cafe reichl – ein bisschen wien in wolfurt Für thomas reichl ist der November noch zu warm. Kälter sollte es sein und Schnee wäre ihm auch recht. „Dann verkaufe ich meine Kekse und head seine Schi“, sagt der gebürtige Steirer. Die Backtradition zog ihn nach Wien, die Liebe nach Wolfurt. Seit 16 Jahren betreibt er das „Café reichl“ in der Lauteracherstraße. es ist Cafe, restaurant und Konditorei in einem. „eine reine Konditorei würde sich nicht halten. heute geht es nur noch als Mischbetrieb, wie das Cafe reichl einer ist.“ Anfang November beginnt thomas reichl mit dem Backen der Weihnachtskekse, um ein gut gemischtes Sortiment zu haben, wenn im Dezember der Geschmack der Kunden richtung zimt, orangen, Nelken und Nuss umschlägt. torten und Kuchen verkaufen sich weniger, dafür haben Lebkuchen und teebäckereien einen guten Absatz. einzelne Sorten werden dann bei Bedarf nachproduziert und vor allem die empfindlicheren Kekse werden in kleinen Mengen und erst in der Adventzeit hergestellt. Weihnachtsstollen hat thomas reichl schon länger aus dem Sortiment genommen. „uninteressant“, sagt er kurz und bündig. Gegen große Produzenten muss er den Preiskampf zwangsläufig verlieren. Die zutaten sind teuer, die Arbeit aufwändig. Deshalb spezialisiert er sich lieber auf die Kekse. Manche Kunden kaufen eine bestimmte Sorte, andere lieber eine Mischung. Aus den 100 rezepten, die thomas reichl im Laufe seiner Berufsjahre – vor allem in Wien – gesammelt hat, verwendet er jedes Jahr zwischen 20 und 30, dazwischen immer wieder andere, um abzuwechseln. Die Klassiker bleiben natürlich im Sortiment, wie beispielsweise Vanillekipferl. traditionell von hand gefertigt, klein und zierlich, denn Kekse sind nach thomas reichls Ansicht etwas zum Naschen und Gustieren. Der gute ruf scheint sich herumzusprechen. eben hat thomas reichl einen Spezialauftrag erhalten. Auf eine persönliche empfehlung hin, kontaktierte ihn ein Kunde aus Deutschland, der in Basel eine Schokoladen-, Kaffee- und teeverkostung durchführen wird. zu diesem Anlass wünscht er sich kleine Stücke traditioneller Wiener Patisserie: Strudel, esterhazy- und Dobosschnitten, Baisers und erdbeertorte, die dazu gereicht werden sollen. thomas reichl kommt dem Wunsch der Kunden gerne nach. Nur so kann er sich einen Kundenstock aufbauen. Der Duft frischer Kekse lässt bei thomas reichl erinnerungen an Weihnachten, Kindheit und Familie hochkommen. zuhause in der Steiermark war es tradition, im Advent zu backen und erst an heiligabend die ersten Kekse zu essen. Was ihn natürlich nicht davon abgehalten hat, heimlich zu stibitzen. Mit seinen Kinder, die mittlerweile schon groß sind, haben er und seine Frau ebenfalls schöne Weihnachtsfeste erlebt. „Den Weihnachtsbaum aufstellen, das gemeinsame Singen, und man hat richtig mitgefiebert mit den Kindern, wenn sie auf die Geschenke gewartet haben.“ Das Materielle war thomas reichl nie wichtig. Auch heute noch ist für ihn das schönste an Weihnachten, dass er sich ein paar tage frei nimmt und mit seiner Frau in die Steiermark fährt. Lange Spaziergänge, die Familie besuchen. „es ist erholsam, ein wenig vom Geschäft wegzukommen und abzuschalten. Das gibt wieder Schwung fürs neue Jahr.“ Welche drei Begriffe fallen Ihnen spontan zu Weihnachten ein? Lebkuchen, Zimt, Apfel Welches war Ihr schönstes Weihnachtsgeschenk? Für mich immer schon, wenn die ganze Familie beieinander war. Welches ist Ihre liebste Kekssorte? Kokoskugeln (Lebkuchenmasse in Schokolademantel mit Kokosette) MArKtPLAtzhofsteig 6 | 7