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Die Deportationen ungarischer Juden nach Theresienstadt

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edingungslose Kapitulation des Deutschen Reichs. Um diese nicht hinauszuzögern, weigerten sie sich,<br />

selbst aus humanitären Gründen den strikten Warenboykott gegen Deutschland zu durchbrechen. Als<br />

sicherster Weg zur Rettung der noch lebenden Jüdinnen und <strong>Juden</strong> erschien ihnen ihr rascher und<br />

vollständiger militärischer Sieg.<br />

Um das Scheitern der Brand-Mission zu verschleiern, bezeichnete Kasztner Eichmann gegenüber die<br />

fortgesetzten <strong>Deportationen</strong> und das Zurückhalten des Palästina-Transports als entscheidende<br />

Hindernisse für Fortschritte bei den Verhandlungen. Etwa am 11. Juni schlug er Eichmann vor, jene<br />

hunderttausend Jüdinnen und <strong>Juden</strong>, die bei einer alliierten Zusage sofort befreit werden sollten, in<br />

Ungarn zurückzubehalten. 43 Eichmann lehnte ab: Ein „Verkauf“ der <strong>Juden</strong> sei nur ab dem Deutschen<br />

Reich möglich. 44 Doch am 14. Juni erklärte sich Eichmann bereit, „30.000 ungarische <strong>Juden</strong> in Österreich<br />

unterzubringen und sie dort ,aufs Eis zu legen‘“, 45 wobei jeweils die Hälfte aus Budapest und der Provinz<br />

kommen sollte. 46<br />

Himmler war gewillt, die Versuche, mithilfe des Rettungskomitees Kontakte zu den Westmächten<br />

aufzunehmen, fortzusetzen. Ein weiterer gewichtiger Grund für dieses „Zeichen des guten Willens“ der SS<br />

war die Arbeitskräfteknappheit in Österreich. Am 7. Juni 1944 hatte der Wiener Bürgermeister, SS-<br />

Brigadeführer Karl Blaschke, beim Chef des Reichssicherheitshauptamts (RSHA), Ernst Kaltenbrunner,<br />

Zwangsarbeiter für Wien angefordert. Regierungspräsident Delbruegge von der Gauleitung Wien hatte<br />

sich mit demselben Anliegen an die Berliner Zentrale des RSHA gewandt. Am 30. Juni be<strong>nach</strong>richtigte<br />

Kaltenbrunner Blaschke von der bevorstehenden Ankunft von vier Transporten mit etwa 12.000<br />

ungarischen Jüdinnen und <strong>Juden</strong>. 47<br />

43 Kasztner, Bericht, S. 48.<br />

44 <strong>Die</strong>s entsprach tatsächlich der von Himmler vorgegebenen Politik. Als Himmler im Frühjahr 1943 den<br />

Vorschlag des Auswärtigen Amts bewilligte, zehntausend <strong>Juden</strong> ausländischer Staatsbürgerschaft zum<br />

Austausch gegen Deutsche, die im feindlichen Ausland lebten, von den <strong>Deportationen</strong> auszunehmen,<br />

bestand er auf deren Konzentrierung in einem Lager innerhalb des Deutschen Reichs. (Runderlass BdS<br />

Den Haag IV B 4 [gez. Dr. Harster] vom 5. 5. 1943.) <strong>Die</strong>s führte zur Gründung des „Aufenthaltslagers“<br />

Bergen-Belsen, wohin Eichmann zunächst auch den Palästina-Transport dirigierte. Siehe: Kolb, Bergen-<br />

Belsen, S. 26–37.<br />

45 Kasztner, Bericht, S. 48.<br />

46 <strong>Die</strong>ter Wisliceny sagte in Nürnberg aus, Hermann Krumey habe Eichmann geraten, ungarische <strong>Juden</strong><br />

statt <strong>nach</strong> Auschwitz <strong>nach</strong> Ostösterreich zum Arbeitseinsatz umzuleiten. Siehe: Braham, Destruction,<br />

Dokument 440, S. 928.<br />

47 Brief des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD, Ernst Kaltenbrunner, an den Bürgermeister von<br />

Wien, SS-Brigadeführer Blaschke vom 30. 6. 1944, Dok. 3803-PS, in: Der Prozess gegen die<br />

Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof [im Folgenden: IMG], Bd. XXXIII,<br />

Nürnberg 1947, S. 168 f.

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