19.11.2013 Aufrufe

Per Lebenslauf - eLiechtensteinensia

Per Lebenslauf - eLiechtensteinensia

Per Lebenslauf - eLiechtensteinensia

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

EINTRACHT<br />

OSTERN 2008<br />

<strong>Per</strong> <strong>Lebenslauf</strong><br />

Adulf Peter Goop


EINTRACHT<br />

OSTERN 2008<br />

llSISXIHf<br />

Auf die Welt<br />

kommen<br />

«Met da Mogga gfloga»<br />

Auf die Welt kommen<br />

Wer sagt, es gibt keine Wunder auf dieser Welt,<br />

hat noch nie die Geburt eines Kindes erlebt.<br />

Wer sagt, Reichtum ist alles,<br />

hat nie ein Kind lächeln gesehen.<br />

Wer sagt, diese Welt sei nicht mehr zu retten,<br />

hat vergessen, dass Kinder Hoffnung bedeuten.<br />

... und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen,<br />

und wickelte ihn in Windeln ... Lukas 2,7<br />

Geburt<br />

Nach Brockhaus<br />

ist die Geburt:<br />

«Vorgang des Ausstossens aus dem<br />

mütterlichen Körper, bei Lebendgebärenden<br />

auch als Niederkunft<br />

oder Entbindung bezeichnet. Beim<br />

Menschen tritt die G. als Abschluss<br />

der i. d. R. in einem<br />

Zeitraum um den 270. Tag<br />

nach dem befruchtenden Geschlechtsverkehr<br />

oder um den 280.<br />

Tag nach dem ersten Tag der letzten<br />

Menstruation ein. Nach der Naegelschen<br />

Regel rechnet man von<br />

diesem Tag drei Monate zurück und<br />

zählt ein Jahr und sieben Tage hinzu.<br />

Hat z. B. die letzte Menstruation<br />

am 7. 6. begonnen, so ergibt<br />

sich der 14. 3. des nächsten Jahres<br />

als G-Termin. Der tatsächliche Termin<br />

liegt bei der überwiegenden<br />

Zahl von G. jedoch innerhalb eines<br />

Zeitraumes von drei Wochen vor<br />

und nach dem errechneten Zeitpunkt.<br />

Voraussetzungen für einen<br />

normalen G-Verlauf etwa zw. dem<br />

18. und 28. Lebensjahr der Frau<br />

(Gebäroptimum).»<br />

Während es für das Kind selbstverständlich<br />

ist, von der Mutter geliebt<br />

und gepflegt zu werden, ist die Erfahrung,<br />

Mutter zu sein, besonders<br />

beim ersten Kind nicht immer<br />

leicht.<br />

Für die Eltern bedeutet es zuerst nur<br />

höhere Ausgaben, kürzere Nächte,<br />

weniger Freizeit, dafür 3000 - 4000<br />

Gramm und 50 cm und mehr<br />

Glück. Wenn ihre Kinder zu ihr sagen:<br />

«Mama, du bist die Grösste!»,<br />

wiegt das alles auf.<br />

Heute werden die Kinder meist<br />

schon früh von der Mutter auf die<br />

Geburt vorbereitet und erfahren<br />

schon bald - z.B. durch das Fernsehen<br />

- dass ihre Mutter sie «geboren<br />

habe». Die Kinder werden nur<br />

noch selten zu Hause, sondern<br />

14


EINTRACHT<br />

OSTERN 2008<br />

meistens in einem umliegenden<br />

Spital, neuerdings sehr oft im Vaduzer<br />

Spital, geboren, wo die Mütter<br />

die entsprechende Geburtshilfe erhalten.<br />

Will man auf die Zeit anspielen,<br />

als man noch nicht auf Erden<br />

weilte, so sagt man heute<br />

noch: «Do bischt du noch met da<br />

Moggagfloga.»<br />

Karl Waggerl schreibt in<br />

«Der Nachsommer»:<br />

«Immerhin, ich war dabei, mir das<br />

Dasein nach und nach gemütlich<br />

einzurichten. Aber nun warf mich<br />

ein rätselhaftes Ereignis unversehens<br />

wieder aus der Bahn. Mama<br />

wurde plötzlich krank. Ich wusste<br />

mir das nicht zu erklären, denn sie<br />

war in letzter Zeit förmlich aufgeblüht<br />

und von Tag zu Tag behäbiger<br />

und stattlicher geworden. Aber es<br />

stand wohl sehr schlimm mit ihr,<br />

man konnte sie in der Schlafkammer<br />

stöhnen hören, und trotzdem<br />

durfte man nicht mehr zu ihr gehen.<br />

Auch der Vater rannte nur<br />

schnaufend zwischen Tür und Fenster<br />

hin und her und war wieder<br />

einmal völlig taub gegen mein<br />

angstvolles Fragen. Obendrein<br />

machte sich ein fremdes Frauenzimmer<br />

bei uns zu schaffen, als ob<br />

wir uns nicht zur Not hätten selber<br />

behelfen können. Mir war die<br />

gleich zuwider und verdächtig, weil<br />

sie so abscheulich roch, wie der<br />

Doktor, der mir einmal heimtückisch<br />

einen Zahn entrissen hatte.<br />

Nun lief diese Frau geschäftig bei<br />

uns aus und ein und kochte auf<br />

dem Herd, aber nichts als Wasser,<br />

und schliesslich, um den Jammer<br />

voll zu machen, brachte die Unselige<br />

mitten in der Nacht auch noch<br />

ein schreiendes Kind in die Stube.<br />

Gott der Allmächtige hat mir eine<br />

Schwester beschert.<br />

Sie schreckte mich damit aus dem<br />

Schlaf und zeigte es schadenfroh<br />

herum. Gott, erklärte sie heuchlerisch,<br />

