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Peter Niggl: Mit privaten gegen die Piraten - BDGW

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2 | 2012<br />

<strong>Mit</strong> Privaten<br />

<strong>gegen</strong> <strong>die</strong> <strong>Piraten</strong><br />

Von <strong>Peter</strong> <strong>Niggl</strong><br />

„<strong>Piraten</strong> vor Somalia: Private<br />

Söldner sollen sie jagen.“ So wie bei<br />

Spiegel-Online lauten unisono Überschriften<br />

zahlreicher Artikel, <strong>die</strong> sich mit einem essenziellen<br />

Problem der <strong>gegen</strong>wärtigen internationalen<br />

Seewege beschäftigen. Hilfreich sind<br />

solche reißerischen Headlines wohl kaum,<br />

denn das Thema erfordert Sachlichkeit und<br />

Augenmaß. Den Sicherheitskräften, <strong>die</strong> zum<br />

Schutz der Handelsseefahrt eingesetzt werden<br />

oder werden sollen, können Prädikate<br />

wie „Söldner“ kaum <strong>die</strong>nlich sein. Der Kampf<br />

<strong>gegen</strong> <strong>Piraten</strong> ist eine gewaltige Herausforderung<br />

unserer Tage und es ist zu befürchten,<br />

dass sie es noch für geraume Zeit bleibt.<br />

Nach Schätzungen der Bundeswehr umfasst<br />

das Gebiet des Indischen Ozeans, auf<br />

dem sich <strong>die</strong> zivile Seefahrt <strong>Piraten</strong>-Überfälle<br />

gewärtig sein muss, etwa das 24-fache<br />

der Fläche der Bundesrepublik Deutschland.<br />

30.000 Handelsschiffe passieren jedes Jahr<br />

<strong>die</strong>sen Teil der Weltmeere. Etwa 100.000 Seeleute<br />

müssen Tag für Tag um Leib und Leben<br />

fürchten. Denn sie sind es, auf <strong>die</strong> es <strong>die</strong> Freibeuter<br />

der Neuzeit abgesehen haben. Anders<br />

als für ihre Vorfahren zu Zeiten eines Klaus<br />

Störtebeker ist für <strong>die</strong> Seeräuber von heute<br />

nicht mehr der Wert einer Schiffsladung der<br />

Gradmesser eines erfolgreichen Beutezuges.<br />

Die Crew eines Schiffes ist es, <strong>die</strong> den Seeräubern<br />

Reichtum verspricht.<br />

Es gibt keine Berichte darüber, dass <strong>die</strong> Wegelagerer<br />

zu Wasser versucht hätten, den logistischen<br />

Kraftakt zu vollbringen, <strong>die</strong> erbeutete<br />

Schiffsladung zu löschen und dann womöglich<br />

noch in einem aufwändigen System als<br />

Hehlerware umzuschlagen. Menschen <strong>gegen</strong><br />

Geld, das ist <strong>die</strong> ebenso einfache wie perfide<br />

Formel nach der heute Piraterie funktioniert.<br />

In einem Bulletin des humanitären Hilfsprogramms<br />

für <strong>Piraten</strong>opfer MPHRP wurde Ende<br />

2011 <strong>die</strong> Zahl der Seefahrer, <strong>die</strong> in den letzten<br />

Jahren Opfer von Geißelnahmen durch<br />

<strong>Piraten</strong> geworden sind mit 5000 beziffert.<br />

Sie waren gezwungen, oft ein monatelanges<br />

Festgesetztsein unter „entsetzlichen Bedingungen“<br />

zu ertragen. Tausende andere Seeleute<br />

mussten <strong>Piraten</strong>attacken durchstehen.<br />

Immer wieder sind bei <strong>die</strong>sen Angriffen<br />

Menschenleben zu beklagen, wie beispielsweise<br />

auf dem Frachter „Beluga Nomination“<br />

der Bremer Beluga-Reederei. Bei Kaperung<br />

des Schiffes Anfang vergangenen Jahres hatten<br />

drei Besatzungsmitglieder ihr Leben verloren.<br />

Die „Beluga Nomination“ fuhr unter der<br />

Flagge des karibischen Zwergstaates Antigua<br />

und Barbuda, der sich bei seinen 85.000 Einwohnern<br />

nur <strong>die</strong> winzige „Royal Antigua and<br />

Barbuda Defence Force“ Armee leisten kann –<br />

Gesamtstärke 170 Mann, von denen kaum ein<br />

Beitrag zur maritimen Sicherheit zu erwarten<br />

ist. Ein plastisches Beispiel für <strong>die</strong> tiefe Diskrepanz<br />

zwischen Billigflagge und teurer Sicherheit.<br />

„Piraterie ist eine ständige Begleiterscheinung<br />

der Handelsschifffahrt“, unterstreicht<br />

man beim Verband Deutscher Reeder (VDR),<br />

so sei <strong>die</strong>s auch in den vergangenen Jahrzehnten<br />

gewesen. Neu sei jedoch „<strong>die</strong> noch<br />

nie dagewesene Anzahl an Geiselnahmen,<br />

<strong>die</strong> technische und militärische Aufrüstung<br />

der <strong>Piraten</strong> und <strong>die</strong> ungekannte Brutalität<br />

ihres Vorgehens“, <strong>die</strong> neue Dimension <strong>die</strong>ser<br />

Verbrechensform hervorgebracht habe: „Seit<br />

2008 ist <strong>die</strong> Zahl der Geiselnahmen geradezu<br />

empor geschnellt.“<br />

Auch wenn <strong>die</strong> Bundesregierung durch ein<br />

Mandat vorschlägt, <strong>die</strong> <strong>Piraten</strong> vor der Küste<br />

<strong>Peter</strong> <strong>Niggl</strong> ist freier Journalist. Er<br />

beschäftigt sich schon seit Jahren mit<br />

Fragen der <strong>privaten</strong> Sicherheit.<br />

Somalias nun auch auf dem Festland bis<br />

2.000 Meter ins Landesinnere zu verfolgen,<br />

kann <strong>die</strong>s kaum als alleiniges <strong>Mit</strong>tel <strong>gegen</strong><br />

<strong>die</strong> <strong>Piraten</strong>-Angriffe auf Handelsschifffahrt<br />

gesehen werden. Vor allem wenn es den Freibeutern<br />

erst einmal gelungen ist, <strong>die</strong> Schiffsbesatzungen<br />

als Geißeln in ihre Gewalt zu<br />

bringen, haben sie nicht nur ein Faustpfand<br />

für ihre Lösegeldforderungen, sondern gleichzeitig<br />

lebende Schutzschilder <strong>gegen</strong> Angriffe<br />

jeglicher Art in der Hand.<br />

Professioneller Schutz durch private Sicherheitskräfte<br />

auf den Schiffen ist nach dem<br />

augenblicklichen Stand der Erkenntnisse wie<br />

auch der Möglichkeiten der wirkungsvollste<br />

Weg der Gefahrenabwehr. Hier aber verläuft<br />

genau eine Konfliktlinie auf dem Festland.<br />

Von Seiten des Reederverbandes will man<br />

„hoheitliche bewaffnete Kräfte an Bord der<br />

besonders gefährdeten Schiffe als Schutz<br />

vor Überfällen. Dies könnten Kräfte der Bundespolizei<br />

oder der Marine sein. Wie im Seerechtsübereinkommen<br />

festgelegt, darf der<br />

Kampf <strong>gegen</strong> <strong>Piraten</strong> nicht privatisiert werden.“<br />

Keine Frage, <strong>die</strong>s wäre für <strong>die</strong> Schiffseigentümer<br />

auch <strong>die</strong> kostengünstigste Lösung.<br />

Die Gegenrechnung konnte man im August<br />

vergangenen Jahres in der „Frankfurter Allgemeinen<br />

Zeitung“ lesen: „Ein Schutz solcher<br />

Schiffe durch <strong>die</strong> Bundespolizei - wie <strong>die</strong>s<br />

<strong>die</strong> Gewerkschaft der Polizei (GdP) gefordert<br />

hatte - kommt nach Dafürhalten des Innenministeriums<br />

nicht in Frage. Selbst für den<br />

12<br />

Wirtschaft und Politik


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kleineren, deutsch beflaggten Teil der deutschen<br />

Handelsflotte würde ein Begleitschutz<br />

durch <strong>die</strong> Bundespolizei etwa 150 Millionen<br />

Euro im Jahr kosten. Voraussetzung für <strong>Mit</strong>fahrt<br />

und jeweilige Personalwechsel in Häfen<br />

wären zudem zahlreiche internationale Verträge,<br />

<strong>die</strong> ausgehandelt werden müssten. Das<br />

alles gilt als unrealistisch.“<br />

Zur Sicherheit ihrer Schiffe wird den Reedereien<br />

ein Bündel von Maßnahmen empfohlen.<br />

„Eine wichtige Ergänzung <strong>die</strong>ser Maßnahmen“,<br />

so ist in einem Diskussionsentwurf<br />

des Bundeswirtschaftsministeriums zu lesen,<br />

„kann <strong>die</strong> Beauftragung von Bewachungsunternehmen<br />

sein. Bislang wurde noch kein<br />

Schiff, das bewaffnete Sicherheitskräfte an<br />

Bord hatte, erfolgreich gekapert.“ Eine Bilanz,<br />

<strong>die</strong> eine deutliche Sprache spricht. Die<br />

Zeichen stehen also klar auf Einsatz privater<br />

Sicherheitskräfte.<br />

Zu Recht konstatierte BDSW-Hauptgeschäftsführer<br />

Dr. Olschok deshalb Ende vergangenen<br />

Jahres im DSD: „Der BDSW hat<br />

sich bisher zurückhaltend zum Einsatz von<br />

<strong>privaten</strong> Sicherheits<strong>die</strong>nsten im Kampf <strong>gegen</strong><br />

<strong>die</strong> Piraterie geäußert. Es gibt aber einen<br />

‚Markt für <strong>Piraten</strong>bekämpfung‘ und auch <strong>die</strong><br />

klare politische Aussage der Bundesregierung<br />

für den Einsatz privater Sicherheits<strong>die</strong>nste<br />

auf Schiffen unter deutscher Flagge.“ Das in<br />

<strong>die</strong>ser Feststellung mitschwingende „aber“<br />

verdeutlicht, dass noch einige Untiefen der<br />

<strong>gegen</strong>wärtigen Rechtslage aus dem Weg<br />

geräumt werden müssen, bis private Sicherheits<strong>die</strong>nstleister<br />

ihre Spezialkräfte guten Gewissens<br />

an Bord gehen lassen können.<br />

Zuallererst müssen sich <strong>die</strong> deutschen Reeder<br />

– sofern sie <strong>die</strong>sen Sicherheitsservice in<br />

Anspruch nehmen wollen – dazu entschließen,<br />

auf ihren Schiffen <strong>die</strong> Flaggen Panamas,<br />

Liberias, Barbados und anderer sogenannter<br />

Billigflaggen-Staaten einzuholen. Kein selbstverständlicher<br />

Schritt im harten Konkurrenzkampf<br />

auf den Seehandelswegen. Denn unter<br />

dem Banner einer Karibikinsel sparen, wie<br />

<strong>die</strong> „Frankfurter Rundschau“ zu berichten<br />

wusste, deutsche Reeder bis zu 300.000 Euro<br />

jährlich <strong>gegen</strong>über Frachtern, über denen <strong>die</strong><br />

