Freaks (1932) - Das Dokument des Grauens
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<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong><br />
Begeisterung auch in die USA über.<br />
Im Jahr 1967 war es dann soweit. <strong>Freaks</strong> (<strong>1932</strong>) erhielt einen festen Platz im New<br />
Yorker Museum of Modern Art. Es hatte 35 Jahre gedauert, bis aus dem einst verfemten<br />
Machwerk ein international anerkanntes Kunstwerk geworden war.<br />
Hiermit fiel dann natürlich auch der Startschuss für eine verspätete Karriere <strong>des</strong><br />
Films. Durch die Wiederentdeckung <strong>des</strong> Films durch die Kunstszene fand <strong>des</strong>sen Revival<br />
bis in die 70er Jahre hinein auch weiterhin vorwiegend dort statt. Der Film wurde<br />
vor allem, ähnlich wie Luis Buñuels Un chien andalou (1928), als Meisterwerk <strong>des</strong><br />
subversiven Films gefeiert. So wundert es auch nicht, dass die ersten Zitate aus <strong>Freaks</strong><br />
(<strong>1932</strong>) zuerst fernab <strong>des</strong> Mainstreams auftauchten, zum Beispiel in Federico Fellinis<br />
Satyricon (1969) und David F. Friedmans trashigem Versuch eines billigen Remakes<br />
mit She Freak (1967).<br />
Eine direkte Kinoverwertung außerhalb expliziter Vorführungen vor an Film und<br />
Filmkunst interessiertem Publikum fand erst wieder in den 70er Jahren statt, als die<br />
sogenannten Midnite Movies immer beliebter wurden, Doppelvorstellungen alter und<br />
vor allem aktueller Filme aus dem Bereich der inhaltlichen und oft auch intellektuellen<br />
Grenzgänger. Hier lief <strong>Freaks</strong> (<strong>1932</strong>) erneut in Doppelvorstellungen mit Reefer<br />
Madness (1936), aber auch zusammen mit Romeros Night of the Living Dead (1968)<br />
und David Lynchs Eraserhead (1975) wurde er aufgeführt.<br />
Ende der 70er wurde er wieder prominent zitiert, als Roger Corman das von Joe<br />
Dante mitgeschriebene und mitinszenierte Musical Rock and Roll High School (1979)<br />
in die Kinos brachte. Der Film avancierte zu einem Kultfilm und zelebrierte The Ramones<br />
in vollen Zügen. Die Bezüge auf <strong>Freaks</strong> (<strong>1932</strong>) sind während <strong>des</strong> Songs Pinhead<br />
dann auch nicht mehr zu übersehen. Weitere Zitate und Hommagen folgen seitdem<br />
regelmäßig, unter anderem in Rob Zombies House of 1000 Corpses (2003) oder Robert<br />
Altmans The Player (1992). MGM selbst brachte 1986 eine Videofassung in edler<br />
Verpackung auf den Markt und ab diesem Zeitpunkt tauchte der Film auch regelmäßig<br />
im Fernsehen auf.<br />
Tod Brownings originale Schnittfassung hingegen ist ähnlich wie schon sein legendäres<br />
Chaney-Vehikel London After Midnight (1927) einer der tragischsten Verluste<br />
der Filmgeschichte. Von der im Jahr <strong>1932</strong> zensierten halben Stunde <strong>des</strong> Films überlebten<br />
nur einige wenige Szenenfotos, Produktionsnotizen und das Skript, jedoch keine<br />
Filmschnipsel. Dies ist in hohem Maße bedauernswert, da der Film durch die damaligen<br />
Schnitte völlig entstellt und ebenso verkrüppelt wurde wie es seine Darsteller<br />
waren.<br />
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