GAZ 3/2013 - Die Genossenschaften
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April/Mai <strong>2013</strong> ----- Genossenschaftliche allgemeine 5<br />
„Wir sehen nicht das<br />
Ende der Krise, sondern<br />
den Anfang vom Ende.“<br />
dpa<br />
Philipp Rösler, Bundeswirtschaftsminister,<br />
bei einer Volksbankveranstaltung in Dortmund<br />
„Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“<br />
Genossenschaftsbanken: Gewinn von über 2,2 Mrd. Euro įAugenmaß bei Bankenregulierung gefordert įFortsetzung von Seite 1<br />
Berlin. Boomende Mitgliederzahlen,<br />
ein dynamisches Kreditgeschäft sowie<br />
Kursaufholungen bei Wertpapieren<br />
haben im Geschäftsjahr 2012 bei den<br />
Genossenschaftsbanken in Deutschland<br />
zu einem Gewinn nach Steuern<br />
von 2,2 Milliarden Euro geführt (plus<br />
3,9 Prozent). „Wir machen unsere<br />
Hausaufgaben und stellen uns den Herausforderungen<br />
der Zukunft“, sagte<br />
der Präsident des Bundesverbandes<br />
der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />
(BVR), Uwe Fröhlich, vor<br />
dem Hintergrund dieser Entwicklung<br />
selbstbewusst gegenüber der Presse.<br />
Zugleich forderte er von Politik und<br />
Aufsicht Augenmaß bei der Bankenregulierung.<br />
<strong>Die</strong> zunehmende Komplexität<br />
immer neuer Regulierungsvorhaben<br />
erschwere das risikoarme und solide<br />
Bankgeschäft der genossenschaftlichen<br />
FinanzGruppe zusehends. „Bei<br />
der Vielzahl aktueller Regulierungsmaßnahmen<br />
frage ich mich, ob die Politik<br />
ihr vorrangiges Ziel, die Finanzmärkte<br />
sicher zu machen, noch im<br />
Blick hat“, so Fröhlich weiter. Immer<br />
mehr Vorschriften aus Berlin und<br />
Brüssel kämen auf die Banken zu,<br />
Weniger Insolvenzen<br />
Berlin. Nach Einschätzung<br />
des<br />
Bundesverbandes<br />
der Deutschen<br />
Volksbanken und<br />
Raiffeisenbanken<br />
(BVR) wird die<br />
Zahl der Unternehmensinsolvenzen<br />
in <strong>2013</strong> ab-<br />
Dr. Andreas Martin<br />
nehmen. <strong>Die</strong> Zahl<br />
der Firmenpleiten wird voraussichtlich<br />
um 1,9 Prozent auf rund 28.200 sinken,<br />
Top 100 – Wein von Moselland<br />
„Eine Bereicherung“<br />
Berlin. Im Jahr 2012 wurden unter dem<br />
Dach des Deutschen Genossenschaftsund<br />
Raiffeisenverbandes (DGRV)<br />
236 Genossenschaftsgründungen registriert.<br />
„<strong>Die</strong> jungen <strong>Genossenschaften</strong><br />
mit ihren innovativen Geschäftsideen<br />
bereichern die deutsche Wirtschaftslandschaft<br />
und bieten Lösungsansätze<br />
für die Herausforderungen der heutigen<br />
Zeit“, betont Dr. Eckhard Ott, Vorstandsvorsitzender<br />
des DGRVs. Wie in<br />
den Vorjahren wurden die meisten <strong>Genossenschaften</strong><br />
im Bereich der erneuerbaren<br />
Energien gegründet. Im Jahr<br />
2012 entfielen 150 Gründungen auf diesen<br />
Sektor. In den mehr als 600 Energiegenossenschaften<br />
in Deutschland<br />
betreiben Privatpersonen, Landwirte,<br />
