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Ausgabe 2/2013 - Ghorfa

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2/<strong>2013</strong> Das Ghor fa – Wir tschaftsmagazin<br />

SOUQ<br />

www.ghorfa.de<br />

16th Arab-German Business Forum<br />

arabisch-deutsches Handelsvolumen<br />

wächst 2012 über 18 Prozent<br />

Gesundheit<br />

6th Arab-German Health Forum<br />

Branchen<br />

hohe Investition in die Informationsund<br />

Kommunikationstechnik am<br />

Arabischen Golf<br />

Länderreport<br />

Investitionschancen im Irak


editorial<br />

SOUQ<br />

Vielfalt nutzen<br />

Liebe Mitglieder,<br />

liebe Leser,<br />

gemeinsam mit unseren Mitgliedern und Partnern möchten<br />

wir weiterhin aktiv die deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen<br />

ausbauen. Dabei sind die Kooperationsmöglichkeiten<br />

in verschiedener Hinsicht vielfältig. Zum einen repräsentieren<br />

unsere deutschen Mitglieder eine breite Palette wichtiger<br />

Wirtschaftszweige. Zum anderen ergeben sich in den 22<br />

arabischen Ländern durch ihre Wirtschaftsakzente diverse<br />

Geschäftschancen für deutsche Unternehmen.<br />

Um die Zukunftsthemen nachhaltig zu fördern, unterbreiten<br />

wir eine Fülle von Vernetzungsangeboten. Wir bieten<br />

unterschiedliche Plattformen: exklusive Roundtables, hochkarätige<br />

Wirtschaftskonferenzen mit mehreren hundert<br />

Teilnehmern, Delegationsreisen in die arabische Welt oder<br />

fachspezifische Events zu den Themen Energie, Bildung und<br />

Gesundheit. Beim 6th Arab-German Health Forum am 2.<br />

und 3. Mai <strong>2013</strong> in Erlangen tauschten sich beispielsweise<br />

rund 200 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft<br />

aus. In der Gesundheitsbranche gebe es zwar schon<br />

vielfältige deutsch-arabische Kooperation, das Potenzial sei<br />

jedoch längst nicht ausgeschöpft, lautete der Tenor (S. 18).<br />

Die vielfältigen geschäftlichen Chancen für deutsche und<br />

arabische Unternehmen spiegeln sich am stärksten auf dem<br />

Arab-German Business Forum wider. Bereits zum 16. Mal<br />

bietet dieses Event eine exzellente Plattform für diverse<br />

Branchen und hochrangige Teilnehmer aus Deutschland und<br />

der arabischen Welt. Es hat sich in den vergangenen Jahren<br />

zur wichtigsten Veranstaltung ihrer Art im deutschsprachigen<br />

Raum entwickelt. Die Teilnehmer schätzen vor allem die<br />

Mischung aus Vorträgen, Präsentationsmöglichkeiten und<br />

persönlichen Begegnungen. Ein allgemeines Kennzeichen<br />

der Foren ist es, dass sowohl die „großen” wirtschaftlichen<br />

Zusammenhänge wie auch ganz spezielle Fragen diskutiert<br />

werden. Vor allem wird jedoch das Networking auf dem<br />

Arab-German Business Forum großgeschrieben (S. 7).<br />

In dieser <strong>Ausgabe</strong> greift der SOUQ wiederum eine Reihe aktueller<br />

Themen auf. Wir berichten über Bahrain als Business<br />

Standort (S. 30) und bieten einen Expertenbeitrag zum Steuerrecht<br />

in Saudi-Arabien (S. 43). Außerdem behandelt die<br />

<strong>Ausgabe</strong> den IT-Sektor in der arabischen Welt (S. 36) und die<br />

Entwicklung der Seehäfen am Arabischen Golf (S. 38). Ferner<br />

veröffentlichen wir einen Länderreport zum Irak (S. 45).<br />

Lassen Sie sich von den Berichten inspirieren und bauen Sie<br />

mit uns die deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen weiter<br />

aus. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.<br />

Ihr<br />

Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />

Generalsekretär<br />

3<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong>


Editorial<br />

Abdulaziz Al-Mikhlafi 3<br />

Nachrichten<br />

6<br />

Zusammenarbeit<br />

16th Arab-German Business Forum 7<br />

Delegationsreise zum Jeddah Economic Forum 8<br />

www.ghorfa.de<br />

Saudi Arabia Economic Forum in Hannover 10<br />

2nd UAE Investment & Business Forum in Hannover 12<br />

Business and Investment in Qatar Forum in Berlin 14<br />

Delegationsreise in das Sultanat Oman und den Staat Kuwait 16<br />

6th Arab-German Health Forum 18<br />

الصوق جملة غرفة التجارة والصناعة العربية الأملانية<br />

جملة غرفة التجارة والصناعة العربية الأملانية<br />

الصوق<br />

روؤية قطر 2030<br />

منتدى الأعمال والصتثمار القطري يف برلني<br />

2/<strong>2013</strong><br />

2/<strong>2013</strong> Das Ghor fa – Wir tschaftsmagazin<br />

SOUQ<br />

www.ghorfa.de<br />

16th Arab-German Business Forum<br />

arabisch-deutsches Handelsvolumen<br />

wächst 2012 über 18 Prozent<br />

Gesundheit<br />

6th Arab-German Health Forum<br />

Gesundheit<br />

الصعودية والإمارات يف معرض هانوفر<br />

امللتقى الصحي العربي الأملاين الصادض<br />

اإزدهار قطاع العقارات يف اأملانيا<br />

SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong>-Wirtschaftsmagazin 2/<strong>2013</strong><br />

Branchen<br />

hohe Investition in die Informationsund<br />

Kommunikationstechnik am<br />

Arabischen Golf<br />

Länderreport<br />

Investitionschancen im Irak<br />

Gesundheitssektor in der Republik Sudan 22<br />

Patentrecht in den VAE 24<br />

Tourismus<br />

Arabische Länder präsentieren sich auf der ITB Berlin 26<br />

Interview mit Akbar Al Baker, CEO von Qatar Airways 28<br />

Branchen<br />

Wirtschaftsstandort Bahrain 30<br />

Hohe Investitionen in die Informations- und Kommunikationstechnik 36<br />

Ausbau der Seehäfen am Arabischen Golf 38<br />

Bauwirtschaft auf Wachstumskurs 41<br />

Steuerrecht in Saudi-Arabien 43<br />

Länderreport<br />

Investitionschancen im Zweistromland<br />

Der Irak auf Wachstumskurs 44<br />

Warenaustausch<br />

51<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Ghorfa</strong> Arab-German Chamber of<br />

Commerce and Industry e.V.<br />

Garnisonkirchplatz 1, 10178 Berlin<br />

Telefon: + 49 (0)30 278907-0<br />

Telefax: + 49 (0)30 278907-49<br />

ghorfa@ghorfa.de<br />

www.ghorfa.de<br />

Präsident: Thomas Bach<br />

Generalsekretär: Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />

Redaktion:<br />

Dr. Ralf Neubauer<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Leoni Abel<br />

Titelbild: Economic Development Board<br />

Layout: Fadhl Al-Romaima<br />

Druck: Druck Center Meckenheim GmbH<br />

Erscheinungsweise:<br />

Der SOUQ erscheint viermal jährlich. Für<br />

<strong>Ghorfa</strong>-Mitglieder ist der Zeitschriftenpreis im<br />

Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

Die <strong>Ghorfa</strong> übernimmt keine Gewähr für die<br />

Richtigkeit der Angaben.<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit<br />

Quellenangabe gestattet.<br />

Erscheinungsdatum: Juni <strong>2013</strong>


Grenzenlose Erfolge<br />

Rödl & Partner ist an 91 eigenen Standorten in 40 Ländern vertreten.<br />

Die integrierte Beratungs- und Prüfungsgesellschaft für Recht, Steuern,<br />

Unternehmensberatung und Wirtschaftsprüfung verdankt ihren dynamischen<br />

Erfolg 3.500 unternehmerisch denkenden Mitarbeitern. Im<br />

engen Schulterschluss mit ihren Mandanten erarbeiten sie Informationen<br />

für fundierte – häufig grenzüberschreitende – Entscheidungen<br />

aus den Bereichen Wirtschaft, Steuern, Recht und IT und setzen sie<br />

gemeinsam mit ihnen um.<br />

Von Dubai aus steuern wir die Geschäfte unserer Mandanten in der<br />

arabischen Welt. Diese betreuen wir umfassend aus einer Hand – ganz<br />

gleich, ob ein Markteintritt in der Region vorbereitet oder ein bestehendes<br />

Geschäftsmodell weiter ausgebaut werden soll.<br />

Weltkugel final Naher Osten<br />

Ihre Ansprechpartner für den Nahen Osten<br />

Sabine Reindel<br />

Tel.: + 971 (56) 115 65 44<br />

sabine.reindel@roedl.pro<br />

Dr. Marcus Felsner<br />

Tel.: +49 (30) 810 795-51<br />

marcus.felsner@roedl.pro<br />

www.roedl.de


SOUQ nachrichten<br />

Nachrichten<br />

Libyen<br />

Erneuerbaren Energien sollen<br />

massiv ausgebaut werden<br />

Wie in allen Ländern Nordafrikas ist das Potenzial<br />

der erneuerbaren Energien auch in<br />

Libyen groß. Die Regierung will daher die<br />

„Renewables“ in den kommenden Jahren<br />

massiv ausbauen. Im Jahr 2020 soll ihr Anteil<br />

an der Stromerzeugung rund 20 Prozent erreichen.<br />

Das kündigte der libysche Elektrizitätsminister<br />

Ali Mohammed Muhairiq jetzt<br />

auf einer Konferenz in Brüssel an. Dabei soll<br />

vor allem die Solarenergie genutzt werden.<br />

Dem Minister zufolge bereitet die libysche<br />

Regierung derzeit die Ausschreibung von<br />

zwei großen Solaranlagen vor. Auch Algerien<br />

verfolgt bei den erneuerbaren Energien<br />

ambitionierte Pläne. Wie Noureddine Boutarfa,<br />

CEO des staatlichen algerischen Versorgungsunternehmen<br />

Sonelgaz, in Brüssel<br />

mitteilte, sollen regenerative Energien im<br />

Jahr 2030 etwa 40 Prozent zur Elektrizitätserzeugung<br />

beitragen.<br />

Saudi-Arabien<br />

Massive Investitionen in die<br />

Wasser-Infrastruktur<br />

Die staatliche National Water Company<br />

(NWC) in Saudi-Arabien will im Zeitraum<br />

<strong>2013</strong> bis 2017 umgerechnet 13,3 Mrd. US-<br />

Dollar investieren, um die Wasser- und Abwasserinfrastruktur<br />

im Lande zu modernisieren<br />

und auszubauen. Das teilte Yahya<br />

Al-Yousef, Direktor bei der NWC, jetzt auf<br />

einer Konferenz in Al-Khobar mit. Gegenwärtig<br />

ist das Unternehmen in Riad, Jeddah,<br />

Mekka und Taif präsent und versorgt dort<br />

insgesamt 10,6 Mio. Menschen mit etwa 2,7<br />

Mio. Kubikmeter Trinkwasser am Tag. Bis<br />

Ende 2014 will die NWC auch in Medina,<br />

Dammam und Al-Khobar Wasser- und Abwasserdienstleistungen<br />

anbieten. Dort werden<br />

dann zusammen 2,2 Mio. Menschen mit<br />

täglich rund 800.000 Kubikmeter Trinkwasser<br />

versorgt. Die meisten Investitionen in den<br />

Jahren <strong>2013</strong> bis 2017 sind in Riad (4,8 Mrd.<br />

US-Dollar) geplant. Es folgen Jeddah (4,2<br />

Mrd. US-Dollar) sowie Mekka und Taif (2,9<br />

Mrd. US-Dollar). In Medina sowie in Dam-<br />

mam/ Al-Khobar sollen jeweils 747 Mio. US-<br />

Dollar investiert werden. Im vergangenen<br />

Jahr war Saudi-Arabien der größte Markt<br />

für Wasserprojekte in den GCC-Staaten. Insgesamt<br />

wurden Aufträge im Wert von rund<br />

drei Mrd. US-Dollar vergeben. Der Anteil am<br />

gesamten GCC-Markt (6,4 Mrd. US-Dollar)<br />

belief sich damit auf nahezu 47 Prozent.<br />

Sudan<br />

Zuckerkapazitäten werden<br />

deutlich erweitert<br />

Die sudanesische Kenana Sugar Company<br />

will ihre Kapazität zur Erzeugung von Zucker<br />

auf jährlich eine Mio. Tonnen verdoppeln.<br />

Die Produktion von Biokraftstoffen<br />

soll bis 2015 verdreifacht werden. Das berichtet<br />

das Magazin MEED. Die Expansion<br />

wird größtenteils (500 Mio. US-Dollar)<br />

durch die Gesellschafter (die Staaten Kuwait,<br />

Saudi-Arabien und Sudan) finanziert. Kenana<br />

ist der größte Zuckerproduzent in der Republik<br />

Sudan und wurde gegründet, um die<br />

Nahrungsmittelsicherheit in den beteiligten<br />

Staaten zu erhöhen.<br />

VAE<br />

Globales Immobilien-Ranking:<br />

Dubai belegt zweiten Platz<br />

Dubai belegt in dem kürzlich von dem Magazin<br />

Forbes veröffentlichten Ranking „The<br />

Hottest Real Estate Markets on Earth“ den<br />

zweiten Rang. Nur Hongkong landet in der<br />

Rangliste, die für das Jahr 2012 gilt, vor dem<br />

Emirat. Dem Ranking liegt die Entwicklung<br />

der durchschnittlichen Preise für Häuser zugrunde.<br />

Danach verzeichnete Hongkong im<br />

vergangenen Jahr einen Preisanstieg von 23,6<br />

Prozent, gefolgt von Dubai mit 19 Prozent.<br />

Auf dem dritten Platz liegt Brasilien (plus 13,7<br />

Prozent). In diesem Jahr hält der Aufschwung<br />

an, wie ein Report der Deutschen Bank belegt.<br />

Danach sind die Immobilienpreise und Mieten<br />

in Dubai im vergangenen März im sechszehnten<br />

Monat nacheinander gestiegen. Die Erholung<br />

der Preise bei erstklassigen Immobilien,<br />

die Ende 2011 begann, weite sich nunmehr<br />

auf zweitrangige Lagen aus, erklärte Athmane<br />

Benzerroug, Analyst bei der Deutschen Bank.<br />

Trotz steigenden Angebots bleibe die Zuversicht<br />

der Investoren groß und Immobilienentwickler<br />

beschleunigten ihre Projekte.<br />

GCC<br />

Golfstaaten investieren 300 Mrd.<br />

US-Dollar in Stromprojekte<br />

Die Staaten des Golfkooperationsrates (GCC)<br />

werden bis zum Jahr 2020 etwa 300 Mrd. US-<br />

Dollar in Stromprojekte investieren und eine<br />

zusätzliche Leistung zur Erzeugung von Elektrizität<br />

in Höhe von acht Gigawatt schaffen.<br />

Das sagt einem Bericht der Tageszeitung „The<br />

Peninsula“ zufolge eine Studie der in Doha<br />

ansässigen „Gulf Organisation for Industrial<br />

Consulting“ (GOIC) voraus. Wie es weiter<br />

heißt, entspricht die gegenwärtige Stromnachfrage<br />

in den GCC-Staaten einer installierten<br />

Kapazität von rund 60.000 Megawatt.<br />

In den kommenden 25 Jahren werde sich die<br />

Nachfrage verdreifachen. Nach Einschätzung<br />

der Studie haben die Golfstaaten noch ein<br />

großes und nicht erschlossenes Potenzial bei<br />

der Energieeffizienz. Fortschritte in diesem<br />

Bereich seien nicht zuletzt aus Umweltgründen<br />

unabdingbar.<br />

Region wird zu einem<br />

globalen Kunststoff-Hub<br />

Die Kunststoffindustrie in den GCC-Staaten<br />

hat ihre Produktion im vergangenen Jahr um<br />

elf Prozent gesteigert und damit ihren globalen<br />

Marktanteil weiter erhöht. Das teilte jetzt die<br />

Gulf Petrochemicals & Chemicals Association<br />

(GPCA) vor der Presse in Dubai mit. Den Angaben<br />

zufolge produzierten die Unternehmen<br />

2012 21 Mio. Tonnen Kunststoffharze, nach<br />

19 Mio. Tonnen im Vorjahr. Die Exporte von<br />

Kunststoffharz wuchsen um 13 Prozent auf<br />

rund 17 Mio. Tonnen. „Der Anteil der GCC-<br />

Staaten am globalen Handel mit Kunststoffen<br />

nimmt stetig zu, die Golfregion entwickelt sich<br />

zu einem globalen Hub der Kunststoffproduktion“,<br />

erklärte GPCA-Generalsekretär Abdulwahab<br />

Al-Sadoun. Nach seinen Angaben kamen<br />

die Produzenten am Arabischen Golf bei<br />

thermoplastischen Kunstoffen im Jahr 2011<br />

auf einen Anteil an der weltweiten Erzeugung<br />

von 7,6 Prozent, der Anteil an den globalen Exporten<br />

belief sich auf elf Prozent.<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />

6


Zusammenarbeit<br />

SOUQ<br />

16th Arab-German<br />

Business Forum in Berlin<br />

In den letzten zehn Jahren hat sich das Handelsvolumen zwischen der Arabischen Welt und Deutschland mehr als verdoppelt.<br />

Dieser positive Trend der arabisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen setzt sich weiterhin fort. So verzeichnete<br />

der Handel auch 2012 wieder einen deutlichen Zuwachs. Die deutschen Exporte in die Region nahmen um rund 17% zu.<br />

Auch die deutschen Importe stiegen beträchtlich um über 22%. Der Gesamthandel betrug damit 49 Milliarden Euro im<br />

Jahr 2012. Arabische Länder investieren zudem vermehrt in deutsche Unternehmen.<br />

Foto: Economic Development Board<br />

Um die potenziellen deutsch-arabischen Geschäftskooperationen<br />

zu fördern, veranstaltet<br />

die <strong>Ghorfa</strong> vom 12.-14. Juni <strong>2013</strong> in Berlin<br />

das 16th Arab-German Business Forum in<br />

Zusammenarbeit mit dem Deutschen Industrie-<br />

und Handelskammertag (DIHK) und<br />

der Generalunion der Arabischen Kammern.<br />

Zu der branchenübergreifenden Diskussions-<br />

und Kontaktplattform werden bis zu 800<br />

hochrangige Teilnehmer aus Deutschland und<br />

der arabischen Welt erwartet. Partnerland des<br />

diesjährigen Arab-German Business Forums<br />

ist das Königreich Bahrain.<br />

Wie in den Vorjahren bietet das Arab-German<br />

Business Forum eine hervorragende Austauschplattform<br />

für diverse Branchen. Folgende<br />

Themen stehen auf der Agenda: „Security<br />

& ICT: Saving the Future”, „Logistics<br />

& Mobility: Moving Goods and Passengers”,<br />

„Small and Medium-Sized Enterprises: Engine<br />

of Societies”, „Women in Business: Unfolding<br />

Leadership”, „Construction: Housing<br />

and City Development”, „Industrialization in<br />

the Arab World: Boosting Potentials”, „Family<br />

Business: Tradition meets Trends”, „Financial<br />

Services & Insurance: Supporting Arab-German<br />

Business”, „Infrastructure Megaprojects:<br />

Rails, Ports and Roads” sowie die abschließende<br />

Plenarsitzung „Political Outlook of Arab-<br />

German Business Cooperation“.<br />

Die arabische Welt wird ein immer attraktiverer<br />

Markt für deutsche Unternehmen. Das<br />

Bruttoinlandsprodukt der arabischen Welt betrug<br />

im Jahr 2011 2.365 Mrd. US-Dollar. Die<br />

arabischen Länder bleiben nach Schätzungen<br />

des Internationalen Währungsfonds auch in<br />

den kommenden Jahren auf Wachstumskurs.<br />

Hohe Investitionssummen in den Auf- und<br />

Ausbau der Infrastruktur sowie ein expandierender<br />

Markt mit 365 Mio. Einwohnern, von<br />

denen in vielen Ländern mehr als die Hälfte<br />

unter 25 Jahre ist, bieten deutschen Unternehmen<br />

hervorragende geschäftliche Möglichkeiten.<br />

Dieses Potenzial haben viele deutsche<br />

sowie arabische Unternehmen bereits erkannt.<br />

Das Arab-German Business Forum hat sich<br />

in den vergangenen Jahren zur wichtigsten<br />

Kontakt- und Informationsplattform ihrer<br />

Art im deutschsprachigen Raum entwickelt.<br />

Für Unternehmen, die in den arabisch-deutschen<br />

Wirtschaftsbeziehungen aktiv sind oder<br />

Fuß fassen wollen, hat sich das Arab-German<br />

Business Forum immer mehr zu einer Pflichtveranstaltung<br />

etabliert. Die Teilnehmer schätzen<br />

vor allem die Mischung aus Vorträgen,<br />

Präsentationsmöglichkeiten und persönlichen<br />

Begegnungen. Ein allgemeines Kennzeichen<br />

der Foren ist es, dass sowohl die „großen”<br />

wirtschaftlichen Zusammenhänge wie auch<br />

ganz spezielle Fragen diskutiert werden. Vor<br />

allem wird jedoch das Networking auf dem<br />

Arab-German Business Forum großgeschrieben.<br />

7<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong>


SOUQ Zusammenarbeit<br />

Delegationsreise<br />

zum Jeddah Economic Forum <strong>2013</strong><br />

Vom 16. bis 18. März <strong>2013</strong> organisierte die <strong>Ghorfa</strong> Arab-German Chamber of Commerce and Industry eine Delegationsreise<br />

zum Jeddah Economic Forum <strong>2013</strong> in Saudi-Arabien. Das Jeddah Economic Forum (JEF) findet seit dem Jahr<br />

2000 jährlich statt und hat sich in dieser Zeit zu einer strategischen Plattform für Geschäftskontakte, Diskussionen<br />

und Meinungsaustausch von Entscheidungsträgern aus Saudi-Arabien, der arabischen Welt und der internationalen<br />

Politik und Wirtschaft etabliert. Das diesjährige Jeddah Economic Forum mit dem Titel „Housing a growing population“,<br />

hatte die Entwicklung des saudischen Wohnungsmarkt zum Thema und fand im Hilton Jeddah statt.<br />

Jasser, der französische Minister für industrielle<br />

Erneuerung Arnaud Montebourg, Minister<br />

aus der Türkei, Singapur und Irland<br />

sowie Bürgermeister international erfolgreicher<br />

Städte und viele weitere Experten.<br />

Die gewonnenen Eindrücke konnten die Delegationsteilnehmer<br />

beim Büffet-Empfang in<br />

der Residenz des Deutschen Generalkonsuls<br />

bei anregenden Diskussionen vertiefen und<br />

spannende Einblicke in die Geschäftswelt der<br />

saudisch-deutschen Community Djiddas gewinnen.<br />

Minister für Wohnungsbau Dr. Showaish Al-Duwaihi<br />

S.H. Prinz Khalid Al-Faisal, Gouverneur<br />

der Mekka-Region, eröffnete das Forum<br />

am Abend des 16. März in einer feierlichen<br />

Zeremonie. Zum Einstieg in das Forum am<br />

17. März wurden die Delegationsteilnehmer<br />

durch den Deutschen Generalkonsul in<br />

Djidda, Dr. Rolf Schuster über die aktuelle<br />

politische und wirtschaftliche Lage Saudi-<br />

Arabiens gebrieft. Im Anschluss gaben Vertreter<br />

von Ernst & Young einen Einblick<br />

in neueste Entwicklungen der westlichen<br />

Region Saudi-Arabiens. Das Forum begann<br />

nach einer Einführung durch Scheich Saleh<br />

Kamel, den Vorstandsvorsitzenden der<br />

Industrie- und Handelskammer mit einer<br />

fulminanten Rede von Dr. Abdullah Dahlan,<br />

ehemaliger Generalsekretär der Industrie-<br />

und Handelskammer Djiddas, der<br />

nachdrücklich Bewegung in der Wohnungsmarktthematik<br />

forderte. Die einzelnen Sessions<br />

waren mit hochkarätigen Sprechern<br />

besetzt und behandelten Themen wie: die<br />

wirtschaftlichen Grundlagen einer Stadt,<br />

Technologien in einer nachhaltigen Stadt,<br />

die Herausforderung bezahlbaren Wohnraums,<br />

die Rolle der Politik und Privatwirtschaft<br />

bei der Wohnungsbaupolitik und die<br />

finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen.<br />

Eindrucksvolle Einblicke in diese<br />

Themen gaben unter anderem Sprecher wie<br />

der saudische Handels- und Industrieminister<br />

Dr. Tawfiq Fawzan Al-Rabiah, Minister<br />

für Wohnungsbau Dr. Showaish Al-Duwaihi,<br />

Wirtschaftsminister Dr. Muhammad Al<br />

Der zweite Konferenztag bot den Teilnehmern<br />

der <strong>Ghorfa</strong>-Delegation, neben weiteren<br />

spannenden Sessions, die Möglichkeit,<br />

bei B2B-Meetings in Anwesenheit des Generalsekretärs<br />

der Industrie- und Handelskammer<br />

von Djidda, Adnan Mandourah,<br />

und dem Generalsekretär der <strong>Ghorfa</strong>, Abdulaziz<br />

Al-Mikhlafi, interessante Kontakte<br />

mit saudischen Geschäftsleuten zu knüpfen<br />

und Erfahrungen auszutauschen. Das saudische<br />

Interesse an deutschem Know-how und<br />

saudisch-deutschen Kooperationen ist sehr<br />

ausgeprägt. Die Abschlusssitzung mit S.H.<br />

Prinz Khalid Al-Faisal, dem Gouverneur der<br />

Mekka-Region, bildete einen weiteren Höhepunkt<br />

des Jeddah Economic Forums, das für<br />

seine offenen Diskussionen bekannt ist. Die<br />

Teilnehmer der Delegationsreise konnten<br />

viele Informationen vom JEF mitnehmen,<br />

wie etwa, dass bis 2015 circa eine Million<br />

Wohnungen gebaut werden müssen, um<br />

die Nachfrage der stetig wachsenden Bevölkerung<br />

zu stillen. Die während des Forums<br />

geknüpften Kontakte bieten nach Meinung<br />

der Teilnehmer viele Möglichkeiten für eine<br />

erfolgreiche deutsch-saudische Kooperation.<br />

Weitere Informationen zum Jeddah Economic<br />

Forum <strong>2013</strong> sind unter<br />

http://www.jef.org.sa/ zu finden.<br />

Foto: <strong>Ghorfa</strong><br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />

8


SOUQ<br />

Mehr Sicherheit auf den Straßen: Unsere<br />

Innovationen helfen, Unfälle zu vermeiden.<br />

Das Fahren mit vorausschauenden Assistenzsystemen findet immer mehr Freunde:<br />

Der „Active Brake Assist“ in unseren Mercedes-Benz Actros warnt den Fahrer, wenn der<br />

Abstand zum Vorausfahrenden zu gering wird und ein Unfall droht. Der elektronische<br />

Assistent bremst das Fahrzeug sogar bis zum Stillstand ab, wenn es notwendig ist.<br />

Mit dieser Innovation bietet Daimler Lösungen für weniger Unfälle im Straßenverkehr.<br />

Damit kommen wir unserer Vision vom unfallfreien Fahren wieder ein Stück näher.<br />

www.daimler.com<br />

www.daimler.mobi<br />

9<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong>


SOUQ<br />

Zusammenarbeit<br />

Saudi-Arabien lädt deutsche Firmen ein, sich bei<br />

der Industrialisierung des Landes zu engagieren<br />

Saudi-Arabien will auch in den kommenden Jahren massiv in die Industrialisierung investieren. Deutsche Firmen<br />

sind eingeladen, sich zu engagieren. Bundeskanzlerin Angela Merkel besuchte auf der Hannover Messe den Stand<br />

des Königreiches.<br />

Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr in Gespräch mit Dr. Taufiq Al-Rabiah, saudischer Handels- und Industrieminister<br />

