Festphase<br />

konditionieren*<br />

*optionale Schritte, methodenabhängig<br />

Probe aufziehen<br />

durchmischen<br />

Probe<br />

Gas<br />

Probe entfernen<br />

waschen*<br />

eluieren<br />

Extrakt<br />

2<br />

3<br />

Durch Ansaugen von Luft werden Probe und<br />

Sorbens optimal gemischt, mit dem Resultat einer<br />

effizienten Extraktion mit hoher Ausbeute.<br />

Nach 20 bis 30 Sekunden ist die Extraktion<br />

erfolgreich beendet; die Probenflüssigkeit wird<br />

aus der Pipettenspitze entleert. Bei Bedarf lässt<br />

sich ein Waschschritt einfügen.<br />

4<br />

Anschließend werden die extrahierten Analyten mittels<br />

eines geeigneten Lösemittels eluiert und der Extrakt wird<br />

in ein vorbereitetes Vial pipettiert.<br />

Die Extraktion einer Probe dauert nur wenige Minuten.<br />

Probenvorbereitung und Analyse verlaufen zeitlich<br />

verschachtelt.<br />

Experimenteller Teil<br />

Ausstattung: Die Trennung der Analyten<br />

erfolgte auf einem HPLC 1200,<br />

ihre Detektion auf einem Triple-Quadrupol-Massenspektrometer<br />

6410 mit<br />

ESI-Quelle (beide Geräte von Agilent<br />

Technologies). Für die Probenvorbereitung<br />

und die Probenaufgabe wurde der<br />

MultiPurposeSampler (MPS XL) von<br />

<strong>GERSTEL</strong> verwendet.<br />

Material: Benzodiazepin-Multikomponenten-Mixtur<br />

8 von Cerilliant (enthält<br />

acht Komponenten in Acetonitril: Clonazepam,<br />

Temazepam, Nitrazepam, Alprazolam,<br />

Diazepam, Flunitrazepam, Lorazepam<br />

und Oxazepam, 250 μg/mL; enthält acht<br />

Komponenten in Methanol: Nordiazepam,<br />

Clobazam, Bromazepam, Estazolam, Flurazepam,<br />

Midazolam, Triazolam, 1,0 mg/mL,<br />

und α-Hydroxyalprazolam, 100 µg/mL).<br />

Aus den 16 Benzodiazepinen wurde eine<br />

wässrige Stammlösung bereitet, aus der eine<br />

Verdünnungsreihe hergestellt wurde. Deuterierte<br />

Benzodiazepin-Analoga (d 5 -Nordiazepam,<br />

d 5 -α-Hydroxyalprazolam, d 5 -Oxa-<br />

zepam, d 4 -Clonazepam und d 5 -Estazolam,<br />

jedes in Methanol, 100 µg/mL) wurden von<br />

Cerilliant bezogen.<br />

Extraktion: Ein MultiPurposeSampler<br />

(MPS) von <strong>GERSTEL</strong> wurde zur<br />

