13.07.2015 Aufrufe

PDF-Vollversion - GLE-International

PDF-Vollversion - GLE-International

PDF-Vollversion - GLE-International

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

„… Du kannst dich auch andersentscheiden…!““... it’s up to you to decide ...!”Logotherapeutische Impulse in derBegleitung von Frauen mit EssstörungenConsiderations for logotherapeuticcounseling of women with eating disordersZusammenfassung:Summary:Für Menschen, die an Essstörungen leiden,ist oft eine Langzeitbetreuung unerlässlich.In der vorliegenden Arbeit geht es darum,das Leiden essgestörter Menschen zuverstehen. Im Folgenden werdenlogotherapeutische Aspekte - insbesonderedie Grundmotivationen nach Alfried Längle– und ihre hilfreiche Wirkung in derBegleitung essgestörter Menschenbeschrieben.For people with eating disorders long-termhelp is necessary. This paper is intended tohelp understand eating disorders. Thereaftersome aspects of logotherapy – in particularthe concept of basic motivations by AlfriedLängle – are described, just as theirsuccessful application in the counseling ofpatients with eating disorders.Schlüsselwörter:Keywords:Anorexia nervosaBulimia nervosaLogotherapieGrundmotivationenanorexia nervosabulimia nervosalogotherapybasic motivations2


1 EinleitungIn meinem beruflichen Leben stellt die Begegnung mit essgestörten Frauen einen Schwerpunktdar. Das begann vor gut 25 Jahren, als ich in meinem Grundberuf als Dipl. Kinderkrankenschwesterauf eine Psychosomatische Abteilung wechselte. Ich wurde von demhäufigen Auftreten von Anorexie überrascht. Schon damals stellte sich der "Beziehungsfaktor"als wirkmächtig dar. Theoretische Impulsgeber waren damals Hilde Bruch ("Dergoldene Käfig"), Mara Selvini Palazzoli sowie die Heidelberger Schule um Stierlin, Weber,Simon u. a. (Systemische Familientherapie).Die Theorien zur Entstehung von Magersucht haben sich mittlerweile erweitert bzw. gewandelt.- Neben dem Studium und einer Ausbildung in Gestaltpädagogik hat mich vor allemdas Aufwachsen von drei (heute erwachsenen) Kindern geformt. Logotherapie undExistenzanalyse - erstmals bei einer Lehrveranstaltung an der Uni Innsbruck erlebt - sindheute ein wichtiger Impulsgeber für mein persönliches Leben wie auch für mein Arbeitslebengeworden. Ich empfinde diese Richtung als sehr lebensnah und lebenspraktisch. Esgeht um Fragen, die jeden Menschen betreffen: Leben als Geschenk und Aufgabe (mancheMenschen sehen es als Zu-mutung), den Umgang mit Freiheit und Verantwortung,Stellung beziehen, phänomenologische Haltung, Stimmig-Sein, Umgang mit Schuld, Leidund Tod (was so leicht gesagt ist), Werte, Grundmotivationen, Selbstdistanzierung (Humor),Selbsttranszendenz ...Seit einigen Jahren arbeite ich im Rahmen der Sozialpsychiatrie in einer "TherapeutischenWohngemeinschaft" mit Frauen. Träger dieser Rehabilitationseinrichtung ist ein Verein, derim Auftrag des Landes Tirol tätig ist.In der vorliegenden Arbeit geht es zuerst darum, Verständnis für die Problematik von Menschenmit Essstörungen herzustellen. Dazu werden die Krankheitsbilder Magersucht undEss-Brech-Sucht beschrieben und anschließend wird Krankheits- und Suchtverständnisaus existenzanalytischer Sicht dargestellt. Es folgt eine kurze Darstellung des Setting.Zentral sind die logotherapeutischen Impulse (besonders das Konzept der Grundmotivationen)als Verstehens- und Handlungshintergrund in der Arbeit mit essgestörten Frauen.4


Den Abschluss bilden Überlegungen zur Prophylaxe und ein Resümee.2 Das Krankheitsbild der Anorexia nervosa (Magersucht)Im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts kam es in den Industrienationen zum gehäuftenAuftreten der sogenannten Pubertätsmagersucht, die überwiegend Mädchen und jungeFrauen betrifft, vereinzelt auch junge Männer. Es geht dabei um vehemente Nahrungsverweigerungzum Zweck der Gewichtsreduktion. Im Zentrum steht die alles beherrschendeGewichtsphobie. Ab einem bestimmten Untergewicht kommt es dann zusätzlich zu Körperwahrnehmungsstörungen,d.h. dass auch der abgemagerte Körper als unerträglich dickempfunden wird.Manchmal bildet eine Diätmaßnahme das Einstiegsszenario, da der "überschlanke" (weibliche)Körper als gesellschaftlich erstrebenswert gilt, "als Garant für Wohlbefinden und sozialeAkzeptanz" (Biebl, 1997, 133). Auf dem Hintergrund der Reifungsanforderungen derAdoleszenz (psychosexuelle Identitätsbildung, Sozialisationsprozesse in der peergroup,beginnende Ablösung) und bei nicht bewältigten Belastungen im bisherigen Aufwachsenkönnen sich Jugendliche - auch aufgrund der altersspezifischen Willensstärke und Askeseneigung(vgl. ebd) - in den Teufelskreis des Hungerns hineinmanövrieren. Essen dient"normalerweise" der Sättigung im Sinne einer lebenserhaltenden Maßnahme, der Kraftzufuhr,dem Genuss. Bei Essstörungen werden diese Funktionen pervertiert: "Im Vordergrundsteht die Kraft, die durch das Essen oder Nichtessen mobilisiert werden kann. Beider Magersucht besteht diese 'Kraft' in der Verweigerung der Nahrung. Diese Verweigerungstellt den untergewichtigen Menschen über seine willensschwachen Mitmenschen, diees nicht schaffen, als 'Geistwesen' ohne fleischliche Bedürfnisse zu leben. Magersüchtigefühlen sich so als etwas Besonderes, abgehoben und unabhängig vom Rest der Welt"(Guldenschuh, 2001, 10). Die demonstrierte Willensstärke dient der Selbstachtung, erhöhtden Selbstwert. Das anfänglich freiwillige Fasten bekommt aber spätestens nach dem Aufbrauchender Fettreserven eine Eigendynamik und Suchtcharakter: Alles Denken ist eingeengtauf Essen, Gewicht und Aufrechterhaltung des Hungerzustandes. Sozialkontaktewerden vermieden bzw. auf Unvermeidliches reduziert, Denken, Fühlen und Handeln ver-5