Unternehmen und Kommunen gemeinsam<br />
Solar- oder Windenergieanlagen<br />
und Nahwärmenetze. „Doch es gibt<br />
noch viele weitere Betätigungsfelder<br />
für neue <strong>Genossenschaften</strong>“, so Ott.<br />
„<strong>Die</strong> Gesundheitsversorgung, kommunale<br />
Aufgaben oder die Nahversorgung<br />
in ländlichen Regionen sind nur einige<br />
Beispiele, bei denen vor Ort gemeinsam<br />
Gerhard Hofmann, Vorstandsmitglied<br />
des Bundesverbandes der deutschen<br />
Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />
(BVR) ist – nach 2010 – erneut<br />
Vorsitzender des European Banking<br />
Industry Committee (EBIC). <strong>Die</strong><br />
EBIC vertritt unter anderem die Interessen<br />
der europäischen Kreditwirtschaft<br />
gegenüber den Institutionen<br />
der Europäischen Union. +++<br />
Frank Wiemer, Vorstandsmitglied<br />
der REWE Group, wurde von der<br />
Deutschen Verkehrs-Zeitung (DVZ)<br />
in der Kategorie „Manager des Jah-<br />
Meldungen<br />
Personalien<br />
„Das extreme<br />
Niedrigzinsumfeld<br />
kann kein Dauerzustand<br />
sein.“<br />
į236 <strong>Genossenschaften</strong> wurden 2012 gegründet<br />
Uwe Fröhlich,<br />
Präsident des Bundesverbandes<br />
der<br />
Deutschen Volksbanken<br />
und Raiffeisenbanken<br />
(BVR)<br />
so der BVR in seinem Konjunkturbericht.<br />
„Neben dem moderaten Wirtschaftswachstum<br />
dürften auch die gestiegenen<br />
Eigenkapitalpolster und der<br />
gute Fremdmittelzugang der Unternehmen<br />
zur weiteren Entspannung des Insolvenzgeschehens<br />
beitragen“, so BVR-<br />
Vorstandsmitglied Dr. Andreas Martin.<br />
<strong>Die</strong> durchschnittliche Eigenkapitalquote<br />
der mittelständischen Firmenkunden<br />
der Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />
hat sich in den vergangenen zehn Jahren<br />
mehr als verdreifacht.<br />
Ω<br />
Mainz. <strong>Die</strong> Winzergenossenschaft<br />
„Moselland“ konnte auch diesmal<br />
wieder beim Wettbewerb „100 Weine<br />
des Jahres“ der Fachzeitschrift<br />
„Weinwirtschaft“ punkten und belegte<br />
in der Kategorie „Best-Buy-Weißwein<br />
2012 (LEH)“ den ersten Platz.<br />
Der „2011 Moselland Riesling Spätlese<br />
trocken – aus der Steillage“ wusste<br />
vor allem mit guten Verkaufszahlen,<br />
Spitzenimage, einem klaren Produktprofil,<br />
Top-Qualität zu punkten. Ω<br />
mehr erreicht<br />
werden kann. <strong>Genossenschaften</strong><br />
bieten viele Möglichkeiten,<br />
der<br />
Strukturverarmung<br />
in ländlichen<br />
Regionen<br />
entgegenzutreten.“<br />
In Deutsch-<br />
Dr. Eckhard Ott<br />
land seien in den<br />
vergangenen Jahren bereits eine Vielzahl<br />
regionaler Projekte in genossenschaftlicher<br />
Rechtsform realisiert worden: von<br />
Bürgerinitiativen zum Erhalt von Hallenbädern<br />
oder Kinos über die Gründung<br />
von Dorfläden oder Schulen bis hin<br />
zur Förderung der regionalen Wirtschaft<br />
durch ein gemeinsames Stadtmarketing<br />
oder regionale Markengemeinschaften.<br />
