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Christine Wildner /Abschlussarbeit<br />
„SOL“<br />
„Soziales Lernen“<br />
Beratungsmodell für LehrerInnen an allgemeinbildenden höheren<br />
Schulen<br />
zur Förderung ihrer Persönlichkeit und zur Verbesserung ihrer<br />
Berufszufriedenheit<br />
auf dem Hintergrund eines existenzanalytischen Menschenbildes<br />
zur Theorie, Praxis und Reflexion im schulischen Handlungsfeld für<br />
LehrerInnenteams<br />
Motto : Viktor E. Frankl<br />
„Leibliches wird durch Vererbung geschenkt -<br />
Seelisches wird durch Erziehung gelenkt;<br />
Geistiges kann jedoch nicht erzogen werden:<br />
Geistiges muss vollzogen werden.“<br />
Wien, im September 1997
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 2<br />
INHALTSÜBERSICHT<br />
VORWORT 3<br />
Mein Weg in die LehrerInnenbildung - Blitzlichter (m)einer Biographie 3<br />
Der Einstieg - (m)ein Weg zur Logotheraphie und Existenzanalyse 4<br />
I.) BEGRÜNDUNG FÜR DIE DARSTELLUNG DIESES<br />
SCHULPROJEKTES 7<br />
Legitimation für den Auftrag des Beratungsmodells 7<br />
II.) AUSGANGSLAGE / PROBLEMSTELLUNG 10<br />
Berufssituation von AHS-LehrerInnen 10<br />
- Unübersichtlichkeit und Verantwortungsdiffusion bei SchülerInnen 11<br />
- Identitätsverlust und Orientierungslosigkeit bei SchülerInnen 12<br />
- Unterrichts(er)leben bei LehrerInnen 12<br />
III.) DAS MODELL 14<br />
Gedanken zum Überbau 14<br />
Historische Entwicklung des Modells 15<br />
IV.) DAS KONZEPT 20<br />
Problemfokussierung für den Ausbildungsgang 20<br />
Schwerpunkte des Schulprojektes „SOL“ 21<br />
Inhaltliche Akzentuierungen 22<br />
Ideen zur Gestaltung des LehrerInnentrainings 23<br />
Curriculum und Leitfaden zur Projektgestaltung über zwei Jahre 23<br />
- Erstes Seminar 24<br />
- Teamsitzungen 29<br />
- Zweites Seminar 31<br />
Der existenzanalytische Ansatz und seine Umsetzung in der Teamarbeit 32<br />
V.) FÖRDERLICHE UND HEMMENDE RAHMENBEDINGUNGEN FÜR<br />
DAS SCHULPROJEKT 36<br />
Reaktionen von Schülern, Eltern, SchulleiterInnen, Kollegen und Behörde<br />
VI.) ERWARTUNGEN UND HOFFNUNGEN FÜR DIE ZUKUNFT 38<br />
Was für LehrerInnen und SchülerInnen besonders hilfreich ist 38<br />
VI.) RESUMEE - PERSÖNLICHER LERNGEWINN -<br />
EIGENE ENTWICKLUNG 40<br />
VIII.) ANHANG 41<br />
Ein kleiner literarischer Versuch in „konkreter poesie“ 42<br />
Plakat an der Konferenzzimmertüre 44<br />
IX.) LITERATURVERZEICHNIS 45
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 3<br />
VORWORT<br />
Mein Weg in die Lehrerinnenbildung - Blitzlichter (m)einer Biographie<br />
Als einziges Kind meiner Eltern, kleinbürgerlicher und bäuerlicher<br />
Herkunft aus Wien und Niederösterreich, war ich schon von ganz früh an für<br />
Freundschaften mit anderen Kindern im Kindergarten, in der Schule und in<br />
Jugendgruppen sehr aufgeschlossen.<br />
Das schulische Lernen ist mir immer leicht gefallen, ich besuchte ein<br />
humanistisches Gymnasium und legte anschließend die Lehramtsprüfung für die<br />
Fächer Deutsch und Geschichte an der Universität Wien ab; kurz darauf<br />
heiratete ich einen Lehrerkollegen, den ich schon aus der Schulzeit kannte. Wir<br />
haben zwei Söhne, deren Persönlichkeitsentwicklung und Erziehung uns<br />
besonders am Herzen lag und liegt.<br />
Das Berufsfeld Mutter und Lehrerin behagte mir sehr, ich hatte Freude<br />
am Unterrichten, Interesse an der Fortbildung, war ehrgeizig in der<br />
Verbesserung meiner Unterrichtstätigkeit und ständig am Planen neuer<br />
Möglichkeiten im Umgang mit schwierigen, verhaltensauffälligen Kindern, mit<br />
hilflosen Eltern, mit unlustigen, frustrierten KollegInnen und widerständigen<br />
autoritären Direktoren.<br />
Als planende Mitarbeiterin gestaltete ich den Lehrgang Fachdidaktik Deutsch<br />
des iff ( Interuniversitäres Institut für interdisziplinäre Forschung und<br />
Fortbildung) der Universität Klagenfurt mit. Drei Jahre arbeitete ich am<br />
Studienprojekt der Universität Wien für BeratungslehrerInnen in der<br />
Lehramtsausbildung Allgemeine Pädagogik / Fachdidaktik Deutsch.<br />
Seit der Gründung des Zentrums für das Schulpraktikum der Wiener<br />
Universität bin ich als Bundeslehrerin im Hochschuldienst in der studentischen<br />
Ausbildung für Lehramtsstudierende und in der Ausbildung und Betreuung von<br />
BetreuungslehrerInnen tätig. Meine Unterrichtsführung am Gymnasium hat sich<br />
so immer mehr eingeschränkt, die Freude an der Arbeit mit Jugendlichen aber ist<br />
geblieben, und die Herausforderung, als Lehrerbildnerin einen besonders<br />
sinnvollen und effektiven Unterricht zu gestalten, ist mir immer noch sehr<br />
wichtig.<br />
In meiner Unterrichtstätigkeit mit SchülerInnen wurde mir sehr bald<br />
bewusst, dass die Beziehungsarbeit , die persönliche Begegnung mit den jungen<br />
Menschen, von alten Konzepten des Bildungswissens und Unzulänglichkeiten<br />
der didaktischen Gestaltung überwölbt wurde.<br />
Als Abhilfe entwickelte ich mit einigen gleich gesinnten KollegInnen den<br />
Schulversuch „Soziales Lernen“, in dem wir einmal selbst Zeit finden wollten,<br />
uns als Personen zu begegnen und gemeinsam die Probleme unseres<br />
Berufsfeldes wahrzunehmen und zu verändern. Unser Ziel hieß und heißt heute<br />
noch Professionalität im Team : „Gemeinsam besser unterrichten“.
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 4<br />
Meine Ausbildung in Logotherapie und Existenzanalyse hat einen<br />
wesentlichen Einfluss auf die Gestaltung und Durchführung dieses Konzeptes<br />
gebracht.<br />
Der Einstieg - (m)ein Weg zur Logotherapie und Existenzanalyse<br />
Kollegin Eva Maria Waibel als Mitarbeiterin am Pädagogischen Institut<br />
in Bregenz organisierte im Sommer 1991 eine Lehrerfortbildung zum Thema<br />
„Schüleralltag - Lehreralltag“ und lud dazu Günter Funke und Wasiliki<br />
Winklhofer als Referenten ein. 100 LehrerInnen erlebten zusammen mit mir eine<br />
sehr lebendige Gestaltung der Vorträge, autenthische und fachkundige<br />
Persönlichkeiten, die das Gesagte wohl auch so meinten: z.B.<br />
Persönlichkeitsentfaltung von LehrerInnen und SchülerInnen als Hilfe zur<br />
Sinnerfahrung in der Schule, Gedanken zur existenzanalytischen<br />
Motivationstheorie. Im wahrsten Sinn des Wortes sprang auf mich der Funke<br />
über: Hier ist meine neue Lernchance, hier liegt eine neue Sinnfindung für die<br />
nächsten Jahre. V. Frankl selbst war mir bis dahin nur aus einigen<br />
Fernsehauftritten, aus Textausschnitten seiner Bücher und aus seinem wohl<br />
bekanntesten Tatsachenbericht „ ...trotzdem Ja zum Leben sagen; Ein<br />
Psychologe erlebt das Konzentrationslager“ bekannt gewesen.<br />
Wieder zurück in Wien begann ein Jahr der Übergangslösungen: Die<br />
Ausbildung in der GLE war doch nicht so leicht zu bekommen, die Gruppen<br />
waren übervoll. Ich belegte einen Kurs in Gruppenselbsterfahrung - erste<br />
Zweifel tauchten auf - ist das mein Weg? Allerweltsprobleme diskutieren und<br />
ein bisschen reflektieren, da muss doch noch mehr dahinter stecken!<br />
Bisher hatten schon Ideen von Cohn, Rogers, Perls, Watzlawick, Gordon,<br />
hatten Techniken des Verhaltenstrainings, des Psychodramas in<br />
Schmalspurausführung für die Umsetzung in der Schule Eingang in mein<br />
inhaltlich-methodisches Arbeiten im Unterricht gefunden. Jetzt fehlte noch eine<br />
Abrundung, ein pädagogisch-psychologisch-philosophisches Theoriegebäude,<br />
das als Basis für all die Techniken und Methoden des Unterrichtens dienen<br />
sollte. Frankls existenzphilosphisches Denken und seine breit angelegte<br />
Anthropologie geben der Logotherapie und Existenzanalyse ein ganzheitliches<br />
Konzept (Körper - Psyche - Geist). Diese Denkrichtung war ganz im Sinne<br />
meiner Erwartungen; neugierig und offen stürzte ich mich dann auf die doch<br />
beträchtlichen Anforderungen. Theoretisches Darüber-nach-Denken und<br />
Überprüfung am eigenen Erleben setzten einige gewichtige Umdenkprozesse in<br />
Gang.<br />
Tatsächlich fand sich im folgenden Jahr eine Gruppe zur<br />
Beraterausbildung, geleitet vom Ausbildnerehepaar Silvia und Alfried Längle.<br />
Der Grundausbildung und den Stunden der Einzel- und Gruppenselbsterfahrung,<br />
meist gemeinsam mit der Ausbildungsgruppe, die recht geschickt<br />
Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Geschlecht, Alter, Beruf und
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 5<br />
Engagement sich zu Nutze machen konnte, folgte die freiere Phase der ersten<br />
eigenen Tätigkeiten unter Supervision.<br />
In diesem Zusammenhang gilt es nun die Abschlussarbeit zu schreiben.<br />
Mein Tätigkeitfeld während der Ausbildung ist weiterhin die<br />
LehrerInnenausbildung geblieben. Deswegen will ich meine neuen Kenntnisse<br />
und Erfahrungen - Details in der logotherapeutischen Beratung im Umgang mit<br />
LehrerInnengruppen - künftig auch in der Prophylaxe, bei der<br />
LehrerInnenausbildung einsetzen.<br />
In der Fort- und Weiterbildung von LehrerInnen aber werde ich besonders<br />
Hilfen für die Themengebiete Burnout, Berufsfrustration, Depression, Stress und<br />
hysterisches Lehrverhalten anbieten.<br />
Information :<br />
Bei allen personenbezogenen Bezeichnungen gilt die gewählte Form jeweils für<br />
beide Geschlechter.<br />
Die Orthographie der Arbeit orientiert sich am neuen Regelwerk.
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 6<br />
Immer wieder verwendete Abkürzungen :<br />
LT/lt = Logotherapie, logotherapeutisch<br />
EA /ea = Existenzanalyse, existenzanalytisch<br />
I.) BEGRÜNDUNG FÜR DIE DARSTELLUNG DES<br />
SCHULPROJEKTES „SOL“<br />
Legitimation für den Auftrag des Beratungsmodells<br />
Das Modell „SOL“ - Teamarbeit von LehrerInnen im Rahmen der<br />
Schulentwicklung und Schulorganisation - soll als Konzept einer<br />
sinnorientierten, phänomenologischen Pädagogik auf dem Hintergrund eines<br />
existenzanalytischen Menschenbildes vorgestellt werden.<br />
Die gegenwärtige Erziehungswissenschaft versucht neben vielen anderen<br />
Gesichtspunkten den Schwerpunkt der Interaktion in Fragen der Erziehung<br />
voran zu treiben:<br />
„Wie kann Erziehung erstens als Interaktion gelingen, um - ohne<br />
Bevormundung und in gegenseitiger Anerkennung und Achtung - Unmündigen<br />
zur Mündigkeit zu verhelfen ? Die Erziehungswissenschaft muß zweitens auf<br />
der Basis dieser Herausforderung eine Theorie der Erziehung und Bildung<br />
entwickeln und hat diese drittens in Beziehung zu setzen zu einer Theorie der<br />
Gesellschaft und ihrer Subsysteme." 1<br />
Schule als ein Subsystem der Gesellschaft sollte daher im Sinne der LT<br />
und EA für Kinder und Jugendliche dementsprechend folgende Anforderungen<br />
erfüllen : Sie soll eine Schule sein,<br />
1. die Sinnmöglichkeiten anbietet;<br />
2. die Werte fühlbar, erlebbar und verbindlich macht;<br />
3. die methodische Beweglichkeit zeigt und auf die Anforderungen der Situation<br />
eingeht;<br />
4. die einen Raum zum Dasein und Sosein aller Beteiligten schafft;<br />
5. in der LehrerInnen zusammen leben und arbeiten und sich gemeinsam<br />
fortbilden können.<br />
Die Verwirklichung einer derartigen Vielfalt von Zielen ist mir aus der<br />
existenzphilosophischen Natur des Frankl’schen Denkens herleitbar. Wenn sich<br />
daher LehrerInnen theoretisch und fachlich z. B. mit der Motivationslehre oder<br />
der Systematik der Wertkategorien in Logotherapie und Existenzanalyse<br />
auseinandersetzen, dann bedeutet dies nicht nur ein Nach-Denken, sondern auch<br />
Ein-sich-selbst-ins-Spiel-Bringen, ein Erspüren des Gelesenen und Gelernten in<br />
den eigenen Erfahrungen.<br />
1 Gudjons Herbert, Pädagogisches Grundwissen, 4. Aufl., Bad Heilbrunn, Klinkhardt 1995, S 328
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 7<br />
Viele Teilbereiche diverser Einzelwissenschaften wie z.B. der Pädagogik<br />
sind in Beratungskonzepten der LT und EA im Detail noch nicht ausgeführt und<br />
expliziert. Die Umsetzung der LT in die Praxis ist oft und weitgehend der<br />
Intuition und Geschicklichkeit des Beraters überlassen. Das ist einerseits eine<br />
Herausforderung an den einzelnen, andererseits wirkt diese „undogmatische“<br />
Haltung auf TeilnehmerInnen verunsichernd und unprofessionell. 2<br />
In dieser Arbeit will ich das Modell „SOL“ vorstellen, das sich ganz<br />
langsam aus den persönlichen Bedürfnissen von LehrerInnen entwickelt und<br />
allmählich zu seiner jetzigen Gestalt und Struktur gefunden hat.<br />
Vom Thema her erscheint mir die Förderung personaler<br />
Entwicklungsmöglichkeiten von LehrerInnen und SchülerInnen und die<br />
Begleitung von sozialem Lernen im Team als ein zentrales Anliegen<br />
zeitgemäßer Bildung in der Schule. Denn in der Schule der Zukunft, die sich als<br />
Dienstleistungsbetrieb entwickeln wird, sind folgende Qualifikationen sehr<br />
wichtig :<br />
• „ Selbstbewusst-Sein im Sinne von über sich, und das eigene Wollen<br />
Bescheid wissen;<br />
• Entschluss- und Handlungsfähigkeit, auf Grund neuer Erkenntnisse Neues<br />
versuchen;<br />
• Auf eine sich im Gleichgewicht befindliche, sich ihrer selbst bewussten<br />
Persönlichkeit achten;<br />
• Auf das Wachstum und die Vervollkommnung von Fähigkeiten und<br />
Interessen Bezug nehmen.“ 3<br />
Als Grundlage solcher Qualifikationen können die drei personalen<br />
Grundmotivationen der Existenzanalyse gesehen werden, die das „Ja zum<br />
Leben“, „die Zuwendung zum anderen“ und „die Würde der Person“ zum<br />
Ausdruck bringen und bei ihrem Fehlen zu Angst, Depression und Hysterie<br />
führen.<br />
Aus meiner Ausbildungsmitschrift möchte ich daher eine kurze<br />
Zusammenfassung geben:<br />
1. DASEIN - Können :<br />
Sich selber und andere wahrnehmen können<br />
Angenommen sein / selber annehmen, aushalten<br />
• Das gibt Halt, Mut, Gelassenheit, Raum, Schutz, Ruhe, Vertrauen, Treue,<br />
Wahrheit, Hoffnung, Heimat<br />
• Das gibt bei Mangel Ablehnung, Flucht, Kampf, Vernichtung<br />
