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Nutzungsplanung Siedlung - Kanton Basel-Landschaft

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<strong>Nutzungsplanung</strong> <strong>Siedlung</strong><br />

Grundlagen<br />

Wegleitung<br />

Ortskernplanung<br />

Amt für Raumplanung Dezember 2002


<strong>Kanton</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Landschaft</strong><br />

Bau- und Umweltschutzdirektion<br />

Amt für Raumplanung<br />

Wegleitung<br />

Ortskernplanung<br />

Dezember 2002<br />

1


0<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Einleitung 3<br />

2. Ortsbildpflege 4<br />

2.1 Ortsbild – Visitenkarte der Gemeinde 4<br />

2.2 Ortsbildpflege – <strong>Siedlung</strong>sgestaltung 6<br />

3. Ortskernplanung 8<br />

3.1. Planungsablauf 8<br />

3.2 Inventar und Ortsbildanalyse 9<br />

3.3 Planungsziele 14<br />

3.4 Öffentlichkeitsarbeit 15<br />

3.5 Vorprüfungsverfahren 16<br />

3.6 Beschlussfassung, Genehmigungsverfahren 16<br />

4. Teilzonenvorschriften Ortskern 17<br />

4.1 Teilzonenplan Ortskern 18<br />

4.2. Teilzonenreglement Ortskern 19<br />

5. Vollzug 23<br />

6. Anhang 24<br />

6.1 Grundlagen und Quellen 24<br />

6.2 Literaturauswahl 25<br />

6.3 Kontakte 25


1 Einleitung<br />

Oft fragen wir uns, warum dieses Dorf oder jene Stadt einen<br />

derart starken Eindruck hinterlässt. Sind es die historischen<br />

Bauten oder die eindrücklichen Plätze mit den engen Gassen,<br />

welche das unverwechselbare, typische Bild des Ortes prägen?<br />

Sind es die Sehenswürdigkeiten oder die lokaltypischen<br />

Merkmale, welche diesem Ort einen solch einprägsamen Charakter<br />

verleihen?<br />

Nun, die Gefahr ist gross, dass erhaltenswerte Ortsbilder auf<br />

eine nostalgische Kulisse von gepflegten Fassaden reduziert<br />

werden. Jeder Ort ist stark geprägt von der landschaftlichen<br />

Umgebung und bestimmt von seiner sozialen, wirtschaftlichen<br />

und kulturellen Geschichte.<br />

Das Ortsbild betrifft uns persönlich. Es ist unser unmittelbarer<br />

Lebensraum und berührt Aspekte wie Vertrautheit mit der Umgebung<br />

und Identifikation mit dem Wohnort. Die räumlichen<br />

Qualitäten des Wohnumfeldes zu erkennen, sie zu analysieren<br />

und weiterzuentwickeln gehört zu den wesentlichen Aufgaben<br />

der lokalen Ortsbildpflege.<br />

Das Bestreben der Gemeinden nach wirkungsvollen Planungsinstrumenten<br />

insbesondere für die Sanierung und Entwicklung<br />

erhaltenswerter Ortskerne wird immer stärker. Seit Inkrafttreten<br />

des Raumplanungs- und Baugesetzes (RBG) am 1. Januar<br />

1999 und dem Regionalplan <strong>Siedlung</strong> vom Januar 2001 liegt es<br />

vermehrt auch am Interesse der Gemeinden eine ortsgerechte<br />

Planung zu erarbeiten. Aufgrund dieses Bestrebens hat das<br />

Amt für Raumplanung beschlossen, eine Wegleitung über Inhalt<br />

und Verfahren der «Ortskernplanung» den Gemeinden zur<br />

Verfügung zu stellen.<br />

Die Wegleitung vermittelt der Gemeinde in anschaulicher<br />

Form den Sinn und Zweck einer Ortskernplanung und versucht<br />

deren Inhalt in einzelnen Planungsschritten näher zu bringen.<br />

Beispiele über die grafische Darstellung der Planungsziele im<br />

Zonenplan sowie Vorschläge bei der Formulierung des Reglements<br />

sollen als Anregung für die Ortsplanung dienen. Den<br />

Gemeinden steht also eine anspruchsvolle, aber auch interessante<br />

Arbeit bevor. Mit der vorliegenden Wegleitung wird für<br />

den zentralen Bereich der Ortsplanung eine Arbeitshilfe angeboten,<br />

welche den abstrakten planerischen Teil zu Recht in den<br />

Hintergrund rückt um den konkreten Beispielen zur Ortskernplanung<br />

mehr Platz zu verschaffen.<br />

Amt für Raumplanung<br />

3


2 Ortsbildpflege<br />

2.1 Ortsbild<br />

Die Visitenkarte der Gemeinde<br />

Eine Stadt, ein Dorf oder ein Quartier ist mehr als eine<br />

Ansammlung von Einzelbauten.<br />

Die Wahrnehmung des Ortes<br />

Bewusst oder unbewusst reagieren wir auf die Qualität eines<br />

Ortsbildes. Erleben wir dabei Freude, Wohlbefinden, Geborgenheit<br />

oder Unbehagen, Gleichgültigkeit oder gar Befremdung?<br />

So bekommt der Begriff «Ortsbild» neuen Inhalt und einen<br />

hohen gesellschaftlichen Stellenwert. Die Ortsbildpflege ist<br />

deshalb eine übergeordnete Aufgabe, die nicht allein denen<br />

zugute kommt, die an diesem Ort leben.<br />

Häfelfingen (BB Gem. Vogelschau) 1995<br />

Das äussere Ortsbild zeigt den Ort aus der Fernsicht. Das<br />

städtebauliche Grundmuster, die Gestalt der gesamten <strong>Siedlung</strong><br />

in ihrer <strong>Landschaft</strong>, mit der Silhouette, dem Ortsrand und<br />

der charakteristischen Dachlandschaft.<br />

Aufgrund der historischen Entwicklung und der Lage im<br />

<strong>Landschaft</strong>sraum bekommt der Ort seine Identität.<br />

«Ortsbild» ist nicht einfach eine nostalgische Kulisse mit geschützten<br />

Fassaden. Ganzheitlich betrachtet ist unser unmittelbares<br />

«Ortsbild» Lebensraum.<br />

Die Elemente des Ortsbildes<br />

Welche Elemente machen ein Ortsbild einzigartig und<br />

unverwechselbar?<br />

Dittingen<br />

Brislach<br />

Oltingen 1999<br />

Ist es die Lage in der <strong>Landschaft</strong>? Die klare Abgrenzung von<br />

<strong>Siedlung</strong> und <strong>Landschaft</strong>? Ist es der unverbaute Ortsrand, der<br />

harmonisch in die Kulturlandschaft übergeht?<br />

Das innere Ortsbild spiegelt den Nahbereich des Ortes.<br />

Das Zusammenspiel und die Raumbildung von Baugruppen,<br />

historisch wertvollen Einzelbauten, Platz- und Strassenräumen<br />

vermitteln das typische Bild des Ortes.<br />

Charakter und Einzigartigkeit<br />

Stadt Laufen<br />

<strong>Siedlung</strong> Freidorf Muttenz<br />

Jeder Ort hat hervorragende Merkmale, die innerhalb der verschiedenen<br />

räumlichen Beziehungsfelder auf die Betrachter-<br />

Innen einwirken. Diese Merkmale geben dem Ort Identität; sie<br />

sind Fixpunkte; durch ihre Einprägsamkeit ermöglichen sie<br />

eine bessere Orientierung.<br />

Ist es die klare Ablesbarkeit der <strong>Siedlung</strong>sstruktur, des städtebaulichen<br />

