Fehlerrechnung - Gymnasium Gerlingen
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Robert-Bosch-<strong>Gymnasium</strong><br />
Physik (2-/4-stÉndig), NGO<br />
Praktikum<br />
<strong>Fehlerrechnung</strong><br />
Skript zur <strong>Fehlerrechnung</strong> beim Praktikum<br />
A. PfÄnder<br />
3.2.2011<br />
Seite - 1 -<br />
EinfÄhrung in die <strong>Fehlerrechnung</strong><br />
Jede Messung ist grundsÄtzlich mit einem Messfehler behaftet ("wer misst, misst Mist...."); der "wahre Wert"<br />
einer physikalischen GrÅÇe ist grundsÄtzlich unbekannt.<br />
Fehlerarten<br />
a) systematische Fehler:<br />
sie verfÄlschen den (stets unbekannten) wahren Wert immer in dieselbe Richtung (es wird also z.B. immer ein<br />
zu groÇer Wert gemessen); sie kÅnnen durch genaue Analyse des Messverfahrens entdeckt und prinzipiell vermieden<br />
oder durch geeignete GegenmaÇnahmen ausgeglichen, kompensiert werden.<br />
z. B. es wird eine LÄngenmessung stets mit einem MaÅstab ausgefÇhrt, der nicht bei 0 cm, sondern<br />
erst bei 1 cm beginnt; alle Messwerte sind dann um 1 cm zu groÅ; der Fehler am MaÅstab kann<br />
durch genaue Betrachtung leicht erkannt werden.<br />
z. B. es wird mit einem Ohmschen Widerstand eine Messung ausgefÇhrt; der Aufdruck betrÄgt 100<br />
, der tatsÄchliche Widerstandswert betrÄgt aber nur 95. Es wird zunÄchst davon ausgegangen,<br />
dass der Aufdruck "wahr" ist....<br />
z. B. es wird bei einem Fahrbahnversuch die Reibung vernachlÄssigt; sie ist aber grundsÄtzlich stets<br />
vorhanden.<br />
z. B. es wird bei einem Schwingungsversuch mit einem Federpendel die Federmasse nicht berÇcksichtigt....<br />
b) zufÄllige Fehler:<br />
ergeben sich durch die normale Streuung der Messwerte bei wiederholter Messung aufgrund zufÄlliger StÅrfaktoren.<br />
z. B. ErschÇtterungen, Temperaturschwankungen, Spannungsschwankungen (bei Stromversorgungen),<br />
Ableseungenauigkeiten bei (Analog-)MeÅinstrumenten, Quantisierungsfehler (bei DigitalmessgerÄten).<br />
ZufÄllige Fehler kann man zwar gering halten, aber grundsÄtzlich nie ganz ausschalten.
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Praktikum<br />
<strong>Fehlerrechnung</strong><br />
Skript zur <strong>Fehlerrechnung</strong> beim Praktikum<br />
A. PfÄnder<br />
3.2.2011<br />
Seite - 2 -<br />
Durch Mehrfachmessungen lÄsst sich der Einfluss zufÄlliger Fehler auf den Messwert verringern. Die <strong>Fehlerrechnung</strong><br />
hilft dabei, aus den zufÄllig streuenden Messwerten auf den wahren Wert RÉckschlÉsse zu ziehen<br />
und Éber die VerlÄsslichkeit der Messung insgesamt Hinweise (AbschÄtzungen) zu geben.<br />
Durch die <strong>Fehlerrechnung</strong> kÅnnen zufÄllige Fehler weitgehend ausgeglichen werden, systematische Fehler sind<br />