• Das wiederum führt zu Verunsicherung, Angst, Verschlossenheit<br />
2 nach: Längle Alfried, Viktor Frankls Logotherapie und Existenzanalyse, in: Pyschologie in Österreich, 6.Jg./1986, Nr.2-3<br />
3 Schilling Michael, Persönliche Entwicklung und soziales Lernen im Studium, in: Persönlichkeitsentwicklung im Studium.<br />
Zeitschrift für Hochschuldidaktik. Beiträge zu Studium, Wissenschaft und Beruf, Jg.16 / 1992, Bd.2, S. 192
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 8<br />
2. WERTSEIN - Mögen:<br />
Zuwendung spüren / sich anderen zuwenden können<br />
Wert sein / den Wert anderer erkennen und belassen, Zeit haben<br />
• Das gibt Werte, Fülle, Zeit, Verbundenheit, Beziehung, Liebe, Emotion,<br />
Genuss, Freude /Trauer<br />
• Das gibt bei Mangel Abwendung, Verstoßung, Entwertung, Rückzug<br />
• Das wiederum führt zu Belastung, Depression<br />
3. SELBSTSEIN - Dürfen :<br />
Eigenes, Besonderes darf sein / Anderes darf sein<br />
zu sich selber stehen, mit sich eins sein, sich abgrenzen / zu einer Sache<br />
stehen, nein sagen<br />
• Das gibt Würde, Wertschätzung, Autorität, Achtung, Anerkennung,<br />
Respekt, Rechtfertigung, Ansehen<br />
• Das gibt bei Mangel inneres Zerbrechen, Verachtung, sich auf Distanz<br />
halten<br />
• Das wiederum führt zu Vereinsamung, Persönlichkeitsverlust, Hysterie
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 9<br />
II.) AUSGANGSLAGE / PROBLEMSTELLUNG<br />
Berufssituation von AHS-LehrerInnen<br />
Da alle ja selbst einmal in die Schule gegangen sind, viele selbst Kinder<br />
haben, so scheint das Berufsfeld Lehrer allgemein bekannt zu sein; die Medien<br />
tragen ihrerseits in den letzten Jahren besonders viel dazu bei, gerade die<br />
Problematiken im Umgang mit Jugendlichen, die als Seismograph<br />
gesellschaftlicher Veränderungen gelten, immer wieder in sensationslüsterner<br />
Aufmachung herauszuschreien.<br />
Deshalb scheint mir eine seriöse Darstellung besonders wichtig; sie soll<br />
zur Erhellung und Klärung der Situation beitragen.<br />
„Im Gegensatz zum Tier sagen dem Menschen keine Instinkte, was er<br />
muss, und im Gegensatz zum Menschen von gestern sagen dem Menschen von<br />
heute keine Traditionen mehr, was er soll. Nun, weder wissend, was er muss,<br />
noch wissend, was er soll, scheint er nicht mehr recht zu wissen, was er will.“ 4<br />
Jugendliche sehen sich in der Gestaltung ihres Lebens allzu sehr auf sich allein<br />
gestellt. Sie entwickeln unterschiedliche Lebensstile und suchen nach ihren<br />
eigenen Orientierungen; Befreiung und Gefährdung liegen da dicht<br />
nebeneinander. Jüngste Untersuchungen bestätigen, dass die Sinnfrage als Kern<br />
der gegenwärtigen Schulproblematik angesprochen wird. Schule ist in den<br />
Augen vieler SchülerInnen als gesellschaftliches System unglaubwürdig<br />
geworden, wird höchstens als Instrument gesehen, um über Zeugnisse<br />
Berechtigungen und mit diesen Zugang zu Studium oder Beruf zu erwerben, gibt<br />
aber keine Antworten auf die drängenden Lebens- und Zukunftsfragen.<br />
Wem ein Wozu des Lebens fehlt, der wird beherrscht von einem Gefühl<br />
der inneren Leere, das Frankl als „existentielles Vakuum“ bezeichnet. Da dieses<br />
Gefühl als sehr unangenehm erlebt wird, flüchten Jugendliche vor ihrer inneren<br />
Leere in Alkohol und Drogen oder suchen Lärm, beschleunigen ihr<br />
Lebenstempo, schrauben die Leistungsspirale in die Höhe, streben nach Lust<br />
und Glück über schrankenlosen Konsum und Sexualität.<br />
Da viele junge Menschen nicht mehr wissen, was sie wollen, werden sie<br />
konformistisch und wollen nur mehr das, was die anderen tun, oder unterwerfen<br />
sich dem Totalitarismus und tun das, was die anderen wollen. Im tiefsten Kern<br />
ihres Wesens aber suchen Jugendliche nach Sinn. 5<br />
Mit rund 10 000 Stunden ist die Schulpflicht absolviert. Was aber trägt<br />
sich für alle Beteiligten - SchülerInnen und LehrerInnen - in diesem Zeitraum<br />
alles zu? Derzeit scheinen die Mängel alle Annehmlichkeiten und Vorzüge<br />
einer umfassenden Schulbildung bei weitem zu überwuchern. Die Literatur ist<br />
4 Frankl Viktor, Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn, München, Piper 1990, S 142<br />
5 nach: Frankl Viktor, ebenda, S 143
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 10<br />
voll dieser Mängelerhebungen, und auch aus meiner Erfahrung kann ich viel<br />
selbst Erlebtes beisteuern.<br />
Im Folgenden werde ich einige Beispiele zur Illustration im Hinblick auf die<br />
allgemeine Situation des Unterrichtens - bzw. auf den Ist-Zustand des<br />
SchülerInnen(er)lebens und LehrerInnen(er)lebens - geben.<br />
Unübersichtlichkeit und Verantwortungsdiffusion bei SchülerInnen<br />
Welche Aufgaben übernimmt welcher Schultyp in der Ausbildung<br />
Heranwachsender ? Wie viele Eltern erkennen bei ihren 10jährigen Kindern<br />
Begabungen und Talente, so dass sie den richtigen Schultyp auswählen<br />
könnten?<br />
Neue Autonomieentwicklungen verschleiern das Schulprofil für Kinder und<br />
Eltern mehr, als sie ihm nützen.<br />
So wird oft generalisierend entschieden: Eine allgemeinbildende höhere<br />
Schule bietet einmal sicherlich mehr Berufschancen.<br />
Mit dem tatsächlichen Eintritt der Kinder in die allgemeinbildende höhere<br />
Schule beginnen sofort die Probleme: hohe Klassenschülerzahlen, kleine Räume<br />
kärglich und lieblos ausgestattet, devastiert von der letzten „Schülerhorde“,<br />
Tische und Bänke in einfallsloser Frontalanordnung, bemooste Blumentöpfe mit<br />
Pflanzenüberresten, altehrwürdige Bilder verflossener Schülergenerationen,<br />
Jahrhunderte alte Innenstadtschulen mit entsprechendem Schulmief, weitläufige<br />
Stadtrandschulen - öde Schultempel, in denen kein Heimatgefühl aufkommen<br />
kann. Dass sich hier Sorge, Beklemmung und Einsamkeitsgefühle breit machen,<br />
ist eigentlich nicht verwunderlich.<br />
Was Gebäude und Ausstattung nicht bieten können, versuchen nun die<br />
SchülerInnen in einem Gemeinschaftsgefühl , der viel zitierten<br />
„Klassengemeinschaft“, zu finden. Aber auch hier wird die Erwartung oft<br />
enttäuscht. Denn eine Klasse erscheint nur noch als Zweckgemeinschaft und<br />
setzt sich aus den unterschiedlichsten Ansammlungen, Gruppen und Cliquen<br />
zusammen - Einzelkindern, AußenseiterInnen mit Sozialkompetenzdefiziten,<br />
Kindern aus Problemfamilien oder Restfamilien (AlleinerzieherInnen), Medienund<br />
Konsumkindern, Jugendlichen verschiedener Kulturkreise. Aber alle sind<br />
Enkelkinder einer Nachkriegsgeneration und mehrheitlich eine Generation von<br />
Erben. Sie brauchen sich nahezu nichts mehr erkämpfen, viele ihrer Wünsche<br />
sind erfüllt (Zweitfernseher, PC, hohes Taschengeld, Interrailreisen, Nikotin,<br />
Alkohol, Drogen).<br />
Jugendliche haben daher kaum die Voraussetzungen, die man braucht, um<br />
eine Gemeinschaft, ein Team zu bilden. Der Unterricht wird daher von diesen<br />
SchülerInnen nur dann konsumiert, wenn er tatsächlich etwas besonders<br />
Interessantes und Ausgefallenes zu bieten vermag. Ansonsten ist die Schule eine<br />
Stätte der Unterhaltung, in der die Pausen so kurz sind, dass auch die<br />
Unterrichtszeit zum Spektakel umfunktioniert wird. Es findet ein permanentes<br />
Stegreiftheater statt, die Titel der Stücke heißen immer wieder „Unruhe“ und
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 11<br />
„Unlust-Frust“. Leere Bänke, demonstratives Verlassen der Klasse, Füße auf<br />
dem Tisch, Rücken zum Lehrer, Kommen und Gehen, Lärm, Langeweile,<br />
Gähnen, Weckerläuten, gelangweiltes provokatives Verhalten (mit dem Zirkel<br />
oder Dreieick stechen, Haxl stellen, vom Sessel kippen usw.. ) Kurz gesagt:<br />
Bereitschaft zur Gewalt. Die Folge ist Chaotisierung des Schulsystems, in dem<br />
keiner mehr Verantwortung übernehmen kann und will, weil er nicht mehr weiß<br />
wofür.<br />
Identitätsverlust und Orientierungslosigkeit bei SchülerInnen<br />
Die Heranwachsenden - oft in Früh- , Hoch- und Spätpubertät gefangen -<br />
sehen sich von den Erwachsenen (Eltern wie Lehrern) nicht ernst genommen,<br />
ohne festen Status in der Gesellschaft, sie erleben sich permanent als in Frage<br />
Gestellte, vermögen sich in der Unübersichtlichkeit aller Pluralismen überhaupt<br />
nicht mehr zurecht zu finden, können in den kontrastreichen Angeboten nicht<br />
mehr Spreu vom Weizen sondern, werden abqualifiziert und als<br />
verhaltensgestört definiert, werden abgewiesen, kalt gestellt und<br />
hinausgeworfen. So können sie gar keine Identität aufbauen, übernehmen allzu<br />
leicht in ihrer unreifen Identifikation aggressive, oft kriminelle Vorbilder,<br />
verlieren sich selbst als Person. Einige erfüllen - wie leblose Marionetten - ihre<br />
Rolle als SchülerIn und funktionieren, bis sie maturieren. So etwa läßt sich die<br />
„neue Normalität“ im Schulleben darstellen.<br />
Unterrichts(er)leben bei LehrerInnen<br />
Dieses sehr drastisch geschilderte Schüler(er)leben hat natürlich auch<br />
seine Entsprechungen im Lehrer(er)leben. Es wird von den selben Komponenten<br />
geprägt, ist aber in seinen Erscheinungen und auch Auswirkungen gravierender,<br />
weil der Vorbildcharakter des Lehrers - entsprechend den traditionellen<br />
Erziehungsmustern - herausgehoben und beispielhaft erscheint.<br />
Die Disziplin in der Schule - als Begrenzung der eigenen Willkür und als<br />
Regelwerk zum Schutz aller Betroffenen - ist den Lehrern vielfach entglitten.<br />
Angst vor Demütigungen in der Klasse haben , beschimpft werden, Opfer sein,<br />
rücksichtsloses, feindseliges und apersonales Verhalten aushalten müssen sind<br />
Besorgnis erregende Erfahrungen vieler LehrerInnen. Der arbeitsmedizinische<br />
Begriff des „Burn-out-Syndroms“ zeigt eben auch im Dienstleistungsbetrieb<br />
Schule blühende Ausformungen.<br />
Von der Ausbildung an der Universität schlecht ausgestattet, versuchen<br />
einige LehrerInnen mit hehrem pädagogischen Ethos Unterricht und Erziehung<br />
anzubieten. Sie verpacken geschickt den Stoff, damit ihn die SchülerInnen leicht<br />
aufnehmen können, aber diese wollen ja gar nicht lernen. In ihrer alleinigen<br />
Verantwortung und Pflichterfüllung vermeinen diese Pädagogen ihre Kenntnisse<br />
an SchülerInnen in der traditionellen Form weiter geben zu müssen. Wenn<br />
SchülerInnen sich auf dieses Jobben ihrer LehrerInnen nicht einstellen können,
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 12<br />
fallen sie durch. Bei den LehrerInnen aber bleibt oft ein undefinierbares diffuses<br />
Schuldgefühl zurück.<br />
Eine andere LehrerInnengruppe zeigt in ihrer Berufsauffassung von<br />
Vornherein sehr wenig Verantwortungsbewusstsein für die Erziehung fremder<br />
Kinder; vielmehr verbünden sich sich mit den SchülerInnen, fraternisieren mit<br />
ihnen und weigern sich selbst, erwachsen zu werden. Die Ferien und die freien<br />
Nachmittage sind das eigentliche Ziel ihrer Wünsche. Ihr Unterricht ist ihnen<br />
kein Wert an sich, sondern nur Mittel zum Geldverdienen. Die SchülerInnen<br />
bleiben dabei als Personen und Individuen ganz unberücksichtigt, sind höchstens<br />
Begleiter bei Freizeitvergnügungen (Theaterbesuchen, Auslandsreisen,<br />
Tenniskursen, Snowbordtrainings).<br />
Eine weitere und letzte Gruppe, die ich noch darstellen möchte, sind<br />
solche LehrerInnen, die fast wie „workoholics“ alle neuen pädagogischen<br />
Moden mitmachen, selbst von einer zur nächsten Ausbildung rennen oder<br />
flüchten, in der Hoffnung, endlich die Situation in den Griff zu bekommen, eine<br />
Karriere aufzubauen und anzustreben, sich ein Ruhmesblatt in der Pädagogik zu<br />
erwerben. Ihre utilitaristische Lebenseinstellung aber wird von Schülern sehr<br />
rasch durchschaut, der „ewige“ Streß dieser LehrerInnen, dem sie sich dauernd<br />
ausgeliefert sehen, reizt Jugendliche zur Provokation. Sie erleben ihre<br />
LehrerInnen nicht echt und authentisch, sondern distanziert bis cool oder<br />
gereizt, denn „diese führen ein stressiges Arbeitsleben ohne innere Zustimmung<br />
zu ihrer unmittelbaren Tätigkeit.“ 6<br />
Selbstverständlich gibt es sowohl unter den SchülerInnen als auch unter<br />
den LehrerInnen immer wieder einzelne und Gruppen, die einer selbst<br />
verantworteten, freien und sinnvollen Lebensspur zu folgen vermögen. Sie<br />
erkennen meist intuitiv die Schlüsselhaltungen für ein gelingendes Leben. „Sie<br />
verstehen Sinn nicht als etwas schon Vorgegebenes, das man nur finden muss,<br />
wenn man nur intensiv genug sucht und auch nicht als etwas Festgeschriebenes<br />
und für alle gleich Gültiges. Vielmehr ist Sinn für sie das, was sich im Vollzug<br />
erreignet, wenn ein Mensch in seiner konkreten Lebenssituation das für ihn<br />
Beste im Sinne von ihm Gemäße und damit für ihn Richtige erspürt und seine<br />
ganz persönliche, für ihn stimmige Antwort darauf gibt.“ 7<br />
Sinnerfüllung geschieht sowohl für LehrerInnen wie SchülerInnen durch<br />
die Verwirklichung von Werten, durch die sie sich berühren lassen, von denen<br />
sie sich angezogen fühlen und für die sie bereit sind sich einzusetzen. So sind<br />
alle diese in und an der Schule Lernende, die Neigungen, Talente, Fähigkeiten<br />
und Fertigkeiten entwickeln, weil sie sich neu entdeckten und erspürten Werten<br />
verpflichtet fühlen. Ihre Zahl ist leider in Schulklassen und dazugehörigen<br />
LehrerInnenteams nicht sehr groß. Ihre Offenheit und Direktheit aber kommen<br />
6 Nach: Vortrag von Längle Alfried, Burn out - Existenzielle Bedeutung und Möglichkeiten der Prävention, Jahrestagung<br />
GLE in Steyr 1997<br />
7 Warmbt-Hock Elke: Sinnorientierte Beratung und Begleitung mit Schülern der Abschlussklassen 10. Abschlussarbeit der<br />
GLE-Ausbildung, Mönchengladbach 1996, S 23
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 13<br />
gerade in diesem Modellversuch „SOL“ sehr gut zum Tragen. Auf den drei<br />
Hauptstraßen zum Sinn sind sie oft Vorbilder für die anderen.