Grundmusters?<br />

4


Ortseingang von Röschenz<br />

Oltingen<br />

Den eigenen Ort erkennen<br />

Wenn wir solche Elemente des Ortsbildes als Qualitäten erkennen,<br />

lernen wir sie schätzen und lieben. Das ist die beste<br />

Voraussetzung für einen bewussteren Umgang mit dem Ortsbild,<br />

denn wer seinen Lebensraum gestalten will, muss ihn<br />

zuerst kennen.<br />

Der Ortseingang? Sind es attraktive Strassen- und Wegführungen?<br />

Ein dichtes Netz von Fusswegen innerhalb<br />

der <strong>Siedlung</strong>?<br />

Gefahren für das Ortsbild<br />

Oft sind es die unscheinbaren Dinge, von denen kaum<br />

jemand spricht, welche Qualität ausmachen oder<br />

verhindern.<br />

Dorfplatz von Röschenz<br />

Kirchhügel in Dittingen<br />

Der Dorfplatz, der vielfältige Nutzungen ermöglicht und auf<br />

den die Bewohner stolz sind? Sind es besonders wertvolle<br />

Ensemble oder einfache ortstypische Bauten mit ihrem traditionellen<br />

Umfeld wie Vorplatz, Garten, Vorgarten, Bäumen<br />

u.a.m.?<br />

Bauernhaus Itingen<br />

Schöpfli in Dittingen<br />

Da wird ein Vorgarten zu einem Parkplatz umfunktioniert. Dort<br />

verschwindet ein Gartenzaun. Da wird ein gemergelter Platz<br />

mit Verbundsteinen ausgelegt. Ein Baum wird gefällt. Eine<br />

Hecke verschwindet. Die alten Vorfenster werden durch moderne<br />

Kunststofffenster ersetzt, die typische Haustüre durch<br />

ein unpassendes Massenprodukt.<br />

Sind es Kleinbauten mit Charme oder Charakter wie z.B. ein<br />

Speicher, ein altes Trafohäuschen, ein ehemaliges Waschhaus,<br />

ein Dorfbrunnen, ein historisches Feuerwehrmagazin, ein einfacher<br />

Schopf?<br />

Die Summe dieser kleinen Veränderungen kann das Ortsbild<br />

beträchtlich abwerten, ohne dass ein Gebäude abgebrochen<br />

wird. Das Wohnumfeld reagiert empfindlich auf kleine Veränderungen,<br />

wenn sie nicht sehr behutsam und im Gesamtzusammenhang<br />

angegangen werden.<br />

Buus<br />

Vorplatz in Brislach<br />

Sind es topografische Besonderheiten wie Stützmauern und<br />

Treppen oder Einfriedigungen wie Zäune, Hecken?<br />

5


2.2 Ortsbildpflege<br />

Gestaltung der <strong>Siedlung</strong><br />

Ortsbildpflege beinhaltet nicht nur Schutz und Pflege des<br />

Bestehenden, sondern gleichermassen Um- und Neugestaltung<br />

von Bestehendem. Sie muss den laufenden Veränderungs-<br />

und Wandlungsprozess miteinbeziehen.<br />

Einpassen statt anpassen<br />

Wenn bauliche Veränderungen oder Ersatzneubauten nötig<br />

sind, dann sollen die neuen Bauten unsere Zeit ausdrücken<br />

dürfen.<br />

Dies betrifft die Umnutzung vorhandener Altbauten als<br />

Folge eines wirtschaftlichen oder sozialen Strukturwandels,<br />

den Ersatz von nicht mehr erhaltungsfähigen oder nicht<br />

erhaltenswerten Altbauten, die Ergänzung bestehender <strong>Siedlung</strong>sstrukturen<br />

durch situationsgerechte Verdichtung, die<br />

Erweiterung bestehender <strong>Siedlung</strong>sstrukturen durch neue<br />

Quartiere.<br />

In jedem Fall geht es darum, auf ortsspezifische Gegebenheiten<br />

planerisch und gestalterisch zu reagieren, sei dies nun<br />

im Rahmen einer Ortsplanung, einer Quartierplanung oder<br />

eines Bauvorhabens.<br />

Verändern mit Qualität<br />

Auch ein Ort mit einem schützenswerten Ortsbild ist ein lebendiger<br />

Organismus, der einem Wandel unterworfen ist.<br />

Veränderungen sind unumgängliche kulturelle und gesellschaftliche<br />

Prozesse, die im Laufe unserer Kulturgeschichte<br />

stets stattgefunden haben. Heute spielt sich die Veränderung<br />

oft in einem Ausmass und in einer Geschwindigkeit ab, dass sie<br />

weder gestalterisch noch gefühlsmässig verkraftbar ist.<br />

Münchenstein<br />

Nur eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Ort und mit<br />

der traditionellen Bausubstanz ermöglicht eine einfühlsame<br />

Neubaulösung, welche die Wesenselemente des Ortes in einer<br />

neuen Formensprache zum Ausdruck bringt. Diese Aufgabe ist<br />

anspruchsvoll und wird am besten in Zusammenarbeit mit einer<br />

Fachinstanz erfüllt. Für bedeutende Bauvorhaben und vor<br />

allem für öffentliche Bauten sind qualifizierte Wettbewerbe<br />

oder Studienaufträge zu empfehlen.<br />

Das Neue wird zwangsläufig anders aussehen als das Alte.<br />

Wenn es hohe gestalterische Qualität hat, wird es sich selbstverständlich<br />

und unaufdringlich einfügen, ohne sich anpässlerisch<br />

zu verhalten.<br />

Planen heisst gestalten<br />

Erneuerungen und Veränderungen spielen sich im Rahmen<br />

eines übergeordneten Ganzen ab.<br />

Bretzwil 1900 Bretzwil 1998<br />

Veränderungen verbindet unsere Erfahrung oft mit Störung<br />

und Qualitätsverlust, nicht nur von Einzelbauten, sondern an<br />

ganzen Ortsbildern und <strong>Landschaft</strong>en, also von Lebensraum<br />

und Lebensqualität im weitesten Sinn.<br />

Das Ortsbild – im ganzheitlichen Sinne verstanden – ist ein<br />

solcher Rahmen, der übergeordnete gestalterische Zielvorstellungen<br />

für jede Planung unumgänglich macht.<br />

«Planen heisst gestalten» – dieser Grundsatz hat Tradition.<br />

Kultur- und architekturgeschichtliche Quellen bezeugen immer<br />

wieder, dass das Gesicht eines Ortes – das Ortsbild – bewusst<br />

gestaltet und gepflegt wurde und ein wichtiges öffentliches<br />

Anliegen war. Der Einzelne hatte sich diesem übergeordneten<br />

Gestaltungswillen unterzuordnen. Die sogenannt<br />

«schönen» Städte und Dörfer sind kein Zufall, sondern meistens<br />

das Ergebnis eines Gestaltungswillens, der oft nur mit<br />

restriktiven Bauvorschriften durchgesetzt wurde.<br />

6


Übernutzung und Unternutzung<br />

Übernutzung von Altbauten wirkt sich auf verschiedenen<br />

Ebenen ungünstig aus.<br />

Der Vollausbau von Dachgeschossen erfordert Dachöffnungen<br />

und Dachaufbauten, welche die Dachlandschaft negativ verändern<br />

können.<br />

Ein lebensfreundlicher Strassenraum innerorts berücksichtigt<br />

alle Verkehrsteilnehmer. Bei sorgfältiger Gestaltung wertet<br />

er das innere Ortsbild.<br />

Ausgewählte Gestaltungselemente wie:<br />

– Asphaltierung mit Bundsteinfriesen gegliedert.<br />

– Brunnen mit eigenem, gemergeltem Vorbereich.<br />

– Vorgärten mit Gartenzaunabgrenzungen.<br />

Schutz – Pflege – Gestaltung<br />

Ortsbildpflege beinhaltet einen behutsamen Umgang mit<br />

den traditionellen Qualitäten des Ortes und einen bewussten<br />

Qualitätsanspruch an Veränderungen und Neuerungen im<br />

Ortskernbereich.<br />

Lausen<br />

Auch der Aussenraum verändert sich unter dem Nutzungsdruck.<br />

Zusätzliche Parkplätze lassen Vorgärten und Gärten oft<br />

verschwinden.<br />

Einer Unternutzung in anderen Bauzonen steht meist eine<br />

Übernutzung in der Kernzone gegenüber.<br />

So gesehen ist Übernutzung falsch verstandener haushälterischer<br />

Umgang mit dem Boden. Anzustreben wäre ein Nutzungsausgleich<br />

innerhalb des gesamten Baugebietes.<br />

Strassenraum – Erlebnisraum<br />

Verkehrsgerechte Strassen innerorts lassen den Strassenraum<br />

veröden und verleiten zu schneller Fahrt.<br />

Es ist unumgänglich, die ortstypischen und unverwechselbaren<br />

städtebaulichen Merkmale aufzuzeigen, um eine gute Grundlage<br />

für die Bestimmung der erhaltenswerten Elemente zu haben.<br />

Ortsbildinventar. Für das Lesen und Verstehen eines Ortsbildes<br />

hat das Inventar der schützenswerten Ortsbilder der<br />

Schweiz ISOS mit Flugaufnahmen und Fotos eine wichtige<br />

Grundlage erarbeitet, welche auch für Ortsplanungen zur Verfügung<br />

steht.<br />

Ortsbildschutz soll jedoch nur ein Teilaspekt einer umfassenderen<br />

und ganzheitlicheren Betrachtungsweise des Ortsbildes<br />

sein. Er ist nötig, weil das Verständnis für einen achtsamen<br />

Umgang mit vorhandenen Qualitäten nicht selbstverständlich<br />

ist.<br />

Ortsbildpflege und Ortsbildgestaltung setzen voraus, dass<br />

wir die besonderen Qualitäten und ortsbildprägenden Elemente<br />

erkennen. Dabei ist die Umgebung der Bauten (z.B. Vorplatz,<br />

Vorgarten, Garten, Hofplatz, Strassenraum) ebenso wichtig<br />

wie das Gebäude selber.<br />

Ortsbildgestaltung geht noch einen Schritt weiter und über<br />

den traditionellen Ortskern hinaus, mit dem Anspruch, auch<br />

Ortserweiterungen und neue Quartiere in die Qualitätsbetrachtung<br />

einzubeziehen.<br />

Ettingerstrasse in Therwil 1996<br />

Das kantonale Bauinventar als auch das lokale Gebäudeinventar<br />

informieren über die schützenswerten und erhaltenswerten<br />

Bauten und Anlagen. Die beiden Inventare ergänzen<br />

sich gegenseitig.<br />

7


3 Ortskernplanung<br />

3.1 Planungsablauf<br />

Ortsbildpflege ist auch eine ortsplanerische Aufgabe. Die ortsbildpflegerischen Arbeitsschritte folgen denjenigen der Ortsplanung.<br />