der Allmächtige, hat mir eine<br />

Schwester beschert. Geschenkt,<br />

sagte sie, als ob ich ihn je um etwas<br />

dergleichen gebeten hätte. Ich beriet<br />

mich sofort ernstlich mit dem<br />

Vater und gab ihm zu überlegen,<br />

ob wir denn dieses Kind auch wirklich<br />

behalten müssten. Vielleicht<br />

könnte man es gleich wieder weiterschenken,<br />

oder ich wollte es<br />

dem Pfarrer heimlich in den Beichtstuhl<br />

legen, wie das unlängst einmal<br />

geschehen war. Aber seltsam,<br />

der Vater nahm es gar nicht so<br />

schwer. Er wendete das Kind um<br />

und besah es von allen Seiten,<br />

möglicherweise, meinte er, mit der<br />

Zeit könnte es ganz ein hübsches<br />

Mädchen werden und wir wollten<br />

es also Elisabeth nennen. So liess<br />

ich ihn denn in Gottes Namen gewähren.<br />

Immerhin, wir gewöhnten uns mehr<br />

und mehr aneinander, ich empfand<br />

schliesslich sogar eine gewisse Zuneigung<br />

für dieses hintergründige<br />

Wesen. Die Schwester war indessen<br />

ein hübsches Kind geworden.»<br />

Kinder sind wahrhafte Sonnen,<br />

die unser Leben erwärmen.<br />

Nach dem Kinderglauben kamen<br />

die Kinder früher meistens direkt<br />

vom Himmel oder wurden vom<br />

Storch gebracht. Gelegentlich brachte<br />

auch die Hebamme die Kinder,<br />

denn immer, wenn die Hebamme<br />

mit ihrem Koffer ins Haus kam, und<br />

das tat sie früher fast jedes Jahr, begann<br />

im Schlafzimmer der Eltern das<br />

Kindergeschrei. In Triesen holte man<br />

die Kinder von St. Mamerten, in Balzers<br />

von der Maria Hilf Kapelle.<br />

Geburtsanzeige<br />

Für die meisten Eltern ist die Geburt<br />

eines Kindes eine grosse Freude,<br />

ein Geschenk, ein Wunder.<br />

Segen Gottes<br />

Es beginnt die gute Zeit für die junge<br />

Ehe, weil die Ehegatten zum ersten<br />

Mal für ein Kind zu sorgen haben<br />

und davon bekommt man<br />

leichte Hände. Was man früher<br />

beim täglichen Messebesuch oder<br />

in der Sennerei sehr schnell erfahren<br />

hat, wird heute schriftlich kundgetan.<br />

Vor einigen Jahrzehnten<br />

noch vereinzelt, heute als allgemeinen<br />

Brauch, kennen wir deshalb<br />

meist persönlich gestaltete Geburtsanzeigen,<br />

mit denen die glücklichen<br />

Eltern den Verwandten und<br />

Bekannten das freudige Ereignis zur<br />

Kenntnis bringen.<br />

Pate stehen<br />

Der Begriff «Pate» kommt vom lateinischen<br />

«patrinus» und bedeutet<br />

«Mitvater» und entspricht dem altdeutschen<br />

Wort «Gevatter». Der<br />

englische Begriff «godfather» (und<br />

auch der unsrige «Götti»), der übersetzt<br />

«den von Gott eingesetzten<br />

Vater» meint, verweist noch auf die<br />

eigentliche religiöse Prägung dieses<br />

Wortes. Und so meint «Götti» oder<br />

«Gotta» zunächst eine <strong>Per</strong>son, welche<br />

die christliche Erziehung eines<br />

Kindes von der Taufe bis zu dessen<br />

Firmung oder Konfirmation begleitet.<br />

Heute hat sich die Funktion des<br />

Paten vom Taufzeugen hin zum<br />

Freund und Lebensbegleiter des<br />

Kindes verlagert. Der Autor und die<br />

Autorin des tieferstehend genannten<br />

Buches weisen auf die grossen<br />

Vorteile und Chancen hin, welche<br />

die offizielle Rolle von Götti und<br />

Gotta beinhalten. Sie stellen die<br />

Aufgaben des christlichen Patenamtes<br />

dar und geben Anregungen, wie<br />

dieses heute belebt werden und sogar<br />

darüber hinaus auch neue weltliche<br />

Formen der Patenschaft gesucht<br />

und gefunden werden können.<br />

Ein praktischer Ratgeber für<br />

Götti und Gotta, die sich in ihre<br />

neue Rolle einfinden wollen und<br />

für Eltern, die sich überlegen, ob<br />

und wie sie Paten für ihr Kind einsetzen<br />

wollen, ist das im Kreutz<br />

Verlag, Stuttgart, erschienene Büchlein<br />

(2006) «Patenschaften neu gestalten».<br />

Noch etwas: Christliche Eltern können<br />

eigentlich gar nicht darauf verzichten,<br />

ihr Kind zur Taufe zu tragen,<br />

weil sie sonst jeden Glaubensvollzug<br />

unterlassen müssten, um<br />

das Kind nicht zu beeinflussen.<br />

Weil letztlich nur das Beispiel<br />

prägt, ist es so wichtig, dass Eltern<br />

(und Paten) ihren Glauben in Formen<br />

zum Ausdruck bringen: In Gebet<br />

und Eucharistiefeier, im Begehen<br />

der christlichen Feiertage, im<br />

nötigen Wissen, das zum Glaubensleben<br />

gehört, und nicht zuletzt<br />

in wirklicher Liebe zueinander. Auf<br />

all das soll im Taufgespräch hingewiesen<br />

