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Geschichte - Landwirtschaftliche Lehranstalten Bayreuth

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<strong>Geschichte</strong> der <strong>Landwirtschaftliche</strong>n <strong>Lehranstalten</strong> in <strong>Bayreuth</strong><br />

1862<br />

Es soll das Ökonomiegut, der Äußere spitalhof,<br />

eine Stunde von der Stadt <strong>Bayreuth</strong><br />

entfernt, vom Magistrate dieser Stadt auf<br />

15 bis 20 Jahre gepachtet und darauf im<br />

Jahre 1862/63 eine Kreis-Ackerbauschule<br />

...errichtet werden.<br />

Aus dem Protokoll des Landrats vom<br />

13. Juni 18621<br />

1863<br />

An der neuen Kreis-Ackerbauschule auf<br />

dem Äußeren Spitalhofe bei <strong>Bayreuth</strong>, welche<br />

am 1. Oktober laufenden Jahres erÖffnet<br />

werden soll, ist die Stelle eines Hauptlehrers<br />

und Gutsverwalters mit einem Jahresgehalte<br />

von 600 tl. nebst freier Wohnung<br />

und Beheizung zu besetzen; und<br />

könnte demselben der Ertrag des vorerst<br />

130 bis 140 bayer. Tagwerke umfassenden<br />

Hofgutes auch in Pacht gegeben werden.<br />

Dieser Hauptlehrer und Verwalter soll nicht<br />

allein befähigt sein, den gesamten Wirtschaftsbetrieb<br />

nebst Rechnungsführung<br />

unter Oberaufsicht des <strong>Landwirtschaftliche</strong>n<br />

Kreis-Komiteesselbst zu leiten, sondern<br />

auch die nötigen Kenntnisse besitzen,<br />

um den Unterricht für die Zöglinge in<br />

den landwirtschaftlichen Haupt- und Hilfsfächern<br />

zu erteilen. Unter allen Umständen<br />

wird gewünscht, daß derselbe verheiratet<br />

sei, um auch Haushalt und Beköstigung für<br />

die Schüler gegen eine noch festzusetzende<br />

Vergütung übernehmen zu können.<br />

Bewerber um diese Stelle haben ihre Meldungen<br />

unter Beilegung der erforderlichen<br />

beglaubigten Zeugnisse über ihren Bildungsgang<br />

und frühere Verwendung bin-<br />

nen 4 Wochen bei der unterfertigten<br />

Königl. Regierung einzureichen.<br />

<strong>Bayreuth</strong>, den 13. Februar 1863<br />

Königl. Regierung von Oberfranken, Kammer<br />

des Innern<br />

Freiherr von Podewils, Prasident<br />

Bekanntmachung, veröffentlicht im KgI.<br />

Bayerischen Kreis-Amtsblatt von Oberfranken,<br />

Nr. 17, 18.2.18632<br />

1863<br />

Satzung der Königlichen Kreis-Ackerbauschule<br />

für Oberfranken auf dem Äußeren<br />

Spitalhofe bei <strong>Bayreuth</strong><br />

1. Organische Bestimmungen<br />

I. Abschnitt<br />

Bestimmung der Anstalt<br />

§1<br />

Die Ackerbauschule hat den Zweck, vornehmlich<br />

Söhne bäuerlicher Grundbesitzer<br />

aus dem Kreise Oberfranken durch<br />

entsprechenden landwirtschaftlichen<br />

Unterricht sowie durch Einübung in alle<br />

Arbeiten, welche auf dem mit der Schule<br />

verbundenen Gute vorkommen, teils zu<br />

einer besseren Bewirtschaftung ihres<br />

eigenen Grundbesitzes zu befähigen, teils<br />

zu tüchtigen Pächtern, Baumeistern oder<br />

Vorarbeitern heranzubilden.<br />

II. Abschnitt<br />

Plan und Dauer des Unterrichts<br />

§2<br />

Der Unterricht zerfällt in den praktischen<br />

und den theoretischen Teil. Ersterer<br />

besteht in beständigerTeilnahme der ZÖglinge<br />

an sämtlichen Arbeiten, welche auf<br />

dem Felde und der Wiese, im Garten, Stall<br />

und Scheune, im Setzen und Pflanzen der<br />

Bäume usw. auf dem Gute der Anstalt vorkommen.<br />

Weiter in Übungen auf dem Versuchsfelde<br />

und in Exkursionen.<br />

§3<br />

Der theoretische Unterricht hat den<br />

Zweck:<br />

a) den früheren Elementar-Unterricht fortzusetzen<br />

und demselben hauptsächlich<br />

eine praktische Richtung zu geben,<br />

b) den Zöglingen diejenigen weiteren<br />

Kenntnisse zu verschaffen, die zu einer<br />

rationellen Ausübung des landwirtschaftlichen<br />

Berufes wesentlich notwendig<br />

sind.<br />

Der Erteilung dieses Unterrichts werden irn<br />

Winter mindestens 18 Stunden, irn Sommer<br />

mindestens 9 Stunden wöchentlich<br />

gewidmet.<br />

§4<br />

Derselbe hat sich in leicht faßlichen Vorträgen<br />

zu verbreiten:<br />

1) über Klima und Bodenkunde, über den<br />

Wert der Ackerkrume und des Untergrundes,<br />

dann der Bearbeitung des<br />

Bodens und über Düngerlehre;<br />

2) über landwirtschaftliche Maschinen<br />

und Geräte, deren Vorzüge und<br />

Gebrauch;<br />

3) über die verschiedenen Feldgewächse,<br />

also auch Futter- und Handelsgewächse,<br />

deren Anbau, Pflege, Ernte,<br />

Aufbewahrung und Verwertung, über<br />

den Fruchtwechsel und seine Vorzüge<br />

vor der Dreifelderwirtschaft;<br />

4) über Wiesenbau, Ent- und Bewässerung,<br />

Pflege und Düngung der Wiesen;<br />

5) über die landwirtschaftlichen Gewerbe<br />

einschlüssig der Käserei, des Obstund<br />

Flachsbaues, über Bienenzucht;<br />

ß) über praktische Viehzucht mit Einschluß<br />

der Kenntnis der irn Land gezogenen<br />

und eingeführten Viehschläge,<br />

Warte und Pflege, Nachzucht, Mastturn<br />

und Wertschätzung des Viehes;<br />

7) durch einen geprüften Tierarzt über den<br />

Bau des Tierkörpers und seiner einzel-<br />

13


nen Teile (Exterieur) sowie über die Vorrichtungen<br />

seiner Organe, Anleitung<br />

über Gesunderhaltung der Tiere einschlÜssig<br />

des Hufbeschlags, über<br />

Haustierzucht, insbesondere Verhütung<br />

erblicher Krankheiten und Fehler ,<br />

über tierärztliche Nothilfe einschlüssig<br />

der hiezu erforderlichen Arzneimittel<br />

und Operationen (die Lehre der<br />

Homöopathie soll nicht ausgeschlossen<br />

sein), über Geburtshilfe, Erkennung<br />

der Krankheiten, Seuchen und anstekkenden<br />

Krankheiten der Haustiere, wie<br />

über vorsorgliche Sicherungsmaßregeln<br />

im allgemeinen, endlich über die<br />

Kennzeichen der Gewährfehler bei den<br />

verschiedenen Haustieren und das hiebei<br />

einzuschlagende Verfahren;<br />

8) über Einrichtung und Betrieb landwirtschaftlicher<br />

Güter zur Anwendung besserer<br />

Fruchtfolgen und zum Übergang<br />

in bessere Feldsysteme, Ertragsberechnung,<br />

Buch- und RechnungsfÜhrung;<br />

9) in allen gemäß Ziff. 1 bis 8 zu haltenden<br />

Vorträgen ist auf die Praxis sowohl auf<br />

dem Schulgute selbst als anderwärts<br />

hinzuweisen und sind die Schüler mÖglichst<br />

praktisch zu üben.<br />

Auszug aus der Satzung der Kreisackerbauschule,<br />

veröffentlicht im Kgi. Bayerischen<br />

Kreis-Amtsblatt von Obertranken,<br />

Nr. 83, 23.9.18633<br />

1868<br />

Bezüglich des Lehrstoffes an theoretischpraktischen<br />

Ackerbauschulen gegenüber<br />

jenem an landwirtschaftlichen Winterschulen<br />

besteht scheinbar ziemliche<br />

Übereinstimmung, jedoch darf nicht Übersehen<br />

werden, daß bei erstgenanntem<br />

System die Erlernung der verschiedenen<br />

Unterrichtsfächer dem Denkvermögen<br />

und Fassungsgabe der Schüler durch<br />

langsames Vorwärtsschreiten und häufiges<br />

Wiederholen mehr entsprechend ist<br />

als ein auf wenige Monate zusammengedrängter<br />

Unterricht ...<br />

Aber selbst dann, wenn sich die Schüler<br />

auch am zweiten Winterkurs wieder beteiligen,<br />

wird es viel schwerer sein, deren<br />

Ausbildung zu bewirken, als bei ununterbrochenem<br />