In der schematischen Übersicht werden nachstehend die wichtigsten Planungsschritte aufgezeigt.<br />

Verfahrensablauf/Arbeitsschritte<br />

Beteiligte<br />

Erheben<br />

Organisation<br />

Planungskommission, Raumplaner/in<br />

Gemeinderat<br />

Pflichtenheft<br />

Raumplaner/in<br />

Kommission, Verwaltung<br />

Kap. 3.2<br />

Inventar, Ortsbildanalyse<br />

Raumplaner/in<br />

<strong>Kanton</strong>ale Denkmalpflege<br />

Evtl. Kommissionen<br />

Kap. 3.3<br />

Planungsziele, Abstimmen mit kant. Interessen<br />

Planungskommission<br />

und Raumplaner/in<br />

Entscheid Gemeinderat<br />

Umsetzen<br />

Kap. 4.<br />

Erarbeiten der Planungsinstrumente<br />

Raumplaner/in<br />

Mitwirkung der Kommission<br />

Kap. 3.4<br />

Öffentlichkeitsarbeit, Information und<br />

Mitwirkungsmöglichkeiten<br />

Gemeinderat<br />

Kommission und Raumplaner/in<br />

Planungsbetroffene<br />

Kap. 3.5<br />

Vorprüfungsverfahren<br />

Raumplaner/in Gemeinderat<br />

<strong>Kanton</strong>ale Fachstellen<br />

Bereinigungsphase<br />

Gemeinderat/Kommission und<br />

Raumplaner/in<br />

Kap. 3.6<br />

Beschlussfassung<br />

Gemeinderat/Einwohnerrat<br />

Gemeindeversammlung<br />

Einsprachebehandlung<br />

Behörde, Verwaltung<br />

Mithilfe der Raumplaner/in<br />

Genehmigungsverfahren<br />

Entscheid über unerledigte Einsprachen,<br />

Inkraftsetzung<br />

Amt für Raumplanung,<br />

Regierungsrat<br />

Vollziehen Kap. 5.<br />

Vollzug:<br />

Umsetzung der neuen Planung, Beratung,<br />

Kontrolle, Raumbeobachtung<br />

Gemeinderat, Planungs- und<br />

Baukommission<br />

Ortsunabhängige/r Raumplaner/in<br />

8


3.2 Inventar und Ortsbildanalyse<br />

Was prägt den Charakter eines Ortes?<br />

Wintersingen<br />

<strong>Siedlung</strong>srand<br />

Vorgarten<br />

Ortseingang<br />

Dorfbach<br />

Strassenraum<br />

Einfriedungen<br />

Dorfplatz<br />

Baum<br />

Einzelbauten<br />

Detail<br />

9


Bauinventar <strong>Kanton</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Landschaft</strong> (BIB)<br />

Gemeinde Bennwil<br />

Adresse:<br />

Parzelle:<br />

Sammelgasse 4 69<br />

Objekttyp:<br />

Bauernhaus<br />

Objektname:<br />

…<br />

Baujahr:<br />

Art der Datierung:<br />

1776 …<br />

Architekt:<br />

…<br />

Bauherrschaft:<br />

…<br />

Datum der Aufnahme:<br />

Inventarisator:<br />

20. 11. 2001 Claudio Affolter<br />

Bewertung:<br />

Inventarnummer:<br />

kommunal zu schützen 288200166<br />

Kurzbeschrieb:<br />

Das spätbarocke Wohnhaus unter steilem Giebeldach mit Würge ist mit dem<br />

exponierten Haus an der Ecke Bachweg/Sammelgasse zusammengebaut. Mit<br />

seiner klaren Gliederung setzt sich das Wohnhaus vom mehrfach umgebauten<br />

Nachbarhaus klar ab. Auf der Strassenseite führt eine einläufige Freitreppe<br />

mit schlichtem Stahlgeländer zur Eingangstür mit Stichbogen sowie mit Türblatt,<br />

unterteilt in überschobene und verglaste Füllungen. Im Wohngeschoss sind<br />

zwei Stichbogenfenster mit alten Sprossen und Gesimswulst sichtbar.<br />

Würdigung:<br />

Gut proportionierter, wenig veränderter Barockbau an markanter, steil abfallender<br />

Stelle. Der zweigeschossige Mauerbau zeigt ein steiles Giebeldach und<br />

bewahrt Teile der originalen Befensterung, Türe und Treppe.<br />

10


Lokales Gebäudeinventar (LGI)<br />

Lokales Gebäudeinventar als Ergänzung zum BIB, welches kommunal erhaltenswerte Bauten erfasst.<br />

Ein Inventar soll in enger Zusammenarbeit mit der <strong>Kanton</strong>alen<br />

Denkmalpflege erfolgen.<br />

Vorteile:<br />

Nachteile:<br />

Die GrundeigentümerInnen erhalten eine Beurteilung<br />

ihrer Liegenschaft. Darin wird festgehalten,<br />

was aus der Sicht der Gemeinde wertvoll<br />

und bei einem möglichen späteren Umbau oder<br />

einer Neunutzung zu erhalten ist (Dachstuhl,<br />

Grundstruktur, Umfassungsmauern).<br />

Die Aufnahmen stellen eine konkrete Grundlage<br />

bei einer möglichen späteren Projektierung dar<br />

– und sind für die EigentümerIn kostenlos.<br />

Mit der Aufnahme der inneren Gebäudestruktur<br />

geht das Einzelbauinventar sehr weit und ist<br />

entsprechend aufwändig.<br />

Beispiel: Gemeinde Dittingen, Gebäudekartei<br />

11


Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS)<br />

Klassierung der Ortsbilder<br />

Aufgrund des Inventars erteilt der Bundesrat den <strong>Kanton</strong>en den Auftrag, das kulturelle Erbgut zu erhalten und rücksichtsloses<br />

Handeln zu vermeiden. Das Arbeitsinstrument ISOS soll mithelfen, das kulturelle Gut zu erkennen und die Ortsbildpflege zu fördern.<br />

Der Bund als auch der <strong>Kanton</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Landschaft</strong> klassieren die Ortsbilder folgendermassen:<br />