werden, damit Vater und<br />

Mutter wissen, worum es geht.<br />

15


EINTRACHT<br />

OSTERN 2008<br />

Kindertaufe, etc.<br />

Seit der endgültigen Einführung der<br />

Kindertaufe im 6. Jahrhundert hat<br />

der Taufvorgang im Bewusstsein der<br />

Christen weniger Gewicht. Zwar<br />

hat sich das 2. Vatikanische Konzil<br />

bemüht um eine Erneuerung der<br />

Taufliturgie. Man gibt dem Täufling<br />

kein Salz (Weisheit) in den Mund.<br />

Es ist auch nicht mehr die Gotta,<br />

die das Kind trägt, weil die Taufe ja<br />

meist einige Wochen nach der Geburt<br />

erfolgt. Die Mutter (oder der<br />

Vater) trägt das Kind zum Zeichen<br />

der vollen Verantwortung für dieses<br />

Geschöpf. Das Kind, schön herausgeputzt,<br />

im Arm der glücklichen<br />

Mutter, ist etwas sehr Erfreuliches,<br />

meist auch Beglückendes, beglückend<br />

auch für den Vater, die<br />

Grosseltern und die Paten. Die festliche<br />

Stunde wird in Bildern festgehalten.<br />

Die Freude der Taufstunde<br />

soll nicht geschmälert werden. Seit<br />

dem frühen Mittelalter war mit der<br />

Taufe die Verleihung des Vornamens<br />

(Taufname - <strong>Per</strong>sonenname) verknüpft.<br />

Seit dem Spät-Mittelalter<br />

wurden Taufkerze und (meist weisses)<br />

Taufkleid in die Taufliturgie<br />

übernommen.<br />

Namensgebung<br />

Der Name begleitet den Menschen<br />

durch sein ganzes Leben und wird<br />

von den Eltern meist schon vor der<br />

Geburt gewählt. Der Namenstag ist<br />

der Gedenktag des Heiligen (Namensheiligen),<br />

dessen Namen jemand<br />

bei der Taufe erhalten hat.<br />

Der Namenstag wurde bei uns<br />

früher statt des Geburtstages oder<br />

neben demselben in bescheidenem<br />

Rahmen gefeiert. Seit ca. 1930 wird<br />

auch deswegen immer mehr nur<br />

noch der Geburtstag gefeiert, weil<br />

«moderne» Namen datumsmässig<br />

oft nicht erfasst werden können, da<br />

sie keinen heiligen Schutzpatron im<br />

Himmel haben und auch in Klang<br />

und Herkunft nicht in die Gegend<br />

und in die Familie passen. Erfreulicherweise<br />

kann neuerdings jedoch<br />

wieder eine Trendwende zu den alten,<br />

schönen, heimatverbundenen<br />

Namen festgestellt werden.<br />

ALLEN HEBAMMEN VON FRÜHER UND HEUTE<br />

EIN BESONDERS HERZLICHES VERGELT'S GOTT<br />

Geburtshelferin - Hebamme<br />

Für die Hebamme ist oft alles - Mutter<br />

werden und Mutter sein - Inhalt<br />

ihres Berufslebens.<br />

Die Hebamme ist eine staatlich geprüfte<br />

und anerkannte, nicht ärztliche<br />

Geburtshelferin, sie wird bei der<br />

Entbindung von Schwangeren oft<br />

hinzugezogen. Die Hauptaufgaben<br />

der Hebamme sind: Beratung und<br />

Hilfe während der Schwangerschaft,<br />

Geburt und Wochenbett, einschliesslich<br />

der Versorgung von Wöchnerinnen<br />

und Neugeborenen. Bei komplikationsfreier<br />

Geburt kann selbständige<br />

Geburtshilfe geleistet werden,<br />

ansonst ist ein Arzt hinzuzuziehen.<br />

Für den Beruf gilt die berufliche<br />

Schweigepflicht: Er wird in freier<br />

Praxis, in der Regel aber auch in fester<br />

Anstellung ausgeübt. Für Liechtenstein<br />

in den meisten Fällen im Spital<br />

in Vaduz und in dem von Grabs.<br />

Der Beruf der Geburtshelferin hat<br />

sich aus ursprünglich freiwilliger<br />

Hilfe vor allem der Familienangehörigen<br />

und der «weisen Frauen»<br />

entwickelt.<br />

Bekanntlich kann man die Geburten<br />

nicht auf den Tag und die Stunde bestimmen.<br />

Wenn eine «ihrer Frauen»<br />

in die Wehen kommt, ist die Geburtshelferin<br />

so rasch wie möglich<br />

zur Stelle, egal ob mitten in der<br />

Nacht, am Wochenende oder an einem<br />

Feiertag. Zur grossen Zahl der<br />

tüchtigen und liebevollen Hebammen<br />

zählte während langer Zeit<br />

auch Frau Luise Rederer. Sie meinte:<br />

«Das rundum perfekte Hochgefühl<br />

für mich ist, wenn ich sehe, es wird<br />

in ein warmes Nest, eine intakte Familie<br />

hineingeboren. Ich möchte<br />

den Müttern das Gefühl geben, dass<br />

ich für sie da bin - eine diskrete Art<br />

von Mütterlichkeit. Kinder sind<br />

nicht nur herzig, sondern ein grosses<br />

Wunder. Ich bin glücklich, wenn<br />

ich Mutter und Kind über die Geburt<br />

hinaus betreuen kann.»<br />

Dafür gebührt Luise Rederer und<br />

allen Hebammen von früher und<br />

von heute ein besonders herzliches<br />

Vergelt's Gott.<br />

ARG.<br />

Da wir kein Foto von allen derzeit in Liechtenstein tätigen Hebammen bekamen, hier stellvertretend<br />