Bei der Diversifizierung der Volkswirtschaft<br />

Saudi-Arabiens wird auch in den kommenden<br />

Jahren die Industrie der Schlüsselsektor<br />

bleiben. Das versicherte Dr. Taufiq Al-Rabiah,<br />

der saudische Handels- und Industrieminister,<br />

auf dem Saudi Arabia Economic<br />

Forum am 9. April. Die sehr gut besuchte<br />

Veranstaltung, an der hochrangige Vertreter<br />

und Entscheidungsträger aus dem Königreich<br />

teilnahmen, fand im Rahmen der<br />

Hannover Messe <strong>2013</strong> statt.<br />

Nach Angaben von Minister Al-Rabiah<br />

schreitet die Industrialisierung des Landes<br />

voran. Die industrielle Wertschöpfung habe<br />

im Jahr 2012 um 7,6 Prozent zugenommen,<br />

die industriellen Ausfuhren seien um vier<br />

Prozent gestiegen. Inzwischen gebe es in<br />

dem Königreich rund 6.300 Fabriken mit<br />

760.000 Beschäftigten. Für ausländische<br />

Firmen eröffnen sich dem Minister zufolge<br />

zahlreiche geschäftliche Chancen, die von<br />

seinem Haus und anderen Regierungsinstitutionen<br />

nach Kräften gefördert würden.<br />

Auch verfüge das Land über eine industrielle<br />

Infrastruktur auf Weltklasseniveau. Der<br />

Minister lud die deutsche Wirtschaft ein,<br />

sich in seinem Land zu engagieren.<br />

Dr. Al-Rabiah eröffnete das Saudi Arabia<br />

Economic Forum gemeinsam mit Bundeswirtschaftsminister<br />

Dr. Philipp Rösler. In<br />

seiner Rede würdigte Rösler die lange und<br />

enge strategische Kooperation zwischen<br />

Deutschland und dem Königreich. Die deutschen<br />

Warenexporte nach Saudi-Arabien<br />

hätten sich 2012 auf mehr als acht Mrd. Euro<br />

belaufen und damit in den vergangenen Jahren<br />

nahezu verdoppelt. Aufgrund der vertrauensvollen<br />

Beziehungen glaube er an eine<br />

weitere Expansion. Doch seien auch saudische<br />

Investitionen in Deutschland „höchst<br />

willkommen“, sagte der Minister.<br />

Die deutschen Unternehmen sollten, so Rösler<br />

weiter, die geschäftlichen Möglichkeiten<br />

in Saudi-Arabien entschlossen nutzen.<br />

Überall böten sich Chancen, beispielsweise<br />

beim Ausbau der Flug- und Seehäfen oder<br />

allgemein im Infrastruktur- und Bausektor.<br />

Auch der Ausbau erneuerbarer Energien in<br />

Saudi-Arabien eröffne für deutsche Firmen<br />

viele Möglichkeiten. Als sehr erfolgreich<br />

bezeichnete der Minister die deutsch-saudische<br />

Zusammenarbeit bei der Ausbildung<br />

junger Menschen in Saudi-Arabien.<br />

Auf dem Saudi Arabia Economic Forum referierten<br />

viele hochrangige Persönlichkeiten.<br />

Auch Prof. Dr. med. Ossama bin Abdul<br />

Majed Shobokshi, saudischer Botschafter in<br />

Berlin und Doyen des arabischen diplomatischen<br />

Korps in Deutschland, nahm an dem<br />

Forum teil. Die Botschaft unterstütze deutsche<br />

Geschäftsleute, die sich in dem Königreich<br />

engagieren wollen, sagte der Botschafter.<br />

Er sei hoch erfreut darüber, welch hohes<br />

Niveau die deutsch-saudischen Wirtschaftsbeziehungen<br />

inzwischen erreicht haben.<br />

Abdullatif Al-Othman, Präsident und<br />

Chairman des Board of Directors der Saudi<br />

Arabian General Investment Authority<br />

(SAGIA), gab einen Überblick über die Investitionsbedingungen<br />

in seinem Land. Er<br />

bezeichnete das Wirtschaftsklima als sehr<br />

geschäftsfreundlich. Dies erkläre, warum<br />

Saudi-Arabien bei ausländischen Direktin-<br />

Foto: AHK Saudi-Arabien<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />

10


Zusammenarbeit<br />

SOUQ<br />

vestitionen (FDI) im Mittleren Osten und<br />

Nordafrika (MENA) führend sei.<br />

Ausländischen Unternehmen, die sich in<br />

Saudi-Arabien niederlassen, bietet das Land<br />

laut Al-Othman sehr günstige Konditionen:<br />

hundertprozentiges ausländisches Eigentum<br />

an Firmen und Grundstücken, freier<br />

Verkehr von Kapital und Gewinnen, keine<br />

persönliche Einkommensteuer und lediglich<br />

eine Körperschaftssteuer in Höhe von<br />

20 Prozent, Grundstücke zu sehr günstigen<br />

Preisen in den Industriestädten des Landes,<br />

viele Ausnahmen beim Zoll und anderes<br />

mehr. „Wer sich in Saudi-Arabien ansiedeln<br />

will, bekommt bei uns alle Unterstützung“,<br />

resümierte Al-Othman.<br />

Azzam Shalabi, Präsident des National<br />

Industrial Cluster Development Program<br />

(NICDP), berichtete über die Aktivitäten<br />

seiner Institution. Die neu gegründete<br />

staatliche Agentur hat eine beratende<br />

Rolle bei der Umsetzung der Strategie<br />

im Bereich von fünf exportorientierten<br />

Industriesektoren übernommen: Automobilindustrie,<br />

Verarbeitung von Mineralien<br />

und Metallen, Solarenergieprodukte,<br />

Kunststoffe und Verpackungen sowie<br />

Haushaltsgeräte. Laut Shalabi hat das<br />

NICDP beispielsweise unlängst eine Absichtserklärung<br />

mit dem britischen Autobauer<br />

Jaguar Landrover unterzeichnet.<br />

Der zum indischen Tata-Konzern zählende<br />

Hersteller von Premium- und Geländefahrzeugen<br />

erwägt, in Saudi-Arabien ein<br />

Automobilwerk zu errichten. Für potenzielle<br />

Investoren, so Shalabi, sei die Agentur<br />

jederzeit ansprechbar.<br />

Hochkarätige Teilnehmer auf dem Forum<br />

Das Tätigkeitsspektrum der Saudi Industrial<br />

Property Authority (MODON) erläuterte<br />

deren Generaldirektor Saleh Al<br />

Rasheed. Aufgabe der 2001 gegründeten<br />

staatlichen Organisation ist es, die Industriestädte<br />

(Industrial Cities) im Lande samt<br />

integrierter Infrastruktur und integrierten<br />

Dienstleistungen zu entwickeln. Bis zum<br />

Jahr 2012 wurden 29 solcher Städte in verschiedenen<br />

Regionen geschaffen. Ausländische<br />

Unternehmen können sich dort zu<br />

günstigen Bedingungen ansiedeln. In den<br />

kommenden Jahren soll, wie Al Rasheed<br />

mitteilte, die Zahl der Industriestädte auf<br />

40 zunehmen.<br />

Die National Industrialization Company<br />

(Tasnee) stellte deren CEO Saleh Fahd Al<br />

Nazha vor. Das an der saudi-arabischen<br />

Börse gelistete Unternehmen ist Al Nazha<br />

zufolge nach dem Chemiegiganten Sabic<br />

(Saudi Basic Industries Corporation) der<br />

zweitgrößte Hersteller von Kunstoffen<br />

und petrochemischen Erzeugnissen in dem<br />

Königreich und arbeitet mit ausländischen<br />

Branchenunternehmen zusammen. Unter<br />

anderem kooperiert Tasnee mit dem deutschen<br />

Evonik-Konzern bei der Herstellung<br />

von so genannten Superabsorbern. Tasnee<br />

gilt als der weltweit zweitgrößte Hersteller<br />

von Titandioxid. Der Tasnee-CEO erklärte,<br />

dass Metalle bei der wirtschaftlichen Entwicklung<br />

des Landes eine wichtige Rolle<br />

spielen.<br />

Als Erfolgsgeschichte eines KMU (Kleine<br />

und mittlere Unternehmen) in Saudi-Arabien<br />

wurde die Firma V-Line aus Sehnde bei<br />

Hannover präsentiert. V-Line ist weltweit<br />

als Dienstleister für die Beschaffung von<br />

Materialien und Komponenten für Industrieanlagen<br />

aller Art tätig. Laut Detlev Daues,<br />

CEO von V-Line, ist sein Unternehmen<br />

bereits seit Anfang der achtziger Jahre mit<br />

einer Niederlassung in Saudi-Arabien vertreten<br />

und arbeitet seitdem erfolgreich mit<br />

den größten Firmen des Landes zusammen.<br />

Von der Unternehmensberatung Ernst &<br />

Young wurde V-Line als „Entrepreneur des<br />

Jahres 2012“ in der Kategorie Dienstleistungen<br />

ausgezeichnet.<br />

Einen Überblick über die Entwicklung des<br />

Petrochemie-Konzerns Sabic gab Mutlaq<br />

H. Al-Morished. Er ist als Executive Vice<br />

President für den Bereich Corporate Finance<br />

von Sabic verantwortlich. Laut Al-<br />

Morished ist der mehrheitlich in Staatsbesitz<br />

befindliche Konzern mit einem<br />

Jahresumsatz von umgerechnet rund 50<br />

Mrd. US-Dollar (2011) eines der größten<br />

Chemieunternehmen der Welt. Sabic beschäftigt<br />

etwa 40.000 Mitarbeiter und ist<br />

in mehr als 40 Ländern mit Tochtergesellschaften<br />

präsent.<br />

Saudi-Arabien war in diesem Jahr auf der<br />

Hannover Messe mit einem Pavillon vertreten,<br />

der eine Ausstellungsfläche von 1200<br />

Quadratmetern hatte. Aussteller waren<br />

zahlreiche saudische Unternehmen, darunter<br />

auch Sabic und Tasnee. Handels- und Industrieminister<br />

Dr. Tafiq Al-Rabiah konnte<br />

an dem Stand unter anderem Bundeskanzlerin<br />

Dr. Angela Merkel und den russischen<br />

Präsidenten Wladimir Putin begrüßen. Der<br />

Besuch dieser beiden hochrangigen Gäste<br />

dokumentiere die starken Beziehungen, die<br />

Saudi-Arabien mit beiden Ländern verbinde,<br />

sagte Dr. Al-Rabiah.<br />

Foto: AHK Saudi-Arabien<br />

11<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong>


SOUQ Zusammenarbeit<br />

Olaf Hoffmann, <strong>Ghorfa</strong>-Vize-Präsident, Abdullah Al Saleh, Staatssekretär im VAE-Wirtschaftsministerium, Olaf Lies, niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Jumaa<br />

Mubarak Al Junaibi, VAE-Botschafter in Berlin, Mohammed Omar Abdullah, Undersecretary, Abu Dhabi Department of Economic Development, Abdulaziz Al-Mikhlafi,<br />

<strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär (v. l.)<br />

2nd UAE Investment & Business Forum:<br />

Die strategische Partnerschaft zwischen<br />

Deutschland und den VAE wird immer intensiver<br />

Die Kooperation zwischen Deutschland und den VAE entwickelt sich dynamisch. So der Tenor auf dem 2nd UAE Investment<br />

& Business Forum in Hannover, veranstaltet von der <strong>Ghorfa</strong> in Zusammenarbeit mit dem Abu Dhabi Department<br />

of Economic Development, dem Wirtschaftsministerium der VAE sowie der Botschaft der VAE in Berlin.<br />

Offiziell eröffnet wurde das Forum, das im<br />

Rahmen der Hannover Messe am 9. April stattfand,<br />

von Abdullah Al Saleh, Staatssekretär im<br />

VAE-Wirtschaftsministerium. Er würdigte<br />

die deutsch-emiratischen Wirtschaftsbeziehungen<br />

und wünschte sich, dass diese ausgebaut<br />

werden. Dabei seien die VAE vor allem<br />

an deutscher Technologie und an deutschen<br />

Innovationen interessiert. Denn hier nehme<br />

Deutschland eine weltweit führende Position<br />

ein. Ziel der VAE sei es, eine diversifizierte und<br />

nachhaltig wissensbasierte Volkswirtschaft zu<br />

schaffen, erklärte der Staatssekretär in diesem<br />

Zusammenhang. Hierzu haben die Emirate die<br />

Economic Vision 2021 verabschiedet.<br />

Laut Al Saleh bieten die VAE ihren Geschäftspartnern<br />

und internationalen Investoren eine<br />

Reihe von Vorteilen. So verfüge das Land über<br />

eine Logistik-Infrastruktur auf Weltklasseniveau<br />

und eine strategisch günstige Lage zwischen<br />

Europa, Afrika und Asien. Auch kämen<br />

ausländische Unternehmen, die sich in den<br />

VAE engagieren, in den Genuss großzügiger<br />

Investitionsanreize. So seien Unternehmen<br />

und deren Beschäftigte von der Steuer befreit,<br />

und Gewinne könnten frei transferiert werden.<br />

Olaf Lies, niedersächsischer Minister für Wirtschaft,<br />

Arbeit und Verkehr, machte in seiner<br />

Willkommensrede deutlich, dass Deutschland<br />

stärkere Wirtschaftsbeziehungen mit den VAE<br />

eingehen will: „Die VAE sind bekannt für ihre<br />

besondere Kaufkraft und außerordentliche Bereitschaft,<br />

in Zukunftsbranchen zu investieren.<br />

Sie sind ferner ein ganz wichtiger Brückenkopf<br />

für den Handel in die Region, ein bedeutender<br />

Kongressstandort und ein zunehmend gefragtes<br />

Tourismusziel“, sagte Lies.<br />

Auch Jumaa Mubarak Al Junaibi, VAE-Botschafter<br />

in Berlin, wies darauf hin, dass die<br />

Emirate für viele deutsche Unternehmen als<br />

Eingangstor zur gesamten Golfregion fungieren.<br />

Mehr als 1000 deutsche Firmen seien<br />

mittlerweile in dem Land vertreten: „Die strategische<br />

Partnerschaft mit Deutschland wird<br />

immer intensiver“, sagte der Botschafter. Für<br />

deutsche Unternehmen böten sich in allen<br />

wirtschaftlichen Bereichen geschäftliche Chancen.<br />

Zuvor hatte <strong>Ghorfa</strong>-Vizepräsident Olaf Hoffmann<br />

die Teilnehmer des Forums begrüßt.<br />

„Die Vereinigten Arabischen Emirate sind eine<br />

der dynamischsten und diversifizierten Volkswirtschaften<br />

der arabischen Welt. Mit einem<br />

bilateralen Handelsvolumen von inzwischen<br />

über zehn Milliarden Euro sind sie der wichtigste<br />

deutsche Handelspartner in der arabischen<br />

Welt“, erklärte Hoffmann.<br />

Veranstaltet wurde das UAE Forum vom Abu<br />

Dhabi Department of Economic Development<br />

in Zusammenarbeit mit der <strong>Ghorfa</strong>, dem UAE<br />

Federal Ministry of Economy und der Botschaft<br />

der Vereinigten Arabischen Emirate in Berlin.<br />

An dem sehr gut besuchten UAE Forum nahmen<br />

Wirtschaftsführer, Entscheidungsträger,<br />

Investoren und Medienvertreter aus Deutschland<br />

und den Emiraten teil. In Vorträgen, Prä-<br />

Foto: Deutsche Messe<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />

12


Zusammenarbeit<br />

SOUQ<br />

sentationen und Podiumsdiskussionen berichteten<br />

hochrangige VAE-Wirtschaftsvertreter<br />

über die Investitions- und Geschäftsmöglichkeiten<br />

in ihrem Land. Doch kamen auch deutsche<br />

Unternehmer und Regierungsvertreter zu<br />

Wort, die über geschäftliche Erfahrungen in<br />

den VAE verfügen.<br />

Suhail Al Ameri, CEO der in Abu Dhabi ansässigen<br />

Senaat General Holding Corporation,<br />

berichtete über die geschäftlichen Aktivitäten<br />

seines Unternehmens. Danach verwaltet<br />

Senaat Industrieanlagen für die Regierung von<br />

Abu Dhabi und beschäftigt in der gesamten<br />

Unternehmensgruppe mehrere tausend Mitarbeiter.<br />

Zum Portfolio der Holding zählen unter<br />

anderem führende Industrieunternehmen in<br />

den Bereichen Metalle, Baustoffe, Lebensmittel<br />

sowie Öl- und Gas-Services. „Senaat schafft<br />

Investitionsmöglichkeiten, die Abu Dhabi und<br />

die VAE bei der nachhaltigen Entwicklung unterstützen“,<br />

sagte Al Ameri.<br />

Abdullah Al Saleh, Staatssekretär im VAE-Wirtschaftsministerium<br />

Wie Frau Souad M. Al Hosani von Nexus Business<br />

Services (Abu Dhabi) erklärte, bieten die<br />

VAE für ausländische Unternehmen ein attraktives<br />

Investitionsumfeld. Die Diversifizierung<br />

der Volkswirtschaft sei fortgeschritten und die<br />

Infrastruktur weit entwickelt. Die Wirtschaftsordnung<br />

zeichne sich durch Transparenz und<br />

Wettbewerbsorientierung aus, und in allen Sektoren<br />

böten sich geschäftliche Chancen. Nexus<br />

ist ein staatliches Dienstleistungsunternehmen,<br />

das ausländische Investoren bei Unternehmensgründung<br />

und der Verlagerung der Geschäftstä-<br />

Jumaa Mubarak Al Junaibi, VAE-Botschafter in Berlin<br />

tigkeit unterstützt. Die Kunden können sich voll<br />

Fotos: Deutsche Messe<br />

auf ihr Geschäft konzentrieren, während Nexus<br />

alle organisatorischen Aufgaben übernimmt,<br />

zum Beispiel die Beschaffung von Visa und Arbeitsgenehmigungen.<br />

Über die Aktivitäten des Abu Dhabi Quality<br />

and Conformity Council (QCC) berichtete<br />

Aisha Al Shaikh Al Zaabi. Das QCC wurde<br />

2009 gegründet und soll in Abu Dhabi Qualitäts-<br />

und Konformitätsstandards schaffen<br />

und diese durchsetzen. Der Vorstand der Institution<br />

besteht aus Vertretern verschiedener<br />

Regulierungsbehörden. Orientierung bei der<br />

praktischen Arbeit liefern internationale Best-<br />

Practice-Beispiele und Standards. Ein wichtiges<br />

Gebiet ist der Verbraucherschutz.<br />

Im Rahmen des UAE Investment & Business<br />

Forum fanden zwei Podiumsdiskussionen statt.<br />

Zum einen diskutieren die Vertreter von drei<br />

Wirtschaftszonen: Khalifa Industrial Zone Abu<br />

Dhabi (Kizad), Ras Al Khaimah Free Trade<br />

Zone und Zonescorp. Deutlich wurde, dass<br />

Wirtschaftszonen – ob nun Freizonen oder<br />

Onshore-Wirtschaftszonen – für ausländische<br />

Unternehmen, die sich in den VAE ansiedeln<br />

wollen, vielfältige Vorteile bieten: eine hochwertige<br />

Infrastruktur, die Unterstützung bei<br />

allen möglichen organisatorischen Aufgaben,<br />

aber auch die Vermittlung von Partnern oder<br />

Hilfen bei der Kapitalbeschaffung. Freizonen<br />

bieten Zollfreiheit und die Möglichkeit einer<br />

hundertprozentigen ausländischen Eigentümerschaft.<br />

In jedem Fall sollten ansiedlungswillige<br />

Firmen genau prüfen, welche Art von<br />

Wirtschaftzone für ihre Zwecke geeignet ist,<br />

hieß es.<br />

In der zweiten Podiumsdiskussion schilderten<br />

Deutsche ihre Erfahrungen in den VAE. Laut<br />

Dr. Gerhard Haase, Repräsentant der BASF-<br />

Tochter Wintershall in den VAE, sind die Emirate<br />

ein „einfaches und transparentes“ Land<br />

mit einem breiten Spektrum an Investitions-<br />

möglichkeiten. Überall treffe man auf offene<br />

Gesprächspartner. Nach Einschätzung von Marita<br />

Mitschein, Geschäftsführerin beim SAP<br />

Training & Development Institute in den VAE,<br />

ist die Lebensqualität in den Emiraten hoch.<br />

Wohnungen ließen sich leicht finden, und es<br />

gebe eine Reihe deutscher, englischer oder internationaler<br />

Schulen. Auch im Geschäftsleben<br />

gebe es kaum Hürden. Laut Nora Habib-Sadek<br />

vom Bundeswirtschaftsministerium gibt es in<br />

den VAE viele Projekte, an denen deutsche Firmen<br />

beteiligt sind. Ein Pluspunkt sei nicht zuletzt<br />

das gute Rechtssystem in dem Land.<br />

Die VAE waren in diesem Jahr wieder mit einem<br />

großen Stand auf der Hannover Messe<br />

vertreten. 24 Unternehmen und Institutionen<br />

teilten sich die Standfläche von 650 Quadratmetern.<br />

Wie Staatsekretär Abdullah Al Saleh<br />

betonte, ist die Messe eine hervorragende<br />

Plattform, um neue geschäftliche Möglichkeiten<br />

auszuloten.<br />

13<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong>


SOUQ Zusammenarbeit<br />

Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin und Scheich Hamad Bin Jassim Bin Jabr Al Thani, katarischer Premier- und Außenminister<br />

Deutschland und Katar wollen ihre exzellenten<br />

wirtschaftlichen Beziehungen weiter vertiefen<br />

Hochrangige Gastredner auf dem Business and Investment in Qatar Forum in Berlin: Premierminister Scheich Hamad<br />

Bin Jassim Bin Jabr Al Thani konnte Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel ebenso begrüßen wie Bundesaußenminister Dr.<br />

Guido Westerwelle. Die Politiker waren sich einig: Die deutsch-katarischen Wirtschaftsbeziehungen haben noch großes<br />

Potenzial und sollen weiter vertieft werden.<br />

Am Business and Investment in Qatar Forum<br />

nahmen mehr als 1.000 hochrangige Persönlichkeiten<br />

aus dem Golfstaat und Deutschland<br />

teil. Das Event wurde vom katarischen<br />

Außenministerium und der Qatari Business<br />

Association in Kooperation mit der <strong>Ghorfa</strong><br />

und der AHK Katar veranstaltet.<br />

Premierminister Scheich Hamad Al Thani, der<br />

zugleich Außenminister Katars ist, und die<br />

Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel sprachen<br />

auf der Eröffnungsveranstaltung des zweitägigen<br />

Forums (15. und 16. April) mit 1.000 Teilnehmern.<br />

In ihrer Rede würdigte Dr. Merkel<br />

zunächst die rasante wirtschaftliche Entwicklung,<br />

die Katar in der jüngeren Vergangenheit<br />

vollzogen hat. Innerhalb weniger Jahre sei das<br />

Emirat zum größten Exporteur von Flüssiggas<br />

und einer der wohlhabendsten Staaten der<br />

Welt aufgestiegen. Zugleich übernehme Katar<br />

mittels vielfältiger Initiativen internationale<br />

Verantwortung, zum Beispiel als Gastgeber<br />

der UN-Klimaschutzkonferenz Ende 2012.<br />

Deutschland sei, so die Kanzlerin weiter, einer<br />

der wichtigsten Handelspartner Katars in<br />

der Europäischen Union. „Wir haben unser<br />

Handelsvolumen auf zwei Milliarden Euro<br />

gesteigert. Aber wir wollen unsere Wirtschaftsbeziehungen<br />

noch weiterentwickeln“,<br />

sagte Dr. Merkel. Die Kanzlerin ging in diesem<br />

Zusammenhang auf die wachsende deutsche<br />

Nachfrage nach Erdgas ein. Das Land sei<br />

nach vollzogener Energiewende noch lange<br />

auf fossile Energien angewiesen: „Deshalb<br />

können wir uns gut vorstellen, auch im Bereich<br />

des verflüssigten Erdgases enger mit<br />

Katar zusammenzuarbeiten“, sagte die Bundeskanzlerin.<br />

Die BASF-Tochter Wintershall<br />

sei schon heute erfolgreich bei der Gasförderung<br />

in Katar aktiv. Auch bei der Nutzung der<br />

erneuerbaren Energien gibt es der Kanzlerin<br />

zufolge anspruchsvolle deutsch-katarische<br />

Gemeinschaftsprojekte.<br />

Die Beziehungen zwischen Deutschland und<br />

Katar dürften, so die Kanzlerin, aber nicht auf<br />

die Energiezusammenarbeit reduziert werden.<br />

Bei vielen katarischen Großprojekten<br />

spielten deutsche Architekturbüros, Bauunternehmen<br />

und Konzerne wie Siemens und<br />

die Deutsche Bahn eine Schlüsselrolle. „Wir<br />

sind stolz darauf und wir freuen uns auf eine<br />

gute Zusammenarbeit“, sagte Dr. Merkel.<br />

Von besonderer Bedeutung für das Engagement<br />

deutscher Unternehmen in Katar seien<br />

– was für alle anderen Länder gelte – faire<br />

und transparente Ausschreibungsverfahren<br />

und verlässliche rechtliche Rahmenbedingungen.<br />

Katarische Investitionen sind der Kanzlerin<br />

zufolge in Deutschland „sehr willkommen“:<br />

„Ihre Unternehmen treffen hier auf<br />

gute Rahmenbedingungen. Deutschland ist<br />

ein attraktiver Investitionsstandort.“ Die<br />

Partnerschaft mit Katar gehe aber weit über<br />

die wirtschaftliche Zusammenarbeit hinaus.<br />

Es gebe auch einen kulturellen und wissenschaftlichen<br />

Austausch. In vier Jahrzehnten<br />

Foto: Qatari Businessmen Association<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />

14


Zusammenarbeit<br />

SOUQ<br />

sei viel gegenseitiges Vertrauen gewachsen.<br />

„Da ist ein Fundament, auf dem wir aufbauen<br />

können“, sagte die Kanzlerin.<br />

Wie Premierminister Scheich Hamad Al<br />

Thani in seiner Eröffnungsrede erklärte, ist<br />

die katarische Volkswirtschaft im Zeitraum<br />

2008 bis 2012 jährlich um durchschnittlich<br />

13 Prozent gewachsen. Auch künftig rechnet<br />

er mit hohen Wachstumsraten. So wolle die<br />

katarische Regierung bis zum Jahr 2019 rund<br />

160 Mrd. US-Dollar allein in die Infrastruktur<br />

investieren. Trotz der globalen Wirtschaftskrise<br />

sei das Land in der Lage, seine<br />

<strong>Ausgabe</strong>n deutlich auszuweiten. Dies eröffne<br />

für ausländische Unternehmen geschäftliche<br />

Chancen. Ausländische Investitionen seien<br />

ein Eckpfeiler bei der Diversifizierungsstrategie<br />

seines Landes.<br />

Eine Reihe von deutschen Unternehmen sei,<br />

so der Premierminister, an der Realisierung<br />

von großen Infrastrukturprojekten beteiligt.<br />

Andererseits habe sich Katar in Deutschland<br />

massiv engagiert und sei unter anderem bei<br />

Volkswagen, Porsche, Siemens und Hochtief<br />

eingestiegen. Er wünsche sich einen Ausbau<br />

der wirtschaftlichen Kooperation zwischen<br />

Katar und Deutschland in allen Bereichen.<br />

Manchmal, so Al Thani, mangelt es der<br />

deutsch-katarischen Zusammenarbeit noch<br />

etwas an Ehrgeiz. Deutschland sei für Katar<br />

ein Vorbild. Dem Land sei es gelungen, einen<br />

modernen Staat zu schaffen, der seinen Bürgern<br />

Wohlstand beschere.<br />

Bundesaußenminister Dr. Guido Westerwelle<br />

eröffnete als Gastredner den zweiten<br />

Tag des Business and Investment in Qatar<br />

Forums. Nach seinen Worten hat Katar in<br />

den zurückliegenden Jahren eine beachtliche<br />

wirtschaftliche Entwicklung vollzogen.<br />

Zugleich sei das Land ein bedeutender Player<br />

auf der internationalen politischen Bühne<br />

geworden. Für Deutschland sei Katar ein<br />

ganz wichtiger politischer und wirtschaftlicher<br />

Partner.<br />

Die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen<br />

den beiden Ländern seien, so Dr. Westerwelle<br />

weiter, vielfältig und ertragreich. Ein Beleg<br />

hierfür seien beispielsweise die Aktivitäten<br />

deutscher Unternehmen beim Städtebauprojekt<br />

Lusail City in Doha, bei der Exploration<br />

von Erdgas und beim Aufbau des Schienennetzes<br />

in dem Golfstaat. Deutschland sei<br />

für Katar ein „natürlicher Partner“ bei der<br />

Transformation einer durch Gas und Öl getriebenen<br />

Volkswirtschaft zu einer nachhaltigen<br />

wissensbasierten Ökonomie.<br />

einer Kinderklinik bzw. Klinik für Geburtshilschulen<br />

in Katar und Ägypten sowie den Bau<br />

fe unterstützen. „Diese Vereinbarungen sind<br />

Beispielsweise ergänzten sich nach Einschätzung<br />

des Bundesaußenministers deutsche ten Kontakte mit unseren Partnern in Katar“,<br />

ein gutes Zeichen der seit einem Jahr gepfleg-<br />

Technologie und deutsches Know-how perfekt<br />

mit den katarischen Prioritäten in den<br />

sagte der Regierende Bürgermeister.<br />

Bereichen Infrastruktur und erneuerbare Zahlreiche Minister, Staatssekretäre und Unternehmenslenker<br />

aus Katar informierten die<br />

Energien. Man könne aber noch mehr tun. So<br />

sollten die beiden Länder noch stärker bei der deutschen Teilnehmer auf dem Business and<br />

Förderung von Wissenschaft und Forschung Investment in Qatar Forum über die Vorhaben<br />

in dem Golfstaat. Es wurde deutlich, dass<br />

zusammenarbeiten.<br />

in allen Bereichen der Wirtschaft zahlreiche<br />

In seiner Ansprache nannte Klaus Wowereit, Projekte geplant oder bereits verwirklicht<br />

der Regierende Bürgermeister von Berlin, werden. Viele Vorhaben stehen im Zusammenhang<br />

mit der Fußball-WM 2022. Überall<br />

Premierminister Scheich Hamad Al Thani<br />

einen wahren Freund Deutschlands, der eröffnen sich auch für deutsche Unternehmen<br />

die deutsch-katarischen Beziehungen voranbringe.<br />

Berlin sei für eine Intensivierung mit dem Vorzeigeprojekt Lusail City, im Stra-<br />

geschäftliche Chancen, ob nun im Städtebau<br />

der Beziehungen mit dem Golfstaat bereit. ßenbau, beim Neu- und Ausbau des Flughafens<br />

und des Seehafen, im Bereich Wasser<br />

Sie berge für die Wirtschaft der Stadt große<br />

Chancen. „In Katar gibt es gerade an Berlin und Abwasser, in der Petrochemie oder in der<br />

ein großes Interesse. Unsere Stadt wird dort Energiewirtschaft.<br />

als wachstumsstarke Wirtschaftsmetropole<br />

und als wichtiges Zentrum der Wissenschaft Immer wieder wurde im Rahmen des Forums<br />

und Forschung in Europa wahrgenommen“, Bezug auf die „Qatar National Vision 2030“<br />

sagte Wowereit.<br />

genommen. Ihr Ziel ist es unter anderem,<br />

die nach wie vor hohe Abhängigkeit von den<br />

In Anwesenheit von Premierminister Scheich Kohlenwasserstoffen (Öl und Gas) zu verringern<br />

und das Land zu einer wissensbasierten<br />

Hamad Al Thani und Wowereit wurde im<br />

Hotel Adlon am 16. April eine weitere Kooperation<br />

zwischen einem katarischen und wird in Katar in jeder Beziehung groß ge-<br />

Ökonomie zu entwickeln. Nachhaltigkeit<br />

einem Berliner Unternehmen besiegelt. Der schrieben. Forschung und Bildung haben daher<br />

in dem Land hohe Priorität. Vertreter von<br />

landeseigene Berliner Krankenhausbetreiber<br />

Vivantes und die private katarische Aamal Shell und ExxonMobil ließen erkennen, dass<br />

Company unterzeichneten drei Kooperationsverträge.<br />

Laut Klaus Wowereit wird Vivantes geblich davon abhängt, wie die Firmen sich<br />

der Geschäftserfolg in dem Golfstaat maß-<br />

im Rahmen der langfristig angelegten Zusammenarbeit<br />

die Errichtung von zwei Pflege-<br />

ExxonMobil – engagieren sich mit Ausbil-<br />

darauf einstellen. Beide Ölmultis – Shell wie<br />

dungs- und Forschungsprojekten in Katar.<br />

Das Forum stieß mit 1.000 Teilnehmern auf großes Interesse<br />

Foto: Qatari Businessmen Association<br />

15<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong>


SOUQ<br />

Zusammenarbeit<br />

Vom 22. bis 25. März <strong>2013</strong> organisierte die <strong>Ghorfa</strong> eine Delegationsreise in das Sultanat Oman und den Staat Kuwait<br />

Deutsche Qualität und<br />

Know-how gefragt<br />

Deutsche Unternehmerdelegation<br />

besucht das Sultanat Oman<br />

und den Staat Kuwait<br />

Vom 22. bis 25. März <strong>2013</strong> organisierte die <strong>Ghorfa</strong> Arab-German Chamber<br />

of Commerce and Industry eine branchenübergreifende Delegationsreise in<br />

das Sultanat Oman und den Staat Kuwait. Die Reise wurde von Dr. Thomas<br />

Bach, Präsident der <strong>Ghorfa</strong> geleitet.<br />

Auf der viertägigen Reise hatten die Unternehmen<br />

die Möglichkeit, Gespräche mit Entscheidungsträgern<br />

aus beiden Ländern, sowie mit<br />

hochrangigen Vertretern der für die Delegationsteilnehmer<br />

relevanten Institutionen und lokalen<br />

Unternehmen zu führen.<br />

Zum Auftakt der Reise in Oman wurden die Delegationsteilnehmer<br />

zu einem Briefing von der<br />

deutschen Botschaft begrüßt. Herr Botschafter,<br />

Hans-Christian Freiherr von Reibnitz gab einen<br />

umfangreichen Überblick über die aktuelle<br />

politische und wirtschaftliche Lage im Oman.<br />

Im Anschluss standen hochrangige Treffen mit<br />

dem Gesundheitsminister, Dr. Ahmed bin Mohammed<br />

Al Saidi, und dem Transportminister,<br />

Dr. Ahmed Mohammed Salem Al-Futaisi, auf<br />

dem Programm. Danach empfing der Präsident<br />

der Oman Chamber of Commerce and Industry,<br />

Khalil Abdullah Al-Khonji, persönlich die<br />

Delegation und bekräftigte die Wichtigkeit der<br />

deutsch-omanischen Wirtschaftsbeziehungen.<br />

Die von der Kammer organisierten B2B-Meetings,<br />

boten den Unternehmensvertretern die<br />

Möglichkeit, direkte Kontakte zu knüpfen und<br />

sich mit interessierten omanischen Unternehmen<br />

über Kooperations- und Geschäftsmöglichkeiten<br />

auszutauschen. Beim letzten Termin<br />

im Oman informierte ein Vertreter der Public<br />

Authority of Electricity and Water über aktuelle<br />

und zukünftige Projekte in den Sektoren Energie<br />

und Wasser.<br />

In Kuwait am späten Abend angekommen,<br />

wurde die Delegation bereits am Flughafen<br />

vom Präsidenten der Kuwait Chamber of Commerce<br />

and Industry, Ali Al-Ghanim, herzlich<br />

in Empfang genommen. Am nächsten Morgen<br />

erhielten die Delegationsmitglieder wichtige<br />

Hintergrundinformationen zu Politik und<br />

Wirtschaft in Kuwait vom deutschen Botschafter,<br />

Frank M. Mann.<br />

Das Highlight am ersten Programmtag in Kuwait<br />

war nach dem Treffen mit dem Präsidenten<br />

des Partnerships Technical Bureau (PTB), Herr<br />

Adel Mohammed Al-Roumi, der Empfang in<br />

der Kuwait Chamber of Commerce and Industry<br />

durch den Präsidenten, Ali Al-Ghanim, der die<br />

wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Kuwait<br />

und Deutschland als traditionell ausgezeichnet<br />

hervorhieb. Deutsche und kuwaitische Unternehmensvertreter<br />

nutzten die B2B-Meetings in<br />

der Kammer, um sich über Geschäftsmöglichkeiten<br />

und gemeinsame Kooperationen auszutauschen.<br />

Der erfolgreiche erste Tag in Kuwait<br />

wurde am Abend durch den Empfang des deutschen<br />

Botschafters in seiner Residenz gebührend<br />

abgeschlossen. Der zweite und letzte Programmtag<br />

in Kuwait startete mit einem Termin<br />

bei der Public Authority for Housing Welfare.<br />

Zudem besuchte die Delegation das Ministry<br />

of Electricity and Water, das Ministry of Public<br />

Works, das Ministry of Health und das Ministry<br />

of Communications & Transport.<br />

Ein besonderes Highlight war der Empfang<br />

bei S.H. Scheich Sabah Al-Ahmad Al-Jaber<br />

Al-Sabah, Emir des Staates Kuwaits zu dem<br />

Dr. Thomas Bach, Präsident der <strong>Ghorfa</strong>,<br />

S.E. Ali Al-Ghanim, Präsidenten der Kuwait<br />

Chamber of Commerce and Industry,<br />

Abdulaziz Al-Mikhlafi, Generalsekretär der<br />

<strong>Ghorfa</strong>, und S.E. Frank M. Mann, deutscher<br />

Botschafter in Kuwait, eingeladen waren.<br />

Das Interesse der besuchten Behörden und<br />

Institutionen an deutschen Technologien<br />

und Know-how war ausgesprochen groß und<br />

alle Delegationsteilnehmer wurden ermutigt,<br />

sich zukünftig noch stärker in beiden Ländern<br />

zu engagieren: eine hervorragende Ausgangsposition,<br />

um die neu geknüpften und<br />

bestehenden Kontakte weiter auszubauen<br />

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SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />

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SOUQ<br />

Zusammenarbeit<br />

6th Arab-German Health Forum:<br />

Deutschland und die arabische Welt<br />

wollen enger zusammenarbeiten<br />

Am 2. und 3. Mai <strong>2013</strong> fand in Erlangen das 6th Arab-German Health Forum statt, das die <strong>Ghorfa</strong> in Kooperation<br />

mit dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit und Siemens Healthcare organisierte. Rund<br />

200 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft tauschten sich über potenzielle Geschäftskooperationen im<br />

Gesundheitssektor aus. Die Gesundheitsbranche ist ein Schwerpunkt innerhalb der deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen.<br />

Das deutsche Gesundheitssystem genießt einen sehr guten Ruf und die arabische Welt baut ihren Gesundheitssektor<br />

mit hohen finanziellen Investitionen aus. Der Tenor des Forums lautete, dass zwischen deutschen und<br />

arabischen Gesundheitseinrichtungen und Unternehmen zwar schon eine gute Kooperation existiere, das Potenzial<br />

einer noch engeren Zusammenarbeit jedoch noch nicht ausgeschöpft sei.<br />

Auf dem Programm stand am Morgen des<br />

ersten Veranstaltungstages ein Besuch des<br />

Siemens Healthcare Solution Center sowie<br />

der MR-Production Site in Erlangen. Hier<br />

zeigte Siemens Healthcare modernste Medizintechnik<br />

und gab den Besuchern Einblick<br />

in medizinische Arbeitsabläufe.<br />

Daniel Bahr, Bundesminister für Gesundheit,<br />

betonte in seiner Rede die Bedeutung<br />

der arabischen Region für Deutschland in<br />

der Gesundheitsbranche. Der Gesundheitsmarkt<br />

sei einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren<br />

Deutschlands. Beinahe 3.000 Unternehmen<br />

generierten mehr als 11 Prozent<br />

des deutschen Bruttoinlandsproduktes. Die<br />

Gesundheitsbranche erlebe ein dynamisches<br />

Wachstum. Die wachsende Nachfrage<br />

der arabischen Welt nach komplexen Lösungen<br />

für das Gesundheitswesen sei klar<br />

erkennbar. 2011 sei die Exportinitiative<br />

Gesundheitswirtschaft lanciert worden, die<br />

Unternehmen mit vielfältigen Maßnahmen<br />

unterstütze, Auslandsmärkte zu erschließen.<br />

Die zwei grundsätzlichen Ziele seien,<br />

das medizinische Versorgungsangebot zu<br />

verbessern sowie Exportmöglichkeiten zu<br />

erweitern. „Die Kooperation zwischen unseren<br />

Ländern wird uns erlauben, gemeinsam<br />

die Herausforderungen zu meistern, vor<br />

denen Deutschland und die arabische Welt<br />

stehen“, so der Minister.<br />

Thomas Bach, Präsident der <strong>Ghorfa</strong>, betonte<br />

in der Eröffnung des Forums die hohe Bedeutung<br />

der Gesundheitswirtschaft für die<br />

deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen:<br />

„Die arabische Welt zeigt ein starkes<br />

Engagement, ihren Gesundheitssektor weiter<br />

auszubauen. Deutsche Unternehmen sind<br />

kompetente und zuverlässige Partner für die<br />

geplanten Projekte in der arabischen Welt.“<br />

Deutsche und arabische Unternehmen teilten<br />

ein hohes Interesse an langfristigen und<br />

nachhaltigen Partnerschaften, resümierte<br />

der <strong>Ghorfa</strong>-Präsident.<br />

Michael Sen, Chief Financial Officer bei Siemens<br />

Healthcare, sagte, dass die Lebenserwartung<br />

sowohl in Deutschland als auch in<br />

der arabischen Welt in der Zukunft kontinuierlich<br />

steigen werde. Dadurch stehe die Gesundheitsbranche<br />

vor vielen quantitativen<br />

und qualitativen Herausforderungen. Ein<br />

Beispiel sei der verstärkte Behandlungsbedarf<br />

chronischer Krankheiten. Seiner Ansicht<br />

nach könnten insbesondere Innovati-<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />

18


Zusammenarbeit<br />

SOUQ<br />

on und nachhaltige Partnerschaften dazu<br />

beitragen, die Effizienz der Behandlung zu<br />

steigern.<br />

Prof. Dr. med. Ossama bin Abdul Majed<br />

Shobokshi, saudischer Botschafter in<br />

Deutschland und Doyen des arabischen diplomatischen<br />

Korps, gab eine umfassende<br />

Präsentation über Chancen und Herausforderungen<br />

des saudischen Gesundheitssektors.<br />

Für <strong>2013</strong> sehe das Königreich ein Budget<br />

von 26,7 Mrd. US-Dollar für Gesundheit<br />

vor, ein Anstieg von 16 Prozent im Vergleich<br />

zum Vorjahr. Der Bau 1.000 neuer primärer<br />

Gesundheitszentren sowie der Bau 19 neuer<br />

Krankenhäuser sei vorgesehen. Die Anzahl<br />

der 55.932 Betten in den 408 saudischen<br />

Krankenhäusern müsse erhöht werden.<br />

Auch die Zahl der Ärzte müsste verdoppelt<br />

werden, denn auf einen Arzt kämen 500 saudische<br />

Patienten. Es sei ferner zu begrüßen,<br />

wenn noch mehr saudische Medizinstudierende<br />

in Deutschland eine Ausbildung genießen<br />

könnten.<br />

Daniel Bahr<br />

Thomas Bach<br />

Prof. Dr. rer. pol. Karl-Dieter Grüske, Präsident<br />

der Friedrich-Alexander Universität<br />

Erlangen-Nürnberg (FAU), präsentierte<br />

die Hochschule, die eine der zehn größten<br />

Universitäten in Deutschland sei. Die medizinische<br />

Fakultät gehöre zu den Ursprungsfakultäten<br />

der Gründungszeit. Die Region<br />

biete ein höchstes Maß an Kompetenzbündelung,<br />

auch durch das 2010 gegründete<br />

Medical Valley. „Unsere Verbindungen zur<br />

arabischen Welt haben lange Tradition. Wir<br />

möchten diese Verbindung weiter stärken“,<br />

so Prof. Grüske. Deshalb habe die FAU das<br />

Arab-German Medical Alumni Network<br />

(AGMAN) gegründet.<br />

Michael Sen<br />

Prof. Dr. med. Ossama bin Abdul Majed Shobokshi<br />

Prof. Dr. rer. pol. Karl-Dieter Grüske<br />

Melanie Huml, Staatssekretärin im bayerischen<br />

Staatsministerium für Umwelt<br />

und Gesundheit und zugleich Abgeordnete<br />

im bayerischen Landtag, betonte Bayern<br />

wolle die freundschaftliche Verbundenheit<br />

mit der arabischen Welt weiter pflegen.<br />

Die bayerische Gesundheitsbranche gehöre<br />

mit 4,5 Prozent Umsatzwachstum zu den<br />

wachstumsstärksten Wirtschaftssektoren;<br />

aus Bayern stammten 60 Prozent aller medizintechnischen<br />

Geräte in Deutschland.<br />

Biomed in München und Medical Valley in<br />

Erlangen-Nürnberg seien herausragende<br />

Spitzencluster. Ein Viertel der ausländischen<br />

Patienten in Deutschland ließen sich in Bayern<br />

behandeln. Der Ausbau der internationalen<br />

Ausrichtung gehöre zu den gesundheitspolitischen<br />

Zielen Bayerns. 2011 sei deshalb<br />

als Informations- und Kontaktplattform das<br />

Internetportal „Bavaria - A Better State of<br />

Health“ vorgestellt worden. Seit Herbst<br />

2012 gebe es ferner die Bavaria International<br />

Health Association. Schwerpunkte seien die<br />

medizinische Pflege ausländischer Patienten<br />

sowie die Fort- und Ausbildung ausländischen<br />

Medizinpersonals.<br />

Melanie Huml<br />

An den beiden Tagen des Arab-German<br />

Health Forums fanden drei Sitzungen zu<br />

„Planning, Building & Managing a Hospital:<br />

Workflow and Efficiency”, „Medical Tourism<br />

and Healthcare Insurance” und „Medical<br />

Technologies and Healthcare Developments<br />

in Post Revolution Environments” statt, in<br />

denen Experten Chancen der deutsch-arabischen<br />

Kooperation in der Gesundheitsbranche<br />

diskutierten.<br />

19<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong>


SOUQ<br />

Zusammenarbeit<br />

Kooperation im<br />

Krankenhausbau und -management<br />

Session 1 („Planning, Building & Managing<br />

a Hospital: Workflow and Efficiency”) moderierte<br />

Markus Braun, 1. Vorsitzender der<br />

German Healthcare Export Group (GHE)<br />

e.V. Dr. Mazen Albashir MD, MRCGP, CEO<br />

und Vorstandsvorsitzender des jordanischen<br />

Istishari Hospitals, stellte das Krankenhaus<br />

als erfolgreiches Beispiel für eine Umstrukturierung<br />

eines Krankenhaus-Managements<br />

vor. Schätzungen Dr. Julia M. Sperlings zufolge,<br />

Partner bei McKinsey & Company Inc.<br />

International, Middle East in den Vereinigten<br />

Arabischen Emiraten, soll der Bettenbedarf<br />

in den Golfländern von 68.250 auf 160.000<br />

im Zeitraum 2001 bis 2025 deutlich steigen.<br />

Sie empfahl, bei der Wertschöpfungskette<br />

von der Konzeptphase bis zum Management<br />

eines neuen Krankenhauses, nicht nur eine<br />

sehr gute Leistung anzustreben, sondern<br />

auch ein gesundes Management. Christian<br />

Ott-Sessay, Head of Business Development<br />

bei Vivantes International, stellte das Netzwerk<br />

der neun Berliner Krankenhäuser mit<br />

einer Kapazität von 200.000 einkommenden<br />

und 300.000 ausgehenden Patienten vor.<br />

Medizintourismus und<br />

Versicherungen<br />

Der Austausch zwischen deutschen und arabischen Teilnehmern stand im Vordergrund<br />

In Session 2 („Medical Tourism and Healthcare<br />

Insurance”) referierte Burkhard Kieker,<br />

CEO von Visit Berlin, über Berlin als<br />

Standort für den internationalen Medizintourismus.<br />

Zwölf Prozent der Medizintouristen<br />

kämen aus der arabischen Welt, mit<br />

Wachstumstendenzen. Die Zahl der arabischen<br />

Medizintouristen sei im Jahr 2012<br />

um 52 Prozent gestiegen. Laila Al Jassmi,<br />

ehemals CEO der Health Sector Strategy<br />

der Dubai Health Authority und Independent<br />

Healthcare Consultant, rief dazu auf,<br />

Wissensaustausch noch stärker zu betreiben<br />

und durch Netzwerke voneinander zu<br />

lernen und gegenseitig zu profitieren. Peter<br />

Kuchenbuch, Senior Expert bei Securvita<br />

Healthcare Insurance, stellte ein Business<br />

Modell namens Health Miles vor, das private<br />

und gesetzliche Versicherung verbinde.<br />

Das Programm basiere auf einem Bonussystem<br />

mit Provisionen, die ausgezahlt werden,<br />

wenn Gesundheitsvorsorge betrieben werde.<br />

Dr. Bettina Horster, Vositzende des International<br />

Health Forums des Diplomatic Council,<br />

präsentierte Marketingmöglichkeiten<br />

für Medizintourismus. Derzeit erstelle der<br />

Diplomatic Council einen Kriterienkatalog,<br />

um die Qualität von Krankenhäusern objektiv<br />

zu evaluieren. Dr. Fawzi Al-Hammouri,<br />

In drei Sessions diskutierten Experten deutsch-arabische Kooperationsmöglichkeiten in der Gesundheitsbranche<br />

Vorsitzender der jordanischen Private Hospitals<br />

Association (PHA), präsentierte, wie<br />

Jordanien Marketing betreibe, um sich als<br />

medizintouristischen Standort weiter zu<br />

etablieren. Jordanien gehöre zum Nummer<br />

Eins Standort der arabischen Länder für<br />

Medizintourismus. Die Verbindungen zwischen<br />

Jordanien und Deutschland seien sehr<br />

gut, so stammten 67 Prozent der medizintechnischen<br />

Geräte aus Deutschland. Prof.<br />

Dr. med. Dirk Arnold, Direktor der Klinik<br />

Internistische Onkologie, Klinik für Tumorbiologie<br />

GmbH & Co. KG, sprach über das<br />

Erfolgsmodell der Public Private Partnership<br />

des Krankenhauses. Als eines der wenigen<br />

Einrichtungen in Deutschland liege die Spezialisierung<br />

nur auf Krebsforschung und<br />

-behandlung. Die Klinik lege großen Wert<br />

darauf, nicht nur international vernetzt zu<br />

sein, sondern auch in die regionale Vernetzung<br />

zu investieren.<br />

Medizintechnik und<br />

Gesundheitsbranche in der<br />

arabischen Welt<br />

In Session 3 („Medical Technologies and<br />

Healthcare Developments in Post Revolution<br />

Environments”) sprach Maurice Faber, Vize-<br />

Präsident Healthcare Sector bei Siemens LLC,<br />

über Herausforderungen im Gesundheitssektor<br />

in den postrevolutionären Ländern.<br />

Sofortige Behandlung sei nötig sowie kontinuierliche<br />

Weiterbildung von medizinischem<br />

Fachpersonal. „Wir sind ein echter Partner<br />

der Region, wir sind dort und wir werden<br />

bleiben“, versicherte Faber. Karl Heinz Burghardt,<br />

Präsident Osteuropa, Naher Osten,<br />

Otto Bock Healthcare GmbH, referierte über<br />

Prothesen und zeigte sich überzeugt davon,<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />

20


Zusammenarbeit<br />

SOUQ<br />

dass „wenn die entsprechenden Einrichtungen<br />

gut ausgerichtet und mit gut ausgebildetem<br />

Personal vorhanden sind, dann können<br />

wir Menschen zu neuem Leben verhelfen.“<br />

Dr. Farid Mobayed, Managing Director der<br />

Al Mazroui Healthcare Group in Dubai in<br />

den VAE, sagte, die aktuellen Herausforderung<br />

in den VAE seien das Fachpersonal,<br />

Rahmenbedingungen, Qualität und Kontrolle.<br />

In den kommenden drei Jahren sollten<br />

5.000 neue Betten gebaut werden. Er begrüße<br />

eine engere Kooperation zwischen Krankenhäusern<br />

in den VAE und Deutschland. Mehmet<br />

Bilginsoy, Managing Director Turkey<br />

& Middle East, CompuGroup Medical CEE<br />

GmbH (CGM), referierte zu IT im Gesundheitswesen.<br />

Die von ihm vorgestellte Software<br />

Assisted Medicine (SAM) sei besonders<br />

in Saudi-Arabien gefragt. Zu den wichtigsten<br />

Kunden in Saudi-Arabien gehörten die King<br />

Fahad Medical City und das King Khaled Eye<br />

Specialist Hospital. „Wir spüren einen Hunger<br />

für die Technologie und Know-how in der<br />

arabischen Welt“, so Bilginsoy. Christoph Ehlers,<br />

LLM, Vorstandsmitglied bei Centogene,<br />

dem größten europäischen Labor zur Analyse<br />

seltener genetischer Erkrankungen, referierte<br />

über die Herausforderungen durch genetische<br />

Krankheiten. Rund 30 Mrd. US-Dollar<br />

würden derzeit von der arabischen Welt zur<br />

Behandlung und Forschung bei genetischen<br />

Krankheiten zur Verfügung gestellt. „Wir<br />

sind ein stolzer Partner der arabischen Welt“,<br />

sagte Ehlers. Dr. med. Cornelius Oepen, Senior<br />

Business Developer der Deutschen Gesellschaft<br />

für Internationale Zusammenarbeit<br />

(GIZ), zeigte anhand des Beispiels Libyen,<br />

wie die GIZ beratend im postrevolutionären<br />

Umfeld beim Aufbau des Gesundheitswesens<br />

tätig ist und sprach über das EU-Vorhaben<br />

Libya Health Systems Strengthening und das<br />

Libyan European Hospital in Benghazi.<br />

Prof. Dr. Erich R. Reinhardt<br />

In der Closing Session hob Prof. Dr. Erich R.<br />

Reinhardt, Vorsitzender des Vorstandes des<br />

Medical Valley, Europäische Metropolregion<br />

Nürnberg e.V., positiv hervor, dass die Kooperation<br />

von 500 Unternehmen und 65 Krankenhäusern<br />

im Medical Valley zu mehr Innovation<br />

führe. Die 45 Projekte des Spitzenclusters<br />

beliefen sich auf ein Budget von über 81 Mio.<br />

Euro. Die Nachfrage im Gesundheitswesen sei<br />

sehr groß. Deswegen werde 2015 das Medical<br />

Valley Center Forchheim eröffnet.<br />

Prof. Dr. Detlev Ganten, Präsident des World<br />

Health Summit und Vorsitzender des Stiftungsrats<br />

der Stiftung Charité, stellte den<br />

1.000-köpfigen World Health Summit vor, der<br />

vom 20.-22. Oktober <strong>2013</strong> in Berlin stattfinden<br />

wird. Ziel sei eine verbesserte Teilnahme<br />

arabischer Länder. Die arabischen Gesundheitsminister<br />

und arabischen Botschafter in<br />

Deutschland seien herzlich eingeladen.<br />

Dr. Joe Weingarten, Leiter der Abteilung Innovation<br />

im Ministerium für Wirtschaft,<br />

Klimaschutz, Energie und Landesplanung in<br />

Rheinland-Pfalz, betonte, eine langfristige<br />

Partnerschaft und nachhaltige Kooperation<br />

Prof. Dr. Detlev Ganten<br />

Dr. Joe Weingarten<br />

seien angestrebt. Als positives Beispiel führte<br />

er den Ausbau der Kooperation zwischen<br />

Oman und Rheinland-Pfalz in der Schlaganfallversorgung<br />

an. „Wir wollen, dass die<br />

zukünftigen Generationen eine angemessene<br />

Gesundheitsversorgung haben“, sagte Dr.<br />

Weingarten.<br />

Auch im kommenden Jahr lädt die <strong>Ghorfa</strong> wieder<br />

zum Arab-German Health Forum ein, um<br />

deutsch-arabische Kooperationsmöglichkeiten<br />

im Gesundheitssektor weiter auszubauen.<br />

21<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong>


SOUQ<br />

Gesundheit<br />

„Die meisten sudanesischen Krankenhäuser<br />

haben überhaupt kein Abfallmanagementsystem“<br />

Dr. Isameldeen Mohamed Abdullah, Undersecretary im Gesundheitsministerium der Republik Sudan spricht im<br />