nationale Bedeutung<br />

Allschwil<br />

Angenstein (Duggingen)<br />

Anwil<br />

Arisdorf<br />

Arlesheim<br />

Augst mit Augusta Raurica<br />

Bennwil<br />

Brüglingen (Münchenstein)<br />

Burg im Leimental<br />

Buus<br />

Freidorf (Muttenz)<br />

Gelterkinden<br />

Itingen<br />

Kilchberg<br />

Laufen<br />

Lausen<br />

regionale Bedeutung<br />

Bärenwil (Langenbruck)<br />

Bärschwil-Station (Laufen)<br />

Benken (Biel-Benken)<br />

Biel-Benken<br />

Binningen mit St. Margarethen<br />

Birsfelden und Kraftwerk<br />

Blauen<br />

Böckten<br />

Bottmingen<br />

Bretzwil<br />

Brislach<br />

Bubendorf<br />

Diegten<br />

Dittingen<br />

Ettingen<br />

Grellingen<br />

Häfelfingen<br />

Hemmiken<br />

Hölstein<br />

Langenbruck<br />

Läufelfingen<br />

lokale Bedeutung<br />

Aesch<br />

Arboldswil<br />

Biel (Biel-Benken)<br />

Buckten<br />

Diepflingen<br />

Duggingen<br />

Eptingen<br />

Frenkendorf<br />

Füllinsdorf<br />

Giebenach<br />

Hersberg<br />

Känerkinden<br />

Lampenberg<br />

Orte mit Spezialfall<br />

Augst mit Augusta Raurica<br />

Binningen mit Margarethenkirche<br />

Birsfelden und Kraftwerk<br />

Liesbergmüli (Liesberg)<br />

Liesbergmüli (Liesberg)<br />

Liestal<br />

Maisprach<br />

Muttenz<br />

Oltingen<br />

Pratteln<br />

Rothenfluh<br />

Rümlingen<br />

Schöntal (Langenbruck)<br />

Sissach<br />

Waldenburg<br />

Wenslingen<br />

Wintersingen<br />

Ziefen<br />

Zwingen<br />

Liesberg<br />

Münchenstein<br />

Nenzlingen<br />

Nieder Riederwald (Liesberg)<br />

Oberdorf<br />

Ormalingen<br />

Pfeffingen<br />

Reigoldswil<br />

Rickenbach<br />

Roggenburg<br />

Röschenz<br />

Rünenberg<br />

Schönenbuch<br />

Schweizerhalle (Muttenz)<br />

Seltisberg<br />

Tenniken<br />

Titterten<br />

Wasserhaus (Münchenstein)<br />

Wittinsburg<br />

Zeglingen<br />

Zunzgen<br />

Lauwil<br />

Liedertswil<br />

Lupsingen<br />

Niederdorf<br />

Nusshof<br />

Oberwil<br />

Ramlinsburg<br />

Reinach<br />

Tecknau<br />

Therwil<br />

Thürnen<br />

Wahlen<br />

Auch ein Ortsbild von lokaler Bedeutung kann einzelne Qualitäten<br />

aufweisen, die beachtenswert sind. Gerade Ortsbilder<br />

von bescheidener Qualität sind besonders gestaltungsbedürftig<br />

und verdienen deshalb auch die nötige Beachtung im<br />

gestalterischen Bereich (Aufwertung durch Verbesserung).<br />

Anwendung der Grundlagen<br />

Die Ortsbildanalyse und die Inventarisierung sind wichtige Prozesse<br />

in der Ortsbildpflege. Behörden, PlanerInnen, HauseigentümerInnen,<br />

ArchitektInnen und die mitwirkende Bevölkerung<br />

können dadurch mit dem Wert des Ortsbildes vertraut<br />

und für dessen fundierte fach- und sachgerechte Pflege motiviert<br />

werden.<br />

Nicht alle Elemente eines Ortsbildes sind für dessen Erhaltung<br />

und Gestaltung wesentlich. Was für das eine Ortsbild wesentlich<br />

ist, kann in einem anderen Fall unwesentlich sein.<br />

Die Ortsbildanalyse unterscheidet:<br />

• Wesentliches vom Unwesentlichen<br />

• Prägendes vom Zufälligen<br />

• Erhaltenswertes vom Ersetzbaren<br />

• Nicht-Auswechselbares von Auswechselbarem<br />

• Äusseres und inneres Ortsbild<br />

12


Ortsbildanalyse<br />

Gemeinde Nenzlingen<br />

Darstellen der Analyseresultate auf Planausschnitten für einzelne Ortsbilder oder Ortsbildteile<br />

ISOS-Auszug, Gemeinde Nenzlingen<br />

Ausschnitt Ortsbildinventar, Gemeinde Nenzlingen<br />

Bausubstanz<br />

Aussenraum<br />

Vorteile: Geringer bis mittlerer Aufwand; Übersichtlichkeit<br />

trotz höherem Detaillierungsgrad gewährleistet<br />

schützenswert<br />

erhaltenswert<br />

ortsbildprägende Bäume/Hecken<br />

ortsbildprägende Vorgartenbereiche<br />

prägender Strassenraum<br />

Hofstatt<br />

Nachteile:<br />

Wenig Raum für Zusatzinformationen<br />

übrige Bauten<br />

prägende Gebäudeflucht<br />

wichtige Fusswegverbindungen<br />

prägende Einfriedungen/Brunnen etc.<br />

13


3.3 Planungsziele<br />

Bevor Interessengemeinschaften und das Grundeigentum die<br />

Planung beeinflussen, ist es wichtig, dass übergeordnete Planungsziele<br />

formuliert und durch Behörden und Bevölkerung<br />

sanktioniert werden.<br />

Zur Form eines Zielkataloges sollen folgende Themenbereiche<br />

unterteilt werden:<br />

• Äusseres Ortsbild und <strong>Landschaft</strong><br />

• Inneres Ortsbild und Raumbildung<br />

• Angrenzende Bereiche und Übergang<br />

• Bauten und Anlagen<br />

• Aussenraum, öffentlich und privat<br />

• Verkehr, öffentlich und privat<br />

Die Reihenfolge ist nicht von Bedeutung. Der Inhalt des Zielkataloges<br />

ist nicht grundeigentumsverbindlich. Die Bevölkerung<br />

hat jedoch im Rahmen einer Mitwirkungsveranstaltung Gelegenheit,<br />

sich an der Festlegung der folgenden Planungsziele<br />

zu beteiligen:<br />

• Schutzwürdiges unter Schutz stellen<br />

• Erhaltenswertes erhalten<br />

• Bedrängtes freilegen<br />

• Ungestaltetes gestalten<br />

• Störendes beseitigen oder verbessern<br />

• Zerstörtes wiederherstellen<br />

• Für den Ort Charakteristisches hervorheben<br />

• Ortsbildprägendes bewusst machen und durchsetzen<br />

• Unwesentliches dem freien Ermessen überlassen<br />

Zielkatalog<br />

Erarbeitet wird der Zielkatalog vom Gemeinderat in Zusammenarbeit<br />

mit den beauftragten Planern. Es ist empfehlenswert,<br />

die jeweiligen Planungsschritte der Öffentlichkeit zu<br />

kommunizieren.<br />

Beispiel:<br />

Bauten und Anlagen im Ortskern<br />

• Ist-Zustand<br />

Je nach ursprünglichem Verwendungszweck verfügen die Gebäude<br />

über unterschiedliche Gebäudestrukturen. Bei den Bauernhäusern ist<br />

die geläufige Dreiteilung (Wohnen, Ökonomie, Stallteil) anzutreffen.<br />

Weitere Gebäude mit nichtlandwirtschaftlicher Nutzung verfügen über<br />

andere Gebäudestrukturen (Kirche, Pfarrhaus, Schule).<br />

Die bestehende Bausubstanz ist von unterschiedlichem Wert. Bei<br />

vielen Gebäuden ist die Substanz erhaltenswert, bei anderen ist die<br />

Gebäudestruktur und/oder das Bauvolumen von Bedeutung. Es bestehen<br />

jedoch auch Bauten, die sich nicht besonders in die Kernstruktur<br />

einfügen.<br />

• Zielsetzung Prioritäten<br />

Erhaltung der für das Dorf typischen Gebäudestruktur<br />

(Dreiteilung bei ehemaligen Bauernhäusern,<br />

Abgrenzung bei der Klassierung der Gebäude). 2<br />

Erhalt der wertvollen Bausubstanz. 1<br />

Ersatzbauten sind möglich, wo dies von der<br />

Bausubstanz her notwendig ist. 2<br />

Gute Eingliederung von Neubauten bezüglich<br />

Stellung und Volumen. 1<br />

Zeitgenössische Architektur soll zulässig sein. 3<br />

Neubauten und Ergänzungsbauten sollen sich<br />

gut in die Dorfstruktur integrieren. 1<br />

Gute Gestaltung der Dachflächen. Nutzung soll<br />

sich dem Ortsbild unterordnen. 1<br />

Die einzelnen Ziele sind mit Prioritäten versehen und zu gewichten:<br />

• wichtig/dringend<br />

• von Bedeutung – mittelfristig/langfristig<br />

• weniger wichtig<br />

Die Zielsetzungen können in einem kommunalen Richtplan<br />

dargestellt werden. Dieser Richtplan ist für die Behörden<br />

verbindlich und steht als Grundlage für die Teilzonenvorschriften<br />

zur Verfügung.<br />

Eine spätere Erfolgskontrolle nach Fertigstellung der Zonenvorschriften<br />

wird empfohlen.<br />

14


3.4 Öffentlichkeitsarbeit<br />

Ortsbildpflegerische Festlegungen in kommunalen Richtplänen<br />

und Teilzonenvorschriften sind als Bestandteil dieser<br />

Planungsinstrumente gemäss § 7 RBG und § 2 RBV in einem<br />

Informations- und Mitwirkungsverfahren der Bevölkerung<br />

bekannt zu machen und zur Diskussion zu stellen.<br />

Es ist unbedingt darauf zu achten, dass zweckdienliche, praxisnahe,<br />

verhältnismässige, rechtmässige und verständliche<br />

Vorschriften der Öffentlichkeit vorgestellt werden.<br />

Eine intensive Beteiligung der Behörde (Gemeinderat, Baukommission)<br />

an der Inventarbesichtigung des Ortsbildes, der<br />

Erarbeitung von Planungszielen und an deren Umsetzung in<br />

Plan und Reglement ist unabdingbar.<br />

Die Bevölkerung soll in einem frühen Stadium in den Planungsprozess<br />

miteinbezogen werden:<br />

Im Laufe der Ortsbilduntersuchung sind Gespräche mit<br />

Bewohnern zu führen.<br />

Die Zufriedenheit der Bevölkerung ist ein wichtiges Kriterium.<br />

Früherkennung der Ortsbildqualität<br />

Informations- und Mitwirkungsmöglichkeiten<br />

Für die Planung ist es wichtig zu wissen, ob sich die Bevölkerung<br />

unter dem oft erwähnten historischen Charakter ihres<br />

Ortes etwas Bestimmtes vorstellt.<br />

Geeignet sind Orientierungsversammlungen, Workshops,<br />

Begehungen im Dorfkern, Einzelgespräche mit Betroffenen<br />

und intensive Bauberatungen für Bauwillige durch den/die<br />

beauftragte/n Raumplaner/in.<br />

Eine zweite öffentliche Information und Mitwirkung nach dem<br />

Vorprüfungsverfahren:<br />

Nebst Einwendungen und Anregungen der betroffenen<br />

Bevölkerung ist vor allem auch die Aufklärung von Bauherrschaft,<br />

Architekten und Behördenmitgliedern über die<br />

Eigenart und Qualitäten der Ortsbilder und das Verständnis<br />

für den Unterhalt und die Weiterentwicklung der ortsbildprägenden<br />

Elemente zu wecken.<br />

Die Öffentlichkeitsarbeit, das heisst Sinn und Zweck der Planung,<br />

dem Stimmbürger nachvollziehbar und verständlich darzulegen,<br />

ist eine der aufwändigsten, aber auch effektvollsten<br />

Aufgaben in der Planung.<br />

Insbesondere sind Zwischenergebnisse der Planung in<br />

Bezug auf die Ortsgestaltung der Bevölkerung frühzeitig zu<br />

kommunizieren.<br />

Eine erste Information ist unbedingt vor der raumplanerischen<br />

Umsetzung durchzuführen. In dieser Phase ist es<br />

wichtig, die Bevölkerung einzubeziehen, dass Beteiligte<br />

sehen lernen und die Qualitäten des Ortsbildes erkennen<br />

können (Kapitel 1).<br />

Patentrezepte gibt es jedoch keine.<br />

15


3.5 Vorprüfungsverfahren<br />

Im Rahmen der Koordinationspflicht (vgl. § 6 RBG) können die<br />

Gemeinden ihre Ortskernplanungen dem <strong>Kanton</strong> zur Vorprüfung<br />