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 14<br />
III.) DAS MODELL<br />
Gedanken zum Überbau<br />
„Für die Bildungseinrichtungen der 90er Jahre öffnet sich also eine Schere<br />
zwischen lebensweltfremdem Unterricht einerseits und Erosion der<br />
Erziehungskraft in der Lebenswelt der Schüler andererseits. An Abstraktion<br />
orientierter schulischer Unterricht setzt Erziehung voraus, aber die<br />
außerschulische Erziehung verliert an Kraft. Wenn diese Diagnose zutrifft, dann<br />
sind in Zukunft Konzepte sozialen Lernens noch mehr gefragt als heute, also<br />
ganzheitliches Lernen, das die beiden Seiten der Schere zusammenhalten kann,<br />
nämlich anspruchsvollen Unterricht einerseits und eine interessante,<br />
motivierende, schülerorientierte Erziehung andererseits. ... Soziales Lernen<br />
betont die Stärken bei den Schwachen. Soziales Lernen beinhaltet eine Kultur<br />
der Auseinandersetzung vor dem Hintergrund gegenseitiger Hilfe und<br />
Freundschaft, als Solidarität. Soziales Lernen folgt einem umfassenden<br />
Pädagogikverständnis, das über eine Schulpädagogik, die sich im wesentlichen<br />
auf Unterrichtsstörungen und Didaktik bezieht, weit hinausgeht.“ 8<br />
Soll eine solche Schulpädagogik in den Schulen tatsächlich um sich<br />
greifen, dann braucht es zuvorderst ein neues Coaching von LehrerInnen, in<br />
dem es um den Erwerb und die Festigung von Basishaltungen und Fähigkeiten<br />
geht, die für das Authentisch-Sein einer Lehrerpersönlicheit wesentlich sind. Die<br />
von Lilo Tutsch erarbeiteten Gesichtspunkte für ein erfolgreiches Management<br />
einer Unternehmensführung lassen sich hierfür sehr gut verwenden:<br />
1. „Eine weltoffene Haltung, die gekennzeichnet ist durch die Fähigkeit, sich<br />
von der Situation her befragen zu lassen, und die Bereitschaft, seine<br />
individuelle Antwort zu geben.<br />
2. Die Fähigkeit, eigene Werte im beruflichen Feld aufzufinden und zu<br />
vertreten, anstatt sich am ‘man’ zu orientieren und dabei leer auszugehen.<br />
3. Die Bereitschaft, sich mit eigenen Ängsten, Unsicherheiten und<br />
(vermeintlichen) Mängeln auseinander zu setzen und anstatt der Verdrängung<br />
einen effizenten Umgang mit ihnen zu finden.<br />
4. Die Fähigkeit, interessiert, offen und tolerant auf sein Umfeld zuzugehen<br />
und das Beste für alle Beteiligten daraus zu machen.<br />
5. Die Freude daran, das eigene Handeln auch selbst zu verantworten, ebenso<br />
wie das Loslassenkönnen von der ‘alles umfassenden Verantwortung’.“ 9<br />
Im Großen gesehen geht es also um eine neue Standortbestimmung des<br />
LehrerInnendaseins und um eine sinnerfüllende Tätigkeit im Arbeitsfeld Schule.<br />
8 Mitschka Ruth, Bericht zum Werkvertrag: Schulberatung & Schulentwicklung; unveröffentlichtes Manuskript, 1995, S 10<br />
9 Nach: Neumann-Röder Sabine, Existenzskala und Coaching, Abschlussarbeit der GLE-Ausbildung, Wien 1989, S 9
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 15<br />
Historische Entwicklung des Modells<br />
1. Stufe : 1983/84<br />
Wir, eine kleine Gruppe jüngerer LehrerInnen am BG X in Wien, erleben<br />
deutlich den Umbruch : Schule als Ort der Bewahrung wird obsolet, Schule als<br />
Ort der Veränderung kündigt sich an. Der Bildungsauftrag der Schule gerät<br />
langsam zu einem Vermittlungsprozess einer neuen Lernkultur.<br />
Doch aller Anfang ist schwer : Wenn die Unzufriedenheit mit dem bisher<br />
Erreichten auch groß ist, so wissen wir nicht gleich, wohin der neue Weg gehen<br />
soll. Gemeinsamkeit des LehrerInnenkollegiums, neues Wissen um<br />
Unterrichtsgestaltung und professionelle Hilfe von außen bilden die drei<br />
Grundpfeiler unserer Planung. Die Schulbehörde, die damals noch zu allen<br />
Veränderungen an Schulen befragt werden musste, war einem<br />
basisdemokratischen Modell des Unterrichtens wenig aufgeschlossen und hat<br />
nur sehr zögerlich, meist aber stark bremsend und nach langwierigen und zähen<br />
Verhandlungen erst Zustimmung signalisiert und hat schließlich auch kleine<br />
finanzielle Unterstützungen gewährt.<br />
Ich zitiere hier aus der 1. Modellbeschreibung 1984 einige wesentliche<br />
Punkte :<br />
• LehrerInnen und SchülerInnen sollen als Lernende soziales Verhalten zum<br />
Unterrichtsthema machen, soziale Prozesse sehen lernen, neue Fähigkeiten<br />
und Fertigkeiten erwerben und darüber reflektieren.<br />
• Eine neugewonnene Autonomie der LehrerInnen soll eine Voraussetzung<br />
bilden, dass SchülerInnen mehr Verantwortung im Unterrichtsgeschehen<br />
zugestanden werden kann.<br />
• Diese Lernprozesse eines LehrerInnenteams einer oder mehrerer Klassen<br />
brauchen eine schulinterne Lehrerfortbildung, wo in Form der<br />
Selbsterfahrung zusammen mit einer laufenden Supervision die<br />
Entwicklungsprozesse erlebt, dokumentiert und reflektiert werden können.<br />
• Auf dieser neuen Basis sollen Arbeitsmotivation, Kooperationsfähigkeit,<br />
transparentes Rollenverhalten, gegenseitiges Vertrauen und Entfaltung der<br />
Lehrerpersönlichkeit entwickelt und laufend verbessert werden.<br />
• Arbeitszeitraum 2 Jahre mit 3 viertägigen Seminaren und einer monatlich<br />
dreistündigen Begleitung.<br />
• Verpflichtende Teilnahme des gesamten LehrerInnenteams einer 1. und 2.<br />
Klasse AHS.<br />
2. Stufe : 1987/88<br />
Wir haben in diesen ersten Jahren viel dazu gelernt, vor allem eine Menge<br />
kognitives Wissen erworben : Kommunikationstheorien von Watzlawick, von<br />
Schulz von Thun, die Themenzentrierte Interaktion von Ruth Cohn, die<br />
nondirektive Gesprächsführung von Rogers, Experimente und Übungen aus der
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 16<br />
Gestaltpädagogik von Perls und noch einiges andere. Wir haben auch in den<br />
Seminaren und Teamsitzungen trainiert, uns gegenseitig besser kennen zu<br />
lernen, toleranter anderen Meinungen gegenüber zu sein, den sinnvollen<br />
Erfahrungsaustausch zu pflegen, unsere Freiräume für eigene Entscheidungen zu<br />
nützen. Der Transfer aller neuen Erfahrungen in die Klassenrealität aber ist<br />
vielfach nicht gelungen; wir waren nur im Stande, unter Anleitung Prozesse für<br />
uns selbst in Gang zu bringen, Stärken und Schwächen an uns selbst<br />
festzustellen; aber es war nur selten möglich, diese Prozesse in der Klasse mit<br />
den SchülerInnen zu initiieren und Veränderungen im gegenseitigen Umgang<br />
miteinander zu bewerkstelligen.<br />
Es wurde uns bald klar, dass wir unsere sehr allgemeinen Zielsetzungen<br />
präzisieren mußten und dass jeder im Hier und Jetzt seiner Klasse die<br />
bestimmten eigenen Probleme näher ansehen, verstehen und schließlich selber<br />
verändern muss; dabei allerdings sollte ihn das Team der KollegInnen, die ja<br />
auch am selben Strang ziehen, unterstützen.<br />
So entstand eine neue Projektbeschreibung mit klareren Zielvorstellungen<br />
und konkreteren Arbeitsvorgaben. In der Zwischenzeit waren auch schon neue<br />
LehrerInnenteams an anderen Wiener Schulstandorten zu uns gestoßen und eine<br />
schulpsychologische Beraterin zu unserer Unterstützung war bewilligt worden.<br />
• Selbstkompetenz, Sozialkompetenz und Sachkompetenz sollen sinnvoll<br />
miteinander verknüpft werden ( vergl. dazu das Konzept der<br />
Themenzentrierten Interaktion - kurz TZI - von Ruth Cohn 10 ).<br />
• Neben dem Unterrichtsstoff wird vermehrt auch das Ich jedes Einzelnen und<br />
das Wir der Gruppe berücksichtigt.<br />
• In jeder Gruppe werden die Rahmenbedingungen (Ort, Zeit, Vorerfahrungen,<br />
gesellschaftliche Bedingtheiten) für lebendiges, ganzheitliches,<br />
personorientiertes Lernen anders abgesteckt.<br />
• Die Gruppenentwicklung in der Klasse wird mit dem LehrerInnenteam<br />
bewußt wahrgenommen und gefördert. Die Persönlichkeitsentwicklung jedes<br />
Einzelnen ist immer wieder Gegenstand der Teamsitzungen. Die folgende<br />
Graphik zeigt deutlich, wie die veränderten Bedingungen des Lernens in einer<br />
veränderten Schule aussehen können. 11<br />
Veränderungen in der Schule ( Graphik nächste Seite)<br />
10 Cohn Ruth, Von der Psychoanalyse zur Themenzentrierten Interaktion, Klett 1980<br />
11 Bönsch Manfred, Veränderungen der Schule, in: schul-management, 26.Jg./ 1995, Heft 3, S 16
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 17<br />
• Die Teammitglieder sollen ihre Unterschiede kennen lernen, bewusst<br />
einsetzen und vom gemeinsamen, schrittweise entwickelten Lernen<br />
profitieren.<br />
Daraus leiten sich einzelne Schwerpunkte für die 1. bis 5. Klasse ab :<br />
1.Klasse : Motto : Ich bin ich und neugierig auf dich<br />
Ziel: DetektivIn werden, mit der Lupe wahrnehmen und<br />
Wahrnehmungen ausdrücken, Verbindungen herstellen und<br />
Gemeinschaft erleben<br />
Themen: sich selbst wahrnehmen (Name, Herkunft,<br />
Zugehörigkeit, Gefühle, Erwartungen, Wünsche,<br />
Stärken, Grenzen, Körper, Lerntyp), verschiedene<br />
Ausdrucksformen kennen lernen und anwenden,<br />
Unterschiede zu und Gemeinsamkeiten mit anderen<br />
entdecken, Rituale, Regeln, Feiern erfahren<br />
2.Klasse : Motto : Ich lebe und gestalte Beziehungen<br />
Ziele: andere be-achten, Rückmeldungen geben und annehmen,<br />
eigene Regeln entwickeln und Konflikte bearbeiten<br />
Themen: Kommunikation, Lernen lernen, Freundschaft, erste<br />
Liebe, Sexualität, Rollen in der Klasse
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 18<br />
3.Klasse : Motto : Ich setze mich aus-ein-ander<br />
Ziele: Konflikte bearbeiten ( in mir, zwischen Personen, in und<br />
zwischen Gruppen)<br />
Themen: Freizeit und Lernen, Aggression und Ängste, das/die<br />
Fremde(n) und Vorurteile / Außenseiter,<br />
Gemeinschaft und Demokratie, Pubertät<br />
4.Klasse : Motto : Ich nehme mein Leben in die Hand<br />
Ziele: sich (als Gruppe) organisieren, eine Berufs- und<br />
Laufbahnwahl treffen, Trennung /Abschied erleiden,<br />
beurteilen und beurteilt werden<br />
Themen: Ich und meine Zukunft, Lern- und Lebensplanung,<br />
Miteinander leben, Gruppenphänomene, Abschied<br />
nehmen<br />
5.Klasse : Motto : Ich organisiere mich / etwas<br />
Ziel: sich selbsttätig orientieren und handeln<br />
Themen: Neubeginn, Orientierung schaffen, Planung und<br />
Organisation aller Lebensbereiche<br />
• Von BeraterInnen in unseren Klassenteams erwarten wir die Fähigkeit zu<br />
personaler Begegnung, zum Eintreten in einen fördernden Dialog, zu klaren<br />
Werthaltungen, das Gespür für unser aller eigene Freiheit, Verantwortung und<br />
Gewissensbildung. Kurzum sollten BeraterInnen ganz lebendige Menschen<br />
sein, die eine phänomenologische Haltung und Betrachtungsweise für all<br />
unsere Probleme an den Tag legen.<br />
3. Stufe : 1993/94<br />
In der Stufe 2 waren wir LehrerInnen unseren Grundsätzen und<br />
Intentionen schon um einiges näher gekommen. Vermehrt bekamen wir<br />
positives Feedback von den SchülerInnen selbst, aber auch von deren Eltern.<br />
Wir waren von unseren Anliegen überzeugt, und es gelang uns sogar, die<br />
Behörde von diesen unseren Anliegen zu überzeugen. Immer mehr<br />
LehrerInnenteams aus den 83 Wiener AHS-Schulen bewarben sich um dieses<br />
Schulprojekt. Allerdings konnten höchstens jährlich 10 Schulen betreut werden.<br />
Deshalb wurde es nötig, neue BeraterInnen zu rekrutieren und für ihre besondere<br />
Aufgabe als TeambetreuerInnen auszubilden. Da wir keiner bestimmten<br />
psychotherapeutischen Schule verpflichtet waren, fanden sich zur<br />
Neuausbildung 20 TeilnehmerInnen aus den verschiedensten Richtungen z.B.<br />
Familientherapeuten, Gestaltpädagogen, Verhaltenstherapeuten, Rogerianer und<br />
Supervisoren, aber alle ehemalige LehrerInnen mit viel praktischer<br />
Schulerfahrung. Auch ich selbst war in der Zwischenzeit von der Lehrerin zur<br />
Schulprojektleiterin und schließlich zur Beraterin für Teams in anderen Schulen<br />
geworden.
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 19<br />
Diese neue Situation veranlasste uns, die kleine Basisgruppe aus den<br />
Anfangsjahren, nun wiederum das Programm und Konzept des „SOL“ neu zu<br />
überarbeiten. In der nun folgenden Fassung hat es derzeit Geltung für Teams in<br />
14 Wiener AHS und in einigen weiteren Schulen in fast allen österreichischen<br />
Bundesländern.<br />
Im Herbst 1997 wird es das erste bundesweite dreitägige Symposium in<br />
Puchberg bei Wels geben : „Soziales Lernen - Eine Idee macht Schule“<br />
Zur Definition des Begriffes „Soziales Lernen“ im Schulprojekt „SOL“<br />
wurden die folgenden Schwerpunkte gesetzt :<br />
Soziales Lernen<br />
- heißt einen gemeinsamen Lernprozeß gestalten<br />
- ist der Weg vom Ich zur arbeitsfähigen Gruppe<br />
- heißt sich selbst entfalten und die Kraft der Gruppe nutzen<br />
- meint die Entwicklung einer Gruppe zum selbst organisierten Team<br />
- besteht in der Arbeit einer Gruppe an einer gemeinsamen Sache<br />
(Sinnfindung; Frankl)<br />
- verlangt die Gleichgewichtung von ICH, WIR und SACHE (TZI, R.Cohn)<br />
- verläuft von der Selbstbestimmung der Person über Solidarität in der Gruppe<br />
zur Mitbestimmung aller Beteiligten<br />
- baut Beziehungs- und Beteiligungskultur auf<br />
- führt zur Verknüpfung von Selbst-, Sozial- und Sachkompetenz<br />
- kennt nur Lernende mit unterschiedlichen Voraussetzungen<br />
- bedeutet den Prozess von der Leitung zur Beg-Leitung (partizipatorische<br />
Leitung)<br />
- hat einen roten Faden mit sieben Wegabschnitten (Sich selbst wahrnehmen<br />
und angemessen darstellen; andere be/-achten und anerkennen, anderen<br />
zuhören; Rückmeldungen geben und empfangen, Regeln vereinbaren;<br />
Konflikte<br />
bearbeiten; Gruppen bilden; in Gruppen arbeiten; die Zusammenarbeit<br />
beurteilen)<br />
- beruht auf einer phänomenologischen Pädagogik des Sowohl-als-Auch<br />
- gründet Demokratie als Summe von Emanzipation und<br />
Gemeinschaftsorientierung<br />
- ist nie zu Ende.
