Gesamte Ausgabe (pdf, 6.30 MB, DE) - GIZ
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akzentuiert<br />
Ländliche und urbane<br />
Räume entwickeln<br />
Stadt und Land sind auf vielfältige und komplexe Weise miteinander verbunden.<br />
Entwicklung funktioniert dort am besten, wo Planer die Bevölkerung einbinden<br />
und ihre Konzepte regional anlegen.<br />
Text Michael Netzhammer Illustrationen Sabine Schiemann<br />
IUrbanität ist schick. Sie gilt als die bestimmende<br />
Lebensform von morgen. Dafür spricht der<br />
mediale Hype um Metropolen und Megacitys.<br />
Inzwischen leben fast sechs von zehn Erdbewohnern<br />
in der Stadt. Ihr Anteil wächst gerade in den<br />
Entwicklungs- und Schwellenländern rasant. Die Städte des<br />
Südens werden bis 2030 fast das gesamte Bevölkerungswachstum<br />
auffangen müssen. Mit dieser Entwicklung verbinden<br />
viele Experten zahlreiche Chancen, sei es, die Armut<br />
zu reduzieren oder das Klima zu schützen. Städte gelten als<br />
Motoren der wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen<br />
Entwicklung. In ihnen bündeln sich Wissen, Kapital<br />
und Macht. São Paulo ist dafür ein gutes Beispiel. Jeder<br />
zehnte Brasilianer lebt in der Metropole. Die Stadt erwirtschaftete<br />
2008 rund ein Drittel des nationalen Bruttosozialprodukts<br />
und verbrauchte etwa 70 Prozent der landesweit<br />
benötigten Energie. Den Chancen stehen Herausforderungen<br />
gegenüber. Mit den Einwohnern wächst die Zahl der<br />
prekär lebenden Menschen in den Ballungszentren. Laut<br />
UN hausen rund 1,2 Milliarden in armseligen Hütten. Häufig<br />
wohnen sie in Vierteln ohne Wasseranschluss und Elektrizität,<br />
ohne Zugang zu Bildung, Gesundheit und Arbeit.<br />
Die Entwicklung in den Städten hat auch Auswirkungen<br />
auf ländliche Regionen. Man muss nicht so weit gehen<br />
wie die ehemalige geschäftsführende Direktorin des Siedlungsprogramms<br />
der Vereinten Nationen UN-HABITAT,<br />
Anna Tibaijuka, nach der „die Zukunft einer jeden Nation<br />
dieser Erde ganz bestimmt in der Stadt liegt“. Doch die<br />
wachsende Bedeutung der urbanen Metropolen verschiebt<br />
auch das politische Gewicht zu ihren Gunsten. Allerdings<br />
verbrauchen die wachsenden Städte auch jene Güter, die auf<br />
dem Land produziert werden. Die urbane Entwicklung<br />
muss also – allen Unkenrufen zum Trotz – nicht nachteilig<br />
für die ländlichen Entwicklungsräume sein. Im Gegenteil:<br />
Mit der Stadt wird auch das Land wichtiger. Denn die ländlichen<br />
Räume versorgen die Stadtbevölkerung mit Lebensmitteln,<br />
Trinkwasser, Energie und sauberer Luft. Und sie<br />
stellen das Reservoir für Arbeitskräfte, ohne die nachhaltiges<br />
Wachstum nicht möglich ist. Und schließlich sind es die<br />
ländlichen Regionen, in denen die Städter Erholung und<br />
Ruhe suchen.<br />
Komplexe Beziehungen<br />
Den vielfältigen und komplexen Interaktionen zwischen<br />
Stadt und Land wurde früher wenig Bedeutung beigemessen.<br />
Die Entwicklung von ländlichen und urbanen Räumen<br />
wurde in Gegensätzen gedacht. Diese künstliche Trennung<br />
gilt es zu überwinden. Heute rücken die Verflechtungen und<br />
das Zusammenspiel stärker in den Vordergrund. Es geht darum,<br />
die unterschiedlichen Potenziale der jeweiligen Lebensräume<br />
zu fördern. Regionale Entwicklung kann und soll das<br />
Scharnier zwischen Stadt und Land bilden. Ob solche Scharniere<br />
– um im Bild zu bleiben – klemmen, ausreißen oder »<br />
14,4 %<br />
Afrika<br />
61,6 %<br />
1950 2050<br />
Anteil der Stadtbevölkerung<br />
an der<br />
Gesamtbevölkerung<br />
Quelle: World Urbanization<br />
Prospects: The 2009 Revision<br />
akzente 03/2011<br />
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