schwarz-rot-goldene Flagge weht. Da <strong>die</strong><br />

deutschen Reedereien <strong>die</strong> mit Abstand größte<br />

Flotte an Container-Schiffen unterhält, ist das<br />

Problem enorm und <strong>die</strong> Realität ernüchternd.<br />

Von 3559 Schiffen deutscher Reeder fahren<br />

gerademal 566 – das sind 16 Prozent – auch<br />

unter deutscher Flagge. Hier ist zweifellos ein<br />

Umdenken bei den Reedereien erforderlich,<br />

wenn man künftig auf „Sicherheit made in<br />

Germany“ setzen will.<br />

Da jedoch <strong>die</strong> Mission Atalanta vor der Küste<br />

Somalias keinen Unterschied bei den Schiffen<br />

macht, gleichgültig unter welcher Flagge sie<br />

fahren, ist der Anreiz nach wie vor gering, auf<br />

<strong>die</strong> Banner der Billigstaaten zu verzichten.<br />

Der Schlüssel für eine Änderung liegt in<br />

der Politik, <strong>die</strong> den Rahmen für <strong>die</strong> <strong>privaten</strong><br />

Sicherheitskräfte auf Schiffen konkret abstecken<br />

muss. Die Gewerkschaft ver.di, <strong>die</strong> lange<br />

Zeit staatlichen Schutz für <strong>die</strong> Schifffahrt<br />

präferierte, akzeptiert inzwischen <strong>die</strong> Option<br />

einer Schiffsbewachung durch private Dienstleister,<br />

sieht jedoch den Gesetzgeber „in der<br />

Klemme“, denn: „Deutschland kann nur für<br />

Schiffe unter deutscher Flagge Regelungen<br />

treffen. Andere Flaggenregister sind noch<br />

regelungsärmer als Deutschland und lassen<br />

dem Reeder viele Freiheiten, beispielsweise<br />

was <strong>die</strong> rechtlich zulässigen Waffen angeht.<br />

Die Ausflaggungsmöglichkeit seitens der Reeder<br />

begrenzt <strong>die</strong> gesetzgeberischen Möglichkeiten<br />

erheblich. Entschließt sich <strong>die</strong> deutsche<br />

Politik in Anerkennung der Gefahren strenge<br />

Regeln für <strong>die</strong> Beschäftigung privater Sicherheits<strong>die</strong>nste<br />

zu erlassen, steht zu befürchten,<br />

dass Reeder ausflaggen. Erlässt sie jedoch geringe<br />

Anforderungen, so wird sie den Risikopotenzialen<br />

kaum gerecht.“<br />

Auch der Arbeitskreis „Moderne Piraterie -<br />

Seeschifffahrt unter Beschuss“ des Gesamtverbandes<br />

der Deutschen Versicherungswirtschaft<br />

e.V. (GDV) beugt sich den Realitäten.<br />

Zwar sieht man dort im „Schutz deutschflaggiger<br />

Schiffe … eine hoheitliche Aufgabe, <strong>die</strong><br />

weiterer Anstrengungen“ bedürfe, konstatiert<br />

jedoch: „Da ausreichender hoheitlicher Schutz<br />

absehbar nicht verfügbar ist, wird <strong>die</strong> Bundesregierung<br />

nachdrücklich aufgefordert, private<br />

bewaffnete Sicherheitskräfte nach staatlicher<br />

Zertifizierung für den Einsatz an Bord zuzulassen.<br />

Die notwendigen Rechtsgrundlagen<br />

müssen schnellstmöglich geschaffen werden,<br />

insbesondere durch eine Ergänzung der Gewerbeordnung<br />

und der See-Eigensicherungsverordnung.“<br />

Nach Auffassung des BDSW muss für <strong>die</strong><br />

Sicherung von Schiffen, wie Dr. Olschok betont,<br />

„eine geeignete Rechtsgrundlage und<br />

ein anerkanntes ‚Zertifizierungs-‘ – besser<br />

Auswahlverfahren - entwickelt werden.“<br />

Wirtschaft und Politik<br />

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In einem „<strong>Piraten</strong>bekämpfungsgesetz“ müssen klare Voraussetzungen<br />

und Befugnisse für das Tätigwerden privater Sicherheits<strong>die</strong>nste festgelegt<br />

werden. „Hierzu gehören vor allem <strong>die</strong> Leistungsfähigkeit des<br />