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 20<br />
IV.) DAS KONZEPT<br />
Problemfokussierung für den Ausbildungsgang :<br />
„Ob zu Hause oder am Arbeitsplatz, Gewöhnung und Alltäglichkeit<br />
machen sich mit der Zeit überall breit. Was neu war, wird einmal alt, das<br />
Besondere wird gewöhnlich, das Ungewohnte zur Routine. Gleichförmigkeit -<br />
so sehr sie auch Beständigkeit, Berechenbarkeit und Sicherheit gibt - ist<br />
begleitet von einem Erlahmen des Interesses. Die Folge ist Freudlosigkeit,<br />
Lustlosigkeit.“ 12<br />
Wozu ist meine Arbeit im Lehrberuf gut? Für wen arbeite ich überhaupt ?<br />
Solche Gedanken und Fragen treten bei Lehrerinnen heute häufig auf, denn in<br />
der postmodernen Gesellschaft sehen sie sich der steten Konfrontation mit den<br />
verschiedenen Wertesystemen von Kindern und Eltern ausgesetzt; sie spüren die<br />
steigenden Anforderungen an eine Sozialisierung zur flexiblen Selbststeuerung<br />
und merken, dass Stand, Amt und Würde von Know-how und Leistung<br />
verdrängt werden. Dieser Wertewandel spiegelt sich besonders in den immer<br />
wieder neu überarbeiteten Erziehungszielen der Schule.<br />
Allein das Gewissen, als Sinn-Organ im Menschen angelegt und als<br />
tatsächlicher Erzieher des Menschen für das Leben, vermag in jeder Situation<br />
zwischen allen Wertmöglichkeiten jenen Wert zu erkennen und zu realisieren,<br />
der gemäß der Einmaligkeit und Einzigartigkeit des Menschen seiner Person am<br />
ehesten gerecht wird. Dieses ummittelbare Sprechen des Gewissens zu hören /<br />
zu spüren muß aber oft erst bewusst gemacht und trainiert werden. Im<br />
praktischen Vollzug werden nämlich oft gewissensfremde Einflüsse wie Über-<br />
Ich-Bildungen, gesellschaftliche Normen, Lustgefühle, Machtstreben und<br />
ähnliches als Stimme des eigenen Gewissens fehlinterpretiert. Daher sehe ich es<br />
als einen Auftrag im Schulprojekt „SOL“an, dass die LT/EA Hilfestellung und<br />
Begleitung zum personalen Berufsleben gibt, ob theoretisch in kurzen<br />
Impulsreferaten oder ganz konkret an Beispielen und in der Selbsterfahrung.<br />
Damit wird in den Seminaren gelebt, was LT/EA lehrt: „Kampf um den Sinn des<br />
Daseins und gegenseitiger Beistand in der Sinnfindung“ (Frankl).<br />
Langsam hat ein Umdenkprozess in der Lehrer-Fortbildung stattgefunden;<br />
es beginnt ein langsames Aufspannen eines neuen „Berufsparketts“. So<br />
beginnen die LehrerInnen für Mankos und Mängelbehebungen selber zu sorgen<br />
und suchen nach Seminarkonzepten gegen Stress und Burnout. Dafür brauchen<br />
sie Theorie, Praxis-Informationen und Klärungshilfe. Veränderungen und<br />
Verbesserungen in folgenden Arbeitsbereichen werden meist gewünscht :<br />
• Verbesserung sozialerzieherischer Handlungskompetenz<br />
12 Längle Alfried, Wo zu das alles ? Zur Sinnfrage im Alltag, in: „Familie“-Zeitschrift des Vorarlberger Familienverbandes,<br />
H.2, 1994, S 9
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 21<br />
(Erziehungsbegleitung): Förderung von Erlebnisfähigkeiten (Erlebniswerte),<br />
Training ganzheitlichen Lernens (schöpferische, kreative Werte) und Hilfe<br />
gegen „Coolness“-Konsumhaltung und Traditionsverlust (Einstellungswerte)<br />
• Lösung aktueller Probleme mit verhaltensauffälligen SchülerInnen :<br />
Lernverweigerung, Depression, Aggression, Gewalt, Magersucht, Drogen,<br />
Alkoholprobleme, Mißbrauch<br />
• Veränderungen im Fühlen, Denken und Handeln von LehrerInnen<br />
(Grundwertproblematik)<br />
• „Heimliche“ LehrerInnen-Erwartungen bei diesen Seminaren sind auch der<br />
Erfahrungsaustausch, die Anerkennung für die eigene Berufsarbeit, die<br />
Unterstützung für schulische Auseinandersetzungen mit Kollegen und Eltern,<br />
das gesellige Beisammensein mit Gleichgesinnten.<br />
Die Problemfokussierung bezieht sich also im Wesentlichen auf die<br />
richtige Einschätzung von Störfeldern, auf die Änderung von Sichtweisen und<br />
Handlungsweisen bei Lehrern wie Schülern und auf den logotherapeutischen<br />
Weg vom Logos zum Dia-Logos. Die Ziele sind daher Professionalität,<br />
Autonomie und Personalität.<br />
Schwerpunkte des Schulprojektes „SOL“<br />
Bei der Umsetzung der LehrerInnenwünsche in konkrete Seminare und<br />
Lehrertrainings, die die Bewältigung des Berufs- und Arbeitslebens im Alltag<br />
betreffen, sind die Ziele dann konkreter und lehrberufsrelevanter abzustecken.<br />
Im Schulprojekt „SOL“ findet sich das LehrerInnenteam einer Klasse für eine<br />
über zwei Jahre dauernde gemeinsame Fortbildung zusammen. Die Ziele sind<br />
daher recht teilnehmerorientiert formuliert :<br />
• Beim Trainingsangebot geht es um regelmäßige, planmäßige und<br />
zielgerichtete Übungen.<br />
• Bei der Vorbereitung geht es um Bewältigung bestimmter, konkreter<br />
Schulsituationen.<br />
• Bei den BetreuerInnen geht es um die beraterischen Fähigkeiten und<br />
Fertigkeiten, um die Veränderung bestimmter Verhaltensweisen und<br />
Meinungen der TeilnehmerInnen und um den konstruktiven Dialog zwischen<br />
Betreuern und TeilnehmerInnen.<br />
• Gegenstand des Arbeitens ist die soziale Interaktion im Verhalten und Erleben<br />
von LehrerInnen und SchülerInnen im Kontext von Erziehung und Unterricht.<br />
• Deutlich zu machen sind die Grenzen zwischen prophylaktischen<br />
Maßnahmen, sinnorientiertem Training, Beratungstätigkeit und Theraphie.<br />
• Die Seminareinheiten brauchen einen ausgewogenen Wechsel zwischen<br />
kognitiven und affektiven Strukturen.
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 22<br />
• Das Interaktions- und Kommunikationsfeld Unterricht erarbeitet verschiedene<br />
Aspekte kognitiver Prozesse, affektiv-emotionaler Äußerungen, psychischer<br />
Vorgänge und personaler Entwicklungen.<br />
• Auf dem Weg zur subjektiven Sinnfindung im Lehrerverhalten und<br />
Lehrerhandeln werden Einstellungsdispositionen in einem komplexen<br />
Repertoire angelegt.<br />
Bei einer zu hohen unterrichtspraktischen Relevanz im Seminar besteht die<br />
Gefahr eines recht oberflächlichen Aktionalismus unter den TeilnehmerInnen.<br />
Bei einem Konzept, das vornehmlich der Selbstverwirklichung des Einzelnen<br />
dient, besteht die Gefahr, dass der Blickwinkel auf Unterricht gänzlich<br />
verloren geht. Eine wichtige Aufgabe des Betreuers ist es daher, eine gute<br />
Balance zwischen den Extremen zu halten.<br />
Inhaltliche Akzentuierungen<br />
Bei der inhaltlichen Gestaltung des Schulprojektes sind<br />
schwerpunktmäßig vier gleichwertige Akzentsetzungen, die sich gegenseitig<br />
bedingen, zu unterscheiden. Die einzelnen Inhalte des „SOL“-Konzeptes sind<br />
schrittweise aufeinander aufbauend und betreffen persönlichkeitsbildende<br />
Abschnitte und konkrete Arbeitsanweisungen und Übungen :<br />
a) Reflexion der Beziehungsebene im Zusammenhang mit dem Lernen und dem<br />
miteinander Arbeiten zwischen LehrerInnen untereinander und zwischen<br />
LehrerInnen und SchülerInnen<br />
Dabei werden z.B. auch folgende Fragen beantwortet : Gestalte ich<br />
Beziehungen überhaupt bewußt? Was motiviert mich zu dieser Art der<br />
Beziehungsgestaltung? Aus dem Blickwinkel des lt/ea Arbeitens geht es um<br />
folgende Motivationsfragen: Was bewegt mich / den anderen in einer Beziehung<br />
? Was führt mich / den anderen zum gemeinsamen Arbeiten ? Wofür achte ich<br />
mich /den anderen? In welchen beruflichen Bereichen geben wir einander<br />
Wertschätzung und Anerkennung?<br />
b) Veränderungen der Organisationsformen des Unterrichtens<br />
(Methodenvielfalt)<br />
In diesem Zusammenhang werden in den Unterrichtstunden Freiräume<br />
geschaffen, in denen Gefühle angesprochen werden können, werden zeitgemäße<br />
Zugänge geschaffen, um Situationen genauer und näher sehen zu können,<br />
werden Methoden entwickelt, die den Lernstoff erlebbar werden lassen (z.B.<br />
produktionsorientierter Literaturunterricht). Aus der Sicht der LT/EA geht es<br />
hier um das Erspüren der wahrnehmenden Gefühle, um die Zuwendung und das<br />
Interesse in mir / im anderen, für das, was mich berührt und bewegt, eben die<br />
existenziellen Werte: die Zuwendung zum anderen / zu anderem zu wagen, die
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 23<br />
Offenheit für das, was mich anspricht, zu zeigen und zu dem zu stehen, was<br />
mir<br />
wichtig ist. Beim Üben werden Ängste ausgesprochen, ein Weg zur<br />
Aufarbeitung gesucht. Darüber hinaus machen sich die TeilnehmerInnen<br />
vertraut mit Nöten und Sorgen der Schüler, besprechen , ob sie den Problemen<br />
gewachsen sind (z.B. Mißbrauch, Magersucht, Drogen), woher sie<br />
gegebenenfalls Hilfe holen.<br />
c) Verbindung der Ideen des „SOL“-Projektes mit der Verarbeitung inhaltlicher,<br />
stofflicher Probleme in den Unterrichtsstunden<br />
Der Schwerpunkt liegt in diesem Bereich auf der Verknüpfung der<br />
Werthaltungen der LehrerInnen mit ihrer Stoffdarbietung. Oftmals sind hier<br />
anfänglich keine Zusammenhänge in der Unterrichtsdarbietung zu erkennen.<br />
Während des Lehrens sollten Werthaltungen offengelegt, begründet und für<br />
Schülern transparent gemacht werden. Aus lt/ea Sicht geht es hier vor allem<br />
darum, das eigene Wollen zu stärken und zu üben, sich in der Realität von den<br />
für richtig erkannten Werten auch nicht abbringen zu lassen. Der Weg soll von<br />
der Fremdbestimmung zur Selbstbestimmung, von der unreifen Identifikation<br />
zur Authentizität führen, vom Vegetieren zum Existieren.<br />
d) Erfahrungen in gruppendynamischen Entwicklungsprozessen und<br />
Selbsterfahrungsveranstaltungen<br />
In diesen Abschnitten des Arbeitens soll der Unterrichtsrahmen stabilisiert<br />
werden, soll die Handlungsebene von Lehrern im eigenen Unterricht erweitert<br />
werden, soll ein Ressourcenpool angelegt werden und sollen eigenen Stärken<br />
und Schwächen erfaßt werden. In diesem Bereich geht es lt/ea gesehen<br />
hauptsächlich um das Coping mit den Unsicherheiten des Berufslebens.<br />
Vertrauensbildende Maßnahmen sollen das Selbstvertrauen heben, das<br />
Selbstbewußtsein fördern, Mut machen, auch Angst und Unsicherheiten in Kauf<br />
zu nehmen, und einen Halt bieten, weil sich alle TeilnehmerInnen auf einander<br />
verlassen können und niemand „durchfallen“ wird.<br />
Zum Abschluß des Projektes soll es für alle TeilnehmerInnen möglich<br />
(gewesen) sein, einen oder auch mehrere kleinere oder größere Schritte auf<br />
ihrem Weg zum Person-Sein zu tun, ein bißchen mehr sinnvolles Berufs-Leben<br />
in Freiheit und Verantwortung zu führen, in erfüllten Beziehungen zu sich selbst<br />
und anderen zu stehen, sich immer wieder neu vom Berufs-Leben anfragen zu<br />
lassen und im Dialog zwischen Schul-Welt und sich selbst zu agieren.<br />
Ideen zur Gestaltung des LehrerInnentrainings<br />
Ein sinnfälliger und erfolgreicher Seminar- und Projektverlauf ist meist<br />
dann gegeben, wenn
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 24<br />
• die Fachgrenzen zwischen Philosophie, Pädagogik und Psychologie<br />
überschritten werden und ein interdisziplinäres, praxisrelevantes Spektrum<br />
aller drei Bereiche angeboten wird;<br />
• die soziale und fachliche Handlungskompetenz der TeilnehmerInnen durch<br />
unterschiedliche Trainingskonzepte und mannigfaltige Methoden mit ihren<br />
Erfahrungen verknüpft werden kann;<br />
• Nachdenken bei allen TeilnehmerInnen angeregt werden und Handeln und<br />
Verändern in Gang kommen kann;<br />
• erstarrte automatisierte Anpassung und nur berufliches Funktionieren in<br />
Mensch-Sein, In-Spannung-Stehen zwischen Sein und Sollen umgewandelt<br />
werden kann;<br />
• es immer wieder gelingt, persönliche Bedürfnisse und Möglichkeiten der<br />
eignen Person mit denen der KollegInnen und SchülerInnen in Einklang zu<br />
bringen (Teamarbeit);<br />
• LehrerInnen und SchülerInnen Zufriedenheit im Beruf / in der Schule mit sich<br />
selbst entwickeln und zu einen sinnvollen Berufsleben / Schulleben in Freiheit<br />
und Verantwortung finden;<br />
• eine gute Beziehungskultur aufgebaut wird, existenzielle Werte (wie z.B.<br />
persönlicher Einsatz, Entscheidungen treffen) verwirklicht werden und Fragen<br />
des Lebens im Hier und Jetzt beantwortet werden.<br />
Curriculum und Leitfaden zur Projektgestaltung für zwei Jahre<br />
Im Folgenden werde ich kurz die wesentlichen Schritte im Verlauf des<br />
zweijährigen Schulprojektes „SOL“ darstellen : 1viertägiges Seminar und<br />
monatlich ein Seminarnachmittag im ersten Jahr und 1 zwei- oder dreitägiges<br />
Seminar und monatlich ein Seminarnachmittag im zweiten Jahr.<br />
Im Gegensatz zu vielen anderen schulpädagogischen Unternehmungen<br />
und Projekten verweise ich hier nochmals darauf, dass nicht ein bestimmtes<br />
neuzutrainierendes Sozialverhalten für LehrerInnen und SchülerInnen Ziel der<br />
Seminare und Übungen sein kann, sondern dass die personale Enfaltung der/des<br />
Einzelnen und die Teamarbeit einer KlassenlehrerInnen- und<br />
SchülerInnengesamtheit gefördert und verbessert werden sollen.<br />
Daher gilt es vorerst, der teilnehmenden LehrerInnengruppe deutlich zu<br />
machen, dass es einfach ganz normal ist, verschieden zu sein. Dazu ist es<br />
notwendig, das „Schicksalhalfte der menschlichen Existenz, des Daseins“ klar<br />
zu legen:<br />
• „das biologische Schicksal“, die leiblichen Anlagen, das Erbe jedes<br />
Einzelnen;<br />
• „das soziologische Schicksal“, das Insgesamte der äußeren Lebensumstände;<br />
• „das psychologische Schicksal“, die seelischen Haltungen und Einstellungen;<br />
• „das Vergangenheits-Schicksal“, die unabänderliche eigene Biographie.