Extraktion des hydrolysierten Urins<br />

mit 1-mL-DPX-CX-Pipettenspitzen<br />

bestückt. Folgende Methode zur<br />

Automatisierung kam zur Anwendung:<br />

250 μL eines 30-prozentigen Acetonitril-Wasser-Gemischs<br />

wurden langsam<br />

(Fließgeschwindigkeit: 50 μL/s) durch<br />

Analysenbedinungen HPLC<br />

Säule:<br />

Zorbax Eclipse<br />

XDB C18 RRHT<br />

(2,1 mm x 50 mm, 1,8 µm)<br />

Eluenten: A – 20 mM Ammoniumformiat,<br />

pH 8.6<br />

B - 10% Isopropanol in<br />

Methanol<br />

Gradient:<br />

Zeit (min)<br />

Fluss (mL/min) Druck (bar) % B<br />

0 0,2 600 45<br />

2 0,2 600 45<br />

5 0,2 600 95<br />

9 0,2 600 95<br />

9,5 0,2 600 45<br />

Säulen-Temperatur: 35 °C<br />

Injektionsvolumen: 2,5 µL<br />

Laufzeit:<br />

10 min<br />

Analysenbedingungen MS<br />

Ionisierung: ESI positive ion mode<br />

Gas-Temperatur: 350 °C<br />

Gas-Fluss (N2): 12 L/min<br />

Nebulizer pressure: 35 psi<br />

Capillary:<br />

4,5 kV<br />

Analyten Precursor- Produkt- Fragmentor CE (V)<br />

Ion [m/z] Ion(en) [m/z] Spannung(V)<br />

Bromazepam 316 182 (209) 140 (140) 30 (25)<br />

Nitrazepam 282 236 (180) 160 (160) 25 (35)<br />

d 4 -Clonazepam 320 274 120 30<br />

Flunitrazepam 314 239 (268) 160 (160) 35 (30)<br />

Clonazepam 316 270 (214) 120 (120) 25 (30)<br />

d 5 -a-OH-Alprazolam 330 302 120 30<br />

d5-Estazolam 300 272 140 25<br />

a-OH-alprazolam 325 216 (297) 120 (120) 35 (30)<br />

Estazolam 295 205 (267) 160 (160) 40 (25)<br />

Clobazam 301 224 (259) 140 (140) 30 (15)<br />

Triazolam 343 239 (308) 180 (180) 40 (25)<br />

Alprazolam 309 274 (281) 160 (160) 30 (25)<br />

d 5 -Oxazepam 292 246 120 20<br />

Oxazepam 287 241 (269) 120 (120) 20 (15)<br />

Lorazepam 321 229 (275) 140 (140) 30 (20)<br />

Temazepam 301 255 (177) 120 (120) 35 (40)<br />

d 5 -Nordiazepam 276 213 160 30<br />

Nordiazepam 271 140 (165) 160 (160) 30 (30)<br />

Midazolam 326 249 (291) 180 (180) 40 (25)<br />

Diazepam 285 222 (257) 160 (160) 25 (25)<br />

Flurazepam 388,1 288 (315) 140 (140) 25 (20)<br />

Parameter der MS/MS-Detektion.<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – März 2010 21


Chromatogramme (EIC) einer Urinprobe, versetzt mit 7,5 ng/mL einer Standard-Lösung, nach DPX.<br />