Unternehmens, <strong>die</strong> Zuverlässigkeit der Führungskräfte und des operativ<br />

eingesetzten Sicherheitspersonals.“<br />

Auf Regierungsebene ist in <strong>die</strong>sem Sinne Bewegung erkennbar. „Der<br />

Referentenentwurf zur Einführung eines Zulassungsverfahrens für Bewachungsunternehmen<br />

auf Seeschiffen“ befand sich jedoch zum Zeitpunkt<br />

des Redaktionsschlusses „noch in der Ressortabstimmung“, wie<br />

Sarah Schneid von der Pressestelle des Ministeriums <strong>gegen</strong>über DSD<br />

betonte.<br />

Passagen der möglichen Novellierung der Gewerbeordnung sind jedoch<br />

bereits öffentlich gemacht worden. Im Abschnitt „Bewachungsgewerbe<br />

auf Seeschiffen; Verordnungsermächtigung“ soll es folgende<br />

Neuerungen geben:<br />

„(1) Wer Bewachungsaufgaben nach § 34a Absatz 1 auf Seeschiffen<br />

seewärts der Begrenzung der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone<br />

durchführen will, bedarf abweichend von § 34a der Zulassung durch<br />

das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bundesamt). Die<br />

Zulassung kann mit Auflagen verbunden werden, soweit <strong>die</strong>s zum Schutz<br />

der Allgemeinheit oder der Auftraggeber erforderlich ist; unter denselben<br />

Voraussetzungen ist auch <strong>die</strong> nachträgliche Aufnahme, Änderung oder<br />

Ergänzung von Auflagen zulässig. Die Zulassung ist im Benehmen mit<br />

der Bundespolizei zu versagen, wenn der Antragsteller<br />

1. nicht <strong>die</strong> Anforderungen an <strong>die</strong> betriebliche Organisation und Verfahrensabläufe,<br />

einschließlich der Maßnahmen zur Sicherstellung<br />

der fachlichen und persönlichen Geeignetheit und Zuverlässigkeit<br />

der eingesetzten Personen, erfüllt,<br />

2. nicht <strong>die</strong> Anforderungen an <strong>die</strong> Geschäftsleitung sowie an <strong>die</strong> mit<br />

der Leitung des Betriebes oder einer Zweigniederlassung beauftragten<br />

Person hinsichtlich der persönlichen Geeignetheit und Zuverlässigkeit<br />

erfüllt,<br />

3. den Nachweis einer Betriebshaftpflichtversicherung nicht erbringen<br />

kann.“<br />

Ferner ist angekündigt: „Das Bundesamt veröffentlicht und aktualisiert<br />

auf seiner Webseite regelmäßig eine Liste der nach Absatz 1 zugelassenen<br />

Bewachungsunternehmen.“<br />

Anfang April des Jahres listete der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium,<br />

Dr. Bernhard Heitzer, <strong>die</strong> Deutschland niedergelassenen<br />

Bewachungsunternehmen auf, <strong>die</strong> nach Kenntnis der Bundesregierung<br />

derzeit maritime Sicherheits<strong>die</strong>nstleistungen anbieten. Bislang<br />

böten, so Heitzer, „nur wenige in Deutschland niedergelassene Unternehmen<br />

maritime Sicherheits<strong>die</strong>nstleistungen an. Hierzu gehören nach<br />

Auskunft u. a. von SAMI (Security Association for the Maritime Industry):<br />

EDLS Executive Defense & Leadership Systems GmbH, Safe Seas<br />

Consult GmbH, Result Group GmbH, Condor Schutz- und Sicherheits<strong>die</strong>nst<br />