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 25<br />
„Gerade die Aufnahme der Beziehung zu sich selbst, zu seiner<br />
Biographie, eröffnet die Möglichkeit eines eigenbestimmten, freien und<br />
selbstverantworteten Lebens, das Grundlage eines existenziellen Lebens ist. In<br />
einem solchen Umgang mit sich und der Welt zeigt sich die Bereitschaft und die<br />
Offenheit für das Unerwartete und der Mut für Veränderungen. Leben heißt<br />
anfangen, in jedem Augenblick aufs Neue. Dies allerdings setzt eine Freiheit<br />
auch gegenüber dem eigenen Gewordensein voraus, das mir dafür allerdings<br />
bekannt sein muss.“ 13<br />
Bei Bedarf wird in den einzelnen Veranstaltungen ( Teamsitzungen und<br />
Beratungsgesprächen) immer wieder darauf verwiesen. Wenn diese Feststellung<br />
hier auch sehr selbstverständlich klar und einsichtig erscheint, so zeigt sich doch<br />
immer wieder gerade bei LehrerInnen das Bestreben, KollegInnen und<br />
SchülerInnen nach ihren eigenen Vorstellungen umändern, biegen, ja sogar<br />
brechen zu wollen. Eine solche falsche Lehrereinstellung und Lebenshaltung<br />
braucht erst die kopernikanische Wende, die den existenziellen Entschluß<br />
ermöglicht, sich vom Leben anfragen zu lassen, um so den eigenen Sinn in einer<br />
bestimmten Schul- und Lebensituation zu finden.<br />
Die Bereitschaft zur Veränderung setzt niemals bei allen TeilnehmerInnen<br />
zur gleichen Zeit ein, manchmal ist sie auch gar nicht vorhanden, weil die<br />
Erwartungen in ganz andere Richtungen weisen, weil Einzelne zur Teilnahme<br />
aus den verschiedensten Gründen „gebeten“ wurden, also gar nicht selbst<br />
entschieden haben. Aus vielen dieser Umstände zeigt sich ganz klar, dass die<br />
TeilnehmerInnengruppen äußerst unterschiedlich sind : Ihre Gruppengröße<br />
variiert (8-13 LehrerInnen, 20-36 SchülerInnen); die Intensität des Kontaktes<br />
reicht von herzlich befreundet über korrekt zu ablehnend/verfeindet. Manchmal<br />
bestehen schon gemeinsame Ziele, oft jedoch müssen sie erst entwickelt werden.<br />
Rollen, Funktionen und Positionen der Gruppenmitglieder sind meist nur in<br />
recht verschwommenen und verwaschenen Vorstellungen vorhanden. Die<br />
Zeitdauer der gemeinsamen Arbeit im Team ist durch das Projekt auf zwei Jahre<br />
beschränkt. Manchmal sehen TeilnehmerInnen während des Projektes ein, dass<br />
es ganz unmöglich ist, mit allen oder Einzelnen tatsächlich gemeinsam zu<br />
arbeiten. Oft sind die guten neuen Erfahrungen auch Anlass, weiter mit<br />
KollegInnen in anderen Klassen zusammenzuarbeiten.<br />
Wenngleich es für das „SOL“-Projekt ein gemeinsam entwickeltes<br />
Grundkonzept gibt, ist das Erreichen der Ziele und die Art der Umsetzung von<br />
neu Erlerntem sehr stark durch die BetreuerInnen und die LehrerInnenteams mit<br />
ihren SchülerInnen am jeweiligen Schulstandort geprägt. Dabei spielt es auch<br />
eine wesentliche Rolle, ob Schulbehörden, Direktionen und Eltern bei dem<br />
Projekt eine wohlwollend begleitende und unterstützende Aufgabe übernehmen<br />
oder ob sie mit kritisch-abschätzigen Kommentaren die mehr oder weniger<br />
13 Firus Christian, Die Notwendigkeit von Selbsterfahrung, in: Bulletin der GLE, 9.Jg./1992, Nr.2, S 8
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 26<br />
erfolgreiche Arbeit der ProjektteilnehmerInnen behindern. Beim<br />
Erfahrungsaustausch in Supervisions- und Intervisionsveranstaltungen aller<br />
BetreuerInnen zeigt sich das immer wieder sehr deutlich.<br />
Erstes Seminar<br />
(viertägig, am Beginn des 1. Projektjahres)<br />
Dem Seminarverlauf ist das Strukturmodell der TZI (= Themenzentrierten<br />
Interaktion nach Ruth Cohn) zu Grunde gelegt. Es meint eine ganzheitliche<br />
Form des Lernens, die Persönlichkeitsentwicklung und sachbezogenes Lernen<br />
miteinander verbindet. Im gruppendynamischen Prozeß der vier Seminartage<br />
entwickelt sich meist ein vertrauensvolles Lernklima für die TeilnehmerInnen,<br />
das die Erlebnisfähigkeit erweitert, die schöpferischen und kreativen<br />
Fähigkeiten fördert und Vertrauen zu sich selbst (Stärkung des Selbstwertes)<br />
und anderen (Wahrnehmen, Nachfühlen und Verstehen fremder<br />
Lebenssituationen) entwickelt.<br />
Seminarverlauf des „SOL“-Modells 14<br />
14 Mitschka Ruth, Die Klasse als Team, Wien, Veritas 1997, S 16
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 27<br />
1. Tag (8 Arbeitseinheiten, je 45 Minuten)<br />
Ziele : Das Projekt genauer kennenlernen<br />
Sich selbst wahrnehmen und angemessen darstellen<br />
In der ersten Information geht es darum, den gesamten Komplex des<br />
2jährigen „SOL“-Projektes inhaltlich, personell und organisatorisch zu umreißen<br />
und auf die Bedürfnisse der jeweiligen LehrerInnengruppe abzustimmen.<br />
Von allem Anfang an ist Mitsprache, Mitbestimmung und Mitverantwortung<br />
aller die Grundlage des gemeinsamen Weges. Daher werden<br />
Engagementbereitschaft, Einsatzfreude, Erwartungen, aber auch Ängste,<br />
Unsicherheiten, Besorgnisse, Vorurteile und andere Hindernisse vorab erhoben;<br />
daraus ergibt sich dann die realistische Arbeitsbereitschaft einer Gruppe.<br />
Veränderungen dieser Haltung bleiben immer wieder Gegenstand der<br />
gemeinsamen Gespräche in den Reflexionsrunden.<br />
In den übrigen Arbeitseinheiten ist für jeden Einzelnen Gelegenheit sich<br />
selbst vorzustellen; die TeilnehmerInnen sind einander mehr oder weniger<br />
bekannt, zum Teil oft auch noch unbekannt. In angeleiteten Übungen kann jeder<br />
seine Person ausschnittsweise darstellen, von sich selbst etwas hergeben und<br />
auch von anderen etwas hören. Dabei wird auch auf die selektive Wahrnehmung<br />
jedes Einzelnen verwiesen, die eine Mischung aus drei Bereichen darstellt : die<br />
Beobachtung, das Wahrnehmen der äußeren Welt; die Befindlichkeit, das<br />
Wahrnehmen der eigenen inneren Welt; die Bewertung, das Wahrnehmen des<br />
eigenen inneren Kommentars.<br />
Meist zeigt sich dabei, dass die Darstellung äußerer Umstände so wie<br />
Sacherklärungen leicht und kompetent dargeboten werden können. Schwieriger<br />
wird es meist, wenn mit Sprache auch Gefühle und „heimliche“ Gedanken der<br />
eigenen Person ausgesprochen werden sollen; die Wortgewandtheit nimmt<br />
rapide ab. Wortkargheit, sprachliche Konglomerate, Doppelbotschaften,<br />
Allgemeinplätze und Etikettierungen tauchen auf : Die erste Hürde auf dem Weg<br />
zu Selbstorganisation einer Gruppe zu einem Team wird offenkundig. Drei<br />
Fragen tauchen dabei immer wieder auf : Wer bin ich ? Wie stelle ich mich dar<br />
? Wie möchte ich gesehen werden ?<br />
Bei Paarübungen, im Gedankenaustausch in Kleinstgruppen und durch<br />
Anregungen zur Selbstreflexion entsteht eine erste Vertrauensbasis unter den<br />
TeilnehmerInnen und dem Betreuer. Bald wird auch deutlich formuliert, dass<br />
jeder Zeit für sich braucht, Ruhe, Verständnis und Rücksichtnahme will,<br />
Beachtung, Unterstützung und Anteilnahme erwartet. So entsteht für den<br />
Einzelnen Mündigkeit in seinen Entscheidungen und Haltungen und für alle eine<br />
offene Atmosphäre des eigenen Sich-Darstellens und des Hinhörens auf andere.<br />
An diesem 1. Seminartag sind zwei methodische Schritte der „personalen<br />
Existenzanalyse“ angesprochen : die Beziehungausaufnahme (Deskription) und<br />
die Selbstannahme (phänomenologische Analyse). Die subjektive Erlebnisseite
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 28<br />
personalen Geschehens wird in den Vordergrund gerückt und zwei Ziele der<br />
personalen Positionsfindung (PP-Längle 15 ) werden angestrebt : Schutz der<br />
Person vor situationsfremden Störeinflüssen und Aktivierung der Person durch<br />
Mobilisieren vorhandener personaler Kräfte.<br />
2. Tag (8 Arbeitseinheiten, je 45 Minuten)<br />
Ziele: Andere beachten und anerkennen<br />
Einander wahrnehmen und Rückmeldungen geben<br />
In kurzen Impulsreferaten werden die TeilnehmerInnen neu oder wieder<br />
über einfache Kommunikationszusammenhänge informiert und sie erhalten<br />
Arbeitsunterlagen über das Kommunikationsmodell von Watzlawick, das Hören<br />
mit vier Ohren von Schulz von Thun, das Joharifenster (Selbst- und Fremdbild)<br />
und die Interaktionsregeln nach R. Cohn.<br />
Den ganzen Tag über aber geht es in Übungen (Paarbildung, Kleingruppe<br />
und Plenum) darum, miteinander zu kommunizieren und sich der Vorgänge<br />
dabei bewusster zu werden (z.B. die eigene Körpersprache zu erkennen,<br />
körpersprachliche Äußerungen der anderen zu sehen und zu verstehen).<br />
An diesem zweiten Tag herrscht sehr viel Lebendigkeit in der Gruppe. Die<br />
TeilnehmerInnen werden gewahr, dass sie selbst die Fäden zum gemeinsamen<br />
Miteinander in der Hand haben, dass der Betreuer nur die Anstöße zum Tun und<br />
zur Reflexion gibt. Sie können plötzlich auch Spielräume ihres Auftretens, ihres<br />
Sprechens und Handelns sehen, wenn auch oft sehr unterschiedlich wahrnehmen<br />
und ausführen. Die Gruppenmitglieder haben begonnen, sich vom Schul-Leben<br />
anfragen zu lassen. Das zeitigt natürlich auch die verschiedensten „Antworten“:<br />
Einigen eröffnet Einsicht und Klärung Mut zu neuem Tun; einige stellen entsetzt<br />
fest, welche Möglichkeiten sie bisher vergeben haben, beschuldigen sich und<br />
andere, daß es „so weit“ mit ihnen hat kommen können; andere wieder sind<br />
völlig verunsichert und neigen zu depressivem Sich-Zurück-Ziehen. Zu den<br />
Aufgaben des Betreuers gehört es nun, alle diese „Antworten“ zu erkennen,<br />
darzulegen ( für die Gruppenmitglieder verständlich zu machen), sie<br />
anzunehmen und in ihrer Vielfalt auch auszuhalten. Das So-Sein jeder Person<br />
soll geschützt bleiben, Appelle und Ratschläge der übrigen für Denk- und<br />
Verhaltensänderungen für andere Gruppenmitglieder (sog. „typisches“<br />
Lehrerverhalten) werden eingebremst, die TeilnehmerInnen lernen<br />
unterscheiden, ob jemand aus seiner Erfahrung, aus seinem Erleben etwas<br />
erzählt und so zur Weiterentwicklung der Gruppe beiträgt oder als<br />
BesserwisserIn Tipps und Rat-Schläge austeilt, die die anderen ja gar nicht<br />
haben wollen. Der Weg des Einzelnen in der Gruppe führt so zur<br />
15 Längle Alfried, Die personale Positionsfindung (PP), in: Bulletin der GLE, 11. Jg./1994. Nr.3, S 8
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 29<br />
Selbstdistanzierung, d.h. dass jeder zu sich selber in jenen Abstand treten soll,<br />
aus dem er sich selbst frei verhalten kann (innere Stellungnahme).<br />
Dieser Tag trägt das Motto : „Ich/ Wir auf dem Weg zum personalen<br />
Miteinander.“<br />
3. Tag (8 Arbeitseinheiten, je 45 Minuten)<br />
Ziele : Rückmeldungen geben und empfangen, Regeln vereinbaren<br />
Gruppenfunktionen erarbeiten<br />
Nach dem Kennenlernen, dem Prozess der Gärung und Klärung ist der<br />
3.Tag der Produktivität der Gruppe gewidmet. Wie bisher geht es in ähnlicher<br />
Struktur weiter: Kurze Impulsreferate klären die Aufgaben des Feedback und<br />
stellen die wichtigsten Regeln vor. Außerdem werden die Aufgaben und<br />
Funktionen in der Teamführung und -arbeit präsentiert.<br />
In den Übungen und Gesprächen geht es um die Auseinandersetzung mit<br />
der eigenen Authentizität in den Aufgaben der Teamarbeit. Nur der konkret<br />
erlebbare Wert der Erfüllung einer bestimmten Teamfunktion ist der tragende<br />
Wert in diesem Arbeitsbereich.“Durch das Zurückgehen auf den festen, inneren<br />
Grund des Handeln-Wollens bekommt die Person wieder eine Effizienz für ihr<br />
Wirken-Können zurück.“ 16<br />
Im Verständnis der LT/EA ist im Rahmen der personalen<br />
Positionsfindung die „Position zum Positiven“ (PP 3) zu erarbeiten. Der letzte<br />
Schritt in diesem situativ aufdeckenden Verfahren findet die situativen<br />
Möglichkeiten des Existierens, in unserem Fall die besonders günstigen<br />
Vorgangsweisen des Teamarbeitens im Unterricht, heraus. Der Betreuer berät<br />
und begleitet die TeilnehmerInnen bei der Suche nach der Sinnhaftigkeit der<br />
verschiedenen Teamaufgaben. Dabei geht es auch darum, einzelne Schritte der<br />
Willensstärkungsmethoden einzusetzen, wie etwa Stress wegnehmen, kleine<br />
nachvollziehbare Schritte setzen, Blockaden lösen, Gegenüberstellungen<br />
provozieren, die Konturen des Inhalts immer stärker erscheinen lassen.<br />
Deutlich zeigt sich am Ende des Tages meist auch bei allen eine heftige<br />
Gefühlsentlastung. Die konkreten Anforderungen sind deutlich geworden, die<br />
Entflechtung von Unsicherheiten, Ängsten, Unklarheiten ist gelungen, jeder<br />
Teilnehmer hat eine neue Handlungsfähigkeit gewonnen und ist - ohne weiteres<br />
Zutun der Betreuer - motiviert, das Neuerprobte im eigenen Unterricht in<br />
Zusammenarbeit mit den übrigen einzusetzen. Die Wende des Betreuers in der<br />
Gruppenleitung vom Leiter zum Beg-Leiter ist eingetreten.<br />
Sind aber in der Seminargruppe mehrere TeilnehmerInnen, die durch<br />
Verzagtheit, Schüchternheit, depressive Verstimmung, Überlastung und<br />
Überforderung schon größere Störungsbereiche aufweisen, dann gelingt diese<br />
„Position zum Positiven“ meist nicht mehr, die Teamfähigkeit der Gruppe wird<br />
16 Längle Alfried, Die personale Positionsfindung (PP), in: Bulletin der GLE, 11. Jg./1994, Nr.3, S 16
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 30<br />
nicht erreicht. Auch der Betreuer der Gruppe kann die Leitung der Gruppe nicht<br />
abgeben, er steht oft vor der schwierigen Frage, welches Gruppenmitglied nun<br />
seiner Hilfe am meisten bedarf, welche gesunden Ich-Funktionen ansprechbar<br />
sind und auf welche Position nun zurück gegangen werden kann. Für solche<br />
Gruppen ist dann auch der vierte Seminartag noch ein weiterer Übungstag mit<br />
differenzierten Anforderungen für die einzelnen TeilnehmerInnen. Die<br />
Teamarbeit in der Klasse kann so natürlich nicht oder nur in sehr beschränktem<br />
Ausmaß durchgeführt werden (z. B. einfache fächerübergreifende Arbeiten).<br />
4. Tag (8 Arbeitseinheiten, je 45 Minuten)<br />
Ziele : Im Team arbeiten<br />
Die Zusammenarbeit beurteilen<br />
Bei einem normal funktionierenden Team liegt die Planung, Organisation und<br />
Durchführung der neuen Aufgaben (= Teamarbeit mit der Klasse) ganz in dessen<br />
eigenen Händen. Das Team bittet den Betreuer um die Übernahme einer<br />
bestimmten Funktion, wenn es glaubt, eine Anregung oder eine Stützung zu<br />
brauchen, ansonsten erfüllt der Betreuer eine Beobachterposition. Nach den<br />
Arbeitsgesprächen des Teams gibt es jeweils eine Reflexionsphase, die der<br />
Betreuer koordiniert und mitgestaltet. Dabei geht es besonders darum, das<br />
Erspürte sichtbar zu machen und unbewusste Anteile bewusst zu machen, kurz<br />
gesagt, eine phänomenologische Vorgangsweise zu praktizieren.<br />
Motto (für den Betreuer) : „Lasse uns, aber verlasse uns nicht !“<br />
So ist am Ende des Seminars der „Sprung in die Schul-Welt“<br />
(Selbsttranszendenz) meist für alle gelungen. Der Selbstwert des Einzelnen ist<br />
gestärkt, das Gemeinschaftgefühl trägt alle (wenigstens über die nächsten<br />
größen oder kleineren Hürden des Schulalltags).<br />
Um diese neugewonnene Teamfähigkeit zu erhalten und auszubauen, gibt<br />
es die monatliche Betreuung; sie entspricht einem mehrstündigen<br />
Beratungsgespräch und kann teilweise auch mit einer beruflichen Supervision<br />
verglichen werden.<br />
Teamsitzungen ( einmal monatlich)<br />
Ziele : Raum und Zeit haben, das in der Klasse Erlebte und Gespürte<br />
gegenseitig austauschen zu können<br />