für alle Hebammen Frau Luise Rederer.<br />

16


EINTRACHT<br />

OSTERN 2008<br />

Taufe<br />

Beim Taufritus giesst der Priester - hier in<br />

Schaan - dreimal Taufwasser über den Kopf<br />

des Täuflings.<br />

Der Pfarrer von Schellenberg überreicht eine brennende Taufkerze.<br />

17


EINTRACHT<br />

OSTERN 2008<br />

Wcisser Sonntag<br />

Erstkommunion<br />

Ein grosses Erlebnis im Leben eines<br />

jungen Katholiken stellt die erste<br />

heilige Kommunion dar. Als im 18.<br />

Jahrhundert die individuelle Erstkommunion<br />

allgemein aufgegeben<br />

und an ihrer Stelle die gemeinsame<br />

Erstkommunion am Sonntag nach<br />

Ostern eingeführt wurde, erlangte<br />

der «Weisse Sonntag» besondere<br />

Bedeutung. Auch heute noch werden<br />

die Kinder in der zweiten Volksschulklasse<br />

gemeinsam zum ersten<br />

Mal zum Tisch des Herrn geladen.<br />

Allerdings findet der Weisse Sonntag<br />

nicht in allen Gemeinden am<br />

gleichen Tag statt. In Vaduz wird er<br />

auf den Dreifaltigkeitssonntag, in<br />

Schellenberg auf den ersten Sonntag<br />

im Mai und in Planken auf Fronleichnam<br />

verlegt.<br />

Feierlicher Einzug<br />

Die Erstkommunikanten werden der<br />

Bedeutung des Tages entsprechend<br />

vielfach von der ganzen Gemeinde<br />

beim Schul- oder Pfarrhaus abgeholt.<br />

Mit der schön verzierten Kommunionkerze<br />

in der Hand, angeführt<br />

vom Kreuzträger und dessen<br />

Begleiter, ziehen die Erstkommunikanten,<br />

begleitet von ihrem Pfarrer,<br />

in einzelnen Gemeinden auch von<br />

Trachtenkindern, unter den feierlichen<br />

Klängen der Dorfmusik in die<br />

schön verzierte Kirche ein.<br />

Kommunionkleider<br />

Der Name «Weisser Sonntag» rührt<br />

von den weissen Gewändern her, in<br />

denen die Täuflinge in der alten Kirche<br />

während der gesamten Osterwoche<br />

zum Gottesdienst erscheinen<br />

müssten; erst am Weissen Sonntag<br />

wurden die weissen Taufkleider abgelegt.<br />

Heute noch tragen die Erstkommunikanten<br />

nicht ihre gewöhnlichen<br />

Kleider, sondern die Kommunionkleider,<br />

die je nach Pfarrei<br />

verschieden sind. Wir kennen für<br />

Mädchen die weissen Kleider der<br />

Unschuld und weisse Blumenkränzchen<br />

aus Stoff im Haar. Auch die<br />

Buben sind festlich gekleidet und<br />

tragen meist dunkle Anzüge mit ei-<br />

Am Sonntag vor Fronleichnam feierten die Vaduzer Zweitklässler Erstkommunion. Erstmals durften die Buben und Mädchen die heilige Kommunion<br />

empfangen. Nach der Eucharistiefeier begleitete die Harmoniemusik die festlich gekleideten Kinder zum Rathausplatz, wo es für alle<br />

