Gesamtschule - GGG-NRW
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<strong>Gesamtschule</strong><br />
in Nordrhein-Westfalen II/99<br />
Aktuelle Bildungspolitik<br />
Feststellung einer schichtspezifischen Zuteilung von Bildungs- und damit<br />
Lebenschancen entgegen. Diese Ungleichheit ist auch Ende der achtziger Jahre,<br />
also fünfundzwanzig Jahre nach Beginn der Reformdebatte, erheblich: Für das<br />
Jahr 1989 - seither wird dies nicht mehr erhoben - weist der Mikrozensus aus,<br />
dass von allen Arbeiterkindern im Alter von 13 und 14 Jahren 58% eine Hauptschule,<br />
26% eine Realschule und nur 11% ein Gymnasium besuchten. Dem stehen<br />
folgende Bildungsbeteiligungsquoten bei Beamtenkindern gegenüber:<br />
Hauptschule - 13%; Realschule - 24%; Gymnasium - 58% (Böttcher 1991,<br />
S. 153). Dieses hohe Ausmaß von schichtspezifischer Chancenungleichheit<br />
setzt sich in den Bildungswegen der Sekundarstufe II und schließlich beim Ü-<br />
bergang in die Universitäten fort: 1995 wechselten lediglich 7% aller Arbeiterkinder<br />
eines Altersjahrgangs in Universitäten – bei den Beamtenkindern taten<br />
dies dagegen 44%% (DSW 1998, S. 7).<br />
Abgeschwächte regionale Ungleichheit<br />
Neben geschlechts- und schichtspezifischen Ungleichheiten waren es die regionalen<br />
Disparitäten, die vor dem Hintergrund des Gleichheitsgebots des Grundgesetzes<br />
Schulreformer anspornten: Durch einen „flächendeckenden“ Ausbau<br />
des Schulnetzes sollte regionale Ungleichheit gemindert werden. Trotz aller<br />
Anstrengungen und trotz aller Erfolge bestehen jedoch Mitte der neunziger Jahre<br />
unverkennbare regionale Disparitäten - zwischen den Bundesländern ebenso<br />
wie innerhalb der Länder. Vergleicht man z.B. die Abiturquoten (Anteil der Abiturienten<br />
am Altersjahrgang) der Länder untereinander, so findet sich für 1997<br />
bei den Flächenstaaten der früheren Bundesrepublik eine Spannweite von 20%<br />
(Bayern) über 29% (<strong>NRW</strong>) bis zu bis 31% (Hessen). Die neuen Bundesländer<br />
bewegen sich inzwischen ausnahmslos im oberen Bereich der Werte der alten<br />
Flächenstaaten: Die Spannweite reicht von 27% in Mecklenburg-Vorpommern<br />
bis 35% in Brandenburg (vgl. zu diesen Daten KMK 1998, S. 356).<br />
Dass die Unterschiede zwischen den Bundesländern nicht ausschließlich Ausdruck<br />
landesspezifischer Expansionspfade sind, zeigt eine genauere<br />
regionalisierte Analyse der Bildungsbeteiligung in unterschiedlichen Regionen<br />
ein und desselben Bundeslandes. So ergibt z.B. eine genauere Analyse der<br />
regionalen Hauptschulquoten Bayerns (vgl. Klemm 1994), dass es dort<br />
unerwartet hohe Unterschiede gibt: Zwischen den sieben Regierungsbezirken<br />
findet sich es eine Spannweite von 9% (Oberbayern 38%, Niederbayern 47%).<br />
Zwischen den kreisfreien Städten beträgt die größte Differenz 23% (Coburg<br />
32%, Fürth 55%) und zwischen den Landkreisen beträgt sie 27% (Landkreis<br />
München 20%, Landkreis Freyung-Grafenau 57%). Diese letztgenannte<br />
Differenz ist zugleich die größte in ganz Bayern. Tendenziell ähnliche<br />
Disparitäten würden voraussichtlich auch Analysen anderer Flächenstaaten<br />
ergeben. Nur sehr überzeugte Anhänger begabungstheoretischer Begründungen<br />
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