Auch <strong>Genossenschaften</strong> für den gemeinsamen<br />
Einkauf kommunaler Einrichtungen,<br />
für die regionale Gesundheitsversorgung<br />
oder für die Kinderbetreuung<br />
würden dazu beitragen, die Attraktivität<br />
eines Standorts zu verbessern und<br />
die Region weiterzuentwickeln. Ω<br />
res“ mit dem LEO Award <strong>2013</strong> ausgezeichnet.<br />
<strong>Die</strong> Verlagsjury unter Vorsitz<br />
von Günther Hörbst, Chefredakteur<br />
der DVZ,<br />
begründet die<br />
Verleihung des<br />
LEO mit der herausragenden<br />
persönlichen<br />
Leistung<br />
von Frank<br />
Wiemer für die<br />
optimierte Logistik<br />
der REWE<br />
Frank Wiemer Group. Ω<br />
ohne dass es zu einer Bewertung der<br />
kumulierten Folgen komme.<br />
So eilen die neuesten Vorschläge der<br />
Bundesregierung zur Trennbankenthematik<br />
der europäischen Gesetzgebung<br />
weit voraus und sorgen für ungleiche<br />
Regelungen innerhalb Europas.<br />
<strong>Die</strong> in Brüssel erarbeitete Krisenmanagementrichtlinie<br />
wiederum müsse<br />
die positive Rolle eines anerkannten<br />
institutsbezogenen Sicherungssystems<br />
wie der Sicherungseinrichtung des<br />
BVR stärker würdigen. Solche bewährten<br />
Mechanismen müssten erhalten<br />
bleiben, damit Volksbanken und<br />
Raiffeisenbanken weiterhin ihrer Rolle<br />
als Stabilitätsanker im deutschen<br />
Bankensektor nachkommen könnten.<br />
Fröhlich machte zudem deutlich,<br />
dass das extreme Niedrigzinsumfeld<br />
kein Dauerzustand sein könne. „Für<br />
die Finanzstabilität in Deutschland ist<br />
es ausgesprochen schädlich. Und in<br />
den Südländern kommt der geldpolitische<br />
Impuls sowieso kaum an, solange<br />
die Bankensysteme nicht saniert sind.<br />
<strong>Die</strong> Geldpolitik kann und darf auf diese<br />
Probleme auch nur begrenzt Rücksicht<br />
nehmen. Ihr vorrangiges Ziel ist<br />
und bleibt die Preisstabilität im Euroraum<br />
insgesamt“, so der BVR-Präsident.<br />
Und spätestens, wenn sich die<br />
Wirtschaft im Euroraum erholt und die<br />
Konjunktur Fuß gefasst habe, müsse<br />
die EZB die Zinsschraube in Richtung<br />
„normal“ drehen. „Und normal wäre<br />
München. <strong>Die</strong> 292 bayerischen Volksbanken<br />
und Raiffeisenbanken blicken<br />
zufrieden auf das Geschäftsjahr 2012.<br />
„Das wirtschaftliche, regulatorische<br />
und wettbewerbliche Umfeld war für<br />
Banken anspruchsvoll. Dennoch ist es<br />
den bayerischen Kreditgenossenschaften<br />
gelungen, das Geschäftsjahr ordentlich<br />
abzuschließen“, sagt Stephan<br />
Götzl, Präsident des Genossenschaftsverbands<br />
Bayern (GVB), und verweist<br />
auf die positive Entwicklung in allen<br />
wichtigen Bilanzkategorien.<br />
<strong>Die</strong> Bilanzsumme der bayerischen<br />
Genossenschaftsbanken hat sich um<br />
3,5 Prozent auf 132,9 Milliarden Euro<br />
erhöht. Das bereinigte Ergebnis vor Ertragssteuern<br />
beläuft sich auf 1,22 Prozent<br />
der durchschnittlichen Bilanzsumme,<br />
