Ausgabe 2/2013 - Ghorfa
Ausgabe 2/2013 - Ghorfa
Ausgabe 2/2013 - Ghorfa
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
länderreport<br />
SOUQ<br />
Investitionschancen im Zweistromland<br />
Der Irak geht auf Wachstumskurs. Nachdem die ökonomischen und politischen Verhältnisse sich stabilisiert haben,<br />
ist der Irak durch die Öl- und Gaseinnahmen in der Lage, konstant hohe Summen in die Entwicklung des Landes zu<br />
investieren. Der Bedarf ist riesig: Straßen, Brücken, Flughäfen, Seehäfen, Eisenbahnen, Wohnungen, die Stromversorgung<br />
– alles muss neu errichtet oder modernisiert werden. Das bietet den im Irak traditionell hoch angesehenen<br />
deutschen Unternehmen ausgezeichnete Geschäftschancen.<br />
Von Malte Oberschelp<br />
Die Republik Irak überzeugt seit einigen Jahren<br />
mit konstant hohen Wachstumsraten.<br />
Betrug das Wirtschaftswachstum 2011 noch<br />
8,6 Prozent, wuchs es 2012 auf 8,4 Prozent an<br />
und wird <strong>2013</strong> voraussichtlich etwa 9 Prozent<br />
betragen. Auch für die darauffolgenden Jahre<br />
prognostiziert der Internationale Währungsfonds<br />
ein stabiles Wachstum von jeweils ca. 9<br />
Prozent. Damit gehört der Irak zu den zehn am<br />
schnellsten wachsenden Staaten der Welt.<br />
Foto: Luthardt GmbH<br />
Parallel dazu hat es die irakische Zentralbank<br />
geschafft, die extrem hohen Inflationsraten<br />
der Jahre bis 2007 auf etwa 5 Prozent zu drücken.<br />
Daher ist der amtliche Wechselkurs des<br />
irakischen Dinar zum Dollar seit Anfang 2009<br />
nahezu konstant. Die Preisstabilität ist eine<br />
der notwendigen Voraussetzungen für Wachstum<br />
und Auslandsinvestitionen. Die irakische<br />
Bevölkerung hat wieder Vertrauen in ihre<br />
Währung. Die Zentralbank plant zusätzliche<br />
Anstrengungen, um die Inflationsrate weiter<br />
zu senken. Auch die Zeiten der hohen Haushaltsdefizite,<br />
die mehrere Jahre zweistellig ausfielen,<br />
ist vorbei. Nach einem Defizit von 5,8<br />
Prozent in 2012 erwartet der IWF ab <strong>2013</strong> teils<br />
hohe Haushaltsüberschüsse.<br />
Unter den zehn wachstumsstärksten<br />
Länder der Welt: die Republik Irak<br />
Der Grund für die gute wirtschaftliche Entwicklung<br />
des Landes ist in allererster Linie<br />
sein Öl- und Gasreichtum. Der Irak verfügt<br />
über Ölreserven von 150 Milliarden Barrel<br />
und liegt damit weltweit an vierter Stelle.<br />
Nach einer Förderung von 2,8 Millionen Barrel<br />
täglich im Jahr 2011 ist es dem Land 2012<br />
gelungen, die Produktion auf 3,15 Millionen<br />
Barrel täglich hochzufahren. Dabei wird ein<br />
wachsender Teil der Förderung im eigenen<br />
Land weiterverarbeitet. Für die nächsten Jahre<br />
ist eine Steigerung auf bis zu 8 Millionen<br />
Barrel täglich geplant. Schon heute ist der Irak<br />
einer der drei größten Ölexporteure der Welt.<br />
Die Raffineriekapazitäten sollen schrittweise<br />
Derbandikhan Staudamm und Wasserkraftwerk<br />
weiter erhöht werden, so dass ein größerer Teil<br />
der Wertschöpfungskette im Land verbleibt<br />
und teure Benzin-Importe wegfallen.<br />
Irakische Ölproduktion soll auf 8<br />
Millionen Barrel ansteigen<br />
Die irakischen Gasvorräte belaufen sich auf<br />
3,62 Billionen Kubikmeter; nur elf Staaten besitzen<br />
größere Reserven. Allerdings steht die<br />
Förderung hier noch am Anfang. Nur etwa<br />
150 000 Kubikmeter kommen täglich auf den<br />
Markt, während ein Vielfaches dieser Menge<br />
als Abfallprodukt der Erdölförderung verbrennt.<br />
Der Irak forciert daher die Produktion:<br />
2012 wurden sieben Gas-Förderlizenzen in<br />
sechs Öl- und Gasfeldern für internationale<br />
Energiekonzerne ausgeschrieben. Doch fehlt<br />
es noch an entsprechenden Transportkapazitäten,<br />
etwa einer Gasverflüssigungsanlage, um<br />
das Gas auf dem Seeweg zu exportieren.<br />
Gasförderung wird massiv ausgebaut<br />
Die Dominanz des staatlich kontrollierten<br />
Energiesektors schlägt sich im Staatshaushalt<br />
und im Exportaufkommen nieder. Die<br />
Öleinnahmen machen etwa 95 Prozent des<br />
Staatshaushalts und 99 Prozent der Exporteinnahmen<br />
aus. Da der Staat auch in anderen<br />
Branchen überrepräsentiert ist, egal ob es sich<br />
um den Bergbau oder die metallverarbeitende<br />
Industrie handelt, steht der Irak noch am Beginn<br />
des Wandels von einer zentralistischen<br />
Wirtschaft zur Privatwirtschaft. Auf diesem<br />
Weg setzt die Regierung vor allem auf Public-<br />
Private-Partnerships. Dazu muss der Irak die<br />
Rahmenbedingungen für ein verstärktes Engegement<br />
ausländischer Investoren schaffen:<br />
Abbau von Bürokratie, Ausbau der Infrastruktur,<br />
Bekämpfung der Korruption und Verbesserung<br />
der Sicherheitslage. Ein wichtiger Schritt<br />
ist dabei das Investitionsschutzabkommen, das<br />
der Irak Ende 2012 ratifiziert hat – auch wenn<br />
die Ratifizierung der deutschen Seite wegen<br />
EU-Vorbehalten noch aussteht.<br />
Diversifizierung der Wirtschaft<br />
steht noch am Anfang<br />
Die zweite große Herausforderung ist die Diversifizierung<br />
der von Öl und Gas allzu abhängigen<br />
irakischen Ökonomie. Auch hier steht das<br />
Land, verglichen etwa mit den Golfstaaten, noch<br />
am Anfang. Außer Ölprodukten hat der Irak<br />
keine nennenswerten Exporte aufzuweisen und<br />
muss Konsumgüter, Fahrzeuge, Stahl, Baustoffe,<br />
Kunststoff- und Pharmazieprodukte sowie<br />
Maschinen einführen. Die größten Branchen<br />
des Landes sind die Textilindustrie, die Förderung<br />
von Mineralien und die Landwirtschaft.<br />
45<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong>