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Regeln sind für Mädchen - Jungen brauchen ... - Peter-may.de

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Tabelle 4: Zusammenhang <strong>de</strong>r Rechtschreibleistung mit Variablen <strong>de</strong>s Lernklimas (1)<br />

allgemeiner<br />

Schulleistungsstand<br />

schriftsprachlicher<br />

Leistungsstand<br />

Arbeitsbereitschaft<br />

sozialer<br />

Umgang<br />

miteinan<strong>de</strong>r<br />

häusliche<br />

Unterstützung<br />

und<br />

För<strong>de</strong>rung<br />

soziale<br />

Zusammen<br />

-setzung<br />

<strong>de</strong>r Klasse<br />

Lesehäufigkeit<br />

außerhalb<br />

<strong>de</strong>r Schule<br />

'Lernklima<br />

' in <strong>de</strong>r<br />

Klasse<br />

(Summe)<br />

<strong>Jungen</strong> * .27 .25 .15 .16 .31 .31 .31 .27<br />

<strong>Mädchen</strong> * .48 .55 .47 .56 .46 .46 .50 .53<br />

Rang <strong>Jungen</strong> ** 4 5 7 6 3 2 1<br />

Rang <strong>Mädchen</strong> 4 2 5 1 6 7 3<br />

**<br />

* Durchschnittliche Korrelation aller zehn Erhebungszeitpunkte von En<strong>de</strong> Klasse 1 bis En<strong>de</strong> Klasse 6<br />

** Rangfolge <strong>de</strong>r einzelnen Korrelationen zwischen Rechtschreibleistung und Variablen <strong>de</strong>s Lernklimas<br />

Damit ergibt sich das bemerkenswerte Ergebnis, daß <strong>für</strong> <strong>Jungen</strong> gera<strong>de</strong> jene Aspekte <strong>de</strong>s<br />

Lernklimas eine relativ große Rolle spielen, die wenig von <strong>de</strong>r Gestaltung <strong>de</strong>s schulischen<br />

Unterrichts abhängen. Dies unterstreicht einmal mehr die größere Unabhängigkeit <strong>de</strong>r<br />

<strong>Jungen</strong>leistungen vom Schulunterricht. An<strong>de</strong>rs ausgedrückt: Die gegebenen schulischen<br />

Unterrichtsbedingungen scheinen erheblich weniger zum Lernfortschritt von <strong>Jungen</strong> als von<br />

<strong>Mädchen</strong> beizutragen, und eine beson<strong>de</strong>rs geringe Rolle scheint <strong>für</strong> <strong>Jungen</strong> die<br />

"Arbeitsbereitschaft in <strong>de</strong>r Klasse" zu spielen.<br />

b) Zur Stabilität <strong>de</strong>r Rechtschreibleistungen<br />

Der Zusammenhang zwischen früh erfaßbaren schriftsprachlichen Lernstän<strong>de</strong>n und späteren<br />

Lese- und Rechtschreibleistungen ist - aus pädagogischer Sicht - erschreckend hoch: So<br />

korreliert die Leistung in unserer Stichprobe, die anhand von nur fünf Wörtern (Sofa, Mund,<br />

Reiter, Limona<strong>de</strong>, Kin<strong>de</strong>rwagen) gegen Mitte <strong>de</strong>r ersten Klasse erhoben wur<strong>de</strong>, mit <strong>de</strong>r<br />

Rechtschreibleistung am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r sechsten Klasse mit .71, d.h. ca. 5o Prozent <strong>de</strong>r Varianz <strong>de</strong>r<br />

Rechtchreibleistung am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Beobachtungsstufe kann bereits Mitte <strong>de</strong>r ersten Klasse<br />

vorhergesagt wer<strong>de</strong>n! Die Grundschule trägt also wenig zur Verän<strong>de</strong>rung bereits frühzeitig<br />

erworbener Leistungsrelationen bei (vgl. May 1990).<br />

Die entsprechen<strong>de</strong>n Korrelationen zwischen <strong>de</strong>n Rechtschreibleistungen <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />

Zeitpunkte unserer Längsschnitterhebung liegen <strong>für</strong> die Gruppe <strong>de</strong>r <strong>Mädchen</strong> wesentlich höher<br />

als <strong>für</strong> die <strong>Jungen</strong>, d.h. die individuellen Rechtschreibleistungen von <strong>Mädchen</strong> lassen sich<br />

<strong>de</strong>utlich besser vorhersagen als diejenige von <strong>Jungen</strong>. Die Rechtschreibleistung bei <strong>Jungen</strong> ist<br />

über die Jahre <strong>de</strong>r Grundschulzeit wesentlich instabiler als bei <strong>Mädchen</strong>. Bei <strong>Jungen</strong> fin<strong>de</strong>n sich<br />

erheblich häufiger <strong>de</strong>utliche Sprünge bzw. Einbrüche in <strong>de</strong>r Lernentwicklung, während die<br />

<strong>Mädchen</strong> stetiger und gleichmäßiger lernen. Dieser Befund ist angesichts <strong>de</strong>s geringeren<br />

Zusammenhangs zwischen Rechtschreibleistung und Unterrichtsbedingungen plausibel, <strong>de</strong>nn<br />

<strong>de</strong>r schulische Unterricht stellt neben <strong>de</strong>n häuslichen Anregungsbedingungen <strong>für</strong> <strong>de</strong>n Erwerb<br />

<strong>de</strong>r Schriftsprache im allgemeinen eine relativ konstante Einflußgröße dar. Sie wirkt auf die<br />

Lernprozesse <strong>de</strong>r <strong>Mädchen</strong> eher verstetigend als <strong>für</strong> die <strong>Jungen</strong>. Sprünge und Überraschungen<br />

<strong>sind</strong> bei diesen also auch eher zu erwarten.<br />

c) Kausalzusammenhänge zwischen verschie<strong>de</strong>nen Aspekten <strong>de</strong>s Lesens und Schreibens<br />

För<strong>de</strong>rt das Lesenlernen das Schreibenlernen, stützt das Schreibenlernen das Lesenlernen, o<strong>de</strong>r<br />

gibt es einen komplexeren und dialektischen Zusammenhang? Diese Frage ist im Laufe <strong>de</strong>r Zeit<br />

unterschiedlich beantwortet wor<strong>de</strong>n, und die jeweilige Antwort auf diese Frage hatte teilweise<br />

gegensätzliche didaktische Strategien zur Folge. Bis in die siebziger Jahre hatten die meisten<br />

Lehrgänge darauf gesetzt, <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn zunächst über das Lesen die Schriftsprache<br />

nahezubringen, und das Rechtschreiben erst anschließend und nach einem<br />

Rechtschreiblernen und Geschlecht (PM 92/12) 7

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