was einen Zuwachs von 0,23<br />
Prozentpunkten zum Vorjahr bedeutet.<br />
„Dank dieses Resultats verfügen die<br />
Volksbanken und Raiffeisenbanken im<br />
Freistaat jetzt über eine Kernkapitalquote<br />
von knapp elf Prozent und eine<br />
gesamte Eigenmittelquote von über 17<br />
Prozent“, betont Götzl.<br />
Auch 2012 haben die Genossenschaftsbanken<br />
ihre Zuverlässigkeit als<br />
Kreditgeber für Verbraucher und Mittelstand<br />
unter Beweis gestellt. <strong>Die</strong> Ausleihungen<br />
legten um 5,6 Prozent auf<br />
75,6 Milliarden Euro zu. Dabei gewährleisten<br />
die vorhandenen Kundeneinlagen<br />
jederzeit eine stabile Refinanzierung.<br />
<strong>Die</strong> dafür wichtige Einlagenseite<br />
wurde weiter gestärkt. <strong>Die</strong> Kundengelder<br />
sind um 3,5 Prozent auf 103,4 Milliarden<br />
Euro gestiegen und liegen damit<br />
erstmals jenseits der 100-Milliarden-<br />
Euro-Marke. Für Götzl ein Zeichen,<br />
„dass die Kunden die Sicherheit der<br />
selbst bei einem schwachen Wirtschaftswachstum<br />
eher ein Geldmarktzins<br />
von zwei Prozent als nahe null.“<br />
bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />
schätzen und ihnen vertrauen“.<br />
Darauf deute auch die um 62.000<br />
auf insgesamt 2,51 Millionen gewachsene<br />
Zahl der Mitglieder bei bayerischen<br />
Kreditgenossenschaften hin.<br />
Das ordentliche Geschäftsergebnis<br />
spiegelt sich zudem in der aktuellen<br />
Konjunkturumfrage des GVBs wider.<br />
So bewerten 50 Prozent der befragten<br />
Mitgliedsbanken die Geschäftslage als<br />
gut, nur ein Prozent als schlecht. „Ein<br />
im historischen Vergleich sehr positives<br />
Ergebnis“, wie Götzl festhält. Etwas<br />
vorsichtiger sind die bayerischen<br />
Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />
allerdings bei der Bewertung der<br />
künftigen Geschäftsentwicklung. 57<br />
Prozent schätzen die Lage als gleichbleibend<br />
ein, 41 Prozent rechnen mit<br />
einer ungünstigeren Geschäftssituation.<br />
Maßgeblich für diese Einschätzung<br />
Stephan Götzl,<br />
Präsident des<br />
Genossenschaftsverbands<br />
Bayern<br />
(GVB)<br />
Konnte der Presse gute Zahlen nennen: AGRAVIS-Vorstandschef Dr. Clemens Große Frie<br />
(Mitte) sowie Vorstandsmitglied Johannes Schulte-Althoff (links) und Pressesprecher<br />
Bernd Homann<br />
Mehr Kredite vergeben<br />
Profitiert hat die genossenschaftliche<br />
Bankengruppe im Geschäftsjahr<br />
2012 von einem lebhaften Kreditgeschäft.<br />
<strong>Die</strong> Kreditvergabe an Privatund<br />
Firmenkunden erhöhte sich im<br />
Berichtszeitraum – verglichen zum<br />
Vorjahr – um 4,4 Prozent oder 19 Milliarden<br />
auf 443 Milliarden Euro. Besonders<br />
im Kreditgeschäft mit Firmenkunden<br />
legten die Volksbanken<br />
und Raiffeisenbanken mit einem Plus<br />
von 6,9 Prozent überdurchschnittlich<br />
zu. Der Gesamtmarkt wuchs lediglich<br />
um 0,9 Prozent. Immobilienkredite an<br />
Privatkunden erhöhten sich um 3,4<br />
Prozent auf rund 180 Milliarden Euro.<br />