Interview über Mängel im Gesundheitssektor des Landes und Anreizsysteme für Topmediziner<br />

Ginzel: Was sind derzeit die größten Herausforderungen<br />

im Bereich Gesundheit für die<br />

Republik Sudan?<br />

Dr. Abdullah: Im Prinzip mangelt es an allen<br />

Ecken und Enden. Zu unseren größten Problemen<br />

zählen ansteckende Krankheiten. Wir<br />

müssen dringend die Ausbreitung von HIV<br />

und Tuberkulose eindämmen. Hinzu kommt,<br />

dass das medizinische Fachpersonal nicht<br />

ausreichend geschult ist und uns die richtige<br />

Ausrüstung für Behandlungen und Diagnose<br />

fehlt. Und Medikamente sind natürlich auch<br />

knapp.<br />

Ginzel: Wo sehen Sie die Gründe hierfür?<br />

Dr. Abdullah: Wir müssen alle Medikamente<br />

importieren, das kostet jede Menge Geld. Wir<br />

wünschten, wir hätten das deutsche Knowhow<br />

in diesem Bereich. Dann könnten wir<br />

vor Ort produzieren. So würden wir fast 90<br />

Prozent der Kosten sparen.<br />

„Sudanesische Krankenhäuser müssen<br />

wirtschaftlicher arbeiten und<br />

mehr Geld einnehmen“<br />

Ginzel: Nach Schätzungen der Weltbank<br />

stehen in der Republik Sudan nur 0,7 Krankenhausbetten<br />

pro Tausend Einwohner zur<br />

Verfügung. Planen Sie den Bau neuer Krankenhäuser?<br />

Dr. Abdullah: Derzeit arbeiten wir daran, die<br />

Standards unserer vorhandenen Krankenhäuser<br />

zu verbessern. Wir haben gerade eine<br />

Richtlinie zur Autonomie der Krankenhäuser<br />

verabschiedet. Das heißt, Krankenhäuser tragen<br />

selbst die Verantwortung, wirtschaftlich<br />

zu arbeiten und mehr Geld einzunehmen.<br />

Dazu werden private Flügel in mehr als 400<br />

öffentlichen Krankenhäusern eingerichtet.<br />

Ginzel: Aber besonders in ländlichen Regionen<br />

mangelt es doch grundsätzlich an stationärer<br />

medizinischer Versorgung.<br />

Dr. Isameldeen Mohamed Abdullah, Undersecretary, Gesundheitsministerium der Republik Sudan<br />

Dr. Abdullah: Ja, vor allem im Osten des und kleine Krankheiten behandeln. Wir versuchen,<br />

die Rolle der traditionellen Hebam-<br />

Landes. Dort bauen wir jetzt mit Hilfe von<br />

Geldern aus Kuwait zwanzig neue Krankenhäuser,<br />

auch in Darfur im Westen sind Neu-<br />

von Impfprogrammen für Kinder auszubilmen<br />

auszuweiten und sie zu Fürsprechern<br />

bauten geplant. Im Prinzip fehlt es uns nicht den. Ich schätze, dass wir da in ein bis zwei<br />

an Geld, eher an den richtigen Technologien. Jahren die ersten Erfolge verzeichnen können<br />

Deutschland ist für uns ein echtes Vorbild werden.<br />

was die Nachhaltigkeit von Dienstleistungen<br />

und Technologie angeht.<br />

Ginzel: Das sudanesische Gesundheitssystem<br />

kämpft mit einem massiven „Brain-Drain“.<br />

Ginzel: Und wie kommen Sie dem Problem in Sieht sich die Politik hier nicht in der Pflicht<br />

der Zwischenzeit bei?<br />

einzugreifen, um eine bessere Infrastruktur<br />

für die Bürger und Anreize für Fachkräfte<br />

Dr. Abdullah: Wir haben Initiativen ins Leben<br />

gerufen wie die „Healthy City Initiati-<br />

zum Verbleib zu schaffen?<br />

ve“. Das ist ein Programm zur öffentlichen Dr. Abdullah: Natürlich haben wir das Problem<br />

auch erkannt und eine umfangreiche Stu-<br />

Gesundheitsbildung. In den ländlichen Gegenden<br />

kooperieren wir mit Sozialarbeitern,<br />

die den Ortsansässigen einen gesunden gebnissen versuchen wir nun, Anreizsysteme<br />

die dazu durchgeführt. Basierend auf den Er-<br />

Lebensstil auch am Arbeitsplatz und in der zu schaffen, nicht nur monetärer Art sondern<br />

Schule vermitteln.<br />

zum Beispiel auch durch Bildungsgutscheine<br />

für Kinder und ähnliche Maßnahmen.<br />

Ginzel: Das ist aber doch nicht gleichzusetzen<br />

mit der Verfügbarkeit medizinischer Ginzel: Was geschieht mit den medizinischen<br />

Dienstleistungen...<br />

Abfällen, die sudanesische Gesundheitseinrichtungen<br />

produzieren? Verfügt die Republik<br />

Sudan über ein nachhaltiges Abfallma-<br />

Dr. Abdullah: Nun, das lokale Personal kann<br />

ärztliche Direktversorgung gewährleisten nagementsystem?<br />

Foto: El Sauaf<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />

22


gesundheit<br />

SOUQ<br />

„Der Sudan braucht dringend<br />

technische Unterstützung für das<br />

Abfallmanagement – eine exzellente<br />

Investitionsmöglichkeit für den<br />

deutschen Privatsektor“<br />

Dr. Abdullah: Leider nicht. Die meisten sudanesischen<br />

Krankenhäuser haben überhaupt<br />

kein Abfallmanagementsystem, was natürlich<br />

sehr gefährlich für Mensch und Umwelt<br />

ist. Der Sudan braucht in dieser Hinsicht<br />

dringend technische Unterstützung, die bislang<br />

nur in geringer Quantität von der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) zur Verfügung<br />

gestellt wird. In diesem Bereich ergäbe<br />

sich eine exzellente Investitionsmöglichkeit<br />

für den deutschen Privatsektor.<br />

Ginzel: Wie kommt es, dass nur 30% der Sudanesen<br />

krankenversichert sind?<br />

Dr. Abdullah: Die Idee einer Krankenversicherung<br />

scheint den meisten Sudanesen<br />

fremd, vor allem den Arbeitern in den informellen<br />

Wirtschaftssektoren. Die meisten der<br />

Versicherten sind tatsächlich Staatsbeamte.<br />

Wir versuchen, Gesetze für eine Pflichtversicherung<br />

zu entwickeln, was momentan noch<br />

an finanziellen Hürden scheitert. Das Ziel ist<br />

eine Art staatliche Krankenversicherung, bei<br />

der 60% der Beiträge vom Staat übernommen<br />

werden und die restlichen 40% des Beitrags<br />

von den Gehältern abgehen. Medizinische<br />

Leistungen sollen dann kostenlos sein, bzw.<br />

nur bis zu 30% der Kosten vom Patienten getragen<br />

werden.<br />

„Mit dem Südsudan kooperieren<br />

wir in keiner Weise beim Aufbau<br />

des Gesundheitssektors“<br />

Ginzel: Welche strukturellen Defizite behindern<br />

den Gesundheitssektor noch?<br />

Dr. Abdullah: Ich denke, der Sudan nützt<br />

seine Internetkapazitäten nicht optimal. Wir<br />

haben eine sehr gute IT- Infrastruktur, der<br />

Großteil des Landes ist vernetzt und 70%<br />

der Bevölkerung haben Internetzugang über<br />

ihre Mobiltelefone. Aus diesem Grund arbeiten<br />

wir nun daran, den Bereich eHealth und<br />

mHealth aufzubauen...<br />

Ginzel: Konkret bedeutet das,...<br />

Dr. Abdullah: ..dass wir zunächst eine indische<br />

Software ausprobieren. Das Programm<br />

„Health Africa“ soll eine Gruppe von sieben<br />

afrikanischen Krankenhäusern mit indischen<br />

Kliniken verbinden, und medizinische Konsultationen<br />

ermöglichen. Telemedizin kann<br />

die Qualität der Gesundheitsversorgung<br />

durch bessere Ausbildung und Kooperation<br />

bei Behandlungen und Therapien erheblich<br />

verbessern.<br />

Zur Autorin<br />

Das Interview wurde von Laura Ginzel geführt.<br />

Es wurde in Kooperation mit dem Magazin<br />

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23<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong>


SOUQ<br />

Gesundheit<br />

Die VAE-Regierung und die Pharmaindustrie diskutieren derzeit, ob Patentrechte für die zweite medizinische Verwendung möglich sind<br />

Patentrechte für zweite<br />

medizinische Verwendung in den<br />

Vereinigten Arabischen Emiraten?<br />

Ist es grundsätzlich möglich Patentrechte für die zweite medizinische Verwendung mit bereits inhaltlich bekannten<br />

Wirkstoffen oder Zusammensetzungen zu erhalten? Hierbei handelt es sich um eine außerordentlich wichtige Fragestellung,<br />

welche derzeit zwischen der VAE-Regierung und der Pharmaindustrie diskutiert wird.<br />

Von Derya Bandak und Sabine Reindel<br />

Was bedeutet zweite medizinische Verwendung<br />

im Zusammenhang mit einer Patentanmeldung?<br />

Ein Stoff oder Stoffgemisch, von<br />

dem bereits eine erste medizinische Indikation<br />

bekannt ist, kann noch für eine zweite<br />

oder weitere Verwendung patentierbar sein,<br />

sofern diese Verwendung neu und erfinderisch<br />

ist. Grundsätzlich ist eine Erfindung nur<br />

dann patentierbar, wenn sie neu ist. Wann<br />

ist sie also neu? Der Stoff oder das Stoffgemisch<br />

ist es nicht, denn dieser wurde bereits<br />

patentiert. Neu ist die beabsichtigte Verwendung<br />

des Stoffes oder des Stoffgemisches. Die<br />

Patentierbarkeit leitet sich bei der zweiten<br />

medizinischen Verwendung also nicht vom<br />

Stoff bzw. Stoffgemisch als solchem ab, sondern<br />

ausschließlich von seiner beabsichtigten<br />

therapeutischen Verwendung. Ein Beispiel:<br />

Wäre also der Wirkstoff Sildenafil in seiner<br />

ursprünglich geplanten Verwendung, also als<br />

Arzneimittel für Bluthochdruck und Angina<br />

Pectoris erfolgreich zum Patent angemeldet<br />

worden, dann wäre die heute bekannte Anwendung<br />

des Wirkstoffes unter dem Markennamen<br />

Viagra eine zweite medizinische<br />

Verwendung.<br />

Somit unternimmt die Arzneimittelbranche<br />

derzeit erhebliche Anstrengungen, um ihre<br />

Investitionen im Rahmen der Erforschung<br />

neuer Verwendungen für bekannte Substanzen<br />

zu schützen.<br />

Einige Mitgliedsstaaten des Golf-Kooperationsrates<br />

(GCC), wie beispielsweise die<br />

Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien,<br />

sind der Auffassung, dass eine<br />

Patentanmeldung, aus der man letztlich auch<br />

Ansprüche ableiten kann, in Bezug auf die<br />

zweite oder weitere medizinische Verwendung<br />

nicht möglich sein dürfte. Es fehle hier<br />

die Neuartigkeit. Zudem sind die beiden Mitgliedsstaaten<br />

der Auffassung, dass die Methode<br />

der „therapeutischen Verwendung“ alleine<br />

nicht dem gesetzlichen Schutzbereich unterliegen<br />

könne.<br />

Patente sind im Kapitel 2 des Bundesgesetzes<br />

der VAE aus dem Jahre 2002 bezüglich der<br />

Regulierung und des Schutzes gewerblicher<br />

Patente, Muster und Zeichen (Bundesgesetz<br />

Nr. 17 aus 2002) geregelt und gewähren gemäß<br />

Artikel 4 Schutz für jede neue, gewerblich<br />

verwertbare Erfindung, die auf einer wissenschaftlichen<br />

Grundlage beruht. Die Definitionen<br />

im Gesetz, also auch diese, entsprechen<br />

weitestgehend dem internationalen Standard.<br />

Foto: panthermedia.net/Robert Gerhardt<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />

24


Gesundheit<br />

SOUQ<br />

Die Pharmaunternehmen argumentieren, dass<br />

eine Erfindung nicht aus dem Schutzbereich<br />

des Gesetzes ausgenommen werden soll, wenn<br />

diese Erfindung erstmalig zur Behandlung von<br />

Menschen und Tieren mit Hilfe von Diagnostik,<br />

Therapie und operativen Eingriffen geeignet ist.<br />

Foto: panthermedia.net/Vladimir Nenov<br />

Fotos: Rödl & Partner<br />

In den vergangenen Jahren hat die Arzneimittelbranche<br />

insbesondere in Europa massiven<br />

Druck auf die jeweiligen Regierungen ausgeübt,<br />

damit der Schutz solcher Erfindungen<br />

auch in der Zukunft garantiert wird. Nach<br />

den USA und Japan hat Europa die meiste Erfahrung<br />

bei Patentanmeldungen. Viele auch<br />

nichteuropäische Patentämter wenden die<br />

Grundsätze der europäischen Abkommen im<br />

Rahmen eigener Patentanmeldungen an.<br />

Die große Beschwerdekammer des Europäischen<br />

Patentamtes prüfte beispielsweise, ob<br />

die zweite und weitere medizinische Verwendung<br />

tatsächlich dem Schutz des entsprechenden<br />

Patentgesetzes unterfällt und kam zu dem<br />

Ergebnis, dass der Anwendungsbereich der<br />

jeweiligen Artikel des Europäischen Patentübereinkommens<br />

(EPC 1973) nicht gegeben sei.<br />

Die Kammer räumte jedoch ein, dass die<br />

Praktiken des Eidgenössischen Institutes für<br />

Geistiges Eigentum in Bern bezogen auf bestimmte<br />

Ansprüche mit Hilfe der Konstruktion<br />

der „Swiss-type claims“ dennoch geltend<br />

gemacht werden können. Sie bestätigte somit<br />

die Patentierbarkeit bei einer zweiten medizinischen<br />

Verwendung, wenn die jeweilige Substanz<br />

oder chemische Zusammensetzung für<br />

die Herstellung eines Arzneimittels geplant<br />

ist und im Rahmen einer therapeutischen Behandlung<br />

zum Einsatz kommt.<br />

„Swiss-type claims“ werden nach folgender<br />

Struktur geprüft:<br />

1. Verwendung eines Stoffs oder<br />

Stoffgemisches X im Rahmen der<br />

Herstellung eines Arzneimittels für<br />

die Behandlung der Erkrankung Z<br />

Im Rahmen eines „Swiss-type claims“ bezieht<br />

sich der Begriff der Neuartigkeit auf den<br />

Gebrauch der bereits bekannten Substanz im<br />

Rahmen der Herstellung eines solchen neuen<br />

Produktes und nicht auf die Zusammensetzung<br />

der Substanz an sich.<br />

Besonders in Europa übte die Arnzeimittelbranche Druck auf die Regierung aus,<br />

den Schutz der Erfindungen zu garantieren<br />

Das europäische Patentamt hat die „Swiss-type<br />

claims“ anschließend auch akzeptiert und stützte<br />

sich dabei auf die oben erwähnte Entscheidung<br />

der großen Beschwerdekammer. Im Jahr<br />

2000 wurde sogar ein neuer Artikel 54 Abs. 5 in<br />

die EPC aufgenommen, wonach neue Anwendungen<br />

und der neue Gebrauch einer bereits<br />

bekannten Substanz schützenswert sind.<br />

Folglich gestaltet sich die neue Struktur der<br />

Prüfung folgendermaßen:<br />

2. Stoff X zur Verwendung bei der<br />

Behandlung der Krankheit Y<br />

In den Patentämtern sowohl der Vereinigten<br />

Arabischen Emiraten als auch Saudi- Arabiens<br />

und im GCC-Patentamt in Riad finden<br />

die oben genannten Entscheidungen, sowie<br />

die Praxis des europäischen Patentamtes noch<br />

keine ausreichende Berücksichtigung.<br />

Aufgrund diverser Veröffentlichungen im<br />

Patentanzeiger der Vereinigten Arabischen<br />

Sabine Reindel<br />

ist Rechtsanwältin bei Rödl & Partner und betreut<br />

sowohl deutsch,- als auch englischsprachige<br />

Mandanten vor Ort in den Vereinigten Arabischen<br />

Emiraten und<br />

im Nahen Osten.<br />

Sie ist spezialisiert<br />

auf den Gebieten<br />

des Handels,- Wirtschaft,-<br />

und Gesellschaftsrechts.<br />

Internet:<br />

www.roedl.de<br />

Emirate ist davon auszugehen, dass Ansprüche<br />

aus der zweiten und weiteren medizinischen<br />

Verwendung nur mit Mühe anerkannt<br />

werden. Man argumentiert, dass die zweite<br />

medizinische Verwendung nichts „Neues“<br />

impliziert, davon abgesehen ist sie als reine<br />

Methodik für die Behandlung anzusehen und<br />

fällt somit nicht unter den Schutzbereich des<br />

Artikels 6 des Patentgesetzes der Vereinigten<br />

Arabischen Emiraten von 2006 (Bundesgesetz<br />

Nr. 31 aus 2006). Darüber hinaus hat man die<br />

Befürchtung, dass mit der Ausweitung der<br />

Patentrechte für die zweite medizinische Verwendung,<br />

die Patentrechte für die erste medizinische<br />

Verwendung eingeschränkt werden<br />

könnten.<br />

Im Ergebnis kann festgehalten werden, dass<br />

eine Patentanmeldung in den Vereinigten<br />

Arabischen Emiraten in jedem Fall durch eine<br />

sorgfältige rechtliche Beratung vorbereitet<br />

und begleitet werden sollte.<br />

Derya Bandak<br />

Als Rechtsanwältin bei Rödl & Partner für die<br />

rechtliche Beratung von Unternehmen aus dem<br />

deutschsprachigen Raum im Nahen und Mittleren<br />

Osten zuständig.<br />

Dabei hat sie<br />

sich unter anderem<br />

auf die Beratung<br />

beim Markteinstieg<br />

in arabischen Ländern<br />

spezialisiert.<br />

Internet:<br />

www.roedl.de<br />

25<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong>


SOUQ tourismus<br />

Immer mehr arabische Aussteller werben<br />

auf der Internationalen Tourismusbörse<br />

in Berlin um Gäste<br />

Auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin waren in diesem Jahr so viele Austeller aus der arabischen<br />

Welt vertreten wie selten zuvor. Der SOUQ hat einige Stimmen zur aktuellen Entwicklung in der Region gesammelt.<br />

Ernst Burgbacher, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie und Beauftragter der Bundesregierung für Mittelstand und Tourismus,<br />

Jumaa Mubarak Al Junaibi, VAE-Botschafter in Berlin, und Klaus Wowereit, der Regierende Bürgermeister von Berlin (v. l. n. r.)<br />

Nach Angaben der Berliner Messegesellschaft<br />

war die Nachfrage von Unternehmen aus der<br />

arabischen Welt in diesem Jahr besonders<br />

groß. Der Jemen und Libyen kehrten nach einer<br />

Unterbrechung ihrer Beteiligung auf die<br />

ITB zurück. Der Irak vergrößerte seine Standfläche<br />

im Vergleich zum Vorjahr deutlich.<br />

Wie Ägyptens Tourismusminister Hisham<br />

Zaazou auf der ITB berichtete, reisten im<br />

vergangenen Jahr rund 1,2 Mio. Deutsche<br />

in das Land am Nil – 20 Prozent mehr als<br />

im Jahr 2011. Die Zahl der Übernachtungen<br />

insgesamt stieg Zaazou zufolge 2012 sogar<br />

um 29 Prozent auf 15 Mio. Der Minister<br />

gab den Start einer neuen Imagekampagne<br />

mit dem Titel „Egypt now“ bekannt. Sie<br />

arbeitet unter anderem mit Live-Streams<br />

von Stränden und touristischen Highlights,<br />

die auf Großbildschirme in Bahnhöfen oder<br />

Einkaufszentren übertragen werden sollen.<br />

Außerdem will Ägypten seinen Tourismus<br />

mit einer neuen Reisefachmesse ankurbeln.<br />

Sie könnte 2015 in Sharm el Sheikh erstmals<br />

stattfinden. Die ITB Berlin soll das Vorhaben<br />

bei Marketing und Organisation unterstützen.<br />

Eine entsprechende Absichtserklärung<br />

wurde in Berlin unterzeichnet.<br />

„Tunesien zählt mehr denn je auf Deutschland“,<br />

sagte Botschafter Elyes Ghariani auf<br />

der Pressekonferenz des Fremdenverkehrsamtes<br />

Tunesiens anlässlich der ITB. Damit<br />

meinte er die politische Unterstützung auf<br />

dem Weg zu mehr Demokratie, vor allem<br />

aber den Tourismus. Tatsächlich kamen 2012<br />

mit knapp 412.000 deutschen Gästen wieder<br />

fast so viele wie 2010 (459.000). Nach<br />

Frankreich stellt Deutschland damit die<br />

zweitwichtigste Besuchergruppe. Insgesamt<br />

besuchten 2012 fast sechs Mio. Touristen das<br />

Land. Damit konnte Tunesien sein touristisches<br />

Comeback festigen.<br />

Habib Ammar, Generaldirektor des Fremdenverkehrsamtes<br />

von Tunesien (ONTT),<br />

gab sich zuversichtlich, bereits Ende <strong>2013</strong><br />

bei Einreisen, Übernachtungen und Umsätzen<br />

wieder die Zahlen von 2010 zu<br />

erreichen. Ein Trend ist der Alternativtourismus<br />

mit „Hotels de Charme“ und<br />

„Maisons d‘Hôtes“. Davon gibt es inzwischen<br />

150 im ganzen Land – von märchenhaften<br />

Palasthotels über ökologische<br />

Designhäuser bis hin zum Luxuscamping<br />

in Berberdörfern ist für jeden Geschmack<br />

etwas dabei.<br />

In Libyen bereitet sich die Tourismusbranche<br />

auf den Neustart vor, wie Sabine<br />

Hagemann-Breitling berichtete. Sie vertrat<br />

das in Tripolis angesiedelte Haroon-Hotel<br />

am Libyen-Stand. „Der Tourismus in Libyen<br />

ist dabei, sich neu aufzustellen. Deshalb<br />

zeigen wir hier auch Präsenz. Mit der neuen<br />

Regierung arbeiten wir gut zusammen. Wir<br />

sehen das Land auf einem guten Weg, aber<br />

es braucht Zeit, sich zu entwickeln“, erklärte<br />

Hagemann-Breitling.<br />

Foto: Messe Berlin GmbH<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />

26


tourismus<br />

SOUQ<br />

Das Königreich Bahrain will, wie auf der<br />

ITB berichtet wurde, mit einer Reihe von<br />

Maßnahmen den Tourismus im Land voranbringen.<br />

Dazu investiert der aus 33 Inseln<br />

bestehende Staat in diesem Jahr verstärkt in<br />

kulturelle Veranstaltungen in der Hauptstadt<br />

Manama. Ende Februar wurde die Küstenstadt<br />

zur „Hauptstadt des arabischen Tourismus<br />

<strong>2013</strong>“ erklärt. Bereits im Januar öffnete<br />

im Bahrain National Museum von Manama<br />

die Kunstausstellung „Fine Arts“. Doch will<br />

Bahrain auch seine architektonischen Sehenswürdigkeiten<br />

verstärkt fördern. Hierfür<br />

wurden das 200 Jahre alte Riffa Fort, das Bab<br />

Al Bahrain-Tor, das Postmuseum und das Bu<br />

Maher Fort Visitor Center identifiziert.<br />

Foto: Messe Berlin GmbH<br />

Wie Bahrains Kultur- und Informationsministerin<br />

Shaikha Mai bint Mohammed Al<br />

Khalifa auf der ITB erklärte, hat das Königreich<br />

im vergangenen Jahr rund sieben Mio.<br />

Gäste verzeichnet. Rund 40 Prozent davon<br />

waren jedoch Tagesbesucher, die aus Nachbarländern<br />

wie Saudi-Arabien und Katar<br />

nach Bahrain reisen. Durch gezieltere Werbung<br />

soll erreicht werden, dass diese Touristen<br />

länger in dem Königreich verweilen.<br />

Wieder vertreten auf ITB war der Jemen.<br />

„Die Präsenz des Jemen auf der ITB Berlin<br />

ist für uns sehr wichtig. Wir sind vor allem<br />

hier, um Flagge zu zeigen und Kontakte zu<br />

knüpfen“, sagte Fatima Ali Huraibi, Executive<br />

Director des Yemen Tourism Promotion<br />

Board. Ihr Land sei stolz auf seine alten Traditionen,<br />

historischen Gebäude und vielfältigen<br />

Landschaften, die auch von der Unesco<br />

honoriert werden. Das Land hat vier Weltkulturerbestätten:<br />

Die Altstadt von Schibam<br />

mit der Stadtmauer, die Altstadt von Sanaa,<br />

die Medina von Zabid und das Sokotra-Archipel.<br />

„Wir wissen, die Deutschen reisen<br />

gern und viel, interessieren sich für Kultur,<br />

Geschichte und Abenteuer. Hier sehen wir<br />

in der Zukunft einen guten Quellenmarkt“,<br />

sagte Frau Huraibi. Yemen Airways fliegt –<br />

je nach Saison – zwei bis drei Mal wöchentlich<br />

zwischen Sanaa und Frankfurt.<br />

Der Tourismus in dem Emirat Dubai boomt<br />

weiter. „Wir sind mit großem Schwung in das<br />

Jahr <strong>2013</strong> gestartet und sind rundum positiv<br />

eingestimmt. In 2012 hat der Tourismussektor<br />

in Dubai ein beachtliches Wachstum verzeichnet“,<br />

erklärte Mara Kaselitz, Direktorin<br />

des Dubai Department of Tourism and Commerce<br />

Marketing in Deutschland. Mehr als<br />

Tunesien auf der ITB<br />

neun Mio. Hotel- und Apartmentgäste registrierte<br />

das Emirat 2012. Die Übernachtungszahlen<br />

stiegen um 15 Prozent, und die Zahl<br />

der Hotelanlagen wuchs um drei Prozent. Im<br />

Jahr 2012 hießen die Hotels und Hotelapartments<br />

in Dubai insgesamt 314.951 Gäste aus<br />

Deutschland willkommen, was ein Besucherplus<br />

von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr<br />

war. Die Übernachtungen legten sogar<br />

um 20 Prozent zu.<br />

Der CEO der Dubai Airports, Paul Griffiths,<br />

berichtete über die Eröffnung des Concourse<br />

A, des weltweit ersten, speziell für den Airbus<br />

A380 konstruierten Terminals, auf dem Dubai<br />

International Airport. Er erhöht die Kapazität<br />

des Flughafens auf 90 Mio. Fahrgäste. „Wir<br />

prüfen gerade unseren Masterplan, welche<br />

weiteren Optionen bestehen“, sagte Paul<br />

Griffiths. Parallel dazu läuft die Entwicklung<br />

des neuen Flughafens Dubai World Central,<br />

der bisher überwiegend von Luftfrachtgesellschaften<br />

und der General Aviation benutzt<br />

wird. Ab 2025 soll er eine Ausbaustufe erreicht<br />

haben, die eine Verlegung des gesamten<br />

Verkehrs des Home-Carriers Emirates an den<br />

neuen Standort ermöglicht. Im Jahr 2035 soll<br />

der Airport die vorläufige Endkapazität von<br />

160 Millionen Passagieren als dann größter<br />

Flughafen der Welt erreichen. Derzeit bieten<br />

in Dubai neben den Home-Carriern Emirates<br />

und FlyDubai insgesamt rund 150 Airlines<br />

Flüge zu 340 Zielen an.<br />

Die Fluggesellschaft Emirates betonte auf<br />

der ITB Berlin, dass sie weiter daran interessiert<br />

ist, in Deutschland zusätzlich Berlin<br />

und Stuttgart anzufliegen. Die entsprechenden<br />

Verhandlungen mit dem Bundesverkehrsministerium<br />

seien allerdings „etwas<br />

ruhiger geworden“, sagte Volker Greiner,<br />

Vizepräsident der Airline für Nord- und<br />

Zentraleuropa. Das Thema Berlin sei mit<br />

der Verschiebung der Eröffnung des neuen<br />

Flughafens „etwas in die Ferne gerückt“.<br />

Im Deutschland-Verkehr hat Emirates die<br />

Kapazität im laufenden Geschäftsjahr durch<br />

den Einsatz größerer Maschinen und durch<br />

zusätzliche Flüge nach Frankfurt und Hamburg<br />

um 30 Prozent erhöht und im Februar<br />

eine Spitzenauslastung von 90 Prozent<br />

erreicht. First- und Business-Class machen<br />

einen Umsatzanteil von 37 Prozent aus, den<br />

Greiner auf 40 Prozent steigern möchte. Gut<br />

60 Prozent der Passagiere nutzen Dubai als<br />

Drehkreuz für andere Destinationen, insbesondere<br />

nach Australien, Neuseeland, China<br />

und zu den touristischen Zielen in Thailand<br />

und im Indischen Ozean. Neue Verbindungen<br />

werden in diesem Jahr nach Tokio-Haneda<br />

sowie zum Clark International Airport<br />

auf den Philippinen eröffnet.<br />

27<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong>


SOUQ<br />

tourismus<br />

„Qatar Airways hat eine<br />

rasante Entwicklung durchlebt“<br />

Im Gespräch mit dem SOUQ spricht Akbar Al Baker, CEO von Qatar Airways, über die rasante Entwicklung des Unternehmens.<br />