armen. Die verzerrte Körperwahrnehmung (verursacht durch veränderten Hirnstoffwechsel)verunmöglicht, mit dem Hungern aufhören zu können. Statt dessen werden die Betroffenenvon Angst- und Schuldgefühlen überfallen, wenn sie dem Wunsch nach Essen nachgeben.Irgendwann kommt es zur schockierenden Erkenntnis, dass die Kontrolle über das Essverhaltenverloren gegangen ist; es kommt zu Depression und Verzweiflung (vgl. ebd.).In welchem Rahmen sich das (Unter-)Gewicht bewegt wird über den Body-Mass-Index(BMI) gemessen. Er gibt Auskunft über das Verhältnis der Größe zum Gewicht: Das Körpergewicht(kg) wird durch die Körpergröße (m) zum Quadrat dividiert. Ein Wert unter 17,5gilt als magersüchtig, unter 19 als untergewichtig. Der Normbereich liegt zwischen 19 und24, Werte darüber gehen Richtung Übergewicht. (Mir ist wichtig zu betonen, dass „Norm“relativ zu sehen ist und es viele - außerhalb einer Essstörung liegende - Gründe gibt, warumjemand ein bestimmtes Körpergewicht hat.)Man unterscheidet zwei Formen der Magersucht: Beim (häufigeren) Restriktiven Typus stehen Hungern undübermäßige körperliche Betätigung im Vordergrund. Der Binge-Eating/Purging-Typus hat zeitweise Essattackenund/oder zeigt Purging-Verhalten (z.B. Missbrauch von Abführmitteln, Entwässerungstabletten; selbstausgelöstes Erbrechen, Darmeinläufe) und weist somit auch Merkmale einer Bulimie auf (vgl. Guldenschuh,2001,14). Der Altersgipfel der Ersterkrankung liegt bei ca. 14 Jahren (Guldenschuh, 2001,12), es gibt aber auch Ersterkrankungen im Erwachsenenalter.Das Krankheitsbild der Bulimia nervosaBei der Ess-Brech-Sucht kommt es zu häufigen Anfällen von Heißhunger (Essattackenbzw. „Fressattacken“), in denen unter Kontrollverlust wahllos riesige Essensmengen vertilgtwerden, unabhängig von einem Hungergefühl – bis zum Zustand des absoluten Völlegefühls.Vorzugsweise handelt es sich um süße bzw. hochkalorische Nahrungsmittel.Gleichzeitig hängt aber die Befindlichkeit und Selbstbewertung der Betroffenen sehr engmit ihrer Figur und der Kontrolle des Körpergewichts zusammen. So werden die Betroffenennach dem Essanfall von vernichtenden Schuldgefühlen geplagt und unterliegen demZwang, möglichst rasch alles wieder loszuwerden. Das Erbrechen verschafft dabei Gefühleder „Entlastung und euphorischen Gleichgültigkeit“ (vgl. Biebl, 1997, 134). Auch andereMaßnahmen zur Gewichtsreduzierung werden eingesetzt wie Abführ- und Entwässe-6


ungsmittel, Schilddrüsenpräparate und Appetitzügler. Die Gewichtsphobie gilt auch hierals wesentliches Symptom, obwohl Menschen mit Bulimie oft normalgewichtig sind. Oftfolgen auf Phasen mit Essattacken lange Hungerperioden, in denen die Betroffenen versuchen,genau so willensstark wie Menschen mit Anorexie zu sein - bis es zum nächstenKontrollverlust kommt. Das verdeutlicht auch die Aussage einer Betroffenen: „Wenn ichAnorexie hätte, bräuchte ich mich wenigstens nicht zu schämen!“Auslöser der Essattacken sind meist dysphorische Stimmungszustände (z.B. sich alleinefühlen), zwischenmenschliche Konflikte oder Gefühle der Spannung und Leere. Im Essensrauschsollen diese Gefühle betäubt und hinuntergeschluckt werden, oder es soll die Illusioneines paradiesischen Zustandes erzeugt werden. Das Essen soll stellvertretend „Kraftund Halt, Trost und Wärme“ geben. „ Die Fressattacken in der Bulimie stellen (…) eine sogenannte‚Auszeit’ dar, denn vordergründige Probleme können so für eine gewisse Zeitaus den Gedanken verbannt werden. Stattdessen nehmen das Essen und Ungeschehenmachendes Kontrollverlustes alle Aufmerksamkeit des Denkens in Anspruch“ (Guldenschuh,2001, 10f).Eine gewisse Zeit kann bulimisches Verhalten (Unmengen essen können ohne die gefürchtetenGewichtsfolgen – dank Erbrechen) als Ausweg gesehen werden. Das wird beendetdurch die Ohnmachtserfahrung, mit dem Verhalten nicht mehr aufhören zu können,da es eine Eigendynamik (Suchtcharakter) entwickelt hat. Im Allgemeinen schämen sichMenschen mit einer Ess-Brech-Sucht für ihre Essprobleme und versuchen die Essattackenzu verheimlichen und zu verbergen – ebenso das anschließende Erbrechen. Deshalbbraucht es oft ein ausgeklügeltes System: vom Einkaufen über das geplante Alleinsein …bis zum geplanten Erbrechen. Den Schein zu wahren wird für bulimische Menschen damitzur großen Anstrengung und wichtigem Ziel. Das isoliert, da der Umgebung ja etwas vorgespieltwerden muss. Wardetzky spricht in diesem Zusammenhang von der „unerträglichenSeichtigkeit des Scheins“ (Wardetzky, 2007, 10). Oft kann der normale Alltag (Arbeit,Studium…) kaum mehr bewältigt werden, da das Denken von der Ess-Brech-Planung besetztist.Anamnestisch finden sich häufig schwere Belastungssituationen oder chronische Angst7


aufgrund depressiver oder aggressiver Bezugspersonen (vgl. Biebl, 1997, 134). Der Altersgipfelder Ersterkrankung liegt bei 19 Jahren (Guldenschuh, 2001, 12); Männer sindhäufiger betroffen als von Anorexie.Auch bei der Bulimie unterscheidet man zwei verschiedene Formen: Während der (häufigere) Purging-TypusErbrechen herbeiführt und/oder Abführ- bzw. Entwässerungsmittel missbräuchlich verwendet, versucht derNicht-Purging-Typus die gefürchtete Gewichtszunahme durch Hungerphasen und/oder übermäßige körperlicheBetätigung zu verhindern und zeigt damit Elemente einer Magersucht. (vgl. Guldenschuh, 2001, 15 f). Eskann aber auch sein, dass sich Essstörungsphasen ablösen, so dass z.B. eine Anorexie in eine Bulimieübergeht.Abschließend: Theorien zur Entstehung von Essstörungen gibt es unterschiedliche. Nebenden bereits angeführten Problemen geht es fast immer um Überforderungs- und/oderMissbrauchserfahrungen (ein weiter Begriff). Williams geht davon aus, dass Eltern ihre eigenenBedürfnisse / Probleme in das Kind projizierten, statt es zu „containen“ und zu spiegeln(Williams, 2003; ebenso Wardetzky, 2007, 38). Unabhängig von der Psychotherapie-Richtung herrscht mittlerweile Übereinstimmung darüber, dass ein Kleinkind darauf angewiesenist, „beantwortet“ zu werden. Wieweit das erlebt wird hängt auch mit der Verarbeitungvon Empfindungen zusammen. - Anschauliche Schilderungen vom Erleben Betroffenerfinden sich in „Fremdkörper“ von Gesa Herbst und bei Wardetzky.3 Krankheits- und Suchtverständnis aus existenzanalytischer Sicht"Eine psychische Krankheit/Störung liegt dann vor, wenn man wiederholt auf die gleicheArt behindert ist, das zu erkennen, zu tun oder zu erleben, was man selbst (in der Situationund/oder später) als gut oder richtig empfindet" (Längle, 2006, 31). Vereinfacht gesagtheißt das: "wenn man wiederholt (oder gar regelmäßig) etwas tut oder läßt, was mannicht will" (ebd.).Nach Längle zeigt sich Kranksein, "wenn man systematisch gegen die eigene Person odergegen andere Personen handelt" (ebd.). Sichtbar wird Kranksein demnach, wenn das Verhalteneines Menschen folgende vier Kriterien enthält:„- der Situation nicht angepaßt ist8