durch die <strong>Fehlerrechnung</strong> aber nicht identifizier- und behebbar.<br />
Mittelwert und Standardabweichung; absoluter und relativer Fehler<br />
Mittelwert einer MessgrÅÇe<br />
Beispiel: Messung der LÄnge eines Tisches:<br />
Messung Nr. (i)<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
Messwert l i / m<br />
2,03<br />
2,05<br />
1,98<br />
2,00<br />
2,05<br />
2,01<br />
1,99<br />
2,04<br />
2,03<br />
2,04<br />
Da durch zufÄllige Fehler der Messwert etwa gleich oft nach oben wie nach unten vom wahren Wert abweicht,<br />
betrachtet man als die bestmÅgliche SchÄtzung des unbekannten "wahren" Wertes das sogenannte arithmetische<br />
Mittel aller MeÇwerte:<br />
x 1 n<br />
hier also:<br />
l 1<br />
10<br />
n<br />
x i<br />
i1<br />
10<br />
l i .... 2, 022 m<br />
i1
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Aufgrund dieser Definition des Mittelwertes ist die Summe aller Abweichungen der Einzelmesswerte vom Mittelwert<br />
bei sehr vielen Messwerten gerade Null (die Abweichungen haben positives und negatives Vorzeichen):<br />
n<br />
x i n<br />
i1<br />
i1<br />
x i x 0<br />
falls x i x x i x 0<br />
falls x i x x i x 0<br />
Hinweis: je mehr Messungen gemacht werden, desto nÄher liegt der Mittelwert dem "wahren" Wert.<br />
Varianz (Abweichung, Streuung; die Definition geht auf GauÇ zurÉck)<br />
Die Abweichungen der Einzelmesswerte vom arithmetischen Mittelwert sind umso geringer, je zuver-<br />
lÄssiger die Messung ist und umgekehrt. Eine kleine Varianz deutet auf eine gute Messung hin und umgekehrt.<br />
x i x<br />
Definition der Varianz (nach GauÇ):<br />
Die Varianz (s 2 ) ist die Summe der Quadrate der Abweichungen der Einzelmessungen vom Mittelwert, dividiert<br />
durch die um eins verminderte Zahl der Einzelmessungen.<br />
Durch das Quadrieren erhÄlt man nur positive Werte, wÄhrend die Abweichungen selbst sich wegen des unterschiedlichen<br />
Vorzeichens ja gegenseitig kompensieren. Durch das Quadrieren fallen zudem kleinere Abweichungen<br />
fÉr die Varianz weniger ins Gewicht als starke Abweichungen. Das ist auch gut so fÉr die<br />
AbschÄtzung der VerlÄsslichkeit einer Messung: sie ist gut, wenn die meisten Messwerte wenig vom Mittelwert<br />
abweichen und "grobe AusreiÇer" selten vorkommen. Kommen sie dagegen vor, mÉssen sie stark zu Buche<br />
schlagen.<br />
Der Faktor 1/(n-1) ist bei kleinem n (also z. B. n = 2) viel grÅÇer (nÄmlich 1) als der Faktor 1/n (der wÄre nur<br />
1/2). Bei groÇem n ist 1/(n-1) dagegen annÄhernd dasselbe wie 1/n; d. h. bei wenigen Messungen erhÄlt die Varianz<br />
einen Éberproportional groÇen Wert, was ja auch der Absicht entspricht.<br />
Also ist die Varianz wirklich ein gutes MaÇ fÉr die ZuverlÄssigkeit (QualitÄt) einer Messung.