Unterricht, wie es an wirklichen<br />

Ackerbauschulen der Fall ist ...<br />

Sehr treffend bemerkt Roscher in seiner<br />

National-bkonomie des Ackerbaues,<br />

Buch II., Kap. 14, "der niedere landwirtschaftliche<br />

Unterricht darf niemals die<br />

Eigentümlichkeit des Bauern vergessen,<br />

für Gesehenes empfänglicher zu sein als<br />

für Gehörtes" ...<br />

Die Lösung dieser Prinzipienfrage jedoch<br />

der Zeit überlassend, ist es leicht erklärlich,<br />

daß bezüglich der Organisation des<br />

niederen landwirtschaftlichen Unterrichtswesens<br />

eine ähnliche Streitfrage entstanden,<br />

wie teilweise noch jetzt die Konkurrenz<br />

zwischen Universitätsstudium und<br />

landwirtschaftlichen Akademien eine solche<br />

hervorrief. Letzteren wurde in gleicher<br />

Weise die Lebensfähigkeit und NÜtzlichkeit<br />

abgesprochen, wie man es jetzt bei<br />

den theoretisch-praktischen Ackerbauschulen<br />

für gut findet, allein jene höheren<br />

<strong>Lehranstalten</strong>, welche den Geist der Zeit<br />

richtig erfaßt, haben den Wettstreit siegreich<br />

bestanden und erfreuen sich eines<br />

gleich guten oder noch besseren Erfolges<br />

als früher, während das Studium der Landwirtschaft<br />

an Universitäten oder höheren<br />

technischen Anstalten mit gleichem Eifer<br />

betrieben wird, ohne daß man sich gegenseitig<br />

zu verdrängen sucht.<br />

In dieser Richtung dürfte auch gegenwärtiger<br />

Prinzipienstreit zwischen Ackerbauschulen<br />

mit gemischtem System und<br />

jenen mit nur theoretischem Unterricht<br />

aufzufassen sein. Beide können bestehen,<br />

der Landwirtschaft wird überall Nutzen<br />

zufließen, je nachdem der Betrieb derselben<br />

auf höherer oder niederer Stufe steht;<br />

aber man hüte sich, die allerneueste, noch<br />

zu wenig erprobte Ansicht auch sogleich<br />

als die beste anzupreisen: Der goldene<br />

Boden der Erfahrung bildet mit der wissenschaftlichen<br />

Begründung das Fundament<br />

der Landwirtschaft, wo das eine fehlt, baut<br />

man in die Luft!<br />

Aus dem Jahresbericht 1867/684<br />

1872<br />

Zweck aller Versuche ist, durch vergleichende<br />

Gewichtsbestimmung die verschiedenen<br />

Erträge in Berücksichtigung<br />

der angewendeten Düngemittel bei den<br />

vorhandenen Bodenverhältnissen in Form,<br />

Menge und Verbindung kennenzulernen,<br />

um bei günstigen Ergebnissen diejenigen<br />

Düngermaterialien, deren Wirkung im Verhältnis<br />

zu den Kosten und gesteigerten<br />

Erträgen steht, im größeren Betrieb mit<br />

voraussichtlich rentablem Erfolge in<br />

Anwendung zu bringen.<br />

Außerdem werden verschiedene anderwärts<br />

empfohlene Kulturpflanzen, Knollen-<br />

und Wurzelgewächse usw. angebaut,<br />

um deren Wert im Ertrage an Samen, Futter,<br />

Knollen oder Wurzeln bei den herrschenden<br />

klimatischen Verhältnissen zu<br />

prüfen und zur weiteren Verbreitung zu<br />

empfehlen, falls mehrjährige günstige<br />

Resultate erzielt wurden.<br />

Wenngleich diese Versuche einen mehr<br />

lokalen Wert haben, um zunächst nur für<br />

die betreffenden Äcker mit gleicher oder<br />

ähnlicher Bodenmischung von den verschiedenen<br />

Düngermaterialien in Menge,<br />

Form und Mischung jene kennenzulernen,<br />

welche in ihrer Wirkung auch einen Ökonomischen<br />

Wert haben, d.h. wo die meist<br />

bedeutenden Kosten für Ankauf der Düngermaterialien<br />

zu den wirklich gesteigerten<br />

Erträgen auch im Verhältnis stehen, so<br />

wäre es doch zwecklos, etwa nur jener<br />

Versuche Erwähnung zu tun, deren Resultate<br />

dem vorausgesetzten Erfolge entsprochen<br />

haben.<br />

Aus dem Jahresbericht 18711725


1874<br />

Satzungsgemäß hat die Absolutorial- und<br />

Schlußprüfung alljährlich im Monat Oktober<br />

nach den beendigten Herbstarbeiten<br />

stattzufinden...<br />

Die Prüfung ist eine öffentliche und wurde<br />

in der Art vorgenommen, daß am erstgenannten<br />

Tage von vormittags 9- 12 Uhr<br />

aus verschiedenen Lehrfächern von den<br />

betreffenden Lehrern mündlich geprüft<br />

wurde, während in den Nachmittagsstun-<br />

Das Hauptziel zu einer größeren Exkursion<br />

der Zöglinge bot die Kreistierschau zu<br />

Bamberg, mit welcher gleichzeitig die<br />

Kreiswanderversammlung oberfränkischer<br />

Landwirte abgehalten wurde. Die<br />

Besichtigung der zu Bamberg ausgestellten<br />

Tiere und des mit dieser Tierschau verbundenen,<br />

sehr bedeutenden Maschinenmarktes<br />

wurde allen Zöglingen gestattet,<br />

während mit den Zöglingen des II. Kurses<br />

die Exkursion unter Begleitung des Assistenten<br />

bis Forchheim ausgedehnt wurde,<br />

nachdem vorher noch der Betrieb der<br />

interessanten Bamberger Feldgärtnerei in<br />

Augenschein genommen war. In Forchheim<br />

angelangt, wurden sogleich die in der<br />

Nähe befindlichen, unter Oberleitung des<br />

Kultur-Ingenieurs Herrn Hintz ausgefÜhrten,<br />

umfassenden, höchst lehrreichen<br />

Wiesenkulturen und Bewässerungsanlagen<br />

unter gefälliger Begleitung des dortigen<br />

Wiesenbaumeisters, Herrn Engelbrecht,<br />

besichtigt. Der Rückweg führte<br />

durch üppige Fluren an mit Obstbäumen<br />

dichtbewachsenen oder mit Hopfen<br />

bepflanzten Anhöhen vorüber nach Ebermannstadt<br />

und durch die sogenannte<br />

Fränkische Schweiz, deren Jura- und<br />

Dolomit-Felswände nebst den bekannten<br />

Höhlen vieles Interessante boten, während<br />

das fruchtbare Wiesenttal mit den vielen<br />

den Graswuchs befördernden WasserschÖpfrädern<br />

und den verschiedenen<br />

Bewässerungsanlagen als lehrreiches und<br />

nachahmenswertes Beispiel zweckmäßiger<br />

Wasserbenützung diente.<br />

Aus dem Jahresbericht 1873/746<br />

Otto May, und wurde an seine Stelle<br />

Inspektor Hagen aus Weihenstephan<br />

durch Allerhöchste Gnade Seiner Majestät<br />

des Königs mit hoher Regierungs-Entschließung<br />

vom 26. September 1879 Nr.<br />

18070 zum Inspektor und Vorstand der<br />

kgl. Kreis-Ackerbauschule von Oberfranken<br />

ernannt.<br />

Aus dem Jahresbericht 1879/807<br />

1881<br />

den von 11/2-51/2 Uhr je ein deutscher Aufsatz<br />

und eine Aufgabe aus dem naturwissenschaftlichen<br />

Unterricht von den Schülern<br />

der beiden Kurse schriftlich ausgearbeitet<br />

werden mußten. Am zweiten Tage<br />

wurde mit der mündlichen Prüfung im<br />

Lehrzimmer begonnen und dann im Stalle<br />

unter Vorführung einzelner Tiere fortgesetzt.<br />

Aus dem Jahresbericht 1880/818<br />

1884<br />

Die Disziplin wird mit Beobachtung strenger<br />

Ordnung in humanster Weise gehandhabt<br />

und besonders darauf gesehen, die<br />

Zöglinge an ein anständiges, gebildetes<br />

und bescheidenes Benehmen unter sich<br />

und gegen andere zu gewöhnen und in<br />

denselben rechtzeitig den Sinn für gute<br />

Sitte, Ordnung, Reinlichkeit und Pflichtgefühl<br />

zu wecken und zu pflegen.<br />

1879<br />

Wie schon am Schlusse des vorigen Jahresberichtes<br />

bemerkt wurde, fiel die Wahl<br />

eines Generalsekretärs des Landwirtschafflichen<br />

Vereines auf den bisherigen<br />

Vorstand der Kreis-Ackerbauschule, Herrn Blick vom Süden mit Hauswirtschaftsschule und Hofraum, vor 1945<br />