- eine Eigendynamik hat, die sie "unzugänglich" macht, wie eine "Mauer" da ist (Bild einerStadt mit Stadtmauer)- subjektiv meistens als Lähmung oder Behinderung (Unfreiheit) erlebt wird- sich schädlich auswirkt: selbstschädigend aber auch fremdschädigend" (Längle, 2006,32).Am Beispiel von Essstörungen heißt das:- Das Verhalten ist der Situation nicht angepasst: Notwendig wäre eine regelmäßige ausgewogeneNahrungsaufnahme, um Körper und Geist gesund und am Leben zu halten (undsich den Aufgaben des Lebens zu stellen).- Das Verhalten bringt eine Eigendynamik hervor: So besteht der anorektische Kreislaufaus Hungern - Angst, Scham und Verzweiflung beim Essen - weiter Hungern... BeimKrankheitsbild der Bulimie herrscht der Teufelskreis Hungern - Sich überessen - Erbrechenund sich anschließend „verkriechen“ vor.- Das Verhalten wird subjektiv meist als Lähmung oder Behinderung (Unfreiheit) erlebt:"Ich kann mich beim Arbeiten nicht konzentrieren, muss immer an Einkaufen und Essendenken ...", so die Aussage einer Betroffenen.- Das Verhalten wirkt sich schädlich aus: Hungerphasen wie auch Ess-Brech-Verhaltenhinterlassen Spuren im Körper und schädigen teilweise irreversibel (z.B. Osteoporose,Elektrolytstörungen, EKG-Veränderungen).Neben dem beobachtbaren Verhalten eines Menschen zeigt sich das Vorliegen einer psychischenErkrankung auch an seinem Erleben: Die existenzanalytische Sichtweise orientiertsich aufgrund der phänomenologischen Haltung (dem Schauen: Was ist? Wie ist es?)an einem "subjektiven Krankheitsverständnis"; d.h. wir "lassen und leiten vom Erlebendes Patienten und der anderen Menschen" (Längle, 2006, 32). Das ERLEBEN ins Zentrumder Aufmerksamkeit zu stellen bringt m.E. das Person-Sein des Menschen ins Spiel.Diese Sichtweise wirkt auf mich erfrischend: lebenszugewandt und praxisorientiert.Hier kann man sich nach Längle an 5 Punkten orientieren:"1. Subjektives Erleben des Patienten: Er leidet selbst unter der Lähmung /Behinderung.Subjektives Erleben des Therapeuten/ Beraters/ Angehörigen = Man spürt als einfühlenderBeobachter, dass jemand wiederholt Dinge tut, wo man sich nicht vorstellen kann,9


Im Tagungsbericht "Süchtig sein" ist zusammengefasst, woran suchtkranke Menschen ausexistenzanalytischer Sicht leiden:"Unsicherer Grundwert (Gefühle der Leere und Spannung)Geringer Selbstwert (Freiheitsverlust und Selbstverleugnung)WertemangelSinnverlustDie zuständliche Seite des Lebens, der Wille zur Lust, wird überbetontBeeinträchtigung der noetischen EbeneKompromißbildung zwischen Wunsch und Abwehr (suchen und fliehen)" (Guth, 1993,69).Deckart (in Riedel u.a. 2002, 325 f.) sieht den Sinnverlust bei Menschen mit Essstörungenals zentrales Problem (quasi von rückwärts gesehen), weil die Nahrungsaufnahmebzw. Verweigerung und die vermeintliche Kontrolle darüber den einzigen Wert bilden (zurStützung des Selbstwerts). So würde " Verantwortung für das Leben mit Kontrolle eineseinzelnen Lebensbereiches verwechselt". Dadurch gerate der Mensch "in eine Hyperreflexionund Hyperintention der körperlichen Befindlichkeit“ (ebd.).Es ist oft ein langer Weg bis essgestörte Frauen überhaupt zur Krankheitseinsicht gelangen,dass sie Getriebene sind, eingeschränkt, vom Verlust ihrer Entscheidungsfreiheit betroffen.Manchmal braucht es mehrere stationäre Aufenthalte bis das Eingeständnis möglichist, mit dem kranken Verhalten eben nicht aufhören zu können, selbst wenn man esmöchte. So sagt eine Betroffene: "Der Klinikaufenthalt hat mir geholfen, hinter meine Fassadezu schauen. Zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass meine Sucht nach Hungernnicht die Ursache meines Leidens war, sondern der Ausdruck für die verzweifelte Suchenach der Liebe und Anerkennung meiner Eltern" (Herbst, 2001, 93).4 Das SettingIm Folgenden beschreibe ich kurz den (sozio- und psycho-) therapeutischen Rahmen derWohngemeinschaft. Es leben dort Frauen mit unterschiedlichen psychischen Problemen,11


ich beziehe mich in dieser Arbeit aber ausschließlich auf Essstörungs-Problematik.Vorausschickend ist festzuhalten: Langzeitarbeit mit Menschen, die eine jahrelange „Krankengeschichte"haben, ist m.E. nur im TEAM zu bewältigen, da es für den Einzelnen zuschwer ist, das Ausmaß an Resignation zu ertragen und an Halt-Bedürfnis abzudecken.Das ist schon rein organisatorisch unmöglich. Menschen mit chronifizierten Störungenbrauchen sehr dichte (tägliche?) Betreuung und Stützung. Man geht davon aus, dass fürdie Bewältigung einer Essstörung ungefähr dieselbe Zeitspanne notwendig ist, die vomAusbruch der Erkrankung bis zu deren Höhepunkt zurückgelegt wurde (ein Erfahrungswert).Zu diesem Zeitpunkt, wenn eine Veränderung unumgänglich wird, kommen dieFrauen in die WG, manche mit dem erklärten Wunsch, den Rückweg aus der Krankheitanzutreten, andere, weil sie den WG-Aufenthalt als EINE Möglichkeit zur Veränderung ihrerschwierigen Situation sehen. Praktisch alle haben (mehrfache) stationäre Aufenthaltehinter sich, einige befinden sich (seit langem) in Einzel-Psychotherapie. Es braucht vonallen Beteiligten einen sehr langen Atem. Die Bereitschaft, sich auf Veränderung einzulassen(Compliance), muss immer wieder erarbeitet werden. Manche Frauen ziehen langeZeit das "sichere Elend" einem "unsicheren" (da ungewohntem) aber gesünderem Zustandvor. Denn die Krankheit gibt - so paradox es klingt - Halt. („Die Anorexie ist das einzig Sicherein meinem Leben“ meinte eine Betroffene.) Sie erfüllt eine bestimmte Funktion, z.B.was die sozialen Beziehungen betrifft; so soll beispielsweise durch das NahrungsverweigernUnabhängigkeit und Stärke demonstriert werden (Krankheitsgewinn) und Kontrolleüber das eigene Leben erreicht werden. Die Aufnahme in eine Rehabilitations-Einrichtunghat überhaupt erst Sinn ab einem bestimmten körperlichen Zustand, der nichts mit Akutgefährdungzu tun hat. So ist ein BMI von 18 gewöhnlich Voraussetzung für den Einzug in dieWG. Dieses Eingangsgewicht soll zumindest gehalten werden.Es braucht Zeit, bis die Vision eines lebendigeren, besseren Lebens entstehen kann. Dabeiist mit Rückschlägen - und auch mit Abbrüchen - zu rechnen.In diesem Ringen um Beziehung und Veränderung fungiert das Team als Halt und Stütze.Es handelt sich um ein multiprofessionelles Team mit einer erfahrenen Psychotherapeutinals Leiterin. Es findet ein enger Austausch mit einem Konsiliar-Psychiater (ebenfalls Psy-12