die DPX-Pipettenspitze geleitet, um<br />

das Sorbens zu befeuchten. Die Probe<br />

wurde dann in die DPX-Pipettenspitze<br />

gesaugt und mit dem Sorbens vermischt;<br />

dazu wurden 1,3 mL Luft eingezogen.<br />

Die Äquilibrierung dauerte 20 Sekunden,<br />

anschließend wurde die Lösung<br />

entfernt. Zum Auswaschen von Matrixbestandteilen<br />

wurde das Sorbensmaterial<br />

durch die DPX-Pipettenspitze mit<br />

500 μL einer 10-prozentigen Acetonitril-<br />

Wasser-Waschlösung gespült. Es folgte<br />

ein zusätzlicher Waschschritt unter Verwendung<br />

100-prozentigen Acetonitrils.<br />

Die Elution der Analyten erfolgte<br />

mit 700 μL einer Methylenchlorid-Isopropanol-Ammoniumhydroxid-Lösung<br />

[78/20/2 (v/v)], die in die DPX-Pipettenspitze<br />

aufgezogen wurde. Das Eluat<br />

wurde unmittelbar in saubere 2-mL-Vials<br />

pipettiert, dann bis zur Trockenen eingedampft<br />

und mittels Zugabe von 50 μL<br />

Wasser wieder in Lösung gebracht.<br />

Repräsentative Kalibrationsgeraden von Triazolam und Clonazepam.<br />

Ergebnis und Diskussion<br />

Die DPX-CX-Extraktionen ließen sich<br />

mit dem MultiPurposeSampler (MPS)<br />

rasch und leicht durchführen. Weil ein<br />

basischer Eluent zur Elution der Analyten<br />

vom Kationentauscher verwendet<br />

wurde, war es erforderlich, vor der HPLC-<br />

Trennung das Lösemittel zu wechseln.<br />

Mit Blick auf die weltweite Verknappung<br />

von Acetonitril wurde eine Alternative<br />

als organischer Zusatz zur mobilen<br />

HPLC-Phase gesucht und im zehnprozentigen<br />

Isopropanol gefunden. Sämtliche<br />

HPLC-MS-Spektren wurden mittels<br />

MRM (Dynamic Multiple Reaction<br />

Monitoring) erfasst, was eine hohe Sensitivität<br />

bei der Analyse niedriger Arzneimittelkonzentrationen<br />

gewährleistet.<br />

Die gewählte Säule garantierte eine<br />

rasche Trennung der Analyten innerhalb<br />

von zehn Minuten.<br />

Schlussfolgerung<br />

Komponente R 2 LOQ<br />

[ng/mL]<br />

Temazepam C 0,9917 0,5<br />

Alprazolam C 0,9901 0,5<br />

Oxazepam C 0,9950 0,5<br />

Lorazepam C 0,9908 0,5<br />

Estazolam D 0,9955 0,5<br />

a-OH-alprazolam A 0,9958 0,5<br />

Flurazepam B 0,9937 0,5<br />

Midazolam B 0,9919 0,5<br />

Flunitrazepam E 0,9959 0,5<br />

Diazepam B 0,9969 0,5<br />

Clonazepam E 0,9974 0,5<br />

Clobazam C 0,9947 0,5<br />

Bromazepam E 0,9973 0,5<br />

Triazolam C 0,9783 0,5<br />

Nordiazepam B 0,9941 0,5<br />

Nitrazepam C 0,9910 0,5<br />

Ergebnis der Kalibrierung;<br />

verwendete interne Standards:<br />

d 5 -a-Hydroxyalprazolam (A),<br />

d 5 -Nordiazepam (B),<br />

d 5 -Oxazepam (C),<br />

d 5 -Estazolam (D) und<br />

d 4 -Clonazepam (E).<br />

Wiederfindung der untersuchten<br />

16 Benzodiazepine mit<br />

der DPX-LC-MC/MS-Methode:<br />

Die geringe Wiederfindungsrate<br />

von Clobazam basiert auf einer<br />

niedrigen Extraktionseffizienz. Im<br />

Gegensatz zu den anderen Benzodiazepinen<br />

enthält Clobazam keine<br />

protonierbaren Stickstoffzentren<br />

in der chemischen Struktur und<br />

bindet daher eher schlecht an das<br />

DPX-CX-Material. Dieses Ergebnis<br />

bestätigt die Spezifität des DPX-CX-<br />

Sorptionsmittels.<br />

Komponente Wiederfindung [%]<br />

Alprazolam 65<br />

a-OH alprazolam 100<br />

Clonazepam 91<br />

Diazepam 80<br />

Flunitrazepam 86<br />

Lorazepam 49<br />

Nitrazepam 93<br />

Nordiazepam 91<br />

Oxazepam 91<br />

Temazepam 84<br />

Estazolam 90<br />

Clobazam 6<br />

Triazolam 54<br />

Flurazepam 82<br />

Midazolam 57<br />

Bromazepam 43<br />