Kirchgänger einen von der Gemeinde offerierten Apero gab.<br />

1i


EINTRACHT<br />

OSTERN 2008<br />

Triesenberg<br />

ner Ansteckblume aus Stoff. Es gibt<br />

auch Gemeinden (Mauren, Balzers,<br />

Triesen und Schaan), in welchen<br />

Buben und Mädchen eine Einheitskleidung,<br />

ähnlich den hellen und<br />

langen Ministrantenröcken, tragen.<br />

Kommunionkerze<br />

Die Kommunionkerze wird den Kindern<br />

von den Eltern oder vom Götti<br />

oder von der Gotta geschenkt. Bei<br />

der dem Kommunionempfang folgenden<br />

Erneuerung des Taufgelübdes<br />

wird sie an der Osterkerze angezündet.<br />

Sie wird vielfach durch das<br />

ganze Leben hindurch ehrfürchtig<br />

aufbewahrt und zuletzt noch als<br />

Sterbekerze verwendet.<br />

Kommunionandenken<br />

Als «Andenken an die erste heilige<br />

Kommunion» erhielt früher jeder<br />

Erstkommunikant ein «Kommunionbild»<br />

mit Text und Unterschrift des<br />

Pfarrers, das eingerahmt zu Hause<br />

im Schlafzimmer aufgehängt wurde.<br />

Heute sind an die Stelle der Kommunionbilder<br />

vor allem Kreuze oder<br />

andere religiöse Gegenstände getreten,<br />

die wie die Kommunionandenken,<br />

die die Kinder von ihrer Familie<br />

erhalten, in der Kirche gesegnet<br />

werden. Die Erstkommunikanten<br />

bekommen auch ein Gruppenbild<br />

mit dem Pfarrer als Erinnerung an<br />

diesen wichtigen Tag.<br />

Kommuniongeschenke und<br />

Familienfeier<br />

Wo ein Fest ist, das gibt es Geschenke.<br />

Darum machen Eltern, Gotta<br />

und Götti sowie Verwandte, Freunde<br />

und Nachbarn den Erstkommunikanten<br />

an diesem Tage Geschenke<br />

mit christlichem Charakter, wie etwa<br />

eine Halskette mit Kreuz, ein<br />

Gebetbuch oder einen Rosenkranz.<br />

In allen Gemeinden finden aus diesem<br />

Anlass zu Hause oder im Gasthaus<br />

Familienfeiern statt, zu denen<br />

Gotta, Götti und die Grosseltern<br />

eingeladen werden. Am Nachmittag<br />

werden kleine Ausfahrten unternommen,<br />

die etwa nach Rankweil<br />

oder nach Maria Hilf in Balzers-<br />

Mäls führen, wo zur Mutter Gottes<br />

um Schutz und Hilfe für die Erstkommunikanten<br />

gebetet wird. In<br />

vielen Pfarrkirchen wird dieses Fest,<br />

das bei den meisten Kindern einen<br />

unauslöschlichen Eindruck hinterlässt,<br />

mit einer offiziellen Dankandacht<br />

beendet.<br />

Balzner Erstkommunikant. Eine weit verbreitete,<br />

seit langem gepflegte Tradition: Das Erinnerungsfoto<br />

an den Tag der Erstkommunion<br />

19


cv\tc J »irH:^ ^f rbi*11&- 1)\( t>ntlr<br />

in SiV^inrÜrrliTijj. »u*. [»tmtfi* Ä»h*unrl]i'u<br />

l j'iTiuV, i'ult tuiii (jMüi'U.<br />

ist<br />

nur int<br />

T>a fnn|Vl)il<br />

9\) i\lvxcl]<br />

auf örr ^ntfilrn ön unrd* rrnfirr. *W JrliiMWtr flllrr Itrmrit iW unrlc.<br />

Jnrrtll ifr^nnyltiiQ in birilVU, $tfom\en. ruijic» unn^ iVr^Hnnu.<br />

"lUolil ifint, lurmi auf i)rv ifürn^rrtt»r. -?rnn all«-n»dd rr iuirkl mii> IrljnlVii.<br />

tf'r ttid]! iVn pcrifltitiUrq i»i'rffl|lt. ynittU.i'r nul ITflrrrlraiinq mi.<br />

VfV fl-rllrt \\ci\<br />

-Ta uti'löil bri<br />

tä unurrli<br />

20


•on<br />

EINTRACHT<br />

OSTERN 2008<br />

IIW ITITIfliril,<br />

llrfhnii»<br />

|riil yrl'<br />

' nn<br />

^il'run nur ^u luhrnh Itrllrrnin»<br />

^ijiiijJ IJII) tinS C^iTt|rmil{rr nn.<br />

~^>n jfigrn M] gfir v\d V)<br />

CV frl]lrirlil nni .^ful'i-^l'r<br />

llnhirl|liri iiuii» nuiu nu|" (V<br />

Uni)OViyl Hilf» ?\iu-j«rr arl)t ji<br />

Uin> iimiirr inntltr iun^ öv ß<br />

oniu ifiiniV nurit mnn niMirli<br />

lUnin iniiii ijnr j nnf i>rr nrnntrn lullt<br />

""lllnn innfi lnrlj!» nn-lir vom Krntjri-u Irbrn<br />

I tinf t»ir (fvijrrjiuorf In-ilrl]!<br />

•?n- jrljiih' ^hifr ju rrWunmcn,<br />

rD nur von turiiyrn riiTirljl<br />

i|t'j(Stö i'Wit Dfin. öfm fö i]ehtnfjrti,<br />

rapr 0*>nn6 iljni it»oil rr<br />

21


EINTRACHT<br />

OSTERN 2008<br />

Firmung<br />

Im Wort «Firmung» kommt sprachlich<br />

als Ableitung aus dem Lateinischen<br />

«confirmare-bekräftigen» eine<br />

Bestätigung zum Ausdruck. Die<br />

Firmfeier findet meistens am sogenannten<br />

Firmtag statt, der heute an<br />

einem Samstag oder Sonntag abgehalten<br />

wird bei festlichem Glockenklang<br />

und feierlichem Einzug der<br />

Firmlinge und Firmpaten in die<br />

Pfarrkirche. Dort nimmt der Pate<br />

oder die Patin hinter seinem Patenkind<br />

Platz. Bei der Spendung des<br />

Firmsakramentes legt der Bischof<br />

dem Firmling die Hand auf die Stirn,<br />

nennt ihn beim Namen, salbt ihn<br />

mit Chrisam, zeichnet ihm das Zeichen<br />

des Kreuzes auf die Stirn und<br />

gibt dem Gefirmten schliesslich einen<br />

leichten Backenstreich oder einen<br />

Händedruck als Zeichen der<br />

Freundschaft zwischen Firmspender<br />

und Firmling. Während der Spendung<br />

des Firmsakramentes legt der<br />

Pate oder die Patin die rechte Hand<br />

auf die rechte Schulter des Firmlings.<br />

In diesen für die Jugend sehr<br />

kritischen und auch für manche Eltern<br />

schweren Jahren kommt den<br />

Firmpaten die Aufgabe zu, dem<br />

Firmling einen festen Halt im Leben<br />

zu geben.<br />

i<br />

Firmung in Schellenberg. Die Firmung gilt im katholischen Glauben als «Vollendung der Taufe» und bildet zusammen mit ihr und der Erstkommunion<br />

die «drei Sakramente der christlichen Initiation». Dabei ist die Firmung das Sakrament, das den Heiligen Geist verleiht, um tiefer in der<br />

