Gesamtschule - GGG-NRW
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<strong>Gesamtschule</strong><br />
in Nordrhein-Westfalen II/99<br />
Aktuelle Bildungspolitik<br />
3. Die Folgen: Bildungsbeteiligung und Lebenschancen<br />
Eine bilanzierende Durchmusterung der hier vorgestellten zentralen Daten zur<br />
Öffnung der Bildungswege und zu den damit einhergehenden Expansionsprozessen<br />
sowie zur Chancenverteilung im Bildungssystem ergibt für die Mitte der<br />
neunziger Jahre ein vergleichsweise eindeutiges Bild für Deutschland insgesamt<br />
und mit Nuancierungen auch für Nordrhein-Westfalen: Der Zulauf zu den allgemein<br />
bildenden Schulen, die dort erreichten Schulabschlüsse und die Beteiligung<br />
an beruflicher Ausbildung haben in den Jahren seit 1945 ein - auch im internationalen<br />
Vergleich betrachtet - beachtliches Niveau erreicht. Mit der Öffnungspolitik<br />
hat es die Bundesrepublik Deutschland ermöglicht, dass eine abgeschlossene<br />
Schulbildung mit einer anschließenden Berufsausbildung in Betrieben,<br />
Schulen und Hochschulen zur Normalbiographie der Heranwachsenden<br />
werden konnte. Ein Abweichen von dieser Norm, wie es sich in den neunziger<br />
Jahren in Folge des Mangels an Ausbildungsplätzen im Rahmen der dualen Berufsausbildung<br />
abzeichnet, wird am Ende des 20. Jahrhunderts als Versagen auch<br />
der Gesellschaft wahrgenommen. Innerhalb der so beachtlichen Expansion der<br />
Bildungsbeteiligung - auch dies gehört zu einer Bilanz der Bildungsexpansion -<br />
ist es aber nur teilweise gelungen, dem im Grundgesetz verankerten Chancengleichheitsgebot<br />
nachzukommen. Immer noch stellen das Geschlecht (bei der<br />
Berufsausbildung), die Ethnie, die regionale und insbesondere die soziale Herkunft<br />
entscheidende Einflussfaktoren dar, wenn es um die Bildungschancen der<br />
Heranwachsenden geht.<br />
Die so offensichtlich ungleiche Verteilung von Bildungschancen trägt - dies belegt<br />
eine Durchsicht der einschlägigen Untersuchungen beeindruckend - in einem<br />
erheblichen Umfang zu einer ungleichen Verteilung von Lebenschancen<br />
bei und bestimmt somit den weiteren Lebensweg. Dies soll im Folgenden - exemplarisch<br />
- für den Bereich der Erwerbsarbeit gezeigt werden.<br />
Die Bedeutung eines ‘hohen’ Schulabschlusses für die Teilhabe am Erwerbsleben<br />
ist unverkennbar: Er zeigt sich beim Eintritt in eine Berufsausbildung, bei<br />
der Teilhabe an Erwerbsarbeit und beim erzielbaren Einkommen (vgl. dazu<br />
Block/Klemm 1997, S. 91-102). Gerade in der aktuellen Phase des Ausbildungsplatzmangels<br />
wird deutlich, wie stark die Chancen, einen Ausbildungsplatz<br />
zu erhalten, mit dem erworbenen Schulabschluss zusammenhängen: So erhielten<br />
Mitte der neunziger Jahre von den Schulabsolventen ohne Schulabschluss lediglich<br />
ein Viertel einen Ausbildungsplatz. Die darin zum Ausdruck kommende<br />
Verbindung zwischen Schulbildung und Ausbildungschancen setzt sich in dem<br />
ebenso beachtlichen Zusammenhang zwischen Ausbildungsabschluss und Arbeitslosigkeit<br />
fort: 1995 betrug die Arbeitslosenquote im Gebiet der früheren<br />
Bundesrepublik insgesamt 9,3%. In der Gruppe der Erwerbstätigen ohne formalen<br />
Berufsbildungsabschluss lag sie dagegen bei 21,9%, bei den Erwerbstätigen<br />
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