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Seite - 4 -<br />
Beispiel:<br />
Nr.<br />
l i /m<br />
l i<br />
l<br />
l i l<br />
2<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
2,03<br />
2,05<br />
1,98<br />
2,00<br />
2,05<br />
2,01<br />
1,99<br />
2,04<br />
2,03<br />
2,04<br />
0,01<br />
0,03<br />
0,04<br />
0,02<br />
0,03<br />
0,01<br />
0,03<br />
0,02<br />
0,01<br />
0,02<br />
1•10 -4<br />
9•10 -4<br />
16•10 -4<br />
4•10 -4<br />
9•10 -4<br />
1•10 -4<br />
9• 10 -4<br />
4•10 -4<br />
1•10 -4<br />
4•10 -4<br />
Varianz: s 2 1<br />
n1<br />
n<br />
(x i x) 2 <br />
i1<br />
10<br />
1<br />
101 i1<br />
l i<br />
l<br />
2<br />
<br />
1<br />
9 5, 8 10 3 m 2<br />
s 2 6, 45 10 4 m 2<br />
Die Standardabweichung:<br />
Da die Varianz nicht die Einheit (und auch nicht die Dimension) der MessgrÅÇe, sondern deren Quadrates hat,<br />
bildet man die Wurzel aus s 2 und erhÄlt sodann die Standardabweichung s:<br />
s s 2 hier 6, 45 10 4 m 2 2, 54 10 2 m<br />
allgemein gilt also fÉr die Standardabweichung s:
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s <br />
1<br />
n1<br />
n<br />
(x i x) 2 <br />
i1<br />
1<br />
n1<br />
n<br />
(x i x) 2<br />
i1<br />
Das Ergebnis der Beispielmessung ist demnach:<br />
x x s<br />
hier speziell:<br />
l l s<br />
also:<br />
l 2, 02 m 0, 02 m (also 2, 00 m l 2, 04 m )<br />
s ist dabei der absolute Fehler bei der Angabe der gemessenen GrÅÇe. Der relative (prozentuale) Fehler lÄsst<br />
sich jetzt auch sehr einfach berechnen, indem man durch den Mittelwert der gemessenen GrÅÇe dividiert (und<br />
mit 100% mal nimmt); er betrÄgt:<br />
s<br />
l<br />
100%<br />
hier also:<br />
0,02 m<br />
2,02 m 100% 0, 99% 1%<br />
also kann man das Messergebnis auch so angeben:<br />
l 2, 02 m 1%<br />
Jedes Messergebnis in den Naturwissenschaften ist grundsÄtzlich stets nur zusammen mit der Angabe des<br />
VerlÄsslichkeits- (Genauigkeits-)Intervalls aussagekrÄftig bzw. Éberhaupt sinnvoll.
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Hinweis:<br />
Anzahl gÉltiger Ziffern bei der Genauigkeitsangabe einer MessgrÅÇe:<br />
Wird z. B. die LÄnge x eines Tisches gemessen, so kann man folgende Angaben machen:<br />
a) x = 1,2 m<br />
b) x = 1,20 m<br />
c) x = 1,204m<br />
Das bedeutet:<br />
a) Der Tisch wurde mit einem MaÇstab gemessen, der in Dezimeter eingeteilt ist (Zehntels-Meter); es<br />
wurde abgelesen, dass der Tisch einen ganzen und zwei zehntel Meter lang ist. Der Messwert kÅnnte<br />
gerundet sein; die Angabe 1,2 m bedeutet also, dass der Tisch nicht 1,1 m lang war und auch nicht 1,3<br />
m lang, sondern zwischen diesen Werten liegt. Die Messung ist also "auf einen Dezimeter genau".<br />
b) Es wurde ein MaÇstab verwendet, mit dem man Zentimeter ablesen kann. Es wurden 120 cm gemessen,<br />
nicht 119 cm und auch nicht 121 cm. Die Angabe 120 cm bzw. 1,20 m bedeutet, dass auch gerundet<br />
worden sein kann. Der Tisch ist zwischen 1,204 m und 1,195 m lang; im ersten Fall wÄre ab- im zweiten<br />
aufgerundet worden. Die Messung ist also "auf einen Zentimeter genau"<br />
c) Nun wurde ein MaÇstab verwendet, mit dem man noch die Millimeter ablesen kann. Nach Rundung<br />