Gotteskindschaft zu verwurzeln, sich fester in Christus einzugliedern, die Verbindung mit der Kirche zu stärken, sich mehr an ihrer Sendung zu<br />

beteiligen und zu helfen, in Wort und Tat für den christlichen Glauben Zeugnis zu geben. 15 junge Christen empfingen letztes Jahr in Schellenberg<br />

dieses Sakrament aus der Hand des liechtensteinischen Erzbischofs Wolfgang Haas.<br />

22


EINTRACHT<br />

OSTERN 2008<br />

Liebe und Heirat<br />

Hochzeitsplanung<br />

Viele Menschen, besonders Frauen,<br />

träumen von klein auf von ihrer<br />

Hochzeit. Damit diese dann so<br />

wird, wie man sich dies erhofft, sollte<br />

das grosse oder kleine Fest rechtzeitig<br />

geplant werden. Die meisten<br />

Hochzeitsplaner empfehlen eine<br />

Vorbereitungszeit von zwölf Monaten.<br />

Wer bald heiratet, aber bisher<br />

noch nichts organisiert hat, kann beruhigt<br />

werden: Es geht auch in weniger<br />

als einem Jahr. Hier eine kleine<br />

Hilfestellung:<br />

• Zwölf Monate vorher:<br />

Hochzeitstermin festlegen<br />

vorläufige Gästeliste erstellen<br />

Rahmen der Hochzeit festlegen<br />

• Elf Monate vorher:<br />

Termin mit dem Pfarrer<br />

und dem Standesamt besprechen<br />

Trauzeugen überlegen<br />

• Zehn Monate vorher:<br />

Kostenvoranschläge von Restaurants<br />

einholen<br />

Räumlichkeiten frühzeitig<br />

reservieren, Fotografen aussuchen<br />

Hochzeitsgarderobe auswählen<br />

• Neun Monate vorher:<br />

Hochzeitsfahrzeug buchen<br />

Musik oder Unterhalter organisieren<br />

• Acht Monate vorher:<br />

evtl. für Hochzeitstanzkurs<br />

anmelden<br />

sind die Trauzeugen mit ihrer<br />

Aufgabe einverstanden?<br />

Angebote von Druckereien für<br />

Einladungskarten, Vermählungsanzeigen,<br />

etc., einholen<br />

• Sieben Monate vorher:<br />

Ausweise/ Reisepässe kontrollieren,<br />

Hochzeitsreise buchen<br />

Du wirst im Ehstancl viel erfahren,<br />

Was dir ein halbes Rätsel war;<br />

Bald wirst du aus Erfahrung wissen,<br />

Wie Eva einst hat handeln müssen,<br />

Dass sie hernach den Kain gebar.<br />

Doch, Schwester,<br />

diese Ehstandspflichten wirst Du<br />

von Herzen gern verrichten,<br />

Denn glaube mir,<br />

sie sind nicht schwer.<br />

Kleiner Rat<br />

Doch jede Sache hat zwo Seiten:<br />

Der Ehstand bringt zwar viele Freuden<br />

Allein auch Kummer bringet er. Drum:<br />

Wenn dein Mann dir finstre Mienen,<br />

Die du nicht glaubst zu verdienen<br />

In seiner üblen Laune macht,<br />

So denke, das ist Männergrille,<br />

Und sag: Herr, es gescheh dein Wille<br />

Bei Tag, und meiner in der Nacht!<br />

Wolfgang Amadeus Mozart<br />

23


EINTRACHT<br />

OSTERN 2008<br />

«Kranzria»<br />

Gott sei Dank,<br />

sie haben sich...<br />

O wie lieblich, o wie schicklich,<br />

Sozusagen herzerquicklich,<br />

Ist es doch für eine Gegend,<br />

Wenn zwei Leute,<br />

die vermögend,<br />

Ausserdem mit sich zufrieden<br />

Aber von Geschlecht<br />

verschieden,<br />

Wenn nun diese, sag ich, ihre<br />

Dazu nötigen Papiere,<br />

Sowie auch die Haushaltsachen<br />

Endlich mal in Ordnung machen<br />

Und in Ehren und beizeiten<br />

zu Kirch und Standesamte<br />

schreiten,<br />

Wie es denen, welche lieben,<br />

Vom Gesetze vorgeschrieben;<br />

Dann ruft jeder freudiglich:<br />

«Gott sei Dank, sie haben sich!»<br />

Wilhelm Busch<br />

24


EINTRACHT<br />

OSTERN 2008<br />

Im Siebten Himmel<br />

Blumen geben dem Fest<br />

mehr Farbe<br />

Blumen seien die wichtigste Nebensache<br />

einer Hochzeit, heisst es.<br />

Denn sie sind es, die einer Festtafel<br />

die richtige Atmosphäre verleihen.<br />

Doch Blumenschmuck gibt es nicht<br />

nur für den Tisch, Brautstrauss, Anstecker<br />