unterbreiten. Dieses Verfahren ermöglicht es, Pläne und<br />

Reglemente frühzeitig, d.h. vor den aufwändigeren Verfahrensschritten<br />

(Gemeindeversammlung, Auflageverfahren) auf ihre<br />

Rechtskonformität bzw. Genehmigungstauglichkeit zu prüfen.<br />

Damit diese Prüfung ihren Zweck erfüllen kann, ist hiefür eine<br />

ausreichende Frist einzuräumen. Eine Zeitreserve ist auch für<br />

allfällige Bereinigungen/Korrekturen vorzusehen. Der mit dem<br />

Vorprüfungsverfahren verbundene Mehraufwand wird in der<br />

Regel durch eine wesentliche Erleichterung im Genehmigungsverfahren<br />

wettgemacht.<br />

3.6 Beschlussfassung,<br />

Genehmigungsverfahren<br />

Siehe auch Grundlagen:<br />

«Formelle Anforderungen für das Beschluss- und Genehmigungsverfahren»,<br />

ARP Juni 1995.<br />

«Wegleitung für die Erarbeitung des Berichtes zu Nutzungsplänen<br />

gemäss Art. 26 RPV», ARP Juni 1996<br />

Differenzbereinigung mit den kantonalen Fachstellen<br />

aufgrund des Vorprüfungsberichtes.<br />

– Beschlussfassung durch die Gemeindeversammlung.<br />

– Öffentliche Planauflage während 30 Tagen.<br />

– Einsprachenbehandlung durch den Gemeinderat.<br />

– Genehmigung durch den Regierungsrat.<br />

16


4 Teilzonenvorschriften Ortskern<br />

Aufgrund der Ortsanalyse und der Zielsetzungen werden folgende Grundsätze und Gestaltungsmassnahmen in den Teilzonenvorschriften<br />

(Plan und Reglement) grundeigentümerverbindlich festgelegt:<br />

Teilzonenplan «Ortskern»<br />

Teilzonenreglement «Ortskern»<br />

Rechtsverbindliche Elemente:<br />

• Perimeter «Ortskern» (Ortsbildschutz)<br />

• Gebäudeklassierung<br />

Allgemeines<br />

Erlass und Geltungsbereich des Reglementes<br />

• Freihaltezonen<br />

• Gestaltungsobjekte und Baulinien<br />

• Ortsausstattungen<br />

• Aussenraumabgrenzungen<br />

• Verkehrsführung<br />

Zonenspezifische Bestimmungen<br />

– Zoneneinteilung und Zonenkriterien<br />

– Ortsgestaltung und Einpassung<br />

– Gebäudekategorien<br />

– Dachgestaltung<br />

– Baufluchten<br />

Zum orientierenden Inhalt können folgende kantonale und<br />

nationale Rechtsbestimmungen erwähnt werden:<br />

– Definitorische Bestimmungen<br />

– Art der Bemessung<br />

– Bauliche Nutzung<br />

Orientierende Elemente:<br />

• Wald<br />

• Gewässer<br />

• Schutzzonen und kantonal geschützte Bäume<br />

• Verkehrsweg etc.<br />

– Schutzzonen<br />

– Frei- und Aussenräume<br />

– Parkierung<br />

– Bewilligungspflicht<br />

– Beitragsregelungen<br />

Schlussbestimmungen<br />

wie Vollzug, Besitzstandsgarantie zonenfremder Bauten und<br />

Anlagen, Ausnahmen allgemeiner Art u. a. m.<br />

Beispiel siehe Seite 18 Beispiel ab Seite 19<br />

17


4.1 Teilzonenplan Ortskern<br />

Teilzonenplan Ortskern<br />

Blauen, beschlossen September 2001<br />

Zonenplan <strong>Siedlung</strong> (Kernzonenplan integriert)<br />

Diegten, genehmigt 2002<br />

verbindlicher Inhalt<br />

Kernzone / Vorplatzbereich<br />

Kernzone / Hofstattbereich<br />

geschützte Bauten<br />

erhaltenswerte Bauten<br />

übrige Bauten<br />

geschützte Bäume<br />

neue Bäume<br />

Brunnen<br />

Wegkreuze<br />

Gestaltungsbaulinie<br />

Bereich für eingeschossige Neubauten<br />

Bereich für zweigeschossige Neubauten<br />

Denkmalschutzzone<br />

Vorgärten<br />

orientierender Inhalt<br />

kanotnal geschützte Bauten<br />

Satteldächer<br />

Flachdächer<br />

Bei einem Ortskern von lokaler oder allenfalls regionaler<br />

Bedeutung ist auch eine in die Ortsplanrevision integrierte<br />

Ortskernplanung mit reduzierten Plan- und Reglementinhalten<br />

möglich.<br />

Als Minimalinhalt der Kernzonen gelten:<br />

– geschützte Bauten<br />

– erhaltenswerte Bauten<br />

– übrige Bauten<br />

– Vorgartenbereich<br />

– Hofstattbereich<br />

– wertvolle Einzelobjekte<br />

18


4.2 Teilzonenreglement Ortskern (Beispiel)<br />

Redaktioneller Hinweis: In diesem Reglementsentwurf wurde auf eine Unterteilung in verschiedene Kapitel verzichtet.<br />