Von nur vier Flugzeugen im Jahr 1997 sei die Flotte bis heute auf über 120 Flugzeuge erweitert. Bis zum<br />

Jahr 2015 solle die bestehende Flotte sogar auf 170 Flugzeuge aufgestockt werden. Deutschland sei das zweitbeliebteste<br />

europäische Reiseziel der Menschen aus den Golfstaaten, so Al Baker.<br />

SOUQ: Herr Al Baker, Qatar Airways<br />

wächst rasant. Was sind die Gründe für<br />

diesen Erfolg? Profitiert Qatar Airways vor<br />

allem von der geografischen Lage zwischen<br />

Europa und Asien?<br />

Al Baker: In nur 16 Jahren Flugbetrieb hat<br />

Qatar Airways eine rasante Entwicklung<br />

durchlebt, die sie zu einer der am schnellsten<br />

wachsenden Airlines weltweit macht:<br />

Unsere Fluggesellschaft ist in beispielloser<br />

Geschwindigkeit von einem regionalen Anbieter<br />

zu einem international angesehenen<br />

Carrier gewachsen.<br />

Beflügelt von der Vision, die beste Fluggesellschaft<br />

der Welt zu werden, konnten<br />

wir in den vergangenen Jahren ein enormes<br />

Wachstum verzeichnen und erreichten<br />

im Sommer 2011 unser ehrgeiziges Ziel,<br />

als Qatar Airways bei den renommierten<br />

Skytrax World Airline Awards zur Airline<br />

des Jahres 2011 gewählt wurde. Auch 2012<br />

konnte Qatar Airways den Titel zum zweiten<br />

Mal in Folge für sich beanspruchen.<br />

Über 18 Millionen Passagiere weltweit hatten<br />

bei der Umfrage abgestimmt. Das zeigt<br />

uns, dass Qatar Airways in der Lage ist, ihre<br />

härtesten Kritiker zufrieden zu stellen –<br />

nämlich die Passagiere.<br />

Qatar Airways profitiert tatsächlich von der<br />

geografischen Lage zwischen Europa und<br />

Asien. Das Drehkreuz in Doha ermöglicht<br />

es, unseren Passagieren bequeme Verbindungen<br />

zwischen Ost und West anzubieten.<br />

SOUQ: Was sind die Säulen der geschäftlichen<br />

Strategie von Qatar Airways? Was<br />

zeichnet Qatar Airways aus?<br />

Al Baker: Neben der Verstärkung der Aktivitäten<br />

auf beliebten Strecken im weltweiten<br />

Netzwerk von Qatar Airways sieht<br />

unsere Expansionsstrategie außerdem die<br />

Akbar Al Baker, CEO von Qatar Airways<br />

Erschließung neuer, bisher unterversorgter<br />

Märkte vor, in deren wirtschaftlicher und<br />

touristischer Entwicklung ein klarer Aufwärtstrend<br />

erkennbar ist.<br />

Im Rahmen unseres rasanten Wachstums<br />

stellen wir zudem kontinuierlich sicher,<br />

dass unsere Service-Standards stets den hohen<br />

Ansprüchen unserer Mitarbeiter und<br />

Passagiere genügen.<br />

Die einzigartige Kombination aus höchsten<br />

Service-Standards, bestmöglicher Auswahl<br />

und Flexibilität bei der Reiseplanung und<br />

Innovation gepaart mit einem hervorragenden<br />

Preis-Leistungsverhältnis zeichnet das<br />

Angebot von Qatar Airways aus.<br />

SOUQ: Wie umfangreich ist die Flugzeug-<br />

Flotte von Qatar Airways und wie wird sich<br />

diese in Zukunft entwickeln? Welche Bedeutung<br />

hat Airbus für Qatar Airways?<br />

Al Baker: Die Anzahl der Flugzeuge in der<br />

Qatar Airways-Flotte wächst kontinuierlich<br />

an: Von nur vier Flugzeugen 1997 wuchs<br />

unsere Flotte bis 2006 auf 50 Flugzeuge an<br />

und erreichte im Oktober 2011 den Meilenstein<br />

von 100 Flugzeugen. Derzeit betreibt<br />

Qatar Airways mehr als 120 Flugzeuge. Bis<br />

zum Jahr 2015 soll die bestehende Flotte auf<br />

170 Flugzeuge aufgestockt werden.<br />

Qatar Airways betreibt eine der jüngsten<br />

Flugzeugflotten der Welt. Unsere modernen<br />

Airbus- und Boeing-Flugzeuge haben ein<br />

Durchschnittsalter von unter vier Jahren.<br />

Derzeit stehen bei Qatar Airways Lieferungen<br />

für mehr als 250 Flugzeuge mit einem<br />

Gesamtwert von über 50 Milliarden US-<br />

Dollar aus, darunter Flugzeuge vom Typ<br />

Airbus A350, A380, A320 Neo und Boeing<br />

787.<br />

SOUQ: Wie wichtig ist der deutsche Markt<br />

für Qatar Airways?<br />

Al Baker: Deutschland ist einer unserer<br />

Schlüsselmärkte in Europa, in dem wir mit<br />

Foto: Qatar Airways<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />

28


tourismus<br />

SOUQ<br />

im Jahr. Bis zur kompletten Betriebsbereitschaft<br />

des Flughafens soll die Kapazität<br />

dann auf mehr als das Doppelte – zirka 50<br />

Millionen Passagiere im Jahr – vergrößert<br />

werden.<br />

Qatar Airways wird den gesamten Flugbetrieb<br />

bis Ende des Jahres an den Hamad<br />

International Airport verlegen. Wir werden<br />

für das Management des neuen Flughafens<br />

verantwortlich sein. Der Hamad International<br />

Airport ist der erste Flughafen weltweit,<br />

der uneingeschränkten Flugbetrieb für<br />

sämtliche Verkehrsflugzeuge bietet, darunter<br />

auch der neue Airbus A380 – das größte<br />

Passagierflugzeug der Welt.<br />

Hamad International Airport<br />

unseren drei Zielen München, Frankfurt und<br />

Berlin mittlerweile sehr gut aufgestellt sind.<br />

Deutschland ist das zweitliebste europäische<br />

Reiseland der Menschen aus den Golfstaaten,<br />

daher erfreuen sich alle Strecken nach<br />

Deutschland großer Beliebtheit. Aufgrund<br />

der starken wirtschaftlichen Zusammenarbeit<br />

zwischen Qatar und Deutschland boomt<br />

auch der Geschäftsreisemarkt.<br />

SOUQ: Wie haben sich die Verbindungen<br />

zwischen Deutschland und Katar entwickelt?<br />

Werden die Verbindungen weiter<br />

ausgebaut?<br />

Al Baker: Die Strecke Doha – München war<br />

unser erster Schritt in den deutschen Markt,<br />

bevor weitere Verbindungen nach Frankfurt<br />

und in die Hauptstadt Berlin folgten. 1998<br />

haben wir mit München den ersten Schritt<br />

in den deutschen Markt gewagt und in diesem<br />

Jahr feiern wir unsere fünfzehnjährige<br />

Präsenz in Deutschland.<br />

gibt es jedoch keine konkreten Pläne, die<br />

Aktivitäten in Deutschland weiter zu verstärken.<br />

SOUQ: Wie wichtig ist der Hamad International<br />

Airport für Qatar Airways? Welche<br />

Auswirkungen wird der neue Flughafen auf<br />

das Geschäft von Qatar Airways haben?<br />

Al Baker: Das enorme Wachstum von Qatar<br />

Airways erfordert neue Flughafeneinrichtungen,<br />

die das kontinuierlich wachsende<br />

Passagiervolumen am Drehkreuz in Doha<br />

auffangen.<br />

Der Hamad International Airport, der im<br />

Laufe des Jahres in Betrieb genommen wird,<br />

ermöglicht in der Eröffnungsphase eine Kapazität<br />

von bis zu 28 Millionen Passagieren<br />

Qatar Airways Business Class an Bord des Boeing 787 Dreamliners<br />

Hamad International Airport wird ein Flughafen<br />

der Superlative: 41 Kontakt-Gates für<br />

die Abfertigung von Großraumflugzeugen,<br />

eine 40.000 Quadratmeter große Fläche für<br />

den Einzelhandel, komfortable Lounges und<br />

mehrstöckige Parkanlagen für Kurz- und<br />

Langzeitparker. Zu den Neuausstattungen<br />

gehören ein Emiri Terminal-Komplex für<br />

VIP Flüge, ein Cargo-Terminalgebäude sowie<br />

Hangars und Infrastruktur für ergänzende<br />

Fluggesellschaft- und Flughafen-<br />

Services. Zusätzlich zum angrenzenden<br />

Flughafenhotel wird es direkt im Terminal<br />

ein Hotel mit 100 Zimmern geben, um die<br />

Wege der Besucher und Transitpassagiere<br />

zu verkürzen.<br />

Sobald Qatar Airways den hochmodernen<br />

Hamad International Airport in Betrieb<br />

nimmt, genießen Passagiere nicht nur über<br />

den Wolken, sondern auch am Boden ein<br />

exzellentes Reiseerlebnis.<br />

Der Passagierbetrieb auf allen drei deutschen<br />

Strecken entwickelt sich außerordentlich<br />

gut, sodass wir die Aktivitäten in Deutschland<br />

in den vergangenen Jahren von 24 auf<br />

35 Flüge pro Woche steigern konnten. Berlin<br />

wird täglich, Frankfurt und München werden<br />

zweimal täglich bedient. Auf zwei der<br />

drei Routen kommen zudem Großraumflugzeuge<br />

vom Typ Boeing 787 zum Einsatz.<br />

Fotos: Qatar Airways<br />

Natürlich sind wir besonders in unseren<br />

Schlüsselmärkten stets auf der Suche nach<br />

neuen Wachstumsmöglichkeiten. Derzeit<br />

29<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong>


SOUQ Branchen<br />

Bahrain bietet ideale Rahmenbedingungen für<br />

ausländische Unternehmen<br />

Mit seinem liberalen Wirtschaftsklima ist Bahrain schon seit langem eine erfolgreiche Handelsnation und Anziehungspunkt<br />

für internationale Unternehmen. Ein Handelszentrum ist der Inselstaat bereits seit mehr als 4.000<br />

Jahren – als Land Dilmun mit einer der ältesten Hochkulturen der Welt und an der Wiege der Handelswege der Welt<br />

gelegen. Der folgende Text wurde dem SOUQ vom Bahrain Economic Development Board zur Verfügung gestellt.<br />

Bab al Bahrain - Tor zum Manama Souq<br />

Bahrain verfügt heute über ein dynamisches<br />

und unternehmerfreundliches Wirtschaftssystem.<br />

Als erster Golfstaat fand<br />

er im vergangenen Jahrhundert Erdöl auf<br />

seinem Hoheitsgebiet – und diversifizierte<br />

anschließend erfolgreich seine Volkswirtschaft,<br />

indem er seinen Erdölhandel<br />

durch andere Einnahmequellen ergänzte.<br />

Schon früh baute der Staat seinen Finanzdienstleistungssektor<br />

auf. Nach vier<br />

Jahrzehnten starken Wachstums und kontinuierlicher<br />

Entwicklung floriert er auch<br />

heute noch. Weitere Sektoren sind hinzugekommen.<br />

Die enge Zusammenarbeit<br />

zwischen der Regierung und dem privaten<br />

Sektor erleichterte diese Entwicklung<br />

ebenso wie das Zusammenspiel weiterer<br />

Faktoren: eine starke Ausrichtung auf die<br />

Aus- und technische Weiterbildung der<br />

Arbeitskräfte vor Ort, die Unterstützung<br />

von Unternehmen bei der Erweiterung<br />

der Fachkompetenzen ihrer Belegschaft,<br />

und nicht zuletzt die Bemühungen der<br />

Regierung um eine effiziente und verlässliche<br />

Verwaltung.<br />

Bahrain verschafft Unternehmen<br />

Zugang zu einem Billionen-Dollar-<br />

Markt.<br />

Bahrain bietet deutschen Unternehmen,<br />

die sich in der arabischen Welt niederlassen<br />

wollen, nahezu ideale Bedingungen.<br />

Unternehmen mit Sitz im Königreich Bahrain<br />

erhalten aufgrund der hervorragenden<br />

strategischen Position des Inselstaates<br />

einen guten Zugang zu den Märkten der<br />

Golfregion. Schon jetzt beläuft sich das<br />

kombinierte BIP der Mitgliedsstaaten des<br />

Golf-Kooperationsrats (GCC) – Saudi-<br />

Arabien, Vereinigte Arabische Emirate,<br />

Kuwait, Katar, Oman und Bahrain – auf<br />

mehr als eine Billion Dollar und wird sich<br />

in Zukunft noch weiter erhöhen, da die<br />

Bevölkerung stetig wächst und diese Nationen<br />

auf dem wirtschaftlichen Vormarsch<br />

sind. Unternehmen, die sich in Bahrain<br />

niederlassen, profitieren auch vom zollfreien<br />

Zugang zu den Märkten der USA,<br />

des GCC und zur arabischen Freihandelszone<br />

GAFTA.<br />

Warum gerade Bahrain?<br />

Es gibt viele Gründe dafür, warum Bahrain<br />

ein idealer Ausgangspunkt für den<br />

Zugang zum rasant wachsenden Markt<br />

der Golfregion ist. Zum ersten ist der arabische<br />

Staat dafür bekannt, dass er Unternehmen<br />

eine große Handlungsfreiheit<br />

bietet. Erst kürzlich kam er weltweit auf<br />

Platz 12 im „Index of Economic Freedom“<br />

von <strong>2013</strong>, den die Heritage Foundation in<br />

Kooperation mit dem Wall Street Journal<br />

herausgibt. Damit gelangte Bahrain als<br />

erster Staat der Region unter die Top-20<br />

der Welt. Seit Einführung des Index im<br />

Jahre 1995 war Bahrain stets Spitzenreiter<br />

unter den Golfstaaten. Ausländische Un-<br />

Foto: EDB<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />

30


GEBHaRDt PRInCIPLE | EFFICIEnCY SOUQ<br />

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31<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong>


SOUQ<br />

Branchen<br />

Durch den 25km langen King Fahd Causeway hat Bahrain seit 1986 eine Landgrenze mit Saudi-Arabien<br />

ternehmer profitieren außerdem davon,<br />

dass sich Unternehmen in den meisten<br />

Wirtschaftsbereichen zu 100% in ausländischer<br />

Hand befinden dürfen, und dass es<br />

hinsichtlich der Rückführung von Kapital,<br />

Gewinnen oder Dividenden keinerlei Beschränkungen<br />

gibt. Darüber hinaus bietet<br />

das Königreich Bahrain aber noch eine<br />

ganze Reihe anderer Anziehungspunkte<br />

für Unternehmen, die sich in der Golfregion<br />

niederlassen und auf die Märkte der<br />

arabischen Welt zugreifen wollen: Steuern<br />

und Betriebskosten gehören zu den<br />

niedrigsten der Golfregion, und die Körperschaftssteuer<br />

beträgt 0 Prozent.<br />

Zum zweiten liegt Bahrain im Herzen der<br />

Golfregion und bietet eine verkehrsgünstige<br />

Anbindung zu allen größeren Märkten.<br />

Zudem hat das Königreich ein bewährtes<br />

Rechts- und Aufsichtssystem, welches Investoren<br />

garantiert, dass ihre Interessen<br />

auf faire, offene und transparente Weise<br />

gewahrt werden.<br />

Aus- und Weiterbildung<br />

schlossen, auch weiterhin in die Zukunft<br />

des Landes zu investieren. In den nächsmaßgeblich<br />

zum Erfolg des Landes beigetragen,<br />

und die Politiker sind fest ent-<br />

Bahrain wurde bereits von mehreren renommierten internationalen Organisationen für<br />

sein günstiges Wirtschaftsklima und seine Freiheiten für Unternehmen geehrt. Im „Index<br />

of Economic Freedom“ von <strong>2013</strong> errang Bahrain 75,5 von 100 Punkten, und brachte es<br />

damit auf Platz 12 (von 177) der wirtschaftlich freiesten Nationen der Welt und auf Platz<br />

1 unter den 15 Ländern der Region Mittlerer Osten / Nordafrika (Mena). Im Index wird<br />

vor allem darauf hingewiesen, dass „der Wandel [des Königreichs] zu größerer Offenheit,<br />

Diversifizierung und Modernisierung auf starken Fundamenten wirtschaftlicher Freiheit<br />

ruht“, und dass Bahrain als Vorreiter in puncto Wirtschaftsfreiheit den anderen Ländern<br />

der Region als großes Vorbild dient.<br />

• Eine Umfrage unter 1.500 Führungskräften in 22 Ländern Europas und der arabischen<br />

Welt, die KPMG zum Thema „Erfolg in einer sich verändernden Welt“ („Succeeding<br />

in a changing world“) durchführte, ergab, dass Bahrain ein „Vorreiter der Region“ mit<br />

dem „freizügigsten Wirtschaftssystem des GCCs“ ist. Dabei hebt der Bericht hervor,<br />

dass Bahrains verhältnismäßiger Mangel an fossilen Brennstoffen dazu geführt hat,<br />

dass Bahrain „in finanzieller Hinsicht am vorausschauendsten“ ist.<br />

• Im „Financial Development Report 2012“ des „World Economic Forum“ (WEF) kam<br />

Bahrain unter 60 Ländern auf Platz 25 und wurde zweiter unter den GCC-Mitgliedsstaaten<br />

– mit einer starken Corporate Governance (Platz 17) und einem hohen Grad<br />

an Liberalisierung des Finanzsektors (Platz 15). Im Bereich Steuern erlangte Bahrain<br />

den ersten Platz und erzielte einen sehr guten zweiten Platz im Hinblick auf die<br />

Stabilität seines Bankensystems.<br />

Unternehmen in Bahrain profitieren zudem<br />

von sehr gut ausgebildeten Fachkräften<br />

– die meisten von ihnen Einheimische.<br />

Etwa zwei Drittel der Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer im Finanzdienstleistungssektor<br />

sind Bahrainis. Das Bildungssystem<br />

des Inselstaats hat bis heute<br />

• Im „Ease of Doing Business Report 2012“ von der Weltbank erreichte Bahrain im<br />

globalen Vergleich Platz 38.<br />

• Seit 2012 rangiert Bahrain im „Global Competitiveness Report“ des WEF auf Platz<br />

35 und damit im ersten Drittel der wettbewerbsfähigsten Länder der Welt.<br />

Foto: EDB<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />

32


Branchen<br />

SOUQ<br />

ten zehn Jahren werden schätzungsweise<br />

100.000 junge Menschen auf den Arbeitsmarkt<br />

drängen und Unternehmen die große<br />

Gelegenheit bieten, das Fachkräftepotential<br />

dieses Staates gewinnbringend zu<br />

nutzen.<br />

Eine hervorragende Infrastruktur<br />

Auch das wirtschaftspolitische Umfeld hat<br />

viel lobende Anerkennung gefunden. Der<br />

„Global Competitiveness Report“ 2012-13<br />

des „World Economic Forums“ (WEF) hob<br />

die stabilen makroökonomischen Rahmenbedingungen<br />

des Königreichs hervor und<br />

verwies neben den erheblichen Verbesserungen<br />

im Gesundheitswesen, im Bildungssystem<br />

und auf dem Arbeitsmarkt<br />

auch auf die starke Infrastruktur des Königreichs<br />

(Vgl. Kasten, S. 32).<br />

Bahrains Verkehrsnetz profitiert von seiner<br />

günstigen strategischen Lage als „Tor<br />

zur Golfregion“. Neue infrastrukturelle<br />

Projekte trugen in der jüngsten Vergangenheit<br />

zu weiteren Verbesserungen bei.<br />

Dazu gehören unter anderem: der Ausbau<br />

der „Bahrain Logistics Zone“, welche damit<br />

zur ersten Logistik-Boutique der Region<br />

wurde, die sich auf Wiederausfuhr<br />

und wertschöpfende Aktivitäten konzentriert<br />

– sowie die angrenzenden Khalifa<br />

Bin Salman Ports (KBSP) (unter Leitung<br />

von APM Terminals). Dadurch wuchs Bahrain<br />

um weitere moderne Anlagen, um den<br />

steigenden Anforderungen an den Güterverkehr<br />

gerecht zu werden. Außerdem<br />

wird der „Bahrain International Airport“<br />

gerade baulich erweitert. Angestrebt wird<br />

eine Verdreifachung der bestehenden Güterverkehrskapazitäten.<br />

Die hier genannten Projekte, mit denen<br />

Bahrain noch näher an die Märkte seiner<br />

direkten Nachbarn rückt – Saudi-Arabien<br />

liegt schließlich nur 13 Kilometer vom<br />

„Bahrain International Airport“ entfernt<br />

– bieten hervorragende Möglichkeiten<br />

für den Ausbau der wirtschaftlichen<br />

Beziehungen zwischen Bahrain und<br />

Deutschland. Eine zweite Dammstraße,<br />

welche Bahrain mit Katar verbinden soll,<br />

ist bereits in Planung.<br />

Konzentration auf den privaten<br />

Sektor<br />

Bahrains Bedingungen für private Investitionen<br />

bspw. in der Energiebranche<br />

unterscheiden sich in mehrfacher Hinsicht<br />

von denen seiner GCC-Nachbarn.<br />

Eine Staatsbeteiligung ist hier nicht obligatorisch.<br />

Die „Electricity and Water<br />

Authority“ hält keine Beteiligungen an<br />

den drei privaten Kraftwerken (Hidd,<br />

Ezzel und Addur 1), während die Energiebehörde<br />

eines angrenzenden Staates<br />

60-prozentige Anteilseignerin an den<br />

heimischen Public-Private-Partnership-<br />

Projekten ist.<br />

Gute Geschäftsgelegenheiten für<br />

deutsche Unternehmen<br />

Die Erzeugung erneuerbarer Energien ist<br />

auch in Bahrain ein aktuelles Thema. Seit<br />

2005 ist ein Komitee für erneuerbare Energien<br />

für die Energie- und Wasserbehörde<br />

tätig. Die Entscheidung für ein Pilotprojekt<br />

wurde bereits 2009 getroffen. Es besteht<br />

aus einer Solar-Windkraft-Anlage<br />

mit einer Leistung von 2x 5 MW. Das<br />

deutsche Bauunternehmen Fichtner wurde<br />

als Berater engagiert. Die Gesamtinvestitionen<br />

belaufen sich auf schätzungsweise<br />

100 Mio. USD.<br />

Auch in Askar befinden sich zurzeit zwei<br />

Anlagen im Bau: eine Müllverbrennungsanlage<br />

mit einer Leistung von 25 MW und<br />

eine Recyclinganlage. Die Müllverbrennungsanlage<br />

soll jährlich schätzungsweise<br />

390.000 Tonnen Hausmüll in Energie umwandeln<br />

und Ende des Jahres fertiggestellt<br />

sein. Bislang gibt es nur eine Mülldeponie<br />

in Askar.<br />

Khalifa Bin Salman Port<br />

Foto: EDB<br />

33<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong>


SOUQ<br />

Branchen<br />

etwa 550 Deutsche haben sich im Königreich<br />

niedergelassen.<br />

Im Jahr 2012 erhielt Deutschlands führende<br />

Versicherungsgruppe Talanx die Genehmigung<br />

von der Zentralbank von Bahrain,<br />

eine Tochtergesellschaft im Königreich zu<br />

gründen. Auch die globale Rückversicherungsgruppe<br />

Hannover RE hat ihren regionalen<br />

Hauptsitz in Bahrain und profitiert<br />

von den aufsichtsrechtlichen Normen des<br />

Königreichs.<br />

Eine ganze Reihe weiterer deutscher Unternehmen<br />

hat in jüngster Zeit Anlagen<br />

im „Bahrain International Investment<br />

Park“ der „Salman Industrial City“ eröffnet.<br />

Das deutsche Familienunternehmen<br />

RMA beschritt im „Bahrain International<br />

Investment Park“ (BIIP) Ende des vergangenen<br />

Jahres neue Wege. Das Werk der<br />

RMA stellt auf einer Fläche von 6.000 qm-<br />

Rohrleitungen für die Erdöl- und Erdgasindustrie<br />

her. BASF, der weltweit führende<br />

Chemiekonzern, hat eine Produktionsanlage<br />

im BIIP, die maßgeschneiderte Antioxidationsmittel<br />

(CSB) herstellt. Siemens<br />

gab kürzlich bekannt, im BIIP ein metallurgisches<br />

Dienstleistungszentrum als Teil<br />

seiner 5,6-Millionen-Dollar-Investition<br />

gründen zu wollen.<br />

Blick auf Bahrain World Trade Centre von der Küste aus<br />

Deutsch-Bahrainische<br />

Beziehungen<br />

Deutschland ist für Bahrain ein wichtiger<br />

Handelspartner, dessen Unternehmen und<br />

Produkte hohes Ansehen im Königreich<br />

genießen. Die 20 größten Handelspartner<br />

waren zusammen für 89% aller Importe in<br />

Bahrain verantwortlich, und in 2011 war<br />

Deutschland der siebtgrößte Exporteur<br />

von Waren nach Bahrain. Der Wert der<br />

bilateralen Handelstransaktionen belief<br />

sich auf mehr als 643 Mio. USD. Außerdem<br />

ist Deutschland einer der wichtigsten<br />

Exportpartner Bahrains, hauptsächlich<br />

für Petrochemikalien und Aluminiumprodukte.<br />

Die Grundlagen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit<br />

sind in zahlreichen Vereinbarungen<br />

festgehalten, die zwischen<br />

Bahrain und Deutschland bestehen. Dazu<br />

gehört auch ein „Memorandum of Understanding“<br />

(MoU) in Bezug auf Handelsund<br />

Industriekooperationen, das im April<br />

2006 in Kraft trat, sowie eine Vereinbarung<br />

zur Förderung und zum Schutz bilateraler<br />

Investitionen, die im Februar 2007<br />

unterzeichnet wurde. Diplomatische Beziehungen<br />

bestehen nun inzwischen seit<br />

mehr als 40 Jahren. Die offizielle Reise von<br />

Kanzlerin Angela Merkel nach Bahrain im<br />

Jahre 2010 sowie der Besuch des Königs<br />

und Kronprinzen in Deutschland im Jahre<br />

2008 zeigen, wie sehr beiden Ländern die<br />

wachsende und wichtige Partnerschaft am<br />

Herzen liegt.<br />

Derzeit sind mehr als 250 deutsche Unternehmen<br />

und Institutionen in Bahrain tätig,<br />

Diese Unternehmen profitieren von Bahrains<br />

Bemühungen um eine fundierte<br />

Aus- und Weiterbildung seiner Fachkräfte.<br />

Im Jahr 2011 rief das Bahrain Economic<br />

Development Board ein „International<br />

Placement Programme“ ins Leben, das den<br />

interkulturellen Austausch fördern und<br />

Hochschulabsolventen des Landes Gelegenheit<br />

geben soll, bei wichtigen Handelspartnern<br />

im Ausland (darunter auch<br />

Deutschland) berufliche Erfahrungen zu<br />

sammeln und eine neue Sprache zu lernen.<br />

Bis heute haben sich bereits HOCH-<br />

TIEF, RMA und BASF diesem Programm<br />

angeschlossen, und Bahrain ist fest entschlossen,<br />

sein Berufsbildungsprogramm<br />

weiter auszubauen.<br />

Für internationale Unternehmen, die auf<br />

dem Billionen Dollar schweren Markt der<br />

Golfregion Fuß fassen und Zugang zu zahlreichen<br />

Geschäftsmöglichkeiten erhalten<br />

wollen, ist Bahrain der geradezu ideale Ausgangspunkt.<br />

Die Regierung des Königreichs<br />

ist sehr an weiteren Kooperationen mit deutschen<br />

Unternehmen interessiert.<br />

Foto: EDB<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />

34


locAl<br />

knowledge<br />

goes<br />

A long<br />

wAy.<br />

AlgeriA, AustriA,<br />

BAhrAin, egypt,<br />

FrAnce, germAny,<br />

itAly, JordAn, liByA,<br />

leBAnon, morocco,<br />

north AmericA,<br />

pAlestine, omAn,<br />

QAtAr, sAudi ArABiA,<br />

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Conduct Authority and the Prudential Regulation Authority.