Neue Ideen der Kooperation entwickeln, neue Wege beschreiten und<br />
gemeinsam verantworten<br />
Die Ernsthaftigkeit der Unternehmung gepaart mit („not-wend-igem“)<br />
Humor schafft die Grundlage für das zähe Ringen aller LehrerInnen, die<br />
Klassenalltagsprobleme immer wieder anzuschauen und gemeinsam entwickelte
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 31<br />
Veränderungen nicht nur zu wünschen („aufgehaltene Hände“), sondern auch<br />
wirklich umzusetzen.<br />
Bei diesen Treffen gibt es dann z.B. „scheinbar“ banale Themen:<br />
Pünktlichkeit bei den Treffen für die LehrerInnen / Pünktlichkeit der<br />
SchülerInnen im Unterricht; Sitzordnung im Klassenzimmer, Situation zu<br />
Stundenbeginn, Klassenregeln, usw.. Zum ersten Mal erfahren die meisten<br />
TeilnehmerInnen von den Haltungen und Einstellungen ihrer KollegInnen zu<br />
diesen grundlegenden Voraussetzungen für Unterricht. Gemeinsamkeiten und<br />
Unterschiede werden sichtbar, die Sinnhaftigheit oder auch Unsinnigkeit von<br />
Ritualen wird erarbeitet, neue kooperative Maßnahmen bringen für die<br />
SchülerInnen Klarheit, Sicherheit und Stütze in einer neuen Schulwelt.<br />
Neben den klassenzentrierten Themen gibt es auch immer wieder<br />
Teamsitzungen, die sich auf die Bedürfnisse der LehrerInnengruppe selbst<br />
beziehen. Denn rasch wird den LehrerInnen klar, dass sie in der Klasse nichts<br />
verwirklichen können, was ihnen nicht selbst ein wirkliches Anliegen ist. Die<br />
Problematik kreist daher häufig um folgende Fragen : Welche Aufgabe haben<br />
wir erfüllt, wie wollen wir weiter miteinander umgehen? Worum geht es<br />
diesmal? Was sollten wir tun, damit wir weiter kommen? Was ist für die<br />
Umsetzung wichtig? Was will jeder Einzelne tun?<br />
Im Sinne der LT/EA wird hier eine Form der Begegnung ermöglicht und<br />
gefördert, die den Prozess des Er-lebens gestaltet: sich selbst einbringen,<br />
anderen zuhören/ andere verstehen, Stellung beziehen, Gemeinsames finden und<br />
umsetzen.<br />
Diese Teamsitzungen gibt es nicht nur im ersten Jahr des Schulprojektes,<br />
sondern auch als Begleitung während des zweiten Jahres. Oft zeigt sich im<br />
Entwicklungsprozeß von zwei Jahren eine wachsende Vertrautheit der<br />
TeilnehmerInnen, eine um sich greifende Offenheit, mehr Klarheit und<br />
Sicherheit im Auftreten, ein vernünftiges Sich-Abgrenzen gegenüber immer<br />
weiter ausufernden Erziehungaufgaben aus der Gesellschaft und auch ein<br />
Eindämmen des „Helfersyndroms“ bei LehrerInnen.<br />
Abschließend soll eine symbolische Darstellung zum „Dialog-Führen in<br />
der Gruppe“ die Situation verdeutlichen : Das Fallnetz 17<br />
17 Schulz von Thun, Praxisberatung in Gruppen, Beltz Weiterbildung, Weinheim 1996, S 42
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 32<br />
Das Netzwerk intakter Beziehungen unter den Teammitgliedern bildet das „Fallnetz“ für den<br />
Balanceakt des Lehrers zwischen Offenheit und Intimitätsschutz.<br />
Zweites Seminar<br />
(zweitägig am Beginn des 2. Projektjahres)<br />
Die letzte Maßnahme zur Stützung eines LehrerInnenteams, die ich hier<br />
beschreiben will, ist das zweitägige Seminar. Am Beginn des zweiten<br />
Unterrichtsjahres / des zweiten Schulprojektjahres wird den LehrerInnen eine<br />
Fortbildung von zwei Tagen gewährt. Bei Bedarf und auf Wunsch der<br />
TeilnehmerInnen kann eine Ausweitung auf das Wochenende (zwei weitere<br />
Tage) noch dazu geplant werden. Der Titel der Veranstaltung heißt „Macht und<br />
Verantwortung im Team“.<br />
Die nachfolgenden Formulierungen sollen einerseits rückschauend,<br />
andererseits vorausschauend als kleine Teilziele für das gesamte Jahr einmal in<br />
Summe erkannt und mit unterschiedlichen Schwerpunkten angenommen<br />
werden.<br />
Die gegensätzlichen Begriffspaare spannen einen großen Arbeitsbogen auf :<br />
Stoff & Persönlichkeitsentwicklung; Spaß & Anstrengung; Kurzweil &<br />
Ausdauer; Innovation & Tradition; theoretisches Erörtern & praktisches<br />
Handeln; Beziehung & Beteiligung; Teilen von Verantwortung & gemeinsames<br />
Lernen; Selbstentfaltung & Teamarbeit.<br />
Nach einer Aufwärmphase beginnt die Arbeit mit dem Einbinden neuer<br />
LehrerInnen ins Team. Diese stellen sich den übrigen vor und umgekehrt.<br />
Anschließend wird in Übungen, Erzählungen, Kleingruppen und Plenumsrunden<br />
das Ergebnis aus dem ersten Projektjahr deutlich gemacht. Das sind sowohl die<br />
Lernerfolge jedes Einzelnen als auch die gemeinsamen Erkenntnisse, dazu<br />
gehören ebenso die Rahmenbedingungen und die Außenkontakte (z.B. zu Eltern,<br />
zur Schulbehörde).<br />
Im darauffolgenden Selbsterfahrungsteil des Seminars sollen sich die<br />
TeilnehmerInnen zurückerinnern, wie sie selbst als SchülerInnen im Alter von<br />
11 und 12 Jahren Machtstrukturen und Verantwortungsaufgaben im<br />
Schulbereich wahrgenommen haben. Einzelarbeit, Paargespräch und<br />
Plenumsrunde - meist auch sehr unterschiedlich tief in der Emotionalität des<br />
Erinnerns - zeigen für alle TeilnehmerInnen die verschiedenen<br />
Zugangsmöglichkeiten, Inhalte und Bedeutungsschwerpunkte der Einzelnen auf.<br />
Eine solch persönliche und vertrauliche Aussprache erweitert die<br />
Dialogfähigkeiten und die Offenheit im gegenseitigen Umgang miteinander.<br />
Diese Phase bringt für alle TeilnehmerInnen mehr Verständnis für heftige,
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 33<br />
emotionale Mitteilungen und „Ausbrüche“ der SchülerInnen, da sie sich selbst<br />
wieder in diese Entwicklungsphase junger Menschen zurückversetzt haben.<br />
Am folgenden Tag geht es wieder darum, die neu entdeckten<br />
Gemeinsamkeiten und Unterschiede für die Teamarbeit nutzbar zu machen. Die<br />
sehr behutsame und Harmonie fördernde Begleitung des Betreuers aus dem<br />
ersten Jahr kann nun in eine stärker konfrontierende Arbeit münden :<br />
Problembewußtsein wecken, Kontraste verschärfen, den eigenen Willen stärken,<br />
Entscheidungen auf sich nehmen und durchstehen, Freiheit von etwas<br />
vertauschen mit Freiheit für etwas / für jemanden, Evidenzgefühl festigen und<br />
personale Integrität fördern.<br />
Frisch gestärkt, von Unsicherheiten und Zweifeln ein Stück befreit und<br />
mit neuen gemeinsamen Zielen im Gepäck nimmt das LehrerInnenteam die<br />
Jahresarbeit in der 2. AHS-Klasse in Angriff. Was im Hier und Jetzt des<br />
Seminars erfahren wurde, soll im Dann und Dort des Unterrichtsgeschehens<br />
angewendet werden : der Vollzug der kopernikanischen Wende.<br />
Der ea Ansatz und seine Umsetzung in der Teamarbeit<br />
Im Folgenden will ich drei praktische Beispiele und ihre methodische<br />
Durchführung für die Arbeit im LehrerInnenkollegium und in der Arbeit in den<br />
Klassen ausführen.<br />
Neben der traditionellen Arbeitsweise in Lehrerfortbildungseminaren<br />
(Impulsreferate in Frontalphasen, Erfahrungsaustausch in Gruppenarbeit und<br />
Paargesprächen) will das Modell „SOL“ Erlebnisorientierung und Lernen aus<br />
Erfahrung besonders fördern. Überdies sollen die eingesetzten Übungen nicht<br />
nur im Seminar für LehrerInnen ihre Bedeutung haben, sondern sollen ebenso<br />
oder leicht variiert auch für den Umgang mit Schülern geeignet sein.<br />
Im Rahmen der Spielpädagogik / Spiel-Didaktik wurden in den letzten 10<br />
Jahren wesentliche Neuerungen entwickelt. Spiel- und Übungvorschläge für den<br />
Unterricht haben sich besonders im Pflichtschulbereich durchgesetzt, vor allem<br />
deswegen, weil in der Ausbildung von Lehrerinnen an den Pädagogischen<br />
Akademien darauf Bezug genommen und in den Blockpraktika<br />
Unterrichtseinheiten mit verschiedensten Spielen zum Alltag gehören.<br />
In der universitären pädagogischen Ausbildung von AHS/BHS-<br />
LehrerInnen wird wohl gelegentlich von der Sinnhaftigkeit des Lernens aus<br />
Erfahrung mit praktischen Übungen in den Lehrveranstaltungen gesprochen,<br />
aber bis jetzt gibt es nur wenige Möglichkeiten, verschiedenste Übungen zum<br />
Sozialverhalten in Klassen durch eigenes Erproben kennenzulernen. Daraus<br />
ergibt sich, daß im Schulprojekt „SOL“ Interaktionsspiele und andere Übungen<br />
meist auch für LehrerInnen neu und fremd sind. Wenn sich die LehrerInnen<br />
dann überwinden und bei den Übungen mitmachen (die Teilnahme ist immmer<br />
freiwillig !), gibt es die vielfältigsten Reaktionen: „Es war eh` net so arg!“ „Mir<br />
war irgendwie mulmig im Magen!“„ Ja, das war ja richtig lustig, befreiend,
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 34<br />
entspannend, erholsam !“ „Das macht mir Angst, ich will`s nicht riskieren!“<br />
„Was wird denn da von mir ans Licht kommen?“ „Ein richtiges Aha-Erlebnis!“<br />
usw..<br />
Es braucht dann nochmals eine persönliche und methodisch-didaktische<br />
Entscheidung, ob, wann und wie schon einmal im LehrerInnenteam ausprobierte<br />
Übungen mit SchülerInnen im Unterricht durchgeführt werden können.<br />
Bei allen Übungen und Spielen, die ich vorstellen möchte, geht es<br />
natürlich um kooperative Spiele, um Spiele ohne Sieger. Lust und Freude an der<br />
Übung sind vordergründiges Ziel, pädagogische „Nebenwirkungen“, logo/ea<br />
Erkenntnisse und Einsichten sind natürlich bewusst intendiert. Daher habe ich<br />
mich entschlossen, drei verschiedene Übungen mit lt/ea Intentionen jeweils aus<br />
einem anderen Übungsbereich vorzustellen.<br />
Meditatives Spiel : Vorstellen, ausdenken, imaginieren, phantasieren<br />
Übung : „Apfelkorb“<br />
Thema: Klassengemeinschaft<br />
lt/ea Ziel : Eigene und andere Befindlichkeiten in der Klasse wahrnehmen,<br />
Wahrnehmende Gefühle entdecken, ein Gespür für das Richtige entwickeln<br />
Anleitung: Stell dir vor, das ganze LehrerInnenteam /die ganze Klasse ist ein<br />
Apfelkorb und jeder dort drinnen (oder auch draußen) ein Apfel.<br />
Wie sieht der gefüllte Korb aus ?<br />
Welche Apfelsorte bist du ? Wie siehst du als Apfel aus ? Wie fühlst du dich als<br />
Apfel ? Wo liegst du im Korb ?<br />
Welche anderen Äpfel gibt es noch ? Wer liegt in deiner Nähe ? Wie sehen die<br />
einzelnen Äpfel aus ?<br />
Das entwickelte Bild kann entweder nur gedacht oder auch gezeichnet und<br />
anschließend besprochen werden. Wenn die Gruppe nicht zu groß ist, kann jeder<br />
Einzelne seinen „Apfelkorb“ für alle sprachlich ausmalen.<br />
In einer symbolischen Vorgangsweise soll der Blick auf die eigene<br />
Individualität und auf die Gemeinschaft, auf Gemeinsamkeiten und<br />
Unterschiede in einer Gruppe gerichtet werden. Dabei wird die Einzigartigkeit<br />
jedes Gruppenmitgliedes deutlich; außerdem wird die Hingabe an die<br />
Gemeinschaft als ein existenzieller Wert in Schule und Gesellschaft gefördert.<br />
Frankl meint : „Wahre Gemeinschaft ist wesentlich Gemeinschaft<br />
verantwortlicher Personen - bloße Masse aber nur Summe entpersönlichter<br />
Wesen.“ 18<br />
Interaktionsspiel : Gemeinsam eine Aufgabe wahrnehmen, kooperieren, in Gruppen<br />
arbeiten<br />
18 Frankl V.E., Ärztliche Seelsorge, Wien 1982, S 21
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 35<br />
Übung : „Ein Schulhaus bauen“<br />
Thema : Gemeinsames gestalten / tun<br />
lt/ea Ziel : Werte klären, Entscheidungen treffen, Entschlüsse durchführen<br />
Anleitung : Die folgenden Begriffe /Begriffspaare (auf großen Zetteln<br />
geschrieben) sollen so ausgewählt, eventuell auch ergänzt werden, daß sie in<br />
einem erfundenen Schulhaus, das selbst zu gestalten ist, auf einem großen Plakat<br />
untergebracht werden können. Einzelne Begriffe können auch ausgeschieden<br />
werden .<br />
Begriffsammlung : Chancengleichheit * Drill * schöpferisch sein * lachen<br />
dürfen * möglichst viel fordern * Konflikte lösen lernen * Verantwortung<br />
übernehmen lernen * sich in die Gemeinschaft einfügen * Beziehungen<br />
aufbauen lernen * Autorität anerkennen * Wärme * Lernen lernen * Tolerenz *<br />
Vertrauen * Disziplin * Freiheit * erziehen * kritisch denken lernen * Wissen<br />
vermitteln * nicht auffallen * Berufsvorbereitung * sich durchsetzen lernen *<br />
Werte vermitteln<br />
Im Anschluss an die inhaltliche Aufarbeitung der einzelnen<br />
Gruppenplakate kann eine kurze theoretische Erklärung angeboten werden, in<br />
der gezeigt wird, wie eine Entscheidung gefunden werden kann und wie ein<br />
Entschluss daraus resultiert. Dazu eignet sich folgende Graphik : 19<br />
Wie kommt es zur Entscheidung ?<br />
19 Waibel Eva Maria, Erziehung zum Selbstwert, Donauwörth, Auer 1994, S 227
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 36<br />
Wahrnehmungsspiel :Arbeiten mit Hirn, Herz und Hand; spüren, fühlen,verstehen<br />
Übung: „Schulmaskottchen“<br />
Thema : Freude und Spaß miteinander haben<br />
lt/ea Ziel : Sich und andere besser spüren lernen, dia-log-fähig werden<br />
Anleitung : Alle TeilnehmerInnen verbinden sich mit einem Tuch die Augen.<br />
Der Betreuer / der Lehrer führt durch Ineinanderlegen zweier Hände jeweils<br />
zwei TeilnehmerInnen zu einem Paar zusammen. Jedes Paar erhält einen<br />
Klumpen Ton und soll nun gemeinsam ein Schulmaskottchen kneten und<br />
gestalten. Während der gesamten Übung wird nicht gesprochen. Die Zeit wird<br />
vom Spielleiter angesagt (etwa 15 Minuten).<br />
Danach nehmen die Spieler ihre Augenbinde ab, betrachteten ihr Werk<br />
und besprechen paarweise : Wie gefällt euch euer gemeinsames Maskottchen ?<br />
War es schwierig, einen solchen Auftrag auszuführen ? Wie habt ihr euch erlebt<br />
? Habt ihr miteinander oder gegeneinander gearbeitet ? Habt ihr eure Arbeit zu<br />
Ende gebracht ? Was hat euch an dem gemeinsamen Tun gefallen ? Wo habt ihr<br />
euch verstanden ? Was ist unklar geblieben ? Habt ihr gewusst, wer euer Partner<br />
ist ? Welche Gefühle und Empfindungen habt ihr während des Knetens gehabt ?<br />
Nach dem Austausch des Erlebten zu zweit werden alle Maskottchen auf<br />
einem „Ausstellungstisch“ präsentiert. Unter Lachen und mit witzigen<br />
Bemerkungen wird in der anschließenden Plenumsrunde ein gemeinsamer<br />
Erfahrungsaustausch angeregt.<br />
Auf humorvolle Weise kann in diesem Spiel das Herausgehen des<br />
Einzelnen aus sich und das Sich-Zuwenden zu einer anderen Person und Sache<br />
erlebt werden, wodurch sich jeder auch selbst erfüllt. Bisher unentdeckte<br />
Eigenschaften lassen sich an der eigenen Person, aber auch am anderen finden.<br />
Soziales Engagement und Kreativität werden in gleicher Weise gefördert.<br />
Kurz zusammengefasst geht es in all diesen Übungen neben den kleineren<br />
Detailzielen um die Aufgabe des Betreuers, sein Lehrerteam zu befähigen, dass<br />
jeder sich als Mensch selbst ergreift, sich in die (Schul-)Welt hineinwirft und
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 37<br />
damit seinem (Schul-)Leben seine eigene unverwechselbare Dynamik gibt. So<br />
kann jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten Schritte zur eigenen Existenzialität<br />
machen : Freiheit vom So-Sein und Freiheit zum Anders-Werden.<br />
Immer wieder zeigen sich auf diesem Weg existenzielle Bedrohungen<br />
sowohl für Lehrerinnen als auch für Jugendliche. Das Besondere aber an dem<br />
Schulprojekt „SOL“ liegt darin, daß alle an einem Strang ziehen, dass Mut und<br />
Vertrauen gemeinsam aufgebaut werden und Ängste angesprochen und<br />
bearbeitet werden können. Einzelne Traurige, Mutlose und Verängstigte trägt<br />
die Gruppe gemeinsam. Freude, Zufriedenheit und Erfüllung bei den<br />
LehrerInnen und SchülerInnen sind immer wieder zu erkennen; sie stehen für<br />
eine sinnerfüllte Berufsbewältigung und sind ein Ansporn für die Müden und<br />
Ermatteten.