15


Von wesentlichem Einfluß auf Erhaltung<br />

eines auch für das künftige Leben zu pflegenden<br />

kameradschaftlichen Sinnes sind<br />

die von dem Realienlehrer geleiteten<br />

Gesangsübungen, welche mit Benützung<br />

eines Harmoniums ausgeführt werden.<br />

Diese gemeinschaftlichen Übungen bieten<br />

zugleich ein vorzügliches Mittel, die Erholungszeit<br />

in angenehmer Weise zu verbringen<br />

und von so manchen anderen unpassenden<br />

oder schädlichen Unterhaltungen<br />

abzuhalten.<br />

Jeder Tag wird mit gemeinschaftlichem<br />

Gebet begonnen und beschlossen, während<br />

mit größter Strenge darüber gewacht<br />

wird, daß die Zöglinge einen christlichen,<br />

sittsamen Lebenswandel führen, an Sonnund<br />

Feiertagen dem Gottesdienste mit<br />

Andacht beiwohnen und je nach den Vorschriften<br />

ihrer Konfession die heiligen<br />

Sakramente der Beichte und Kommunion<br />

empfangen.<br />

Aus dem Jahresbericht 1883/849<br />

1893<br />

Sämtliche Schüler erhalten in der Anstalt<br />

ihre Verpflegung, die in einfacher, doch<br />

kräftiger Hausmannskost besteht, und<br />

zwar:<br />

Morgens: Kaffee mit WeiBbrot,<br />

um 9 Uhr: Brot;<br />

mittags: Suppe, Rindfleisch mit Gemüse<br />

und Kartoffel oder dementsprechend Braten<br />

mit Salat (am Freitag und an Fasttagen:<br />

Mehlspeise mit gekochtem Obst);<br />

um 3 Uhr: Brot<br />

abends: Suppe, abwechselnd Pressack<br />

oder Wurst, Käse, Butter, Heringe mit Kartoffeln.<br />

Der Verpflegungsbetrag pro Jahr beläuft<br />

sich, soweit die Zuschüsse des hohen<br />

Landrates zur Deckung des vollen Verpflegsatzes<br />

von 375 M ausreichen, für<br />

einen Schüler aus Oberfranken auf 240 M.<br />

Für Schüler, welche keine Kreisangehöri-<br />

16<br />

gen sind, ist der volle Verpflegsatz von<br />

375 M jährlich einzuzahlen...<br />

An Effekten hat jeder Zögling mitzubringen:<br />

Bett mit doppelten Bezügen und wollener<br />

Decke; Strohsack mit Polster leer; 1<br />

Sonntags- und 2 Werktagsanzüge (sehr zu<br />

empfehlen Joppe, Bluse und blaue Schürzen);<br />

2 Paar Stiefel und 1 Paar Schuhe; 6<br />

Hemden, 6 Handtücher, 6 Paar Socken, 6<br />

Sacktücher, 3 Paar Unterhosen; einen verschließbaren<br />

Koffer, Schuh-, Kleider- und<br />

Zahnbürsten, ein Waschbecken, einen<br />

kleinen Spiegel, Kämme, ein EBbesteck,<br />

1/2-Liter-Steinkrüglein. Bettstelle und<br />

Schrank gibt die Anstalt.<br />

Aus dem Jahresbericht 1892/9310<br />

1899<br />

Wenn nun im vorigen Jahre dem Projekte,<br />

die ohnehin nicht erschöpfend ausgebildete<br />

und vielfach angegriffene Kreis-<br />

Ackerbauschule aufzulassen und auf dem<br />

freiwerdenden Terrain eine Irrenkolonie zu<br />

errichten, nähergetreten wurde -wenn der<br />

verehrliche Landrat schließlich in der Tat<br />

zu einem Beschlusse der Auflassung<br />

gelangte, so war dies weder ein Unrecht<br />

noch ein Unglück. Es war eben ein Versuch,<br />

wie ein anderer auch, das vermeintliche<br />

Zweckmäßige herauszufinden, und<br />

insoferne manche von uns der ganzen<br />

Bestrebung nicht von vorneherein entgegentraten,<br />

geschah dies stets in der<br />

Anhoffnung, daß irgendeine andere entsprechende<br />

Fürsorge für den höheren und<br />

praktischen landwirtschaftlichen Unterricht<br />

in Oberfranken als Ersatz getroffen<br />

werden müsse.<br />

Wenn nun aber andererseits die höchsten<br />

Stellen nach reiflichster Prüfung und nach<br />

Maßgabe der zustehenden gesetzlichen<br />

Berechtigungen zu dem Bescheide<br />

gelangt sind, daß einem desfallsigen Plane<br />

nicht zuzustimmen, daß vielmehr an die<br />

einmal bestehende Anstalt reorganisato-<br />

risch anzuknüpfen sei, So kann dies ebensowenig<br />

für die im Vorjahre Beteiligten<br />

irgend Anlaß zu unangenehmer Empfindung<br />

bieten; der desfallsige Bescheid<br />

dürfte vielmehr Vor allem als der Ausdruck<br />

einer höchst wertvollen Klärung zu<br />

betrachten sein...<br />

Seit Jahren stehen wir unter dem Zeichen<br />

der landwirtschaftlichen Bewegung. Wir<br />

wissen, wie schwer unsere Landwirtschaft<br />

seither zu kämpfen hatte, wie sehr sich die<br />

Bevölkerung niedergedrückt fühlte, wie<br />

das Wort "Notstand" auf allen Lippen war.<br />

Sehr vieles hiervon war wohlberechtigt<br />

und tiefbegründet, sehr viel anderes wurde<br />

hochaufgebauscht und überspannt, ja agitorisch<br />

(!) betrieben. Hier Hilfe zu schaffen,<br />

das Wahre zu finden, das Unwahre auszuscheiden,<br />

erschien die Pflicht aller derer,<br />

die es wohl meinten mit dem Vaterlande.<br />

Eine Reihe Von Einrichtungen wurde<br />

getroffen, große Opfer wurden gebracht<br />

und werden noch immer auf dem Altar des<br />

Vaterlandes niedergelegt, um allmählich<br />

das Gleichgewicht wieder herbeizuführen.<br />

In der Tat scheinen sich ja auch die Dinge<br />

infolge aller dieser Anstrengungen und der<br />

guten Ernten der letzten Jahre wiederum<br />

mehr und mehr zum Besseren zu gestalten.<br />

Es war aber selbstverständlich, daß man<br />

anläßlich dieser Bewegung Vor allem auch<br />

mit der Frage sich befaßte, wie es denn<br />

behufs gleichmäßiger Beihilfe mit dem<br />

landwirtschaftlichen Unterricht beschaffen<br />

sei? Und So manches auch früher<br />

geschehen war und So sehr auch einige<br />

erfreuliche Mittelpunkte derart im Lande<br />

hervorragten, mußte man schließlich zu<br />

der Erkenntnis gelangen, daß hier gar vieles<br />

noch rückständig und der Besserung<br />

bedürftig sei. Während Industrie und Sonstiges<br />

Gewerbe mit aller Macht darauf hielten,<br />

daß der junge Nachwuchs für ihre<br />

Zwecke und Ziele soviel nur immer mÖglich<br />

ausgebildet werde, während unsere<br />

Real-, Innungs- und HoChschulen nur So


emporwuchsen und immer mehr überfüllt<br />

wurden, beruhigte man sich bei dem<br />

schönsten aller Gewerbe, der Landwirtschaft,<br />

immer noch allzusehr mit der<br />

Gepflogenheit, in der Hauptsache den<br />

Fußstapfen der Vordern nachzutreten. So<br />

kam es, daß schließlich von den maßgebendsten<br />

Seiten im Lande die Parole, die<br />

treffliche Parole ausgegeben wurde: daß<br />

der landwirtschaftliche Unterricht einer<br />

durchgreifenden Reorganisation und<br />

Erweiterung zu unterstellen sei...<br />

Bei dieser Sachlage war es doch wohl<br />

selbstverständlich und nahezu unabweisbar,<br />

daß die k. Staatsregierung auch<br />

unsere Kreisackerbauschule, ob solche<br />

gleich zur Zeit die kleinere und schwächlichere<br />

unter den Schwesteranstalten sein<br />

mag, nicht preisgeben wollte, sondern<br />

sich zur Aufgabe stellte, dieselbe durch<br />

bessere Hege und Pflege allmählich zu<br />

kräftigerem Gedeihen zu bringen...<br />

Wie ein Mehltau legte es sich seit Jahren<br />

auf das Gedeihen der Anstalt, daß Sie, verehrte<br />

Herren, die wir sonst bei allen Anlässen<br />

als die Träger gerechten Sinnes und<br />

billiger Wohlmeinung zu verehren haben,<br />

derselben niemals so die rechte Gunst<br />

erweisen konnten... Wenn aber ...von dem<br />

einen oder anderen der wenigen Besucher<br />

beobachtet werden wollte, wie er das oder<br />

jenes in seiner Wirtschaft vielleicht anders<br />

machen würde, so wollen Sie nicht Übersehen,<br />

daß auch in landwirtschaftlichen<br />

Kreisen die Meinungen auseinandergehen,<br />

daß der derzeitige Inspektor Privatpächter<br />

und das Gut schwer zu bebauen<br />

ist. Dasselbe ist sehr günstig in der Nähe<br />

der Stadt gelegen, hat viele schöne Böden<br />

und guten Absatz, sein Wert wird steigen,<br />

je mehr die Entwicklung der Häuserquartiere<br />

und die Eisenbahnanlage sich nach<br />

der dortigen Gegend zieht; aber es hat<br />

auch, wie schon sein Name "Lettenhof"<br />

sagt, gar viele geringe, lettige, kalkarme,<br />

sandige und nasse Gründe ...Ich muß<br />

gestehen, daß mir gerade diese Art der<br />

Wirtschaft für die Belehrung unserer BauernsÖhne<br />

und kleineren Verwalter ganz<br />

erheblich den Vorzug zu verdienen<br />

scheint. Denn für die meisten derselben<br />

wird es sich im Leben vor allem darum<br />

handeln, daß sie aus einem Gute unter oft<br />

schwierigen Verhältnissen bei mäßigem<br />

Betriebskapital und sprödem Ackerboden<br />

immer noch etwas herauszuwirtschaften<br />

verstehen.<br />

Darum wollen wir auch nunmehr gerade<br />

diese Neuordnung der Dinge bei unserer<br />

Ackerbauschule damit einleiten, daß wir<br />

die alten Beschwernisse begraben sein<br />

lassen und daß wir zusammenstehen,<br />

unsere Ackerbauschule im Lande zu rechter<br />

Anerkennung zu bringen, damit sie in<br />

immer vermehrtem Maße eine Hilfsquelle<br />

des Wissens und Könnens für unsere Bauernschaft<br />

werde.<br />

AuszÜge aus der Rede des Regierungspräsidenten,<br />

Frhr. Rudolph v. Roman,<br />

beim "Schlusse des Landrates von Oberfranken"am<br />

18.11.189911<br />

1903<br />

Im Auftrage der Hohen Königlichen Regierung<br />

habe ich über Verbesserungen an<br />

den Gebäulichkeiten der Kreisackerbauschule<br />

mit Bauamtsmeister Hans<br />

Popp Rücksprache genommen, und derselbe<br />

hat sich bereit erklärt, die Pläne und<br />

Kostenvoranschläge hierüber unentgeltlich<br />

zu fertigen, wenn ihm bei der seinerzeitigen<br />

Vergebung der Bauarbeiten BerÜcksichtigung<br />

zuteil werden würde. -Nach<br />

wiederholter eingehender Besichtigung<br />

mit dem genannten Baumeister hat sich<br />

ergeben, daß solche Verbesserungen<br />

sowohl an den Aufenthalts- und Schulgebäuden<br />

als auch an den Ökonomiegebäuden<br />

eine dringende Notwendigkeit sind,<br />

denn sämtliche Gebäude sind so mangelhaft<br />

eingerichtet, in der räumlichen Ausdehnung<br />

so beschränkt und befinden sich<br />

in einem derartigen Zustand, daß darin<br />

weder mit Lust und Liebe gearbeitet, noch<br />

die Bewirtschaftung des Gutes mit Vorteil<br />

durchgeführt zu werden vermag. Ebenso<br />

leiden die Grundstücke durch den fast<br />

überall angrenzenden Wald an zu groBer<br />