SOUQ<br />

Branchen<br />

Die Marktforschungsfirma International Data Corporation (IDC) sagt für dieses Jahr IT-<strong>Ausgabe</strong>n in der gesamten arabischen Welt von 32 Mrd. US-Dollar voraus.<br />

Die arabischen Länder investieren massiv in<br />

die Informations- und Kommunikationstechnik<br />

Die Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) bleibt in den arabischen Ländern ein Wachstumssektor. Die<br />

meisten Länder investieren weiter massiv. Für deutsche Firmen eröffnen sich insbesondere bei Sicherheitstechnologien<br />

gute geschäftliche Chancen.<br />

Von Dr. Ralf Neubauer<br />

„Technological readiness in GCC: future<br />

looks bright“, lautete die Headline eines Artikels<br />

in der Zeitung „Gulf News“ im vergangenen<br />

April. Anlass war die Veröffentlichung<br />

des „Global Information Technology Report<br />

<strong>2013</strong>“, einer gemeinsamen Studie des World<br />

Economic Forum und der Business School Insead,<br />

die von der internationalen Strategieberatung<br />

Booz & Company erstellt wurde.<br />

Bereits zum zwölften Mal wurde der Network<br />

Readiness Index (NRI) errechnet. Er gilt als<br />

einer der wichtigsten Indizes zur Messung<br />

der Ausstattung und Nutzung von Informations-<br />

und Kommunikationstechnologie<br />

(IKT) in einem Land. Booz analysierte die<br />

Verhältnisse in insgesamt 144 Ländern. Die<br />

wesentlichen Faktoren, die in die Berechnung<br />

des NRI einfließen, sind die Bereitschaft zur<br />

regelmäßigen Nutzung von IKT, die tatsächliche<br />

Verwendung von IKT sowie die entsprechenden<br />

politischen Rahmenbedingungen.<br />

In dem Ranking, das Booz auf der Grundlage<br />

der Berechnungen erstellte, belegen die<br />

Staaten des Golfkooperationsrates (GCC)<br />

durchweg vordere Plätze. Am besten bewertet<br />

wurde Katar auf Rang 23, gefolgt von<br />

den Vereinigten Arabischen Emiraten (25),<br />

Bahrain (29), Saudi-Arabien (31), Oman (40)<br />

und Kuwait (62). Auch Jordanien landete mit<br />

Rang 47 relativ weit vorne in dem Ranking.<br />

Das Ergebnis der Untersuchung kann nicht<br />

besonders überraschen. Denn die privaten<br />

Unternehmen und Regierungen in den<br />

GCC-Staaten investieren massiv in die Informations-<br />

und Kommunikationstechnologie.<br />

Die Marktforschungsfirma International<br />

Data Corporation (IDC) sagt für dieses<br />

Jahr IT-<strong>Ausgabe</strong>n in der gesamten arabischen<br />

Welt von 32 Mrd. US-Dollar voraus.<br />

Ein großer Teil davon wird auf Software<br />

und IT-Dienstleistungen entfallen. Das berichtet<br />

die emiratische Zeitung „Khaleej<br />

Times“ unter Berufung auf IDC-Vizepräsident<br />

Jyoti Lalchandani.<br />

Der Prognose zufolge wird allein Saudi-<br />

Arabien in diesem Jahr rund zehn Mrd.<br />

US-Dollar für Informationstechnologie ausgeben.<br />

Das Königreich ist damit der größte<br />

Investor, gefolgt von den VAE mit geschätzten<br />

<strong>Ausgabe</strong>n in Höhe von sieben Mrd. US-<br />

Dollar. An dritter Stelle folgt Ägypten mit<br />

drei Mrd. US-Dollar. Laut Lalchandani wird<br />

der Markt bis 2016 ein Volumen von 41 Mrd.<br />

US-Dollar erreichen. Kunden seien in erster<br />

Linie Banken, Telekommunikationsunternehmen,<br />

die Regierungen sowie der Öl- und<br />

Gassektor.<br />

Eines der wichtigsten Investitionsmotive ist<br />

die Verbesserung der Sicherheit. Cybercrime<br />

sei ein sehr innovatives Feld und erfordere<br />

verstärkte Abwehrmaßnahmen, war etwa<br />

der Tenor auf dem Middle East CIO Summit<br />

im vergangenen Februar in Dubai. Dabei<br />

sind nicht nur Hardware und Software<br />

gefragt, sondern vor allem auch Expertise.<br />

Regionalbanken und örtliche Finanzinstitute<br />

verfügen beispielsweise nicht über ausreichendes<br />

Know-how, um IT-gestützte Sicherheitssysteme<br />

gegen Betrug und Unterschlagungen<br />

zu installieren.<br />

Foto: flickr_Nick Taylor<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />

36


Branchen<br />

SOUQ<br />

Laut Germany Trade & Invest (GTAI) ist<br />

insbesondere in den arabischen Golfstaaten<br />

die Nachfrage nach Sicherheitstechnologien<br />

und -dienstleistungen aller Art hoch. Verschiedene<br />

Bedrohungsszenarien führten zu<br />

einem ständig höheren Aufwand an Überwachungssystemen<br />

wie Videokameras sowie<br />

elektronischen Zugangssystemen. Während<br />

in der Vergangenheit vornehmlich militärische<br />

Einrichtungen, Flug- und Seehäfen sowie<br />

wichtige Infrastrukturen durch moderne<br />

Systeme geschützt wurden, seien es mittlerweile<br />

mehr und mehr auch größere Wohnanlagen<br />

und Hochhäuser.<br />

In allen Staaten der Arabischen Halbinsel<br />

gibt es den Angaben zufolge hier noch einen<br />

großen Bedarf. Hinzu kommen umfangreiche<br />

neue Infrastrukturprojekte in allen Ländern<br />

sowie große städtebauliche Projekte vor<br />

allem in Saudi-Arabien und Katar, die ebenfalls<br />

durch moderne Systeme abgesichert<br />

werden sollen.<br />

Für Anbieter im Bereich der Sicherheitstechnologie,<br />

aber auch von Hardware, Software<br />

und anderen IT-Dienstleistungen bleiben die<br />

arabischen Golfstaaten auf unabsehbare Zeit<br />

ein interessanter Absatzmarkt. Deutsche<br />

Firmen haben am Arabischen Golf einen<br />

guten Ruf und sind in allen Länder höchst<br />

willkommen. Allerdings ist der Markt umkämpft.<br />

Unternehmen, die dort Fuß fassen<br />

wollen, müssen sich insbesondere auf einen<br />

harten Wettbewerb mit angelsächsischen<br />

Anbietern einstellen.<br />

Massive Investitionen<br />

in IKT-Infrastruktur<br />

Indes haben die massiven Investitionen dazu<br />

geführt, dass viele Länder mittlerweile über<br />

eine hoch entwickelte IKT-Infrastruktur verfügen.<br />

Nicht von ungefähr belegen in dem<br />

von Booz & Company erstellten Ranking die<br />

GCC-Staaten vordere Plätze.<br />

So sind beispielsweise in Katar nach Angaben<br />

des Supreme Council of Information<br />

& Communication Technology (ICT Qatar)<br />

derzeit 63 Prozent der Haushalte an das<br />

Breitbandnetz mit Geschwindigkeiten von<br />

einem Megabit pro Sekunde angeschlossen.<br />

Das ist aber nur der Anfang. Das große<br />

Thema der Branche ist derzeit der Bau<br />

superschneller mobiler Breitbandnetze mit<br />

Geschwindigkeiten von 100 Megabits pro<br />

Sekunde. Katar will schon 2015 rund 95 Prozent<br />

aller Haushalte mit dieser Technologie<br />

der vierten Generation (4G) erreichen können.<br />

Die Regierung hat zudem Ambitionen,<br />

das Land zu einem digitalen Media-Hub für<br />

arabischsprachige Angebote zu machen.<br />

Auch in Saudi-Arabien erweitern und modernisieren<br />

laut GTAI die Telekommunikationsfirmen<br />

ihre Netze. Schwerpunkt ist<br />

der Mobilfunk, wo alle großen Anbieter an<br />

der Einführung der 4G-Technologie arbeiten.<br />

Neue Datendienste über Breitbandverbindungen<br />

sollen ihnen mehr Umsätze in<br />

dem kaufkräftigen Markt einbringen. Helfen<br />

dürften auch neue Glasfasernetze, die<br />

das Land national und international besser<br />

verbinden. Die Telekom-Liberalisierung hat<br />

den Wettbewerb in der Branche des Königreichs<br />

angeheizt.<br />

In den VAE wird ebenfalls viel Geld in die<br />

Modernisierung und den Ausbau der Telekommunikationsnetze<br />

gesteckt. Das derzeit<br />

wichtigste Thema ist die Einführung der<br />

LTE-Technologie (Long Term Evolution).<br />

Der ehemalige Monopolist, Etisalat, startete<br />

bereits 2011 mit dem LTE-Service. Der<br />

zweite Anbieter, die Emirates Integrated Telecommunication<br />

Company, folgte im Juni<br />

2012.<br />

Als Vorreiter bei der Informations- und<br />

Kommunikationstechnologie am Arabischen<br />

Golf gilt Bahrain. Das Königreich<br />

stellte bereits im Jahr 1992 alle nationalen<br />

und internationalen Telefonleitungen auf<br />

die digitale Technik um – so früh wie kein<br />

anderer GCC-Staat. Im Jahr 2007 stellte<br />

Bahrain das drahtlose Netzwerk WiMax<br />

zur Verfügung. Ein Jahr später führte Bahrain<br />

als erster Staat der Welt landesweit das<br />

Next Generation Network (NGN) ein. Die<br />

Regierung in dem Königreich will auch in<br />

Zukunft massiv in die neuen Kommunikationstechnologien<br />

investieren und den Bürgern<br />

durch eine einzige elektronische Identität<br />

den Zugang zu etwa 200 E-Services<br />

bieten. Ziel der E-Government-Strategie<br />

ist es, mehr als 90 Prozent der elementaren<br />

Verwaltungsdienstleistungen online anzubieten.<br />

Insbesondere in den arabischen Golfstaaten besteht eine hohe Nachfrage nach Sicherheitstechnologien und -dienstleistungen<br />

Foto: flickr_Torkild Retvedt<br />

37<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong>


SOUQ<br />

Branchen<br />

Indes ist Jebel Ali nicht bloß einer der größten<br />

Häfen der Welt. Dort ist mit der „Jebel Ali<br />

Free Zone“ (Jafza) auch eine der weltgrößten<br />

Freizonen stationiert. Auf einer Fläche von 48<br />

Quadratkilometern haben sich mehr als 6400<br />

Unternehmen angesiedelt, darunter mehr als<br />

120 Konzerne, die in dem Fortune-Ranking<br />

der weltweit 500 umsatzstärksten Unternehmen<br />

gelistet sind.<br />

Und noch einen Superlativ hat Jebel Ali zu<br />

bieten: In unmittelbarer Nachbarschaft des<br />

Hafens und der Freizone entsteht derzeit der<br />

neue Flughafen Dubai World Central (DWC).<br />

Gegenwärtig nutzten allein Luftfrachtgesellschaften<br />

und die General Aviation den<br />

Flughafen. Doch langfristig wird der Airport<br />

jährlich 160 Millionen Passagiere abfertigen<br />

können und damit der größte Flughafen der<br />

Welt sein.<br />

Die arabische Welt investiert langfristig in zusätzliche Kapazitäten ihrer Seehäfen<br />

Die arabischen Golfstaaten<br />

investieren weiter massiv in den<br />

Ausbau ihrer Seehäfen<br />

Von Dr. Ralf Neubauer<br />

Die Weltschifffahrt befindet sich in der Krise. Doch in den Seehäfen am Arabischen<br />

Golf wächst das Frachtaufkommen, und die Regierungen investieren<br />

weiter in zusätzliche Kapazitäten. Der SOUQ gibt einen Überblick über die<br />

Entwicklungen und Projekte in den einzelnen GCC-Staaten.<br />

Der Hafen Jebel Ali ist, so Germany Trade &<br />

Invest (GTAI), „die große Erfolgsgeschichte<br />

der Arabischen Halbinsel“. Mit seinen<br />

Dienstleistungen versorgt er die gesamte<br />

Region: die Küste hinauf bis Kuwait und Irak<br />

sowie auf der anderen Seite des Golfs Pakistan.<br />

Doch gehören zum Einzugsbereich des<br />

Hafens auch Indien und die ostafrikanische<br />

Küste bis Kapstadt. „Gemessen am Warenumschlag<br />

und den angeschlossenen Dienstleistungen<br />

kann auf absehbare Zeit kein anderer<br />

Hafen der Region Jebel Ali das Wasser<br />

reichen – weder quantitativ noch qualitativ“,<br />

urteilt GTAI.<br />

Die Einschätzung trifft zweifellos zu. Doch<br />

hindert die Erkenntnis das Nachbaremirat<br />

Abu Dhabi und die anderen arabische Golfstaaten<br />

nicht daran, ihre Hafenkapazitäten<br />

ebenfalls auszubauen. Dies erstaunt umso<br />

mehr, als die Schifffahrtsbranche weltweit<br />

seit geraumer Zeit über Überkapazitäten und<br />

geringe Frachttarife klagt.<br />

Noch Anfang der siebziger Jahre war Jebel<br />

Ali ein kleines Küstendorf im Südwesten<br />

Dubais. Dann gab Rashid bin Saeed<br />

Al Maktoum, der damalige Herrscher des<br />

Emirates, seinen Plan bekannt, in Jebel Ali<br />

einen künstlich angelegten Tiefseehafen<br />

errichten zu wollen. Im Jahr 1979 war es<br />

soweit: Der größte je von Menschenhand<br />

gebaute Hafen wurde eröffnet – und begründete<br />

den Aufstieg Dubais zu einer der<br />

bedeutendsten Wirtschaftsmetropolen am<br />

Arabischen Golf.<br />

Heute zählt Jebel Ali zu den größten Containerhäfen<br />

der Welt und hat im vergangenen<br />

Jahr 13,3 Mio. Standardcontainer (TEU =<br />

Twenty-foot Equivalent Unit) umgeschlagen.<br />

Ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht.<br />

Nach Angaben des Hafenbetreibers DP World<br />

soll die Kapazität bis zum Jahr 2014 auf 19<br />

Mio. TEU ausgeweitet werden. Und auch die<br />

mehrheitlich im Eigentum des Emirates befindliche<br />

DP World zählt mittlerweile zu den<br />

weltweit führenden Terminalbetreibern mit<br />

60 Standorten auf sechs Kontinenten.<br />

Die Folgen der Flaute auf die Seehäfen am<br />

Arabischen Golf sind jedoch begrenzt. In Jebel<br />

Ali nahm der Containerumschlag 2012<br />

immerhin um zwei Prozent zu. Auch die<br />

Häfen in Abu Dhabi, Saudi-Arabien und im<br />

Sultanat Oman melden, wie das Magazin<br />

MEED berichtet, für das vergangene Jahr Zuwächse.<br />

Ganz offensichtlich gleicht die gute<br />

Binnenkonjunktur in den Staaten des Golfkooperationsrates<br />

(GCC) die Auswirkungen<br />

der lahmenden Weltkonjunktur mehr<br />

als aus. Schließlich planen die Regierungen<br />

Foto: DP World<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />

38


Branchen<br />

SOUQ<br />

langfristig und lassen sich nicht durch eine<br />

vorübergehende wirtschaftliche Abschwächung<br />

verunsichern. Der Welthandel bleibt<br />

mittel- und langfristig auf Wachstumskurs,<br />

wovon die arabischen Golfstaaten aufgrund<br />

ihrer strategisch günstigen Position zwischen<br />

Europa und Asien profitieren sollten.<br />

Vereinigte Arabische Emirate<br />

Doch wie stellt sich die Situation in der Hafenwirtschaft<br />

der einzelnen Länder dar, und<br />

welche Ausbaupläne werden verfolgt? In<br />

Abu Dhabi ist im September 2012 der neue<br />

Khalifa Port eingeweiht worden. Er ist in Taweelah<br />

(60 Kilometer von Abu Dhabi City)<br />

stationiert und hat eine anfängliche Kapazität<br />

von jährlich 2,5 Mio. TEU und 12 Mio.<br />

sonstiger Fracht. Bei Bedarf könnte die Kapazität<br />

bis zum Jahr 2030 auf 15 Mio. TEU<br />

und 35 Mio. Tonnen sonstige Fracht ausgeweitet<br />

werden. Bislang verfügte das Emirat<br />

nur über den Mina Zayed Port (etwa 800.000<br />

TEU) im Zentrum von Abu Dhabi City.<br />

Der Khalifa Port kann die weltgrößten Container-<br />

und Frachtschiffe abfertigen und<br />

grenzt an die Khalifa Industrial Zone Abu<br />

Dhabi (Kizad), die gegenwärtig entsteht und<br />

einmal eine Fläche von 417 Quadratkilometern<br />

umfassen soll. Dem Hafen und der Industriezone<br />

werden große Bedeutung bei der<br />

wirtschaftlichen Diversifizierung des Emirates<br />

beigemessen. So soll Kizad einmal 15<br />

Prozent zum Nicht-Öl Bruttoinlandsprodukt<br />

Abu Dhabis beitragen.<br />

Oman<br />

Das Sultanat Oman investiert seit Jahren<br />

in neue Hafenkapazitäten und setzt dabei<br />

auf seine strategisch günstige Lage vor der<br />

Straße von Hormus. Experten zufolge sind<br />

die Häfen des Landes zunehmend für Logistikfirmen<br />

und Schiffausstatter interessant,<br />

die näher an der großen Schifffahrtlinie vom<br />

Suez-Kanal nach Singapur sein wollen.<br />

Das Sultanat verfügt über drei Häfen mit großem<br />

Entwicklungspotenzial: Salalah, Sohar<br />

und Duqm. Salalah liegt in der Nähe der Grenze<br />

zum Jemen und gilt laut GTAI als geradezu<br />

idealer Umschlagplatz für große Schiffe, die<br />

auf ihrem Weg nach Singapur dort Container<br />

abladen können, die für den Arabischen Golf<br />

oder Ostafrika bestimmt sind. Im vergangenen<br />

Jahr wurden in Salalah 3,6 (2011: 3,2)<br />

Mio. TEU und sieben Mio. Tonnen Massengut<br />

umgeschlagen. Um der wachsenden Nachfrage<br />

gerecht zu werden, wird die Kapazität beim<br />

Massengut derzeit deutlich ausgebaut.<br />

Der Hafen von Sohar liegt 220 Kilometer<br />

nordwestlich von der Hauptstadt Maskat<br />

und ist seit der Eröffnung im Jahr 2004<br />

mehrfach erweitert worden. Gegenwärtig<br />

wird ein neuer Terminal gebaut, der die Umschlagkapazität<br />

auf jährlich 1,5 Mio. TEU<br />

verdoppeln wird.<br />

Ein ambitioniertes Projekt ist der Hafen,<br />

der derzeit in Duqm auf halber Strecke zwischen<br />

Salalah und Maskat gebaut wird. Aus<br />

einem einstigen Fischerdorf erwachsen ein<br />

hochmoderner Hafen, ein riesiges Trockendock,<br />

ein industrielles Zentrum sowie eine<br />

neue Stadt mit Wohnungen, Geschäften und<br />

Fremdenverkehrseinrichtungen. Jährlich<br />

sollen dort 3,5 Mio. Container und fünf Mio.<br />

Massengut umgeschlagen werden. Mit der<br />

Fertigstellung wird für 2015 gerechnet. Doch<br />

sind schon heute Hafenanlagen in Betrieb.<br />

Mit allen Häfen im Oman wird auch das Ziel<br />

verfolgt, die industrielle Entwicklung im<br />

Land zu beschleunigen. Langfristig könnte<br />

das Sultanat darüber hinaus als logistisches<br />

Drehkreuz für alle Golfstaaten fungieren<br />

– nämlich dann, wenn das Land über die in<br />

der Planung befindliche nationale Eisenbahn<br />

verfügt und an das ebenfalls geplante GCCweite<br />

Schienennetz angeschlossen ist. Güter<br />

aus und in die Region könnten dann mit der<br />

Bahn transportiert und in den omanischen<br />

Häfen umgeschlagen werden.<br />

Saudi-Arabien<br />

Saudi-Arabien ist als größte Volkswirtschaft<br />

auf der arabischen Halbinsel in großem<br />

Maße auf den maritimen Außenhandel angewiesen.<br />

Im Arabischen Golf und im Roten<br />

Meer verfügt das Land über insgesamt neun<br />

große Häfen, die in den vergangenen Jahren<br />

ein stark wachsendes Güteraufkommen bewältigen<br />

mussten (siehe Tabelle). Die Häfen<br />

mit dem größten Frachtaufkommen sind in<br />

dieser Reihenfolge der Jeddah Islamic Port,<br />

der King Fahd Industrial Port of Jubail, der<br />

King Fahd Industrial Port of Yanbu und der<br />

King Abdulaziz Port of Dammam.<br />

Die arabischen Golfstaaten haben für den Welthandel eine strategisch günstige Position zwischen Europa und Asien<br />

Foto: DP World<br />

39<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong>


SOUQ<br />

Branchen<br />

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and Infrastructure<br />

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Das Königreich hat die Hafenkapazitäten, die<br />

vor allem auf den Eigenbedarf ausgerichtet<br />

sind, in den vergangenen Jahren sukzessive<br />

ausgebaut. So wurde im April 2012 offiziell<br />

der Red Sea Gateway Terminal (RSGT) in<br />

Betrieb genommen. Das Projekt in Jeddah<br />

am Roten Meer wurde auf BOT-Basis (Build,<br />

Operate, Transfer) verwirklicht. Der Terminal<br />

hat die Containerkapazität dort um zwei<br />

Mio. TEU pro Jahr erweitert.<br />

Größtes aktuelles Einzelprojekt in dem Königreich<br />

ist der im Bau befindliche Großhafen<br />

in der King Abdullah Economic City am<br />

Roten Meer nahe Jeddah. Der Auftrag hierfür<br />

wurde im zweiten Quartal 2010 der Saudi<br />

Binladin Group erteilt. Das ausgewiesene Hafengelände<br />

umfasst eine Fläche von 13 Mio.<br />

Quadratmetern. Die geplante Umschlagskapazität<br />

wird mit 20 Mio. TEU angegeben. Die<br />

Fertigstellung ist für September 2019 vorgesehen.<br />

Wegen der Nähe zu den heiligen Städten<br />

Mekka und Medina soll der Hafen später<br />

auch Schiffe mit Pilgern bedienen.<br />

Im Übrigen punkten die saudischen Häfen<br />

am Roten Meer mit ihrer geografischen Lage.<br />

Sollte nämlich die Straße von Hormus einmal<br />

blockiert sein, wären sie eine wichtige Transportalternative.<br />

Auch könnten die Häfen am<br />

Roten Meer als Drehscheibe für Seetransport<br />

nach Ostafrika und Fernost fungieren.<br />

Katar<br />

Katar benötigt dringend neue Hafenkapazitäten,<br />

um die erwartete Importwelle an Ausrüstungsgütern<br />

im Zusammenhang mit der Fußball-WM<br />

2022 zu bewältigen. Derzeit werden<br />

noch viele Importgüter über den Hafen in Jebel<br />

Ali und die Straße transportiert, was laut<br />

GTAI mühsam und teuer ist. In Mesaieed soll<br />

daher der „New Doha Port“ entstehen.<br />

In einem ersten Projektabschnitt soll eine<br />

Kapazität von jährlich zwei Mio. Containern<br />

und sechs Mio. Tonnen anderer Güter<br />

geschaffen werden. Die Investitionen hierfür<br />

werden auf sieben Mrd. US-Dollar veranschlagt.<br />

Erste Aufträge wurden vergeben,<br />

weitere sollen demnächst folgen. Die Fertigstellung<br />

ist für das Jahr 2016 geplant. Derweil<br />

wird auch der größte Exporthafen für<br />

Flüssiggas in Ras Laffan für fast zwei Mrd.<br />

US-Dollar ausgebaut.<br />

Bahrain und Kuwait<br />

In Bahrain wurde im Jahr 2010 ein neuer<br />

Hafen mit einer Kapazität von jährlich 1,5<br />

Mio. TEU eröffnet. Kuwait verfügte bislang<br />

über drei Häfen in Shuwaikh, Shuaiba und<br />

Doha (nicht zu verwechseln mit der katarischen<br />

Hauptstadt). Jetzt entsteht auf der<br />

Insel Bubiyan ein vierter Hafen namens<br />

Mubarak Al-Kabir. Der Tiefwasserhafen<br />

soll nach der Fertigstellung im Jahr 2015<br />

jährlich 2,5 Mio. Container umschlagen<br />

können. Nach Angaben von MEED wird<br />

der Mubarak Al-Kabir im Jahr 2033 über<br />

60 Ankerplätze verfügen. Die Federführung<br />

bei dem Projekt hat die Kuwait Ports Authority.<br />

Sie betreibt auch die drei anderen<br />

Häfen im Land.<br />

Güterumschlag in den Seehäfen Saudi-Arabiens<br />

2010 bis 2012 (in Mio. DWT)*<br />

2010 2011 2012<br />

Entladen Beladen Entladen Beladen Entladen Beladen<br />

Massengut (fest) 23,62 7,44 21,48 8,14 25,44 7,68<br />

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SOUQ / 2/<strong>2013</strong> 40<br />