liegt die LÄnge des Tisches also zwischen 1,2044 m und 1,2035 m. Die Messung ist also auf einen Millimeter<br />
genau".<br />
Am besten gibt man Messergebnisse, d. h. die Messwerte, in der wissenschaftlichen Schreibweise an: mit einer<br />
Mantisse und einem dekadischen Exponenten:<br />
z. B.:<br />
1,24 Ö10 3 m<br />
3,75 Ö10 -4 A<br />
4,0761 Ö10 6 V
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Ñbung: schreibe nachfolgende Werte um:<br />
0,00897 m =<br />
1240 A =<br />
2,3760 cm =<br />
Wo liegt der Unterschied:<br />
0,23 m<br />
0,230 m<br />
und<br />
1,2 m<br />
1,20 m<br />
1,200 m
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Seite - 8 -<br />
Fehler-Fortpflanzung bei der Berechnung abgeleiteter GrÅÇen / exakte Methode<br />
Fehlerfortpflanzung bei Addition / Subtraktion<br />
Oft ist eine zusammengesetzte (abgeleitete) physikalische GrÅÇe aus gemessenen GrÅÇen zu bilden.<br />
z. B.: aus einer gemessenen Wegstrecke und einem gestoppten Zeitintervall ist die gefahrene<br />
Geschwindigkeit zu ermitteln.<br />
Die Fehler der EinzelgrÅÇen seien bekannt. Dann kann man ermitteln, wie groÇ der Fehler bei der errechneten<br />
abgeleiteten GrÅÇe wird.<br />
Beispiel: Umfangsbestimmung einer FlÄche durch LÄngen- und Breitenmessung:<br />
l 40, 2 cm 0, 4 cm; relativer Fehler : 1%<br />
b 20, 0 cm 0, 3 cm; relativer Fehler : 1, 5%<br />
U 2 l 2 b<br />
U<br />
2 l b<br />
Kleinster Wert:<br />
U<br />
2 min<br />
39, 8 19, 7 cm 59, 5 cm<br />
GrÅÇter Wert: U 2 max<br />
40,6 20,3 cm 60,9cm<br />
also:<br />
U<br />
2 60,2 cm 0,7 cm<br />
d. h.: die absoluten Fehler in beiden EinzelmeÇwerten l und b haben sich bei der Bestimmung der abgeleiteten<br />
GrÅÇe addiert (0,4 cm + 0,3 cm = 0,7 cm).
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Seite - 9 -<br />
Bei Addition und Subtraktion fehlerbehafteter physikalischer GrÅÇen addieren sich die Absolutfehler.<br />
Bei Differenzen kann der Relativfehler dadurch sehr stark zunehmen (dann, wenn die Differenz sehr<br />
klein ist, weil die subtrahierten Werte nahe beieinander liegen)!<br />
Allgemein: Der Wert einer abgeleiteten GrÅÇe kann demnach niemals genauer sein als die ungenaueste<br />
(Einzel-)Messung einer darin verarbeiteten GrÅÇe. 1<br />
Fehlerfortpflanzung bei Multiplikation / Division<br />
Beispiel: FlÄchenbestimmung aus der Messung von LÄnge und Breite (Messwerte wie oben!):<br />
A l b<br />
also:<br />
minimaler Wert: A min 39, 8 19, 7 cm 2 784, 1 cm 2<br />
maximaler Wert: A max 40, 6 20, 3 cm 2 824, 2 cm 2<br />
also:<br />
A 804, 2 20, 04 cm 2<br />
Relativer Fehler: 2,5 %<br />
d. h. die relativen Fehler (1% und 1,5 %) haben sich addiert.<br />
1<br />
Wer also nach Bildung eines Quotienten aus den Messwert 1,00 und 3,00 zweier GrÄÅen das Ergebnis (des<br />
Taschenrechners) mit 1,33333 angibt, zeigt damit nicht, dass er besonders genau gerechnet (oder gar gemessen),<br />
sondern dass er die <strong>Fehlerrechnung</strong> nicht kapiert hat. Das Ergebnis kann nicht auf mehr Stellen genau<br />
angegeben werden, als die Einzelmesswerte bzw. der am ungenauesten gemessene Einzelwert (hier: drei<br />
gÇltige Ziffern; Ergebnis also: 1,33).