stauender Nässe und bedürfen dringend<br />

der Drainage, welche schon mehrmals<br />

vergeblich angeregt worden ist...<br />

Daß meine Ausführungen nicht Übertrieben<br />

sind, dafür möchte ich einen Ausspruch<br />

Seiner Exzellenz des Königl.<br />

Staatsministers für Kirchen- und Schulangelegenheiten,<br />

Herrn Dr. Ritter von<br />

Landmann, zum Beweise anzuführen mir<br />

erlauben, welchen der hohe Herr bei Gelegenheit<br />

seines Besuches und einer<br />

Inspektion der Anstalt äußerte: "Ich habe<br />

mir euere Gebäulichkeiten schlecht vorgestellt,<br />

daß sie aber so schlecht wären,<br />

hätte ich nicht geglaubt. Warum haben Sie<br />

sich nicht gerührt, es würde gewiß alles in<br />

Ordnung gebracht worden sein." Diese<br />

Äußerung des Herrn Ministers, welche für<br />

mich immerhin als Vorwurf aufgefaBt werden<br />

mußte, veranlaBt mich, um weiteren<br />

Vorwürfen in dieser Beziehung vorzubeugen,<br />

die Verbesserung und Erweiterung<br />

der Gebäulichkeiten der Anstalt anzuregen<br />

und die Bitte zu stellen, Hohe K.R. (Kgi.<br />

Regierung) möchte dahin wirken, daß diesen<br />

Mißständen abgeholfen werde.<br />

Aus dem Entwurf für einen Bericht an die<br />

Kgi. Regierung von Oberfranken, verfaßt<br />

von Inspektor August Hagen, vom<br />

28.9.190312<br />

1907<br />

Äußerer Spital- und Lettenhof bei <strong>Bayreuth</strong>,<br />

freies Gut im Besitz der Kreisgemeinde<br />

Oberfranken ...4 km von <strong>Bayreuth</strong>,<br />

ca. 1 km von Station Altstadt-<strong>Bayreuth</strong>.<br />

Vorbesitzer war die Hospitalstiftung <strong>Bayreuth</strong>.<br />

Das Gut wird seit 1. November 1904<br />

von einem Pächter bewirtschaftet, dem es<br />

im ganzenverpachtet ist. 300-350 m ü.M.<br />

vorherrschend im Flachland, abwechselnd<br />

17


mit Hügelland gelegen, ist das Klima an<br />

und für sich etwas trocken. Die Hagelgefahr<br />

scheint keine große zu sein; der letzte<br />

Hagelschlag 1905 mit 30% Schaden;<br />

Frostgefahr etwas größer. -Der Besitz<br />

zählt 77 ,012 ha, hievon sind: ca. 1 ha<br />

Gebäude und Gärten sowie Hofraum, 30<br />

ha Ackerland, 0, 184 ha Weiher; der Rest<br />

muß als Wiesland angesehen werden,<br />

obwohl man noch genau aus den vorhandenen<br />

Furchen auf früheres Ackerland<br />

schließen kann. -Die Verkehrsverhältnisse<br />

sind günstig. Vorherrschend Kleinbesitz<br />

und zwar meist parzellierter. Einige<br />

größere arrondierte Güter sind in der Nähe.<br />

Fast alle industriellen Betriebe sind in <strong>Bayreuth</strong><br />

und Umgegend in ziemlich ausgedehnter<br />

Weise vertreten. -Die Arbeiterverhältnisse<br />

sind mißliche wegen der großen<br />

Nähe der Fabriken. Fremde Arbeiter zur<br />

Ernte kommen hier nicht in Betracht.<br />

Knechte erhalten 300- 320 M, Mägde 160<br />

-200 M, Schweizer 500- 600 M mit Kost;<br />

Taglöhner 2,00 -2,50 M, Frauen 1 ,20 -<br />

1 ,50 M ohne Kost.<br />

Der Boden ist bindiger Ton, lehmiger<br />

Sand. Untergrund meist Keuper, Lehm,<br />

einzelne Sandsteinplatten. Da der Boden<br />

sehr stark an stagnierender Nässe<br />

litt, wurden seit 1905 bis jetzt für über<br />

5 000 M Drainagen fertiggestellt. -Breitbeetbau.<br />

-Fast sämtliche neueren Bodenbearbeitungsgeräte,<br />

wie Federzinkengrubber,<br />

Crosskillwalze, Sack'sche Wendepflüge,<br />

die verschiedenen Eggen etc.,<br />

Sack'sche Sämaschine, Gras- und Getreidemähmaschinen,<br />

Heuwender, Heurechen,<br />

Kunstdüngerstreumaschine (Westfalia)<br />

sind im Gebrauch.<br />

Vom Kunstdünger kommen Thomasmehl<br />

und Kainit je 9 -12 Ztr. auf Äcker und Wiesen<br />

pro ha, 6- 8 Ztr. Superphosphat pro<br />

ha, nur auf Äcker, 3- 5 Ztr. Chilesalpeter<br />

pro ha auf Äcker und Wiesen, 60- 80 Ztr.<br />

kohlensaurer Kalk pro ha auf Äcker und<br />

Wiesen. -Die Fruchtfolge ist: 1. Hackfrucht,<br />

2. Sommerhalmfrucht, 3. Klee, 4.<br />

Winterhalmfrucht, 5. Grünfutter (Erbsen,<br />

Mais), 6. 1/2 Winterhalmfrucht und 1/2 Sommerung,<br />

meist Mischfutter; Futterbau vorherrschend:<br />

5 ha Klee, 8 ha Grünfutter, 5<br />

ha Hackfrucht. Da die Wiesen stark an<br />

Moosbildung litten, ist beinahe ein jährliches<br />

Eggen nötig. Düngung erfolgt alle<br />

drei Jahre mit Thomasmehl und Kainit, bis<br />

jetzt sogar jährlich mit kohlensaurem Kalk.<br />

Bewässerung ganz minimal. -Der Obstbau<br />

ist unsicher wegen zu freier Lage. -<br />

Den Viehstand bilden 56 Kühe und Jungvieh,<br />

5 Pferde, 1 Paar Ochsen (<strong>Bayreuth</strong>er<br />

Scheckvieh, Simmentaler, teils auch Ostfriesen),<br />

Zucht und Milchnutzung ist<br />

Hauptsache.<br />

Das Zuchtmaterial wird nachgezogen, die<br />

Stiere werden von Miesbach und Simmental<br />

bezogen, auch werden Kühe von Ostfriesland<br />

importiert. Sämtliche verfügbare<br />

Milch nebst dem mittels Zentrifuge<br />

gewonnenen Rahm wird in der Stadt <strong>Bayreuth</strong><br />

verkauft. Heu, Grummet, Kleeheu,<br />

Sommerhalmstroh, Runkeln, Klee, Mengfutter,<br />

Wiesengras sind die Hauptfuttermittel.<br />

Weidegang 3 Wochen nach der<br />

Heuernte. An (Zu)-futter werden Trockentrebern,<br />

Malzkeime, Melasse, Zuckerschnitzel,<br />

Weizenkleie, Leinkuchenmehl<br />

verabreicht. 20 -30 Mastschweine,<br />

Schafe, zahlreiches Geflügel werden ferner<br />

gehalten. 8 Bienenvölker; Karpfen und<br />

in gepachteten Weihern Forellenbarsche.<br />

-Einfache Buchführung.<br />

Aus: Handbuch der größeren Grundbesitzer<br />

in Bayern, München 1907, S. 414 -<br />

41513<br />

Melkmeister- und Melkergehilfenkurs, etwa 1930<br />

18<br />

1914<br />

Ein unermüdlicher Vorkämpfer für die<br />

bayerische und deutsche Landwirtschaft<br />

und deren weit verzweigte Wohlfahrtseinrichtungen,<br />

der langjährige General-


~<br />

Sekretär des <strong>Landwirtschaftliche</strong>n Vereins<br />

in Bayern und Honorarprofessor der <strong>Landwirtschaftliche</strong>n<br />

Abteilung unserer Hochschule,<br />

Hofrat Otto May, schloß am 3. April<br />

1914 in dem hohen Alter von 81 Jahren für<br />

immer die Augen. Mit einer für seine Jahre<br />

noch außerordentlich hohen körperlichen<br />

Rüstigkeit und geistigen Frische hatte Professor<br />

May bis in die letzten Tage seines<br />

gottbegnadeten Alters unermüdlich seiner<br />

Lehrtätigkeit abgelegen, ja nach den<br />

Anstrengungen der Vorlesungen auch die<br />

Semesterprüfungen noch zu Ende geführt.<br />

35 Jahre lang, von 1878 bis 1914, hat der<br />

schaffensfrohe, wegen seiner gewinnenden<br />

Liebenswürdigkeit im Kollegenkreis<br />

so beliebte, von der akademischen<br />

Jugend von ganzem Herzen verehrte Lehrer-<br />

neben seinem Hauptamt als Generalsekretär,<br />

von welchem er sich im Jahre<br />

1909 zurückgezogen hatte -mit voller Hingebung<br />

das Fach des speziellen Pflanzenbaues<br />

an der Hochschule vertreten; hunderte<br />

von Landwirten und Kulturingenieuren<br />

haben in dieser langen Zeit als dankbare<br />

Schüler zu seinen Füßen gesessen<br />

und seine Lehren in die Praxis übertragen<br />

oder im landwirtschaftlichen Unterricht an<br />

zahlreichen mittleren und niederen <strong>Lehranstalten</strong><br />

weiter fortgepflanzt.<br />

War May schon auf Grund seiner langjährigen<br />

praktischen Erfahrungen als Verwalter<br />

großer Güter, insbesondere als Bewirtschafter<br />

des zur Kreisackerbauschule<br />

<strong>Bayreuth</strong> gehörigen Kreisgutes, sodann<br />

auf Grund seiner umfassenden theoretischen<br />

Kenntnisse auf dem Gebiet der<br />

Naturwissenschaften, der Land- und<br />

Volkswirtschaft, besonders zum Lehrer<br />

berufen, so kam seiner Lehrtätigkeit weiterhin<br />

der ausgebreitete Einblick in das<br />

gesamte Wirtschaftsleben in hohem Maße<br />

zustatten, welchen er durch seinen Beruf<br />

als Generalsekretär des <strong>Landwirtschaftliche</strong>n<br />

Vereins, als Mitbegründer, beständiger<br />

Führer und Förderer des großen Landesverbandes<br />

landwirtschaftlicher Ge-<br />

nossenschaften in Bayern, als Redakteur<br />

des Wochenblattes und der Vierteljahresschrift<br />

des <strong>Landwirtschaftliche</strong>n Vereins,<br />

als Organisator großzügiger Ausstellungen<br />

und sonstiger Veranstaltungen<br />

usw. in stets wachsendem Maße gewonnen<br />

hatte-<br />

Aus: Nachruf auf Otto May, 191414<br />

1924<br />

Es unterliegt keinem Zweifel, daß sich das<br />

Kreisgut als Lehrobjekt für die Schule vorzÜglich<br />

eignet, vorausgesetzt innige<br />

Beziehungen zwischen Schule und Gut<br />

hergestellt werden. ...Um dieses Ziel zu<br />

erreichen, müssen aber Gut und Schule<br />

unter einer Leitung stehen. Dies ist aber<br />

nicht nur für die Landwirtschaftsschule<br />

und die Ausbildung allenfallsig aufzunehmender<br />

Praktikanten, sondern auch für die.<br />

sonstigen Veranstaltungen, wie Koch- und<br />

I :<br />

,:<br />

.,<br />

Haushaltungskurse, Baumwärterkurse,<br />

Gemüsebau-, Obst- und GemÜseverwertungskurse,<br />

Viehhaltungs- und Melkkurse<br />

u.a.m. von hohem Werte. Den Mittelpunkt<br />

des Unterrichts bei all diesen Kursen kann<br />

immer das Kreisgut bilden, sobald die Verbindung<br />

von Schule und Gut hergestellt<br />

ist. In allen Unterrichtsfächern kann an die<br />

Vorgänge im Gutsbetrieb angeknüpft werden.<br />

Unerläßliche Voraussetzung zur<br />

Durchführung des Unterrichts ist aber, daß<br />

die Lehrkräfte im Gutsbetriebe mitstehen<br />

und über alle Einzelheiten desselben<br />

genau unterrichtet sind. Bei dem derzeitigen<br />

Pachtverhältnis steht das Lehrpersonal<br />

außerhalb des Betriebes, daher hat das<br />

Kreisgut als Demonstrationsobjekt<br />

geringe Bedeutung. Man darf wohl sagen,<br />

daß die Zukunft des landwirtschaftlichen<br />

Unterrichts für die bäuerliche Bevölkerung<br />

immer mehr in der Verschmelzung von<br />

Theorie und Praxis gesucht werden muß,<br />

und das könnte in der Vereinigung von Gut<br />

Gäste bei der Eröffnung des Kreislehrguts 1927, links Regierungspräsident v. Strößenreuther,<br />