§ Erlass<br />

Die Einwohnergemeinde … erlässt, gestützt auf § 2, § 5 Absatz<br />

1 sowie § 18 Absatz 1 des kantonalen Raumplanungsund<br />

Baugesetzes (RBG) vom 8. Januar 1998, die Teilzonenvorschriften<br />

Ortskern, bestehend aus dem Teilzonenplan Ortskern<br />

und dem Teilzonenreglement.<br />

§ Zweck, Geltungsbereich<br />

Die Teilzonenvorschriften Ortskern bezwecken die sinnvolle<br />

Erhaltung und subtile Erneuerung alter Ortskerne innerhalb<br />

der vorhandenen Strukturen. Dabei dienen die Bauvorschriften<br />

dem Schutze historisch und architektonisch bemerkenswerter<br />

Bauten samt ihrer Umgebung sowie der sorgfältigen<br />

Einordnung von Um- und Neubauten.<br />

§ Gestaltung<br />

In der Kernzone sind erhöhte Anforderungen an die Gestaltung<br />

zu erfüllen. Bauten und Anlagen müssen sich in ihre<br />

Umgebung einfügen und auf geschützte und schützenswerte<br />

Objekte Rücksicht nehmen, so dass eine gute Gesamtwirkung<br />

erreicht wird. Um dieses Ziel zu erreichen, werden<br />

bei allen Bauvorhaben, Renovationen und Restaurierungen<br />

folgende Kriterien beurteilt:<br />

• Situierung der Gebäude<br />

• Kubische Erscheinung der Baukörper<br />

• Dach- und Fassadengestaltung<br />

• Material- und Farbwahl<br />

• Umgebungsgestaltung<br />

Um unnötige Investitionen und Fehlplanungen verhindern zu<br />

können, wird den Bauinteressenten empfohlen, Absichten<br />

von Neu-, Um- und Anbauten, Zweckänderungen sowie Umund<br />

Neugestaltung der Umgebung in einem frühen Planungs-<br />

oder Projektierungsstadium (Vorstellungen, Skizzen,<br />

Entwürfe 1:50) mit der Gemeinde vorabzuklären. Die Gemeinde<br />

entscheidet aufgrund der Tragweite des Projektes,<br />

ob zusätzlich die zuständigen kantonalen Fachstellen zur<br />

Vorabklärung konsultiert werden.<br />

§ Gebäudekategorien<br />

Die Bauten der Kernzone sind in folgende drei Kategorien<br />

eingeteilt:<br />

• geschützte Bauten<br />

• erhaltenswerte Bauten<br />

• übrige Bauten<br />

Lage und Umriss der Bauten sind im Zonenplan Dorfkern<br />

dargestellt.<br />

Die im Zonenplan mit einem Punkt bezeichneten Bauten<br />

unterstehen kantonalem Schutz. Bauliche Änderungen sind<br />

hierbei nur mit Zustimmung der kantonalen Denkmalpflege<br />

zulässig.<br />

GESCHÜTZTE BAUTEN<br />

Diesen Bauten kommt als Einzelobjekt und als Bestandteil<br />

des gewachsenen Dorfbildes ein hoher Stellenwert zu. Sie<br />

sind vor Zerfall zu schützen und dürfen nicht abgebrochen<br />

werden. Bauliche Massnahmen sind nur unter Wahrung der<br />

schutzwürdigen Substanz zulässig und haben mit aller Sorgfalt<br />

im Sinne des ursprünglichen Originals zu erfolgen.<br />

Im Innern sind bauliche Veränderungen soweit möglich, als<br />

dadurch wertvolle Bauteile nicht beeinträchtigt werden oder<br />

verloren gehen.<br />

ERHALTENSWERTE BAUTEN<br />

Die Lage und das Volumen dieser Bauten sind für das Dorfbild<br />

von Bedeutung. Sie sind – soweit bautechnisch und<br />

wohnhygienisch sinnvoll – zu erhalten.<br />

Für allfällige Ersatz-Neubauten sind Situierung, Gebäudeabmessung,<br />

Geschosszahl, Firstrichtung und Dachgestaltung<br />

des ursprünglichen Gebäudes richtungsweisend. Die<br />

wichtigsten Stilelemente sind wieder anzuwenden. Dasselbe<br />

gilt für Umbauten und Renovationen.<br />

ÜBRIGE BAUTEN<br />

Obwohl diesen Bauten keine historische Bedeutung zukommt,<br />

haben sie sich möglichst harmonisch ins Dorfbild<br />

einzufügen.<br />

Bei Renovationen und Umbauten ist – soweit erforderlich –<br />

eine Verbesserung der äusseren Erscheinung anzustreben.<br />

Bei der Situierung von Ersatz-Neubauten kann von der im<br />

Zonenplan dargestellten Lage sowie dem vorhandenen<br />

Gebäudeumriss resp. den Gebäudeabmessungen abgewichen<br />

werden, wenn dieses im Interesse des Dorfbildes liegt.<br />

ERSATZNEUBAUTEN UND NEUBAUTEN<br />

Für Neubauten gelten folgende Vorschriften. Die Definitionen<br />

der baulichen Nutzung und die Messweise der Gebäudemasse<br />

richten sich nach dem Zonenreglement <strong>Siedlung</strong>.<br />

19


Vollgeschosszahl<br />

Wohnungszahl pro Baukörper<br />

Bebauungsziffer %<br />

Nutzungsziffer %<br />

Sockelgeschosshöhe für Wohnbauten<br />

m<br />

Fassadenhöhe<br />

m<br />

Gebäudehöhe<br />

m<br />

Bei der kubischen Gestaltung und Situierung der Bauten ist<br />

besonders auf die traditionellen Strukturen der Kernzone<br />

Rücksicht zu nehmen.<br />

Für Ersatz-Neubauten oder An- und Ergänzungsbauten<br />

entlang von Grenzen gilt das Grenz- oder Näherbaurecht als<br />

erteilt.<br />

§ Dächer (in der Kernzone)<br />

In der Kernzone sind nur Satteldächer mit einer Neigung von<br />

40° bis 50° gestattet. Die Dächer sind mit Tonziegeln, vorzugsweise<br />

Biberschwanzziegeln, einzudecken.<br />

Für An- und Nebenbauten sowie innerhalb der Bereiche für<br />

eingeschossige Bauten sind auch andere Schrägdachformen<br />

und nicht glänzende Bedachungsmaterialien zulässig.<br />

An der Giebelseite sind grössere Dachüberstände unzulässig.<br />

BAUTEILE AUF DEM DACH<br />

Alle Bauteile an und auf dem Dach sind so anzuordnen und<br />

zu gestalten, dass sie ein ästhetisch ansprechendes Gesamtbild<br />

ergeben und mit der darunter liegenden Fassade harmonieren.<br />

Es sind feingliedrige Konstruktionen zu wählen.<br />

Dachaufbauten sind nur bei einer Dachneigung von mehr als<br />

35° a.T. zulässig.<br />

Pro Dachfläche ist jeweils nur eine Art von Bauteilen zugelassen<br />

(Ausnahme: Kamine, Lüftungsrohre etc.).<br />

Giebellukarnen sind hochrechteckig zu erstellen.<br />

Dacheinschnitte sind nur auf der strassenabgewandten Seite<br />

zulässig und mit offenen Schlepp- oder Giebeldächern zu<br />

versehen.<br />

Dachflächenfenster sind auf einer Ebene einzubauen und in<br />

die Dachhaut zu integrieren. Die Kombination von Dachflächenfenstern<br />

mit anderen Dachaufbauten auf ein und derselben<br />

Dachfläche ist nicht zulässig.<br />

Sonnenkollektoren, Parabolantennen etc. sind nur auf untergeordneten<br />

Nebengebäuden zulässig. Sie dürfen nur wenig<br />

einsehbar sein und das Ortsbild nicht beeinträchtigen.<br />

MASSVORSCHRIFTEN FÜR DACHAUFBAUTEN<br />

Für die einzelnen Bauteile gelten folgende Maximalmasse:<br />

• Lukarnen in der unteren Dachfläche<br />

Frontfläche 1.8 m 2<br />

• Kleingauben<br />

Frontfläche 0.5 m 2<br />

• überdeckte Dacheinschnitte<br />

Frontfläche 2.5 m 2<br />

• Dachflächenfenster<br />

Lichtfläche 0.3 m 2<br />

• Gesamtflächen für Dachflächenfenster<br />

Lichtfläche 2% der zugehörigen Dachfläche<br />

Die Bemessung der Frontflächen erfolgt an den äussersten<br />

Bauteilen der Dachaufbauten.<br />

Von diesen Massvorschriften kann mit Zustimmung der kantonalen<br />

Fachstellen ausnahmsweise abgewichen werden,<br />

wenn dabei eine gute Lösung erreicht wird.<br />

§ Freiräume<br />

Die Freiflächen sind im Sinne des ökologischen Ausgleiches<br />

und der Durchgrünung des <strong>Siedlung</strong>sraumes möglichst naturnah<br />