22 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – März 2010


Komponente QC1 QC2 QC3<br />

7.5 ng/mL 30 ng/mL 75 ng/mL<br />

a-OH-Alprazolam Mittelwert 7,50 29,8 78,7<br />

%RSD 4,30 1,40 2,31<br />

%Accuracy 101 99,3 105<br />

N 6 5 6<br />

Estazolam Mittelwert 7,31 30,5 80,6<br />

%RSD 1,52 1,01 1,55<br />

%Accuracy 99,3 102 108<br />

N 6 5 6<br />

Lorazepam Mittelwert 6,04 29,5 91,4<br />

%RSD 8,97 8,48 11,5<br />

%Accuracy 89,3 98,3 122<br />

N 6 5 6<br />

Oxazepam Mittelwert 7,21 30,3 79,6<br />

%RSD 1,74 1,68 1,22<br />

%Accuracy 98,6 101 106<br />

N 6 5 6<br />

Temazepam Mittelwert 6,97 30,3 78,5<br />

%RSD 1,96 2,29 1,72<br />

%Accuracy 97,2 101 105<br />

N 6 5 6<br />

Alprazolam Mittelwert 6,65 29,4 86,8<br />

%RSD 5,03 4,25 3,24<br />

%Accuracy 93,7 97,9 116<br />

N 6 5 6<br />

Clobazam Mittelwert 7,54 31,6 66,4<br />

%RSD 13,7 5,67 15,3<br />

%Accuracy 101 105 88,5<br />

N 6 5 6<br />

Clonazepam Mittelwert 7,30 29,3 79,0<br />

%RSD 1,91 2,05 1,75<br />

%Accuracy 97,7 97,5 105<br />

N 6 5 6<br />

Komponente QC1 QC2 QC3<br />

7.5 ng/mL 30 ng/mL 75 ng/mL<br />

Diazepam Mittelwert 6,96 30,1 83,7<br />

%RSD 3,67 3,95 2,19<br />

%Accuracy 97,7 100 112<br />

N 6 5 6<br />

Flunitrazepam Mittelwert 7,33 29,9 80,4<br />

%RSD 1,67 2,85 1,36<br />

%Accuracy 98,5 100 107<br />

N 6 5 6<br />

Flurazepam Mittelwert 6,15 27,8 89,0<br />

%RSD 9,96 10,3 5,25<br />

%Accuracy 86,6 92,5 119<br />

N 6 5 6<br />

Midazolam Mittelwert 6,02 27,7 87,9<br />

%RSD 9,12 9,37 7,40<br />

%Accuracy 84,9 92,4 117<br />

N 6 5 6<br />

Nitrazepam Mittelwert 7,15 29,5 80,2<br />

%RSD 2,17 4,59 1,44<br />

%Accuracy 97,6 98,4 107<br />

N 6 5 6<br />

Nordiazepam Mittelwert 7,38 29,3 77,8<br />

%RSD 2,63 2,10 1,77<br />

%Accuracy 99,5 97,8 104<br />

N 6 5 6<br />

Triazolam Mittelwert 6,13 27,0 81,7<br />

%RSD 6,46 3,69 9,79<br />

%Accuracy 86,7 89,9 109<br />

N 6 5 6<br />

Bromazepam Mittelwert 8,20 31,0 102,0<br />

%RSD 14,8 15,5 26,4<br />

%Accuracy 104 103 136<br />

N 6 5 6<br />

Statistische Auswertung der Bestimmung von Benzodiazepinen in Urin.<br />

Die automatisierte DPX-Extraktion von<br />

Benzodiazepinen aus Urin gelang erfolgreich<br />

mit dem MPS. In der hier vorgestellten<br />

Untersuchung betrug die Extraktionszeit<br />

insgesamt 6,5 Minuten. Die Probenaufbereitung<br />

nahm insgesamt weniger<br />

Zeit in Anspruch als der chromatographische<br />

Probendurchlauf; von daher<br />

kann die nächste Probe bereits bearbeitet<br />

werden, während die Analyse der laufenden<br />

Probe noch im Gange ist. Jedesmal<br />

wenn das LC-MS/MS-System einen<br />

Durchlauf beendet hat, steht die nächste<br />

Probe schon zur Aufgabe bereit; somit<br />

ist ein höchstmöglicher Probendurchsatz<br />

gewährleistet. Überdies stellt die Probenvorbereitung<br />

just in time sicher, dass die<br />

Probe vor Beginn der Analyse nicht zu<br />

lange im Autosampler verweilt. Bei der<br />

Bestimmung von Benzodiazepinen in<br />

Urin wurden mithilfe der DPX-LC-<br />

MS/MS-Methode niedrige Nachweisgrenzen<br />

für sämtliche Benzodiazepine<br />

erreicht. Die Kalibriergeraden wiesen<br />

eine gute Linearität auf (R 2 ≥ 0,98); die<br />

Bestimmungsgrenze lag bei 0,5 ng/mL.<br />

Die Methode erwies sich als richtig und<br />

präzise. Die durchschnittliche Standardabweichung<br />

(RSD) für die analysierten<br />

Benzodiazipine lag bei 5,5 % (Bereich:<br />

1,01-26,4 %).<br />

Autoren<br />

Einfluss der Matrix auf die Ionisierung von Benzodiazepinen in hydrolysiertem Urin und Vollblut im<br />