Mitte Landwirtschaftsminister Prof. Fehr<br />

19


und Schule zur Durchführung kommen. ...<br />

Das Kreisgut kann, mit einer bodenständigen,<br />

leistungsfähigen Viehhaltung versehen,<br />

zur Verbesserung der einheimischen<br />

Viehzucht, besonders als Bullenaufzuchtstation,<br />

segensreich wirken. Auch<br />

eine Einfügung von Schweinezucht und<br />

Schweinehaltung ...könnte der oberfränkischen<br />

Landwirtschaft und der Fleischversorgung<br />

nur nützlich sein. Es ist nicht ausgeschlossen,<br />

daß das Kreisgut auch der<br />

Saatzuchtwirtschaft oder Vermehrungsstelle<br />

für Saatzucht eingereiht werden<br />

kann, um für oberfränkische Verhältnisse<br />

durchgezüchtetes und angepaBtes Saatgut<br />

zur Verfügung stellen zu können. FrÜher,<br />

solange Gut und Schule in einer Hand<br />

lagen, haben die Landwirte der näheren<br />

und weiteren Umgebung an der Kreisakkerbauschule<br />

gerne Zuchttiere und Saatgut<br />

gekauft.<br />

Da nun durch den letzten groBen Brand<br />

(7.10.1924) die groBe Feldscheune mit der<br />

heurigen Futter- und Getreideernte vollständig<br />

vernichtet und auch andere Gutsgebäude<br />

stark beschädigt sind, so daß der<br />

KreisausschuB in erfreulicher Weise beabsichtigt,<br />

Mittel nicht zu scheuen, um<br />

zunächst einen neuen, modernen Gutshof<br />

erstehen zu lassen, ist vielleicht der geeignetste<br />

Zeitpunkt gekommen, Gut und<br />

Schule wieder zusammenzuführen und zu<br />

versuchen, den Pächter zu veranlassen,<br />

daß er von den noch restigen 3 Pachtjahren<br />

gegen eine angemessene Entschädigung<br />

zurücktritt. ...<br />

Es wird ergebenst gebeten, Vorstehendes<br />

auch dem Kreisausschusse zur Kenntnis<br />

und allenfallsiger Beachtung unterbreiten<br />

zu wollen.<br />

1927<br />

"Zähen Willens geht unser Volk den Weg<br />

zur Höhe; ihn säumen Male stolzer Erinnerung,<br />

sehnlichster Hoffnung und klarer<br />

Erkenntnis. Über dem Gestern und Morgen<br />

sollen wir das Heute nicht vergessen.<br />

Was heute uns nottut, ist wirtschaftliche<br />

Stärke im einzelnen wie im ganzen, herausgewachsen<br />

aus hoher Auffassung<br />

staatsbürgerlicher Pflichten. Bayerns<br />

Landwirtschaft verfügt über manches<br />

treffliche Rüstzeug für den Kampf um den<br />

wirtschaftlichen Aufstieg. Von ihr darf<br />

zuversichtlich erwartet werden, daß sie<br />

wie bisher auch fernerhin die öffentlichen<br />

Einrichtungen jeder Art fleißig nützt. Möge<br />

auch die jüngste Schöpfung auf diesem<br />

Gebiete, das Kreislehrgut <strong>Bayreuth</strong>, der<br />

Landwirtschaft und damit dem Volksganzen<br />

zum Segen gereichen."<br />

Prof. A. Fehr, Bayerischer Staatsminister<br />

für Landwirtschaft, anläßlich der Eröffnung<br />

des Kreislehrguts im Oktober 192J16<br />

1927<br />

Namens des Kreises übernehme ich mit<br />

Dank für die freundliche Übergabe den<br />

Schlüssel, welcher die Pforten zum Kreislehrgut<br />

erschließt. Wenn ich Umfang und<br />

Gewicht dieses Schlüssels so richtig wÜrdige,<br />

dann sage ich mir, es muß etwas<br />

Großes sein um das Unternehmen, zu dem<br />

dieser Schlüssel führt. Und in der Tat, so<br />

ist es. Das Unternehmen will der Landwirtschaft<br />

dienen, sie fördern. Die Landwirtschaft<br />

ist der größte Produzent, der größte<br />

Konsument, der größte Händler. Sie<br />

befruchtet zugleich in ausschlaggebender<br />

Weise Industrie, Handel und Gewerbe.<br />

Von ihrem Gedeihen und Blühen hängt ab<br />

das Gedeihen und Blühen der Wirtschaft<br />

überhaupt. Bauernschicksal ist Volksschicksal!<br />

Die Lösung des landwirtschaftlichen<br />

Problems ist der Weg zur Gesundung<br />

der deutschen Wirtschaft, die Intensivierung<br />

der Landwirtschaft ein wichtiges Mittel<br />

zur Verminderung der passiven Außen-<br />

Aus dem Entwurf eines Schreibens des<br />

Leiters der Landwirtschaftsschule <strong>Bayreuth</strong>,<br />

Ökonomierat Peter Bergmann, an<br />

die Regierung von Oberfranken vom<br />

20.10.192415<br />

20<br />

Schlepper-Vorführung, um 1935


handelsbilanz, wie erst in diesen Tagen<br />

Führer der deutschen Wirtschaft nachdrÜcklich<br />

erklärt haben ...<br />

Der Landwirt will nicht bloß hören, sondern<br />

er will insbesondere sehen, sich durch<br />

Augenscheinnahme von dem Wert dessen<br />

überzeugen, was man ihm empfiehlt. Und<br />

deshalb ist es notwendig, die Landwirtssöhne<br />

und -töchter, auch die älteren Landwirte<br />

und Landwirtsfrauen, die keine landwirtschaftliche<br />

Schule mehr besuchen<br />

können, mit den neuzeitlichen technischen<br />

und betriebswirtschaftlichen Errungenschaften<br />

an Hand eines landwirtschaftlichen<br />

Betriebes vertraut zu machen, nach<br />

der praktischen Seite durch Kurse und<br />

Lehrgänge von längerer oder kürzerer<br />

Dauer, durch Demonstrationen oder<br />

Besichtigungen das Wissen der Landwirte<br />

zu ergänzen.<br />

Diesen Aufgaben soll im eminentesten<br />

Sinne das Kreislehrgut dienen, dem Oberfrankens<br />

Lage an der Ostgrenze des Reiches<br />

noch die Wahrung wichtigster vaterländischer<br />

Belange weit über die Grenzen<br />

des Kreises und Bayerns hinaus auferlegt.<br />

Nicht aus Geschäfts- oder Erwerbssinn,<br />

sondern um des Volkes willen, aus RÜcksicht<br />

auf das Staats- und Gemeinwohl hat<br />

der Kreis den außergewöhnlichen Anfall<br />

von Steuereinnahmen beim Übergang von<br />

der Papiermark zur Festmark zur Schaffung<br />

des Kreislehrgutes verwendet, zum<br />

Ausdruck seines Willens, mit der Hebung<br />

der Landwirtschaft solide wirtschaftliche<br />

Verhältnisse innerhalb des Kreisgebietes<br />

zu schaffen, dabei geleitet schon 1924 von<br />

einer Wertschätzung der Landwirtschaft,<br />

wie sie 1927 die Genfer Weltwirtschaftskonferenz<br />

ausdrücklich bestätigt hat.<br />

Unser Leitstern war: "Wer die Zukunft will,<br />

nutze die Gegenwart."...<br />

Der Sommer ist dahin, des Jahres letztes<br />

Viertel hat begonnen, das Sterben in der<br />

Natur setzt ein, der volle Ernst der wirtschaftlichen<br />

Lage Deutschlands trotz des<br />

bisherigen Aufschwungs tritt schärfer ins<br />

Blickfeld.<br />

An sich kein erfreulicher Ausblick und just<br />

in solcher Zeit eröffnen wir das neue Kreislehrgut,<br />

bewußt und gewollt, zur Dokumentierung<br />

dessen, daß der Gedanke an<br />

Sterben und Tod für unser Volk und Vaterland,<br />

für unsere Zukunft, für unsere Wirtschaft<br />

bei uns keinen Eingang findet, daß<br />

über die Schwierigkeiten der Gegenwart<br />

durch frisches Wagen und ernstes, festes<br />

Wollen der Weg und der Anschluß an die<br />

Zukunft gesucht und gefunden werden<br />

muß. Wir glauben an die Zukunft! Wir glauben<br />

daran, daß frisches Wagen und zielbewußtes,<br />

klares, entschiedenes Wollen<br />

allen Hemmungen der Gegenwart zum<br />

Trotz vorwärts und aufwärts führt. Diese<br />

Richtlinien sollen für alle Zukunft die Leitsterne<br />

des Kreislehrgutes sein und bleiben.<br />

...<br />

Aus der Rede des Vorsitzenden des oberfränkischen<br />

Kreistages, Geheimrat Adolf<br />

Wächter, anläßlich der Eröffnung des<br />

Kreislehrgutes am 29.1 0. 192r 7<br />

1929<br />

An Lehrgängen werden durchgeführt:<br />

a) für die bäuerliche Bevölkerung:<br />

1. Viehhaltungs- und Melkkurse<br />

(praktischer und theoretischer<br />

Unterricht in den für die Praxis notwendigen<br />

Fragen der Tierzucht,<br />

besonders praktische Betätigung<br />

im Melken, Füttern, in Viehpflege<br />

und Aufzucht)<br />

2. Klauenputzerkurse<br />

3. Fütterungskurse (Zusammensetzung,<br />

Verdauung und Verwertung<br />

des Futters, Futtermittel, prakt.<br />

Fütterung der landw. Nutztiere)<br />

4. Kurse für bäuerliche Schweinezucht<br />

und -haltung (Zuchtwahl,<br />

Schweinestall, Aufzucht, Fütterung,<br />

Pflege, Mast, Krankheiten)<br />

5. Geflügelhaltungskurse<br />

6. Bienenzuchtlehrkurse<br />

7. Futterbau- und Grünlandkurse<br />

(praktische und theoretische<br />

Unterweisung in Wiesen- und Weidepflege<br />

und im Ackerfutterbau<br />

sowie in Anwendung verbesserter<br />

Heuwerbungsmethoden, Konservierung<br />

und Aufbewahrung von<br />

Futtermitteln [Silo])<br />

8. Praktische Düngerlehrkurse<br />

(Gülle-, Jauche-, Stallmist-, Kompostbereitung<br />

und deren Verwendung.<br />

Kunstdüngerverwendung an<br />

Hand von Versuchen)<br />

9. Maschinenlehrkurse (Erklärung der<br />

Maschinen, Verwendung, Pflege,<br />

Reparaturen, praktische Vorführung)<br />

10. Lehrkurse im landwirtschaftlichen<br />

Versuchswesen<br />

11. Obst- und Gartenbaukurse (Obstbau:<br />

Pflanzung, Pflege, Schädlingsbekämpfung,<br />

Ernte, Sortierung,<br />

Verpackung, Verwertung;<br />

Gemüsebau: Bewirtschaftung des<br />

Hausgartens)<br />

12. Lehrkurse in Betriebswirtschaft<br />

usw.<br />

b) Zur Heranbildung von Stall- und Gutspersonal:<br />

1. Stallschweizerkurse: Dem Kreislehrgut<br />

wurde mit Entschließung<br />

des Staatsministeriums für Landwirtschaft<br />

und Arbeit, Abteilung<br />

Landwirtschaft, vom 28. Februar<br />

1929 Nr. 6152 die staatliche Anerkennung<br />

als Viehhaltungs- und<br />

Melkerschule erteilt-<br />

Kursprogramm des Kreislehrgutes 18<br />

21


1931/33<br />

Die Güllewirtschaft, eine Neueinführung in<br />

Oberfranken, wie überhaupt in Nordbayern,<br />

ist im Frühjahr 1927 nach Fertigstellung<br />

dervon Maier-Wangen eingerichteten<br />

Gülleanlage aufgenommen worden. Die<br />

günstigen Erfahrungen, die hier in Nordbayern<br />

bisher mit der Güllewirtschaft<br />

gemacht wurden, stehen den im Allgäu mit<br />

diesero Betriebsweise erzielten Erfolgen<br />

frotz des Trockenklimas nicht nach.<br />

Die Gülle wird nach dem Mischungsverhältnis<br />

1/3 Kot und Harn und 2/3 Wasser<br />

bereitet. Die anfallenden Kot- und Harnmengen<br />

werden in zwei Außengruben, die<br />

durch einen absperrbaren DurchlaB miteinander<br />

verbunden sind, mit einem Fassungsgehalt<br />

von je 220 Kubikmetern angesammelt.<br />

Die in den beiden Gruben angebrachten<br />

Kreiselrührwerke mit elektrischem<br />

Antrieb übernehmen die Durchmischung<br />

der Flüssigkeit. Zur Einsparung<br />

von menschlichen und tierischen Arbeitskräften<br />

beim Ausbringen der Gülle führen<br />

auf Wiesen und Weiden zwei unterirdische<br />

Hauptrohrleitungen mit Seitensträngen,<br />

von deren Endstücken eine 350 rn lange,<br />

bewegliche Leitung (260 rn verzinkte Blechrohre,<br />

90 rn Juteschläuche) die Weiterleitung<br />

und Verteilung der Gülle übernimmt.<br />

Eine Saug- und Druckpumpe hebt die zur<br />

Verdünnung der Kot- und Harnmengen<br />

notwen.dige Wassermenge aus dem<br />

nahen Weiher und schafft die Gülle zu den<br />

Verbrauchsstellen. Es können ca. 19 ha<br />

beschickt werden. Ein Auslaufsrohr aus<br />

einer der Güllegruben ermöglicht ein direktes<br />

Abfüllen in Güllefässer .19<br />

Die Düngung wurde jeweils am Ausgange<br />

der Wintermonate vorgenommen, und es<br />

erfolgten in jedem Jahre zwei Schnitte.<br />

Wenn die einzelnen Düngungsmaßnahmen<br />

zunächst nur in ihrer Wirkung auf die<br />

Erträge beurteilt werden, so ergibt sich<br />

eine starke Überlegenheit der Jauche- und<br />

der Gülle- und Kalidüngung. Die geringste<br />

Ertragssteigerung gegenüber ungedüngt<br />

wurde durch eine Volldüngung erzielt. Die<br />