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 38<br />
V.) FÖRDERLICHE UND HEMMENDE RAHMENBEDINGUNGEN FÜR<br />
DAS SCHULPROJEKT<br />
Reaktionen von Schülern, Eltern, Schulleitern, Kollegen und Behörde<br />
Im Folgenden will ich eher kursorisch einige Beispiele geben, wo und wie<br />
die unterschiedlichsten Rahmenbedingungen die Entwicklung des Modells<br />
beinflussen.<br />
Bei der Finanzierung des Schulprojektes haben das Ministerium und die<br />
Landesschulräte wegen des Sparpaketes so reagiert, dass nur noch die<br />
BetreuerInnen honoriert werden, dass aber kein Lehrer mehr eine Abgeltung für<br />
den Mehraufwand an Zeit und Arbeit erhält; selbst Reise- und Aufenthaltskosten<br />
für Seminare werden kaum noch übernommen. Das wirkt selbstverständlich<br />
demotivierend für LehrerInnen und ruft das Gefühl hervor, dass es sich beim<br />
„SOL“-Projekt um einen außergewöhnlichen Luxus handle, den „man“ sich<br />
eben jetzt nicht mehr leisten könne.<br />
Wegen der aber als sehr wichtig erachteten Arbeit im Team haben sich<br />
wieder weit mehr Schulen und Klassen für das Projekt angemeldet, als derzeit<br />
betreut werden können. Die abgelehnten Schulen werden auf später vertröstet<br />
oder können über das neue Schulsponsoring Gelder für die Betreuerbezahlung<br />
auftreiben und auf diesem Weg doch noch teilnehmen.<br />
In einzelnen Schulen ist es auch möglich, im Rahmen von<br />
unverbindlichen Übungen wie „Lernen lernen“ und „Kokoko“ (Kooperation,<br />
Kommunikation, Koordination) Schwerpunkte des Modells mit den<br />
SchülerInnen immer wieder zu üben. In aktiven Elterngruppen mancher Schulen<br />
wird besonders das gesellige Beisammensein gefördert. So verlieren Eltern der<br />
SchülerInnen aus den ersten Klassen rasch ihre Scheu und ihre Hemmungen<br />
vor dem Betreten des Schulhauses und können für eine Zusammenarbeit im<br />
Rahmen der Schulpartnerschaft gewonnen werden.<br />
Wird bei SchülerInnen nachgefragt, wie sie mit dem „SOL“<br />
zurechtkommen, bemerken manche Kinder bewusst gar nichts : Sie glauben<br />
nämlich, dass der Unterricht im Gymnasium einfach so ist. Andererseits kann<br />
man aber auch hören : „Ja, wir müssen das „SOL“ machen, weil wir die<br />
schlimmste Klasse der Schule sind!“<br />
Kleinere finanzielle Beiträge für zusätzliche Arbeitsmaterialien in Klassen<br />
übernimmt gewöhnlich der Elternverein. Das sind z.B. Film- und Videomaterial,<br />
Kleinmöbel, Farben zum Klassenzimmerausmalen usw..<br />
LehrerInnenteams aus diesem Modell sind schon öfters die Basisgruppe<br />
für schulinterne Innovationen auf dem Gebiet der Schulentwicklung geworden.<br />
Das Unterrichtsministerium hat über das Schulservice die Herausgabe der<br />
Broschüre „SOL - Sich selbst entfalten und die Kraft der Gruppe nutzen“<br />
finanziert und in einer Auflage von 40 000 Stück drucken lassen. Bei<br />
Symposien, Enqueten und Tagungen werden diese Broschüren kostenlos<br />
verteilt; häufig wird dabei auch auf den großen Wert des sozialen Lernens<br />
verwiesen. Dabei aber ist leider zu bemerken, dass unter dem Begriff „soziales
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 39<br />
Lernen“ fast jeder etwas anderes versteht. Aber der positiv besetzte Begriff<br />
erweckt bei allen, die ihn hören, eine gewisse Zustimmung und ein<br />
wohlwollendes Nicken. Denn niemand will so ganz allgemein etwas gegen<br />
„Soziales Lernen“ haben, keiner möchte ja asozial erscheinen. Diese Haltung<br />
und Einstellung findet sich auch bei manchen Entscheidungsträgern, für das<br />
Projekt aber ist sie kontraproduktiv.<br />
Im SSR für Wien wurde vor zwei Jahren eine Arbeitsgemeinschaft „SOL“<br />
gegründet, die nicht nur LehrerInnen als Mitglieder zählt, sondern genauso<br />
Eltern, SchülerInnen und BetreuerInnen. Durch die freiwillige<br />
Öffentlichkeitsarbeit zahlreicher Mitglieder gelangen nach und nach bessere und<br />
klarere Informationen an die Pressestellen und an andere interessierte Eltern in<br />
den Volksschulen.<br />
Im Zuge einiger wissenschaftlicher Studien über die LehrerInnen- und<br />
SchülerInnenbefindlichkeit an österreichischen Schulen wurden Mängel<br />
(Burnout, lange Krankenstände, Frühpensionierungen; Schulwechsel,<br />
Schulangst, Depressionen, Vandalismus, Gewalttätigkeiten) deutlich in den<br />
Medien herausgestrichen, deren Verbesserungen durch das Schulprojekt „SOL“<br />
immer wieder erreicht werden konnten. Deshalb verstummen wenigstens die<br />
Lippenbekenntnisse nie, dass eine solche Lehrerinnenweiterbildung ganz<br />
wichtig ist und dass selbstverständlicherweise in der Lehrerausbildung diese<br />
Inhalte auch vermittelt werden müssten.<br />
Da seit einem Jahr im „Wiener Schulführer“ Schulen durch<br />
Zusatzqualifikationen punkten, ist „SOL“ als „Sonderausstattung“ auch ein<br />
Hilfsmittel geworden, um Schüler mit deren Eltern an eine solche Schule zu<br />
lotsen.<br />
DirektorInnen suchen meist aus zwei Gründen ein solches Schulprojekt<br />
für ihre Schule zu bekommen : Weil sich damit Unterricht attraktiver gestalten<br />
läßt und weil sie sich für ihre Lehrerkollegien mehr Professionalität wünschen.<br />
In der schulischen Umbruchsphase unserer Bildungseinrichtungen bietet<br />
das Modell „SOL“ einen möglichen Zugang, um die Beziehungen aller<br />
Beteiligten zu verbessern und Lernfortschritte auch für alle Beteiligten zu<br />
erreichen.
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 40<br />
VI.) ERWARTUNGEN UND HOFFNUNGEN FÜR DIE ZUKUNFT<br />
Die allerwichtigste Hoffnung schon für die nächste Zukunft ist die<br />
Übertragung der wichtigsten Inhalte des Schulprojektes ins Regelschulwesen.<br />
Dabei bringt es aber nichts, wenn nur Worte und Formulierungen in neue<br />
Lehrpläne aufgenommen werden, wie das häufig Ziel der Schulversuche war.<br />
Vielmehr ist es notwendig, alle an der Schulkultur Beteiligten von der<br />
Wichtigkeit des Unternehmens zu überzeugen und Bedingungen auszuhandeln,<br />
dass die Übertragbarkeit dieser Werte auch tatsächlich garantiert werden kann.<br />
Viele Begriffe und ihre Inhalte aus diesem Schulprojekt sind auch in den<br />
didaktischen Hinweisen zu den Lehrplänen enthalten, ihre Verwirklichung aber<br />
war selten möglich. Ein wesentlicher Grund dafür war wohl das<br />
„Einzelkämpfertum“ jedes Lehrers, der sich eher im Gegenüber zu seiner Klasse<br />
und als deren Wissensvermittler verstand.<br />
Als besondere Neuerung erscheint jetzt das lebendige Miteinander aller<br />
Beteiligten in einer Beziehungskultur, die auf die Bedürfnisse der Einzelnen<br />
Rücksicht nimmt und die personale Entwicklung und die Förderung der<br />
gemeinsam erkannten Ziele ermöglicht. Zu diesen Zielen zählen auch erweiterte<br />
gemeinsame soziale Erfahrungen : Unterschiedlichkeit und Vielfalt aller<br />
Beteiligten, verschiedene Inhalte und Formen der Sozialisation aller<br />
TeilnehmerInnen, der Wille, die eigenen Interessen in sozialen und politischen<br />
Konflikten zu vertreten sowie entwicklungsfördernde Lernbedingungen und<br />
Lernumwelten für alle zu schaffen.<br />
Das Wichtigste daran aber ist, dass diese „Pädagogik der Befreiung“ eine<br />
Übereinstimmung von Reden und Handeln verlangt, dass sie sich nicht nur auf<br />
SchülerInnen beschränkt, sondern auf alle an Schule Beteiligten und dass sie<br />
nicht nur stundenweise abgehalten werden kann, sondern dass sie eine Wende<br />
der inneren Einstellung zum (Schul-)Leben bedeutet.<br />
Was für LehrerInnen und SchülerInnen besonders hilfreich ist<br />
Von der Seite der BetreuerInnen /BeraterInnen soll deutlich werden, dass<br />
sie selbst das (Schul-)Leben als einen Gestaltungsauftrag empfinden; dass sie zu<br />
ihren Entscheidungen stehen, dass sie die drei Hauptstraßen zum (Schul-)Sinn<br />
zu gehen vermögen, dass sie nicht um des Erfolges willen arbeiten, sondern zur<br />
Übernahme von Verantwortung bereit sind. Damit sind sie selbst ein Beispiel<br />
lohnender, sinnerfüllter Arbeit in der Schule.<br />
Die beraterische Seite ihres Tuns aber soll Verständnis signalisieren für<br />
Schwiergkeiten im Umgang mit den unterschiedlichsten Situationen und all den<br />
verschiedenen Beteiligten am Schulgeschehen, Schülern, Eltern, Lehrern,<br />
Direktoren, Vertretern der Behörde.<br />
Im Praxisfeld Schule soll den LehrerInnen vermehrt die Gelegenheit geboten<br />
werden, Prinzipien einer neuen Lernkultur zu erleben und für andere erlebbar zu<br />
machen. Vier Schwerpunkte sind dabei zu berücksichtigen :
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 41<br />
• Autonomes, selbstgesteuertes, entdeckendes Lernen (Selbstwahrnehmung);<br />
• Partizipatorisches, interkulturelles Lernen ( Mitverantwortung übernehmen);<br />
• Ganzheitliches, kreatives, sinnstiftendes Lernen ( Wertebewußtsein) und<br />
• Antizipatorisches, themen- und problemorientiertes, fächerübergreifendes<br />
Lernen (Gestaltung der Situation).<br />
Alle vier Bereiche sind miteinander verschränkt, jeder Bereich hat zu<br />
anderen Zeiten das Übergewicht im unterrichtlichen Geschehen.<br />
Schlüsselqualifikationen, die die Wirtschaft bei Maturanten einfordert,<br />
müssen vorerst die LehrerInnen erwerben, nämlich Teamfähigkeit,<br />
Problemlösungsverhalten, kreatives und rasches Entscheiden, flexibles Handeln<br />
im unterrichtlichen Alltag. In der Zukunft wird die Schule immer weniger Ort<br />
der Bewahrung, sondern viel mehr Ort der Veränderung sein. Das schafft<br />
Unruhe, wirft bisherige Wertvorstellungen über den Haufen, braucht neue<br />
Rahmenbedingungen; kurz gesagt „Schule lebt!“<br />
Arbeitsgemeinschaften, Institutionen und Vereine bieten über die<br />
schulinterne Lehrerfortbildung hinaus für alle an Schule Beteiligten<br />
Fortbildungsmöglichkeiten, aber fast nur noch in der Freizeit aller. Deshalb wird<br />
notwendiger Weise ein neuer Arbeitsbegriff im Berufsfeld der Lehrer entwickelt<br />
werden müssen, der sich zusammensetzt aus<br />
• personalen Anforderungen (z.B. Selbsterhaltung, Selbstgestaltung,<br />
Selbstverwirklichung),<br />
• fachabhängigen Anforderungen (z.B. fachspezifische Weiterbildung) und<br />
• kommunikativ-unternehmerischen Anforderungen (z.B.<br />
Organisationsvermögen, Sozialkompetenz und Kundenorientiertheit).<br />
Aus diesem Zusammenwirken wird sich ein neues Berufsprofil ergeben,<br />
das wiederum Rückwirkungen auf die Entwicklungen im Schulprojekt „SOL“<br />
zeitigen wird.<br />
In der universitären Ausbildung der LehrerInnen an höheren Schulen sind<br />
derzeit gerade größere organisatorische Veränderungen zu erwarten, die durch<br />
die Autonomiebestrebungen und die weitreichenden Sparmaßnahmen begründet<br />
werden. Inhaltliche Veränderungen und Verbesserungen müssen erst<br />
österreichweit durch neue Studienordnungen erfolgen. Innerhalb des derzeit<br />
gegebenen Rahmens aber ist es selbstverständlich jedem Leiter einer<br />
Lehrveranstaltung möglich, wichtige neue Erkenntnisse einfließen zu lassen. In<br />
meinen Seminaren und Übungen möchte ich die TeilnehmerInnen fördern, dass<br />
sie verstärkt selbstverantwortlich handeln, dass sie lernen, eine<br />
phänomenologische Haltung einzunehmen, dass sie Begegnungen auf personaler<br />
Ebene zulassen, dass sie Sinnfindungsprozesse einleiten und Werte aufleuchten<br />
lassen.