zu gestalten. Für die Bepflanzung sind einheimische,<br />

standortgerechte Arten zu wählen.<br />

VORPLATZBEREICH<br />

Mögliche Nutzungsarten sind: Gärten und Grünanlagen,<br />

private Parkierungsplätze etc.<br />

Dauernde Lagerung von gewerblichen Gütern ist nicht gestattet.<br />

Der Vorplatzbereich ist von festen Bauten aller Art freizuhalten.<br />

Die Vorplätze sind ansprechend zu gestalten. Empfohlen<br />

werden wasserdurchlässige Beläge wie: Mergel, Schotterrasen<br />

und dergleichen. Bestehende Vorgärten sind möglichst<br />

zu erhalten. Ein Grossteil der Fläche der Vorplätze ist als<br />

Grünfläche auszuweisen.<br />

Einfriedigungen und Geländer dürfen die Höhe von 0,90 m ab<br />

fertigem Niveau nicht überschreiten. Sie sind in herkömmlicher<br />

Art auszuführen (Eisenstäbe, Staketen, Sockelmauern).<br />

HOFSTATTBEREICH<br />

Der Hofstattbereich bildet als Grüngürtel einen wesentlichen<br />

Bestandteil des Dorfkerns. Er ist in diesem Charakter zu erhalten<br />

und darf durch die zugelassene bauliche Nutzung<br />

nicht zerstört werden. Im Hofstattbereich sind folgende<br />

Kleinbauten und Einrichtungen bis zu 10% der Hofstattfläche<br />

zugelassen:<br />

20


• Schöpfe, Abstellplätze<br />

• Garteneinrichtungen wie Brunnen, Aussen-Cheminées<br />

und dergleichen.<br />

Für betrieblich notwendige Bauten und Einrichtungen von<br />

vorbestandenen Landwirtschafts- und Gewerbebetrieben<br />

kann die Gemeinde in Absprache mit den zuständigen kantonalen<br />

Behörden Ausnahmen beantragen.<br />

GARAGENRAMPEN<br />

Zufahrten zu unterirdischen Einstellhallen sind so zu<br />

gestalten, dass sie das Orts- und Strassenbild nicht<br />

beeinträchtigen.<br />

Im Strassenbild sichtbare Garagenrampen sind nicht zulässig.<br />

GESCHÜTZTE BÄUME<br />

Diese Bäume sind sachgemäss zu pflegen und dürfen ohne<br />

zwingenden Grund nicht entfernt werden. Sollte ein solcher<br />

Baum krankheitshalber gefällt werden müssen, so ist an geeigneter<br />

Stelle ein gleichwertiger Ersatzbaum zu pflanzen.<br />

Vor dem Fällen ist dem Gemeinderat rechtzeitig Meldung zu<br />

machen. Dieser hat über die Ersatzbepflanzung zu befinden.<br />

DORFTYPISCHE BÄUME<br />

Diese Bäume sind typisch für das Dorfbild (z.B. Quitte, Birne,<br />

Holunder und dergleichen). Sie sollen wenn möglich erhalten<br />

oder durch gleichartige Bäume ersetzt werden.<br />

BRUNNEN / WEGKREUZE<br />

Die im Plan bezeichneten Brunnen und Wegkreuze sind<br />

geschützt. Veränderungen sind nur mit Zustimmung des<br />

Gemeinderates zulässig.<br />

§ Zone für öffentliche Werke und Anlagen im Ortskern<br />

Die im Dorfkern ausgewiesene Zone für öffentliche Werke<br />

und Anlagen ist mit den Vorschriften der Kernzone überlagert<br />

und hat sich den allgemeinen Zielsetzungen der Kernzone zu<br />

unterziehen.<br />

§ Bewilligungspflicht<br />

Neue Farbgebungen und -änderungen an allen Bauten der<br />

Kernzone sind bewilligungspflichtig. Die Gemeinde entscheidet<br />

aufgrund von Farbmustern am Gebäude. Bei geschützten Bauten<br />

ist auch die kantonale Denkmalpflege zur Beurteilung beizuziehen.<br />

Bei erhaltenswerten Bauten entscheidet die Gemeinde<br />

von Fall zu Fall über den Beizug der kantonalen Denkmalpflege.<br />

Gebäudeabbrüche, Zweckänderungen, bauliche Veränderungen<br />

und Aussenrenovationen von allen Bauten in der Kernzone<br />

sind bewilligungspflichtig und erfordern ein ordentliches<br />

Baugesuch.<br />

Abbruchbewilligungen werden erst bei Vorliegen einer Baubewilligung<br />

für den entsprechenden Neu- oder Umbau erteilt.<br />

Dem Bauwilligen wird empfohlen, vor der Baueingabe die<br />

Fachkommission der Gemeinde sowie die <strong>Kanton</strong>ale Denkmalpflege<br />

zu konsultieren.<br />

§ Baugesuche<br />

Nebst den üblichen Unterlagen gem. § 87 der Verordnung<br />

zum Raumplanungs- und Baugesetz sind den Baugesuchen –<br />

je nach Bauabsicht – die Ansichten der angrenzenden Bauten,<br />

Detailpläne, Beschreibungen, Modelle, Farb- und<br />

Materialmuster usw. beizulegen. Mit dem Baugesuch ist ein<br />

Umgebungsplan einzureichen.<br />

§ Öffentliche Beiträge<br />

Bei den kantonal geschützten Bauten kann der <strong>Kanton</strong><br />

Beiträge gewähren.<br />

Für kommunal geschützte Bauten liegt die Zuständigkeit bei<br />

der Gemeinde. Allfällige Beiträge richten sich nach den Besonderheiten<br />

des Objektes.<br />

Beiträge an gute Gestaltungen sind möglich für Dach- und<br />

Fassadengestaltungen, Aussenraumgestaltungen, Verwendung<br />

traditioneller Baumaterialien, Renovierung kunsthistorischer<br />

oder architektonischer Besonderheiten etc.<br />

Die Gemeinde nimmt hierzu einen Betrag (z.B. Fr. 5.– pro Einwohner)<br />

als Gestaltungsbeitrag ins Budget auf.<br />

§ Erforderlicher Parkraum<br />

Die Ermittlung der notwendigen Abstellplätze erfolgt nach<br />

der kantonalen Wegleitung «Bestimmung der Anzahl Abstellplätze<br />

für Motorfahrzeuge und Velos/Motos».<br />

Ist die Schaffung des erforderlichen Parkraumes auf privatem<br />

Areal nicht möglich, so hat sich der Gesuchsteller in die von<br />

der Öffentlichkeit als Ersatz zur Verfügung gestellten Parkplätze<br />

einzukaufen (Parkplatzreglement).<br />

§ Reklamen<br />

Reklamen müssen mit dem jeweiligen Baukörper und der<br />

Fassade harmonieren und dürfen das Orts- und Strassenbild<br />

nicht stören.<br />

Alle Reklamen, mit Ausnahme von Türschildern und kleineren<br />

Hinweistafeln bis zu einer Grösse von 0,2 m 2 , sind bewilligungspflichtig.<br />

21


§ Gestaltungsgrundlagen<br />

Die Gemeinde kann zu gestalterischen Fragen im Ortskern<br />

Richtlinien erlassen.<br />

Beispiele solcher Richtlinien sind:<br />

• Inventarisation Ortskern<br />

• Verkehrsberuhigungs- und Gestaltungskonzept<br />

• Richtlinien zur Gestaltung von Vorplatzbereich,<br />

Hofstattbereich oder der Parkierung<br />

• Architektonische Richtlinien<br />

§ Vollzug der Vorschriften<br />

VOLLZUGSBEHÖRDE<br />

Der Vollzug dieser Zonenvorschriften, unter Vorbehalt des<br />

Baubewilligungsverfahrens, ist Sache des Gemeinderates. Er<br />

kann zur Sicherstellung der Zonenvorschriften im Rahmen<br />

des Baubewilligungsverfahrens Bedingungen stellen.<br />

• wenn die Anwendung dieser Vorschriften eine architektonisch<br />

und städtebaulich vernünftige Lösung verunmöglicht<br />

• für ausgesprochene Härtefälle<br />

• für vorbestandene Betriebe<br />

AUFHEBUNG FRÜHERER BESCHLÜSSE<br />

Alle diesem Erlass widersprechenden früheren Beschlüsse<br />

sind aufgehoben.<br />

INKRAFTTRETUNG, ANPASSUNG<br />

Die von der Gemeindeversammlung beschlossenen Vorschriften<br />

treten mit der Genehmigung durch den Regierungsrat<br />

in Kraft.<br />

Im Bedarfsfall sind die Vorschriften gesamthaft zu überprüfen<br />

und nötigenfalls den geänderten Verhältnissen anzupassen.<br />

Der Gemeinderat hat bei der Beurteilung von Baugesuchen<br />

ein Mitspracherecht. Er kann im Baubewilligungsverfahren<br />

Ausnahmen von den Zonenvorschriften beantragen.<br />

Die Beurteilung der Einpassung und Gestaltung der Bauvorhaben<br />

gemäss Ziffer 6 liegt im Kompetenzbereich des Gemeinderates<br />

und der zuständigen kantonalen Behörde.<br />

Für den Vollzug einzelner Vorschriften kann der Gemeinderat<br />

ergänzende Richtlinien zu diesem Reglement erlassen. Diese<br />

haben wegleitenden Charakter.<br />

BERATENDE KOMMUNALE FACHKOMMISSION<br />

Zur Beurteilung von Bauvorhaben setzt der Gemeinderat<br />

eine beratende Fachkommission ein, die mehrheitlich aus<br />

auswärtigen unabhängigen Architektur- und Raumplanungsfachleuten<br />

zusammengesetzt ist. Der Gemeinderat stützt<br />

sich bei seinen Entscheiden auf die Empfehlungen der Kommission.<br />

BESITZSTANDSGARANTIE FÜR ZONENFREMDE<br />

BAUTEN UND ANLAGEN<br />

Die Besitzstandsgarantie für zonenfremde Bauten und Anlagen<br />

richtet sich nach § 109 und § 110 RBV.<br />

AUSNAHMEN ALLGEMEINER ART<br />

In Abwägung öffentlicher und privater Interessen sowie in<br />

Würdigung der besonderen Umstände des Einzelfalles kann<br />

der Gemeinderat im Einvernehmen mit den zuständigen kantonalen<br />

Amtsstellen Ausnahmen von den Zonenvorschriften<br />

beantragen (§ 111 RBG). Dies gilt insbesondere<br />

22


5 Vollzug<br />

Da in der Schweiz nicht nur qualifizierte Fachleute, sondern jede Person Baugesuche stellen kann, ist die notwendige Qualität zur<br />

Umsetzung der Vorschriften aus Gründen der Ortsgestaltung nicht garantiert.<br />