chotherapeut) statt, sowie dicht organisierte Supervision des Teams und Intervision mitKollegInnen, die ebenfalls im WG-Bereich tätig sind. Die Thematik Übertragung / Gegenübertragungist allgegenwärtig. Wir bemühen uns um eine ressourcen-orientierte Haltungund verstehen die WG als Raum, um im Leben am LEBEN zu arbeiten. Dafür braucht esdie Offenheit aller Teammitglieder, sich in ihrem Person-Sein zu zeigen. Was die (Beziehungs-)Arbeit betrifft, handelt es sich um den schwierigen Spagat oder Balance-Akt, einerseitsHalt zu geben und andererseits die Übernahme der Verantwortung für das eigeneLeben zu fordern und zu fördern.5 Logotherapeutische Impulse als hilfreiches „Werkzeug“ in der Begleitung vonFrauen mit Essstörungen5.1 Kopernikanische Wende: Das Leben fragt an.Dieser Impuls könnte auch als letzter, als Höhepunkt angeführt sein. Ich stelle ihn an denAnfang, denn er stellt die gewohnte Haltung, ja gewissermaßen das Weltbild, auf den Kopf:Nicht das Leben schuldet mir etwas oder ist mir schuldig geblieben, sondern ich bin angefragtvom Leben - zu antworten, in einen Dialog mit meinem Leben zu treten und esletztlich zu ver-antworten in meiner Suche nach Sinn (vgl. Frankl, 1995, 95 f). ViktorFrankl relativiert mit diesem Kernpunkt die Stellung des Menschen in der Welt: Einerseitsfügt er damit dem Selbstverständnis eine vierte Kränkung zu (nach Galileo, Darwin undFreud), andererseits spricht er dem Menschen, der Person, befreiende, gestaltende Kraftzu. Längle sagt dazu: "Sinn ist kein Konstrukt des Menschen, sondern wird als 'objekthaftin der Welt liegend' angesehen. Er muß 'entdeckt' werden" (2006, 45).(Als mir persönlich die Tragweite dieser Sichtweise bewusst wurde, formte sich der Eindruck:Und wem verantwortet sich das Leben? Das Leben selbst hat "Narrenfreiheit". Esbildet eine Pendelbewegung zwischen Erfreuen und Erleiden. - In jedem Fall übersteigt esmenschliches Verstehens-Vermögen, was "Leben" ist.)13


Für Menschen, die als Problemlösungsversuch eine psychische Erkrankung entwickelt haben,ist diese Sichtweise, vom Leben angefragt zu sein, zunächst unverständlich bis provokant.Sie sehen sich als vom Leben Benachteiligte, denen durch Schicksalsschläge wieTraumata, psychisch kranke oder vernachlässigende Eltern oder andere belastende Faktoren... Leid und Unrecht zugefügt wurden. - Erst wenn man sich auf diese Provokation einlässt,eröffnet sich eine neue Dimension: Ich bin als Mensch nicht mehr der nur ohnmächtigErleidende, sondern ich werde zum Gestaltenden, gewinne Freiraum: WAS ich darausmache, liegt auch an mir! Möglicherweise kann ich TROTZDEM ein Ja zu meinem Lebenfinden.5.2 Der Zusammenhang von Freiheit und VerantwortungDem Leben antworten heißt: Ich bin in vielen Situationen vor eine Entscheidung gestellt:Soll ich dieses oder jenes als jetzt Sinnvollstes tun? Ich habe immer mindestens zweiMöglichkeiten. Welche ich wähle liegt in meiner Verantwortung. Das Hinweisen auf dieseWahlmöglichkeit und damit das Zurückgeben der Verantwortung an den Klienten findetman wohl in allen Psychotherapie- und Beratungs-Richtungen, die einem emanzipatorischenMenschenbild verpflichtet sind. Für Logotherapie und Existenzanalyse ist es einzentrales Paradigma und hat mit der Würde der Person zu tun.Auch in meiner Arbeit, in der Begleitung psychisch kranker Menschen, bildet diese Sichtweisedas "Herzstück": Es ist immer wieder wichtig und nötig, auf die Wahlmöglichkeit hinzuweisen:"Du hast dich so entschieden - du kannst dich auch anders entscheiden!" Dabeikann es z.B. um das Nicht-Einhalten der Tagesstruktur, welche eine wichtige stützendeMaßnahme darstellt, gehen oder um das Festhalten am "kranken Essverhalten", wenn z.B.wegen einer (normalen) Essensportion gefeilscht wird. Man befindet sich im Spannungsfeldder Frage: Geht es um Nicht-Wollen oder Nicht-Können? Klar ist: „Man kann nicht wollenmüssen“ (Autor unbekannt), denn das Wollen hat mit freiem Willen zu tun.Nachdem die Wohngemeinschaft ein Ort ist, wo es um das Auffinden und Fördern der gesundenAnteile der Klientinnen geht, werden lebens-zugewandte Entscheidungen beson-14


ders begrüßt, wenn sich z.B. jemand was Gutes tut. In jedem Fall bleibt die Entscheidungin der Verantwortung der Klientin.Das Wahlfreiheit-Paradigma spricht dem Menschen als Gestaltendem zentralen Wert zuund könnte sein Ohnmachts-Empfinden relativieren. Er kann / soll / muss / darf vor sichselbst - und den Mitmenschen - für seine Entscheidungen geradestehen und die Verantwortungdafür übernehmen. Das kann aber m.E. nur ein Mensch, der im Vollbesitz seinerKräfte ist und im Dialog mit sich und der Welt. Es ist einerseits ein sehr hoher Anspruch –und andererseits etwas Befreiendes, um Wahlmöglichkeit zu wissen und diese versuchenumzusetzen. In den nachfolgenden Grundmotivationen wird es um die Voraussetzung fürsinnvolles Wollen (Entscheiden) gehen.5.3 Wert-Suche und Wert-PflegeFür Frankl sind Werte “die drei Hauptstraßen zum Sinn“, da Sinnerfüllung durch Werteverwirklichunggeschieht (vgl. Riemeyer, 2002, 180f). "Werte sind Beweggründe zum Leben.Der Mensch begegnet Werten in seinem Lebenszusammenhang ... Die Intentionalität wirddurch sie angesprochen und so der Mensch aufgefordert, einer Lebenslage, einer Wahrnehmung,einem begegnenden Menschen oder einer Sache einen Wert zuzuschreiben"(Riedel u.a., 2002, 82). Schon das Bewusstmachen dessen, was mir wichtig ist, was ichgerne tue, stellt mich als Person in den Mittelpunkt und weist auf mein Leben als Wert hin.Was zieht mich an? Wo zieht es mich hin? Was heißt das für meinen Alltag: Ich bin voneinem Wert berührt? Diese Fragen nach dem Bewusstmachen von Erlebnis-Werten oderschöpferischen Werten (und auch von Einstellungswerten) werden oft als Luxus angesehen,da das Funktionieren alle Kräfte aufbraucht. Funktionieren wird als das Normalegesehen und nicht in Frage gestellt. Aber funktionieren wofür und für wen?Erlebniswerte sind z.B. Begegnungen mit Natur oder Kunst, Begegnung mit Menschen,Pflegen von Beziehung ... Dabei wird Wertvolles aus der Welt aufgenommen.Schöpferische Werte werden verwirklicht durch die Hingabe in eine Arbeit, in der Suche15