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Seite - 10 -<br />
Bei Multiplikation und Division fehlerbehafteter physikalischer GrÅÇen addieren sich die<br />
Relativfehler.<br />
Beim Quadrieren verdoppelt sich der relative Fehler, beim Radizieren (Wurzelziehen) halbiert er sich.<br />
Allgemeine Regeln zur Fehler-Fortpflanzung:<br />
Berechnung des Fehlers nach dem Fehlerfortpflanzungsgesetz aus zwei MessgrÅÇen x 1 und x 2 . C steht dabei fÉr<br />
eine beliebige Konstante. x 1 und x 2 sowie x stehen fÉr die Mittelwerte der GrÅÇen x 1 , x 2 und x; sowie<br />
x 1 , x 2 und x fÉr den mittleren Fehler der jeweiligen GrÅÇe.<br />
Term<br />
Summe<br />
Differenz<br />
Produkt<br />
Quotient<br />
gesuchte abgeleitete<br />
GrÅÇe<br />
x C x 1 x 2 <br />
x C x 1 x 2 <br />
x C x 1 x 2<br />
x C x 1<br />
x 2<br />
absoluter Fehler<br />
x C x 1 x 2 <br />
x Cx 2 x 1 x 1 x 2 <br />
x C x 2x 1 x 1 x 2 <br />
2<br />
x 2<br />
relativer Fehler<br />
x<br />
x x 1x 2<br />
x 1 x 2<br />
x<br />
x x 1x 2<br />
x 1 x 2<br />
x<br />
x x 1<br />
x 1<br />
x 2<br />
x 2<br />
2<br />
Potenz<br />
x n x 1<br />
x C (x x C n (x 1 ) n1 1 ) n<br />
x 1<br />
x 1<br />
Bemerkung: Die Regel fÉr die Potenz lÄsst sich auch bei gebrochenem Exponenten wie z. B. bei Wurzeltermen<br />
anwenden:<br />
a a 1 2 ,also : n <br />
1<br />
2<br />
x<br />
2<br />
Der Wert dieses Ausdruckes wird sehr groÅ, wenn die Differenz im Nenner klein wird!
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3.2.2011<br />
Seite - 11 -<br />
Vorschlag zur Vereinfachung:<br />
Aus den Mittelwerten der einzelnen physikalischen GrÅÇen wird zunÄchst die abgeleitete GrÅÇe gebildet x ( ).<br />
Dann wird zu jeder EinzelgrÅÇe der Messung (nicht abgeleitete GrÅÇen) die Standardabweichung s des Mittelwertes<br />
a) dazuaddiert b) abgezogen, bzw.: bei einer Division zum Erhalt der abgeleiteten GrÅÇe im ZÄhler zuaddiert<br />
und im Nenner subtrahiert und so ein Maximalwert von x und (durch Subtraktion im ZÄhler und<br />
Addition im Nenner) ein Minimalwert von x gebildet: x min bzw. x max .<br />
Dann wird der prozentuale Fehler der Abweichung nach oben<br />
x max x<br />
x<br />
und nach unten<br />
xx min<br />
x<br />
gebildet und der Messwert anschlieÇend so angegeben:<br />
x Fehler oben / Fehler unten <br />
Ausgleichsrechnung und Regressionsgerade<br />
In der Physik ergeben sich oft lineare ZusammenhÄnge<br />
zwischen den GrÅÇen (ProportionalitÄten)<br />
oder die ZusammenhÄnge lassen<br />
sich durch math. Umformungen linearisieren<br />
(z. B. kann man bei einer ProportionalitÄt<br />
in der graphischen Darstellung das<br />
x y 2<br />
Quadrat von y Éber x auftragen), so dass<br />
man in einer graphischen Darstellung (Graph<br />
der Funktion) wieder eine Gerade erhÄlt:<br />
y x<br />
bzw.<br />
y m x bzw. y m x a<br />
x<br />
x<br />
y i<br />
x<br />
x<br />
x<br />
y(x )<br />
i<br />
x<br />
xx<br />
•<br />
x i<br />
y 2<br />
y 1<br />
x 1<br />
x 2<br />
x<br />
Vermutete Gerade:<br />
y(x) = m x + a<br />
Die Messwertepaare (y i ; x i ) lassen sich auch in einem Diagramm graphisch als Punkte darstellen (siehe Bild<br />
rechts).
