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mtb<br />
Mountainbike-Team Texner BMC Acqiris<br />
Eine Charta gegen Doping im Amateurbereich<br />
Die UCI-Charta ist gegenwärtig in aller<br />
Munde für die Profiradfahrer. Doch bereits<br />
Anfang Jahr hat das Mountainbike Team<br />
Texner BMC Acqiris beschlossen, konkrete<br />
Massnahmen zu ergreifen gegen den<br />
Dopingmissbrauch.<br />
GRAZIANO ORSI<br />
Eine Charta hatten Anfang Jahr bereits auch<br />
alle zwölf Fahrerinnen und Fahrer des welschen<br />
Mountainbike-Teams Texner BMC<br />
Acqiris (kurz: Team Texner) unterschrieben.<br />
Der Titel lautet: «Code d’éthique Texner». In<br />
der Texner-Charta steht beispielsweise, dass<br />
im Verlaufe des Jahres ausnahmslos alle<br />
Fahrerinnen und Fahrer mit unangekündigten<br />
Dopingkontrollen konfrontiert werden. «Wir<br />
wollen überraschend agieren», sagte Barbara<br />
Walther, Leiterin Kontrolle der Fachkommission<br />
für Dopingbekämpfung bei <strong>Swiss</strong><br />
Olympic. Es fanden schon diverse Kontrollen<br />
statt. «Bis anhin waren alle Urin-Kontrollen<br />
negativ», erklärte Alain Glassey, Team-Manager<br />
von Texner. Aussergewöhnlich ist, dass<br />
sich im Kontrollpool von <strong>Swiss</strong> Olympic nicht<br />
nur Topathleten wie Sandro Späth oder Joris<br />
Boillat befinden, sondern auch Amateur-<br />
Fahrer. Der 23-jährige Arnaud Clément ist im<br />
B-Kader vom Team Texner und erlebte eine<br />
Kontrolle Anfang Juni. «Ich befürworte diese<br />
Anti-Dopingmassnahmen. Damit können wir<br />
die Glaubwürdigkeit bei Sponsoren und dem<br />
Publikum wieder zurückgewinnen», sagte<br />
Clément. Das Resultat einer Anfang Juni genommenen<br />
Urin-Probe steht bei ihm zwar<br />
noch aus. «Es wird negativ sein. Je suis sûr»,<br />
versicherte der Mountainbiker aus dem Kanton<br />
Freiburg. Mitte April wurde auch schon<br />
Elitefahrerin Myriam Saugy zu Hause kontrolliert.<br />
«Diese Anti-Dopingmassnahmen<br />
sind sehr positiv», bestätigte die 30-Jährige,<br />
die im Kader der Nationalmannschaft Marathon<br />
ist. Sie bedauerte<br />
aber, dass andere Amateur-Teams<br />
nicht über<br />
diese finanziellen Mittel<br />
verfügten, um ebenfalls<br />
konkrete Anti-Dopingmassnahmen<br />
zu ergreifen.<br />
Tatsächlich ist das<br />
Mountainbike Team<br />
Texner das einzige<br />
Team, dass bis anhin<br />
mit <strong>Swiss</strong> Olympic eine<br />
umfassende Vereinbarung<br />
getroffen hat, um<br />
auch im Amateurbereich<br />
aktiv gegen Doping vorzugehen. «Die<br />
Kosten werden zwischen Team Texner und<br />
<strong>Swiss</strong> Olympic geteilt», sagte Remo Sargenti,<br />
CEO von Texner. Wie hoch das Budget für die<br />
Anti-Dopingmassnahmen ist, verrät Sargenti<br />
nicht. «Es sind mehrere 10 000 Franken.»<br />
Eine Urin-Kontrolle kostet rund 500 Franken.<br />
Und wenn die Kontrolle auf EPO-Nachweis<br />
erweitert wird, steigen die Kosten für eine<br />
Kontrolle auf total 800 Franken gemäss Barbara<br />
Walther. Und da ja jedes Team-Mitglied<br />
der zwölfköpfigen Equipe mindestens einmal<br />
pro Jahr kontrolliert wird, erreicht man relativ<br />
schnell den Betrag von 10 000 Franken. Und<br />
wie sieht es mit den sportlichen Leistungen<br />
aus? «Très positiv», sagte Team-Manager<br />
Alain Glassey. In der Team-Wertung befindet<br />
sich das MTB Team Texner BMC Acqiris an<br />
zweiter Stelle hinter dem Team Stöckli-Craft<br />
(Zwischenklassement, Marathon Herren,<br />
MTB XC). Und Elite-Fahrer Sandro Späth<br />
konnte diverse Etappenerfolge erzielen. Er<br />
ist das Aushängeschild der Mannschaft.<br />
CONTRÔLE REFUSÉ – KONTROLLE VER-<br />
WEIGERT<br />
Die Charta Texner ist aber nicht per Zufall entstanden.<br />
Nachdem Remo Sargenti im August<br />
2006 erfuhr, dass sein Top-Fahrer bei Texner,<br />
Daniel Paradis, sich einer Dopingkontrolle<br />
von <strong>Swiss</strong> Olympic nicht unterziehen wollte,<br />
stellte sich Remo Sargenti die Schlüsselund<br />
Schicksalsfrage: Für einen sauberen<br />
Radsport kämpfen oder den verseuchten<br />
Sumpf verlassen. «Lutter ou abandonner?»<br />
Remo Sargenti entschied sich fürs Kämpfen,<br />
nachdem ihn seine 13-jährige Tochter mit einer<br />
Aussage konfrontierte, die ihn nachdenklich<br />
stimmte. «Alors, ils sont des tricheurs!»,<br />
sagte die Tochter. Remo Sargenti ist sich bewusst,<br />
dass es im Spitzensport immer wieder<br />
Betrüger und Betrügerinnen geben werde,<br />
aber im Massensportbereich gelte es sich gegen<br />
solche Tendenzen vehement zu wehren.<br />
Der Mountainbikesport – auf alle Fälle im<br />
Amateurbereich – steht für gesunden Sport.<br />
Der Schlüsselbegriff lautet: Plaisir. Vergnügen.<br />
Und nicht «Dopage». Sargenti ergriff<br />
einschneidende und konkrete Massnahmen.<br />
Erstens wurde der Vertrag mit Daniel Paradis<br />
aufgelöst. Ein Teil des Budgets, das für den<br />
zweifachen Sieger des Rennens Grand Raid<br />
Verbier-Grimentz bestimmt war, landete in<br />
einen Geldtopf, um die Dopingkontrollen von<br />
<strong>Swiss</strong> Olympic zu finanzieren.<br />
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<strong>Swiss</strong> <strong>Cycling</strong> | <strong>Journal</strong> 7/20<strong>07</strong>