Massengut<br />

(flüssig ohne Rohöl)<br />

3,92 55,75 6,80 57,76 7,65 62,75<br />

Stückgut 7,67 0,81 8,02 1,56 12,00 0,90<br />

Container 29,94 22,67 33,71 22,85 39,16 29,24<br />

RoRo und<br />

Fahrzeuge<br />

1,83 0,19 1,78 0,16 2,41 0,25<br />

Vieh 0,18 - 0,21 - 0,25 -<br />

Gesamt 67,16 86,86 72,00 90,48 86,90 100,8<br />

Quelle: Saudi Ports Authority<br />

*DWT: Dead Weight Tons


Branchen<br />

SOUQ<br />

Die Bauwirtschaft befindet sich in vielen<br />

arabischen Ländern wieder auf Wachstumskurs<br />

Nachdem die globale Wirtschafts- und Finanzkrise überwunden ist, nimmt die Bauwirtschaft in vielen arabischen<br />

Ländern wieder Fahrt auf. Am Arabischen Golf sind Saudi-Arabien, Katar und die VAE die Wachstumsmotoren. Doch<br />

werden auch in Ländern wie Ägypten und Algerien interessante Aufträge vergeben.<br />

Von Dr. Ralf Neubauer<br />

Jaber Al Ahmed Al Sabah Hospital: In den Staaten des Golfkooperationsrates (GCC) boomt die Immobilienbranche<br />

Foto: PERI GmbH<br />

Die globale Wirtschafts- und Finanzkrise hat<br />

den Immobiliensektor und die Bauwirtschaft<br />

in den arabischen Ländern zum Teil hart getroffen.<br />

Am Arabischen Golf musste vor allem<br />

Dubai einen massiven Abschwung verkraften.<br />

Doch inzwischen hat sich das Blatt<br />

gewendet. Die Makler und Immobilienfirmen<br />

melden wieder steigende Preise für Wohnimmobilien<br />

in dem Emirat. Besser noch: Es<br />

werden auch wieder große und spektakuläre<br />

Immobilienprojekte verfolgt, die Dubai einst<br />

als „Übermorgenland“ erscheinen ließen.<br />

Symbol des Comebacks der Branche ist der<br />

geplante Bau der „Mohammed Bin Rashid<br />

City“. Dahinter verbirgt sich die größte Shopping<br />

Mall der Welt. 80 Mio. Menschen sollen<br />

dort jedes Jahr auf Einkaufstour gehen. Außerdem<br />

umfasst das milliardenschwere Vorhaben<br />

das größte Freizeitzentrum der Region<br />

und einen Park, der die Größe des Hydeparks<br />

in London übertrifft. Auch soll der Komplex<br />

über 100 Hotels verfügen.<br />

Die neue City stellt die meisten Bauprojekte,<br />

die bisher in Dubai verwirklicht wurden, in<br />

den Schatten, ausgenommen vielleicht der<br />

Burj Khalifa, der höchste Wolkenkratzer der<br />

Welt, und die Palm Jumeirah, das künstliche<br />

Archipel in Form einer Palme. Doch sind<br />

zahlreiche weitere und zum Teil architektonisch<br />

sehr anspruchsvolle Bauprojekte in<br />

den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE)<br />

in der Planung. Beispielsweise will die emiratische<br />

Link Global Group in Dubai eine<br />

riesige Nachbildung des Taj Mahal errichten<br />

lassen. Das Taj Arabia soll vier Mal größer<br />

sein als das indische Original und ein Fünf-<br />

Sterne-Hotel mit 300 Betten und eine Shopping<br />

Mall umfassen.<br />

Im Nachbaremirat Abu Dhabi soll in Zusammenarbeit<br />

mit der französischen Regierung<br />

für eine Mrd. US-Dollar das „Louvre Abu<br />

Dhabi Museum“ gebaut werden. Der Auftrag<br />

für das schon länger geplante Projekt wurde<br />

im vergangenen Januar an ein Konsortium<br />

vergeben, das aus lokalen Firmen und einem<br />

spanischem Unternehmen besteht. Standort<br />

des Mini-Louvre wird der Cultural District<br />

auf Saadiyat Island sein. Die sechs Kilometer<br />

von Abu Dhabi City gelegene Insel wird von<br />

der Tourism Development and Investment<br />

Company (TDIC) entwickelt. Dort soll auf<br />

einem 2.600 Hektar großen Gelände ein Gebiet<br />

mit Hotels, Gewerbe, Luxusvillen sowie<br />

Freizeit- und Kulturangeboten entstehen.<br />

Laut Germany Trade & Invest (GTAI) lag das<br />

reale Wachstum des VAE-Bausektors in den<br />

Jahren 2010 und 2011 immerhin bei 2,4 bzw.<br />

3,2 Prozent. Für das vergangene Jahr liegen<br />

offenbar noch keine Zahlen vor. In Saudi-<br />

Arabien expandiert die Branche schon länger<br />

mit beachtlichen Raten. Massive staatliche<br />

Investitionen in die Infrastruktur und<br />

künftig auch in den Wohnungsbau treiben<br />

dort das Wachstum. In den Jahren 2011 und<br />

2012 legte der saudische Bausektor real um<br />

jeweils zehn Prozent zu, und die dicken Auftragspolster<br />

der Branchenunternehmen und<br />

die zahlreichen geplanten Projekte garantieren<br />

auch für <strong>2013</strong> und die kommenden Jahren<br />

eine lebhafte Baukonjunktur.<br />

Nicht zuletzt der Wohnungsbau wird die<br />

Branche auf Kurs halten. In dem Königreich<br />

gibt es einen großen Mangel an bezahlbaren<br />

41<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong>


Geschäftspraxis<br />

Branchen<br />

SOUQ<br />

Unternehmen, die etwas von dem Kuchen<br />

abbekommen wollen, sind daher gut beraten,<br />

das Ausschreibungsgeschehen aufmerksam<br />

zu beobachten.<br />

Außerhalb der Golfregion gelten derzeit vor<br />

allem Ägypten und Algerien als Märkte mit<br />

hohem Potenzial. In Ägypten ist zum Beispiel<br />

das Bevölkerungswachstum von etwa zwei<br />

Prozent der Treiber der Wohnungsnachfrage.<br />

Jedes Jahr nimmt die Zahl der Einwohner um<br />

1,5 bis zwei Mio. Menschen zu.<br />

Jaber Al Ahmed Al Sabah Hospital<br />

Wohnungen. Die Regierung hat sich daher<br />

das Ziel gesteckt, den Wohnungsbestand von<br />

4,6 Mio. Einheiten (2010) binnen zehn Jahren<br />

auf etwa sieben Mio. Wohnungen auszuweiten.<br />

Im Frühjahr 2011 wurde ein Programm<br />

(„Saudi Housing Project“) gestartet, das den<br />

Bau von 500.000 Wohnungen vorsieht und<br />

mit einem Gesamtbudget von umgerechnet<br />

67 Mrd. US-Dollar ausgestattet ist.<br />

In der gegenwärtig laufenden ersten Projektphase<br />

sollen 100.000 Wohnungen entstehen.<br />

Das saudische Wohnungsbauministerium<br />

beauftragte im Oktober 2011 die US-Architektur-<br />

und Ingenieurfirma Parsons damit,<br />

elf Projekte mit insgesamt 25.000 bis 30.000<br />

Wohnungen zu planen und die Bauarbeiten<br />

zu überwachen. Bis März <strong>2013</strong> ist aber<br />

keines der geplanten Teilprojekte vergeben<br />

worden. Das heißt: Der erwartete Boom im<br />

Wohnungsbau steht noch bevor.<br />

Im saudischen Bürosektor werden derzeit<br />

zahlreiche Bauvorhaben realisiert. Allerdings<br />

wächst laut GTAI die Nachfrage nach<br />

Büroraum langsamer als das Angebot, so<br />

dass das Potenzial hier mittelfristig geringer<br />

ist als im Wohnungsbau. Groß ist der<br />

Bedarf an zusätzlichen Kapazitäten dagegen<br />

im saudischen Hotelsektor. Die großen internationalen<br />

Hotelketten wie Hilton, Marriott<br />

und Hyatt International planen daher<br />

in dem Königreich zahlreiche Hotelprojekte.<br />

Besonders groß ist der Nachholbedarf wegen<br />

des wachsenden Pilgerstroms in die heilige<br />

Stadt Mekka. Auch im saudischen Gesundheitswesen<br />

und im Bildungssektor werden in<br />

den kommenden Jahren weitere Bauprojekte<br />

umgesetzt.<br />

In Katar hat der Bausektor ebenfalls jüngst<br />

deutlich an Dynamik gewonnen. Im Jahr<br />

2011 legte die Branche real um 9,9 Prozent<br />

zu. In den ersten drei Quartalen 2012 belief<br />

sich das Wachstum auf real 8,5 Prozent. In<br />

diesem Jahr und darüber hinaus wird der<br />

Bausektor mit einiger Wahrscheinlichkeit<br />

noch deutlicher expandieren. Denn bis zur<br />

Fußball-WM im Jahr 2022 müssen Projekte<br />

mit einem Volumen von rund 200 Mrd. US-<br />

Dollar realisiert werden. Für ein Land mit<br />

nur 1,8 Mio. Einwohnern stellt dies einen<br />

Kraftakt dar. Für ausländische Baufirmen eröffnen<br />

sich lukrative geschäftliche Chancen.<br />

Investiert wird in allen möglichen Bereichen:<br />

in den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, in<br />

städtebauliche Großvorhaben, in Hotels und<br />

Sportstätten und anderes mehr. Größtes Einzelprojekt<br />

ist die geplante Lusail City. Diese<br />

45 Mrd. US-Dollar teure Stadt entsteht auf<br />

einer bisher kaum bebauten und rund 38<br />

Quadratkilometer großen Wüstenfläche im<br />

Nordosten der Hauptstadt Doha. In den 19<br />

Stadtbezirken sollen einmal 200.000 Menschen<br />

leben und 170.000 Menschen arbeiten.<br />

Mit der Überwachung von zwölf großen<br />

Teilprojekten der Lusail wurde die Offenbacher<br />

Dorsch Gruppe beauftragt.<br />

Auch in den anderen Staaten des Golfkooperationsrates<br />

(GCC) – also in Bahrain, Kuwait<br />

und im Sultanat Oman – werden immer wieder<br />

interessante Bauprojekte ausgeschrieben.<br />

Laut GTAI geht der Trend in Richtung erschwinglicher<br />

Wohnraum für die Mittelschicht.<br />

Dieses Segment sei groß und weise<br />

Nachholbedarf auf. Beispielsweise plant die<br />

ägyptische Housing und Development Bank<br />

(HDB) Wohnungsprojekte für mittlere Einkommensbezieher<br />

in der südlich von Kairo<br />

gelegenen Stadt Helwan. Dort sollen 2000<br />

Wohnungen entstehen. Die Investitionskosten<br />

werden auf eine Mrd. ägyptische Pfund<br />

(etwa 112 Mio. Euro) veranschlagt.<br />

Ein weiterer Wachstumsbereich im Land am<br />

Nil ist der Ausbau der sozialen Infrastruktur,<br />

vor allem im Gesundheitswesen und im Bildungssektor.<br />

An Investitionen geht hier kein<br />

Weg vorbei, wobei häufig internationale Finanzierungen<br />

Projekte ermöglichen.<br />

Im öl- und gasreichen Algerien sieht der Infrastrukturplan<br />

der Regierung für die Jahre<br />

2010 bis 2014 massive Investitionen in den<br />

Transportsektor (Straßen, Schienennetz,<br />

Flug- und Seehäfen) und in andere Bauprojekte<br />

vor. Unter anderem sollten den ursprünglichen<br />

Planungen zufolge zwei Mio.<br />

Wohnungen gebaut werden. Inzwischen<br />

wurde die Zahl der geplanten Wohnungen<br />

laut GTAI von zwei auf 2,45 Mio. Einheiten<br />

(bis 2015) aufgestockt. Davon wurden<br />

491.000 Wohnungen fertiggestellt, während<br />

sich derzeit 790.000 im Bau befinden.<br />

Die Regierung räumt dem Wohnungsbau<br />

wegen des chronischen und großen Mangels<br />

an Wohnraum höchste Priorität ein<br />

und sucht nach Wegen, die Bautätigkeit zu<br />

beschleunigen. Beispielsweise beschloss das<br />

Parlament einen Aktionsplan zur Partnerschaft<br />

mit ausländischen Baufirmen. Von<br />

internationalen Kooperationen erhofft man<br />

sich nicht nur die Beschleunigung der Bauaktivitäten,<br />

sondern auch den Aufbau einer<br />

modernen Industrie für Fertigbauteile.<br />

Foto: PERI GmbH<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />

42


Branchen<br />

SOUQ<br />

Saudi-Arabien: Boomender Markt mit<br />

steuerlichen Besonderheiten<br />

Nachdem der Staatshaushalt Saudi-Arabiens bereits 2012 alle vorherigen Budgets in den Schatten stellte, liegt der<br />

Etat für <strong>2013</strong> noch einmal fast ein Fünftel darüber. Von den knapp 220 Mrd. US-Dollar soll etwas weniger als die<br />

Hälfte in den Ausbau der Infrastruktur fließen. Deutschland, dem drittgrößten Handelspartner des Königreichs, eröffnen<br />

diese immensen Investitionen große Chancen. Wer diese Chancen nutzen will, muss aber einige Besonderheiten<br />

beachten – auch im Steuerrecht.<br />

Von Dr. Oliver Klein<br />

Auf den ersten Blick<br />

Auf den ersten Blick erscheinen die Rahmenbedingungen für unternehmerisches<br />

Handeln in Saudi-Arabien optimal.<br />

Aufgrund derart attraktiver Rahmenbedingungen, einer boomenden<br />

Wirtschaft sowie der Vorliebe vieler Saudis für deutsche Qualitätsprodukte<br />

haben schon zahlreiche Unternehmen des deutschen Mittelstandes<br />

und deren internationale Mitbewerber ihre geschäftlichen<br />

Aktivitäten nach Saudi-Arabien ausgeweitet. Aufgrund der verheißungsvollen<br />

Verlautbarungen öffentlicher Stellen verzichten viele<br />

dieser Unternehmen vor dem Markteintritt auf eine eingehende Untersuchung<br />

der kulturellen, rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen.<br />

Im globalen „Doing Business Report“ der Weltbank erreicht das Land<br />

im Jahr <strong>2013</strong> dementsprechend auch Platz 22 von 185 untersuchten<br />

Volkswirtschaften. Demnach gilt das Umfeld für Unternehmen in<br />

Saudi-Arabien als besser denn in Japan (24.), der Schweiz (28.), Österreich<br />

(29.) und den Niederlanden (31.). Mit Deutschland auf dem 20.<br />

Rang ist Saudi-Arabien laut Weltbank-Ranking fast gleichauf.<br />

Auf den zweiten Blick offenbaren lokale Besonderheiten jedoch unerwartete<br />

Hindernisse beispielsweise bei der Gründung von Tochtergesellschaften<br />

bzw. Niederlassungen. Häufig weicht die tatsächliche<br />

Verfahrensdauer deutlich von den seitens der Behörden angegebenen<br />

Regelzeiten ab. Mit der erfolgreichen Gründung einer saudischen<br />

Präsenz Doing Business enden <strong>2013</strong> die Herausforderungen Saudi Arabia aber keineswegs.<br />

71<br />

Keine Steueroase<br />

PAYING TAXES<br />

Dem Ruf als Steuerparadies zum Trotz können sich ausländische Unternehmen<br />

einer Steuerbelastung von mehr als der Hälfte der Ge-<br />

What are the details?<br />

The indicators reported here for Saudi Arabia are<br />

LOCATION OF STANDARDIZED COMPANY<br />

winne based on a ausgesetzt standard set of taxes sehen. and contributions Die abweichende Beurteilung der Weltbank<br />

that would be paid by the case study company<br />

beruht used by Doing darauf, Business dass in collecting sie the sich data auf (see die City: Besteuerung Riyadh saudischer Staatsangehöriger<br />

cover). Tax practitioners bezieht are und asked die to Abgabenlast review für Ausländer außer Acht<br />

the section in this chapter on what the indicators<br />

lässt.<br />

standard financial statements as well as a standard<br />

list of transactions that the company completed<br />

during the year. Respondents are asked how much<br />

The taxes and contributions paid are listed in the<br />

Summary of tax rates and administrative burden in Saudi Arabia<br />

Indicator<br />

Saudi Arabia<br />

Middle East &<br />

North Africa<br />

average<br />

OECD high income<br />

average<br />

Payments (number per year) 3 19 12<br />

Time (hours per year) 72 184 176<br />

Profit tax (%) 2.1 11.9 15.2<br />

Labor tax and contributions (%) 12.4 16.5 23.8<br />

Other taxes (%) 0.0 3.9 3.7<br />

Total tax rate (% profit) 14.5 32.3 42.7<br />

Note: In cases where an economy’s regional classification is “OECD high income,” regional averages above are only displayed<br />

once.<br />

Grafik links: Weltbank – Doing Business Report <strong>2013</strong><br />

Nach den Erhebungen der Weltbank ist das Steuerrecht des Königreichs<br />

sogar so attraktiv, dass es auf Platz 3 des globalen Rankings<br />

steht. Lediglich die Vereinigten Arabischen Emirate, die Platz 1 belegen<br />

und Katar auf Platz 2 bieten nach Auffassung der Weltbank ein<br />

noch attraktiveres Umfeld.<br />

Auf den zweiten Blick<br />

Tax or mandatory<br />

contribution<br />

Employer paid - Social security<br />

contributions<br />

Payments<br />

(number)<br />

Notes on<br />

payments<br />

Time<br />

(hours)<br />

Statutory<br />

tax rate<br />

1 online filing 40 11%<br />

Zakat 1 32 3%<br />

Tax base<br />

gross<br />

salaries<br />

taxable<br />

income<br />

Total tax<br />

Notes on<br />

rate (% of<br />

total tax rate<br />

profit)<br />

Vehicle fee 1 0 0 small amount<br />

Totals 3 72 14.5<br />

Source: Doing Business database.<br />

summary below, along with the associated number of<br />

Die in taxes Einkünfte and mandatory und contributions das Vermögen the business saudischer Unternehmen unterliegen<br />

lediglich der Zakat, einer religiösen Abgabe, welche für wohltä-<br />

payments, time and tax rate.<br />

must pay and what the process is for doing so.<br />

tige Zwecke zu verwenden ist. Der Abgabesatz beträgt nur 2,5%. Zudem<br />

ist die Bemessungsgrundlage recht eng gefasst, weil der größte<br />

Teil des Anlagevermögens von der Zakat befreit ist.<br />

12.4<br />

2.1<br />

43<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong>


SOUQ BRANCHEN<br />

King Fahd Fontäne in Jeddah<br />

Ausländische Unternehmen kommen jedoch nicht in den Genuss der<br />

Zakat sondern unterliegen der Einkommensteuer zu einem Satz von<br />

20%. Außerdem lösen grenzüberschreitende Zins-, Dividenden- und<br />

Lizenzzahlungen sowie die meisten Gebührenzahlungen an ausländische<br />

Dienstleister Quellensteuer aus. Mit einem Steuersatz zwischen<br />

5% und 20% auf die Bruttozahlungen kann die Quellensteuer<br />

einen erheblichen Teil der Gewinnmarge aufzehren. Gerade Unternehmen,<br />

deren Leistungen personalintensiv sind oder die Know-how<br />

aus dem Ausland überlassen, erfahren eine besonders starke Belastung<br />

mit Quellensteuer. In diesen Fällen kann die Gesamtsteuerlast<br />

mitunter den wirtschaftlichen Sinn von Aktivitäten in Saudi-Arabien<br />

in Frage stellen.<br />

Uneinheitliche Auslegung steuerrechtlicher Begriffe<br />

Das saudische Steuerrecht ähnelt stark westlichen Steuersystemen.<br />

Konzepte wie die Zinsschranke, die Mindestbesteuerung und diverse<br />

andere aus westlichen Steuersystemen bekannte Ansätze begegnen<br />

Steuerpflichtigen auch in Saudi-Arabien. Diese Vertrautheit<br />

kann ein riskantes Gefühl von Sicherheit erzeugen. Jedoch empfiehlt<br />

sich auch hier ein zweiter Blick: Denn viele Begriffe erfahren<br />

durch saudische Finanzbeamte eine gänzlich andere Auslegung<br />

als im Westen. So können beispielsweise schon kurze Aufenthalte<br />

in Saudi-Arabien eine Betriebsstätte begründen und die Vorteile<br />

von Doppelbesteuerungsabkommen zunichtemachen. Und Steuererstattungen<br />

sind, wenn überhaupt, nur unter Vorlage umfangreicher<br />

Unterlagen und nach einem zeitaufwändigen Verfahren zu<br />

erlangen.<br />

Der Finanzverwaltung in Saudi-Arabien fehlt es zu alledem an einheitlichen<br />

und eindeutigen Richtlinien für die Anwendung des Gesetzes.<br />

Deshalb hängt die Besteuerung maßgeblich vom jeweils zuständigen<br />

Finanzbeamten ab. Das macht die steuerliche Belastung für Unternehmen<br />

häufig unberechenbar. Hinzu kommen ein generelles Misstrauen<br />

gegenüber ausländischen Unternehmen sowie ein weitreichender Bürokratismus.<br />

Selbst einfache Sachlagen können daher einen zeitaufwändigen<br />

und kostspieligen Veranlagungsprozess zur Folge haben.<br />

Kooperation statt Konfrontation<br />

Vermittelt man den zuständigen Finanzbeamten jedoch erfolgreich,<br />

dass man mit offenen Karten spielt und kooperativ ist, vermindert<br />

sich der Verwaltungsaufwand oft deutlich. Deswegen empfiehlt es<br />

sich auch, eine möglichst einfache Steuerstrategie umzusetzen und<br />

die engen Fristen zur Abgabe von Steuererklärungen unbedingt einzuhalten.<br />

Von einem wohlgesonnen Finanzbeamten lässt sich dann auch wesentlich<br />

schneller die begehrte „tax clearance“ erhalten, ohne die ein<br />

geregeltes Arbeiten im Königreich kaum möglich ist.<br />

Zweifelsfragen sollte man möglichst vorab mit der Finanzverwaltung<br />

klären. Die saudischen Beamten sind durchaus hilfsbereit und<br />

teilen in der Regel ihre Ansichten auf Anfrage mit. Wer allerdings<br />

Fakten setzt und Hilfe begehrt, wenn bereits Meinungsverschiedenheiten<br />

aufgetreten sind, setzt sich und den Behörden unnötig enge<br />

Grenzen für eine einvernehmliche Lösung.<br />

Empfehlung<br />

Vor dem Markteintritt in Saudi-Arabien sollte eine sorgfältige Auswahl<br />

der lokalen Partner und Berater stehen. Zudem gilt es vorab<br />

eine effiziente Steuerstrategie zu entwickeln und Verträge auf - aus<br />

steuerlicher Sicht - missverständliche Formulierungen prüfen zu<br />

lassen. Im Zweifel sollte jedenfalls gelten: „keep it simple“.<br />

Dr. Oliver Klein<br />

Rechtsanwalt/Steuerberater<br />

Tax Director bei PwC in Freiburg<br />

Fotos: Verena Klein<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />

44


länderreport<br />

SOUQ<br />

Investitionschancen im Zweistromland<br />

Der Irak geht auf Wachstumskurs. Nachdem die ökonomischen und politischen Verhältnisse sich stabilisiert haben,<br />

ist der Irak durch die Öl- und Gaseinnahmen in der Lage, konstant hohe Summen in die Entwicklung des Landes zu<br />

investieren. Der Bedarf ist riesig: Straßen, Brücken, Flughäfen, Seehäfen, Eisenbahnen, Wohnungen, die Stromversorgung<br />