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3.2.2011<br />
Seite - 12 -<br />
Die Messwerte bzw. ihre graphischen Manifestationen streuen um die sich vermutlich ergebende Gerade. Bei<br />
der Konstruktion geht man natÉrlich gerade umgekehrt vor: man trÄgt die Messwerte in das Schaubild ein und<br />
legt dann eine sog. Ausgleichsgerade so durch die Messwerte, dass deren Entfernung von der Geraden mÅglichst<br />
gering sind und sich "AusreiÇer" nach oben und unter mÅglichst in ihren Entfernungen zur Geraden kompensieren.<br />
Diese Ausgleichsgerade lÄsst sich in ihrem Verlauf nicht nur graphisch "schÄtzen", sondern nach dem GauÇschen<br />
Verfahren der kleinsten Quadrate auch berechnen. Nach diesem Vorgehen muss die Gerade so liegen,<br />
dass die Summe der Quadrate der AbstÄnde (y i - y(x i )) der Messpunkte von der Kurve mÅglichst klein wird:<br />
n<br />
y i yx i <br />
i1<br />
!<br />
Minimum<br />
n Messpunkte<br />
Dieses Verfahren zur Berechnung der Lage der Ausgleichsgeraden heiÇt auch "lineare Regression", die Ausgleichsgerade<br />
bezeichnet man deshalb auch als Regressionsgerade. Aus der oben aufgestellten Forderung folgt<br />
fÉr die Steigung m und den y-Achsenabschnitt a der Regressionsgeraden:<br />
m <br />
n<br />
n x i y i x i y i<br />
i1<br />
n<br />
i1<br />
n<br />
i1<br />
n<br />
n x i 2 x i<br />
i1<br />
n<br />
i1<br />
2 und a i1<br />
n<br />
n<br />
x 2 i<br />
y i x i x i y i<br />
i1<br />
n<br />
i1<br />
n<br />
i1<br />
n<br />
n x i 2 x i<br />
i1<br />
n<br />
i1<br />
2<br />
Mit vielen Taschenrechnern, dem GTR (oder Mathematikprogrammen bzw. der Tabellenkalkulation Excel am<br />
PC) lassen sich nach Eingabe der Wertepaare (x i ; y i ) die Regressionsgerade (also m und a) direkt berechnen.<br />
Ansonsten empfiehlt sich vor der mÉhsamen Berechnung von Hand eher eine graphische LÅsung. Vor der Erfindung<br />
des Taschenrechners war hier noch viel Rechenarbeit gefragt...
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3.2.2011<br />
Seite - 13 -<br />
Hinweise zur Vereinfachung (Mittelstufen-Praktika)<br />
Der "Rahmen der Messgenauigkeit"<br />
Oft sind bei einer Messung zwei GrÅÇen mit einander zu vergleichen oder die gemessene GrÅÇe soll einen bereits<br />
bekannten Wert (den Literaturwert z. B.) bestÄtigen.<br />
Beispielsweise soll der Ortsfaktor durch ein Fall-Experiment bestimmt werden. Nehmen wir an, das Ergebnis<br />
lautet:<br />
g = 9,71 m/s 2 Ü 0,30 m/s 2<br />
Dann kann man sagen, dass das Ergebnis "im Rahmen der Messgenauigkeit" mit dem Literaturwert Ébereinstimmt,<br />
denn die Unsicherheit der Messung ist so groÇ, dass der Literaturwert g = 9,81 m/s 2 innerhalb des ZuverlÄssigkeitsintervalls<br />
liegt.<br />
Vereinfachte Bestimmung des GrÅÇtfehlers (Fehlerfortpflanzung / einfaches Verfahren)<br />
Folgende Aufgaben stellen sich hÄufig bei der DurchfÉhrung und Auswertung eines Experimentes:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
ein Gesetz ist bereits bekannt und soll durch das Experiment bestÄtigt werden<br />
eine ProportionalitÄt soll bestÄtigt werden, was gleichbedeutend ist mit dem Nachweis der Konstanz eines<br />
Quotienten aus den zueinander proportionalen GrÅÇen<br />
Zwei Seiten einer Gleichung sollen miteinander verglichen werden und auch Gleichheit geprÉft werden (z.<br />
B. Drehmoment auf den beiden Seiten eines Hebels)<br />
Eine GerÄte- oder Materialkonstante soll bestimmt werden und mit einem bekannten Literaturwert verglichen<br />
werden<br />
In all diesen FÄllen ist zu prÉfen, ob das Gesetz, die Konstanz eines Quotienten oder die ábereinstimmung<br />
zweier Werte im Rahmen der vorhandenen Messgenauigkeit bestÄtigt werden kann oder nicht. Ist die prozentuale<br />
(relative) Abweichung kleiner als der GrÅÇtfehler, kann die Frage "im Rahmen der Messgenauigkeit"<br />
bestÄtigt werden, im anderen Fall nicht.<br />
Dazu muss der relative Gesamtfehler der Messung bekannt sein. Fast immer wird nicht nur eine GrÅÇe gemessen<br />
und diese dann mit einer anderen verglichen, sondern es wird eine zusammengesetzte GrÅÇe errechnet und<br />
diese dann mit Vorgabewerten o. Ä. verglichen.