für die Gäste, Wagendekor,<br />

Haarschmuck für die Braut und<br />

Kränzchen für die Blumenkinder<br />

geben dem Fest mehr Farbe. Was<br />

klar ist: Aller Blumenschmuck, egal<br />

an wem oder woran, sollte in<br />

Grundfarbe, Bändern und Stil aufeinander<br />

abgestimmt sein. Massgebend<br />

ist die Kleidung der Braut,<br />

denn sie hält den Strauss die meiste<br />

Zeit.<br />

Bräuche rund um den Brautstrauss<br />

Der Brautstrauss ist das wohl wichtigste<br />

Element des hochzeitlichen<br />

Blumenschmucks. In der Regel halten<br />

Blumengeschäfte, die diesen<br />

Service anbieten, Bücher oder Fotoalben<br />

parat, aus denen die gewünschte<br />

Form ausgesucht werden<br />

kann. Der Tradition folgend, kümmert<br />

sich der Brautführer um den<br />

Strauss. Er ist es auch, der ihn der<br />

Braut am Tag der Hochzeit überreicht.<br />

Mehrere Bräuche stehen mit<br />

dem Brautstrauss in Verbindung: Ist<br />

ein Elternteil des Brautpaars bereits<br />

verstorben, so wird nach der Trauung<br />

das Grab der Eltern besucht.<br />

Dort legt das Paar den Brautstrauss<br />

nieder.<br />

Der Brautführer<br />

Der Hochzeitslader war in früherer<br />

Zeit, als es noch keine Postverbindung<br />

gab, eine sehr wichtige <strong>Per</strong>son<br />

für das Brautpaar. Er musste die<br />

gesamten Hochzeitsgäste für die<br />

Hochzeitsfeier bei Kälte, Schnee,<br />

Regen und Hitze einladen und<br />

nach erfolgter Arbeit dem Brautpaar<br />

mitteilen, wie viele <strong>Per</strong>sonen<br />

zur Hochzeit kommen. Heute ist es<br />

die Aufgabe des Brautführers, die<br />

Hochzeit mit dem Brautpaar zu besprechen<br />

und am Hochzeitstag<br />

(Aufhalten, Glück- und Segenswünsche<br />

an das Brautpaar, ...) für die<br />

gesamte Organisation der Feier von<br />

der Aufstellung zur Kirche bis zum<br />

Hinausspielen des Brautpaares zu<br />

sorgen. Er sorgt für die richtige<br />

Tischeinteilung und Ordnung im<br />

Gasthaus und ist überall zur Stelle,<br />

wo Unklarheiten entstehen. Es ist<br />

auch seine Aufgabe, alle bei der<br />

Hochzeit anfallenden Zeremonien,<br />

wie Aufsagen der Gedichte, Tanzeröffnung,<br />

Brautstehlen, usw. zu<br />

koordinieren.<br />

Der Tanz des<br />

Brautpaares<br />

Der Tanz wird bei einer Hochzeit<br />

vom Brautpaar eröffnet. Die Aufgabe<br />

des Brautführers ist auch, dafür<br />

zu sorgen, dass die Braut vom<br />

Brautstehlen wieder baldmöglichst<br />

zur Hochzeitsgesellschaft zurückgebracht<br />

wird. Mit dieser Aufgabe ist<br />

die Arbeit des «Hochzeitsladers»<br />

beendet. Die Hochzeitsfeier wird<br />

um ca. 24 Uhr mit dem Brauttanz<br />

beendet.<br />

Eine grössere Hochzeit ist heute ohne<br />

Brautführer kaum mehr vorstellbar,<br />

denn damit ist der Ablauf einer<br />

Hochzeit genau geregelt und die<br />

Hochzeitsgäste, die aus anderen<br />

Orten kommen, werden dadurch<br />

mit den örtlichen Bräuchen vertraut<br />

gemacht.<br />

Brennende Liebe<br />

Nur drei Worte sind von Nöten,<br />

bergen Seligkeit in sich,<br />

sieh mich zittern, mich erröten<br />

und vernimm: Ich liebe dich!<br />

Rilke<br />

FÜRSTENTUM* URHTENSTEINJ;<br />

25


EINTRACHT<br />

OSTERN 2008<br />

Einzug in die Kirche<br />

«Feuersteine» für die Kinder Frisch verheiratet Gratulation<br />

Hochzeit zu Kanaa. Kanaa ist ein Ort in Galiläa, wo nach joh. 2, 1-11 Jesus in Anwesenheit seiner Mutter auf einer Hochzeit zur Freude<br />

des Brautpaares (rechts im Bild) sein erstes Wunder (die Verwandlung von Wasser zu Wein) gewirkt hat. Es handelt sich bei diesem Werk<br />

um eine der wenigen biblischen Darstellungen im Werk des Künstlers. Öl auf Leinwand (32 x 81,5 cm) von Prof. Eugen Zotow, Vaduz,<br />

