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Bedeutung in Forschung und Medizin

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(hitzelabile <strong>und</strong>/oder hitzestabile Enterotox<strong>in</strong>e). ETEC-Infektionen äußern<br />

sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Cholera-ähnlichen Krankheitsbild. Es kommt zu wässrigen<br />

Durchfällen, abdom<strong>in</strong>alen Krämpfen, Fieber <strong>und</strong> Erbrechen (LEVINE, 1987).<br />

Beim Tier s<strong>in</strong>d vor allem neugeborene Lämmer, Kälber <strong>und</strong> Ferkel betroffen<br />

(KENNAN & MONCKTON, 1990; TZIPORI et al., 1981).<br />

Enteroaggregative E. coli (EAggEC) wurden bisher vor allem bei K<strong>in</strong>dern als<br />

Infektionserreger nachgewiesen <strong>und</strong> verursachen wässrige, oft persistierende<br />

Durchfälle. EAggEC haften an den Enterozyten des Dünndarms <strong>und</strong> lagern<br />

sich <strong>in</strong> typischer Weise zu Aggregaten zusammen (NATARO & KAPER, 1998).<br />

Sie schädigen durch Bildung e<strong>in</strong>es besonderen Tox<strong>in</strong>s (EAST I), das dem<br />

hitzestabilen Enterotox<strong>in</strong> der ETEC ähnelt.<br />

Entero<strong>in</strong>vasive E. coli (EIEC) besitzen die Fähigkeit, <strong>in</strong> die Darmwand e<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen.<br />

Sie s<strong>in</strong>d bezüglich ihrer pathogenen Eigenschaften den Ruhrbakterien<br />

(Shigellen) vergleichbar <strong>und</strong> verursachen beim Menschen Ruhr-ähnliche<br />

Symptome, wie anhaltende Bauchkrämpfe (Tenesmen) <strong>und</strong> breiige, blutige<br />

<strong>und</strong> blutig-schleimige Diarrhöen (FORMAL, 1983). Es kommt zu lokalen<br />

Entzündungen mit Bildung von Geschwüren durch E<strong>in</strong>wandern der Erreger <strong>in</strong><br />

die Dickdarmwand. E<strong>in</strong>e Tierpathogenität ist nicht bekannt.<br />

Diffus adhärente E. coli (DAEC) wurden als Infektionsauslöser vor allem bei<br />

K<strong>in</strong>dern mit wässrigen Durchfällen nachgewiesen (NATARO & KAPER, 1998).<br />

Über ihre Pathogenitätsmechanismen ist noch wenig bekannt.<br />

Nekrotoxische E. coli (NTEC) zeichnen sich durch die Bildung e<strong>in</strong>es bestimmten<br />

Typs von Tox<strong>in</strong>en, den Cytonekrose-Faktoren (CNF) aus (DE RYCKE<br />

et al., 1990). CNF1-bildende NTEC s<strong>in</strong>d vor allem beim Menschen mit extra<strong>in</strong>test<strong>in</strong>alen<br />

Koli-Infektionen nachgewiesen worden, während CNF2-bildende<br />

NTEC bei Kälbern sowohl mit Durchfall als auch mit Septikämien <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

gebracht werden (CAPRIOLI et al., 1987).<br />

Extra<strong>in</strong>test<strong>in</strong>ale Infektionen entstehen durch das Vordr<strong>in</strong>gen von Kolibakterien,<br />

die sich z.T. aus der eigenen Darmflora rekrutieren, <strong>in</strong> ansonsten sterile oder<br />

spärlich besiedelte Bereiche des Organismus, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e Vermehrung<br />

begünstigt wird. Bei extra<strong>in</strong>test<strong>in</strong>alen Infektionen spielt E. coli vor allem als<br />

Erreger von Harnwegs<strong>in</strong>fekten (UPEC = uropathogene E. coli) e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Rolle (JOHNSON & STAMM, 1989). Uropathogene E. coli heften sich mit<br />

spezifischen Adhäs<strong>in</strong>en (z. B. P-Fimbrien, S-Fimbrien) an uroepitheliale Zellen<br />

<strong>und</strong> setzen zur Schädigung des Epithels e<strong>in</strong> cytolytisch wirkendes Tox<strong>in</strong><br />

(α-Hämolys<strong>in</strong>) e<strong>in</strong>. Gleichzeitig entziehen sie sich den Attacken der Immunabwehr<br />

durch Kapselbildung. UPEC können die Harnwege von Menschen,<br />

Affen <strong>und</strong> H<strong>und</strong>en <strong>in</strong>fizieren.<br />

E<strong>in</strong> wesentlich selteneres Krankheitsbild ist die Sepsis oder Men<strong>in</strong>gitis bei<br />

Neugeborenen, die durch Sepsis/Men<strong>in</strong>gitis-assoziierte E. coli (SEPEC,<br />

MENEC) hervorgerufen werden kann (DAWSON et al., 1999). Sepsisauslösende<br />

E. coli nutzen ähnliche Pathogenitätsfaktoren wie die UPEC. Durch E. coli<br />

ausgelöste Sepsis kommt bei Mensch, R<strong>in</strong>d, Schaf, Schwe<strong>in</strong> <strong>und</strong> Geflügel vor.<br />

SEPEC schützen sich vor der Attacke durch das Komplementsystem durch<br />

Besitz bestimmter Kapseltypen <strong>und</strong> langkettiger Lipopolysaccharide. Dies<br />

ermöglicht ihnen, längerfristig im Blutserum zu überleben. SEPEC werden<br />

daher als „serumresistent“ bezeichnet. Men<strong>in</strong>gitisauslösende E. coli (MENEC)<br />

s<strong>in</strong>d E.-coli-Varianten, die auch Harnwegs<strong>in</strong>fektionen verursachen können.<br />

Sie werden beim Menschen während der Geburt von der Mutter auf das<br />

Neugeborene übertragen, bei dem sie e<strong>in</strong>e Men<strong>in</strong>gitis auslösen können.<br />

MENEC schützen sich ebenfalls durch Bildung e<strong>in</strong>er Kapsel (oft vom K1-Serotyp).<br />

Sie docken mit pathogenen S-Fimbrien-Adhäs<strong>in</strong>en an Epithel- <strong>und</strong> Endothelzellen<br />

an <strong>und</strong> können diese Gewebsbarrieren durchdr<strong>in</strong>gen.<br />

Nach der vollständigen Genom-Sequenzierung des E. coli K-12-Stammes<br />

MG 1655 im Jahr 1997 folgte die Entschlüsselung weiterer Genome von<br />

apathogenen wie auch pathogenen Varianten der Spezies. Durch Vergleiche<br />

der jeweiligen Genomsequenzen konnten Unterschiede <strong>in</strong> der genetischen<br />

Organisation aufgezeigt <strong>und</strong> H<strong>in</strong>weise auf die phylogenetische Entwicklung<br />

von Bakterienstämmen gegeben werden. Die Analyse der Sequenzdaten hat<br />

zu der Erkenntnis geführt, dass bakterielle Genome häufig aus e<strong>in</strong>em Kerngenom<br />

bestehen, aber daneben zusätzliche DNA-Sequenzen besitzen, die<br />

möglicherweise über horizontalen Gentransfer <strong>in</strong> das Genom <strong>in</strong>tegriert<br />

wurden [Abb. 14].<br />

Kerngenom<br />

Phagen<br />

Plasmide<br />

Genom-Inseln<br />

Pathogenität Resistenz Sekretion Metabolismus Degradation Symbiose<br />

Abb. 14 Genomstruktur von Bakterien (nach HACKER et al., 2001)<br />

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