Bauberatung<br />

in der Projektierungsphase sowie im Baubewilligungsverfahren<br />

Anreize, welche die Aufmerksamkeit auf ortsbildgerechte<br />

Architektur lenken, sind zu empfehlen.<br />

Zum Beispiel:<br />

1. Fachliche Kritik in der Planungs- und Projektierungsphase<br />

in Verbindung mit der Bauberatung.<br />

2. Studienaufträge oder Architekturwettbewerbe<br />

3. Publikation und öffentliche Prämierung guter Bauten und<br />

Anlagen.<br />

Frühzeitiger Einbezug einer ortsunabhängigen Fachinstanz<br />

im Baubewilligungsverfahren.<br />

Die Beratung von Bauherrschaft und ArchitektInnen in der Planungs-<br />

und Projektierungsphase von Bauvorhaben in ortsbildempfindlichen<br />

Bereichen übersteigt in der Regel die zeitlichen<br />

und fachlichen Möglichkeiten von örtlichen Baubehörden. Die<br />

Beurteilung von entsprechenden Baugesuchen setzt umso<br />

mehr Fachwissen, architektonisches Können und ortsbildpflegerische<br />

Erfahrung voraus, als die Gestaltungsgrundsätze in<br />

Teilzonenvorschriften enthalten.<br />

Aus diesen Gründen drängt sich die Schaffung von Fachgremien<br />

oder der Beizug einer Fachperson zur Begutachtung<br />

der Baugesuche auf kommunaler Ebene auf.<br />

Das folgende Modell mag dazu als Anregung dienen:<br />

Kommunale Fachgremien für Baugestaltung und Ortsbildpflege<br />

Zusammensetzung<br />

• RessortchefIn Bauwesen oder PräsidentIn Baukommission<br />

• 1 unabhängige Baufachperson<br />

• 1–2 unabhängige auswärtige ArchitektInnen<br />

• OrtsplanerIn<br />

• BauverwalterIn bei grösseren Gemeinden (Sekretariat)<br />

Beanspruchung<br />

Nach Bedarf, jedoch in der Regel 1 / 2 Tag im Monat.<br />

Arbeitsweise<br />

• Begehung und Besichtigung der örtlichen Situation<br />

• Begutachten von Plänen und Modellen<br />

• Anhören und Beraten der Bauherrschaft und ProjektverfasserIn<br />

• Formulierung von Empfehlungen und Auflagen an die Bauherrschaft,<br />

ProjektverfasserIn und Baubehörden<br />

• Einbezug weiterer Fachleute (z. B. Vertreter Denkmalpflege,<br />

Heimatschutz) nach Bedarf<br />

Entschädigung<br />

Auswärtige Fachleute gemäss SIA-Honorarordnung nach<br />

Zeittarif durch die betroffene Gemeinde.<br />

Finanzielle Beteiligung<br />

Erhöhte Architektur- und Ortsbildqualität darf in der Regel<br />

nicht mehr kosten. Die Ausrichtung von Beiträgen im Interesse<br />

des Ortsbildes und die Erhaltung wertvoller Bausubstanz<br />

kann an spezielle Auflagen gebunden werden.<br />

(Beispiel öffentliche Beiträge.)<br />

23


6 Anhang<br />

6.1 Grundlagen und Quellen<br />

Übergeordnete rechtliche Grundlagen<br />

Bund<br />

Bundesgesetz über die Raumplanung (RPG)<br />

Bundesgesetz über den Natur- und Heimatschutz vom<br />

1. Juli 1966 (NHG)<br />

<strong>Kanton</strong><br />

Raumplanungs- und Baugesetz (RBG) vom 8. Januar 1998<br />

Verordnung zum Raumplanungs- und Baugesetz (RBV) vom<br />

27. Oktober 1998<br />

Denkmal- und Heimatschutzgesetz (DHG) vom 9. April 1992<br />

Entscheidend für die Wirksamkeit der rechtlichen Grundlagen<br />

ist der politische Wille. Wer den Charakter des Ortes erhalten<br />

und seinen Lebensraum gestalten will, muss dafür<br />

Massnahmen einleiten.<br />

– Kommunale Reglemente (wie Antennen-, Reklame- und<br />

Parkplatzreglemente).<br />

– Gültige Teilzonenpläne, Quartierpläne sowie Baulinienpläne.<br />

– Kommunale Gestaltungsstudien, Leitbilder und Richtpläne.<br />

– Kommunale Inventare und Verzeichnisse.<br />

– Grundsätze über die Gestaltung der Dachlandschaft im Ortskern<br />

1993 (RPA).<br />

– Merkblätter, Wegleitungen usw.<br />

Weitere Materialien<br />

Historisches und aktuelles Karten- und Planmaterial.<br />

Historische und aktuelle Luftbilder.<br />

Bezugsquellen für Luftbilder<br />

– Amt für Raumplanung<br />

– SWISS FOTO AG, Dorfstrasse 53, 8105 Watt<br />

www.swissphoto.ch<br />

Fotogrammetrische Luftbildauswertungen und terrestrische<br />

Aufnahmen.<br />

Übriges historisches und aktuelles Bildmaterial (z.B. alte Postkarten).<br />

Lokalliteratur, Chroniken, Jubiläumsschriften usw.<br />

Bauakten und Gebäudeversicherungsprotokolle usw.<br />

Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (JVS).<br />

Weitere Grundlagen und Quellen<br />

Die folgende nicht abschliessende Zusammenstellung weiterer<br />

Grundlagen für die ortsbildpflegerische Arbeit und deren<br />

Umsetzung in die Ortsplanung soll lediglich als Checkliste<br />

dienen.<br />

Weitere Inventare und Verzeichnisse:<br />

– Verzeichnis der Baudenkmäler, die unter dem Schutz der<br />

Schweizerischen Eidgenossenschaft stehen.<br />

– Verzeichnis der kantonal geschützten Kulturdenkmäler.<br />

www.bud.bl.ch → Raumplanung<br />

– Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde, <strong>Basel</strong> «Die Bauernhäuser<br />

der <strong>Kanton</strong>e <strong>Basel</strong>-<strong>Landschaft</strong> und <strong>Basel</strong>-Stadt»<br />

– Kunstdenkmäler Band I–III<br />

Anmerkung<br />

Die Liste lässt sich beliebig ergänzen und detaillieren; andererseits<br />

wird den Behörden, Planern und Architekten nur eine beschränkte<br />

Zeit für Archivarbeit und Dokumentenstudium zur<br />

Verfügung stehen. Die Zusammenarbeit mit Spezialisten oder<br />

die Befragung von orts-, geschichts- und aktenkundigen Personen<br />

ist deshalb in der Regel unbedingt notwendig.<br />

Weitere Planungsgrundlagen<br />

– Regionale Richtpläne.<br />

– Gültige bauliche Grundordnung der Gemeinde (Zonenvorschriften,<br />

Schutzzonenplan, Baureglement, Liste der zu<br />

schützenden Objekte der Gemeinde).<br />

24


6.2 Literaturauswahl<br />

– «ISOS, Inventar der schützenswerten Ortsbilder der<br />

Schweiz», <strong>Kanton</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Landschaft</strong><br />

www.admin.ch/edmz<br />

Bezug: Eidgenössische Drucksachen- und Materialzentrale,<br />

3000 Bern<br />

– «Ortsbildpflege»<br />

Arbeitshilfen für die Ortsplanung<br />

Raumplanungsamt des <strong>Kanton</strong>s Bern<br />

April 1991<br />

– «Vademecum»<br />

Über den Umgang mit alter Bausubstanz<br />

Ein Leitfaden für Bauherren, Architekten und Handwerker<br />

<strong>Kanton</strong>ale Denkmalpflege <strong>Basel</strong>land<br />

Basler Druck und Verlag, Liestal 1994<br />

6.3 Kontakte<br />

Amt für Raumplanung<br />

Abteilung Ortsplanung<br />

Rheinstrasse 29<br />

4410 Liestal Tel. 061 925 55 83 Fax 061 925 69 82<br />

Amt für Raumplanung<br />

Fachstelle Ortsbildpflege<br />

Rheinstrasse 29<br />

4410 Liestal Tel. 061 925 55 77 Fax 061 925 69 24<br />

<strong>Basel</strong>bieter Heimatschutz<br />

Geschäftsstelle Tel. 061 761 38 69 Fax 061 761 42 38<br />

– «Grundsätze über die Gestaltung der Dachlandschaft<br />

im Ortskern»<br />

<strong>Nutzungsplanung</strong> <strong>Siedlung</strong>, Grundlagen<br />

Amt für Raumplanung, Liestal 1993<br />

– «Sich ins Ortsbild setzen»<br />

Eine Wanderausstellung «Ortsbild 2000» der <strong>Kanton</strong>alen<br />

Denkmalpflege BL<br />

– Musterzonenreglement <strong>Siedlung</strong> 2001<br />

Amt für Raumplanung, Liestal 2001<br />

– «Die Bauernhäuser der <strong>Kanton</strong>e <strong>Basel</strong>-<strong>Landschaft</strong><br />

und <strong>Basel</strong>-Stadt»<br />

Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde, <strong>Basel</strong> 1999<br />

Martin Furter<br />

– «Augenblicke»<br />

Bilder zum <strong>Landschaft</strong>swandel im <strong>Basel</strong>biet<br />

Karl Martin Tanner<br />

Verlag des <strong>Kanton</strong>s <strong>Basel</strong>-<strong>Landschaft</strong>, Liestal 1999<br />

– «Wegleitung für die Erarbeitung des Berichtes zu<br />

Nutzungsplänen gemäss Art. 26 RPV»<br />

Amt für Raumplanung, Juni 1996<br />

– «Kommunale Bauvorschriften<br />

Formelle Anforderungen für das Beschluss- und<br />

Genehmigungsverfahren»<br />

Amt für Raumplanung, Juni 1995<br />

25


Herausgeber<br />

Projektleitung<br />

Projektbearbeitung<br />

Illustration<br />

Bezugsquelle<br />

Amt für Raumplanung<br />

<strong>Kanton</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Landschaft</strong><br />

Markus Billerbeck, Amt für Raumplanung<br />

Hermann Niederer, Amt für Raumplanung<br />

Markus Jermann, Raumplaner Dittingen<br />

Markus Jermann<br />

Amt für Raumplanung<br />

Rheinstrasse 29, 4410 Liestal<br />

Tel. 061 925 55 83 / 061 925 59 33

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