t 1953, Sammlung A. P. Goop<br />

26


EINTRACHT<br />

OSTERN 2008<br />

Pie Schönheit<br />

des Alters<br />

Rat an eine alternde Frau - Nana<br />

Du sperrst dich manchmal<br />

gegen deine Jahre<br />

und gibst dich so,<br />

als ob du merklich jünger wärst,<br />

obgleich auch du,<br />

kosmetisch Wandelbare,<br />

den holden Schwindel insgeheim<br />

für falsch erklärst.<br />

Bekenne ruhig dich zu deinen<br />

Falten und all den Mängeln,<br />

die das Alter dir beschert.<br />

Du selber kannst dich nicht zum<br />

Narren halten, und bist weit mehr<br />

als bloss ein leeres Lärvchen wert.<br />

Die Talente frei entfalten<br />

Mit Verstand ein Weinlein schlürfen,<br />

froh sein, dass wir leben dürfen,<br />

eine hübsche Jungfer küssen,<br />

nie sich sklavisch ducken müssen,<br />

Freundschaft mit den Freunden<br />

pflegen,<br />

möglichst sich normal bewegen,<br />

keinem die Erfolge neiden,<br />

dankbar werden und bescheiden,<br />

aber, mit sich selbst im Klaren,<br />

dennoch seinen Stolz bewahren,<br />

die Talente frei entfalten,<br />

kritisch sein und wach verhalten,<br />

gegen die Vergreisung kämpfen,<br />

seine eigne Stimme dämpfen,<br />

auch die Gegner gelten lassen,<br />

weder sich noch andere hassen,<br />

niemals wegen Nichtigkeiten<br />

blau sich ärgern oder streiten<br />

oder hypochondrisch werden<br />

und sein Glück dadurch gefährden,<br />

sondern still sein Weinlein<br />

schlürfen<br />

und, solange wir's noch dürfen,<br />

die erwähnte Jungfer küssen,<br />

das ist alles, was wir wollen -<br />

respektive können sollen -<br />

respektive können müssen!<br />

Fridolin Tschudit<br />

Gesegnet sei ...<br />

Gesegnet sei jeder Tag,<br />

den ich erleben darf<br />

und jeder Sonnenstrahl,<br />

der mir scheint.<br />

Gesegnet sei jeder Mensch,<br />

der mir begegnet<br />

und jedes Kind,<br />

das mir lächelt.<br />

Gesegnet sei jedes Wort,<br />

das mich erreicht<br />

und jede Hand, die mich berührt.<br />

Eine Trachtenträgerin sandte mir dieses<br />

Gedicht von Anton Rotzeller<br />

Otto Hasler + (Ruggell) war im Hause St.Martin<br />

im Alter von 96 Jahren immer noch aktiv.<br />

Drei jung gebliebene Ruggellerinnen<br />

Ich rate dir, das Mogeln aufzugeben,<br />

weil dich die Mühsal des Betrugs<br />

derart bedrückt, dass du nur noch<br />

vermagst, verkrampft zu leben,<br />

und dir das Tun-als-ob ja doch<br />

missglückt.<br />

MAAV *"<br />

Gib ruhig mit dem Reichtum dich<br />

zufrieden, der dir an Charme und<br />

Klugheit zur Verfügung steht.<br />

Dann ist dir mehr Erfolg und Glück<br />

beschieden als jener glatten Schönheit,<br />

die - huschhusch - vergeht.<br />

Fridolin Tschudit<br />

Der «Neni» glücklich inmitten von Enkeln. Es war vor ca. 20 Jahren<br />

27


EINTRACHT<br />

OSTERN 2008<br />

Letzter Heimgang<br />

Herbst<br />

Die Blätter fallen,<br />

fallen wie von weit,<br />

als welkten in den Himmeln<br />

ferne Gärten.<br />

Sie fallen mit verneinender Gebärde,<br />

und in den Nächten<br />

fällt die schwere Erde<br />

aus allen Sternen in die Einsamkeit.<br />

Wir alle fallen, diese Hand da fällt -<br />

und sieh dir andere an:<br />

Es ist in allen, und doch ist einer,<br />

welcher dieses Fallen<br />

unendlich sanft in seinen Händen hält.<br />

Rainer Maria Rilket<br />

Paulus schreibt den Korinthern:<br />

«Wir wissen: Wenn unser irdisches<br />

Zelt abgebrochen wird, erhalten<br />

wir eine Wohnung von<br />

Gott, ein Haus, nicht von Menschenhand<br />

gebaut, ein ewiges<br />

Haus im Himmel.»<br />

Nicht spurlos lass ich meine Bahn<br />

Es währt noch eine kurze Weile,<br />

dass du durch diese Strassen gehst<br />

hinauf, hinab die lange Zeile,<br />

und manchmal grüssend stillestehst.<br />

Bald wird der eine und andere sagen:<br />

den Alten sehen wir nicht mehr,<br />

er ging an kalt' und warmen Tagen<br />

doch hier sein Stündchen hin und her.<br />

Getan ist manches, was ich sollte,<br />

nicht spurlos lass ich meine Bahn,<br />

doch manches,<br />

was ich sollt und wollte,<br />

wie manches ist noch ungetan?<br />

Friedrich Theodor Vischer<br />

Geburtstagsgrüsse von Dr. Erich Goop<br />

an seinen Bruder Adulf<br />

Ich hatte ein schönes Leben<br />

Wanja war 20 Jahre alt, ein Studienkollege<br />

und wunderbarer Freund eines<br />

unserer Enkel in Basel. Seine unbändige<br />

Lebensfreude, seine Kraft,<br />

um seine Krankheit (Krebs) zu bewältigen,<br />

waren immer wieder beeindruckend.<br />

Noch im Frühjahr<br />

2007 wollte er wieder, wie schon so<br />

oft, mit seinem Freund Leo zu uns in<br />

die Ferien kommen. Ein Rückfall<br />

verhinderte dies; Wanja starb am<br />

10. Juli 2007 und hinterliess die<br />

nachstehenden Zeilen:<br />

In Memoriam<br />

Fliegend, schwebend<br />

gleite ich. durch die Zeit.<br />

Sammle Kräfte,<br />

damit ich zu allem bereit.<br />

Selten drehe ich mich,<br />

blicke niemals zurück.<br />

Nur im Kommenden,<br />

niemand kennt es,<br />

dort ist das Glück.<br />

Keine Fesseln, keine Grenzen<br />

sollen mich halten,<br />

so sehe ich fremde Orte<br />

und Menschen in allen Gestalten.<br />

Mein Geist ist frei,<br />

bewegt sich leicht im leeren Raum:<br />

Abmachung, Prinzipien<br />

interessieren mich kaum!<br />

Der Fantasie sind keine<br />

Grenzen gesetzt.<br />

Dieses Vorgehen, das vielleicht<br />

manchen verletzt,<br />

Doch stiftet es Frieden<br />

in meinem Herzen.<br />

Mit einem Lächeln im Gesicht<br />

erlöst von allen Schmerzen.<br />

Gelöst, befreit trete ich<br />

meinem Ziel entgegen,<br />

Mir ganz bewusst,<br />

ich hatte ein schönes Leben!<br />

Wanjat, im Mai 2007<br />

Adulf Peter Goop<br />

28

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!