Erträge der nur Gülle- Teilstücke und Gülle<br />

plus Phosphorsäure in Form von Thomasmehl<br />

verhielten sich sehr gleichmäßig. Die<br />

Wirkung der Phosphorsäure konnte sich<br />

daher nur in einer Bestandsverbesserung<br />

auswirken. Die Düngung der Wiesenflächen<br />

mit wirtschaftseigenem Dünger war<br />

der Verwendung von HandelsdÜngermitteln<br />

im Ertrag klar überlegen.<br />

BezÜglich des Pflanzenbestandes zeigte<br />

der Versuch, daß einseitige Jauche- oder<br />

Gülledüngung die Kleearten in ihrem<br />

Bestande stark zurückdrängte, dafür siedelten<br />

sich an ihrer Stelle die Unkräuter,<br />

besonders Löwenzahn, scharfer Hahnenfuß,<br />

Bärenklau und Sauerampfer an. Die<br />

Beidüngung von mineralischen Düngern -<br />

Phosphorsäure und Kali -, wie sie ja in der<br />

Praxis auf den Wiesen und Weiden des<br />

Kreislehrgutes schon seit Jahren mit<br />

bestem Erfolg durchgeführt wird, zeigte<br />

ein deutliches Wiederansteigen des Kleeanteils<br />

und damit Hand in Hand ein Sinken<br />

des Kräuter- und Lückenanteils. Durch die<br />

Anwendung reiner Mineralstoffdüngung<br />

waren die Parzellen wohl unkrautfreier,<br />

blieben gewichtsmäßig aber weit hinter<br />

den anderen Parzellenerträgen zurück. Ein<br />

Zeichen dafür, daß zur Erhaltung des Bakterienlebens<br />

und der Besserung der<br />

Bodengare organische Düngung unerläßlich<br />

ist.2o<br />

Gülleversuche dienten der Verbesserung<br />

der Ertragsverhältnisse auf Wiesen und<br />

Weiden.<br />

Ausbringen von Gülle über Erdleitungen mit Handverteilung, 30er Jahre<br />

.??<br />

1932<br />

Für Oberfranken ist nun das Kreislehrgut<br />

die Stelle, die durch Versuchsanstellung<br />

zur Klärung von für die Landwirtschaft<br />

wichtigen Fragen beizutragen hat. Um


jedoch eine zielbewußte, tatsächlich landwirtschaftsfÖrdernde<br />

Arbeit auf diesem<br />

Gebiete leisten zukönnen, werden die Versuche<br />

auf dem Gebiete des Sortenwesens<br />

im Benehmen mit der Bayerischen Landessaatzuchtanstalt<br />

über die zuständige<br />

Saatzuchtinspektion durchgeführt. Die<br />

Versuchsanstellung auf dem Gebiete des<br />

Düngungswesens erfolgt in Zusammenarbeit<br />

mit der Bayerischen Landesanstalt für<br />

Pflanzenbau und Pflanzenschutz.<br />

Die Anlage der Versuche erfolgt nicht auf<br />

einem ständigen Versuchsfeld, sondern<br />

auf feldmäßig bestellten Schlägen. Hierdurch<br />

wird auch für die Versuche die beim<br />

Feldbau übliche Bestellung erreicht. Die<br />

Versuche werden unter Anwendung neuzeitlicher<br />

Versuchstechnik durchgefÜhrt-<br />

Bei der Ernte wird, soweit es sich um<br />

Getreide handelt, das Erntegut parzeIlenweise<br />

in geräumige Säcke gebracht und<br />

kommt so verlustlos an die Versuchsdrescherei.<br />

Im Versuchsjahr 1932 laufen am Kreislehrgut<br />

<strong>Bayreuth</strong> folgende Versuche:<br />

Feldversuche:<br />

Sortenversuche: Sortenanbauversuch zu<br />

Winterroggen mit 6 Sorten; diesem Versuch<br />

ist ein Herkunftsversuch mit von<br />

Lochows Petkus-Winterroggen angeschlossen;<br />

zu Winterweizen mit 6 Sorten;<br />

zu Sommerweizen mit 8 Sorten; zu Sommerweizen<br />

mit 12 Sorten (D.L.G.-Versuch);<br />

zu Hafer mit 6 Sorten; zu Silomais<br />

mit 10 Sorten; zu Frühkartoffeln mit 9 sorten;<br />

Anbauversuch der Deutschen Kartoffel-Kulturstation<br />

mit 20 Sorten; Sortennachbauversuch<br />

(Nachbau der Originalernten<br />

1930 und 1931) mit 10 Sorten.<br />

Düngungsversuche: KalkdÜngungsversuch<br />

zu Winterroggen; Stickstoff-Phosphatsäureversuch<br />

zu Winterweizen; Stickstoff-Kopfdüngungsversuch<br />

zu Winterweizen<br />

mit zeitlich verschiedenen Gaben;<br />

Kalidüngungsversuch zu Winterweizen;<br />

Nitrophoskaversuch zu Winterweizen;<br />

Stickstoff-Kopfdüngungsversuch zu Sommergerste;<br />

Kaliversuch über die standfestigkeit<br />

und Qualitätsbeeinflussung zu<br />

Sommergerste; Nitrophoskaversuch zu<br />

Sommergerste; Düngungsversuch mit<br />

Kalimagnesia zu Kartoffeln.<br />

Sonstige Feldversuche: Saatstärkeversuch<br />

zu Winterroggen; Hackversuch zu<br />

Winterweizen; Schorfbekämpfungsversuch<br />

zu Kartoffeln; Anbauversuch mit<br />

Luzerne- und Kleegrasmischungen.<br />

Wiesenversuche:<br />

Drei Gülleversuche zu Wiese; DauerdÜngungsversuch<br />

zu Wiese; KalkdÜngungsversuch<br />

zu Wiese; Versuch mit verschiedenen<br />

Wiesenmischungen bei Anwendung<br />

verschiedener Saatstärken; Versuch<br />

mit verschiedenen Kleegraswiesenmischungen.<br />

Aus einem Artikel von H. Rüllmann,<br />

Direktor des Kreislehrgutes <strong>Bayreuth</strong>, über<br />

"Das Kreislehrgut <strong>Bayreuth</strong> im Dienste der<br />

fränkischen Landwirtschaft"21<br />

Düngungsversuch<br />

bei Silomais<br />

1933<br />

Unter Beibehaltung des bisherigen Kursbetriebes<br />

könnte das Kreislehrgut aufgrund<br />

seines Ausbaues auch für die Heranbildung<br />

von bäuerlichen Siedlern nutzbar<br />

gemacht werden; zumal es nach den<br />

Ausführungen des Reichsernährungsministers<br />

Darre nicht gilt, Siedler um jeden<br />

Preis zu schaffen, die nachher nicht leben<br />

und sterben können, sondern nur solche<br />

Siedlungen zu schaffen, bei denen der<br />

Siedler als Bauer durch die Jahrhunderte<br />

in der <strong>Geschichte</strong> erhalten bleiben wird.<br />

Für diese ländliche Siedlung kommen<br />

aber, wie ja im bäuerlichen Erbhofgesetz<br />

bei der Versorgung der weichenden Erben<br />

angedeutet, gerade die nachgeborenen<br />

Bauernsöhne in Betracht. Selbst wenn<br />

diese Leute die Grundbegriffe der Bauernarbeit<br />

beherrschen, so wird das Ziel, ein<br />

mft dem Boden verbundenes Bauerntum<br />

23


zu schaffen, nur dann erreicht werden können,<br />

wenn neben der notwendigen staatspolitischen<br />

Schulung dieser Siedler auch<br />

eine gründliche technische Ausbildung<br />

erfolgt. Das Kreislehrgut, das die einzige<br />

derartige Anstalt in Bayern ist, würde sich<br />

m.E. wohl eignen, als Ausbildungsstätte<br />

den ländlichen Siedlern zu dienen ...<br />

In Verbindung mit der Ausbildung von<br />

Siedlern könnten am Kreislehrgut Unterweisungslehrgänge<br />

für die Siedlerberater<br />

veranstaltet werden. Eine weitere Anregung<br />

wäre, bei der Einführung der Arbeitsdienstpflicht<br />

Arbeitsdienstpflichtige am<br />

Kreislehrgut mit den Grundbegriffen der<br />

Bauernarbeit vertraut zu machen. Auch<br />

hierzu würde sich m.E. das Lehrgut eignen.<br />

Sollte in Franken die Errichtung einer<br />

Deutschen Bauernhochschule in Aussicht<br />

genommen sein, so möchte sich das<br />

Kreislehrgut um diese Schule bewerben.<br />

Aus einer "Ergänzung zum 3. Tätigkeitsbericht<br />

des Kreislehrgutes <strong>Bayreuth</strong>" vom 10.<br />

August 1933, verfaßt vom Direktor des<br />

Kreislehrgutes, H. Rüllmann22<br />

1933<br />

"Ich versichere hiemit auf Dienstpflicht,<br />

daß ich der Sozialdemokratischen Partei<br />

nie angehört habe".<br />

"Ich versichere hiemit auf Dienstpflicht,<br />

daß ich keinerlei Beziehungen mehr zur<br />

Sozialdemokratischen oder Kommunistischen<br />

Partei, ihren Hilfs- oder Ersatzorganisationen<br />

und ihren Vertretern im Ausland<br />

unterhalte. Ich bin mir bewußt, daß ich bei<br />

falschen Angaben Dienstentlassung zu<br />

gewärtigen habe."<br />

Ort, Datum, Unterschrift, Dienststellung,<br />

Beschäftigungsbehörde.<br />

Aus einer "Erklärung gemäß Bekanntmachung<br />

sämtlicher Staatsministerien vom<br />

14.10.1933... über die Unzulässigkeit der<br />

Zugehörigkeit von Beamten, Angestellten<br />

24<br />

und Arbeitern des Staates, der Gemeinden<br />

und öffentlichen Körperschaften bei der<br />

Sozialdemokratischen und Kommunistischen<br />

Partei"23<br />

1934<br />

Für Oberfranken soll der Versuch gemacht<br />

werden, die Hitlerjugend aus den 8. Volksschulklassen<br />

sowie Mittelschulen als Helfer<br />

für die Landwirtschaft während der großen<br />

Ferien zu verwenden. Die Hitlerjugend<br />

soll in Ortschaften in Gruppen untergebracht<br />

werden, da sonst die Gefahren für<br />

die Jugendlichen auf den einzelnen Bauernhöfen<br />

zu groB wären. Nach dem Morgenkaffee<br />

haben sich die einzelnen auf<br />

den in Frage kommenden Bauernhöfen<br />

einzufinden. Abends kommen die Jungens<br />

und Mädels jeweils in ihre Gemeinschaftsräume<br />

zurück. Es ist deshalb notwendig,<br />

daß die Führer und Führerinnen in einem<br />

kurzen Umschulungslager von 14 Tagen<br />

vorbereitet werden, damit sie der Lagerführung<br />

draußen auf dem Lande gewachsen<br />

sind.<br />

Wir haben uns deshalb an die Direktoren<br />

der hiesigen Landwirtschaftsschule sowie<br />

des Kreislehrgutes gewandt; die Herren<br />

wären gerne bereit, ihre Schulen, die ja<br />

während der Sommermonate an und für<br />

sich nicht benützt werden, zur Verfügung<br />

zu stellen...<br />

Gleichzeitig bitten wir den Kreistag, nach<br />

Möglichkeit aus den ihm zur Verfügung<br />

stehenden Mitteln einen Betrag von AM<br />

1000 bis AM 1200 (zweimal 2 Wochenkurse<br />

für 50 Personen) zur Verfügung stellen<br />

zu wollen.<br />

Aus einem Schreiben der "Deutschen<br />

Arbeitsfront, Gau Bayerische Ostmark,<br />

Sozialamt der HJ" vom 15. Juli 1934 an<br />

den Kreistagspräsidenten von Ober- und<br />

Mittelfranken, Oberbürgermeister Dr. Liebel,<br />

Nürnberg24<br />

1934<br />

Nach örtlicher Lage und Aufgabengebiet<br />

beider Anstalten (Kreislehrgut und Kreislandwirtschaftsschule<br />

<strong>Bayreuth</strong>) würde<br />

sich eine Vereinigung beider Vorstandsstellen<br />

unschwer durchführen lassen. Voraussetzung<br />

für die Bewältigung des<br />

Arbeitsgebietes beider Anstalten unter<br />

einem Vorstand wäre jedoch eine wohldurchdachte<br />

Referatseinteilung. Bei einer<br />

Zusammenlegung beiderVorstandsstellen<br />

hätte eine scharfe Trennung der Abteilung<br />

Kreislehrgut und Kreislandwirtschaftsschule<br />

zu erfolgen.<br />

Das Kreislehrgut umfaßte bisher die Unterabteilungen:<br />

Lehrbetrieb und Gutsbetrieb.<br />

Ein zu bestellender Abteilungsleiter für das<br />

Kreislehrgut wäre voll verantwortlich für<br />

die Führung des Gutsbetriebes...<br />

Die Vereinigung bei der Vorstandsstellen<br />

sollte vor allem eine wirtschaftlichere Einteilung<br />

des Personals an der Landwirtschaftsschule<br />

und im Lehrbetrieb des<br />

Kreislehrgutes ermöglichen und zu einer<br />

besseren Ausnutzung der vorhandenen<br />

Einrichtungen beider Anstalten für den<br />

Bauernstand führen.<br />

Aus der Stellungnahme des Leiters des<br />

Gutsbetriebs des Kreislehrguts <strong>Bayreuth</strong>,<br />

Dr. Adolf Weikl, zum Vorschlag der Vereinigung<br />

der Vorstandsstellen des Kreislehrguts<br />

und der Kreislandwirtschaftsschule<br />

<strong>Bayreuth</strong> vom 14. August 193425<br />

1935<br />

Der Bericht umfaßt die Zeit vom April 1933<br />

bis Apri11935, Jahre ungeheuerer Bedeutung<br />

für uns Deutsche der Jetztzeit und für<br />

das Deutschland der fernsten Zukunft. In<br />

dieser Zeit hat der Nationalsozialismus mit<br />

Deutschland dessen sterbendes Bauerntum<br />

wieder zum Leben erweckt. Und in<br />

diesem neuerstandenen 3. Reich soll nach<br />

dem Willen seines Führers der Deutsche<br />

Bauer das Fundament des Aufbaues sein.


