22.11.2013 Aufrufe

Die Deportationen ungarischer Juden nach Theresienstadt

Die Deportationen ungarischer Juden nach Theresienstadt

Die Deportationen ungarischer Juden nach Theresienstadt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Deportierten außerdem noch Personen aus der Batschka, dem ungarisch besetzten Teil Jugoslawiens. Im<br />

Gegensatz zu Poloncarz geht dieser Beitrag von den erweiterten Grenzen Ungarns zur Zeit der<br />

deutschen Okkupation 1944/45 aus, da die jüdische Bevölkerung der annektierten Gebiete das Schicksal<br />

der <strong>Juden</strong> Trianon-Ungarns auch bei den <strong>Deportationen</strong> <strong>nach</strong> Österreich teilte.<br />

Ungarische Jüdinnen und <strong>Juden</strong> kamen nicht direkt aus ihrer Heimat <strong>nach</strong> <strong>Theresienstadt</strong>, sondern<br />

wurden in der Endphase des Kriegs von anderen Konzentrations- und Zwangsarbeitslagern dorthin<br />

evakuiert. So gehörten die etwa 1.072 Personen, welche am 8. März 1945 aus Wien (richtig: Strasshof)<br />

kommend in <strong>Theresienstadt</strong> eingeliefert wurden, zu jener Gruppe <strong>ungarischer</strong> <strong>Juden</strong>, die im Juni 1944<br />

aus den Ghettos Szolnok, Szeged, Baja und Debrecen <strong>nach</strong> Strasshof verschleppt und in Wien und<br />

Niederdonau 7 als ZwangsarbeiterInnen eingesetzt gewesen waren. Weitere Angehörige dieser Gruppe<br />

von Deportierten, die etwa 18.000 Personen umfasste, kamen erst <strong>nach</strong> dem 20. April 1945 im Lager an.<br />

Zu diesem Zeitpunkt wurden in <strong>Theresienstadt</strong> nicht mehr die Herkunftsorte der Transporte, sondern die<br />

Nationalität der Deportierten registriert. <strong>Die</strong> Budapester Jüdinnen und <strong>Juden</strong> waren im November 1944 an<br />

die österreichisch-ungarische Grenze verschleppt worden, wo sie am so genannten Südostwall, einem<br />

System von Stellungsanlagen, das den Vormarsch der sowjetischen Truppen stoppen sollte, sich aber<br />

letztlich als völlig wirkungslos erwies, mitschanzen hatten müssen. Unter den <strong>nach</strong> dem 20. April aus<br />

Buchenwald, Flossenbürg und ihren Nebenlagern <strong>nach</strong> <strong>Theresienstadt</strong> Deportierten 8 befanden sich<br />

ebenfalls ungarische <strong>Juden</strong>, die ursprünglich im Frühjahr 1944 zunächst <strong>nach</strong> Auschwitz und da<strong>nach</strong> in<br />

andere Konzentrationslager verschleppt worden waren, bevor sie schließlich in <strong>Theresienstadt</strong> ankamen.<br />

Am 21. April 1945 kam ein Transport mit über 1.700 Personen aus dem Konzentrationslager Bergen-<br />

Belsen in <strong>Theresienstadt</strong> an. 9 In Bergen-Belsen waren zwischen dem 6. und dem 11. April insgesamt drei<br />

Züge mit Insassen des Ungarnlagers, des Sternlagers und des Neutralenlagers (insgesamt ca. 7.000<br />

Personen) abgefertigt worden, die <strong>nach</strong> <strong>Theresienstadt</strong> fahren sollten. Zwei dieser Transporte wurden<br />

unterwegs von alliierten Truppen befreit: In dem am 13. April in der Nähe von Magdeburg befreiten Zug<br />

befanden sich 1.400 ungarische Jüdinnen und <strong>Juden</strong>, während sich unter den am 23. April bei Töbitz in<br />

Niederlausitz Befreiten nur sehr wenige ungarische <strong>Juden</strong> befanden. 10 Nur der dritte Zug, jener mit mehr<br />

als 1.700 ungarischen Jüdinnen und <strong>Juden</strong>, erreichte sein Ziel. Ein Teil dieser Deportierten war zunächst<br />

7 Zum Gau Niederdonau gehörten Niederösterreich und das nördliche Burgenland sowie Teile<br />

Südmährens. Ungarische <strong>Juden</strong> aus dieser Gruppe waren jedoch lediglich in Niederösterreich und<br />

Südmähren interniert.<br />

8 Poloncarz, Evakuierungstransporte, S. 254 und S. 256 f.<br />

9 <strong>Die</strong> Zahlenangaben der Deportierten schwanken leicht. Eberhard Kolb gibt 1.712 an, Poloncarz 1.706,<br />

von denen 1.584 namentlich erfasst wurden. Vgl.: Eberhard Kolb, Bergen-Belsen. Vom „Aufenthaltslager“<br />

zum Konzentrationslager 1943–1945, Göttingen 1986, S. 41; Poloncarz, Evakuierungstransporte, S. 256.<br />

10 Ich danke Bernd Horstmann von der Gedenkstätte Bergen-Belsen für die Information zu diesen<br />

Transporten.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!