Robert-Bosch-<strong>Gymnasium</strong><br />
Physik (2-/4-stÉndig), NGO<br />
Praktikum<br />
<strong>Fehlerrechnung</strong><br />
Skript zur <strong>Fehlerrechnung</strong> beim Praktikum<br />
A. PfÄnder<br />
3.2.2011<br />
Seite - 14 -<br />
Eine zusammengesetzte GrÅÇe besteht aus mehreren einzelnen GrÅÇen, die durch einen mathematischen Ausdruck<br />
(Produkt, Quotient, Wurzelausdruck, Summe etc.) miteinander verbunden sind. Jede einzelne dieser GrÅ-<br />
Çen ist mit einem Messfehler behaftet; je nach Aussehen der Berechnungsformel tragen die EinzelgrÅÇen und<br />
deren Fehler in unterschiedlicher Gewichtung zum Gesamtfehler bei. Dazu muss man etwas von der Fehlerfortpflanzung<br />
in mathematischen AusdrÉcken (Termen) verstehen. Die Berechnungen dazu sind rasch auch<br />
recht umfangreich und unÉbersichtlich (s. o.). Um uns die Arbeit zu vereinfachen, berechnen wir den Gesamtfehler<br />
fÉr den schlimmsten Fall des negativen Zusammenwirkens aller Fehler; ein "worst case - Szenario"<br />
sozusagen. Dazu werden die relativen Fehler aller einzelnen zum Ausdruck beitragenden GrÅÇen bestimmt und<br />
diese relativen (prozentualen) Fehler einfach addiert; was sich dabei ergibt, nennt man den abgeschÄtzten (Gesamt-)GrÅÇtfehler.<br />
Hinweis: Absolutfehler verschiedener physikalischer GrÅÇen kann man nicht einfach addieren; dann mÉsst man<br />
z. B. cm und kg (als Einheiten) addieren. Ermittelt man den (prozentualen) Relativfehler, hat man eine von der<br />
physikalischen GrÅÇe unabhÄngige MaÇzahl fÉr den Umfang des Fehlers. Diese Prozentwerte kann man natÉrlich<br />
problemlos addieren.<br />
Ermittlung des (relativen) GrÅÇtfehlers einer EinzelgrÅÇe<br />
Angenommen, es wird nur die StromstÄrke I gemessen und der dabei gemachte Messfehler soll als GrÅÇtfehler<br />
ermittelt werden. Dann muss man den absoluten gemachten Fehler I ermitteln, diesen durch den kleinsten aller<br />
Messwerte fÉr die StromstÄrke teilen und mit 100 % multiplizieren.<br />
Relativer GrÅÇtfehler von I:<br />
I<br />
I min<br />
100%<br />
So verfÄhrt man bei allen physikalischen GrÅÇen fÉr den fraglichen Ausdruck. Dann addiert man alle diese Prozentwerte.<br />
Diese GrÅÇtfehlerrechnung muss fÉr diese eine Messung nur ein einziges Mal angestellt werden und<br />
gilt fÉr alle zugehÅrigen Messwerte. Sorgt nur ein einziger Messwert dafÉr, dass eine GesetzmÄÇigkeit nicht<br />
mehr innerhalb des Rahmens der Messgenauigkeit (d. h. im Rahmen des Gesamt-GrÅÇtfehlers) bestÄtigt werden<br />
kann, sollte man sich Éberlegen, ob es sich um einen "AusreiÇer" handelt, ob der Wert also vernachlÄssigt werden<br />
soll oder ob die AbschÄtzung des GrÅÇtfehlers nicht zu konservativ war. Weichen viele (alle) Werte so<br />
stark ab, so kann die GesetzmÄÇigkeit durch das benutzte Messverfahren zumindest nicht bestÄtigt werden oder<br />
der vermutete Zusammenhang trifft auf die physikalische Fragestellung gar nicht zu.<br />
Ermittlung des absoluten Messfehlers bei einer GrÅÇe<br />
Zum Messen benutzt man ja stets ein MessgerÄt. Diese MessgerÄte sind aufgrund ihres Aufbaus und / oder ihrer<br />
Kalibrierung ebenfalls mit einem Fehler behaftet, den man hÄufig Grundfehler oder GerÄtefehler nennt.