– alles muss neu errichtet oder modernisiert werden. Das bietet den im Irak traditionell hoch angesehenen<br />

deutschen Unternehmen ausgezeichnete Geschäftschancen.<br />

Von Malte Oberschelp<br />

Die Republik Irak überzeugt seit einigen Jahren<br />

mit konstant hohen Wachstumsraten.<br />

Betrug das Wirtschaftswachstum 2011 noch<br />

8,6 Prozent, wuchs es 2012 auf 8,4 Prozent an<br />

und wird <strong>2013</strong> voraussichtlich etwa 9 Prozent<br />

betragen. Auch für die darauffolgenden Jahre<br />

prognostiziert der Internationale Währungsfonds<br />

ein stabiles Wachstum von jeweils ca. 9<br />

Prozent. Damit gehört der Irak zu den zehn am<br />

schnellsten wachsenden Staaten der Welt.<br />

Foto: Luthardt GmbH<br />

Parallel dazu hat es die irakische Zentralbank<br />

geschafft, die extrem hohen Inflationsraten<br />

der Jahre bis 2007 auf etwa 5 Prozent zu drücken.<br />

Daher ist der amtliche Wechselkurs des<br />

irakischen Dinar zum Dollar seit Anfang 2009<br />

nahezu konstant. Die Preisstabilität ist eine<br />

der notwendigen Voraussetzungen für Wachstum<br />

und Auslandsinvestitionen. Die irakische<br />

Bevölkerung hat wieder Vertrauen in ihre<br />

Währung. Die Zentralbank plant zusätzliche<br />

Anstrengungen, um die Inflationsrate weiter<br />

zu senken. Auch die Zeiten der hohen Haushaltsdefizite,<br />

die mehrere Jahre zweistellig ausfielen,<br />

ist vorbei. Nach einem Defizit von 5,8<br />

Prozent in 2012 erwartet der IWF ab <strong>2013</strong> teils<br />

hohe Haushaltsüberschüsse.<br />

Unter den zehn wachstumsstärksten<br />

Länder der Welt: die Republik Irak<br />

Der Grund für die gute wirtschaftliche Entwicklung<br />

des Landes ist in allererster Linie<br />

sein Öl- und Gasreichtum. Der Irak verfügt<br />

über Ölreserven von 150 Milliarden Barrel<br />

und liegt damit weltweit an vierter Stelle.<br />

Nach einer Förderung von 2,8 Millionen Barrel<br />

täglich im Jahr 2011 ist es dem Land 2012<br />

gelungen, die Produktion auf 3,15 Millionen<br />

Barrel täglich hochzufahren. Dabei wird ein<br />

wachsender Teil der Förderung im eigenen<br />

Land weiterverarbeitet. Für die nächsten Jahre<br />

ist eine Steigerung auf bis zu 8 Millionen<br />

Barrel täglich geplant. Schon heute ist der Irak<br />

einer der drei größten Ölexporteure der Welt.<br />

Die Raffineriekapazitäten sollen schrittweise<br />

Derbandikhan Staudamm und Wasserkraftwerk<br />

weiter erhöht werden, so dass ein größerer Teil<br />

der Wertschöpfungskette im Land verbleibt<br />

und teure Benzin-Importe wegfallen.<br />

Irakische Ölproduktion soll auf 8<br />

Millionen Barrel ansteigen<br />

Die irakischen Gasvorräte belaufen sich auf<br />

3,62 Billionen Kubikmeter; nur elf Staaten besitzen<br />

größere Reserven. Allerdings steht die<br />

Förderung hier noch am Anfang. Nur etwa<br />

150 000 Kubikmeter kommen täglich auf den<br />

Markt, während ein Vielfaches dieser Menge<br />

als Abfallprodukt der Erdölförderung verbrennt.<br />

Der Irak forciert daher die Produktion:<br />

2012 wurden sieben Gas-Förderlizenzen in<br />

sechs Öl- und Gasfeldern für internationale<br />

Energiekonzerne ausgeschrieben. Doch fehlt<br />

es noch an entsprechenden Transportkapazitäten,<br />

etwa einer Gasverflüssigungsanlage, um<br />

das Gas auf dem Seeweg zu exportieren.<br />

Gasförderung wird massiv ausgebaut<br />

Die Dominanz des staatlich kontrollierten<br />

Energiesektors schlägt sich im Staatshaushalt<br />

und im Exportaufkommen nieder. Die<br />

Öleinnahmen machen etwa 95 Prozent des<br />

Staatshaushalts und 99 Prozent der Exporteinnahmen<br />

aus. Da der Staat auch in anderen<br />

Branchen überrepräsentiert ist, egal ob es sich<br />

um den Bergbau oder die metallverarbeitende<br />

Industrie handelt, steht der Irak noch am Beginn<br />

des Wandels von einer zentralistischen<br />

Wirtschaft zur Privatwirtschaft. Auf diesem<br />

Weg setzt die Regierung vor allem auf Public-<br />

Private-Partnerships. Dazu muss der Irak die<br />

Rahmenbedingungen für ein verstärktes Engegement<br />

ausländischer Investoren schaffen:<br />

Abbau von Bürokratie, Ausbau der Infrastruktur,<br />

Bekämpfung der Korruption und Verbesserung<br />

der Sicherheitslage. Ein wichtiger Schritt<br />

ist dabei das Investitionsschutzabkommen, das<br />

der Irak Ende 2012 ratifiziert hat – auch wenn<br />

die Ratifizierung der deutschen Seite wegen<br />

EU-Vorbehalten noch aussteht.<br />

Diversifizierung der Wirtschaft<br />

steht noch am Anfang<br />

Die zweite große Herausforderung ist die Diversifizierung<br />

der von Öl und Gas allzu abhängigen<br />

irakischen Ökonomie. Auch hier steht das<br />

Land, verglichen etwa mit den Golfstaaten, noch<br />

am Anfang. Außer Ölprodukten hat der Irak<br />

keine nennenswerten Exporte aufzuweisen und<br />

muss Konsumgüter, Fahrzeuge, Stahl, Baustoffe,<br />

Kunststoff- und Pharmazieprodukte sowie<br />

Maschinen einführen. Die größten Branchen<br />

des Landes sind die Textilindustrie, die Förderung<br />

von Mineralien und die Landwirtschaft.<br />

45<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong>


SOUQ länderreport<br />

Um dem hohen Potenzial der deutsch-irakischen Beziehungen gerecht zu werden, veranstaltete die <strong>Ghorfa</strong> im<br />

September 2012 das 2nd Iraqi-German Business Forum<br />

Allerdings ist die im Zweistromland so traditionsreiche<br />

Landwirtschaft in den vergangenen<br />

30 Jahren von einer Export- zu einer Importbranche<br />

geworden. Zwar arbeitet ein Fünftel<br />

der Bevölkerung in der Landwirtschaft, doch<br />

trägt sie nur etwa zehn Prozent zur Wertschöpfung<br />

bei. Zudem bedrohen die Staudämme<br />

an den Oberläufen und Nebenflüssen von<br />

Euphrat und Tigris, die die Türkei, Syrien und<br />

Iran errichtet haben, die Wasserversorgung des<br />

Irak.<br />

Bis 2017 werden 275 Milliarden<br />

US-Dollar investiert<br />

Der irakische Staatshaushalt ist von 100 Milliarden<br />

US-Dollar im Jahr 2012 auf 118 Milliarden<br />

US-Dollar im Jahr <strong>2013</strong> gestiegen. Grund<br />

ist der gestiegene Ölpreis. 40 Prozent des<br />

Haushalts stehen für Investitionen zur Verfügung.<br />

Im Fünf-Jahres-Entwicklungsplan, den<br />

die Regierung für die Jahre <strong>2013</strong> bis 2017 aufgelegt<br />

hat, werden 275 Milliarden US-Dollar<br />

bereitgestellt. Und der Bedarf ist enorm, allein<br />

was notwendige Infrastrukturprojekte angeht.<br />

Der Ausbau des einzigen irakischen Tiefwasserhafens<br />

Umm Qasr ist für die irakische<br />

Wirtschaft von entscheidender Bedeutung<br />

und erfordert Investitionen von einer Milliarde<br />

US-Dollar. Ein weiterer Hafen am Schatt<br />

el-Arab soll in Al-Faw entstehen (8,4 Milliarden<br />

US-Dollar). Ein großer Teil des irakischen<br />

Fernstraßennetzes samt 500 Brücken muss<br />

ebenfalls in Stand gesetzt werden. Auch in das<br />

Schienennetz sollen hohe Investitionen fließen:<br />

Geplant sind nicht nur eine U-Bahnlinie<br />

im chronisch verkehrsüberlasteten Bagdad (3<br />

Milliarden US-Dollar), sondern auch Bahnlinien<br />

von Bagdad nach Erbil (7 Milliarden US-<br />

Dollar) und von Bagdad nach Basra (6 Milliarden<br />

US-Dollar). Die Flughäfen in Bagdad,<br />

Mosul, Kirkuk und Basra müssen modernisiert<br />

werden. In Kerbala, das jedes Jahr von mehreren<br />

Millionen schiitschen Pilgern besucht<br />

wird, ist ein komplett neuer Airport ausgeschrieben<br />

worden.<br />

Erheblicher Investitionsbedarf<br />

in der Stromversorgung<br />

Im Wohnungsbau besteht ebenfalls Investitionsbedarf.<br />

Gerade in den Großstädten Bagdad<br />

und Erbil, der Hauptstadt der quasi autonomen<br />

kurdischen Provinzen Dohuk, Erbil und<br />

Sulaymaniyah, fehlen Wohnungen. Landesweit<br />

wird der Bedarf auf 3,5 Millionen Einheiten<br />

geschätzt. Ein ähnlich großes Problem<br />

ist die Energieversorgung. Regelmäßig mus<br />

in den Städten stundenweise der Strom abgestellt<br />

werden, da die erzeugten 8800 Megawatt<br />

nicht ausreichen. In diesen Bereich, der für die<br />

Industrie sowie ausländische Investoren von<br />

enormer Bedeutung ist, sollen 5 Milliarden<br />

US-Dollar fließen. Erneuerbare Energie, vor<br />

allem Wasser- und Sonnenenergie, werden von<br />

der Regierung mit 1,6 Milliarden US-Dollar<br />

gefördert. 2012 hat der Irak laut World Factbook<br />

12,28 Milliarden kWh Strom importiert.<br />

Deutsche Technik genießt<br />

ausgezeichneten Ruf<br />

Da das Land für zahlreiche dieser Projekte<br />

ausländischer Investitionen und moderner<br />

Technik bedarf, bieten sich für deutsche<br />

Unternehmen sehr gute Chancen. Der Handel<br />

mit dem Irak hat 2011 zwar die wichtige<br />

Schwelle von einer Milliarde Euro überschritten,<br />

doch noch längst nicht das Niveau<br />

aus den 1980er Jahren erreicht. Deutsche<br />

Unternehmen genießen im Irak hohes Ansehen,<br />

deutsche Produkte gelten als qualitativ<br />

hochwertig. Schon jetzt bezieht der Irak<br />

Fahrzeuge, Maschinen, Elektronik, Konsumgüter,<br />

Chemieprodukte und Baustoffe aus<br />

Deutschland; deutsche Unternehmen renovieren<br />

im Irak Abwasserkanäle und Baudenkmäler,<br />

bauen Krankenhäuser, installieren<br />

Kraftwerke und Notstromaggregate, planen<br />

Wohnhäuser und Fabriken, statten Universitäten<br />

mit Laboren aus und liefern Landwirtschaftsmaschinen.<br />

Schulungen des irakischen<br />

Personals in Deutschland sind häufig Teil der<br />

Verträge – seien es Piloten von Iraqi Airways,<br />

Ingenieure oder Ärzte. Auch dieser Sektor<br />

birgt Potenzial.<br />

Schulungen in Deutschland sind<br />

Wachstumsmarkt<br />

Allerdings will der Markteintritt in den Irak<br />

gut vorbereitet sein. Ohne ein eigenes Büro<br />

oder einen zuverlässigen Partner vor Ort geht<br />

wenig, persönliche Kontakte sind wichtig. Die<br />

zentralisierte Bürokratie ist weiterhin ein<br />

Problem. Hier bietet der Drang der Provinzen<br />

nach mehr Autonomie – das betrifft zuallererst<br />

die ölreiche und mittlerweile recht<br />

sicher bereisbare Provinz Basra – zukünftig<br />

Chancen. Auch der irakische Botschafter in<br />

Deutschland, Dr. Hussain Mahmood Alkhateeb,<br />

empfiehlt Unternehmen, sich im Zweifelsfall<br />

direkt an die Provinzregierungen zu<br />

wenden. Die Sicherheitslage in Bagdad, in Mosul<br />

und im sunnitischen Dreieck ist dagegen<br />

weiterhin problematisch, was zu aufwendigen<br />

Sicherheitsvorkehrungen zwingt. Auch die<br />

schiitisch-sunnitischen Auseinandersetzungen<br />

innerhalb der irakischen Regierung sowie die<br />

Konflikte mit der kurdischen Autonomieregion<br />

stellen Hemmnisse dar.<br />

Persönliche Kontakte<br />

unbedingt erforderlich<br />

Die Politik unterstützt die deutsche Wirtschaft<br />

bei ihrem Engagement im Irak. Zuletzt<br />

waren Verkehrsminister Dr. Peter Ramsauer<br />

und Wirtschaftsminister Dr. Philipp Rösler<br />

mit großen Wirtschaftsdelegationen vor Ort.<br />

Dabei wurde eine Vereinbarung über den Bau<br />

eines Schulungszentrums für Trockenbau in<br />

Bagdad, eine Absichtserklärung über die Verbesserung<br />

des Brandschutzes in Erbil und ein<br />

Letter of Understanding über die Sanierung<br />

des Mosuler Staudamms unterzeichnet. Mit<br />

einem Auftragsvolumen von 1,9 Milliarden<br />

Euro ist letzteres das größte deutsche Projekt<br />

im Irak.<br />

Foto: M. El-Sauaf<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />

46


Before<br />

After<br />

SOUQ<br />

The efficient way of cleaning production equipment:<br />

Dry Ice Cleaning by Ice Field<br />

Dry Ice Cleaning technology benefi ts<br />

• Reduction of downtime<br />

• No surface erosion on metal, ceramic, glass<br />

• No solid or liquid blasting material waste<br />

• No cleaning agent residue remaining on surfaces<br />

• Wide range of applications: removes lubricants,<br />

separating agents, lacquer coatings and all kinds of<br />

surface oxidation<br />

Services<br />

• Dry ice production<br />

• Dry ice cleaning<br />

• High pressure water cleaning<br />

• Enquiring service<br />

Application areas<br />

• Chemical industry<br />

• Printing industry<br />

• Rubber industry<br />

• Food industry<br />

• Airport maintenance<br />

• Oil industry<br />

• Pharmaceutical industry<br />

• Shipyards<br />

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47<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong>


Advertorial<br />

Große Nachfrage nach deutschen Produkten / Insbesondere Maschinen<br />

und Fahrzeuge gefragt / Besondere Einfuhrbestimmungen zu beachten /<br />

DIN CERTCO, ein Tochterunternehmen von TÜV Rheinland unterstützt<br />

Unternehmen jetzt auch bei Zulassungen für den Irak.<br />

IMPORTE IN DIE ARABISCHE WELT –<br />

MARKTZULASSUNGEN<br />

Die Bazare der arabischen Welt sind<br />

legendär. So manche Mythen ranken<br />

sich um diese verwunschenen Plätze.<br />

Vom Teppich über Gewürze bis<br />

hin zu schillernden Stoffen – es gibt<br />

nichts, was der Käufer dort nicht erwerben<br />

kann. Die Kaufkraft und die<br />

Wirtschaft in Saudi Arabien, Kuwait<br />

und Irak wachsen seit Jahren konstant.<br />

Mittlerweile gehören die arabischen<br />

Staaten zu der Ländergruppe,<br />

deren Wirtschaft weltweit am stärksten<br />

wächst. Deren Zukunftsprognosen<br />

werden von Experten als sehr positiv<br />

bewertet. Ein Ende des Wachstums ist<br />

momentan nicht abzusehen. So stieg<br />

nach Angaben des Internationalen<br />

Währungsfonds das Bruttoinlandsprodukt<br />

Iraks 2011 von 81,1 Milliarden<br />

USD auf 115,4 Milliarden USD.<br />

Dies entspricht einem Wachstum von<br />

9,9 Prozent. Die Schätzungen für 2012<br />

und <strong>2013</strong> prognostizieren eine weitere<br />

Steigerung „In Zeiten, in denen die<br />

westlichen Länder noch stark mit der<br />

Finanzkrise und deren wirtschaftlichen<br />

Folgen zu kämpfen haben, wecken<br />

solch strotzende Wirtschaftszahlen<br />

das Interesse ausländischer<br />

Unternehmen.“, berichtet Norbert<br />

Müller, Experte für Internationale Zulassungen<br />

und Einfuhrbestimmungen<br />

bei DIN CERTCO. „Die arabische Welt<br />

entwickelt sich mehr und mehr zu einem<br />

attraktiven Absatzmarkt.“<br />

Import als Chance für ausländische<br />

Unternehmen<br />

Saudi Arabien, Kuwait und Irak besitzen<br />

neben einem starken Export<br />

von Rohölprodukten auch eine stets<br />

wachsende Nachfrage nach ausländischen<br />

Produkten. So importierte Saudi<br />

Arabien 2012 Waren im Wert von<br />

106 Milliarden USD aus dem Ausland.<br />

Nach USA und China belegte Deutschland<br />

den dritten Platz der weltweiten<br />

Lieferanten. Im gleichen Jahr importierte<br />

Kuwait Produkte mit einem Warenwert<br />

von 86,7 Milliarden USD aus<br />

dem Ausland. Ein besonderes Augenmerk<br />

gilt hier der Lebensmittelversorgung,<br />

da das Land beinahe vollständig<br />

auf Importwaren angewiesen ist. Im<br />

Irak betrug der Import 2011 geschätzte<br />

53,9 Milliarden USD. Die Absatzchancen<br />

für Unternehmen aus dem Ausland<br />

sind in allen Ländern immens.<br />

„Maschinenbau-Erzeugnisse, Fahrzeuge,<br />

Industriegüter sowie Waren des<br />

täglichen Bedarfs und Lebensmittel<br />

werden dort besonders stark nachgefragt.<br />

Speziell für Produkte „Made in<br />

Germany“ gibt es einen stark wachsenden<br />

Absatzmarkt.“ Doch beim Handel<br />

mit arabischen Ländern gibt es einige<br />

Besonderheiten zu beachten. Oftmals


scheitern Importversuche schon an<br />

den Grenzkontrollen. „Importwaren<br />

unterliegen in der arabischen Welt<br />

bestimmten Regulierungen und benötigen<br />

eine entsprechende Zulassung.“,<br />

berichtet der Experte von DIN CERT-<br />

CO. „Halten sich ausländische Unternehmen<br />

nicht an diese Spielregeln, gelangen<br />

ihre Produkte erst gar nicht in<br />

die jeweiligen Länder“.<br />

Einfuhrbestimmungen Saudi Arabien<br />

Eine Vielzahl von Warenlieferungen,<br />

die von Deutschland nach Saudi-Arabien<br />

exportiert werden, benötigen eine<br />

Konformitätsbescheinigung (Certificate<br />

of Conformity). Die Hersteller<br />

müssen nachweisen, dass deren Produkte<br />

mit den Vorschriften Saudi Arabiens<br />

übereinstimmen. Die Konformitätsbescheinigung<br />

(CoC) muss den<br />

Zollbehörden bei der Einfuhr in Saudi-<br />

Arabien vorgelegt werden. Ohne gültiges<br />

Zertifikat darf das Produkt nicht<br />

nach Saudi Arabien eingeführt werden.<br />

„Produkte, die nach Saudi Arabien<br />

exportiert werden, müssen nicht<br />

nur den Anforderungen ihrer physischen<br />

Beschaffenheit entsprechen<br />

sondern werden auch hinsichtlich der<br />

Einhaltung kultureller Gegebenheiten<br />

Saudi Arabiens überprüft. Diese<br />

unterscheiden sich zum Teil stark von<br />

westlichen Standards“, erklärt Norbert<br />

Müller von DIN CERTCO. „Die Prüfung<br />

beschränkt sich nicht nur auf die<br />

Produktsicherheit - auch die ethische<br />

und religiöse Unbedenklichkeit der<br />

Produkte werden überprüft.“<br />

Einfuhrbestimmungen nach Kuwait<br />

Seit Juni 2006 ist das ‘Kuwait Conformity<br />

Assurance Scheme’ (KUCAS) in<br />

Kuwait in Kraft, welches den Import<br />

in das Emirat Kuwait regelt. Um Warenlieferungen,<br />

problemlos in Kuwait<br />

einführen zu können, muss vor deren<br />

Verschiffung von einer autorisierten<br />

Zertifizierungsstelle ein sogenannter‚<br />

Technical Inspection Report‘ (TIR)<br />

ausgestellt werden. Produkte ohne diesen<br />

Nachweis werden vor Ort durch die<br />

Public Authority for Industry getestet.<br />

So wird sichergestellt, dass neben der<br />

Produktsicherheit das Produkt den<br />

landestypischen Anforderungen entspricht<br />

wie beispielsweise die Kennzeichnung<br />

in arabischer Sprache oder<br />

die Einhaltung religiöser Gesichtspunkte.<br />

„Auf den Produkten oder deren<br />

Verpackung dürfen beispielsweise<br />

keine die Religion diskreditierenden<br />

Abbildungen von Frauen zu sehen<br />

sein.“, erklärt der DIN CERTCO-Experte.<br />

„Dieses würde gegen islamische<br />

Vorschriften verstoßen. Produkte, die<br />

nicht in klimatisierten Innenräumen<br />

genutzt werden, müssen für die klimatischen<br />

Bedingungen in Kuwait geeignet<br />

sein. Immerhin sind diese tropisch<br />

und die Temperaturen können über<br />

45°C ansteigen.“<br />

Einfuhrbestimmungen in den Irak<br />

Auch im Irak unterliegen Importe speziellen<br />

Einfuhrbestimmungen und benötigen<br />

eine internationale Zulassung.<br />

„Seit 2011 müssen Importeure ein<br />

Certificate of Conformity – eine sogenannte<br />

Konformitätsbescheinigung<br />

vorlegen.“, berichtet Norbert Müller<br />

von DIN CERTCO. „Damit wird<br />

nachgewiesen, dass das Produkt den<br />

geltenden Kriterien entspricht“. Die<br />

Einfuhrbestimmungen werden vom<br />

Central Organization for Standardization<br />

for Quality and Conformity of<br />

Iraq (COSQC) festgelegt, um die Einfuhr<br />

qualitativ minderwertiger Produkte<br />

zu unterbinden. Das Programm<br />

für Wareneinfuhren in den Irak ICIGI<br />

(Pre-Importation Inspection, Testing<br />

& Certification Program of Goods to<br />

Iraq) legt seinen Schwerpunkt sowohl<br />

auf nationale irakische Standards als<br />

auch auf internationale Vorgaben. Unter<br />

die Bestimmungen fallen insgesamt<br />

12 Produktkategorien wie beispielsweise<br />

Spielwaren oder Haushaltsgeräte<br />

– nachzulesen auf www.dincertco.de.<br />

Unterstützung durch DIN CERTCO<br />

DIN CERTCO ist die Zertifizierungsstelle<br />

des DIN Deutsches Institut für<br />

Normung e. V und des TÜV Rheinland<br />

und bietet Zertifizierungsdienstleistungen<br />

im Rahmen der Vergabe<br />

der DIN-Prüfzeichen für Produkte,<br />

Dienstleistungen, Personen und Fachbetriebe<br />

an. Seit Mitte Oktober 2008<br />

ist DIN CERTCO als Zertifizierungsstelle<br />

in Deutschland benannt, um<br />

Konformitätsbescheinigungen für<br />

Saudi-Arabien auszustellen. Im gleichen<br />

Jahr erlangte DIN CERTCO auch<br />

die Zulassung für Kuwait und unterstützt<br />

seitdem erfolgreich Unternehmen,<br />

die Produkte nach Kuwait exportieren<br />

möchten. Seit Januar <strong>2013</strong> bietet<br />

DIN CERTCO nun auch Unterstützung<br />

bei der Einfuhr von Produkten in<br />

den Irak. „Durch unsere langjährigen<br />

Tätigkeiten im Bereich Internationale<br />

Zulassungen kennen wir die Einfuhrbestimmungen<br />

der einzelnen Länder<br />

genau und können unseren Kunden<br />

präzise und schnell helfen.“, schließt<br />

Norbert Müller von DIN CERTCO.<br />

N o r b e r t<br />

Müller<br />

Leiter<br />

Internationale<br />

Projekte<br />

n orbe r t .<br />

mueller@<br />

dincertco.<br />

de


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warenaustausch<br />

SOUQ<br />

Der deutsch-arabische Warenaustausch weiter auf<br />

Wachstumskurs im ersten Quartal <strong>2013</strong><br />

Der Warenaustausch zwischen<br />

Deutschland und den arabischen Ländern<br />

befand sich im ersten Quartal<br />

<strong>2013</strong> weiter auf Wachstumskurs. Während<br />

die deutschen Exporte in die arabische<br />

Welt im Vergleich zum ersten<br />

Quartal 2012 um 5,23 Prozent zulegten,<br />

wuchsen die Importe aus der Region<br />

um 6,56 Prozent. Im gesamten<br />

Jahr 2012 waren die deutschen Exporte<br />

in die arabische Welt um 16,64 Prozent<br />

und die deutschen Importe um<br />

22,23 Prozent gestiegen. Damit hat<br />

sich der positive Trend von 2012 auch<br />

im ersten Quartal <strong>2013</strong> fortgesetzt.<br />

Für das Plus bei den deutschen Exporten<br />

ist in erster Linie das Geschäft mit<br />

den traditionell wichtigsten arabischen<br />

Handelspartnern verantwortlich. So<br />

wuchsen die Ausfuhren nach Saudi-<br />

Arabien um 13,74 Prozent auf 2.345,5<br />

Mio. Euro. Saudi-Arabien war damit das<br />

bedeutendste arabische Empfängerland<br />

für deutsche Waren. Die Exporte in die<br />

Vereinigten Arabischen Emirate (VAE),<br />

das an zweiter Stelle im Ranking steht,<br />

beliefen sich auf 1.637,1 Mio Euro.<br />

Drittwichtigster Empfänger deutscher<br />

Waren in der arabischen Welt ist Ägypten<br />

(Plus 1,35 Prozent auf 647,8 Mio.<br />

Euro). Es folgen Algerien (Plus 6,6 Prozent<br />

auf 453,8 Mio. Euro) und Marokko<br />

(Plus 15,64 Prozent auf 414 Mio. Euro).<br />

Weiter auf Wachstumskurs sind auch<br />

die Ausfuhren in den Irak (Plus 30,84<br />

Prozent auf 396,6 Mio. Euro).<br />

Bei den deutschen Importen dominieren<br />

traditionell die Öllieferungen. Libyen<br />

bleibt daher das bedeutendste Lieferland<br />

(Plus 51,21 Prozent auf 1631,6<br />

Mio. Euro). Es folgt Algerien mit 462,7<br />

Mio. Euro. Die weitere Reihenfolge im<br />

Ranking der Lieferländer: Ägypten, Tunesien,<br />

Saudi-Arabien und Marokko.<br />

Deutsch-Arabischer Warenaustausch 1. Quartal <strong>2013</strong><br />

Einfuhr in Mio. Euro<br />

Ausfuhr in Mio. Euro<br />

Jan.-März <strong>2013</strong> Jan.-März 2012 +/- (%) Jan.-März <strong>2013</strong> Jan.-März 2012 +/- (%)<br />

Ägypten<br />

424<br />

513,5<br />

-17,43<br />

647,8<br />

639,2<br />

1,35<br />

Algerien<br />

462,7<br />

438,7<br />

5,47<br />

453,8<br />

425,7<br />

6,60<br />

Bahrain<br />

10,5<br />

9,5<br />

10,53<br />

91,9<br />

91,3<br />

0,66<br />

Dschibuti<br />

0,001<br />

0,001<br />

0,00<br />

3,2<br />

1,7<br />

88,24<br />

Irak<br />

41,5<br />

88,3<br />

-53,00<br />

396,6<br />

303,1<br />

30,85<br />

Jemen<br />

1,7<br />

0,9<br />

88,89<br />

33,6<br />

26,6<br />

26,32<br />

Jordanien<br />

4,1<br />

3,7<br />

10,81<br />

172,5<br />

214,6<br />

-19,62<br />

Katar<br />

71,7<br />

145,1<br />

-50,59<br />

301,8<br />

249,3<br />

21,06<br />

Komoren<br />

0,6<br />

0,9<br />

-33,33<br />

0,37<br />

0,6<br />

-38,33<br />

Kuwait<br />

37,9<br />

15,1<br />

150,99<br />

342<br />

311,5<br />

9,79<br />

Libanon<br />

9,6<br />

12,3<br />

-21,95<br />

202,3<br />

215,1<br />

-5,95<br />

Libyen<br />

1631,6<br />

1079<br />

51,21<br />

310,3<br />

149,7<br />

107,28<br />

Marokko<br />

234,7<br />

227,2<br />

3,30<br />

414<br />

358<br />

15,64<br />

Mauretanien<br />

42<br />

44,7<br />

-6,04<br />

16,6<br />

48,3<br />

-65,63<br />

Oman<br />

11,2<br />

11<br />

1,82<br />

220,5<br />

122,5<br />

80,00<br />

Palästina<br />

0,1<br />

0,1<br />

0,00<br />

13<br />

9,4<br />

38,30<br />

Saudi-Arabien<br />

277<br />

397,8<br />

-30,37<br />

2345,5<br />

2062,1<br />

13,74<br />

Somalia<br />

0,089<br />

0,1<br />

-11,00<br />

0,8<br />

0,2<br />

300,00<br />

Sudan<br />

3,6<br />

3<br />

20,00<br />

49,4<br />

47,1<br />

4,88<br />

Syrien<br />

6,5<br />

21,2<br />

-69,34<br />

16,4<br />

76,6<br />

-78,59<br />

Tunesien<br />

363,6<br />

384,1<br />

-5,34<br />

358,5<br />

321,9<br />

11,37<br />

VAE<br />

185<br />

188,9<br />

-2,06<br />

1637,1<br />

1954,2<br />

-16,23<br />

Zusammen<br />

3820,8<br />

3585,7<br />

6,56<br />

8028,9<br />

7630<br />

5,23<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden<br />

51<br />

SOUQ / 2/<strong>2013</strong>

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