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 42<br />
VII.) RESUMEE - PERSÖNLICHER LERNGEWINN - EIGENE<br />
ENTWICKLUNG<br />
Abschließend und zusammenfassend möchte ich am Ende meiner Arbeit<br />
feststellen, dass mir durch das Schreiben die Prozessgeschichte des Modells<br />
„SOL“ und meine eigene Fortentwicklung sehr deutlich geworden sind.<br />
Aus der anfänglichen Unklarheit und eigenen Bedürftigkeit herauszutreten<br />
bedeutete heftiges Scharren, Stampfen, Rennen, Keuchen, Schnaufen und<br />
Herausbuddeln aus den aufgetürmten Schuttablagerungen des schulischen<br />
Alltagslebens. Erst als sich die angestrebten Werte (gemeinsam guten Unterricht<br />
halten) eindeutiger erkennen ließen, ging es darum herauszufinden, wo und wer<br />
die für mich sinnfälligste Hilfe geben kann. Für mich war die Ausbildung in LT/<br />
EA die beste Möglichkeit im Rahmen meiner Wirklichkeit : selbsterfahrerisch,<br />
personbezogen, familiär, verständnisvoll, geduldig, zeitlich und finanziell<br />
machbar. Daher habe ich dann auch rasch zugegriffen und mir das Wesentliche<br />
anzueignen versucht. Ruhig und besonnen, vielleicht sogar ein bisschen<br />
hartnäckig, war ich immer wieder bemüht, das Neue auch gleich auszuprobieren<br />
und anzuwenden, denn das Projekt war ja im Laufen. Und weil das Arbeiten<br />
Einsichten vermehrt, Erfüllung geschenkt und sogar Erfolg gebracht hat (<br />
niemand konnte dem Modell den Garaus machen !), ist die Motivation zum<br />
Weitermachen geblieben. So manche BetreuerInnen und KollegInnen haben sich<br />
dieser Idee angeschlossen, können in der Zusammenarbeit ihre Fähigkeiten<br />
einsetzen und erhalten selbst immer wieder einen Anstoß, die Grundideen<br />
weiterzuentwickeln. So habe ich jetzt zwar inne gehalten, die Ausbildung<br />
abgeschlossen, aber der Weg führt weiter. „So lerne ich Tag für Tag etwas dazu.<br />
Ich lerne nicht nur, was leicht scheint, den schönen den schmerzfreien<br />
Augenblick im Arm halten, sondern auch den mir ungemäßen, den ärgerlichen,<br />
den schmerzlichen. Hier und jetzt leben - oder gar nicht leben.“ 20<br />
20 Rinser Luise, Baustelle,Eine Art Tagebuch 1967-70, S 29
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 43<br />
ANHANG
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 44
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 45<br />
Ein kleiner (literarischer) Versuch in „konkreter poesie“ : Das Programm zum Thema<br />
LEHRER LEHREN LEBEN / LERNEN<br />
LehrerInnen und ihre Beziehungen zum Schulprojekt „SOL“<br />
Wahrnehmungen, Beurteilungen, Bewertungen<br />
Intuition, Motivation, Konzentration<br />
Visionen, Illusionen, Irritationen<br />
Toleranz, Finanz, Arroganz<br />
Pädagogik, Logik, Kritik<br />
Wollust, Unlust, Frust<br />
Kunst, Dunst,<br />
Werte<br />
Sinn<br />
Jahr<br />
T<br />
A<br />
G<br />
UNTERRICHTSSTUNDE<br />
ausbilden, beobachten, catchen, denken, entrüsten, fordern, gelingen, heucheln,<br />
intervenieren, johlen, knurren, lernen, missfallen, notieren, opfern, piesacken, quälen, raten,<br />
schimpfen, träumen, üben, vergessen, werten, x-mal sagen, zermartern<br />
und wie<br />
außerordentlich, bildungshungrig, cool, dicht, engelsgleich, fantastisch, gutgläubig,<br />
händeringend, intelligent, jovial, krank, lustig, mutig, normal, ohnmächtig, problemlos,<br />
quengelig, robust, schlau, toll, urgeil, virtuell, wacker, x-fach, zärtlich<br />
SCHÜLER /-INNEN LEHRERINNEN ELTERN<br />
aktionsfreudig analytisch allzeitbereit<br />
bewegen bewegen bewirken<br />
Charakter Chaos Chance<br />
distanzlos dynamisch direktiv<br />
erheitern entscheiden erleichtern<br />
Frechheit Freiheit Folgsamkeit<br />
gutgläubig genial genau<br />
helfen hinwerfen herrichten<br />
Jubel Jammer Justiz<br />
kümmerlich kurios katastrophal<br />
leben leben leben<br />
Meute Motivation Mut<br />
neugierig neurotisch nervös<br />
obsiegen offenbaren obwalten<br />
Problem Person Problemlösung<br />
quallig quirlig qualitätsvoll<br />
mit
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 46<br />
rebellieren regenerieren respektieren<br />
SINN SINN SINN<br />
Talent Team Trubel<br />
umtriebig unsicher urwüchsig<br />
vergessen verantworten verteidigen<br />
Wollen Werthaltung Weisheit<br />
x-fach x-mal x-beliebig<br />
zerstören zuhören zulächeln<br />
in<br />
FACHWISSENSCHAFTEN<br />
Amöben, Bibliographie, Chromosomen, Distichon, Enzyme, Funktionen, Genre, Humanismus,<br />
Importe, Jazz, Kilogrammkalorien, Laptop, Maskulinum, Neuropsychologie, Ökumene,<br />
Parlamentarismus, Quantentheorie, Ressourcen, Soziolekt, Turbomotor, Universalgenie,<br />
Videotechnik, Weckamine, Xenophilie, Yellow press, Zeugma<br />
in<br />
FACHDIDAKTIK<br />
anleiten, berühren, clustern, didaktisieren, entwickeln, funktionieren, generalisieren,<br />
herleiten, instruieren, justieren, korrigieren, lernen, merken, nachprüfen, ordnen,<br />
philosophieren, quantifizieren, reorganisieren, senden, transparent machen, umdisponieren,<br />
visualisieren, wertschätzen, xenophil sein, zusammenstellen<br />
in<br />
PÄDAGOGIK<br />
aktiv, beruhigend, clever, destruktiv, entwickelnd, formal, generell, handlungsorientiert,<br />
intrinsisch, jugendfreundlich, konkret, lebendig, maßvoll, normativ, organisiert,<br />
problemorientiert, qualitativ, rationell, strukturiert, termingerecht, unproduktiv, verängstigt,<br />
wahrheitsliebend, x-fach malträtiert, zielstrebig<br />
im<br />
(SCHUL) LEBEN<br />
Authentizität, Berührung, Chance, Dasein, Existenz, Frankl, Grundmotivation,<br />
Hingabe, Intuition, Jugendliche, Kommunikation, Logotheraphie, Motivation, Noetik,<br />
Ontologie, Person, Qualität, Reflexion, Selbstannahme, Transzendenz, Umgang,<br />
Verantwortung, Wille, Zukunft
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abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 48<br />
Sarkastisches Plakat an der Innenseite einer Konferenzzimmertüre zum Thema<br />
„Arbeitsmoral“<br />
DIE 12 GEBOTE<br />
1. Wir kennen zwar die Aufgabe nicht, aber bringen das Doppelte.<br />
2. Bei uns kann jeder werden, was er will - ob er will oder nicht.<br />
3. Wir wissen zwar nicht, was wir wollen, aber das mit ganzer Kraft.<br />
4. Wo wir sind, klappt nichts - aber wir können nicht überall sein.<br />
5. Jeder macht, was er will - keiner macht, was er soll - aber alle machen mit.<br />
6. Damit immer mehr immer weniger tun können, müssen immer weniger<br />
immer mehr tun.<br />
7. Wir arbeiten Hand in Hand - was die eine nicht schafft, lässt die andere<br />
liegen.<br />
8. Jeder wird solange befördert, bis er mit Sicherheit unwirksam ist.<br />
9. Operative Hektik ersetzt geistige Windstille.<br />
10.Der Mensch steht im Mittelpunkt und somit allen im Weg.<br />
11.Die Hauptsache, es geht vorwärts - die Richtung ist egal.<br />
12.Es bleibt viel zu tun - fangt schon mal an. 21<br />
Unter oder neben dieser sarkastischen Ausführung sollte folgende<br />
existenzanalytische Umdeutung und Neudefinition stehen:<br />
DIE 12 GEBOTE ZUR ARBEIT<br />
1. Ich bin mit der Aufgabe vertraut und bringe meine Fähigkeiten ein.<br />
2. Es gibt Möglichkeiten, sich seinen Begabungen entsprechend zu zeigen.<br />
3. Ich spüre gewiss, was ich will, und entwickle daraus Kraft.<br />
4. Wo ich bin, ist es erst einmal gut zu sein.<br />
5. Ich fühle mich ganz persönlich von Aufgaben angesprochen und kann sie<br />
gegenüber anderen vertreten.<br />
6. Die Ausgewogenheit von schöpferischem Tun und Erlebtem führt zu<br />
erfülltema Sein.<br />
7. Ich kann mich von Normen lösen und meine eigene Stellungnahme finden.<br />
8. Wirken, schöpferisches Tun, hat Mehr-Wert als Erfolge und Resultate.<br />
9. Körperlicher Einsatz, Empfinden und geistige Stellungnahme bedingen sich<br />
sinnvoll.<br />
10.Der Mensch steht mitten im Leben und hat somit viele<br />
Entscheidungsmöglichkeiten.<br />
11.Wesentlich ist die Verbundenheit mit meiner Tätigkeit.<br />
12.Von dem vielen spricht mich etwas an, und darum bemühe ich mich.<br />
21 frei nach einer Idee von Linden van der Gabriele, Arbeit und Auswirkung auf unser gesellschaftliches Verständnis,<br />
Abschlussarbeit der GLE-Ausbildung, Ottendorf 1996
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 49<br />
LITERATURVERZEICHNIS<br />
Amann Peter, Enthält die Logotheraphie und Existenzanalyse V.E. Frankls eine Pädagogik,<br />
Abschlussarbeit der GLE-Ausbildung, Wien 1992<br />
Cohn Ruth, Von der Psychoanalyse zur Themenzentrierten Interaktion, Stuttgart, Klett 1980<br />
Bönsch Manfred, Veränderungen der Schule, in: schul-management, 26.Jg., 3.H. 1995<br />
Dobart Anton (Hg.), Lernen in einer dynamischen und offenen Gesellschaft - die Rolle der<br />
Schule. Schulentwicklung. Arbeits- und Forschungsberichte aus Bereichen der<br />
Schulversuche und Schulentwicklung, Bd. 27, Wien, ÖBV 1996<br />
Firus Christian, Die Notwendigkeit von Selbsterfahrung, in: Bulletin der GLE,<br />
9.Jg./1992,Nr.2<br />
Frankl Viktor E., Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn, München, Piper 1990<br />
Frankl Viktor E., Logotheraphie und Existenzanalyse.Texte aus sechs Jahrzehnten. Neue,<br />
erweiterte Ausgabe, Berlin, München, Quintessenz 1994<br />
Frankl Viktor E., ...trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das<br />
Konzentrationslager, München, dtv 1991<br />
Gudjons Herbert, Pädagogisches Grundwissen, 4. Aufl., Bad Heilbrunn, Klinkhardt 1995<br />
Hirsch Franz G., Die Frage nach dem Sinn des Lebens. Viktor E. Frankl und Karl Rahner im<br />
Vergleich, Diplomarbeit der Kath.-theolog. Fakultät der Uni Wien, St. Pölten 1994<br />
Jaeggi Eva, Zu heilen die zerstossnen Herzen. Die Hauptrichtungen der Psychotherapie und<br />
ihre Menschenbilder, Reinbek bei Hamburg, Rowohlt 1995<br />
Krainer Konrad, Posch Peter (Hgg.), Lehrerbildung zwischen Prozessen und Produkten.<br />
Konzepte, Erfahrungen und Reflexionen, Bad Heilbrunn, Klinkhardt 1996<br />
Längle Alfried, Entscheidung zum Sein. V.E. Frankls Logotherapie in der Praxis, München,<br />
Piper 1988<br />
Längle Alfried, Sinnvoll leben. Angewandte Existenzanalyse, St.Pölten-Wien,<br />
Niederösterreichisches Pressehaus 1994<br />
Längle Alfried, Wozu das alles ? Zur Sinnfrage in Alltag, in: „Familie“-Zeitschrift des<br />
Vorarlberger Familienverbandes, 2. H. 1994<br />
Längle Alfried, Burnout - Existenzielle Bedeutung und Möglichkeiten der Prävention, in :<br />
Existenzanalyse, 2.H. 1997<br />
Längle Alfried (Hg.), Das Kind als Person. Entwicklung und Erziehung aus<br />
existenzanalytischer Sicht, Tagungsbericht der GLE 1, 5. Jg., Wien 1990
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 50<br />
Längle Alfried, Die personale Positionsfindung, in: Bulletin der GLE, 11. Jg./1994, Nr.3<br />
Längle Alfried, Kann ich mich auf mein Gefühl verlassen ? ORF-Studioheft Vbg.,<br />
22.Ausgabe, 1994, S 20-38<br />
Linden van der Gabriele, Arbeit und die Auswirkung auf unser gesellschaftliches Verständnis,<br />
Abschlussarbeit der GLE-Ausbildung, Otterndorf 1996<br />
Michaelis-Braun Regina, Eine phänomenologische Betrachtung, Abschlussarbeit der GLE-<br />
Ausbildung, Hamburg 1995<br />
Mitschka Ruth, Die Klasse als Team, Wien, Veritas 1997<br />
Mitschka Ruth, Bericht zum Werkvertrag: Schulberatung & Schulentwicklung;<br />
unveröffentlichtes Manuskript, 1995<br />
Müller Helga, Darstellung der Konzepte der Existenzanalyse und Logotheraphie und der<br />
Themenzentrierten Interaktion sowie meine persönliche Erfahrung im Umgang damit,<br />
Abschlussarbeit der GLE-Ausbildung, Wien 1992<br />
Mutzeck Wolfgang, Pallasch Waldemar (Hgg.), Handbuch zum Lehrertraining. Konzepte und<br />
Erfahrungen, Weinheim und Basel, Beltz 1983<br />
Neumann-Röder Sabine, Existenzskala und Coaching, Abschlussarbeit der GLE-Ausbildung,<br />
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Oerter-Gollob Cornelia, Hasst du was, bist du was! Zum Problem der Gewalt. Eine<br />
existenzanalytische Untersuchung ausgehend von einem Jugendbuch, Abschlussarbeit<br />
der GLE-Ausbildung, Hannover 1995<br />
Pallasch Waldemar u.a., Das Kieler Supervisionsmodell (KSM). Pädagogisches Training,<br />
Weinheim und München, Juventa 1993<br />
Schilling Michael, Persönliche Entwicklung und soziales Lernen im Studium, in:<br />
Persönlichkeitsentwicklung im Studium, Zeitschrift für Hochschuldidaktik.Beiträge zu<br />
Studium, Wissenschaft und Beruf, 16. Jg., 2. Bd. 1992<br />
Schulz von Thun Friedemann, Praxisberatung in Gruppen, Beltz Weiterbildung, Weinheim<br />
und Basel, Beltz 1996<br />
Vierlinger Rupert, Das Schulkreuz der Lehrer. Disziplinstörungen und Unterricht, Wien,<br />
Jugend und Volk 1990<br />
Waibel Eva Maria, Erziehung zum Selbstwert. Persönlichkeitsförderung als zentrales<br />
pädagogisches Anliegen, Donauwörth, Auer 1994<br />
Warmbt-Hock Elke, Sinnorientierte Beratung und Begleitung mit Schülern der<br />
Abschlussklasse 10, Abschlussarbeit der GLE-Ausbildung, Mönchengladbach 1996
abschlussarbeit logotherapie & existenzanalyse 51