GmbH, Ibs - Internationale Bodygard- und Sicherheitsagentur<br />

e. K. und ISN International Security Network GmbH. Agiz UG und Control<br />

Risks Group Limited besitzen Niederlassungen in Deutschland, haben<br />

aber ihren Hauptsitz in anderen Ländern.“<br />

Sich auf Auskunft des Reederverbandes berufend, betonte Heitzer, es<br />

setzen inzwischen viele Schiffseigentümer als zusätzliche Maßnahme<br />

zum Schutz <strong>gegen</strong> Piraterie auf besonders gefährdeten Schiffen private<br />

Sicherheitsfirmen zum Schutz der Besatzungen ein. „Genaue Zahlen<br />

- auch hinsichtlich der Frage, unter welcher Flagge <strong>die</strong> durch private<br />

Sicherheitsfirmen geschützten Schiffe fahren - sind der Bundesregierung<br />

nicht bekannt“, räumte Heitzer ein, unterstrich jedoch ausdrücklich:<br />

„Der Einsatz von <strong>privaten</strong> Sicherheitskräften kann eine sinnvolle<br />

Ergänzung zu anderen Maßnahmen, insbesondere der Einhaltung der<br />

Best Management Practices sein, um <strong>die</strong> Sicherheit der Besatzung und<br />

eines Schiffes vor Piraterieangriffen zu erhöhen.“<br />

Der EU-Schutzmission Atalanta sprechen, wie aus einer Umfrage<br />

der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PWC unter 100<br />

deutschen Reedereien im Juni 2011 hervorgeht, nur 17 Prozent einen<br />

wesentlichen Beitrag zur Bekämpfung der Piraterie zu – im Jahr 2010<br />

sagten das noch 40 Prozent. „Vielmehr glauben 90 Prozent der Befragten“,<br />

so <strong>die</strong> PWC-Stu<strong>die</strong>, „dass <strong>die</strong> <strong>Piraten</strong> in den vergangenen Jahren<br />

gewalttätiger und kampfbereiter geworden sind. Zudem haben <strong>die</strong><br />

gelegentlich geleisteten Lösegeldzahlungen das Piraterieproblem nach<br />

Ansicht der meisten Reeder (80 Prozent) noch verschärft. Aus Sicht der<br />

Unternehmer ist es daher alternativlos, <strong>die</strong> Bekämpfung des Problems<br />

in professionelle Hände zu legen. 27 Reedereien setzen private bewaffnete<br />

Sicherheits<strong>die</strong>nste ein, weitere 6 Reedereien verzichten auf <strong>die</strong><br />

Bewaffnung ihrer Wachleute.“<br />

Zur Frage der Bewaffnung der Sicherheitskräfte auf Schiffen umriss<br />

Staatssekretär Heitzer <strong>die</strong> Position der Bundesregierung. Vom Grundsatz<br />

her sei „eine Bewaffnung mit allen dem Waffengesetz unterliegenden<br />

Waffen möglich, wenn <strong>die</strong> gesetzlichen Voraussetzungen für<br />

<strong>die</strong> Erteilung einer Erlaubnis vorliegen.“ Für <strong>die</strong> Ausstattung mit Waffen<br />

„wäre eine Ausnahmegenehmigung des Bundeskriminalamtes erforderlich.“<br />

Der Einsatz von Waffen, <strong>die</strong> unter das Kriegswaffenkontrollgesetz<br />

fallen, werde nicht erlaubt.<br />

Zweifellos werden <strong>die</strong> rechtlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz<br />

privater Sicherheits<strong>die</strong>nste auf hoher See auch über <strong>die</strong>sen Punkt<br />

kontroverse Diskussionen nach sich ziehen. Aber <strong>die</strong> Richtung heißt:<br />

Sicherheitskräfte, nicht Söldner.<br />

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Wirtschaft und Politik

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