Vergleich zu den Standard-Lösungen, angesetzt in reinem Wasser (100 %).<br />

Fredrick D. Foster, John R. Stuff, Edward<br />

A. Pfannkoch; <strong>GERSTEL</strong>, Inc., 701 Digital<br />

Dr. Suite J, Linthicum, MD 21090, USA.<br />

Sparkle T. Ellison, William E. Brewer,<br />

Stephen L. Morgan; Department of<br />

Chemistry and Biochemistry, University<br />

of South Carolina, 631 Sumter Street,<br />

<strong>Co</strong>lumbia, SC 29208, USA.<br />

Tom Gluodenis; Agilent Technologies,<br />

2850 Centerville Road, Wilmington, DE<br />

19808, USA.<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – März 2010 23


Aroma- und Duftsto fanalyse<br />

Überdimensional gut<br />

Forensische Toxikologie<br />

Tödlicher Ka feegenuß<br />

Auf Droge?<br />

Effiziente Matrixabtrennung<br />

für die LC-MS/MS-Analytik<br />

Metabolit-Profiling<br />

Spargelzeit<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong> • Postfach 10 06 26 • 45406 Mülheim an der Ruhr<br />

Deutsche Post AG<br />

Entgelt bezahlt<br />

45473 Mülheim<br />

Das lesen Sie in unserer nächsten Ausgabe<br />

Im Internet<br />

Lebensmittelsicherheit: Besserer Nachweis<br />

von Pestiziden aus QuEChERS-Extrakten<br />

Pestizid-Rückstände in Agrarprodukten lassen sich mit<br />

der noch recht jungen QuEChERS-Methode schnell, kostengünstig<br />

und sicher analysieren. Applikationschemiker<br />

haben nun durch den Einsatz einer neuen, schnellen<br />

und effektiven Festphasenextraktionstechnik den GC/MS-<br />

Nachweis von Pestiziden aus QuEChERS-Extrakten optimiert.<br />

Umweltanalytik: Ultraspurennachweis von<br />

PCBs im ewigen Eis des Hochgebirges<br />

Ein Expertenteam, darunter Wissenschaftler des<br />

Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in<br />

Leipzig, hat im Schnee der Anden in 6200 Meter<br />

Höhe polychlorierte Biphenyle (PCBs) nachgewiesen.<br />

Dabei erwies sich der <strong>GERSTEL</strong>-Twister als<br />

ideales Extraktionsmedium, um auch mit geringen Probenvolumina<br />

die geforderte Nachweisgrenze zu erreichen.<br />

Bioanalytik: SPME-Headspace-Technik zur<br />

Untersuchung von Stoffwechselprozessen<br />

Längst haben die Gas- und Hochleistungs-Flüssigchromatographie<br />

ihren Platz in der Biotechnologie gefunden.<br />

Mithilfe von GC und HPLC lassen sich in Verbindung mit<br />

der SPME-Headspace-Technik enzymatische Reaktionen<br />

sowie Stoffwechselprozesse einfach überwachen und<br />

exakt nachvollziehen – und dies im Minimaßstab: in klassischen<br />

Headspace-Vials.<br />

<strong>GERSTEL</strong> online: Hinweise zu Produkten,<br />

Terminen, Veranstaltungen,<br />

Downloads sowie weitere Informationen<br />

über das Unternehmen und seine<br />

kundenorientierten Lösungen finden<br />

Sie im Internet unter www.gerstel.de<br />

Apropos: Sollten<br />

Sie Fragen<br />

zu einem der<br />

Beiträge in dieser<br />

<strong>42</strong>. Ausgabe<br />

der „<strong>GERSTEL</strong><br />

<strong>Aktuell</strong>“ haben<br />

oder Informationen<br />

wünschen,<br />

freuen<br />

wir uns auf Ihre E-Mail an<br />

aktuell@gerstel.de.<br />

Umfangreiches Material über die Produkte<br />

und Systemlösungen des Unternehmens<br />

finden Sie wie gewohnt im<br />

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<strong>Nr</strong>. <strong>42</strong> März 2010<br />

Trinkwasseranalytik<br />

Auf den<br />

Geruch<br />

gekommen<br />

ISSN 1618 - 5900<br />

G L O B A L A N A L Y T I C A L S O L U T I O N S<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong><br />

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