Die bäuerlichen Bildungsstätten, unter<br />

ihnen auch das Kreislehrgut, sind mit dem<br />

Deutschen Bauerntum auf Gedeih und<br />

Verderb verbunden und ihrerseits mitverantwortlich<br />

für den Geist, der in dem Deutschen<br />

Bauern steckt. Wohl bei allen bäuerlichen<br />

Bildungsstätten, und wir können mit<br />

gutem Gewissen sagen, auch bei uns am<br />

Kreislehrgut, sind in diesen beiden Jahren<br />

die Worte des Führers: das 3. Reich wird<br />

ein Bauernreich sein, oder es wird nicht<br />

bestehen, Richtschnur für alles Tun und<br />

Handeln gewesen.<br />

Aus dem Schlußwort der Direktion des<br />

Kreislehrguts im 4. Tätigkeitsbericht (Jahresbericht<br />

1933 -1935)26<br />

1937<br />

Im Rahmen der Erzeugungsschlacht<br />

wurde am Lehrgut auch der Ackerbohnenbau<br />

zur Körnergewinnung aufgenommen,<br />

um so ein wertvolles wirtschaftseigenes<br />

Kraftfutter für die Winterfütterung zu erhalten.<br />

Auch 1936 wurde eine Fläche von 0,67<br />

ha mit 4/5 Ackerbohnen und 1/5 Hafer ausgesät.<br />

Der Stand dieser Frucht war hervorragend,<br />

und es wurden bis zu 25 voll ausgebildete<br />

Schoten an einem Stengel<br />

gezählt. Durch einen vernichtenden Hagelschlag<br />

am 7. Juli wurde dieses Feldstück<br />

vollkommen zerstört. Hier bewährte sich<br />

wieder die Silowirtschaft. Die Bohnen wurden<br />

abgemäht, etwas mit Wiesengras<br />

gemischt und lang gehäckselt mit 1 ,5 %<br />

Futterzucker einsiliert. Es muß jedoch festgestellt<br />

werden, daß das Wachstum bei den<br />

Bohnen für die Silierung schon zu weit fortgeschritten<br />

war, es sich eben wegen des<br />

Hagelschlages beim Einsilieren nur um<br />

einen Notbehelf handelte, um den Bohnenstand<br />

noch bestmöglich zu verwerten-<br />

DasFutter wurde von den Milchkühen gut<br />

aufgenommen und wirkte sich infolge des<br />

guten Eiweißgehaltes günstig auf den<br />

Milchertrag aus.<br />

Die lang anhaltende Dürrezeit im Sommer<br />

1935 zwang den Betrieb, alle MÖglichkeiten<br />

der Futterbeschaffung für die Winterfütterung<br />

zu erschöpfen. So wurden im<br />

Spätherbst 1935 einige 100 Ztr. Kartoffelkraut<br />

zu Fütterungszwecken einsiliert. Das<br />

Kartoffelkraut der Sorte Ackersegen, das<br />

sich wegen Fehlens der Beeren zu Fütterungszwecken<br />

besonders eignet, wurde<br />

abgesichelt in Körben gesammelt und<br />

ohne also mit dem Boden in Berührung<br />

gekommen zu sein, auf Wagen eingefahren.<br />

Hierauf gleich gehäckselt, mit 1 ,5 %<br />

Zuckerlösung in den Futterturm eingebracht<br />

und gut festgetreten. Die Silage<br />

gelang sehr gut und wurde von den Tieren<br />

gut aufgenommen, wenn der Geruch auch<br />

weniger angenehm war als bei Wickgemengsilage.<br />

Sehr beachtlich war der hohe<br />

Eiweißgehalt dieser Silage. Diese Silage<br />

bewirkte bei ihrer Fütterung eine sehr gute<br />

Milchabsonderung, und bei der nachfolgenden<br />

sehr guten Maissilage ging der<br />

Milchertrag etwas zurück. Es hat sich<br />

somit gezeigt, daß bei einer richtigen<br />

Arbeitsmethode das Kartoffelkraut eine<br />

gute Silage ergibt und eine weitere<br />

Bereicherung unserer Winterfütterung<br />

darstellt.<br />

Fütterungsversuche mit Ackerbohnen und<br />

Kartoffelkraut27<br />

1937<br />

Am Ende der Berichtszeit setzte sich der<br />

Rindviehbestand der Zuchtherde zusammen<br />

aus 1 Bullen, 39 Zuchtkühen, 41<br />

Stück Jungvieh und Kälbern.<br />

Männliche und weibliche Zuchtkälber wurden<br />

an Bauern des Zuchtgebietes abgegeben.<br />

Der Heranzucht männlichen Zuchtmaterials<br />

wurde besondere Aufmerksamkeit<br />

geschenkt. Auf den Bullenmärkten war<br />

das Kreislehrgut mit gutem Erfolg vertreten.<br />

Da der Gutsbetrieb sich selbst unterhalten<br />

muß und keine geldlichen Zuwendungen<br />

erhält, so wird die Wirtschaftlichkeit des<br />

Betriebes entscheidend von der Höhe der<br />

Einnahmen aus dem Milchertrag beeinflußt.<br />

Die Nähe der Stadt und der damit<br />

mögliche Frischmilchabsatz verlangen<br />

eine Einstellung des gesamten Gutsbetriebes<br />

auf die Erzeugung von möglichst viel<br />

Milch.<br />

Der Stalldurchschnitt betrug im Wirtschaftsjahr<br />

1935/36 bei einem durchschnittlichen<br />

Kuhbestand von 70 Stück<br />

3433 kg Milch; im Wirtschaftsjahr 1936/37<br />

bei einem durchschnittlichen Kuhbestand<br />

von 70 Stück 3443 kg Milch.<br />

Der Stalldurchschnitt der Zuchtherde<br />

betrug: 1935: 37 Abschlüsse 3311 kg<br />

Milch, 126, 12 kg Fett, durchschn. Fettgehalt<br />

3,81 %; 1936: 33 Abschlüsse 3640 kg<br />

Milch, 140,25 kg Fett, durchschn. Fettgehalt<br />

3,85 %.<br />

In beiden Wirtschaftsjahren war der Milchanfall<br />

sehr gleichmäßig. Im Zuchtbetrieb<br />

betrug die Erhöhung des Stalldurchschnittes<br />

1936339 kg Milch. Die Umstellung von<br />

Niederungsvieh im Abmelkbetrieb auf<br />

Fleckviehkühe brachte zunächst ein<br />

Absinken der Leistung, da, wie schon<br />

erwähnt, leistungsfähige Abmelkkühe der<br />

Fleckviehrasse sehr schwer käuflich sind.<br />

Im Zuchtbetrieb trat eine Verjüngung des<br />

Bestandes ein, daher auch weniger<br />

Abschlüsse (Erstlingskühe) im Jahre 1936<br />

gegenüber 1935.<br />

Durch schlechtes Melken und Vermelken<br />

der Kühe seitens der Kursteilnehmer sowie<br />

durch die nicht zu vermeidenden StÖrungen<br />

bei Betriebsbesuchen wurde der<br />

Milchertrag und damit der Stalldurchschnitt<br />

wesentlich verringert.<br />

über den Vieh-<br />

Auszug aus der Übersicht<br />

bestand28<br />

25


1938<br />

Drei Jahre Flachsanbau<br />

Viel wurde in den letzten Jahren über die<br />

Notwendigkeit des Wiederanbaues und<br />

der Ausdehnung des Flachsanbaues<br />

geschrieben. In Bayern muß die Anbaufläche<br />

von gegenwärtig 7000 ha auf 12000 ha<br />

bis zum Jahre 1940 gesteigert werden. Die<br />

verschiedentlich bestehenden Bedenken<br />

gegen den Flachsanbau sind vielfach auf<br />

die Unkenntnis der zweckmässigen<br />

Anbautechnik zurückzuführen. Der<br />

Flachsanbau aber macht Freude, wenn er<br />

auch einen sichtbaren Erfolg bringt. Der<br />

Erfolg kann aber nicht ausbleiben, abgesehen<br />

von ganz anormalen witterungsverhältnissen,<br />

wenn Saat, Pflege- und Erntearbeiten<br />

sachgemäß ausgeführt werden.<br />

Durch Verwendung geeigneter Maschinen<br />

und Geräte kann eine weitgehende<br />

Arbeitsersparung erzielt werden.<br />

In dem von mir geleiteten Betrieb wurde<br />

erstmals im Jahre 1934 versuchsweise<br />

und vom Jahr 1935 an feldmäßig Flachs<br />

angebaut. Die Anbaufläche betrug jeweils<br />

2 Tagwerk. Übersämtliche beim Flachsanbau<br />

von der Saat bis zum Verkauf der Ware<br />

geleisteten Hand- und Gespannsarbeiten<br />

wurden genaue Aufzeichnungen vorgenommen,<br />

um so einwandfreie Zahlen zu<br />

gewinnen. Hienach waren im Durchschnitt<br />

der drei Jahre umgerechnet auf 1 Hektar<br />

Fläche 1371 Arbeitsstunden und ein<br />

Kostenaufwand einschließlich Saatgut<br />

und Düngung von 475,96 AM notwendig.<br />

Dem steht ein durchschnittlicher Verkaufserlös<br />

für Flachsstroh und Samen {als<br />

Schlaglein) von 880,87 AM gegenüber ...<br />

Der Betrieb kann im Durchschnitt mit einer<br />

jährlichen Niederschlagsmenge von 603<br />

mm rechnen. Das Jahr 1935 war sehr trokken,<br />

während sich das Jahr 1936 durch<br />

übermässige Feuchtigkeit auszeichnete.<br />

Der Flachs wurde, wie auch die gesamte<br />

Getreideernte {zwischen 50-60 %), in diesem<br />

Jahr sehr stark verhagelt. 1937 hatte<br />

der Flachs in der Jugendentwicklung<br />

durch Trockenheit gelitten, so daß er im<br />

Stroh nur kurz blieb. Die Saat wurde mit<br />

der Drillmaschine bei einer Saatstärke von<br />

135 kg/ha und einer Reihenweite von<br />

16,67 cm ausgeführt. Vorfrüchte waren<br />

1935 und 1936 Hafer, 1937 Ackerbohnen.<br />

An Dünger wurden je Hektar 1 ,5 dz Superphosphat,<br />

1 ,9 dz 42% Kalisalz und 0, 75 dz<br />

schwefelsaurer Ammoniak gegeben.<br />

Im Jahr 1935 und 1936 wurde die Handhacke<br />

mit der gewöhnlichen schmalen<br />

Hacke ausgeführt, während 1937 die neubeschaffte<br />

Ziehhacke (Wolff-Gerät) zur<br />

Anwendung kam. Diese Hacke sollte<br />

wegen ihrer ausgezeichneten Arbeitsleistung<br />

bei den Hackkulturen auch im bäuerlichen<br />

Betrieb unbedingt größere verbreitung<br />

finden. Besonders wichtig<br />

erscheint mir, daß der günstigste Zeitpunkt<br />

für die Handhacke (Pflanze handhoch)<br />

nicht verpaßt wird. Hiedurch kann<br />

viel Mehrarbeit und Ärger erspart werden.<br />

Der Arbeitsaufwand beim Raufen ist vom<br />

Feuchtigkeitsgehalt des Bodens bei der<br />

Ernte abhängig. Trotz höchstem Strohertrag<br />

und teilweiser Lagerung infolge<br />

Hagelschlages waren 1936 für die Erntearbeiten<br />

160 bis 180 Arbeitsstunden weniger<br />

erforderlich als in den beiden anderen<br />

Trockenjahren.<br />

Deutlich ist die Ersparnis beim Flachsriffein<br />

durch Verwendung der Flachsentsamungsmaschine<br />

...Diese Maschine wird<br />

zweckmäßig genossenschaftlich beschafft.<br />

Der Mehraufwand an Arbeitsstunden<br />

beim Riffeln mit der Maschine im<br />

Jahre 1936 gegenüber dem Erntejahr 1937<br />

ist durch den höheren Ertrag und durch die<br />

größere Länge des Flachsstrohes bedingt.<br />

Zur Entkapselung des Samens hat sich am<br />

besten die Dreschmaschine bewährt. Eine<br />

nachfolgende Reinigung mit der Windfege<br />

liefert eine saubere Verkaufsware.<br />

des Kreis-<br />

Aus: Bericht des Betriebsleiters<br />

lehrguts, Dr. A. Weikl (1938)29


1939<br />

Am kommenden Sonntag lädt das Kreislehrgut<br />

<strong>Bayreuth</strong> die <strong>Bayreuth</strong>er BevÖlkerung<br />

wieder zu einer Besichtigung seines<br />

groBbäuerlichen Betriebes ein. Damit stellt<br />

sich das Kreislehrgut erneut in den Dienst<br />

der Parole: "Stadt und Land -Hand in<br />

Hand!" Die Voraussetzung für ein solches<br />

Zusammengehen besteht jedoch darin,<br />

daß der Bauer in die Stadt kommt und der<br />

Städter einmal "aufs Land" geht, um sich<br />

ein Bild von der bäuerlichen Arbeit zu<br />

machen.<br />

Wir in <strong>Bayreuth</strong> haben es allerdings in dieser<br />

Hinsicht einfach, denn der mustergÜltige<br />

Betrieb des Kreislehrgutes befindet<br />

sich ja auf <strong>Bayreuth</strong>er Boden, und es<br />

bedarf nur eines kleinen Spazierganges<br />

über die Altstadt hinaus vor die Tore der<br />

Stadt, um zum Kreislehrgut zu gelangen.<br />

Ohne den Besuchern am Sonntag (bereits<br />

im Vorjahre waren hunderte <strong>Bayreuth</strong>er<br />

Volksgenossen schon einmal einer solchen<br />

Einladung gefolgt) etwas vorwegzunehmen,<br />

sollen bei dieser Gelegenheit<br />

einige interessante Einzelheiten über das<br />

nunmehr seit zwölf Jahren bestehende<br />

Lehrgut mitgeteilt werden. Es wird vom<br />

Bezirksverband für Oberfranken und Mittelfranken<br />

unterhalten und hat die Aufgabe,<br />

mit den stets auf einen neuzeitlichen<br />

Stand gebrachten Einrichtungen eines<br />

modernen Landwirtschaftsbetriebes die<br />

bäuerliche Bevölkerung im weiten Umland<br />

praktisch zu belehren. Dabei muß sich das<br />

Gut ohne ZuschuBleistung selbst tragen<br />

und noch einen ganz ansehnlichen<br />

ZuschuB zu dem stets unterstÜtzungsbedürftigen<br />

Lehrbetrieb, der aus fortlaufenden,<br />

zahlreichen Lehrgängen aus den<br />

Kreisen der bäuerlichen Bevölkerung<br />

besteht, alljährlich leisten. Dabei ist es<br />

recht interessant, daß das Kreislehrgut zu<br />

einem nicht unbeträchtlichen Teil an der<br />

Ernährung der <strong>Bayreuth</strong>er StadtbevÖlkerung<br />

beteiligt ist. So liefert es heute rund<br />

2000 Liter Frischmilch nach <strong>Bayreuth</strong>, und<br />

diese Milch, die fünf Jahre hintereinander<br />