nach Lösungen, im Kreativ-Sein mit Materialien, Sprache, Tönen ... Sie stellen eine Art derSelbstdistanzierung dar. Wertvolles wird in die Welt gegeben.Das Suchen nach dem, "was ich gern tue", "was mir gut tut", "was mich freut" ist auch eineSuche nach den Ressourcen. Es ist ein "Umweg", der Resignation und Erschöpfung oderauch dem Eingefahren-Sein ein Schnippchen zu schlagen und immer wieder bewusst dieleichtere Seite des Lebens anzusehen. Als Betreuerin gilt es, sich bewusst auf Wertsucheim Wohngemeinschafts-Alltag zu machen. Das ist nicht immer leicht, da der Blick für Positivesmanchmal verstellt ist durch eine Art "Problemtrance". Diese Gefahr gilt für Klientinnenwie für Betreuerinnen. Manchmal wird als Auftrag erarbeitet, dass die Klientin täglichzwei Dinge notiert, die sie als positiv erlebt hat an diesem Tag. Gemeinsame Außenaktivitätenwie Billard oder Kegeln oder andere Sportarten (was zum regelmäßigen Programmgehört), beinhalten potentiell einen hohen Erlebniswert, ebenso die monatlichen gemeinsamenAusflüge. Alleine könnte sich kaum jemand dazu aufraffen. Schöpferische Wertewerden umgesetzt im liebevollen Kochen eines Gerichtes (was von den Wohnungskolleginnenmeist anerkennend kommentiert wird), im Beziehungsaustausch untereinander, imPflegen der Wohnung und des eigenen Zimmers.Einstellungswerte werden verwirklicht, indem ich mich zu Unabänderlichem stelle in derHaltung innerer Freiheit, selbst zu entscheiden, ob ich mich dadurch brechen lasse odernicht. Was die Einstellungswerte betrifft, so könnten sich von ihnen viele Frauen angesprochenfühlen, da die meisten Ohnmachts-Erfahrungen gemacht haben. Auch wenn fürimmer seelische Narben bleiben sollten, kann es zur Einsicht kommen: "Heute bin ich Mitgestalterder Umstände. Ich kann aus Allem etwas Gutes für mich machen." Trotzdem –und/oder gerade deswegen!Um Wertpflege muss man sich kümmern und bemühen, denn sonst verkümmert die Lebendigkeit.5.4 Die GrundmotivationenNach Frankl zielt das Streben des Menschen nicht in erster Linie auf Lustgewinn ab (wie16


Freud postulierte) oder auf Machtgewinn (Adler), sondern vor allem darauf, Sinn in seinemLeben zu finden. Frankl sieht den Menschen vorrangig als sinn- und wertorientiertes Wesen;das Streben nach Lust und Macht gilt als zweitrangig, wird zum Nebeneffekt.Alfried Längle hat die Voraussetzungen aufgezeigt, die erfüllt sein müssen, damit sinnvollesWollen überhaupt möglich ist (der Mensch wollen kann). Die von ihm entwickeltenGrundmotivationen stellen wertvolles Werkzeug und Verstehens-Raster dar, wenn es darumgeht, zu erahnen, wo jemand steht, was jemand braucht.5.4.1 Erste Grundmotivation: Sein KönnenIn der 1. GM geht es um das Dasein-Können in der Welt: Angenommen-Sein zu erfahrenund aus dieser Erfahrung heraus schließlich mein "Ja zur Welt" sagen zu können, die Weltannehmen und aushalten zu können. Dafür bedarf es dreier Voraussetzungen: Ich mussSchutz, Raum und Halt erfahren (haben).Den größten Schutz stellt die Erfahrung dar, angenommen (worden) zu sein: "Angenommenseinund in der Folge Selbstannahme sind wie ein schützender Mantel um das eigeneSein, in dem man aufgehoben ist. (Längle, 2007, 28). Je vielfältiger diese Erfahrung ausfällt(durch unterschiedliche Menschen) umso stützender ist sie. In der Kindheit ist sie vonelementarer Bedeutung, aber angewiesen auf Angenommen-Sein sind wir ein Leben lang."Je mehr Angenommensein man in sich trägt, desto mehr ist man freigegeben zum Annehmen-Können(des anderen) und desto leichter wird die Selbstannahme" (ebd. 29).Um da sein zu können brauche ich Raum für meinen Körper. Es geht um das Erleben: Esgibt mich, ich bin da. "Das Spüren des eigenen Seins ist an den Körper gebunden" (ebd.33). Kinder nehmen sich beispielsweise Raum, indem sie springen wie ein Hampelmann.Wenn man sich dabei im Kreis dreht - um die eigene Achse - spürt man sowohl das Einbezogenseindes ganzen Körpers als auch die größtmögliche Ausdehnung: Weiter, als Beineund Arme reichen, gehts nicht! Diese Übung wird in der wöchentlich stattfindenden "Körpergruppe"gerne angenommen, ebenso folgende: "Sich einen unsichtbaren Schutzraumzu mauern". Man beginnt in Kopfhöhe mit ausgestreckten, leicht angewinkelten Armen undstark angewinkelten Händen eine unsichtbare Wand rund um den Körper zu mauern. In-17


dem man sich immer kleiner macht entsteht diese durchsichtige „Mauer“ auch im Brust-,Hüft- und Beinbereich, bis zu den Füßen: Damit ist eine Art persönlicher Raum symbolisiert,dessen Grenzen niemand ohne Einladung übertreten darf. Es ist eine Übung im Sich-Raum-nehmen.Damit ist eine wichtige Frage berührt: Wie schaffe ich mir Raum (um sein zu können)? Indemich Abstand nehme (ein Akt der Selbst-Distanzierung) von dem, was momentan einengt.Das kann geschenen indem ich z.B. die Räume wechsle (ins Freie gehen), Bewegungmache (z.B. power walking), mir Zeit lasse, es mir von der Seele schreibe oder male,indem ich darüber rede = es in Sprache bringe, mir Visionen erlaube ... (vgl. ebd.).Um sein zu können in der Welt brauche ich Halt. Das Erleben von "Halt stammt aus derErfahrung, daß da etwas ist, worauf man sich verlassen kann: sowohl in einem selbst alsauch in der Welt" (ebd. 43). Körperlich ist Halt erfahrbar durch die Methode der Grenzatmung(zu der ich oft einlade): Nachdem der ganze Körper durch Abklopfen warm durchblutetist liegen die Hände in Nabelhöhe aufeinander. Nach einigen "normalen" Atemzügenund einer bewussten Ausatmung warten wir, bis der Atem wieder von selbst kommt. DazuLängle (ebd. 36): "Die Atemgrenzen geben einen Rahmen vor (...), der als Gehaltenseinwährend des Atmens erlebt werden kann."Auch rhythmische Übungen vermitteln das Gefühl von Raum und Halt, deshalb gehören jaBallspiele und Seilhüpfen unabdingbar zur Kindheit. Trommeln stellt ebenso eine elementareErfahrung dar. In der „Körpergruppe“ kommt dem Jonglieren besondere Bedeutungzu. Mit Tüchern ist es praktisch für jede Frau zu erlernen und vermittelt ein Erfolgserlebnis,hinter dem ein „Kann ich nicht“ verblasst. Außerdem kann spielerisch ein anderer Umgangmit „Fehlern“ geübt werden, indem jedes zu Boden segelnde Tuch als Erfolg beklatschtwird. Mit Bällen stellt Jonglieren eine wirkliche Herausforderung dar: Man muss sich mitRaum und Zeit, Flieh- und Schwerkraft arrangieren: ein kleines Abbild des Lebens. Es isteine wunderbare Form der Selbstdistanzierung, die Musik tut ihr übriges: man kommt unwillkürlichins Lächeln.Frauen mit Essstörungen haben eine schwierige Beziehung zu ihrem Körper - dem "Bin-18