Erfreulicherweise konnte die Einlagenseite<br />
trotz eines intensiven Wettbewerbs<br />
um deutsche Spareinlagen<br />
gleichsam mitwachsen. <strong>Die</strong> Verbindlichkeiten<br />
gegenüber Nichtbanken<br />
stiegen um 18 Milliarden Euro oder 3,5<br />
Prozent auf 542 Milliarden Euro.<br />
Der Zinsüberschuss stieg im Berichtsjahr<br />
leicht um 0,4 Prozent auf 16,4 Milliarden<br />
Euro. In Relation zur durchschnittlichen<br />
Bilanzsumme sank die<br />
Zinsspanne um 0,08 Prozentpunkte<br />
auf 2,22 Prozent. Der Provisionsüberschuss<br />
legte leicht auf 4,1 Milliarden<br />
Euro zu, in Relation zur Bilanzsumme<br />
sank er ebenfalls im Jahresvergleich<br />
von 0,58 auf 0,56 Prozent.<br />
<strong>Die</strong> allgemeinen Verwaltungsaufwendungen<br />
lagen bei 13,7 Milliarden<br />
Euro. <strong>Die</strong> Cost-Income-Ratio, also die<br />
Ertrags-Aufwands-Relation als Maß<br />
für die Rentabilität der genossenschaftlichen<br />
Bankengruppe, stieg<br />
leicht um 1,4 Prozentpunkte auf 66,9<br />
Prozent. Hingegen sank die Risikovorsorge<br />
im Kreditgeschäft von minus<br />
0,4 Milliarden Euro im Vorjahr<br />
auf minus 0,3 Milliarden Euro im<br />
Jahr 2012. <strong>Die</strong> Wertberichtigungen<br />
lagen somit weit entfernt vom langjährigen<br />
Durchschnitt.<br />
Der Vorsteuergewinn kletterte um<br />
5,8 Prozent auf 7,4 Milliarden Euro.<br />
Nach Steuern erreichte der Jahresüberschuss<br />
mit 2,2 Milliarden Euro<br />
ein Plus von 3,9 Prozent gegenüber<br />
2011. Ω<br />
„Ein sehr positives Ergebnis“<br />
įBayerische VR-Banken zufrieden mit Geschäftsjahr 2012<br />
ist die sinkende Zinsspanne, die auf<br />
das Geschäft der Volksbanken und<br />
Raiffeisenbanken drückt. Götzl: „<strong>Die</strong><br />
expansive Geldpolitik der EZB wirkt<br />
sich zunehmend belastend aus. Im<br />
Kreditgeschäft werden immer geringere<br />
Zinserträge erwirtschaftet.“<br />
Das sei allerdings, so Götzl, kein einfaches<br />
Unterfangen, da die organisatorischen<br />
Anforderungen an die Institute<br />
ständig steigen. Als ein Beispiel führt er<br />
die wachsenden Lasten bei der Bargeldversorgung<br />
an. <strong>Die</strong>se resultieren daraus,<br />
dass die Bundesbank ihre Aufwendungen<br />
für die Bargeldversorgung durch Filialschließungen<br />
und die Einschränkung<br />
ihrer Aktivitäten senkt. Zudem droht<br />
eine Lastenverschiebung beim sogenannten<br />
Cash-Recycling. Hierbei geht<br />
es um die Überprüfung der bei den Kreditinstituten<br />
eingezahlten Banknoten<br />
auf Falschgeld und Funktionsfähigkeit.<br />
Künftig sollen die Ortsbanken dabei<br />
verstärkt Aufgaben von der Bundesbank<br />
übernehmen. „Für eine durchschnittliche<br />
Kreditgenossenschaft kann<br />
das einen ordentlichen fünfstelligen Betrag<br />
an Nachrüstkosten für ihre Geldautomaten<br />
und Geldzählmaschinen bedeuten“,<br />
hält Götzl fest. Nach seiner<br />
Ansicht wird hier das Dilemma für Banken<br />
deutlich, die sich die flächendeckende<br />
