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Die Deportationen ungarischer Juden nach Theresienstadt

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Ausgenommen von den <strong>Deportationen</strong> der sogenannten „Ungarnaktion“ im Frühjahr 1944 blieben die<br />

80.000 Arbeitsdienstler der ungarischen Armee sowie die 200.000 jüdischen BewohnerInnen<br />

Budapests. 25 Mitte Juni wurden jedoch auch die Budapester Jüdinnen und <strong>Juden</strong> gezwungen, in mit<br />

einem gelben Stern gekennzeichnete Häuser zu ziehen, was der erste Schritt für ihre für Mitte Juli<br />

geplante Deportation war. 26<br />

Im Juni 1944 wurden neben den in- auch ausländische Proteste gegen die <strong>Deportationen</strong> laut. Der<br />

amerikanische Präsident Roosevelt hatte die ungarische Regierung zwar bereits im März 1944 vor einem<br />

drastischen Vorgehen gegen die <strong>Juden</strong> gewarnt, allerdings blieb diese Warnung folgenlos. Mitte Mai<br />

erhob der päpstliche Nuntius, Angela Rotta, Protest gegen die unmittelbar bevorstehenden <strong>Deportationen</strong>,<br />

doch erst am 25. Juni 1944 intervenierte der Vatikan bei Horthy dagegen. Am 26. Juni warnte Präsident<br />

Roosevelt Ungarn vor den Konsequenzen einer Fortsetzung der Transporte <strong>nach</strong> Auschwitz und<br />

unterstrich diese Drohung am 2. Juli mit einem schweren Bombardement Budapests. Am 30. Juni schloss<br />

sich König Gustav von Schweden den Interventionen beim Reichsverweser an. Dazu kamen Proteste<br />

seitens der ungarischen Kirchenführung und des Roten Kreuzes. Nach mehreren fruchtlosen Versuchen<br />

ließ Miklós Horthy schließlich am 7. Juli 1944 weitere <strong>Deportationen</strong> <strong>nach</strong> Auschwitz, wie es hieß:<br />

vorübergehend, einstellen, doch gelang es Eichmann noch am 19. und am 24. Juli, Züge mit rund 2.000<br />

Insassen der Lager Kistarca und Sarvár <strong>nach</strong> Auschwitz zu verschicken. 27 Neben dem Protest aus dem<br />

Ausland dürfte für Horthys Verbot auch die Gefahr eines Umsturzversuchs der Nyilas mithilfe der in<br />

Budapest angeblich oder tatsächlich zur Vorbereitung der <strong>Deportationen</strong> konzentrierten Gendarmerie<br />

gewesen sein. 28 Nicht zuletzt dank des anhaltenden Drucks, den die Vertreter neutraler Staaten auf<br />

Horthy ausübten, wurden weiterhin bestehende Pläne für die Deportation der jüdischen Bevölkerung<br />

Budapests vorerst abgewandt. Am 25. August 1944 erteilte schließlich Reichsführer SS Heinrich Himmler<br />

die Weisung, alle weiteren <strong>Deportationen</strong> einzustellen. 29 Pläne, die arbeitsfähigen Jüdinnen und <strong>Juden</strong><br />

innerhalb Ungarns zu konzentrieren und für kriegswichtige Arbeiten einzusetzen, scheiterten größtenteils<br />

an diversen technischen Problemen. 30<br />

<strong>Die</strong> Verhandlungen des Budapester Hilfs- und Rettungskomitees mit der SS<br />

S. 254 und S. 256 f.<br />

25 Varga, Ungarn, S. 344 und S. 348.<br />

26 Ebenda, S. 345.<br />

27 Bis zum 15. Oktober 1944 kam es zu weiteren kleineren Einzelaktionen, sodass die Zahl der<br />

Deportierten auf 444.152 stieg. Vgl.: Varga, Ungarn, S. 344 ff. und S. 348.<br />

28 Ebenda.<br />

29 Telegramm Edmund Veesenmayers an Joachim von Ribbentrop vom 25. 8. 1944, in: Braham,<br />

Destruction, Dokument 214, S. 481.<br />

30 Varga, Ungarn, S. 347.

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