Leseprobe als PDF - E-cademic
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Uwe-Jens Gerhard und Anke Schönberg<br />
Kehlkopferkrankung niederschlug, eine längere Unterbrechung seiner Tätigkeit.<br />
Er beantragte eine zunächst halbjährige Beurlaubung vom Schuldienst »…zur<br />
Wiederherstellung s. erkrankten Sprechorgane und zur Fortbildung in s.<br />
Berufswissenschaft«. 20 Die geringen Chancen, seine pädagogischen<br />
Überzeugungen umzusetzen, und die ständigen Auseinandersetzungen mit der<br />
Bremer Schulbehörde führten zudem zu einer beruflichen Krise, so dass er 1887<br />
mit 32 Jahren nach Jena ging, um an der dortigen Universität ein Studium<br />
aufzunehmen. Es lassen sich in Jena mindestens fünf verschiedene Wohnsitze<br />
nachweisen. 21 Im Wintersemester 1887 besuchte er zunächst Vorlesungen, ohne<br />
immatrikuliert zu sein. Ab dem Sommersemester 1888 ließ er sich offiziell<br />
immatrikulieren. 22 Typisch für ihn war, dass er seine Vorlesungen<br />
fachübergreifend auswählte. So besuchte er Veranstaltungen und Seminare der<br />
Pädagogik, Philosophie, Naturwissenschaften, Anatomie, Physiologie und<br />
Psychiatrie. Er hörte unter anderem Wilhelm Rein, Rudolf Eucken und Ernst<br />
Haeckel. Im Wintersemester 1891/1892 belegte er Vorlesungen über<br />
Hirnanatomie bei Ziehen. Der Kollegreihe über Psychiatrie von Otto Binswanger<br />
galt seine besondere Neigung. Binswanger, seit 1882 außerordentlicher Professor<br />
für Psychiatrie in Jena und Direktor der Jenaer Landes-Irren-Heil- und<br />
Pflegeanstalt, gehörte zu den herausragenden deutschen Psychiatern. 1891 wurde<br />
er erster Ordinarius für Psychiatrie in Jena. Nach ihm wurde eine Form der<br />
Demenz, die progressive subcortikale arteriosklerotische Encephalopathie,<br />
benannt.<br />
Trüper wurde zunächst Hospitant und später Oberlehrer an der Reinschen<br />
Universitätsübungsschule, was ihm die Finanzierung seines Studiums<br />
ermöglichte. 23 »Es war für die damalige Zeit zumindest sehr ungewöhnlich, dass<br />
ein junger, nur seminaristisch vorgebildeter Lehrer die nach Vorbildung und Rang<br />
streng eingehaltenen Grenzen zwischen Akademikern und Nichtakademikern für<br />
sich einfach übersprang ...« 24 Zum Wintersemester 1889 wechselte er nach Berlin,<br />
wo er sich vorrangig den Natur- und Staatswissenschaften zuwandte und auf<br />
Adolf Damaschke, Friedrich Naumann und Adolf Stöcker traf. Trüper wurde<br />
Mitglied der Bodenreformbewegung des Volksschullehrers Damaschke, von der<br />
er sich später distanzierte, und beteiligte sich 1890 auch an der Gründung des<br />
Evangelisch-Sozialen Kongresses durch Stöcker. Damaschke und Naumann<br />
gründeten 1896 den Nation<strong>als</strong>ozialen Verein. Aufgrund anhaltender<br />
gesundheitlicher Probleme und um seine Studien fortsetzen zu können sowie zu<br />
promovieren, beantragte er eine weitere Beurlaubung vom Dienst. Da ihm diese<br />
20 Zitiert nach Zimmermann, K. (2005, S. 26).<br />
21 Adressbücher der Stadt Jena, Stadtarchiv Jena; Vgl. Walther (1887–1893).<br />
22 Walther, L. (1887).<br />
23 Album des Pädagogischen Universitätsseminars zu Jena, 1886-1914, UAJ, (Bestand<br />
S Abt. I, Nr.: 221, S. 30-32).<br />
24 Trüper, H. u. Trüper, I. (1978, S. 13).<br />
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