deglied", um da-sein zu können. Ihm gebührt liebevolle Aufmerksamkeit. Dem Bedürfnisnach Raum und Halt wird in der WG durch ein konstruktives Klima, die klare Struktur, dieRegelmäßigkeit und Berechenbarkeit Rechnung getragen. Auch die Tatsache, dass imWohnraum möglichst ein fester Sitzplatz eingenommen wird, zeigt das Bedürfnis nach sicheremOrt und Halt im Sinn von "das ist mein Platz".Mit der Erfahrung von Halt hängt das Vertrauen-Können zusammen. Es gipfelt im Grundvertrauen,einem Vertrauen auf den "Seinsgrund", ein Letztes, das außer mir liegt und immerträgt, auch wenn ich sterbe.Halt muss in den Zumutungen des Lebens immer wieder neu gesucht werden, wennUnerwartetes oder Schweres das innere Gleichgewicht bedroht. Wie finde ich immer wiederneuen Halt? Indem ich schaue und wahrnehme ("feststelle"), was ist - und "mich dazustelle"mit der Frage: "Kann ich es annehmen und aushalten?" (vgl. ebd. 44).In der 1. Grundmotivation geht es also um die Frage: Habe ich meinen (Schutz-)Raum,meinen sicheren Ort? Fühle ich mich gehalten, kann ich vertrauen?5.4.2 Zweite Grundmotivation: Wertsein MögenIn der 2. GM geht es um den Wert meines Lebens und meiner Beziehungen, mit der Frage:"Mag ich (so) leben?" (Längle, 2001, 18). Es geht um die Zuwendung zum Leben, denWert des Lebens zu fühlen, mein "Ja" zum Leben zu sagen. Dazu braucht es Zeit, Nähe,Beziehung.Zentrales Element ist die Zuwendung, die ich bekomme (bekommen habe) und die ich Anderengebe: Wenn ich mich jemandem zuwende entsteht Nähe und damit ein Bewegtsein,die Grundlage für Gefühle (wie Wärme und Liebe). Ich kann mich fragen: Wer mag mich?Wen mag ich? Welche Beziehungen geben mir Wärme und Geborgenheit? Wieviel Zeitsind mir die Beziehungen wert? Dazu Längle: "Beziehungen leben aus dem Zeit für einanderhaben. Zeit = "Raum" der Beziehung" (2002,19).Bei der inneren Zuwendung geht es um die Beziehung zu mir selbst: Mag ich mich selbst?19


Was mag ich an mir? Was fällt mir schwer, an mir zu akzeptieren? Nehme ich mich selberan? Mag ich mit mir leben? Damit stößt man an die Grundwertfrage: "Ist es gut, dass esmich gibt?“ Um den Grundwert zu stärken sind Wertsuche und in der Folge Wertpflege angesagt:Was sind Werte für mich? Was tut mir gut? Was tue ich gerne? Wieviel Raum hatdas Mögen in meinem Leben? Es geht darum, aktiv etwas Gutes für sich zu tun, denn dasstärkt das Grundwert-Gefühl: Ja, es ist gut, dass es mich gibt! Zusammenfassend kannman das folgendermaßen sagen: „ Nähe, Zeit und Beziehungen = Voraussetzungen, umsich zuwenden zu können; Zuwendung zum Leben = Voraussetzung für den Grundwert;Zustimmung zum Leben verankert den Grundwert“ (Längle, 2003, 38).Möglichkeiten der Grundwertpflege sind zum Beispiel: In die Natur gehen (falls man dasliebt), Bewegung machen, sich die Sonne aufs Gesicht scheinen lassen, duschen und baden,schlafen, sich selbst im Spiegel zulächeln, Zärtlichkeit: sich selbst streicheln, Nähe zueinem lieben Menschen suchen, tanzen, sich Zeit für Schöpferisches schenken (Hobby),gutes Essen, Stille ...Einer Essstörung liegt das schmerzhafte Erleben zugrunde, dass die Sehnsucht nach echterNähe, Zuwendung, Liebe, Beziehung, Gesehen- und Akzeptiert-Werden nicht erfüllt ist.Deshalb gilt es, die Elemente der 2. Grundmotivation möglichst umzusetzen durch das Anbietenvon Zeit und Beziehung. Für die WG heißt das: Es findet tägliche Betreuung statt.Erarbeitet wird das Mögen: Was magst du gerne? Wie kannst du es leben? Zur ressourcen-orientiertenFrage " Was mögen Andere an dir?" ist eine beliebte Übung die Rückmeldungauf kleinen Klebezetteln, die die Empfängerin teilweise überrascht entgegennimmt,als positive Bildausschnitte, die die Anderen sehen. Es braucht oft viel Zeit, bis sich SelbstundFremdwahrnehmung annähern.Stellvertretend für die Klientinnen "glauben" wir Betreuerinnen an den Grundwert und dasGesundwerden. Ziel ist auch, Gefühle (nicht nur die „guten“) als Geschenke des Lebens,des "Herzens", zu sehen, als Zeichen für Lebendigkeit. Dazu Längle: "Um Beziehung zuleben ist das Wichtigste, innerliche Fühlung zum Anderen zu haben und gleichzeitig zumir selbst zu bewahren“ (2002, 21).20


5.4.3 Dritte Grundmotivation: Selbstsein dürfenIn der 3. GM geht es um die Berechtigung, als Person sein zu dürfen, wie ich eben bin. Esgeht um das Eigene, meine Unverwechselbarkeit und Individualität. Es geht um mich inmeinem Leben und die Frage: Darf ich (so wie ich bin) leben? Kann ich innerlich zu mir alsPerson „Ja“ sagen? Die zentrale Dynamik liegt in der Wertschätzung. Der Mensch ist daraufangewiesen, gesehen und beachtet zu werden, um sich als wertvoll, wert-geschätzt zufühlen. Bei welchen Menschen kann ich so sein, wie ich bin? Wem bringe ich Wertschätzung,Anerkennung entgegen? Und mir selbst gegenüber: Stehe ich zu mir, zu meinenStärken und Schwächen? Nehme ich mich selbst – in meinem Geworden-Sein – an?Nehme ich mich als Person und in meinen Entwicklungsmöglichkeiten ernst?Nach Längle gipfelt die 3. Grundbedingung der Existenz in der Aufgabe: “dass ich ‚ich’ seinkann vor den Augen der anderen wie vor meinen eigenen Augen“ (2003, 6), dass ich inmeinem Selbst-Sein (Authentizität) bestehen kann – denn sonst verliere ich mich. BeimSuchen nach dem Eigenen geht es um einen dialektischen Prozess: immer geht es gleichzeitigum Gemeinsamkeit und Verschiedenheit, was die Mitmenschen betrifft. Somit gehtes auch um Grenzen-ziehen. Abgrenzung hat das Ziel, die eigene Position zu finden und –aus Selbsttreue – zu vertreten. In der Abgrenzung wird ein „Nein“ gesagt, aber nicht alsSelbstzweck sondern um einen Wert zu schützen, d.h. um zu etwas, was einem wichtigerist, „Ja“ sagen zu können.Zentrales Phänomen der 3. Grundmotivation ist der Selbstwert (und seine Verankerung imLeben). Die Voraussetzungen für die Selbstwert-Bildung erfolgen von außen: indem manBeachtung erfährt (z.B. im Respektieren von Grenzen); indem man Gerechtigkeit erhält(das Eigene, das Wesen gesehen wird) und indem man Wertschätzung erlebt (durch kritischeBeurteilung und Anerkennung des Eigenen und seines Wertes). Dieser äußere Anstoßbraucht unabdingbar die Selbstwert-Bildung von innen. Sie erfolgt durch Selbstwahrnehmung(im Sehen und Akzeptieren eigener Grenzen), im sich ernst nehmen und sichdadurch gerecht werden (authentisch sein) und im sich selbst beurteilen - und wertschätzen;indem ich Stellung beziehe und zum Positiven stehe, zum Lebens-Fördernden (vgl.21