Versorgung der Kunden mit <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
zur Aufgabe machen: „Einerseits<br />
werden so Kosten von staatlichen<br />
Institutionen verlagert. Andererseits<br />
drängt die Politik auf möglichst entgeltfreie<br />
Bargeldversorgung besonders<br />
durch Sparkassen, Volksbanken und<br />
Raiffeisenbanken, bei der andere Banken<br />
unsere Infrastruktur nutzen sollen,<br />
die sie selbst nicht aufstellen wollen.“ Ω<br />
AGRAVIS weiter im „Wachstumsmodus“<br />
įEuropas zweitgrößtes Agrarhandelsunternehmen setzt mehr als 7,1 Milliarden Euro um<br />
„<strong>Die</strong> expansive<br />
Geldpolitik der<br />
EZB wirkt sich<br />
zunehmend belastend<br />
aus.“<br />
Münster. <strong>Die</strong> AGRAVIS Raiffeisen AG<br />
hat 2012 ihren Wachstumskurs fortgesetzt.<br />
Mit mehr als 7,1 Milliarden Euro<br />
Umsatz (Vorjahr: 6,5) hat Europas<br />
zweitgrößtes Agrarhandelsunternehmen<br />
wiederum ein zweistelliges<br />
Wachstum realisiert. Auch beim Ergebnis<br />
vor Steuern legte die AGRAVIS<br />
mit 49,8 Millionen Euro (Vorjahr: 48,2)<br />
noch einmal rund drei Prozent zu.<br />
„Das Geschäftsjahr 2012 war im Ergebnis<br />
sehr positiv. Wir sind mit dem<br />
Abschluss zufrieden“, bewertete<br />
AGRAVIS-Vorstandschef Dr. Clemens<br />
Große Frie das abgelaufene Geschäftsjahr<br />
auf der Bilanz-Pressekonferenz<br />
des Unternehmens. „<strong>Die</strong> AGRAVIS-<br />
Gruppe hat – in einem wirtschaftlich<br />
anspruchsvollen Umfeld – erneut<br />
Wachstumswillen und Wachstumskraft<br />
gezeigt. Wir haben im abgelaufenen<br />
Geschäftsjahr weitere unternehmerische<br />
Weichenstellungen vorgenommen<br />
– strategisch und operativ.<br />
Stichworte wie Volatilität und Eurokrise<br />
sind nicht nur Schreckensszenarien,<br />
wir sehen darin auch Chancen<br />
für unser Geschäft.“ <strong>Die</strong>se Chancen<br />
hat das Unternehmen im abgelaufenen<br />
Geschäftsjahr nach eigenen Angaben<br />
genutzt. „Der Erfolg fußt auf Wachstum<br />
durch Preissteigerungen, Marktanteilsgewinnen,<br />
aber auch neuen Kooperationen<br />
und Akquisitionen“, begründete<br />
der AGRAVIS-Chef. „Dabei<br />
war insbesondere das zweite Halbjahr<br />
und da vor allem das vierte Quartal<br />
Treiber.“<br />
Ω<br />
Kommentar<br />
<strong>Die</strong> Substanz der<br />
Genossen<br />
Thorsten Weiland,<br />
Herausgeber der <strong>GAZ</strong><br />
Der Glanz der Genossen“ – so titelt<br />
das Handelsblatt zu den Zahlen, die<br />
der BVR jetzt vorgelegt hat. Das ist<br />
freundlich, doch Volksbanken und<br />
Raiffeisenbanken bieten mehr: Im Interesse<br />
der Mitglieder und Kunden<br />
kämpft Verbandschef Fröhlich gegen<br />
die Niedrigzinspolitik. Denn durch die<br />
Geldentwertung tröpfelt täglich die<br />
Kaufkraft aus den Sparbüchern. Das ist<br />
unsozial. Und kein Genossenschaftskunde<br />
braucht eine europäische Sicherungseinrichtung.<br />
Das genossenschaftliche<br />
Sicherungsnetz hält seit über 70<br />
Jahren. Ohne Staat. Das weckt Begehrlichkeiten<br />