auf der Reichsnährstandsausstellung mit<br />

ersten Preisen ausgezeichnet worden ist,<br />

wird von den <strong>Bayreuth</strong>ern wegen ihrer Qualität<br />

sehr geschätzt. Außerdem bringt das<br />

Gut jährlich 180 Schweine und 40 bis 50<br />

Stück Großvieh auf den <strong>Bayreuth</strong>er Markt.<br />

Das ist immerhin schon ein ganz schöner<br />

Anteil, der übrigens vor Jahren bei der<br />

Frischmilchanlieferung auf ein Zwanzigstel<br />

des Bedarfs errechnet wurde, wenn auch<br />

heute durch das Ansteigen der BevÖlkerungsziffer<br />

dies nicht mehr ganz stimmt.<br />

Aus dem Artikel "Jeder <strong>Bayreuth</strong>er einmal<br />

im Kreislehrgut" in der Tageszeitung<br />

"Bayerische Ostmark" vom 27.6.193930<br />

1943<br />

6 Pferde, 2 Fohlen, 1 Saugfohlen, 55<br />

Zuchtkühe, 10 Abmelkkühe, 1 Zuchtbulle,<br />

6 trächtige Kalbinnen, 14 1- bis 2jährige<br />

Kalbinnen, 11 Bullenkälber, entwöhnt, 11<br />

Kuhkälber, entwöhnt, 4 männliche Saugkälber,<br />

1 weibliches Saugkalb, 1 Zuchteber,<br />

20 Zuchtsauen, 35 Mastschweine<br />

(groB), 6 Mastschweine (mittel), 10 Mastschweine<br />

(klein), 20 Ferkel, 11 Mutterschafe,<br />

4 1 jährige Schafe, 12 Schaflämmer,<br />

7 Mutterziegen, 3 1 jährige Ziegen, 8<br />

Ziegenlämmer, 120 Hühner, 5 Enten, 4<br />

Puten<br />

Viehbestand des Lehrgutes am 1. April<br />

1943, Wertangabe: 63710 RM31<br />

1943<br />

Zur Sicherstellung der erforderlichen Einund<br />

Umschulungsmöglichkeiten verpflichtet<br />

sich der Regierungspräsident in Ansbach,<br />

Verwaltung des Bezirksverbandes<br />

von Oberfranken und Mittelfranken, das<br />

Lehrgut <strong>Bayreuth</strong> des Bezirksverbandes<br />

Ober- und Mittelfranken jeweils in der Zeit<br />

vom 15. April bis 15. Oktober mit seinen<br />

sämtlichen Einrichtungen, Maschinen<br />

usw. zur Durchführung von Lehrgängen für<br />

die Ein- und Umschulung von versehrten<br />

Wehrdienst- und Einsatzbeschädigten aus<br />

landwirtschaftlichen Berufen bereitzustellen...<br />

Die Oberleitung der Lehrgänge führt der<br />

Direktor der Landwirtschaftsschule und<br />

des Lehrgutes, Landwirtschaftsschuldirektor<br />

B öhm. Der Schulungsleiter und die<br />

etwa noch erforderliche weitere Lehrkraft<br />

werden durch Vermittlung des Reichsnährstandes<br />

auf dessen oder auf Kosten<br />

der Wehrmacht gestellt.<br />

Aus einem Vertrag zwischen der Regierung<br />

in Ansbach und dem Reichsnährstand<br />

vom 13. Juli 194332<br />

1944<br />

Der Oberbürgermeister der Gauhauptstadt<br />

<strong>Bayreuth</strong> als örtlich und sachlich<br />

zuständige untere Verwaltungsbehörde ...<br />

nimmt hiermit für die Bedarfsstelle: Flakuntergruppe<br />

<strong>Bayreuth</strong> ...auf Antrag des<br />

Reichsverteidigungskommissars für den<br />

Reichsverteidigungsbezirk Gau <strong>Bayreuth</strong><br />

von dem Leistungspflichtigen: Bezirksverband<br />

Ober- und Mittelfranken in Ansbach<br />

...folgende Leistung: einen Büroraum<br />

(Laboratorium) im ErdgeschoB des Schulgebäudes<br />

und die Waschküche hinter dem<br />

Schülerheim des Kreislehrgutes <strong>Bayreuth</strong><br />

mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres in<br />

Anspruch.<br />

Aus einem Schreiben vom 14. April 1944<br />

an den Bezirksverband Ober- und Mittelfranken<br />

in Ansbach33<br />

1944<br />

...Dagegen habe ich mich gewehrt, die in<br />

der Verfügung vom 14.4.1944... genannten<br />

Räume: einen Büroraum (Laboratorium)<br />

und die Waschküche des Lehrgutes<br />

hinter dem Schülerheim abzutreten. Im<br />

?7


ersten Falle handelt es sich um die Kanzlei<br />

der Landwirtschaftsstelle, im 2. Falle um<br />

einen Raum, in dem der Brennstoff für die<br />

Zugmaschinen des Lehrgutes untergebracht<br />

ist. ...Die beiden Räume sind<br />

geräumt; allerdings muß nun ein Teil des<br />

Brennstoffes im Freien lagern.<br />

Aus einem Brief des Direktors B öhm an<br />

den Regierungspräsidenten in Ansbach<br />

vom 3.5.194434<br />

1945<br />

Das Lehrgut <strong>Bayreuth</strong> wurde am 8.4.1945<br />

mit Brandbomben beworfen. Von den<br />

Wirtschaftsgebäuden sind abgebrannt:<br />

der Rindviehstall mit aufgebauter<br />

Scheune, der Schweine- und Pferdestall<br />

mit aufgebauter Scheune, 1 große<br />

Scheune, 1 kleine Scheune, der Abferkelstall,<br />

der Ziegenstall und die Maschinenhalle.<br />

Der Kuhstall ist noch benutzbar, da er mit<br />

einer Zementdecke versehen ist. Der Pferdestall<br />

kann bei trockenem Wetter noch<br />

benutzt werden ...Die Felder sind restlos<br />

bestellt. Die Ernteaussichten waren gute,<br />

sind aber durch einen am 8.6. niedergegangenen<br />

Hagelschlag ganz wesentlich<br />

beeinträchtigt worden. Das Brotgetreide<br />

ist fast vollends vernichtet. Zur Zeit wird<br />

die Betriebsführung erschwert durch<br />

Diebstähle ...Am letzten Sonntag wurde<br />

eine 1 jährige Kalbin von der Weide gestohlen,<br />

gestern Nacht ein trächtiges Schwein,<br />

das in 14 Tagen ferkeln sollte ...<br />

Aus einem Brief von Direktor B öhm an den<br />

Regierungspräsidenten in Ansbach, 12.<br />

Juni 194535<br />

1945<br />

Am 28.11.1945 sprach hier Herr Landwirtschaftsdirektor<br />

B öhm der Landwirtschaftsstelle<br />

<strong>Bayreuth</strong> vor. Das Kreisgut<br />

<strong>Bayreuth</strong> hat infolge der kriegerischen<br />

Ereignisse außerordentliche Schäden an<br />

28<br />

den Gebäuden erlitten. Die Instandsetzung<br />

der Gebäude und Stallungen, in die<br />

es, da jede Bedachung fehlte, hineinregte,<br />

war so vordringlich, daß B öhm ...mit<br />

Durchführung der Instandsetzungsarbeiten<br />

begonnen hat. ...Die baufachliche<br />

Betreuung erfolgt zur Zeit durch die Stadt<br />

<strong>Bayreuth</strong>, da das Landbauamt <strong>Bayreuth</strong><br />

noch nicht aktionsfähig ist, soll aber nach<br />

dessen Wiederherstellung wieder auf das<br />

Landbauamt <strong>Bayreuth</strong> übergehen. ...<br />

Die Heil- und Pflegeanstalt <strong>Bayreuth</strong> mit<br />

dazugehöriger großer Gärtnerei ist seinerzeit<br />

aufgelöst und der NSV übertragen<br />

worden. Ob gegen oder ohne Entgelt, weiß<br />

B öhm nicht. Man habe damals von einem<br />

Betrag von 2 Millionen gesprochen. Nach<br />

Ansicht von B öhm soll geklärt werden, ob<br />

dieses Objekt nicht wieder in den Besitz<br />

des Kreises zurückgeführt werden kann.<br />

Bei der Landwirtschaftsstelle <strong>Bayreuth</strong><br />

wurde im Juli 1945 als Hilfskraft Dr. Lindner<br />

angestellt und zunächst zur Bekämpfung<br />

des Kartoffelkäfers eingesetzt ...<br />

B öhm bittet, daß die Bezüge von Dr. Lindner<br />

aus Mitteln, die im Kreisgut erübrigt<br />

wurden, bezahlt werden können, da die<br />

Stelle des Betriebsleiters des Kreisgutes<br />

infolge Entlassung wegen ParteizugehÖrigkeit<br />

frei wird.<br />

Aus einem Aktenvermerk der Regierung in<br />

Ansbach vom 29.11.194536<br />

1949<br />

Auf die Frage, was aus dem Kreislehrgut<br />

<strong>Bayreuth</strong>, das gleichzeitig den Zwecken<br />

der Landwirtschaftsschule und Haushaltungsschule<br />

sowie dem Wirtschaftsberatungdienst<br />

des Landwirtschaftsamtes<br />

dient, werden soll, hat der Herr Minister<br />

geäußert, es möchte sich auf die Tierzucht<br />

umstellen, also ausschließlich nur einem<br />

Sonderzweck dienstbar gemacht werden.<br />

Hierzu ist zu bemerken, daß das Kreislehrgut<br />

<strong>Bayreuth</strong> seit seiner Gründung im<br />

Jahre 1926 bewußt in den Dienst der bäu-<br />

erlichen Viehhaltung aller Art gestellt<br />

wurde, ohne daß dabei dem betriebswirtschaftlichen<br />

Zusammenhang mit dem<br />

Ackerbau und den landwirtschaftlichen<br />

Nebenbetriebszweigen Abbruch getan<br />

wurde. Der Gedanke des Herrn Ministers<br />

ist durch diese noch junge Institution vollauf<br />

erfüllt. Die Einrichtung hat sich für alle,<br />

die davon Gebrauch machen, vollauf<br />

bewährt. Es besteht nur der Wunsch, daß<br />

das Kreislehrgut noch eine Vergrößerung<br />

seines Eigenbesitzes erfährt, damit das<br />

Pachtland abgestoßen werden kann. Das<br />

Landwirtschaftsministerium würde sich<br />

ein großes Verdienst für die oberfränkische<br />

Landwirtschaft sichern können,<br />

wenn es hierzu genügend Mittel bereitstellen<br />

könnte.<br />

Die Landwirtschaft ist kein Gewerbe, das<br />

immer wieder Umstellungen verträgt, die<br />

über den Rahmen ihrer vorgezeichneten<br />

natürlichen Verhältnisse getätigt werden.<br />

Sie verlangt vielmehr eine zielklare Entwicklung,<br />

die den Boden der gegebenen<br />

Verhältnisse nicht verliert. ...<br />

Aus einer Vormerkung von Ministerialrat<br />

a.D. K. Gräf vom 26.2.49 für Geheimrat<br />

Adolf Wächter für ein Gespräch desselben<br />

mit dem bayerischen Landwirtschaftsminister<br />

Dr. Schlögl37<br />

1956<br />

Die neuerrichtete Landmaschinenschule<br />

des Bezirksverbandes Oberfranken erhält<br />

hiermit die staatliche Anerkennung und ist<br />

berechtigt, die Bezeichnung "Staatlich<br />

anerkannte Landmaschinenschule" zu<br />

führen. Das Staatsministerium behält sich<br />

vor, bei Wegfall oder Änderung der Voraussetzungen<br />

die Berechtigung zur Führung<br />

dieser Bezeichnung zurückzuziehen.<br />

Aus dem Brief des Bayerischen Staatsministers<br />

für Ernährung, Landwirtschaft und<br />

Forsten, Prof. Dr. Baumgartner, an die<br />

Regierung und den Bezirksverband von<br />

Oberfranken vom 22.3.195638


Besuch in der Lehrhalle der Landmaschinenschule, 1956<br />

Quellen<br />

1 Königlich Bayerisches Kreis-Amts-<br />

Blatt von Oberfranken, <strong>Bayreuth</strong> 1862:<br />

Universitätsbibliothek <strong>Bayreuth</strong> (im<br />

folgenden: UB BT)<br />

2-3 ebd. 1863, UB BT<br />

4 Jahresbericht der K. Kreis-Ackerbauschule<br />

für 1867/68, <strong>Bayreuth</strong> 1869, UB<br />

BT<br />

5 ebd. 1871/72, <strong>Bayreuth</strong> 1873, UB BT<br />

6 ebd. 1873/74, <strong>Bayreuth</strong> 1875, UB BT<br />

7 ebd. 1879/80, <strong>Bayreuth</strong> 1880, UB BT<br />

8 ebd. 1880/81, <strong>Bayreuth</strong> 1881, UB BT<br />

9 ebd.1883/84, <strong>Bayreuth</strong> 1884, UB BT<br />

10 ebd. 1892/93, <strong>Bayreuth</strong> 1893, UB BT<br />

11 Staatsarchiv Bamberg, K 3 -1630<br />

12 Akten der <strong>Landwirtschaftliche</strong>n <strong>Lehranstalten</strong><br />

<strong>Bayreuth</strong> (im folgenden: LLA)<br />

13 nach einer Abschrift in den Akten der<br />

LLA<br />

14 Königlich Bayerische Technische<br />

Hochschule in München, Jahresbericht<br />

1913/14, UB BT<br />

15 Akten der LLA<br />

16 Wochenblatt des <strong>Landwirtschaftliche</strong>n<br />

Vereins in Bayern vom 26.10.1927 ,<br />

Akten der LLA<br />

17 Bayerische Rundschau Kulmbach,<br />

31.10.1927, Akten der LLA<br />

18 1. Jahres-Bericht des Kreislehrgutes<br />

<strong>Bayreuth</strong> (1926 -1929), <strong>Bayreuth</strong><br />

1929, Bücherei der LLA<br />

19 2. Jahres-Bericht des Kreislehrgutes<br />

<strong>Bayreuth</strong> (1929 -1931), <strong>Bayreuth</strong><br />

1931, Bücherei der LLA -<br />

20 3. Tätigkeitsbericht des Kreislehrgutes<br />

<strong>Bayreuth</strong> (1931 -1933) <strong>Bayreuth</strong> 1933,<br />

Bücherei der LLA -<br />

21 Wochenblatt des <strong>Landwirtschaftliche</strong>n<br />

Vereins in Bayern vom 23.6.1932,<br />

Akten der LLA<br />

22-25 Akten der LLA<br />

26 4: Tätigkeitsbericht des Kreisl~rgutes<br />

<strong>Bayreuth</strong> (1933 -1935), <strong>Bayreuth</strong> -<br />

1935, Bücherei der LLA --<br />

27-28 5. Tätigkeitsbericht des Kreislehr- -,<br />

gutes <strong>Bayreuth</strong> (1935 -1937), <strong>Bayreuth</strong><br />

1937, Bücherei der LLA<br />

29-37 Akten der LLA<br />

38 Registratur des Bezirks Oberfr,anken<br />

29

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