Längle, 2003, 40f). Der Selbstwert kann also nur im „dialogischen Austausch“ entstehen:„Wir brauchen andere, um das Eigene zu finden“ und müssen zusätzlich das „eigene, innereJa“ zu uns selbst vollziehen. Dadurch kommt es zur ICH-BILDUNG (ebd. 38).In der 3. GM geht es weiters um Respekt und Würde, Scham und Intimität, sowie umSchuld (echte oder vermeintliche). Personale Verarbeitung der Selbst-Entfremdung findetstatt, indem ich bedauere und bereue (ebd. 24). Personale Verarbeitung von Verletztseingeschieht, wenn ich mich zur Haltung durchringen kann, zu verzeihen (ebd. 22).Zurück zum logotherapeutischen Impuls für den WG-Alltag: Hier kann die Bedeutung desGesehen-Werdens nicht groß genug herausgestrichen werden. Es ergibt sich beim gemeinsamenEssen, z.B. im Nachfragen, wie der Tag war oder im Ansprechen, wenn jemandHaare oder Kleidung anders als gewohnt trägt. Neben den Äußerlichkeiten geht esum aufmerksames Wahrnehmen, wie jemand heute „da ist“, z.B. „Du wirkst heute bedrückt/ fröhlich – ist das so?“ Es braucht den „verweilenden Blick“ (ebd. 33), um sich dem Wesenund der Befindlichkeit des anderen zu nähern, z.B. auch durch gemeinsames Nachdenkenüber ihn im Team. Man kann den Selbstwert vielleicht stützen, erarbeiten muss ihn jederMensch für sich. Nach Längle stellt die Einschätzung meiner selbst die Voraussetzung fürden Selbstwert dar; die Stellungnahme zu mir verankert ihn (vgl. ebd. 39).Wächst der Selbstwert, wächst auch die Selbstannahme, was spürbar wird, wenn jemandneben seinen Stärken auch zu seinen Schwachpunkten stehen kann. Diesem Prozesskann man als Betreuerin manchmal zusehen. So sagte eine ehemals bulimische Frau: „Ichbin so stolz auf mich, ich habe schon wieder so gut gekocht! Das wäre mir früher nie eingefallen,mich dafür zu loben.“ Und auch folgender Satz spricht für Selbstannahme: „Jedemdas Seine – und mir das Meine!“5.4.4 Vierte Grundmotivation: Das sinnvolle WollenHiermit nähere ich mich wieder dem eingangs erwähnten Angefragt-Sein. (Dabei drängtsich als Bild - statt eines Kreises - eine nach oben offene Spirale auf.) Es geht um die Fra-22


ge: “Soll ich (so) leben? Will ich (so) leben? Wozu kann ich mich mit innerer Zustimmungeinlassen?“ (Längle, 2001, 18) Ausgehend vom Angefragt-Sein durch das Leben gilt es, inSituationen, die der Klärung/Veränderung bedürfen, die verschiedenen Möglichkeitenwahrzunehmen, zu bewerten und die wertvollste Möglichkeit in verantwortetes Handelnumzusetzen (vgl. Längle, 1988, 42f). Was so einfach gesagt ist, impliziert DIELEBENSAUFGABE. Es geht (lebenslänglich) um die Haltung der Offenheit, an gute Möglichkeitenzu glauben - und sinnvolle Entscheidungen (aus möglichst großer innerer Freiheitheraus) zu treffen. Im Suchen nach der wertvollsten Möglichkeit kommt die Sinnerfassungsmethode(Wahrnehmen, Werten, Wählen und Wahrmachen) zur Anwendung (vgl.Längle, 1988, 42f).Außerordentliche Bedeutung kommt in der Logotherapie und Existenzanalyse der Stellungnahmezu. Sie bedarf einer selbst-distanzierten Haltung. Systematisch eingesetzt wirdsie in der Personalen Existenzanalyse (PEA) im Rahmen jeder Beratungssituation. Diesevollzieht sich in drei Schritten: Im Eindruck, in der Stellungnahme und im Ausdruck.1. Im Eindruck geht es um das Wahrnehmen und Ansprechen dessen, was da ist:ein Sachverhalt, ein Gefühl dazu …2. In der (inneren) Stellungnahme geht es um ein inneres Verstehen des Gefühls:Was sagt es in mir dazu? Was halte ich davon? Was halte ich für richtig? Was willich tun?3. Im Ausdruck (im Antworten) wird dann nach außen gebracht, was ich als Persondazu sage oder was ich tun werde – zum richtigen Zeitpunkt und unter bestimmtenBedingungen. Es handelt sich um einen personalen Akt, „die Person findet sichselbst“ (vgl. Längle, 2003, 114 - 116).Nach meinem Verständnis besteht die Stellungnahme eigentlich aus zwei Teilen: der innerenStellungnahme (= Punkt 2; aus der Haltung der Selbst-Distanz) und der äußeren Stellungnahme(= Punkt 3; dem, was im Ausdruck, im Antworten nach außen gebracht wird –und was in der Alltagssprache unter Stellung nehmen, Stellung beziehen verstanden wird.)In der (Beziehungs-)Arbeit erfolgt der Anstoß zur Stellungnahme oft durch die lapidareFrage: „… und was sagst du dazu?“ Das findet sowohl im Einzelkontakt als auch in Gruppensituationenstatt, z. B. in der ritualisierten (täglichen) „Kaffeerunde“. Sich zum Ausdruck23


ingen können setzt Gesehen- und Beachtet-Werden voraus – und befreit (aus dem „Brodelnim eigenen Saft“). Durch die Stellungnahme, dem Antworten, wächst auch das Verständnisuntereinander. – Mein Bemühen ist es, der „inneren Stellungnahme“ viel Raum zugeben durch Hinspüren, Nachfragen, Zeit lassen.Abschließend: Am „eigenen Leib erfahren“ habe ich die vier Grundmotivationen in einemWorkshop auf dem <strong>GLE</strong>-Kongress 2007 mit dem Titel „Das Wesentliche sehen“. In einerArt „Aufstellung“ wurden wir um Übernahme von uns zugeteilten Rollen ausgesucht (undersucht) und im Raum platziert. Wie fühlt man sich in seiner Rolle als „Halt“, „Nähe“, „Abgrenzung“oder „Stellungnahme“? Wie steht man zu den anderen Rollen? Und was brauchtes für den „Spieler“, dass das Ganze stimmig ist? Diese spielerische Herangehensweisebleibt lustvoll und eindrücklich zugleich in Erinnerung.6 Prophylaxe: Was kann davor schützen, eine Essstörung zu entwickeln ?Zum Abschluss soll noch der Frage nach der Vorbeugung nachgegangen werden: Waskönnte Heranwachsende davor schützen, eine Essstörung zu entwickeln?Eine Essstörung zu entwickeln stellt ein multifaktorielles Geschehen dar - nicht alle Faktorensind beeinflussbar. Tatsache ist, dass dem Aufwachsen und den frühen Beziehungserfahrungenzentrale Bedeutung zukommt. Welche elterliche Haltung könnte also hilfreichsein? Rettenwander meint zur Frage, was Eltern präventiv tun können:"1. Ihren Töchtern - trotz gesellschaftlich vorgegebener Verhaltensnormen für Frauen - dieGewissheit geben, dass negative Emotionen ausgedrückt werden dürfen und dass es gutist, sich durchsetzen zu können.2. Ihren Kindern Werkzeuge mitgeben, die es ihnen ermöglichen, sich abzugrenzen, 'nein'zu sagen und sich gegen Grenzüberschreitungen zu wehren.3. Ihren Töchtern vermitteln, dass Frau-Sein nicht automatisch bedeutet, passiv zu seinund alles hinnehmen zu müssen.4. Ihren Kindern zu vermitteln, dass sie geliebt werden und dass Leistung zwar gut ist, aberdass Liebe nicht durch Leistung erkauft werden muss.24


