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Swiss Cycling Journal 07/2007

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mtb<br />

Mountainbike-Team Texner BMC Acqiris<br />

Eine Charta gegen Doping im Amateurbereich<br />

Die UCI-Charta ist gegenwärtig in aller<br />

Munde für die Profiradfahrer. Doch bereits<br />

Anfang Jahr hat das Mountainbike Team<br />

Texner BMC Acqiris beschlossen, konkrete<br />

Massnahmen zu ergreifen gegen den<br />

Dopingmissbrauch.<br />

GRAZIANO ORSI<br />

Eine Charta hatten Anfang Jahr bereits auch<br />

alle zwölf Fahrerinnen und Fahrer des welschen<br />

Mountainbike-Teams Texner BMC<br />

Acqiris (kurz: Team Texner) unterschrieben.<br />

Der Titel lautet: «Code d’éthique Texner». In<br />

der Texner-Charta steht beispielsweise, dass<br />

im Verlaufe des Jahres ausnahmslos alle<br />

Fahrerinnen und Fahrer mit unangekündigten<br />

Dopingkontrollen konfrontiert werden. «Wir<br />

wollen überraschend agieren», sagte Barbara<br />

Walther, Leiterin Kontrolle der Fachkommission<br />

für Dopingbekämpfung bei <strong>Swiss</strong><br />

Olympic. Es fanden schon diverse Kontrollen<br />

statt. «Bis anhin waren alle Urin-Kontrollen<br />

negativ», erklärte Alain Glassey, Team-Manager<br />

von Texner. Aussergewöhnlich ist, dass<br />

sich im Kontrollpool von <strong>Swiss</strong> Olympic nicht<br />

nur Topathleten wie Sandro Späth oder Joris<br />

Boillat befinden, sondern auch Amateur-<br />

Fahrer. Der 23-jährige Arnaud Clément ist im<br />

B-Kader vom Team Texner und erlebte eine<br />

Kontrolle Anfang Juni. «Ich befürworte diese<br />

Anti-Dopingmassnahmen. Damit können wir<br />

die Glaubwürdigkeit bei Sponsoren und dem<br />

Publikum wieder zurückgewinnen», sagte<br />

Clément. Das Resultat einer Anfang Juni genommenen<br />

Urin-Probe steht bei ihm zwar<br />

noch aus. «Es wird negativ sein. Je suis sûr»,<br />

versicherte der Mountainbiker aus dem Kanton<br />

Freiburg. Mitte April wurde auch schon<br />

Elitefahrerin Myriam Saugy zu Hause kontrolliert.<br />

«Diese Anti-Dopingmassnahmen<br />

sind sehr positiv», bestätigte die 30-Jährige,<br />

die im Kader der Nationalmannschaft Marathon<br />

ist. Sie bedauerte<br />

aber, dass andere Amateur-Teams<br />

nicht über<br />

diese finanziellen Mittel<br />

verfügten, um ebenfalls<br />

konkrete Anti-Dopingmassnahmen<br />

zu ergreifen.<br />

Tatsächlich ist das<br />

Mountainbike Team<br />

Texner das einzige<br />

Team, dass bis anhin<br />

mit <strong>Swiss</strong> Olympic eine<br />

umfassende Vereinbarung<br />

getroffen hat, um<br />

auch im Amateurbereich<br />

aktiv gegen Doping vorzugehen. «Die<br />

Kosten werden zwischen Team Texner und<br />

<strong>Swiss</strong> Olympic geteilt», sagte Remo Sargenti,<br />

CEO von Texner. Wie hoch das Budget für die<br />

Anti-Dopingmassnahmen ist, verrät Sargenti<br />

nicht. «Es sind mehrere 10 000 Franken.»<br />

Eine Urin-Kontrolle kostet rund 500 Franken.<br />

Und wenn die Kontrolle auf EPO-Nachweis<br />

erweitert wird, steigen die Kosten für eine<br />

Kontrolle auf total 800 Franken gemäss Barbara<br />

Walther. Und da ja jedes Team-Mitglied<br />

der zwölfköpfigen Equipe mindestens einmal<br />

pro Jahr kontrolliert wird, erreicht man relativ<br />

schnell den Betrag von 10 000 Franken. Und<br />

wie sieht es mit den sportlichen Leistungen<br />

aus? «Très positiv», sagte Team-Manager<br />

Alain Glassey. In der Team-Wertung befindet<br />

sich das MTB Team Texner BMC Acqiris an<br />

zweiter Stelle hinter dem Team Stöckli-Craft<br />

(Zwischenklassement, Marathon Herren,<br />

MTB XC). Und Elite-Fahrer Sandro Späth<br />

konnte diverse Etappenerfolge erzielen. Er<br />

ist das Aushängeschild der Mannschaft.<br />

CONTRÔLE REFUSÉ – KONTROLLE VER-<br />

WEIGERT<br />

Die Charta Texner ist aber nicht per Zufall entstanden.<br />

Nachdem Remo Sargenti im August<br />

2006 erfuhr, dass sein Top-Fahrer bei Texner,<br />

Daniel Paradis, sich einer Dopingkontrolle<br />

von <strong>Swiss</strong> Olympic nicht unterziehen wollte,<br />

stellte sich Remo Sargenti die Schlüsselund<br />

Schicksalsfrage: Für einen sauberen<br />

Radsport kämpfen oder den verseuchten<br />

Sumpf verlassen. «Lutter ou abandonner?»<br />

Remo Sargenti entschied sich fürs Kämpfen,<br />

nachdem ihn seine 13-jährige Tochter mit einer<br />

Aussage konfrontierte, die ihn nachdenklich<br />

stimmte. «Alors, ils sont des tricheurs!»,<br />

sagte die Tochter. Remo Sargenti ist sich bewusst,<br />

dass es im Spitzensport immer wieder<br />

Betrüger und Betrügerinnen geben werde,<br />

aber im Massensportbereich gelte es sich gegen<br />

solche Tendenzen vehement zu wehren.<br />

Der Mountainbikesport – auf alle Fälle im<br />

Amateurbereich – steht für gesunden Sport.<br />

Der Schlüsselbegriff lautet: Plaisir. Vergnügen.<br />

Und nicht «Dopage». Sargenti ergriff<br />

einschneidende und konkrete Massnahmen.<br />

Erstens wurde der Vertrag mit Daniel Paradis<br />

aufgelöst. Ein Teil des Budgets, das für den<br />

zweifachen Sieger des Rennens Grand Raid<br />

Verbier-Grimentz bestimmt war, landete in<br />

einen Geldtopf, um die Dopingkontrollen von<br />

<strong>Swiss</strong> Olympic zu finanzieren.<br />

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<strong>Swiss</strong> <strong>Cycling</strong> | <strong>Journal</strong> 7/20<strong>07</strong>

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