06/07 - Evangelische Kirchen in Erfurt

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THEMA: „SOZIALE STADT“ 14 CVJM Erfurt e.V. Magdeburger Allee 46 99086 Erfurt (/ax 0361/65360-26, -28 e-mail: kontakt@cvjm-erfurt.de Christlicher Verein Junger Menschen e.V. montags Erzähl-/Bürgercafé 15 Uhr TenGo-Workshops 18 Uhr, 14-tägig dienstags Kindercafé 15-18 Uhr TenGo 18-20 Uhr (Gospelprojekt) mittwochs Kindercafé 15-18 Uhr Bibelclub Glaube 46 19.30-21 Uhr donnerstags Kindercafé 15-17 Uhr Peanuts 17-18.30 Uhr (Jungschargruppe 9-12 Jahre) Graslöwen 17-18.30 Uhr (Weltdienstgruppe 13-15 Jahre) Gitarrenkurs 19-20 Uhr freitags Gartenprojekt 15-18 Uhr (für Kinder von 6-12 Jahren) Sportangebote Volleyball montags 18-20 Uhr Neuerbeschule Indiaca donnerstags 17-18.30 Uhr Bechsteinschule ußball freitags 20.30-22 Uhr Sportgymnasium Ökumenisches riedensgebet Donnerstag 17 Uhr Lorenzkirche Anger/Ecke Pilse
19 LANDNAHMEPREDIGT Ich habe Jericho in deine Hand gegeben Gabriele Stötzer Der Zyklus „Landnahme-Gottesdienst“ in der Erfurter Kaufmannskirche, der insgesamt sechs Gottesdienste umfasst, begann am 16. Mai 2004 mit der Predigt der Erfurter Künstlerin und Schriftstellerin Gabriele Stötzer zum Text „Ich habe Jericho in deine Hand gegeben“ (Josua 6, 1-27). Gabriele Stötzer ist „inzwischen viel herum gekommen“. Aber das Jahr 1977 hat sie im Gefängnis verbracht, weil sie gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann protestierte. Reduziert auf das Leben in einer Zelle erlebt sie, wie ihr alles Land genommen wird. In ihrem Buch „Die bröckelnde estung“, das 2002 im Münchener P. Kirchheim-Verlag erschien, geht sie dieser Erfahrung noch einmal nach. Auch in ihrer Predigt spielt diese estsetzung eine Rolle. Da sprach der Herr zu Josua: „Ich gebe die Stadt, ihren König und seine Soldaten in eure Gewalt. Sechs Tage lang sollt ihr jeden Tag ein Mal mit allen kampffähigen Männern um die Stadt ziehen. Nehmt die Bundeslade mit! Laßt sieben Priester mit Widderhörnern in der Hand vor ihr hergehen! Am siebten Tag sollt ihr siebenmal um die Stadt ziehen, und die Priester sollen die Hörner blasen. Wenn der langgezogene Signalton des Widderhorns ertönt, so stimmt ein lautes Kampfgeschrei an! Dann wird die Stadtmauer einstürzen, und ihr könnt von allen Seiten nach Jericho eindringen. Dass die deutsche Mauer geöffnet wäre, erfuhr ich am Abend des 9. November. Ich stand auf dem Domplatz in Erfurt vor einer sich bis über die Grenzen meines Blickes hinziehenden Menschenmenge. Gerade als ich mit meiner 5 Minuten Redezeit anfangen wollte, flüsterte mir eine Stimme von hinten ins Genick: „Die Grenzen sind auf, wenn du willst, kannst du es sagen“. Es war ein Schock, denn dafür waren die Leute eigentlich alle hier, hatten sich die Erfurter jeden Donnerstag erst an der Kaufmannskirche gesammelt und waren zum Dom gelaufen. Ohne Steine zu werfen und ohne Krawall zogen sie durch die Marktstraße, sammelten sich am Domplatz und warteten. Ich überlegte kurz. Meine Blicke streiften über die Menschen, zogen über die Grenzen Erfurts, der DDR und Deutschlands hinaus. Ich dachte – das ist der Anfang von Europa. Doch diesen Satz „die Mauer ist gefallen“ auszusprechen, scheute ich mich. Ich war nicht feige, dazu hatte ich schon mehrere male auf den Demonstrationen gesprochen. Andere bekamen Angst beim wiederholten Auftreten vor dieser Masse, die Wahrheit verlangte, Lüge spürte und sofort auspfiff. Ich ging gegen die Angst vor, indem ich bei mir blieb, versuchte von Herzen zu reden. Der Satz: „die Mauer ist auf“, machte mich unendlich ruhig. Aber es war nicht meine Wahrheit, mein Satz. Welche Macht lag darin zu sagen: „reut euch ihr Menschen, denn euer Wille ist getan.“ Ich hätte ein Massenerlebnis herbeiführen können und schwieg. Ich kannte die Geschichte um Jericho damals nicht: Die Priester bliesen ihre Hörner, und das Volk stimmte das Kriegsgeschrei an. Da stürzte die Mauer von Jericho ein. Die Israeliten stürmten die Stadt von allen Seiten und eroberten sie. Ähnlich wie damals musste eine magische Konstellation eingetreten sein, die diese
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