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Skript zur <strong>Fehlerrechnung</strong> beim Praktikum<br />
A. PfÄnder<br />
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Hinzu kommt dann noch ein Ablesefehler und weitere Fehler beispielsweise durch VernachlÄssigung von stÅrenden<br />
Effekten (Reibung, Eigengewicht von SchnÉren, Federn, TrÄgheitsmoment von Rollen etc.)<br />
WÄhrend man den absoluten Ablesefehler durch genaues Analysieren der Mess-Skala abschÄtzen kann (im<br />
Zweifel ist der Abstand zwischen zwei Skalenteilungen die Ableseungenauigkeit), muss man den Grundfehler<br />
im Beiblatt zum GerÄt / im Handbuch / in der technischen Anleitung etc. nachschlagen.<br />
Analoge elektrische Messinstrumente (Drehspulinstrumente) haben die Messgenauigkeit auf der Skala als Zahl<br />
vermerkt (1,5 bedeutet z. B. 1,5 % Fehler beim Skalen-Endwert). Digitalmessinstrumente haben meist einen<br />
Éber alle Messwerte hinweg konstanten Fehler (bei unseren Digitalmultimetern von 1%). Hinzu kommt bei Digitalinstrumenten<br />
stets der so genannte Digitfehler: die letzte Ziffer muss ja stets auf einen vollen Wert gerundet<br />
werden, bevor sie angezeigt wird. Sie ist daher stets um eine Ziffer ungenau. Wenn also bei einem DMM eine<br />
StromstÄrke von 0,348 mA gemessen wird, ist der Digitfehler 0,001 mA. Der Relativfehler ist dann<br />
0,001 mA<br />
100%<br />
0,348 mA .<br />
Meist wurde ja nicht nur ein StromstÄrkewert gemessen, sondern mehrere; den relativen GrÅÇt-Digitfehler wÉrde<br />
man daher aus dem Digitfehler und dem kleinsten der gemessenen StromstÄrkewerte ermitteln; falls dieser z.<br />
B. 0,023 mA ist, wÄre der relative GrÅÇtfehler fÉr den Digitfehler:<br />
0,001 mA<br />
0,023 mA 100%<br />
WiderstÄnde, deren Wert man kennt, weil er aufgedruckt ist oder sich durch den Farbcode ergibt, sind natÉrlich<br />
auch fehlerbehaftet. Meist verwenden wir KohleschichtwiderstÄnde mit einem Fehler von 5%. Bei Elektrolytkondensatoren<br />
sind Fehler von 10% und mehr Éblich. Man informiere sich bei Experimenten stets Éber GerÄte-<br />
/ Grundfehler der benutzten Messmittel!<br />
Will man alle Fehler berÉcksichtigen, so ergibt sich der relative Gesamt-GrÅÇtfehler eines Formelausdrucks aus<br />
den relativen GrÅÇtfehler jeder GrÅÇe, wobei diese relativen Einzelfehler sich noch aus einem Grundfehler und<br />
einem Ablesefehler zusammensetzen kÅnnen.