auf das Geld der Genossen.<br />
Finger weg! Und die Kosten? Dürften<br />
wie immer gern noch etwas sinken. Der<br />
Mittelstand bekommt aber auch etwas<br />
geboten: Starke regionale Banken vor<br />
der Haustür mit überzeugender Interessensvertretung<br />
für alle Mitglieder: <strong>Die</strong><br />
Substanz der Genossen!<br />
Ω<br />
aus den regionen<br />
Einigung zu Streubesitzdividenden<br />
Münster. <strong>Die</strong> <strong>Genossenschaften</strong> in<br />
Rheinland und Westfalen begrüßen die<br />
Einigung des Vermittlungsausschusses<br />
von Bundesrat und Bundestag zur Besteuerung<br />
von Dividenden auf Aktien,<br />
die im Streubesitz gehalten werden. „Es<br />
ist richtig und notwendig, dass Sparkassen<br />
und Genossenschaftsbanken von der<br />
Besteuerung ausgenommen werden“,<br />
sagte der Vorstandsvorsitzende des<br />
Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverbands<br />
(RWGV), Ralf W. Barkey.<br />
„Kreditgenossenschaften müssen<br />
aufgrund der Verbundstruktur ihrer regionalen<br />
und bundesweiten Organisation<br />
Streubesitz halten, etwa an Gemeinschaftsunternehmen.“<br />
<strong>Die</strong>s gelte jedoch<br />
nicht nur für sie, sondern auch für viele<br />
weitere <strong>Genossenschaften</strong>, etwa im<br />
landwirtschaftlichen Bereich, betonte<br />
der RWGV-Vorstandsvorsitzende. Ω<br />
VR-Bürgerpreis<br />
fördert Initiativen<br />
Oldenburg. Viele Kommunen können<br />
aus ihren Haushalten nicht mehr für alle<br />
gemeinnützigen Projekte umfassend<br />
aufkommen. Daher gilt es, besonders<br />
private Initiativen zu fördern und zu<br />
stärken. Vor diesem Hintergrund schreiben<br />
die 60 Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />
in Weser-Ems zum fünften Mal<br />
den VR-Bürgerpreis Weser-Ems für<br />
Vereine und Stiftungen der Region aus.<br />
Insgesamt werden 9.000 Euro vergeben.<br />
Weitere Informationen unter www.<br />
gvweser-ems.de. <strong>Die</strong> Ausschreibung<br />
läuft bis zum 31. Mai <strong>2013</strong>.<br />
Ω<br />
Schulaktion<br />
„Start ins Grün“<br />
Stuttgart. Wie pflanzt man Gurken an?<br />
Wie oft muss Basilikum gegossen werden?<br />
Und wie schmeckt selbst angebauter<br />
Kürbis? <strong>Die</strong>s und vieles mehr<br />
können Drittklässler in Baden-Württemberg<br />
nun selbst herausfinden. Mit<br />
der Aktion „Start ins Grün“ stellen der<br />
Baden-Württem bergische Genossenschaftsverband<br />
(BWGV) und die Raiffeisen-<strong>Genossenschaften</strong><br />
im Südwesten<br />
Schulklassen kostenlose Lernpakete<br />
mit kleinen Gewächshäusern und Samen<br />
zur Verfügung. <strong>Die</strong> 3.000 Pakete<br />
sollen Kindern den Umgang mit Pflanzen<br />
näherbringen und Freude an der<br />
Natur vermitteln. „Zur Allgemeinbildung<br />
zählen längst nicht nur Rechnen,<br />
Lesen und Schreiben, sondern gerade<br />
auch das Wissen darum, wie unsere Lebensmittel<br />
entstehen“, sagt Dr. Roman<br />
Glaser, Präsident des BWGV. Ω