5. Ihre eigenen Bedürfnisse wahrnehmen und nach Möglichkeit auch leben. Glückliche Elternsind gute Eltern.6. Sich selbst und anderen erlauben, Fehler zu machen. Nobody is perfect" (Rettenwander,2007, 124).Aus existenzanalytischer Sicht handelt es sich bei diesen Anregungen um Themen derzweiten und dritten Grundmotivation. Es geht zu allererst um bedingungsloses GeliebtWerden - unabhängig von erbrachter Leistung, und es geht um Selbst-Sein-Dürfen: imWahrnehmen von Bedürfnissen, im Äußern von Gefühlen, im Sich-Abgrenzen-dürfen zumSchutz des Eigenen. Nicht zuletzt geht es um die „Erlaubnis“, Fehler machen zu dürfen,weil sie zum Leben gehören. Wichtig erscheint mir, dass sich Eltern in ihrem Person-Seingenau so wichtig nehmen und um Stimmigkeit ringen, wie sie es den Kindern gegenübertun (Vorbild-Wirkung).Die erste Grundmotivation kommt m.E. nicht ausdrücklich vor, was mir aber folgerichtigscheint: Einem Kind Raum, Schutz und Halt gewähren zu können ist eine Voraus-setzung,eine Basis, eine Selbstverständlichkeit, die Eltern mitbringen sollten - die aber der eigenenErfahrung bedarf. „Empfehlen“ kann man jedoch lediglich Strukturierungsmaßnahmen zurAlltagsbewältigung wie regelmäßiges Kochen, wenigstens einmal täglich gemeinsamesEssen als „Familienereignis“, Tagesstruktur, Schlafkultur, Umgang mit Konflikten ... Denndie Haltung, einem Kind genügend lebensfördernden Raum, Schutz und Halt zu geben,kann man nur leben und weitergeben, wenn man das selbst er-lebt hat (vielleicht auch in"nachgereifter Weise" im Rahmen einer Psychotherapie oder anderen heilsamen Beziehungserfahrungen).7 ResümeeZum Abschuss möchte ich darstellen, was mich beim Schreiben dieser Arbeit bewegt (hat)und was ich gelernt habe.Zum einen habe ich mich mit dem derzeitigen Stand der Essstörungs-Problematik vertrautgemacht. Eine weitere fruchtbare Auseinandersetzung fand bezüglich logotherapeutischem25


und existenzanalytischem Gedankengut statt durch das ausgeprägte Literaturstudium sowiedurch Reflexion in der Supervisionsgruppe und in einer Logotherapie-Arbeitsgruppe.Die einzelnen „Impulse“ haben sich neu mit Leben gefüllt und werden mich hoffentlich inneuer Klarheit begleiten.Deutlich wurde mir wieder die „radikale“ Sicht des Menschen in der Logotherapie: DerMensch ist in seiner Würde angefragt – durch die Zumutung von Freiheit und Verantwortung,(was natürlich auch eine Überforderung darstellen kann und der Hilfestellung bedarf).Klärend war für mich auch die innere Auseinandersetzung bezüglich meiner (beraterischen)Rolle in einem sozial-therapeutischen Kontext (WG).In meiner Arbeit werde ich mich weiterhin an Frankls Aussagen festhalten,- dass das Geistige, die Person, nicht erkranken kann.- dass der Mensch mehr ist als seine Angst, Resignation …, (Essstörung)- und dass nicht die Umstände das Leben bestimmen, sondern die je eigene Entscheidung,wie diese Umstände bewertet werden.26


8 LiteraturlisteBruch, Hilde (1982): Der goldene Käfig. Das Rätsel der Magersucht. Frankfurt: Fischer.Biebl, Wilfried (1997): Neurosen und psychosomatische Krankheiten. In: Hinterhuber,Hartmann; Fleischhacker, Wolfgang (Hrsg.): Lehrbuch der Psychiatrie. Stuttgart:Thieme.Diebel-Braune, Eva (1993): „Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt“ – Eine Form derSpaltung bei der Anorexie und ihrer Behandlung. In: Seidler, G. (Hrsg.): Magersucht.Öffentliches Geheimnis. Göttingen: Vandenhoeck.Dörner, Klaus (1985): Irren ist menschlich oder Lehrbuch der Psychiatrie, Psychotherapie(2. Auflage). Bonn: Psychiatrie Verlag.Frankl, Viktor E. (1995): Ärztliche Seelsorge. Grundlagen der Logotherapie und Existenzanalyse.(1. Auflage 1946). Frankfurt/M: Fischer.Guldenschuh, Beate (2001): Wege aus der Essstörung: 56 Frauen berichten. Innsbruck:Studien-Verlag.Guth, Elisabeth (1993): Der suchtkranke (abhängige) Mensch aus der Sicht der Existenzanalyseund Logotherapie. In: Süchtig sein. Entstehung, Formen und Behandlungvon Abhängigkeiten. Erweiterter Tagungsbericht 1/1993 der <strong>GLE</strong>.Herbst, Gesa (2001): Fremdkörper. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch.Johnston, Anita (2003): Die Frau, die im Mondlicht aß. München: Knaur Taschenbuch.Kurz, Wolfram / Sedlak, Franz (Hrsg.) (1995): Kompendium der Logotherapie und Existenzanalyse.Bewährte Grundlagen, neue Perspektiven. Tübingen: Verlag Lebenskunst.Kurz, Wolfram; Klonsky, Gunther (Hrsg.) (2006): Sinn in Zeiten der Resignation. Zum 100.Geburtstag von Viktor Frankl. Die Sinnfrage in Psychotherapie, Psychiatrie und Persönlichkeitsbildung.Tübingen / Wien: Verlag Lebenskunst.Längle, Alfried (1987): Sinnvoll leben. Wegweiser zum Leben. St. Pölten: NiederösterreichischesPressehaus.Längle, Alfried (Hrsg.) (1988): Entscheidung zum Sein. Viktor E. Frankls Logotherapie inder Praxis. München: Piper.Längle, Alfried (1991): Wertbegegnung. Phänomene und methodische Zugänge. In: Tagungsberichtder Gesellschaft für Logotherapie und Existenzanalyse. Wien.27


Längle, Alfried (2000): Sinnspuren. Dem Leben antworten. (2. Auflage). St. Pölten: NiederösterreichischesPressehaus.Längle, Alfried ( 2001): Lehrbuch der Existenzanalyse (Logotherapie). 1.Teil: Grundlagen.Wien: <strong>GLE</strong>.Längle, Alfried (2002): Lehrbuch der Existenzanalyse (Logotherapie). 3.Teil: ZweiteGrundmotivation. Wien: <strong>GLE</strong> <strong>International</strong>.Längle, Alfried (2003): Lehrbuch der Existenzanalyse (Logotherapie). 4.Teil: Dritte Grundmotivation.Wien: <strong>GLE</strong> <strong>International</strong>.Längle, Alfried (2006): Lernskriptum zur Existenzanalyse (Logotherapie). VI. Teil: Grundlagenfür die Praxis der Beratung und Therapie. Wien: <strong>GLE</strong> <strong>International</strong>.Längle, Alfried (2007): Lernskriptum zur Existenzanalyse (Logotherapie). Die Grundbedingungder Existenz: Sein-Können in der Welt (Die 1. Grundmotivation). Wien: <strong>GLE</strong><strong>International</strong>.Längle, Silvia ; Sulz, Martha (Hrsg.) (2005): das eigene leben – ein lesebuch zur existenzanalyse.Wien: <strong>GLE</strong> <strong>International</strong>.Rettenwander, Annemarie (2007): Magersucht – Einsichten und Auswege. Was (ehemals)betroffene Frauen als hilfreich empfinden. Berlin: Verlag Dr. Köster.Riedel, Christoph; Deckart, Renate; Noyon, Alexander (2002): Existenzanalyse und Logotherapie.Ein Handbuch für Studium und Praxis. Darmstadt: WissenschaftlicheBuchgesellschaft.Riemeyer, Jörg (2002): Die Logotherapie Viktor Frankls. Eine Einführung in die sinnorientiertePsychotherapie. (2. Auflage). Gütersloh: Quell / Gütersloher Verlagshaus.Wardetzky, Bärbel (2007): Weiblicher Narzissmus. Der Hunger nach Anerkennung. (19.Auflage). München: Kösel-Verlag.Williams, Gianna (2003): Innenwelten und Fremdkörper. Abhängigkeitsbeziehungen beiEssstörungen und anderen seelischen Erkrankungen. Stuttgart: Klett-Cotta.28

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!