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Wut - nicht mit mir, ich werde es euch schon zeigen<br />
(dabei gibt es selbstverstandlich nur das schmale Asphaltband,<br />
auf dem ich untef'Negs bin, ein Verlassen<br />
desselben ist gar niCl'1t moglich). Das Fahrzeug ist der<br />
Rettungsanker, aber kcmischef'•..,eise erzah!e ich meinen<br />
Begleitem von all diesen Dingen nichts.<br />
D_ Tempe kui'a VOi' riiekwiirfs.<br />
Aba.. "'If .ehl.,. u"d ••Iaf u,,'a..<br />
60 ....ad." gabn...".<br />
Panamint Springs, ich dammere in meinem Zimmer da<br />
hin, kann wieder nicht einschlafen. Das leise Summen<br />
der schlecht funktionierenden Air Condition sehwillt fijr<br />
mieh zu ei'nem Drohnen. Nach wie vor kann ieh nichis<br />
essen und schon der Anblick von Nahn.mg erfUlIt mich<br />
mit Ekel uM ieh weiB, ieh muB zu Mittag wieder in die<br />
groBte Hitze. Die Chance, unter 48 h das Ziel zu erreichen<br />
und den begehrten "Buckle" zu bekommen, ist<br />
langst dahin. Jetzt geht es nur mehr darum, innerhalb<br />
der geforderten 60 h zu finishen.<br />
Wieder raffle ieh mich auf, denn der naehste Anstieg<br />
zu Father Crc\AJ!ey's Turnout (ca. 15 k.m) !!eg! vcr mir<br />
und die Sonne brennt weiter mit unverminderter Starke<br />
Mein Fortkommen isi zeitweise Marke Schneekentempo.<br />
Einma! schaffe ich kaum 2 km in eirler Stunde,<br />
aOOr irgendetwas laBt mieh nieht aufgeOOn.<br />
Dann diese Begebenheit: Ais der Aufstieg in welliges<br />
Auf und Ab ubergeht, wanke ieh auf einmal auf den<br />
Van ZU, lasse mieh rueklings in das Innere fallen und<br />
bin weg. einfach weg. lch reagiere auf keine ,i\nsprache,<br />
meine Begleiter sind verzweifelt, wissen nicht, was sie<br />
tun sollen, reehnen mit dem SehIimmsten, da baume<br />
ieh mieh plotzlieh auf, murmele etwas von Owens<br />
Valley und Mt. \Nhitney und maehe mieh ohne Flasehe<br />
wieder auf den Weg. Meine Frau lautt mir naeh, dri.iekt<br />
rnir die Flasche in die Hand, aber ich nehme es gar<br />
nicht wahr. (Dieser Vonal! wurde mir spater so geschildert).<br />
Schlie3lich rei:!t Art, meinem amerikanischen<br />
Betreuer die Geduld. Bei einem der nachsten Stops<br />
packt er mich, setzt mich ins Auto. Die Fahne wird an<br />
den StraBenrand gesteckt als Zeichen, daB der Laufer<br />
die Strecke verlassen hat und ab geht die Post nach<br />
Lone Pine, ..·.;0 ich wie ein Toter etwa zwei Stunden<br />
schlafe. Urn 2 h werde ich geweckt, zur Fahne zuri.ickgefUhrt<br />
und gegen 3 h morgens nehme ich das Rennen<br />
wieder auf.<br />
Das Fri.ihstUck bestand zwar nur aus 2 Bissen - mehr<br />
brachie ich wieder nicht herunter, aber der Schiaf hatte<br />
Wunder gewirkt. Meile um Meile !egte ich im Schnitt in<br />
11 Minuten zur'Jck. Erleichtert auch dadurch, daB es<br />
ins Owens Valley fast nur bergab ging und meine Zuversicht<br />
auf ein positives Ende stieg mit jeder Meile.<br />
Doch mit der Hitze des Tages begann das alte Leiden.<br />
Mein Magen weigerte sich fast schon, auch nur Fliissigkeit<br />
aufzunehmen und dann noch das Pech, daB ausger6chnet<br />
an diesem Wochenende fur das Owen Valiey<br />
eine Hitzewel!e ungeahnten AusmaBes vorausgesagt<br />
worden wai.<br />
Lone Pine erreichte ich am spaten Vormittag. Plotzlieh<br />
hatte ich Appetit auf einen Salat. Eine Stunde miihte<br />
ich mich damit ab, immer gewartig, daB alles hochkam,<br />
aOOr oh Wunder, der geschundene Korper behielt ihn.<br />
Und dann hinaus in die fJirrende Hitze zum letzten Anstieg<br />
tiber rund 21 krn bis auf gut 2500 m Seehohe.<br />
Wie hatten doch aile gesagt? "Bist dur einmal in Lone<br />
Pine, dann hast du as geschaffl. Mit jedem km nimmt<br />
® ULTRA-MARATHON 2/99<br />
die Temperatur ab, es \A'ird dir \-vie das Paradies vcrkommen".<br />
An das muBte ich denken, als ich bel 48 (!t dieses<br />
!etzte StOck in ft.ngnff nahm. \ltJenn so das Paradies beschaffen<br />
ist, wie schaut dann erst die Holle aus, fragte ich<br />
mich mehr a!s einmaL \A!:e in Trance ging ich den Berg an<br />
begleitet von Art, ermuntert von meiner Frau und angeieufeuert<br />
vom Ehepaar Schmied, die das zweite Beg!eiterpaar<br />
bildeten.<br />
Autos kamen entgegen, kurbelten die Seitenfenster herunter,<br />
riefen ihr "looking good", "almost there"....nur mir<br />
war in diesen Stunden alles ega!. lch wuBte, ich wUide ans<br />
Ziel kommen, ob unter oder uber 60 h - was spielte das fOr<br />
eine ReUe. ,~.!!ein die Tatsache, diese Strecke be\A'Bltigt zu<br />
haben, erfullte rnich mit Genugtuung und als Art und ieh<br />
dann nah 58:57 h gemeinsam uber die Ziellinie Iiefen (jawohll<br />
i e fen!), da wuBte ich nur eines, daB jeder weitere<br />
Lauf in meinem Leben nur mehr zum SpaB sein wird und<br />
der Freude dienen und Badwater? Ein kategorisehes NIE<br />
MALS WIEDER war alles, was ich dem Fernsehteam ins<br />
Mikrophon sagte.<br />
Gestem ist ubrigens die Einladung zum Badwater fijr 1999<br />
gekommen, ich weiB noch nicht...(wenn wir nieht wirklich<br />
verruekt sind, was bitte ist dann normal???)<br />
>Ist es ein Wahn, der sich an mir begibt, dann lief ich<br />
nie, hat nie ein Mensch den Lauf geliebt<<br />
40 Laufer waren eingeladen, 29 gingen an den Start, 20<br />
finishten unter 60 h, darunter 12 unter 48 h, darunter auch<br />
als einziger Deutscher Bernhard SehOneck in 47:45 h.<br />
(Anm.Red. VIIIr beriehteten dari.iber in UM 1/99, Seite 80)<br />
Mit einigen Zwischenmarathons testete ieh meinen beleidigten<br />
Magen und bereitete mieh auf das "Race across the<br />
sky', den Leadville Trail vor. Eine Wendepunktstrecke in<br />
3000 m Hohe mit dam 3840 hOchstan Punkt, dam Hope Pass.<br />
Saukalte Temperaturen in der Nacht und einmal mindestens<br />
Helmut Linzbichler nach 100 Meilen aber den Leadville Trail- dem Himmel n:1her.