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Bedeutung in Forschung und Medizin

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Theodor Escherich –<br />

Erstbeschreiber des Bacterium coli commune<br />

Am 14. Juli des Jahres 1885 hielt der damals 27-jährige Theodor ESCHERICH *<br />

vor der Gesellschaft für Morphologie <strong>und</strong> Physiologie <strong>in</strong> München e<strong>in</strong>en<br />

Vortrag mit dem Titel „Die Darmbacterien des Neugeborenen <strong>und</strong> Säugl<strong>in</strong>gs“<br />

(ESCHERICH, 1885) [Abb. 1]. Er berichtete über se<strong>in</strong>e <strong>Forschung</strong>sergebnisse<br />

<strong>und</strong> trug dem Auditorium vor, dass das Mekonium<br />

des Neugeborenen steril sei, aber <strong>in</strong>nerhalb der<br />

ersten Lebensst<strong>und</strong>en von Mikroorganismen besiedelt<br />

werde. Weil er fest davon überzeugt war, dass<br />

es „für die Pathologie <strong>und</strong> Therapie der mycotischen<br />

Darmerkrankungen unentbehrlich sei“,<br />

versuchte er, „die sche<strong>in</strong>bar ganz regellose <strong>und</strong> von<br />

tausend Zufälligkeiten abhängige Menge der im<br />

normalen Stuhl- <strong>und</strong> Darmkanal vorkommenden<br />

Bacterien zu entwirren.“ Dazu entwickelte er spezielle<br />

Kultivierungsmethoden mit flüssigen <strong>und</strong><br />

festen Nährmedien, die im Pr<strong>in</strong>zip noch heute zum<br />

Handwerkszeug e<strong>in</strong>es klassischen mikrobiologischen<br />

Labors gehören.<br />

Prof. Dr. med. Theodor ESCHERICH<br />

(1857 – 1911)<br />

Nach e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halbjähriger <strong>in</strong>tensiver <strong>Forschung</strong> präsentierte er diese <strong>und</strong> weitere<br />

Ergebnisse <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er umfangreichen Habilitationsschrift „Die Darmbakterien<br />

des Säugl<strong>in</strong>gs <strong>und</strong> ihre Beziehungen zur Physiologie der Verdauung“, die<br />

1886 im Verlag von Ferd<strong>in</strong>and Enke, Stuttgart (ESCHERICH, 1886) abgedruckt<br />

wurde. Hier teilte er u.a. m<strong>in</strong>utiös se<strong>in</strong>e Erkenntnisse zum Vorkommen, zur<br />

Gestalt <strong>und</strong> zu den Eigenschaften der von ihm beobachteten Bakterien mit,<br />

die er – je nach Häufigkeit <strong>und</strong> Menge – <strong>in</strong> obligate <strong>und</strong> fakultative<br />

Darmbakterien e<strong>in</strong>teilte. Im Säugl<strong>in</strong>gsstuhl fielen ihm hauptsächlich zwei<br />

Bakterientypen auf, die er als „obligate Milchkotharten“ bezeichnete. E<strong>in</strong>e<br />

davon war – wie bereits <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em 1885 gehaltenen Vortrag dargestellt –<br />

besonders häufig <strong>in</strong> den unteren Darmabschnitten anzutreffen, weshalb<br />

Theodor ESCHERICH sie als typische „Colonbacterien“ bezeichnete <strong>und</strong> ihnen<br />

den Artnamen „Bacterium coli commune“, das allgeme<strong>in</strong>e Dickdarmbakterium,<br />

gab [Abb. 2]. „Dasselbe f<strong>in</strong>det sich sowohl im Mekoniumkothe als bei<br />

* Weiteres über Leben <strong>und</strong> Arbeit von Theodor Escherich kann der Monographie von<br />

B.A. Oberbauer "Theodor Escherich – Leben <strong>und</strong> Werk", Paul-Ehrlich-Gesellschaft für<br />

Chemotherapie (Hrsg.), Futuramed Verlag München, 1992, entnommen werden.<br />

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